hebend und zu iſt die beſte Gewähr gegeben, daß unſer deutſches S] trumzverſammlung geſiern Abend w ſucht. Unſere Partei ſteht feſter denn je! Er⸗ d und zugleich begelſternd war die Rede unſeres Kandidaten Herrn Dr, Bocktus, Rie⸗ manden brauchte es zu gereuen, daß er in die Verſammlung gekommen. Als nächſter Redner ſprach noch Herr Regierungsrat Knoll von Darmſtadt. Auch dieſe Rede war ein Flammen ⸗ zeichen für den Ernſt der bevorſtehenden Wahl. Bleiben wir unſerer Zentrumsfahne treu, dann Vaterland wieder aus ſeiner Tiefe emporſtelgen wird. An der Dlskuſſion betelligten ſich noch einige Herren. Wir kommen noch näher darauf zurück. f * Weinheim, 20. Aprll. Schweine⸗ markt. Zugeführt 200 Stück. Verkauft 184 Stück. Milchſchweine das Stück von 12 bis 24 Mark; Läufer das Stück von 25 bis 40 Mark. Zum weißen Sonntag. st. Weizenmehl u. 20, 1s, 15 Fische Eier stack 13 und 17 Molkereibuttep. pen 2.— Margarine. bind 54 Dosenmilch.. 0, 45, 35 1 Corinthen- Rosinen- Sulta- inen- Conserven: Erbsen Spargel-Mizadellen- Pflaumen Birnen- Reineclauden Fflsoh gebr. Raffee Piund 3.80, 3.20, 2.60 Tdfelfertige Flaschenweine 1 90 Flasche 1.30, 1.45, 1.90 bis einschl. Steuer und Glas Johann Schrelber 4 Bauplätze evtl. auch an einem Stück, zu⸗ ſammen 15383 qm, desgleichen den Ertrag eines großen Waldackers, mit Korn beſtellt und zirka 2 Wagen Miſt. Näheres Zu verkaufen Adam Friedel 2.,„Morgenſtern“. Alle Baulustigen, welche die Abſicht haben, im Jahre 1924 zu bauen, laden wir hiermit am Freitag abend 9 Uhr im Gaſthaus zur„Vorſtadt“ zwecks ein. wichtiger Beſprechung war gut be⸗ die Zen aß e Sportvereinigung Amjeltia 09- F. C. Gernsheim. 0 Ein Aufatmen geht durch alle Sportkrelſe, endlich wieder intereſſante Splele um Meiſter⸗ ſchaft. Diesmal aber ganz bedeutungsvolle. Sind es doch zwei Entſcheidungsſpiele für die hieſige Sportbewegung, wo es ſich darum dreht, ob Viernheim die nächſte Verbandsrunde in der von jedermann erſehnten Liga ſplelt. Werden wir es packen? Die Antwort können allein unſere elf Spieler geben. Wir alle ſagen: ſie müſſen es packen, haben ſie doch ſchon größere Gegner bezwungen. Es wird ein heißer Kampf geben, da auch ſicherlich Gernsheim das gleiche Ziel hat wie wir. Bel den Spielern kann und muß es nur das eine Wort geben: Sieg! Tauſende von Anhängern erwarten dies von Euch. Die 2. Mannſchaft kämpft in Biblis ebenfalls um die Gaumeiſterſchaft gegen Fußballverein Biblis. Auch hler darf es nichts anderes geben als ge⸗ winnen, zumal die 3. Mannſchaft von uns Sonatag in den Ran Viernheims Ehr! Amtlicher Teil. kämpft werden. Mit friſche mmenden Bekanntmachung. Betr.: Verordnung über Vorräte an Tabak⸗ erzeuguiſſe mit Paplermarkſteuerzeichen vom 21. März 1924. ö Die Verkäufer von Tabakwaren(Zigarren, Zigaretten, Rauchtabak, Pfeifen⸗, Kau⸗ und Schnupftabake) machen wir auf obige Verordnung, die an den Plakatſäulen und im Rathauſe aus⸗ gehängt iſt, aufmerkſam. Viernheim, den 24. April 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. a für des Vereins und Nachdem eln langſames Abheilen der Maul. und Klauenſeäche unter dem Faſelvieh feſtgeſtellt werden konnte, wurden mit ſofortiger Wirkung folgende Maßnahmen getroffen. Unſere Bekannt⸗ machung vom 8. April 1924 wird dahin ab⸗ geändert, als das Sperrgebiet auf das Seuchen. gehöft— Faſelſtall— beſchränkt bleibt und ein Beobachtungsgebiet gebildet wird, das die Waſſer⸗, Blauehut⸗, Hofmann⸗, Jakob⸗, Schul, Rathausſtraße vom Anfang bis zur Schulſtraße und die Weinheimerſtraße von Waſſerſtraße an bis zur Blauehutſtraße umfaßt. Die übrige Ge⸗ meinde wird als ſeuchenfreues Gebiet erklärt. Metzger und Viehhändler wollen ſich hiernach bemeſſen. Viernheim, den 24. April 1924. Heſſ. Polizeiamt Viernheim. Ludwig. ——— x 5 Or Jarbara geb. Gobumacher Jeidelberg med Meinricb Moolt und au zeigen ihre Vermählung an Diernbeini April 1924 Dr phil Aar Slooſt und rau Magdalene geb. Mirchner N 3 Meter Tannen Scheitholz 55 verkaufen. on wem, ſag der Verlag. Zigarren Zigaretten Rauchtabake in großer Auswahl A. Specht Rathausſtr. 68. Oberlabnstein Eine Partie Gerüſtſtaugen 2 1 Für den weißen Gonntag empfehle: Spinat, Salat, Kopfſalat, Gelbrüben, Schwarzwureln Meerrettig, fſt. Süßrahm⸗ tafelbutter, fr. Eier, Doſen⸗ milch, Käſe, Orangen, Citronen, Feigen. Ferner Dampfäpfel Pfd. 20 Pfg. ſowie ſelbſteingeſchnittenes 5 Sauerkraut. 5 d. Fleiſch⸗ und Wurſtwaren Perlſche, nn SD dd e—. Soll Deine Wäsche von Schönnelt blenden, 2 SSS SSSSSSS 88888 SSS8S8 888888888888 eee Moderne Dae für Private und Behörden in sauberer Ausfahrung. 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(Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Erſchergt 105 8 gebracht.— Gr ind Mlumen“, halbjährlich einen 1 84. CCCTTVCCCCCCCCC(CVV—... Fehdheres Esenbahnunelnch in der Schwelz. Vertagung der Neparationskommiſſion Paris, 24. April. Die Vertagung der geſt⸗ rigen Sitzung der Reparationskommiſſion wird in politiſchen Kreiſen lebhaft kommentiert. Die Mitglieder der Reparationskommiſſion, die erſt vorgeſtern Abend aus den Oſterferien zurückkehr⸗ ten, haben geſtern vormittag von der Vertagung erſt durch die Preſſe Kenntnis erhalten. Man bringt die Vertagung in Zuſammenhang mit einer angeblich von Brüſſel angeregten Initia⸗ tive, zwiſchen dem franzöſiſchen und dem eng⸗ liſchen Standpunkt zu vermitteln. Im Hotel Aſtoria herrſcht ungewöhnliche Geſchäftigkeit. Trotz der Vertagung iſt der Meinungsaustauſch zwiſchen den Delegierten ſehr rege. Der Vertagungsbeſchluß dürfte auf die in⸗ tranſigente Haltung der franzöſiſchen Regierung zurückzuführen ſein, die eine Fortſetzung der Diskuſſion der eparationskommiſſion im Augen⸗ blick als ausſichtslos erſcheinen laſſe. Um die verhandenen Gegenſätze nicht zum offenen Aus⸗ bruch kommen zu laſſen, hat die Reparationskom⸗ miſſion es vorgezogen, ſich zu vertagen in der Hoffnung, daß es den von verſchiedenen alliier— ten Regierungen eingeleiteten Bemühungen ge— lingen werde, die franzöſiſche Regierung zu einer Modifikation ihres Standpunktes zu beſtimmen. Paris, 24. April. In einem offiziellen Havaskommentar über den Beſchluß der Repara— tionskommiſſion vom 17. April heißt es u. a., daß zwiſchen Poincare und dem franzöſiſchen Delegierten in der Reparationskommiſſion voll⸗ ſtändige Einigkeit herrſche. Die Reparations⸗ lommiſſion habe nicht darauf verzichtet, die Schlußfolgerungen des Gutachtens zu behalten. Dieſer Arbeit würde ſie ſich unverzüglich widmen. * N 0 4 Der chriſtliche Berg⸗ arbeiterführer Bruſt Eſſen, 22. April. Am Oſterſonntag ſtark infolge Schlaganfalles der Zentrums-Landtags⸗ abgeordnete Auguſt Bruſt, der Gründer des Gewerkvereins chriſtlicher Bergarbeiter Deulſch⸗ lands. Mit Auguſt Bruſt iſt ein ſehr verdienſt⸗ voller Bergarbeiterführer aus dem Leben geſchie⸗ den. Er wurde 1862 in Hamm bei Werden-Ruhr geboren und war zwanzig Jahre hindurch im Bergmannsberufe tätig. In dieſen harten Jahren erwachte in ihm der Entſchluß, ſich mit alle Kraft für die Hebung der moraliſchen und ſozia, len Lage der Bergarbeiter auf chriſtlicher und ge ſetzlicher Grundlage einzuſetzen. Der Gewerkver, ein ſollte eine ehrliche Arbeitervertretung ſein Bruſt wollte aber leinen Klaſſenkampf nach ſo zialdemokratiſchem Rezept. Er überſah nicht daß Arbeiter und Unternehmer manche gemein. ſame Intereſſen haben. Ein beſonderes Verdienf Auguſt Bruſts iſt die Erkämpfung der Selbſt ſtändigteit der Bewegung. Er wirkte für di Intereſſen der Bergarbeiter unermüdlich durch Wort und Schrift. Bis zum Jahre 1904 führte er die Redaktion des Vergknappen. In der Berg arbeiterbewegung hat er lange Jahre auf leiten den Poſten geſtanden. Seiner offenen und un, beſtechlichen Natur wurde ein glänzendes Zeug nis ausgeſtellt durch den bekannten Prozeß we— gen des 300 000 M. Flugblattes, d 3 1904 vor ſozialdemokratiſcher Seite gegen den Bergarbei⸗ terführer Bruſt unter die Maſſen geworſen wor⸗ den war. Er zog als N ö Berufsſtandes 1903 in den Preußiſchen Land tag ein. In den Jahren 19131918 wirkte en in Buer als Stadtverordneter der Zentrums par, 5 Kohlenwirtſchaftsge⸗ im niederſächſiſchen tei. Bei Durchführung des ſetzes war Bruſt Vertreter Steinkohlenſyndikat. Der Verſtorbene ein Alter von wenig mehr als hat nut Monatliche Vorausbezahlung der Beamtenbezüge Berlin, 3. April. Obgleich die Finanz, lage des Reiches immer noch ſehr geſpannt iſt, hat ſich der Reichsminiſter der Finanzen aus zahlen zu laſſen. tung für dieſe Maßnahme trotz der noch ſchaft auf ſich nehmen zu müſſen. Nach Bezüge werden die Beamten gut daran tun, ſich wieder ein Bankkonto einzurichten und ihre mo⸗ natlichen Bezüge auf dieſes Konto überweiſen laſſen, und zwar aus allgemeinen wirtſchaſtlichen Gründen als auch insbeſondere zur Förderung en Beamtenbanken uſw., um die n n Beamten nicht be⸗ ie Geſamtbeam, 1 ratis beilagen: wöchentl. Samsta ahrplan, ſowie einen Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconte⸗Geſellſchaft A.