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Die freundſchaftliche Art, in welcher Sie auf meinen Brief vom 26. Januar geantwor⸗ tet haben, ermutigt mich, eine neue Etappe in der Erforſchung der Schwierigkeiten, die die Beziehungen zwiſchen unſeren beiden Län⸗ dern belaſten, zurückzulegen. Meine Abſicht iſt, Ihnen klar die Tatſachen vor Augen zu führen, daß meiner Anſicht nach die Schwierigkeiten und Zwiſtigkeiten der Vergangenheit nicht unbedingt unvermeidlich waren, und Ihnen die Verſicherung abzugeben, daß ich all meine Kraft daranſetzen werde, in Zukunft das ganze Problem in ganz großen Zügen und ſeinen hauptſäch⸗ lichſten Grundlagen zu unterwerfen. Die Lage in unſerem Lande iſt völlig verſchieden. Unſere Sicherheit zu Waſ⸗ ſer und zu Lande iſt vor Drohungen geſchützt, aber unſer Wirtſchaftsloben iſt in einer großen Gefahr, nicht nur infolge der Un⸗ fähigkeit Deutſchlands, eine gewiſſe Repara⸗ tionsſumme zu zahlen, ſondern auch infolge der tiefen und andauernden Zerrüttung der Mächte Europas. Dieſe wurde hauptſächlich durch die Unſicherheit hervorgerufen, welche in den Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland herrſcht, dann durch das wirt⸗ ſchaftliche Chaos, das in Deutſchland herrſcht, wie es die ſtarken Bewegungen in der deutſchen Währung klar zutage treten laſ⸗ ſen, und endlich durch die Unſicherheit in Bezug auf reich und uns. So iſt es gekommen, daß die Bevölkerung unſeres Landes mit Unruhe betrachtet, daß große militäriſche Beſtände nicht nur in Oſtfrankreich, ſondern auch in Weſtfrankreich auf⸗ Sie iſt beunruhigt über das Intereſſe, das Ihre Regierung der militäri⸗ ſchen Organiſation der neuen Staaten Zentral⸗ europas widmet. Sie fragt ſich englich, warum alle dieſe Tätigkeit von der ſranzöſiſchen Regie⸗ rung finanziell geſtützt werden ohne Berückſichti⸗ recht erhalten werden. gung der Tatſache, daß der engliſche Steuerzahler 30 Millionen Pfund aufbringen muß, um die Zinſen der amerikaniſchen Anleihe zu decken und daß unſere Steuerzahler noch große Summen aufbringen müſſen, um die Zinſen der Schuld zie zahlen, die Frankreich in England aufgenom⸗ men hat, während andererſeits Frankreich, ſoviel bekannt iſt, keine ähnlichen Opfer gebracht oder vorgeſchlagen hat. Freie und offene Ausſprache über alle Probleme, Ich bin mir völlig klar darüber, daß die Mei⸗ nungsverſchiedenheiten, die in dieſen Problemen für das gegenſeitigen Vertrauens zutage getreten ſind, nur Symptome Fehlen eines ſind. Ich ſehe nicht, wie wir in dieſen Punkten beſſer einig werden können, außer daß wir ſie in einer freien und mutigen Ausſprache in vollem Umfange angreifen. Das franzöſiſche Volk wünſcht die Sicher⸗ heit, das engliſche Volk hat dasſelbe Ideal, Während aber Frankreich die Sicherheit nur als eine Sicherung gegen Deutſchland Aren, auffaßt, legt das britiſche Reich dieſem Worte eine viel großzügigere Bedeutung bei. Wir wünſchen die Sicherheit gegen den Krieg im allgemeinen. In meinem Geiſte iſt das Problem der Sicherheit nicht nur ein franzöſi⸗ ſches, es iſt ein europäiſcheß Problem, das eben⸗ ſo gut England, Deutſchland, Polen, die Tſche⸗ choſlowakei, Ungarn, Jugoflawien, Rußland, Ru⸗ mänien, Italien und Griechenland intereſſiert. Es iſt gut möglich, daß in einigen künftigen Jahrzehnten die Menſchen zu der allgemeinen Abrüſtung und dem Weltſchiebsgericht gelangen. In der Zwiſchenzelt ſoll unſere Aufgabe darin beſtehen, das Vertrauen herzuſtellen. Das franzöſiſche Volk wünſcht Reparationen, Es verſteht dieſe beſonders in der konkreten Form von deutſchen Zahlungen für die materiellen, auf franzöſiſchem Boden angerichteten Schäden, Das britiſche Volk wünſcht ebenfalls lebhaft, daß Kriegszerſtörungen repartlert werden mögen, aber für das britiſche Volk müſſen dieſe Zerſtörungen lterem Sinne auſgeſaßt werden in zerſtörten en, in zerſtörten Ankaufsmöglichteit⸗ einer neuen Prüfung die Beziehungen zwiſchen Frank⸗ in Arbeitsloſigreit. Es iſt vielleicht ſchwierig, ſich unſere zerſtörten Gebiete in einer greifbaren und definierbaren Form vorzuſtellen. Ihr Wie⸗ deraufban wird mehr Zeit in Anſpruch nehmen, aber dieſe Zerſtörungen beſtehen trotzdem für uns in ebenſo grauſamer Weiſe wie für Frankreich Solange in ihnen keine Abhilfe geſchaffen iſtz werden die gegenwärtigen Leiden und Unſicher⸗ heiten in unſerem Reiche andauern. Immerhin, bevor wir dieſes Problem disku- tieren, müſſen wir noch die Berichte der Sachver⸗ ſtändigen abwarten. Ich tue es in der Hoffnung, daß ſie unſer Land und das Ihrige nähern mögen. Die Zuſammenarbeit der anderen Länder Eu⸗ ropas wird hier ebenſo nur geſichert ſein, wenn Frankreich und England ſich einigen können, und es wird uns möglich ſein, uns den Vereinigten Staaten vorzuſtellen, ſondern als ein einiges Europa, das lebhaft wünſcht, durch gegenſeitige Opfer und Vergleiche die Uebel zu heilen, an denen unſere Völker leiden. Auf dieſer Baſis möchte ich mit Ihnen die verſchiedenen Probleme diskutieren. Wenn wir uns in die Unmaſſe der Einzelheiten verwickeln, die um die gegenwärtige Lage und um Probleme, wie das Ruhrproblem, die Rheinlande und die Pfalz entſtanden ſind, von neuem verdunkelt werden und wir werden in denſelben Kreis von Streitigkeiten und Zwi⸗ ſtigkeiten über Punkte zurückfallen, die wichtig ſind, aber keineswegs Haltepunkte darſtellen. In der Hoffnung, daß ich damit vermeide, einen Schritt nach rückwärts zu tun, habe ich mich bemüht, in dieſem Brief das anzudeuten, was ich als Hauptbeſtandteil des Problems anſehe. Man wrd die Lage Europas nach meiner Ueber⸗ zeugung nur durch eine gemeinſame Aktion Frankreichs und Englands retten können, eine Aktion, die in voller Erkenntnis für die gegenſei⸗ tigen Bedürfniſſe unternommen wird und die den Intereſſen der ganzen Welt Rechnung trägt. Zu dieſem Werke der Zuſammenarbeit bin ich voll und ganz bereit. gez.: Ramſey Macdonald. Poincares Antwort. Der Brief Poincares iſt datiert vom 25. Februar und lautet folgendermaßen: Mit lebhafter Freude habe ich Ihren ſo ver⸗ trauensvollen und freundſchaftlichen Brief gele⸗ ſen. Ich bin völlig eins mit Ihnen ſowohl in den Fragen, die Sie in Betracht ziehen, wie auch über die Methoden, welche Sie ins Auge faſſen, um ſie zu löſen. Ebenſo wenig wie Sie möchte ich ſchon heute auf eizele Fragen eingehen oder Vorſchläge machen, i chgebe Ihnen die Ver⸗ ſicherung, daß ich bereit bin, mit Ihnen an die Prüfung der großen ſchwehenden Probleme her⸗ anzutreten und daß ich zu dieſer Prüfung den verſöhnlichen Geiſt ehrlich erbringen werde, der Sie ſelber beſeelt. Sicherheit und Repargtionen. Seit der Unterzeichnung des Friedensvertra⸗— ges hat Frankreich zwei berechtigte Sorgen: es wünſcht die Reparation ſeiner Kriegsſchͤüden und ſeine endgültige Sicherheit. Wenn wir unſere Reparationen und unſere Sicherheit verlangen, gehorchen wir keineswegs engherzigen oder egoiſtiſchen Gefühlen. Wir ſu⸗ chen einfach die Bedingungen eines dauerhaften Friedens in Europa herzuſtellen. Ohne dieſen Frieden, der auf Gerechtigkeit ruht, wäre das wirtſchaftliche und induſtrielle Leben, deſſen Wie⸗ deraufrichtung England wünſcht, leider nicht mög⸗ lich. An dem Tage, an welchem Frankreich für ſeine Ruinen Reparationen erhalten haben und vor Angriffen