— Viernheimer Nachrichten Erſcheinungstage Dienstag, Donnerstag, 10 i altlonsſchlu tags zuvor a Amtsblat Ne chli mittags 12 Uhr. Der 1 in der Geſchäftsſtelle abgeholt, für dle Woche vom 17. bis 28. Novor, 30 Gold⸗ beträgt Geeſchäfts⸗Anzeiger Viernheimer zeitung— Viernheimer Bürger⸗Zeitung Pfennige, durch die Poſt Schlüſſelzahl, Redaktion, Druck u. Verlag: Joh. Martin Fernſprecher Nr. 217 Amt Viernheim. Neues vom Tage. e Den Reichstag erlebte bei ſelnem Zu⸗ ſammentreten am letzten Dienstag fürchterliche Tumultſcenen der Kommuniſten. Die Ruhe⸗ ſtörungen hinderten den Reichskanzler am Sprechen, ſodaß die Entſcheidung über die Vertrauensfrage hinausgeſchoben werden mußte. Heute Donnerstag ſoll die Ausſprache fortge⸗ ſetzt werden. f 5— In Berliner parlamentariſchen Kreiſen wird u. a. neuerdings die Möglichkeit der Rückkehr zur Weimarer Koalltion von Demo⸗ kraten, Sozialdemokraten u. Zentrum beſprochen. * —— — Reichskanzler Dr. Streſemann hofft die parlamentariſche Krifts gut zu berſtehen. — Der Reichsinnexminiſter ſprach ſich für eine Erweiterung der Selbſtverwaltung der Rheinlande aus. — — Der Kampf im Stebengebirge gegen die Sonderbündler endete für dieſe mit 139 Toten. Zahlreiche Sonderbündler wurden mit den Beilen erſchlagen. kerung hatte nur wenige Verluſte zu beklagen. —— — Die Franzoſen haben jetzt den Ruhr⸗ induſtriellen auch die Lieferungen an das neu⸗ trale Ausland verboten. — Die Botſchafterkonferenz in Paris hat am Mittwoch nach Einlauf der Inſtrukttonen Englands an ſeinen Botſchafter ſtattgefunden; es iſt eine volle Einigung erztelt worden. — Staatsſekretär Hoover ſoll die Abſicht Amerikas, Deutſchland zu unterſtützen, wider⸗ rufen haben, weil die deutſchen Landwirte nicht gegen Papiermark verkaufen. — Die Bayerlſche Volkspartei hat im Reichstag einen Antrag auf Reviſion der Ver⸗ faſſung von Weimar im föderaliſtiſchem Sinne eingebracht, — Die Schweiz beabſichtigt, die Einfuhr⸗ beſchränkungen, welche ſich hauptſächlich gegen Deutſchland richten, zu verlängern. Dek Klleg Gelegenheiten“. „Generalsliteratur“ über den Weltkrieg iſt bereits ein Begriff mit ziemlich eindeutig umriſ⸗ ſenem Sinn. Die Herren Verfaſſer ſind ſelbſt ſchuld, wenn man jedem neuen Erinnerungswerk aus der Feder eines am Kriege aktiv beteiligten Generals mit Mißtrauen entgegenſieht. Sind wir doch in den vergangenen fünf Jahren, zum Ueber- druß oft, in unſeren brennenden Hoffnungen, aus den Darſtellungen der an der Leitung des Kriegs irgendwie verantwortlich Mitwirkenden aufhellende Tatſachen, Wahrheit und Klarheit über unſere Siege und unſer ſchließliches„Zu⸗Tode⸗Siegen“ Erſte und älteſte Zeitung am Platze. der Heſſ. Bürgermeisterei und des Polizeiamt Inſevate finden im„Viernheimer Anzeiger“ wirkſamſte Verbreitung. Donnerstag, den — Berlin, 20. Nov. Präſident Löbe gedenkt des Ablebens des Abg. Höner(Ztr.) und des Reichsbankpräſidenten Havenſtein. „Ein Antrag auf Strafverfolgung des pfäl⸗ ziſchen Abg. Hofmann⸗Kaiſerslautern (Soz.) wegen Hochverrat wurde dem Ge⸗ ſchäftsordnungsausſchuß überwieſen. Auf der Tagesordnung ſteht dann die politiſche Ausſprache. Abg. Koenen(Komm.) fordert, daß zu⸗ erſt der Reichskanzler das Wort nehmen müſſe, weil er verantwortlich ſei für die Not und das Elend, die im Lande herrſchen. Die Maſſen würden trotz Säbeldiktatur auf die Straße gehen und den Reichskanzler mitſamt dieſem Hauſe wegfegen. Abg. Wels(Soz.) bedauert, daß die Er⸗ örterungen nicht mit einer Regierungserklä⸗ rung eröffnet werden. Es handle ſich doch um eine neue Regierung, die des Vertrauens „ Die reichstreue Bevöl⸗ ö des Reichstages bedürfe und die zunächſt ihr Programm entwickeln müſſe. Eine Schande ſei es für die Reichsregierung, wenn ſie den hilfloſen Zuſchauer ſpiele. Kahr und Luden⸗ dorff hätten in München offenen Hochverrat begangen. Der Redner erklärt, daß ſeine Partei dieſer Regierung kein Vertrauen mehr ſchenken könne. Die Rhein- und Ruhrfrage ſei für die Sozialdemokraten eine nationale Frage. Eine Preisgabe komme nicht in Frage. Abg. Hergt(Deutſchnat.): Das Kartenhaus der großen Koalition iſt gefallen, der Reichskanzler wird folgen. Das Kabinett hat nur Mißerfolge erlebt. Längſt müßte dafür geſorgt ſein, daß die Sozialdemokraten, wie im Reich, auch in Sachſen und Thüringen verſchwinden. Ein ausgeſprochener Feind der neuen Rentenmark iſt der Währungs⸗ kommiſſar geworden.(Solches hört man zum erſtenmal! Red.) Der Redner verlangt eine un⸗ zweideutige Erklärung über die bezüglich der beſetz⸗ ten Gebiete geplante Politik der Reichsregierung. Frankreichs Politik werde ſich ändern, ſobald die die deutſche Politik den Charakter der Schwäche verliere(ſiehe paſſiver Widerſtand! Red.) Eine Rechtsregierung werde ſich von allen Friedens⸗ ſtörungen fernhalten(vgl. Hitler⸗Ludendorff⸗ Red.). det beſlümeen zu erfahren, gar grimmig enttäuſcht worden. Statt ſich des Dienſtes an der Wahrheit zu befleißen und ohne perſönliche Sonderabſichten das zum Geſamtbild des Kriegs und zum Geſamturteil Mögliche über die ſchaudervolle Niederlage beizutragen, hatg ſich bald dieſer, bald jener rotbetreßte General⸗ ſtäbler lediglich darin verſucht, die eigene Unzuläng⸗ ö lichkeit durch möglichſt ausgiebige Kritik der Taten und(natürlich erſt recht!) der Fehler der andern nach Kräften zu verdecken. Dies mag menſchlich verſtändlich ſein; es iſt auch im übrigen ſo typiſch deutſch, daß man ſich des Gegenteils wundern mußte, und ſchließlich kommt der Hiſtoriker wenn auch recht mittelbar ſelbſt durch ſolcherlei Quellen⸗ material der Wahrheit nahe, aber— bedauerlich bleibt immerhin dieſer gegenſeitige Federkrieg der Generäle, nachdem ſie den Krieg mit Säbel und Kanonen nicht gewinnen konnte. Das beteiligte Ausland lächelt zu ſolchem Treiben„a pres la guerre“, beglückwünſcht ſich wohl im Stillen, daß die Energie und Vehemenz, mit der ſich deutſche Generäle ihre nie wieder gutzumachenden ſtrategi⸗ ſchen vorhalten, nicht in wirklich ret⸗ ährend des K entladen An eine kapitaliſtiſche Vorherrſchaft werde nicht gedacht.(Siehe Ruhrinduſtrielle! Red.). Auch die Arbeiterſchaft ſolle die ihr gebührende Stel⸗ lung(ſelbſtverſtändlich die„gebührende Stellung“, wie ſie die preußiſche Exzellenz auffaßt; etwa bei Marmelade und Margarine? Red.) erhalten, aber die Sozialdemokratie ſei nicht die Vertretung der Arbeiterſchaft. Ganz ohne Parlament und Parteien: wollten auch die Deutſchnationalen nicht regieren. Die Regierung müſſe das Vertrauen der nationalen Verbände und der nationalen Jugend haben.(Alſo der Grünlinge um die Münchener Putſchiſten Red.). Als der Präſident dann dem Reichskanzler das Wort erteilt, ſchlägt Abg. Remmele(Komm.) errgt mit den Fäuſten auf das Geländer der Red⸗ nertribüne und ruft dabei:„Sind wir hier im Parlament oder im Zuchthaus?“ Dem Präſidenten gelingt es erſt nach einigen Minuten, die Zwiſchen⸗ rufe zum Schweigen zu bringen. Unter lebhaftem Beifall der anderen Parteien fordert er dann den Abg. Remmee auf Grund des 8 91 de Geſchäfts⸗ ordnung auf, den Sitzungsſaal zu verlaſſen. Jahre und länger durch troſtloſen Jammer gejagt wurden, der bittere Zweifel anfrißt, ob bei ſo ehr⸗ geizig⸗perſönlicher, engherzig⸗ruhmſüchtiger Ein⸗ ſtellung eines Teils unſerer Generalität ein Sieg überhaupt erhofft werden konnte, ob ſoviel Man⸗ neskraft, Jugendblitte und flammender Idealis⸗ mus am Ende nicht doch vergeblich hingeopfert waren. Um ſo bitterer nagt dieſer Zweifel, wenn ein zu maßgeblichem Urteil ſo Berufener, wie General Max Hoffmann einem eben her⸗ ausgekommenen Erinnerungsbuch den Titel gibt „Der Krieg der verſäumten Gele⸗ genheiten“); damit andeutend, daß die Dinge durchaus nicht ſo kommen mußten, wie ſie kamen, daß Tatſachen und Zeitpunkte mehrfach vorlagen, deren rechtzeitiges Begreifen und verſtän⸗ diges Ausnützen vieltauſendſache Opfer erſpart und den Ereigniſſen— Kriegs⸗ und Friedens nöglichketen— eine von ihrem tatſächlichen, für 22 Vereins⸗Anzeiger s Viernheim Viernheimer Volksblatt Die einſpaltige Millimeterzeile oder deren Raum koſtet 10 Goldpfennig für lokale u. 15 Goldpfg. für auswärtige, die Reklame⸗ zeile 30 Golfdpf., bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Die Umrechng. erfolgt zum amtl. Dollarkurs am Vortag d. Zahlung Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße Nr. e ö November 1923 oſtſcheckonte Nr. 21577 t Frankfurt a. M. dummer Babon in Reihen. Die ungehallene Kanzlerrede. Veriagung der sitzung