-G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, erſter Vertreter ſeines 60 Jahren erreicht doch entſchloſſen, den Reichsbeamten am 30. April ihre Bezüge wieder für einen ganzen Monat im vor, Er glaubt die Verantwor- beſteh⸗ enden Schwierigkeiten im Intereſſe der Beamten⸗ Wieder⸗ einführung der monatlichen Vorauszahlungen den mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins 5 1 8 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Rekl dae ter 1 5 Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8. mit Ausnahme derjenigen, 0 Freitag, den 25. April 1924 abgeſtufter Rabatt. vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung 8 Uhr, größere Artikel einen Tag die in lfd. Rechnung ſtehen 41. Jahrgang Bellinzona, 23. April. Heute mor⸗ gen 2.30 Uhr hat ſich auf der Gotthart⸗Linie ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereig⸗ net. Der Mailänder und der Züricher Expreß ſtießen bei der Einfahrt in den Bahnhof Bel⸗ linzona aneinander. Die Zahl der Toten und Verletzten, die groß iſt, konnte bis zur Stunde noch nicht feſtgeſtellt werden. Man ſpricht von mindeſtens 15 Toten. Die Urſache des Unglücks iſt bisher nicht aufgeklärt.— Der Zuſammen⸗ ſtoß erfolgte um 2.30 Uhr auf der Nordſeite des Bahnhofes von Bellinzona, wo ſich die großen Werkſtätten von San Paolo für elek⸗ Maſchinen befinden. Es handelt ſich um die in den beiden Richtungen verkehrenden Nacht- ſchnellzüge. Jeder Zug hatte zwei elektriſche Maſchinen, die in voller Fahrt aufeinander— ſtießen und zertrümmert wurden. Drei Mann des Maſchinenperſonals ſind tot, das übrige Perſonal wurde verletzt. Zwei Perſonenwagen gingen infolge des Zuſammenſtoßes in Flam— men auf; es hält daher ſehr ſchwer, die genaue Zahl der Toten feſtſtellen zu können und die Leichen zu erkennen. 30 Tote, 50 Verwundete. Baſel, 23. April. Nach den neueren Meldungen von der Unglücksſtelle wurden bei dem Zuſammenſtoß der beiden Nachtſchnell züge über 30 Reiſende getötet und über 50 verwundet. Die ſchweizeriſche Generaldirektion ſchiebt die Schuld an der Größe der Kataſtrophe auf die Konſtruktion des in einem der beiden Züge laufenden deut— ſchen Wagens, der im Gegenſatz zu den an— deren ausſchließlich elektriſch beleuchteter Wa— gen mit Gasleitung und Gasbehälter verſehen war, ſodaß bei dem Zuſammenprall das Gas explodierte und die zertrümmerten Wagen in Brand ſetzte. Bei dem Unglück kam eine fünf— köpfige deutſch-ſchweizeriſche Familie ums Le— ben, und nur ein kleines Töchterchen blieb, wie durch ein Wunder unverletzt. Von den Leichen, die zumeiſt verkohlt ſind, konnte bisher nur eine erkannt werden. Ueber das Schickſal des ebenfalls zu den Mitreiſenden gehörenden ita— lieniſchen Geſandten in Kopenhagen, Grafen della Torro, liegen noch keine Nachrichten vor. Weitere Feſtſtellungen. Berlin, 24. April. In hieſigen parla— mentariſchen Kreiſen befürchtet man, daß der deutſchnatl. Reichstagsabgeordnete Helffe— rich ſich unter den Verunglückten der Eiſen— bahnkataſtrophe befindet. Dr. Helfferich war auf der Rückreiſe nach Deutſchland begriffen und wollte am Mittwoch abend in einer Wahl— verſammlung in Hanau ſprechen, iſt aber dort nicht eingetroffen. Seine Angehörigen in Mannheim und Frankfurt a. M. ſind ebenfalls ohne Nachricht. Eine Nachfrage bei der Baſe— or Eiſenbahndirektion ergab, daß von 30 To zen 21 bisher identifiziert ſind. Bei den übri gen Todesopfern iſt die Berſönlichkeit nicht mehr feſtzuſtellen, da die Leichen vollſtändig verkohlt ſind. Unter den Verletzten befindet! Dr. Helffericht nicht. Die Polizeidirektion in Bellinzona teilt mit, daß eine Idenlifizierung auch mit Hilfe des Gepäckes inſofern nicht möglich iſt, als das geſamte Gepäck des deut ſchen Wagens vernichtet wurde. Von den reiſenden hat keiner Dr. Helfferich bemerkt. Es erſcheint allerdings auch nicht als ausgeſchloſ⸗ ſen, daß der Abgeordnete den Spätzug benutzt hat und dadurch verhindert wurde, rechtzeitig in Hanau einzutreffen. * Baſel, 24. April. Nach telegraphiſchen Meldungen aus Bellinzona ſind, wie bis jetzt feſtgeſtellt werden konnte, die Familienmitglie⸗ der des Generaldirektors Forthmann aus Berlin bezw. Köln von dem Unglück ſchwer betroffen worden. Jedoch ſind alle mit dem Leben davongekommen. Die Zahl der Leicht⸗ und Schwerverletzten wird auf 50 Perſonen angegeben. Man befürchtet, daß in dem Ber⸗ liner Wagen auch eine mehrköpfige Familie aus Berlin zuſammen umgekommen iſt. Unter den Toten ſollen ſich auch mehrere douche Journaliſten befinden, die aus Italien zurückkehrten. An der Uuglücksſtelle ift der Ge⸗ neraldirektor der Schweizer Bundesbahnen in Begleitung von Bundesrat Motta einge— troffen. Der Generaldirektor bezeichnete als Urſache des Unglücks die Nichtbeachtung des Signals, die Nichtzurückmeldung der Ueber— holung des Güterzuges und die noch nicht aus⸗ gebaute Zentralweichenanlage in Bellinzona. Bei dem Zuſammenſtoß ſei ein Heizwagen der Schweizer Bundesbahn auf den mit einem Gasbehälter verſehenen badiſchen Wagen hin— aufgeſchoben worden, wodurch die Exploſion entſtand. Der verantwortliche Lokomotivfüh rer wurde getötet. Der durchgehende Zugver kehr iſt auf einem Nebengleis wiederhergeſtell worden. Die„Baſeler Nationalzeitung“ über die Urſache. Baſel, 23. April. Die„Baſeler Natio— nalzeitung“ ſchreibt zu dem Unglück von Bel⸗ linzona, daß durch den Zuſammenſtoß allein die Kataſtrophe keinen derartigen Umfang hätte annehmen können, ſondern daß erſt durch die Exploſion der Gasleitung des deutſchen Wagens die Vorausſetzungen für die vielen Todesopfer geſchaffen worden wären. Die Zeitung fährt fort: Durch Gasexploſionen ſind ſchon eine lange Reihe ſchwerer Kataſtrophen verurſacht worden. Nach der Kataſtrophe von Offenbach im Jahre 1920 ſchaffte man in den meiſten europäiſchen Ländern die Wagen mit Gasbeleutung bei den Eiſenbahnen ab. Mit Ausnahme von Deutſchland führten alle Län— der die elektriſche Wagenbeleuchtung ein. Die neue Kataſtrophe von Bellinzona zeigt, wie dringend notwendig es iſt, daß nun auch die Schweiz mit aller Rigoroſität dafür eintritt, daß fernerhin keine ausländiſchen Wagen mehr mit Gasbeleuchtung in ihre Züge eingeſtellt werden. Der Sachſchaden Bellinzona, 24. April. Der Sach ſchaden wird nach den erſten Feſtſtellungen auf über 5 Millionen Franke ie vier bis zur Unbrauchbarkeit ſchen Lokomotiven haben allein verunglückten Durchgangsreiſende * nen gekoſtet.— Im den ſich faſt ausſchließlich Mit⸗ aus Italien. PE...... DN Dr a rr reer tenſchaft und deren Zelbſthilfeeinrichtungen nutz bar zu machen. Es iſt zu erwarten, daß die Län der und Gemeinden, ſoweit es ihre Finanzlag, irgendwie geſtattet, ſich dem Vorgehen des Rei Die 300 Millionen⸗ Anleihe. veröffent— von ver⸗ Berlin, 23. April. Die„Zeit“ lichte geſtern abend eine Meldung, wonach der von den Sachverſtändigen Deutſchland ſprochenen 800 Millionen⸗Anleihe bereits Millionen gezeichnet ſeien. ches anſchließen werden. 