Aus Nah und Fern. Karlsruhe. Unter der furchk⸗ aren Not der Zeit) leiden vor allem die älteren Leute und unter dieſen wieder die Witwen. Daraus erklärt ſich die große Zahl der Selbſtmorde und Selbſtmordverſuche, der man beim Durchleſen der Tageszeitungen be⸗ gegnet. Auch in Karlsruhe hat ſchon wieder eine Wirtswitwe in der Alb den Tod geſucht und eine andere 74jährige Witwe 7 55 ſich durch Leuchtgas vergiften. * Mannheim.(Zu Tumultſzenen) iſt es in der geſtrigen Bürgerausſchußſitzung gekommen, als über die Erwerbsloſenfürſorge heſprochen wurde. Der kommuniſtiſche Stadt⸗ verordnete Loch polemiſierte in ſcharfen Aus⸗ drücken gegen den Oberbürgermeiſter, bezeich⸗ 10 die Unternehmer als„korruptes Geſin⸗ 1 der Redner zur Ordnung gerufen wurde, ſprach er ruhig weiter und bearbeitete ſein Pult mit den Fäuſten, während Galeriebe⸗ ſucher dazwiſchen ſchrien. Die Stadtverord⸗ neten der anderen Fraktionen verließen den Saal und die Sitzung wurde abgebrochen. Ein anderer Kommuniſt präſentierte dem Oberbürgermeiſter die unbezahlten Gasrech⸗ nungen der Erwerbsloſen. N Mannheim.(Beim Einſteigen in den Schnellzug) Mannheim⸗Frank⸗ furt wurde einer Amerikanerin aus ihrer Handtaſche ein Scheck über 100 Dollar ge⸗ ſtoblen. 2 Mannheim:;(Eine Viebes tras gödie), die ſich im Frühjahr ds. Is. ab⸗ fiel hat vor dem Schwurgericht ein Nach⸗ ſpiel gefunden. Auf der Anklagebank ſaß' der Johann Schaaf Jaus Feudenheim, der Anfang April ds. Is. öbends zwiſchen Käfertal und Feudenheim guf feine Geliebte, die 17jährige Ella Goos, zwei Revolverſchüſſe abgegeben, dann mit der Waffe auf das Mädchen eingeſchlagen und ſchließlich verſucht hatte, das Mädchen zu er⸗ gürgen und zu ertränken. Die Vernehmüfig ergab, daß der Angeklägſe aus elfter geiſtig minderwertigen Familie ſtammte, maßlos eiferſüchtig auf das junge, hübſche Mädchen war, die ihm eines Tages einen Abſagebrieſ ſchrieb. Es kam aber wieder zu einer Ver⸗ ſöhnung, als der Angeklagte aber die Fahr⸗ räder ſeiner Geliebten und ihrer Mutter ver⸗ kaufte und mit dem Geld nach Wilhelmshaven teiſte, wurde das Verhältnis gelöſt. Darauf⸗ hin beſchloß der Angeklagte, das Mädchen aus dem Leben zu ſchaffen. Radfahrer nahmen ſich der Schwerverletzten an, die heute noch arbeitsunfähig iſt. Das Urteil lautete auf 2 Jahre 3 Monate Gefärignis, abzüglich 6 Mo⸗ nate? e e nd das für Liebe!“ ſchrie der Verurteilte, als er abge, 21jährige Taglöhner führt. wurde te Weersburg.(Einen nachahmens werten Beſchluß) hat die Stadtverwol tung gefaßt: Da“ die Beſchaffung von Heſteb ſund anderem Schreibmaterial für die weniger Bemittelten immer mehr erſchwert, für viel bega. zur Unmöglichkeit geworden iſt, wirz ie Stadtderwaltung ihre alten nur einſel Vonsſchule dn . 2 31 1 5 ig beſchriebenen Akten an die tzung geben. e Aus Sachſen.(Sächſiſche Pfarrer. In Nordböhmen wird gegenwärtig von vier Dresdener Pfarrern bereiſt, die Meiſter im Poſauneitbläſen ſind und ſich zu einem Quar⸗ lat zulannnengeian baben.— da ſie in ibrem een de Not leiden. In den Ortſchaf⸗ ten blasen ſie Choräle von den Kirchtürmen herab spielen auf den Plätzen und Straßen Valkelteder und geben anch beirchengunzerte. — 20— 1 Steuerſachen. . Neichsſteuern im November. e Folgende Zahlüngstermine im zu beachten: eee e 1. November: Landabgabe: für je 2000 Mark Wehrbeitragswert 1½ Nobember fällig werdender Reichsſteuern find Milliarden Papiermark für je 1 Goldmark). Bei verſpäteter Zahlung 5 Prozent Gold⸗ ſteuer. beitgeber⸗Abgabe auf Grund der i ö letzten Oktoberdrittel erfolgten Steuerabzüge vom Arbeitslohn.(Bei Friſtüberſchreitung Anwendung des Goldumrechnungsſatzes und 5 Prozent Goldzinſen!) 7. November: uUmfatzſteuer des Monats Oktober. Bei ſpäterer Zahlung Goldumrechnung, Gold⸗ inſen auf Grund der im erſten. 500 erfolgten Steuerabzüge vom Arbeits⸗ n. ö 15, November: Lohuſteuer und Ar⸗ beilgeber⸗Abgabe(ſiehe oben]) auf Guund der im welten Nybemberdrittel er⸗ e ee vom Arbeitslohn. 95. Nudember; Lohnſteuer und Ar⸗ 25 be(fehe oben). Da en be 1 el“ und die Polizei als„blaue Beſtien“. Als Gold⸗ mark.(Umrechnungsſatz gegenwärtig: 15 Aeußerſter Termin für die Von Profeſer, Dr. Eu ſta Mayr,% „ Vece enen. e 1. Die Subſtanzlüge der Börſe inbezug auf den Wert des Umlaufsgeldes beſtätigt ſich bei dem neuen Verwäſſerungsakt der Jufla⸗ ö tionspreſſe. Als mit dem Beſchluß zur Schaffung der Rentenmark die Reichsregierung erklärte, da⸗ mit finde auch die Inflation ihren Abſchluß, ſtand der Dollar etwa auf 4 Milliarden und der größte Geldabſchnitt, welcher im Verkehr war, betrug 1 Milliarde. Da jedoch die Zu⸗ age, die Notenpreſſe ſtillzulegen, nicht einge⸗ halten wurde, ſtieg der Dollar in kurzer Zei zuf 100 Milliarden und im freien Verkehr auf 120 Milliarden, es kamen die 10, 20, 50, 100 Milliardenſcheine und nun auch noch die Billionen⸗ und 10 Billionenſcheine(Fort; ſetzung folgt!). Aber ſo ſchnell auch der Dol larkurs ſprang, die Subſtanz hat die Börſ⸗ auch diesmal nicht ganz aus dem alten Ver; ſehrsgeld herausgebracht, weil dieſes die Sub. ſtanz nicht entbehren kann. Auf jeden Schlag der Börſe muß jedoch die Notenpreſſe mi; einem neuen Schlage antworten und daz Volk mit ſeinen Nerven ſteht zwiſchen dieſer beiden unbarmherzigen Mühlſteinen und läßt ſich Tag für Tag aufs neue zerreiben Warum geht das Volk aus dieſer Folterqua] nicht heraus, warum folgt es nicht dem Wäh⸗ tungsvorſchlag des Verfaſſers? Durch eigene Schuld nur ſteht es zwiſchen Börſe und Notenpreſſe, durch ſeinen eigenen Willen nur kann es aus dieſem zermalmenden Drucke frei werden. 2. Die Subſtanz kann dem Verkehrsgeld nicht völlig genommen werden, aber die Subſtanz, welche die Börſe dem Verkehr gelaſſen hat, iſt zu gering, iſt eine Hunger⸗ ſubſtanz, die man nicht wieder hochkommen läßt. Sie richtet unſere Wirtſchaft wegen ihrer Unzulänglichkeit mehr und mehr zu⸗ ee e gründe eee Ein Hungerzuſtand des Verkehrsgeldes de deutſchen Wirtſchaft iſt heute feſtzuſtellen, welcher als grauenerregend bezeichnet werden muß. Statt 5 bis 6 Milliarden Goldmark des Friedens nach dem eigenen Eingeſtändnis der Reichsſtellen andauernd nicht mehr als 100 bis 150 Millionen Goldmark als Um⸗ ſaufsmittel, das muß den beſten Verkehr zu⸗ 10 Wie ſtark iſt doch das deutſche Volk, daß es einen ſolchen Zuſtand ſchon ſo—⸗ lange ausgehalten hat! Aber es geht nicht mehr ſo weiter! Die Angrifſe Newyorks, die etzt(zur Zeit der Niederſchrift) bis zu einer ollarnotiz von 500 Milliarden gekommen ind, treiben unſere Zahlen in Nullenreihen des dekatiſchen Syſtems, die ſelbſt dem Ma⸗ hematiker und dem Aſtronomen nicht mehr bildhaft ſind, viel weniger dem gewöhnlichen Sterblichen, der täglich damit umzugehen hat. Jetzt rächt ſich bereits, daß man die Vor⸗ ſchläge des Verfaſſers, das Umlaufsgeld der derwäſſerten Papiermark an einem beſtimmten Tage feſt zu machen und gegen das Ausland zu ſperren, auf Seiten des Reichstags und von Seiten der Berliner Regierung nicht gehört hat Auf dem Wege der Rentenmark bringen wir die dem Wirtſchaftsverkehr notwendige Geldſubſtanz nicht in den Verkehr, nicht an die 7 71 eT 0 Stellen, an die das Geld hinkommen muß. Der Hunger des Verkehrs nach einem wertbeſtän⸗ digen Geld wird durch die Schaffung von un⸗ zulänglichen Mengen von Rentenmark, von unzulänglichen Mengen von Dollarſchatzanwei⸗ ſungen, von unzulänglichen Mengen von Dol⸗ largoldanleihe nicht befriedigt, ebenſowenig durch den Druck von Notenbilliarden unſeres tötlich verwäſſerten geſetzlichen Zahlungsmittels Papiermark. Im letzten Bericht wurde ſchon darauf hingewieſen, daß es die reine Lächerlich⸗ leit ſei, bei ſolchen Zuſtänden die amtliche Notierung des Dollars in Berlin nach einem Reichsbankkurs zu verſuchen. Die richtige Maßnahme iſt, amtlich zu erklären, daß das Reich die Mapiermark zu einem, heſtimmten fe, ber Hei Werten ſPöfört s Wlttiarden Goldmark gibt, feſt macht und die Verſchiebung der Mark nach dem Auslande und ihre Ein⸗ führung vom Auslande auf anderem als ami⸗ lichem Wege unter ſchwerſter Strafe verbietet. 