wegen des Kommuniſten Remmele. Da Abg. Remmele dieſer Aufforderung nich! folgt und auf ſeinem Platz verbleibt, vertagt Präſi⸗ dent Löbe die Sitzung zunächſt auf eine Stunde. Der Abg. Remmele verläßt ſeinen Platz nicht. Prädſient Löbe eröffnet nach einer Stunde die Sitzung wieoer und erklärt, er habe ſelbſt ſchon ſeit längerer Zeit Kriminalbeamte in den Reichstag gerufen zum Schutze der Regierung und der Reichstagsmitglieder, die durch zahlreiche Schreiber und Kundgebungen in ihrem Leben be⸗ droht worden ſind. Abg. Koenen(Komm.): Erfahrungsgemäß wür⸗ den ſolche Maßregeln immer nur gegen links ange⸗ wandt. Abg. Dittmann(Soz.) billigt im Namen der geſamten ſozialdemokratiſchen Fraktion das Ver⸗ halten des Präſidenten als durchaus korrekt. Auch Auguſt Bebel habe immer verlangt, daß die Prole⸗ tarier ſich als anſtändige Menſchen benehmen. Präſident Löbe fragt den Abg. Remmele, der ſeit der Unterbrechung der Sitzung ſich unterbro— chen auf ſeinem Platz aufgehalten hat, ob er jetzt den Saal verlaſſen wolle. Da Abg. Remmele dies verweigert, vertagt der Präſident gegen 6 Uhr die Sitzung und beraumt die nächſte Sitzung auf Don— nerstag 1 Uhr an. 1* Dr. Streſemanns Zuverſicht. Berlin, 20. Nov. Wie das B. T. mitteilt, wird der Reichskanzler, der die parlamentariſche Kriſe gut zu überſtehen hofft, noch heute abend SL rübergehen laſſen. Entſchluß der Berlin für enen Tag verlaſſen, um an den Ver⸗ handlungen über den ausländiſchen Milliarden⸗ kredit teilzunehmen. Aus welchem Grunde? Der Verkauf von Rentenmark ausgeſetzt. Am Donnerstag Wiederaufnahme. Berlin, 20. Nov. Der für heute angeſetzte Verkauf von Rentenmark durch die Reichsbank wurde aus techniſchen Gründen ausgeſetzt. Nur an den Le⸗ bensmittelhandel wurden Renten⸗ mark gegen Ausweiſe abgegeben. Die Sperre der Ausgabe von Rentenmark gilt nur für heute. Am Donnerstag ſollen Rentenmark von der Reichsbank wie⸗ der allgemein ausgegeben werden. Die deulſchen Vertreler vor der Reparallous⸗ Kolumlſſion. Paris, 20. Nov. Ein offizielles Commu⸗ niqus der Reparationskommiſſion beſtätigt die geſtrige Meldung, daß die in der deutſchen Note vom 24. Oktober 1923 angekündigten Erklärungen der deutſchen Vertreter vor der Reparationskommiſſion am Freitag, den 23. November, erfolgen ſollen. Die Verhandlun⸗ gen beginnen um 10.15 Uhr vormittags. Abermalige Vertagung der Botſchafterkonferenz. Paris, 20. Nov. Die Botſchafterkonferenz die heute abend um 5 Uhr zuſammentreten ſollte, u die Entſcheidungen der alliierten Regierungen zu, dem geſtern von ih vereinbarten Kompromiß zur Kenntnis zu nehmen, iſt abermal vertagt wor⸗ den, nachdem der engliſche Botſchafter mitge⸗ teilt hatte, daß er noch nicht im Beſitz der Inſtruk⸗ tionen ſeiner Regierung ſei.: uns ſo beklagenswerten Ablauf ſo völlig verſchie— dene Wendung gegeben hätten. Mit hoher Wahr⸗ ſcheinlichkeit wenigſtens! Man wird ja dem Gene— ral(H. iſt zweifellos eine der überragenden Feld⸗ herrngeſtalten des ganzen Krieges und als Stabs⸗ chef des Generalfeldmarſchalls Leopold von Bayern auch tatſächlicher Befehlshaber im Oſten) nicht überall in ſeinen Erkenntniſſen beizupflichten ver— mögen— auch er iſt nicht ganz frei von der gerne gegen andere polemiſierenden Art ſeiner Kollegen, — darin, daß er den Krieg in ſeiner Geſamtheit als„Krieg der verſäumten Gelegenheiten“ beur⸗ teilt, wird man ihm Recht laſſen müſſen. Seine Beweisführung faßt der General abſchließend wie folgt zuſammen: „Wir mußten im Auguſt 1914 den Krieg im Weſten im Canter gewinnen, wenn der Krieg nach der urſprünglichen Abſicht des Grafen Schlieffen geführt wurde. d. b., wenn wir nach dem Durch⸗ rr 0 * 1 40. Jahrg. bruch durch Belgien den rechten Flüge allen verfügbaren Truppen verſtärkten und ver längerten. Daß dies nicht geſchah, daß i Gegenteil vom rechten Flügel Truppen für de öſtlichen Kriegsſchauplatz fortgenommen wurden, ist unzweifelhaft ein Verſagen der oberſten Heereslei⸗ tung. N Trotzdem hätte der Rückſchlag der Marng nicht eintreten dürfen. Daß er eintrat, daß di bei der 2. Armee eingetretene Kriſis nicht dur Gröner ſeiner Zeit angeregte Idee nicht zur Aus⸗ führung kam, iſt Verſchulden der zweiten oberſten Heeresleitung. N Im Weſten war nunmehr der Krieg nicht meh zu gewinnen, man mußte ſich entſchließen, die Ent ſcheidung im Oſten zu ſuchen, wo ſich die Erelflnif inzwiſchen derart entwickelt hatten, daß eine ſol Entſcheidung möglich war. Es boten ſich im Spät herbſt 1914 und im Sommer 1915 zwei Gelege heiten, das ruſſiſche Heer entſcheidend zu ſchlagen Weide Gelegenheiten hat General von Falkenhay Auf ſein Schuldkonto fall außerdem die Verdun⸗Offenſive, die mangelhafte Führung des ſerbiſchen Feldzugs, die Nichtein me Salonikis und die Ablehnung einer gemeinſchaft⸗ ſichen italieniſchen Offenſive. Nachdem die Gele⸗ genheiten, Rußland ſo entſcheidend zu ſchlagen, da energiſches Handeln überwunden wurde, daß der 1. Armee, die beſtehenden Schwierig⸗ keiten durch Angriff zu löſen, nicht unterſtützt wur⸗ de, ſondern daß durch die unſelige Entſendung des Oberſtleutnants Hentſch mit ſeinem unklaren mündlichen Autrag und ſeinen ungeklärten Voll⸗ machten, das den Franoſen unverſtändiche Wunder der Marne möglich wurde, iſt ein weiteres Ver⸗ ſagen der oberſten Heeresleitung Moltke. Nach dem Rückſchlag der Marne konnte man noch einmal verſuchen, die Front, die im Schützengra⸗ benkrieg zu erſtarren begann, erneut vorwärts zu reißen. Es wäre dies möglich geweſen durch einen ganzen Entſchluß, durch Abtransport von minde⸗ ſtens 10—12 Armeekorps vom linken nach dem rechten Flügel und Anſetzen eines einheitlichen gro⸗ ßen Angriffs auf dieſen. Daß dieſe von General es Frieden machen mußte, nicht benutzt worden waren, mußte man ſich darüber klar werden, daß Dientſchland nach menſchlichem Ermeſſen den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Alle Anſtrengungen der Reichsleitung mußten ſich von dieſem Moment an darauf richten, einen Frieden auf dem ſtatus quo ante zu bekommen, Vie Anſtrengungen der oberſten Heeresleitung darauf, keinen Rückſchlag zu haben und die vom Heere errungenen Gebiete feſt⸗ zuhalten. Ich glaube, daß ein ſolcher Frieden im Jahre 1917 erreichbar geweſen wäre, falls wir klipp und klar auf Belgien verzichteten. Wider alles Erwarten trat nun ein Ereignis ein, das dem deutſchen Reiche noch einmal eine Chance gab ſiegreich aus dem Krieg hervorzugehen: es war dies die ruſſiſche Revolution, die den numeriſch ſtärkſten Gegner ausſchaltete und uns auf dem weſtlichn Kriegsſchauplatz trotz der Maſſen unſerer Gegner die numeriſche Ueberlegenheit gab. Es gab zwei Möglichkeiten, die neue Lage auszunutzen: entweder man entſchloß ſich, Rußland in Ordnung zu bringen, mit einer neuen ruſſiſchen Regierung ein Freundſchaftsbündnis zu ſchließen und im Weſten abuwarten, ein Verfahren, bei dem wir allerdings keinen Sieg im großen Stil erfechten konnten, aber niemals zu beſiegen waren. Oder aber man faßte die vorhandenen überle⸗ genen Kräfte zu einem großen entſcheidenden An⸗ griff zuſammen. General Lude ndorff hat ſich für die letztere Möglichkeit entſchieden. Er wollte ſiegen, er hat jedoch die vorhandenen Kräfte nicht ale und nicht glücklich eingeſetzt. Der große Durch⸗ bruch gelang nicht; ſtatt nun zu erkennen, daß da⸗ mit die letzte Siegesſchanee verwirkt war, ſtatt ſich don dem Moment ab auf reine Devenſive zu be⸗ ſchänrken und die Reichsleitung darauf auſmerk⸗ ſam zu machen, daß es höchſte Zeit ſei, auf politi⸗ chem Wege einen Verhandlungsfrieden zu ſuchen, ſetzte er die Offenſive fort, bis die letzte Kraft des deeres erſchöpft war. Ludendorff kam ſo zu der Foderung des Waffenſtillſtandsangebots innerhab 24 Stunden— das Deutlſchland waffenlos dem kalten Haß Englands, der fanatiſchen Rachſucht der Franzoſen und einem geiſteskranken Wilſon aus⸗ lieferte.“ Hoffmann bringt dieſes chroniſche Verpaſſen gün⸗ tiger Gelegenheiten auf einen Generalnenner: „Es wird rechtzeitig das Richtige angeregt, das mit einem verhältnismäßig kleinen Kräfteeinſatz erreicht werden kann, es wird abgelehnt; dann ſetzen Ereigniſſe beim Feinde ein, die die Oberſte Heeres⸗ leitung zwingen, mehr Kräfte herzugeben, als vor⸗ her erbeten waren, nur mit dem Unterſchied, daß die Kräfte nunmehr nicht dazu dienen, einen ent⸗ ſcheidenden Sieg zu erfechten, ſondern das Unglück zu reparieren.