70 „ mit Aufhebung r den paſſiven Widerſtand nete Beſchränkungen im Verkehr nach dem eſetzten Gebiet entfallen ſeien, insbeſondere zoll tige Güter ohne weiteres in Lauf geſetzt wer⸗ den können. Demgegenüber muß nochmals aus⸗ drücklich darauf hingewieſen werden, daß im Ver⸗ kehr nach dem beſetzten, Gebiet trotz veränderter politiſcher Verhältniſſe keine Erleichterung einge⸗ treten iſt, und daß die beſtehenden Verkehrsbe⸗ ſchränkungen auch weiterhin in vollem Umfang und ſtreng durchgeführt werden. 0 f / Verfugung des Wehrkreiskommando 5. Zur Durchführung des Verſammlungsverbots hat der Militärbefehlshaber im Bezirk des Wehrkreiskom. mando 5, Generalleutnant Reinhardt, beſtimmt: Totenfeiern auf Friedhöfen ohne Umzüge außer⸗ halb der Friedhöfe an Allerheiligen, an Allerſeelen und am Totenſonntag fallen nicht unter das Ver⸗ lammlunasverbot..„ 5 10 f a . Wie der Rhein chriſtlich wurde.. Das Chriſtentum hat zuerſt in Deutſchland an den Ufern des Rheins feſten Boden gefaßt und die ganze Geſchichte dieſes Kulturgebiets maßgebend beſtimmt. Faſt 2000 Jahre wirkt es nun ſchon beſtändig fort und hat Volk und Boden des Rheins durch eine verbunden. Die ſchönſten deutſchen Dome, die ſich in den Fluten des Rheins ſpiegeln, ſind Zeugnis dieſer lebensſpendenden Kraft des Ehriſtentums. In einer inhaltreichen Abhand⸗ Chriſten⸗ Wilhelm Bonn verlegten„Rheiniſchen Neujahrsblättern“ er⸗ ſcheinen läßt, wird uns die früheſte Ausbrei⸗ tung des Chriſtentums auf dem linksrheiniſchen lung„Die Anfänge des tums im Rheinland“, die Neuß in den bei Kurt Schroeder in Gebiet geſchildert. Die Römer hatten ſich ja zunächſt nur auf i dem linken Rheinufer wirklich feſtgeſetzt und die hier wohnenden Germanen unterworfen. manien erobert werden, aber ſeit dem Anfang des 3. Jahrhunderts konnte man die Beſetzung des rechtsrheiniſchen Landes nicht mehr auf⸗ rechterhalten und mußte ſchon froh ſein, den mächtigen Strom als Grenze zu behaupten, die ſrömiſche Kultur durchdrang verhältnismäßig ſchnell dies germaniſche Gebiet und erfaßte am ſtärkſten die beiden unmilitäriſchen Städte Köln Einen Einblick in das Empfinden jener älteſten Chriſten am Rhein geſtatten uns die Grabſchriften. Ein herzlicher Ton klingt durch die lateiniſchen In⸗ 0 als Soldatenſtadt beſtimmt wurde. eines kleinen Mädchens, der bei St. Gereon ge⸗ freundlichſte Mägdlein.“ anderer Geiſt ein. Keine Erlöſungsſehnſucht wird mehr laut, ſondern es iſt die Klage eines lebenshungrigen Naturvolkes um den raſchen Tod. e Es iſt die Zeit der Völkerwanderung, der Weltenwende, die unſeren Tagen verwandt war keit, die auch in den chriſtlichen Städten des linken Rheinufers eingeriſſen ſei. 14 * 199789 erde Vermiſchles. Späte Erkenntnis. In der Londoner Morningpoſt war unter den Todesanzeigen aüch folgendes zu leſen: Zum Gedächtnis unſeres geliebten Sohnes Claude orman, Leutnant, gefallen am 1. September 914 im Alter von 24 Jahren bei Compiegne. r iſt für Frankreich geſtorben. Sein Tod war ſumſonſt, denn heute kämpft Großbritannien Bür- Deutschland Handel und Verkehr. Dollarkurs: 4,2 Milliarden. * Preisſchilder und Preisverzeichniſſe. Von amtlicher Seite wird mitgeteilt: Die nach der Reichsverordnung über Handelsbeſchränkungen und über Preisſchilder und Preisverzeichniſſe vor⸗ * auf dem Wochenmarkt oder ſichtbar ausgeſtellten oder angeprieſenen Waren mit Preisſchildern in lesbaren Zahlen an gut ſicht⸗ barer Stelle zu verſehen ſind: Lebensmittel, Futtermittel, Hols, Kohlen, Koks, Torf, Karbid, Benzin, Benzol, Petroleum, Spi⸗ ritus, Kerzen, Streichhölzer, Berufskleidung, Ve⸗ kleidungsſtücke, Leib⸗, Unter⸗, Bett, und Haus⸗ wäſche, Zwirn, Strickwolle, Nähgarn, Hüte und Mützen, Schuhwaren und ihre Zutaten, Leder⸗ waren und Lebererſatzwaren, Möbel, Haus⸗ und Küchengeräte, Reinigungsmittel, Schreib⸗ und Pa⸗ pierwaren, Schulartikel, Verbandsſtoffe, Tabak, Tabakwaren, Pfeifen und Handwerkszeug. Dieſe Pflicht zur Anbringung von Preisſchil⸗ dern entfällt, wenn die auszeichnungspflichtigen uralte Kultur Von hier aus ſollte auch das rechtsrheiniſche Ger⸗ die vordringenden Germanen bedrohten. Die und Trier, während Mainz durch ſeinen Che⸗ innig⸗ 5 0 N. ö * daß die Blätter ſich nicht gegenſeitig berühren, da ſchriften, ſo wie es z. B. auf dem Grabſtein funden, heißt:„Hier ruht Artemia, das ſüße und 1 Mit dem deutſchen Namen zieht zugleich ein ———— Waren in gut ſichtbar angebrachte Preisverteich⸗ niſſe aufgenommen werden; dieſe Verzeichniſſe müſſen überall da angebracht ſein, wo die im Preisverzeichnis aufgeführten Waren ausgeſtellt der angeprieſen ſind. Wer Lebensmittel im Kleinhandel abſetzt, hat in einem Schaufenſter ein gut ſichtbares Preisver⸗ zeichnis anzubringen, auch wenn die Lebensmittel im Schaufenſter ſelbſt nicht ausgeſtellt ſind. Es wird in den nächſten Tagen wiederholte Nachſchau gehalten werden, ob der Beſtimmung der Reichsverordnung über Preisſchilder u. Preis⸗ berzeichniſſe entſprochen iſt. Nachdem eine große Zahl von Geſchäften ſich bemüht, die Vorſchriften zu erfüllen, kann eine Läſſigkeit anderer nicht ge— duldet werden. Geſchäftsinhaber, welche die Preis⸗ auszeichnung nicht durchgeführt haben, müſſen mit Unterſagung des Handels und Schließung ihrer Geſchäftsräume rechnen. Beſonders aufmerkſam gemacht wird noch darauf, daß nach der jetzt gelten- den Beſtimmung alle Gegenſtände des täglichen Bedarfs mit Preiſen auszuzeichnen ſind, während nach den früheren Beſtimmungen lediglich die Ge— genſtände des notwendigſten Lebensbedarfs auszu⸗ zeichnen waren. Zu den Gegenſtänden des täg— lichen Bedarfs gehören insbeſondere viele Gegen- ſtände, die nach den früheren Beſtimmungen als Duruswaren anzuſehen waren. Etwas für Kleinkabakpflanſer. Bel den jetzigen unerſchwinglichen Tabakpreiſen werden dieſe Landwirte und Gartenbeſitzer froh daran ſein, die ihren Tabak ſelbſt angepflanzt 1 Dieſen und auch denen, die den Kleintabak⸗ bau im nächſten Jahre betreiben wollen, ſei fol⸗ 0 1 gendes Wichtiges für Tabakpflauzer mitgeteilt. menſchlich veligiöſe 1 40 0 5 die Blattrippen ca. 4 Zentimeter vom dicken Ends Nachdem der Tabak geerntet iſt, durchſticht man und reiht die Blätter auf Fäden. Hauptſache iſt, ſonſt Fäulnis eintritt. Das Aufhängen geſchieht am Boden oder Speicher. Der Tabak ſoll hell und luftig hängen; gegen direkte Sonnenbeſtrahlung und Regen geſchützt ſein. Er bleibt ſolange hän⸗ gen, bis er dachreif iſt. Dachreif heißt, wenn das in der Hand zuſammengedrückte Blatt beim 0 nen der Hand ſich wieder ausbreitet und die Mit- telrippe beim Umbrechen an der Bruchſtelle kein Waſſer mehr zeit. Sind die Blätter zu dürr, dann in Keller legen; wenn zu feucht, dann weiter trock— nen. Dann kommt das wichtigſte: die Zubereitung Dies geſchieht nach Angaben der Fermentation. Tabakbauſachverſtändigen der amtlichen deutſchen f 92 d e nach dem Tabeizin⸗ 5 8 1 a. 2 verfahren. und in der man viel klagte über die Sittenloſig⸗ Die württembergiſche Landwirtſchafts— kammer ſchreibt: Selbſtgepflanzter Tabak auch in kleinſten Mengen nach dem Tabeizinverfahren he⸗ handelt, ergibt eine durchaus bekömmliche wohl⸗ Iſchmeckende Rauchware, die frei von beißenden Nebenbeſtandteilen iſt. Dieſer Tabak hat gute Brennbarkeit, iſt von ſchöner Farbe des Rauches und der Aſche, ſteht dem im Großen hergeſtellten kaum etwas nach und iſt ganz bedeutend billiger. Die Höhere Staatslehranſtalt für Gartenhau an der Landwirtſchaftlichen Hochſchule zu Weihen— ſtephan Poſt Freiſing(Bay.) gibt gegen Einſen: dung des Rückportos koſtenlos Auskunft über das Verfahren und über die f Anbauvorſchriſten des ſachgemäßen Kleintabakbaues. Luſtige Ecke. Sein Vergnügen. Nun, Fritz, war es hübſch bei der Kindergeſellſchaft?“—„O ja, Mutti!“— „Aber warum biſt du denn nicht bis zum Ende ge⸗ blieben“?—„Ach weißt du, Mutti, ich konnte doch nichts mehr eſſen!“ Verhaßter Geruch.„Frau, haſt du der Minna geſagt, daß ſie nun endlich mal den Fleck aus meinem Rock rausmacht?“.—„Nein, Mann, ich werds lieber ſelber tun; ſeit ihr Chauffeur ſie hat ſitzen laſſen, kann ſie partout kein Benzin 17 riechen.