ürſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ 1805 un 1 115. Friede im Ruhrbergbau Eſſen, 30. Mai. Nachdem der Reichs⸗ arbeitsminiſter den Schiedsſpruch für den Ruhrbergbau für verbindlich erklärt hat, rech⸗ net man im Ruhrbezirk damit, daß Anfang nächſter Woche die Arbeit im Bergbau, die ſeit vier Wochen unterbrochen iſt, allgemein wie⸗ der aufgenommen wird. Der Alte Berg⸗ arbeiterverband hat für heute noch⸗ mals eine Konferenz einberufen, die ſich mit der Verbindlichkeitserklärung des Reichs⸗ arbeitsminiſters beſchäftigen ſoll. Der Ver⸗ band wird auch heute nachmittag die in der Konferenz von Mittwoch vorgeſehene Abſtim⸗ mung über einen evtl. Streik durchführen. Für einen Streikbeſchluß iſt nach den Satzungen (Biernheimer Zeitung— Viernhelmer Nachrichten) ö und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins ebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Hun 8 das a 15 8 1 8 lumen“, halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen des alten Verbandes eine Dreiviertelmehrheit erforderlich. Da aber der Schiedsſpruch von f der Revierkonferenz mit 107 gegen 83 Stim⸗ men abgelehnt worden iſt, erſcheint eine Drei⸗ viertelmeprheit für einen Streikbeſchluß als ausgeſchloſſen. Der zweite große Bergarbeiterverband der Gewerkverein Chriſtl. Berg; arbeiter, deſſen Revierkonferenz den Schiedsſpruch einſtimmig angenommen hat hatte bereits für Mittwoch abend und den geſtrigen Himmelfahrtstag zahlreiche Mitglie⸗ derverſammlungen im ganzen fen, in denen die Entſcheidung der Revierkon⸗ ferenz gutgeheißen wurde. Wie wir vom chriſt. lichen Gewerkverein hören, ſind bereits heute früh zahlreiche Arbeiter bei den Zechen zun Wiederaufnahme der Arbeit erſchienen, fander jedoch die Zechentore verſchloſſen. Aus Arbeit⸗ geberkreiſen wird mitgeteilt, daß nur auf we⸗ nigen Zechen bereits heute, die Arbeit in grö⸗ ßerem Umfange wieder aufgenommen worden iſt. Für eine allgemeine Arbeitsaufnahme ſeien in manchen bereitungen zu treffen. Die Frankfurter Zeitung“ ſchreibt: Den Streik der Bergarbeiter iſt beendet. Unter den Druck des Beſchluſſes chriſtlicher Bergarbeiter u ſchen Verlangen der Ber der Alte Bergarbeiterverband heute in Eſſen mit 140 gegen 34 Stimmen den Beſchluß gefaßt, den Schiedsſpruch anzu: nehmen und den Mitgliedern zur ſoforti⸗ 5 Wiederaufnahme der Arbeit aufzufor⸗ ern. Im Laufe des Vormittags hat eine große Zahl von Belegſchaftsverſammlungen ſtattge⸗ funden, die Wiederaufnahme der Arbeit beſchloſſen wurde. Einige Verſuche, einzelner Kommuni⸗ Bezirk einberu Fällen auch erſt gewiſſe Vor⸗ Regierungspolitik iſt von der Deutſchnationa⸗ des Gewerkvereins d unter dem ſtürmi arbeiter ſelbſt, han —— in der nur gegen vereinzelte Stimmen ſten, den Streik zu verlängern, fanden Ableh⸗ den überwiegenden Teil der übri⸗ nung durch Laufe des Tages haben gen Bergarbeiter. Im ſich, wie wir auf Rundfrage bei einer Anzahl von Zechen feſtſtellten, geſamten Belegſchaftsmitglieder bei den Ze⸗ chenverwaltungen zur ſofortigen Wiederauf—⸗ nahme der Arbeit unter den Bedingungen des neuen Schiedsſpruches gemeldet. Soweit techniſch möglich, wird der Betrieb heute wieder aufgenommen. Sollte das nicht auf allen Zechenanlagen möglich ſein, ſo wird am kommenden Montag mit der reſtloſen Wie⸗ deringangſetzung der Zechenbetriebe zu rech⸗ nen ſein.,„„ Im Laufe des Abends werden die vier Bergarbeiterverbände einen gemein. ſamen Aufruf erlaſſen, worin die Gründe für die Wiederaufnahme der Arbeit und für die Annahme des Schiedsſpruchs mitgeteilt wer. den. Die tieferen Gründe für die Zuſtimmung des alten Verbandes zu 0 liegen darin, daß ſelbſt in den eigenen Krei⸗ ſen der radikalen Gewerkſchaften nachdrücklich die Beendigung des in dem Augenblick aus⸗ ſichtslos gewordenen Kampfes gefordert wor⸗ den iſt, als der Schiedsſpruch ein kleines Ent⸗ gegenkommen der Unternehmer gegenüber den Bergleuten zum Ausdruck brachte. Auf das Bekanntwerden des Satzes, daß vom 1. Jun ab eine weitere Lohnerhöhung zugeſagt wurde, war die Kampfneigung der Bergarbei⸗ ter in ihrer Allgemeinheit gebrochen. Außer⸗ Hilfe der Kommunen wie auch dem konnte die örtliche nicht mehr aufrecht erhalten werden, . am Ende ih at war . bis zu 90 Prozent den dem Schiedsſpruch vorgeſch tige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne er.— Annahme von Abonnements täglich andkale Berlin, 30. Mai. Die offiziellen Verhand⸗ lungen über die Neubildung der Regierung ſind nach der geſtrigen Unterbrechung heute früh wie⸗ der aufgenommen worden. Ueber den Gang der Verhandlungen weiß ein parlamentariſches Nach⸗ richtenbüry nur zu berichten, daß der Standpunkt der Deutſchnationalen dahin gehe, daß es für ſie eine unerträgliche Löſung ſein würde, wenn die beiden wichtigſten Regierungspoſten, das Kanz⸗ leramt und das Miniſterium des Aeuſtern nicht in ihren Händen wären. Die Fraktionen des Zentrums, der Deutſchen Volkspartei und der Demokraten hielten heute vormittag Fraktionsſitzungen ab, ohne daß es zu beſonderen Beſchlüſſen kam. Die Fraktionsſitzung der Deutſchnationalen, von der die entſcheidende Stellungnahme erwartet wird, wird um 5 UÜUhr nachmittags ſtattfinden. * Eine Erklärung der Deutſchuationalen. Berlin, 31. Mai. Ueber die Gründe, die zu der bekannten deutſchnationalen Abſage geführt haben, heißt es in einer Zuſchrift von deutſchnationaler parlamentariſcher Seite an die Preſſe u. a.: Die Fraktion der Deutſchnatio⸗ nalen Volkspartei ſtellt feſt: 1. Der weſentliche Kern des außenpoliti⸗ ſchen Programms der Deutſchnation. Volks⸗ partei beſteht darin, daß die Entſcheidung über das Sachverſtändigengutachten erſt nach den Verhandlungen in einem Schlußabkom⸗ men erfolgen kann, bei dem die politiſchen u. Ehrenpunkte gleichzeitig mitgeregelt ſein müſ⸗ ſen. Hiervon iſt die Deutſchnationale Volks⸗ partei in keinem Stadium der Verhandlungen zur Regierungsbildung abgewichen. 2. Die Kontinuität mit der bisherigen len Volkspartei niemals zugeſtanden worden; im Gegenteil, ſie hat von ihrem Standpunkt aus, daß eine Kursänderung nicht nur erfol⸗ gen, ſondern auch zum Ausdruck kommen müſſe, jeder Löſung entſchieden widerſprochen, die nach außen hin den Eindruck erwecken würde, als ob der bisherige Kurs, namentlich in außenpolitiſcher Beziehung, unverändert fortgeſetzt würde. 3. Die Tirpitz⸗Löſung iſt bei jeder Gele⸗ genheit als die gegebene verfochten und jede andere Regierungsbildung als unbefriedigend bezeichnet worden. 