Neunes 1 Seſhuft⸗aAnzeger die Poſt Schlüſſelzahl. 5 5 Waſhington, ö ſen Lage in Deutſchland werden die Ver⸗ eeinigten Staaten an Deutſ 5 9 75 Nahrungsmittelverſorgung Verlag: Joh inn 1 Die Zeit der Konzeſſionen ſei endgültig vorbei. Poincarre will Oeutſchland jetzt mit Gewalt beikommen! Alles hängt in der Schwebe! Un das Schiaſal von Rhein und Muhr! on Tage. * Die Erklärung Poincarés, Frankreich werde die beſetzten Gebiete erſt nach der Erfüllung aller deutſchen Vertragsverpflich⸗ tungen räumen, ſoll ſich nach einer offiziöſen Havas⸗Note nicht auf das Ruhrgebiet, dern nur auf das Gebiet am linken Rhein⸗ ufer beziehen. 0 5 5 ac 8 * Am nächſten Freitag ſollen die deut⸗ ſchen Vertreter von der Reparationskommiſ⸗ ſion gehört werden. ane 0 Vieruheimer Zeitung 5 Viernheimer Bürger⸗zeitung FErſſte und älteſte Zeitung am Platze. ſon⸗ Antsblat 8 1 N 1 1 1 1 ö 5 Die Botſchafterkonferenz hat in einer kurzen Sitzung eine abe e Eini⸗ gungsformel beraten, aber noch keinen Be⸗ ſchluß gefaßt und ſich vertagt. * Der bayriſche Miniſterpräſident von Knilling hat die Abſicht, zurückzutreten; der rechte Flügel der Bayriſchen Volkspartei wünſcht Herrn von Kahr als neuen Miniſter⸗ präſidenten. l * Bei den in Ausſicht ſtehenden Kredi⸗ ten für Deutſchland ſoll es ſich um die Be⸗ teiligung Amerikas, Englands und Hollands an der Errichtung einer Goldnotenbank handeln. er * Der Zentralvorſtand der Deutſchen Volkspartei hat dem Reichskanzler Dr. Streſe⸗ mann mit 206 gegen 11 Stimmen ſein Ver⸗ trauen e e * Der Krankheitszuſtand des früheren Reichskanzlers Dr. Wirth ſoll ſich gebeſſert haben. 0 0 * Der Reichstag tritt heute Dienstag zuſammen. Es ſoll eine ſchwerwiegende Entſcheidung fallen, ob ſich für das Kabinett Streſemann eine Mehrheit findet oder nicht. Aus dem Reich. Die Erkrankung Dr. Wirths. f „Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth, der bieſer Tage noch in voller Rüſtigkeit im Reichs⸗ tage tätig war, hat, wie ſchon gemeldet, in der Nacht zum Freitag einen ſchweren Herzanfall erlitten, der das ſchlimmſte befürchten ließ, auf eigenen Wunſch wurde Dr. Wirth ſofort mit den Sterbeſakramenten verſehen. Die Urſache des Zuſammenbruchs war ein akuter Anfall von Herzſchwäche, verbunden mit Atemnot. Die unmittelbare Gefahr für das Leben Dr. Wirths iſt zunächſt abgewendet, doch gibt ſein noch zu großen Beſorgniſſen Anlaß. Das Leiden Dr. Wirths iſt eine Folge ſeiner übergroßen Anſtrengungen und ſeiner geſamten Tätigkeit im Dienſte des Vaterlandes. Auch weit über die eigenen Parteikreiſe hinaus geht der Wunſch, daß Dr. Wirth wieder geneſen und ſeiner Tätigkeit zurückgegeben werden kann. * Nahrungsmittelkredite für Deutſchland. 18. Nov. Trotz der ungewiſ⸗ Amerilaniſche land Kredite n Höhe von 100 bis 150 Millionen Dollars, die kauf von Weizen und Gefrier⸗ t werden ſollen, gewähren. entweder von einem a* 15 von dem werwaltet Allien tion in Die ——ä̃———— 71 Die Rhein⸗ und Ruhrkonferenz. Fortſetzung der Beratungen über die Lage im beſetzten Gebiet. Berlin, 18. Nov. Ueber die Rhein⸗ und Ruhrkonferenz in der Reichskanzlei verlauten noch folgende Einzelheiten: Der ſogenannte Fünfzehner⸗Ausſchuß trat am Samstag nachmittag im Reichstag zu einer Beſprechung der mit den Vertretern der Länder beſprochenen Vorſchläge für Rhein und Ruhr zuſammen. Die Verhandlungen währten mehrere Stunden. Hauptfſächlich ſuchte man darüber Klarheit zu gewinnen, welche Inſtanz man am zweckmäßigſten mit der Führung der Ver⸗ handlungen mit den Franzoſen betrauen könne, nachdem die Franzoſen die Reichsre⸗ gierung als Verhandlungskontrahent abge⸗ lehnt haben und die Verhandlungen mit den Induſtriellen als geſcheitert anzuſehen ſind. Die Reichsregierung hat als eine ſolche In⸗ ſtanz einen kommunalpolitiſchen Zweckver⸗ band des Rhein⸗ und Ruhrgebiets vorgeſchla⸗ gen. Die Vertreter der Länder konnten ſich noch nicht auf einer gemeinſamen Baſis fin⸗ den. Infolgedeſſen vertagten auch die Vertreter der beſetzten Gebiete ihre endgül⸗ tige Stellungnahme. Zur Frage der Erwerbsloſenfür⸗ ſorge wurde von den Vertretern des be⸗ ſetzten Gebietes der Wunſch geäußert, daß man dehan und unbeſetztes Gebiet in gleicher Weiſe behandeln müſſ e. Für Montag iſt eine neue Sitzung mit der Reichsregierung in Ausſicht genommen. ee e. 1418 4 Ein Gewerkſchaftsproteſt. Der Deutſche Gewerkſchafts⸗ bund(chriſtl. Gewerkſchaften)? erläßt an 025 Mitglieder einen Aufruf, in dem es ißt? Der unter dem Zwang der Not gefaßte Beſchluß der Reichsregierung, die weiteren Leiſtungen des Reiches für das beſetzte Gebiet auf 100 Millionen Goldmark zu begrenzen, trifft die Bevölkerung hart und ſchwer. Die Reichsregierung hat aber Schritte unternom⸗ men, um mit Hilfe inländiſcher und ausländiſcher Organiſationen die Ernährung im beſetzten Gebiet ſicher⸗ zuſtellen. Was noch irgendwie in ſteuer⸗ licher Belaſtung im unbeſetzten Gebiet ſofort möglich iſt, muß durchgeführt werden. Alle Volkskreiſe müſſen die größte Opferwilligkeit bekunden, um zu helfen, wo zu helfen iſt. Deshalb werden wir den ſchärſſten Proteſt da⸗ gegen erheben, daß ein großer Teil der Un⸗ ternehmer es an dieſer Opferwilligkeit und an Verſtändnis für die Not der Arbeitnehmer ſehlen läßt. Franzöſiſche Propaganda gegen Reichsregierung und Induſtrie. Eſſen, 17. Nov. Die franzöſiſche Propaganda Kronprinzen ſei eingetroffen, als dieſer be⸗ reits die Grenze paſſiert hatte. Wenn der Kronprinz ihn vorher gefragt hätte, ſo hätte ir Einwendungen gegen die Abreiſe erhoben in einem Augenblick, wo Deutſchland derart durch innere Zwietracht zerriſſen ſei⸗ Weiter wird in der Erklärung dementiert, daß der Kaiſer mit einer Bewegung in Ver bindung bee die die Wiederherſtellung den Monarchie bezwecke, daß eine drahtloſe Sta⸗ aus Doorn beſtehe und daß eine Paste in Doorn eingetroffen ſei. 1 Anzahl Sonderbündler an der Arbeit. gehn Sonderbündler getötet. eee tag, 20. Nuvenber 1923 0 Hungersnot hinzuſtellen. dem Scheitern der Verhandlungen geweſen und der Mißerfolg der Düſſeldorfer⸗ entſprechend verhalten!) ilfe pollliſche Lage iſt auf das höchſte angeſpannt. Am Dienstag wird im Reichstage eine Entſcheidung fallen. Die Regierung Streſe⸗ mann wird mehr noch als von der Linken von rechts her auf das ſchärfſte bedrängt. Die Deutſchnationen erklären erneut, daß ſie einer bürgerlichen Regierung nur dann zugehören können, wenn Streſemann nicht ihr Führer wäre. Im übrigen muß aber bemerkt werden, daß die Deutſchnationalen bis jetzt um ihre Teil⸗ nahme an der Regierung gar nicht gefragt wor⸗ den ſind. Selbſtverſtändlich herrſcht auch in bürgerlichen Kreiſen die Auffaſſung, daß es am beſten wäre, wenn man ein bürgerl. Minder⸗ heitskabinett ſchaffen könnte, das von rechts, ſo⸗ wie von links toleriert würde. Ob das aber möglich iſt, läßt ſich zur Stunde noch gar nicht erkennen. Das Zentrum iſt nach wie vor der Auffaſſung, daß die geſamte innen⸗ und außenpolitiſche Lage eine Aenderung in der Zu⸗ ſammenſetzung der Regierung nicht für nicht verſchwiegen zu werden, daß das Zen⸗ trum in manchen Dingen die Politik und Tak⸗ tik der Reichsregierung in beſtimmten Fragen nicht immer zu billigen vermag und das gilt insbeſondere hinſichtlich der den beſetzten Ge⸗ bieten gegenüber eingeſchlagenen Haltung. Ge⸗ genüber Gerüchten in anderen Parteien über beſtimmte Richtungen innerhalb der Zentrumspartei können wir verſichern, daß in der Zentrumsfraktion über die Prinzi⸗ piengrundfrage keinerlei Meinungsverſchieden⸗ heit beſteht und daß die Fraktion hinter ihrer Führung ſteht. ö Ein Deiirauensvolum für sleſemann. Zentralvorſtand der Deutſchen Volkspartei. Berlin, 17. Nov.(D. A. Z.). Der Zentral⸗ vorſtand der Deutſchen Volkspartei trat heute Sonntag zu einer außerordentlich ſtark beſuchten Tagung zuſammen. Nach einem Referat des Reichskanzlers Dr. Streſ e⸗ mann über die politiſche Lage entſpann ſich eine längere ausgedehnte lebhafte Debatte/ die ſich bis in die ſpäten Abendſtunden hinein⸗ zog. Zum Schluß wurde eine Reſolution mit mierten Selbſtſchutz der Einwoh⸗ ner. Die Leichen, die meiſt ſchwere Kopfwunden durch Beilhiebe aufwieſen, wurden noch am rg begraben. ö ein Mann getötet und einer ſchwer verletzt. Man erwartet neue Kämpfe. Bereits am Donnerstag kam es zu kleine ten Zuſammenſtößen mit den Banden, die ich jedoch ſchnell wieder zurückzogen. Det kampf konnte nach kurzer Dauer zugunſten der reichstreuen Bevölkerung entſchieden werden, weil ſich faſt die geſamte Bevölke⸗ cung der Stadt Honnef beteiligte. b 1 100 General de Metz und die Separatiſten. 