0 700 Von zuſtän⸗ diger Stelle wird nun zu dieſer Meldung fol⸗ gendes bemerkt: Von einer Zeichnung der An⸗ leihe kann ſchon deshalb keine Rede ſein, da pie Anleihe ja noch gar nicht aufgelegt iſt, Die Meldung der„Zeit“ iſt wohl dahin zu verſtehen, daß die Zeichnungen, wenn die Anleihe aufgelegt werden wird, bereits in einem ſo hohen Betrage ſichergeſtellt ſind. Parteiſchwenkung. 5 Berlin, 24. April. Wie die„Zeit“ meldet, ſind in Pommern 37 deutſchnationale Ortsgrup⸗ pen geſchloſſen zu den Deutſchvölliſchen überge⸗ gangen. ee N* Sinowjew über die deutſchen Kommuniſten. Moskau, 23. April. In der„Prawda“ be⸗ leuchtet Sinowjew die Lage der Kommuniſtiſchen Siege des linken zu begrüßen Partei Deutſchlands nach dem Flügels, der als gutes Vorzeichen ſei. Als Aufgabe der K. P. wird vor allem die Bewaffnung der Arbeiter bezeich— net, die Frage eines bewaffneten Aufſtandes infolge 1923 dem „Atem⸗— Lage überſehen könne, werde die kommuniſtiſchen Mißerfolge im Oktober deutſchen Bürgertum zuteil gewordene pauſe“ nich Jedenfalls müſſe die K. P. D. ö 1 ten. müſſe immer aktuell bleiben. So weit man die der änger als etwa zwei Jahre dauern. für engen Kon- takt mit den Maſſen Sorge tragen und die Ge fahr vermeiden, zu einer iſolierten Sekte zu wer— den. Spanien. Die Diktatur in Madrid, 24. April. Primo de Ri⸗ vera iſt von ſeiner Oſterferienreiſe in die Provinzen Caſtellon, Valencia und Barcelona zurückgekehrt. Er äußerte ſie 0 äber ſeine Eindrücke, überall hätte er bei allen ſich ſehr zufrieden Schichten der Bevölkerung begeiſterte Zuſtim⸗ mung gefunden, und er wäre ungeſtüm aufge⸗ fordert worden, ſeine ſegensreiche Tätigkeit fortzuſetzen und die Leitung der Geſchäfte nicht aus den Händen zu laſſen. Unter dieſen Um⸗ ſtänden habe er beſchloſſen, dem König davon Mitteilung zu machen. Das ſcheint alſo eine längere Fortdauer der Diktatur zu bedeuten. e ee e e 72 4„. Wozu noch das Zentrum! Von Pſarrer Ille(Pfeddersheim). Angeſichts der großen Zerklüftung des deut. ſchen Volkes in ſo zahlreiche politiſche Parteier hat man in den Reihen der Gegner des Zen⸗ trums den„guten“ Rat uns erteilt, das Zen⸗ trum agaufzulöſen. Das Zentrum habt ſeine Aufgabe erfüllt, es ſei nicht mehr notwen⸗ dig. So meinte einmal u. a. die„Köln. Ztg.“ ein der Deutſchen Volkspartei naheſtehendes Or, gan. In der„Wormſer Zeitung“(Nr. 160 vom 30. März) ſtand ein Artikel des deutſchvolkspar⸗ teilichen preußiſchen Landtagsabgeordneten D. Dr. von Campe„Heraus aus Phraſe und Illu⸗ ſion!“ Daſelbſt heißt es u. a.::„Im Zentrum ringen linker und rechter Flügel heute ſtärker denn je um die Macht. Die konfeſſionelle Frage tritt zurück. Dieſer Ring verſagt. Katho⸗ liſche Intereſſen erfordern kein Zentrum mehr. Katholiken in anderen Parteien werden immer zahlreicher. Das Zen trum wird immer mehr eine politiſche Partei (war es immer! Der Einſ.) und löſt ſich ſo von ſeiner Grundlage.(?) Gut ſo.“ Was iſt hierzu zu ſagen? Zunächſt dies: Wel die politiſche Tätigkeit Dr. von Campes, ſeine im preußiſchen Abgeordnetenhauſe zum Kultushaus⸗ halt gehaltenen Reden und ſeine Stellung zu den Forderungen der Katholiken kennt, muß ſich ſa— gen: Noch iſt das Zentrum ſehr not⸗ wendig. Seine Aufgaben auf kultu⸗ rellem Gebiete ſind noch lange nich gelöſt. Noch kennt das preußiſche Kultusmini⸗ ſterium nicht einmal einen Staatsſekretär oder einen Miniſterialdirektor, der katholiſch iſt. Im ganzen Kultusminiſterium iſt in den leitenden Stellen nicht ein einziger Katholik, obwohl die Katholiken in Preußen ein Drittel der Geſamtbevölkerung ausmachen! Bände redet die Behandlung der preußiſchen Ka⸗ tholiken auf dem Schulgebiete. Die Gleichſtellung der katholiſchen mit den evangeli— ſchen Schulen iſt noch bei weitem nicht erreicht, führte Generalſekretär Böhler(Düſſeldorf) auf dem Schultage in Köln aus. 1000 katholiſche Volksſchullehrer ſind zu wenig angeſtellt gegen— über den proteſtantiſchen Kollegen Während proteſtantiſche Minderheiten nirgends zu klagen haben. müſſen die Katholiken auch dort, wo der Rechtsanſpruch auf katholiſche Schulen unbeſtrit— ten iſt. ſeit langen Jahren auf ihr Recht verzich⸗ Die Anhänger der weltlichen Schule er— hielten auf den erſten Antrag hin ihre Schulart genehmigt, katholiſche Eltern haben über zehn Jahre warten müſſen. Klagen über ungerechte, ungleichmäßige Behand— jung reißen nicht ab. Erſt in dieſem Jahre hat ein Schulrat einem katholiſchen Studienaſſeſſor mitteilen laſſen, daß er nicht mehr den Unter— richt in der deutſchen Geſchichte erteilen könne, weil er— katholiſch ſei! Und in Heſſen? Welch' ein Lärm, weil die liten verlangen, daß die Schulratsſtellen in Bensheim, Dieburg und Heppenheim mit einem bekenntnistreuen und kenntnisreichen, geeigneten Katholiken beſetzt werden ſollen und ſo den Ka— tholiken gemäß ihrem Bevölkerungsprozentſatz Gerechtigkeit da nicht alles da⸗ gegen ſchon in Bewegung geſetzt worden. von eve Pfarrämtern angefangen bis zu den ſehr bezeichnenden Entſchließungen des Heſſ. Lehrervereins, Mitglieder ſich zur Deut— ſchen oder Deutſchdemokratiſchen Zozialdemokratie bekennen. Die Schulfrage, insbeſondere Reichstag zu verab⸗ Schulgeſetz erfordern un⸗ bedingt ein ſtarkes Zentrum! Wegen dieſer Frage wird nochmals beſonders die Wach⸗ ſamkeit Hatholiken zu betonen ſein! Dann welch' ein Lärm in gewiſſen proteſtantiſchen Krei⸗ ſen, weil im alten Kloſter Ibbenſtadt(Oberheſ⸗ ſen⸗ Benediktiner ihren Einzug gehalten haben! Wie gerne hätte man es verhindert! Herr Dr. v. Campe aber möchte den Katholiken wie ein zweiter Rattenfänger von Hameln durch lieb⸗ liche Flötentöne dig Meinung beibringen:„Ka⸗ tholiſche Intereſſe fordern kein Zentrum mehr!“ Es ift alles in beſter Ordnung! Darum geht hin und wählt— Deutſche Volkspartei! Einmal aber angenommen. wir Katholiken hätten keine Ungerechtigkeiten mehr zu beklagen, wäre dann das Zentrum überſtüſſig, erledigt? Die bekannte, ſehr bedeutungsvolle Note des Kardinalſtaatsſekretärs Jakobini anläßlich der Septenatswahlen 1887 bringt als Meinung des Papſtes Leo 13. zum Ausdruck: „Die Aufgabe der Katholiken, die re⸗ ligiöſen Intereſſen zu ſchützen, kön⸗ Die Katho werde! Was iſt evangeliſchen deſſen Volkspartei Pabstei oder zur geſamte durch hiedende da s den der ne keineswegs als erſchöpft ange ſehen werden, indem in ihr eine bedingte und zeitweilige und daneben eine ab ſolute und dauernde Seite anerkannt werden müſſe/ Auf die vollſtändige Abſchafſung der Kampſesge⸗ jetze hinzuwirken, die richtige Auslegung dei neuen Geſetze zu verteidigen und ihre Ausfüh) tung zu überwachen— das alles fordert jeder⸗ zeit die Tätigteit der Katholiten im Reichstag.“ Weitere Gründe leſe man in der Note nach. Wäre dieſe Aufgabe der Katholiken nicht ohne Zentrum zu erreichen? Hier muß betont werden, daß die Zentrumsfraktion durch den Vor⸗ ſitzenden Frhrn. von Frankenſtein anfragen ließ, ob man in Rom der Anſicht ſei, das Zentrum könne ſich auflöſen Mit den katholiſchen Abge⸗ ordneten, von denen Leo 13. redet, ſind nicht jene in anderen Parteien zerſtreute Katholiken ge⸗ meint, ſondern das Zentrum. Uebrigens hat in ſeiner Kölner Gürzenichrede der alte Windt⸗ horſt ſehr treſſend geſagt:„Was es aber heißt, wenn die Katholiken ohne feſten Verband unter ſich in den Parlamenten ſind, das haben wir in den Jahren vor der Zentrumsfraktion erkannt. Sie verſchwinden dann in der Maſſe und gelten nichts. Wenn wir nicht kom⸗ pakt als ein Korps daſtehen, feſt und ge⸗ ſchloſſen, dann gelten wir auch nichts. Denn wir ſind eine Minderheit. Die Minderheiten können aber nur dann eine Be— deutung haben, wenn ſie geſchloſſen zuſammen⸗ ſtehen.