“ 17 75 — im Straßenhandel nimmt täglich bedenklichere F an. 2 allen Teilen des Reiches kommen Nachricht Plünderungen. Die Unſicherheit im öffentlichen Leben wird nachgerade immer gefährlicher: Es iſt faſt unverſtändlich, daß vonſeiten der Induſtrie durch Stillegung der Betriebe die Brandfackel des Aufruhrs noch mehr ins Land getragen wird. Im Intereſſe des Volksganzen iſt dieſes Verhalten der Induſtrle ſicher nicht gelegen. Es ſcheint faſt als wolle man den Zuſammenbruch unſerer Wirtſchaft überhaupt. Es kann doch wahrlich unter dieſen Herren kein Zweifel be⸗ ſtehen, als könnten die heutigen Sätze der Er⸗ werbsloſenfürſorge zum Leben ausreichen. Wer die täglich ſteigenden Preiſe mit anſieht wird Mark heute nicht auszukommen iſt. Es iſt un⸗ möglich, daß ein Mann mit Familie in heutiger Zeit mit 800 oder 900 Mill. Mark leben kann. Der Staat und im beſonderen die gewählten Vertreter des Volkes müſſen das ſo rechtzeitig einſehen und ſchnellſte Maßnahmen ergreifen. Lelder werden die Maßnahmen meiſtens nur erſt dann ergriffen, wenn man den Druck der Straße verſpürt. Wenn unſere Induſtrie wirk⸗ lich nicht mehr in der Lage iſt die Betriebe auf⸗ recht zu erhalten, dann hätte aber die Regierung die Pflicht, in die Preisbildung des lebens⸗ wichtigen Bedarfs einzugreifen. Tut ſie das im Intereſſe der breiten Schichten des Volkes, dann wären auch die Mehrausgaben für Erwerbsloſen⸗ Unterſtützungen hinfällig. Frei und offen muß es ausgeſprochen werden, daß ſich allenthalben eln unerhörter Wucher breit macht. Die Reichs⸗ und Landesregierungen müſſen Mittel und Wege finden, daß dieſer zermalmenden Preistreiberel endlich ein Riegel vorgeſchoben wird. So wie bisher kann und darf es nicht mehr weiter gehen. Das Volk macht das einfach nicht mehr mit, es verlangt entweder Abbau der Preiſe oder ſchnellſte Einführung der Feſtwährung. Eile tut Not, bevor es zu ſpät iſt.— Wle gefährlich die Lage iſt erhellt ſchon daraus, daß es in unſerm ſonſt ruhigen Ort am letzten Samstag der hieſigen ſtaatlichen Polizei nicht mehr ge⸗ lungen iſt, der Bewegung Herr zu werden. Trotz aller guten Ermahnungen und Warnungen haben es die Erwerbsloſen zu Stande gebracht, den Weg der Selbſthilfe zu beſchrelten. Nach vor⸗ heriger Verſammlung zogen ſie unter Trompeten⸗ Signal mit Beil und Säge geſchloſſen hinaus in den ſtaatlichen Wald. Hier angekommen wurde ein großer Komplex, große mächtige Bäume niedergelegt(Polizei und Forſtperſonal durften das Schauſplel miterleben). Nach voll⸗ brachter Arbeit wurde wieder geſchloſſen in den Ort einmarſchiert, einige Straßen durchzogen und dann im Schillerſchulhof verſammelt, Noch be⸗ vor die Erwerbsloſen auseinandergingen, erſchlen in zwel Kraftwagen die Schupo, umzingelte die Erwerbsloſen, ſtellte ihre Namen feſt und ver⸗ brachte einige davon zum Verhör aufs Rathaus. Beile und Säge wurden beſchlagnahmt. Zwei Erwerbsloſe ſitzen in Haft. Bis in die Nacht⸗ ſtunden hinein hatte die Schupo zu tun, um die Ruhe wieder herzustellen. Den Gummiknüppel bekamen Viele zu verſpüren, auch ganz Unbe⸗ telligte, wenn dieſe ſich nicht zeitig zus dem Staube machten. Wir wollen mit allen unſern Ortseinwohnern nur wünſchen, daß ſich derartige Vorgänge nicht mehr wiederholen, die doch wahr⸗ lich kein Ruhmesblatſ in der Geſchichte unſerer Gemeinde finden. Andererſeits muß aber auch Staat und Gemeinde die Maßnahmen ergkeifen die unbedingt notwendig kind, damit den Er⸗ werbsloſen ihr Los erleichtert und dieſe vor äußerſter Not bewahrt bleiben. Die Vorgänge vom Samstag dienen allen zur Warnung, Gemeinde ſowohl, als auch den Exwerbsloſen. Schnelle Maßnahmen ſind nötig, damit wleder Ruhe und Ordnung in unſerer Gemeinde ein⸗ kehrt. Den Aufruf der Bürgermeiſterel bitten wir beſonders zu beherzigen. Amtlicher Teil. Betr.: Erzielung einer Nachernte von Tabakgeizen. über Teuerungsdemonſtrationen, Unruhen und zugeſtehen müſſen, daß mit wenigen Millionen Betr.: Holzfällung im Staatswald. 900 Die Oberförſterei beabſichtigt am Don⸗ nerstag, den 18. ds. Mts. 25 ältere, verheiratete Erwerbsloſe zum Holzfällen gegen Akkortlohn einzuſtellen. Wir fordern die Erwerbs⸗ loſen zur Meldung bei der Oberförſterei und Aufnahme der Arbeit auf und bemerken, daß bis jetzt eine Entſchließung ſeitens der Forſtableilung darüber noch nicht ergangen iſt, daß dieſe Areiten im Taglohn verrichtet werden dürfen. Dies ſpielt auch bei der großen Arbeitsloſigkeit gegenwärtig gar keine Rolle, ſondern einzig und allein der gute Wille zur Arbeit, die uns nur retten kann. Wir erwarten, daß die Meldungen ſofort erfolgen und bemerken, daß mit den übrigen 1 in 14 Tagen begonnen werden wird. Betr.: Landabgabe. 5 Der Goldumrechnungsſatz für die Land⸗ ahgabe beträgt vom i bis neun⸗ zehnten Oktober 1923 einſchließlich 1080 000 000 Mark, in Worten Eine Milliarde Achtzig Millionen Mark. Betr.: Beſchaffung von Wintervorräten für Er⸗ werbsloſe und für ſonſtige Bedürftige der Gemeinde. Ein diesbezügl. Antrag wird heute Abend von der Bürgermeiſterei der Finanzkommſſion unterbreitet. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Aufruf. Betr.: Hilfsaktion zu Gunſten der Erwerbsloſen. Mit Bezug auf unſere in dieſer Sache bereits erlaſſenen Bekanntmachungen bringen wir hiermit zur Kenntnis, daß im Laufe dieſer Woche eine Hausſammlung zu Gunſten der Erwerbs⸗ loſen vorgenommen werden wird, deren Ergeb⸗ nis unter dieſelben zur Verteilung gelangt. Wir richten an alle unſere Ortseinwohner die höfliche ſowie dringenſte Bitte, Lebensmittel aller Art nach Maßgabe ihrer Leiſtungsfähigkeit zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Fuhrwerke, die zur Aufnahme der Lebensmittel beſtimmt ſind, werden durch Beamte der Bürgermeiſterel begleltet. Unſere Einwohnerſchaft war ſtets auf dem rechten Platz zu finden, wenn es galt, ein Llebeswerk krönen zu helfen. Wli glauben daher auch in dieſer Sache keine Fehlbitte an Euch zu richten, in dem wir unterſtellen, daß ſich Jedermann durch Stiftungen von Lebensmittel an dem Werke chriſtlicher Nächſtenliebe beteiligt. Die gütigen Wohltäter dürfen ſich des wärmſten Dankes aller derjenigen verfichert halten, deren Not zu lindern dieſe Lebensmittel beſtimmt find. Viernheim, den 16. Oktober 1923. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Aang Ac Lüuler- U. inleg- Schweine ſind eingetroffen u werden zu mäßigen Preiſen abgegeben. Harl Dewald, Waldstr. 18 In dleſem Jahre kann eine Nachernte von Febsscher Melabarbeiler-arhaul. Sämtliche erwerbsloſe Kollegen werden gebeten, ihre Bücher zwecks Erwerbsloſen⸗Unterſtützung bis ſpäteſtens Donnerstag Abend in Kiesſtr. 2 abzugeben. Die Kollegen vom oberen Bezirk werden ge⸗ beten, daſelbſt ihre Büchen abzuholen. Für das Oberdorf ſuchen wir gleichzeitig einen Kaſſier, der ſich alsbald Seifenpuiver das seitenpuver fur jedes Wolcnveffonren Größte krqiebiqleit! Kiesſtr. 2 melden kann. Die Verwaltung. Haahaanoaamaaamad f länglich 809-1000 Schl i Seel Zinner St. wieder vorrätig Herren fenen Legn. BAhm, ffann- — Einzelmöbel— deim, Neckarvor⸗ Ion landſtr. 49, Nähe Heute eingetroffen: g neue Neckarbrücke. Faſt neuer Kochofen gegen Kartoffeln oder Frucht umzu⸗ tauſchen. Von wem, zu er⸗ möPfuhkaässer fragen in der Exp. An⸗ u. Verkauf! Brillanten Gold und Silber waren, Trau e arch mit Goldzugabe. 15810 1 755 Gold⸗ Uhr ein H ſchmied, Man F, 95, Velef. Werkmtätte für ſü Verloren ‚ 3 a ſolid, 5 rische fische en, zol orel bei Msbelhaune nee Micgel! 15 ple mann, f 9, 777 eee Nuuſachen f erel Faedhnneen eee 47 i beingt Gewiun! hie 5. gut und bill gebeten, dasſelbe in der e. Neparatnen. jeder Art bn date Bus nung. ging Sonntag Abend zwiſch. 9—/ 11 errenrad, von Hüttenfeld, Lorſcherſtraße, Rathausſtraße bis an 10 den Sporwlatz, Uebergang der elektr.“ Straßenbahn. 1% editi wird wöchentlich dreimal Dienstags, Donners⸗ tags und Samstags.—Der Bezugspreis beträgt vom 18. bis 19. 10. in d. abgeholt 80 Mill, durch du Poſt Schlüſſelz. Viernheimer Nachrichten „Viernheimer Anzeiger“ erſcheint ialen Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin B uſprecher Nr. 217 . 900 Viernheim. —. —. Geſchäfts⸗Anzeiger Vieruheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Amtsblatt der Heſſ. Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim Inſerate finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkfauſte Verbreitung. 2 Donnerstag, den — — *——.