itige man, daß der Vertreter ichs im Vatikan nachdrücklich die Gründe erläu⸗ terte, warum der 1010 Brief ſowohl in offiziellen Kreiſen Frankreichs als im franzö⸗ ſiiſchen Volle Erregung hervorgerufen habe. Man fügte hinzu, der Heilige Vater wurde davon ſehr gerührt und man verfehle nicht, orauszuſehen, daß das nicht ohne günſtige Wirkena bleiben werde. 1 0 „ 5 Aus Nah tend Fern. 5 Wein me Bürger⸗ eine tek) Des: Bürgerausſchuß hat die iner zweiten Bürgermeiſterſtelle ſofgrt öſkeallic ausgeſchekeben e ln i b. Bruchſal Tod as ſtu r z.) Der jährige Landwirt Jakob Hein⸗ rich Becker fiel ſo unglücklich vom Kirſchen⸗ baum, daß er an den Folgen des Sturzes Dr 1 Lokale Nachrichten. : Ausflug des Männergeſangvereins. Nächſten Sonntag, den 7. Juli, unternimmt der Männergeſangverein ſeinen diesjährigen Ausflug nach Zell bet Bensheim. Alle Mitglieder und deren Angehörige ſind hierzu herzlichſt eingeladen. Näheres wird noch bekanntgegeben. * Turngenoſſenſchaft. Die 10⸗ mal 100 Meter Staffettenmannſchaft der Turngenoſſen⸗ ſchaft betelligte ſich am vergangenen Sonntag an dem Sportfeſt des Brudervereins Neckarau. Bei dem Lauf„Quer durch Neckarau“ konnte die Viernhefmer Mannſchaft nach hartem Kampfe unter 7 Konkurrenten als 1. Sieger durchs Ziel gehen. Möge die Turngenoſſenſchaft auch ferner⸗ hin ſo erfolgreich wie diesmal die Farben Viern⸗ heims vertreten. * D. H. V. Anſere Mitglieder werden ge⸗ beten, zu unſerer morgen Abend ſtattfindenden Mitgliederverſammlung vollzählig zu erſcheinen. Tagesordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Näheres ſiehe Inſerat. der ſeit Jahrzehnten angelegten farbigen Weg⸗ „ 30, Juni ds. Js. fnttgefundenen Sitzung des Aufſichtsrats der Süddeutſchen Diskento⸗ Geſellſchaft AG. Mannheim wurde die Bilanz nebſt Gewinn⸗ und Verluſtrechnung für das Jahr 1922 vorgelegt, welche einen Reingewinn von Mark 1 175 458 124.08 lim Vorjahr Mark 40 787 304.88] ergibt. Auf Antrag des Vor⸗ ſtandes beſchloß der Aufſichtsrat, der auf 8. Juli ds. Is. einberufenen Generalperſammlung vor⸗ zuſchlagen, eine Dividende von 200%(l. V 14% zu vertellen, Mk. 750 000 000(i. V. 22 500 000] dem Reſervefonds 2 zuzuweiſen, Mk. 6 000 000 [i. V. 3 500 000] auf Gebäude abzuſchreiben und Mk. 25 000 600[t. V. 1 500 000] auf neue Rechnung vorzutragen. Dem Beamten fonds ſollen Mk. 50 171 040.08 li. V. Mk. 1 561 867.35 zugewieſen werden. i Was leiſtet der Odeuwald⸗Klub: 1. Uneigennützige Arbelt durch Erhaltung der Naturſchutzeinrichtungen, z B. Inſtandſetzung von Schutzhütten und Ausſichtstürmen, Ausbeſſerung der Weganlagen und Quellen, Inſtand haltung bezeichnung, die ſich auf den Odenwald, die Bergſtraße. das Maintal bis zum Taubergrund und Bauland, das Neckartal mit kleinem Oden⸗ wald bis Gundelsheim Wimpfen, im Kraichgau bis Bruchſal und nunmehrſauch im Ried erſtreckt. (Die Auffriſchung dieſes Markierungsnetzes er⸗ fordert z. Zt. nicht weniger als 4 Milltonen Mk.) 2. Mitarbeit an der Verbeſſerung verkehrs⸗ techniſcher Einrichtungen bei der Eiſenbahn. 3. Ausführung von Schülern⸗ und Ferien⸗ wanderungen, deren Notwendigkeit durch den ſchlechten Ernährungszuſtand der Jugend begrün⸗ det wird. 4. Die Tätigkeit in der Jugendpflege umfaßt auch den Ausbau des Jugendherbergenetzes und dle Einrichtung von Jugendherbergen. 5. Unterſtützung der Bergwacht zur Bekämpfung der im Gebirge zunehmenden Zerſtörungen durch die ſogen. wilden Wanderer und unverſtändigen Ausflügler. 6. Veranſtaltung von monatlichen Programm⸗ wanderungen unter ſachkundiger Führung. 8. Pflege der Natur⸗ und Heimatliebe, des 4 f 1 5 turdenkmälern u. a. m. 9. Pflege der Volks- und Wanderlieder. 10. Abhaltung von Vorträgen und Veran⸗ ſtaltung geſelliger Vereinsabende. St. Eingeſandt. ir Gisſendungen unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion außer der weßgeſetzlichen keine Verantwortung. Ausführung des Reichs mietengeſetzes. Von Seiten der Kommiſſion, welche über die Feſtſetzung der Hausmiete beriet, wurde das Angebst der Mleter, für Monat Mai das zl⸗ fache, für Monat Juni das 81⸗fache zu zahlen, von den Vertretern des Haus beſitzes abgelehnt. Da bis heute die Hausmiete noch nicht feſtgelegt iſt, bittet Einſender die Bürgermeiſterei, die nötigen Schritte zu unternehmen. Wie aus dem Kreisblatt vom 28. Juni erſichtlich, iſt die Miete für Heppenheim auf das 300,⸗fache feſtgelegt. Weun ich das Angebot der Hausbeſitzer betrachte, ſo wäre das 500⸗fache für die Gemeinde Viern⸗ heim nicht übertrieben, da doch hier ganz andere Verhältniſſe ſind wie in Heppenheim. An alle Hausbeſitzer ergeht der Ruf, an dem 300,⸗fachen für Monat Mat und an dem 500,fachen Betrage für Junt feſtzuhalten. Ein Hausbeſitzer. Amtlicher Teil. Betr.: Verordnung über die weitere Erhöhung der Unterſtützung für Rentenempfänger der Invaliden⸗ u. Angeſtelltenverſicherung vom 15. Juni 1923. Die neuen Bezüge der Sozialrentner haben wir angewieſen und kommen dieſe in den nächſten Tagen zur Auszahlung. Die geaue Zeit der Auszahlung wird von der Gemeindekaſſe bekannt gegeben. Betr.: Das Aufreißen von Holz. Morgen Mittwoch vorm. 9 Uhr wird auf dem Rathauſe das Aufreißen des für gemeinheitl. Zwecke benötigten Holzes— ca. 86 Rm.— 7. Ferienwanderungen mittels Sonderzüge. an die Wenigſtnehmenden öffentlich verſteigert. Pflanzen⸗ 10 Vogelſchutzes, Erhaltung von Na Bett, Erbohang der Giwerb Die Erwerbsloſenſatze wu erhöht: 1. für mänlſche Perſonen a. über 21 Jahre, ſofern ſie nicht im Haushalt eines anderen leben b. über 21 Jahre ſofern Sie in dem Haushalt eines anderen leben c. unter 21 Jahren 2. für welbliche Perſonen a. über 21 Jahre ſofern ſie nicht in dem Haushalt eines anderen leben b. über 21 Jahre ſofern ſie in dem Haushalt eines an⸗ deren leben e. unter 21 Jahren 3. als Familienzuſchläge für a. den Ehegatten 2600 b. die Kinder und ſonſtige unterſtützungsberechtigte Angeh 2050 Viernheim, den 8 Juli 1923. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 5 Vntererhebſtelle. Donnerstag und Freitag können alle Rückſtände an Grund⸗ und Gewerbeſteuer Nach⸗ trag 1921 und dieſelbe für 1922, ſowie Holz⸗ und Pachtgelder 1922 und Hundeſteuer 1923 ohne Pfandkoſten bezahlt werden. Ebenſo Brand⸗ ſteuer 1, Ziel noch ohne Mahnkoſten. Einfache Mahnung koſtet jetzt 800 Mk., Pfandkoſten 1800 Mk., größere Poſten dement⸗ ſprechende Erhöhung. Viernheim, den 3. Jult 1923. Kirchner. Der„Viernheimer Anzeiger“ kann jederzeit bei unſeren Austrägern und in unſerer Geſchäftsſtelle abonn⸗ niert werden. Wir bitten um rege Unterſtützung. Der Verlag. 8 ab 18.6. 26 25. 6. 25 7000 8400 6150 4300 7400 5100 6150 7400 5150 3850 6100 4600 3200 2400 merksamkeiten sprechen wir . . — 5 8 — — — . — — — — — . ͤfaghhhahghahagcgannaagacgaactmacoaapadaaaaaaggandae Agaggegunapmegaagngmegndggegegccahna Für die uns anlässlich unserer Vermäh- lung in 80 reichem Maße erwiesenen Auf- seren herzliohsten Dank aus. Adolf Berger und Frau Emma, geb. Merk. 7 42 U. im Vereinsheim. D. H. V. Mittwoch abend 9 Uhr Mitglieder⸗ 5 Verſammlung K. K. V. Donnerst. 1½9 Ubr Ver eins abend mit Vortrag. Rechen Der Vorſtand. hierdurch un- Fuß ball⸗Club Amicitia 09 Sportplatz hinterm Gaswerk. und Reiſigbeſen zu haben bei ace eggan pn f Vorſtands⸗ Mittwoch abend Frisch eingetroffen: Erſtklaſſige, ſtarke Ferkel u. Läuferſchweine zu verkaufen. Karl Dewald Walbdſtr. 