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Um 6 Uhr wurde die folgende vorläufige Miniſter⸗ liſte verbreitet: Miniſterpräſident und Miniſter des Aus⸗ wärtigen Herriot(Radikalſozialiſt); Juſtiz: Senator Rene Ren ou It(De⸗ mokratiſche Linke); Inneres: Chautemps(Radikalſozia⸗ liſt); N Krieg: General Nollet; Marine: Dumesnil(Radikalſozlaliſt); Finanzen: Senator Clementel(De⸗ mokratiſche Linke); Unterricht: Senator Francois Albert (Demokratiſche Linke); Oeffentliche Arbeiten: Pey⸗ tral(Demokratiſche Linke); Handel: Raynaldi(Radikale Linke); Miniſterium der Arbeit und ſozialen Für⸗ ſorge: Godart(Radikalſozialiſt); Landwirtſchaft: Queuille(Radilalſo— zialiſt); Kolonien: Daladier(Radikalſozialiſt) Kriegs⸗Penſionen: Moro⸗Giafferi (Republikaniſcher Sozialiſt); Unterſtaatsſekretäre: Poſt⸗ und Telegra⸗ phen: Robert(Radikalſozialiſt); Handels- marine: Meyer(Radikalſozialiſt); Flug⸗ weſen: Eynac(Republikaniſcher Sozialiſt); Krieg: Dalbie z(Radikalſozialiſt). Unbeſetzt iſt noch das Miniſterium für die befreiten Gebiete. Das neue Kabinett ſetzt ſich zuſammen aus 12 Abgeordneten, vier Senatoren und einem Nichtparlamentarier(General Nollet, dem Vorſitzenden der Interalliierten Militärkom⸗ miſſion in Berlin). Die einzelnen Parteien oder Gruppen ſind in ihm wie folgt vertreten: Demokratiſche Linke vier, Radikalſozialiſten neun, Republikaniſche Sozialiſten 2, Radikale Linker einer. Das neue Miniſterium wird ſich am Dienstag nachmittag den beiden Kammern vorſtellen und ſich im Anſchluß an die Regie— rungserklärung mit der ſofortigen Diskuſſion der eingegangenen Interpellationen bereit er⸗ klären. Herriot hofft, dieſe Debatte noch im Laufe der Woche zu Ende zu führen und am Samstag die Reiſe nach London antreten zu können, um mit Ramſay Macdonald über die Regelung der internationalen Fragen zu beraten. Die Zuſammenſetzung des neuen Kabi⸗ netts, ſchreibt der Korreſp. d. Frkft. Ztg., iſt von vollkommener Homogenität. Es ſind in ihm alle Parteien des Kartells mit Ausnahme der Sozialiſten vertreten, die die Beteiligung an der Regierungsbildung ſelbſt abgelehnt, die Frage eines ſpäteren Eintritts in dieſes Miniſterium jedoch ausdrücklich offen gelaſſen haben. Zehn ſeiner Mitglieder haben vorher noch kein Portefeuille innegehabt, und die Tatſache, daß Herriot offenbar beſonderen Wert darauf gelegt hat, die parlamentariſchen Routiniers auszuſchalten und ſich mit neuen Männern zu umgeben, wird in der Preſſe der Linken mit beſonderer Sympathie, als ein Be⸗ weis für die Loyalität ſeiner Abſichten und die Gradlinigkeit ſeiner künftigen Politik regiſt⸗ riert. Nur ein einziges der Mitglieder der neuen Regierung hat dem Miniſterium Poin⸗ care angehört, Laurent Eynac, der Unter⸗ ſtaatsſekretär für das Flugweſen, der dieſem rein techniſchen Reſſort bereits ſeit einer Reihe von Jahren vorſteht. Drei andere, nämlich Renoult, der Juſtizminiſter, Clemen⸗ tel, der neue Verwalter der franzöſiſchen Finanzen und der Marineminiſter Dumes⸗ nil haben während des Krieges zu den Mit⸗ arbeitern Clemenceaus gehört, und das ver⸗ hältnismäßig junge Datum ihrer Wieder⸗Be⸗ kehrung zur Demokratie ſcheint in gewiſſen Kreiſen der Linken einige Zweifel an ihrer Zuverläſſigkeit auslöſen, denen vor allem die „Ere Nouvelle“ Ausdruck gibt, wenn ſie ſchreibt, es gebe bedauerlicherweiſe in dem neuen Kabinett einige Männer, die