4. Gegen die Marx⸗Löſung ſind in der deutſchnationalen Reichstagsfraktion von An⸗ fang an wegen der inneren Gefahr und ins⸗ beſondere auch der äußeren Eindrücke einer Wortſetzung des bisherigen Kurſes entſchiedene Bedenken erhoben worden. Wenn ſie gleich⸗ wohl nicht a limine abgelehnt worden iſt, ſo beweiſt das nur das außerordentliche Verant⸗ wortungsgefühl und den ernſten Willen der Deutſchnationalen Volkspartei, im Hinblick auf die ſchwere Not des Vaterlandes keine Möglichkeit für einen Ausweg vorübergehen zu laſſen, die ſich noch irgendwie mit den Grundſätzen der Deutſchnationalen Volks⸗ partei vereinigen läßt. 5. Für die Außenpolitik iſt neben dem Kanzler der Außenminiſter entſcheidend. Iſt vom deutſchnatſonalen Standpunkte das Ver⸗ bleiben der Kanzlerperſönlichkeit auf ihrem Poſten bedenklich, ſo wäre die Beibehaltung auch noch desſelben Außenminiſters, alſo die unveränderte Beſetzung der beiden entſchei⸗ denden Poſten für die Deutſchnationale Volks⸗ partei ein Ding der Unmöglichkeit. In dieſer Beziehung iſt bei den Verhandlungen über die Regierungsbildung nicht die geringſte Unklar⸗ heit gelaſſen worden. L erg e e Berlin, 31. Mal. In Kreiſen der Deut⸗ ſchen Volkspartei habe man, wie der Lokal⸗ anzeiger berichtet, bei der gemeldeten Sitzung der Führer der Mittelparteien den Standpunkt vertreten, daß der Verſuch, die Deutſchnationalen zur Regierung heranzu⸗ ziehen, noch nicht aufgegeben werden dürfe. Reichskanzler Marx und der Führer der Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei hätten ſich am ſpäten Abend zum Reichs präſidenten begeben. Seitens der Deut- ſchen Volkspartei ſei dem Reichspräſidenten en w Viernheimer Tageblatt Montag, den 2. ine Iinkskoultton in Aussicht? (Viernheimer; Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet ö Pfg., die Reklamezeile 50„bei Wiederholun abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Nottzen bormittags 8 Uhr, alten Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Juni 1924 Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a, M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaft A.⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 41. Jahrgang 1 der ſtärkſten Fraktion des Reichstages, die auch das größte Maß von Verantwortlichkeit übernehmen müßte, mit der Regierungsbil⸗ dung betrauen möge. Ein ſolcher Beſchluß würde erſt die Unmöglichkeit oder Möglichkeit eines Bürgerblocks ergeben. Aus parlamentariſchen Kreiſen erfahren wir, daß die Beſprechungen des Reichskanz⸗ lers Marx und des Führers der Deutſchen Volkspartei Dr. Scholz mit dem Reichsprä⸗ ſidenten einen orientierenden Charakter getra⸗ gen haben. Bisher hat Reichskanzler Marx ſeinen Auftrag zur Kabinetts bildung noch nicht zurückgegeben, und wird ſeine Bemühun⸗ gen zur Regierungsbildung am heutigen Samstag fortſetzen. Reichspräſident Ebert hat noch keine neue Entſchließung im Sinne der volksparteilichen Anregung gefaßt. Der Vorſitzende der Volkspartei⸗Fraktion hat die Mitglieder der Fraktion für heute vormittag zu einer Sitzung zuſammenberufen, in der die Entſcheidung darüber fallen dürfte, ob ſich die Partei eventuell an einer Regierung des klei⸗ nen Bürgerblocks beteiligen könne. Der Sozialdemokratiſche Parlamentsdienſt ſchreibt, daß die deutſchnationale Volkspartei nicht nur deutſchnationale Deputationen zur franzöſiſchen Botſchaft in Berlin geſchickt habe. Sie habe auch hervorragende Parteimitglieder nach Frankreich entſandt, um die Stimmung der franzöſiſchen Linksparteien zu ſondieren. Außer einem Beauftragten des deutſchnatio⸗ nalen Parteiſekretaritats ſei auch der Bruder des deutſchnationalen Kandidaten für das Außenminiſterium, Herr v. Radowitz, beauf⸗ tragt werden, in Paris Fühlung zu nehmen. * Herriots Verſtändnis für die deutſchen Ehrenpunkte. Berlin, 31. Mai. Aus ſozialdemokrati⸗ ſchen Kreiſen hören wir, daß Dr. Breit⸗ ſcheid, der jetzt von ſeiner Reiſe aus Paris zurückgekehrt iſt, ſich bei der kommenden Re— gierung Herriot für die deutſchen Ehrenpunkte, die Freilaſſung der Gefangenen und die Rück berufung der Ausgewieſenen eingeſetzt und dafür bei Herriot und ſeinen Freunden völli⸗ ges Verſtändnis gefunden habe. Die Kabinettsverhandlungen. Berlin, 31. Mai. Wie der Berliner Lo⸗ kalanzeiger über die Kabinettsverhandlungen er⸗ fährt, dürften die Eröffnungen Breitſcheids über die Haltung des zukünftigen Kabinetts Herriot einer deutſchen Linksregierung gegenüber für die nächſten 48 Stunden in den Verhandlungen zur Löſung der Kabinettskriſe eine gewiſſe Rolle ſpie⸗ len. Die Lage ſei im Augenblick noch völlig un— durchſichtig. Es ſtehe dahin, ob Marx mit ſei⸗ ner Anſicht, nach dem Scheitern der Verhandlun⸗ gen mit den Deutſchnationalen andere Wege zu einer Kabinettsbildung zu beſchreiten, oder der Abg. Dr. Scholz mit ſeiner Anſicht durchdringen wird. Eine Wirth'ſche Kvalition? Berlin, 30. Mai. Ein parlamentariſches Nachrichtenbüro verbreitet zur Frage der Regie rungsbildung eine Reihe von Gerüchten, die, wie es allerdings bemerkt, auf ihre Richtigkeit noch nicht nachgeprüft werden konnten, da von den Nächſtbeteiligten die Verhandlungen vertraulich geführt werden. Das Büro meldet, daß im Falle des Scheiterns aller bürgerlichen Kombinationen die Wirth'ſche Koalition in den Bereich der Mög⸗ lichkeit trete, ohne daß dabei die Perſönlichkeit Wirths als Führer der Koalition gemeint zu ſein brauche. Der Koalition aus Zentrum, Deut⸗ ſcher Volkspartei und Demokraten dürften die Sozialdemokraten nicht abgeneigt ſein. Es wur⸗ den aher von ihnen weder Beratungen darüber gepflogen, noch iſt man von anderer Seite mit dem Antrag an ſie herangetreten. Eine ſolche Regierung würde eine Minderheits regierung ſein, der, well ſie ſich im Reichstag nicht durch⸗ ſetzen könnte, nichts anderes übrig bliebe, als den Reichstag aufzulöſen und mit der Parole „Für oder gegen das Sachverſtändigengutachten“ erneut vor died Wähler zu treten. In dieſem Falle bliebe aber noch der Ausweg, daß nach dem ſozialdemokratiſchen Antrage der Volksent⸗ en orden, daß er nunmehr ein deutſchnationalen Fraktion, * als ſcheid herbeigeführt werde, um die Zweidrittel⸗ mehrheit im Reichstag zu erſetzen.„„ Sodzialiſten) zu Herriot 1 und die Sozialiſten. Gegen eine Zuſammenarheit mit Millerand. Paris, 31. Mai. Herriot, der ge⸗ ſtern nach Paris zurückgekehrt iſt, hatte am Nachmittag eine längere Beſprechung mil Painleve und Leon Blum, zu der ſpäter noch andere Politiker des Linksblocks zugezo⸗ gen worden ſind. Morgen abend tritt unter ſeinem Vorſitz das Exekutivkomitee der Ra⸗ dikalen und Radikalſozialen Pa r⸗ t e i zuſammen. Dem„Oeuvre“ zufolge wird Herriot im Anſchluß daran in einem offiziel⸗ len Schreiben die ſozialiſtiſche Parte i zum Eintritt in das von ihm zu bildende Ka⸗ binett auffordern. Am Sonntag treten ſämt⸗ liche Abgeordnete des Kartells der Linken (Radikalſoziale, Republikaniſche Sozialiſten u. einer gemeinſamen Beſpre⸗ chung zuſammen, auf deren Tagesordnung u. a. die Wahl des Präſidiums der neuen Kam⸗ mer und die Frage der Präſidentſchaft der Republik ſteht. Die Blätter des Linksblocks geben der Erwartung Ausdruck, daß es dabei zu einem offiziellen Beſchluß kommen wird, Herrn Millerand davon in Kenntnis zu ſetzen, daß die Mehrheit jedes Zuſammen⸗ arbeiten mit ihm ablehne. Der Kongreß der ſozialiſtiſchen Verbände des Seinedepartements hat ſich im Gegenſatz zu zahlreichen Provinzkongreſſen mit 1781 gegen 666 Stimmen bei etwa 150 Enthaltun⸗ gen gegen die Beteiligung an der Regie⸗ rungsbildung ausgeſprochen. Die angenom⸗ mene Reſolution erklärt, daß die„außerge⸗ wöhnlichen Umſtände“, von denen die Be⸗ ſchlüſſe von Paris, Amſterdam und Tour den Eintritt von Sozialiſten in ein bürgerliches Kabinett abhängig machen, durch die gegen⸗ wärtige Situation nicht als gegeben anzu⸗ ſehen ſeien, und daß die politiſche und gewerk⸗ ſchaftliche Spaltung innerhalb des Proleta— riats die Teilnahme der ſozialiſtiſchen Partei an einem neuen Block oder an einer perma⸗ nenten parlamentariſchen Koalition verbiete. Dagegen werde die Partei jede Regierung mit einem wirklich demokratiſchen Pro⸗ gramm nicht nur unterſtützen, ſondern gegen alle Manöver der Reaktion verteidigen, vor⸗ ausgeſetzt. daß dieſes Programm die Am⸗ neſtie, die Aufhebung des Ermächtigungs⸗ geſetzes, die Wiedereinſtellung der entlaſſenen Eiſenbahner, die Aufhebung der Umſatzſteuer und der Einkommenſteuer auf Einkommen un⸗ ter 12 000 Franken, eine Reform der Militär⸗ geſetzgebung, die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zu Rußland und eine auf den Sachverſtändigenbericht, ſowie die Räumung der Ruhr geſtützte Außenpolitik entbalte. Der Parteitag hat ferner einſtimmig eine Reſolution angenommen, in der erklärt wird, der Präſident der Republik, Mille⸗ rand, der ſich zugunſten der Kräfte der Re— aktion an dem öffentlichen Kampf beteiligt habe, habe dadurch die Pflichten ſeiner Stel⸗ lung verkannt. Die parlamentariſche Kammer- grupve werde deshalb aufgefordert, jedem Miniſterpröſidenten die Stimme zu verwei⸗ gern, der ſein Amt aus den Händen Mille⸗ rands entgegennehme. * Paris, 31. Mai. Gegen die Beteili⸗ gung an der Regierungsbildung haben ſich ausgeſprochen die Sozzaliſtiſche Vereinigung des Departements Unterrhein in Straß ⸗ burg und die Vereinigung des Depatements JIſere, dafür die Vereinigung des Depar⸗ tements Puy⸗de⸗Dome, und die Zereini⸗ Republik Millerand Charente Inferieure daß der Präſident der demiſſioniert. Der ge⸗ gung des Departements unter der Bedingung, ſchäftsführende Ausſchuß des republitaniſchen partements und ſozialiſtiſchen Blocks des Loire⸗De⸗ hat in St. Etienne eine Ta⸗ gesordnung angenommen, in der die Demiſ⸗ ſion des Präſidenten der Republik, Mille⸗ tand, vor der Konſtituierung des neuen Miniſteriums verlangt wird. * Morgen Demiſſion Poincares. Paris, 31. Mai. Die Regierung Poin⸗ care wird bekanntlich am kommenden Sonntag ihre Demiſſion einreichen. Die Mitglieder der bisherigen Regierung werden ſich zu dieſem Zwech vormittags 10.30 Uhr ins Elyſee begeben. Geſtern traten die Mitglieder des Kabinettg unter dem Vorſitz Millerands zu einem letzten Miniſterrat zuſammen, in dem nach einem Vor⸗ trag Poincares die laufenden Angelegenheiten deſprochen wurden. Es wurde die Veröffent⸗ lichung von neuen Sparmaßnahmen einzelnet Verwaltungszweige beſchloſſen. a ltungstechniſche Reſormen da nicht enthalten. Das neue Parlament wird am Sonntag nach⸗ mittag zu einer erſten Sitzung zuſammentreten, 2 dem die Ausloſung der verſchiedenen Büros und die Prüfung der Wahlreſultate erfolgen wird. Am Dienstag nächſter Woche wird die zweite Sitzung ſtattfinden. Früheſtens am Don⸗ nerstag kommender Woche nach der Wahl des meuen Kammerpräſidenten dürften die Verhand⸗ lungen über die Kabinettsbildung beginnen. Präſident Coolidge für einen Weltgerichtshof. Waſhington, 30. Mai. In einer Anſpra⸗ che bei den Gedächtnis⸗Feierlichkeiten auf dem Nationalfriedhof in Arlington ſetzte ſich lt. „Frkf. Ztg.“ Coolidge energiſch für den Plan Hardings und Hughes einer Teilnahme Ameri⸗ tas an einem Weltgerichtshof ein. Er perſönlich werde jede Abänderung von dieſem Plan be⸗ kämpfen, da es unwahrſcheinlich ſei, daß er ſonſt die Zuſtimmung anderer Nationen fände. Der Präſtdent betonte, daß Amerikas Beitritt zu dem Weltgerichtshof in völliger Harmonie mit der früheren Politik des Landes ſtehe. Er erklärte: „Ich bin einer von denen, die glauben, daß es beſſer für uns iſt, den Gerichtshof zu unterſtützen und jedmöglichen Gebrauch von ihm zu machen. Ich bin der Anſicht, daß dieſe Aktion Amerika größer machen wird und einen höheren und beſ⸗ ſeren nationalen Geiſt erzeugen wird.“ Im Verlaufe ſeiner Rede ſagte Coolidge inbezug auf die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung von Heer und Flotte zu Verteidigungszwecken, es würde ideal ſein, wenn die Nationen gegenſeitig Verträge zur Beſchränkung der Rüſtungen ab⸗ ſchließen würden. Rüſtungen, die nur zu Ver⸗ teidigungszwecken aufrechterhalten würden, hät⸗ ten keinen aggreſſiven Charakter. Er betonte dabei ſeinen bekannten Wunſch auf Einberufung einer neuen Abrüſtungskonferenz, ſo⸗ bald es angängig erſcheine. Der Senat wird möglicherweiſe den Vor⸗ ſchlag eines Weltgerichtshofes am Mitt⸗ voch diskutieren, aber es iſt höchſt unwahrſchein⸗ lich, daß noch in dieſer Seſſion irgend ein Be⸗ ſchluß gefaßt wird. Kleine politiſche Umſchan Zur Regierungsbildung in Bayern Die Fraktion der Bayeriſchen Volkspartei tra geſtern abend 8 Uhr zu einer Sitzung zu ſammen, in der vermutlich die Entſcheidunf über die Perſönlichkeit fallen wird, die die Partei den übrigen Fraktionen des Landtage als Miniſterpräſident vorſchlagen wird. Ii politiſchen Kreiſen verlautet, daß Juſtizrat Dr Pfleger für die Miniſterpräſidentſchaf nicht kandidieren werde. Man nennt jetzt di, Namen des früheren Reichsjuſtizminiſter Emminger und des Herrn v. Franken ſte in. —- Die Kieler Stadtverordnetenwahl ungültig. Die Stadtverordnetenverſammlung hat auf Grund eines ſozialdemokratiſchen Antrages die Stadtverordnetenwahl in Kiel für ungültig er— klärt, da Verſtöße gegen das Wahlgeſetz vorge— kommen ſeien. — Deutſchvölkiſches Schutzgeſuch um Lu dendorff. Wie der Sozdem. Parlamentsdienſt meldet, ſind deutſchvölkiſche Abgeordnete an das Berliner Polizeipräſidium mit der Bitte um Schutz für den deutſchvölkiſchen Abgeord— neten Ludendorff herangetreten. Der Bitte ſei entſprochen worden. 0 Sie liebten ſich beide. Roman von Georg Okonkowski. N(Nachdruck verboten.) ö Freiherrn über die Stirn; dann löſie er ihm die Kleider über Hals und Bruſt. Meldung tagsfraktion der? partei bei ihrem i lin ein Telegramm an Hitler zum Beginn ei iſt, wie das gleiche Blatt berichtet, von de itgliedſchaft angetragen worden. Er lehnte ſi das deutſche Volk geleiſtet habe. widmet war. — ebenfalls verſammelt, um über die Organiſa nicht mehr verſammeln. 