“ Darum ihr Katholiken, laßt euch nicht betö⸗ ren. Hört nicht auf die gefährlichen Lockrufe un⸗ ſerer Gegner! Bleibt treu dem Zentrum! Wählt Zentrum! Schafft die Saumſeligen und Gleich⸗ gültigen und Unüberlegten an die Wahlurne für das Zentrum! Katholisch oder völkiſch Moderne Heiden! „Das(die 10 Gebote, d. Red.) plapper man heute noch in aller Gedankenloſigkeit un. ſeren Schulkindern vor, ohne anſcheinend zu merken, daß dies der Utilismus in der aus geprägteſt unſittlichen Form iſt... Nun aber um Dekalog oder den 10„Verboten“ wie ſie beſſer heißen. Auf ſie bilden ſich ja jene Vor— bilder Religiöſität gar zu viel ein. Allein ſchon oben wurde darauf hingewieſen, daß ſie ethiſck zum mindeſten nicht vollwertig ſind.“ („Der Nationalſozialiſt“, Nr. 3 vom 10. Jul! 1921.) E „Die zehn Gebote ſind höchſt minderwer— tig; Luther hätte uns damit verſchonen ſollen.“ („Der Nationalſozialiſt“, Nr. 4 vom 4. Okt 1920.) * „Und wenn ein Führer der„Bayeriſchen Volkspartei“ bekennt: Zuerſt bin ich Katholik, dann Bayer, dann Deutſcher— ſo iſt dieſer Ausſpruch in den Augen eines Anhängers der deutſchen Freiheitsbewegung ein nationales Verbrechen.“ (Aus„Völkiſches Rüſtzeug“, Heft Nr. 2.) * N „Die Sprache der Kirche iſt eine—„heid— niſche“!; die Formen des Petersdomes ſind „heidniſch“; die vielen Heiligen in Deutſchland unbekannte„altheidniſch“-germaniſche Götter; die chriſtlichen Feiertage ſind„heidniſch“-ger— maniſche Feſte vom Oſtarafeſt bis zum bren— nenden Weihnachtsbaum.“ * Die deutſche katholiſche Kirche. „So geht denn der völkiſche Gedanke um des Chriſtentums willen auf Schaffung einer katholiſchen Landeskirche ohne„Rom“, die ewige Stadt, die noch keinem Geſunden gefal— len bat“.— Ein Wort f 5 Das ganze innerpolitiſche Elend tritt grell der Parteien und Parteichen in den Wahl⸗ kampf verfolgt. Niemals iſt die Verwirrung der Geiſter im politiſchen Leben größer gewe⸗ ſen als jetzt. Das zeugt von den geiſtigen und politiſchen Krankheitserſcheinungen im deut⸗ ſchen Volke. Aber es iſt müßig, das wieder einmal auszuſprechen. Weil ich mich ſeit Jahr und Tag bemüht habe, die elementarſten Grundbegriffe politiſchen Fühlens und Den⸗ kens weiteren Kreiſen nahezubringen, ſo glaube ich, daß es in der gegenwärtigen Stunde nottut, kurz und klar zu ſagen, was iſt, damit der große politiſche Sinn des Wahlaktes und die eigentliche Bedeutung der Wahl nicht ganz verdeckt und verſchlammt wird von den unzähligen Gruppen und Intereſſenbildungen, die wie Pilze aus dem Boden geſchoſſen ſind. Die vergangenen Jahre nach der Revolu⸗ lion ſtanden im Zeichen denkbar größter Staatsohnmacht. Das unter anderem auch da⸗ tan, daß keine Regierung nach der Revolution es fertig bringen konnte, rein ſtaatspolitiſch u. national zu handeln. Die Sozialdemokraten und Kommuniſten bildeten faſt die Hälfte des Reichstages, eine Tatſache, die keine Regierung zus der Welt ſchaffen konnte, umſo weniger, als der übrige Teil des deutſchen Volkes in fünf Parteien mit einer vielfach entgegengeſetzten politiſchen Ein⸗ ſtellung auseinandergeriſſen war. Mit der ſeit einem halben Jahrhundert vertretenen Staats- weisheit der Sozialdemokratie konnte der Staatswagen eines die Mitte Europas bewoh⸗ nenden und niedergeworſenen Volkes nich teſolut bergauf geſchoben werden. Das inner bolitiſche Staatsideal der Sozialdemokraten war die Demokratie. Und ſie ſah nicht ein, daf die Maſſen, denen ſie jahrzehntelang den Klaſ⸗ ſenkampf und den Krieg aller gegen alle ge⸗ ehrt hatte, die Vorausſetzungen zur Führung des Staates in eines Volkes Unglücksftunde zar nicht mitbringen konnten. Weil das gol⸗ dene Zeitalter, das die Sozialdemokratie ſahrzehntelang verſprochen hat, nicht eingetre— zen iſt, ſind die beweglichen Elemente unter hren Anhängern nach links oder zur äußerſten Rechten geſtoßen. Die Kommuniſten halten zäher als je an der blutrünſtigen Diktatur des Proletariats. Was Lenin in Rußland fertig. brachte, aber auch nur zeitweiſe, weil das Voll zus 90 Prozent Analphabeten beſteht, will der kommunismus in dem kulturell in voller Blüte ſtehenden Deutſchland ebenfalls verwirk— lichen. Aber Millionen ſind bei dieſer Radikal⸗ kur in Rußland buchſtäblich verhungert eine Beſſerung der arbeitenden Klaſſe iſt trotz Lenin und der Diktatur des Proletarlats nicht eingztreten. Das iſt der Erfolg kommuniſtiſcher Volksbeglückung. a Auf der anderen Seite war vorauszuſehen, daß der Wille zum Leben, je länger er durch außenpolitiſchen Druck und innere Schwächung efeſſelt wurde, deſto ſtärker zum Durchbruch pomnen mußte. So erleben wir heute, wie eine nationale Welle durch ganz Deutſchland geht. Sie iſt gut; ſie zeigt, wie der Wille zum Leben und der nationalen Erneuerung den⸗ noch lebt, trotz der Not der Zeit und des Ver⸗ haltens vom Ausland ja gerade dadurch ent⸗ facht und geſchürt wird. Das nationale Ent⸗ fachen darf nicht vernachläſſigt werden; ſon⸗ dern es heißt jetzt ernſtlich redlich ihm Ziele ſetzen und Wege weiſen, damit es von Nutzen und Wert iſt. Denn das iſt die große Gefahr der Stunde: das deutſche Volk ſcheint in zwei ich in Haß in zwei aroßen St ſcharfe Gegenſätze auseinanderzuklaffen und 2 t zu den Wa 1 die Erſcheinung, wenn man den Aufmarſch überſtellen und von neuem zu zerfleiſchen. Hie Kommunismus! rufen die einen und wollen Diktatur des Proletariats mit Blut und Hun der einführen;— hie Nationalismus! ſchreien „te anderen und geben ſich dem Rauſche hin. Ind nichts iſt gefährlicher, als mit Rauſch Po⸗ litik zu treiben, das heißt, die großen Zuſam⸗ menhänge eines Volkes in der Mitte Europas meiſtern zu wollen. Es iſt verhängnisvoll, nun mit Demagogie, mit der tönenden Phraſe und glänzenden Geſte, nationale Inſtinkte zu wek, ken. Denn das ſind Empfindungen und Ge⸗ fühle, die jeden Augenblick wechſeln. Mit ihnen kann man Theater ſpielen, aber nicht die Le⸗ bensfragen eines großen Volkes löſen. Zunei⸗ gungen und Abneigungen kann der Agitator und Demagoge in Verſammlungen leicht er⸗ zielen, aber damit wird ein Volk nicht regiert Das können nur Menſchen, denen die große Not ihres Volkes und Landes auf der Seele liegt, und die unbeugſamer Entſchloſſenheit dem Ganzen dienen wollen und aus den Zu⸗ ſammenhängen heraus handeln. Um ſich aus dem Wirrſal der Parteien u, Parteileidenſchaften heraus den richtigen Blich zu ſchaffen für das was uns nottut, muß man klar den Sinn des jeweilig Notwendigen be⸗ greifen. Dieſes Notwendige iſt in der gegen wärtigen Situation: Weckung und Stär⸗ kung des Nationalen. Und national ſein heißt: erkennen, daß man einer großen Bluts⸗ und Lebensgemeinſchaft angehört, die wir Volk nennen, von der der Einzelne nur ein verſchwindend kleiner Teil iſt, und nach dieſer Erkenntnis handeln. Die Lebensgemein, die ung ken Zentrums und der Mitt 5 e im parte en Leben: je ſtärker die Spannungen ſind, deſto größer muß die Kraft ſein, die ſie zum Aus⸗ gleich bringt. Und gelingt kein Ausgleich, ſo zerklüftet ſich das Volk weiter und kommt nicht zu der Volksgemeinſchaft. Je zerſplitterter, je uneiniger aber wir im Innern ſind, deſto län⸗ er und dornenvoller wird der Leidensweg ein, den das deurſche Vorr ars Ganzes zurn. legen muß, ganz gleich, welcher politiſchen Gruppe oder ſozialen Schicht wir angehören. Das deutſche Volk iſt nun einmal auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Die Volksgemeinſchaft iſt allein die Garantie und das Fundament einer endgültigen Volksbefrei⸗ ung. a 5 Man muß dieſe Dinge zu Ende denken, dann kommt der Sinn der Bedeutung der Wahlen von ſelbſt und damit zugleich die Er⸗ kenntnis: Gerade in der gegenwärtigen Si⸗ tuation, wo auf den Flügeln rechts und links die ſtärkſten Empfindungen und Gefühle am Werke ſind, muß mit umſo größerer Selbſtver⸗ ſtändlichkeit der reale Mittelweg gegangen werden. Das wird und muß das Ziel aller zukünftigen Zentrums politik ſein; wem daran liegt, hat es in der Hand, dies am Wahltage mitzubeſtimmen. Kleine Rundſchau⸗ — Die Heere der Poſt. Das Perſonal der Reichspoſt betrug nach ihren Angaben an den Weltpoſtverein 1922 insgeſamt 443 676, darunter eus Spltbergen der Kohlenbergbau iſt nach Newyork verbracht worden, und daß man die Dinge nicht mehr ſieht, die nationale Erneuerung vorausgehen, löſung bringen