“ Aus dem intereſſanten Buch Hoffmanns erhellt, das darf man mit Befriedigung vermerken, ein hei⸗ ßes Bemühen, der Wahrheit zu dienen, und dem wirklichen Verdienſte, auch wenn es dem öſterreichi⸗ ſchen Bundesgenoſſen gebührt, die Ehre zu geben. Hierin iſt im deutſchen(preußiſchen!) Heere und in der Generalsliteratur der Nachkriegszeit leider all⸗ zuſehr gefehlt worden. Um ſo wohltuender berührt es, wenn H. die Urheberſchaft des großen Durch⸗ bruchs bei Gorlice(1915), die(von der Ober⸗ ſten Heeresleitung fehlerhafterweiſe abgelehnte) Idee der radikalen Durchführung des ſerbiſchen Feldzugs bis Saloniki u. a. m. dem öſterreichiſchen Generalſtabschef General Conrad von Höt⸗ dorf zuertennt, von dem er ganz allgemein uch ſagt: 5 105 Gut waren die Ideen des nee ede Generalſtabschefs alle, was man von den en unſerer Oberſten Heeresleitung nicht durch⸗ behaupten kaun— das Unglſick des genialen nes boſtand darin, daß das Inſtrument, ſeine Ideen in die Tat umzuſetzen, ihm fehlte. Die Truppe verſagte, während umge ehrt bei uns die Truppe bis zum Sommer 1918, ob gut oder ſchlecht ge ührt, niemals verſagt hat.“ 5 Weniger gerecht wird offmann dem jungen ſterreichiſchen Kaiſerpaar, von dem er gar annimmt, daß es Deutſchland und die Hohen⸗ ollern„gehaßt“ habe. Hier zeigt ſich die vielfach 45 ſchon traditionell werdende, wenn auch ganz ö auf böswilliger Verleumdung gegründete Einſchät⸗ ung des in ſeinem ſpäteren Martyrium erſt recht ympathiſchen Kaiſerpaares, dem gang beſtimmte onfeſſionelle und poliziſche Grupen durchaus das ainszeichen des Verrats aufdrücken möchten, in⸗ em ſie ihre Preſſe in ſteter Wiederholung die glei⸗ n ſchamloſen Lügen einem urteilsloſen Publi⸗ um vorſetzen laſſen. Zur Reviſion einiger ſeiner Finſchlägigen Anſichten ſei dem Herrn General öffmann die Lektüre des(ebenfalls im Verlag für kulturpolitik erſchienenen) Erinnerungsbuches Der Tote auf Madeira“ empfohlen. 0 In dieſen Tagen, da durch ſeinen ſinnloſen Putſch Ludendorff wiederum in ſo unſeliger Weiſe in den Vordergrund des politiſchen Streites Trat, iſt es nicht ohne Intereſſe, was General Hoff⸗ mann über ihn. mit dem er im Kriege an der Oſt⸗ ont zwei, Jahre in gutem Einvernehmen und er⸗ olgreich zuſammenwirkte, zu ſagen hat. Hoffmanns ritit an den Maßnahmen und Verſäumniſſen der Oberſten Heeresleitung(ſ. obiges Zitat) vom Herbſt 1916 bis zum Kriegsende gilt in der Hauptſache Ludendorff. Denn inbezug auf Verantwortlichkeit für die großen Entſcheidungen tritt die Perſon Hin⸗ denburgs(des ſpäteren Abgottes des deutſchen Volkes“ nach Hoffmann) doch wohl zurück.„Luden⸗ dorff wollte ſiegen“, ja, und er überſah im Vanne dieſes Gedankens einmal gegebene Wirklichkeiten, deren rechte Einſchätzung und Behandlung den be⸗ ſonnenen Feldherrn auszeichnet, ja ausmacht, ein übers andere Mal; ob ſchuldhafterweiſe,„toll⸗ kühn“, wider beſſeres Wiſſen und beſſeren Rat? weiteſten Zweifeln an den Fähigkeiten des verfloſ⸗ ſenen Feldherrn Raum. Jedenfalls zeigt Hoffmann am eigenen Erlebnis, daß L. ſchon zu ſeinen Glanz⸗ zeiten jener leicht erregbare und noch leichter ge⸗ kränkte Ehrgeiz eignete, der„große Männer gele⸗ gentlich auch recht klein“ erſcheinen läßt. Der Kapp⸗Putſch 1920, deſſen Seele ſicherlich er war, ſeine ganze, recht bedenkliche„nationale“ Be⸗ tätigung die Jahre her, die letzte Bürgerbräukeller⸗ komödie, die gar leicht zum Tauerſpiel eines deut⸗ ſchen Bürgerkriegs hätte werden können, wenn er als„Führer der nationalen deutſchen Armee“ den abenteuerlichen Hitler⸗Zug nach dem„Sündenbabel Berlin“ wirklich angetreten hätte: alles Dinge, die in ihrer inneren Unmöglichkeit geradezu Tollheiten ſind, bizarre Phantaſien eines an ungeſättigtem Ehrgeiz krank gewordenen Generalsgehirns. Die Parallelität zwiſchen jenen verzweifelten Steg-um⸗ jeden⸗Preis⸗Offenſiven vom Frühſommer 1918 bis zum fürchterlichen Ende und dem ebenſo narren⸗ haften Putſch vom 9. Novembe 1923 iſt evident. 11918 verſchaffte ihm die Autorität ſeiner über⸗ ragenden militäriſchen Poſition, die Gewalt ſeines Befehls undeſchadet aller vorausgegangenen Schei⸗ terns, immer neue Träger(beſſer Opfer!) ſeiner Pläne: leichtfertig hingeopferte deut⸗ ſche Jugend! Daß derſelbe ſinn⸗ und planlos auf ein irreales Ziel losſtürmende General, nachdem er zum Hochverräter geworden, auch 1923 noch einen Teil jener dem Bluten von 1918 entgan⸗ genen Jugend(freilich auch mit reichlich jün⸗ gerem Zuzug!) fanatiſierte, iſt unbegreifliche Rückfälligkeit, ein Stück Tragik, anſcheinend wie auf ewig dem deutſchen Weſen und dem deutſchen Schickſal verbunden.— Wären doch wenigſtens die nach General Hoffman im Kriege verſäumten Ge⸗ ledenbeiten die letzten ibres Schlaages geweſen! ordnen. aus: 8 Rentenmark iſt für die Wirtſchaft der Reichs⸗ ſchüſſen zur Reichsbahn nunmehr fort, was zu⸗ Die jüngſte Ludendorffiade in München läßt den nächſt eine ſchwere E rſchütterung für uns unnatürlich ſtark angeſchwollen. debdet kihten ſich wolltiſch „im Frieden“ neue an und wir müſſen fürchten daß ihre unglückſelige Art im Lande der Deulſchen überhaupt nie ausſterben wird. i Heinrich Höfler. —— Aus dem Reich. Die deutſche Jugend gegen den„Gifthauch der Zwieſpalt.“ N Berlin, 17. Nov. Der Ausſchuß der deut⸗ ſchen Jugendverbände beſchloß auf ſeiner geſtrigen Geſamttagung eine von ſämtlichen großen Reichsjugendverbänden mitunterzeich⸗ nete Kundgebung, die den Brüdern und Schweſtern an Rhein und Ruhr und a der Saar Grüße der Treue und Dankbar⸗ keit für ihre Hingebung an die deutſche Sache ſendet. Die Vertreter der deutſchen Jugend geben ferner ihrem tiefſten Schmerz Aus⸗ druck, daß in dieſen Tagen von Deutſchlands größter Not ein Gifthauch des Zwie⸗ ſpaltes über die deutſchen Lande geht, und fordern die Lenker der deutſchen Länder auf, alle Eigenart der Stämme zu der Feſtigune des einen untrennbaren 6 einzu⸗ fügen. Die Kundgebung ſchließt:„Wir for⸗ n, daß die Parteien und Stämme Deutſch⸗ lands ſich dem höchſten Ziele— Deutſchlands Geſundung, Einheit und Freiheit— unter⸗ Die deutſche Jugend iſt bereit, für dieſes Ziel auch das letzte Opfer zu bringen.“ 5 Die neue Epoche der Reichsbahn. Eine Unterredung mit Miniſter Oeſer. Reichsverkehrsminiſter Oeſer führte einem WTB, Vertreter gegenüber ungefähr folgendes ö . 1 1 Der 15. November d. Is. als Geburtstag der bahn von tiefeinſchneidender Bedeutung; er ſtellt geradezu den Beginn einer neuen Epoche füe ſie dar. Um zu geordneten Verhätlniſſen im Reichshaushalt zu kommen, fällt die finanzielle Aushilfe des Reichs in Geſtalt von Betriebszu⸗ bedeutet. Einen Rückgriff der Eiſenbahn auf die Notenpreſſe gibt es damit nicht mehr. Von dem Artikel 92 der deutſchen Reichsverfaſſung, der von der Reichsbahn als„ſelbſtändigem wirtſchaftlichem Unternehmen“ handelt, iſt bisher nicht ernchhaft Gebrauch ge⸗ macht worden. Jetzt iſt die Zeit zur Durchfüh⸗ rung dieſes Artikels gekommen. In der inneren Organiſation der Reichsbahn müſſen einſchneidende Sparmaßnahmen getrof⸗ fen werden, die Geſchäftsvereinfachung und Ge⸗ ſchäftsabbau im Gefolge haben. Die grundlegen⸗ den Anordnungen dazu ſind bereits ergangen. Mehr als bisher wird bewußt dezentraliſiert und damit die Stellung der Reichsbahndirektionen gekräftigt, Zum Teil als natürliche Folge der politiſchen und wirtſchafſtlichen Entwicklung der letzter! Jahre iſt heute die innere Verwaltungstätigkeit Zum großelt Teil rührt dies von dem bisherigen tangel ö einer feſten Währung her. Ich hoffe, daß die am 1. November gleichzeitig mit den Golb⸗ tarifen eingeführte Goldrechnung nach einer ge⸗ wiſſen, nicht eben leichten Uebergangszeit Er⸗ leichterung bringt. a Ich habe die feſte Hoffnung, daß es uns in harter Arbeit und bei willigem Einſatz aller Kräfte gelingen wird, unſerem Endziel näher zu! kommen. ö den Bogen nicht fberſpannen! Eine amerikaniſche Warnung an Frankreich. London, 19. Nov. Reuter meldet au⸗ Newyork: Der Newyork Herald ſchreibt in einem Leitartikel, die Nachrichten aus London und Rom müßten ern ſte Be⸗ N La eee in ſeiner Nachkriegsreh habe. Das Platt fährt Havenſtein iſt heute morgen 3.15 Uhr an au e Volk müßte die U nklu gheit einer 40 it einſehen, die den mögli chen Ver liu t der Unterſtützung Frankreichs durch ſeine beſten Freunde unter den Nationen bedeute.