2 Milliarden oder 3 Milliarden Goldmark blei⸗ ben dann dem Reiche für Zwecke, die der Ver⸗ fſlaſſer hier ſchon früher auzeinandergeſetzt hat. 5. Noventber: Lohnſteuer und Ar 1 Dann hat der Verkehr Subſtanz und das Reich wieder Organiſationskraft, nicht durch Schielen nach dem Ausland und nach der Börſe. Es iſt erſt 8 oder 14 Tage her, ſeit der Verfaſſer die gegenwärtigen Zahlungsmittel des Reiches durchweg als Agiotagegeld bezeichnen mußte, und in welch grauenvoller Weiſe hat ſich dies wieder bewahrheitet? Die Dollargoldanleihe iſt in wenigen Tagen auf das Doppelte des amtlichen Berliner Dollarkurſes gekommen und während Newwyork heute(gilt nur für die Zeit der Niederschrift) 500 Milliarden deutſche Pa⸗ piermark für 1 Dollar hergibt, notiert Berlin amtlich 10 Milliarden deutſcher Papiermark für 1 Dollar und die„wertbeſtändige“ Dollar⸗ goddanleihe fand bereits auf 350 Milliarden ber dis Ernäch⸗ 2 von beſtimmen Kr elend hereingefallen; Daß Sie wird uns noch bös zu ſchaffen machen. Sie iſt vor allen Dingen kein Währungsgeld, unbegrenzter Menge in Zahlung angenommen der ſen, welche die Rentenmare infolge ihrer eigen⸗ artigen Konſtruktion derſelben als Hypotheken⸗ mark zuerſt erhalten, nicht oder nur teilweiſe kung der Umlaufsſumme auf 1,2 Milliarden und 12 Milliarden Darlehen an das Reich ſchon der Fall ſein muß. ſchon der Fall war, um den Ertrag der Arbeit ſchaftlie mark Agiotagegeld iſt, wurde nicht nur von Verfaſſer vorhergeſagt, es wird jetzt auch vor anderer Seite beſtätigt und liegt bereits im Ge⸗ fühl des Volkes. Der Berliner Witz nennt ſie ſchon vor ihrem Erſcheinen die„Rennermark“, lberankauf 8 tilliard.. Goldfranken 17779 Milliarden Steuerumrechnungsſatz, Zölls, Landabgabe Eiſenbahn, Arznei 0 11 Buchdrucerſchliſſel 501 Mild. 0 Gabe 8 5 128,514 Milld. Großhandelsſtand(30. Okt.) 18,7milldfach. Lebensmittel(80. Okt.) 10 milla. Lebenshaltungskoſten. Durchſchn. Sept. 15millf.), 29. Okt. 18671 millfach. 111 Ausſchaltung der Papiermark. Die Verbände Damenwäſche⸗ und Weißwarenkonfektion haben neue Bedingungen mit dem Reichsbund des Textilhandels vereinbart. Die Preisſtellung er⸗ folgt nur noch in Dollars oder Schweizer Fran⸗ ken. Als Zahlungsmittel ſind zugelaſſen Goldan⸗ leihe, Dollarſchatzanweiſungen und Rentenmark. Ausgabe in ungenügender Menge, denn es muß Zahlung in Papiermark ſo! nur ausnahmsweiſe befürchtet werden, daß ſie an den Klaſſen, über erfolgen, ſowie für übrig bleibende Rechnungs- die ſie ausgegeben wird, durch Theſaurierung ſpitzenbeträge. 8 hängen bleibt, insbeſonder! an der nach einem** einigermaßen feſten Zahlungsmittel ſo hung⸗ In einzelnen Mannheimer Geſchäften wurde in rigen Landwirtſchaft, die ihren größeren Bedarf den letzten Tagen die Annahme von Papiermark nur einmal im Jahre nach der Ernte eindeckt] verweigert. Das Bezirksamt erläßt deshalb eine und zu dieſem Termine wenigſtens die Zah⸗ Bekanntmachung, in der darauf aufmerkſam ge⸗ lungsmittel konzentrieren muß, abgeſehen von macht wird, daß das Papiergeld in kaufmänniſchen der bei ihr an ſich vorhandenen lange unbefrie⸗ Geſchäften angenommen werden muß. digt gelaſſenen Neigung zum Sparen und 5 Lokale Nachrichten. Theſaurieren. Kurſe vom 5. November: Da an ſich die Geſahr beſteht, daß die Klaſ⸗ Dollar(amtlicher Brief) 421 Milliarden 1 Goldmar m 100 Milliarden Mar. Jünglings⸗Sodalität. Die am letzten Sonntag ſtattgefundene Wiederholung des Trauerſpieles„Zriny“ hatte ſich eines guten Beſuches zu erfreuen. Trotzdem am Sonntag vorher der Saal überfüllt war, ſo war er doch wieder ganz beſetzt. Ueber das Spiel ſelbſt iſt jede Kritik überfluͤſſig, denn die einzelnen Rollen waren jedem der Spieler ſehr gut angepaßt und jeder gab ſich die größte Mühe das Schau⸗ ſpiel ausdrucksvoll zur Aufführung zu bringen. Die Sodalität kann mit Stolz auf dieſe Veran⸗ ſtaltung zurückblicken und der zahlreiche Beſuch zeugt davon welche Anhänglichkeit die Sodalltät in Viernheim hat und daß der gute Ruf noch nicht verloren iſt.— Auch wollen wir nochmals auf die heute Dienstag Abend 8 Uhr ſtattfin⸗ dende Verſammlung des Jungmänner⸗Bundes aufmerkſam machen. Es wird um vollzähliges Erſcheinen gebeten. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Ber.: Einſperren der Schlagtauben zur Saatzeit. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt⸗ nis, daß es ſtreng unterſagt iſt, Tauben während der Saatzeit und zwar vom 4. November bis 1. Dezember 1923 ausfliegen zu laſſen. des Tages, um die Subſtanz der Induſtrie und Diejenigen Perſonen, welche ſhre Tauben⸗ Landwirtſchaft. N r ſchläge während dieſer Zeit nicht geſchloſſen re halten, werden unnachfichtlich zur Anzeige ge⸗ f Handel und Verkehr. bracht. Brieftauben ſind während dieſer Zeit Kennzahlen vom Samstag. ebenfalls elngeſpert zu halten. 6 %%%% i ˖ g j] werden durch bea 5 e ,,, und dieſelben an arme notleidende Familien 1 Dollarſchatzanweiſun 1,0108 Doll abgegeben. 1 Dollar Moldanleihe 1 1 Doll. W ö 0 2 0 Preis⸗Aufſchlag eee eee von heute ab. 6 20 Pfg. * Die glückliche Geburt eines i Raſieren 40 Pfg. S 8 ü Haarſchneiden, kurz ½ Millim. u. Stehhaar 50 Pfg. Kinderhaarſchn., kurz. 20 Pfg. Kinderhaarſchn., halbl. 30 Pfg. Samstag⸗ und Sonntag⸗ Haarſchneiden d. Doppelte. Ftiſenr⸗Junung Viernheim von einem ſolchen verlangt man, daß es geſetz⸗ liches Zahlungsmittel ſei, welches von jedem in werden muß. Bei dem vorhandenen Hunger nach Zahlungsmitteln von einiger Konzentra⸗ tion der Kaufkraft iſt jedoch dieſer Fehler vor⸗ läufig nur ein formeller, ihr ſchwerſter Fehler iſt die Eigenſchaft des Klaſſengeldes und ihre dem Verkehr weitergeben, wirkt ihre Ausgabe in ungenügender Menge vorausſichtlich noch weit unangnehmer als es wegen der Beſchrän⸗ Es iſt doch eine bekannte Tatſache, daß über⸗ all da, wo der Bedarf die Deckung überſchreitet, der Preis getrieben wird. Wegen der Subſtanz⸗ ge der Börſe inbezug auf unſer Umlaufsgeld und wegen ungenügender Mengen der neuen Geldarten des Reichs iſt dieſe unglaubliche Preistreiberei des wertbeſtändig ſein ſollenden Geldes der unter dem Schutze des Ermäch⸗ ligungsgeſetzes ſtehenden Regierung bereits zur vollendeten Tatſache geworden. Bei der Durch⸗ führung des Währungsvorſchlages des Verfaſ⸗ ſers wäre ein ſolcher auf die Dauer unhalt⸗ barer Zuſtand, wie es bewußte Abſicht war, mii Sicherheit zu vermeiden und außerdem käme die Subſtanz des Verkehrsgeldes gleich in alle Volkskreiſe, wie es ſich gehört. Mit der Ren⸗ tenmark hat man dem deutſchen Volk die Schlinge der Inflation erneut um den Hals gelegt, dieſesmal geht es aber nicht mehr um die Erſparniſſe, die uns in einer neuen Infla⸗ tionswelle hinweggenommen werden, diesmal geht es um mehr, als es bei der Papiermar * 8 * S N 8 a Joſef Dimer u. Fran Bärbel f erfreut an geh. Kühner. Mannhelm, den 2. Nov. 1923. (3. Zt. Luiſenheim) * geſunden Mädels zeigen hoch⸗ pe upfermann U 1 Hans JR Maria Jhob- Schaefer 1 ee, ,,, abgeholt 15 Mill., durch die Poſt Schlüſſolz. Biernheimer Nachrichten Der„Biernheimer Anzeiger“ erſcheint wöchentlich dreimal Dienstags, Donners⸗ jags und Samstags.— Der Bezugspreis t vom 3. bis 8. Rov, in d. Filialen Geſchäfts⸗Anzeiger 77 nzeig Viernheimer Zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Amtsbla A 128 1 Nr. 217 ü Miernheim. nachdem die Kette der ges ert keit. ſeine Ernte einzubolen: Redaltion, Druck u. Verlag: Joh. Martin ———— Erſte und älteſte Zeitung am Platze. der Heſſ. Bürgermeiſterei und des Polizeiamt Inserate ſiuden im„VBiernheimer Auzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. ag, den 8. 8 Viernheim Vieruheimer Volks ble 8 nſeratenpreiſe: Die 10 geſpaltene N Vereins⸗Anzeiger Feile 10 Goldpſg. für dolale, 45 Cole für auswärtige.— Die Reklame⸗Zelle Rabatt.