17. Nov. Der Erlaß des verfolgt jetzt nach dem Scheitern der Düſſeldor⸗ fer Verhandlungen vor allem das Ziel, ſowohl die Reichsregierung als auch die Induſtriellen vor der Bevölkerung als Schuldige an dern wün⸗ ſchenswert oder tragbar halte. Es braucht dabei ſten zu Vereins ⸗Anzeiger der Hes. Bürgermeiſterei und des Poliztiamts Viernheim N 8000 finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſaraſte n ſchecklonte Nr. 21577 ae Frgulfurt a. M. 4 in der das Vertrauen für mann ausgeſprochen wurde. 1 ö 1 Die Maſſenausſperrungen ſeien ſchon vor beſchloſſen Verhandlungen ſei im Voraus von der Indu⸗ ſtrie und der Regierung beabſicht igt ge⸗ weſen. Gleichzeitig nehmen die Franzoſen An⸗ laß, ſich mit allen Mitteln bei der Arbeiterſchaft zu empfehlen.(Die deutſchen Arbeiter werden den franzöſiſchen Braten ſchon riechen und ſich Sprengſtoffen unter ſeinen Arbeitern Viernheimer Volksbl Die einſpaltige Millimeterzeile oder der Raum koſtet 10 Goldpfennig für lokale 15 Goldpfg. für auswärtige, die Reklam zeile 30 Golfdpf., bei Wiederholm karifl. Rabatt. Die Umrechng. 9.800 81 amtl. Dollarkurs am Vortag d. Zahlun Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. 40. Jahr. 206 gegen 11 Stimmen angenommen, Streſe⸗ Die Militärkonkrolle. Antwort an Marſchall Joch. Deutſchlands angebliche Rüſtunge. Berlin, 16. Nov. Marſchall Foch hat in der Freitags⸗Sitzung der Botſchafter⸗ konferenz behauptet, die Beſtände der Reichswehr ſeien größer als der Verſail⸗ ler Friedensvertrag erlaube. Die Herſtellung von Kriegsmaterial und Munition ſei ſeit mehreren Monaten in verſtärktem Maße be⸗ trieben worden. Stinnes habe ſogar Spezia⸗ liſten in der Fabrikation von Munition und aus dem Ruhrgebiet nach dem unbeſetzten Deutſch⸗ ſchwerwiegende, geſtellt. land geſchickt. Auch Rußland habe Kriegs⸗ material und Munition für Deutſchland her⸗ Foch meint, die Sorge für die Zu⸗ kunft mache es notwendig, mit der Ueber⸗ wachung der deutſchen Rüſtungen ſofort wie⸗ der zu beginnen und mit aller Energie durch zuführen. Hierzu wird von maßgebender Seite mit⸗ geteilt: Es liegt auf der Hand, daß es ſich hier um eine Stimmungsmache handelt. Die Aeußerungen Fochs ſind bezüglich der Heran⸗ ziehung der Stinnesarbeiter und Rußland für die Herſtellung von Munition und Spreng⸗ ſtoffen Phantaſien, im übrigen ledigli die Wiederholung der Behauptung, die gerade in der jüngſten Zeit von deutſcher Seite widerlegt worden ſind. Immerhin ſei noch einmal feſtgeſtellt, daß die Reichswehr nicht einmal die im Ver⸗ trage von Verſailles vorgeſehene Stärke von 100 000 Mann erreicht hat und daß außer⸗ dem zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, alles in allem, noch etwa 150 000 Mann Schutzpolizei einſchließ⸗ lich der zivilen Polizeibeamten vorhanden ſind. Die Reichsregierung iſt ſerner beſtrebt, alle Verbände militäriſchen Charakters, die ſich bilden, zu beſeitigen. Uebrigens liegt es gerade an der franzöſiſchen Politik, wenn ſich ſolche illegalen Verbände zu bilden ſuchen. 1 Englands Haltung in der Militärkontrolle. London, 17. Nov. Reuter meldet von zu⸗ verläſſiger Seite, daß der britiſche Stand⸗ punkt bezüglich der Wiederaufnahme der mi⸗ litäriſchen Kontrolle in Deutſchland der ſei⸗ daß keine Forderungen geſtellt werden ſoll ten, deren Erfüllung bei den gegenwärtigen bündlern und dem durch Glockenläuten alar⸗ Die Sonderbündler hatten 14 Tote. 1 08 5 Abend auf dem Friedhof zu Aegidien⸗ Von der Gegenſeite wurde ungeordneten Zuſtänden in Deutſchland un⸗ möglich ſei. Die britiſche Regierung iſt der Meinung, daß neue Sanktionen weniger Ge⸗ währ für die Sicherheit bringen würden als eine beſchränkte Militärkontrolle. 9 8 Botſchafterkonſerenz am Montag. Paris, 17. Nov. Die Botſchafter⸗ konferenz wird am Montag vormit⸗ tag eine Sitzung abhalten, um eine Entſchei⸗ dung in der Angelegenheit der Rückkehr des Exkronprinzen und der Wiederaufnahme der alliierten Militärkontrolle zu treffen. Am Nachmittag des gleichen Tages wird der Mi⸗ üſterrat im Elyſse zuſammentreten, um die Zorſchläge der Botſchafterkonferenz zu prüfen. aliens Slellungnahme. Eindeutig hinter England. 8 Rom, 17. Nov. Muſſolini erklärte in einer längeren Rede im Senat, die italieniſche Regierung würde eine weitere Beſetzung deutſchen Gebiets nicht bewilligen können. (Sehr lebhafter Beifall.) Man müſſe den Mut haben, zu ſagen, daß das deutſche Volt noch am Leben ſei. Man könne und dürfe nicht daran denken, dieſes Volk zu vernichten [Beifall und Händeklatſchen.) Welches ſind gan die Richtlinien der ae ſtegierung? Es ſind die 1 und ſie ſcheinen mir klar genug zu ſein: 1 Laren der dengchen egen 10 2. Ein genügend langes Morator ium für Deutſchland. 0 g 3. Ergreifung von Pfändern und Ga⸗ rantien. ö 4. Räumung des Ruhrgebiets. 5. Keine Einmiſchung in die inne⸗ ren Angelegenheiten Deutſchlands, ſondern morcliſche und politiſche Unterſtützung einer Regierung, welche die Ordnung im Reiche wieder herſtellt. ö 6. Keine Veränderung territo⸗ rialer Art. ö In dieſer Richtung vorzugehen und ſich a0 len in dieſem Sinne gemachten Verſuchen an zuſchließen, iſt Italien auch heute wie vor einem Jahre bereit. us wird aus dem Ablflunden g? Neuregelung der Arbeitszeit. Berlin, 17. Nov. Mit dem heutigen Tage iſt die Dauer der Beſtimmungen der Demo⸗ lmachungsverordnung abgelaufen, wonach die Arbeitszeit in ſämtlichen gewerblichen etrieben acht Stunden nicht überſchrei⸗ ten darf. Am Anfang des Jahres 1919 hat⸗ 01 die Volksbeauftragten den Grundſatz des Achtſtundentages proklamiert. Die National- verſammlung in Weimar hatte die Verord⸗ nung der Volksbeauftragten dann legaliſiert. Grundſätzlich beſteht alſo der Achtſtundentag auch heute noch, aber es fehlen die geſetz⸗ lichen Beſtimmungen über ſeine Durchführung. Dieſe waren durch zwei De⸗ mobilmachungsverordnungen erlaſſen wor⸗ den. Ihre Gültigkeitsdauer wurde wieder holt durch Reichstagsbeſchluß verlängert, zu⸗ letzt bis zum heutigen Tag. Die Gewerkſchaften haben die Regierung wiederholt auf das Vacum, das dadurch ent⸗ ſteht, hingewieſen. Die Reichsregierung hat aber nicht eingegriffen. Es ſcheint auch aus⸗ geſchloſſen, daß ſie die Abſicht hat, etwa durch eine Notverordnung dem Entwurf des Ar⸗ beitsgeſetzes geſetzliche Gültigkeit zu verleihen. In Gewerkſchaftskreiſen wurde auch erwo⸗ gen, daß die Regierung entſprechend einem Beſchluß des Reichswirtſchaftsrats die Dauer er Demobilmachungsverordnungen bis zu er Zeit verlängert, wo der Reichstag das Reichsarbeitszeitgeſetz erledigt. Die Regie⸗ rung ſcheint aber nicht die Abſicht zu haben, hier einzugreifen, zumal die Kohlenzechen und die einzelnen Induſtrien im beſetzten Gebiet ihren Arbeitern und Angeſtellten weit über den Rahmen der wirtſchaftlich notwendigen Entlaſſungen hinaus gekündigt haben zu dem Zwecke, ihr Perſonal bei Neueinſtellung auf eine längere Arbeitszeit als acht Stunden zu verpflichten. Auch in Berlin ſind maßgebende große Betriebe bei den Tarifverhandlungen der letzten Tage über den Achtſtundentag be⸗ reits hinausgegangen. i Eine Kundgebung ſüddeutſchr Demokraten. Mannheim, 18. Nov. Vertreter der Demokrati⸗ ſchen Partei aus Süddentſchland haben heute fol⸗ gende Entſchließung gefaßt: „Die in Heidelberg verſammelten Vertreter der Deutſchen Demokratiſchen Partei in Süddeutſch⸗ and erwarten von der Reichsregierung, daß ſie ules tut, um die beſetzten Gebiete beim Reiche zu rhalten. Dem Fortbeſtand der Reichseinheit müſſe geſamte Politik unter, die Reichsregierung ihre ordnen. Die ſüdweſtdeutchen Länder, die für den Reichs, gedanken immer beſonders eingetreten ſind, haben auch eine beſondere Aufgabe im Kampf um die Wahrung der nationalen Einheit. Dies legt eine Zuſammenfaſſung der ſüdweſtdeutſchen Kräfte nahe ee der weiteren Verausgabung von Wafdanleihe ſtücken die Rentenmark in fortſchrettenden Maße in Umlauf zem der Verkehr mit wertbeſtändigen Zah⸗ lungsmitteln ausreichend verſorgt ſein. Da⸗ mit entfällt der wichtigſte Grund für die Ein rechnung undurchſich, tiger, die Warenpreiſe erheblich Das Reichswirtſchaftsminiſterium hat daher nährung und Landwirtſchaft in einem an die Gegen den uche?! Das Rundſchreiben des Reichs wierſchaſts⸗ und Ernährungsminiſterg. WTB. teilt mit: Nachdem nunmehr neben gelangt, wird binnen kur⸗ 7 verteuernder Riſikozuſchläge⸗ gemeinſam mit dem Reichsminiſter der Er⸗ Landesregierungen gerichteten Rundſchreiben auf dieſe Tatſache hingewieſen. Das Schrei⸗ ben ſpricht insbeſondere die Erwartung aus, daß die mit der Durchführung der Preis⸗ treibereiverordnung betrauten Behörden, vor allem die Preisprüfungsſtellen und Polizei⸗ behörden, die durch die Goldmarkrechnung und Verwendung wertbeſtändiger Zahlungs⸗ zu verfolgen. Hierbei der Ueberwachung der nehmen werde 5 ſchleunigt und g u Preisbildung bensnotwendigſten Bedürfniſſen, insbeſondere den Lebensmitteln, zugewandt werden und auch darauf geachtet werden, daß Preisunter⸗ ſchiede in Gebieten mit gleichen wirtſchaft⸗ lichen Bedingungen vermieden werden. Den Staatsanwaltſchaften und Gerichten ſoll durch die übergeordneten Landesbehörden nahege⸗ legt werden, gegen Schädlinge des Gemein⸗ wohls die ſtrengſten Strafmittel, wie die Un⸗ terſagung des Handels, Schließung der Ge⸗ ſchäftsräume und ſchwere Zuchthausſtrafer anzuwenden. 