(Hat gute Weile!) Das linksrheiniſche Gebiet bleibt beſetzt. Eine Ergänzung zu Poincarss Rede. 1 Paris, 19. Nov. Havas veröffentlicht folgende offiziöſe Note: f 35 Gewiſſe Blätter ſcheinen den„Sinn der Worte, die der franzöſiſche MWiniſter pr a⸗ ſident geſtern in ſeiner Rede in Neuilly ausgeſprochen hat, nicht verſtanden zu haben. Er hat erklärt: ö „Wir ſind im übrigen entſchloſſen, die aufgrund des Friedensvertrages beſetz⸗ ten Gebiete nicht zu räumen, ſo⸗ fern nicht al le in Verſailles unterzeichne⸗ ten Klauſeln vollkommen erfüllt ſind.“ Dieſe Worte bezogen ſich auf die beſetzten Gebiete am linken Rheinufer und auf die Brückenköpfez es verſteht ſich von ſelbſt, daß ſie ſich nicht auf das Ruhrgebiet beziehen konnten, aber daß kein Entſchluß ge⸗ troffen werden kann ohne ein vorheriges Uebereinkommen zwiſchen Frankrei ch und Belgien. —— Ne Kalhollten in der Verwallung. Die„Germania“ weiſt in einem Artikel über den von der Reichsregierung in Angriff genommenen Beamtenabbau darauf hin, daß die in der Verordnung enthaltene Sperrvor⸗ ſchrift für das berechtigte Verlangen der Ka⸗ tholiken nach Parität in der Verwaltung von weittragender Bedeutung ſei: es werde, ſo⸗ lange dieſe Verordnung gilt, unmöglich ſein, auf Parität in den Behörden zu beſtehen! Die„Germania“ ſagt:„Wir halten uns für verpflichtet, auch darauf hinzuweiſen; denn in den weiteſten Kreiſen des kotholiſchen Volksteiles hat man ſchon lange kein Ver⸗ ſtändnis mehr für das Zurückſtellen von For⸗ derungen, die nicht mehr als recht und billig ſind, und für die ehedem die Vertretung des katholiſchen Volksteiles ſich auch mit ganzer Kraft einſetzen konnte.“ Dieſer Hinweis der „Germania“ iſt leider nur allzu angebracht. Wenn auch nicht verkannt werden ſoll, daß in den letzten Jahren die Behandlung der Ka⸗ tholiken in der Verwaltung ſich etwas mehr der Gleichberechtigung genähert hat, ſo kann doch von Parität heute noch lange keine Rede ſein. In den Berliner Zentralbehörden z. B. dürfte heute die Zahl der Katholiken im Durchſchnitte kaum über 4 oder 5 Prozent betragen, und für manche Miniſterien iſt auch dieſe Zahl zweifellos noch zu hoch ge⸗ griffen. 20 4 0 e ee e e,* 6 Reichsbankpräſident Havenſtein 7. Berlin, 20. Nov. Präſident Dr. Rudolf W einem Herzſchlag verſchieden. Eine Er⸗ krankung an Grippe war vorausgegangen. Sie befiel ihn während eines mehrfach unterbro⸗ chenen Erholungsurlaubs auf dem Gut Rörchen bei Königsberg in der Neumark, dem Beſitztum eines Verwandten. Die öffentlichen Geſchäfte riefen ihn am 6. Nov. zurück für zwei Tage. Darnach erkrankte er, ſtellte ſich aber während der letzten Tage zur Verfügung und verbrachte die letzten Tage abwechſelnd zwiſchen Kranken⸗ lager und Schreibtiſch. Havenſtein hat ein Alter bon 66 Jahren erreicht. —— 5 n ö 570 rt, das ſiſche“ 5 ns ten 0 provinz ſchicken. i Nranzöfſge gage auf einem Guts⸗ of des Prinzen Mpx. Karlsruhe, f n Mon erſchien eine Abteilung franz hen Militärs auf dem zwiſchen Maz au und dem Rheinhafenkanal gelegenen Gu ts⸗ hof des Prinzen Map, umſtellte daß Gebäude und hielt eine eingehende Dur ch⸗ ſuchung ab. Der Gutspächter Vollmer wurde verhaftet. Die Franzoſen nah⸗ men auch den Kaſſenſchrankſchlüſ⸗ ſel mit. Anlaß zu der Verhaftung und Hausſuchung war eine gemeine Denun⸗ ziation, wonach auf dem Gutshof Wa 17 fen verſteckt gehalten würden. Die Durch ſuchung war jedoch e.. Die national ⸗ſozialiſtiſche Arbeiterpartei 0 i verboten. 0 Auf Grund des Geſetzes zum Schutze der Republik hat der Miniſter des Innern die national⸗ſozialiſtiſche deutſche Arbeiterpartei in Baden verboten. Auch die Zugehörigkei⸗ ſu einer außerbadiſchen Ortsgruppe, ß. n ſer in München, iſt verboten und ſtrafßar. „ Wervporene Wermuden bungen. Wer Militärbeſehlshaben des Wehrkreis! unandos 5 Eu dem auch Baden gehört), gat in Ergänzung des Nerbots von Hunderk⸗ ſchaften auch die Abhaltung von Gelände⸗ übungen jeder Art in geſchloſſenen Verbän⸗ den, ferner das Poſtenſtehen und das Herum⸗ ſtreifen einzemer Perſonen oder ganzen Grup⸗ pen in Ortſchaften und außerhalb derſelben zwecks Ausübung irgend welcher Kontrolle erboten. Zuwiderhandelnde können nicht nur beſtraft, ſondern auch in Schutzhaft ge⸗ nommen werden. a ö Goldlöhne für Beamie und skantsarbeller. Berlin, 20. Nov. Bei den heutigen Ver⸗ handlungen mit den Spitzenorgant⸗ fatio ne nerklärte ſich die Regierung grund⸗ ſätzlich damit einverſtanden, Beamten und Staatsarbeitern eine Goldgrundlage zu bewilligen. Die Regierungsvertreter ſchlugen vor, für das ganze Reich drei Zo⸗ nen zu ſchaffen, innerhalb deren entſpre⸗ ſchend den wirtſchaftlichen Verhältniſſen der Gebiete ein feſter Stundenlohn gezahlt wer⸗ den ſoll. Es ſoll eine Oſtzone errichtet wer⸗ den, die etwa bis Küſtrin reicht, eine mitt⸗ lere, die ſich vom Schwarzwald bis nach Weſt⸗ falen zieht, und ſchließlich eine weſtliche Zone. Für die Oſtzone bot die Regierung einen Stundenlohn von 20 Pfennig an, für die mittlere, in der auch Berlin liegt, 24 Pfennig und für die Weſtzone 27 Pfennig pro Arbeitsſtunde. Für Ueberſtunden ent⸗ ſprechende Aufſchläge. Die Gewerkſchaften ha⸗ ben erheblich höhere Forderungen geſtellt. 3 1 Zu der Erkrankung Dr. Wirths ird dem„Badiſchen Beobachter“ mitgeteilt, daß Dr. Wirth ſchon ſeit längerer Zeit von einem Herzleiden heimgeſucht war. Ein ge⸗ wiſſes Ausſpannen nach dem Rücktritt vom Aanzleramt ſchien Beſſerung zu bringen, voch die vergangenen Wochen politiſcher Auf⸗ regungen trieben zur Kataſtrophe. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag der letz⸗ ten Woche ſetzten plötzlich derart ſtarke Herz⸗ ſtörungen, verbunden mit Erſtickungsgefahr ein, daß das Schlimmſte zu befürchten ſtand. re eee * Nn gehofft werden kann, Dr. Wirt Am kommenden Mittwoch wollte er bei der 20 Nor. An Mone N 115 1 5 hinaus jeder politiſchen Tätigkeit n daß der Krane ſich ihn alf fre Bie de ge amente und die hl. Kom ion g wurden. Die Nacht zur mtag brachte dann eine 1 ſodaß zu erhalten. nunion gereicht großen politiſchen Debatte im Reichstag eine ede halten, nun wird er ſich auf Monate 1 enthalten dmüſſen. ———— Rhein und Nuhr. Die Verkehrsverhandlungen in Mainz. Paris, 19. Nov. Nach einer Havasmel⸗ dung aus Düſſeldorf haben geſtern die techniſchen Verhandlungen in Mainz zwiſchen den Vertretern der deut⸗ ſchen Eiſenbahnverwaltung und der franzö⸗ ſſiſch⸗belgiſchen Regie über die Wiederauf⸗ nahme des Eiſenbahnverkehrs zwiſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiet weiter an⸗ gedauert. In der Frage der Lieferung von krollendem Material haben ihre Beratungen 1 gewiſſe, ziemlich große Meinungsverſchieden⸗ heiten ergeben. Die Arbeitsbzdingungen im Ruhrbergbau. Gelſenkirchen, 19. Nov.(Frkf. Ztg.) Wie mitgeteilt, hat ſich der Zechenverband gezwun⸗ gen geſehen, den Belegſchaften zum 30. No⸗ vember zu kündigen. Wenn inzwiſchen die Möglichkeit der Arbeitsaufnahme wieder eintritt, iſt geplant, 70 Pro er gekündigten Arbeiter 0 5 tellen und die übrigen der Arbeit im un⸗ beſetzten Deutſchland zuzuführen. In erſter Linie ſcheint an die Ueberführung einer gro⸗ ßen Anzahl induſtrieller Arbeitskräfte in die andwirtſchaft gedacht zu werden und ſodann an eine großzügige Kultivie⸗ Fe e ö Die Beamten der Zechen im Ruhrge⸗ biet haben beſchloſſen, 10 a ihrem 9 17 ſpruchsrecht gegen die Kündigung Gebrauch zu machen. Auch auf der Knapp⸗ ſchaft in Bochum wurde allen Beamten ge⸗ kündigt. Ein Teil ſoll am 1. Januar zu neuen Bedingungen in die Reichsknappſchaft aufge⸗ lommen werden. Aus Nah und gern. Ein grauenvoller Mord. Gochsheim b. Bretten, 19. Nov. Ju der Nacht auf Freitag hat ſich hier ein grauen⸗ voller Mord ereignet. ßenwart Fritz Groh, der bei ſeinen Eltern wohnte, wurde in der Frühe mit eingeſchlage⸗ nem Schädel in ſeinem Schlafzimmer aufge⸗ funden. Da ſich im Zimmer keine Blutſpu⸗ ren vorfanden, muß angenommen werden, daß der Täter vor Ausführung der Tat ſeinem ſchlaſenden Opfer eine Decke über den Kopf gezogen und dieſe dann mitgenommen hat. Die geſtern erſchienene Gerichtskommiſſion von Bretten mit einem zahlreichen Erken⸗ nungsdienſt von Kriminalbeamten und Poli⸗ eihunden am Tatort konnte bisher keine Feſt⸗ tellungen machen, die auf den Täter ſchließen laſſen. Da Groh ein Verhältnis nor Flehingen unterhielt, iſt die Vermutung eines Racheaktes nicht von der Hand zu weiſen. Sͤlinnes. Die Revolution hat die politiſchen Monar⸗ chien geſtürzt, die Inflation hat die indu⸗ ſtriellen Monarchien geſchaffen. Der 40jährige Stra⸗ Der unge⸗ ama) hat ſich in der Nacht zum N 1 1559 geſpielt. 2 ihmacher 1 1 drama Poſtpaket mit einer Kindesleiche aufgegeben Auf der Empfangsſtation in Durla 0 burt getötet worden iſt. I Weinheim. ſind dem Feuer zum Opfer gefallen. bonn und umgekehrt in den ten Gemeinden wurde ein„Verkehrsverban für die Fraichaaubahn“ gegründet. U Bruchſal.