ſoll, wie das Brot zum Leben, ſchaft. Die Reichstagswahl ſollte hier den Weg Wie die Dinge liegen, ſcheint dies unmöglicher denn je. Der Druck von rechts u. radikalen Strömungen zu kräftige und ziel⸗ bewußte Regierung mit feſtem Programm un⸗ möglich zu machen. Das aber gerade brauchen wir heute mehr denn je; in der Zukunft wird, gerade weil der Druck von den Extremen von rechts und links ſo ſtark wirkt und ſich ſo ſcharſ des Ausgleichs im Sinne jenes Wortes von Bismarck, daß die Staatsführung auf der mittleren Linie der im Volk herrſchen⸗ den Strömungen und Richtungen ſich zu be⸗ bereiten. links ſtärken, ſcheint die und damit eine Politik ſein gegenüberſteht, eine unbedingt notwendig wegen habe. Das leuchtet bei ruhiger Betrachtung der ſchaft, dieſe Zugehörigkeit zum Volk, wird ge⸗ rade in den Zeiten der Not und Erniedrigung als Volksgemeinſchaft beſonders ſtar! empfunden und drängt dahin, das Schickſal zu wenden. Das Schickſal wenden kann aber nicht der nationale Rauſch. Der macht nur blind, ſo wie ſie find. Und wie liegen die Dinge? Wir ſind ein 60⸗Millionenvolk, das in der Mitte Europas liegt, nicht geſchützt durch natürliche Grenzen, Wir ſind umgeben von 1600 Millionen Men⸗ ſchen in Europa und in der Welt, von denen uns keine 100 Millionen beſonders freundlich zeſinnt ſind. Dazu ein geſchlagenes Volk und ohne Waffen; und da zu glauben, man könne iber Nacht die Waffen über den Rhein tragen, iſt die politiſche Naivität. Gewiß, die Befrei⸗ ung Deutſchlands muß kommen, aber ihr muß und das iſt eine lange, zähe, rieſengroße Aufgabe, und muß es ſein. Was Zukunft geben und Er⸗ muß langſam wachſen, muß aus dem Volke als Einheit kommen. Da⸗ rum bedürfen wir zuerſt, und ſo notwendig der Volksgemein⸗ vergrabene Teſtament. Das N Roman von Ed. Wagner. 60(Nachdruck verboten.) „Gut“, ſagte Hadd, keineswegs mit dieſem Aus⸗ gang der Sache zufrieden, denn er hatte erwartet, Nad munde und das Mädchen im feſten Schlafe zu finden,„ich will erſt noch das Fenſter zumachen und Sie dann wieder verlaſſen. Ich zweffle nicht, daß Sie bald ſchlafen werden“, fügte er hinzu, ſich erinnernd, daß der Teetopf leer geweſen und keiner der Kuchen übrig geblieben war.„Erlauben Sie mir, Ihnen eine gute Nacht zu wünſchen!“ Er ging nach dem Fenſter, um es zuzumachen. wurde aber durch das Eintreten ſeines Sohnes mit den Männern daran verhindert. „Ich habe die Leute mit heraufgebracht, Vater; ſie können ſich ſelbſt verteidigen“, ſagte Jaſon. „Moon ſchlief feſt wie der Tod unter dem Baume Fe Hilks fand ich in der Küche, trinkend wie ein iſch“. „Trinkend?“ rief der Adminiſtrator mürriſch. „Woher haben Sie den Schnaps bekommen?“ Er betrachtete die beiden Männer ſcharf. Moon ſtand da mit ſchweren, ſchläfrigen Augen, Hilks Geſicht dagegen glühte wie Feuer und zeigte einen Ausdruck von Wildheit. Der Branntwein hatte ſein ſtreitſüchtiges Gemüt aufgeregt. „Es iſt ſchon alles gut, Sir“, ſagte er.„Ich nahm nicht mehr als einen Fropfen, obgleich er beſonders gut war“. „Von wem habt ihr den Branntwein be⸗ kommen?“. 1 11 die alte Frau, die Haushälterin, wiſſen ie— „Ah!“ rief der Adminiſtrator.„Mir ſagte ſie, es ſei kein Tropfen Branntwein im Hauſe. Ich fragte 0 danach beſonders deshalb, weil ich eure Schwachheit in dieſer Beziehung kenne. — 7 70 e hatte ſie, mich zu hinkergehen? Jaſon“, fahl er dieſem in raſchem, Halten Ton,„gehe hinauf in die Stube der Haushälterin und bring ſie hierher“. on eilte hinaus, kam aber nach einigen Au⸗ genblicken mit verſtörtem Geſicht zurück. Welches be Zimmer der Haushälterin gefunden, aber ſie war nicht darin!“ „Nicht darin?“ kreiſchte der Adminiſtrator förm⸗ lich auf.„Hilks, habt Ihr dieſen Abend die Küche verlaſſen?“ „Nur für einen Augenblick“, entgegnete dieſer, zu berdutzt, als daß er nicht die Wahrheit hätte ſagen ollen.„Ich ging nur hinaus, weil ich Moon draußen unter dem Baume ſitzen ſah, denn ich glaubte ihn wecken und an ſeine Pflicht erinnern zu müſſen—“ „Da haben wir es!“ unterbrach der Adminiſtra⸗ tor ihn wütend.„Die Frau hat uns betört durch den Schein ihrer Freundſchaft und Treuel Jaſon, durchſuche das Haus nach ihr“. Der junge Mann gehorchte, kam aber bald mit der Nachricht zurück, daß die Haushälterin nirgends zu finden ſei. Die Wut des Adminiſtrators wurde eine unbe⸗ ſchreibliche. „Fort!“ ſtieß er hervor.„Wie lange iſt ſie 1 Sprecht, Hilks! Wie lange iſt es her, daß Ihr ie Küche verließt, um Moon zu wecken?“ „Na, ungefähr eine halbe Stunde, Sir“, ſtam⸗ melte Hilks, der ſich indes über die Zeit keineswegs im klaren war. 8 17 kann die Frau gegangen ſein?“ rief „Wahrſcheinlich iſt ſie zu dem alten Hawkers ge⸗ gangen“, meinte Hilks. „Hapkers iſt einer von unſerer Sorte, der wird ihr nicht helfen“, murmelte Hadd,„aber ſie iſt nicht dahin gegangen, das iſt ſicher, ſie wird diel⸗ mehr nach Glenſan ſein, und was das Schlimmſte iſt, ſie iſt nicht mehr einzuholen. Wir müſſen 30 979 tun, aber raſch. Was meinſt du, ſon? „Wir können nicht länger hier bleiben,“ entgeg⸗ nete dieſer,„wir müſſen das Haus verlaſſen“. „Ja, wir müſſen fort!“ ſtimmte Amos Hadd ihm i. „Sir Archy iſt ja für uns mehr Nebenſache“, erklärte Jaſon,„Rosamunde hat das Papier und iſt 1100 dieſenige, um die es ſich einzig für uns handelt. Laß uns das Mädchen nehmen und uns mit ihr davonmachen!“ „Du haſt recht“, ſagte er nach einer Weile,„Sir Archy würde nur eine Laſt für uns ſein. Es iſt das Mädchen und das Papier! Wir wollen ſie an jenen einſamen Ort bringen, von dem ich dir ſagte, und ſie zwingen. deine Frau zu werden— Moon!“ „Zu dienen, Sir!“ „Geht in den Stall und ſattelt Pferde für Miß Wilchefter, für meinen Sohn, für mich und für Hilks und Euch, im ganzen alſo fünf und zwar die heſten,— aber raſch!“ Moon eilte, den Auftrag auszuführen, erfreut, dem erwarteten heftigen Sturm gegen ihn ent⸗ ronnen zu ſein, obgleich er nicht ganz ſicher war, ob er uicht noch folgen würde. n „Und jetzt, Miß Wilcheſter“, ſagte Hadd, ſich mit boshaftem Lächeln zu dem jungen Mädchen wen⸗ dend,„habe ich noch eine Frage an Sie, die viel⸗ leicht ganz unnötig wäre, da die Entweichung der Haushälterin Licht genug auf die Sache wirft, aber dennoch frage ich Sie: Haben Sie dieſen Abend bon dem Tee getrunken?“ „Nein!“ „Aha! So aßen Sie auch nicht—“ „Von dem Teekuchen?“ 115 Roſamunde ein. Auch, das nicht, denn ich ziehe natürlichen Schlaf vor! „Das verräteriſche Weib!“ kreiſchte Hadd wie⸗ der.„Hätte ich ſie doch auch mit eingeſperrt! Es ollte mir lieb ſein, ſie einmal wiederzuſehen!“ etzte er zähneknirſchend hinzu.„Alſo ſie hat Sie gewarnt? Doch wie konnte ſie das? Ich beob⸗ achtete und belauſchte ſie ſtets von der Tür aus. Auch lein Billett hat ſie Ihnen gegeben, denn ich achtete zu ſehr auf ſie, als daß ich auf dieſe Weiſe von ihr betrogen ſein könnte“. Roſamunde ſteigerte Hadds Aerger nur noch durch ein Lächeln. „Und doch, trotz Ihres Horchens und Beobach· tens, 1 ich den ganzen Tag mit der Haushäl⸗ terin korreſpondiert“, ſagte ſie gelaſſen.„Sie 17 doch nicht ſo ſchlau, wie Sie denken, Mr, Beſſy hatte ſich auf einen heimlichen Wink ihrer Serre be e Fenſter et und warf zuweilen verſtohlen verlangende Blicke hinaus. „Ich bin ſchön überliſtet und genarrt wor das ſehe ich je „Es iſt niemand dal“ rief er. „Ich habe dal Hadd überlegte, während ihm heftige Verwün⸗ chungen entſchlüpften, eee. 1 vor die Stirn lagen,„aber dafür ſollen E 1“ ſagte der Administrator, 80 Ich gehe nicht mit urück. m fortzuführen! Schrei, der Roſamunde konnte, da ſie wußte, wie nahe die Hilfe war. ſie 1 0 rm. toßen. münde ab und wandten ſich gegen den unerwarte⸗ ten Eindringling. 1 . 