der Zunſtange⸗ J roßen Familie te, and er, wo dies nö⸗ tig erſchien, ſtets in Anſpruch nehmen konnte, daß der wandernde Geſelle, und jeder mußte we⸗ niggſtens drei Jahre unterwegs ſein, in allen, auch den kleinſten Orten, Zunftgenoſſen antraf, die ihm mit Rat und Tat weiter forthalſen. So ſchlang die Zunft noch ein weit gehaltvolleres Band um alle. Und das war das Bewußtſein, zu einer großen Familie zu gehören, deren Ehre auch die jedes Einzelnen war. Und wer vom rechten Wege abwich, der entehrte nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch noch obendrein ſeine Zunft. Und über die Ehre dieſer letzteren wachten Mei⸗ ſter und Geſellen, ja ſelbſt der geringſte Lehrbub mit ängſtlicher Strenge. Einer für alle, aber auch alle für einen, war die Satzung, und ſtreng wurde ſie eingehalten. Und weil darum jeder im andern ſi h ſelber ehrte, war die Kluft zwi⸗ ſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei weitem nicht ſo groß wie heute, wo das alte Handwerk teils ſchon verſchwunden iſt, teils im Ausſterben begriffen. Eine Segnung der Kultur, die ihr der Teufel danken möge. a Ferner lag auch noch in den alten Zunftge⸗ bräuchen eine Fülle von Sinnvollem, ja gerade⸗ zu Poetiſchem, und die Feierlichkeit, mit denen ſie geübt wurden, blieb eine Erinnerung fürs ganze Leben. So war die Zunftlade ein Heilig⸗ tum, ſobald ſie geöffnet war, mußte alles ſchwei⸗ gen, und wer gar bei geöffneter Lade fluchte, muß.e eine Buße von 20 bis 30 Kreuzern zah⸗ len. Die Schuhmacher, deren Zukunft eigenarti⸗ ger Weiſe für die vornehmſte galt, waren beſon⸗ ders ſtreng. Wenn ſie auf der Herberge ver⸗ ſammelt waren, ſo mußte jeder Meiſter,„Schuh⸗ knecht“ oder Junge mit dem Gruß eintreten: „Mit Gunſt der ehrlichen Meiſter und Gefellen.“ g 1 en 5 ö 1 ber ehrlichen 85 und Gee g und enden. Hatte er ausgeredet, ſo mit den Worten:„Mit Gunſt b den, mit Gunſt ſetze ich mich wieder“ cher Geſelle blauen Montag machte, muß halben Wochenlohn Strafe zahlen, wer einen an⸗ deren ſchinpfte, zahlte gleichfalls Strafe, und welcher Schuhknecht„ein Mägdelein, ſo unbeſchol⸗ ten, unziemlich berührte“(beim Anmeſſen der Schuhe uſw.) konnte ausgeſchloſſen werden, was einer Verfehmung mindeſtens gleichkam Eigen⸗ artig mutet die Vorſchrift an, daß weder Meiſter noch Geſelle ſich ohne Handſchuh, Hut und Hals⸗ tuch auf der Straße ſehen laſſen durfte. Wer dabei betroffen wurde, daß er auf einem öffent⸗ lichen Weg etwas aß, oder gar aus einem öffent⸗ lichen Brunnen trank, mußte gleichfalls 1 Kreuzer Buße bezahlen, 5 1 Wie man ſieht, war die Zunft ſehr ariſtokra⸗ tiſch, dagegen durfte der Schuhmachermeiſter heiraten, wen er wollte, und wenn es ſelbſt die Tochter eines Müllers, Büttels, Schinders und ſogar Scharfrichters war. Was andere Zünfte, 3. B. die der Glaſer ſtreng unterſagten, die wie die anderen Zünfte auch keine Lehrlinge auf⸗ nahmen, die nicht von unbeſcholtenen Eltern und ehelich geboren waren. Bei den Glaſern galt obendrein noch das Geſetz, daß, wenn ein Mei⸗ ſter einem anderen„die Kunden abſchwätzte“, er vier Maß Wein zahlen mußte und ebenſo viel, wenn er einem anderen Meiſter ſeiner Zunſt einen Geſellen wegſpannte. Sehr empfindlich waren auch die Schmiede, und kein Schmied durfte an des Schinders Karren etwas ausbeſ⸗ ſern, bevor derſelbe nicht mindeſtens drei Mal durch fließendes Waſſer gezogen war. Auch nen ſtart wichtige Zunft war der Weber, di Deutſchland bis Flandern herüberreich e Gent im 14. Jahrh deren Zunft ſich üb Artevelde aufnehmen li us damals Jakob van wurde, bis er im Jahre 1345, am 24. Juli, bei einem Volksaufſtand ermordet wurde. Die We⸗ ber hatten„Kulöhr“ mit den Färbern und Ba rettleinſtrickern, die alle in Prag gearbeitet ha⸗ ben mußten, wenn ſie für voll angeſehen werden wollten, und deren Meiſterſtück ziemlich koſtſpie⸗ lig war. Es heſtand nämlich in einer vier El⸗ len langen und breiten Decke, einem Barettlein von Arras, einem Wollhemd und einem Paar Handſchuhe. Die Seifenſieder, die ſich nur mit dem Ruf„Hui Seifenſieder“ begrüßten, hat⸗ ten mit den Hutmachern, Rot⸗ und Weißgerbern, und eigentümlicher Weiſe auch den Kupfer⸗ ſchmieden und Buchbindern Couleur, und trafen ſich Angehörige dieſer Berufe unter⸗ wegs, ſo grüßten ſie ſich mit dem Ruf:„Hui Schwager!“ Und viel weiter herum als heute kamen ſie damals, die Zunftgeſellen. So die Stricker faſt alle nach Prag, die Schuhmacher, Bäcker und Schneider nach Frankreich oder gar Italien, die Rotgerber vielfach bis nach Rußland hinein und in manchem ſelbſt kleineren Städt⸗ chen ſaß ſo mancher Meiſter, der ſich außer in ſeiner Mutterſprache noch auf franzöſiſch, italie⸗ niſch oder holländiſch unterhalten konnte, der das Ausland geſehen hatte und vollſtändig da⸗ rüber mitreden konnte, wenn von ih die Rede war.. 1 6 die 8 nach d Waren doch allein in Januua über 40 000 Weber, in 5 0 ließ und dadurch auch bald der einflußreichſte Mann von ganz Flandern 0 der Eltern nterſtützung mehr ausgefolgt werden. Zur pfangnahme der Unterſtützung ſind nur die Eltern berechtigt, es ſei denn, daß letztere ihr Elnverſtändnis hlerzu ſeibſt geben. Die Einverſtändniserklärung der Eltern iſt bel uns perſönlich abzugeben. Die in Frage kommenden Erwerbsloſe wollen ſich hlernach bemeſſen. Vlternheim, den 9 Februar 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. N a Lamberth. 5 Kathol. Arbeiter⸗Verein. Nächſten Sonntag, 17. Februar nachm. 4 Uhr General⸗Verſammlung im„Löwen.“ Anträge ſind bis Mittwoch, den 13. Februgr bei dem Präſes einzureichen. Statutengemäß iſt der Beſuch der General⸗Verſammlung für jedes Mitglied beſondere Pflicht. Dringende Entſchuldigungsurſachen ſind den Vertrauensleuten des Bezirks zu melden. Für den Vorſtand: Kaplan Schubert, Präſes Montag Dienstag Mittwoch 175 4 Benützen Sie diese überaus günstige Gelegenheit, um Ihren Bedarf an weissen Waren zu sehr billigen Preisen zu decken. Warenhaus Wronker MA N M H E I N 1110202010T0T1X1 Unsere billige Schuhwoche! besuchen Sle unbedingt. Sle kaufen unsere bekannten Oualſtätswaren zu ungewöhnlich billlgen Preisen. Unsere Auswahl in schwarzen und braunen Ledersorten sind so vlelseſtig, daß jedem Geschmack gedient werden kann. 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Bei den geſtrigen Thü⸗ ringer Landtagswahlen hatten die Bürger⸗ lichen ſtärkere Erfolge zu verzeichnen. Auch die Kommuniſten und die Deutſchvölkiſchen haben in einigen Wahlkreiſen Erſolge errungen, die Kommuniſten meiſtens auf Koſſen der Sozial⸗ demokraten. Die Wahlbeteiligung ging in ei⸗ nigen Bezirken, ſo in Weimar, Eiſenach und Gera über 90 Proz. hinaus, bis zu 98 Proz. Zu Ruheſtörungen geringfügiger Art kam es in der Landſtadt Camberg. In Weimar wa⸗ ren die Wahllokale z. T. durch die Reichswehr geſichert. Der Wahlkampf war dank der Auf⸗ hebung der Zenſur ſeitens des Militärbeſehls⸗ habers mit beiſpielloſer Hartnäckigkeit und großer Kraftentfaltung geführt worden. Pro⸗ minente Wahlredner waren tätig. u. a. auch Reichswehrminiſter Geßler. Die ſozial⸗ demokratiſch⸗ͤkommuniſtiſche Mehr⸗ heitiſt beſeitigt worden. Die Bildung einer großen Koalition von den Sozialdemo⸗ kraten bis zur Deutſchen Volkspartei liegt im Bereich der Möglichkeit. Als Einzelergebniſſe ſind zu verzeichnen: Jena: Kommuniſten 6508 (3000), Sozialdemokraten 67224(8000), Ord⸗ nungsblock 14 256, Deutſchvölkiſche 2383.— Eiſenach: Ordnungsblock 1337, Deutſchvölkiſche 1876, Sozialdemokraten 5687 und Kommuniſten 2357. In 28 Orten des Eiſenacher Kreiſes wurden Stimmen abgegeben: Ordnungsblock 3000, Deutſchvölkiſche 180, Sozialdemokraten 600, Unabhängige 102, Kommuniſten 187.— Gera: Sozialdemokraten 14454. Unabhängige 15 076. Kommuniſten 7625, Freier Wirtſchafts⸗ bund 320, Völkiſche 4843, Ordnungsblock 10 052. — Landkreis Weimar: Ordnungsblock 47 054, Sozialdemokraten 12013. Kommuniſten 11005, Deutſchvölkiſche 7099 Stimmen.