(zu der Enthaup⸗ tung des Raubmörders Geiger) von Großrinderfeld wird von einem Augen⸗ zeugen berichtet, daß Geiger, der ſich ſeit eini⸗ gen Wochen im Bruchſaler Zuchthaus befand, nicht mehr behauptete, unſchuldig zu ſein und auch den geiſtlichen Beiſtand nicht mehr ob lehnte. Am Samstag wurde Geiger dure den Staatsanwalt von Mosbach eröffnet, daß das Staatsminiſterium ſeine Begnadigung abgelehnt habe und ſeine Hinrichtung nun am Montag ſtattfinden müſſe. Geiger nahm dieſe Nachricht ohne große Erregung und ge⸗ faßt auf und der Anſtaltsgeiſtliche blieb von Sonntag nachmittag ab ſtändig bei ihm. Gei⸗ ger beichtete und empfing die hl. Kommunioy und hereifele' ſich auf den lezten Gang vor. Auf die Vergünſtigung einer letzten guten Mahlzeit verzichtete er. Am Montag früh kurz vor 7 Uhr begab ſich der Staatsanwalt und die Vertreter des Mosbacher Gerichts, ſo⸗ wie die von Bruchſal geladenen Urkundsper⸗ ſonen zur Richtſtätte im Hof des Zuchthau⸗ ſes. Dann wurde Geiger zum Richtplatz ge⸗ führt, der Staatsanwalt gab nochmals dos Urteil bekannt und warf den Stab dem Mörder vor die Füße. Geiger trur auf den Staatsanwalt zu, reichte ihm die Hand und ſprach:„Ich werde Ihnen im Jenſeits kein Ankläger ſein“. Hierauf ließ er ſich willig die Augen verbinden und auf das Schafott führen, dort bat er nochmals um die Hand des Geiſtlichen und wenige Sekunden darauf hatte das Fallbeil ſeine blutige Arbeit ö getan. Der ganze Vorgang von der Ankunft des Verurteilten auf dem Richtplatz bis zum Fallen des Richtbeils dauerte höchſtens 4 Minuten.(Mosb. Volksblatt.) r Mosbach.(Fall Bergdoll.) Die Strafkammerverhandlung gegen die Beteie⸗ ligten an dem zweiten Ueberfall auf de Deutſch⸗Amerikaner Bergdoll, die am Don nerstag, den 22. ds. Mts. vor dem hieſigen Landgericht ſtattfinden ſollte, iſt auf den 6. Dezember ds. Is. vertagt worden. nnn 2 2 den umgegoſſen und aufeinander eingeſtellt. Die großen rheinländiſchen Induſtrien ver⸗ ſinnbildlichen die ganze Produktionsfolge von der Wurzel bis zur Baumkrone, vom Rohſtoff zerbrochenen t 9 ö meiſter Bopp wurde in ſeiner Wohnung er ſchoſſen und ſeine Frau ſchwer verletzt aufge⸗ Einzelheiten über das Familien⸗ fehlen noch.— Beim Bahnpoſtamt wurde von einer noch unbekannten Frau ein wurde feſtgeſtellt, daß das Kind gelebt hat und of- ſenbar von ſeiner Mutter gleich nach der Ge⸗ (Schadenfeuer) Auf dem Hofgut des Frhr. Heyl v. Hernsheim wurde eine Doppelſcheune eingeäſchert. Tau⸗ ſende von Zentnern ungedroſchenen Getrei⸗ des und ebenſo viele Zentner von Kartoffeln )( Eppingen.(Verkehrswünſche.) n einer Zuſammenkunft von Vertretern Fer Städte Bretten und Eppingen und ver, ſchiedener kleinerer Gemeinden wurde die orderung aufgeſtellt, daß die ſeit dem Ruhr ihfall ausgefallenen Eilzüge Karlsruhe⸗Heil⸗ 8 Sommerfahr⸗ plan 1924 wieder eingelegt werden. Zur Ver⸗ tretung der Eiſenbahnwünſche der intereſſier⸗ minal⸗ und Fahndungspolizei in Weinheim gegen 30 Aufrührer, Plünderer und Perſo⸗ nen wegen unerlaubten Waffenbeſitzes feſtge⸗ Gefunden wurden geplünderte Waren, Handfeuerwaffen und ſelbſtgeſertigte (nommen. Handgranaten. Die Feſtgenommenen und daupttäter ſind in der überwiegenden Mehr⸗ zahl Perſonen im Alter von 1825 Jahren. ö(Wegen Mordver⸗ fuchs) hat die Polizei einen auswärts woh⸗ nenden Mann verhaftet. Er hatte einem hie⸗ igen Dienſtmädchen in den nahen Waldun⸗ gen an beiden Armen die Pulsadern durch⸗ O Pforzheim. chnitten und das Mädchen zu erwürgen ver⸗ ſucht. Der Grund zu der Tat war, daß er das beſeitigen wollte. Mörſch b. Ettlingen. dernde Arbeitsloſe.) Eine große Zahl Arbeitsloſer, die früher in Karlsruher Be⸗ entlohnt werden. ren Verletzung erlegen. Am Sonntag wurde die Leiche des Ermordeten vom Ge een ſeziert und am Montag nachmittag beerdigt. I Durlach.(Poſtmarder.) Der 18 Jahre alte Poſthelfer Guſtav Kußmaul von Söllingen wurde wegen zahlreicher Vergehen beim hieſigen Poſtamt von der Gendarmerie verhaftet. Er hat eine große Anzahl von Auslandsbriefen und Wertſendungen erbro⸗ chen und des Inhalts beraubt. Ettlingen.(Verſchüttet.) Der 57. Jahre alte Jakob Waidner wurde bei Her⸗ renalb im Walde durch einen Erdrutſch ver⸗ 12 und ſo ſchwer verletzt, daß er alsbald tarb. e eee 0 N. Hainſtadt i. B.(Schafzuchtanſtalt) Die Landwirtſchaftskammer hat von der Jungviehweide⸗ fgenoſſenſchaft die in hieſiger und Buchener Gemar⸗ kung gelegene Jungviehweide abgepachtet und wird auf derſelben eine Schafſtammzuchtanſtalt errich⸗ ten. Seit Jahren wurde kein Vieh mehr aufge⸗ trieben. i a e ee, d Frankfurt. Der verkannte De⸗ viſenchineſe.) Wir leſen im Höchſter Kreisblatt: Als kürzlich die Jagd auf De⸗ viſen im tollſten Schwunge war und na⸗ mentlich vor dem Geſchäftslokal der„Mittel⸗ deutſchen“ ſich regelmäßig ein großer Kreis unternehmungsluſtiger Spekulanten zu einer lokalen Deviſenbörſe und freiem Handel ein⸗ fand, kam ein Herr auf die Bank zugeſteuert, deſſen zierliche Geſtalt und gelbliche Ge⸗ ſüchtsfarbe den Gedanken nahelegte, er ei einer der oſtaſiatiſchen Volontäre, die hier in' der chemiſchen Induſtrie des öfteren be⸗ ſchäftigt ſind. Sofort nahm ihn einer der va⸗ lutakundigen Herren bei Seite, legte ihm dbextraulich die Hand auf die Schulter und ſagte mit pfiffigem Augenblinzeln:„Erlkau⸗ weſe, gelt— Sie hawe chineſiſche De⸗ biſe?“—„Ach was“, entgegnete der ver⸗ meintliche Chinamann im ſchönſten heimi⸗ ſchen Dialekt,—„ich hatte die Gelbſucht, e dodevon ſeh'n ich ſo aus!“ 5 * rr s ——— eee 1 2 ere gleichſam in einen großen Schmelztigel, wur- ſchleſien an und hat Caro u. Hegenſcheidt un⸗ ter ſeine Botmäßigkeit gebracht. Als der von ſeinem Namen ausſtrahlende Glanz zu er⸗ bleichen ſchien, und er ſich vor Kreditſchwie⸗ rigkeiten fürchtete, griff er in die Bankwelt ein und eroberte neben der Diskontogeſell⸗ nerie, Kri⸗ Mädchen eines zu erwartenden Kindes wegen (Aus wan⸗ trieben beſchäftigt wurden und die hier keine Unterſtützung erhalten können, hat ſich dem „Raſtatter Tageblatt“ zufolge dem Saargebiet zugewandt, wo ſie mit franzöſiſchen Franken 77)—( Gochsheim bei Bretten.(Opfer un⸗ bekannter Mörder.) Der von unbe⸗ kannten Tätern erſchlagene Straßenwart Friedrich Groh iſt am Samstag ſeiner ſchwe⸗ 1 1 ben jezt endgül Pforten geſchloſſen. Die Kranken ſind v werden in ihre Heimatorte abtranspon Den Angeſtellten der Heilſtätten war vor einiger Zeit gekündigt worden. 117 „, Freiburg.(Feuer aufdem Fel berg.) Die im Feldberggebiet liegende„I. ermatt“(Beſitzer Mayer und Schladerer⸗ ldberg) iſt durch Feuer zerſtör worden. Infolge Waſſermangels konnte zweistöckige Gebäude, in dem zuletzt bedürftige Kinder durch Vermittlung von Wohltäti keitsorganiſationen untergebracht ware nicht gerettet werden. Die Brandurſache noch nicht bekannt.— Im nördlit Schwarzwaldgebiet und vor allem 18005. berggebiet ſind am Sonntag ſtärker nel Die Heilfſätie 5 heim in Marzell ha fälle eingetreten. Der Schnee liegt 0 Zentimeter hoc, 4 f Waldshut.(Ein gukſitujertef Badener) aus der Nähe der Schweizer Grenze war vor einigen Tagen in ein nahes Schweizer Städtchen gepilgert, um als Fecht bruder ſich„Fränkli“ zu ergattern. Als ei eine größere Anzahl Schweizer Münzen in ſeinem Beſitz hatte, wurde er aber von der Polizei geſchnappt, die Fränkli wurden ihn übgenommen und er wurde wieder über dit Grenze geſchoben. Außerdem erhielt er vd den Schweizer Behörden 5 Jahre Landes verweis. e 5 b. Aus dem hellen Sachſen.(Leder! ſphlen als Zahlungsmittel. Den Inhaber einer Lederfabrik in Borna in Sachſen hat, da ihm zur Auszahlung der Löhne nicht genügende Barmittel zur Verfü⸗ gung ſtanden, ſeinen Arbeitern einen Teil ö ihres Verdienſtes mit Lederſohlen aus⸗ zahlen müſſen, die mit dem Firmenſtempel verſehen ſind und als Wertangabe den Tages⸗ preis tragen. Der Fabrikant erſucht in einer Kundgebung die Geſchäftswelt, die Soh⸗ len in Zahlung zu nehmen, die als wertbe⸗ ſtändiges Zahlungsmittel mehr gelten als Papiergeld. bees Wosbach 0 1 4 Gerichts ſaa!. . Mit den' zahkreichen Eiſenbahndiebſtähle n), die in den letzten Jahren auf der Strecke Mannheim⸗ Strafkammer beſchäftigt. nen. Biffern. Milliarden von Goldmark geht und deſ⸗ Neckarelz verübt worden ſind, hat ſich die Auf der Anklage⸗ bank ſaßen ſieben Angeklagte, ſämtliche in Friedrichsfeld wohnhaft. Die Beraubungen geſchahen in der Weiſe, daß einige der männ⸗ lichen Angeklagten nachts auf einen Eilgü⸗ terzug aufſprangen und am Bahndamm bei Zwingenberg Pakete oder Stückgüter aus dem Zuge hinauswarfen, die dann von den Hel⸗ fershelfern aufgeleſen und teilweiſe mit der Bahn, teilweiſe im Auto nach Friedrichsfeld gebracht, dort verteilt und verkauft wurden. Von den Angeklagten wurde der 23jährige Zimmermann Bernhard Wild zu 4 Jahren, der 55jährige Fabrikarbeiter Richard Sy⸗ natſchky zu 3/ Jahren, der 29jährige Kauf⸗ mann Robert Winkler zu 2 Jahren und der 26jährige Töpfer Friedrich Praßka. zu 2½ Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Ehefrauen des Winkler und des Praßke ſowie ein weite ſcer Angeklagter wurden freigeſpröchen. Eine ganze Wagenladung des Diebesgutes konnte den Eigentümern zurückgegeben werden. 