7 Beamte 311967, Poſtillone, Hilfsſchaffner, Poſt⸗ agenten, Inhaber von Poſthilfsſtellen und An⸗ geſtellte 129 355, Poſthalter 1121, Poſtmeiſter 1233. Von den Beamten kamen 11991 auf die Haupt⸗ und Bezirksverwaltung, 299 976 auf die Poſtämter. Wenn dieſe Zahl dem Perſonal der Poſt den Vereinigten Staaten mit 298 791 Be⸗ amten und 68 434 Poſthaltern nahe kommt, ſo iſt, abgeſehen von dem Abbau, zu bedenken, daß in Deutſchland auch der Telegraph und der Fern⸗ ſprecher von der Poſt verwaltet wird. An dritter Stelle kommt Großbritannien mit 209 735, auch für Telegraphie und Fernſprechweſen. Das viertgrößte Heer der Poſtbeamten ſtellt Japan mit 114489 Köpfen, dann Frankreich 92309, Italien 58 114, Tſchechoſlowakei 400 252, China 32 688, Polen 27833, Deutſchöſterreich 22 689, Rumänien 18 159, Belgien 16517, Niederlande 16506, Schweiz 15 984, Braſilien 15569, Jugoſlawien 13 292, Argentinien 12918, Schweden 12 291, Spa⸗ nien 11355, Dänemark 10 122. — Gvitzbergen unter norwegiſcher Oberherr⸗ ſchaft. Im Laufe dieſes Sommers wird Norwe⸗ zen die Herrſchaft über Spitzbergen übernehmen. Der König von Norwegen begibt ſich mit dem Miniſterium und großem Gefolge zur feierlichen. Uebernahme nach Spitzbergen. Es tritt dort norwegiſches Geſetz und Recht in Kraft, die Ver⸗ waltung wird einem Regierungsbeamten in Tromsö. die geiſtlichen Angelegenheiten werden dem Biſchof der Provinz Haalogaland im nörd⸗ lichen Norwegen unterſtellt, die offizielle Sprache iſt norwegiſch. Es kommt damit endlich geſetz⸗ liche Regelung in die unbeſtimmten Svitzberger Verhältniſſe. In wirtſchaftlicher Beziehung iſt die Eingliederung Spitzbergens für Norwegen von größter Bedeutung, denn das Land enthält einen unvermuteten Bodenreichtum, der jetzt in verſtärktem Maße ausgebeutet werden ſoll: die Kohle. Bis vor dem Kriege gab es auf Spitz⸗ bergen keinen geordneten Bergwerksbetrieb, viele Nationalitäten bohrten auf rieſigen. berrenloſen Terrains nach Kohle und legten Grubenbetriebe büßen, Mylady! Und nun machen Sie ſich ge⸗ fälligſt zur Reiſe fertig!“ „Soll ich mein Reitkoſtüm anlegen?“ fragte Roſamunde, in deren Abſicht es lag, die Abreiſe zu verzögern. „Bleiben Sie, wie Sie ſind“, entſchied der Ad⸗ miniſtrator,„nur ſetzen Sie einen Hut auf und hängen Sie einen Mantel um, aber . 5 1 0 Roſamunde ging nach ihrem Kleiderſchrank, wo ſie bedachtſam einen ſchwarzen Umhang und einen kleinen, runden Hut auswählte. Während ſie dieſe Sachen langſam und unter erzwungener Ruhe an⸗ 9 8 warf ſie fortwährend badge Blicke auf ihre Dienerin. „Sind Sie fertig?“ fragte der Adminiſtrator, der ungeduldig wurde. „Noch nicht ganzl“ verſetzte ſie.„Warum laſſen 15 zich nicht in Ruhe, bis Sie ſelbſt auch fertig ind?“ „Wir ſind fertig,, erklärte Hadd,„die Pferde müſſen beinahe geſattelt ſein, und um uns nicht länger aufzuhalten, wollen wir hinunter in den Stall gehen“. Dabei trat er an Roſamunde heran und faßte ie beim Arm. Dieſe aber riß ſich los, indem ſie tolz rief: „Jetzt iſt es weit ee Mr. Haddlr nen! „Sie wollen nicht mit mir gehen?“ ſchrie er „Dann ſind wir gezwungen, Sie gewalt⸗ f Jaſon, komm' hilf mir!“ Mit drohender Gebärde näherten beide ſich dem Mädchen Beſſy ſtieß einen ängstlichen Schrei aus, einen nur willkommen ſein an, Amos Haddl“ rief ückhaltend. lachte höhniſch auf und ergriff ſie feſt am „Hilfe!“ rief Roſamunde. 5 n demſelben Augenblick wurde die Tür he Sir Archy ſtürzte herein und wa ee been ſofort von Rola „Rühren Sie mich nicht dd 1 „ Gortſetung folgt) und ſeeliſchen Kräfte 10 i egiſche Finanzarupne eine Unternehmungen und ſeit 10 iſt im Gande, wie mon ihn in dieſem Molargebiet bei dem mangelnden Sonnenlicht für den Abbau iber Tag und bei einem Erdfroſt bis en 400 Meter Tiefe kaum für möglich gehalten hätte. „ FCleonore Duſe. Aus Pittsburg wird emeldet, daß die Schauspielerin Eleonorg Duſe an Lungenentzündung geſtorben iſt. Sie be⸗ fand ſich auf einer Rundreiſe durch die Vereiniag⸗ Die Krankheit hatte nur wenige ten Staaten. Tage gedauert. Eleonora Duſe iſt 64 Jahre alt In den letzten Jahren hatte man geworden. ſehr wenig mehr von ihr gehört. Sie hatte ſich ſchon von der Bühne zurückgezogen. Wie es ſcheint, war auch ſie ein Opfer der Geldentwer⸗ tung geworden und mußte noch einmal zu den einträglichen Gaſtſpielreiſen ins Ausland Zu⸗ flucht nehmen. Vor kurzem hatte ſie auch in, Wien wieder geſpielt, das ihr, wie die ganze Welt, einſt ſo große Triumphe bereitet hatte, ohne die alten Erfolge zu erringen. Die jünger⸗ Generation weiß kaum noch etwas von ihr. Sic iſt nun auf der Reiſe in Amerika geſtorben. Der Krieg iſt über ſie und ihre künſtleriſche Art hin⸗ weggeſchritten. Die Leiche der Verſtorbenen iſt von wo ſie nach Italien überführt wird. Dort bleiben in einer Art Nationaltrauer alle Theater drei Tage lang geſchloſſen. ö 1 5 Soweit die Geſchichte des Volksſchulweſens zurückreicht, weiß man, daß da, wo es die Zahl der Schüler erlaubte, ſie ihrem Geſchlecht nach zunächſt in Knaben⸗ und Mädchenklaſſen eingeteilt wurden, und daß man innerhalb die⸗ ſer beiden Gruppen dem Alter der Schüler nach ein⸗, zwei⸗, drei⸗, vier⸗ und mehrklaſſige Schu⸗ len unterſchied. Jahrhundertelang beſtand dieſe Gliederung des Volksſchulweſens, und erſt unſerer Zeit blieb es vorbehalten, Berückſichtigung der Seelen- und Geiſtesfor⸗ ſchungen in dem Aufbau der Schule nach die geiſtige Beanlagung und die mit ihr in innig⸗ ſtem Zuſammenhang ſtehende Leiſtungsfähig⸗ keit des Kindes zu berückſichtigen. Das End⸗ ergebnis dieſer ſich allmählich vollziehenden Um⸗ und Ausgeſtaltung der Volksſchule kommt am klarſten in Artikel 3 des heſſiſchen Schul⸗ geſetzes zum Ausdruck. Danach ſollen in Ge⸗ meinden, deren Schülerzahl dazu ausreichend iſt, nicht weniger als vier Arten von Klaſſen der Begabung der Kinder nach vorhanden ſein: gewöhnliche Klaſſen, Abſchluß⸗, oder wie ſie genannt werden ſollen, Förderklaſſen, Hilfs⸗ ſchulklaſſen und Klaſſen mit erweiterten Lehr⸗ zielen oder nach hieſigem Sprachgebrauch Sprachklaſſen. Die Zahl der Klaſſen der einzel⸗ nen Arten betrug in dem abgelaufenen Schul⸗ jahre hier in Worms in der angegebenen Rei⸗ henfolge 113, 4, 3 und 9, zuſammen 129. Heute wollen wir die Aufmerkſamkeil weiterer Kreiſe auf die Hilfsſch ulklaſ⸗ ſen lenken. Anlaß dazu bietet uns der Um⸗ 1 6 daß es am 18. ds. Mts. 25 Jahre wer⸗ en, ſeit die erſte ſolcher Klaſſen hier eingerich⸗ tet wurde, und daß wir eine Hilfsſchule haben. Wenn wir bei dieſer Gelegenheit einen Rück. blick auf ihre Tätigkeit und die von ihr ſeitdem erzielten Erfolge werfen, ſo dürfen wir mit freudigem Stolze ſagen, daß, wenn jemals die Hoffnungen, die man auf die Gründung einer ſchuligen Einrichtung ſetzte, ſie hier in vollem Maße in Erfüllung gegangen ſind. Handelte es ſich doch auch bei ihrer Gründung um ein Werl edelſter Menſchenliebe, um ein herzliches Er barmen über die von der Mutter Natur an geiſtigen Gaben ſo ſtieſmütterlich bedachten Kinder, um die Pflege und die Ausbildung der in ihnen ſchlummernden geringen geiſtigen und um die Heranbil⸗ dung und Erziehung der unglücklichen Kinder zu einigermaßen brauchbaren Gliedern den menſchlichen Geſellſchaft. Das konnte in der ge, wöhnlichen Volksſchule der damaligen Zei wegen der Ueberfüllung der Klaſſen nicht ge⸗ ſchehen, aber auch heute bei beſſeren Verhält⸗ niſſen iſt es noch nicht möglich, weil dieſe Kin⸗ der mit den übrigen nicht gleichen Schritt zu halten vermögen, weil ſie je länger, je mehr, hinter ihren Mitſchülern zurückbleiben, und weil ſie ſchon nach kurzer Zeit ein mit zuneh⸗ mendem Alter immer läſtiger werdender Bal⸗ laſt und Hemmſchuh werden. Das Schlimmſte dabei iſt es aber nicht, daß dieſe Kinder rein auch nichts lernen, viel ſchlimmer war und iſt es, daß ſie aus Mangel an ihrem Weſen ent, ſprechend geiſtiger Anregung vollends verblö, den, oder daß ſie infolge der ewigen Hänſe⸗ leien, Verſpottungen und liebloſen Behand⸗ lung durch ihre Mitſchüler in ihrem Gemüte verbitterte, bösartige Menſchen werden. Das Filmdrama und ſeine techn, Forderungen Eine Plauderei von Waltram. Ein junger Dichter kam einſt mit einem Ma⸗ nuſtripp— es enthielt eln ſechsaktiges Trauer⸗ ſpiel— zu einem alten, erfahrenen Thealerdirek⸗ tor. Ter las daß Manuſkript(es war alſo ein ſelten anzutreffendes Grenplar von einem Thea⸗ terdtrettor) und gab es dem Dichter zurück mit der Bemerkung:„Davon kann ich mir keine Vor, ſtenung machen!