den Weg nach Damaskus allzu ſchnell gefunden hätten. Senator n iſt die Aufnahme, die das ſch mutter 15 ot in der Preſſe der 98 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich rſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins 115 ee Feen een da wöchentl. Sn 5 züge 1 0 Linken findet, rückhaltlos zuſtimmend. „Quotidien“, Oeuvre“,„Peuple“ uſw. erken⸗ nen an, daß Herriot es verſtanden habe, ſich mit Männern zu umgeben, die unbedingt ſicher und zuverläſſig ſeien und deren politiſche Vergangenheit an der Lauterkeit und Aufrich⸗ tigkeit ihrer demokratiſchen Geſinnung ebenſo⸗ wenig Zweifel zulaſſe, wie an der Entſchloſ⸗ ſenheit und Feſtigkeit ihres Willens, die Poli⸗ tik der Reformen zu verwirklichen, die die franzöſiſche Demokratie von der neuen Legis⸗ laturperiode erwarte. Die gemäßigten und rechtsſtebenden Blätter verhalten ſich reſer⸗ viert. Die meiſten erklären, die Taten der neuen Regierung abwarten zu wollen. Im⸗ merhin fehlt es nicht an Hinweiſen darauf, daß die Minderheit, die in Kammer und Se⸗ nat zuſammen etwa 400 Mitglieder von ins⸗ geſamt 900 zähle, völlig von der Regierung ausgeſchloſſen ſei, während ſelbſt Poincare in ſeinen beiden Kabinetten den Parteien der' Linken die ihrer Stärke entſprechende Anzahl von Portefeuilles reſerviert habe. Paris, 15. Juni. ausgegebenen Miniſterliſte ſind bis 9 Uhr abends, abgeſehen von einer geringfügigen Verſchiebung, keine Aenderungen zu verzeich⸗ nen. Das Miniſterium für die befreiten Ge⸗ biete ſoll der Abgeordnete Dal bie über⸗ nehmen. Anſtatt dem Abgeordneten Moro— Giafferi wird das Penſionsminiſteriur dem Abgeordneten Ecovier de Lap pierre übertragen. An der um 6 Uhr Paris, 14. Juni. Der Abgeordnete Herriot hat ſich um 7.45 Uhr abends ins Elyſee begeben, um dem Präſidenten der Re— vublik die Liſte ſeiner Mitarbeiter zu unter⸗ breiten. Um 9.30 Uhr ſtellte er Havas zufolge im Senatsgebäude dem Präſidenten der Re⸗ publik die neuen Miniſter vor. Das Miniſte⸗ rium für die beſetzten Gebiete erhielt der Abg. Dalbiez. Die Miniſterliſte wurde beſtätigt. * Der Generalſekretär im Elyſee. Paris, 16. Juni. Der Präſident der Republik hat als Generalſekretär des Elyſees ſeinen früheren Kabinettschef im Senat, Jules Michels, ernannt. 8 Herriot am Zolas⸗Denkmal. Paris, 16. Juni. Herriot bat bei der Einweihung des Zola-Denkmals eine An⸗ ſprache gehalten, in der er beſonders auf das Eingreifen Zolas im Dreyfuß⸗Prozeß hin⸗ wies. Kapitän Dreyfuß befand ſich unter den Eingeladenen. Als ein Redner im An⸗ ſchluß an die Würdigung Zolas eine allge— meine Amneſtie verlangte, wurden Rufe laut wie„Es lebe Herriot!“— Herriot wird in den nächſten Tagen nicht nur mit Macdonald zuſammentreffen, ſondern höchſtwahrſcheinlich auch mit dem belgiſchen Miniſterpräſidenten und dem belgiſchen Außenminiſtar. In belgi⸗ ſchen Regierungskreiſen vertritt man die Auf⸗ faſſung, daß vor Beginn der Durchführung des Sachverſtändigenplanes die Pfänder nicht aufgehoben werden dürfen. 