— Beilagen: 90 000 000 30 Goldpfg. Bei öfteren Wiederholung 05 9 Geschäftsstelle: Rathausſtraße Nr. Pyſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Un letzter Auf zu Eiuheil. An das deukſche Volk! Sammlung aller vaterländiſchen Kräfte zum Schutz der Verfaſſung. Leidendes Rheinland. Von H. Ruſter, Bonn a. Rh. Die übliche Berichterſtattung redet von 2 ˙0¹ einer Anzahl„rein örtlicher Putſchs“ am Rhein, verzeichnet das Auf und Ab der Kämpfe mit dem ſeparatiſtiſchen Pöbel; hier Sieg, dort Niederlage, und konſtatiert im all⸗ gemeinen als Geſamteindruck„überall ent⸗ ſchloſſene Abwehr“— ſelbſt große Blätter wie die„Kölniſche Volkszeitung“ und„Kölniſche Zeitung“. Das alles trifft unſeres Erachtens nicht den Kern der Sache, der gar nicht nach ſolch einfachem Scheine zu kennzeichnen iſt. Die Lage am Rheine klärt ſich— d. h. Frankreich lüftet allmählich die Maske, und wir Rheinländer erkennen immer mehr, daß wir vor verpaßter Gelegenheit ſtehen, die ins Rollen gekommene Bewegung nicht mehr auffangen können zugunſten einer ſinnvollen, wohl überlegten und wohlgeleiteten Auto⸗ momiebewegung am Rhein, die es uns ermög⸗ lichen könnte, in einem artgemäßen, eigenen deutſchen Heim am Rhein uns einzurichten. Wir erkennen, daß wir die Geſchicke der rheiniſchen Lande über⸗ haupt icht mehr in un erer Hand haben. und machtlos ſind gegenüber einem fremden Willen, der die Gewalt der Waffen hinter ſich hat. Als ſehr lehrreicher, wenn auch tieftrauri⸗ ger Beweis für dieſe Anſicht gibt der Verfaſ⸗ ſer alsdann eine Schilderung der Vorgänge in Bonn, wie ſie ſich am 24. und 25. Okto⸗ ber— unter allerhöchſtem franzöſiſchem Schutz!— dort abſpielten und fährt dann re⸗ ſigniert fort: Somit wird unter franzöſiſchem Schutze das Neugeborene vorläufig weiter⸗ leben, bis... Darüber können wir Rhein⸗ länder uns nun unſere eigenen Gedanken ma⸗ chen. Und dieſe müſſen ſich in der Richtung unſerer früheren Ausführungen halten: daß wir Frankreichs annexioniſtiſ ch e Hoff⸗ nungen und Sehnſüchte für erwieſen und un⸗ heilbar halten. Und zur Gewißheit verdichtet ſich jetzt die längſtgehegte Sorge, daß es ſchon zu ſpät ſei, um aus der Bewegung zu paraly⸗ ſieren, durch eine von uns allein getragene Staatlichkeit zur Sicherung des Deutſchtums am Rhein. Das ſcheint jetzt vorbei! Einmal, weil wir nicht handeln könnnen in Freiheit, um unſer Haus ſelbſt einzurichten, durch die ſelbſt⸗ er wählten, nicht aufgedrungenen Beru—⸗ ſenen unſeres Vertrauens, und nach un⸗ ſeren eigenen Wünſchen und aus unſeren eigenen Kräften, erlöſt vom Berliner Wirr⸗ warr. Dann aber auch zu ſpät, weil die Ab⸗ lehnung der rheiniſchen Intelligenz gegen⸗ über den bisherigen, notoriſch unfähigen und unwürdigen ſeparatiſtiſchen Drahtziehern und ihrem Anhang, doch wieder nur unfruchtbare Geſte blieb— Abneigung und Spott und Aerger allein wurde noch nie ſchöpferiſch! Das führungsberufene rheiniſche Bürgertum muß es auch ſeiner eigenen Ideen⸗, Mut⸗ und Ratloſigkeit zuſchreiben, wenn es in dieſen entſcheidenden Wochen nicht dazu kam und ſo⸗ bald nicht dazu kommen ſollte, rheiniſche Kul⸗ tur und Staatlichkeit ſelbſt zu beſtimmen, Berliner Komödien und Irrungen in den letzten Jahren die kläg⸗ liche Unfähigkeit des noch verbliebenen, von Halbſklaven und Halbſemiten geleiteten Rumpfpreußens offenbar gemacht. So bitter es zu ſagen iſt: in der Tat büßt aber Berlin für eine hundertjährige Unbelehrbarkeit un⸗ m Lebenswillen 0 de hl Binge den Lauf nehmen, s Frankreich des Comits des for⸗ mt. Dieſes Frankreich bebt be⸗ eine Berlin, 5. November. Der Reichsprä⸗ ſident und die Reichsregierung veröffent⸗ lichen folgenden Aufruf an das deutſche Volk: In ſchwerſter Lage drohen dem Reiche in⸗ nere Erſchütterungen. Gewiſſe, wenn auch nicht zahlenmäßig ſtarke Kreiſe verſuchen, geſtützt auf die Notlage unſeres Volkes, einen ungeſetzlichen Dru ck auf die Staatsgewalt auszuüben und ſogar die Brandſackel eines Kampfes Deutſcher ge⸗ gen Deutſche ins deutſche Haus zu werfen. Die Reichsregierung iſt entſchloſſen, ſolchen Beſtrebungen mit äußerſter Energie und mit ganzer Kraft entgegenzutreten und wird alle hierzu notwendigen Maßnahmen ergreifen. Wenn wir über die Zeit des Uebergangs zu einer neuen, wertbeſtändigen Währung, wenn wir über die Zeit ſchwerer Arbeits⸗ und Er⸗ werbsloſigkeit, ſchwerſter wirtſchaftlicher Ver⸗ hältniſſe und unerhörtem außenpolitiſchen Druckes hinweg wollen, dann iſt Vöraus⸗ ſetzung dafür: Erhaltung der Reichseinheit und der Ordnung und Sicherheit im Innern. Jede Erleichterung unſerer außen⸗ politiſchen Lage iſt, wie wir wiſſen, da⸗ von abhängig, daß diejenigen Völker und führenden Perſönlichkeiten, die Deutſchlands unerträgliche Notlage erkannt haben und Deutſchland helfen wollen. nicht am deutſchen Volk verzweifeln, wenn ſie ſehen, wie es ſich in einer ſolchen Zeit gegenſeitig zerfle ſcht. Bedenkt auch, wie eine Zerfleiſchung im Innern auf unſere Brüder am Rhein und an der Ruhr wirken müßte, die in ſchwerſtem Kampfe gegen be⸗ zahlte, bewaffnete ſeparatiſtiſche Hor⸗ den ihr Deutſchtum verteidigen. Sie haben das Recht, zu erwarten, daß das ganze deutſche Volk den Kampf mitführt und daß nicht im Innern des Reiches Deutſche gegen Deutſche kämpfen ohne ein Ziel, das ir⸗ gend eine Ausſicht auf Beſſerung gibt. Rhein⸗Ruhrkolonie, la province rhénane, den kommenden Sklavenſtaat am Rhein—— Dieſe Perſpektive iſt gegenwärtig unſer tiefſtes Leid am Rhein— der Europas Schick ſalsſtrom wird, auf jeden Fall, gleichviel wie die Dinge werden! Angtiff der Separaliſten in Kaisers kautein. Kaiſerslautern, 5. Nov. Auswär⸗ tige Separatiſten unternahmen heute früh gegen 7 Uhr einen Angriff auf das Stadt⸗ haus. Sie wurden abgewieſen. Dagegen ge⸗ lang es ihnen, in das Bezirksamt einzudrin⸗ gen und die Druckerei der„Pfälziſchen Preſſe“ zu beſetzen. Franzöſiſches Militär patrouil⸗ lierte durch die Straßen. Wie verlautet, wol⸗ len die Separatiſten mit beſonderer Stärke Kaiſerslautern angreiſen, weil ſie von hier aus die ganze Pfalz zu erobern gedenken. Die Abwehr iſt ſehr ſchwierig, weil die Be⸗ ſatzungsbehörden ſämtliche Abwehrpoſten in den letzten Tagen beſeitigt haben. Die Separatiſten unter Dortens Führung in Kaiſerslautern. To. Kaiſerslautern, 5. Nov. Das hieſige Rathaus mußte auf Befehl der Beſatzungs⸗ behörde im Laufe des heutigen Vormittags von der Polizei geräumt werden. Um die Mittags⸗ zeit kamen ſchwer bewaffnete a auf dret Laſtautos hier an und beſetztet das Rat⸗ haus, nachdem ſie die Tür mit Gewehrkolben Sei man ſich auch darüber klar, daß jede Möglichkeit, außenpolitiſch überhaupt etwas. zu erreichen, mit dem Augenblick endgültig geſchwunden iſt, in dem anſtelle einer verfaſ⸗ fungsmäßigen Regierung irgend eine unge⸗ fetzliche Macht Deutſchland nach außen hin zu vertreten ſuchen wird. Die deutſche Regierung beſitzt die Machtmittel, um jedem Putſch mit Erfolg zu begegnen und die Verfaſſung des Reiches zu ſchützen. Reichswehr und Schutzpolizei werden getreu ihrem Eid ihre Pflicht tun. Die Reichsregie⸗ rung vertraut feſt darauf, daß, wenn ihr der Kampf gegen ihren Wunſch und gegen ihren Willen aufgezwungen werden ſollte, das ge⸗ ſamte deutſche Voll geſchloſſen für die Ord⸗ nung und Freiheit des deutſchen Reiches ein⸗ treten wird. Berlin, 5. November 1923. Der Reichspräſident: gez. Ebert. Die Reichsregierung: gez. Dr. Streſemann. .