18. Joh. Karl Kempf Ww. Jede Uhr repariert in eigener Werkſtätte ſchnell, gut und billig L. Krug Lorſcherſtraße 8 Uhr Voll⸗ 2 fitzung Au. anſchließend ½9 Uhr Zuſammen⸗ kunft der Spleler, be⸗ — treffs Trikotabgabe. Katholiſcher Kirchenchor. Mittwoch Abend halb 9 Uhr im Freiſchütz General⸗Verſammlung wozu alle Ehrenmitglieder, aktive und paſſive Mitglieder Der Vorſtand. eingeladen ſind. Der Vorſtand. Alt⸗Gold, Silber, Platin Ein neuer Glas⸗ ſchrank zu verkaufen. Lorſcherſtr. 40 Back gebrauchtes verkaufen. Eine Fuhr Bruchſteine mit ſteine Material, Von wem, ſagt die Exp. kauft Bartmann 32,22 Mannheim. Kücheneiurichtungen Diwan, Bücherſchr., Schreibtiſch, Vertiko, Büfett, 1· und 2e tür. 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Nach den letzten Mitteilun⸗ gen des„Zentralnachweisamtes für Kriegsverluſte forderung von 960 Milliarden eipgaſtellt. weſentliche Verbeſſerungen 60 Prozent gewährt VLiernheimer Nachrichten De„Viernheuner 1 g Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal: Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.— Der monatliche Bezugspreis beträgt 8000 Mk.— Durch die Pöſt bezogen monatlich 12000.— Mk. Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin 1 7 mut Biernbeim. Geſchüfts⸗Anzeiger 3 ſperuſprecher Rr. 217 Viernheimer⸗ Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Inſerate finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Donnerstag, den 5. Juli 1923 Vereins⸗Anzeiger Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim Viernheimer Volksblatt Inſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene Potit⸗ Zeile 400.— Mk. für lokale und 600.—. Mk. für auswärtige.— Die Reklame⸗Zeile 1000.— Mk.— Vet öfteren Wiederholungen Rabatt.— Beilagen: pro 100 2000.— Mr. Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 36 ueadtngas 5 yſtſcheckkonto Nr. 21577 Ami Frankfurt a. M. 40. Jahrg. ——— Leer, Für die Kriegsopfer. . Die Neuregelung der Kriegsbeſchädigten⸗ und Kriegshinterbliebenen⸗Fürſorge. Von Hermann Hofmann⸗Ludwigshafen, M. d. R. Der Reichstag verabſchiedete in ſeiner Sitzung vom 15. Juni die Novelle zum Reichsverſorgungs⸗ geſetz, nachdem die Regierungsvorlage im 19. Aus⸗ ſchuß eine gründliche Beratung erfahren hatte den und Kriegsgräber“ wird die Zahl der Verwunde⸗ ten mit 4 217 861 angegeben und 1 945 000 Krie⸗ ger⸗Hinterbliebene(Witwen und Waiſen) hat das Reich heute fürſorglich zu betreuen. Die Regierungsrorlage war cuf eine Mehr- Forderungen der Kriegsopferverbände wurden mit 2, Billionen bemeſſen. Der reſtloſen Erfüllung dieſer Wünſche konnte aber nicht ſtattgegeben wer⸗ den, da der Sparausſchuß des Reichstags die Summe von 1,2 Billionen als Höchſtgrenze feſt⸗ ſetzte. Trotzdem ging der Ausſchuß in ſeinen Ver⸗ beſſerungen bis 1,5 Billionen. Nach den Feſtſtel⸗ lungen des Reichsarbeitsminiſters bezieht nun ein Schwerbeſchädigter 93 Prozent, ein Blinder 115 Prozent und ein Anſtaltspflegling 155 Prozent des unterſten Beamtengehalts. Immerhin ſind dies gegenüber den bis⸗ herigen Renten. Neu eingeführt iſt die Pflege⸗ tulage, welche für Beſchädigte mit einer Erwerbs⸗ minderung in Betracht kommt und 10 Prosent der Grundrente der Schwerbeſchädigten⸗ und Aus⸗ gleichszulage beträgt. Gegenüber der Regierungs⸗ vorlage hat ſie in ihren drei Stufen eine Erhöhung von 4500, 6000 und 7500 Mark erfahren. Die Hinterbliebenenrente werbsfähige Witwen wurde auf 20 Prozent feſtge⸗ ſetzt; für Witwen, die ein Kind zu verſorgen haben, auf 50 Prozent, und für Witwen, die wegen Krankheit erwerbsunfähig ſind, auf 60 Prozent. Dabei erhalten erwerbsfähige Witwen 50 Prozent, ſobald ſie das 45. Lebensjahr vollendet haben. Bei Vollendung des 50 Lebensjahres werden allgemein Die Waiſenrente hat inſo⸗ fern eine verbeſſernde Aenderung erfahren, als ſie auch bis zur Vollendung des 21 Lebensjahres ge⸗ währt wird, wenn die Waiſe bei Vollendung des 18. Lebensjahres die Berufsausbildung noch nicht vollendet hat. Einem Wunſche des Ausſchuſſes entſprechend, trat auch eine Erhöhung der Eltern⸗ rente von 30 auf 50 Prozent fürs Elternpaar und von 20 auf 90 Prozent für einen Elternteil ein. Die Elternrente darf 70 Prozent der Vollrente des Verſtorbenen nicht überſchreiten. Die Kinder⸗ zulage iſt„ 20 Prozent der Elternrente der Schwerbeſchädigten⸗ und Ausgleichszulage feſtge⸗ ſetzt. Neu iſt die Frauenzulage für Beſchädigte mit einer Erwerbsminderung von mindeſtene 50 Prozent in Höhe von 10 Prozent der Grund- rente der Schwekbeſchädigten⸗ und Ausgleichszu⸗ lage. Im Falle des Bedürfniſſes wird an Beſchä⸗ digte mit einer Erwerbsminderung um mindeſtens 50 Prozent und an ſämtliche Hinterbliebenen, mit Ausnahme der erwerbsfähigen Witwen, eine ſoge⸗ nannte Zuſatzrente gewährt. Für die Beſchädigten unter 50 Prozent und die erwerbsfähſgen Witwen iſt durch Ausführungsbeſtimmungen zum Härte⸗ paragraphen eine dem bisherigen Teuerungsmaß⸗ nahmegeſetz entſprechende Regelung vorzunehmen. Die Ortszulage beträgt in der Ortsklaſſe A 25, B 22, C 18, D 14 und E 10 Prozent. Auch das Sterbegeld iſt erhöht worden, und zwar zu dem Grundbetrag in Ortsklaſſe A mit 18000 M., in Ortsklaſſe B und C mit 16 500 M., D und E mit 15000 Mark. Zur Zeit ergibt ſich die tatſächliche Summe mit dem Dreißigfachen. Die weſentlichſte Verbeſſerung durch die Novelle iſt die Ausgleichung der Teuerungszulage der Kriegsrentenempfänger an die Teuerungszuſchüſſe der Beamten. Damit iſt die Hauptforderung der Kriegsopferverbände endlich erfüllt und der auto⸗ matiſche Teuerungsausgleich geſichert. Für die unter 20 Prozent Beſchädigten hat der Reichstag jetzt eine Abfindungsſumme von 600 000 Mark beſchloſſen. Bei der Abfindung kommen ewa 4500 000 Beſchädigte unter 20 Prozent in Betracht und mit ihrer Ausſcheidung nach Angabe der Regierung, n ungefähr ein Viertel des ge⸗ ſamten Verwaltungsgpparates. Die für er⸗ de Bipſt gegen beihiochenſſge 3abullge. Ein Telegramm an den Auuflus. Schritte bei der Reichsregierung. Rom, 3. Juli. Unter dem Eindruck der Nachricht des Eiſenbahnunglücks bei Duisburg hat der Papſt durch Kardinal⸗ ſtaatsſekretär Gaſparri das folgende Te⸗ legramm an den Nuntius Pacelli in Ber⸗ lin richten laſſen: „Während der heilige Vater ſich mit ſeinem Briefe bemühte, die Mächte zu einer wirt⸗ ſchaftlichen Verſtändigung zu führen und während er beſtrebt iſt, alles vermeiden zu laſſen, was eine ſolche Verſtändigung ver⸗ hindern könnte, erfahre ich zu meinem le b⸗ haften Schmerz, daß in den beſetzten Ge⸗ bieten Sabotageakte und andere Verbrechen unter der Deviſe der paſ⸗ ſiven Reſiſtenz begangen werden. Seine Heiligkeit beauftragt mich, energiſche Schritte zu unternehmen, damit die dor⸗ tige Regierung ein für alle Male einen ſolchen verbrecheriſchen Widerſtand verur⸗ teile, ſo wie der Heilige Vater ihn verurteilt. (gez.): Gaſparri.“ * (0 Es wäre grundverkehrt, dieſes neuen⸗ liche Eingreifen des Vatikans als deutſchland⸗ feindlich oder gar als einen Umfall zu beur⸗ teilen, der möglicherweiſe das erfolgreiche Er⸗ gebnis der Bemühungen des franzöſiſchen Ge⸗ ſandten beim Vatikan ſein könnte. Näher liegt vielmehr die Auslegung, daß die Weiſung nach Berlin ein Dokument der päyſtlichen einem internationalen Schieds⸗ gericht zu ſtellen, ſich nicht mit der Würde der franzöſiſchen Nation vertrage. Ueber die Antwort des Papſtes erfährt das gleiche Blatt, daß der Papſt dem franzöſiſchen Bot⸗ ſchafter nicht verhehlt habe, daß die Art der Poincarsſchen Erwiderung auf ſeinen Brief ihn aufs Tiefſte getroffen habe.