geſchützt ſein wird, wird der ganze Kontingent mehr Abſicht haben, ſelbſt ſeine Ruhe, wieder zu gewinnen. Diejenigen Ihrer Landsleute, welche glauben, Frankreich an die politiſche oder wirtſchaftliche Zerſtörung Deutſchlands denkt oder gedacht hat, läuſchen ſich. Frankreich, ein Gläubigerſtaat, iſt nicht ſo närriſch, ſeinen Schuldner ruinieren zu wollen. Kein vernünftiger Franzoſe hat je⸗ mals im Traume daran gedacht, irgendeine Par⸗ elle deutſchen Bodens ſich anzueignen oder aus einem Deutſchen einen Franzoſen zu machen. Außerhalb des Elſaß haben wir nie den Rhein als Grenze verlangt, aber wir haben verlangt, daß Deutſchland nicht mehr Herr darüber bleibe, des Rheins als militäriſcher Baſis zu neu⸗ Angriffen gegen Frankreich zu bedienen. Wr haben verlangt, daß im Intereſſe des Weltfrie⸗ dens dieſer Fluß eine Barriere gegen die Angriffe Viernheimer Tageblatt einanden werden unſere Endziele (Viernheimer Bürger- Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzelgenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., hei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim März 1924 Die Rüſtungen. ö Unter den Fehlern, die die öffentliche Mei⸗ nung in England uns gegenüber begeht, iſt der, der uns am unverſtändlichſten iſt und bei uns am meiſten Bedauern auslöſt, derjenige unſerer angeblichen Rüſtungen. Unſere Anſtalten zu Lande und in der Luft ſind ausſchließlich dazu da, um uns gegen deutſche Revanchegelüſte zu verteidigen. Wenn unſere Militäranſtalten über unſer ganzes Land zerſtreut ſind, ſo iſt das des⸗ halb geſchehen, weil unſere Organiſation und die Bedürfniſſe unſerer Mobiliſation uns nicht ge⸗ ſtatten, ſie an der Oſtgrenze zu konzentrieren. Unſere Politik den Staaten der Kleinen En⸗ tente gegenüber hat immer einen friedlichen Cha⸗ ralter gehabt. Die Beſetzung des Ruhrgebiets. Wir haben das Ruhrgebiet beſetzt, um Deutſch⸗ land zu zwingen, us zu bezahlen und um den Widerſtand der deutſchen Induſtriemagnaten zu brechen. Dieſes Druckmittel wird aufhören, wie wir es bereits geſagt haben, an dem Tage, ar dem Deutſchland bezahlt daben wird. Anderer⸗ wits wird die Beſetzung der Rheinlande aufhören Henn die durch den Friedensvertrag vorgeſch. benen Bedingungen erfüllt, und unſert Sicher⸗ mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen ſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 41. Jahrgang heit garäntſerk ſein wird.— Die Sachverſtndigen werden wahrſcheinlich in kurzer Zeit ihren Bericht niederlegen. Wir wer⸗ den dann, wie ich hoffe, raſch zu einer Geſamt⸗ regelung gelangen und erreichen, daß Deutſch⸗ land ſeine Verpflichtungen erfüllt. Der Völterbund. 25 Die Regierung der Republik rat, wie das bri tiſche Kabinett, die feſte Abſicht, den Völkerbund zu feſtigen und ſeine Rolle zu erweitern. Die Fortſchritte, die er macht, und die Entwickelung des internationalen Schiedsgerichts haben geſtat⸗ tet, an eine geordnete Begrenzung der Rüſtungen zu ſchreiten, welche nicht, wie bisher, die Fried⸗ 100 den Ueberfällen der Kriegsluſtigen aus⸗ etzen. Ob es ſich im übrigen um die Erhöhung des Preſtige des Völkerbundes oder um die Feſtigung des Weltkrieges handelt, ich habe wie Sie die Ueberzeugung, daß die Reultate umſo ſchneller erreicht und umſo glücklicher ſein werden, je enger die Entente zwiſchen unſeren beiden Ländern ſein wird. Da unſere beiden Regierun⸗ gen von dieſer Pflicht überzeugt ſind, ſo iſt es unmöglich, daß wir uns nicht verſtän⸗ digen könnten, um ſie zu erfüllen. gez. Poincare. 64 + . Verteidigungsrede in unſerer Samstagnummer in großen Zügen wiedergegeben. Sie hat den politiſchen Wirrkopf, der jahrelang die deutſche Politik beſtimmte und jetzt die Schlechtigkeiten anderer brandmarken wollte, nun ſelbſt entlarvt. Es kann nichts helfen, ſchreibt die„Germania“. Man muß den Leſer ſchon freundlichſt bitten, Haupt 8 Rrieges tragen muß, beſchuldigt, auf die Zer⸗ den Wuſt der Offenba⸗ ſich durch f durchzuarbeiten, die kungen gab. Zugegeben: Es gibt angenehmeren Leſe⸗ ſtoff als den Bericht, den Ludendorff einem hohen Gerichtshof lichere Entrüſtungen als die, die der General o hlas. der in entſcheidenden Jahren deutſcher Ge⸗ deutſche Kriegsführung, ſondern auch auf die deutſche Politik beſeſſen hat. Ludendorff wollte die Schlechtigkeit anderer enthüllen. ſich aber nur ſelbſt mit uns kommen mußte, wie es gekommen iſt, wenn ein Mann von ſo verworrenen Gedanken⸗ gängen maßgebend ſtimmen kann. angeklagt. Er ſoll ſich verantworten und glaubt alle die Albernheiten nachbetet, die im deutſch⸗ völkiſchen Katechismus über„ultramontane“ Vernichtungspläne gegen das Deutſche Reich, über die reichszerſtörende Politik des Zentrums und die deutſchfeindliche Haltung des Vatikans verzeichnet ſind. Mit der Oſtmarkenpolitik des Zentrums fing er an. Daß große Teile der Oſtmark heute Preußen und dem Reiche ver⸗ loren ſind, iſt die Schuld des Zentrums, nicht die Geſinnungsgenoſſen des Generals Luden⸗ dorff, die durch eine bis zur Enteignung ge⸗ steigerte Gewaltpolitik es meiſterhaft verſtan⸗ den haben, die deutſchen Staatsbürger niſcher Zunge dem Reiche zu entfremden. Aber das war nur der Anfang der Zerſtörungs⸗ piijtik des Zentrums, das laut Herrn Luden⸗ dorff kaum ein anderes Ziel gekannt haben dürfte, als die Vernichtung des proteſtantiſchen Kaiſertums. Wer es nicht glaubt, der leſe die Dokumente nach, die Ludendorff bekanntgab. Er iſt den Spuren des Herrn Dr. Heim nach⸗ gegangen und dabei hinter verhängnisvolle Techtelmächteleien gekommen. Nun mag ſich Herr Dr. Heim ſelbſt zu den Angriffen äußern, die der General gegen ihn gerichtet hat. Das Zentrum hat mit der Privatpolitik des Herrn Dr. Heim noch weniger zu tun als der Katho⸗ lizismus. Deshalb geſtatten wir uns, den Ge⸗ teral darauf aufmerkſam zu machen, daß er die politiſchen und kirchlichen Zuſammenhänge genau ſo richtig einſchätzt wie die politiſche Lage am 8. November 1923, als er im Bunde mit ſeinem Buſenfreund Hitler Deutſchland völkiſch erneuern wollte. Es überraſcht uns nicht im geringſten, in der Melodei des Ge⸗ nerals Ludendorff die bekannten Klänge von den Abſplitterungsbeſtrebungen des Zentrums und der internationalen Verſchwöruna gegen Ge⸗ neral Ludendorff vor ſtaunenden Lajen und ſich wundernden Fachleuten zum Beſten ſchämtheit, den Reichskanzler Marx ſozuſagen die deutſche Politik be⸗ l. J im Beſitze der Macht waren, alles getan, um Herr Ludendorff iſt wegen Hochverrat die Bewegungsfreiheit der katholiſchen Kreiſe vol⸗ 0 über„ultramontane Umtriebe“ auf Zerſchlagung des Deutſchen Reiches erſtattete und es gibt auch ſicher ehr. lockern, und der in Wirklichkeit die ſtille Hoff⸗ Er hat l enthüllt und der wahre Erklärung für die gehäſſigen Attacken. Welt den erneuten Beweis erbracht, daß es ſo a den 9 und den Katholizismus ritt. ſchichte maßgebenden Einfluß nicht nur auf die nigen dem jeder Blick in die wahren Lebensbedürf⸗ Ludendorſfs Attacke gegen den Katholizismus. Wir haben Ludendorffs dreieinhalbſtündige den Beſtand des Deutſchen Reiches vernehmbar durchklingen zu hören, aber es iſt doch ein ſtarkes Stück, wenn Ludendorff die Führer des kathglilchen Volksteils, der in der vorder⸗ ſten Reihe der bedrohten Gebiete und beſonders ſtark ſeit einem Jahre, die