— Kreis Sonneberg: Ordnungsblock 4375. Sozial⸗ demokraten 30 061. Kommuniſten 22038, die Deutſpölkiſchen haben 18 Stimmen.— Il⸗ menay und Umgebung: Deutſchvölkiſche 1379, Ordnungsblock 4404, Sozialdemokraten 5582, Kommuniſten 4695. Bürgerſchaftswahlen in Lübeck. Lübeck, 11. Febr. Bei den geſtrigen Bürgerſchaftswahlen wurde die bisherige ſozialdemokratiſch⸗kommuniſtiſche Mehrheit be⸗ ſeitigt. Von 39 Mandaten der VSD. erhielt die Partei nur 28 Mandate wieder. Die Kom⸗ muniſten erhielten 10(6), die Liſte der Grund⸗ eigentümer 8, die Demokraten 7 und die aus Deutſchnationalen, Deutſcher Volkspactei, Zentrum und Bürgerbund zuſammengeſetzte Wirtſchaftsgemeinſchaft 21 Mandate. Die Deutſchvölkiſchen werden 6 Sitze in der Bür⸗ gerſchaft haben. Die VSP D. ſtellt mithin fach wie vor noch die ſtärlſte Partei der Bürger⸗ ſchaft dar. Zu Zwiſchenfällen iſt es nicht ge⸗ kommen. 87,3 Proz. der Stimmberechtigten machten von dem Wahlrecht Gebrauch. Das Ende der Separatiſten? Speyer, 10. Febr. In der politiſchen Lage der Pfalz bereitet ſich ein Umſchwung vor. Ver⸗ ſchiebene untrügliche Zeichen deuten darauf hin. Der franzöſiſche Platzlommandant von Ludwigs⸗ hafen hat die dortige Polizeidirektion aufgefor⸗ dert, eine Liſte der geſamten Polizeibeamten der Stadt einzureichen, da die ſtädtiſche Polizei wie⸗ der ihre Waffen zurückerhalten ſoll und daß der Zustand, wie er vor dem ſeparatiſtiſchen Ein⸗ marſch beſtand, wieder hergeſtellt werden ſoll. In Kaiſerslautern haben die Separatiſten geſtern Nachmittag ſelbſt ihre ſeparatiſtiſche Flagge ein⸗ gezogen. Der Bürgermeiſter Detzel von Herx⸗ heim bei Landau, ein bekannter Separatiſtenfüh⸗ rer, hat ſeinen Rücktritt erklärt.— Der franzö⸗ ſiſche Bezirksdeleglerte für die Pfalz, General de Metz, hat ausländiſt en Preſſevertretern ge⸗ genüber die Erklärung abgegeben:„Le Gouver⸗ nement autonomiſte eſt condamne.“(Die ſepa⸗ ratiſtiſche Regierung iſt abg an.) Auf die Frage der Preſſevertreter antwortete General de Metz dahin, eine ſtürzende Regierung werde nie eine Stimmenmehrheit erlangen.„Alſo iſt die ſepa— ratiſtiſche Regizrung, wie ſie jetzt beſteht, Minderheits regierung?“ frugen die Preſſevertre— ter, worauf General de Metz antwortete:„Ja, bas ſtimmt.“ Darmſtaot, 9. Febr. pfälziſchen Separatisten in In Mainz verließen die der Schutzmannſchaft ausge zoben. Der Abzug der Separatſſten aus Groß⸗Gerau kaun nur lsgusſchuß dem ichſt wieder eine vergangenen Macht teils freiwillig das Regie rungsgebäude, teils wurden ſie heute morgen von der deutſchen noch on Stunden 1.— Das Kreisamt 922 ließ Pius 11. hoffnungsfreudig hinſchauen ch ſeiner Räumung durch 0 Viernheimer Tageblatt Anzeilgenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 20„bei Wiederholun abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen bormittags 8 ö 15 5 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Ihr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lid. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaft A.⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 41. Jahrgang 5 Pius XI. Zu ſeinem morgigen Krönungstage. Von geſchätzter Seite wird uns geſchrieben: geben von vielen Biſchöfen Erſt zwei Jahre ſchmückt die Tiara unſeren Heiligen Vater. Aber ein großer Zug leuchtet bereits aus ſeinem Pontifikat: die Sorge für das katholiſche Biſchofstum. Er zeigt ſich in leuchtender Weiſe als den Vater der Bi⸗ ö fe.. 5 lch eh ngeſchichtlich bedeutſam ift für die deutſchen Katholiken die Beſtellung eines Hilfsbiſchofs, für die Hauptſtadr Deutſchlands. Der Propſt von St. Hedwig in Berlin erhielt 1923 die Ernennung dazu. Es mutet uns eigentümlich an, wenn der geſtürzte Mann in Doorn darüber in Furcht geriet und gewiſſe andere Kreiſe ein Zittern befiel. Wer die weite Entfernung Breslaus, dem Berlin kirchlich unterſteht, bedenkt, und wer weiß, daß die Katholiken in Norddeutſchlands Diaſpora kaum einmal einen Biſchof zu Geſicht bekom⸗ men, muß doch nur ſagen: Hier äußerte ſich eben die väterliche Liebe Pius 11. zur Herde Chriſti. Ebenſo wird die Enzytlika über die franzöſiſchen Diözeſanverbände(1924) ein wahrer Merkſtein ſein für die Bistumsent⸗ wicklung Frankreichs auch nach der materiellen Seite hin. 25 N Der ehemalige Nuntius Ratti, jetzt Pius 11., hat das katholiſche Biſchoſstum gründlich kennen gelernt, weit über Italien hinaus. Als Vertrauensmann Benedikts 15. verkehrte er ſeit 1919 mit den Biſchöfen von München, Wien. Breslau, Warſchau, Riga u. a. per⸗ ſönlich und in engſter Weiſe. Und dem katho⸗ liſchen Biſchofsideal hat er ſich praktiſch und mit apoſtoliſchem Eifer gewidmet in ſeiner fünfmonatlichen Biſchofstätigleit als Ober⸗ hirte von Mailand, wo er die Kathedra der zroßen Kirchenfürſten Ambroſius und Karl Borromäus würdig ſchmückte. Als zum erſtenmale die dreifache Krone ſeinen Scheitel berührte, umaaben ihn ſeine biſchöflichen Wähler, 60 Kardinäle— d. h. 31 Mitraträger aus Italien, 3 aus Deutſch⸗ land, 2 aus Oeſterreich, 1 aus Ungarn, 1 aus der Tſchechoſlowakei, 2 aus Polen, 1 aus Holland, 5 aus Spanien 1 eus Portugal, 1 aus Belgien, 2 aus England, 1 aus Irland, 5 aus Frankreich, 2 aus Nordamerika, 1 aus ſtanada, 1 aus Braſilien— ein ſprechendes Bild von der Einheit und Einigkeit zwiſchen Biſchofstum und Papſttum in der katholiſchen Weltkirche.. So oft die deutſchen Kardinalerzbiſchöſe und ebenſo der öſterreichiſche Purpurträger und die anderen Kirchenfürſten aus beiden un⸗ glücklichen Ländern vor ihm erſchienen, fanden ſie das väterlichſte Wohlwollen und reiche Wohltat für das Leid und die Armut ihrer Heimat:„Mich dauert das aeme Volt“, das ſind des Papſtes eigne Worte. Ein beküm⸗ merter und beſorgter Vater ſchaut vom Va tikane aus über die zerſtörte Welt. Im Dome zu Warſchau(1919) bei ſeiner Biſchofsweihe wurde er innigft mit dem katho⸗ lichen Epiſkopate verknüpft. Und der kurze Umblick an ſeinem Krönungs und Wahltage zeigte ihm das katholiſche Biſchofstum als hei⸗ lige Phalanx unter ſeiner Führung und auch der Ausblick in die Zukunft gibt Pius 11. die frobe Hoffnung, daß die Nachfoiger der Apoſtel zu Füßen Petri und in der Schule Petri ſtets die Krone und Freude der Braut Chriſti ſein werden. Dornen werden ſich auch um Pius' 11. Tiara winden. Die Konkordatsverhandlungen mit Deutſchland, Rumänien, Serbien, Polen, Ruß⸗ land, Griechenland uſw. bringen mühevolle Ar beit beim Aufbau und Ausbau der Hierarchie dieſer Länder.— Schon hatte er den Schmerz zu hören, daß das arme, vom Heiligen Stuhle mit Wohltaten überſchüttete Rußland ein To⸗ desurteil ausſprach über den ſtandhaften katholiſchen Erzbiſchof von Meersburg, den greiſen Bekenner Cieplak(1943). Noch heute ſchmachtet der Dulder im Kerker, während ſein treuer Generalvikar am Karfreitag die Mär⸗ tyrerpalme geerntet hat. Schon mußte Pius 11. hören, daß verbrecheriſche Hand einen ſei⸗ ner Wöhler, den hochbetagten Kardinal⸗ erzbiſchof von Saragoſſa ermordet hat.