1 2 1 Sein heutiger Beſitz iſt kaum zu be⸗ Ohne Zweifel ein Vermögen, das ſen Bezifferung in heutiger deutſcher Valnta eine Zahl ergeben würde, wie wir ſie nur aus zer Aſtronomie kennen i —— bis zum Fertigfabrikat, ihnen ſtehen zur Be⸗ förderung ihrer Erzeugniſſe große Dampfer⸗ linien zur Verfügung, die Elektrizitätsgeſell⸗ ſchaften ſind wieder mit den Braunkohlen⸗ werken verwachſen, außerdem gewann Stin⸗ nes durch ſie Einfluß auf einige Großbanken, darunter die Deutſche Bank und die Diskonto⸗ Geſellſchaft und er konnte ſogar ſeinen Fuß auf die Schwelle der großen A. E. G. Union ſetzen, da er auch mit dieſer durch einige ge⸗ meinſame Betriebe verknüpft iſt. Die Zu⸗ ſammenfaſſung der Elektrizitäts⸗, der Kohlen⸗ und der Oelinduſtrie brachte es in Relation mit den großen chemiſchen Werken, von de⸗ nen er vier an ſich riß und ſich hierbei den Weg in den weitmaſchigen deutſchen Anilin⸗ konzern bahnte. Hierzu traten noch die gro⸗ ßen Monumentalbauten der Stahlinduſtrie, wodurch er automatiſch in das öſterreichiſche Wirtſchaftsgebiet eindrang. Ein induſtrielles Königreich kann ohne große Zeitungsglocken nicht exiſtieren. Stin⸗ nes, niemals gewohnt, auf halbem Wege ſtehen zu bleiben, organiſierte vor allem die Rohſtoffqnellen des Zeitungsgewerbes. Drei krönte Kaiſer von Deutſchland iſt heute Hugo Stinnes. Vor dem Kriege ſtand Stinnes tie hinter Auguſt Thyſſen, er war wohl der Ge⸗ bieter der Deutſch⸗Luxemburger Bergwerks⸗ geſellſchaft, doch konnte er ſich nicht den nöti⸗ gen Ellenbogenraum ſchaffen. Erſt während des Krieges maſſierte er ſeine ganzen Ener⸗ gien und begriff er als Vorreiter die Bedeu⸗ tung der großen Materialzerſtörung und der Erraffung neuen Sachbeſitzes. Stinnes häufte Aktienbündel auf Aktienbündel, er gliederte ſich Elektrizitätsgeſellſchaften und Werften an. Die Irrungen und Wirrungen des Um⸗ ſturzes berührten ihn nicht tiefer, und wäh⸗ rend Aengſtliche vom Bolſchewismus faſelten, und ſich ihrer mobilen Werte entledigten, kaufte er wahllos alles Strandgut zuſammen. Die Rhein⸗Elbe⸗Union entſtand, die vier der größten Montanwerke, die Deutſch⸗Luxem⸗ burger, die Gelſenkirchner, den Mülheimer Bergwerksverein, und den großen Siemens⸗ konzern, ſowie die Schiffahrtsbetriebe um⸗ faßte. Dann kam die Eroberung Mittel⸗ deutſchlands durch die Beſitzergreifung gro⸗ ßer Braunkohlenwerke und der Oelinduſtrien, von denen 0 e vereinigt unter der Riebeckſchen Montan⸗ und Oelindu⸗ or Kapriolen vergeht,“ ſagte ſie und ließ ihn] ſſo ein, daß ihr Ziel möglichſt entfernt von der tüchtig ausgreifen. Drewens burg lag, damit man einander nicht Sie halten auf ihren Fahrten durch die] ins Gehege lam. Der heutige Ausflug machte weiten Wälder niemals einen Bewohner der] eine Ausnahme. Der Fichtenberg lag nicht Drewens burg getroffen, überhaupt kaum einen weit von der Parkgrenze der Drewens burg, Menſchen, ausgenommen dann und wann ei⸗ und ſie hatte ihn nicht freiwillig und gern nen oder den anderen der Förſter, mit dem] zum Ziel gewählt. Aber vom Stallburſchen Zeſing dann jedesmal ein gemütliches Schwätz⸗ wußte Heini, daß eine Höhle in dem Berge chen hielt. Die Beamten ſtanden alle ſchon] ſei, die ganz, ganz tief hineinführte, und in. lange Jahre in den Dienſten des Barons v. der früher Bären gewohnt hätten. Seitdem Drewensberg. Ein ſtreng konſervativen Geiſt] plagte er die Tante alle Tage, ihm doch den ſchten in der Verwaltung der Drewensberg⸗ Fichtenberg zu zeigen, bis ſie nicht länger ſchen Güter zu herrſchen, aber es mußte doch] widerſtehen konnte. 8 ein Geiſt ſein, mit dem es ſich leben ließ, Sie hatten die Höhle beſucht, auch den ſonft würden die Beamten ſich ihm wohl nicht] Berg beſtiegen, und befanden ſyuch aun auf der ſo lange freiwillig gefügt haben. f Heim fahrt, ohne daß ihnen ein Menſch be⸗ Alte Getreue der Drewensbergs waren die] gegnet wäre. Aber mim war es plötzlich, als Förſter und während ſie der Baroneſſe Rede] ob ihnen auf dem weichen Waldboden ſaſt und Antwort ſtanden, wanderten ihre Blicke] unhörbar ein leichter Wagen entgegenkame. verfohlen zu dem Enkel ihres Herrn, der mit] Sie konnten ihn nicht ſehen, der Weg machte großen, lebhaft intereſſtierten Augen zu den an dieſer Stelle eine ſcharſe Biegung, aber bärtigen Männern in der grümen Jeppe hin⸗ plötzlich hörte man deutlich das Schnaußen abſchaute. Man ſah, wie ihre Blicke zufleuch⸗ eines Pferdes, und da lenkte auch ſchon ein teten, wem ſie das füße Kindergeſicht trafen, Jagdwagen in raſchem Tempo um die Sche. und das Verlangen in ihnen war, ihrem klei⸗] Auf ſeinem Bock, die Zügel führend, ſaß ein nem jungen Herrn 1 zu dürfen.—]änterer Herr von militäriſch ſtrammer, vor⸗ Aber Zeſina, der nicht darauf ankam, im] nehmer Erſcheimune, bei deſſen Anblick Anita Verkehr mit ihresgleichen, die Etilette zu miß⸗ das Blut in den Adern gerann.— Der Ba⸗ umtergebenen gegenüber. Sie fuhr 1 f Wie mir vergeben uniern Schuldigern. 1 0 455 von E. b berg. f Nachdruck verboten. Eines Tages kam ihr Mädchen herein, ein funges, lustiges und ſehr geſprächiges Ding, bas aus der Gegend ſtammte, aber erſt mit Anitas Einzug ihren Dienſt in der Familie Drewensberg angetreten hatte. Anita ſaf wie gewöhnlich in ihre Gedanken vertieft und ſuhr bei der Anrede des Mädchens erſchrocken zu⸗ ſammen.„Verzeihen, gnädige Frau, ich wollte nur melden, daß der Wagen wartet.“ Ihre Herrin erhob ſich mechaniſch und ließ ſich den Staubmantel um die Schultern legen. Sie war noch immer nicht ganz in die Wörk⸗ lichkeit verſetzt. „Gnädige Frau haben ſich an dem herr⸗ lichen Blick erquickt,“ ſchwatzte die Jungfer. „Frau Köhler ſagt, es iſt die ſchönſte Aus⸗ ſicht von allen Fenſtern im Lindenhaus, und un der junge Herr von der Drewensburg manchmal wochenlang hier wohnte, hat er auch ſtets da am Schreibtiſch geſeſſen.“ w, Welcher uuger Herrk“ „der Herr Eberhardt von Drewensberg. Die Frau Köhler fat. „Bitte, holen Sie mit den Soumenſchirm,“ Ichnitt Antta ihr kurz das Wort ab, und das chen eilte inaus. Es war nicht einge⸗ alten Viener, und wußte ſchaft, die er ſtill beherrſcht, die Berliner Han⸗ delsgeſellſchaft und den Barmer Bankverein. Um ſeinen ungeheueren Valutabeſitz in Si⸗ cherheit zu bringen, wanderte er mit ſeinen Unternehmungen bis nach der Schweiz, Ar⸗ gentinien, ae wo ungeheure, 5 dem Zugriff der deutſchen Behörden entzogene beträgen aus der Bevölkerung eine Belaſtung der Pape ebene ſein ſollen. In al Stadtkaſſe ausgeſchloſſen iſt. N ler Herren Länder hat er ſeine Handelsgeſell. R 5 ſchaften, die er zweifellos nur als Deviſen⸗ ſammelſtellen betrachtet. 15 Die Quelle. Die Notenpreſſe zerrieb das Vermögen den„Woher lernt denn Ihr Junge die entſetzlichen kleineren und mittleren Leute, und Stinnes Schimpfworte?“ 10 8 fuhr mit ſeinem Sammelwagen vor, um es„Wir wohnen neben dem Finanzamt?“ 1 0 aufzuladen und in ſeinen Herrſchaftsbezirk zu ee„Jugend“. überführen. Zu Stinnes bezw. zu ſeinemn Ein Stäubchen. 10 Konzern ſind mindeſtens ein Drittel, wenn!„Wovon haben Sie denn ſolch entzündetes nicht zwei Fünftel der geſamten deutſchenn Auger“ 17 Notenzirkulation geflutet, er iſt der aller„Mir iſt für ein paar Millionen Mark Kohle größte Markſchuldner, und er zahlt mit einem bineingeflogen.“ e Bruchteil von Sachwerten zurück, was er mit Die Zukunft. e ſeinem entliehenen Gold aufgehäuft hat. Die„und der Onkel Jakob in Amerika hat dem Quellen des Stinnesſchen Reichtums liegen Kleinen zur Taufe einen Dollar geſchickt.“ ö offen zutage: keine Steuern bezahlt, 1 Jeſſes, was wird der wert ſein, wenn das Kind der größten Papier- und Holz ehen en ſind Rührwiderſtand für ſich ausgenüßt und ge⸗ woß ista te,„Meggendorfer Blätter, ihm untertan und außerdem gehören ihm die borgte Mark in Devſſen und Subſtng ver⸗ ae Eheglück. 