— Bezeichnung. l auszugebenden Reichsbankſcheine. Die Wert; rr 1 0 Berlin, 16. Oktober. Die bereits inhaltlich bekanntgegebenc Ver⸗ ordnung Über die Errich ung der deutſchen Rentenbauf wird nuuntehr im Wortlaut ver öffentlicht. Wir geben baraus das folgende Nach 3 9 der Verordnung betragen Ka pital und Grundrücklagen der Rentenbanf 3,2 Milliarden Nentnmark. Der Betrag werd zu glei Teilen vor der Jandcwtreſchaft nach 8 6 einerſeits und von der Juduſtrie, Gewerbe und Handel ein⸗ ſchließlich der Banken nach§ 9 andererſeite aufgebracht. Soweit der Grundbeſitz weder nach§ E noch§ 9 herangezogen wird, iſt er nach Maß⸗ gabe der Aufhebung der Zwangswirtſchaff zum Zwecke der Verſtärkung der Mittel der Rentenbank heranzuziehen. Nach§ 6 Abſatz 1 erwirbt die Rentenban! an den Grundſtücken, die dauernd land⸗, forſtwirtſchaftlichen oder gärtneriſchen Zwecken dienen, auf Goldmark Grundſchuld in Höhe von 4 Prozent des Wehrbeitragwertes. Nach Abſatz 4 desſelben Paragraphen iſt Kapital und Grundſchuld mit 6 Prozent jährlich zu verzinſen. Nach Abſatz 6 ſind Zinſen und Kapital nach dem Goldwert zurzeit der Zahlung nach näherer Beſtimmung der Durchführungsbe⸗ ſtimmungen in Rentenmark zu zahlen. § 8. Soweit das mit der Grundſchuld belaſtete Grundſtück verpachtet iſt, haften für die an die Deutſche Rentenbank zu leiſtenden Zinſen der Eigentümer und der Pächter als Geſanttſchuldner. Im Verhältnis zueinander iſt der Eigen- tümer zur Zahlung von einem Viertel, der Pächter zur Zahlung von Dreivierteln der Zin⸗ ſen verpflichtet. 8 9. Die bei Inkrafttreten dieſer Verordnung deſtehenden induſtriellen, gewerblichen und Han- delsbetriebe einſchließlich der Banken werden in ihrer Geſamtheit zu Gunſten der Deutſchen Ren⸗ tenbank mit demſelben Betrag in Gold⸗ mark belaſtet wie die Geſamtheit der dauernd ae e forſtwirtſchaftlichen oder gärt⸗ iſchen Zwecken dienenden Grundſtücke. Wenn zu einem Betriebsvermögen Grundſtücke gehören, erwirbt die Deutſche Rentenbank an dieſen Grundſtücken in Höhe von 4 v. H. des Wehr. beitragswertes, aber nicht über den Umlagebetrag hinaus eine auf Goldmark lautende Grundſch ul d. Die Grundſchuld geht, ſoweit nicht mit anderen Staaten getroffene Vereinbarun⸗ gen entgegenſtehen, allen anderen Laſten im Range vor. 1 Wird das Unternehmen ganz oder zum Teil veräußert, ſo haftet aus der Schuldver⸗ ſchreibung neben dem Veräußerer der Erwerber. Unternehmer neu entſtandener Betriebe ſind in entſpechender Weiſe heranzuziehen. 5 10. Die Grundſchuld bedarf zu ihrer Entſtehung ſowie zur Wirkſamkeit gegenüber Drit⸗ ten nicht der Eintragung. Die Grundſchuld iſt auf Erſuchen der Deutſchen Rentenbank oder auf Antrag des Grundſtücks⸗ eigentümers in das Grundbuch einzutragen. 6 11. An dem Kapital der Deutſchen Rentenbank ſind ie Eigentümer der belaſte⸗ ten Grundſtücke und die Unternehmer der belaſte⸗ ten Betriebe in dem Verhältnis der von ihnen ein⸗ gebrachten Geundſchulden beteiligt. Anzteilſcheine werden nicht ausgefer⸗ tigt. Die Anteile ſind nur mit Genehmigung der Deutſchen Rentenbank übertragbar. Nach§ 13 dienen die Rentenbrieſe als für die von der Rentenbanl einheit dieser iſt eine in hundert Renten- pf eingeteilte Rentenmark. ine ſind an allen öffent⸗ lichen Kaſſen als Zahlungsmittel anzuneh⸗ men. 10 n Rentenbankſcheine zeit auf Verlangen derart gegen Nentenbrieſe einzulösen. daß auf 00 Renten 1 mark enn Renlenbrief uber 500 Goldmarr 8 Scheine von 11000 Mark. Prägung 905 inſenlauf vom vfl lautende tiſchen Mittagsblattes: Der Geſetzentwurf Nach g 15 iſt die Rentenbank verpflichtet, die von ihr aus derz B Ablauf von 5 Jahren gekündigt werden. Die Ren⸗ Die Organiſation baulmäßige Geſchafte nur mit dem Reich, der Reichsbank und den Privatnotenbanken machen. Sie wird nach Abſatz 2 während der näch⸗ ſten zwei Jahre dem Reiche auf Rentenmark lautende und vorbehaltlich der Beſtimmung in§ 17 verzinsliche Kredite bis zum Betrage von insgeſamt 1,7 Milliarden Rentenmark zum feſten Zinsſatz von 6 Prozent ge⸗ währen. Die iſt ferner berechtigt, der Reichsbank und den Privatnotenbanken zwecks Kredit⸗ verſorgung der privaten Wirtſchaft Kredite bis zum Betrage von 1200 Millionen Ren⸗ tenmark zu gewähren. Nach§ 17 ſtellt in Anrechnung auf den in§ 16 Abſatz 2 u genannten Höchſtbetrag die Rentenbank dem Reich ſofort ein Darlehen von 300 Millionen Rentenmark zur Verfü⸗ gung, welche Summe das Reich zur Ein⸗ löſung oder Teileinlöſung ſeiner bei der Reichsbank diskontierten Schatzanweiſungen berwendet. Nach 8 18 wird der bilanzmäßige Rein⸗ gewinn der deutſchen Rentenbank folgender⸗ maßen verwendet: 1. Vorweg wird der Betrag von 40 Pro⸗ zent des Reingewinns dem Tilgungskonto zugeführt. Nach Tilgung des dem Reiche ge⸗ mäߧ 17, Abſatz 1 zugeführten Darlehen von 300 Millionen Rentenmark ermäßigt ſich der dem Tilgungskonto zuzuführende Be⸗ trag auf 30 Prozent des Reingewinns. 2. Alsdann wird ein Betrag bis zur Höhe von 6 Prozent des Wertes der eingebrachten Grundſchulden uſw. den Anteilseignern zu⸗ geführt. 3. Der Reſtbetrag wird zur Verſtärkung des Tilgungskontos verwendet. Nach§ 21 kann die Regierung die kleinen Betriebe von der Belaſtung ausnehmen und mit Zuſtimmung der Rentenbank beſtimmen, ob und inwieweit Grundſtückseigentümer und Unternehmer berechtigt ſind, das von der Belaſtung mit der Grundſchuld und der Ver⸗ pflichtung zur Aushändigung der Schuldver⸗ ſchreibungen ſowie der Verpflichtung aus der ausgehändigten Schuldverſchreibung durch, Leiſtung von Gold oder Zahlungsmitteln in einer ausländiſchen Währung zu befreien. Dr. Luther über die Rentenmark. Berlin, 16. Okt. Reichsminiſter Dr. Luthe äußerte zu einem Berichterſtatter eines demokra⸗ ſtrebt dem Ziele zu, zur Goldwährung zu gelangen. Es kam vor allem darauf an, die Reichsbank von allen Anſprüchen des Reichs zu befreien und da⸗ mit die Inflationsquellen zu verſtopfen, ſo daß die Reichsbank wieder in die Reihe der reinen Gold⸗ notenbanken zurückkehren für das Gelingen aller Währungsreformen iſt aber kann. Vorausſetzung naturgemäß die Löſung des Reparationsproblems. Nach der Zwiſchenlöſung der Rentenbank ſollen die ſogenannten Rentennoten Anfang November her⸗ auskommen. Sie ſind einlösbar bei der Reichs- bank in Rentenbriefen, die auf Gold geſtellt ſind, d. h. die Pfandbriefe, die die neue Rentenbank ausgibt, haben eine Goldverzinſung. Die Renten⸗ bauk, die von allen Steuern befreit ſein wird, hat das Recht, geſetzliche Zwaugshypotheken auf alle Grundſtücke zu erwerben. Dieſe Zwangshypo⸗ theken erreichen einen Umfang von 4. v. H. des Wehrb eitrags. Die Grundſchuld, die die Renten- bank damit eingeht, lautet auf Goldmark. Sie iſt mit 6 v. H. jährlich zu verzinſen. Die Zinſen ſind halbjährlich zahlbar, erſtmals am 1. April 1924. Alle Beſitzer von Grundſtücken, auf die eine Zwangshypothek der Rentenbank eingetragen wird, gelten als Anteilseigner der Rentenbank. Die Rentenbrieſe lauten auf 500 Goldmark oder ein Vielfaches des Grundbetrages. Die Rentenbriefe, die die Rentenbank auf Grund der Gorantien der Vandtwirtſchaft, der Induſtrie, des Gewerbes und des Handels ſowie der Banken ausgibt, find mit 5 v. H. jährlich zu verzinſen. Sie können nach tenbrieſe bilben demnach die Deckung für die aus⸗ zugebenden Rentenbankſcheine. f . leineren Stücken in Pfennigen. 18. Oktober 1923 zung allgemeinen oder ſtimmungen enden würde. Vereins⸗Anzeiger eile 20 Mill. Mk. für lokale, 25 Mill für auswärtige.— Die Reklame⸗Ze 50 Mill. Mk. Bei öfteren Wiederholun Rabatt.— Beilagen: 90 000 000 Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr, Sale 6e e Die 10 geſpaltene Pe Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 40. Jahrg. —— Berlin, 16. Okt. weiteren Einzelheiten des wiſſen: Die Rentenmark ſoll in Scheinen von 1 2, 3, 5, 10, 50, 100 und 1000 Rentenmark ausge⸗ geben werd Kleinere Stücke in Pfennigen ſollen geprägt werden und zwar in einer Miſchung von Aluminium und Meſſing. Sowohl der Druck der Scheine, als die Prägung der Scheidemünzen iſt bereits im Gange. Vorar)tlich wird das neue Geld in der erſten oder zweiten No⸗ vemberwoche in Umlauf gebracht werden. Der L.