5 ö Rentenmark und Goldmarkpreiſe. Der Inhaber der vollziehenden Gewalt, General bon Seeckt, hat unter dem 15. November an die Wehrkreiskommandeure folgendes Schreiben ge⸗ richtet: Die Währungswirren haben beſonders in den letzten Tagen zu einem Hochtreiben der Goldmark preiſe geführt, das weite Kreiſe aufs tieſſte beun⸗ Darf man fragen? Einige Hinweiſe für den Inhaber der vollziehenden Gewalt und ſeine Generäle. 1. Vor einigen Wochen wurde vom kommandie⸗ tenden General des 5. Wehrkreiſes die durch⸗ gehende Arbeitszeit für ſämtliche ſtaatlichen Be⸗ triebe angeordnet. Bis heute iſt dieſer Befehl zänzlich unbeachtet geblieben. In Karlsruhe„geht es mal eben wieder nicht“. Herr General, Sie haben ſich Ihren Befehl doch ſicher vorher genau überlegt. Warum beſtehen Sie nicht auf der Aus⸗ führung Ihres Befehls? 2. Herr General, Sie haben die Offenhaltung der Verkaufsläden während der„üblichen“ Ge⸗ ſchäftsſtunden angeordnet. Darf man fragen, was Sie unter„üblichen“ Geſchäftsſtunden verſtehen? Die Geſchäftsleute haben da gang verſchiedene und eigenartige Auffaſſungen. . Herr General, iſt Ihnen bekannt, daß es ſeit der Freigabe des Zuckers keinen mehr gibt? 4. Haben Sie nicht die Gewalt, dafür zu ſorgen, daß den guten Deutſchen auch noch etwas übrig bleibt, wenn die Regierung Zucker gegen Deviſen ins Ausland„verkauft“? 5. Iſt Ihnen bekannt, daß die Regierung für die Beamten 10, 15 und 3077 wertbeſtändige Bezah⸗ lung anordnet, die Beichsbank ſolche Zahlungs⸗ mittel aber nur der„Induſtrie“ gibt, die Beamten alſo bisher nichts erhalten haben? Glauben Sie, die Beamten machen ſich keine Gedanken darüber? 6. Herr General, haben Sie vielleicht nicht auch ſchon die Wahrnehmung gemacht, daß die ſogenann⸗ ten„Grundpreiſe“ veränderlich ſind wie das Wet⸗ ter? Aber nur wie ſchlimmes Wetter? 7. Welcher Meinung ſind Sie über die geplant en „neuen“„Beſitzſteuern“ der Reichsregierung? Nach Zeitungsmeldungen ſollen dieſe„neuen Beſitz⸗ ſteuern“ in der Erhöhung der Zucker-, Salz⸗ und Spielkartenſteuer beſtehen. Sind das auch nach Ihrer Meinung wirklich Beſitzſteuern? 8. Zu der großen Sammlung von Aufrufen hat ſich ein weiterer des Inhabers der„vollziehenden Gewalt“ geſellt. Die Frankſurter Zeitung meint, er bewege ſich in ähnlichen Gedanken wie ein Auf⸗ ruf Cunos Mitte Januar d. J. Auf letzteren ſei bis jetzt nichts geſchehen. Höchſter Herr, wird Ihre Bekanntmachung auch wirkungslos verpuſſen? Werden Sie wirklich dafür ſorgen, daß für Luxus kein Raum mehr iſt? Werden Sie wirklich dem Wohnungsweſen Ihr Augenmerk zuwenden? Wird in den Beſitz von unnötigen Luxusräumen in ſo mancher Villa wirklich ſtörend eingegriffen? Heil Ihnen, wenn Sie es tun. 7 nicht gleich richtig verſtanden wird. Wiſſen Sie vielleicht, wo mit dem Abbau angefangen wird? Unten oder oben? Bei den Angeſtellten oder bei den Beamten? Iſt es wahr, daß die Verkehrsver⸗ waltungen die an die Steuerverwaltung abgege⸗ benen Beamten ſchon teilweiſe durch neu aufgenom⸗ mene Kräfte erſetzt hat. Hat da der„Wiederauf⸗ bauminiſter“ dreingeredet? Hätten Sie nicht mal Luſt und Zeit nachzuſehen, mit welcher Arbeit ſo mancher„akademiſch Gebildete“ beim Staate be⸗ ſchäftigt iſt? Sie könnten vielleicht dann zu dem Urteil kommen, daß ſo manche Arbeit von billigeren Kräften geleiſtet werden könnte, oder verſtehen Sie unter Abbau auch bloß Entlaſſung mittlerer und unterer Beamten? Männer machen ſich Gedanken über eine Staaten⸗ gemeinſchaft vorerſt zwiſchen Württemberg und Baden. Haben Sie ſich auch ſchon damit beſchäf⸗ tigt? Laſſen Sie ſie doch einmal die Erſparniſſe bei einer ſolchen Vereinigung ausrechnen. Einige Poſten: Weniger Miniſter, weniger Reden in der Volksvertretung, weniger theatraliche Präſidenten⸗ wahlen uſw. 11. Zu Punkt 10 noch etwas: Käme es nach der Bildung einer Staatengemeinſchaft auch noch vor, daß wie im Mittelalter ein„Bundes“ ſtaat die Ausfuhr wichtiger Nahrungsmittel dem andern gegenüber ſperrt? 8. 12. Haben Sie, Herr General, nicht die Wäh⸗ rungsmaßnahmen und ⸗Pläne der Regierung und das Verhalten der Reichsbank verfolgt? Haben Sie die Abſicht, hier einmal helfend einzu⸗ greifen? Entſchuldigen Sie, Herr General, wenn ein ein⸗ facher Bürger Sie mit ſeinen Gedankengängen be⸗ läſtigt. Ich lann mich vielleicht nicht ſo gut ausdrük⸗ ken; ich will Sie aber nur ein klein wenig über die Stimmung in den Volkskreiſen unterrichten. Die Frankfurter Zeitung frägt zwar, warum die Regie⸗ rung Streſemann nicht die Gelegenheit ergriffen hätte, in einer Angelegenheit vorzugehen, die doch ganz ſicher nicht zum Aufgabenkreis einer militäri⸗ ſchen Gewalt gehöre, ſolange eine geordnete bür⸗ gerliche Herrſchaft da ſei. Ganz meiner Meinung. Ich bin aber auch weiter der Meinung der Frankf. Ztg., daß endlich einmal etwas geſchehen muß. Bis jetzt wurden wir mit einer Reihe von Aufrufen, Erlaſſen uſw. von einer Reihe von bürgerlichen Regierungen beglückt— geſchehen iſt aber nichts. Kann da noch weiter Vertrauen beſtehen? Herr General, Sie haben die ptgew der le. Fi he Verbraucher dagegen iſ 10. Etwas höhere Politik: Einige weiterblickende cher da Rist erheblich zu Heute beginnt die Rentenmark in den Verkeht zu treten. Das Volk hofft aus ſeiner Not heraus nis zwiſchen Sachwert und Zahlungsmittel wieder herſtellen, die Entwertungsprämien aus der Preis- ſtellung ausſchalten und damit zur Senkung der Preiſe beitragen. Die Durchführung dieſer Reini⸗ gung wird auf harte Widerſtände ſtoßen. Die Reichsregierung hat an die Länder ein Rundſchrelben erlaſſen, worin die Durchführung dei Wucherbekämpfung und Ueberwachung der Preis⸗ bildung von Beginn der Ausgabe der Rentenmark die Herren Militärbfehlshaber, dieſer Angelegen) heit ihre beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen, diſ Beſtrebungen der Landesregierungen und Verwalz tungsbehörden tatkräftig zu fördern und für diz Beſtrafung der Schuldigen die ganze Vollmacht der vollziehenden Gewalt einzusetzen ges. v. Seeckt ine Kundgebung des deulſchen Epiſtobats gegen den 30 Jas mus (In weiten Kreiſen des deutſchen Volkes bricht ſich immer mehr die Ueberzeugung Bahn, daß an dem herrſchenden Elend nicht nur die Beſatzung und die maßloſen Reparationsforde⸗ rungen der Franzoſen ſchuld ſind, ſondern eben⸗ falls die ſozialiſtiſchen Prinzipien, die ſeit der Revolution im ſtaatſichen und wirtſchaftlchen Leben Eingang fanden. Wie der Sozialismus den politiſchen und finanziellen Bankerott Deutſchlands mit verſchuldet hat, ſo kann nach Anſicht vieler eine Wiederaufrichtung des Deut⸗ ſchen Reiches und Volkes nicht ohne die Be⸗ kämpfung der Sozialdemokrattie geſchehen. Aus dieſem Grunde erklärt ſich auch das ſchärfere Vorgehen des deutſchen Epiſkopats gegen den Sozialismus auf der letzten Konfe⸗ renz der deutſchen Biſchöfe, die im Auguſt die⸗ ſes Jahres in Fulda tagte. Der Kirchliche Amts⸗ anzeiger für die Diözeſe Trier, Jahrgang 1923, Nr. 99, enthält unter der Ueberſchrift: Betr. ſozialiſtiſche und andere kirchen feindliche Vereine folgende Bekannt⸗ machung: „Die Fuldaer Biſchofskonferenz hat unter Hin⸗ weis auf die an den Klerus erlaſſenen„Winke“ über die Behandlung der Sozialiſten uſw. be⸗ ſchloſſen, folgende Grundſätze bekannt zu geben: a) Es iſt den Katholiken nicht geſtattet, den freien Gewerkſchaften als Mitglieder anzugehören, einerlei, ob es ſich um Gewerkſchaften für Arbeiter oder ſolche für Angeſtellte oder Beamte handelt. p) Wenn die Katholiken die Möglichkeit haben, ſich in Verbänden zu organiſieren, die ihren reli⸗ ziöſen Intereſſen nicht entgegenſtehen, ſo ſind ſie derpflichtet, aus den freien Gewerkſchaften auszu⸗ kreten. ch) Geduldet werden kann, daß ein Katholik zeit⸗ weilig ſeinen Namen in den Mttgliederliſten im Einzelfalle wirklich ſtehen läßt, wenn folgende Umſtände zuſammentrafen, die hierfür Voraus⸗ ſetzung bilden: 1. Wenn der Beitritt in gutem Glauben, alſo in Ueberzeugung von der Erlaubtheit erfolgt iſt; 2. wenn Aergernis verhütet wird durch die Er⸗ klärung, daß die Weiterzahlung nur gur Ver⸗ hütung ſchweren Nachteils erfolge, im übrigen aber jede Gemeinſchaft mit der betr. Vereinigung ver⸗ mieden wird; 3. wenn dem Betreffenden oder ſeiner Familie ſonſt ſchwerer Schaden erwächſt; 4. wenn nicht für den Betreffenden oder ſeine Familie die Gefahr des Abfalls vom Glauben ſehnlichſt ihre Heilkraft. Sie soll das feſte Verhält⸗ ab beſonders nachdrücklich gefordert wird. Ich bitte werkſchaften verbleſken, ſo ſind zu dem Sakramentenempfang nicht mehr laſſen.