“ Frau Fama erzählt, der Dich, er hae den Direktor gebeten, aus dem Stüc die Seelen zu ſtreichen, die er für ungeeignet bielte. Des zet der Direktor, und das ſechsaktige Frauerſptel wurde dann als Luſtſpiel in einem „der Dichter bekam Krämpfe, und Publikum lachen ſab, erbolte er ſich unter ſchon worden, und man iſt im allgemeinen zu dem d zufrieden bis an ſein selige 4 wie in Märchen. ee So einfach, wie hier angegeben, iſt es nun ſzellich nicht, ein Filmdrama zu ſchreiben. Im Gegenteil, es iſt äußerſt ſchwer, vielleicht ſogar ſchwerer als ein bühnenfähiges Stück fertig zu bringen. Es liegt dies ja auf der Hand, denn es fehlt das geſprochene Wort, das zu Herzen geht, wenn es aus dem Herzen kommt. Hierin liegt auch der Grund, daß die einſt ſo beliebte Pantomime von unſern Schaubühnen verſchwun⸗ den iſt. Im Zeitalter des Films, der tauſend techniſche Möglichkeiten bietet, die der Bühne verſagt ſind, würde ſelbſt die beſte Pantomime auf die Menge nur als Flickwerk wirken. Gerade in der unbegrenzten techniſchen Mög⸗ lichkeit des Films liegt aber die Gefahr der Ver⸗ flachung, der Geſchmackloſigkeit. Man verzich⸗ tet gar oft auf Logik. denn ein geſchickter techni⸗ ſcher Kniff— und die ſwierigſte Stelle wird mit Leichtigkeit überbeuckt. Man hat im Publikum nur begrenzte Kenntnis von dem, was zu den Requiſiten hört. mit einer bis ins Unendliche robe, neben Haarkünſtlern, Beleuchtungs⸗ Maſchinenmeiſtern gehören alle Arten dreſſierter Tiere zu den Requiſiten. einer modernen Filmaufnahme ge — in allen Sätteln gerecht ſein. Er muß Par⸗ forcereiter, Rekordſchwimmer, Preisturner, ⸗bo⸗ rer und ⸗fechter ſein, muß das Auto, das Segel⸗ boot, den Rodelſchlitten oder den Bobſleigh ſteuern können— vom Tanzen ganz abgeſehen. Von der Filmſchauſpielerin werden die gleichen Fähigteiten verlangt, und obendrein ſoll ſie auch noch jung und ſchön ſein—„'s iſch zuviel für, Da muß denn wieder die en einzelne Wirt!“ Requiſitenkammer herhalten, und die techniſche Eigenart der Aufnahme geſtattet, daß im gege⸗ benen Augenblick der wirklich darſtellende Künſt⸗ ler, der vielleicht in ſeinem Leben noch in keinem Segelboot ſaß, von einem gelernten Seemann abgelöſt wird, bei dem nur der Haarkünſtler und der Garderobenvorſteher die nötige Außerlichkein Daß Puppen in entſprechenden hergeſtellt haben. Kleidung bei Stürzen und Sprüngen von Kirch- türmen oder aus Fenſtern durch die Luft ſau⸗ Aber ich will hien ſen, dürfte wohl bekannt ſein. nur ganz andeutangsweiſe die großen Requiſiten der Filmkunſt erwähnen. Ihre Zahl iſt Legion und es iſt mir auch nicht annähernd möglich, ſie erſchöpfend aufzuzählen. Ich möchte hier nur vom Kleinzeug dieſer Kunſt ſprechen, von jenen kleinen Dingen, die in kuum einem Filmſtück fehlen. An erſter Stelle ſteht der Brie: Ich behaupte kühn: es gibt kein Filmſtück, in dem nicht wenigſtens ein Brieſ vorkommt. Sehen wir uns nun dieſe Film⸗ brieſe etwas näher an. Format: je nach den handelnden Perſdnen, vom Viſitenkartenumſchlag bis zu Großquart. Schreibmaterial: „bei der Fratze bleibe“. Jetzt wollen — ganz gegen alle Statiſtik iſt im Filmſtück der Prozentſatz der ſchreibenden Frauen gleich dem und der Mäuner— nimmt ein Stück Papier gun fliegt die Feder mit einer techniſch unmög— lichen Haſt über den Bogen, und der Rrief iſt fertig, zur beſſeren Leſerlichkeit nigen, der mir auch nur einen Filmbrief nach Vorlage in derſelben Zeit ſchreibt, in dem er zuf der Leinwand geſchrieben wird! Iſt dieſe unmögliche, naturwidrige, alle Illuſionen zer— ſtörende Haſt wirklich nötig, wenn man ſchon nicht auf den ſchriftlichen Gedankenaustauſch ver— zichten kann oder will? Wäre es nicht beſſer, in dem Augenblick, da der Schreibende ſich nieder⸗ ſetzt, den Film zu unterbrechen, und, anſtatt der lächerlichen Schreibſzene, gleich den Inhalt des Briefes vorzuführen? Vielleicht befolgt ein Filmdichter einmal dieſe Anregung. Die Lebens wahrheit ſeines Films würde ſicher nur gewin— nen. Und dann: das Aufmachen der Briefe, Hieran hat ſich ja ſehr viel geändert. Ich erin— nere mich noch ſehr gut der Zeit, da ein Brief.. öffner auf der Filmfläſche nur erſchien, wenn im Verlaufe der Handlung ein Verbrechen mit ihm verübt wurde. Das iſt ja beſſer geworden, aber einen Herrn, der ein Taſchenmeſſer Brieföfſnen aus der Taſche holt, habe ich auf der Filmbühne noch nicht geſehen. Wenn unſer Held nun ſeinen Brief geſchrie⸗ ben hat, dann ſteckt er ſich in 75 von 100 Fällen eine Zigarette an. Die Zigarette iſt ſo das zweite Hauptrequiſit des Kinodichters geworden. „Wo die Gedanken fehlen, ſtrich ſich ein“ beim Film„Zigarette“ genannt. Es wird behauptet, man könne aus der Art, wie und was einer raucht, ſeinen Charakter heraus⸗ leſen, wie aus dein Kaffeeſatz. Das iſt nun auf dem Film ſehr ſchwer, denn der Geſchmack des Rauchens iſt ſehr verſchieden. unerläßliche Regel zu ſein: Zigarren. Ueber das Rauchen auf der Bühne ſind von berufenen und unberufenen Federn ſeitenlange Abhandlungen geſchrieben Schluß gekommen, auf der Bühne nur dann rauchen zu laſſen, wenn es zur Charakteriſterung einer Perſon oder Situation unbedingt erforder⸗ lich iſt. Beim Filmſchauſpiel ſcheint man dieſe Erwägung nicht zu hegen, denn es wird dort luſtig bei jeder Gelegenheit geraucht, einerlei ob es ſich um ein Drama oder ein Luſtſpiel hand“ und wenn ausnahmsweiſe nicht geraucht wire ich erinnere mich zufällig, in letzter Zeit ein fünfaktiges Schauſpiel geſehen zu haben, in deſ⸗ ſen Verlauf tatſächlich nicht geraucht wurde— dann dient wenigſtens die vergeſſene Zigarre oder Zigarette dazu, ein geplantes Verbrechen zu verhindern oder ein begangenes zu entdecken. Obne das braune Kraut ſcheint ein waſchechter Neben einem vollſtändigen Kuliſſenhauz gehenden Garde- und Der Filmſchauſpieler ſelbſt muß— ſo glaubt wenigens das Publikum Bleiſtift, Feder, Griffel, Meißel— ganz wie Mephiſto dem Doktor Fauſt das Material freiſtellt, nur daß es wir den Vorgang des Schreibens anſehen: Er oder ſie gewöhnlich in Rundſchrift oder gar Druckbuchſtaben geſchrieben. Ich zahle das Honorar für dieſe Skizze demje⸗ zum ſtellt ein Gedanken⸗ Nur eines ſcheint Aeltere Herren rau⸗ chen, wenn ſie nicht gerade Lebemänner ſind, nur des Filmdichters ebenſowenig fehlen, gehör bas Einglas, ſobald es ſich um einen Filr handelt, der in der guten Geſellſchaft ſpielt, das„bürgerliche Trauerſpiel“ iſt ja leider über⸗ jaupt nur eine ſehr ſelten gezeigte Spielart, entweder ſieht man Stücke aus dem Farmerle⸗ zen in Oſt und Weſt, Nord und Süd, oder Stücke, die in der ſogenannten„Geſellſchaft“ pielen. Der Mittelſtand ſpielt im Film eine nur ſehr nebenſächliche Rolle, trotzdem er der zanzen Induſtrie die Hauptnahrung gibt.