⸗A. will bereits folgend NN* 38 rant 2 Währungsprogramms Die Reparalionsfrage? Ein neuer Schritt des deutſchen Geſchäfts⸗ trägers in Paris. Paris, 16. Okt. Wie Havas berichtet, wird Miniſterpräſident Poincars morgen mittag den deutſchen Geſchäftsträger von Hoeſch empfangen. g Wie verlautet, wird der deutſche Geſchäfts⸗ träger in Paris einen neuen Schritt bei der franzöſiſchen Regierung unternehmen. Der Schritt wird in der Unterbreitung gewiſſer Anregungen zur Reparationsfrage beſtehen. Belgiſcher Antrag bei der Reparations⸗ kommiſſion. Paris, 16. Okt. Nach einer amtlichen Mel⸗ dung aus Brüſſel hat die belgiſche Regierung ihren Delegierten in der Reparationskommiſ⸗ ſion beauftragt, bei der Reparationskommiſſion die ſofortige Prüfung der belgiſchen Studien zur Reparationsfrage zu beantragen. — Die Demobilmachungsverordnung aufgehoben. Berlin, 16. Oktober. : Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Ver⸗ ordnung über Betriebsſtillegungen und Ar⸗ beitsſtreckung, wodurch auf Grund des Ermäch⸗ tigungsgeſetzes die Verordnung vom 8. Nov. 1920 betr. Maßnahmen gegenüber Betriebs⸗ abbrüchen und Stillegungen geändert wird. Aus den Beſtimmungen heben wir folgendes hervor: Iſt der Arbeitgeber nicht in der Lage, die Ar⸗ beitnehmer während der bezeichneten Friſten vol! zu beſchäftigen, ſo kann die Demobilmachungsbe⸗ hörde für die Dauer der Friſten eine Verkür⸗ der Arbeitszeit(Streckung der Ar- beit) anordnen. Hierbei darf jedoch die Wochen⸗ arbeitszeit des Arbeitnehmers nicht unter 24 Stunden herabgeſetzt werden. Der Arbeitgeber iſt im Falle einer Arbeits- ſtreckung berechtigt, Lohn und Gehalt der mit ver⸗ kürzter Arbeitszeit beſchäftigten Arbeitnehmer ent- ſprechend zu kürzen, jedoch erſt von dem Zeitpunkt an, wo ihr Arbeitsverhälinis nach den vertraglichen Ve Ves Das Recht zur friſtloſen Kündigung aus dem Grunde, der nach dem Geſetz zur Kündi⸗ gung des Arbeitsverhältniſſes ohne Einhaltung einer Kündigungsfriſt berechtigt, bleibt un be⸗ rührt. Entlaſſungen, die bei Einhaltung einen. Anzeigepflicht unwirkſam wären, ſind auch unwirkſam, wenn der Anzeigepflicht nicht genügt iſt. Nach Artikel 2. werden 88 12—15 der Ver⸗ ordnung über Einſtellung und Ent laſ⸗ ſung von Arbeitern und Angeſtellten während der Zeit der wirtſchaftlichen Demobilmach⸗ ung vom 12. Februar 1920 au fgehoben. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Ver⸗ kündigung in Kraft. „Die Unruhe-Welle im 7 Reich. p Ausdehnung des oberſchleſiſchen Streits. Beuthen, 15. Okt. Die Streikwelle, wie ſie ſeit einigen Tagen in Polniſch⸗Oberſchle⸗ ſien zeigt, ſcheint ſich auch auf den deutſch ge⸗ bliebenen Teil Oberſchleſiens ausdehnen zu wallen. Nachträglich wird bekannt, daß es am Freitag zu Zuſammenſtößen zwiſchen großpolniſchen Polizeiformationen und Strei? Eine große Anzahl lenden gekommen iſt. dentenbank. Verwundeter wurde ins Krankenhaus einge liefert. Wie es heißt, ſoll es auch Tote gege ben haben. Auf der„Florentin“⸗Grube wur den zwei Arbeitswillige von den Ausſtändigen erſchoſſen. 1 Die Regierung iſt entſchloſſen, den Aus bruch von Unruhen rückſichtslos zu unterdrücken. In Oberſchleſien ver⸗ breitete Gerüchte, wonach es geſtern zu bluti⸗ gen Zuſammenſtößen gekommen ſein ſoll, ſind unzutreffend. 5 Beuthen, 15. Okt. Die Stimmung in Streikgebiet nimmt ſichtlich an Aufre! 9 gung zu. In Kattowitz durchziehen gewal“ rige Menſchenmaſſen die Straßen. Auf das Gerücht, daß mit Knüppeln bewaffnete Auf g ſtändige im Anmarſch auf Kattowitz ſeien, 1 1 das Betreten der Stadtgrenze für Trupps von über drei Perſonen verboten.„ Der Betriebsrätekongreß für Niederſachſen aufgehoben. ö Hannover, 15. Okt. Der kommuniſtiſche Betriebsrätekongreß für Nieder, ſachſen war geſtern nach Hannover einbe, rufen. Die Veranſtalter dirigierten die Ge“ folgſchaft aber nach Hildesheim. Dort 9 wurde die Tagung aufgehoben. 72 Kom⸗ muniſtenführer wurden feſtgenom men“ Zahlreiches Material, darunter Mobil⸗ machungspläne, wurden beſchlagf 5 nahmt. 5 4 1 Zuſammenſtöße mit der Reichswehr. 1 Stuttgart, 15. Oktober. Das Wehrkrei kommando 5 teilt mit: In der Nacht vom 180 auf 14. Oktober wurde ein Soldat des 1. Baß taillons des 14. Inf.⸗Regts. in Meiningen von drei Ziviliſten angegriffen und ihm ſein Seitengewehr entriſſen. Hierauf entſtand ein größerer Streit, bei dem etwa 40 Soldaten von mehr als 200 Ziviliſten bedrängt wur⸗ den. Da die Polizei die Streitenden nicht zu trennen vermochte, rief die Polizeiwache die Wachbereitſchaft des Reichswehrbataillons an! Dieſe erſchien am Platze in Stärke von zwei Unteroffizieren und zehn Mann. Sie wurde von der Menge beſchimpft und bedroht. Als ſchließlich ein Schuß aus der Menge gegen die Soldaten abgefeuert wurde, machte die Wacht⸗ bereitſchaft von ihren Schußwaffen Gebrauch Dadurch wurden zwei Ziviliſten getötet, 7 andere verwundet. 7 Erwerbsloſen-Demonſtration in Mannbeim. Eine amtliche Darftellung.— Zwei Tote. Plünderungen am Abend. 9 Ueber die Unruhen in Mannheim geht uns von amtlicher Seite folgender Bericht zu: Mehrere hundert Erwerbsloſe zogen geſtern vormittag nach dem Gewerkſchafts⸗ haus und von da nach dem Rathaus. Eine Abordnung begab ſich zur Verhandlung ins Innere des Rathauſes. Die Demonſtran⸗ ten umlagerten das Gebäude, hiel⸗ ten die Straßenbahn an und zwan⸗ gen die Fahrgäſte zum Ausſtei⸗ gen. Außerdem wurde die Tür im Rathaus eingedrückt. Hierauf wurde zur polizei⸗ lichen Auflöſung der verbotenen Anſammlung und zur Säuberung des Platzes geſchritten was ohne Zwiſchenfall vor ſich ging Ein Teil der Demonſtranten begab ſich da⸗ raufhin über die Friedrichsbrücke nach dem Meßplatz in der Meinung, dort unter dem Schutze der Franzoſen vor polizeilichem Ein. ſchreiten geſchützt zu ſein. Vom Meßplatz aus zog die Menge nach der Mittelſtraße und plünderte die Filiale eines Waren hauſes und mehrere Fuhrwerke g mit Lebensmittel. Die Polizei ſchritt gegen die Plünderer ein. Bis jetzt ſind zwei Demonſtranten als verwundet gemeldet. Meh⸗ rere Polizeibeamte wurden zum Teil erheblich verletzt. Verhaftet wurden bis jetzt etwa 20 Perſonen wegen Plünderns. f 795 0 45 amtlichen Berichts ſchreih die Neue Bad. Landesztg.: ö 9 Ein ernſter Zwiſchenfäll erfolgte, als eine Polizeiabteilung die Menge von der Fried richsbrücke in die Breiteſtraße zurückdrängte. Schon an der Brücke batte ein Polizeibeamter ein V7 Täter zu ermitteln. Von weiteren Ausſchreitungen iſt zu berichten, daß gen das. 560 ſchweren Zeit über Waſſer zu halten, doch ſächſiſche Regierung einen Ne ſtich in den Rücken erhalten; als ine Aufgebot zwiſchen U 1 und T 1 angelangt „ fiel ein Schuß aus der dichtgedrängten Men⸗ ſenmenge, der den Oberwachtmeiſter Böttcher derart ſchwer verletzte, daß er bald nach ſeiner Ein⸗ lieferung ins Allgemeine Krankenhaus ver, ſtarb. Der Polizei gelang es bisher nicht, den ein Auto angehalten und der Beſitzer desſelben durch Schläge auf den Kopf erheblich verletzt wurde. Auch ein Finger wurde ihm abgeſchlagen. Die Demonſtranten hatten ein Holsfuhrwerk ge⸗ lündert und ſich mit den Holzſcheiten bewaffnet. Im Warenhaus Kander in der Mittel⸗ traße haben die Eingedrungenen ſchwer gehauſt. s wurde nicht nur viel geſtohlen, ſondern uch demoliert. Z. B. ſind mehrere Theken und Kaſſen zertrümmert worden. Ein Teil der ute konnte noch geſtern abend wieder beigebracht werden. Die großen Schaufenſter des Waren⸗ auſes wurden am Abend mit einem Bretterver⸗ chlag abgeſchloſſen. Die Demonſtration richtete ſich gegen die un⸗ zulängliche Erwerbsloſenunterſtüt⸗ dung. Gewaltſame Unternehmungen wie die heſtrigen vermögen an der bedrängten Lage der Erwerbsloſen kaum etwas zu ändern. Sie vergro. n unſer Elend und bringen weiteres Unglück in einzelne Familien. Die beiden Todesopfer bezeu Es iſt notwendig, die Arbeitsloſen in dazu können nur vernünftige Unterhandlungen fühven. Am Abend befanden ſich im Allgem, krankenhaus noch drei zum Teil ſchwer verletzte Polizeibeamte. Von Ziviliſten waren dort einge liefert außer dem Arbeiter Schuler, der tot ist, noch zwei Verhundete, unter ihnen eine weibliche on. Nach 9 Uhr abends wurde berichtet, daß das Schuhhaus Frey in H 1 geplündert worden ſei. Aus dem Reich. ö Das gute Beiſpiel. Der Reichspräſident verzichtet auf die Hälfte ſeiner Aufwandsgelder. ö Berlin, 15. Okt. Der Reichspräſident teilte in einer Zuſchrift an den Reichskanzler mit, daß er im Hinblick auf die Finanzlage des Reiches und den Ernſt der Zeitverhältniſſe künftig bis auf weiteres auf die Hälfte der ihm nach dem Reichshaushaltsplan zustehenden Aufwandsgel⸗ der Verzicht leiſte. 105 N 10 Roßbach. f Berlin, 15. Okt. Sofort nachdem die Frei. laſſung Roßbachs durch den Staatsgerichtshof bekannt geworden war, haben unabhängig von einander das Reichswehrminiſterium und die Schutzhaftbe⸗ fehl gegen den ehemaligen Freikorpsführer erlaſſen. Die Bemühungen der Polizei, den Haftbefehl zu vollſtrecken, waren bisher vergeb⸗ lich. Es iſt ſoviel bekannt geworden, daß Roß⸗ bach ſich ſofort nach ſeiner Enthaftung nach Berlin begab. Sonntag früh ſoll Roßbach Berlin verlaſſen haben, angeblich, um ſich nach Süddeutſchland zu begeben. 