* Die Beſprechung der Parteiführer beim Reichspräſidenten, die um die Mit⸗ tagsſtunde ſtattgefunden hat, galt dieſem Auf⸗ ruf der Reichsregierung, dem die Parteiführer durchaus zuſtimmten. Regierungsmaßnahmen gegen Brotver⸗ teuerung. Berlin, 5. Nov. Die Reichsregierung und die preußiſche Regierung haben Ma ß⸗ nahmen in die Wege geleitet, um jede un⸗ gerechtfertigte und übertriebene Bro t⸗ verteuerung zu unterbinden. Die Mehl⸗ vorräte, die ſich in den Speichern der Mehl⸗ händler in Berlin befinden, werden noch heute beſchlagnahmt. Das Mehl wird ſofort von den zuſtändigen Regierungsſtellen den Bäckern zu ordnungsmäßigen Preiſen zuge⸗ führt. Gleichzeitig werden die Verhältniſſe auf dem Mehl⸗ und Brotmarkt behördlich auf das ſtrengſte nachgeprüft. Etwaige Wucher⸗ vergehen werden ſofort unnachſichtlich ge⸗ ahndet. F——7CC—CC—+—C—C—+C—1CCCCEXTXET—»»» ů ů* ˙¹ q— eingeſchlagen hatten. Nach Beſetzung des Rat⸗ hauſes folgte den Separatiſten auf dem Fuße franzöſiſche Gendarmerie, welche die Straßen ſäuberte und die Leute mit Gummiknüppeln auseinandertrieb. Ferner wurde im Laufe des Vormittags das Landgerichtsgebäude beſetzt. Auf dem Balkon des Gebäudes erſchien Dr. Dorten und hielt eine Proklamationsrede. Die Separatiſten, die aus den Fenſtern heraus⸗ ſahen, ſtimmten nach Schluß der Rede in ein reimaliges Hoch auf das freie Rheinland und die freie Pfalz ein, das unter der vor dem Rat⸗ haus verſammelten Menge lebhafte Pfuirufe hervorrief. Man erwartet ſtündlich die Beſetzung der Poſt und der übrigen öffentlichen Gebäude. * Ein gefährlicher Ueberfall, der wahrſcheinlich von Anhängern der ſeparati⸗ ſtiſchen Bewegung ausging, wurde in der Nacht zum Sonntag in Ludwigshafen unter⸗ nommen. Zwei bei der Eiſenbahnwerkſtätte in Ludwigshafen auf Poſten ſtehende Polizei⸗ beamte wurden hinterrücks überfallen und mit Revolvern beſchoſſen. Ein Beamter na⸗ mens Kremer wurde getötet und der andere durch Bauchſchuß ſchwer verletzt. Emme Verordnung gegen—— unwahre Nachrichten fiber dle Reichswehr! Verkin, 5. Nov. Der Reichswehrminiſter hat folgende Verordnung erlaſſen: Durch die Verord⸗ nung des Reichspräſidenten vom 20. September ſind der Reichswehr Aufgaben übertragen worden, die mehr als bisher das Intereſſe der Oeffentlichreit auf ſie gelenkt haben. In ſachlicher Form Kritik an dem Verhalten der Reichswehr zu üben, foll niemand verwehrt werden. Es könne aber nicht geſtattet werden, daß das letzte Machtmittel des Staates durch Beſchimpfun⸗ gen oder falſche, irreführende Darſtellungen ſei⸗ nes Verhaltens in der Oeffentlichkeit herabgewür⸗ gigt wird. Auf Grund des§ 1 der Verordnung des Reichspräſidenten vom 26. September ver⸗ biete ich daher alle öffentlichen Be ⸗ ſchimpfungen der Reichswehr ſowie die öffentliche Verbreitung unwahrer Nach⸗ richten, die geeignet ſind, ihr Anſehen in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Zuwider⸗ bandlungen werden beſtraft. Zeitungen, die ſolche Beſchimpfungen oder Nachrichten enthalten, ſind von den zuſtändigen Inhabern der vollziehenden Gewalt auf mindeſtens drei Tage zu verbie⸗ ten. Die Verordnung tritt mit ihrer Verkündi⸗ gung in Kraft. gez. Dr. Geßler. Ne Reglerungskriſe. Diktatoren in ſpe? Berlin, 5. Nov. Der Aelte ſtenrat des Reichstags hat heute über die durch die Regierungskriſe geſchaffene Situation bera⸗ ten. Er beſchloß, die urſprünglich für Mitt⸗ woch angeſetzte Plenarſitzung des Reichstags abzuſagen. Die Regierungskriſe ſelbſt ſcheint vorläufig mehr oder weniger im Sande ver⸗ laufen zu wollen, da von keiner Seite eine Initiative zu einer grundſätzlichen Aenderung zu erwarten iſt. An der heute nachmittag im Reichstag abgehaltenen Fraktionsſitzung der Deutſchen Volkspartei nahm Dr. Streſemann teil. Die Fraktion ſcheint dem Kanzler im allgemeinen zugeſtimmt und ihn der Unter⸗ ſtützung bei dem Verſuche verſichert zu haben, nach dem Austritt der Sozialdemokraten die Regierungsgeſchäfte mit dem auf die bürger⸗ liche Mitte geſtützten Minder heitska⸗ binett weiter zu führen. Auch die Zentrumsfraktion, die geſtern und heute Beratungen abhielt, ſcheint damit einverſtanden zu ſein, daß die kleine Koalition der bürgerlichen Mitte das Rumpf⸗ kabinett Streſemann weiterhin unterſtützt. Einem Verſuch, die Deutſchnat iona⸗ len zur Unterſtützung der Regierung heran⸗ zuziehen, würde das Zentrum entſchie⸗ den widerſprechen. Dagegen ſcheint es Wert darauf zu legen, daß die Politik des Kabinetts es den Sozialdemokraten ermögliche, der Regierung gegenüber eine neutrale Stellung einzunehmen. Die„Voſſiſche Zeitung“ nennt heute die Namen der vier Diktatoren, die das Kabinett Streſemann erſetzen ſollen, wenn die Pläne der rechtsradikalen Umſtürzverbände ge⸗ lingen würden. Es ſind Herr Minoux, der frühere Generalſekretär von Stinnes, fer⸗ ner der Leiter des Oſtpreußiſchen Heimatbun⸗ des v. Gayl, der Führer des Reichsland⸗ bundes v. Oppen und— der gegenwärtige deutſche Botſchafter in Waſhington, Dr. Wiedfeld. Berlin, 5. Nov. Zur Ergänzung des Kabinetts erfahren die Blätter von zuſtändi⸗ ger Seite, daß bei Beſetzung des Reichsmini⸗ ſteriums des Innern an einen bekannten ehe⸗ maligen Oberbürgermeiſter aus dem beſetzten Gebiet gedacht iſt. Von der Beſetzung des Wiederaufbauminiſteriums ſoll aus Spar⸗ ſamkeitsgründen Abſtand genommen werden. Ueber das Reichs juſtizminiſterium iſt eine l Eutſcheidung noch nicht getroffen. 40. Jahrg. —— . 0000 mando 5 teilt mit: von Kampfverbänden an der mentiert werden mußten, ſprachen u. a. von u lmnetbeniicgen Atless supi Au bet bateriſchen Uordgteze. Eine amtliche Richtigstellung. Stutigart, 6. Nov. Das Wehrkreislom: Ueber die Anſammlung bayeriſchen Nordgrenze werden aus thüringiſcher Quelle kommende, beunruhigende und ſtark übertrie⸗ bene Nachrichten ſeitens amtlicher Behörden verbreitet. Solche Alarmmeldungen von amtlichen Organen, die von ihrer eigenen Regie nach Prüfung an Ort und Stelle de⸗ der Anſammlung von 4, Infanterieregimen⸗ tern, großen Artilleriemaſſen und der Auf⸗ ſtellung von Batterien, ſogar auf thüringi⸗ ſchem Boden im eigenen Bezirk der meldenden Behörden und dergleichen mehr. Tatſächlich ſtehe, wie eine ſorgfältige Nachprüfung er⸗ geben hat, lediglich Landespolizei, allerdings verſtärkt durch 2000 Mann Selbſtſchutz, die den ortsangeſeſſenen Organiſationen entnom⸗ men ſind, an der Grenze. Die Meldung von Truppenbewegung des Wehrkreiſes 5 an der thüringiſchen Nordgrenze iſt unrichtig. Eben⸗ ſowenig ſtehen Reichswehrtruppen der ſäch⸗ ſiſchen Diviſion an der bayeriſchen Nord⸗ grenze. Zalhſen. Weimar, 6. Nov. Das thüringiſche Preſſe⸗ amt teilt mit: General R einhardt hal den Kommandeur der dritten Kavalleriedivi— ſion, Generalleutnant Haſſe, beauftragt, i der augenblicklich drohenden Lage in hüringen durch die ihm zur Verfügung ge⸗ tellten Reichswehrtruppen der Thüringer Landespolizei einen feſten Rück halt zu geben, um die Auflöſung der pro le⸗ tariſchen Hundertſchaften durch⸗ zuführen. Zu dieſem Zwecke wird Polizei⸗ oberſt Müller⸗Brandenburg von der thüringi⸗ ſchen Landespolizei dem General Haſſe unter- ſtellt. N 155 Das Eingreifen in Gotha. N Gotha, 6. Nov. Heute beim Morgen⸗ grauen wurden die Stadt Gotha und die umliegenden Ortſchaften durch Reichswehrab⸗ teilungen beſetzt. Es handelt ſich um eine Polizeiaktion zur Durchführung der Auflö⸗ ſung der kommuniſtiſchen Hundertſchaften. Das Wehrkommando 5 teilt mit: Die ſeit längerer Zeit auf dem Truppenübungsplatz furs für die Mark werde wahrſcheinlich noch einer Kabinettsb WWW. Berlin, 7. Nov. Nach 1 1 5111 b 5 16 der Zeit ſind die Beratungen des Kabi ab geen en in 1 e ela nber die Markfiab tlie rang 5 fen ec eh ge fie d en 115* ö rechnungs⸗ fraktion eine he N. 5 7 zum Abſchluß gekommen. Der Umrechnungs⸗f ig mit den Deutſchna⸗ 8 igen Tages bekannt gegeben tionalen vorhanden iſt. Die Demokraten 1 n 10 ſehen vorderhand keinen Anlaß, ihre Mini⸗ l. eee ſter aus dem Kabinett zurückzuziehen und Verpflichtung zur Annahme von Papiermark. nehmen eine zuwartende Haltung ein. Zur Vorbereitung der Feſtſetzung eines geſicher⸗. die Jachberſtändigen⸗Konſereuz. 155 ten Umrechnungsſatzes für die Papiermark in Gold⸗ Amerika iſt aufgebracht. 5 10 N mark wird der Reichs präſident eine Verordnung London, 6. Nov.„Evening St andard“ e ee e een en ee ſchildert die Stimmung der maßgebenden po⸗ in God oder Golbankelke bree eee litiſchen Kreiſe in Amerika folgendermaßen: die Pabiermait nac e amtes Ame ane Amerika iſt beſonders aufgebracht über die kurſe der Berliner Börſe anzunehmen. Der P 3 ſchäbige Behandlung seiner Vorſchläge. Zum für die Sicherung des Mindeſtumrethnungelne ſerſten Male hat es an die Tür Europas ge. und die Einlösbarkeit der Papiermart in einen klopft, um feſtzuſtellen, ob es von Nußen ſein wertbeſtändigen Wert liegt bei dem Reichskabinett könnte, Poinearss Anllvort lautete dahin, daß zur Beſchlußfaſſung vor⸗ Amerika hereinkommen darf, aber entweder 0 Keine Schließung der Börſe. nur ſtill dabei ſitzen muß, oder ſich in der Berlin, 6. Nov. In der heutigen 91 f e 0 0 hat, die von Poincaré des Börfenvorſtandes wurde, wie offiziell vorgeſchrieben wird.. ane uren it ei wird die in der Oeffentlichkeit be⸗ b Paris, 6. Nov. Die geſtrige r h reits aufgeworfene Frage, ob die gegenwär⸗ zwiſchen dem Staatssekretär. 