9 Telegraphenagentur, vier wandelt. Hugo Stinnes hat einen Großtei 15 5 Heuke nachmittag habe ich Torot Annes umfaßt nicht führende Zeitungen, der bedeufendſte vater⸗ der Konkuesmaſſe des Deutſchen Reiches an 1„ iſche Unternehmungen, ländiſche Jerlag und die einſlußreſchſte An- ich geriſſen. J Nuala rden nicht mit.„obne auch nur mit einem Won darauf! Alone und Vertriebsgeſellſhaft. Unermid-] Schon 1014 wurde dae Vermögen von eie: un 4 Zeſima fuhr ſicher und gewandt nd ſchonte deuten, daß der kleine M an ihrer Se ich iſt Sti f ö 1 Pr 0 7 daß der Name Eberhardt verboten war den Ohren der jungen gnädigen Frau. Alſo Eberhardt hatte hier gewohnt und ſein Schreibtiſch dort geſtanden und ſie hatte ihn hinwegnehmen laſſen und den ihren hingeſtelft, gerade wie im Leben! Da hatte ſie den Menſchen Eberhardt ebenſo verdrängt, um ſich an ſeine Stelle zu ſetzen. Als das Mädchen zurücktam, ſagte ſie wie in Haſt, um den Wagen nicht länger warten zu laſſen, kurz:„Sie haben recht, der Anblick iſt ſchön, aber die Stare in ihrem Kaſten an der Linde vorm Fenſter manchen einen uner⸗ trüglichen Lärm. Laſſen Sie meinen Schreib⸗ liſch wieder hinüberſtellen, während ich weg bin, und bringen Sie den andern an den al⸗ ten Platz.“ „Könnten wir nicht vielleicht nur den Star⸗ kaſten an einen etwas entfernteren Baum hän⸗ gen, gnädige Frau?“ „Warum nicht gar, die Vögel ſtören!— Nein, es bleibt, wie ich geſagt habe.“ 18. Kapitel. Sie fuhren nach dem Fichtenberg, iandſchaftlich wunderſchönen Punkt in den Drewensbergſchen Wäldern. Heini ſaß wie gewöhnlich neben der kutſchierenden Tante Ze⸗ ſina, Anita und Hartkopf auf dem zweiten Sitz. Einen Bedienten nahmen ſte auf dieſen mannheim und ſein Theater. 2: Mannheim, 20. Nov. Der Stadtrat hat be⸗ ſchloſſen, dem Nationaltheater für das Spieljahr 1924 und 25 keinerlei Barzuſchüſſe mehr zu leiſten und das Theater nur dann noch in 5 Regie weiterzuführen, wenn durch verbindliche 5 Abonnements und durch Zeichnung von Garantie⸗ —— einem 4 trie, die Stinnesſche Se tragen. Der 11 private achte un 0 en i p ekte Hugo Stinnes auf 100 Millfonen Goldmark 4 Sie: e Dafür ſſt e den Ottoſar nicht.„Es el ihm not, daß er] der e Maſoratsh 0 ö getriebe und Konabinationen. Je n Ru t, welche er wie a zoßindu eiwas Jett verliert, damit ihm ö ſtteinand 0 Ober⸗Iwährend des chon einen vollen Mogat ver liner Deviſenkur e 19. November 20. November In Millionen Mk. 952 325 1567 910 902 250 1283 200 116 290 190 475 364 910 611 525 431 075 721 800 667 665 1 102 700 68 170 112 280 108 270 180 450 11027 500 18 045 000 2 526 800 4210 000 188 345 224 560 445 110 725 810 328 820 545 360 a n 96 248 156390 de Janeiro 1215 030 2005 000 Wien 216 540 352 850 Prag 36,030 58, 947 Jugoſlavien 74 185 122 305 Budapeſt 30 075 46 516 Sofia 186 840 218 545 Japan 22 055 34 085 ( Offizielle Preiſe der Mannh. Produltenbörſe. 100 Kilo waggonfrei Mannheim, ohne Sack. in Goldmark(1 Dollar— 4,20 Goldmark zahlbar 1 in Goldanleihe. 90 0 Preisnotierungen vom 19. November. Weizen inländiſcher 24,70— 25,75; Roggen in⸗ länd, 23,75; Gerſte neue 21—28, Hafer neuer 21 bis 22; Weizenmehl Baſis Sep. 0 3739; Roggen⸗ mehl 3934; Mais 25; Rohmelaſſe 6,50—7; Wie⸗ ſenheu 7.5—8; Preßſtroh 4,5—5. Tendenz: feſt. 0 Mannheimer Schlachtviehmarktt. N Dem Schlachtviehmarkt am Montag waren zugetrieben: 91 Ochſen, 56 Bullen, 43 Kühe und Rinder, 149 Kälber, 42 Schafe, 233 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Goldmark: Ochſen 1. Kl. 80—87, 2. Kl. 70-80, 8. Kl. 6070, 4. Kl. 45—60; Bullen 1. Kl. 75 bis 800, 2. Kl. 70—475, 3. Klaſſe 6065 Kühe und Rinder 1. Klaſſe 8288, 2. Kl. 75—80, g. Kl. 64—68, 4. Kl. 50—55, 5. Kl. 4050; Kälber b) 95100, e) 85—95, d) 75—80; e) 70 bis 80; Schafe: a) 7075, b) 6570, c) 6065, Schweine wurden nicht notiert. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, nicht geräumt; mit Käl⸗ bern mittelmäßig, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig, kleiner Ueberſtand. 1 1 Mannheimer Pferdemarkt. 5 Dem Mannheimer Pferdemarkt am Montag waren zugeführt 38 Arbeitspferde und 25 Uchlachtpferde. Bezahlt wurde pro Stück für Arbeitspferde 200—600 Billionen, für Schlacht⸗ pferde 70—120 Billionen. Marktverlauf: In allen Gattungen ruhig.. * 12 1 5 Wirtſchaftszahlen. Amtlicher Pollarturs 30 1 Goldmark(Berl. Kurs) 20. 11. Ankaufspreis für Reichsſilbermünzen 411. 230 milliardenfach Goldumrechnungsſatz der Reichsſteuer 20.11 1 Billion 218,5 Milliarden 4,2 Billionen. 1 Billion Reichsindex 12. 11. Landesindex 12. 11. Großhandelsindex 13. 11. 265,5 Milliarden Fan des Einzelh. 21. 11. Eiſenbahnſchlüſſelzahl a) Perſonentarife 21. 11. b) Gülertarife 21. 11. Buchhandelsſchlüſſelzahl 21. 11. ** Dr. M. Ne Börsenwoche. Nachdem man die Mark durch die amtliche Ber⸗ liner Notierung durch ein paar Tage hindurch ge⸗ halten hat, kam man im Laufe der Berichtswoche durch die beſchloſſene langſame Anpaſſung an Newyork mit dem Tempo der Aenderung des Mul⸗ tiplikators mehrmals unter Druck, Kurz vor Still⸗ legung der Notenpreſſe, an die man nunmehr wohl glauben darf, iſt ſo dem umlaufenden Papiergeld nochmals eine Verwäſſerung auf den zehnten Teil des vorhergehenden Wertes widerfahren und das Umrechnungsverhältnis 1 Milliarde gleich Gold⸗ pfennig iſt ſchon von dem überholt, daß man faſt 10 Milliarden braucht, um einen Goldpfennig zu haben. Die verhältnismäßige Aermlichkeit vieler Börſenkurſe wird erſt durch dieſe Ueberlegung klar. Aber auch die Feſtrechnung wird lange Zeit eine richtige Aufwertung des Aktienkurles verbin⸗ 1 Billion 1,05 Billiou 205,3 Milliarden 1 Billion wieder einmal der eigentlich nie 1 Billion aber nur am Anfang der Woche auf dieſes drückten die Vorgäng ganzen ift der Geſchäftsverla ei f er tel bemerkbar werdenden Kaufluſt, ein ſtiller geweſen, der mit dem Ausgang der Woche in 8'emliche 15 ſich aus ö Da manchmal feſthalten, kann es aber wegen der außer⸗ ordentlichen Geldſchwierigkeiten(Brotpre 0 uſw.!) nicht. Von Mitte der Vorwoche bis Ende der Berichtswoche ergeben ſich für die nachfolgend angeführten Werte in Billionen rozent olgende Kursſteigerungen: Deutſche Bank von 10 um minus 2 auf 8, Disconto bon 17) um minus 5 au 12, Bad. Anilin von 18 um 575 auf 2376, Elber elder Farben von 13 um 6 auf 19, Berlin⸗Anh aſch, von 6 um 7 auf 67%, Karlsr. Maſch. vo 74 um minus 3,4 auf 4, Allgem. El.⸗Geſ. von 7 um 2 auf 9,5, Bergmann von 16 um minus 5, auf 10, 5, Schuckert von 32 um minus 4,75 au 27,25, Siemens& Halske von 75 um minus 45 au 30, Daimler von 14,75 um minus 12,75 auf 2 Neckarſulmer von 3,2 um 0,3 auf 3,5, Gelſnkir⸗ chener von 50 um minus 3 auf 47, Harpener von 70 un 5 auf 75, Phönix Bergbau von 47 um minus 12 auf 35. b 9 0 Wie man durch das Heranziehen der Vergleichs⸗ kurſe feſtſtellen kann, ſind die Kurſe trotz fortchrei⸗ tender Geldentwertung ſeit Mitte der Vorwoche zurückgegangen und die Sp ekulation nütz! die Geldnot der Aktieninhaber gründlich aus. Der Beginn der Vorwoche würde noch ein gewaltigere Spannung ergeben, da um dieſe Zeit viele Papiere den Friedenskurs vor⸗ übergehend überſchritten hatten. Solche Situationen kann heute jedoch nur mehr derjenige ausnützen, der unmittelbar an die Börſe kann, alſo in erſter Linie die Banken, das Privatpublikum hat ſelbſt von ſo günſtig ſcheinenden Gelegenheiten nichts, weil ihm im Falle des Perkaufs der Gegenwert von der Bank erſt gutgeſchrieben wird, wenn er längſt entwertet iſt. Wird die Rentenmark dies beſſerns 1 Vermiſchtes. f Mpern wieder aufgebaut! Das im Weltkrieg ſo viel genannte Mern, das bei den heftigen Kämpfen an der Yer durch die beiderſeitigen Beſchießungen zer⸗ tion zu unterziehen und ſo die darin enthaltenen ſtört wurde, iſt inzwiſchen wieder aufgebaut worden. In den letzten vier Jahren ſind mehr als 100 000 Arbeiter damit beſchäftigt geweſen, die Stadt wieder aufzubauen. Es wurden etwa 7000 Wohnhäuſer neu errich⸗ tet und im Gegenſatz zu früher mit allen techniſchen Neuerungen verſehen, ſo daß jetzt die Wohnbedürfniſſe viel beſſer befriedigt ſind als ehemals. Natürlich befindet ſich unter den Neubauten auch eine ganze Anzahl Gaſt⸗ höfe. Von den im ſpäten Renaiſſanceſtil er⸗ richteten berühmten Tuchhallen, die bekannt⸗ lich auch dem Krieg anheimgefallen waren, ſind nur mehr die Ruinen erhalten, die aus⸗ gebaut wurden, und als Andenken ſtehen bleiben. Die daran anſchließende, im