Hauptlaſten des von Ludendorff verlorenen ſtörung des Deutſchen Reiches hinzuarbeiten. Und es iſt, rund herausgeſagt, eine Unver⸗ als Vollſtrecker Dortenſcher Pläne anzuſchwär⸗ en. Solch grobe Beſchimpfungen aus dem Munde eines Mannes, der ſelbſt ſo viel dazu beigetragen hat, das Gefüge des Reiches zu ung unſerer Feinde iſt, kann ſich der katho⸗ aus einem 47 Seiten umfaffenden Manuſkript liſche Volksteil keineswegs ruhig gefallen laſ⸗ Aber man muß wiſſen, wie es in dem Kopf und im Herzen eines Mannes ausſieht, ſen. Sie verdienen entſchiedene Zurückweiſung. Der große Patriot entpuppte ſich in Mün⸗ chen als der typiſchen Vertreter jenes engſtir⸗ oſtelbiſch⸗-proteſtantiſchen Preußentums, niſſe fehlt und deſſen ausgeprägteſter Weſens⸗ zug ein tiefer Katholikenhaß iſt. Hier liegt die die General Ludendorff gegen das Zentrum Dieſer Geiſtes⸗ richtung iſt der Katholizismus der geborene Feind und ihre Vertreter haben, als ſie noch n nach Möglichkeit einzuengen. Ihnen ſind es am beſten dadurch tun zu können, daß er Preußen u. Proteſtantismus immer identiſche g Begriffe geweſen, und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die einflußreichen Poſten nur von Leuten ihrer Art beſetzt werden durften. Daß das jetzt nicht mehr im gleichen Umfange der Fall iſt, erſcheint ihnen wie ein Bruch eines Natur⸗ geſetzes. Den Rückgang ihres Einfluſſes er⸗ klären ſie ſich nicht aus dem Verſagen ihrer geiſtigen Kraft, die nicht mehr mit den Mit⸗ teln des Staates geſtützt werden kann, ſon⸗ dern als das Ergebnis einer internationalen Verſchwörung, die von Jeſuiten und Juden betriehen und vom Vatikan angezettelt worden iſt. Wir wiſſen, weſſen wir uns zu verſehen haben, wenn dieſe Kreiſe ihre alte Poſition zu⸗ rückerobern. Herr Ludendorff glaubte wohl, uns mit ſeinen„Enthüllungen“ zu vernichten. Er hat uns aber nur gewarnt und wir ver⸗ ſprechen ihm, dieſe Warnung zu beherzigen. Alſo: die ultramontan⸗jeſuitiſchen Unter⸗ wühlungen des Unterbaues des Deutſchen iches en den General mitveranlaßt zu Rente er ſache das waterland am 8. November vor dem Untergang zu retten. Leider ſchlug, wie man weiß, das heroiſche Unternehmen fehl, weil Kahr und Loſſow erſt zuſag ten den aber nicht mitmachten. Für Herrn Ludend orff ſtaatsrechtliche Begriffe iſt es bezeichnend, daß er die Auflehnung Loſſows gegen Seeckt ofen eine Meuterei nannte, die aber in dem Augen⸗ blick für eine deutſche Tat erklärt wurde, 5 Ludendorff ſich der Bewegung anſchloß. 1 durch war die Meuterei im Handufge geheiligt, und Ludendorff hat dama tiefſinnigen Satz ausgeſprochen:„Loſſow will etwas Schwar wenne 1 0 Die dendorffſche Verteidigung. n war eine Miſchung von Sent für das Deutſchtum kämpft und der ſeit fünf Jahren, Münchener 00 ²· we demon⸗ ftbewußt⸗ rngeiſt oder mag entſcheiden! * 1 Scharfe Zurückweiſung der Lndendorſſſchen Angriffe Der Vatikan und die italieniſche Preſſe. Rom, 2. März. Ludendorffs Angriffe gegen das, was er in ſeiner Rede im Münchener Prozeß als Ultramontanismus im Gegenſatz zum Katholizismus ſtellte, und ſeine Vorwürfe ce⸗ gen die Politik des Papſtes haben in rö⸗ miſchen poltiſchen Kreiſen ſehr ſtart bpverſtimmt. Man findet es unbegreiflich, daß Ludendorff ſo reden konnte, in einem Augenblick, wo ſich in Europa mühſelig das Verſtändnis für die Lage Deutſch⸗ lands zu regen beginnt. Er hat Deutſchland damit einen ſehr ſchlechten Dienſt er⸗ wieſen. Ein vatikaniſcher Politiker bezeichnete Ihrem Korreſpondenten gegenüber die Rede Ludendorffs als unverſtändlich deswegen, weil der Katholizismus keine interne deutſche Par- en er iſt, ſondern eine internationale Inſtutition erſten Ranges. Im Gegenteil habe bei Vatikan das Problem der deutſchen Ein eit ſogar zu einem allgemeinen katholiſchen Problem gemacht und hält den Separatismius in Deutſchland für eine durchaus unerwünſchte Erſcheinung. Der Angriff Ludendorffs wird wahrſcheinlich auch offiziell von Vatikan eine Entgegnung erfahren. 0 Bezeichnend iſt auch der heutige Artikel des „Corriere d'Italia“, des Hauptblattes der kath. opolari-Partei. Das Blatt weiſt den Vor⸗ wurf zurück, daß der Papſt im Jahre 1917 bei ſeiner Friedensaktion parteilich vorgegangen ſei. Ludendorff habe auch die Sache falſch dar⸗ geſtellt, daß die Rede des Papſtes bei der Hei⸗ ligſprechung der Jungfrau von Orleans wäh⸗ rend des Ruhrkampfes erfolgt ſei, da ſie tat⸗ ſächlich 3 Jahre früher ſtattfand. Im Gegen⸗ teil hätte Ludendorff wiſſen müſſen, wie viel der Papſt für die Beziehungen zu Frankreich durch ſein Eintreten in der Ruhrfrage ris⸗ kierte. Der Vatikan hat bereits den Nuntius in München zur Berichterſtattung über den Prozeß aufgefordert, die vielleicht ſogar durch eine Reiſe des Nuntius nach Rom erfolgen wird. In ſeiner Wohltätigkeitsaktion für Deutſchland wird ſich der Papſt jedoch, wie Ihr Korreſpondent erfährt, durch Herrn Luden⸗ dorff nicht beeinfluſſen laſſen. Dr. Heim. München, 2. März. Dr. Heim hat ſich vom Krankenbett einem Redakteur der„Münch. Neueſten Nachr.“ gegenüber zu den Angriffen Ludendorffs auf ihn geäußert. Seine Politil ſei ſtets deutſch geweſen. An eine katholiſche Donaumonarchſe habe er in ſeinem Leben nie gedacht und auch mit niemanden geſprochen das föderal rin Korreſpondenz erinnert auc 0 deutſche Kaiſer gerade durch das Eintret Papſtes von einer ſchmählichen Au bewahrt worden ſei. Die Haltung de im Ruhrkonflikt habe ihm in Fran getragen. offenbar nichts. heraufbeſchwören müſſen. Prozeßes. 5. Verhandlungstag. München, 1. März. und kam durch Kriebel in Verbindung, über eine ſolche Idee. Er habe den Führer der Freien Bauernſchaft, Heinz⸗Orbis, ſchon bekämpft, als er rechtsrheiniſch die Freie Baueruſchaft einzuführen ſuchte. Die Bayeriſche Volkspartei. München, 2. März. Die Bayer. Volks⸗ warteikorreſpoandenz wendet ſich in einem, Ar⸗ tikel ſcharf gegen die Aeußerungen des Gene⸗ rals Ludendorff im Hitlerprozeß, ſoweit ſie Dr. Heim und die Bayeriſche Volkspartei als Förderer ſeparatiſtiſcherBeſtrebungen antlagen. Die Korreſpondenz vermerkt darauf, daß der Artikel Dr. Heims im„Bayer. Kurier“ lediglich für den Eventualfall geſchrieben wurde, daß die bolſchewiſtiſche Welle von Norddeutſchland München eine Ortsgruppe der handlung an, daß auf den als Zeuge erſchie⸗ nenen Oberſt Etzel⸗Regensburg verzichtet werden könne, wenn von Hitler zugegeben werde, daß tatſächlich die Truppen draußen aufgeboten worden ſind. Rechtsawalt Roder erklärte, auf keinen Zeugen verzichten zu kön⸗ nen, ſolage nicht die Herren Kahr, Loſſow und Seißer ſelbſt zugeben, daß ſie nach Berlin marſchieren wollten. Der Zeuge wird bis zu einem ſpäteren Zeitpunkt entlaſſen. Dann wird in die Vernehmung des fünften Angeklagten, Hauptmann Röhm eingetreten, der einleitend betont, es ſei ihm immer noch nicht zum Bewußtſein gekommen, daß er ſich verteidigen müſſe für eine Tat, die ihm ſo ſelbſtverſtändlich erſcheine, daß er nich wüßte, wie er am 8. November hätte anders handeln können. Röhm gab daun eine kurze Skizze ſeiner militäriſchen Laufbahn. Er habe im Oktober 1918 noch zu den unbelehrbaren Leuten gehört, die der Ueberzeugung waren, daß die Deutſchen den Krieg gewinnen wür⸗ den. Ende Oktober 1918 ſei er aus der Heimal wieder an die Front gefahren. Der Angeklagte kommt in