(1923). Aber Pius 11. ſteht nicht allein. In ſeinem Lager dient der geſamte römiſch⸗katholiſche Epiſtopat, 60 Kardinäle, 14 Patriarchen, 24 Erzbiſchöfe, 917 Biſchöfe des lateiniſchen Ri⸗ ius und 15 apoſtoliſche Delegaten, dazu don griechiſchen Ritus: 6 Patriarchen, 22 Erz- biſchöfe und 40 Biſchöſe, nach der Zählung bon 1920. Die dritte Jahrhundertfeler der Propaganda auf die großen Miſſtonsgebiete und den opfer⸗ mutigen Epifkopat mitten in der Helden pelt. Sprachenfeſt der Provaganda ſelerte f Pracht in Vatikan. um⸗ und Kardinälen. Aber wahrhaftig gewaltig hat ſich des Pap⸗ ſtes Miſſionsbegeiſterung bereits 1921 am Pfingſtfeſte geoffenbart. An dieſem Tage ſprach der Stellvertreter Chriſti in St. Peter drei⸗ viertel Stunden lang von ſeinem Throne aus zu den Tauſenden, zu 24 Kardinälen und über 100 Biſchöfen. Majeſtätiſch umleuchteten ihn die Kirchenfürſten in ihren Feſtgewändern und ließen ſich aus„Petri Mund“ zur Miſſions⸗ arbeit begeiſtern. Und wenn ſich Pius 11. an den Triumph des euchariſtiſchen Weltkongreſſeß 1922 in Rom erinnert, wo 300 Biſchöfe mit ihm dem Kö⸗ nig im Tabernakel huldigten, dann weiß er es: Ich bin ein glücklicher Vater, meiner Söhne Herz ſchlägt mit meinem Herzen einig zu⸗ ſammen. Weithin, vor allem in den Oſten, ſcheint ſich der Blick unſeres heiligen Vaters mit Vor⸗ liebe zu richten. Auf ſeinen Legatenreiſen während des Weltkrieges wurde ihm die dor⸗ tige kirchliche Not gut bekannt. Auf Vorſchlag des Bekennerbiſchofs Eduard von Ropps, Erzbiſchofs von Mahilew und auf Vorſchlag des Titualarerzbiſchefs von Mar⸗ cianopolis, Johann Baptiſt de Guebriant, des ehemaligen apoſtoliſchen Viſitaiors von China und Sibirien, erhob Pius 11. am 2. Februar 1923 das Dekanat Wladiwoſtok zur ſelbſtän⸗ digen Diözeſe. Man kann ſagen: Dies iſt der erſte Grundſtein für die katholiſche Hierarchie in Sibirien. Früher war das ganze Rieſen⸗ land in 5 ungeheure Dekanate geteilt: Irkutſk, Omſk, Tomſk, Taſkend. Kirchlich unterſtand es Mohilew. Schon beſteht ein Prieſterſeminar in Wladiwoſtok ſeit 1921. Ein ruſſiſch⸗ortho⸗ dorer Metropolit hat daſelbſt ſchon lange ſei⸗ nen Sitz. An Rußland in erſter Linie dachte ſicher auch Pius 11. in ſeiner Enzyklika zum 300⸗ jährigen Gedenktag des Martertodes des Sla⸗ wenapoſtels Joſafat Kuncewitſch( 12. 11. 1623). Das Blut dieſes biſchöflichen Blut zeugen von Vitebſk trug einſt reiche Frucht. Die rutheniſchen Biſchöfe erklärten 2 Monate nach ſeinem Heldentode der Propaganda:„Wir opfern bereitwilligſt unſer Bſut und Leben für den katholiſchen Glauben, wie es nun ei⸗ ner von uns getan hat.“ Ein ähnliches Echo möchte Pius 11. erwecken durch dieſes ſein Rundſchreiben an die ſlawiſchen Völker. Na⸗ mentlich die unierten Biſchöfe will er durch das Siegesbeiſpiel„des Apoſtels der Union“ beſtärken. Wie ſehr der Heilige Vater an der Aus⸗ dehnung des katholiſchen Biſchofstums ar⸗ beitet, und wie ſehr er dabei gerade an den Oſten und an die Miſſionen denkt, zeigt fol gende Ueberſicht der„Aeta cpoſtolica ſedis für 1923. Jun dieſem Jahre wurden 32 neue Sprengel gebildet: 3 Erzdiözeſen Merida in Venezuela, Riga in Eſthland, Ernakulam im malabariſchen Indien; 14 Diözeſen— in Venezuela: Coros, Cumana, Valencia, S Chriſtbal; in Mexiko Hujeſutta, Paplanta; in Braſilien: Barros do Pikary und Campos: in Sibirien: Wladiwoſtok; in Indien: Baliſut und Tuticorin; in Malabar: Changanacherry, Nottayan, Trichur. 1 apoſtoliſche Delegatur: Capetowu(Südafrika); 7 apoſtoliſcheVikariate: Hiroſhima(ſibir. Japan)), Neu⸗Guinea. Ma⸗ junga, Rabat u. Baſſo Volta(Afrika): 7 apo ſtoliſche Präfekturen: Island, auf den Juſeln in Ozeanien: Cock und Manihili, in B Gariep und Lydenburg(äquatoriales gebiet) und im Swaziland(Afrika). Pius 11., als„Vater der Viſchöfe“ leuchtet aus einem rühmenden Zuge hervor: 400 ar meniſche Waiſenkinder, die zeitweilig in der päpſtlichen Villa Gandolfp ihr Heim gefunden, verabſchiedeten ſich am 13. September 1923 von ihrem päpſtlichen Nährvater. Dabei verriet ihnen der Nachfolger Petri ſeinen Plan:„Die aufgehende Morgenröte, d. h. die Jugend, ſoll der untergehenden Sonne, d. h. dem Greiſen alter Platz machen. Es gibt in der Welt und beſonders in Italien ſo viele arme Biſchöfe, die alle ihre Kräfte und ihre ganzes Leben für ihre Schäflein eingeſetzt haben und ans Ende ihres Lebens gelangen, ohne ein Obdach zu haben. Sie haben allem entſagt: der Familie, dem Vaterlande, dem Vermögen, wenn ſie ein ſolches beſaßen; jetzt in ihrem Greiſenalter ſind ſie krank, ermüdet, aufgerieben durch die Arbeit und beſitzen klein Heim. Deshalb wollen wir aus Caſtel Gandolſo ein Haus für dieſe armen Biſchöfe machen Schon winkt die Fortſetzung des vatika⸗ niſchen Konzils. Pius 11. will ſich mit allen katholiſchen Biſchöſen des Erdkreiſes demnächſt gemeinſam beralen. Wenn der Biſchof der Biſchöfe“ dieſen Tag ſchaut, wird er auch den ganzen latholiſchen Epiſtopat in der„Schule 11 4 21. tenmark, am 31. Brückenkopf Köln Ruhrbeſetzung be durchgehende verkehr ausgegeben werden. Der Güterverkehr wird ebenfalls nach dem franzöſt Petri“ vereinigt ſehen. Die e hl. Biſchofs Sean 7055 ane 11 allen Hirten der Kirche als einen Leitſtern auf⸗ geſtellt hat, als er ihn an ſeinem 300. Todes⸗ tage 1923 in einer Enzyklika feierte, der Geiſt des Oberhirten von Annecy Genf wird alle Nachfolger der Apoſtel ducchglühen und ſie ſeine Sprache lehren: Pius 11.]„Du biſt das Herz und die Sonne der ganzen Kirche, wir bezeugen mit freudigſter Seele unſere Ehrfurcht vor deiner erhabenen Würde. Demütig werfen wir uns dir zu Füßen. Wenn dir ein Thron aus un⸗ ſeren Gewändern errichtet werden müßte, wie einſt der Thron Jehu's war, wir würden hin⸗ eilen, unſere Kleider unter deine Füße breiten und unter Trompetenſchall mit lauten Kräften rufen: Lange herrſche Pius 11. Es lebe der Hoheprieſter, den Gott der Herr über das Volk Gottes geſetzt hat!“ Zunehmende Wiedergeſundung der Reichsfinanzen. Ausweis der Rentenbank. Berlin, 10. Febr. Die Rentenbank veröffent- licht jetzt ihren erſten Bankausweis, der mit dem 31. Januar 1924 abſchließt. Danach hat ſich die Belaſtung der Wirtſchaft zu Gunſten der Renten⸗ bank mit 3,2 Milliarden Rentenmark ſeit dem 31. Dezember 1923 nicht geändert. Der Beſtand an Rentenbriefen, der ſich am 1. Dezember auf 2 399 872 984 Rentenmark belief, betrug am 31. Januar 2399 872000 Rentenmark. Im Umlauf befanden ſich am 31. Dezember Rentenbriefe für 16000 Mark, am 31. Januar Rentenbriefe für 128 000 Rentenmark. Die an das Reich gegebe⸗ nen Darlehen betrugen am 31. Dezember 200 Millionen unverzinsliche und 1 Milliarde ver⸗ zinsliche Darlehen, am 31. Januar 2 Millionen unverzinsliche und 900 Millionen verzinsliche Darlehen. Das Reich hat am 31. Januar von den verzinslichen Tarlehen 100 Millionen Ren⸗ zurückgezahlt, ſich die Wiederanforderung ehalten. Die Rentenbank hat ferner 200 Millionen Rentenmark aus den ſtellten 600 Millionen Renten⸗ mark an die Reichsbahn abgegeben Die Dar⸗ lehen der Rentenbank an die anderen Renten⸗ bauken betrugen am 31. Dezember 33 955 000 Ren⸗ Januar 61967 000 Rentenmark. den der Reichsbank und der Poſt zur In⸗ des Giros⸗ und Poſtſcheckverlehrs iber vorübergehend zur Verfügung i Rentenmark hat die Poſt zurückgezahlt. nbankſchei 241 999 853 Renten⸗ 122 Rentenmark. zentenbankauswei⸗ werden, ien ihm ve r Renten⸗ lichen Varlehen bereits k wieder zurückbezahlt n erfreuliches Anzeichen für der Reichs⸗ tenmark aber vorb im Januar zur Verfügung ge Von gangbringung on de er Bahnen deutſch. Zur Frage der end jegelung des Eiſenbahnverkehrs in der britiſchen Zone erfahren wir, daß die Sitzung der Rheinlandkommiſſion zu dem Er⸗ führte, daß das Koblenzer Abkommen gebnis vivendi om 14. Dezember 1923 als modus wiſchen der britiſch⸗franzöſiſchen u. deutſchen Regierung angenommen wur de Darnach bleibt Eiſenbahnterwaltung im beſtehen. Dieſes Abkommen ird endlich geſtatten, den Ve lehr nach ähn⸗ Grundſätzen zu regeln, wie ſie vor der tanden. Es werden wieder für den Perſonen⸗ die deutſche * Alſo Fahrkarten durchgehend abgefertigt weeder ſch⸗belgiſchen beſetzten Gebiet dem unbeſetzten Deutſchland u. dem Ausland b lung dieſer und anderer techniſcher ſofort Ausſchüſſe aus eng⸗ Zur Rege Fragen werden iſchen, franzöſiſchen und deutſchen Eiſenbahn⸗ ſreiſen gebildet werden. Die erſte Sitzung die⸗ er Ausſchüſſe iſt bereits am Montag in Mainz. Fahrpläne zur Erleichterung des Durchgangs⸗ berlehrs ſind ſchon in Vorbereitung. A——— 1 Berlin, 10. Febr. In einer u N dem Delegierten des ſchwediſchen Roten Kreu⸗ zes, Dr. Hildebrand, führte Reichskanzler Dr. Marx über die deutſche Repara⸗ tionspolitik