— Nach Aeu⸗ ßerungen aus der päpſtlichen Staatskanzlei werde der Heilige Stuhl keinerlei franzöſiſch⸗ belgiſchen Druck dulden. Uebrigens ſei man auf Jonnart wegen des plötzlichen Abſagens ſeines Empfanges, wozu das geſamte Kardi⸗ nalskollegium geladen war, ſehr ungehalten. Das päßſtliche Dokument habe zwar nichts Antifranzöſiſches, wie die katholiſche Kirche nicht national, ſondern international ſei. Aber der Vatikan, zumal Pius ſelbſt, erkenne die volle Gefahr, die ganz Europa und Frankreich ſelbſt bedrohe. Die franzöſiſche Behauptung, daß das päpſtliche Dokument von Baldwin inſpiriert ſei, ſtelle eine ungeheuerliche Lüge dar, die im Vatikan Empörung hervorgerufen habe. Immerhin hoffe man, daß ſich die Franzoſen und Belgier allmählich beruhigen und den Papſtbrief richtig beurteilen wer⸗ den. Mit Einſchüchterungsverſuchen werde in Rom nichts zu machen ſein.— Dies alles ſieht wahrlich nicht nach Begün⸗ ſtigung gegenüber Frankreich aus!— Wenn der Papſt ſich nun trotzdem gegen unſinnige Sabotageakte wendet, tut er damit nichts an⸗ deres, als was die Reichsregierung ſtets tat und mit ihr der bei aller Not und Pein ner⸗ Unparteilichkeit darſtelle und daß durch ſie N venſtark, vernünftig und beſonnen gebliebene im Brief des Papſtes an ſeinen Kardina ſtaatsſekretär zum Ausdruck gebrachte Stand⸗ punkt S. Heiligkeit zur gegenwärtigen, durch die franzöſiſche Ruhrpolitik ſo unendlich un⸗ heilvoll gewordenen europäiſchen Lage in nichts berührt oder gar geändert wird. Dies kommt auch in den Berichten über den Beſuch des franzöſiſchen Geſandten beim Papſt deut⸗ lich zum Ausdruck. Darnach erläuterte der Papft in längerer Unterredung ausführlich den Geiſt ſeines Briefes, wobei er deſſen In⸗ halt in vollem Umfange beſtätigte. Beſondere Sorge verurſachte dem Papſte die Tatſache, daß das deutſche Volk inſolge ſeiner Leiden von dem Bolſchewismus mit ſeinen ſchreck⸗ lichen Folgen heimgeſucht werden könne. Die„Tribuna“ teilt mit, der Botſchafter Jonnart hätte dem Papſt auseinanderge⸗ ſetzt, daß die Aufforderung, an Frankreich, ſich FEE 22:2: Eine von ſozialdemokratiſcher Seite bekämpfte Poſition iſt die nach 8 28 des RBG. feſtgelegte Ausgleichszulage oder beſſer geſagt, Be⸗ rufszulage. Die Ausgleichszulage iſt eine Son⸗ derzuläge und beträgt ein Viertel der nach 8 27 des RV. zu gewährenden Gebührniſſe und kaun bis zur Hälfte erhöht werden für Kriegsbeſchäßſßte und deren Hinterbliebenen, wenn die Beſchädigten vor Eintritt in den Militärdienſt oder in die Wehr⸗ macht einen Beruf ausübten, der erhebliche Kennt⸗ niſſe und Fertigkeiten erforderte. Die in den Paragraphen 63 und 64 feſtgelegten Kürzungsbeſtimmungen wurden vom Ausſchuß einſtimmig geſtrichen, ſodaß alſo bei Voll⸗ beſchäftigung und Normaleinkommen den Kriegs⸗ beſchädigten keine Kürzungen zugemutet werden ſollen, ſolange nicht ein Penſions⸗ und Rentenkür⸗ zungsgeſetz die übrigen Kreiſe erfaſſe. Durch die Streichung der Ruhens⸗ und Kürzungsbeſtimmun⸗ gen(8 63 und 64) wurden 4050 Milliarden Mark erſpart, welche zur Erhöhung der Zuſatzrente für renteberechtigte. Kriegerwitwen(§ 87b) Ver⸗ wendung fanden. Gleichzeitig wurde in der 9. Ergänzung des Beamtenbeſoldungsgeſetzes am 14. Juni d. J. ein neuer Artikel 10a angeführt. Danach ſoll ein Zehntel der Verſorgungsgebühr⸗ niſſe ruhen, wenn das Jahreseinkommen für. 1921 18000 Mark und für 1922 die Summe von 220 000 Mark erreicht. Für jede weitere 10 000 Mark pro 1021 und 18 000 Mark pro 1922 ruht ein weiteres Zehntel. größere Teil des deutſchen Volkes: er verur⸗ teilt und verabſcheut wahnwitzige Methoden, die nie und nimmer geeignet ſind, die Löſung zu beſchleunigen, ſondern die im Gegenteil Haß und troſtloſe Verwirrung gerade zu dem Zeitpunkt vermehren, da ſich die erſten ver⸗ heißungsvollen Anzeichen der kommenden Re⸗ gelung zeigen. Jene Irrgeleiteten, die in Wahnwitz, Verbrecherſinn oder was ja auch begreiflich erſcheint, in Verzweiflung den paſ⸗ ſiven Abwehrkampf des deutſchen Volkes ſtö⸗ ren, ſind in nichts berechtigt, ihre verbrecheri⸗ ſchen Unbeſonnenheiten mit dem„Vorwand des paſſiven Widerſtandes“ zu decken. Ganz Deutſchland lehnt dieſe Methoden und ihre Vollbringer ab!— Im übrigen harrt auch noch die Untat von Duisburg der Klärung; denn es iſt noch nicht feſtgeſtellt, wer die Sa⸗ boteure dort waren...! — eee Reichstag und Reichsregierung haben ſich bei der vorgeſchilderten Neuregelung der Kriegsbe⸗ ſchädigten? und Kriegshinterbliebenen⸗Fürſorge ehrlich bemüht, trotz der troſtloſen wirtſchaftlichen und finanziellen Notlage unſeres armen Vater⸗ landes ihr Möglichſtes für jene zu geben, die ihr Beſtes opferten. Ein Sumpf. Der„K. V.“ wird aus Mün chen ge⸗ ſchrieben: i i Der nach mehr als 14tägiger Dauer zu Ende gegangene Hochverratsprozeß gegen den Kunſtſchriftſteller Fuchs und Komplizen, kann in juriſtiſcher Hinſicht noch nicht gewür⸗ digt werden, weil das Urteil erſt am 9. Juli verkündet wird. Dagegen iſt eine Erörterung nach der politiſchen Seite möglich. Und da muß geſagt werden, daß durch die Verneh⸗ mung der Angeklagten und der vielen Zeugen in einen abgrundtiefen Sumpf hineinge⸗ leuchtet worden iſt. Die Geſellſchaft, die ſich den Volksrichtern präſentierte, ließ an Ge⸗ miſchtheit nichts zu wünſchen übrig. Der Hauptangeklagte Fuchs hat ſich als ein Wirrkopf und Flluſtoniſt entpuppt, den man nur pathologiſch nehmen kann. Der Kapell⸗ meiſter Machhaus, der ſich unmittelbar vor der Verhandlung erhängt hat, wollte um Kronprinz iſt für eine Abenteuxrerpolitik nicht eden Preis eine Rolle ſpielen. Der frühere ſtädtiſche Rechtsrat Dr. Kühles, der gleich⸗ falls Selbſtmord verübt hat, war feſt davon überzeugt, daß Bayerns Heil in der Abtren⸗ nung vom Reiche liegt. Der Kaufmann Munk gedachte bei dieſem politiſchen Ge⸗ ſchäft auch wirtſchaftlich zu profitieren. Dieſe Leute galten alle als zuverläſſig national, namentlich Fuchs, Machhaus und Kühles. Aber erſt manche der Zeugen! Subjekte; die im Trüben zu fiſchen ſuchten, der Mittäter⸗ ſchaft und Spitzelei verdächtige Individuen und Hinterkuliſſen⸗Typen traten als Zeugen auf. Vaterländiſche Verbände und Männer die zu den nationalaktiviſtiſchen Kreiſen ge⸗ rechnet werden müſſen, ſpielten eine Rolle⸗ Stickluft überall bis zum tiefſten Ekel. 1 Durch den Prozeß iſt erwieſen, daß es tat⸗ ſächlich Phantaſten und Narren gab, die auß die Abtrennung Bayerns vom Reich hinar⸗ beiteten und ihre Hoffnungen auf Frankreich ſetzten. Es hat ſich aber auch gezeigt, daß keine einzige Perſönlichkeit von Rang und Stand und keine politiſchen Parteien mit die⸗ ſen Narren etwas zu tun gehabt haben. Die Fuchs und Genoſſen ſtanden allein. Weder der fvühere Kronprinz Ruppre cht noch führende Männer der politiſchen Parteien waren Mitwiſſer und Mithelfer der Ange⸗ klagten. Der Kronprinz ſollte mit Hilfe des Franzoſen Richert in eine Falle gelockt wer⸗ den, aber der Plan iſt nicht geglückt. Der zu haben. Der Verlauf des Prozeſſes hat den Beweis erbracht, daß der Kronprinz zu den Plänen der Separatiſten in keinerlei Be⸗ * 7 2„or Tar. ziehungen ſtand. In der Augsburger Poſt⸗ zeitung wurde dazu bemerkt: 5 Dieſe Feſtſtellung iſt deshalb von Bedeutung, weil den hinter Richert ſtehenden franzöſiſchen Kreiſen ſehr daran lag, den Kronprinzen in die Sache hineinzuziehen. Der raffiniert entworfene Plan, dem franzöſiſche Kreiſe in München nicht fernſtanden, iſt dank der Klugheit des Kronprinzen geſcheitert, was ganz ſelbſtverſtändlich