9 Zur Ernennung Nollets zum Kriegsminiſter. Paris, 16. Juni. Ueber die Ernennung Nollets zum Kriegsminiſter äußerte ſich Her⸗ riot einem Mitarbeiter des Matin“ gegen⸗ über dahin, daß Nollet der Mann ſei, der die militäriſche Lage in Deutſchland am beſten kenne. Deutſchland ſei im Begriffe, eine ähn⸗ liche Operation zu vollziehen, wie nach dem Frieden von Tilſit im Jahre 1806. Angebliche Turnvereine vermittelten der deutſchen Ju⸗ gend militäriſche Kenntniſſe. Er werde Deutſchland gegenüber eine vernünftige Poli⸗ tik einſchlagen. Den deutſchen Nationaliſten gegenüber aber werde er eine unerbittliche Strenge an den Tag legen. Seine Regierung habe nicht nur die Rechte Frankreichs zu wah⸗ ren, ſondern die Rechte der Demokratie der ganzen Welt. Herrlots Regierungsprogramm. Paris, 16. Juni. Am morgigen Diens⸗ tag wird Herriot in der Kammer das Re⸗ gierungsprogramm verleſen, das nach zuver⸗ läſſigen Informationen folgende 1 punkte enthalten wird: 1. Verkürzung der Mi litärdienſtzeit auf Grund der bekannten Vor⸗ läge Jaures; 2. Wiedereinſtellung der 1922 von Millerand entlaſſenen Eiſenbahner, 3. Auf⸗ Viernheimer Tageblatt Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Sübdd. Disconto⸗Geſellſchaft A.⸗G., Zahlſtelle Viernhe (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt ber Heſſiſchen Bürgermeisterei und des Polizeiamts Viernheim 7. Juni 1924 mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen im— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 Al. Jahrgang hebung der franzöſiſchen Botſchaft am Vati⸗ kan, 4. Wiedereinführung des Zündholzmono⸗ pols und Aufrechterhaltung anderer Mono⸗ pole; 6. Achtung des Achtſtundentages und der ge⸗ werkſchaftlichen Rechte, Anerkennung der Be⸗ 5. Aufhebung der Verordnungsgeſetze, progreſſive Abſchaffung der Konſum⸗ und Um⸗ ſatzſteuer, Unterdrückung des Steuerbetruges; amtengewerkſchaften, was Herriot ausdrücklich am Samstag einer Abordnung des Gewerk⸗ ſchaftsbundes zuſagte; 7. Stärkung und Aus⸗ dehnung der Völkerbundspolitik, raſche Durch⸗ führung des Sachverſtändigenplanes und Auf⸗ rechterhaltung der Ruhrbeſetzung bis zu Be⸗ ginn ſeiner Durchführung; 8. Aufrechterhal⸗ tung der militäriſchen Kontrolle in Deutſch⸗ land, ſpäter deren Uebertragung an den Völ⸗ kerbund; 9. Abſchluß eines Garantievertrages. Herriot begab ſich geſtern vormittag in Begleitung des Generals Nollet zum Grab des unbekannten Soldaten. Dienſtantritt Herriots. Paris, 16. Juni. Herriot übernahm geſtern das Miniſterium des Aeußeren von dem Außenminiſter des Kabinetts Marſal. Im Finanzminiſterium hatte Herriot eine längere Unterredung mit dem bisherigen Miniſter⸗ präſidenten Marſal, der ihm ſein Amt über⸗ gab. * 5* Engliſche Stimmen zur Präſidentenwahl. London, 15. Juni. franzöſiſche Präſidentenwahl hat in England im allgemei— nen ſtarkes Intereſſe gefunden, da man glaubt, daß ſie für die zukünftige Geſtaltung der Be⸗ ziehungen zwiſchen Frankreich und England von Einfluß ſein wird. Die Wahl Doumer⸗ gues wird als eine Art Reaktion gegen das etwas eigenmächtig aufgetretene Linkskartell angeſehen, und man erblickt darum in dem Wahlergebnis eine Gewähr für eine größere Stabilität, als die Wahl Painleves geboten hätte. Die Zeitungen legen dem Umſtand, daß der neue Präſident Proteſtant iſt, eine größere Bedeutung bei als dies in Frankreich der Fall zu ſein ſcheint. Der„Daily Herald“ und der „Daily Telegraph“ erklären, daß Frankreich zum erſtenmale ſeit Heinrich 4. ein proteſtan— tiſches Staatsoberhaupt beſitze. Die„Times“ ſchreibt, daßdie Wahl Doumergues eine ernſte Warnung an die Linksparteien bedeute, die ihren Sieg bei den Kammerwahlen überſchätzt hätten. Der vorgeſtrige Tag hätte bewieſen, daß die gegenwärtige Regierung mit einer wohlgefügten und energiſchen Oppoſition zu rechnen haben werde.