ſelben Stil erbaute St. Jakobskirche, von der nur mehr das Portal übrig geblieben war, it“ ebenfalls neu erſtanden. Desgleichen iſt im Südweſten der Stadt eine große neue Kirche brbaut worden. N 1 5 Die Schädlichkeit des Großſtadtrauches. Zur Zeit ſetzt in vielen Ländern der Welt erloſchene Kampf der Aerzteſchaft gegen die Großſtadt mit neuer Schärfe ein. Als weſentlichſtes Argument in dieſem Kampf wird immer wie⸗ der auf die Schädlichkeit des Rauches hinge⸗ wieſen, der als unheilbringende Wolke von den Fabrikſchornſteinen über die Städte hin⸗ zieht. land ſtattgehabten Auf dem vor kurzem in Hull in Eng⸗ la N Mediziniſchen Kongreß zeigte der Profeſſor Cohen von der Univerſi⸗ tät Leeds photographiſche Aufnahmen von der furchtbaren Zerſtörungskraft dieſes Schäd⸗ lings auf die Vegetation; er zeigte Bilder von Bäumen, die durch ihn vollkommen ihre Blätter verloren hatten, von Weizen und anderem Getreide, das verwelkt und verkrüp⸗ pelt war, von Blumen, deren Farbe ganz verblaßt war, von einem See im ſeereichen Cumberland, der vollkommen mit Run über⸗ 111 005 N Publikum will an ſeinen Aktienwerten cht unbedin die Gro nduſtrieſtadt nötig ſind, dief len und dahin gehen, wo man ſie gerade jetzt o ſehr braucht, auf das geſunde Land. 4 Freiburg.(Zu der Zerſtörung des Fugenderholungsheim„Jä⸗ 1 att“) auf dem Feldberg wird noch berichtet, daß das Heim vom Caritas⸗ verband verwaltet wurde und hunderte Won Kindern und Jugendlichen darin in den letzten Jahren unter der Pflege katholiſcher Schweſtern körperliche Kräftigung gefunden haben, ebenſo wie die Jägermatte tauſenden ö von Wanderern ein ſchützendes Obdach. bot. 100 5 Re Wache als Kruntheiksträget. Von P. Mundhenke. ö Es ſind die tückiſchſten Feinde die uns unſichtban bedrohen. Durch eine auffällige Berührung oder das Verweilen an einem angeſeuchten Orte kann die Kleidung leicht der Sitz gefährlicher Bakterien und Krankheitskeime werden. Beſonders in der Wäſche, die mit der Haut in direkte Berührung kommt, können dieſe winzigen Stoffe gar zu häufitz Erreger ſchlimmer Geſundheitsſtörungen ſein, Und es ſind bekanntlich die gefährlichſten— off tödlichen— Krankheiten, die durch Anſteckung übertragen werden. Von der außerordentlichen Lebenskraft ſolcher Krankheitserreger zeugt die Tatſache, daß z. B. nichtdesinfizierte Kleidungs⸗ ſtücke ſcharlachkranker Perſonen noch nach zwei Jahren a e Es bedarf auch nicht einmal einer direkten Annäherung an einen verſeuchten Gegenſtand; ein ſchlimmer Krankheits⸗ träger iſt das Waſſer, vor allem dasjenige aus Brunnen und Bächen, das zur Wäſche verwandt wird. Wenn ſolches Waſſer auch klar ausſieht, ſo iſt es doch vielfach keimhaltig. Wird die Wäſche darin gewaſchen, ſo kann ſie trotz verhältnismäßig weißer Beſchaffenheit Giftbazillen angezogen haben. Wieviel läſtige Hautkrankheiten ſind hier⸗ durch ſchon entſtanden, ohne daß der Kranke ſich der Urſache ſeines Leidens bewußt war. Es gilt alſo, ſolches Waſchwaſſer einer Desinfek⸗ ſchädlichen Keime abzutöten. Am zweckmäßigſten wird dies erreicht durch Verwendung eines guten, keimtötenden Waſchmittels, denn Jaſelt die Ver⸗ wendung 10 Desinfektionsmittel, wie Karbol, Lyſol, Chlor uſw., die außerdem ſehr teuer und der Wäſche nicht zuträglich ſind, beſtehl bei der Hausfrau berechtigter Widerwillen. Ein völlig geruchfreies und leicht zu handhabendes Des⸗ infektionsmittel iſt das bei der Wäſche ſo beliebte Perſil. Die Lauge braucht nicht einmal über⸗ mäßig erhitzt zu ſein, um alle Krankheitskeime ab⸗ zutöten. Schon eine lauwarme Temperatur, wie ſie vor allem zum Waſchen von Woll⸗ und Bunt⸗ ſachen gebraucht wird, gewährt ſichere Desinfek⸗ tion. Dieſer Vorteil iſt unſchätzbar, denn bekannt⸗ lich ſind vor allem Wollſachen, die während der Krankheitstage gebraucht wurden, treue Hüter der Bakterien. Bei der Behandlung in Seife und Seifenpulver wird eine zuverläſſige Entkeimung ſolcher Wäſcheſtücke nicht erzielt da dieſe Waſch⸗ mittel erſt bei hohen Temperaturen— wie ſie für die Behandlung von Wolle und Buntſachen aus⸗ ſcheiden— desinfizierend wirken. Es iſt alſo, wie wir ſehen, vom Standpunkt der Geſunderhaltung ſehr wichtig, für eine einwand⸗ freie Beſchaffenheit des verwandten Waſchwaſſers Sorge zu tragen. Nicht erſt durch Schaden ſoll die Hausfrau klug werden, nein, die heutige Wiſſen⸗ ſchaft gibt ihr eine leichte und ſicher Handhlle, den unſichtbaren Feinden, den Bakterien und 1 g e fer uch 9105 vornherein zu Leibe zu gehen, e ie nicht wieder gut zu machenden Schaden ange⸗ richtet haben. 1 e . Lokale Nachrichten. Dollarſtand. Kurs von heute Donnerstag Nachmittag 3 Uhr Amtlich 1 Goldmark 4,2 Billionen 1 Billion. *Im Silberkranze. Der Feſt der Silbernen Hochzeit begehen am Freitag, den 23. November die Eheleute Peter Weldner 3. und Frau, Sabina geb. Lammer. Wir gratulieren. Die Verhäͤltniszahl für Ermüßlgungen beim Steuerabzug vom Arbeitslohn ab 18, November unverändert: Drelhunderttauſenn. Der Multlplikator für Sachbezüge[freie Station) einfchließlich Freizigarren uſw. beträgt ab 21. November gegenüber den Sätzen der zweiten Septemberhälfte: Fünfhuaderttauſend. Sport und Spiel. Athletik. Am vergangenen Sonntag hatte der hleſige Stemm⸗ u. Ringklub in den Mannſchaftskümpfen den Verein für Sport⸗ und Körperpflege Mann⸗ heim⸗Nord als Gaſt. Die Kämpfe wickelten ſich ſehr ſportlich ab, denn es ſtanden auf beiden Seiten gute Kräfte. Im Stemmen mußte die hieſige Mannſchaft elne kleine Niederlage durch Abweſenheit von J. Mandel einſtecken. Nach einer kleinen Pauſe wurde mit dem Ringen be⸗ gonnen, welches ſchneidig von ſtatten ging, denn die Viernheimer Ringermannſchaft war ſehr auf der Hut und konnte ſo den Sieg mit 4:8 für ſich buchen. Wir gratulieren den beiden jungen Mannſchaften für den ſchönen Erfolg.— Am nächſten Sonntag trltt der obengenannte Verein gegen ſeinen hartnäckigſten Gegner an und zwar Feudenheim in Feudenheim. Kraft Heil! Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Verpachtung von Gemeindegrundſtücken. Die Ortsbürgernuzungskommiſſton hat in ihrer Sitzung die Friſt zur Zinsloſen Zahlung der Pachtgelder bis einſchließlich 30. ds. Mts. verlängert. f Betr.: Sprechtag der Amtlichen Fürſorgeſtelle Heppenheim. Der erſte Sprechtag der Amtlichen Fürſorge⸗ ſtelle Heppenheim findet am Donnerstag, den 29. November 1923, vormittags auf dem Rathauſe, Zimmer Nr. 21, ſtatt. Anträge auf Bewilligung von allgemeinen Notſlandsbeihilfen müſſen vorher bel dem örtlichen Fürſorgeausſchuß geſtellt werden. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Samberth. Bekanntmachung. Gefunden: 1 grauleinene Pferdedecke, 1 weiße Arbeitshoſe, 250 Paplermarkmilltarden und 500 Papiermarkmilltarden. Viernheim, den 21. November 1923. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Ludwig. Gemeindekaſſe. Es kommen zur Arszahlung: am Freitag Vormittag die Militärrenten und am Samstag Vormittag die Zlpil⸗ u. Klein⸗Renten in üblicher Ordnung. Bernheim, den 22. November 1928. J ö ſt. An unſere Leſer! Heute Nachmittag um 3 Uhr, als wir mit dem Druck unſerer Zeitung beginnen wollten machten wir die Keberraſchung, daß das Gaswerk den Strom abgeſtellt hatte. Ohne vorherige Mitteilung an die Stromabnehmer, muß eine ſolche Maßnahme als willkürlich bezeichnet werden. Mehr Rückſicht auf ſeine Mitbürger und auf die Gewerbebetriebe, die ohnedies ſchon genug zu kämpfen haben, ſollte man wahrlich erwarten dürfen. Viernheimer Anzeiger. Am Freitag, den 23. Nov. vorm. 10 Uhr verſteigern wir durch das hieſige Ortsgericht im Verſteigerungsſaal d. Rathauſes unſeren faſt noch neuen Wohnungs-Jausch! Tauſche meine 2 Zimmerwohnung und Küche geten gleiche Wohnung hier oder evtl. auch in Mannheim. Näheres in der Geſchäftsſtelle. Kaſſeſchrank. Er iſt aus beſtem Material gearbeitet, Gewicht 17 Zentner. er- U. Leihlaſſe Viernheim 1 6. 1 5 150 b 8 5. Morgen 7 Großer Fiſch⸗Verlauf am Gasthaus„Zum Löwen“. keitag 8 tüh von Hebetzeuen der jüdischen Gemeimde. 24. Nov. 16. Kisbw Wochenabſchnitt: Wafiſchlach. Sabbat ⸗ Anfang 430 Uhr 4 Morgen 890 Uhr 1 Nachm. 380 Uhr e Abend 5 Uhr Wochentag⸗Anfang 600 Uhr „ ⸗Morgen 7% Uhr —— Geife⸗ und Schuheren⸗ Fabrikation im Hauſe Dauernde und ſichere Exiſtenz, richten wir ein. icht ubtj- Bei jeder Wü Ted 14 Einlegeſchwein zu verkaufen. Götheſtr. 11. at das vorderige Einweichen von Otößtem Wert. Gutes Einweichen An halbes Waſchen! 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