5 dieſem Punkte eine riot bezeichnender Weiſe nicht. Revolutionäre Wirren in Albanien. Albanien ſteht vor ernſten revolutionären Wirren, da ſich die politiſche Spannung in den letzten Tagen ſehr verſchärft hat. Die Banden⸗ bewegungen in der Umgebung der Hauptſtadt nehmen beunruhigenden Charakter an. Die Regierung mobiliſiert alle wehrfähigen Män⸗ ner von 20—30 Jahre, obwohl Italien nicht direkt bedroht iſt. Nach der„Tribune“ erwägt die Regierung die Lage aufmerkſam, um ſich nicht von den Ereigniſſen überraſchen zu laſſen. — Krvaten und Serbenkönig. Der Vizeprä⸗ ſident der kroatiſchen republikaniſchen Bauern⸗ partei, Maſchek, erklärte einem Mitarbeiter der„Politika“, daß, nachdem die Monarchie das Kabinett Paſchitſch im Amte belaſſen habe, die wichtigſte Frage ſei die: Monarchie oder Repu⸗ blik? Zwiſchen den Serben und den Kroaten werde es anſcheinend nur dann zu einem Ein⸗ vernehmen kommen können, wenn vorerſt eine Verſtändigung über die Frage„Monarchie oder Republik“ erzielt ſein werde. — Am Grabe Mallinckrodts. Aus Anlaß des 50jährigen Todestages des großen Volksmannes Hermann von Mallinckrodt fand am Vortage, Sonntag, den 25. Mai, bei ſeinem Grabe im an⸗ mutigen Almetale bei Böddeken, dreieinhalb Stunden von Paderborn entfernt, eine erhebende Gedäͤchtnisfeier ſtatt— — Emminger bayeriſcher Miniſterpräſident? Bei der Bayeriſchen Volkspartei ſchweben Er— wägungen, den Reichstagsabgeordneten und Reichsjuſtizminiſter a. D. Emminger als Mi⸗ iſterpräſidenten für Bayern vorzuſchlagen. 1 * waſſer des einen Sektkühlers und legte dee t Nach Verlauf einer Minute wurde die Tür „O, nein, mein Herr, ſo entkommen Sie mir nicht!“ Der Freiherr verſuchte taumelnd zwiſchen nie Tür und Hochfeld zu treten.„Erſt werden Sie mir ſagen, wie Sie zu der Verbindung mit meinem Bruder kommen,— erſt werden Sie mir beweiſen, daß er eine Tochter hat, daß ein Teſtament exiſtiert“. Der Freiherr ſtand vor ihm in großer Erregung und mit blutumterlemfenen Augen. 170 aufgeriſſen— und Thea erſchien auf der Schwelle, hinter ihr die Freiin und ein junger bartloſer Menſch mit kurzgeſchnittenen ſchwarzen Haaren in höchſt modernem ſchwarzen Frackanzug. 9„Was iſt mit Papa?“ fragte dieſer in näſelndem Tone. „Ein Schlaganfall“, erwiderte Doktor eld. „Papa! Mein Papal“. Thea warf ſich über den Körper ihres Vaters. neuen Abſchnittes des Kampfes um Deutſchlands Befreiung begrüßt wird. Verantwortlichkeit und Treue, ſo heißt es in dem Telegramm, ſchließen wie Stahl und Eiſen zuſammen.— Adolf Hitlem e Studentenbewegung die Ehren⸗ ab mit der Begründung, daß er erſt dann dieſe Ehrung annehmen könne, wenn ſeine Landsber⸗ ger Zeit vorbei ſei und er tatſächlich e — Sitzung der Reparationskommiſſion. Die Reparationskommiſſion hat geſtern vor⸗ mittag eine Sitzung abgehalten, die der Be⸗ handlung der uungariſchen Frage ge⸗ Das Organiſationskomitee der Reichseiſenbahnen hat ſich geſtern tion der Reichseiſenbahnen zu verhandeln. Die Verhandlungen werden heute beendet ſein. Das Komitee wird ſich dann bis zum 10. Juni — Ein Interview mit Herriot. Der Pa⸗ riſer„Soir“ veröffentlicht ein Interview mit Herriot, der u. a. erklärte, die zukünftige Politik ſolle vor allem eine Politik der Demo⸗ kratie ſein. Auf die Frage, ob er glaube, daß die jüngſten Ereigniſſe in Deutſchland ſeine bisherige Haltung zur Reparationsfrage ab⸗ ändern könnten, antwortete Herriot, daß ſeine Bemühungen weiter dahin gehen werden, in eventuelle Uebereinſtim⸗ mung mit England herzuſtellen. Sofort nach ſeinem Amtsantritt werde er mit der engli⸗ ſchen Regierung diesbezüglich Verhandlungen aufnehmen. Zu der Frage des Rücktritts des Präſidenten der Republik äußerte ſich Her⸗ ird, die Frage des Fre agesordnung der Kamme GBeſchluß kommt den Wünſchen de gegen. Der Abg. Lenonier erklärte deshalb im 1 Frauenſtimmrechts in der Kammer zur Diskuſ⸗ ſion komme, werden die Liberalen die Lage prü⸗ e fen, ob ſie die Regierung weiter unterſtützen ſolle. Durch den erſten Beſchluß der Kammer iſt allerdings die erwartete Regierungskriſe noch nicht eröffnet worden, doch iſt ſie nun latent ge⸗ worden. Um die Kriſe effektiv werden zu laſſen, müßte die Kammer die Dringlichkeit des Frauen⸗ ſtimmrechts vorläufig beſchließen und vor allem einen beſtimmten Tag für die Diskuſſion der An⸗ gelegenheit feſtſetzen. Das iſt bis jetzt nicht ge⸗ ſchehen, doch wird dies für nächſte Woche erwar⸗ tet. 4— Die neuen Präſidenten des italieniſchen Parlaments. Zum Präſidenten des italieni⸗ ſchen Senats wurde Tomaſſo Tittoni ge⸗ wählt mit 209 Stimmen bei 62 Stimmenthal⸗ tungen. Zum Kammerpräſidenten wurde der I Faſziſt Alfredo Rocco gewählt mit 383 Stimmen bei 127 Stimmenthaltungen. — Die Einwanderungsbill unterzeichnet Aus Waſhington wird gemeldet, daß Präſi⸗ dent Coolidge das Geſetz über die Ein wanderungsbeſchränkung der Japaner un terzeichnet hat. Coolidge habe dabei erklärt aß, obwohl er den Ausſchluß der Japaner edauere, er das Geſetz trotzdem für eine un⸗ edingte Notwendigkeit bezüglich der Geſetz⸗ gebung für die allgemeine Einwanderung an⸗ ſehe. Wenn dieſer Ausſchluß allein die Japa⸗ ner beträfe, hätte er als eine beſondere Maß nahme erachtet werden müſſen und hätte in dieſem Falle verurteilt werden müſſen. lung Herriots inbezug auf die Anerken⸗ nung der Sowjetregierung, er habe diesbezüglich ſeine Auffaſſung geändert; an⸗ ſtatt die Anerkennung der Sowjets vom Ab⸗ ſchluſſe eines Handelsvertrages abhängig zu machen, habe er jetzt die Abſicht, die Sowjet⸗ regierung unmittelbar nach der Bildung ſei⸗ ner Regierung, und zwar bedingungs⸗ los anzuerkennen. Eine Reihe von Radikalen ſei mit dieſer Idee nicht einverſtanden, und ſie betrachten ſie als eine Konzeſſion an die So⸗ zialiſten. Nichtsdeſtoweniger werde vertrau⸗ lich verſichert, daß die Anerkennung der Sow⸗ letregierung durch Frankreich ſpäteſtens zum ſiſche Regierung werde daraufhin ein Tele⸗ gramm nach Moskau ſchicken und nennt als Mitglieder dieſer Kommiſſion die zwei Depu⸗ tierten Moutert und Profeſſor Lowy von der Univerſität Lyon, ferner den Sekretär Her⸗ riots, Daladier. Eine Sowjetdelegation werde ebenfalls nach Paris kommen. Später werde in Paris eine franzöſiſch-ruſſiſche Kon⸗ ferenz ſtattfinden, um die Streitfragen zu regeln. — Ankauf der Bagdadbahn durch ein ameri⸗ kaniſches Konſortium. Nach einer Meldung des „Newyork Herald“ aus Waſhington haben der Vorſitzende des Aktionsausſchuſſes, der zur Un⸗ terſuchung der Verhältniſſe der Bagdadbahn ein⸗ geſetzt war, Woodhouſe und der frühere amerikaniſche Geſandte bei mehreren Balkanſtaa⸗ ten Anowles dem Handelsminiſter Hoover einen Plan betreffend Ankauf der Bagdadbahn durch die Bagdad⸗American Development Co. unterbreitet. Namen der Liberalen, wenn die Frage des — Vor der Anerkennung der Sowjetregie⸗ rung durch Frankreich. Der Pariſer Korre- ſpondent der„Times“ berichtet über die Stel⸗ chungsrichter g 1 D e⸗ ben habe. Dann kam der Geheime Meotzinalral Tr. Störmer zur Erſtattung ſeines Gutachtens te zu Wort. Was den Geiſtes zzuſtand Thormanns betreffe, ſo ſei Thormann nicht als geiſteskrank zu bezeichnen. Er habe einen ſehr ſchweren Unfall erlitten, der aus ihm einen völlig veränderten Menſchen machte. Thor⸗ mann ſei ſeinerzeit mit dem Motorrad ſchwer ge⸗ ſtürzt und habe dabei einen Schädelbruch und eine ſchwere Gehirnerſchütterung davongetragen. Thormann ſei ein minderwertiger Menſch, jedoch nicht unzurechnungsfähig im Sinne des 8 51. Auf eine Frage des Verteidigers gab der Sach⸗ verſtändige an, daß der Attentatsplan in urſäch⸗ lichem Zuſammenhang mit dem ſchweren Un⸗ fall des Angeklagten beſtanden haben könne. Ue⸗ ber den Geiſteszuſtand Grandels ſei zu ſagen, daß er, abgeſehen von einer Herzkrankheit, Sympto⸗ me von Hyſterie