iſt für jeden, der den Kronprinzen und ſeine Anſchonungen kennt. Seine Aeußerung, daß er es ablehne, mit Hilfe von Handgranaten und Maſchinengewehren den Thron zu beſteigen, iſt dem Sinne vach gar nicht neu; denn wir wiſſen, daß der Kronprinz ſchon früher und wiederholt jeden Verſuch. durch Putſch und ſonſtige Gewalt die beſtohende Staats⸗ ordnung zu ſtürzen und ſich damit den Weg zum ö ſtu ge iſt unter dem Thron freizumachen, kategoriſch abgelehnt hat, Er iſt vollſtändig der Meinung ſeines hochſeligen Vaters, des Königs Ludwig III., daß unter den heutigen Verhältniſſen an eine Wiederherſtellung der Monarchie nicht zu denken iſt. Das wiſſen in Bayern auch die nationalen Kreiſe, unter denen es einſt Leute gab, die für einen Putſch zu Zwecken der Wiedereinſetzung der Wittelsbocher in ihre dynaſtiſchen Rechte jederzeit zu haben geweſen wären, die aber ſo deutlich zurückgepffffen wurden, daß ihnen ſeither die Luſt zum Putſchieren ver⸗ gangen iſt. 15 Iſt die Tatſache, daß bekannte Perſönlich⸗ keiten den Separationsbeſtrebungen der Fuchs und Genoſſen fern ſtanden, ſehr erfreulich, ſo muß doch anderſeits der Umſtand als betrüb⸗ lich bezeichnet werden, daß ein franzöſiſcher „agent provocateur“ wie Richert in München überhaupt eine Gefolgſchaft finden konnte und daß ſich vaterländiſche Kreiſe in den Sumpf des politiſchen Abenteurertums ziehen ließen. Die„Münchener Neueſten Nachrichten ſchrei⸗ ben von krankhaften Verhältniſſen und be⸗ zeichnen dieſen Prozeß als„eines der trau⸗ rigſten Kapitel aus Deutſchlands tiefſter vo⸗ litiſcher und ſeeeliſcher Not.“ Zu ſolchen Zu⸗ ſtänden wäre es aber nie gekommen, wenn nicht in manchen Kreiſen eine unaufhörliche Hetze gegen das Reich und den Reichs gedanken betrieben worden wäre. Unter dem Einfluß dieſer Hetze iſt dem Ge⸗ meinſchaftsgedanken ſchwerer Schaden zuge⸗ fügt worden, und nur dann, wenn das Ge⸗ meinſame wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird, werden Sumpfpflanzen wie Fuchs und Genoſſen keinen Nährboden mehr finden.. N—* is ben uuf des heit Muold ute. München, 8. Juli. Der Privatdozent Dr. ö 90 Verdacht der Anſtiftung e 5 99 5 1 00 00 egeindet erſcheint, muß erſt die Unterſuchung erge Dr. Ruge hat ſeſt langem eine außeroßzentliche Geſchäftigkeit in der natio⸗ nalaktivifſſſchen Bewegung entwirkelt, na⸗ mentlich Wee aber auch in Baden, 1 5 Mord an dem Studenten Ba u Ve 0 Heſſen und beſonders in Oberſchleſien. gehört zu jenen außerbayeriſchen Elementen, die im Laufe dend letzten Jahre nach München gezogen ſind und ſſich in eine abenteuerliche Politik geſtürzt haban. Auch im Prozeß Juchs⸗Machhaus hat ex eine weſentliche noch nicht aufgeklärte Rolle geſpielt. Der ermor⸗ dete Student Baur ſtand ſeinerzeit zu Dr. Rirge als deſſen Privatſektgtär i i gen. Dr. Ruge ſoll nach Witteilung eines Seccen im Prozeß Machhanz⸗Fuchs eine rganiſation zur Beſeitigung* mißliebiger Perfönlichkeiten eingerichtet haben. Er iſt ein exaltierter Menſch, der, gleich Fuchs, zu je⸗ nen Wirrköpfen gehört, die den phantaſtiſch⸗ ſten Plänen zugänglich und ſich in die gewag⸗ 110 0 peſitiſchen Abenteuer zu ſtiſrzen geneigt ind. Das Glngreiſen des Balkans. Rom, 2. Juli.„Giornale di Roma“ ta⸗ delt Poincaré wegen der reſpekt⸗ widrigen Behandlung des Papſt⸗ briefes in ſeiner Rede im Senat und fragt, ob nicht nach den letzten Aeußerungen Poincarés weitere Unterhandlungen über⸗ haupt nutzlos ſeien.— Die„Epoca“ ſchreibt, kein Europäer ſei heute ſo naiv und ſo dumm, um an Poincarés Unſchuldbeteuerungen zu glauben.—„Idea Nazionale“ betont, Frank⸗ reich verfolge tatſächlich die vollſtändige Zer⸗ rüttung und Bolſchewiſierung Deutſchlands. 1. N Zu dem Schreiben des Papſtes über die Reparationsfrage bemerkt der„Obſerver“: Der Vatikan hat ſich über die Reparations⸗ und Ruhrfrage mit einem Freimut ausge⸗ ſprochen, der der moraliſchen Bedeutung der Sache entſpricht. Nirgends wird Frankreichs Recht auf Reparationen angezweifelt; aber es gibt nur wenig Leute, die die Ruhrinvaſion und die tauſend Gewalttaten im Rhein- und Ruhrgebiet billigen. Der Vatikan wurde zu ſeiner Aeußerung durch die offene Ungerech⸗ tigkeit und durch die Gefahren der Poin⸗ carsſchen Politik veranlaßt. Deutſchland kann nicht beſchuldigt werden, Zahlungen ver⸗ weigert zu haben, bevor es auch nur die Mög⸗ lichkeit zu einer öffentlichen Weigerung hatte. Wenn ſich die Alliierten auf eine vernünftige Summe geeinigt hätten, dann würde die Ruhraktion ein gemeinſames Unternehmen geweſen ſein. Tatſächlich würde ſie aber nicht notwendig geweſen ſein, denn in dieſem Fall würde Deutſchland gar nicht in Verzug kom⸗ men. 21 8 „Ale nuſſepenettebende Melbung. Ein päpſtlicher Schritt beim Reichskanzler? Mailand, 2. Juli. Wie der„Sera“ aus dem Vatikan erfährt, hat Pius XI. den apo⸗ ſtoliſchen Nuntius in Deutſchland erſucht, beim Reichskanzler einen Schritt zu unternehmen, um ihn von der Notwendigkeit zu überzeugen, dem deutſchen Widerſtand im Ruhrgebiet Ein⸗ halt zu gebieten, um ſo die Aufnahme von Verhandlungen mit den Alliierten möglich zu machen. Der„Corriere della Sera“ meldet aus Er Briefe an den Kirdinalſtaatsſekretär nich. als beendigt ans Sobald die Antworten der Regierungen vorlägen, würde die Aktion des Papſtes fortgeſetzt werden. Ter erſte Teil dieſer Meldung kann un⸗ möglich den Tatfachen entſprechen. Nach dem Brief des Papſtes wäre ein ſolcher Schritt r einem Wehrloſen anriete, ſich eines ra⸗ ſend gewordenen wilden Tieres zu erwehren, boppelt unverſtändlich. Warten wir alſo auf den Widerruf! Schr.) g Dauernde Abſperrung des Rheiſtlundes? Genf, 2. Juli. Wie der„Temps“ meldet, iſt die Feſtſetzung der Abſperrung der beſetzten deutſchen Gebiete auf 14 Tage nur eine vor⸗ läufige. Die letzte Friſt für Deutſchland zur Einſtellung des paſſiven Widerſtandes laufe in diefen 14 Tagen ab. Frankreich ſei ent⸗ ſchloſſn, nach dieſem Zeitraum die Abſperrung der beſetzten Gebiete zu einer dauernden zu f Zum Geheimbericht über Dorten. London, 1. Juli. Gegenüber dem Pariſer Dementi betont der„Obſerver“, daß der am vorigen Sonntag von ihm veröffentlichte Ge⸗ heim bericht über die Verhandlungen franzöſiſcher Vertreter mit Dr. Dorten ein authentiſches Dokument ſei und daß die fran⸗ 1 Ableugnungen ſich an Nebenpunkte hielten. * Der„Berliner Lokalanzeiger“ ſagt zu der neueſten Abſchnürungsmaßnahmen: Die her⸗ metiſche Abſperrung des beſetzten und des Ein⸗ bruchsgebietes von dem übrigen Deutſchland hat unzweifelhaft noch ihren ganz beſonderen Grund. Nach Meldungen von ſehr gut unter⸗ richteter Seite hat es den Anſchein, daß die Franzoſen alle Vorkehrungen zur Prokla⸗ abe der Rheiniſchen Republik getroffen aben. 5 Die Saarfrage vor dem Völkerbunds rat. Geheime Sitzungen.— Die erſte engliſch⸗ Ffranzöſiſche Meinungsverſchiedenheit. 