— Die Daily News“ ſprechen die Hoffnung aus, daß man jetzt, da die innen Kämpfe Frankreichs vorüber ſeien, ohne weiteres an die Durchführung des Da⸗ wesplanes herangehen ſollte. Es ſei nun ſchon ſehr viele Zeit verloren gegangen. t Eine Erklärung Macdonalds. London, 16. Juni. Premierminiſter Macdonald, der vorgeſtern aus Loſſie⸗ mouth nach London abfuhr, erklärte in einen Rede in Elgin:„Ich hoffe daß wir bald den Frieden hergeſtellt haben. Macdo tali ſagte weiter, er hoffe, in der nächſten Woche mit de mfranzöſiſchen Premierminiſter zuſam, menzutreffen und vertraue darauf, daß das Ergebnis eine vollſtändige Freundſchaft zwi⸗ ſchen England und Frankreich ſein werde.“ Die L Die früheren franzöſiſchen Präſidenten. Erſt vom 30. Januar 1879 an werden die Präſidenten der franzöſiſchen Republik durch den Kongreß von Verſailles gewählt. Thiers und Marſchall Mac Mahon wurden noch durch die Nationalverſammlung gewählt.— Nachſtehend die Liſte der vom Kongreß gewählten Präſidenten:. Jules Gre vy, gewählt am 10. Jan. 1879. Jules Grevy, wiedergewählt am 28. Dezember 1879. Sadi⸗Carnot, gewählt am 4. 1887. Caſimir⸗Perier, gewählt am 28. Juni 1894. Felix Faure, 1895. Emile Loubet, gewählt am 18. Februar 1899. Armand Falliere, gewählt am 17. Jan. 1906, Raymond Poincare, gewählt am 17. Januar 1913. 1 Paul Deschanel, gewählt am 17. Jan. 20. Dez. gewählt am 17. Januar 1920. ö Alexandere Millerand, gewählt am 23. November 1920. ö Gaſton Doumergue, gewählt am 13. Juni 1924. N 1 5 0 1 1 Die außen politiſche Lage Deuſchlands. Rede des Reichsminiſters Dr. Streſemann. Berlin, 15. Juni. In einer anläßrich den Tagung der Südweſtdeutſchen Arbettsgemeln! ſchaft der Deutſchen Volkspartei in Kar 18. ruhe veranſtalteten öffentlichen Verſammlung ſprach der Miniſter des Aeußern Streſemaun über die politiſche Lage. Ausgehend von der Veröffentlichung einen neuen Serie einer Aktenpublikation des Auswär⸗ tigen Amtes führte der Miniſter folgendes aus Dieſe Publikationen behandeln die Jahre 1897 bis 1903, alſo gerade jene Zeit, in der die füh⸗ renden europäiſchen Mächte darangingen, die Welt in ganz großem Stil aufzuteilen. In Aſien, Afrika und im Stillen Ozean wurden weite Ge⸗ biete als Kolonien erworben und in Intereſſen⸗ ſphären zerlegt. In dieſer im wahren Sinne des Wortes imperialiſtiſchen Epoche hat ſich Deutſchland im Vergleich zu den übrigen Groß⸗ mächten recht beſcheiden im Hintergrunde gehal⸗ ten. Die Abſicht, mit keiner Großmacht in Ge⸗ genſatz oder gar in Feindſchaft zu geraten, zieht ſich wie ein roter Faden durch alle Handlungen der Diplomatie. Sie war auch der Grund für jene damals ſtreng durchgeführte Politik der freien Hand, die jedes mehr oder weniger offene Bündnisangebot fremder Regierungen ablehnend beantwortete. Deutſchland ſcheute ſich, mit Ruß land bindende Abkommen zu treffen, um keine 77 England feindliche Richtung einſchlagen zu müſ⸗ ſen, und als Chamberlain den Beitritt Großbri⸗ tanniens zum Dreibund anregte, wies man deut⸗ ſcherſeits auf die Gefahren der dadurch wahr⸗ ſcheinlich werdenden Gegnerſchafet zu Rußland hin. Ob dieſe Politik vom deutſchen Standpunkt aus richtig war, kann beweiſelt werden; jeden⸗ ſalls war ſie bewußt auf die Erhaltung des Frie⸗ dens gerichtet, wie überhaupt Deutſchland im Beſitze der ſtärkſten Armee der Welt