zeige. In der Familte habe Grandel ſchwere ſeeliſche Erſchütterungen erlebt. Seine erſte Ehe ſei geſchieden, ein Kind von ihm in einem Bach, der durch ſeinen Garten ging, er⸗ trunken. Seitdem habe ſich ein gewiſſer Aber⸗ glauben bei dem Angeklagten ausgebildet. Gran⸗ del befaſſe ſich auch mit okkultiſtiſchen Dingen und behauptet, daß von Thormann ein gewiſſer Zwang auf ihn ausgeübt worden ſei. Früher habe Grandel niemals eine Selbſtbezichtigung gegen ſich ſelbſt erhoben. Solche Selbſtbezichti⸗ gungen kämen meiſtens bei Schwachſinnigen vor, zu denen Grandel auf keinen Fall zu rechnen ſei. Irgend eine Geiſtesſtörung liege bei Gran⸗ del nicht vor. 125 Der Thormann⸗Krozeß,. Berlin, 30. Mai. In dem bekannten Attentatsprozeß gegen Thormann und Genoſ⸗ ſen wurde heute mitgeteilt, daß die Verneh⸗ mung General von Seeckts erſt am Samstag erfolgen werde. Es wurde hierauf der Haupt⸗ belaſtungszeuge von Tettenborn vernommen. ettenborn iſt 27 Jabre alt und auf. der üro der Jugendorganiſation der Freiheits⸗ partei beſchäftigt. Er ſagt aus, daß Thormann am 4. Januar 1924 auf das Büro der Frei⸗ heitspartei gekommen ſei, mit dem Verlangen, Wulle zu ſprechen. Er habe ihn jedoch hinaus⸗ gedrängt, da dies die Arbeitsmethode gewiſſer Hochſtapler ſei, die prominente Perſonen an⸗ m gingen, um mit ihnen etwas zu beſprechen, um 10. Juni durchgeführt ſein werde. Die franzö⸗ 1 0 ſpäter in weiteren Kreiſen auf dieſe zu berufen. Er habe dann in einem kleinen Nebenzimmer geſprochen. Thormann habe ſich gegen Gene⸗ ral von Seeckt wegen der Behinderung der nationalen Organiſationen beklagt. Am Nach⸗ mittag des gleichen Tages habe ihm Thor⸗ mann mitgeteilt, er komme aus München mil dem Auftrage zur Ermordung Seeckts und er, Tettenborn, habe ihm dabei zu helfen. Der Vorſitzende machte den Zeugen darauf auf⸗ merkſam, daß er von dieſer wichtigen Tat⸗ ſache in der Vorunterſuchung nichts geſagt habe. Auf Antrag wird daraufhin der Unter⸗ ſuchungsrichter erneut als Zeuge geladen. Tet⸗ ſenborn ſagt weiter aus, er habe ſich von An⸗ fang an die Frage vorgelegt, ob Thormann ein Lockſpitzel ſei. Un ſich zu decken, habe er in einem verſiegelten Brief eine Darſtellung ſeiner Unterredung mit Thormann aufgezeich⸗ net, die er durch den Major Vilbert beim Reichslomiſſar für öffentliche Ordnung babe ſich dann Perſönlichkeiten mit Thormann der man in der nächſten Zeit hoffentlich auf di Spur 5 8 1 0 B e In ſeinem Arbeitszimmer auf der Chaiſelongue lag der Freiherr; er konnte ſich nicht heimlich 80. rüber freuen, wie die Gäſte ſein Haus wieder ver⸗ 15 90 und die Wagen. denn er war noch immer von tiefer Bewußtloſigkeit umfangen. Doktor Hochfeld und der eiligſt bie dene Hausarzt, Sanitätsrat Breitenfeld, waren effrig um den Kranken bemüht; Thea hielt getreulich an 1 0 U 5 u and 1 Freiin einen Ner⸗ enanfall erlitten umd ſich auf ihr Zimmer zurückziehen mußte. 1 halbentlaubten Bäume ſtreckten ihre in den Nachthimmel hinein. 5. einer Anhöhe blitzten die Li hofs. Als er dieſen erreicht hatte Widerwillen dagegen, ſich jetzt uter fremde Men⸗ ſchen zu miſchen; er wollte mit ſeinen Gedanken allein ſein und beſchloß, den langen, Weg nach dem Weſten 5 05 Was er zu tun hatte, war ihm klar vorgezei net. Er mußte vor allem n dringen, 90 Ne Brücke des Bahn⸗ er einen a einſamen im's zu Fuß zurückzu⸗ erklärt. 1 rma viel Geld geben laſſen, um ſeine eſtzuſtellen, denn er habe gewußt, daß Thor⸗ mann völlig mittellos ſei. Bis zum 15. Jan. habe Thormann Das wird das Gericht Ih bewei Herr 1 Ihnen beweiſen, Harr 5 me Tü Gaiden. Aber geben Ste mir bitte die Tir 99810 Rahmen der Tür wurden noch mehrere Noch bevor der Freiherr zum Bewußtſein zu⸗ Doktor Hochfeld fürchtete bei Freiherrn das Schlimmſte. „Ich bim verloren, ich bin verloren!“ ſtöhnte Nr. wollte Hochfeld aus dem Wege treten, aber hie Kraft hatte ihn verlaſſen; ſeine Züge nahmen lötzlich den Ausdruck einer vollſtändigen Starv⸗ it an, die Augen verdrehten ſich, daß man mer das Weiße derſelben ſah, und mit einem ſtöhnenden antt drohte er umzuſinken. g Doktor Hochfeld fing ihn n ſeinen Armen auf. Dit Mühe bettete er den ſchweren, faſt lebloſen Rörper auf eine Chaiſelongue und ſtellte ſofort ſt, daß eint Schlaganfall den Freiherrn getroffen tte. Die andauernden ſeeliſchen Erregungen der tzten Tage, der übermäßig genoſſene Champagner, heftige erſchütternde Wechſel von höchſter dende zur tiefſten Hoffnungsloſigkoit hatten Anſcel. hervorgerufen. ö Vollſtändig vatlos ſah Doktor Hochfeld ſich einen Augenblick um. Dieſe Lage war wohl die pein⸗ lichſte, in die er je geraten konmte, denn er ſchnſt maß ſich die Schuld an dem Ausbruch der Krant⸗ heit zu. Was ſollte er der Familie ſagen! neben zwang ihn ſeine Pflicht als Arzt, ſofoct eim⸗ ee und die nötigen Anordnungen für den mken zu treffen. Er blingelte daher laut und durchdringend nach dem Diener, und als dieſer eilfertig herbellam, be⸗ er ihm, ſofort die Familie zu benachrichtigen, E ein Unfall betroffen 5 ud der verblüffte Diener hinausſtürzte, Doktor Hechſeld eine Serviette in das Eis⸗ dem Zuſtande des ö ö aud Zeugen eines neuen, öpfe ſichtbar,— Leiningen und die Angehörigen der Familie, die ſich über die Aufſchiebung der Verlobung noch nicht beruhigt hatten und jetzt erſchütternden Ereigniſſes wurden. 1 e 11. Kapitel. Es war ein aufgeregter Abend für das freiherr⸗ liche Haus. In ununterbrochener Reihenfolge rollten die Equipagen heran und hielten vor der Freitreppe. In ſeidenen Gewändern, blitzenden Uniformen ſtiegen die vornehmen Gäſte zum Veſtihül empor, wo ſie von dem Sohne des Hauſes, Anatol von Lettau, in Empfang genommen wurden, der ihnen immer in demſelben monotonen Tonfall die Mil teilung machte, daß das Verlobungsfeſt leider nicht ſtattfinden könne, da ſein Vater plötzlich ſchwer er⸗ krankt ſei und zwar aus Schmerz über die Todes⸗ nachricht ſeines Bruders. Das klang ſo glaub⸗ würdig und pietätvoll, und Anatol verſtand es mit einem gewiſſen diskreten Schmerz vorzutragen, daß die Gäſte allgemein die traurige Schickſalsfügung unendlich bedauerten, unter Ausdrücken der 9285 lichſten Teilnahme wieder die Treppe hinunter⸗ liegen, nach ihren Kutſchen rieſen und dann lang⸗ am wieder aus dem releuchteten Vorgarten der Zilla hinausfuhren, um unterwegs noch lange und eindringlich das. Ereignis zu beſprechen. Und es gab inſofern einen ganz beſonders inter⸗ eſſayten Geſprächsfloff ab, da man bisher nie et⸗ was von einem Bruder des Freiherrn gehört und hing rückkehrte, hielt Hochfeld es für angemeſſen, ſich zu entfernen. Er fürchtete mit Recht, daß bei ſeinem Anblick der Kranke aufs neue in Aufregung ge⸗ raten und der Anfall ſich wiederholen könnte. Er ſchützte dringende, unaufſchiebbare Pflichten vor und erbot ſich zur Unterſtützung des Samitätsrates einen Kollegen zu ſenden, was akzeptiert wurde. Dann verabſchiedete er ſich von Thea, die ganz und gar von der Fürſorge um ihren Vater in Anſpruch N 99 doch N Wir werden ſie! wiederſehen?