1 ghe 902 tigen Verhältniſſe die weitere Abhaltung von dem franzöſiſchen Botſchafter Ju 0 Jen 0 Börſenverſammlungen angebracht erſcheinen hat nahezu drei Stunden gedauert. N laſſen, erörtert. Der Börſenvorſtand war hat an Hand der ihm vorgeſtern e 10 jedoch einſtimmig der Meinung, daß ungeach⸗ Inſtruktionen den bereils e 5 45 g tet der außerordentlichen Erſchwerung, die] punkt der franzöſiſchen Regierung 8955 115 namentlich die jetzige ungeklärte Währungs⸗ unter ausdrücklicher Betonung, dals Pari lage für eine ordnungsmäßige Funktion der eine Ausdehnung der Dieüiſſtien 1905 70 Börſe bietet, die Börſe ſchon mit Rückſicht die Frage einer Redukt: ion der 0 1 auf die unbedingte Notwendigkeit der Börſe ſchen Sch ulld noch auf die R 1 1 o i beim Produktenhandel für die Volksernäh⸗ tik noch die in Düſſeldorf zwiſchen der f rung und das Bedürfnis der weiteſten Privat⸗ zöſiſchen Regie und der deutſchen Ae und Geſchäftskreiſe nach Aufrechterhaltung getroffenen Abmachungen dulden känne. a N des Wertpapierhandels ihre Tätigkeit nicht; den Darſtellungen der hieſigen 1 7 5 15 einſtellen darf. TStaatsſekretär Hughes nach längerer Unter , redung eine Reihe beſtimmter Rückfragen ge⸗ ſtellt und von der franzöſiſchen Regierung eine neue Präziſierung des von ihr als zuläſ⸗ Deutſchnationalen. ſig erachteten Konferenzprogramms erbeten. die Uubicbung der keglerung. Die Demokraten gegen die Aufnahme der r Jwangs kurs für die Berlin, 6. Nov. Der heutigen Fraktions⸗ Er hat damit Frankreich. 1 b ſitng der Dem okraten lag eine unver⸗ Fortſetzung eee au 1 9 t. bindliche Anfrage der Deutf chen England, Italien und lee 117 10 us Volkspartei vor, wie ſich die Demokra⸗ London, 6. Mdde c i 85 790 a1 ten zu einer Er we iterung der Regie-⸗-Waſhington: ee 8 ee 8 rung durch die Deutſchnationa lens ment eingegangenen inen gen Ba en ſtellen würden. Die deutſchnationale Frak⸗ daß ene e 1 75 1 7 1 1 e. rung wegen d iuſtngung der ſe ſülchen Putſche im 3 9210 dürch, die ft zöſiſchen Beſatzungstruppen vorſtellig gewor⸗ den iſt, wurde der deutſche Geſchäftsträger in Paris angewieſen, eine Proteſtnote zu über⸗ reichen. Die deutſche Regierung bringt in der Note die Erwartung zum Ausdruck, daß den franzöſiſchen Truppen alsbald der Befehl erteilt wird, ihre Mise e de Verpflich⸗ tungen zu erfüllen, insbeſondere den gufcühre⸗ riſchen Elementen die Waffen wieder abzu⸗ nehmen und die deutſche Polizei künftig nicht mehr in der Ausübung ihrer Befugniſſe behindern. e alfrühre⸗ 9 rechtmäßigen e 15 Papiermark. * Aus Berlin ſchreibt man uns: Die Reichsregierung hat ſich angeſichis der urchtbaren Markentwicklung dieſer Tage zu 5 5 außerordentlichen Schritt entſchloſſen: Die werlbeſtändigen Zahlungsmittel werden in ein beſtimmtes Verhältnis zur Papier⸗ mark geſetzt. Damit iſt gewiſſermaßen ein wangskurs für die Papiermark feſtgelegt. Die opfert wird effektiv feſtgeſetzt. Der Grund dafür, daß dieſe Relation vorgenom⸗ men werden mußte, liegt darin, weil es ſich herausgeſtellt hat, daß die inzwiſchen heraus⸗ gekommenen wertbeſtändigen Zahlungsmittel, insbeſondere die Goldanleihe faſt vollkommen gehamſtert worden ſind. Die Reichsdruckerei hat in den letzten Tagen in größtem Um⸗ fange wertbeſtändige Zahlungsmittel Hie fert. In drei Tagen wurden über acht Mil⸗ lionen Goldmark an ſolchen Stücken heraus⸗ ebracht. Bei dem ſchwerfälligen Inſtanzen⸗ 166 ſprich vieles dafür, daß die Stücke in der Reichsſchuldenverwaltung, der Vorinſtanz für die Reichsbank, und in dieſer ſelber, viel ju lange hängen bleiben, ſodaß im Verkehr ein Mangel an wertbeſtändigen Zahlungs- mitteln zutage tritt. Dieſer Mangel iſt aber nachgerade kataſtrophal, weil ſich ſelbſt ſchon der Kleinhandelsverkehr vielfach auf die wert⸗ beſtändige Zahlungsweiſe eingeſtellt hat. Welche Papiergeldmaſſen unter den heutigen Ohrdruf bei Gotha Reichswehrkräfte anläßlich eines Uebungsmarſches auf Anord⸗ mung des Militärbefehlshabers in die Stadt ein, um der dortigen Polizeibehörde Beiſtand ffür die Durchführung einiger im Intereſſe der Aufrechterhaltung der Ordnung⸗ notwen digen Feſtnahmen bieten. Nachdem dieſe vollzogen waren, mar fälle ereigneten ſich nicht. Ultimatum der Botſchafterkonferenz an Die Note verlangt die Antwort der deutſchen ſichere Sie zuſammengezogenen rückten am 6. November und Hausſuchungen zu ſchierten die Truppen wieder ab. Zwiſchen⸗ Deutſchland. Paris, 6. Nov. Auf Betreiben der fran⸗ zöſiſchen Regierung haben die alliierten Kabinette Deutſchland in einer neuen Note mit ultimativem Charakter auf⸗ gefordert, die Vorausſetzungen für die Wieber⸗ aufnahme der militäriſchen Kontrolle durch die alliierten Militärkommiſſionen zu ſchaſſen. Regierung vor Ablauf dieſer Woche. Eine Predigt des Kardinals Faulhaber. München, 6. Nov. Angeſichts der Juden⸗ ausweiſungen iſt es bemerkenswert, was der Kardinal Faulhaber in ſeiner Aller⸗ eelen⸗Predigt am Sonntag abend geſagt hat. Wie wir vergeben unſern Schulbigern. Roman von E. Krickeberg. 60 Nachdruck verboten. Ihr Schwiegervater hat Sie bitter gekränkt, aben haben Sie ihm nicht auch einen ſchweren Kummer zugefügt? Ob mit Abſicht oder nicht, das kann das Vaterherz in der erſten Heftigkeit des Schmerzes nicht ab⸗ wägen. Er meint, Sie haben nach ſeinem Her⸗ zen geſchlagen, und ſo zielt er auch nach Ih⸗ rem. Sie werden nicht erwarten, daß er ſtill hält, ohne ſich zu verteidigen. Denken Sie da⸗ ran, daß Sie und Heinz auch gefehlt haben, als Sie mit Gewalt auf einmal zu erzwingen ſuchten, was Sie mit Geduld und Nachgiebig⸗ keit allmählich hätten erſtreben ſollen und auch würden errungen haben. Wägen Sie am ei⸗ genen Schmerz um Ihr Kind den Schmerz des Vaters und denken Sie auch an die Mutter, die ſich in Sehnſucht verzehrt, ihr Enkelkind in die Arme zu ſchließen. Treten Sie Ihren Gang nach Canoſſa an. Ich habe ein Recht, Ihnen das zu ſagen, denn ich bin vor Ihnen denſelben Weg gegangen, und Sie ſind ſtär⸗ ker und tapferer cis ich.— Und zögern Sie nicht. Tante Zeſing ist heute bereits in heller Aufregung nach der Drewensburg gefahren. Sie wird ihren weitet mürbe machen, ich ver⸗ Wir alle ſtehen Ihnen bei. Sle haben alſo nur nötig, dem Vater Ihr pate cavi zu ſagen.“ 1 g 5 f ſic teit erklärt, in die Regier lebereinkommen on hat ſich bereit erklärt, in die Regierung Ue a N mae 0 ſprechender Ein⸗ vollen Unterſuchung der einzutreten, wenn ihr ein entſ fluß eingeräumt würde. Nach dem„Bayeriſchen Kurier“ erklärte er: „Im Leiden muß man lieben; je mehr Bru- derliebe, deſtomehr Leidenskraft. In Hiobs⸗ Zeiten ſind die Geiſter empfindlich und leicht geneigt, einander Vorwürfe zu machen, wie die drei Freunde dem bibliſchen Hiob Vor⸗ würfe machten. Aber damit wird einem völ⸗ chen Hiob nicht aß geholfen. 15 blinden egen Juden und Katholiken, gegen 905 70 Bayer, wird leine Wunde geheilt Mit Bürgerkrieg wird neues furchtbares Lei den ins Land gebracht. Auch die Männer der Regierung können mit beſtem Willen nich Steine in Brot verwandeln. a Ueber den Stand der Judenau swei⸗ ſungen in München verlautet, daß bisher 60 bis 70 Familien ausgewieſen. worden ſind und einer größeren Anzahl weiterer Fa⸗ milien mitgeteilt worden iſt, daß ihre Aus⸗ weiſung bevorſtehe. Die Separatiſten in Kaiſerslautern. tu. Kaiſerslautern, 6. Nov. Geſtern nachmittag In der demokrati⸗ durch den Sachverſtändigenausſchuß ſchen Fraktion wurde eine Einbeziehung der haben. den Boden der Tatſache ſtellen ſollen. Die Sepa⸗ Reparationsfrage erziel. gegen 4 Uhr wurde vor dem Beſatzungsamt die freie Pfalz als ein Teil der Rheinrepublik aus⸗ gerufen. Im Laufe des Nachmittags drangen be⸗ waffnete Separatiſten in verſchiedene Geſchäfte ein und requirierten vornehmlich Lebensmittel. In einem Anſchlag weiſen die Separatiſten darauf hin, daß ſie von den Beſatzungsbehörden anerkannt ſeien und die Bürgerſchaft ſich infolgedeſſen auf ratiſtenbewegung iſt auf Kaiſerslautern und Kirch⸗ heimbolanden beſchränkt geblieben. 