“ Hierdurch ſind nicht nur die politiſchen Ver⸗ eine der Sozialdemokratie, ſondern auch die ſog. freien Gewerkſchaften, die vielfach den politi⸗ feindlich gebrandmarkt. Die Zugehörigkeit zu den freien Gewerkſchaften iſt allen Katholiken von den Sakramenten verboten. Nur in Fällen ſchwerer Notlage und unter Anwendung be⸗ ſtimmter Sicherheitsvorſchriften kann die Zuge⸗ örigkeit in einzelnen Fällen vorübergehend ge⸗ Fuldet werden, ſolange kein Austritt möglich iſt. En dieſem Falle kommen die Regeln zur An⸗ bendung, die für⸗das Verweilen in einer not⸗ endigen Gelegenheit zur Sünde oder für die aterieſte Teilnahme an einer verbotenen Handlung gelten. Mit der Anweiſung der Biſchofskonferenz zu ulda vom Jahre 1923 deckt ſich im weſent⸗ lichen die Inſtruktion, die das Biſchöfliche Ordi⸗ achriat zu Speyer bereits am 23. Auguſt 1920 — Oberhirtliches Verordnungsblatt für das Bistum Speyer 1920, 235 ff.— erlaſſen hat. Letztere lautet: i „Mitglieder freier Gewerkſchaften, die zum Aus⸗ 1 tritt nicht beſtimmt werden können, weil ſie ent⸗ weder durch die Verhältniſſe gezwungen ſind, ihnen 1 anzihgehören, oder auf wirtſchafliche Vorteile nicht glauben verzichten zu können, die aber andererſeits die teligionsfeindlichen Beſtrebungen der Sozial⸗ demo ratie in keiner Weiſe gutheißen und unter⸗ ſtützent, mögen einſtweilen abſolviert werden, jedoch gegen das Verſprechen, die Verbindung zu löſen, ſobald die Verhältniſſe es geſtatten. Der Eintritſ in eine chriſtliche Organiſation iſt zu ermöglichen.“ 0 Dr. H. 0 J 1 1 keit Ludendorffs dabei ſpielte leſen wir in der„Augsburger Poſtzeitung“ die folgen⸗ den ſehr beherzigenswerten Ausführungen: „Faſt kurios und juſt wiederum bezeichnend iſt die tiefbedauerliche Tatſache, daß die„völ ki che“ Bewegung im katholiſchen München ohne wei⸗ 14 kulturkämpferiſchen teres ihre wahren Ziele entfalten konnte. Was dieſer Tage all uzu⸗ ſchen Vereinen Gefolgſchaft leiſten, als kirchen⸗ grundſätzlich unter der Strafe des Ausſchuſſes Inu Katholltenhetze in Bayern und beſonders zur Rolle, die die Perſönlich⸗ für Schmähungen gegen die Katholiken, gegen den Kardinal oder gar gegen den„Ehrenjeſuiten“ Kahr möglich waren, iſt unglaublich. Selbſtverſtändlich wird am kritikloſeſten und am dümmſten die Hetze von den Studenten und von den Gebildeten mitge⸗ macht. N Sträflich iſt ſchließlich das Beginnen jener, welche die öffentliche Aufmerkſamkeit nun von Ex. von Ludendorff abwenden und alle Schuld auf ein⸗ mal auf Hitler abwälzen wolln. Ludendorff iſt unmöglich ein Opfer des überraſch⸗faſzinierenden Hitler. Er war vielmehr der unantaſtbare Abgott des Letzteren, ſein eigentlicher Herr und Gebieter. Und daß Ludendorff vom Feldherrn zum Volks⸗ auſwiegler, Revolutionär und faſt zum Barrikaden⸗ kämpfer geworden iſt, iſt ſeine eigene Schuld, von ö der ihn niemand befreien kann. Mannes Rede ſei ja oder nein. braucht keinen Kommentar. Jedenfalls muß die bayeriſche Politik von Luden' dorff und Hitler gereinigt und das Land von die⸗ ſen Unruheſtiftern befreit werden. Denn ſeit ihrer Tätigkeit bei uns iſt Haß, Ehrgeiz, perſönlicher Machthunger und viel Einbildung in die vaterlän⸗ diſche Bewegung Bayerns gekommen. Allerdings hat auch die Regierung gar manchen Fehler und gar manche Schwäche auf dem Gewiſ⸗ ſen.„Sie hat ſich die Bewegungen vollkommen aus der Hand gleiten laſſen.“ Und dann eines Ein Ehrenwort „Heute nun ſcheint es a 4 werfer der Oeffentlichkeit auf eine andere Seite ſeines Tuns als Gaſt in der Hauptſtadt des katho⸗ iſchen Bayernlandes zu richten; auf die kon⸗ Jeſſionelle. b Es ſind durchaus nicht ganz neue, unbekannte Dinge, die wir hier zu ſagen haben; dach um ſo mehr mußte es uns wundern, Ludendorff immer wieder gerade bei den Feſtlichkeiten des Münchener katholiſchen Studententums als den gefeierten, immer wieder geladenen Gaſt auftreten zu ſehen. Karl H. von Wiegand, der Vertreter des Hearſt⸗ ſchen Kabeldienſtes, hat kürzlich eine Unterredung mit Ludendorff veröffentlicht, als deſſen Zuſam⸗ menfaſſung er ſchreibt:„Ludendorff hat nun einen neuen Krieg in Deutſchland aufgenommen. Er hat ſich abgewendet vom Kampfe gegen die ruſſiſchen Roten— um die zkirchliche katholiſche Bewegung in Deutſchland zu bekämpfen.“ Wiegand ſchreibt, Ludendorff habe ihm gegenüber erklärt, die ſchwarze Gefahr ſei in Deutſch⸗ land höher geſtiegen, als die rote. Er gebe ſich keiner Täuſchung über die Schwächen des heutigen Proteſtantismus in Deutſchland hin, während er der Anſicht iſt, daß der Katholizismus in Süd⸗ deutſchland eine ſtarke Stellung einnimmt und an Rom eine ſtarke Stütze hat.„Man klagt mich an, ſagt Ludendorff(von Wiegand wörtlich zitiert), Rom, den Jeſuiten und der katholiſchen Kirche den Krieg erklärt zu haben. Das iſt nicht wahr; ich bin es nicht, der angefangen hat; ich lenke um bit Aufmerkſamkeit darauf und verſuche, die Mreneſn⸗ ten in Norddeutſchland aus ihrer Weathte zu erwecken. Es iſt nicht, als os ich geen Rom und die katholiſche Kirche kämpfte; ich kämpft vielmehr für den Proteſtantismus!“(Verzeihung Herr General, aber das iſt wirklich„jeſuitiſchl). d Freilich, wer die Ziele Ludendorffs kennt, näm⸗ lich auf den Trümmern der bundesſtaatlichen Throne den Hohenzollernſchen Kaiſerthron allein wieder aufzurichten und an Stelle des bundes⸗ ſtaatlichen, allein lebensfähigen Deutſchlands ein Großpreußen mit Provinzen, anſtatt Bundesſtaa⸗ ten, zu ſetzen, der verſteht, daß mit dieſem Ideal das des deutſchen Kaiſertums als Hort des Pro⸗ teſtantismus, unlösbar verbunden iſt.“ ſo 5 g 44 5 er Zeit, den S 110 5 2 oinears hat in g R den Erklärungn abgegeben. Auf inem Bankett des Komitees für Handel und Induſtrie hat er erklärt: Die Zeit der Konzeſſionen ſei endgültig vorbei. Der Friedensvertrag werde erfüllt, ſei es gutwillig oder mit Gewalt. Deutſchland die Zeit und die Mittel zu laſſen, einen neuen Angriff vor⸗ zubereiten, wäre ein Verbrechen gegen die Nach⸗ welt. Die franzöſiſche Regierung werde es nicht begehen.“ Noch deutlicher iſt Herr Poincaré in einer Rede geworden, die er aus Anlaß der Einweihung eines Kriegerdenkmals in Neuilly gehalten hat. In ihr findet ſich nicht nur die Drohung mit neuen Sanktionen, ſondern auch die Erklä⸗ rung, daß Frankreich die Beſetzung des Rheinlandes zu verlängern entſchloſſen ſei. Sanktionen ſind zn⸗ volle Genugtuung erhalten. Wir ſind außerdem entſchloſſen die auf Grund des Friedensvertrages beſetzten Gebiete nicht eher zu räumen, bis alle Klauſen des Verſailler Vertrages reſtlos erfüllt und wir gegen jede neue Angriffsmöglichkeit von deutſcher Seite unbedingt geſichert ſind.“ Aus Nah und Fern. 1 5 Karlsruhe.(Großfeuer.) Im und Cie brach geſtern Großfeuer aus, das den zweiten und dritten Stock des Lagerge⸗ bäudes mit reichen Holzvorräten zerſtörte. Der Schaden iſt ein ganz gewaltiger; der mark geſchätzt. Ettlingen.(Opfer ſeines Be⸗ rufs.) Der 57jährige Wegwart Jak. Weid ner wurde bei Herrenalb im Walde durch einen Erdrutſch verſchüttet und ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald ſtarb. i Freiburg. Beim Aufſpringen auf einen Perſonenzug) ſtürzte im Wiehre Bahnhof der beim Bahnbau Titiſee beſchäftigte Vorarbeiter Guggenbühler ab, wurde überfahren und ſofort getötet. 5 2 S——ç—ç—. W 1. Uns Frauen ſchaut das arme Leben an In ſeiner gottgegebenen Weſensart entrechtet Das Leben, das vom Haſſesgeiſt geknecht, 5 Gezwungen auf des Elends Dornenbahn, Das Leben, von dem Haſſesgeiſt der Welt Voll Hohn und Spott zum Jammerbild entſtellt. 2. O Kind, das iſt kein Kinderangeſicht Wenn große Augen ſchau'm aus hohlen Wangen, Iſt das ein Kinderland, durch das gegangen Des bleichen Hungers grauſiges Gericht? 5 Du frierſt, Kind, du, das doch der Liebe Kleid Einhüllen ſoll in Kinderſeligkeit. 1 . Ihr Alten, Ihr! in treuen Werkes Stolz Ward Ihr um Eures Abendsruh beſonnen Und Euer Werk iſt in ein Nichts zerronnen. Des Lebens Winter hat nicht Brot noch Holz. Ihr darbt— Ihr, deren Hand der Kindheit Brot uns brach, Ihr darbt! des Volkes Schmach. 4. Und Schweſter du! ſo krank ſchleichſt du umher. Die Not ſog alle Kraft aus deinen Lungen Wir ſpähen aus für dich nach Kräftigungen, Dein Atem geht ſo mühſam und ſo ſchwer. So viele ſchaun dich im Vorübergehn— Sie gehn vorbei und— haben nichts geſehn. 9. Gebt unſern Kindern und Euer Darben iſt Klara Siebert: Aus kiefſter Not! 5. So viele ſind, an denen Haſſes Wut Des großen Gottes Meiſterwerk zerſchlagen— In Gräbern, die nicht immer Namen tragen Die reichſte Blüte vieler Völker ruht. Ein 1 5 Leuchten zieht durch unſern Traum, Es klagt ihr Weſen durch den Zeitenraum.