“ fragte ſie zerstreut. Hochfeld nickte nur 115 116 1 Im Veſtibül entfernten ſich eben einige Grup⸗ pen der Gäſte. Anatol gab ihnen bis zur Treppe das Geleit. Als er ſich umwandte, ſtand er Hoch⸗ feld e 5 „Sie wollen gehen, Herr Doktor?“ fragte er. Und auf deſſen bejahende Bewegung fr er fort:„Verzeihen Sie, aber Sie können ſich den⸗ ken, daß mir als Sohn des Hauſes ſehr viel daran liegt, über die Urſache der plötzlichen Erkrankung meines Vaters Näheres zu erfahren. Da mein Vater nun in abſehbarer Zeit die gewünſchten Erklärungen kaum geben können wird, Sie aber den Urſachen zweifellos nahe zu ſtehen ſcheinen, ſo haben Sie gewiß die Güte, mir Ihre Woh⸗ nung anzugeben, damit ich mir die Aufklärungen morgen von Ihnen holen kann.“ 7 Newiß, Sie ſollen alles erfahren, hier— bitte 5 Hochfeld reichte dem jungen Freiherrn ſeine R grüßte kühl und 5 15 0 Stumm und geſehen hatte; es mußte da alſo irgend ein Ge nis vorliegen, irgend eine kleine Skandalge das Vermögen, welches dem Freiherrn Eberhe von Lettau im Prozeß zugeſprochen war, dem Beſitz ſeines Bruders entzogen und unbedingt ſi⸗ chergeſtellt wurde, damit es nicht auf irgend eine Weiſe beiſeite geſchafft werden konnte. Er ver⸗ trat ja die Rechte der Tochter des Erblaſſers und durfte keine Rückſicht walten laſſen. dieſe Maßmahnten den vollſtändigen Ruin des freiherrlich Joachim'ſchen Hauſes mit ſich Saen e war ihm klar und doppelt ſchwer 5 157 5 205 Bürde, 0 500 das 1 8 alten 9 rn aufer 5 die 5 5 8 Erkran des u 80 en vuders unwillkürlich das Mitleid für milie erhöhen mußte. Was ſollte aus ihnen werden? Wo ſollte der ſchwer erkrankte Mann eine Zufluchtsſtätte ſu⸗ chen? würde die an Luxus und Ver⸗ pe denden die did che Versedernng ener 1 0 Verhältniſſe hinnehmen und vor allem— was ward aus Theaꝰ 9 Sie hatte ihm ſo deutlich zu gegeben, ee 1 ede wäre, — 1* Glückes ſie vor ihm geöffnet ücke über deſſen namenlose Seligkeit er ſich keine Re⸗ chenſchaft zu geben wagte, und nun mußte i eigener Hand alle dieſe leiſen Hoffnungen zerſtö den kaum vor ihm aufgetauchte nennbarer Wonnen zertpi , ee in at und Fehn ind gend lag die Allee da, die nach b Were führ 80 4 ſtenborn möglicht von Geldquelle 5 ihm geſagt,„muß General v. Seeckt unbedingt fallen, ſonſt iſt die geplante roße anderweitige Unternehmung nicht mehr gusführbar.“ Am Tage vor der Verhaftung Thormanns ſei Tettenborn von Thormann in eingeladen worden. Er habe zur Ausführung ber Tat gedrängt. Tettenhorn teilte mit, daß General v. Seeckt gebeten worden war, an dem fraglichen Tage nicht im Tatterſall zu 9 1 da man nicht wußte, ob vielleicht noch! eine zweite Kolonne zu ſeiner Ermordung an⸗ f geſetzt worden ſei. Auf eine Frage des Gene⸗ kalſtaatsanwalts berichtet der Zeuge, daß die Perſönlichkeit, die geraten habe, Juſtizrat Claß aus dem Spiele zu laſſen, Graf Revent⸗ low geweſen ſei. Die Frage des Rechts⸗ anwalts Dr. Sachs, ob dem Zeugen bekannt ſei, daß bei der württembergiſchen Tſcheka ebenfalls ein Plan zur Ermordung des Gene⸗ rals von Seeckt beſtanden habe, verneint der Zeuge. Tagung. des deutſchen Handwerks Berlin, 31. Mai. Eine offizielle Ta gung des Reichsverbandes des d aht lich an Handwerkes begann am 28. Mat 0 Reichswirtſchaftsrat. Nachdem der Vorſitzende FFF 0 — Heim und S Eingabe der Zentrumsfraktion des Reichs⸗ tages zus Forderung des Weinbaues. Berlin, 30. Mai. Die Zentrumsabge⸗ ordneten Hofmann⸗Ludwigshafen, Kaas und) Guerard des Reichstages haben folgende In⸗ terpellation eingebracht: 5 Der deutſche Weinbau befindet ſich in einer ſchweren, von Tag zu Tag bedroh⸗ licher werden Kriſis, die alle früheren Perio⸗ den wirtſchaftlichen Niederganges dieſes be⸗ N Berufsſtandes in den Schatten tellt. Die Urſachen dieſer bellagenswerten Er⸗ ſcheinung ſind vielgeſtaltig. Sie ſind in letzter Zeit in verhängnisvoller Weiſe verſtärst wor⸗ den durch die von der Reichsregjerung geüble Praxis bei der Zulaſſung von Auslandswei⸗ nen. Mit vereinzelten Maßnahmen kann der deutſche Weinbau, der durch die Inflation u. die Mißernte des Jahres 1923 ſeine Betriebs⸗ mittel verloren hat, der durch einzelne Be⸗ ſtimmungen des Weingeſetzes in der rationel⸗ len Ausnutzung der Rebenprodukte behindert iſt, deſſen beſonderen Verhältniſſen in den be⸗ ſtehenden Steuergeſetzen nicht hinreichend Rechnung getragen wird, gegen die ſeine Exi⸗ ſtenz bedrohenden Gefahren nicht wirkſam ge⸗ ſchützt werden. Es iſt daher Pflicht derReichs⸗ regierung, gemeinſam mit den deutſchen Wein⸗ bauorganiſationen ein durchgreifendes Ak⸗ tionsprogramm aufzuſtellen und ſeine Durch⸗ fübrung mit tunlichſter Beſchleunigung zu be⸗ treiben. Zu dieſem Zweck erſcheint es notwen⸗ dig, wie früher bei der Beratung des Wein⸗ geſetzes auch jetzt ein Weinkonferenz zu beru⸗ fen, die außer den Vertretern der zuſtändigen Miniſterien des Reiches und der weinbau⸗ betreibenden Länder Vertreter der Reichsbank und der Preußiſchen Zentralgenoſſenſchafts⸗ kaſſe, Vertreter der Winzerorganiſationen der verſchiedenen Weinbaugebiete, ſowie des Weinhandels, ferner die in den Weinbau⸗ gebieten gewählten Reichstagsabgeordneten angehören. Wir fragen daher: f a Iſt der Reichsregierung dieſe die Lebensfähigkeit des deutſchen Weinbaues aufs äußerſte bedrohende Notlage in ihren Ur⸗ ſachen und Auswirkungen bekannt? Welche Maßnahmen hat die Reichsregie⸗ rung ihrerſeits zur Abwendung dieſer Gefah⸗ ren in Ausſicht genommen und wie denkt ſie ſich deren ſchnelle und wirkſame Durchfüh⸗ rung? ft die Reichsregierung bereit, die Ein⸗ berufung einer Weinkonferenz zwecks gemein⸗ ſamer Ausarbeitung eines einheitlichen Ak⸗ tionsprogramms zur Rettung des deutſchen Weinbaues unverzüglich in die Wege zu lei⸗ ten? 00 Eine neue Raupenplage in den Obstbäumen. Mit Schrecken entdeckt der Obſtbaumbeſitzer beim Ueberſchauen ſeiner Obſtbäume, daß trotz der peinlichſten Genauigkeit, mit der er im Win⸗ ter ſeine Raupenneſter entfernt und vertilgt hat, Steuergeſetze, len Belange an niſſe eintreten werde. Des weiteren ſchulde die Reichsregierung dem Handwerk Freiheit der Wirtſchaft. ing werde hoffentlich bald zum Abſchluß kommen. Der preußiſche Handelsminiſter“ Siering regierung. Meuſch, werks⸗ und Gewerbekammertages. Er behan⸗ delte die Stellung und Bedeutung des Hand⸗ werks im Rahmen der deutſchen Geſamtwirt⸗ chaft. In der abgelaufener Zeit ſeien die Le⸗ gen beiſammen ſitzen, leicht und einfach; ng, di ei ſowie die Anpaſſung der ſoz die gegenwärtigen Verhält⸗ Die Reichshandwerksordnung berbrachte Grüße der preußiſchen Staats⸗ Als erſter Referent ſprach Dr. Generalſekretär des deutſchen Hand⸗ bensintereſſen des gewerblichen Mittelſtandes ſowohl in der Geſetzgebung wie in der Ver⸗ waltung nicht genügend berückſichtigt worden. Das Handwerk ſei bliebener Teil der Induſtrie, ſondern ein felb⸗ ſtändiger Berufsſtand mit erheblicher vroduktionspolitiſcher Bedeutung. Die Nenten⸗ bank habe zwar dem Handwerk eine Belaftung gebracht, aber keine Meteiligung an der waltung und keine Milderung ſeiner Kredit⸗ keinesweas ein zurückge⸗ eigene! Ver⸗ ot. Zur Behebung der Ueberganasſchwierig⸗ keiten