1 Genf, 2. Juli. Unter dem Vörſitz des italieniſchen Vertreters Salandra wurde heute in geheimer Sitzung die 25. Tagung des Völkerbundsrats eröffnet. Auf der erſten Tagesordnung ſtehen zwei eng⸗ liſche Anträge über die Saarfrage: 1. Ein Antrag über die Notver ordnung und die Streikpoſtenverordnung der Regierungskom⸗ miſſion und 2. ein Antrag, der eine Unter⸗ ſuchung darüber vorſchlägt, ob die Verwal⸗ tung des Saargebiets durch die Regierungskom⸗ ſionmiſſion dem Geiſte und dem Buchſtaben des Verſailler Vertrags entſpricht. In einer kurzen ſchriftlichen Begründung des zweiten Antrags erklärt die engliſche Regierung, daß es Pflicht des Rates ſei, ſich darüber zu vergewiſſern, daß die Verwaltung des Saargebiets im Sinne des Vertrags von Verſailles augeübt wird. Gleich in der erſten Sitzung verlangte Lord Ro⸗ bert Cecil nachdrücklichſt die Oeffentlich⸗ keit der Debatte, vor allem der Debatte über die Saarfrage. Frankreich widerſprach dieſem Antrag lebhaft. e * Deulſcher Reichstag. Det vlelbeſchrlene Fall Jechenbach. Der bayeriſche Vorſchlag: Nachprüfung. Berlin, 2. Juli. Die erſte Reichslagsſitzung nach den kurzen Par— lamenktsſerien brachte die ſeit Monaten ausgeſetzte . Zuverläſſig wird im Vatikan erklärt, daß der Papſt ſeinen Friedensſchritt mit dem Verhandlung über das Urteil des bayeriſchen Volks⸗ außenpolitiſchen verlangt. Inzwiſchen 1 ein die Urteilsbegründung mit ei günſtigen Ergebnis unterf Verhandlungen zwiſchen dem ſterium und der bayeriſchen Staa gef n,, e Für die Sozialdemokraten bezründete Dittmann die Interpellation mit einer ſcharfen Kritik an dem Fechenbach⸗Urteil und an der, In⸗ ſtitution des baheriſchen Volksgerichts überhaupt Die Begründung des Urteils mit der vor Fechenbach vorgensmmenen Veröffentlichung de; Telegramms des bayeriſchen Geſandten beim Vati kan, Baron Ritter, beweiſe die Haltloſigkeit de: Verurteflung. Bei der Unterſuchung der Frag durch den Reichstagsausſchuß ſei aner kannt worden, daß das Gericht von falſcher Vorausſetzungen ausgeganger ſet. Zuſammenfaſſend forderte Dittmann Auf debung des Urteils gegen Fechenbach, minde- ſtens aber Nachprüfung durch die bayeriſch Regierung ſelbſt und Aufhebung des baheriſcher Volksgerichts überhaupt.„ Die Erklärung des bayeriſchen Geſandten. Nach dieſen Angriffen auf die bayeriſche Recht; ſeechung. erhebt ſich der bayeriſche Geſandte 6 einer kurzen Erklärung: 1 7 f Die bayeriſche Regierung habe ſich im Fulle Fechenbach ſtets nur von sachlichen Geſichts⸗ punkten leiten laſſen. Sie werde entſprechend ihrer Zuſage, alle Einwendungen gegen Urteile der Volksgerichte zu unterſuchen, ein Gutachten des bayeriſchen Oberlandesgerichts einholen und nach dieſem Gutachten verfahren, wenn Fechenbach ein Gnadengeſuch einreicht. 5 Die diplomutiſche Erwiderung des Reichsfuſtiz⸗ 0. miniſters. 47 5 Es folgt eine wohlabgewogene Erwiderung des Reichsjuſtizminiſters Heinze: Das Urteil gebe wirklich Anlaß zu verſchiedenen Zweifeln. Der von der bayeriſchen Regierung vorgeſchlagene Weg ſcheine der zweckmäßigſte zu ſein, denn es ſei nicht möglich, durch Parlamentsbeſchluß ein Urteil auf⸗ zuheben. Schließlich ſei auch zu berückſichtigen, daß die Angelegenheit des Ritter⸗Telegramms nicht den einzigen Vorwurf gegen Fechenbach dar⸗ ſtelle. Ganz ungerechtfertigt ſeien die Angriffe auf die Inſtitution der Volksgerichte. Sie beſtehen nach§ 178 der Reichsverfaſſung zu Recht. Nach dieſer entgegenkommenden Darlegung des bayeriſchen Standpunktes kam das wichtigſte: „Ueber die Frage, ob das Delikt verjährt geweſen iſt, geben die, Meinungen im Juri ſtenkollegium auseinander. Die große Mehr⸗ heit der Juriſten iſt der Meinung, daß Verjährung vorliegt. r Nach der offiziellen, der wohlabgewogenen Ver⸗ teidigung kam die energiſche, ſtark politiſch gefärbte des Aug. Emmingers von der Bapyeriſchen Volkspartei. 5 958 (Hier kommt es zu Lärm und Ordnungsrufen. Sozialdemokraten und Kommuniſten nennen Em⸗ minger„Schwindler“,„unverſchämter Kerl“; aber man beruhigt ſich ſchnell wieder.). g Der Reichstag könne ſich nicht als Berufs in⸗ ſtanz gegen ein Gerichtsurteil auftun. Warum ſei der Einwand der Verjährung nicht früher von den„bezahlten oder freiwilligen Verteidiger Fechenbachs“ erhoben worden? Fechenblgch bleib ür ihn nach wie vor ein Schädling, don is gerechte Strafe ereilt habe. An dieſer Auſfag e könnten alle Einwände gegen das Urteil nichts ändern. Gegen 7 Uhr wurde die eee e verlagt, Das Fechenbach⸗Urteil vor dem Reichstag. Berlin, 3. Juli. Die Ausſprache über das Urteil des bayeriſchen Volksgerichts gegen Fechenbach wurde heute fort⸗ geſetzt. Weſentlich neues ergab ſich dabei nicht. Abg. Dr. Bell(Z.): Die Volksgerichte gerichts gegen Fechenbach. Die Sozialdemokraten fallen völlig aus dem Rahmen der deut⸗ Gerich ie herſtellung. Auch dee Reichsjuſtizminiſter hat er klärt, daß nach ſeiner Meinung die Verjährungs friſt eingetreten war. Damit hat er zugegeben daß ein Fehlſpruch ergangen iſt und er hat daraus die notwendigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Das gilt auch von der bayeriſchen Regie rung. Es muß gewirkt werden, daß das Begna⸗ digungsverfahren unverzüglich durchgeführt wird, Das erſte ſollte ſein, die Verurteil⸗ ten aus dem Zuchthaus zu entlaſ⸗ ſe n.(Sehr richtig!) Von Bedeutung war das Eingreifen des Reichs juſtigminiſters. i Die Zentrumspartei hatte einen Antrag eingebracht, der die Ausſprache offenbar auf ein höheres Niveau heben ſollte. Die Reichsregierung wird darin aufgefordert, durch Beſchleunigung der Strafprozeßreform die vollſtändige Rechtseinheit im Reiche einzuführen. f. Dr. Heintze ſagte: Ich bitte um einſtimmige Annahme des Zentrumsantrags, damit der Reichstag ſo dokumentiert, daß wir alle die Ein ⸗ heit des Rechts, die allerdings durch den, Beſtand der bayeriſchen Volksgerichte alteriert iſt, in möglichſter Kürze wieder in Deutſchland einführen wollen. Zum Fechen⸗ bach⸗Prozeß ſelbſt äußerte ſich auch heute der Miniſter nur ſehr vorſichtig. Es ſei falſch, ſchon etzt vor der Nachprüfung von einem Fehlurteil u ſprechen. 75 Abg. Dr. Radbruch bedauerte die allzu vor⸗ ichtigen Erklärungen ſeines Nachfolgers im Amte. Die Abſtimmung über den Zentrums ⸗ intrag auf Vereinheitlichung der Rechtspflege rgab, daß alle Parteien ſich der Auffaſſung es Juſtizminiſteriums angeſchloſſen hatten; nur inige bayeriſche Abgeordneten ſtimmten dagegen. Rorgen werden kleinere Vorlagen beraten berden. f 5. ö Aus dem Reich. Der Nationalfälertag-⸗ Ein Vollsentſcheide? „Berlin, 3. Juli. Die Geſetzesvorlage, durch ſie der 11. Auguſt zum Nationalfeier⸗ ö ag erklärt werden ſoll, iſt von der Tages⸗ ardnung der letzten Reichstagsſitzung ab ge⸗ etzt worden, weil die Meinungsverſchieden⸗ zeiten unter den Parteien darüber noch nicht iusgeglichen werden konnten. ö Der deutſche republikanische Reichsbund er⸗ lärt darauf heute, er werde, falls das Geſetz nicht vor den Sommerferien des Reichstags derabſchiedet werden ſollte, mit Hilfe der ihm ingeſchla nenen wirtſchaftlichen und kulturellen Organiſat' un einen Volksentſcheid iber die Frage des Nationalfeiertags herbei— ithren. Vier Billionen Fehlbetrag bei der Poſt! Berlin, 3. Juli. Der Ausſchuß des Verkehrs⸗ beirats beim Reichspoſtminiſterium, der zur Be⸗ catung der Vorlagen über die Erhöhung der Poſt⸗, Telegraphen⸗ und Fernſprechgebühren vom 1. Aug. as zuſammengetreten war, hat ſich mit den vom Reichspoſtminiſter vorgeſchlagenen Gebührenſätzen ein verſtanden erklärt. Der Entwurf der neuen Gebührenordnung geht nunmehr an den Reichs⸗ rat. Das Miniſterium ſchlägt als allgemeine Grundlage eine Erhöhung um 333 Prozent vor. or Wöunhbrief ſoll 1000 Mark. die Fern⸗ Wie wir vtegeben unsern Sthulbigern. Roman von E. Krickeberg. 