der Schilderung ſeiner Tätigkeit wäh⸗ rend und nach der Revolution darauf zu ſpre⸗ chen, wie er verſuchte, als Offizier in Ingol ſtadt den Kampf gegen die Revolution auf, zunehmen, wie es ihm aber nicht gelungen ſei die Offiziere hierfür zu gewinnen. Seine erſte Tätigkeit habe darin beſtanden, die Drohnen die ſich dort zuſammengefunden hatten, zu be⸗ eitigen. Ich habe dann beim Freikorps Epp an der Befreiung Münchens teilgenom⸗ men. Sehr bald trat ich der Natioͤnalfozia⸗ liſtiſchen Arbeiterpartei bei, gründete den Na⸗ tionalverband deutſcher Offiziere in München die Einwohnerwehren mit arbeitete auch eine Zeitlang mit Dr. Pittinger zuſammen, mit dem ich aber ſpäter zerfiel. Im März oder April erging dann das Verbot des Reichs⸗ wehrminiſteriums gegen die Teilnahme an vaterländiſchen Verbänden. Auf Erſuchen des Hauptmanns Heiß gründete ich damals in Reichsflagge“. Bei den zahlreichen Veranſtaltungen der da⸗ mals noch ſtaatstreuen Verbände waren alle Behörden zu Gaſt. auch Kahr. Leider haben viele Reichswehroffiziere ihre Zugehörigkeit zu den Verbänden wie die Teilnahme an einer Wohltätigkeitsveranſtaltung aufgefaßt. Dieſe Offiziere haben es am 8. November auch fertig gebracht, ihren alten Kameraden mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten. Wegen meiner geiſtigen Teilnahme an dem bewaffneten Auf⸗ marſch„des Kampfbundes Namen eines Freundes der Deutſchen ein⸗ Davon wiſſe General Ludendorff Zum Schluß erklärt die Korreſpondenz, daß Aeußerungen, wie ſie Lu⸗ dendorff gemacht habe, gerade den Kulturkampf So könne kein völ kiſch geeintes Deutſchland geſchaffen werden. Forſetzung des Münchener 0 ö Der Vorſitzende regt zu Beginn der Ver und m ich die Her gemacht hatte, wurde ich durch den Rei ehrminiſter nach Berlin verfetzl. Infolge f politiſchen Verhältniſſe nahm ich aber endgül tig meinen Abſchied. 1 Vom Deutſchen Kampfbund wurde Adolf Hitler als politiſcher Führer beſtellt. Als das Generalſtaatskommiſſariat errichtet wurde, ſtellte Hauptmann Heiß als Führer der Reichsflagge ſich hinter Kahr, weil Kahr die Oſtjuden ausgewieſen hatte, u. verbot Hitler, bei der Reichsflagge in Nürnberg zu ſprechen. Da ich dieſen Affront nicht billigen konnte, ſchied ich aus der Reichsflagge aus und grün⸗ dete in Südbayern auf rein militäriſcher Grund⸗ lage die Reichskriegsflagge. Allen Angehö⸗ rigen war unbedingter Gehorſam zur Pflicht gemacht. Anfangs November bereitete ich für den 8. eine Verſammlung der Reichsflagge im Löwenbräukeller vor. Meine Begrüßungsworte forderten der damaligen Lage entſprechend zur baldigen Tat auf. Auf Veranlaſſung Hitlers ſprach dann Eſſer. Während ſeiner Rede wurde die Mitteilung überbracht, daß im Bürgerbräu die neue Regierung ausgerufen ſei. Ich ließ ſofort antreten, um dort hinzumarſchieren. am 1. Mai 1923 Auf dem Weg aber erhielt ich den Befehl, zum Wehrkreiskommando zu marſchieren, um dort die Ehrenwache für Loſſow zu übernehmen. In der Nacht kam Ludendorff und Kriebel und ſch machte darauf aufmerkſam, es komme mir ver⸗ dächtig vor, daß ich vergeblich verſucht habe, in die Stadtkommandantur hineinzukommen. Ludendorff ſagte, ein Zweifel ſei ganz ausge⸗ ſchloſſen, er babe doch mit Loſſow alles ein⸗ gehend beſrpochen. i f Durch die Zeitungsmeldungen am andern Moraen war ich vollkommen beruhigt. Die Verteidigung des Wehrkreiskommandos wurde mir angeordnet, als das Anrücken von Panzer⸗ kraftwagen gemeldet wurde. Im Laufe des Vormittags kam Oberſtleutnant Hörauf. un⸗ mittelbar danach Oberſtleutnant Hoffmann Eyp ſprach auf mich ein. ich könne mich gar nicht halten, ich dürfe nicht gegen die Reichs⸗ wehr kämpfen. Dann kam eine Mitteilung von General Danner über die Bedingungen der Uebergabe. Sie lautete: Ehrenvoller Ab⸗ ſchied mit militäriſchen Ehren, Abgabe der Waffen an die Landesvolizei und ehrenvolle, Stellung der Führer. Ich abe mich entſchloſſen, die Bedingungen anzunemen. Dann habe ich mich bei General Danner gemeldet und bin ſchließlich zur Polizeidirektion gegangen, wo die Ereigniſſe ihren Abſchluß fanden. Auf eine Frage des Norſitzenden gibt Röhm an. daß er aus den Beſprechungen zwiſchen Hitler und Loſſow den Schluß ziehen mußte, daß zwiſchen ihnen ein wirkliches Vertrauens⸗ verhältnis beſtehe. Im weiteren Verhör aibl der Angeklagte zu, er habe im Wehrkreiskom⸗ mando Reichswehroffizieren erklärt, er ſtünde unter Ludendorff und würde das Gebönde bis zum Tode verteidigen. Als Grund für das Wegehen des Hauptmanns Heiß vom Kampf⸗ bund wir in dieſem Zuſammenhang auch be⸗ merkt, daß Heiß es deshalb tat, weil er ſeſl überzeugt war, daß Kahr marſchieren werde. Nach einer kurzen Pauſe beginnt dos Mer⸗ hör des Oberleutnants der Reſerve und Stu⸗ dierenden der Staatswiſſenſchaften Brückner. Für meine Einſtellung, erklärte der Ange⸗ damals auf meine Veranlaſſung Der Angeklagte ſchließt: ch bin ſtolz haben. Wenn Litler und Ludendorff ſtehen. bertagt ö Das Mannheimer Preſſe⸗Feſt. Manitheim, 1. März. Im Nibelungenſaal des Mannheimer Roſengartens, größtem und ſchönſtem Feſtraum, in dem ſich ge⸗ gen 5000 Perſonen verſammelt hatten, fand heute Abend der feierliche Feſtalt des Mann⸗ heimer Preſſetages ſtatt. Bald nach 8 Uhr er⸗ Reichswehrminiſter Dr. Geßler, der Reichs⸗ miniſter für die beſetzten Gebiete, Dr. Höfl e, der Neichswirtſchaftsminiſter Dr. Ham m, ferner dem bayriſchen Miniſterpräſidenten Dr. v. Knil⸗ ling, dem badiſchen Staatspräſidenten von Köh⸗ ler und der heſſiſche Staatspräſident Ullrich, ſowie zahlreiche andere führende Staatsmänner und namhafte Vertreter von Wirtſchaft, Kunſt und Wiſſenſchaft. Orgelvorträge und ein Vor⸗ ſpiel zu einem Drama von Franz Schreker unter Leitung des Komponiſten eröffneten die Feier. Nach den Begrüßungsworten des Haupt⸗ ſchriftleiters Scheel, mer Ortsgruppe des Verbandes der Südweſt⸗ deutſchen Preſſe, ſprach nacheinander der badiſche Staatspräſident Dr. Köhler, Reichspräſident Ebert, Miniſterpräſident von Knilling, Reichsminiſter Dr. Höfle und Reichstagsabg. Hoffmann(Ludwigshafen). Nach dieſem Feſtakt, der ſich zu einer Kund⸗ gebung für die Pfalz geſtaltete, unterhielt die agte, war maßgebend der Ausbruch der Re⸗ BBB. TF ³ PPCCCCCCCCCCCccCPCCCGCCbGCbGGGbbpPbPTPTbPGPGPGTGbGPbPTGPTPTTGTGbPTGVGTGTGTGGTGFTTPTGTTTPTTTTWVTTPTPTTWTPTVTFTPVTTVVVVTVVTVTCTVTVVTVTVVTVVVV—— vergrabene Teſtament. Roman von Ed. Wagner. Nachdruck verboten.) „Das iſt eine unnötige Arbeit, Sir Archy,“ ſag Bettine.„Ich kam einige Tage, nachdem der Scha verge ben war, hierher und habe an dem Her keine Spur einer Veränderung entdeckt. Darin is ſicher nichts verborgen worden!“ „Es wäre aber doch immerhin nicht unmöglich, erwiderte Sir Archy.„Die Lady Rosamunde nahn einen Maurer mit ſich, damit derſelbe ihr bei den Verhergung ihres Schatzes behilflich ſein ſollte. „Mein Sohn war ebenſowohl ein Zimmer, mann,“ entgegnete Bettine.„Ob er nun als ſolchen oder als Maurer an der Arbeit tätig war, kann ich nicht ſagen.“ 5 5 Sir Archy ſetzte ſeine Nachforſchung an dem Kamin und an den Wänden fort, während Roſa⸗ müunde die Mobilien unterſuchte, wobei Bettine iht mit Ratſchlägen und Anweiſungen zur Seite ſtand. Stunden verfloſſen ſo, ohne daß die harte Arbeil durch eine Entdeckung belohnt worden wäre. „In dieſem Zimmer iſt nichts zu finden,“ ſagte endlich Sir Archy, deſſen Geſicht blaß und kummer⸗ voll ausſah und b Augen trübe vor ſich hin⸗ blickten.