— Wenden wir uns alſo wieder dem Einglas zu. Zenirum 2 daß man durch den„Scherben“ auch ſehen kann, ſt ja bekannt, und die Witze über die Mono⸗ elträger ſtehen nur noch in ganz alten Jahrgän⸗ jen unſerer Witzblätter. Aber das Monokel im Film! Wenn in Stücken, die in ſüdlichen Län⸗ dern ſpielen, die„Gentlemen“ mit Einglas auf⸗ ſreten, ſo iſt das erklärlich, denn in den roma⸗ niſchen Ländern gehört das Einglas zu den un⸗ entbehrlichſten Ausrüſtungsſtücken und gilt dort durchaus nicht als affektiert. Aber bei uns iſt die Sache doch weſentlich anders. Das Publi⸗ um, das die Kinotheater hauptſächlich beſucht, ſteht im Tragen des Monokels immer eine ge⸗ wiſſe Betonung der geſellſchaftlichen Ueberlegen⸗ heit, die ſchon nach außen hin gezeigt werden ſoll, was meiſt gar nicht in der Abſicht des Trä⸗ gers liegt. Außerdem aber erſchwert das Ein⸗ glas dem Schauſpieler die ausdrucksvolle Mi⸗ mik, die doch in erſter Linie zum Filmſpielen ge⸗ hört. In Abhandlungen über den Wert des Einglaſes wird ſtets betont, daß es dem Geſicht einen ruhigen Ausdruck gibt, und den Träger dazu bringt, alle Gemütsbewegungen zu verber⸗ gen, da ihm bei deren mimiſchen Ausdruck un, fehlbar das Glas aus dem Auge fällt. Dann habe ich noch eine Beobachtung gemacht; man kann im Filmdrama der„beſſeren Kreiſe“ ſtets darauf gehen, daß derjeinge, der das Ein⸗ glas trägt, er anſtändigſte Kerl iſt. gentleman, der im Leben gar oft gerade dieſe Zutat mißbraucht, benutzt ſie im Film nur in ganz verzweifelt ſeltenen Fällen. liebten Detektivpſtücken, detektiv und ein Amateurverbrecher einande gegenüberſtehen, oft faſt gleich in der äußeren Erſcheinung, wird man immer finden, daß del ö Detektiv das Glas trägt, während der Verbren cher unbeglaſt über die Leinwand flimmert. Wa. rum ſich dieſe Praxis eingebürgert hat, oder vielmehr, warum das Einglas dieſen Raum in den modernen Filmrequiſiten einnimmt, konnte Löſung dieſer Frage einer ſpäteren Forſchung. Qt ulis weetuxus entſcheidung beharrte, hat Papanaſtaſſiu, der die Ungelduld ſeiner militäriſchen Schildknap⸗ pen nicht mehr zügeln konnte, ausgerufen. — Aus Nah und Fern. 8 Bechtheim, 23. April. Am 2. Oſterfeiertage hielt, wie alljährlich, der hieſige Turnverein ſein Vereinsfeſt ab. Dabei kam das Stück„Der Mein⸗ eidbauer“ zur Aufführung. Wenn auch die Spie⸗ ler ihre Rollen gut zur Darſtellung brachten, ſo zab das Stück in anderer Hinſicht deſto mehr An— ſtoß. Denn es wurden dabei mehrmals Einrich ungen der katholiſchen Kirche in verzerrter und ſpöttiſcher Weiſe wiedergegeben. Da bei dem Berein ſämtliche Konfeſſionen vertreten ſind, wäre es»rwünſcht, daß der Vorſtand bei Aus⸗ wahl eines Theaterſtüßes mehr Rückſicht nehmen und die rechte Toleranz wahren würde, Mainz, 23. April. lie aus Weiſenau. Es wurde angedroht, daß dem Sohne der Familie ein Unglück geſchehe, wenn nicht ſofort ein beſtimmter Betrag an einem beſonderen Orte abgeliefert würde. Die in große Sorge geratene Familie wandte ſich an die Po⸗ lizei, die ſchon in kurzer Zeit an der Poſt einen ungen Menſchen feſtnahm, der die poſtlagernde Sendung abholen wollte. Er legte ein Geſtänd— ais ab, daß er im Auftrage Drohbriefe geſchrieben hat. Man wird ihm jetzt das unſaubere Handwerk legen. Dieburg, 23. April. nete ſich auf der hieſigen Station ein ſchweres Eiſenbahnunglück. Der Frühzug um 5 Uhr von Groß-Zimmern hatte das Signal überfahern und fuhr in das Stationsgebäude. Der Saal wurde eingefahren und demoliert. Einzelheiten noch. Darmſtadt, 22. April. Schwerer Leichtſinn eines Radfahrers, der in raſender Fahrt die ſteile Annaſtraße herunterkam und in ein Geſchäftsauto rannte, hatte leicht ſchwereres Unglück herbeifüh⸗ ren können, wenn auch die Folgen noch nicht zu überſehen ſind. Das Auto ſuchte im letzten Au⸗ der Zuſammenſtoß war genblick zu bremſen, aber nicht mehr aufzuhalten, der Radfahrer erlitt ſtarke Kopfverletzungen beſonders am Auge und wurde bewußtlos vom Platze getragen, ſein Rad 10 1 zerſtört, das Auto erlitt einen Achſen⸗ ruch. Niedernhauſen bei Lichtenberg, 22. April. Eine völlig ausgeſtattete Räuberhöhle haben ſpielende Knaben in dem benachbarten Bergwald entdeckt, als ſie durch einen engen Felsſpalt vordrangen. Die Beſitzer der billigen Wohnung waren ausge⸗ flogen und fand man darin alle möglichen Ein⸗ richtungsgegenſtände, Lebensmittel etc., die alle wahrſcheinlich in der näheren Umgebung geſtoh⸗ len waren. Da die Höhlenbewohner anſchoinend Wind bekommen haben, konnte man ſie bisher nicht erwiſchen. 0 Lndwigshafen, 23. April. Eine unbekannte etwa 30 Jahte alte Frau hat kürzlich in zwe Geſchäften in der Ludwigsſtraße beim Ein, lauf von Waren einen gekälſchten 100⸗Billio⸗ Der Pſeudo⸗ In den ſo be⸗ in denen ein Amateur⸗ 177 Dbleſen Sirenentrangen ſein Ohr verſchloß, und auf der freien Volks⸗ die Republik Mainz Fortgeſetzte Drohbrieſe er⸗ hielt in der letzten Zeit eine vermögende Fami- f ſeines Bruders, eines jungen Kaufmanns handelte, der auch die morgen Samstag und nächſte Tage weiter er⸗ Heute vormittag ereig⸗ fehlen wieder hochzukom len und das Elend unſerer Tage zu überwinden: im neuen Reichstag mit möglichſt geſchwächten Extremen! Wählt deshalb am 4. Mai: nenſchein in Zahlung gegeben. Die Fälſchung wurde erſt ſpäter entdeckt, als die Verkäufer den Schein bei einer Bank umwechſeln woll⸗ ten.— Vor einiger Zeit wollten zwei Schloſ⸗ ſergeſellen von hier an der Wechſelſtube am Bahnhof 600 Franken umwechſeln. Ein unbe⸗ kannter junger Mann bot ſich zum Umwech⸗ ſeln zu einem höheren Kurſe an. Beide willig⸗ ten auch ein. Der Unbekannte wollte das Geld ſofort zum Umwechſeln haben, was ihm aber verweigert wurde. Der Unbekannte nahm dar; auf die Beiden mit in das Wartezimmer eines Arztes in der Richard⸗Wagnerſtraße, wo ihm im Wartezimmer die 600 Franken ausgehän⸗ digt wurden. Er entfernte ſich mit dem Bemer⸗ ken, daß er jetzt das Wechſelgeld holen wolle, Als gleich darauf der Arzt erſchien, ſtellte ſich der Schwindel heraus. Der Täter, der flüchtig ging, wurde von den beiden verfolgt und in einem Hauſe in der Mundenheimerſtraße, wo er ſich verſteckt hatte, unter Mithilfe eines Po⸗ lizeibeamten ermittelt und feſtgenommen. Der Täter heißt Guſtav Schweizer: er iſt 22 Jahre alt, ein lediger Eiſenbahnheizer und wohnt hier Dammſtraße 23. Die 600 Franken wurden ihm abgenommen. Es iſt dies allen Wahrſcheinlichkeit nach der gleiche Täter, der ſchon verſchiedene ſolcher Fälle verübte, wo ihm jedesmal ein größerer Betrag Franken und deutſches Reichsgeld in die Hände ſiel. Lehle Melbunen. 4 Feier des 1. Mal. g Berlin, 24. April. Die Gewerkſchaften er— laſſen einen Aufruf an die Arbeiterſchaft, den 1 Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Oeſer Generaldirektor der Reichsbahn. Berlin, 24. April. Dürch eine Verordnung des Reichskanzlers iſt der Reichsverkehrsminiſten Oeſer zum Generaldirektor der deutſchen Reichsbahn beſtellt und ihm zur Unterſtützung ein vorläuſiges Direktorium beigegeben, das aber nur begutachtende Betätigung ausüben ſoll. Das Direktorium iſt aus den Staatsſekretären und aus den Abteilungsleitern des Reichsverkehrsmi⸗ niſteriums gebildet, wobei eine ſtärkere Selbſt⸗ ſtändigkeit der Abteilungsleiter vorgeſehen iſt. Das Direktorium hat im übrigen naturgemäß nur eine vorübergehende Bedeutung. Wetterbericht. Bewölkt, ſpäter auch leich— ter Regen, warm. Süd⸗ und Südweſtwind. Lokale Nachrichten. § Gemeinderatsſitzung findet heute Freitag, den 25. April, nachm. 7 Uhr, auf dem Rathauſe mit folgender Tagesordnung ſtatt. 1. Erweiterung des Roathauſes; 2. Den Viern⸗ heimer Waldrezeßvertrag von 1786; 3. Abänderung des§ 12 des 2. Nachtrags zum Ortsbauſtatut der Gemeinde Viernheim; 4. Beratung des Not⸗ voranſchlags für 1923; 5. Verſchiedenes. * Das Zeitungsgeld pro April wird hoben. Wir bltten die verehrl. Abonnenten beim erſtmaligen Vorzeigen der Qulttung dieſelbe zu bezahlen. Wer bis 1. Mei nicht bezahlt hat, muß die Zeitung in der Geſchäftsſtelle abholen. Sport und Spiel. Fußball. Das größte Ereignis von Bedeutung iſt der Entſcheidungskampf zwiſchen den beiden Abieilungs⸗ meiſtern Vereinigung Viernheim und Konkordia Gernsheim, der, wie wir ſchon alle nachts davon träumen, am kommenden Sonntag auf dem Sport⸗ platz im Wald ausgetragen wird. Es wird eln Kampf werden, wie wir ihn ſelten noch zu ſehen bekamen, iſt doch unſere Biernheimer Mannſchaft zur Zeit in der beſten Verfaſſung. Sie wird alles aus ſich herausgeben, jeder Mann für alle, damit der Steg unſer iſt. Zu dieſem Zwecke hat auch der Vorſtand nochmals für morgen Samstag Abend alle Mannſchaften, vor allem aber die erſte ins Lokal zuſammen gerufen, um ihnen den Ernſt dieſes Spieles nochmals vor Augen zu führen. Noch immer hat elne gute Mahnung vor dem Spiele den beſien Erfolg gehabt und ſo wird erwartet, daß alle Spieler reſtlos und pünktlich erſchelnen, zumal auch unſere verehrten Sportanhänger am Sonntag Mittag bei dem Kampf zahlreich vertreten ſein werden, um Zeuge a 11 08 wle unſere kampferprobte Elf ſich ſchlagen wird. 740 9