10 Nachhruck verboten. Es war ocht Tage nach dem Beſuch von Eberhardt von Drewensberg. Der Abend des trüben Maitages war hereingebrochen. Anita hatte ſoeben die letzte Schülerin entlaſſen. Jetzt ſaß ſie im tranlichen Erker, um die glücklichſte Stunde ihres ganzen Tages zu feiern, die Stunde, die ſie ganz und ungeſtört ihrem Heini angehören durfte. Der Kleine ſaß auf ihrem Schoß. Das Köpfchen an der Mutter Schul⸗ ter gelehnt, lauſchte er andächtig und mit glän⸗ zenden Augen den ſchönen Märchen, die ſie ihm erzählte. Es war kalt draußen. Der Wind heulte um die Hauseclen, und klatſchend ſchlug der Regen an die Fenſter. Die beiden ſaßen ein Weilchen ſtill und lauſchten auf das Toſen des Unwetters, und dann wanderten die Augem Anitas durch das behagliche Zimmer, das im Schein der roſa verhängten Lampe ſo traut und wohlig warm— und ihr doch ſo leer und öde erſch'en, ſeitdem der eine darin fehlte, der ſeine Seele geweſen war. Ein Schauer ging durch ihre Glieder.. „Oh, Heini, wenn wir nur nicht ſo ver⸗ kaſſen wären.“ Da ſchrillte die Korridorglocle. berziger Golt!“ „Barm⸗ e ee. Anita fuhr empor, daß Heini von ihten Knien glitt. Das war nicht Vater Harto, der pflegte anders zu läuten. War es eine Ahnung von dem, was in der Seele der Mutter vorging, oder hatte dieſe energiſche Art, die Klingel zu ziehen, eine Er⸗ innerung in Heini geweckt? Er klatſchte plötz⸗ lich jubelnd in die Hände:; „Das iſt der Onkel mit den Weintrauben, paß auf, Mutti, das iſt Onkel Eberhardtchen!“ Und da war er auch ſchon draußen und hatte die Korridortür weit aufgeriſſen zum Empfang des Erſehnten. „Onkel—. Onkel, haſt du auch eine weiße und eine blaue mitgebracht? Und auch eine für Mama und Väterchen Harto?“ Nicht einen Schritt vermochte Anita dem Ankömmling entgegenzugehen. Sie ſtand da, die Lehne eines Seſſels krampfhaft mit den Händen umklammernd, weiß wie die marmorne Pallas Athene auf der Säule meben ihr. Die Tür des Zimmers hatte Heini offen gelaſſen, und in ihr erſchien jetzt Eberhardt von Drewensberg mit dem kleinen Neffen an der Hand. „Darf ich eintreten, gnädige Frau?“ Sie⸗ dend heiß ſtieg es in Anita empor. Sie mußte alle ihre Kraft zuſammennehmen, um das ſchroffe Nein zu unterdrücken. „Darf ich den Bruder meines Mannes von meiner Schwelle weiſen, ehe ich weiß, in wel⸗ cher Eigenſchaft er lommtz⸗“ W A „Das heißt mit anderen Worten, wenn Sie es könnten, würden Sie es tun, und Sie erwarten unzweifelhaft von meinem Taktge⸗ fühl, daß ich wieder gehe!— Ich kann aber nicht gehen, ebenſowenig wie Sie mich abzwei⸗ ſen können, und ſo bitte ich Sie, mich für kurze Zeit zu ertragen.“„ „Sie kommen zu einer— etwas unge⸗ wöhnlichen Zeit, Herr von Drewensberg.“ „Ich weiß, daß Sie tagsüber beſchäftigt ſind, und glaubte, jetzt am wenigſten zu ſtö⸗ ren.— Ich bitte tauſendmal um Verzeihung.“ „Mutti— Mutti, ſieh doch, ſo viele Trau⸗ ben hat Onkel mitgebracht.— Eine ganze Kiſte voll, blaue und weißel— Da, Mutti, die große iſt für dich.“ „Heini, quäle mich nicht!“ Anita ſchob die ſpendende Hand mit unverhohlenem Widerwil⸗ len von ſich. „Mit weichem Recht tun Sie das, von Drewensberg?“„ N „Fragen Sie den auf dem Bilde, gnädige Fran. Glauben Sie. daß Heinz es mir weh⸗ ren würde, ſeinem Sohn ein gegebenes Ver⸗ ſprechen zu erfüllen?“ „Sicher, mehr als das!— Er würde Ih⸗ nen verbieten, wiederzukommen.“ „Gnädige Frau!“ 0 7 „Bitte, mein Herr— wir müſſen uns doch klar worden über unſere Meziehungen zuein⸗ ander. Sie haben unge ent die Ehre der Frau Ihres Bruders angegriffen und bilden Herr ſich ein. zt würde Ihnen die Gaſtfreundſchaft 755 ſeines Hauſes gewähren?— Bitte— 1 Sie mich ausſprechen;— Ich habe es ver⸗ ſtehen und ſogar bis zu einem gewiſſen ade Ihren ariſtokratiſchen Vorurteilen ver⸗ zeihen können, daß Sie und Ihre Angehöri⸗ gen verſuchten, Ihren Stammbaum»von der Vermiſchung mit dem bürgerlichen Blut einer einfachen Schauspielerin rein zu halten— ja, wenn meinem Sohn ſein Recht geworden wäre, hätte ich Sie bedauern können, daß wir Ih⸗ nen ſo bittere Enttäuſchungen bereiten muß⸗ ten. Seitdem Sie aber geſagt haben, nicht das bürgerliche Blut und die Schauſpielerin an ſich, ſondern meine vermeintliche„dunkle Vergangenheit“ ſei der eigentliche Grund zu Ihrem Vorgehen gegen mich, iſt für alle Zei⸗ ten jede friedliche Verſtändigung zwiſchen uns“ ausgeſchloſſen.“ Er ſtand vor ihr, blaß bis in die Lippen. Man ſah, jedes ihrer Worte traf ihn, aber er ſenkte nicht den Blick vor ihren flammenden Augen. Und jetzt unterbrach er ſie mit be⸗ ſchwörender Stimme. „Gnädige Frau, ich habe Sie ſchwer be⸗ leidigt, und ich darf nicht erwarten, daß Sie das ſo raſch vergeſſen können „Nie!“ rief ſie dazwiſchen. f „Auch nicht, wenn ich Ihnen noch einmal vor dem Bilde des Mannes, den wir beide von Herzen geliebt haben, ſchwöre, daß ich es und wünſche, das können 0 6 Erhöhung. vom 1. Juli agen Sie mit ſo— ſo gerade heraus! f önnen l 500 000 Mark 5 11 5 5 N en Beratungen des Ausſchuſſes erklärte der Reichspoſtminiſter in ſeiner Begründung, daß der Jahresfehlbetrag der Reichs poſtverwaltung für 1923 auch nach der ſoeben in Kraft getretenen noch über 8 Billio⸗ nen Mark beträgt. Der Jahresertrag der Sätze, die ab 1. Auguſt in Kraft treten ſollen, wird af etwa 4 Billionen Mark veranſchlagt, ſo daß Billionen Mark ungedeckt bleiben noch über 4 pürden. f 105 Vermeidung eines Metalgarbeiterſtreike 1 N 115 Berlin? mn Berlin, 3. Juli. Es beſteht Aus ſicht uf Vermeidung des Streiks der Ber⸗ iner Metallarbeiter. Der Schlich⸗ ungsausſchuß hat einen Schiedsspruch gefällt, vonach für die Woche vom 2. bis 7. Juli ein Spitzenlohn von 9000 Mark pro Stunde be⸗ ſahlt werden ſoll. e g 15„ 50 „ ARlhein und Ruhr. Weitere Ausdehnung der Beſetzung. Dortmund, 2. Juli. Die Franzoſen dehnen die Beſetzung weiter aus. In den heutigen Morgenſtunden wurde Weſthofen zwiſchen Schwerte und Hamm beſetzt. e Teile der Kruppwerke beſetzt. ö Een, 2. Juli. Die Kruppſchen Werke ſind geſtern nachmittag von den Franzoſen teil⸗ weiſe beſetzt worden. Bei dem großen Umfang der Anlagen fehlt es noch an genaue⸗ ſren Angaben. Wie bis jetzt feſtgeſtellt, find folgende Abteilungen beſetzt worden: die Gie⸗ ßereten, die elektriſchen Anlagen, die Keſſel⸗ anlagen und die Lokomotiv⸗ und Wagenbau⸗ abteflungen. Ob es ſich um eine vorüber⸗ gehende Beſetzung zum Zweck von Requiſitio⸗ nen oder um eine dauernde Beſetzung handelt, ſteht noch dahin. Ein großer Teil der Arbei⸗ ter konnte heute morgen wegen der Beſetzung nicht mehr zur Arbeitsſtätte gelangen 5 10 N Eſſeu, 2. Juli. Die Beſetzung von Kruppſchen Werk⸗ anlagen hat fich, wie jetzt genauer bekannt wird, folgendermaßen abgeſpielt: Sonntag morgen zwiſchen 8 und 9 lde erſchien zunächſt eine Anzahl von Ziviliſten, franzöſiſche Ingenieure. Einige Zeit ſpäter rückten zwei Bo⸗ taillone Alpenjäger an. Die beſetzten Anlagen wurden durch die Truppen ſofort durch einen ſtar⸗ ken Drahtverhau abgeſperrt. In dem von den Truppen beſetzten Teil der Anlagen liegen rieſige Kohlen und Kokshalden, die die für den Betrieb der Firma Krupp notwendigen Beſtände bilden. Die Ingenieure waren, als ſie in den Kruppſchen Anlagen erſchienen, mit genauen Pl ä⸗ nen ausgerüſtet.„ Ueber den Zweck der Beſetzung laſſen ſich bis⸗ her nur Vermutungen anſtellen. Man glaubt, daß es den Franzoſen zunächſt auf die außer⸗ zordentlich großen Beſtände an Kohlen und Kols ankommt. Wegen der teilweiſen Beſetzung der Kruppſchen Werke fand heute eine Beſprechung des Direk⸗ ſtoriums und des Betriebsausſchuſſes von Krupp mit dem franzöſiſchen Kommandanten und Inge⸗ nieuren ſtatt. Die franzöſiſchen Ingenieure erklär⸗ ten, wenn die Firma Krupp die Kohlenſteuer an die Franzoſen bezahle, ſo würden die Kohlen⸗ halden freigegeben werden. 