4 In der Währungsfrage der Pfalz 55 hat die Ludwigshafener Handelskammer ein Gutachten ausgearbeitet das die Notwendialkeit einer Aenberung des Wahrungsſyſtems für diz Pfalz verneint, aber gleichzeitig feſtſtellt, daf die Papiermark als Zahlungsmittel ungeeigneſ geworden iſt und ein Erſatz ernſtlich in Betrach gezogen werden muß. Das Gutachten hebt hervor, daß in den fremden Valuten ein vollwertiger Er⸗ ſatz für das im Inland fehlende, wertbeſtändige Zahlungsmittel gegeben ſei, das ausreichend vor Berhältniſſen in den 0 daraus hervor, daß am letzten Fälſchungen geſchützt und ohne kompligierten Bankapparat erhältlich ſei. Zum Schluß betont Verkehr eingeführt wer⸗ b 0 55 Samstag, alſo an einem einzigen Tage, für drei Trillionen 692 000 Billionen Mark Pa⸗ piergeld herausgebracht wurden. Das 1015 auf jeden Kopf der Bevölkerung 60 Milliar⸗ en Mark aus. 1 3 b Die Relation, alſo das Verhältnis zwiſchen Papiermark und wertbeſtändigen Zahlungs- mitteln ſetzt das Reichsfinanzminiſterium feſt Ebenſo wird von dieſer Amtsſtelle auch das Verhältnis ſelber feſtgelegt. Praktiſch ſtellten ſich die Dinge folgendermaßen dar: Es wird beſtimmt werden, wieviel Papiermark zum Austauſch einer Mark wertbeſtändiges Geld, alſo einer Mark in Goldanleihe oder einer Rentenmark nötig ſind. Dieſes Wert⸗ verhältnis wird für die innere Preisverrech⸗ nung geſetzlich maßgebend ſein. Daß in der Bewertung der inländiſchen Goldmark gegen⸗ über dem Kurs der Deviſen, vor allem alſo des Dollars auch weiterhin große Differenzen beſtehen werden, iſt ganz klar. Aber es han. delt ſich im Innern darum. den Anreiz durch Spekulation mit wertbeſtändigen Zahlungs⸗ mitteln zu nehmen, und das geſchieht dadurch, daß feſtgeſetzt wird, daß ein beſtimmtes Quan⸗ tum Paviermark einer Goldmark aleich iſt Mis dahin kate Anita mit zu Boden ge⸗ richtetem Blick in ſich zuſammengeſunken ge⸗ ſeſſen. Man hätte ſie für ganz teilnahmslos halten können. Jetzt kam plötzlich Leben in ihre Geſtalt. Sie hob haſtig erſchreckt den Blick. „Pater peccavi— ich?“ Ja— Sie, Anita“ Als Tochter, die nicht ſtel von Schuld iſt dem Vater gegenüber, und als Mutter, die gewillt iſt, ihrem Sohne zu⸗ liebe ihren Stolz zu opfern.—— Antworten Sie mir jetzt nicht. Ueberlegen Sie das reiflich und handeln Sie nachher, wie Sie es ſich ſchuldig zu ſein glauben. Ich habe meine pflicht getan und werde Sie nicht mehr beirren.“ Und ehe noch Anita ſprechen konnte, war Brigitte in ihrer diskreten, geräuſchloſen Art zum Zimmer hinausgegangen. Anita ſank in die Kiſſen zurück. Die Abend⸗ dämmerung war bereits hereingebrochen, und ſie hatten es beide nicht bemerkt. Es war jetzt ſtill auf der Straße, ſo ſtill um Anita, daß ſie meinte, ihr Herz ſchlagen zu hören. Und ſie lag und ſtarrte mit offenen Augen in das Dunkel und ſagte wieder und wieder laut vor ſich hin:„Pater peccavi“—„Pater peccavi“, als ob ſie ſich an den Klang des Wortes ge⸗ wöhnen müſſe. Und dann ſtöhnte ſie auf wie ein todwuntes Tier und wühlte ihren ſchmer⸗ zenden Kopf in die Kiſſen. Sie hatte viel zu begraben a 7 geſſen in dieſer einen Nacht f mn, Morgenſonne ihren erſten Strahl ins Zimmer ſchickte, da war das ſchwere Werk vollbracht. Ihr Stolz lag beſiegt am Boden. Das Leben auf der Straße war kaum er⸗ wacht, im Hauſe ſchlief noch alles, als Anita ſich erhob. Sie trot ans Bettchen des Knaben und küßte ihren Liebling ſacht auf die Stirn. „Um deinetwillen, mein alles— und weil ich nicht kleiner ſehen darf als deine Tante Ma⸗ ra, der ich ihr Liebſtes geſtohlen habe.— O Gott! Wo ſoll ich anfangen,„pater pecca⸗ vir zu ſagen? So vielen habe ich Grund ge⸗ geben, mir zu zürnen, und habe doch mit Ab⸗ ſicht keinem weh tun wollen.“ Sie ſetzte ſich an den Schreibtiſch und ein Gefühl der Befreiung. Und als dann Hartkopf kam und ihr mit einem unruhig forſchenden Bli/t ins Geſicht ſah, ſtreckte ſie ihm mit trübem Lächeln beide Hände ent⸗ gegen. W „Vater Hartr, ich bin beim Beichten, und Sie ſollen mir zuerſt Abſolution erteilen, da⸗ Verzeihen Sie mir, alter, treuer Harto, daß ich auch an Jynen gezweifelt habe.“— Und plötzlich warf ſie ſich an ſeine Bruſt— und ſchluchzle bitterlich. ö a f Er legte ſtützend ſeine Arme um ſie und ſrich ihr väterlich tröſtend über das Haar. bebe e le ſchrieb lange. Das tat ihr wohl und gab ihr mit ich Mut habe auf meinem Canoſſaweg.— „Kind, nun werden Sie wieder kein Ende 0 g „Nie, Hart.— ich bin ja ſo erbärmlich, ſo klein. Ich ſchäme mich ſo vor Brigitte. Nie — nie— und nie hätte ich vermocht, was ſie getan hat.“ Harto ſchüttelte den Kopf, verziehen, was man ihr ohne ſchlimme Abſicht zugefügt bat. Sie haben ſich überwunden, ſchwere Kränkungen zu vergeſſen. Soll das geringer ſein? Ihr Herz hat nur noch nicht ſeine Heimat gefunden, Anita. Eines Tages wird auch bei Ihnen Ruhe eintreten nach all dem Stürmen und Drängen.“ 4 „Ach, Harto, Sie wiſſen nicht wie miide ich jetzt ſchon bin.“ i f Sie ging und holte ihm ihren Brief an den Schwiegervater. Er las ihn und ſeine Augen wurden ſeucht dabei. Da war kein un⸗ würdiges, wehleidiges Bitten, kein Zukreuze⸗ kriechen, aber auch keine Spur des alten ber⸗ ben Trotzes; kein Pochen auf ein Recht, nicht, wie bisher, die Auflehnung: ich brauche euch nicht und mag euch nicht! Eine ehrliche, auſ⸗ rechte Frau wandte ſich ohne ein überftüſſiges Wort in großer Seelennot an den Edelſinn ei⸗ nes Mannes und das Herz eines Vaters, dem ſie kindliche Unterwerfung zu erweisen bereit war, wenn er ſie als ein echter Vater an⸗ enen ,, „Mein(herwiſſen iter hardt von Drewens ber, helfe“, ſchriebh ſie.„ raß ich 9 „Brigitte hat der Nolenpreſſe. Nun Dollarſteigerung wieder ungeheure Summer 0 a papiernen Zählüfgs mitteln“ Rötſdendiz gemacht. Es iſt ſomit die höchſte Zeit, daf die Rentenmark herankommt. die dann frei⸗ lich ebenfalls von vornherein in ein be⸗ ſtimmtes Verhältnis zu der Papiermark ge⸗ ſetzt wird. Wenn man auch Bedenken wegen der Verbindung des Schickſals der Renten⸗ mark mit der Papiermark nicht unterdrücken kann, ſo iſt doch für den Augenblick ein an⸗ derer Ausweg gar nicht möglich.() Es kommt alles darauf an, daß man es zuwege bringt, den Verkehr derart zu regulieren, daß die durch die wertbeſtändigen Zahlungsmittel ſich ergebenden Beträge durch die Mengen des umlaufenden Papiergeldes nach Abſtoppen der Notenpreſſe ausgeglichen werden. ö Die Flüſſigmachung der Anteile. Berlin, 6. Nov. Es iſt eine Verordnung zur Ergänzung der Verordnung über die Flüſſig⸗ machung von Mitteln im Wege der Anleihe und Ausgabe von Schatzanweiſungen vom 5. November 1923 ergangen. Sie lautet: Auf Grund des Artikels 48 der Reichsverfaſſung wird verordnet: § 1. Die Verordnung über die machung von Mitteln im Wege der Anleihe und der Ausgabe von Schatzanweiſungen vom 20. Oktober(RGBl. 1 S. 985) gilt auch für die Ermächtigungen, die in den vor ihrem In⸗ krafttreten verkündeten Geſetzen enthalten ſind. . S 2. Werden auf Mark geſtellte Scha tz⸗ anweiſungen zur Ei nlöſung fällig oder vorher vom Reiche zurückerworben, ſo lebt die Ermächtigung, auf Grund deren ſie ausgeſtellt ſind, in ihrer urſprünglichen Höhe wieder auf. § 3. Die Verordnung tritt mit Wirkung vom 24. Oktober 1923 ab in Kraft. Berlin, den 5. November 1923. Gegen die Rückkehr des Kronprinzen. Ein Schritt der Alliierten bei Holland? Paris, 6. Nov. In hieſigen Kreiſen ver⸗ lautet, der engliſche Botſchafter habe Poincaré geſtern abend einen Vor- ſchlag der Londoner Regierung unterbreitet, nach dem die verbündeten Re⸗ gierungen einen gemeinſamen Schritt im Haag unternehmen ſollen, um die holländiſche Regierung aufzufordern, die eventuelle Rück⸗— kehr des Kronprinzen nach Deutſchland zu verhindern. Frankreich ſoll dieſem Schritt zugeſtimemt haben. 0 U Aus Nah und Fern. * Mannheim.