„Dieſe Arbeit einer Nacht iſt aber immer⸗ Hin noch nicht umſonſt geweſen, Roſamunde, denn es hat ſich dadurch der Kreis, in welchem wir wei⸗ ter ſuchen müſſen, enger zuſammengezogen.“ 5 Es iſt ſchon ſpät,“ verſetzte Roſamunde, einen Blick auf die Uhr werfend.„Es iſt drei Uhr. Wir 17170 unſere Arbeit einſtellen, Papa. Wir müſſen zu Bett gehen, um Kräfte für die nächſte Nacht zu gewinnen.“ 17 „Ja, wir wollen gehen,“ ſagte Sir Archy ſeuf⸗ zend.„Ich will die Gerdiſchaften hier loste dal mit wir ſie morgen nacht gleich bei der Hand haben. Es ſind drei Stockwerke in dem Turm, von denen ledes zwei Zimmer enthält. Heute haben wir das eine durchſucht; morgen nehmen wir das andere 91 1 1 uns Glück geben!“ r legte das Werkzeug in ein angrenzendes. Nabinett, während Nbſamunde das e irte und eine Handvoſl Holz darauf warf, wel⸗ hes ſogleich aufloderle; dann rüttelte ſie die alte 6 3 Bettine, welche auf dem Lehnſeſſel eingeſchlaſen war, wach. „Wir gehen nun, Bettine,“ ſagte ſie, als dieſe die Augen öffnete und verſtört um ſich blickte.„Wir haben dein Zimmer genau durchforſcht und keine Spur gefunden von dem, was wir ſuchen. Werde wach, um die Tür zu verſchließen und zu Bett zu gehen, wenn wir hinaus ſind!“ ö Sie lächelte der alten Bewohnerin des Grauen Turmes freundlich zu, nahm die Laterne und ging damit ihrem Vater voran in das Vorzimmer. Hier blieben ſie ſchweigend ſtehen, bis ſie hinter ſich die ſchweren eiſernen Riegel in das Schloß hatten fallen hören. Dann deulete Sir Archy auf eine Wendeltreppe, welche von dieſem in ein gleich⸗ artiges Zimmer hinaufführte, und ſagte: „Jedes Stockwerk des Grauen Turmes iſt einge⸗ teilt wie dieſes, in ein Vor⸗ oder Treppenzimmer und in ein größeres Gemach. Die drei Stockwerke genau zu durchſuchen, wird uns wenigſtens ſechs Tage in Auſpruch nehmen und wenn wir dann noch nichts entdeckt haben, müſſen wir unſere Arbeit in den unteren Räumen fortſetzen.“ Mit einem Ausdruck, welcher alles andere eher als Hoffnung erkennen ließ, trat er in den Kor⸗ ridor. „Dieſer Korridor war einſt von großer Schön⸗ heit,“ ſagte Sir Archy.„Du ſiehſt, wie hoch er iſt, und bemerkſt die leeren Niſchen längs der Mauer. Sie waren früher mit prächtigen Marmorſtatuen ausgefüllt. Doch horch— was äſt das?“ fügte er raſch, aber leiſe hinzu, indem er erſchreckt zu⸗ ſammenfuhr und Roſamunde's Hand erfaßte. Er hatte einen eigentümlichen Laut über ſich gehört. Als er nun aber lauſchte, hörte er nichts, als ein Paar Flügel gegen die Fenſter ſchlagen, als ob ein Nachtvogel ſich in dem Efeu verwickelt hätte. „Es ſind Fledermäuſe!“ ſagte er.„Wie nervös ich geworden bin! Komm, Roſamundel“ Dieſe aber ſtreckte ihre Hand aus und hielt ihren Vater zurück, ihr Ohr atemlos lauſchend der Treppe zuwendend. 70 Im nächſten Augenblick hörte auch Sir Archy das Geräuſch, welches Roſamunde's Aufmerkſam⸗ keit erregt hatte,— das Geräuſch von nähernden Fußtritten, leeren, dunklen Niſchen und verbarg die Latern unter ihrem Mantel. mengenommen, als die Tritte auf der Treppe nach dem Korridor hörbar wurden und der Schein eine Laterne auf die entgegengeſetzte Mauer 55 die Wand. Im nächſten Moment erſchien an der Treppe der Kopf eines Mannes. N lichen Stufen herauf, blieb dann ſtehen und hieln die Laterne ſo über ſeinen Kopf, daß ſie den ganzen Korridor beleuchten und er denſelben völlig über⸗ ſehen konnte. leg. Denn der nächtliche Beſucher des Grauen auf Erden: Amos Hadd! nahm eine unbefangene Haltung an, als er auf das Klingeln Martin's die leichten Tritte des Haus⸗ mädchens ſich nähern hörte. ein, und Hugo gab demſelben einen Auftrag an den Wirt, worauf es ſich ſchnell entfernte, um ſich der Miſſion zu entledigen. gleich einen Blick mach dem Viſch ſtreiſen ließ.„Um des Himmels willen, Sir, was fehlt an dem Eſſen? Es ſteht ja noch unangerührt dal Gefallen Ihnen die Koteletten nicht? Iſt irgend etwas mit dem ihn, als er His des N Muf des 1 ären“ ah,„nur mangelt mu . 1 1 1 ſich leiſe Raſch zog Rosamunde ihren Vater in eine dei Kaum hatte ſie auch noch ihre Kleider zuſam Sir Archy und Mae drückten ſich, dicht an Scheu und verſtohlen ſtieg dieſer letztere die reſt⸗ Roſgmunde und ihrem Vater ſtockte der Herz⸗ urmes war kein anderer als ihr größter Feind badiſche Jägerkapelle durch Standmuſik in den Wandelhallen. If Muſenſaal erntete das Orcheſter des Nationaltheaters unter Generalmuſikdirektor Lert reichen, verdienten Beifall durch zwei Or⸗ cheſtervorträge, bot Eugen d' Albert„Die Abreiſe“ von Aenne Geier, Joſef Burg⸗ winkel und Philipp Maſſalsky flott geſpielt unter der Regie von H. H. Michel und der muſikaliſchen Leitung von Max Sinzheimer heitere Abwechslung, und zog vor allem die Aus⸗ ſtellung der Tombola⸗Gewinne die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich. Im Verſammlungsſaal war eine Bunte Bühne eingerichtet, die in bunter Folge unter Fritz Linns ſicherer Leitung er⸗ götzliche Genüſſe ſpendete. Und getanzt wurde überall. Im Verſamm⸗ lungslokal mit beſonderem Eiſer neueſte Tänze. Realere Bedürfniſſe zu befriedigen, war im Keller ein Brauſtübl eingerichtet Eine Schrammelkapelle beſtimmte hier Art und Grad der Fröhlichkeit, die ſich ungezwungen bei Bier und Wurſt ergab. ſich ſein Geſicht, was den jovialen Wirt erkennen ließ.„Was wün⸗ ſchen Sie nun, Sir, Wein oder Punſch?“ „Wenn Sie etwas Zeit haben,“ ward ihm zur Antwort,„ſo wünſchte ich eine kleine Unterhaltung mit Ihnen!“ „Gut, Sir“, antwortete der Wirt.„Die unten können warten, bis ich komme, oder Johann kann den Punſch fertig brauen. Wenn ich elwas für Sit tun kann, Sir, ſo wird es mich glücklich machen.“ „Dann ſetzen Sie ſich und beantworten Sie min einige Fragen,“ ſagte Hugo lächelnd. „Der Wirt warf ſich in den Lehnſtuhl, der ihm nahe ſtand. „Ich bin hier vollkommen fremd“, begann Hugo offen.„Ich komme von London und bin Juriſt, habe aber noch keine Anſtellung. Mich verlangts nach meinen Studien nach etwas Ruhe und um dieſe zu genießen, bin ich hierher gekommen. Ich 7. bin ein Kunſtliebhaber, Maler und Zeichner und Im„Braunen Bären“. Hugo ſteckte ſeine Briefe wieder in die Taſche und Das Mädchen trat Einige Minuten ſpäter erſchien der Beſitzer des „Sie ſchickten nach mir?“ fragte er, indem er zu⸗ 1650 9 10 ausgezeichnet,“ unterbrach Huge die Beſorgnis des Wirtes um den guten t dem Eſſen de l n weſchem Forellen in Menge vorhanden ſind. Dieſer Bach mit ſeinen Bewohnern gewährt ein Bild, welches ſelbſt die Königin Viktoria anziehen vürde. Da wir gerade von Bildern ſprachen, will ch Ihnen noch ſagen, daß der„Braune Bär“ auch ſinmal von einem Kunſtmaler ach der Natur ge⸗ leichnet worden iſt. Da ich 1 7 bei der 1 0 ſahme in der Haustür ſtand, bi ben war— mit einer Schürze bekleidet und einem Punſchlöffel in der Ha ſracht. Sehen Sie, der Maler kriegte heraus, daß ſieſes Wirtshaus i O, ſagle der Wirt, ausotmend,„es tut mi 1 0 hnen mi f it verſchaß] glerie Lon werde hoffentlich einige Kopieen von Ihrem lieb⸗ lichen Orte mit heimnehmen, welche dann die Wand meines Junggeſellenzimmers zieren kollen.