— 6. Uns Frauen ſchaut das arme Leben an, Das Leben, das nach Gottes Ebenbild Aus unſerer Kraft ſich formt, dem unſre Liebe gilt Dem unſres Weſens Schwerpunkt zugetan. Wir Frauen klagen laut vor aller Welt: Warum hat Haſſesgeiſt das Leben ſo entſtellt? 7. Es ziehen ſtolze Schiffe übers Meer Nach Ländern, die ſo reich an goldnem Weizen— Auf tauſenden von Schienenſträngen kreuzen In Sturmeseile Züge hin und her. Wohl zwang in ihren Dienſt die Menſchheit Raun und Zeit Und wird doch ſchuldig an der Menſchlichkeit. 8. Wir Frauen bringen vor das Angeſicht Der Welt— die vielen Kinder, die da darben, Die vielen Alten, die im Elend ſtarben— N Wißt, das Gewiſſen wird zum Strafgericht 4 An allen denen, die im Mammons Lohn N Das Leben zwingen in des Elends Frohn.“ wieder Milch und Brot Und Freude in die lichtentwöhnten Seelen Und laſſet nicht die Schwachen, Alten quälen Vom Schreckgeſpenſt der bittern Winternot! Ihr Frauen aller Völker! Kinder Die Ihr Eure liebt, 1 hochpolitiſchen erläßlich, wir werden ſie nehmen, wenn wir nicht Trockenraum der Fournierfabrik Hartmann Gebäudeſchaden allein wird auf 80 000 Gold⸗ die den Seckt aus Damenſchuhen ſäuft, ſo gut geht, wie in Bad Reichenhall. Di Folge dieſes Wohlergehens ſind die allwö⸗ chentlichen Ruheſtörungen, denen der fried⸗ liebende Teil der hieſigen Bevölkerung ausge⸗ ſetzt iſt. Auf der andern Seite aber herrſcht kraſſeſte Not. Hier leben Dutzende von Menſchen, die dem Verhungern nahe ſind. Im Bürgermeiſterzimmer des Rathauſes fin⸗ den ſich täglich bettelarme Menſchen ein, die um ein Stückchen Brot bitten. 7 Landshut.(Selb ſtmord im Sarg) Hier hat der frühere Friedhofsaufſeher Joſeph Seethaler aus Verzweiflung über den ge⸗ richtlichen Ausgang einer gegen ihn geführ⸗ ten Klageſache, deretwegen er bisher längere Zeit vom Dienſte ſuspendiert war, Selbſt⸗ mord begangen. Zu dieſem Zwecke zimmerte er ſich ſelbſt einen Sarg, legte ſich hinein und tötete ſich durch einen Kopfſchuß. In einem hinterlaſſenen Brief ſpricht er von der Schwere des Urteils, nimmt Abſchied von ſeiner Familie, ſener Frau und drei erwachſe⸗ nen Kindern und äußert noch ſeine Wünſche über die Art der Beerdigung. Hockenheim.(Zahlreiche Ein⸗ bruchsdiebſtähle), die in der letzten Zeit hier verübt wurden, ſind nun aufgeklärt. Die Polizei hat wiederum zwei 23jährige Taglöhner verhaftet, nachdem vor einigen Tagen ſchon drei der Einbrecher in Haft ge⸗ nommen wurden. ):( Pforzheim.(Ein ſchwerer Bau⸗ unfalh hat ſich geſtern Abend in dem Fa⸗ brikneubau von Garagnon u. Co. ereignet. Aus noch nicht feſtgeſtellter Urſache gaben plötzlich die friſchen ſchweren Eiſenbetondek⸗ ſen in der Mitte des Neußaues nach und aſſe ore Decken drachen durch und riſſen einen il der Außenmauer mit ſich. Glücklicher⸗ weiſe hatten faſt ſämtliche Arbeiter mit Aus⸗ nahme einiger Zimmerleute den Neubau ſchon verlaſſen. Von den Zimmerleuten erlitt der verh. Gottlieb Braun erhebliche Verletzun⸗ gen; die Uebrigen kamen mit dem Schrecken davon. Weinheim.(73 Stimmen— 72 Wähler.) Die ſozialdemokratiſche Partei hat beim Bezirksrat den Antrag geſtellt, die Wahl des zweiten Bürgermeiſters für ungül⸗ tig zu erklären. Beim Zählen der Stimmzet⸗ tel hatte ſich herausgeſtellt, daß 73 Zettel vor⸗ handen waren, während nur 72 Wahlberech⸗ tigte ihre Stimme abgegeben hatten. Weinheim, 17. Nov. Die Plünderun⸗ gen, die am Donnerstag abend bereits begon⸗ nen, und in deren Verlauf ein Wagen mit 25 Zentner Mehl von der Menge beſchlagnahmt und verteilt wurde, ſetz⸗ ten ſich am geſtrigen Abend fort. Die Gen⸗ Als ſie Feuer gaben, wurde darmen wurden mit Schüſſen empfangen und ein Gendarmeriebeamter ſchwer verwundet. 5 ö ein Plünderer getötet, einer ſchwer und 15 leicht verletzt. 1688 1 5 2 Der Polizei gelang es, die Plünderer zu zer⸗ ſtreuen und die Ordnung wiederherzuſtellen Mannheim, 17. Nov. Heute nachmittag kam es im Gebiet des Neckarhafens zu Plün⸗ derungen in dem Kohlenlager der Firma Grohe. Die Polizei mußte ſich darauf be⸗ ſchränken, die Plünderer an der Grenze des beſetzten Gebietes abzufangen und ihnen dort das geraubte Gut wieder abzunehmen. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenom⸗ men. Dabei hat ſich auch ein polizeiliches Hundeführerkommando ausgezeichnet bewährt. In einem Falle gelang es dieſem Kom⸗ mando, auch eine größere Demonſtrations⸗ 0 8 An iff 9. Herr General, nach ſo manchen Fehlgriffen der Helft, daß der Friede Schutz der Liebe gibt. Regierung werden Sie es verſtändlich finden, wenn der geplante Beamtenabbau beim Volke auch beſteht; die auch aus Wirtſchafts⸗, Finanz⸗ und verwal! 5. wenn Katholiken trotz tungspolitiſchen Gründen wünſchenswert iſt.“ anſammlung in überraſchend kurzer Zeit aründlichſt auseinanderzutreiben „vollziehende Gewalt“. Vollziehen Sie endlich einmal! Michael Deutſcher. erfolgter Aufklärung ſeinen erſten Schritt ins Le nein tut, iſt es nicht mehr das ausſchließliche Eigentum ſei⸗ ner Mufter. Jede Mutter muß dies Opfer bringen, wie durfte ſie etwas Beſſeres ver⸗ langen? Der Repräſentant eines altadeligen Geſchlechtes mußte eine ſeiner Stellung enr⸗ ſprechende Erziehung erhalten— ob das durch einen, zwei oder noch mehr Erzieher be⸗ werkſtelligt wurde, beſtimmt der Geldbeutel ſeiner Angehörigen, kam aun er nicht in Be⸗ tracht. In feinen freien(anden gehörte Heini ihr, da ließ ſie ihn ſich nicht rau den. So lernt ſie allmählich ſich fügen. Aber das Gefühl, bene rechten Lebenszweck, eigentlich tung eingetroffen war und das Bild wieder an der Wand hing, dämmerte Hein die Er⸗ innerung an den Onkel auf, und er fragte die Mama plötzlich:„Kommt Onkel Eberhardichen auch hier nicht zu uns, Mutti?“ a In demſelben Augenblick richtete Zeſing eine Frage an ſie. So war Anita der Ant⸗ wort überhoben und Heini kam nicht wieder auf das Thema zurück. Aber obwohl ſie nie von Eberhardt hörte, war, ihr ſelber unbewußt, der Gedanke an ihn unausgeſetzt in ihr. Er bildete gewiſſer⸗ maßen den Unterton zu allen ihren Empfin⸗ dungen. Es war ihr Gewiſſen. Das nagte und bohrte und erzeugte die Angſt in ihr, das Gefühl des Verlaſſen⸗ und Ueberflüſſig⸗ ſeins, und dies ungewiſſe leiſe Sehnen, das leinen Gegenſtand wußte, auf den es ſich hätte richten können, und doch vorhanden und ſo ſchmerzhaft fühlbar war. Sie konnte nicht an die Bewohner der Dre⸗ wensburg denken, ohne mit jähem Schreck die Geftalt Eberhardts vor ſich auftauchen zu ſeben. Sie war ſchuld daran, daß die alten Eltern da drüben einſam waren, ſie hatte ih⸗ nen den Sohn aus dem Hauſe getrieben, und ſie hielt ihn ihnen fern. Dafür genoß ſie nun etzt unter ihtem Dach die Gaſtfreundſchaft ſeiner Familie und verlangte wohl noch gar, daß ſie kommen umd ſich beglückt zeigen ſollten, ſie an Stelle des Sohnes in ihrem Schloß] Ausſichl rücken. Da ſaß ſie und in den dunklen Gängen entlang zu eilen, als ob ſie ſich auf einem Diebesgange be⸗ fände, immer demſelben Ziel zu, einem klei⸗ nen Altan an der Gartenmauer, einem Lug⸗ aus, von dem man bei Mondlicht jenſeits ci⸗ nes Sees über dichten Laubkronen die Zinnen eine? alten, impoſanſen Gemäuers erblickte— die Drewensburg. Am Tage mied ſie den Platz, wie ſie es vermied, mit einem Wort auf die Drewensburg und ihre Bewohner hin⸗ zutwreiſen, aus derſelben Scheu heraus, die ſie zuſammenfahren ließ, ſobald Zeſina im Lauſe des Geſpräches in ganz harmloſer und ſelbſt⸗ verſtandlicher Weiſe auf die Verwandten lam. Und doch lauſchte ſie fieberiſch geſpannt. Würde bel einer ſolchen Gelegenheit denn nie⸗ male auch Eberhardt genannt werden? Würde ſte denn nie erſahren, wo er ſich befand?— Als ob er vom Erdboden verſchwunden ware — nein, als ob er nie gelebt hätte, ſo ſchien ſein Andenken ausgelöſcht in den Familie Ore⸗ wensberg. Von einem Toten ſpricht man rück⸗ denlend, ja ſelbſt einem verlorenen Sohn wid⸗ met man eine Klage oder Träne— Eberhardt von Drewensberg exiſtierte einfach nicht für die Seinen. f a Selbſt die alten Diener befolgten dieſelbe Taktik, für die ſie wahrſcheinlich eine Weiſung erhalten hatten. und auch Heini, der jetzt ſo⸗ den aus öffnete, und ein brennendes Gefuͤhl, ſich ihm dankbar zu zeigen, erfaßte ſie. Was ſollte ſie tun, um das nagende Schuld⸗ bewußtſem loszuwerden? Selber wieder gehen 1 Hetis Zukunft aufs Spiel ſetzen, damit der Vertriebene zurückkäme?