u. a, aus, daß ſein Kabinett alle Anſtrengungen gemacht habe, um auf wirt⸗ ſchaftlichem Gebiete wieder ſeſten Grund und Boden unter die Füße zu haben und alles getan, habe, was in kurzer Zeit möglich war, um die Ausgaben zu beſchneiden. Die Regierung ſei da⸗ bei mit einer Schärfe und Rückſichtsloſigkeit vor⸗ gegangen, bei der ihr ſelbſt das Herz blute und durch die weite Kreiſe der Staatsbedienſteten auf das Schwerſte getroffen würden. Die Beamten⸗ gehälter ſeien auf ein Maß herabgeſetzt, das nur für kürzere Zeit tragbar erſcheine und habe trotz der Winterszeit und der großen wirtſchaftlichen Kriſe einen Abbau der Beamten und Angeſtell⸗ ten von außerordentlicher Härte vorgenommen. Auf der anderen Seite würde den Steuern wie⸗ der der Platz unter den Einnahmen zugewieſen, der ihnen zukomme. Deutſchland könne aber ſei⸗ nen Haushalt nur balanzieren, und ſeine Valuta nur unter der Vorausſetzung ſtabiliſieren, daß im wichtigſten Teile Deutſchlands, dem Ruhrge⸗ biet, ſo bald wie möglich die wirtſchaftliche und finanzielle Hoheit des Reiches wieder hergeſtellt werde. Es ſei unbedingt nötig, daß wir aus dem Ruhrgebiet und übrigen beſetzten Gebieten wie⸗ der die Steuern, Zölle und ſonſtigen Einnahmen erhalten, daß jede wirtſchaftliche Trennung zwi⸗ ſchen dem beſetzten und unbeſetzten Gebiete ver⸗ mieden werde und die Induſtrie in den beſetzten Gebieten nicht unter Bedingungen arbeiten müſſe, die notgedrungen zu einer Lahmlegung oder Vernichtung führen. Des weiteren werde erforderlich ſein, daß wir ein Moratorium erhal⸗ ten, das ſich auf einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren erſtreckt. Zur Löſung der Repara⸗ tionsfrage und zur Zahlung der von Deutſch⸗ land geſchuldeten Beträge biete die deutſche Re⸗ gierung die gleichen Sicherungen(Hypothek auf bie deutſche Reichsbahn, Handel, Landwirtſchaſtz Induſtrie und Zölle) an, die in dem deutſchen Memorandum vom Juni 1923 erwähnt wurden. Allerdings dürfe nicht verkannt werden, daß die! wirtſchaftliche, Lage Deutſchlands ſich ſeit Mitte vorigen Jahres ſehr erheblich verſchlechtert ha— ben. Auf Grund dieſer Sicherheiten könnte dann Deutſchland eine internationale Kredithilfe er— halten, die aber ſolange ausgeſchloſſen ſei, als wir in den beſetzten Gebieten nicht wenigſtens einigermaßen normale Verhältniſſe haben. Von einem Deutſchland, das durch künſtlich geſchürten Separatismus und dauernde Bedrückung beun⸗ ruhigt und in ſtändiger Erregung gehalten wer⸗ de, ſei aber eine Arbeit für die Reparationen nicht zu erwarten. Die Aenderung des Neichs⸗ tagswahlrechts. Berlin, 10. Febr. Ueber die geſtern vom Reichskabinett genehmigte Novelle zum Reichs- tagswahlgeſetz werden von zuſtändiger Seite olgende Einzelheiten mitgeteilt: Die neue ahlgeſetzvorlage hält an den Grundſätzen der allgemeinen gleichen, geheimen und unmittel⸗ baren Wahl feſt. Es entſpricht alſo vollkommen der Reichsverfaſſung. Sie ändert nur inſofern die bisherigen Wahlmethoden, als ſie den Ge⸗ danken der Unmittelbarkeit der Wahlen mehr betont, als dies in der bisherigen Methode der Fall war. Zu dieſem Zwecke ſchlägt die Vorlage eine Verkleinerung der Wahlkreiſe und damit ihre Vermehrung vor. Die bisher be⸗ ſtehenden 16 Wahlkreisverbände bleiben, wer⸗ den jedoch in kleinere Wahlkreiſe mit durch; ſchnittlich 380 000 Einwohner eingeteilt und zwar ergibt ſich auf dieſe Weiſe für das ganze Reichsgebiet 156 Wahlkreiſe. Auch die Zahl der Reichstagsabgeordneten wird vermindert und zwar auf 399, während der gegenwäctige Reichstag 459 Abgeordnete umfaßte. Die Zahl 399 iſt im Gegenſatz zum bisherigen Wahl⸗ e Schsbeſſern 3a Maltigo. Roman von Ebich Frieſen. 29.(Nachdruck verboten.) f Tumult im ganzen Saal. Kaum vermochte Tragödie, die über hren g„ Wahl⸗ vorſchläge mit dem gleichen Kennwort gelten innerhalb eines Verbandes als untereinander Jedem Wahlvorſchlag und jeder m ee ede verbunden. Gruppe erbundene Wahlvoeſchlag werden ſo viel Mandate zugewieſen, Stimmen entfallen. Bei Ausſcheiden eines Ab⸗ dee d 15 19 Ae n e ahlvorſchlags m er nächſt höchſten Stimmenzahl ein. Wie bisher werden die Reſtſtimmen Reichswahlvorſchlägen gutge⸗ ſchrieben, wobei auf je 75 Reſiſtimmen je ein Mandat entfällt. Die Wahlkreiseinteilung iſt, folgende: Baden und Oſtpreußen je 6, Würt⸗ temberg, Heſſen, Schleswig⸗Hoſſtein, Hamburg, Pommern⸗Mecklenburg und Bremdenburg je 7, Rheinland 9, Berlin 10, Schteſien 11, Land⸗ Sachſen, Weſtfalen, Hannover und Oldenburg je 12, Sachſen⸗Thüringen 13 und Bayern 18 Wahltreiſe. Die Vorlage wird den Reichs⸗ rat am nächſten Mittwoch und Donnerstag be⸗ ſchäftigen. 2 1 eas 1 Die geplante Gold notenbank. Kommunique des Ausſchuſſes Dawes.— Ein⸗ verſtändnis Dr. Schachts. Berlin, 10. Febr. Ein Kommunique der Berliner Sachverſtändigen teilt mit, daß die Arbeiten des erſten Sachverſöndigenkomitees dazu geführt haben, mit Einflimmigkeit einen Plan für die Errichtung einer deutſchen Gold⸗ notenbank in großen Zügen feſizulegen. Die dieſem Entwurf zu Grunde liegenden allge⸗ meinen Prinzipien ſeien dem Reichsbank⸗ präſidenten Dr. Schacht zur Kenntnis gebrach und von ihm gebilligt worden Dr. Schacht ſehe in dem Entwurf den bedeutendſten Schritt zur endgültigen Stabiliſierung der deutſchen Valuta. Das Sacher ſtändigenkomi⸗ lee wird der Reparationskommiſſion zum Aus⸗ druck bringen, daß der von ihm ausgearbeitete Plan bald möglichſt zur Ausführung gebracht werden ſoll. Dr. Schacht hat dem Komitee er⸗ klärt, daß er bei der Aufſtellung ſeiner Pläne für die Errichtung einer Golbnotenbank es ſo einrichten wolle, daß ihr Aufgehen in der von dem Komitee vorzuſchlagenden Notenbank er⸗ leichtert werde. Herr Dr. Schacht wird am 18. ds. Mts. mit dem Sachverſtändigenkomitee in Paris wieder zuſammentreffen. Hierzu veröffentlichen die Berliner Blät⸗ ter noch eine offizielle Notiz, in der das in dem obigen Komitee zuſammengefaßte Er⸗ gebnis der Berliner Beratungen der Sachver⸗ ſtändigenausſchüſſe als auch für Deutſchland befriedigend bezeichnet und beſonders betont wird, daß man ſich auch auf deutſcher Seite von den Gedankengängen, von denen ſich das Komitee bezüglich ſeiner Pläne zur Verein⸗ heitlichung der bisherigen berſchiedenen deut⸗ ſchen Zahlungsmittel auf eine einzige Gold⸗ N baſis habe leiten laſſen, einen Erfolg erwartet. Am Schluſſe wird bemerkt, aus der von den beteiligten Stellen gezeigten prompten Arbeits⸗ ale auf je 5 000 fellen eee willigkeit und übereinſtimmenden grundſätz⸗ lichen Auffaſſung gehe hervor, daß die letzten ſpekulativen Vorgänge auf dem Deviſenmarkt jeder Begründung entbehren und daß die Ue⸗ berführung des derzeitigen Wertverhältniſſes unſerer Zahlungsmittel in einen definitiven e mit Sicherheit in Ausſicht zu nehmen t. Berlin, 10. Febr. Die Eiſenbahnſach⸗ verſtändigen des erſten Sachverſtändigenaus⸗ ſchuſſes hatten heute e des Reichs⸗ miniſteriums Beſprechungen, die br allem den Lokomotiv⸗ und Wagenpark der Reichseiſen⸗ bahnverwaltung betrafen. Am Montag ſollen 17 10 Perſonal⸗ u. Betriebsfragen beſprochen werden. Totenſtille... Eine faſt fühlbare, atem⸗ loſe, herzbeklemmende Stille.. a Jedermann wußte, in dieſem Augenblick ſpielte ſich eine furchtbare Tragödie ab— eine Menſchenſchickſale ent⸗ die Glocke des Präſidenten Ruhe zu verſchaf⸗fſchied. fen. „Warum kommen Sie mit dieſem „Zeugin! Sie haben die furchtbare An— Ein⸗ klage gehört!“ ſagte der Präſident tief ernſt. wand erſt jetzt?“ rief der Präſident ungedul⸗]„Was haben Sie darauf zu erwidern?“ dig.„Sie werden ſelbſt nicht glauben, daß dem ſich Tereſita. jemand Ihnen den alten Kniff mit „großen Unbekannten“ glaubt!