“ „Sie hätten keine beſſere Gegend als Wilcheſter dazu wählen können, Sir,“ „Dieſer Ort wird das„glückliche Tal“ genannt, und in der Tat, er verdient dieſen Namen. Die Berge ringsumher ſind ſo ſchön als irgend welche in England. chönſten. Hier iſt auch ein Bach, wir nennen ihn verſetzte der Wirt. Einige ſagen ſogar, es ſeien die „Braunen Bären“, welcher augenſcheinlich in einem 51 Sir,— welcher ſo ſchön iſt, als irgend ein kritiſchen Moment geſtört zu ſein ſchien, denn er 0 hielt den großen Löffel in der Land, mit welchem er die Ingredienzen zu einer Bowle Punſch zu miſchen pflegte. 5 ſeiner Größe im vereinigten Königreiche, und n auch ich, wie ich ind— mit 1 Bild ge⸗ 1 Jahrhunderte alt ſei un ung haben müſſe. Wie ich 1 (For f bi dar⸗ auf, den 8. und 9. November mitgemacht 5 J 5 ich noch einmal in die Lage fäme, würde ich genau ſo zu meinen Führern f ec Verhandlung wird dann auf Montag 1 Deutſchlands ſchienen der Reichspräſident Ebert mit dem Vertreter der Mannhei⸗ Hand wa te aus der Sehnſ nur für kurze 3 einmal, wenn auch e Zeit, frei u 000 zu ſein, und für deren Ausdruck das Mann⸗ heimer Pre efeſt den erwünſchten Rahmen bot. Das päpſtliche Werk 0 der Glaubens verbreitung Bekanntlich wurde durch Motuproprio vom 3, Mai 1922 das Werk zur Glaubensverbreitung in Lyon auf eine ganz neue Grundlage geſtellt und ſein Sitz nach Rom verlegt.„Dieſes Werk, welches die Erfahrund eines Jahrhunderts be⸗ ſaß und große Verdienſte ſich um die Ausbrei⸗ tung des Edangeliums erworben hatte,— wie Pius 11. in einer Anſprache des letzten Jahres hervorhob— iſt jetzt näher an den Apoſtoliſchen Stuhl gerückt und wird ſo wahrhaft katho⸗ liſch. Und während dieſes Werk früher den Söhnen der Kirche gehörte, iſt es jetzt in gewif⸗ ſem Sinne Eigentum der Mutter, ein Werk der Kirche ſelbſt, geworden.“ Vor allem werden es die Erfahrungen des Weltkrieges und der noch immer von Völkerhaß durchtobten Nach⸗ kriegszeit geweſen ſein, welche Pius 11. veran⸗ laßten, in großzügiger Weiſe das größte Miſ⸗ ſionshilfswerk in ein internationales umzugeſtalten und zu dieſem Zwecke es mit der oberſten Miſſionszentrale in Rom, der hl. Kon⸗ gregation de Propaganda Fide, loſe zu verbin⸗ den. Ende Dezember 1923 iſt der erſte Re⸗ chenſchaftsbericht unter dem Titel„Acta Pontificii Operis a propagatione fidei“ in der vatikaniſchen Druckerei fertiggeſtellt und ſoeben herausgegeben worden, welcher über die bishe⸗ rige Tätigkeit des Werkes ſeit der Verlegung nach Rom in großen Zügen berichtet. Trotz der ſchwierigen Zeitlage hat ſich dieſe ſegensreiche Einrichtung in jeder Hinſicht gut entwickelt. Bis jetzt ein Nationalrat, wie er von den Statuten vorgeſehen iſt, bereits für Oeſterreich, Belgien, Canada, Frankreich, Eng⸗ land, Deutſchland Italien, Holland, Schottland, Spanien und Venezuela eingerichtet, In ande⸗ ren Ländern, z. B. in der Schweiz, Portugal, Tſchechoſlowakei, Irland, iſt man mit den nöti⸗ gen Vorbereitungen im Gange, ebenſo in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Ein⸗ nahmen des Werkes ſind nicht, wie man zuerſt befürchtete, zurückgegangen, ſondern geſtiegen. Weil die Organiſation noch in den erſten Au⸗ fängen ihrer Entwicklung iſt, konnte die erſte Rechenſchaftsablage nur über die Einnahmen ge⸗ geben werden, welche bes Ende April 1922 ein⸗ gelaufen ſind. An Einnahmen verzeichnet dieſer Bericht an runden Summen und in italieniſcher Währung im ganzen 25 Millionen Lire; davon wurden verausgabt z. B. für regelmäßige Bei⸗ hilfe für die Reiſen der Miſſionare in das Miſ⸗ ſionsgebiet über 2 Millionen Lire. Der Hl. Va⸗ ter überwies bei der feierlichen Audienz des Generalrates im März des verfloſſenen Jahres dem Werk der Glaubensverbreitung die anſehn⸗ liche Summe von einer halben Million Lire. Die ſchwierigſte Aufgabe des Generalrates iſt natürlich die gerechte Verteilung der einge⸗ laufenen Gaben. Dafür bürgt aber die Kongre⸗ gation der Propaganda, welcher das Werk un⸗ terſteht und der internationale Charakter des Generalrates, welchem unter anderen die Präſi⸗ denten der einzelnen Landesvereine und einige in Rom anſäſſige Vertreter der am ſtärkſten be⸗ teiligten Nationen angehören. Deutſchland iſt dabei durch den in Rom anſäſſigen Rektor des deutſchen Campo ſanto, Monſ. David, und durch den Präſidenten des deutſchen Zweigver⸗ eins, Fürſt Alois Löwenſtein, vertreten. Bei der erſten Verteilung richtete man ſich möglichſt nach der Methode, wie ſie bisher vom Generalrat in Lyon beobachtet wurde, um eine gewiſſe Konti⸗ nuität zu erzielen; dabei wurde aber auf ver⸗ änderte Verhältniſſe und beſonders dringende Bedürfniſſe einzelner Miſſionsgebiete und Miſ⸗ ſionsgenoſſenſchaften Rückſicht genommen. Einer Sitte gemäß, die auf die Zeit Leos 13. zurück⸗ geht, wurden dem Papſte 400 000 Francs für den Orient überwieſen. Der erſte Rechenſchaftsbericht des neu orga⸗ niſterten päpſtlichen Werkes der Glaubensverbrei⸗ tung, das der Initiative unſeres jetzigen Hl. Vaters zu verdanken iſt, wird auf der ganzen katholiſchen Welt ſicher mit Beifall aufgenom⸗ men; er wird dazu beitragen, das Intereſſe für das heilige Werk der Miſfionen neu zu entfa⸗ chen und weiter auszubreiten. Zum Peſſi⸗ mismus iſt trotz mancher Trümmer auf dem weiten Miſſionsgebiete jedenfalls kein Grund. Pius 11. ſelbſt gibt uns das Beiſpiel mutigen Gottvertrauens bei dem Apoſtolat der Seelen⸗ rettung, wenn er in der Audienz des General⸗ rates auf Grund ferſonlicher Erfahrungen ſo Überzeugend Llonte:„Wir tragen kein Bedenken, biens berſprechenden Anfänge dieſes neuen Ab⸗ ſchnittes im Werke der Glaubens verbreitung ans Licht zu ſetzen. Wir zweifeln auch nicht, daß dieſes Werk dieſelbe Erfahrung machen wird, wie wir ſelbſt. Oefters haben wir in der Ver⸗ gangenheit unſeres nicht kurzen Lebens die Güte Gottes und die Hilfe der Vorſehung in kleinen und armſeligen Anliegen erprobt. Als aber Be⸗ nedikt 15. heiligen Andenkens uns ſeine erſte n Aufträge gab, und uns Intereſſen anvertrauee, welche nicht mehr die unſrigen, ſondern einzig die der Kirche und des Hl. Stuhles waren, da konnten wir neue Beweiſe der göttlichen Güte und Vorſehung erleben. Wir ſahen es mit eige⸗ nen Augen, fühlten es in tauſendfacher Weiſe, erfahren es bei vielen Gelegenheiten und es offenbarte ſich auf ſo wahrhaft göttlich⸗herrliche Art, daß man nicht zweifeln konnte, daß Gottes zwiſchen uns und den Dingen wirkſam r Und wir zweifeln nicht, daß das Werk der bensverbrettung dieſelben Erfahrungen ma⸗ e ö an ds ung ſtatt, bei der Herr Diözeſan⸗ präſes Dekan Eich anweſend ſein wird. Es ſoll iber die Lage des Verbandes und der Vereine, ſowie über die nächſten Aufgaben geſpro⸗ chen werden. Eingeladen ſind die Bezirks“ r⸗ ſtände, ſowie alle Leiter der Veeine, ſoweit ſie abkommen können. Bezirksleiter, die verhindert ſind, werden gebeten, einen Stellvertreter zu ſenden, da es dringend notwendig iſt, daß alle Bezirke vertreten ſind. Berbandsſekretariat der Kath. Münnervereine. Kirchliche Nachrichten. Prieſterjubiläen. Horchheim, 29. Febr. Herr P. Michel, konnte an dieſem Tage auf eine 25 jährige Tätigkeit als Prieſter zurückblik⸗ ken, von der er 20 Jahre in hieſiger Gemeinde verbrachte. Mit Fahnen geſchmückte Häuſer, ge⸗ zierte Maſten an den Zugängen der Kirche und ſinnig angebrachte Blumen und Girlanden kün⸗ deten ſchon äußerlich die rege