— Es würde ihr nichts nützen. Sie könnte ihm ſchreiben, ihn anflehen, heimzukehren, er würde ſie wohl laum emer Antwort würdigen. Sie wußte ja, er kam nur unter einer Bedingung— und die konnte ſie ihm nicht erfüllen. Jetzt noch weniger als vorher. Damals hatte nur die Sorge, ihm und Heini zu ſchaden, ſie zurück⸗ gekelten, num aber durſte ſie es auch um des alten Herrn auf der Drewensburg willen nicht tun. Es wäre ein ſchlechter Dank für ſein Entgegenkommen und eine Niedrigkeit von ihr. denn er hatte ihr Wort, daß ſie nie und nimmermehr Teil haben wollte an ſeines Sohnes Leben. . In dieſer zerriſſenen Gemütsſtimmung war es ihr faſt unmöglich. den Anblick des Bildes ihres Mannes zu ertragen. Ste mied das Zimmer, floh es förmlich, das ſriher ihr Tuskulum geweſen war, und wählte ein lei; nes Eckzimmerchen zu ihrem Aufenthalt, das einen beſonders ſchönen Blick in die Parkwild⸗ nie geſtattete. Ihren Schreistiſch ließ ſte ber überſchaſfen und ihn an Stelle eines aud dort ſtehenden an das Feuſter mit der ſchö 8 N Er- 7 ee Du—— chen, dem ſich das Kind raſch anſchluß, da kam ſich Anita vollkommen überflüſſen vor und ſie klagte Hartkopf mit bitteren Tränen, nun ſei ſie doch bereits an die Seite gedrängt. Ihr Kind werde ihr von fremden Menſchen ſyſtematiſch abwendig gemacht. Wenn nun noh, mit Heinis Eintritt ins ſchulpfüchilge Alter, der Erzieher kommen würde, könnte ſie getroſt gehen, ohne eine Lücke in Heinis Le⸗ ben zu hinterlaſſen. Hartkopfs Hinweis, daß bezahlte Unter⸗ gebene niemals einen Erſatz für die Mutter bilden könnten, und jede Mutter nach und nach einen immer größeren Anteil am Daſein ganz unnütz auf der Welt zu ſein, blieb. ihres Kindes den Anſprüchen der Welt opfern Und bas ſei es auch, meinte ſie, was mit müßte, nützte nichts. Sie vergrub ſich nur ſo ſchwerem Druck aaf ihr lag und eine ewige immer mehr in ihren Kummer. geheime, ſcheue Angſt in ihr wach hielt. Die Zeſina mit ihren hellen Augen erkannte quälende Unruhe hinderte ſie an jeder freiwil⸗ natürlich Anitas Gemülszuſtand und auch den ligen, eraſthaſten Tätigteit. Sie mochte nicht Grund da ür. Und in ihrer energiſchen Art malen und leſen, nicht, was ſie früher immer ſetzte ſie ſofort ohne Zögern das Meſſer an gewünſcht hatte, ſich in den Wiſſenſchaften fort⸗ die nach ihrem Ermeſſen ungeſunden Aus⸗ bilden, nicht einmal Muſik treiben wollte ſie, wüchſe einer übertriebenen Empfindſamkeit. Wenn Zeſina des Abends bat:„Singe uns „Willſt du einen Drewensberg zum Mut ein Schubertſches Lied“, dann erklärte ſie: zu dür ſen; aber der hatte bald herau gemerkt, terföhnchen machen?“ fragte ſie Anita.„Soll„Ich kann nicht. Ich.. ich habe das Ge⸗ daß es ſich in des alten Franz Geſellichaſt im] ank der Drewensburg einmal ein Herr ſitzen, fühl, als ob ich hier nicht ſo laut ſein dürſte, Stall bei Ottokar, bei Mine Köhler in der] der wie ein Spießbürger erzogen iſt und ſei⸗ fleh bin doch nur geduldet.“ Speiſelammer oder bei ihrem Mann im Gar- ner Mutter am Schürzenband hüngtk Wie i Dann wurde Zeſina böſe, ſchalt ſie einen b unt gnügen an ſcharſer, ungeſchminkter Kritit, das] ten unter den e auch 9 0 an⸗ allen 0 0 Müttern 1 und veranlaßte Hartkopf, ihr 8 viel anderes zu denken und zu ſchauen hatte aus ihr ſprach. Sie hatte den Trieb, aus ſpielen und leben ließ, und brannte eine Ansnahmeſlelle zu, ezanſp aol, Dieamalſſches voczuleſen oder eine cr de und durch das Bild des Vaters nicht mei ie denlang der äußeren Hülle immer den innerſten 0 Kern. 1 qufig durch als dann leſſe oblige, mei ö 1 1 lit i e e e. Onkel erinnert urde, hatte ihn ver⸗ 156 15 9 In ſolchen Augenblicken em⸗ müßig ſtarrte grü die W ercuszuſchaten und bloßzulege eine Woche nach ih an Linden a 3 ne kene dee e% 1 055 1 1 als Gen ö 5 e at dseneh. bater ihr gebracht date, als er ihr das Lu, ee eee, N n* kam, und das konnte ſie dann ebenſo begei⸗ ſtert lieben wie rücksichtslos haſſen. Aber weil ſie erſt liebte oder haßte, nachdem dieſe zerſetzende Arbeit hinter ihr lag, waren dieſe Gefühle von unbedingter Dauer und Zuver⸗ läſſigkeit bei ihr. Das empfand keiner mehr als Anita. Die einmal errungene Liebe der Tante Zeſina blieb ihr unentwegt treu, eine Liebe, die kei⸗ neswegs immer mit ſanften Händen ſchmei⸗ chelte und ſorgſam alle Steine aus dem Wege räumte, dafür aber unerſchrocken durch Dick und Dünn mitmarſchierte. Anita fand, wie ſie es gewünſcht hatte, Ruhe, Frieden, Stille im Lindenhaus, ja, wie ſie bald meinte, eine allzu große Stille Sie war nicht gewöhnt, müßig zu gehen. Im⸗ mer im Leben hatte ſie ein beſtimmies Ar⸗ beitspenſum zu leiſten gehabt, ihre Tage wa⸗ ten geuau eingeteilt geweſen, und jetzt hatte ſie plötzlich nichts zu tun und ſollte zwecklos die Zeit vertrödeln. 1 Anfangs hatte ſie es als ein großes Glück empfunden, ſich Heini ausſchließlich widmen ſchlucken wieder die Endſilben— und dann dieſe Handbewegungen. ganz dilettanten⸗ haft! Die Stelle muß ſo herausgebracht wer⸗ den!“— Und er ſpielte ihr die Stelle vor, worauf ſte ihn lachend zu kopieren verſuchte, was bei der kleinen, dicken Perſon meiſt ur⸗ komiſch wirkte.„ „Wenn ich's verſtanden hätte, dann hätte ich ja nicht zu Kreuze zu kriegen brauchen, Her Kollege,“ ſagte ſie.„Zu hungern hätte ich allenfalls ertragen, aber nicht, mich aus⸗ lachen zu laſſen.— Uebrigens bin ich aber durchaus nicht Ihrer Meinung, daß die Stelle unbedingt ſo geſpielt werden muß..“ Und es gab eine Auseinanderſetzung zwiſchen ih⸗ nen, bei der ſie oft beide ganz rabiat wurden. Viel mußte er ihr aus ſeinem Künſtler⸗ leben erzählen. Davon konnte ſie nie genug hören, und beſonders wenn er Kuliſſenintri⸗ gen zum beſten gab und allerhand Geheim⸗ niſſe aus der Werkſtatt der Mimen,„kleine Tricks beim Spielen und Apphauserhaſchen, ihre Eigenarten und Gewohnheiten, ihre Vor⸗ züge und Schwächen— dann amüſierte ſie ſich köſtlich, und wenn man ihr dabei in die glän⸗ zenden Augen ſah, konnte man in die Ver⸗ ſuchung kommen, ihr einen boshaften Charak⸗ ter zuzutrauen. Es war aber nur das Ver⸗ N 5 vergeben unſern Schuldigern. Roman von E. Krickeberg. 65 Nachdruck verboten. Anita erwiderte nichts. Angeſichts des Be⸗ welſes der Liebe der Großmutter an den En⸗ kel, wenn er ſich auch nicht ans Licht det Oeffentlichkeit wagt, vermochte ſie nicht ein Wort zu ihrer eigenen Verteidigung zu ſagen. Leini lebte ſich raſch in die neuen Ver⸗ hältniſſe ein und ebenſo raſch wurde er zum Liebling aller. Der alte Franz war geradezu vernarrt in ihn, und zwanzigmal am Tage ſagte er zu Mine Köhler und ihrem Manne, auch zur Baroneſſe Zeſmma, wenn er es irgend anbringen konnte:„Iſt er nicht gerade wie ſein Vater war? Ach Gott, unſer Junker enz Und dann mußte er das Ta⸗ ſchemuch ziehen, denn die Tränen traten ihm in die Augen. Haritopf und die Baroneſſe ſtanden von Beginn an gegenſeitig auf dem beſtew Fuße, obwohl ſie oft miteinander ſtritten. Sie ver⸗ kehrten überhaupt in emer häufig ans Para⸗ doxe grenzenden Form miteinander. Gewöhn⸗ lich begrüßte Zeſina Hartkopf mit einem Zitat aus einem klaſſiſchen Theaterſtück, dramatiſch in Sprache und Geſte, worauf der alte Schau⸗ fſpi⸗let in derſelben Art antwortete, Oder er ſchiutelte mißbteligend ſeinen Charakterkopf: nicht kichtig, Ber meſſe, der Ton Wit wir „ „Das w 15 Sage mir, was du zu Weihnachten ſchenkſt, und ich ſage dir Denn ein geiſtloſer Menſch macht wes Geiſtes Kind du biſt. auch ein geiſtloſes Geſchenk, Und ein Meuſch von Geiſt macht ein Geſchenk von Geiſt.— Das rätlichſte Weihnachtsgeſchenk iſt auch dieſes Jahr noch immer ein gutes Buch, oder falls dazu die Papierſcheine nicht ausreichen, ein gutes Büchlein. Eine Kxeiche und vielſeitige Auswahl von wertvollen alten und auch erſtaunlich viel neuen Büchern, die ſich als Weihnachtsgeſchenke b a„bietet wieder der Verlag Herder& Co. in Frei⸗ urg i. Br. ö Was zunächſt die Unterhaltungsliteratur betrifft, ſo können wir eine im Laufe dieſes Jahres neubegründete Bücher⸗ reihe guter zeitgenöſſiſcher Erzähler,„Der Bienenkorb“, begrüßen. Neben den bekannten Büchlein von H. Federer„Gebt mir meine Wildnis wieder!“„In Franzens Poetenſtube“,„Das Wunder in Holzſchuhen“,„Der Fürchtemacher“ u. a. erſcheinen in der Sammlung ganz neue wie„Die Mahd“ von Hans Roſelieb, ein menſchlich, erzähleriſch und ethiſch ſchönes, hochwertiges Werkchen, konſervativen Alter und der nachſtrebenden Jugend, Land und Stadt in eine ruhige, von Himmelslicht überſonnte Linie auslaufen läßt.— Daneben ſteht noch eine Novelle Roſe liebs aus der friſcheſten Gegenwart:„Der Schalk in de, Liebe“, die köſtlich erzählte Geſchichte der gegenſeitigen Neigung eines hochſtrebenden Arbeiters und einer deklaſſierten edler Offizierstochter. Roſelieb kennt die Seele des Menſchen und vor allem die Seele des modernen Menſchen.