5 Ant Atuge der Auslandsschulen. Der Bildungsausſchuß des Reichstages iſt gewöhnlich von ſtürmiſchen Gegenſätzen be⸗ wegt, die in Weltanſchauungskämpfen um die Schulfrage zum Ausdruck kommen. Es ſiſt darum ſchon ſeltener, wenn man ſich zu gemeinſamen Beſchlüſſen findet. Die in der letzten Sitzung behandelte Frage der Aus⸗ landsſchulen brachte jedoch einheitliche Auf⸗ faſſungen, Der Abgeordnete Dr. Götz(De⸗ mokrat) bedauerte, daß die Lehrer für die Auslandsſchulen nicht genügendes Verſtänd nis bei manchen Behörden der Länder und der Gemeinden fänden, wenn ſie zum Aus⸗ Dr landsſchuldienſt beurlaubt wären. Der Aba. Wie wir vergebe Roman von E. Krickeberg. 52 Nachdruck verboten. „Herr von Drewensberg, ich habe Sie vor⸗ hin gebeten, ſeien Sie barmherzig— laſſen Sie mich! Gewiß, Sie ſind mir nicht freiwil⸗ lig wiever gegenübergetreten, Ihr ritterliches Empfinden hat Sie dazu veranlaßt. Das danke ich Ihnen gern, und ich will auch gern einge⸗ über 1 en ehillhen. ſtehen, daß ich meines Mannes Urteil Sie jetzt beiſtimme, Sie ſind eine ehrenwerte und vornehme Natur. Aber gerade die Rit⸗ terlichleit gegen ein armes verfolgtes Weib iſt ſchon Ihrem Bruder zum Schlimmen ausge⸗ ſchragen, und darum habe ich doppelten Grund, darüber zu wachen, daß nicht noch ein Dre⸗ wensverg durch mich zu Schaden kommt. Sie ſagen, Sie haben nichts gewußt von dem Vor⸗ gehen Ihres Vaters gegen mich. Ich; will— ich muf, es jetzt glauben, aber beweiſt das nicht, daß Sie ſich bereits meinetwegen mit Ihrem Vater veruneinigt haben?— Das iſt mir entſeßlich— das kann ich nicht gut⸗ heißen und unterſtützen. Wie können Sie mein Freund ſein, ohne Ihren Vater tödlich zu be⸗ ſeivigen?— Und wie können Sie ſo, wie Sie Schreiber(Zentrum) wies ſeinerſeitz uf die Notwendigkeit hin, das verkümmerte Auslandsſchulweſen erneut auszubauen. Es bedürfe dabei aber auch der Berückſichtigung von Lehrkräften aus Weſtdeutſchland. Ge⸗ rade in Weſtdeutſchland lerne der deutſche Menſch zurzeit das außenpolitiſche Sehen. Er begrüße es, daß das Auswärtige Amt gemeinſam mit dem Zentralinſtitut für Er⸗ ziehung und Unterricht Schulungskurſe für Auslandslehrer eingeſetzt habe. Es ſei abel auch notwendig, das deutſche Inſtitut fa. wiſſenſchaftliche Pädagogik(Sitz Münſter in Weſtfalen) mit heranzuziehen. Zugunſten der Auslandsſchulen äußerten ſich auch die Abgeordneten Frau Dr. Matz, Dr. Mumm, Dr. Löwenſtein. Angenommen wurde eine Entſchließung der Abgeordneten Dr. Schrei⸗ ber und Dr. Götz, das Reich müſſe bei den Ländern dahin wirken, eine einheitliche Re⸗ zelung in der Beurlaubung der Lehrkräfte, zum Auslandsſchuldienſt vorzunehmen. Ez braucht kaum bemerkt zu werden, daß auch die katholiſchen Kreiſe der Frage des Aus landsſchulweſens erhöhte Bedeutung zuer⸗ e e ee Die gchwietioleilen in der Sozaldemolkalle. Reichstagspräſident Löbe gegen die große Koalition. Breslau, 16. Okt. Auf der Bezirkskon⸗ ferenz der ſchleſiſchen Sozialdemokratie, die zu der durch die erneute Koalitionsbildung geſchaffenen politiſchen Lage Stellung neh⸗ men ſollte, ſprach ſich Reichstagspräſident Löbe gegen die große Koalition aus. Löbe befürchtet, daß im jetzigen Augenblick die große Koalition nicht die notwendigen radi⸗ kalen Maßnahmen treffen werde und insbe⸗ ſondere weder eine genügende Mitbeteiligung des Reiches am Gewinn der privaten Pro⸗ duktion noch die bei den unvermeidlichen Zuſammenſtößen von Not und Beſitz zum Ausgleich erforderliche Beſchlagnahme auch don Konſumgütern, wie Gold und Brillan⸗ ten, in größtem Umfange durchſetzen werde. Die Bezirkskonferenz ſprach ſich aber trotz aller Bedenken für die große Koalition aus und billigte die Gründe, die die Reichstags⸗ fraktion für den Wiedereintritt in die Reichs, regierung beſtimmt haben. Die badiſche Sozialdemokratie billigt die Haltung der Reichstagsfraktion. Tu. Karlsruhe, 16. Okt. Der Bezirksvor⸗ tand der vereinigten ſoziald emokratiſchen Partei Badens befaßte ſich in einer geſtern abgehaltenen Sitzung mit der Haltung der Reichstagsfraktion zu den letzten Vorkomm⸗ niſſen während und nach der Regierungskriſe und nahm dabei einſtimmig eine Entſchlie⸗ zung an, in der in Würdigung der Gründe der Minderheit der von der Mehrheit der Reichstagsfraktion eingenommene Stand- punkt als der richtige anerkannt wird. Cuno kauft Schiffel Ein Angebot Coolidge. ö Hamburg, 15. Okt. Aus Waſhington wird gemeldet, daß Präſident Coolidge in ſeiner Unterredung mit dem früheren Reichs: kanzler Cuno dieſem die Schiffe der amerika⸗ niſchen ſtaatlichen Handelsflotte, deren Ver⸗ waltung ſich durch ein rieſiges Defizit ausgezeichnet hat, zum Kauf angebo⸗ ten habe. Cuno habe auf dieſen Vorſchlag keine beſtimmte Antwort erteilt. Auch gehen in Newyork Gerüchte um, daß Cuno gegenwärtig in Unterhandlungen we⸗ gen Ankaufs von Schiffen ſtehe. Insbeſondere ſoll er verſucht haben, den Dampfer Levia⸗ than, früher Vaterland, anzukaufen. An au⸗ N mir ſchwer werden, Ihnen im Böſen entge⸗ genzutteten. Darum müſſen wir uns meiden.“ „Warum können wir nicht im Guten zu⸗ ſammengehen, Anita?— Mein Vater wird nachgeben, ehe er auch den zweiten Sohn ver⸗ loren geben muß.“ Sie blieb entſetzt ſtehen. „So weit iſt's ſchon gekommen?— Soll das heißen, daß Sie..“ Sie ſtockte, es ſprach ſich ſo ſchwer aus. Er fiel ihr ruhig ins Wort. „Daß ich meinen Vater vor die Wahl ge⸗ ſtellt habe, entweder Sie gleichberechtigt, mit mir als ſein Kind anzuerkennen, oder auch mich aus ſeinem Geſchlecht zu ſtreichen. Das heißt!— Sie ſehen, wir dürfen nicht nur, wir müſſen ſogar zuſammenhalten.“ „Das haben Sie über mich gebracht— das— hinter meinem Rücken!— Wie durften Sie ſich in dieſer Weiſe mit meiner Perſon eins erklären? Haben Sie ſich nicht geſagt, ſchöpf betrachtet, das ihm gewiſſenlos 511 und— nach dem heutigen Abend wird es daß Ihres Vaters Meinung über meinen Cha⸗ ralter, meine zweifelhafte Moral, dadurch ge⸗ rechten Grund erhält?— Darf ich mich noch beklagen, wenn er mich als berechnendes Ge⸗ ſeine Söhne abwenpig macht, und mich für unwür⸗ Leipoig, 15. Ott. 6 der Proletariſchen Hundertſchaften macht heute in Leipzig durch Maueranſchlag be⸗ kannt, daß er nicht daran denke, ſich aufzulöſen Er ruft die arbeitende Bevölkerung vielmehr dazu auf, in verſtärktem Maße in die Hundertſchaften einzutreten. ö Die franzöſiſch⸗belgiſche Eiſenbahnregie. Berlin, 15. Okt. Zu dem Aufruf des Reichsverkehrsminiſters an das Eiſenbahnper⸗ ſonal zur Aufnahme des Dienſtes bei der Regie hören wir von ſachkundiger Seite: Die proletarif ſiven Widerſtandes eine Verſtändigung über die dringendſten praktiſchen Fragen zwiſchen Paris und Berlin ſich anbahnen werde, er⸗ fährt keine Beſtätigung. ö auch für die Rhein⸗ und Ruhrbahnen zu. Un⸗ ter deutſcher Verwaltung mit dem bewährten deutſchen Perſonal würde dieſe Arbeit bereits im beſten Zuge ſein. ſt n der Eiſenbahnverkehr in Gang und möglichſt auf die Höhe gebracht werden. ſeinen Ausfragern gegenüber kein Hehl ge⸗ macht. ten Gebietes hat das Perſonal zur Aufnahme des Dienſtes bei den Dienſtſtellen der Regie aufgefordert. Die Regie hat erklärt, lediglich einen gewiſſen ndiger Ste Hambus 5 nichts bekann 5 1 chen Hundertſchaſlen. Der Organiſationsausſchuß Ahein und Ruhr. Hemmungen der Arbeitsaufnahme. Die Erwartung, daß nach Aufgabe des paſ⸗ Das trifft leider Denn zu allererſt muß Der einzige Weg, dieſes Ziel glatt und ſchnell zu erreichen, wäre die ſofortige Rückkehr des orts⸗ und ſach⸗ kundigen Verkehrsperſonals. Ein ſolches Verfahren lehnt jedoch Frankreich ab und ſucht nach Einſtellung des paſſiven Widerſtan⸗ des auf deutſcher Seite die franzöſiſch⸗belgiſche Eiſenbahnregie erſt richtig in den Sattel zu heben. 