“ Langſam, wie eine Schlafwandelnde, erhob Ein Sonnenſtrahl fiel durch das breite Bo⸗ Spöttiſches Lächeln umſpielte Conte To- genfenſter direkt auf das todesbleiche Frauen— ſtis Lippen. antlitz, aus dem nur die Augen unheimlich „Ich wollte die betreffende Perſon ſchonenzhervorglühten. denn ich rechnete auf Freiſprechung. Da aber „Ja, ich habe ihn getötet! Ich! Nicht jener — mit einer ironiſchen Verbeugung—„der] Mann dort!“ zittert es wie eine Geiſter⸗ hohe Gerichtshof anderer Meinung iſt, habe ich keine Veranlaſſung mehr, zu ſchweigen.“ „Machen Sie raſch!“ drängte der Präſi⸗] heit iſt: ich bin die Mörderin!“ dent, nach der Uhr blickend. „Gern. Ich erkläre hiermit der Mörder zend, auf. ören oder vielmehr die Mörderin des John Bartleyf auf ſie, meine 79 0 Ihr Geiſt iſt umnach⸗ iſt in dieſem Hauſe anweſend.“ Die letzten mit erhobener Stimme heraus⸗ tet; ſie weiß nicht, was fie ſpricht.“ geſchleuderten Worte übten eine elektriſierende] Blick, der ihm in die Seele ſchneidet. irtung aus. Aller Augen folgten dem aus⸗ geſtreckten Finger des Angeklagten. Auch Ralphs Augen. griffe eine kalte Fauſt nach ſeinem Herzen. Und ihm war, als] rin!“ g 5 n. Poͤöötlich verlaſſen ſie ihre Kräfte. Laut Tereſita ſaß mit vorgebeugtem Oberkörper] aufſchluchzend bricht ſie in den Armen ihres da gleich einer Statue, die Augen ſtarr auf Gatten zuſammen. f 197 den Angeklagten gerichtet, der plötzlich zum a Ankläger wurde und deſſen Blicke e noti⸗ melt ſie faſt tonlos. zehrt, ſo daß ſie langſam dahinſiechte, einem ſtimme aus fernen Regionen durch den Saal. Was ich vorhin ausſagte, iſt Lüge. Die Wahr⸗ „Tereſita!“ ſchreit Ralph zu ihr hinſtür⸗ „Du redeſt irre. Hören Sie nicht Ein todestrauriger Blick trifft ihn— ein „Nein, ich rede nicht irre, Ralph!“ mur⸗ „Ich bin die Mörde⸗ e e N ährigem Schulbeſuch zur Entlaſſung kommenden Schüler, ſoweit ſie eine Lehr⸗ oder anordnen. In der Begründung heißt es Schülern nur der kleinſte Teil Lehr⸗ und Arbeits⸗ ke Der übrige beträchtliche Reſtt würde den Gefahren der Straße in hohem Maße ausgeſetzt ſein. Gerade dieſen Kindern aber, deren ganze Schulzeit in die Jahre des Krieges und der während und nach ihm ſtattge⸗ fundenen Einſchränkungen im Schulbetrieb fällt, könnte ein weiteres Jahr gründlicher Erziehung und Bildung beſonders nützlich ſein. f Heſſiſche Zentrumspartei. Vom Generalſekretariat der heſſiſchen Zen⸗ ttumspartei wird uns geſchrieben: ö Die heſſiſche Zentrumsfraktion hielt am letzten Dienstag in Darmſtadt eine Fraktionsſitzung ab, in der ſie im Anſchluß an einen Bericht über die Verhandlungen des Reichsausſchuſſes die politi⸗ ſche Lage beſprach. Beſonders eingehend wurde die Rheinlandfrage behandelt, wobei zum Ausdruck kam, daß in dieſer für die rheiniſche Bevölkerung ſo wichtigen Frage eine alsbaldige verfaſſungsmäßige Löſung dringend notwendig iſt. b f ö Was das Verhältnis der Einzel⸗ ſtaaten zum Reich anbelangt, ſo iſt nach alten Zentrumsgrundſätzen am förderativen Cha⸗ rakter des Reiches unbedingt feſtzuhalten, wobei in Fragen der Selbſtverwaltung, der Kultur⸗ u. Wohlfahrtspflege, wie insbeſondere auch der Fi⸗ nanzverwaltung, der Kultur⸗ und Wohlſahrts⸗ pflege, wie insbeſondere auch der Finanzverwal⸗ tung den Einzelſtaaten eine weitgehendere Zu⸗ ſtändigkeit einzuräumen iſt. Allerdings müßten die förderativen Wünſche der Einzelſtaaten ihre Grenze finden, wo es das Geſamtintereſſe des Reiches verlangt. Die grundſätzliche Regelung der Kultur⸗ und Weltanſchauungsfragen iſt Sache de Reiches, das die kulturellen Grundrechte zum Schutze der Minderheiten geſetzlich feſtzulegen hat. Ebenſo ſind die Finanzfragen ſo zu regeln, daß das Reich finanziell ſtark und politiſch aktionsfähig bleibt. Die gegenwärtige Steuerbelaſtung iſt für die minderbemittelten Schichten, insbeſondere für Kleinhandwerker, Kleinbauern und Kleingewer⸗ betreibenden auf die Dauer nicht tragbar, ſie kann nur als eine vorübergehende Notmaßnah⸗ me angeſehen werden. Die Zentrumsfraktion wird entſchieden dahin wirken, da eine Entla⸗ ſtung der ſchwächeren Steuerzahler eintritt. Weiter hat die Fraktion ſich mit den bevor⸗ ſtehenden Reichs- und Landeswahlen befaßt. Es iſt dringend zu wünſchen, daß beide Wahlen zu⸗ ſammengelegt werden. Der Wahlkampf wird angeſichts der rein wirtſchaftlichen Einſtellung weiter Wählerſchichten nicht leicht ſein; die Zen⸗ trumspartei wird aber im Hinblick auf ihre ſtaatserhaltende Arbeit in Reich und Staat mit Ruhe der Entſcheidung ihrer Wähler entgegen⸗ ſehen. Der Kampf gilt dem Linksradikalismus und dem Rechtsradikalismus. Beide verhindern den Wiederaufſtieg des Staates und die Geſun⸗ dung des Wirtſchaftslebens. In Rheinheſſen haben die Freien Bauern beſchloſſen, bei den Wahlen eigene Liſten aufzu- ſtellen, was nur beſtätigt, daß dieſe Organiſation ihren Charakter als reine wirtſchaftliche Stan⸗ desgruppe immer mehr aufgibt und parteipoli⸗ tiſch nicht neutral iſt. Bei den letzten Kreis⸗ und Provinzialtagswahlen hat man feierlich verſichert, ſich nur an Kommunalwahlen, nicht aber an po⸗ litiſchen Wahlen zu beteiligen. Jetzt ſetzt man ſich über ſeine eigenen Erklärungen glatt hinweg. Die rheiniſchen Bauern, ſoweit ſie der Zen⸗ trumsvartei angehören, werden aus dem Ver⸗ 1 1 2 r beitzſtelle nicht finden konnten, ein 9. Schul⸗ artei Wahlen Stellung nehmen. . 0„ ͤ 17171 8 Aus Nah und Fern. Mainz, 10. Febr. Das Lehrmäpchen eines gie: ſigen Wäſcheartilelgeſchäfts gab ſchon einige Zeit Grund, an ſeiner Ehrlichkeit zu zweifeln. Ge⸗ ſtern wurde nun das Mädchen auf friſcher Tat beim Stehlen von ein Paar Strümpfen exwiſcht Sie wurde angezeigt, worauf eine Durchſuchung in der Wohnung der Eltern des Mädchens er⸗ folgte, die ein ganzes darenlager zutage förder⸗ te. Das Mädchen hat ſofort angegebenen, daß ſämtliche Sachen nach und nach von ihr geſtohlen vurden. So wurden u. a. 65 Paar Strümpfe, ſowie eine komplette Sabyausſtattung gefunden. Außerdem hatte das Mädchen auch ſchon viele geſtohlene Sachen an Verwandte verſchenkt. Der beſtohlene Kaufmann meinte, wenn das Mädchen bis an das Ende ſeiner Lehrzeit ſo weiter geſtoh⸗ len, es ſelbſt hätte dann einen Laden eröffnen können. 8 ö 5 a Oberramſtadt, 9. Febr. Durch die Staats an⸗ waltſchaft verhaftet wurde der Lehrer Würtem⸗ berger dahier wegen Verfehlungen gegen Sitt⸗ lichkeit, die er ſich einer Anzahl Schulkinder ge⸗ genüber bat zu Schulden kommen laſſen. 2 Betzdorf, 8. Febr. Schlimme Folgen hatte eine unüberlegte Tat eines jungen Mannes na⸗ mens Fries, der eines Tages unerwartet in die Wohnung ſeiner Tante, der Witwe Baumgarten in Steineroth kam, wo man gerade geſchlachtet und es infolgedeſſen ſehr eilig hatte. Fries ſetzte ſich auf einen Stuhl und ſpielte mit dem ſcharfen Meſſer des Metzgers. ie Tochter der Frau Baumgarten, die häufig an Fries vorüber⸗ gehen mußte, verwies ihm die Spielerei mit dem Meſſer. Nun ſtieß Fries gerade auf ſeine Ku⸗ ſine und verletzte ſie durch die Kleider am rech⸗ ten Oberſchenkel derart, daß die Schlagader durchſchnitten wurde. Obwohl ſachkundige Hand die Wunde ſogleich abband, wurde das junge Mädchen durch den Blutverluſt ohnmächtig. An den Folgen des Stiches iſt, lt.„Betzdorſer Ztg.“ das junge blühende Mädchen leider geſtorben. Breslau, 9. Febr. Hier hat ſich der Scharf⸗ richter Paul Spaehte mit einem Revolver erſchoſ⸗ ſen. Spaethe war ſeit 912 Scharfrichter für das ganze Deutſche Reich. Er hat während ſeiner Scharfrichterlaufbahn insgeſamt 45 Hinrichtungen, meiſt durch das Beil, ausgeführt. Seine letzte Amtshandlung vollzog er in Köln. Von Köln hat er ein Atteſt mitgebracht, das ihn auf ſeine dringende Bitte hin die Staatsanwaltſchaft Köln ausgeſtellt hatte:„Dem Scharfrichter Paul Spae⸗ the aus Breslau wird hiermit beſtätigt, daß er einwandfrei und gut gearbeitet hat.