der Kreditaenoſſenſchaften ſei aber ſtaat⸗ liche Hilfe unerläßlich. Das Handwerk wolle nit der Idee der Berufsſtandespolitik nicht das frei Spiel der Kräfte aus 19 1 ausſchalten, ſondern lediglich den Kampf alle! z 11 5 b gegen elle auf rein egoſſtiſcher Grundlage ein: duß ert binigen Jinsſa gergeneten ſchränkon. Von Aufſtellung Teilen des Hondmerks ſei die einer eigenen Berufspartei 5 0 Geſellſchaſten an den Aſtvergabelungen niederlaſ⸗ ſen, von wo aus ſie ihre Raubzüge auf die Blät⸗ Ihre Bekämpfung iſt, da ſie beſonders in der Frühe in größeren Men⸗ man zerdrückt ſie mit einem Lappen, welchen man, für größere Bäume an einer Stange befeſtigt. ter unternehmen. Kahlfraß der Stachelbeerſträucher? Gar mancher Gartenbeſitzer nimmt zur Zeit mit Schrecken wahr, daß ſeine Stachelbeerſträu⸗ cher von innen heraus von Tag zu Tag kahler werden, ſo daß an ihnen nach kurzer Zeit nur noch kleine, grüne, unreife Früchte hängen. Hier treibt ein geführlicher Schädling, die Raube der Stachelbeerblattweſpe ihr Unwe⸗ ſen. Sie iſt eine etwa anderthalb bis 2 Zenti⸗ meter lange Larve, von gelblichgrüner Farbe, kleinem ſchwarzen Kopf und hat auf der Ober⸗ ſeite des Körpers zahlreiche Punkten. Die Pup⸗ pen dieſer Larven überwintern zwiſchen zuſam⸗ mengerollten Blättern im Boden. Sobald die Frühlingsſonne wärmer ſcheint, kommen aus den Puppen die Weſpen hervor, legen ca. 150 Eier auf die untere Seite der Stachelbeerblätter ab, aus welchen nach einiger Zeit die Larven her⸗ ausſchlüpfen und ſofort ihren gefährlichen Fra beginnen. Sind die Raupen ausgewachſen, dann laſſen ſie ſich zur Erde fallen, bilden einen Co⸗ con,(papierähnliches Säckchen) und verpuppen ſich. Nach etwa 4 Wochen ſchlüpfen ſchon wie⸗ der neue Weſpen heraus, die wiederum ihre Eier ablegen, ſo daß alſo eine zweite Generation entſteht. Ende Juli— Anfangs Auguſt begin⸗ nen dieſe Schädlinge ihr Werk zum zweitenmale. Eine Bekämpfung dieſer Plage iſt alſo, im Hin⸗ blick auf die große Gefahr, die den Stachelbeer⸗ ſträuchern durch die ungeheuer große Vermeh⸗ rungmöglichkeit droht, unbedingt notwendig. Die Maßnahmen hierzu ſind verſchieden. Am ſicher⸗ ſten wirkt das Ableſen und Töten der Larven. Zu dieſem Zwecke lege man unter die Sträucher ein ſtarkes Papier, ſchüttle am frühen Morgen dieſelben tüchtig aß und vertilge die herunterge⸗ fallenen Raupen. Gut bewährt hat ſich ferner das Beſtäuben der Sträucher mit Staubkalk, Ta⸗ baksſtaub oder Thomasmehl am taufriſchen Mor⸗ gen. Ferner das Spritzen mit Quaſſiaſchmier⸗ ſeiſenlöſung. Dieſelbe wird folgendermaßen her⸗ geſtellt: In 1 Liter warmem Waſſer löſt man 300 Gramm Schmierſeife auf und fügt dann noch 9 Liter kaltes Waſſer hinzu. Dazu gebe man noch 20 Gramm Nikotin⸗Quaſſia⸗Extrakt, welches in Drogerien erhältlich iſt. Es ſei neben⸗ bei bemerkt, daß dieſes Mittel mit gutem Erfolg auch gegen Blattläuſe angewendet werden kann. Beim Auftreten der 2. Generation, wenn die Früchte bereits abgeerntet ſind, kann auch ein Beſpritzen mit Uraniagrün vorgenommen wer⸗ den. Zur Bekämpfung der 1. Generation wagt man dieſe Uraniagrünbeſpritzung nicht zu emp⸗ fehlen, weil das in dem Uraniagrün enthaltene Arſengift lange an den Früchten klebt und beim Genuß derſelben nachteilige Folgen in geſund⸗ jetzt an den Aſtvergabelungen ganze Klumpen Raupen, die ihn bei ſeiner Ankunft mit lebhaften Geſtikulationen begrüßen. Verwundert fragt er ſich, woher auf einmal dieſe Klumpen Raupen kommen, nachdem er doch ſeine Bäume von den Raupenneſtern ſo gründlich geſäubert hatte, er kann ſich das Rätſel nicht löſen. Die Löſung iſt einfach. Es ſind das Raupen, die bei der Rau⸗ penbekämpfung im Winter nicht gut zu entdeclen waren, da ſte nicht wie Goldaſter⸗ oder Baum⸗ weißlingsraupen im Larpenſtadium, ſondern im Elſtadium überwintern. Es ſind die Raupen des Ringelſpinners, deren Schmetterlinge ihre Eier ringförmig ſeſt verkittet, nebeneinander um einen jüngeren Zweig herumlegen. Bei warmem r ſchlüpfen die jungen heitlicher Hinſicht, beſonders hei empfindlichen Naturen entſtehen könnten. Die Herſtellung der Uraniabrühe geſchieht wie folgt: Man knetet. tüchtig 100120 Gramm Urantagrün mit etwa 500 Gramm gelöſchtem Kalt zu einem Brei zu⸗ en und verdünnt dieſen Brei(langſam) mit 100 Liter Waſſer. Reim Spritzen iſt zu be⸗ achten, daß man die Flüſſigkeit in der Spritze öfter ſchüttelt und fein verſtäubt. Es ſei darauf hingewieſen, daß Uraniagrün ein ſehr ſtarkes Gift iſt und beim Umgang mit demſelben größte Vorſicht geboten erſcheint. Vorbeugend gegen das Auftreten der Stachelbeerblattweſpe hat das Zwi⸗ ſchenpflanzen ſchwarzer Johannisbeerſträucher zwiſchen die Stachelbeerſträucher gewirkt. Der eigenartige Geunch derſelben hält die Blattweſpen ſen aus dieſen Eiern längs den Ae ſten oder Zweigen] ſe nd verhindert ſo Rinsbeſondere gende Forderung gerichtet werden, innerhalb einer Weiſe, „ lange, weiße Fäden ſpinnen und ſich in größeren f das Ablegen der Eier würde den au nur noch verſchärf werk endlich die von ibm verfangte, leiſtungs, rauf fähige, geſchloſſene Fachorganiſation. Alsdann ſprach Generalſekretr Hermann ⸗Berlin iber das Handwerk in der deutſchen Wirt⸗ ſchafts⸗ und Finanzpolitik. Wenn das Hand⸗ werk die Mährungspolitik des Reichswirt⸗ ſchaftsminiſteriums u. der Reichsbank grund? ſätzlich billige in der Erkenntnis, daß jedwede Art von Inflation vermieden werden müſſe, eine Kreditinflation, müſſe gleichzeitig aber an die Reichsbank die drin; der feſtgelegten Kreditmenge zugunſten ded Handwerks bezw. ſeiner Kreditgenoſſenſchaf ten eine beſſere und gerechtere Verteilung ſo⸗ fort eintreten zu laſſen. Sidelungen für abgebaute Beamte Berlin, 30. Mai. Nachdem die Beam⸗ tenſiedlungsverordnung vom Reich geſchaffen war, ſind jetzt erhebliche Mittel zur Durchfüh⸗ rung der Verordnung für die abgebauten Be⸗ amten zur Verfügung geſtellt worden. Die Poſtverwaltung hat für die abgebauten Be⸗ amten 5 Millionen Mark, das Reichsverkehrs⸗ miniſterium 75 Millionen Mark, das Reichs⸗ finanzminiſterium für die übrigen Reichs⸗ beamten 4 Millionen Mark gegen einen Durch dieſe Mittel, in Verbindung mit den Mitteln aus der Hauszinsſteuer, die durch die Gemein⸗ den uſw. zur Verfügung geſtellt werden, iſt die Finanzierung von Siedlungen für abge⸗ baute Reichsbeamte ſichergeſtellt, und zwar in daß eine wirtſchaftliche Beſſer⸗ ſtelluna der Beamten gewährleiſtet wird. 4 Aus Nah und Fern. Bensheim a. d. B., 30. Mai. Der Stadtrat von Bruchſal mit ſeinem Oberbürgermeiſter macht alljährlich einen Ausflug in eine ihm in⸗ tereſſierte Stadt, und ſo hatte Bensheim die Ehre, die Herren im vorigen Jahre begrüßen zu dürfen. Auf Einladung hin begaben ſich am letten Samstag Bürgermeiſter Dr. Angermeier Beigeordneter Krenkel und die Mehrheit der Stadtverordneten von Bensheim zum Gegenbe ſuch nach Bruchſal. Am Bahnhof von Bruchſal ö wurden ſie von Oberbürgermeiſter Dr. Meiſter und einer Anzahl Stadträte herzlich begrüßt und begaben ſich in das Innere der Stadt zur Beſich⸗ tigung der Sehenswürdigkeiten. Godelhauſen