6 Die Regie dient heute nur noch dem wech der politiſchen Abſchnürung und der Bildung oines ſelbſtändigen Rhein⸗ und Ruhreiſen⸗ bahnnetzes unter ausſchlaggebendem franzöſi⸗ ſchen Einfluß. Darüber hat der franzöſiſche Vorſitzende der Rheinlandkommiſſion. Tirard Veranlaßt durch die Bedrängnis des beſetz⸗ der Reichsverkehrsminiſter Prozentſatz des deutſchen Perſonals wieder einſtellen zu wollen. Tauſende der Ausge⸗ wieſenen harren noch auf Rückkehr; noch ſchmachten wackere Eiſenbahner in Gefäng⸗ niſſen. Auf Frankreich aber fällt die Ver⸗ antwortung dafür, daß die Herſtellung nor⸗ maler Verkehrsverhältniſſe im Rhein⸗ und Ruhrgebiet zu Gunſten der deutſchen Wirt⸗ ſchaft und zu Gunſten aller an den deutſchen Reparationen intereſſierten Länder ſeither geſcheitert iſt. i 1 250% Die deulſche Nor ums liebe Brot! eee Die Brotverſorgung. Der aus der Mitte des Reichstages geäu⸗ ßerte Wunſch, mit Rückſicht auf die plötzliche und große Entwertung der Mark die Marken⸗ Brotverſorgung über den 15. Oktober hinaus noch einige Zeit fortzuführen, iſt aus tech⸗ niſchen und wirtſchaftlichen Gründen, insbe⸗ ſondere im Hinblick auf den großen Umfang des Perſonenkreiſes, leider gänzlich uner⸗ füllbar. Es bleibt daher der Reichsregie⸗ rung nach wiederholter Prüfung der Frage vorher in Au eingeſchränkt, ſo doch v werden.. g ſollen die am 15. Oktober fälligen halbmonat⸗ lichen Bezüge nach der neueſten Reichsricht⸗ zahl berechnet und dadurch erhöht werden. Außerdem erhalten die Sozial⸗ und die Klein⸗ rentner amt 22. Oktober bei fi Teuerung eine weitere Unterſtützung. Auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes wird es möglich ſein, auch die Unfallrenten aufzuwer⸗ ten. Die Kriegsbeſchädigten und die Kriegs⸗ hinterbliebenen erhalten durch die Fürſorge⸗ ſtellen neben der Erhöhung der Zuſatzrenten eine weitere Zuzahlung. Die Sätze der Er⸗ werbsloſenunterſtützung ſollen mit der begin⸗ nenden Woche dem Stand der Mark ſchneller und beſſer angepaßt und zugleich in ihren Grundbeträgen erhöht werden. Eine entſpre⸗ chende Mehrzahlung ſoll ſchon am nächſten Dienstag einſetzen. nichts anderes übrig, als die bedürftigen Kreiſe der Bevölkerung herauszugreifen und ihre interſtützung derart zu erhöben. daß ſie übe * Sie ſtanden im Korridor vor den Garde ⸗ robenzimmern. Hier war es ganz einſam. Selbſt die Diener und Garderobenmädchen bat⸗ ten ſich heimlich davongeſtohlen, um einen Blick auf das Feſt zu erhaſchen. Anitas Auge ſhammte ihm entgegen, ſie ſtieß die Worte aus heftig atmender Bruſt. Eberhardt hob den Kopf mit einer ſtolzen und energiſchen Gebärde.„Mein Gewiſſen iſt rein: nicht ein Schatten iſt auf Sie gefallen, Anita. Sie haben recht, unüberlegt tue ich nichts! Ich bin kein Brauſekopf, wie Heienz es war, und viel weniger idealiſtiſch veranlagt als er. Mein Vater weiß, daß ich mich durch das Meußere eines Menſchen nicht beſtechen laſſe und meine Freundſchaft nicht übereilt ver⸗ ſchenke. Aber er weiß auch, daß ich von dem, was ich einmal für mich als notwendig er⸗ kannt habe, nicht wieder laſſe und gelobte Treue halte bis zum letzten Alemzuge.— Wie Sie ſich mir auch in Zukunft gegenüberſtellen werden, es ändert an meinem Verhältnis zu meinem Vater nichts.“„ „Muß ich das auch noch tragen?— Sie haben mir mehr geſchadet mit Ihrer Freund⸗ ſchaft, als Sie es je mit Ihrem Haß hätten tun können!— Es iſt alſo die Antwort auf Ihr Eintreten für mich, daß Ihr Vater ſeinen Enkel dem Einßſuſſe einer ſolchen Mutter ent⸗ zieben will?— Einer Frau, die ihm, wie er 1 0 ſortgeſetz orläufig ü Für die Sozial⸗ und nrentner fortſchreitender Der Wegfall der Markenbrotverſorgung hat in der Arbeiterſchaft der Groß⸗Berliner Be⸗ triebe eine außerordentlich ſtarke Erregung verurſacht. Es zeigt ſich, daß man anſchei⸗ nend die lohnpolitiſchen Aus wir⸗ kungen der Beſeitigung der Brotgetreidebe⸗ wirtſchaftung an den zuſtändigen Stellen nicht genügend berückſichtigt hat. In Berlin hat der Wegfall der Markenbrotverſorgung zur Folge, daß eine außerordentliche Verteuerung des Brotes, bis auf das 15fache des bisheriger Markenbrotpreiſes eintritt. Es ſind darum bereits von gewerkſchaftlicher Seite beim Reichsernährungsminiſterium Vorſtellungen erhoben worden. Zunächſt wurde vereinbart, in einer Beratung der ge⸗ werkſchaftlichen Spitzenorganiſationen mit dem Reichsarbeitsminiſter die Frage zu klä⸗ ren, wieweit eine raſche Anvaſſung der Löhne an die durch die Brotpreiserhöh⸗ ung erneut geſteigerten Koſten der Lebens⸗ haltung möglich ſei. Dieſe Beratung iſt noch im Gange. f eee, e e Ernſte Lebensmittelunruhen in Leipzig. Leipzig, 15. Okt. In Leipzig kam es heute wieder zu Lebensmittelunruhen, die zumteil einen bedrohlichen Charakter annah- men. Da ein nicht unbetrüchtlicher Teil der Arbeiterſchaft auf Kurzarbeit geſtellt oder ar⸗ beitslos iſt, iſt die Not natürlich außeror⸗ dentlich geſtiegen. Die Ausſchreitungen der erregten Menge richteten ſich ausſchließlich ge⸗ gen die Lebensmittelgeſchäfte. Viele Kauf⸗ leute retteten ihre Läden dadurch, daß ſie Mar⸗ garine und Brot koſtenfrei an die De⸗ monſtranten verteilten, wenn ſie die Arbeitsloſenkarte vorzeigen konnten. Ausland. — eee Kritiſche Lage in Polen. Furcht vor Putſchen. Warſchau, 16. Okt. Die innerpolitiſche Situation Polens iſt hochernſt. Amtliche Kundgebungen und Erklärungen in der Preſſe bezeichnen die vorgeſtrige Exploſions⸗ Kataſtrophe in der Warſchauer Zitadelle als ein zweifellos politiſches Attentat. Es wird von Putſchen geſprochen, die unmittelbar be⸗ vorſtehen. Der Mann auf der Straße kennt ſich nicht mehr aus in dieſen gegenſeitigen Beſchuldigungen und fühlt nur, daß vielleicht Hochernſtes unmittelbar bevorſteht. Zu⸗ nächſt hörte er, daß die vorgeſtrige Kata⸗ ſtropbe ein Werk der Kommuniſten ſei. Nun 42* 75 . ** ich mich noch auflehmen dagegen, wenn er mich für umwert hätt, Wumter ma ſein!— Wie geht bat et mir gewrottt. von set ad wird er mir ſtuchen— und er dat ein Werde dazu von ſei⸗ nem Stendpnurk.“ „Anita, Sie ſind ſo erregt, daß Sie nicht klar zu denken vermögen. Hat der vorurtells⸗ volle Eigensinn eines alten Mannes das Recht. der Jugend, den eigenen Kindern den Weg Vater“ Autorität ihre Macht mißbraucht?—— Enkel finde... Die ganze Familie Drewens⸗ berg ſteht ſeit dem heutigen Abend auf unſe⸗ rer Seite und Sie wollen daran verzweffeln, daß wir auch ſchließlich des Vaters Wider⸗ ſtand brechen, ihn dahin belehren werden, Sie mit Freuden als ſein Kind aufzunehmen?“ Sie hörte ben lebten Satz nicht; ihre Ge⸗ danken kreiſten um das eine Wort:„Die ganze hervor. 70 i Er lächelte ſiegesfr große freudige Ueberraschung zu bereiten: Tante Zeſina haben Sie im Sturm e zum Glück zu verlegen?— Und ſoll die In- Sprachwiſſenſchaft, gend ſich ihr Glück zerſtören laſſen, weil die Meine Mutter ſehnt ſich nach ihrem ſüßen Familie Drewensherg.. ſeit dem heugen f f Abende“— ſie ſtieß es mit entſetztem Ton H. H. Erzbiſcho er hafte, ir ein, „Ja, Anita, ſelbſt die ehwas ſchwierige erobert. die välte, Künſtler, Studenten) gt wegen der Explosion, gen Spionggeverdacht erfolgt ſeien. Politik und Geſchäft in Spanien. Paris, 16. Okt. Eine halbamtliche Mel⸗ 0 dung 12 0 e daß das Amtsblatt inen Exlaß veröffentlicht, in dem alle Per⸗ fene, de ae poche ade fore fen liche Funktion erfüllen, unterſagt wird, dem Aufſichtsrat einer amen oder indu⸗ ſtriellen Unternehmung anzugehören. Der Erlaß erklärt, daß unter dem Direktorium das politiſche Leben ein Opfer ſein müſſe, das man dem Wohle des Vaterlandes bringt, ohne daß es irgendwelche Vorteile zu ver⸗ ſchaffen in der Lage wäre. Angora Hauptſtadt der Türkei. Konſtantinopel, 15. Okt. Die Nationalver⸗ ſammlung von Angora hat mit ſtarker Mehr⸗ heit den Vorſchlag Ismet Paſchas angenom⸗ men, in dem Angora zur Hauptſtadt der Türkei ernannt wird. Die Kammer hat eine Entſchließung angenommen, worin er⸗ klärt wird, daß der genannte Entſchluß keine Feindſeligkeit gegenüber Konſtantinopel bedeute. Ein Abgeordneter führte aus, daß Konſtantino⸗ pel als Hauptſtadt des byzantiniſchen Reiches und als Hauptſtadt eines mohammedaniſchen Reiches günſtig gelegen ſei, da es drei Konti⸗ nente beherrſche. Jetzt aber ſei Konſtantinopel nicht mehr zentral genug gelegen, um als Haupt⸗ ſtadt der neuen Türkei zu gelten. 