Teilnahme der An⸗ gehörigen der Pfarrei, die innerlich ihren Aus⸗ druck bel dem feierlichen Levitenamte am Sonn⸗ tag fand. Die lateiniſche Meſſe wurde vom Män⸗ nergeſangverein geſungen. Die Predigt hielt Herr Dekan Propſt Schreiber, der den Jubi⸗ lar vor 25 Jahren einführte. Nach dem Hoch⸗ amte ſprachen die Vertreter der Gemeinden Horchheim, Weinsheim und Wies⸗Oppenheim ihre Glückwünſche aus, oenen ſich die Kirchen⸗ u. Schulvorſtände, ſowie die kath. Vereinigungen unter Ueberreichung von Geſchenken anſchloſſen, Eine Reihe von Glückwünſchen und Feſtesgaben von Nah und Fern überſchüttete den Jubilar, der im Nachmittagsgottesdienſt ſeinen Dank aus⸗ ſprach. Abends ſand im Klingerſchen Saale eine Feſtſeier ſtatt, zu der Herr Pfarrer Michel mit ſeinen Verwandten und den zu dem Feſte hier⸗ hergekommenen Geiſtlichen erſchien. Umrahmt von muſikaliſchen Inſtrumentalvorträgen gen ſämtlicher Geſangvereine der Pfarrei ſprach Herr Rektor Roth über das Wirken des geſchätz⸗ ten Geiſtlichen in Horchheim. Seinen Glück⸗ wünſchen und ſeinem Tanke ſtimmten die im Saale befindlichen nahezu 1200 Pfarrangehöri⸗ gen von Herzen zu. Die Feier, die durch ein Jeftblatt von Herrn Studienrat Dr. Schmitt vor⸗ bereitet worden war, wurde durch geſangliche Darbietungen und Vorträgen von Sodalitäts⸗ angehörigen weſentlich verſchönt. Ebersheim, 1 März. Am vergangenen Sonn⸗ tag feierte unſer hochwürdiger Herr Pfarrer Brückner ſein Silbernes Prieſterjubiläum. Nicht nur von der Gemeinde Ebersheim, ſondern auch aus ſeiner früheren Pfarrei Undenheim mit der Filiale Hahnheim, kamen die Kirchenvor⸗ ſtände, um dem Jubilar zu gratulieren und be⸗ ehrten ihn mit Geſchenken. Das Hochamt wurde verherrlicht durch Kirchenmuſik und Kirchenchor, die Feſtpredigt hielt ein Neffe des hochwürdigen Herrn Pfarrers, der es meiſterhaft verſtand, den Gläubigen die Bedeutung des Tages klar zu le⸗ gen. Nach dem Hochamt wurde der Jubilar wieder pon den Vereinen ins Pfarrhaus beglei⸗ tet. Dort fanden die Gratulationen von den berſchiedenen Orts- und Vereinsvorſtänden ſtatt, ebenſo die Uebergabe der Geſchenke. Großf⸗Umſtadt, 1. März. Unter grazer Betei⸗ ligung und Teilnahme fand am Sonntag das Silberne Jubiläum unſeres Herrn Pfarers, des Herrn Jakob Edelbauer, ſtatt. Die Kirche prangte im Feſtesſchmuck. An der Seite ſeines Bruders und des Nachbarpfarrers, des Herrn Epple aus Neuſtadt, umgeben von der ganzen Gemeinde ging die Feſtyrozeſſion unter den feier⸗ lichen Weiſen der Muſik zum Gotteshauſe, um dem Herrn zu danken für die Gnade, und den Segen eines Vierteljahrhunderts. Die Feſtpre⸗ digt hielt der Herr Profeſſor Zinßer von Offen⸗ bach a. M. Wie die religiöſe Feier, ſo zeigte auch die daran anſchließende Gratulation, von dem Kirchenvorſtand, der Schule, den Vereinen und den Filialen, daß man Perſtändnis hat für das Wirken des katholiſchen Prieſters und daß man ihn zu ehren und zu achten weiß. Zornheim, 1. März. Am 27. Februar feierte Herr Pfarrer H. F. Singer ſein Bjähriges Prieſterjubiläum. Rat Eſtenfeld⸗Bodenheim; beim Fefſtamte mini ſtrierten die ehemaligen Kapläne des Jubilars Pfarrer Seeger⸗Undenheim und Pfarrer Linden⸗ ſchmitt⸗Biſchofsheim. Das Hochamt wurde ver⸗ ſchönt durch prächtige Choräle der Jungſrauen⸗ Kongregation und der hieſigen Muſikkarelle. Da⸗ rauf fanden die üblichen Gratulationen des Orts⸗, Kirchen⸗ und Schulvorſtandes, er Ver⸗ einsvorſtände und der geſamten Jungfrauen, Nongregation ſtatt. Induſtrie und Handel. lung der Zuckerfabrik Rheingau Akt.⸗Geſ. Worms für das Geſchäſtsjahr 1922.23 war von 16 Aktio⸗ nären mit 67318 Stimmen beſucht. Zu ſämtli⸗ chen Punkten der Tagesordnung wurde einſtim⸗ mig Beſchluß gefaßt. Der Bericht des Vorſtan⸗ des weiſt daraufhin, daß das Ergebnis des Ge⸗ ſchäftsjahres wieder unter den Folgen der Zwangswirtſchaft zu leiden hatte. Dadurch, daß das Zuckergeld verzögert und durch die Geldent⸗ wertung entwertet eingegangen iſt, haben die, rübenbauenden Landwirte ihre Rüben ſehr ge⸗ ring bezahlt erhalten. Die Folge war ein ſtar⸗ tes Zurückgehen des Zuckerrübenanbaues. Um der Geldentwertung entgegen zu treten, mußten Ein erhabenes Feſtl kirchlichen Lebens feierte letzten Sonntag die ka⸗ ö tholiſche Pfarrgemeinde Horchheim. Ihr Pfarrer, ung Worms) 355 Dollar 4210500 Franzöſiſcher Franc 177442 Schweizer Franc 731825 fund Sterling 18145250 Holländiſcher Gulden 1573925 2 7 rungsverträge mit den Landwirten ſo abgeſchloſ⸗ ſen werden, daß anſtatt der Bezahlung in Geld, Zucker geliefert wurde, aufgenommen worden iſt und erwarten läßt, daß der neue Rünbenanbau bedeutend größer wird. Die Ausſichten für da neue Geſchäftsjahr laſſen ſich bei den gegenwärtigen Verhältniſſen des ge⸗ ſamten Wirtſchaftslebens ſchlocht beurteilen; ſie ſind an ſich nicht ubngünſtig. Der aus dem Auf⸗ ſichtsrat ſatzungsgemäß ausſcheidende Herr Oeko⸗ nomierat Frentzel wurde wiedergewählt. Lehte Nebhunger. 5 Vor Vernehmung Kahrs. München, 3. März. Die bayeriſche Re⸗ gierung hat beſchloſſen, den früheren General⸗ ſtaatskommiſſar und jetzigen Regierungspräſi⸗ denten v. Kahr für die Vernehmung vor dem Volksgericht von der Amtsverſchwiegenheit zu entbinden. Es verlautet, daß die Vernehmung Kahrs u. Loſſows in nicht öffentlicher Sitzung erfolgen ſoll. Von dem Beſchluß des Staats miniſteriums ſind die Parteiführer durch der bayeriſchen Miniſter des Innern Dr. Schweyen benachrichtigt worden. München, 3. März. Der frühere Ge⸗ neralſtaatskommiſſar v. Kahr, der bekanntlich am heutigen Montag vor dem Münchener Volksgericht ſeine Ausſagen machen wird äußerte Vertretern der Bayeriſchen Volksparte gegenüer, daß die Beſchuldigungen der Ange⸗ 915 klagten im Putſchprozeß gegen ihn den Tat Freundeskreiſen und wirkungsvollen Darbietun⸗ wahllos aus dem Zuſammenhang geriſſen ſeier ſachen inſofern nicht gerecht würden, als ſi⸗ und ein ganz falſches Bild ergeben. * Militäriſche Intervention beim Gelingen des Hitler⸗Putſches. Paris, 3. März. In einer Beſprechung des Münchener Prozeſſes ſchreibt das„Jour⸗ nal“, daß es richtig ſei weyn in der euro⸗ väiſchen Oeffentlichkeit die 7 gen eines ge⸗ lungenen Hitlerputſches dahin gedeutet wür⸗ den, daß im Falle des Gelingens die Nachbar⸗ ſtaaten militäriſch interveniert hätten. Noch in der Nacht vom 8. zum 9. November ſei auf telegraphiſchem Wege die Uebereinſtimmung über die zu ergreiſenden Maßnahmen zwiſchen Paris, Prag und Warſchau hergeſtellt worden. * Leipzig, 3. März. Geſtern wurde unter gro⸗ zem Andrang von Einkäufern und Schauluſtigen die diesjährige Leipziger Trühjahrsmeſſe eröff⸗ , die ſchon gleich am erſten Tage den Eindruck zer gewiſſen Erholung im deutſchen Wirtſchafts⸗ en vermittelte. Beſonders großzügig ſind die techniſche und Textilmeſſe ausgeſtaltet. Die Nach⸗ frage nach Waren macht ſich beſonders bei hoch⸗ wertigen Erzeugniſſen bemerkbar, u. a. auf der Metall-, der Schuh⸗ und der Textilmeſſe. Unter den Einkäufern iſt neben Amerika und England beſonders Oſteuropa ſtark vertreten. Die belgiſche Regierungstriſe. Brüſſel, 2. März. Der König empfing geſtern nachmittag den katholiſchen Abgeordneten les öſterreichiſchen Sparkaſſe Die eindrucksvolle Feſtpredigg hielt deſſen erſter Lehrer und Seelſorger Geiſtll Renkin und den liberalen Bürgermeiſter von Brüſſel Max. Nach dem Independence Belge ſoll ein Kabinett was allgemein freudig —————— Francqut Ausſicht ha. ben, die Unterſtützung der Sozialiſten zu erhalten, ſelbſt wenn dieſe nicht in das Miniſterium ein⸗ treten ſolſten. 