b. Kuſel, 30. Mai. Hier ſuchte und fand die Frau des Bahnangeſtellten Heinrich Jakob, die ſeit Monaten krank iſt, den Tod im an. 5 Mannheim, 30. Mai. Geſtern nachmittag ge⸗ gen 4 Uhr wurde die in den 40er Jahren ſtehende⸗ Ehefrau des Wirts Ludwig Maiſchle in Sandho fen am neuen Krankenhaus von einem Straßen, bahnwagen überfahren und getötet. Die Frau war nach rückwärts vom Wagen abgeſtiegen und unter den Anhängewagen geraten. Köln, 30. Mai. Ein Flugzeug der Inſton⸗ Aire⸗Kompany, das den Verkehr zwiſchen Köln und London regelt, iſt an der belgiſchen Küſte zwiſchen Oſtende und Zeebrügge abgeſtürzt und völlig verbrannt. Der Flieger ſelbſt kam mit leichten Verletzungen davon. Deutſcher Juriſtentag. Heidelberg, 31. Mai. Laut Tageblatt wird der Deutſche Juriſtentag in der Zeit vom 11. bis 13. September in Heidelberg ſtattfinden. Eine Entſchlieſſung des Deutſchen Beamten⸗ bundes zur neuen Beſoldungsordnung. Berlin, 30. Mai. Am Freitag Mittag hatte der Deutſche Beamtenbund die Vertreter der Groß⸗Verliner Preſſe zu einer Beſprechung ein⸗ geladen, um Gelegenheit zu haben, der Oeffent⸗ lichkeit die Stimmung in den Beamtenkreiſen zu ſchildern. Eine Rednerin ſagte, die Regie⸗ rung bätte die Organiſationen mit ihrem Vor⸗ ſchlag, der für die unteren Gruppen eine Erhöh⸗ ung von 17 Prozent und für die oberen eine ſolche von 70 Prozent vorſehe, vor eine fertige Tatſache geſtellt. Gegenüber dem Friedensver⸗ hältnis 1 zu 5,5 beſtehe heute ein Unterſchied in der Beſoldung der unteren und oberen Gruppen zu 1 und 7. Dieſe Politik ſei nicht zu billigen, denn gerade der untere Beamte. den die Not be⸗ kanntlich am meiſten drücke, hätte eine größere Erhöhung erhalten müſſen als der obere Beamte. Auch andere Redner ſprachen ihre Unzufrieden⸗ heit aus. In einer Entſchließung wurde die Neuregelung ſcharf kritiſtert und eine gerechtere Beſoldung der Beamten verlangt. 6 Proteſtverſammlung in Mannheim. Mannheim, 31. Mai. Die am 26. Mai in Mannheim tagende Vertreterverſammlung det Gewerkſchaft Deutſcher Eiſenbaſner, der Deut⸗ ſchen Finanzbeamtengewerkſchaft, der Deutſchen Poſtgewerkſchaft und des Zentralverbandes der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und Verwal⸗ tungen(Beamtenabteilung) des Bezirks Unter⸗ baden hat zu der erfolgten Neuregelung der Be⸗ amtengehälter Stellung genommen und in einer Reſolution gegen die Neuregelung proteſtiert. Sie verlangen mit Nachdruch Verminderung der Spannung zwiſchen der Beſoldungsgruppe 1 und 32 1 N 1 * eee Untragbarr Hochſchulgebühren. Berlin, 31. Mai. Die Vertreter ver preu. ziſchen Studentenſchaft veranſtalteten geſtern eine Proteſtkundgebung gegen die untragbaren Hoch⸗ ſchulge bühren. Rechtsentwicklung der Deutſchen Allg. It 1 tin, 31. Mai. Die d. bh 1 inſofern, N wird, daß die Zeitung nunmehr ins deutſch nationale Lager hinübergewechſelt iſt. f antwortlich zeichnet nach wie vor Antrag in der Frage Gehalts des. wurde mit 300 gegen 252 Stimmen a bge⸗ lehnt.. Unterſtützung der Liberalen von 48 Stimmen erhalten. i ihr utigen Morgenausgab ender Stelle eine Aufforderun geweſenen leichsaußenminiſter mann“, aus eigenem Entſchluß da⸗ u verzichten, in das neu zu bildende Ka⸗ 5 als Miniſter zurückzutreten. Die politi⸗ ſche Situation durch ſein Weiterverbleiben im mte würde außerordentlich ſchwer belaſtet werden. Das Intereſſe des Vaterlandes mache es erforderlich, daß Streſemann dieſe Schwie⸗ rigkeiten freiwillig beſeitige. Die zunehmende Rechtsentwicklung des N Be een Blattes ſcheint in dieſer uslaſſung ihren Höhepunkt erreicht zu haben, als durch ſie der Anſchein erweckt Ver f Prof. Lenſch cin Abſtimmungsſieg Macdonalds. a London, 31. Mai. Der konſervative der Herabſetzung des Gehalts des Arbeitsminiſters ie Regierung hat alſo Dank der 1 5 eine Mehrheit Das Oberhaus und Macdonald. London, 31. Mai. Im Oberhaus hat die Regierung am Donnerstag zwei Nie⸗ derlagen erlitten und zwar zweimal mit 65 gegen 21 Stimmen; das dritte Lal erfolgte keine Abſtimmung. In beiden Fällen handelt es ſich um Zuſatzanträge zum Mieten⸗ geſetz, die vom Verireter der Regierung bekümpft worden waren. „ ee eee e Attentat auf den öſterreichiſchen Bundeskanzler. Wien, 1. Juni. Auf den Bundeskanzler Dr. Seipel wurde heute abend auf dem [Wiener Südbahnhof von einem Paſſa⸗ gler desſelben Zuges, in dem der Bundes⸗ kanzler gereiſt war, ein Attentat verübt. Dr. Seipel wurde durch Lungenſchuß ſchwer verletzt. Der Attentäter venletzte ſich bei ſeiner Verhaftung ſelbſt durch einen Schuß ſchwer; er iſt noch nicht vernehmungsfähig. Eingeſandt. Einſendungen unter dieſer Mubril übernimmt die Redaktion 23 f auser der preßgeſetzlichen leine Verantwortung. Herr Dölcher! Da Sie Ibren dummen Streich immer noch nicht begrelfen, will ich Ihnen endlich draufhelfen. Setzen Sie bitte eine rote Brille auf, wenn Sie mit einer blauen nichts ſehen und betrachten Sie dann ganz genau den Artikel in der Nummer 109 des V. A. In dem erſten Abſatz ſehen Sie die richtigen Beamten⸗ gehälter beginnend mit 804 Mk. in Gruppe U ſteigend bis 6300/9600 Mk. in Gruppe XIII. Im 2. Abſatz ſehen Sie dann die Gehälter, welche Einzelgehälter genannt werden. Dieſe beziehen ſolche Perſonen, die vermöge ihrer präſentatlven Stellung neben den nakten Gehalt außerordentl. Aufwandsentſchädigungen zu tragen haben. Die Ihnen ſo viel Magenbeſchwerden verurſachen den 30000 Mk. bezieht der Reichs⸗ präſident Ebert und kein Beamter der Gruppe VII. Der Reichspräſident iſt im formalen Sinne kein Beamter. Ihr Eingeſandt hatte lediglich den Zweck, zu ſtänkern und die öffent⸗ liche Meinung gegen die Beamten aufzureizen. Wenn Sie Ihre Rente im Vergleich zu dem Einkommen des Reichs präſidenten zu niedrig finden, dann ſtellen Sie ſich bitte bel der nächſten Wahl als Kandidat auf. H. Hauswirtſchaftliches. Wenn ſe die Hausfrau darauf bedacht war, ihren Wäſchebeſtand in fürſorgliche Obhut zu nehmen, ſo in dieſer teueren Zeit, in der die koſtbaren Wäſcheſtücke kaum noch zu erſetzen ſind. Ste iſt ſich deſſen bewußt, daß die Lebensdauer ihres Wäſcheſchatzes abhängig iſt von ſeiner Be⸗ handlung, vor allen Dingen von ſeiner Behand⸗ lung bei der Wäſche. Mit Recht vermeidet die kluge Hausfrau deshalb alle Relnigungemtttel, die nachteilig auf die Gewebefaſer einwirken können und wählt vorſichtigerweiſe nur ein ſolches Erzeugnis, das volle Gewähr bietet für größte Schonung ihres treu behüteten Wäſchebeſtandes. Als ein wirklich vorzügliches Waſchmittel wird Dr. Thompſons Seifenpulver(Marke Schwan) empfohlen. Es erfüllt alle Vorausſetzungen, die an ein Waſchmittel beſter Qualität geſtellt werden. Beſonders ſchont und erhält es die Gewebefaſer, da keinerlei ſchädlichen Beſtandteile in ihm ent⸗ halten ſind und es nur aus den beſten Rohſtoffen hergeſtellt wird. Dabet beſitzt Dr. Thompſons Seſſenpulver(Marke Schwan) ausgezeichnete Waſchkraft, macht die Wäſche ohne Mühe blendend weiß und verleiht ihr den angenehmen, felſchen Duft der Raſenblelche. 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