5 7 Bomben vor dem Mainzer Tuunel. Jaris, 2. Juli. Die Havas⸗Agentur miel⸗ det, daß vor dem Eingang zu dem Mainzer Tunnel zwei Bomben mit Zeitzünder aufge⸗ funde den ſeien und eine war explodiert, ohne Schaden angerichtet zu haben, während die zweite von einem Artil⸗ lerieoffizier unſchädlich gemacht wurde. Die Unterſuchung ſei noch im Gange. Die üblichen Sanktionen gegen Mainzer Beamte werden 5 1 bei derartigen Anläſſen dorgeſenenen Werkehrsdeſchratengen feien Vorbereitung. 1 i n Paris, 1. Jun. Habdas verbreſtet ein Te legramm aus Koblenz, in dem erklär wird, daß die interalliierte Rheinlandkom miſſion gemeinſam mit dem Oberkomma. a die enden des Beſatzungsheeres beſchloſſer 17 6 eben 10 9 0 Zug, der im bo 5 Gebi rkehre, deut ivil mitfahren müßten. 9 195 5 e 6 a N En gland und Frankreich. peinterts Aulworl. Mündlich übermittelt. London, 3. Juli. Heute nachmittag hat erſt der belgiſche Botſchafter und in ſpäter Abendſtunde der franzöſiſche Botſchafter Lord Curzon die langen mündlichen Ausführungen der Antwort ihrer Regierungen auf den eng⸗ liſchen Fragebogen über die Reparationspoli⸗ tik und den Ruhrkonflikt übermittelt. Ob die Ausführungen der beiden Diplomaten, die insgeſamt mehrere Stunden in Anſpruch nah⸗ men, auch noch in ſchriftlicher Ausfertigung der engliſchen Regierung für die morgen zu erwartende wichtige Beratung des engliſchen Kabinetts übermittelt werden, iſt bisher amt⸗ lich noch nicht bekannt gegeben worden. Paris, 3. Juli. Havas veröffentlicht eine Auslegung der Reuter⸗Agentur, die folgenden Wortlaut hat: Man erklärt in zuſtändigen Kreiſen, daß es völlig verfrüht iſt, von einem Sonder⸗ vorgehen bei der britiſchen Regie⸗ rung zu ſprechen. Eine derartige Frage hängt vom Kabinett ab und das erſte, was notwendig iſt bevor es ſeine Haltung—be⸗ ſtimmt, iſt die Kenntnis des fran zwö⸗ ſiſchen Standpunktes. 1 Was die Haltung Großbritanniens betrifft, bemerkt man, daß es auch verwüſtete Gebiete aufweiſt, in Form eines zerrütteten Handels, der ſich nicht wieder erholt. Die öffentliche Meinung wird ungeduldig und alles hängt von der franzöſiſchen Antwort ab und man kann nicht vorausſehen, was Großbritannien tun wird, wenn es unmöglich iſt, beide Stand⸗ punkte miteinander in Einklang zu bringen. Die Reuteragentur fügt hinzu, die Nach⸗ richt ſei nicht begründet, daß bei der jüngſten Unterredung zwiſchen Lord Crewe⸗ und Poincars lebhafte Worte(high words) ausge⸗ tauſcht worden ſeien. Tatſächlich habe der engliſche Botſchafter in ſeinem Bericht beſon⸗ ders die Herzlichketk und freundſchaftliche Haltung Poincarés bei der Unterhaltung betont..„ 22 1 9 5 „ e 4 ö Die offizielle Note erklärt weiter, es unter⸗ liege keinem Zweifel, daß die verſchiedenen Verzögerungen in der Beantwortung der dert⸗ ſchen Note die Ungeduld vermehrt hätten, die in den letzten Tagen in den engliſchen politi⸗ ſchen Kreiſen zutage getreten ſei. Ferner er⸗ klärt man an offizieller Stelle, daß ſich die gegenwärtige Lage nicht lange mehr ohne Ge⸗ fahr hinziehen könne, daß aber der Peſſimis⸗ mus, der von verſchiedenen engliſchen Zei⸗ tungen zur Schau getragen werde, gegenwär⸗ ig unberechtigt erſcheine. a London, 3. Juli. Der„Star“ ſchreibt in ſeinem Leitartikel, zweifellos werde die fran⸗ der Bomben zoſiſche Regierung und die franzöſiſche Preſſe ein eventuelles Sonderabkommen Ercan mit Deutſchland als unfreundliche Hal⸗ tung bezeichnen. Dieſe Handlung ſei aber nicht unfreundlicher als das Verhalten Frank⸗ reichs gegen England bei 97 80 Einmarſch ins Ruhrgebiet. Es ſei hohe Zeit, daß die britiſche Regierung Frankreich klar mache, daß die Geduld Englands erſchöpft ſei⸗—„Pall Mall Gazette“ ſpricht die Hoff⸗ nung aus, daß alle Beteiligten aus den letzten Ereigniſſen die nötigen Lehren gezogen haben. Wenn dies nicht der Fall ſei und Frankreich nicht zugeben wolle, daß nur ein wiederherge⸗ ſtelltes Deutſchland Reparationen zahlen könne, müſſe Großbritannien allein handeln. Eine andere Möglichkeit beſtehe nicht. f London, 3. Juli. Die konſervative Preſſe begrüßt, daß durch das Kommuniqué die Spannung zwiſchen Frankreich und England vermindert werde, während liberale Blätter realiſtiſcher darauf hinweiſen, daß dieſes Kom⸗ muniqus eigentlich wenig beſage und die Mei⸗ nungsverſchiedenheiten zwiſchen den beiden Ländern ſowie die Notwendigkeit einer raſchen Entſcheidung beſtehen laſſen.„ e Ausland. Eine Beſchwerde Ismet Paſchas. 5 Lauſanne, 2. Juli. Ismet Paſcha richtete heute an die Konferenz eine lange Note, in der er lebhaft darüber Klage führt, daß die wiederholten türkiſchen Schritte bei den Alli⸗ ierten zur ſchnelleren Regelung der Kupon⸗ frage ſowie der Räumung von Konſtantinopel ergebnislos blieben, obgleich man eine Ant⸗ wort innerhalb zwei Tagen verſprochen habe. Ismet. ſchließt ſeine Note mit der Aufforde⸗ rung, nunmehr in einer einzigen Sitzung die noch offenen Fragen, vor allem die Kupon⸗ frage, zu löſen, da ſie das Haupthindernis für Friedensſchluß bilde. Aus Sowjetrußland. woskau, 2. Juli. In einer feierlichen Sitzung des Moskauer Sowjets übergab Ka⸗ menew Trotzki zur Verfügung der Mili⸗ tärorganiſation ein von den Moskauer Arbei⸗ tern erbautes Luftſchiff, das aus Geld⸗ mitteln erbaut wurde, die von der Mos⸗ kauer kommuniſtiſchen Organiſation geſam⸗ melt wurden. Das Luftſchiff trägt den Na⸗ men„Moskauer Bolſchewik“. Steklow über⸗ gab ein aus Geldmitteln der Zeitung„Is⸗ weſtija“ geſtiftetes Luftſchiff namens„Is⸗ weſtija“. Nach der Uebernahme der Luft⸗ ſchiffe erklärte Trotz ki, daß jeder Verſuch, Rußland anzugreifen, mit dem Bau von Luftſchiffen beantwor⸗ tet würde. Zur Erinnerung an das eng⸗ liſche Ultimatum wurde ein militäriſches Flugzeuggeſchwader namens„Ultimatum gebildet. e— 5— 1 Moskau, 3. Juli. In der erſten nach ſei⸗ ner Freilaſſung gehaltenen Predigt forderte der Patriarch Tichon die ſcharfe Tren⸗ nung von Kirche und Politik und erklärte die Beſchlüſſe des Kirchenkonid für nichtig e Aus der kathol. Katholikentag in Wien. 0 Wien, 2. Juli. Die Katholikentagung hielt geſtern auf dem Joſefsplatz eine rieſige De⸗ monſtrationsverſammlung im Freien ab. Der chriſtlich⸗ſoziale Führer, Staatsſekretär Mi k⸗ las, erklärte in einer Rede, die Regierung Seipel wünſche die katholiſche Dik⸗ tatur in Oeſterreich aufzurichten, die eine Diktatur der Liebe und Arbeit ſein ſolle. (Fortſetzung von Seite 2.) Ihnen damals ſofort ehrlich eingeſtanden, daß ich ſelber nicht an dieſe dunkle Vergangenheit Maubte.“ „Tauſendmal ſchlimmer für Sie!— Dann var die ſchwere Ehrenkränkung einer Frau alſo aur ein— Geſchäftstrick von Ihnen.“ „Um Gotteswillen, gnädige Frau Aber ich darf Ihnen das nicht übernehmen— vas wiſſen Sie von mir und meinen Gedan⸗ en!— Zwiſchen unſerer erſten Unterredung ind heute liegen acht lange Tage— bitter chwere Tage für mich, voll innerer und äu⸗ ßerer Kämpfe. Wäre ich leichtfertig und ge⸗ wiſſenlos, würde ich entweder gar nicht oder ꝛher wiedergekommen ſein.— Können Sie ſich nicht denken, daß mich amm, nach reiflicher lleberlegung nur der zwingendſte Grund ver⸗ mlaſſen konnte, noch einmal der Abneigung, a vielleicht dem Haß zu trotzen, und mich ioch mehr in Ihren Augen zu erniedrigen?“ „O ja, ich kenne ihn ſogar, dieſen zwin⸗ jenden Grund: Sie ſuchen mein Kind für ich zu gewinnen.“ „Sie haben recht! Es iſt mein Herzens⸗ vunſch, daß Heini mich lieben lernt und ſich ui mir bekennt! e Sie taumelte förmlich zurück. und das and mich, mich meinen Sie ſo ohne weiteres zwtun— einfach zum Totſeind verbannen zu . I nniſſen. Doch ſie ließ ihn nicht zu Worte kom⸗ men.