11 Die Genfer Zone. Bern, 15. Okt. Der ſchweizeriſche Bundesrat ſchlägt in einer Note an Frankreich vor, den Streitfall wegen der einſeitigen Aufhebung der Genfer Freizone dem Juternationalen Gerichts⸗ hof im Haag zu unterbreiten. Der patriotiſche Präſidentſchaftskandidat. Paris, 15. Okt. Wie eine Nachrichtenagen⸗ lur aus Newyork berichtet, hat der bekannte Autofabrikant Henry Ford vorgeſchlagen, dem Staat den erzielten Kriegsgewinn im ungefähren Betrag von 7 Millionen Dol⸗ lar zurückzuzahlen. Der Matin erklärt hierzu, das wichtige in dieſer Nachricht beſtehe darin, daß Ford ſeine Kandidatur für die Präſident⸗ 10 der Vereinigten Staaten aufzuſtellen ge⸗ denke. Die Reparationsfrage. Paris, 15. Oktoder. Nach einer Havas Meſdung aus Bruſſel hat die belgiſche Re⸗ 1 en in Paris, Lon⸗ dan un Rom mitgetei Frguk. reich England und Fichten tudcheyk deff biz ſchlag des Brüſſeler Kabinetts angeno ma men haben, ſeine techniſchen Studien über das Reparationsproblem durch die Repara⸗ tionskommiſſion prüfen zu laſſen, der belgiſche Delegierte Delacroix beauftragt wurde, unverzüglich die Reparationskom⸗ miſſion damit zu betrauen. Aus der kathol. Welt. Eine katholiſche Univerſität im Heiligen Lande. Der am 8. März ernannte lateiniſche Pa, triarch von Jeruſalem, Alois Barlaſſing, ha die Förderung des Schulweſens ſtets als ſeine vornehmſte Aufgabe betrachtet. Eine katholiſche Univerſität ſchwebte ihm als Krone ſeines Werkes vor. Nachdem es ihm nunmehr gelungen iſt, die Mitarbeit der von Kardinal Ferrari von Mailand zur Pflege des chriſtlich⸗ſozialen Apoſtolats ge⸗ ſtiſtelen„Geſellſchaft vom hl. Paulus“ zu gewinnen, verſpricht der Plan in Erfüllung zu gehen. Im Oktober wird, vorläufig in einem Flügel des Patriarchatpalaſtes, eine dreiklaſſige Hochſchule eröffnet, die als Unterbau für die künftige Univerſität ge⸗ dacht iſt, und die nötigen Vorkenntniſſe ver, mitteln ſoll. Die Unterrichtsſprachen ſind Arabiſch und Engliſch; der Lehrkörper iſt in ternational gemiſcht, aber der Rektor ſoll ſtets ein katholiſcher Araber ſein. Die Hochſchule ſteht Mitgliedern jeglicher Religionsgemein⸗ schaft offen. Die ſpäter zu eröffnende Uni⸗ verſität wird vier Fakultäten umfaſſen: Medizin, Rechtswiſſen⸗ ſchaft, Baukunſt. Die künftige Paläſtina⸗ Univerſität wird keine Volluniverſität im deutſchen Sinne ſein, ſcheint ſich aber den Kulturverhältniſſen vorzüglich anzupaſſen. Das großzügige Werk des Patriarchen wird der Kirche zu hoher Ehre gereichen und die Intereſſen der Orientmiſſion fördern. e.: RNomreiſe deutſcher Biſchöfe. In dieſen Tagen machen eine Anzahl deutſcher Biſchöfe ihre Romreiſe. Mit dem H. K fvon Freiburg werden gleich⸗ zeitig die H. Herren Biſchöfe von Speyer, Bamberg und Trier reiſen. 0 dieſe biſchöfliche Romreiſe leſen wir dee e ploſion, ſondern we⸗ weiter Ferne nach Rom gepilgert, u Gräbern der Apoſtelfürſten 1 beten u. dem Oberhaupte der Kirche ihre Ehrfurcht zu erweiſen, dann auch um Rat und Hilfe 10 ſchwierigen Lagen zu ſuchen oder um ſich zu beſonderer Miſſionstätigkeit bevollmächtigen zu laſſen. Manche Biſchöfe wurden vom Papſte dorthin berufen, um über ihre Diö⸗ zeſen Bericht zu erſtatten, oder um an einen Synode teilzunehmen. Während ſolche Romfahrten durch den freien Entſchluß der waren, beſtand ſchon früher für die Biſchöf⸗ Italiens und der benachbarten Inſeln die Verpflichtung, ſich jährlich in Rom zur Teil nahme an dem Provinzialkonzil einzufinde Die Biſchöfe Siziliens ſollten, wie Papſt Leo der Große auf Grund des alten Herkommens forderte, zu den im September ſtattfinden⸗ den Beratungen jedesmal mindeſtens drei Vertreter nach Rom entſenden. Der Termin wurde dann durch Gewohnheit auf drei und von Gregor dem Großen auf fünf Jahre usgedehnt. a Aus Nah und Fern. :: Mannheim.(Fabrikbrand.) In einer Halle der Firma Seilinduſtrie Neckar⸗ au entſtand geſtern nachmittag in einem Be⸗ hälter, in dem Seile geteert wurden, ein Brand, durch den ein Teil des Hallendaches 1 wurde. Der Schaden iſt ſehr erheb⸗ ich. TU. Donaueſchingen.(Neues Kran⸗ kenhaus.) Unter zahlreicher Beteiligung der Einwohnerſchaft fand am Sonntag vor⸗ mittag die Einweihung des ſtädtiſchen Max Egon⸗Krankenhauſes ſtatt. Erbauer des Hauſes iſt Profeſſor Graf von Karlsruhe. Im Anſchluß an die Einweihungsfeier wurde im Bürgerausſchußſaal dem Fürſten von Fürſtenberg die Ehrenbürgerurkunde über⸗ reicht.(Wie das„Donaueſchinger Tage⸗ blatt“ mitteilt, hatte man eigenartigerweiſe die Preſſe zu dieſem Keſtakt nicht eingeladen.) O Waldshut.(Opfer des Berufs.) Der 64jährige Straßenwart Markus Weber ſtürzte von einer Leiter etwa 4 Meter hoch auf die Straße herab, und zwar ſo unglück⸗ lich, daß er ſofort tot war. U Konſtanz.(Schwere Ausſchrei; tungen) brachte die Nacht zum Sonntag, wo ein Trupp Arbeitsloſer und Kommuniſten in eine Münchener Bierwirtſchaft am Bo⸗ dansplatz einzudringen verſuchte, um mit einem Teil der dort verkehrenden Gäſte„ab⸗ zurechnen“. Bei dem Zuſammenſtoß kam es zu Tätlichkeiten. Aus einer Menge von etwa 600 bis 700 Perſonen fielen zwei Schüſſe; ein Techniker wurde dabei am Arm verletzt. Auch in der Nacht zum Montag am es wiederum auf dem Bodansplatz zu Zuſammenſtößen zwiſchen Reichswehr und bald in der Perſon eines Fabrikarbeiters aus 7 75 Zivilperſonen. Die Polizei ſchritt ein und ſtellte die Ruhe wieder her. „“ Salzwedel.(Die lachende Poli- ze i.) Hier wurde kürzlich ein Radfahrer an⸗ gehalten, weil er an verbotener Stelle fuhr. Da er dafür ein Strafmandat von 50 000 Mark erhielt, wollte er der Polizei einen Schabernak ſpielen und ſammelte alle erreich⸗ baren 1, 2- und 5 Mark-⸗Scheine, verpackte ſie in einem größeren Karton und überreichte ſie ſo der Polizei. Dieſe nahm die Papier, Biſchöfe oder beſondere Umſtände veranlaßt! R Das Reich at die Re vifton 115 1 Tode verurteilten Albiez verworfen. Albiez hatte bekanntlich ſeinerzeit den Land⸗ und ermordet. ö Aus Heſſen.(Schweres Unglück beieinem Automobilrennen.) Wie uns ein Privattelegramm meldet, iſt bei dem Rrähberg⸗Rennen des Heſſiſchen Automobil⸗ Aubs Herr Hauser-Alein(Sa malfaſden) mit alen die reichsgeſetzlichen Beſtimmunger Stadt und Land! W. W. Die politiſche und wirtſchaftliche Kriſe— zweifellos die ſchwerſte, in die Deutſchland ſei dem unſeligen November 1918 geraten iſt, iſt ge⸗ eignet, Gegenſätze ſich immer mehr zuſpitzen zu laſſen, die zu überbrücken ein dringendes Gebot der Stunde iſt. Die raſend fortſchreitende Teuerung und die immer mehr zunehmende Verelendung läßt es verſtändlich erſcheinen, daß die von dieſen Miß⸗ ſtänden beſonders hart betroffenen Volkskreiſe bei Einſchätzung ihrer Lage nicht immer ſachlich und leidenſchaftslos verfahren, ſondern aus menſch⸗ licher Schwäche oder auch Gedankenloſigkeit ihrer Nerbitterung freien Lauf laſſen und ſich dann oft zu ungerechten Vorwürfen und Unterſtellungen hinreißen laſſen. Ein; dieſer ſich gerade in letzter Zeit zuſpitzenden Gegenſätze iſt derjenige zwiſchen Stadt und Land. Er ſtammt gewiß nicht von geſtern oder auch vorgeſtern. Er hat ſchon vor dem Kriege beſtanden, verſchärfte ſich in den Hunger⸗ blockade⸗Zeiten oft bis zur Unerträglichkeit und führte ein zwar latentes, aber darum nicht weniger verderbliches Geheimdaſein in den erſten ſoge⸗ nannten„Friedensjahren“. Zu ſeinem in jeder Hinſicht volks⸗, kultur⸗ und wirtſchaftsfeindlichen Ausmaße haben ihn aber erſt die wahnwitzige Dol⸗ larhetze und unſer Währungszerfall gebracht, und hierbei wieder nicht zuletzt der unſelige Goldmark. Rummel, der die gefährliche Scheinblüte unſerer geſamten Wirtſchafts⸗ und Lebensführung uns erſt in ihrer ganzen Armſeligkeit enthüllen mußte. Die nervenzermürbende Haſt dieſer Zeit erklärt es nur zu gut, daß die Städter, und hier neben der Arbeiterſchaft auch die unter den heutigen trau⸗ rigen Verhältniſſen beſonders ſchwer leidenden Mittelſtändler in ihrer Not nur allzuleicht geneigt ſind, den in ihren Augen von Natur wie Staats⸗ wegen beſonders bevorzugten Produktionsſtand der Landwirte für alle Schäden verantwortlich zu machen. Dieſe Verbitterung geht ſoweit, daß gerade die Kreiſe, denen ein Erſtarken der land⸗ wirtſchaftlichen Baſis, die doch vor allem ihre Er⸗ nährung und damit ihre Arbeits- und Verdienſt⸗ möglichkeit gewährleiſtet, beſonders am Herzen lie⸗ gen ſollte, zuerſt nach einer phantaſtiſchen„Sach⸗ werterfaſſung“ bei dieſem Wirtſchaftszweige rufen. Die neuen Rieſenſteuern, die jetzt während der Erntezeit in die Subſtanz der Landwirtſchaft eingreifen und viele ſchwächere Betriebe in be⸗ denkliche Schwierigkeiten zu bringen drohen, ſind gerade für dieſe Kreiſe verderblich, ſtellen ſie doch die Zukunft der landwirtſchaftlichen Erzeugung ernſtlich in Frage. Die erſte ſchon lange vor dem Krieg von einſichtigen Wirtſchaftsführern geſtellte Forderung, mit Hilfe der eigenen Agrar⸗Erzeu⸗ gung die Ernährung unſeres Volkes von jedem äußeren Einfluß zu befreien, muß angeſichts un⸗ ſerer grenzenloſen Verarmung heute in katego⸗ riſcher Weiſe wiederholt und neben den verant- wortlichen Vertretern der Staatsgewalt vor allem auch den breiten Maſſen des Volkes zu Gemüte geführt werden. In welchem Zuſtande wir agrar⸗ wirtſchaftlich uns heute befinden, ergibt eine menge und trug ſie zum Althändler, der ihr dafür den Altpapierpreis von 13 Millionen bezahlte. Verwechſelte Särge. Eine unliebſame Geſchichte wird aus einem Städtchen in der Nähe von St. Gallen be— richtet. Es waren vor einigen Tagen zwei Männer ſehr verſchiedenen Alters, wovon der eine Peroteſtant und der andere Katholik war, zu beerdigen. In der Leichenhalle wurde den Leidtragenden des Katholiken irr⸗ tümlicherweiſe der tote Proteſtant aufge⸗ bahrt, ohne daß ſie die Verwechslung de— wahr wurden. Sie begleiteten die Leiche zum Gottesacker, wo die Einſegnung durch den Prieſter vor ſich ging. Inzwiſchen wollten die Angehörigen des Proteſtanten ihren Toten ſehen. Als der Sarg geöffnet wurde, ſchauten ſie zu ihrer großen Beſtürzung in ein anderes Geſicht und erfuhren, daß ihr Toter ſchon beerdigt war. 1 + Kultotuhe.