(Eine Schieber⸗ börſe großen Stils) hat ſich in Lud⸗ wigshafen unter freiem Himmel auf dem Bahnhofplatz, vor dem Poſtgebäude und manchmal auch am Marktplatz aufgetan: Der Verkehr an dieſer Börſe iſt laut„Pfälziſcher Poſt“ ein rieſenhafter. Allabendlich treffen ſich dort gegen 2000 Menſchen. Die Polizei iſt gegen das„Geſchäft“ ſo gut wie ganz machtlos. Gehandelt wird nur Geld und zwar alle möglichen Sorten, zunächſt einmal Franlen, dann aber auch alle andern Valu⸗ ten, auch Anilin⸗Dollars, die in den allerletz⸗ ten Tagen beſonders lebhaft gehandelt wur⸗ den. Die auf der„Börſe“ herrſchenden Kurſ⸗ ſind natürlich vollſtändig freie. So wurde den franzöſiſche Franken, als er amtlich mit 8, Milliarden notiert war, mit 7 bis 9 Million den Papiermark bezahlt. Dollar, der nach dem Anſchlag der Badiſchen Anilin⸗ und Sodafabrik einen Kurs vor gelöſcht werden könnte, was durch mich über ſie gekommen iſt.— Heinz iſt geſtorben in der Hoffnung, daß ſein Vater, den er am höchſten hielt von allen Menſchen, ſich doch noch über⸗ winden würde, an ſeinem verwaiſten Kinde Vaterſtelle zu vertreten, aber er hat damit nicht zugleich ſeinem Kinde die Mutter, der Mutter ihr einziges Glück auf Erden rauben wollen. Sie leiden als Vater— und gerade darum— und weil Sie ein Mitglied des Ge⸗ ſchlechtes Drewensberg ſind, das auf ſein Pa⸗ mier geſchrieben hat:„Pro aris et focis“, für Altar und Familie—, wage ich zu hoffen, daß Sie einer Mutter Herz nicht werden bre⸗ chen wollen. Laſſen Sie mir meinen Sohn! Ich will ſeine Erziehung unter Ihre ſtete Auf⸗ ſicht ſiellen; Ihre Wünſche ſollen gelten und Ihren Rat will ich einholen— aber laſſen Sie ihn mir. Gewähren Sie Ihrem Enkel ſein Recht— ſch entſage freiwillig feierlichſt jedem Anſpruch auf die Familie Drewensberg für jetzt und immer. i Herr Baron, auch ich habe gelitten— ſchwer gelitten durch Sie. Unſerer Ehe hat ohne Ihren Segen der Sonnenſchein gefehlt, Ihrem Sohn iſt das Sterben unſäglich ſchwer geworden, weil er Weib und Kind ſchutzlos dem Zorn ſeiner Familie überantwortet ſah. W̃ un Sie ſich rein fühlen von jeden f re eben Sie den Stein gegen n a 1 gur„ t aber die letzu⸗ Flüſſig⸗ 1777 Der hl. Vater und die deutſche Rol. 5 Dem erhabenen Beispiel ſeines verewigten Caritasverband ein ganzes Netz caritativer Vorgängers auf dem Apoſtoliſchen Stühle,] Hilfsbereitſchaft über alle Gaue Deutſchlands Papft Benedikt XV., folgend, iſt auch Se. ausgearbeitet hätten, um alle Not zu erfaſſen Heiligkeit Papſt Pius Xl. aufs eif⸗ und ſo ausgleichend über das ganze Reich zu rigſte darauf bedacht, überall Not und Elend wirken. Se. Heiligkeit teilte in dieſem Zu⸗ nach Kräften zu lindern, um ſo verſöhnendſſammenhang mit, daß er dem Deutſchen Cari⸗ . und ausgleichend auf die einzelnen Nationen] tasverband eine Million Lire zuwenden werde einzuwirken. Das durch die Not des Krieges mit dem Hinweis darauf, daß er in dieſen und durch ſeinen unglücklichen Ausgang be⸗ Tagen auch dem öſterreichiſchen Caritasver⸗ ſonders ſchwer heimgeſuchte deutſche Volk kann band eine namhafte Summe überwieſen habe. verſichert ſein, daß es in dem Hl. Vater Sehr warm begrüßte der Heilige Vater den einen ſeiner größten Wohltäter Plan, in einer Caritas⸗Opferwoche alle deut⸗ dankbar erblicken darf, dem die Verarmung ſchen Katholiken aufzurufen, auf jede irgend ⸗ und ſtets zunehmende Verelendung weiteſter wie vermeidbare Ausgabe zu verzichten, um Volkskreiſe in unſerem ſchwer geprüften Va⸗ ſo gemeinſam zur Linderung der furchtbaren terlande aufs tiefſte zu Herzen geht. Wie ein] Notlage beizutragen. Auch ſprach Se. Hei⸗ Vater jenen Kindern ſeine doppelte Sorgfalt ligkeit ſeine volle Gutheißung aus zu der ge⸗ und Liebe zuwendet, die durch ſchwere Heim⸗ planten Bildung einer internationalen Ca⸗ ſuchungen ſeiner Hilfe beſonders bedürfen, ſofritasorganiſation. Zum Schluſſe der Audienz wird auch der gemeinſame Vater der Ehriſten⸗ erteilte der gemeinſame Vater der Chriſten⸗ heit nicht müde, ſtets von neuem die Katho⸗ heit allen Mitarbeitern, Mitglieden und liken aller Länder zur Hilfeleiſtung rufen. Der Deutſche Caritasverband als die Zu 7 ſammenfaſſung aller katholiſchen Liebeswerkeſ zeigt, mit welch väterlicher Liebe al für die[Wohltätern des Verbandes ſowie ihren Fa⸗ zahlreichen Notleidenden Deutſchlands aufzu— milien Segen. Für dieſen Gnadenerweis, der aufs neue Se. Hei⸗ und Angehörigen den Apoſtoliſchen! Deutſchlands empfand es daher als ein Be⸗ ligkeit die unermüdliche Arbeit des Deutſchen dürfnis, durch ſeinen Präſidenten, Mſgr. Dr. B. Kreutz, und ſeinen Generaldirektor A. H. Klieber perſönlich dem Heiligen Va⸗— ter den tiefgefühlten und wärmſten väterliche Fürſorge und ſtets Güte auszuſprechen. hohen Protektor des Deutſchen Dankſund ehrfurchtsvollen Dankes. Das aller deutſchen Katholäken für dieſe ſtändige Caritasverbandes ſowie ſeiner Diözeſan- und dent ſofort den Heiligen Vater des kindlichen gütige Wohlwollen des Apoſtoliſchen Stuhles wird opferbereite für ſämtliche Freunde des Verbandes in allen Beide Herren weilten daher vor einigen Tagen gemeinſam mit dem ſein, trotz der überwältigenden Fülle der Not Caritasver⸗ und der faſt unüberwindlichen Schwierigkei⸗ Teilen Deutſchlands ein mächtiger Anſporn ö bandes, Sr. Exzellenz Erzbiſchof Dr. ten der Mittelbeſchaffung für deren wirkſame Carl Fritz von Freiburg, in Rom, woſelbſt! Linderung in ihrem Eifer und ihrer Opfer⸗ ſie vom Heiligen Vater in einer längeren Privat⸗Audienz beſonderen] willigkeit nicht zu erlahmen. empfangen wur⸗ Spende des Heiligen Vaters wird der Beſtim⸗ Die ſtattliche den. Der Heilige Vater ſprach ſein aufrichti-[mung gemäß beſonders für kranke Kinder, ges Mitgefühl und tiefe Ergriffenheit gegen— über der deutſchen Not aus und nannte den großartige armen für Kleinrentner und das Deutſchland ſehr ſchwere Aufgaben zu erfül⸗ Deutſchen Caritasverband eine Organiſation, die heute in dem len habe. Er lobte ſowohl die theoretiſche wie praktiſche Arbeit des Deutſchen daß die deutſchen Katholiken im Deutſchen Caritasver⸗ bandes und bekundete ſeine Freude darüber, für den verarmten gebildeten Mittelſtand, für die notleidenden Angehörigen der freien Berufe und die hilfsbedürftigen Studenten, notleidende Alter ſowie für die Beratungs⸗ und Fürſorgeſtel⸗ len des Verbandes in ganz Deutſchland Ver⸗ wendung finden. Die Verteilung erfolgt in erſter Linie durch Vermittlung der caritativen Diözeſan⸗ und Fachverbände. 18,125 weultarden hatte, wurden bis 30 Milliarden bezahlt. gtaſch entſchloſſen hielt er ihn an, das Gewehr Fachverbände verfolgt, verſicherte der Präſi⸗ Für den Anilin beiden Frauen umſchlungen und weinten zu⸗ Neckarbiſchofsheim.(„Aufhänger les“). In Reichartshauſen waren einige Kinder auf den Gedanken gekommen,„Auf— hängerles“ zu ſpielen. Ein kleines Bübchen wurde auch richtig aufgehängt. Glücklicher⸗ weiſe kam eine erwachſene Perſon dazu, die das ſchon bewußtloſe Kind aus ſeiner Lage befreite. Eberbach.(Autobrand.) Auf der Straße nach Oberdielbach kam der Kraftpoſt⸗ wagen in Brand und wurde innerhalb weni— ger Minuten bis auf die Achſen zerſtört. Durch die Umſicht des Wagenführers kam in dem vollbeſetzten Wagen niemand zu Schaden, ebenſo konnten die Poſt, das Gepäck, und der Anhängewagen gerettet werden. O Pforzheim.(Wegelagerer.) Auf der Straße Brötzingen wurde am Samstag Abend ein älterer verh. zur Zeit arbeitsloſer Goldarbeiter, der in einem Handkorb Eß— waren trug, von vier 20 bis 28 Jahre alten Männern überfallen und mit Gummiknüp⸗ peln niedergeſchlagen und dann ſeiner Bar— ſchaft beraubt. Breitenbrunn.(Ein tolles Stück) hat ſich hier ein Wilderer geleiſtet. Er lag auf dem Schindelkopf verborgen in einem Reiſighaufen, als ein Jäger vorüberkam ſollen auch alle Tränen vergeſſen ſein, die meine Liebe zu meinem Mann mir verurſacht hat.“ Hartkopf legte ſtill den Brief aus der Hand. Er ſtand am Bettchen des Kindes, das ahnungslos ſchlicf, ein Engelsbild mit ſeinen roten Paus bäckchen und der wirren braunen Lockenfülle. Und er ſtreichelte leiſe ſein Händ⸗ chen.