— Eine weitere Wabe in dem„Bienenkorb“ voll ſüßen Honigs iſt Georg Schäfers „Der Gang in die Stadt und andere Geſchichten“. Die vier Geſchichten, namentlich aber die Titellegende offenbaren eir feines und ernſtes Künſtlertum. Ein Heiliger will ſein liebendes Herz den Menſchen bringen. Und wie ergeht es ihm? Wie Schäfer die Antwort gibt, darin offenbart ſich eben ſeine Kunſt — Franz Herwig ſteuert zu der Sammlung eine ausgezeichnete Erzählung:„Der Pfarrer zu Pferd“ bei, die Geſchichte des temperamentvollen Kaplans Bernhard Brinkmann, genannt„Ben⸗ nätzken“, der im Kulturkampf auf einem obſkuren Dampfer nach 0 1 ch de reife“ geſchrieben. Mit warmer Liebe und brennendem Seelen— ebenſo im Fluge gewinnt wie die der Farmer, ſo daß Buben und Amerika auswandert und ſich dort die Herzen der„Schwarzfüße“ Mädchen ſich auf die Gäule werfen und ihm entgegengaloppieren, wenn ſeine Geſtalt am Horizont auftaucht.— Leo Weismantel iſt im„Bienenkorb“ vertreten mit dem Büchlein„Muſikanten und Wallfahrer“, das vier feſſelnde Rhöner Heimatgeſchichten enthält, von denen die erſte,„Die Häuſer meines Lebens“, wegen des autobiographiſchen Inhalts den Verehrern ſeiner Kunſt eine beſondere Freude machen wird.— Ein neuer Erzähler läßt uns aufhorchen: der Vorarlberger Franz Michel Willam. Zuerſt er⸗ zählt er uns eine herzwarme Dorfgeſchichte:„Der Lügenſack“ Da weht doch wirkliche Landluft! Dieſer Vorarlberger kennt die Dorfburſchen und Dorfmädchen durch und durch.— Er kennt auch die Männer und Frauen und Kinder vom Lande, das zeigt ſeine Erſtkommuniongeſchichte„Der Herrgott auf Beſuch“. Den kleinen Hanſele, der mit den Hühnern und mit den Blumen in ſeinem Garten ebenſo traute Zwieſprache halten kann wie mit dem Heiland in ſeinem Herzen; ſeine kreuzbrave Mutter und einen verſo enen, dabei do gutmütigen ater kann man nicht ſei ſoffenen, dabei doch gutmütigen Vater k icht wieder vergeſſen, ſo wenig wie den„Lügenſack“ Gretlein und ihren Valentin und die verliebte„fromme“ Suſanna, die ihre Angel ſo geſchickt auswirft und den erſehnten Fiſch doch nicht bekommt.— Dann iſt„Der Bahnwärterbub“ von Haindl in neuer Auflage wieder da und ſagt ein friſches, etwas ſchel. miſches„Grüß Gott!“ Mögen recht viele ihm einen Gegengruß bieten!— Und die geiſt⸗ und gemütvolle Schwäbin Marie M. Schenk, von deren Erzählung„Leute von der Rauhen Alb“ wir goch einen lieben Klang im Ohre haben, berichtet eine Geſchichte „Vom kleinen Lehrer und ſeinen drei Tugenden“. Wir lauſchen mit wachſendem Entzücken dieſer„altmodiſchen“ Ge⸗ ſchichte vom kleinen Lehrer, vom Hannele, vom Rickele, vom Roſele. Namentlich die reifere weibliche Jugend findet hier eine vertvolle Weihnachtsagabe. Freunde guter Reiſebeſchreibungen kommen voll und ganz auf ihre Rechnung bei Dr. Petrus Klotz' O. S. B. mehrbändigem Reiſewerk„Fünf Aquatorlängen um die Erde“, deſſen erſter Band„Vom Nil zum Kap“ vorliegt und durch die ſchöne Sprache und die prächtigen Bilder ebenſo erfreut wie durch den wertvollen Inhalt.— Ebenſo große Freude wird vielen ein Werk von Miſſionspater Joſeph Fräßle machen. Er wirkte von 1905—1920 am Oberkongo unter den Negern. Seine Er⸗ fahrungen hat er niedergelegt in dem Buch„Meiner Urwald⸗ neger Denken und Handeln“. Kaum jemals wurde die Negerſeele ſo gründlich und liebevoll belauſcht wie von Pater Fräßle. Dazu eine Darſtellung, die zum Greifen anſchaulich iſt! Wir ſehen den Urwald mit ſeiner verwirrenden Fauna und Flora; wir hören ſein Rauſchen und es ergreift uns ebenſo tief wie das Tönen der Baumtrommeln und der ſchwermütige Geſang der unerlöſten Chamskinder. Man gibt ſich gerne dem eigen⸗ artigen Reize dieſes Buches hin. Die„Schwarzweißkunſt“ der Scherenſchnitte erlebt eine neue Blütezeit. Melchior Groſſek hat den Ruhm, ſie in künſtleriſch voll wertiger Art ins Religibſe eingeführt zu haben. Er hat 33 Scheren: ſchnitte aus dem Leben Jeſu geſchaffen, in deren Genuß man ſich immer wieder mit Freuden vertieft. Der Verlag hat ſie unter dem Titel„Das Leben“ als wertvolles, dabei woblſeiles Kunſt⸗ das die alte, ewig neue Spannung zwiſchen den zwiſchen bibliothek finden.— Daneben iſt Lokale Nachrichten. album herausgegeben. f Schnitte auch in einem Sinne, der urſprünglich wohl nicht beab⸗ ſichtigt iſt: weil nämlich jede Silhouette wirklich lebt, Georg Timpe hat zu 1 Bild eine i einführende Betrachtung geſchrieben, die den Genuß erhöht un den religibſen Gehalt fruchtbar macht. Hier ſei das Werk genannt, das nach unſrer Meinung den Ehrenplatz auf dem 1928er Weihnachtstiſch des Literaturfreundes einnehmen ſollte: R. Zoozmanns dreibändige 10 0 0 Ausgabe von Dantes göttlicher Komödie(J. u. 8. Aufl.) Daß der Verlag dieſes Werk unter den heutigen Verhältniſſen neu herausgegeben hat, bedeutet geradezu eine verlegeriſche Sen⸗ ſation. Er hat ſich damit ein Ehrendenkmal geſchaffen; möge es auch zu einem Ehrendenkmal für das deutſche Volk werden, indem es allen Schwierigkeiten zum Trotz nach dieſem Werke greift. Über die Vortrefflichkeit der Einführungen von Conſtantin Sauter, der knappen Anmerkungen, der glatten Überſetzung er. übrigt ſich jedes Wort, da ſie allbekannt iſt. Für den Weihnachtstiſch der Jugend iſt das ſchönſte Werl „Der Fährmann“. Eine Relhe Beiträge unſrer beſten lebenden Schriftſteller und Dichter ſind von G. Keckeis unter einem wohl! durchdachten Plan zu einem organiſchen Ganzen geſtaltet und von ernſten Künſtlern illuſtriert. Jedem Heranwachſenden ſollte„Der, Fährmann“ erreichbar ſein; wenn er ihn nicht unter dem Chriſt⸗ baum entdeckt, dann ſollte er ihn wenigſtens in der Schüler⸗ zu nennen Franz Herwigs „Deutſche Heldenlegende“. Sie ſoll 14 Geſtalten vorführen. Vier davon ſind bereits da:„Der Führer“, Der Namenloſe“, „Widukind“,„König Otto und ſein Sohn“ Man ſieht an dieſen vier Geſtalten ſchon, daß es ſich um ein Werk handelt, wie das deutſche Schrifttum in dieſer Art keines beſitzt. Der deutſche Menſch in ſeiner Landſchaft erſteht vor uns; wir gehen mit ihm aus mythiſcher Urzeit durch die Jahrhunderte und laſfen uns von ihm den Weg in die Zukunft zeigen, Das Werk iſt ein Volks⸗ buch im ſchönſten Wortſinn und ſollte Gemeingut der Deutſchen werden, vor allem aber der Jugend.— Für die Jugend in den Entwicklungsjahren hat Toth das Buch„Reine Jugend, eifer ſucht der Verfaſſer dem heranreifenden Jüngling und werden⸗ den Mann zur Seite zu ſtehen, damit ſich zum Guten entwickelt, was in ihm gärt und brodelt, ihn oft mit tauſend Angſten erfüllt oder ihm gar zum Verderben an Leib und Seele wird — Für die Jüngeren hat die Sammlung„Aus fernen Landen“ ein neues Bändchen gebracht:„Jurandyr und Jandyra“, von Fuger. Wir begrüßen es ſehr, daß dieſe wertvolle und ſe gern geleſene Sammlung fortgeſetzt wird, und das mit einer ſe wertvollen Erzählung. Das ideale Märchenbuch für unſre Kleinen von vier bis ſieben Jahren dürfte Wilhelm Matthießen geſchaffen haben mit ſeinen Anſchaulichkeit. Keinerlei blutleere Abſtraktionen, keinerlei Sym⸗ bolismen, die dem Kind unverſtändlich bleiben und von denen wir Großen nachgerade genug haben; keinerlei unpädagogiſche Ironie. Eine ganz kindliche Sprache, die zu keinem Begriffe greift, der dem Kind nicht geläufig iſt und deren Rhythmus und Wohllaut zum wörtlichen Vorleſen zwingt. Ganzen noch irgend etwas Eigenartiges, das ſich nicht beſchreiben läßt und das eben den Dichter verrät. hätte vom„Kuß der Muſen“ geſprochen. Von der religiöſen Literatur werden die Bücher über Liturgie vor allem Intereſſe finden. Die Bücherreihe„Eeeclesia brans“ hat eine bedeutſame Fortführung erfahren mit einem Bändchen „Vom geſchichtlichen Werden der Liturgie“ von A. Baum⸗ ſtark. Des weiteren hat Studienrat Dr. Roſenberg, wie er ſelbſt bekennt, die Liebe und den Fleiß eines halben Lebens daran⸗ geſetzt, die geſamten Hymnen des Breviers in ihrer Urform wiſſenſchaftlich genau feſtzuſtellen und von jedem Hymnus eine deutſche Nachdichtung in der Sprache der Gegenwart zu ſchaffen. Ernſte religiöſe Erbauung und reiner dichteriſcher Genuß ver⸗ einigen ſich darin aufs beſte. Nicht nur Geiſtlichen, ſondern allen Katholiken, die mit ihrer Kirche leben wollen, wird das Werk willkommen ſein.— Die Pſalmenüberſetzung von Athanaſius Miller O. S. B., die als 5. Bändchen der Sammlung in der 5. bis 10. Auflage erſchienen iſt, kann dasſelbe Lob für ſich beanſpruchen. — Dem Leben mit der Kirche ſoll auch Erich Przywaras„Kirchen— jahr“ dienen. Der Untertitel„Die chriſtliche Spannungseinheit“ deutet das Eigentümliche des Büchleins an: die Löſung der Gegen⸗ ſätze in einer höheren Einheit. Das gedankentiefe Werkchen iſt eine Ergänzung des eigenartigen fünfteiligen Betrachtungsbuches des Verfaſſers„Vom Himmelreich der Seele“.— Geſunde Seelennah⸗ tung bieten eine Reihe wertvoller religibſer Werkchen des Herder⸗ verlages. Wir denken an Kühnels aus tiefem Erleben geborene und lebenweckende Betrachtungen„Von Gott und von uns“; wir denken an Schwarz' von echter Frömmigkeit durchwehtes Laienbetrachtungsbuch„Ich in Ihm“, das ſo dankbare Auf⸗ nahme fand; wir denken an die„religiöſen Ergüſſe“ aus dem Schriftennachlaß Andreas Feys, des erſten Direktors der Ge⸗ noſſenſchaft vom armen Kinde Jeſus,„Aus Herzenstiefen“, die als neue Rummer in der vornehm-gediegenen Reihe„Bücher für Seelenkultur“ erſchienen ſind und die beſonders in den Frauen⸗ klöſtern reiche Geiſtesfrüchte tragen werden.