(Ginen verhangnis⸗ vollen Reinfalh erlebte ein Fahrrad- dieb. Er hatte hier vor einem Laden ein Da⸗ menrad geſtohlen und dafür ſein altes Her⸗ renrad ſtehen laſſen. Als die Beſitzerin des Damenrades dieſes näher beſichtigte, fand ſie in dem Celluloidgriff einen Zahltagszettel, auf dem der Name des Diebes ſtand, der dann Reichenbach bei Ettlingen ermittelt wurde. *. Waldshut. Wegen Unterſchla⸗ alan im ne ſtand der Steuererheber alentin Ochling in Rottſ bor der e der Kartoffeln 98,8 Dz. gegenüber einem Ertrag von 157, Da. im Jahre 1913. Schon aus dieſer ſchäfte ſind geſchloſſen. Ein ſtarker Trupp von Anſammlung eine Hetrede g Gegenüberſtellung der Ernteerträge im deutſchen Reiche während des letzten Friedensjahres und dem Jahre 1922. Der durchſchnittliche Ertrag n Doppelzentner je Hektar betrug: für Weizen 1919: 21,0 Dz., 1922: 14,2 Dz., für Roggen 1913: 19,3 Dz., 1922: 12,6 Dz.; für Hafer 1913: 22 Dz., 922: 12.5 Da.: für Zuckerrüben 1913: 304.4 Dz. 1922: 158,6 Dz.; ſür Kartoffeln 1913: 157,1 Dz., 1922: 149,4 Dz. Hierbei iſt noch zu berückſichtigen, daß die Kartoffelernte im Jahre 1922 eine Rekord⸗ ernte geweſen iſt; im Jahre 1921 war der Ertrag Ueberſicht ergibt ſich zwingend die ganze Bedroh⸗ lichkeit unſerer Lage, wenn es nicht gelingt, durch ſtärkſte Anſpannung aller in der Landwirtſchaft tätigen Kräfte eine erhebliche Mehrleiſtung zu er. zielen.»Eine weitere Verſchärfung des Gegenſatzes zwiſchen Stadt und Land kann hierbei nur in ver⸗ derblicher Weiſe hemmend wirken. l * ee eee Die Teuerungsunruhen in Mannheim. Mannheim, 16. Okt. Seit heute Mittag fol⸗ gen ſich ununterbrochen Reibereien halbwüch⸗ ſigen Volkes mit der Polizei. Die meiſten Ge⸗ Jugendlichen hielt ſich am ſpäteren Nachmittag bei dem Konfektionsgeſchäft von Gebrüder Wronker am Markt auf, auf das anſcheinend Plünderungsabſichten beſtanden. Dieſe An⸗ ſammlungen wurden zerſtreut. Gegen 5 Uhr wurde auf dem Marktplatz an eine größere hetzrede Als die Polizei vorging, fiel ein Schuß und ein a wirt Kammerer in ſeiner Wohnung überfallen kanntlich völlig ausgeplündert wo iſt, ſammelten ſich zwar im Lauf ages immer wieder Menſchen, Neugier ven, die aber ſchnell und ohne weitere Mü duseinandergetrieben wurden. Außer del Rheinbrücke Mannheim⸗Ludwigshafen hafte die Franzoſen auch das Schloß ſcharf ab geſperrt. Ein doppelter Stacheldrahtverhal war an den Zugängen errichtet und dit Wache entſprechend verſtärkt. 70 c Dilsberg. Der kommuniſti 0 dent Grundſatz huldigt, Rinn i 1 5 holen iſt, ſpukt auch auf unſerer Gemarkung. Letzte Woche wurden einem Backer dem abends berausgegrabenen Kartoffel nicht mehr vom Kuhrmann heimgeholt wurden, über Nacht 21 Körbe voll geſtohlen. In der nämlichen Woche kamen noch 2 andere etwas kleinere Diebſtähle von bereits ausgemachten auf Haufen liegenden Kar⸗ toffeln vor. Ein anderer Jugendlicher, der aber zuletzt ertappt wurde, benützte ſeine Ruhezeit, die er als Schiffer hatte, dazu, ſeinem Nachb⸗ deſſen Privatwald die ſchönſten chen allen und das Holg wahrſcheinlich mit anderen Nollen heimzuholen. Dieſe lieblichen Geſellen werden erſt dann geſcheit, wenn ihnen zuletzt von ihren eigenen Kameraden das Hemd vom Leib geſtohlen wird und es nichts mehr zu rauben gibt. Das find aller⸗ dings kleine Diebe. Die großen Diebe— die Macher an der Börſe, die Großſchieber, die Groß. nahrungsmittelhändler, welche unſere Nahrungs⸗ mittel, Kartoffeln, Mehl uſw. ins Ausland, je nach Indien, verſchieben, die gehören ohne Gnads und Erbarmen aufgehängt. Ich glaube, die Wel; würde doch etwas ehrlicher werden. Aus Polen.(Menſchenflei für Soldaten.) Warſchauer Plate wie die„Köln. Ztg.“ berichtet, aus Kra⸗ kau, daß in dem für die dortigen Kaſernen gelieferten Fleiſch menſchliche Lei⸗ chenteile feſtgeſtellt wurden. Die einge⸗ leiteten Unterſuchungen ſollen zu ungeheuer⸗ lichen Ergebniſſen geführt haben. „Chyicago.(Mord in der Kirche.) Sonntag vormittag hat ſich in der griechiſchen Kirche in Chicago während des Gottesdienſtes ein entſetzliches Drama abgeſpielt. Die Gat⸗ tin des Prieſters Strutjenki tötete mit einem Revolverſchuß den zelebrierenden Prieſter Sletzuk. Nach ihrer Verhaftung erklärte Frau Strutjenki, ſie ſei ſich der Tragweite ihrer Tat bewußt geweſen, aber ſie habe nicht anders handeln können, da Sletzuk ihren Mann be⸗ ſchuldigt hatte, ſich Kirchenfonds angeeignet zu haben Der Chor det ſirunlſchen Küpelle in Mannheim Wir wir hören, iſt es gelungen, den Chor der ſixtiniſchen Kapelle in Rom für ein einmaliges „Konzert in Mannheim zu gewinnen. Das Kon⸗ oert findet am Montag, den 22. Oktober, im Nibe⸗ lungenſaal ſtatt. Die ſixtiniſche Kapelle hat ſich bisher nur in vier deutſchen Städten, nämlich in Berlin, Frankfurt, Cöln und München hören laſſen. 8 Vermiſchtes. N reer Aufgefreſſene Millionen. In Oberöſterreich hatte ein alter Jung⸗ geſelle, der gegen Banken und Sparkaſſen mißtrauiſch war, einige Millionen Kronen im Futter verſteckt. Eines Tages, als das Vieh gefüttert wurde, wurden einem Ochſen die verſteckten Millionen aufgeſchüttet, der davon etwa 12—15 Millionen fraß. Als der alte Landwirt das Unglück bemerkte, ſchrie er angſterfüllt:„Hats dös Rindvieh net amal kennnt!“ Der Ochſe rührte trotz des Jammers, der ihn umbrauſte, kein Ohr, doch war er von den Millionen ſchon ſo über⸗ freſſen, daß er beim Wiederkauen 2 Millio⸗ nen ausſpuckte. Der trübſelige Junggeſelle klebte die Stücke zuſammen und trug ſie zu einer Kaſſe, um ſie umzuwechſeln und zu ret, ten, was noch zu retten war. a Das pern von heute. Ein Bericht des„Mancheſter Guardian“ be ſagt, daß die ehemals ſo 1 umſtrittene Trümmerhaufen pern, Pasſchendale, Meſſin uſw. allmählich wieder menſchliche Behauſun⸗ gen geworden ſind. Von 100 000 zerſtörten Häuſern ſind jetzt 75 000 wieder aufgebaut, die Dörfer kehren zu ihren Vorkriegs⸗Einwohner⸗ zahlen zurück. In Menin fehlen nur wenige Köpfe an der Friedenszahl von 18 000, in Ypern ſind 12 000 von 19 000 wieder da, in Nieuport 606 von 951, in Meſſines alle. Einige ver neuen Häuſer, beſonders die von Kalfraat und Ligy, an der Straße von Menin, ſind beſ⸗ ſer als gewöhnliche Arbeiterhäuſer, jedes mit einem größen Wohnraum, vier Schlafzimmern, Woſchküſche, Waſſerbehältern aus z armiertem Beton und Mauern mit Luftſchichten. Schmei⸗ e e wen e e de ee beteiligt, mit gutem Erfolg für die künſtleriſche Etſche Einung N der neuen Teile. 1 15 ö 5 e micher auf Neuland. „D. AJ. Taufende und Abertauſende„von Deutſchen wollen jetzt auswandern. Sie alle lockt die Sehnſucht nach der eigenen Scholle, nach freiem ungebundenem Leben des Landwirts im Urwald, das ſie ſich fo herrlich und ſorgenfrei vorſtellen und das doch in Wirklichkeit das ſchwerſte Los iſt, das man sech deyken ann, Alle Berichte und weit e, feilungen der erfahrenſten Auslanddeutſchen ka⸗ gen über die Naivität dieſer neudeutſchen Aus⸗ wanderer, die ihr Leben in der Heimat als Kopf- er Handarbeiter verbrachten und die jetzt plötzlich ae andwirt ſpielen wollen und auf der Seereiſe dig hält, ſeinen Entel zu erziehen?— Ueber⸗„Die Varsoneſſe Zeſina von fei eilt iun Sie nichts, Eberhardt von Drewens⸗ f berg, Sie hahen mit reiflicher Ueberlegung ge⸗ handelt,— ja, haben Sie denn lein Gewiſſen?“ es wünſchen, mein Beſchützer ſein, ohne daß ie Welt Grund finden wird, daraus wieder Verdächtigungen gegen mich abzuleiten.— ir töten nicht zuſammengehen im Guten glauben muß, ſelbſtſüchtig, mit klugem Vo dacht alle ſeine Kinder geraubt 0 ö mich über ſeine Härte beklagen?