„Wenn ſie dich nur erſt geſehen haben — wenn du nur erſt einmal Großväterchen und Großmütterchen zu ihnen geſagt haben wirſt in dem Schmeicheiton, mit dem du den alten Harto„Väterchen“ nennſt, werden ſie dich gut⸗ willig nie mehr laſſen.“ Es war noch am Vormittag desſelben Ta⸗ ges, als Anita Brigitte aufſuchte. Sie ge⸗ ſtattete dem Mädchen nicht, ſie anzumelden, ſondern ließ ſich nur des gnädigen Fräuleins Zimmer zeigen. Brigitte ſaß, mit einer Handarbeit beſchäf⸗ tigt, im Erker, als ſich die Tür öffnete und jemand ſtill hereintrat. Eine ſchwarze Geſtalt ſtand an der Schwelle, und als Brigitte ſich ihr erſtaunt zuwandte, blickte ſie in ein paar ſeuchtſchimmernde bittende Augen, und ein Mund, um den ein verlegenes Lächeln ſchwebte, ſagte innig:„Pater peccavi“. 1 Im nächſten Augenblick hielten ſich die e ſhen, ſo vergeben und vergeſſen Ste, und es ſchußbereit auf ihn gerichtet. Ein Ausweichen war dem Jäger nicht möglich, der ah— nungslos ſein Gewehr unter dem Arm trug. Der Wilderer nutzte die Lage aus und kom— mandierte:„Entladen“. Nachdem dies geſchehen:„Gewehr auf den Boden legen!“ Dann:„Kehrt machen“—„20 Schritt Marſch!“ Darauf:„Wenn du verſuchſt, dich umzudrehen, ſchieße ich dich tot!“ Dem Jäger blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Mit dem erbeuteten Gewehr verſchwand der Wilderer im Dickicht. Lörrach.(Wertbeſtändige Bäk⸗ ker.) Die Bauhandwerker im Bezirk Lör⸗ rach einſchließlich Leopoldshöhe waren geſtern in den Ausſtand getreten, weil die hieſigen Bäckermeiſter ihre Waren nicht mehr gegen Papiermark, ſondern nur noch gegen Gold— mark oder Schweizer Franken abgeben woll— ten. Die Staatsanwaltſchaft ließ daraufhin einen Bäckermeiſter verhaften und andere vorladen, worauf die Bäcker von ihrer For⸗ derung wieder Abſtand nahmen. +Willſtätt(b. Kehl).(Lachsfiſche⸗ rei.) Zur Zeit iſt die Lachsfiſcherei in Will⸗ ſtätt und Neumühl wieder im Gange. Man kann faſt täglich den Fang der Lachſe beo—⸗ bachten, die bekanntlich vom Meere in die klei— neren Flüſſe kommen. um zu laichen und nach ſich gegenſeitig ihr Herz ausgeſchüttet hatten. „Sie hat es ſchwer genug empfunden, daß ſie ſich vor dir verborgen halten mußte und daß ſie unſeren Heini nicht ſehen konnte, von dem ich ihe täglich ſoviel Liebes berichtete; aber die Aehnlichkeit... du weißt, die beiden Brüder Drewensberg, dein Schwiegervater und mein Vater, hatten zwei Schweſtern geheiratet, und meine Mutter gleicht deiner Schwiegermutter ſo ſehr, daß es nicht möglich geweſen wäre, den„Vetrug“ noch länger vor dir aufrechtzu⸗ erhalten, nachdem du ſie geſehen haſt.“ Fran von Steltz war eine kleine, zarte Frau mit den Spuren körperlichen Leidens in dem ſeinen Geſicht, das allerdings verblüffend an ihre Schweſter, die Baronin von Drewens⸗ berg, erinnerte. Sie kam Anita mit ausge⸗ ſtreckten Händen entgegen. „Seien Sie mir herzlich willkommen, mein liebes Kind! Ich habe ſehnlichſt auf dieſen Augenblick gewartet.“ Anita ergriff gerührt die Hände und wollte ſie küſſen, aber Frau von Steltz zog ſie in ihre Arme. „Sie ſind ja doch mein richtiges Nichtchen — und da ſehe ich eigentlich nicht ein, wa⸗ rum wir uns nicht gleich„Du“ nennen ſollen.“ „Ihr ſeid alle ſo gütig zu mir“, ſagte Anita mit überſtrömendem Gefühl,„ihr be⸗ ſchämt mich ſo tieſ.— Ich habe Unheil über 2 date gebt euch gebracht und 0 öffnet mir bereitwillig“ ſie eine lange Zeit nebeneinander geſeſſen und % e 27610 Lach) wurbe ein Vorkommniz. Ein 90 00 605 5 e Viehs in der lem gend And endete ſeihgeiing Stall ein gut beſetztes Hühnerei⸗Ge⸗ lege, von dem er einen Teil in ſeine Jop⸗ pentaſche verſchwinden ließ. Nun wollte es der Zufall, daß der Viehbeſitzer gar nicht von zu Hauſe fortgegangen war, ſondern ſich auf dem Futterboden des Stallgsudes be⸗ fand. Von hier aus beobachtete er den Ver⸗ ſchwinden der Hühnereier. Als das Geſchäft abgeſchloſſen werden ſollte, war der Land⸗ Beim„Handſchlag“ richtete es der Verkäufer ſo ein, daß der Schlag gerade die Jackettaſche des Käufers traf, in der ſich die Hühnereier befanden. Das Bild, das ſich nun entwickelte, bedarf keiner Beſchreibung und derjenige, der für den Spott nicht zu ſorgen hatte, war dies⸗ mal nicht der Landwirt. b + Rheinau b. Mannheim.(Dollar⸗ marder.) Auf dem hieſigen Poſtamt wurde [t.„Schwetzinger Zeitung“ ein Beamter ver⸗ haftet, der ſeit längerer Zeit amerikaniſche Briefe öffnete und daraus Dollarſcheine ent⸗ wendete. 1 * Bretten.(Antiſemitismus mit Handgranaten.) Vor der Eiſenhand⸗ lung von Wertheimer wurde in der Nacht zum Sonntag eine Handgranate zur Exploſion ge⸗ bracht. Man nimmt an, daß es ſich um einen antiſemitiſchen Anſchlag handelt. Größerer Schaden wurde nicht angerichtet. i 2 Pforzheim.(Ein aufregender Vorfall) ereignete ſich geſtern früh, als Polizeibeamte einen jungen Mann verhafte⸗ ten. Dieſer warf plötzlich ein Paket weg; als ſich die Beamten darnach bücken, ſchoß ſich der junge Mann, deſſen Perſönlichkeit noch nicht bekannt iſt, eine Kugel in den Kopf. Der Ver⸗ letzung iſt lebensgefährlich. In dem Paket trug er wahrſcheinlich von einem Diebſtahl herrührende Schmuckſachen und Edelmetalle bei ſich. Freiburg, 5. Nov. Erzbiſchof Dr. Fritz 1 Sonntag abend von ſeinex Romreiſe zu⸗ kückgekehrt und wurde um 6 Uhr feierlich im̃ Münſter empfangen. f U Villingen.(Die Donau im Tun⸗ nel.) Da die Unterhaltung der beiden Eiſenbahnbrücken über die Brigach zwiſchen den Stationen Peterzell⸗Königsfeld und Kir nach-Villingen außerordentlich hohe Unter haltungskoſten verurſacht, iſt das Flußbet durch Durchtunnelung des Gebirges verlegt und unterirdiſch gefüort worden. Die Arbei⸗ ten gehen jetzt ihrem Ende entgegen. 0 A Konſtanz.(Die Heil- und Pflege⸗ anſtalt Reichenau) iſt gezwungen, ihren Betrieb weſentlich einzuſchränken. Es ſollen künftig nur noch etwa 160 Perſonen, 80 Arbeitsfähige und 80 Kranke zur Ver⸗ pflegung zugelaſſen werden. Waldshut.(Zu einem tragi⸗ ſchen Unglücksfalh, den der 18jährige Ernſt Maier in Wutöſchingen zum Opfer fiel, wird noch folgendes berichtet: Der ledige Arbeiter Schöpperle war ein Sonderling und deshalb die Zielſcheibe der Spottluſt und der Neckereien der Kinder. Als bei Einbruch der Dunkelheit an einem der letzten Abende Schöpperle wieder von jungen Leuten durch Pfeifen und Klopfen am Fenſter geärgert wurde, riß er das Fenſter auf und ſchoß auf die Burſchen, die ſofort bei ſeinem Erſcheinen auseinanderſtoben. Der Schuß traf den 18⸗ jährigen Sohn des Poſtagenten Maier, der an dem Vorgang völlig unbeteiligt war. Die Kugel führte den ſofortigen Tod des jungen Maier herbei. 5 4 nem Lächeln,„ſo bereitwillig iſt es doch nicht geſchehen. Vor einigen Monaten noch würdeſt du wahrſcheinlich eine verſchloſſene Tür bei uns gefunden haben— aber gleicher Schmerz führt zuſammen und das Leid iſt ein mäch⸗ tiger Friedens apoſtel.“ „Und ein feſter Kitt für die Freundſchaft“, fiel Brigitte ein. Sie ſchlang ihren Arm um Anita und fübrte ſie zum Sofa, und Frau voi Steltz ſetzte ſich zu ihr und nahm ihre Händ⸗ mit mütterlicher Vertraulichkeit. „Du glaubſt nicht, wie ſehr meine Kinder darunter gelitten haben, eine falſche Rolle di gegenüber ſpielen zu müſſen. Ihres Stieſva⸗ ters Namen zu tragen, iſt ihnen an ſich nicht ſchwer geworden, denn ſie haben an meinen zweiten Mann einen rechten Vater gefunden. Aber die ewige Sorge, ſich dir zu verraten, die Angſt, ſie könnten in deiner Gegenwart Bekannte treſien, die ſie mit ihrem wahren Namen anreden würden— ſo daß daun wahr⸗ ſcheinlich aller Erſolg der Liſt vorbeigeweſen wäre... es war aufreibend. Nach jenem Ausflug nach Pichelswerder war Wolf ganz rabiat.„Ich tue nicht mehr mit“ erklärte er kategoriſch,„das iſt unwürdig und abſcheulich, und ich habe mich geſchämt wie ein Schul⸗ junge, als ſie mich nach meinem Vater fragte. Liebe“ gehe ich ihr gar nicht mehr vor die Augen“.“ 11 (Gorlſetzung folgt.) 6 1505 wirt wollte ein Stück Vieh abgeben, war aber icht zu Hauſe und ſeine Frau wies den Kauf mann beſonders herzlich zu dem Kaufluſtigen. 2 3 9