— Peter Lippert wird mit ſeinen Seelſorgerbriefen„Von Seele zu Seele“ vielen ein Arzt und Führer werden. Man bekennt beim Leſen unwill⸗ — über das Aſthetiſche hinaus Dazu liegt aber über dem Eine pathetiſchere Zeit ö Den Titel„Vas Leben“ verdienen dieſe* Siengs werden hier wie aus einer friſch ſprudel Originalberichte von Zeitgenoſſen der Heiligen geb Exerzitienbewegung unſerer Tage verdankt„Die Sc j. 5 ch u. ä 1 geiſtlichen Lebens“ des ſpanſſchen Benediktinerabtes Cisneros, des ae ee der Abtei Montſerrat, ihre Wiederaufer⸗ ſtehung in beutſcher Sprache.— Begrüßt und empfohlen ſei auch Prof. Dr. Arnold Rademachers neues Buch„Vernünftiger Glaube“, in dem er Stellung nimmt zu einer Reihe religißſen Probleme aus dem Grenzgebiet von Natur und Gnade.— Neben dem Theologen gibt der Verlag einem Naturwiſſenſchaftler, dem bekannten Kieler Prof, Johannes Reinke, das Wort in einem Werk„Naturwiſſenſchaft, Weltanſchauung, Religion. Bauſteine für eine natürliche Grundlegung des Gottesglaubens.“ Der gereifte Menſch greift am liebten nach einer guten Bio⸗ graphie; denn er hat die Wahrheit des Raabeſchen Wortes erfahren:„Nichts bildet den Menſchen mehr als Menſchenſchickſal.“ Ich weiß mir nichts Erfriſchenderes als belſpielsweife eine ſtille Stunde mit Hofers Lebensgeſchichte des hl. Clemens Maria Hofbauer, Hier finde ich das Leben eines tüchtigen Mannes eines„Athleten Chriſti“, in einer zuverläſſigen und ſchönen Dar ſtellung. Ich werde 0 0 tiefer, großherziger, weſentlicher in einer ſolchen Stunde.— Von andern Biographien ſei vor allem herausgehoben die des iriſchen Feldgeiſtlichen Wilhelm Doyle, die der Profeſſor an der Nationaluniverſität in Irland Alfred O'Ra⸗ hilly verfaßt und Wilhelm v. Feſtenberg⸗Packiſch 8. J. nach der dritten iriſchen Auflage ins Deutſche überſetzt hat:„Verbor⸗ genes Heldentum“. Ein Mann ſteht da vor uns, der mitten unter uns Alltagsmenſchen lebte und doch innerlich 10 himmel⸗ weit von uns verſchieden war. Ein Menſchenſchickſal, das 1 ganz in Gottes Gnadenlicht und wärme erfüllte und das no jedem Licht und Wärme ſpendet, der es kennen lernen darf.— Daß die Selbſtbiographie des Malermönchs Verkade, die durchaus ſo eigenartig und ſo feſſelnd iſt wie ihr Titel„Die Unruhe zu Gott“, wiederum eine neue Auflage erleben konnte, ſei als einer der verheißungsvollſten Lichtpunkte im Dunkel der Gegenwart gebucht.— Ein Werkchen, das viel Segen zu ſtiften berufen iſt, trägt den Titel„Das Beten der Myſtikerinnen“ und hat zum Verfaſſer den Dominikaner P. Hieronymus Wilms. P. Wilms zeigt auf Grund der Quellen, wie man in den mittelalterlichen Dominikanerinnenklöſtern Gott liebte und zu ihm betete und wie Gott ſeine frommen Beterinnen begnadete. Der Duft echte l Gottesminne weht uns aus dem Buche entgegen.— Nun noch ein neues Werkchen ganz eigener Art:„Das Lied der Orchideen!. Die Geſchichte einer ruheloſen Seele. Von Renata Seling. In gepflegter Sprache wird die Geſchichte einer edlen Mädchenſeele dargeſtellt, die durch das Land der Gottesferne an den Abgründen des Irrtums und an den lockenden Früchten des Sinnengenuſſes Werk„Das alte Haus“. Jeder Satz von ſaft⸗ und kraftvoller vorbei zu Gott hingefunden, ein„Transparent Gottes“ geworden iſt. Vor allem für euch, chriſtliche Jungfrauen, ſingen die Orchi⸗ deen ihr herbſüßes, myſtiſches Lied. Lauſcht 1 mit offener Seele. Einem Manne, der im öffentlichen Leben ſteht, kann man heute kein paſſenderes Geſchenk machen als die von Dr. Brauer und Dr. Steinbüchel herausgegebenen„Klaſſiker der Sozialphiloſ ophie“. Zwei Bände:„Leo XIII.“ und„Adolf Kolping“ liegen bereits vor; ein dritter:„Thomas von Aquin“, iſt angekündigt. Wie Leuchttürme ſtehen dieſe Männer im heutigen ſozialen Chaos. Der große ſoziale Papſt zeigt die ewigen Richtlinien, der große ſoziale Praktiker Golz Schritt für Schritt den Weg zur Volks⸗ geſundung und Volksbeglückung. Religion, Charakterfeſtigkeit, Familientreue ſind die Arznei für die Wiedergeſundung des kranken Volksganzen. Daß dies alle Führer und Geführten nur recht er⸗ kännten! Und auch alle Verführer und Verführten!— es wäre ein ſchöner Weihnachtstag für das deutſche Volk! Das Werk aus dem Herderverlag aus der jüngſten Zeit, das die meiſten Opfer gekoſtet 1 9 mag, das aber auch heſt f ſeiner praktiſchen Verwendbarkeit an erſter Stelle ſteht, iſt „Herders Zeitlexikon“, das die Summe des Wiſſens der Gegenwart enthält und zugleich als zweiter Ergänzungsband das Herderſche Konverſationslexikon gleichſam krönt und ihm erſt Voll. wert gibt. Es iſt das Buch, von dem man ohne Übertreibung und ohne Phraſe ſagen kann, ja ſagen muß: es darf in der Bücherei keines Gebildeten fehlen. e eee e Wir können hier dem Leſer naturgemäß nur knappe Hinweiſe bieten. Wer eine ausführlichere Beratung wünſcht, laſſe ſich den „Bücherſchatz 1924“ kommen, den der Verlag Bücherliebhabern koſtenlos abgibt. 35 Die Bücher aus dem Herderverlag qualifizieren ſich als Weih⸗ nachtsbücher und überhaupt als Geſchenkbiſcher durch eine Aus, ſtattung, die auch für den verwöhnteſten Geſchmack keine Wünſche offen läßt. Jedes einzelne Exemplar ist mit einer deutlich ſicht baren Sorgfalt hergeſtellt. Manche Werke muten uns an mie ein Atavismus, ein freundlicher Rückfall in beſſere Zeiten. Was den Preis betrifft, ſo ſind es große Ziffern, in denen ein Werl nur noch in hombopathiſcher Verdünnung vorhanden iſt, wie bei allem, wonach wir heute die Hand ausſtrecken. Immerhin: wenn ich ein gutes Buch erwerbe, dann weiß ich morgen und über⸗ morgen noch, was ich beſitze; wenn ich aber einen Papierſchein in der Taſche behalte, und ſei die Nullenreihe darauf auch von einer aſtronomiſchen Länge, dann weiß ich heute noch nicht, ob ſich das letzte Reſtchen Wert bis morgen nich' daraus verflüchtigt hat wie Ather aus einer ſchlechtverkorkten Flaſche.— Ergo! ö ö — — ———— — Ein großer Transport Handel und Verkehr. Berliner Deviſenkurſe. 1 16. November 17. November 1 Rotterdam Buenos⸗Aires In Millionen Mk. 952 325 952 325 Brüſſel⸗Antwerpen Chriſtiania 902 250 902 250 116 290 116 290 364 910 364 910 Kopenhagen 431 075 431075 Stockholm 667 665 667 665 Helſingfors 68 170 68 170 talien 108 270 108 270 don 11027 500 11027 500 Newyork 2 526 800 2 526 800 2 Schweiz Spanien Läufer⸗ u. Einlegſchweine trifft morgen Mittwoch ein. Karl Hewald, Ludwigſtr. 26. 2 ſtarke Einleg⸗ Schwein (ein Mutterſchwein darunter) gegen ein reifes Schlacht e CTCTTTTTTTTTCTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTITTTETVTVV——ꝓ www Kurſe ab 20. Mov., mittags 3 Uhr: D Hollar(amtl. Brief) 4,189 Aale er wahre Wert 1 Goldmarn... 1 Billion ffduunaananaaanagaadanaddaadatoaace Verdoppelung der Poſtgebühren! Unter eines Seifen pulvers hegt in feiner dem Zwang der raſenden Geldentwertung hat das ſachgemaßen Zuſammenſetzung.— Poſtminiſterium die ſeit 12. November geltenden Selſenpulver und Seifenpulver ist Poſtgebühren vom 20. November an verdoppeln 90 7 8 1 1 5 lege müſſen. Der einfache Fernbrief koſtet ſonach vom nuf der Hand. das minderwertige, 20. November ab 20 Milliarden, die Fernpoſtkarte Hefe e ere 10 Milliarden. Ausgeſchloſſen von der Verdoppe⸗ 1 ö. ſung bleiben die Zeitungsgebühren, die Gebühren 5 ri * für Ein⸗ und Auszahlungen im Poſtſcheckverkehr ananas ind die Poſtanweiſungsgebührens. N Ettungen. Eine ſchwere Kriſe) Hentel' e bellebtes Seifenpulver in. ein Selfen pulver von großer Er. Neuer Raglan. Mantel billig zu ver⸗ kaufen Von wem % bagt die Exp. hat auch die hieſige Induſtrie durchzumachen. Die meiſten Fabriken hier und im Albtal ha⸗ ben keine Aufträge mehr und müſſen zu Ar⸗ beiterentlaſſungen ſchreiten. So hat die Ma- ſchinenfabrik Lorenz A. G. ihren e ngeſtellten auf 31. Dezember 2 0 gt. Tritt bis dahin eine weitere Beſchäftigungs⸗⸗ möglichkeit ein, ſoll die Kündigung wirkungs- los bleiben. Auch die Ettlinger Spinnerei und Weberei beabſichtigt, in der nächſten Woche ihren Betrieb ſtillzulegen. Andere, Betriebe 40 70 188 845 138 345 445 110 445 110 328 820 328 820 Biſſabon Rio de Janeiro Wien 216 540 216 540 ag 86,030 96,030 ugoflavien 74185 74185 Budavpeſt 30 075 80% 175 e 2,520 Billionen ldmark(Berliner Kurs) 17. 11. 600 Milld. oldumrechnungsſatz der Reichsſteuern 17 a 600 Milliarden ichs index 12. 11. 218,5 Milliarden andesindex 12. 11. 265,5 Milliarden 96 248 96 248 1215 030 1215 030 „ Wirtſchaſts zahlen. Amtlicher Dollarkurs 17. 11. ſüſſelzahl des Einzelhandels 19. 11. 600 Milld. d chlüſſel 1 7 5 N * 77 1 2751 5 5 trie en erhebl