“ Das Amt des Scharfrichters iſt nicht ſehr erträglich. Spae⸗ the erhielt monatlich 150 Mark und mußte davon noch zwei Geſellen bezahlen. Nebenher war er Gaſtwirt. Trotz der ſchlechten Bezahlung iſt das Amt des Scharfrichters ſeltſamerweiſe ſehr be⸗ gehrt. Jedes Jahr wendet ſich eine ganze Reihe von Perſonen an das Juſtizminiſterium mit der Bitte, man möge ſie zum Scharfrichteramt zulaſ⸗ ſen. Unter dieſen Scharfrichteraſpiranten befin⸗ den ſich auch Handwerker, Kaufleute und Be⸗ amte.— Das Schickſal Spaethes iſt tragiſch. Er hatte Anfangs Januar ſeine Frau verloren, an der er mit großer Liebe gehangen hatte. Seit dem Tode ſeiner Frau war der rüſtige Mann völlig gebrochen. Er, der 45 Menſchen vom Le⸗ ben zum Tode befördert hat, ohne mit der Wim⸗ per zu zucken,„einwandfrei und gut“, verfiel in Schwermut, als ſeine Frau ſtarb, und erſchoß ſich ſchließlich, da ihm das Leben ohne ſeine Frau unerträglich erſchien. Warſchau, 9. Febr. In der Umgebung von Czenſtochau wurde eine Arbeitergruppe, die mit Schneeſchippen beſchäftigt war, von einer Loko⸗ motive überrannt. Von vierzehn Arbeitern wur, den fünf auf der Stelle getötet. i frühen Tode entgegen. In halb wachem, halb traumhaftem Zu⸗ ſaal nach Hauſe geſchafft worden. Tagelang ſchien es, als ſenkten ſich aufs neue die Schleier des Irrſinns auf ihren Geiſt herab. Sie erkannte niemanden, und ihre Fieber⸗ phantaſien waren furchtbar anzuhören für Mirra, ihre treue Pflegerin. darin durcheinander, nur unterbrochen von Stöhnen, Auſſchreien und unheimlichem La⸗ chan „Geh weg, John... Du denkſt wohl, Geld allein macht glücklich?... Ralph, Ralph, wo biſt du? Komm doch näher! Ich— eiferſüchtig? Auf Mirra? Hahaha!.. Diebe meinſt du, John? Unſinn!.. Doch, da ſteht einer! Raſch den Revolver raus!.. Knacks Doch ein Tag dämmerte auf, Tereſita bei vollem Bewußtſein die Augen. „Wo bin ich?... Was iſt mit mir ge ſita Alſen aus dem Gerichts- ſchehend“ 5 ſtand war Tereſita Alſen aus dem ich Sofort war Mira an ihrer Seite „Du warſt ſehr krank, Tereſita.“ ſie leiſe: da öffnete „Sehr krank?“ Verwundert ſchüttelte ſie den Kopf. Dann ſchien ſie ſich zu beſinnen. Ein Schauer über⸗ Alles wirbelte flog ihren Körper. ee ee n „Ja— ich weiß!“ 1 Dann fragte Eine Weile lag ſie ruhig da. „Mirra, wo iſt Ralph?“ „Drunten in ſeinem Zimmer.“ „Ich möchte ihn ſprechen.“ „Ja, Liebſte.“ Schon nach wenigen Minuten trat Ralph ein.— Großer Gott, wie furchtbar hatte Tereſita a, ſich in den wenigen Wochen verändertl Noch Mörderin? Ha, mitten ins Herz getroffen! nie war es ihm ſo aufgefallen, wie in een .. Ralph komm!... Du willſt nicht? Du mußt! Hörſt du: Du mußt!... Quälen Augenblick. Eingeſunken die ſonſt ſo vollen und bleich und ſchmerzver⸗ e f Wangen. Der Sie mich nicht länger, Sie Schurke! Ich er⸗ 11 80 üppige Locenhaar von filbernen trage es nicht! gewinnt. Wo iſt Ralph?... Ha, da unten, Goldgede!... Goldgelb ſtürzt!... Blut, Blut! Barmherzigkeit!“. f Mit aufopfernder Hingebung wachte Mirra am Krankenlager der Schweſter. Fieberphantaſien bekam ſie ein klares Bi stürmt war ... Wettrennen... Pluto Fäden durchzogen. ſü Aus den ge Tieferſchüttert beugte er ſich über ſie, a 00 d Unglückliche auch verbrochen haben mochte— ſie war ſein Weib! Wenn ſie ge⸗ 0 hatte— ſo war es aus Liebe zu ihm fall deſſen, was auf die unglückliche Frau ein ele, inglings⸗Sobalität. Heute 8 ½ Uhr im Noel dat 4. Haupt⸗ mit Vortrag des Hochw. Herrn la bert. Es iſt Pflicht eines jeden gliedes zu erſchelnen. Die Eltern werden eten, ihte Söhne zum regen Beſuch der Ver⸗ ſammlung anzuhalten. Erfreuliches kommt vom Rathaus. Vor einiger Zeit beſchloß der Geſamtgemeinde⸗ rat, die Straßenherſtellung in 1924 energlſch zu betreiben und beauftragte Gemeindebauamt und Baukommiſſion mit den Vorarbeiten, Das Projekt iſt ſowelt gediehen, daß mit den Arbeiten be⸗ gonnen werden kann. In gemelnſamer Sitzung der Bau⸗ und Finanzkommiſſion wurde der Bau⸗ plan und die Koſten der Ausführung eingehend beſprochen. Sämtliche Straßen ſind in 5 Gruppen zuſammengefaßt und erhalten alle Randſteine und Goſſenplaſter. Die Geſamtkoſten betragen 150 000 Mk. Die Flnanzkommiſſion war mit der Vorlage einverſtanden und genehmigte die erſte Rate mit 50 000 Mk. Der Betrag wird auf dem Wege der Anleihe beſchafft und iſt in 10 Jahreszahlungen zu tilgen. Da 1000 Meter Randſteine ſofort von der Firma Breuer⸗Sonder⸗ bach geliefert werden können, wird mit den Arbeiten berelts kommende Woche begonnen. Auftuſung von Noigelo. Durch Bekannt; machung des Reichsminiſters der Finanzen vom . Februar 1924 iſt das wertbeſtändige(auf Gold. mark lautende) Notge., deſſen Ausſteller in der Provinz Heſſen⸗Naſſau und in den Ländern Ba⸗ den, Heſſen und Schaumburg⸗Lippe ihren Sit haben, zum 10. Februar 1924 aufgerufen. Die Einlöſungsfriſt läuft bis 10. März 1924. Nicht aufgerufen ſind hiernach— und demgemäß wie ſeither im Verkehr als Zahlungsmittel an⸗ zunehmen— die vom Volksſtaate Heſſen aus⸗ gegebenen Dollarſchatzanweiſungen und Stücke der Dollaranleihe ſowie das auf Papiermark lautende Notgeld der Heſſi⸗ ſchen Landesbank, das aufgrund eines Beſchluſſes des Heſſiſchen Geſamtminiſteriums nach eingeholter Zuſtimmung des Reichsfinanz⸗ miniſteriums ausgegeben worden iſt. N 1 Deutſchland ſogar ein von bie Darmſtädter und Natſonalbank bee welonlederlaſſung Worm) 15 fer Dollar 47% Franzsſiſcher Fraue 190475 Schweizer Franc 732827 Wfund Sterling 16145250 ollän diſcher Gulden 15781 beiten uſw. ermöglicht wird. Zuſchuſſſe wer den nur zur Förderung einer Warenerzeugung für gemeinnützige Zwecke gegeben, ſofern dadurch eine Entlaſtung der öffentlichen Fürſorge erreicht wird. Abnehmer der Erzeugniſſe müſſen das Reich, die Länder oder eine Gemeinde(Gemein⸗ deverband) ſein. Der Unternehmer iſt verpflich⸗ tet, die Waren zum Selbſtkoſtenpreis zu liefern. Die Zuſchüſſe werden in gleichen Raten wie die Erwerbsloſenunterſtützung gezahlt. Oeffentliche Notſtandsarbeiten gelten als gemeinnützig. Alle Anträge ſind an die Gemeinde zu richten. Sie entſcheidet mit Zuſtimmung des Verwaltungs⸗ ausſchuſſes des öffentlichen Arbeitsnachweiſes. Die Darlehnsverträge ſind durch die oberſte Lan⸗ desbehörde oder die von ihr beſtimmten Stellen zu genehmigen, ausgenommen die Fälle, in de⸗ nen das Darlehen in Arbeitsprodukten verzinſt und zurückgezahlt wird. In dieſen Fällen, ſo⸗ wie bei Gewährung eines Zuſchuſſes iſt Geneh⸗ migung durch die Reichsarbens verwaltung nach Vorprüfung durch die oberſte Landesbehörde er⸗ forderlich. Die Darlehen und Zuſchüſſe werden bei der unterſtützenden Erwerbsloſenfürſorge be⸗ gechnet. Der Borromäusverein im Jahre 1923. Trotz der ungünſtigen Zeitverhältniſſe hat der Borro⸗ mäusverein für die inländiſche Miſſion in Steigerung ſeiner Lei⸗ ſtungen zu verzeichnen. Er zählt heute 4466 an⸗ gegliederte * Die däniſche Hilfe für deutſche Kinder, Ge⸗ i ſchäftsſtelle Berlin, hat durch Vermittlung des Deutſchen Roten Kreuzes 25 Freiplätze für Worm⸗ ſer Kinder zur Verfügung geſtellt. Dementſpre⸗ hend entſendet das Städt. Wohlfahrtsamt am ommenden Mittwoch 25 Wormſer Kinder(17 Mädchen und 8 Knaben im Alter von 6 bis 12 Fahren) nach Dänemark. 50 Reichskursbuch. Ende Februar erſcheint eine zweite Winterausgabe 1923⸗24 des Reichs⸗ Kursbuches zum Stückpreiſe von 7 Rentenmark. Beſtellungen nehꝛnen alle Poſtanſtalten entgegen. Frühzeitige Beſtellung wird empfohlen, weil ſonſt bei der beſchränkten Zahl dieſer Ausgabe auf Lieferung nicht zu rechnen iſt. Die neue Aus⸗ gabe enthält außer den vollſtändigen Bericht'gun⸗ gen der vielfach geänderten Winterfahrplän; der deutſchen Eiſenbahnen die neueſten Fabryläne von Rußland, Polen, Nelgien, Frankreich Sa⸗ nien und Italien; neu aufgenommen ſin die Fahrpläne der Regiebahnen und der Eiſenbah⸗ nen in Aegypten und Kliin⸗Aſien. Bei 753 „Schnellſte Reiſeverbindungen“ werden die neuen, ab 1. März gültigen Fahrpreiſe bereits berück⸗ ſichtigt werden. H. Poſtverkehr mit dem beſetzten Gebiet Das Reichspoſtminiſterium hat dem Deutſbe⸗ Induſtrie⸗ und Handelstag eine Ueberſicht übe, die Regelung des Poſtverkehrs mit dem beſes, ten Gebiet zugehen laſſen. Intereſſenten können davon auf der Geſchäftsſtelle der Handelskamme Einſicht nehmen, auf Wunſch auch Abſchriſt er, halten. H. Bedeckungszwang für leicht ſeuerfangende Güter. Die Reichsbahndirektion Berlin teilt dem Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstag folgendes mit:„Da Lademittel im Verkehr mit den Regie⸗ bahnen ungehindert ein- und ausgehen und Zoll⸗ behandlungen ebenſowenig wie im internationa- len Verkehr unterworfen ſein ſollen, wird mit ſofortiger Wirkung der Bedeckungszwang für leicht feuerfangene Güter nach dem beſetzten Ruhrgebiet und den übrigen beſetzten Gebiets- teilen wieder eingeführt, ſodaß in Zukunft wie⸗ der die für die Bedeckung im unbeſetzten Gebiet beſtehenden Beſtimmungen gelten.