„Aber Sie irren, Herr von Drewens⸗ berg! In meiner Vergangenheit gibt es nichts, das Ihnen ein Recht gäbe, mich zu verleug⸗ nen.— Ich kann meinen Kopf gerade ſo hoch erhoben tragen wie ein Drewens berg. vielleicht habe ich ſogar noch ein größeres Recht dazu als Sie. Denn Sie ſind hübſch in dem Schutze Ihres Hauſes, unbehelligt Ihren ebe⸗ nen Weg gegangen, ich aber habe mir den meinen über Dornen und Steine bahnen müſ⸗ ſen. Doch ich ſehe, ich muß jetzt ſprechen! Sie ſollen ſich nicht länger hinter der Ausrede ver⸗ ſchanzen dürfen, daß Ihnen ein einziger Punkt in meinem Leben dunkel geblieben iſt. Ich werde Ihnen meine Lebensgeſchichte erzählen, genau ſo wie ſie geweſen iſt, ſo daß ich jedes Wort auf mein: Eid nehmen könnte.“ Sie begann auch ſogleich und ſprach un⸗ aufhaltſam, als ob ſie nicht raſch genug damit zu Ende kommen könnte. Sie ſah ihn nicht an dabei, nur wenn er eine haſtige oder erregte Bewegung mochte, warf ſie einen raſchen Blick zu ihm hin, fuhr aber fort, ohne ihn zu Worte kommen zu laſſen. Sie entſtiammte gut bürgerlichen Verhält⸗ Ihre Mutter war die Tochter einer alten Oiftziersfamilie geweſen, eine feine, ſtille Frau, ihr Vater Oberlehrer, ein äußerſt ge⸗ lehrter, kluger und genialer Mann, aber un⸗ ruhig, voll Tatendrang und bodenloſem Ehr⸗ geiz, alſo zu gitem anderen eher geeignet, als um Schulpedonten. Bei der kraſſen Verſchie⸗ 9 denheit der beiden Gatten war die Ehe nicht glücklich. Die Frau litt unter dem Deſpotis⸗ mus des Gatten, und ihr einziges Kind ſtand zwiſchen den Eltern und wußte nicht, ob es ſich zu Vater oder Mutter halten ſollte. So lernte Anita früh Seelenqualen kennen, aber nicht nur das, auch die kraſſe Not trat im Vat rhauſe an ſie heran. Den Oberlehrer trieb ſein Temperament zu ewigen Reibereien mit den Vorgeſetzten, die endlich damit endeten, daß man ihm den Ab⸗ ſchied gab. Er, als Feuerkopf, ging leichten Herzens, in der Gewißheit, daß er ſich als Schriftſteller ein viel behaglicheres und aus⸗ kömmlicheres Brot würde ſchafen können. Aber er irrte ſich ſchwer. Er ſchrieb zu ſcharf an⸗ greifend und ritt viel zu ſehr ſein Steckenpferd, die Notwendigkeit der Einführung einer radi⸗ kalen Schulreform, als daß die Zeitungen dau⸗ ernd Verwendung für ſeine Arbeiten gehabt hätten. Da mußten Frau und Kind eintreten, um mit ſeinen Handarbeiten notdürftig das tägliche Brot zu erwerben. Das wurde Anita, die des Vaters lebhaftes Temperament beſaß, oft ſauer, die Mutter ertrug ihr Joch als un⸗ vermeidlich mit der Geduld einer Heiligen. Aber ſie ſiechte langſam hin dabei. Als ihre Tochter eben konfirmiert war, ſtarb ſie, ohne krank geweſen zu ſein. Sie verlöſchte wie eine Lampe der das Oel fehlt. Nun galt es, für Anita eine Lebensbe⸗ ruf zu wäblen. Sie wollte Lehrerin werden, nicht aus eigenem Antrieb, aber ſie hatte vom * 7 Ein Tiroler Pfarrer gedachte der geknechteten Brüder in Südtirol und der Bevölkerung a Rhein und Ruhr und fagte, er verſtehe ch daß katholiſche Franzoſen auf katholiſche Deutſche ſchießen könnten. Die katholiſche In⸗ ternationale müßte ſich zuſammenfinden. Am Nachmittag veranſtaltsten etwa 100 000 Ver⸗ treter der Katholiken aus den öſterreichiſche Ländern, darunter zahlreiche Tiroler mit Muſikkapellen und viele katholiſche Vereine eine Rieſendemonſtration vor der neuen Hof⸗ burg. Kardinalfürſtbiſchof Piffel hielt eine Meſſe unter freiem Himmel und ſagte in einer Anſprache, die Zukunft und das Heil Oeſter⸗ reichs liege im Schoße der Kirche. Dann ſtieg er mit zahlreichen Biſchöfen und dem Bundes⸗ kanzler Prälat Dr. Seipel, der im geiſtlichen Ornat erſchienen war, auf die hohe Empore ber Hofburg und erteilte den Segen. Aus Naß und Fern. N Karlsruhe.(Opfer ſeines Ve⸗ r 11105 ae wurde der verhei⸗ ratete 55jährige Weichenwärter Karl Hor⸗ nung bei einem Stellwerk im hieſigen Haupt bahnhof von einer Lokomotive überfahren deren Herannahen er infolge des Weſtwindes nicht gehört hatte, und ſofori getötet. + Wiesloch.(Zu einem blutigen Se) kam es hier am Samstag abend Der Landwirt Georg Schimmel war in ange⸗ Dunk tande mit ſeinem Bruder in Streit geraten, dem er einen gefährlichen Bauchſtich beibrachte. Hierauf verletzte er noch die Frau ſeines Bruders ſchwer und brachte ſeiner Schweſter einen Armſtich bei. Nur mi großer Mühe konnte der Meſſerheld verhaftel werden.— Der Arbeiter Johann Bender von Mingolsheim wurde auf ſeiner Arbeitsſtätte hier von einer Diele auf den Kopf getroffen, und ſo ſchwer verletzt, daß er ſtarb. (b. Aus dem Angelbachtal.(Exploſion.) In dem ſonſt ſo ſtillen Gehöft Oberhof(Amt Wiesloch) wurden die Bewohner in der ver⸗ floſſenen Nacht in große Aufregung verſetzt Am Ausgang gegen Baiertal zu explodierte gegen halb 11 Uhr eine Dynamitpatrone, und durch die Erſchütterung gingen die; Fenſter⸗ ſcheiben des Wöhnhauſes P. Weigel in Scher⸗ ben. Auch das Wohnhaus Grabbauer, bei deſſen Scheune die Sprengung vorgenommen wurde, hat etwas Schaden gelitten. Man ver⸗ mutet einen Racheajñ.. aa 1 O Zriedrichsfeld b. Mannheim.(Die Tä⸗ tigkeit einer Räuberbande), die in der Gegend von Ulm Wäſchediebſtähle in Millionenwerten ausführte, ſpielt hierher? Eine Frau wurde mit ihrer Tochter verhaf⸗ tet, deren Mann der Räuberbande angehörte. In der Wohnung der verhafteten Frau konnte noch zahlreiche Wäſche beſchlagnahmt werden. & Leopoldshafen b. Karlsruhe. Die Fran⸗ zoſen, die in Stärke von etwa 65 Mann ſei etwa 8 Tagen hier einqartiert waren, ſind geſtern vormittag wieder abgerückt. Sie wur⸗ den in zwei Booten abgeholt und über den Rhein gebracht. 1 4 2 Freiburg.(Im Seminar St. Pe⸗ ter) wurde am heutigen Sonntag durch den Erzbiſchof 36 Diakonen die Prieſterweihe er⸗ teilt. ene „. St. Blaſien. Die Lokomotiveim Waſſer.) Auf der Bahnftrecke bei Altglas⸗ hütten ſtürzte infolge Dammunterſpülung eine Lokomotive ins Waſſer. Führer und Hei⸗ zer konnten ſich retten. 2 0 Handel und verkehr. Aubaltend ſtarts Nachfragen nach Deviſen. Vater eine ſorgfältige wiſſenſchaftliche Aus⸗ bildung genoſſen und hätte mit Leichtigkeit ihr Eramen ablegen können. Der Vater jedoch wi⸗ derſetzte ſich dem Plan.„Damit du dir in kur⸗ zer Zeit die Flugel verſtauchſt wie ich“, ſagte er.„Ter Zwang, die Pedanterie, das unter⸗ tänige Bücklinge machen, iſt nicht für unſere Naturen. Werde Schauſpielerin. Du biſt ſchön und haſt entſchieden Talent.— Das iſt ein Beruf, der dich auf die Sonnenhöhe des Le⸗ bens führt.“ Er wollte ſicher das Beſte ſeiner Tochter, aber es war ſein eigener Ehrgeiz, der ihn gerade dieſen Beruf für ſie wählen ließ. Sein ſchwärmeriſches Temperoment ſpiegelte ihm na⸗ türlich ſofort eine glänzende Zukunft für ſie vor. Anita in ihrer blendenden Schönheit wfirde natfirlich raſch berühmt werden, zu hohen Ebren und vor allen Dingen zu Pro⸗ tektion gelangen, und dieſe benützten ihrem Va⸗ ter zur Verwirklichung ſeiner Ideen und Pläne zu verhelfen. Ihm ſchwebte vor, eine Reform⸗ ſchule nach ſeinem Syſtem zu gründen. Und dazu brauchte er einflußreiche Förderer und Geldgeber. Dr. Schmidt erfaßte den Plan wie alles Neue mit Feuereifer und vermochte zu ſeiner Förderung ſogar ſelber Opfer zu bringen, in⸗ dem er zur Beſchaffung der Studiengelder den Zwang und die Unterordnung eines ſubalter⸗ nen, ſchablonenmäßigen Dienſtes als Rendam eines Gutes auf ſich nahm. Fortſetzung folgt.)