1 Geführdung der Lebensmittelverſorgung Wiens. Wien, 3. März. haben der Bankleitung ein Ultimatum und drohen mit dem Streik. Durch geſtellt die Schließung Depoſitenbank auf dem Vieh⸗ und Fleiſchmarkt ſeitens der Zentralleitung erſcheint die Lebens- mittelverſorgung Wiens gefährdet. Der Bun⸗ Wie deskanzler ſelbſt wird heute die Verhandlungen 4 Die diesmalige ordentliche Generalverſamm⸗ ür das Geſchäftsjahr 1923.24 die Rübenliefe⸗ veranſtaltet werden. des Deutſchen tſcher Caritas 924. Der deutſche Caritastag 1924 wird in der Pfingſtwoche zu Breslau ſtattfinden. Seine Emi⸗ nenz, der Hochwürdigſte Herr Kardinal Fürſtbi⸗ ſchof Dr. Adolf Bertram, bat bereits ſeine Genehmigung erteilt und die Mitwirkung zuge⸗ ſagt. Das Programm der Tagung wird ſich etwa folgendermaßen geſtalt Am Diens⸗ tag, den 10. Juni werden der Zentral⸗ vorſtand des Deutſchen Caritasverbandes ſo⸗ wie mehrere ſeiner Fachausſchüſſe ihre Sitzungen halten. Am Mittwoch, den 11. Jun i, reiht ſich die Tagung des Zentral⸗ aus ſchuſſes des Deutſchen Caritasverbandes an, in dem ſämtliche Diözeſan⸗Caritasverbände ſowie alle caritativen Fachorganiſationen Deutſch⸗ lands vertreten ſind. Am Abend dieſes Tages wird eine große öffentliche Caritasverſammlung Für Donnerstag, den 12. Ihnbib, iſt die Sitzung des Zentralrates Caritasverbandes in Ausſicht ge⸗ nommen. 5 0 5 Die Beamten der erſten der Filiale der Die Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmeſſe. ſſuß der Wett. ita r Lehr der Caritasarbe 5 Zur Kunſt des Sehens. Mach dir klare Augen eigen, alles wird ſich herrlich zeigen. Es könnte eigentümlich anmuten, von einer Kunſt des Sehens zu ſprechen, weil doch klar ſcheint, daß jeder, der zwei geſunde Augen im Kopfe hat, auch gut ſieht. Aber das trifft eben nicht immer zu. Es gibt im Gegenteil gar viele Menſchen, die phyſiologiſch ein gutes Auge haben und dennoch nicht ſehen können. Es mag ſonder⸗ bar erſcheinen und iſt doch Tatſache, daß ſogar gerade wir Kulturmenſchen wirklich oft nicht ſehen mögen und können. Mit geſunden emp⸗ fänglichen Sinnen kommen wir wohl zur Welt, 10 1 als Kinder nehmen wir auch noch in naiver Weiſe das Weltbild empfänglich in uns auf, aber all⸗ mählich verlernen wir doch das Sehen. Die mei⸗ ſten Menſchen gehen durch die Welt, ohne ſie zu ſehen, ohne ſie genau zu beſchauen. Mancher kann tagelang an einem beſtimmten Baume vor⸗ übergehen, ohne deſſen Bild unbefangen in ſich aufgenommen zu haben. Oft haben wir dieſen und jenen Menſjchen geſehen und können doch nicht einmal angeben, welches beiſpielsweiſe die Farbe ſeiner Haare, wie ſein Kleid iſt. Das iſt es eben, was unſeren Augen verloren gegangen iſt, die natürliche Kraft und Friſche, die leichte Empfänglichkeit, das, was Keller des Auges Unbeſcholtenheit nennt. Das, was drau⸗ zen alltäglich, unauffällig iſt, davon erhall Auge höchſtens einen ganz nebelhaften, ver⸗ ſchwommenen Eindruck. Was wir wirklich genau beachten, muß ſchon ein Ausnahmefall ſein, muß unſere Neugierde erregen, unſeren Schaden oder Nutzen ausmachen. Selbſt wo wir genau hin⸗ ſehen, abſichtlich ſcharf hinblicken, ſehen wir oft falſch. Wie ſieht der Tiſch aus? Natürlich braun. Und doch iſt es nicht immer wahr. Man betrachte ihn nur einmal unbefangen im Sonnenlichte, und man findet vielleicht, wie in dem Augenblicke von Braun keine Rede iſt. Hundertmal hatten meine Schüler die Chriſtusfigur am Eingang zum Kirchhof geſehen. Auf die Frage, wie Chri⸗ ſtus die Hände hielt, erfolgte die bezeichnende Antwort, ſegnend, alſo die Handflächen nach un⸗ ten. Das war nichts als Abſtraktion des Geiſtes von dem Wort: Segnender Chriſtus. Niemand hatte genau hingeſehen und geſchaut, daß Chriſtus die Hände durchaus einladend, alſo mit den Handflächen nach oben hielt. Bringt ſich nun der Menſch nicht ſelbſt um manche Genüſſe, wenn er wie ein Blinder durch die reiche Welt der Erſcheinungen tappt? Hat dann nicht der grübelnde Fauſt recht: Dein Sinn iſt zu, dein Herz iſt tot? Gerade das empfäng⸗ liche Auge kann uns zum unerſchöpflichen Freu⸗ denſpender werden, auch auf der dürrſten Strecke des Lebens. Taher möchte man allen Menſchen immer wieder die Worte zurufen: Augen auf! Hier gilt des Dichters Wort: Trinkt, ihr Augen was die Wimper hält, von dem goldnen Uebe; Alles, was farbig in das Lich des Tages taucht, iſt des Anſehens wert, und d ſehende Menſch geht vorſichtig mit den Ausdrün ken ſchön und häßlich um. Ein einziger Gan durch die Straße, bietet er nicht ſchon unendlice viele intereſſante Eindrücke? Man muß nur da bei wirklich einmal über die Gedanken im Hirn, die ſich vielleicht mit dem letzten Geldverluſt, dem nächſten Gewinn, mit dem letzten Aerger über den licben Nächſten beſchäftigen, hübſch hinweg⸗ kommen und wirklich nur ſchauen, was ſich auf Tritt und Schritt dem Auge von ſelbſt darbietet. Nirgends iſt die ſichtbare Welt ſo ſchlecht, daß es ſich nicht lohnte, ſie anzuſchauen, iſt ſie doch nach Humboldts Ausſpruch in jedem Winkel ein „gionz des Ganzen. Es gibt an toten und le⸗ bendigen Dingen ſo viele Beobachtungen zu ma⸗ chen, an den mannigfachen Formen, an den Be⸗ wegungsmotiven, daß das Auge, das alle dieſe Dinge in ihrer natürlichen Gegenſtändlichkeit auf⸗ nehmen will, keinen Augenblick unbeſchäftigt iſt, daß dann unſer Hirn nicht dazu kommt, ſich grü⸗ belnd und rein gedanklich mit ſich ſelbſt zu be⸗ ſchäftigen, daß der Geiſt einmal ruhig ausruhen kann von der Tätigkeit des vielen Nachdenkens. Vor allen Dingen hinaus zum aufgeſchlagenen Buch der Natur! Oder lohnt es ſich da vielleicht nur zu ſehen, was außerordentlich iſt? Etwa hohe Felsgipfel, tiefe Schluchten, reißende Strö⸗ me? Mit nichten. Wenn man erſt wirklich ſeine Augen unbefangen die Erſcheinungen aufnehmen läßt, dann wird ſelbſt das Kleine, Unſcheinbare ſeine Reize zeigen und auch die oft verachtete Heimat im ſchlichten Gewande ſchön erſcheinen. „Heimatland! Sei es Moor und Strand oder Fels und Sand, es iſt durchaus etwas zu gewin⸗ nen, wenn man es anſchaut mit rechten Sinnen.“ So ſpricht Fontane, der Wanderer durch die ſan⸗ dige Mark. Die Bilderkraft der Heimat kann ſich nur dann wirkſam erweiſen, wenn wir ſie mit ſehenden Augen betrachten.„Zum Sehen gebo⸗ ren, zum Schauen beſtellt!“ Dieſe Worte ſollen jedes Erdenwanderers Loſung ſein. Wer es zum Leitwort wählt, wird bald merken, wie ſeine Au⸗ gen immer heller werden, wie ſie ihm Schönhei⸗ ten enthüllen, von denen er früher wie ein Blin⸗ der keine Ahnung hatte. Als ein echter Schön⸗ heitswanderer wird er mit empfänglichen Sin⸗ nen und geſteigerter Genußfähigkeit die irdiſche Welt durchſchreiten. Er wird nicht nur düſter grübelnd in ſich, ſondern auch ſinnenfroh um ſich a blicken und zu ſeiner Freude bemerken, daß die Welt in keinem Punkte, wohin das Licht der Augen auch leuchten möge, ſchlecht oder nicht des Anſchauens wert wäre. Am Ende ſeines Daſeins wird er mit Goethes Türmer von ganzem Her⸗ zen ausrufen können: b g 64 Ihr glücklichen Augen, Waß je ihr geſehn. Es ſei, wie es wolle, Es war doch ſo ſchön!