“ „ Zur Einſtellung unterſtützter Erwerbsloſer iſt durch eine Verordnung des Reichsarbeitsmi⸗ diſterium vom 18. Januar 1924 die oberſte Lan- desbehörde ermächtigt, anzuordnen, daß Dar- ſehen oder Zuſchüſſe aus Mitteln der unterſtützen⸗ den Erwerbsloſenfürſorge zuszugsweiſe wiedergegebenen Beſtimmungen zewährt werden können: Unternehmungen, die zanz oder in ſelbſtändigen Betriebsteilen ſtillie⸗ gen, können Darlehen oder Zuſchliſſe erhalten, wenn ſie den Betrieb mit mindeſtens zwanzig Etwerbsloſen wieder aufnehmen. Dieſe ſcheiden aus der Fürſorge aus und treten in das ordent⸗ liche Arbeitsverhältnis. Sie ſind ſo zu beſchäfti⸗ gen, daß Kurzarbeiterunterſtützung nicht zu zah⸗ len iſt. Darlehen oder Zuſchüſſe werden in Höhe des einfachen Unterſtützungsſatzes für einen Zeit⸗ raum gewährt, der einer Unterſtützungsfriſt von hoͤchſtens vier Wochen entſpricht. Die Dar⸗ leben find ſpäteſtens in 90 Tagen zurückzuzah⸗ len. Sie ſind für die erſten 3) Tage zinsfrel, von da ab zum halben Reichsbankdiskontſatz für A Wechſel in Goldmark zu verzinſen. der Darlehnsnehmer muß volle Sicherheit lei. ſlen. Es iſt dringliche Sicherung, in erſter Linie durch Uebereignung von Waren, zu fordern. Von einer dringlichen Sicherung kann abgeſehen wer den, wenn Wechſel mit der Unterſchriſt einer vo.“ rauenswürdigen Bank gegeben werden. In me fällen kann Rückzahlung und Verzin⸗ es Porlehens in Arbeſtsprodukten erſol. Waren für gemeinnützige oder 6 wa erden können, ius u die die Veſchäſti⸗ atlichen der 1 1 len aufgeben könne. dann die Regierung angeblich zur Auflöſung 1 ö nach den nachſtehend Vereine mit 318 004 Mitgliedern. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahre einen Zuwachs von 282 Vereinen und 47618 Mitglie⸗ dern. Die Haupttätigkeit des Vereins lag in der Verbreitung guter Schriften und in der Be⸗ kämpfung der immer weiter wachſenden Flut von Schundliteratur. Leſte Melbungen. Noch lein neues Reichstagswahlrecht. Berlin, 11. Febr. Bei deſt Beſprechungen des Reichskanzlers Dr. Maex mit den Partei⸗ führern, die ſich mit der Frage der Aenderung des Reichstagswahlrechts befaßten, wurde eine Uebereinkunft erzielt, wonach eine Weiter⸗ leitung des Entwurfs zur Aenderung des Reichswahlgeſetzes, der Reichsrat vorliegt, an den Reichstag nunmehr nicht in Frage kommt. Auf eine Aenderung des Reichswahlgeſetzes noch vor den Neuwah⸗ len hat man alſo verzichtet. 0 245 Reichstagsauflöſung bei Nichtannahme der Steuernotverordunna? N Berlin, 11. Febr. Ein Berliner Mon⸗ tagblatt will aus parlamenta iſchen Kreiſen erfahren haben, daß man dort mit einer Auf⸗ löſung des Reichstages und mit Neuwahlen im April rechne. Reichsjuſtizminiſter Dr. Em⸗ minger ſtehe auf dem Standpunkt, daß der Reichstag die Steuernotverordnung lediglich als Ganzes und nicht in ihten einzelnen Tei⸗ In dieſem Falle würde ſchreiten. Verfaſſungsgemäß müßte dann bei Reichstagsauflöſung der Endtermin für die Neuwahlen im April liegen. N Ein neuer Micumvertrag. Paris, 11. Febr. Nach einer Havasmeſ⸗ dung aus Düſſeldorf iſt ein neues Abkommen zwiſchen der Mieum und Vertretern der Ze⸗ chenbeſitzer abgeſchloſſen worden, um vom 1. März ab die Kohlenlieferung, die nach dem bisherigen Abkommen auf 7 Proz. des Rein⸗ gewinnes beſchränkt war, auf die von der Re⸗ parationskommiſſion vorgeſchriebene Höhe zu bringen. Am 25. Februar ſollen neue Ver- handlungen über die Höhe den Kohlenſteuer beginnen. Wie es in der Meldung weiter heißt, ſoll die Höhe der Ausfuhyrabgabe der nach dem Ausland gehenden Kohle nunmehr aleich ſein wie der nach dem unbeſetzten Deutſchland verfrachteten Kohlen. * Ann e v. Hoeſch bei Poincore. 5 Paris, 11. Febr. Der neue deutſche Bot⸗ ſchafter v. Hoeſch iſt geſtern von Poincare empfangen worden, dem er die Abſchrift der Beglaubigungsſchreiben überreichte, die er nächſte Woche Millerand überreichen wird. Gleichzeitig übergab er Poincare eine Abſchrift 6 J der Anſprache, die er bei dieſer Gelegenheit halten wird. *„„ Kein Rücktritt Wiedſeldts. 5 Waſhington, 11. Fehr. Die deutſche Botſchaft dementiert offiziell das Gerücht, daß der deutſche Botſchafter O(to von Wiedfelde wegen des Flaggenzwiſchenfalls demiſſionie⸗ ren werde. * Wiederaufnahme des Sttaßenbahnver⸗ kehrs über die Rheinbrücke. Nannheim, 12 Febr. Nachdem der Straßenbahnverkehr uber die Nhelubrücke nahezu acht Monate verboten war, iſt er seitens der Beſatzungsbehörde von adern ab wieder geſtattet. Die Landtagswahlen in Thüringen am letzten Sonntag hatten folgendes Ergebnis!: N 82 Abgeordnete, „Weißt Woche“. es Dankſchreiben an bie Mann⸗ heimer Freundin Emilie. Liebe Emilie! g Entſchuldige vlelmals, daß ich erſt heute für die freundliche Aufnahme, die Du mir anläßlich des Beſuches der Schmollerſchen„Weißen Wochen“ in Mannheim zuteil werden lleßeſt, meinen herzlichſten Dank ausſpreche Ich war krank— kam wohl von elner Erkältung infolge der Bahnfahrt— daher die Verſpätung. Du wirſt begierig ſein, zu hören, wie ich daheim aufgenommen worden bin. Als ich ſpät abends heim kam, war mein lleber Mann mit den Kindern zum feierllchen Empfang am Bahnhof erſchienen. Du hätteſt Maxens Geſicht ſehen ſollen, als ich ein umfangreiches Paket nach dem andern aus dem Abteil reichte. Man kann eben, ſo bekam ich auf dem Heimweg zu hören, die Frauen nicht allein zum Einkauf fahren laſſen, ſie geben immer mehr aus, als ſie verantworten können. Und als ich im Laufe des Geſprächs mit dem Geſtändnis herausrückte, daß es mir in der Tat kaum noch zum Fahrgeld gereicht hatte, da wurden die Mienen des geſtrengen Eheherrn nicht freundlicher. f Zuhauſe habe ich dann meine Trümpfe mlt dem Erfolg ausgeſpielt, daß Maxe ſich vö lltlg geſchlagen bekennen mußte. Als die Hüllen entfernt und die auf Schmollers„Weißer Woche“ erworbenen Schätze ausgebreitet waren, hatte ich ſchon gewonnenes Spiel. Ich hätte, ſo bemerkte Frau Auguſte Maxe anerkennend, denn doch nicht für möglich gehalten, daß Du die Summe, die Du mitge⸗ nommen haſt, ſo gut anlegen würdeſt. Du haſt die Probe wirklich glänzend beſtanden. Und dann der Jubel der Kinder. Es war wie bei einer Weihnachtsbeſcherung, als ich die Wäſche⸗ ſtücke verteilte, die ich für Jedes mitgebracht hatte. Grete iſt mir immer wieder von neuem um den Hals gefallen. Hurra! jetzt können wir heiraten, die Ausſteuer iſt komplett, wie wird ſich Guſtab freuen, wenn er ſieht, wie vorteilhaft Du auf Schmollers„Weißer Woche“ eingekauft haſt. So rief das überglückliche Mädchen und ſtrahlte übers ganze Geſicht. Große Ehre habe ich auch bel Frau Müller eingelegt, die mich gebeten hatte, einige Einkäufe auf Schmollers„Weißer Woche“ mit zu beſorgen. Sie konnte ſich nicht genug darüber wundern, daß es mir gelungen war, zu ſolch ungewöhnlich niedrigen Preiſen eine derartige große e Qualitätswar i 5 5 augenblicklich dem feng 5 ain benen e ſonders von der Damenwäſche war ſie ganz entzückt. Aber auch über die anderen Sachen hat ſie ein Loblied angeſtimmt, das für die Veranſtalter von Schmollers„Weißer Woche“ höchſt ſchmeichelhaft war. Die Hemdentuche, das Halb⸗Leinen für Betttücher, die Tiſchtücher und Servietten, die Hand⸗ tücher,— alles wurde in gebührender Weiſe als ungemein preiswert bewundert. Opalbluſe hade ich Frau Müllers Geſchmack ausgezeichnet getroffen und Grete war ganz weg, als ich ihr das Votlekleid und die Klöppel⸗ ſpitzen für die Bettwäſche mit dem Bemerken übergab, das ſchickteſt Du ihr in Deiner Eigen⸗ ſchaft als Patin als Hochzeitsgeſchenk. Die Hauptüberraſchung für den Brummbär hatte ich bis zuletzt aufgehoben. Was meinſt Du, welche Freude ich mit dem Kaffee- und Eß⸗Servlce und hat mir mindeſtens zehnmal verſichert, daß er ales zerücknehme, was er auf dem Heimwege von Verſchwendungsſucht, un verantwortlicher Ham⸗ ſterel uſw. geſprochen hatte. Als wir in völliger Harmonle um den Kaffee⸗ liſch ſaßen und das neue Sevice einweihten, mußte ich ſelbſtverſtändlich haarklein erzählen, was ich in Mannheim erlebt hatte. Wie haben bemerkte Maxe, als ich die wundervolle Dekoratton ſchilderte, mit der das Waren⸗ haus Schmoller anläßlich der„Weißen Woche“ eine wirkliche Sehenswürdigkeit geſchaffen hatte, als ich erzählte, daß ich im Erfriſchungs⸗ raum bel elnem vorzüglichen Gratiskonzert einen ausgezeichneten Kaffee und ebenſs vor⸗ zügliches Gebäck aus der eigenen Konditorei für ein paar Pfennige bekommen hatte. Du mußt Dich auf Famillenbeſuch gefaßt machen, wenn das nächſte Mal Schmollers„Weiße Woche“ angekündigt wird. Maxe will ſich unter allen Umſtänden davon perſonlich überzeugen, daß Schmollers„Weiße Woche“ allein ſchon in der Aufmachung eine Sehens würdigkelt iſt, die eine wahte Maſſenſuggeſtion auszunden vermag. Wie ein Lauffeuer hat ſich hler die Nachricht von den ſpottbelligen Einkäufe bei Schmoller verbreitet. Eine ganze Anzahl Be⸗ kannter wollen, wle ich höre, meinem Beiſplel folgen. Ste werden ſich beeſlen müſſen, da Sgtledetg„Weiße Woche“ ſich dem Ende nähert. Ich brauche nicht zu betonen, daß die Reiſe nach Mannheim nicht dringend genug empfohlen werden kann, da die Gelegenheit, zu derartig ſpottbilligen Preiſen einzukaufen, nicht ſo bald wiederkehren wlid. Mit den herzlichſten Grüßen von Haus zu Haus, denen ſich Max mit dem innigſten Dank für die Aufnahme ſelner Ehehälfte in Deiner Familte anſchlleßt, verbleibe ich mit dem Wunſche auf recht baldiges Wiederſehen Deine alte Freunden Auguſte. Mit der hervorgerufen habe, Mage wurde ganz zärtlich ſich doch Goit ſei Dank die Zeiten geändert, e Zeitungs⸗Bezugspreis. Der für 8 15 ruar noch rückſtändige Bezugspreis kann täglich in unſerer Geſchäftsſtelle bezahlt werden, Waren und Märkte Mannheimer Produktenbörſe. Mannheim, 11. Febr. Infolge der beſſeren Lage am Geldmarkte nahm der heutige Produktenmarkt einen ruhigen Verlauf. Man verlangte für Weizen (Inland) 1919,75, Ausland 20,25— 21, Roggen(Aus⸗ land) 16,75, Gerſte 18,50 19,50, Hafer 13,75—15,25 und Mais 18,50—19 Gold⸗Mark alles per 100 Klg. bahnfrei ab Mannheim, Futtermittel hatten bei ruhiger Tendenz ziemlich unveränderte Preiſe. Für Weizen⸗ mehl(Baſis 0) werden 28,25 bis 29,00 Gold⸗Mark per 100 Kg., bahnfrei Manuheim, gefordert. An der Kolonialwarenbörſe war die Tendenz feſt. Kaffee Santos 3,70— 4,20; gewaſchen 4,90 6,20, Tee, mittel 6,50—7, gut 7—8, fein 8-10, Kakao(Inland) 1,75—2, holländiſcher 1,85— 2,10; Reis, Burma 0,40; Weizengrieß 0,37; Hart⸗Weizengrieß 0,40; Zucker 0,88 Goldmark, alles per Kg. Offizielle Preiſe der Mannheimer Produktenbörſe Die Kurſe verſtehen ſich per 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim ohne Sack zahlbar in Rentenmark Preisnotierungen vom 11. Februar 1924 Weizen, inländiſcher 19,00 20,00 5 ausländiſcher 20,25—21,50 Roggen, inländiſcher 00,00 00,00 7 ausländiſcher 16,75 17,00 Brau⸗Gerſte(alte) 18,50 20,00 7„ neue) n Hafer,(neuer) 14,25—14,75 „(alter)——— Mais,(gelbes mit Sack) 18,75 19,00 Weizenmehl Baſ. Sp. 0(Richtpr.) 28,50— 29,00 Roggenmehl 24,50— 25,50 Weizenkleie mit Sack 8,50— 8,75 Biertreber 10,60—11,/00 Rohmelaſſe 11/00— Wieſenheu, loſe 6—750 Rotkleeheu 8—9— Luzerne-Kleeheu 8—9— Preß⸗Stroh 4,505,50 Gebundenes Stroh 4—5 Raps—— Tendenz: behauptet. Von den ſüddeutſchen Waren⸗ und Produkten märkten. Am Tabak markt geht der Einkauf der 1923er Ernte flott weiter. Die Preiſe haben bedeutend an⸗ gezogen. Für Gundi⸗ und Herbſttabake wurden 7080 G.⸗Mk., im badiſchen Oberland wurden 5060 G.⸗Mk. je Zentner bezahlt. Der Handel hat über den Abſatz nicht zu klagen, preiswerte Offerten finden ſchlank Ab nahme. Rippen geſucht, Preiſe anziehend. Maunheimer Schlachtviehmarkt. 11. Febr. Dem Schlachtviehmarkt am Montag waren zugeführt: 208 Ochſen, 140 Bullen, 607 Kühe und Rinder, 379 Kälber, 29 Schafe, 1716 Schweine. Bezahlt wurden in Goldmark pro 50 Lg. Lebendge wicht: Ochſen 1. Kl. 40—44, 2. Kl. 34— 38, 3. Kl. 30—34, 4. Kl. 24—28; Bullen 1. Kl. 32—38, 2. Kl. 3034, 3. Kl. 28 30; Kühe und Rinder 1. Kl. 4046, 2. Kl. 34—38, 3. Kl. 28—32, 4. Kl. 24—28, 5. Kl. 16-22; Kälber b 5658, c 52—54, d 48 52, e 46-48, Schafe a 34—36, b 30—32, c 28—30, e 2628; Schweine a 62—64, b 62—64, 6 6466, d 6062, e 5860, Sauen 50—58. Marktverlauf: mit Groß vieh mittelmäßig, kleiner Ueberſtand; mit Kälbern mit⸗ telmäßig, ausverkauft; mit Schafen lebhaft; mit Schweinen mitelmäßig, kleiner Ueberſtand. Maunheimer Pferdemarkt. 11. Febr. Für den Mannheimer Pferdemarkt am Montag betrug der Auftrieb: 94 Arbeitspferde, 45 Schlachtpferde. Bezahlt wurde pro Stück für Wagen⸗ pferde 5001800, für Schlachtpferde 30100 Gold⸗ mark Tendenz: mit Arbeitspferden mittelmäßig, für Schlachtpferde ruhig. wormſer Warenvörſe. Weizen 18-18, Goldmark, Roggen 1,5015, 75, Gerſte 17,75 bis 18,25, Weizenmehl Baſis 0 28,50, Roggenmehl 24,50, Futtermehl 11,50—12,50, Roggenkleie 7,50 Grobe Weizenſchalen 8,.50—9,25, Feine Weizen⸗ kleie 8,50—9,25, Heu 7—8 Goldmark, alles per 100 Kilo bahnfrei Worms. Tendenz: ruhig. Mannheimer Wochenmarkt. (11. Februar 1924.) Auch heute war der Markt wieder ſehr ſtark mit Auslandsware beſchickt. Frankreich lieferte Schwarz- wurzeln und Blumenkohl, Dänemark und Holland Butter. Aus den Südländern waren wieder reichlich Orangen, Bananen, Datteln, Feigen und Weintrauben vertreten. Die Zufuhr war 100 allen Marktg bieten ſehr gut, die Nachfrage etwas ſchleppend. Die Preiſe ließen wieder ein wenig nach. Nachſtehend die amtlich notierten Preiſe für das Pfund in Goldpfennig: Kartoffeln 4,5 bis 5(5 bis 5,5), Weißkraut 10 bis 20(6 bis 18), Rotkraut 15 bis 22(15 bis 22), Wirſing 18 bis 25(10 bis 25), rote Rüben 10 bis 18 (12 bis 18), gelbe Rüben 6 bis 10(8 bis 12), Karotten 10 bis 12(12 bis 15), Blumenkohl 20 bis 130 20 bis 150), Roſenkohl 40 bis 80(45 bis 75), Grünkohl 10 bis 20(15 15 25), Zwiebeln 16 bis 20(18 bis 20, Kopfſalat das St. 35 bis 45(40 bis 50), Endivenſalat das St. 35 bis 50(30 bis 60), Schwarzwurzeln 45 bis 60(55 bis 60), friſche Eier 15 bis 21(15 bis 22) Tafelbutter 200 bis 240(200 bis 240), Spinat 40, Landbutter 160 bis 180(160 bis 200), Auslandsbutter 260(260), Aepfel 10 bis 50(15 bis 50) Birnen 20 bis 50(15 bis 50), Kaſtanien 50(50), Nüſſe 80 bis 100(90 bis 140), Feigen 65 bis 80(60 bis 80% Orangen 5 bis 20(6 bis 20), Bananen 15 bis 35(10 bis 35 Datteln 160 bis 200 ſche bis 200), Weintrauben 150 bis 180(180), Schellfiſche 30 bis 40(30 bis 40) Stock fiſche 25 bis 50(25 ich 800 640 1 901 65 bis 40(35), Lengfiſche„grüne Heringe 25 25 515 900 7 160 bis 200(180 bis 200 Bac ſiſche 60 bis 80 60 bis 80], Weißſiſche 80 bis 120 (100 bis 120), Breſem 100 bis 120 1200, lebendes Geflügel das Stück: Hahn und Huhn 5 bis 600.03 bis 800], Enten 4 bis 550 ee Gänſe 8 bis 1200, Tauben das Paar 200[200], geſchlachtetes Geflügel: Hahn und Huhn 3 bis 700[2 bis 800], Enten 600, Tauben das Stück 80[80], Gänſe das Pfund 150 bis 200 400 vis 230], Wildente 250, Haſen 70 bis 100.