ſeinen Ein⸗ fluß nur von dem Geſichtspunkte aus in die Wage warf, Europa und der Welt den Frieden zu erhalten. Die Publikationen des Auswärtigen Amtes werden Ende dieſes Jahres abgeſchloſſen ſein. Dann iſt es Zeit, auf Grund dieſer Ge⸗ ſamtdarſtellung der deutſchen Politik in den ent. ſcheidenden Jahrzehnten europäiſcher Entwich⸗ lung die Forderung an die anderen Mächte zu richten, auch ihrerſeits ihre Archive zu öffnen. um ſo die Grundlage für eine un parteiiſche Erörterung der Schuldfrage zu ſchaffen. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede bedauerte der Mi⸗ niſter, daß in dieſer Zeit der Verhandlungen über das Sachverſtändigengutachten die Behaup⸗ tung aufgeſtellt worden iſt, daß die gegenwärtige Regierung keine verfaſſungsmäßige Grundlage habe. Werde das gegenüber dieſer Regierung behauptet, dann hatte auch die Regierung Feh⸗ renbach und die von den Deutſchnationalen un⸗ terſtützte Regierung Cuno keine verfaſſungsmä⸗ ßige Grundlage, denn dieſe Regierungen hätten ebenſowenig das Wort„Vertrauen“ in ihren Bil⸗ ligungserklärungen gehabt, wie die heutige Re⸗ gierung. Seit die neue Verfaſſung beſteht, habe niemand daran gezweifelt, daß die Regierung erſt dann das Vertrauen verliert, wenn die Mehrheit ihr das Mißtrauen ausſpricht. Dieſer Mißtrauensantrag der Deutſchnationalen ſei von der Mehrheit des Reichstags abgelehnt worden. wandte ſich dann geger Der Außenminiſter Auslandes, daß das Deut die Anſchauungen des. ſche Reich in einer glücklichen Situation ſei, wei es keine Kriegsſchulden zu bezahlen habe. Mau vergeſſe bei dieſer Betrachtung, daß die Summe die durch den Entwertungsprozeß dem Volks, vermögen verloren gegangen ſei, eine der wich tigſten Säulen der früheren Steuerpolitik gewe. ſen ſei. Den Verwüſtungen in Frankreich ſtän⸗ den die Verwüſtungen gegenüber, die im deut⸗ ſchen Volke durch die Proletariſierung der Spa⸗ rer und Anleihebeſitzer hervorgerufen worden ſeien. Ihnen zu helfen, ſei gegenwärtig unmög⸗ lich. Sobald dagegen die Endſumme unſerer Verpflichtungen ſich überſehen laſſe und aus dem deutſchen Budget ſich Ueberſchüſſe ergeben, würde auch dieſe Frage der Verpflichtungen des Rei⸗ ches gegenüber dieſen Gläubigern praktiſch zur Erörterung ſtehen. In den Darlegungen über das Sachver⸗ ſtändigengutachten wandte ſich der Au⸗ ßenminiſter gegen die namentlich von einer ge⸗ wiſſen wirtſchaftlichen Seite geübte Kritik, daß die Privatwirtſchaft der Entente ausgeliefert, die Souveränität über die Eiſenbahnen verloren uns? keine tatſächlichen Wirtſchaftskredite gegeben würden. Dieſe Kritiker des Gutachtens ver⸗ gäßen, die heutige Situation mit der Situatton nach der Annahme des Gutachtens zu vergleichen Wer die Haltung der jetzigen Regierung' ſiere, müſſe notgedrungen auch die Juninote de Regierung Cuno kritiſieren, auf deren . S(( lichen Geſteytspunen dus G achten aufgebaut ſei. Selbſtverſtändlich ſei es Aufgabe der Regierung, bei den Verhandlungen, bie gegenwärtig im Gange ſind, das Veſte her⸗ zzuholen. Das gelte vor allem für die Be⸗ ſugniſſe des Eiſenbahnkommiſſars. Für die Lage im besetzten Gebiet ſei es von großer Bedeu⸗ lung, daß die uns auferlegten Leiſtungen die Geſamtſumme der Verpflichtungen Teutſchlands barſtellen. Die Löſung der Gefangenenfrage und die der Ausgewieſenen iſt, ſo betonte der Red⸗ ner, organiſch mit dem Sachverſtändigengutach⸗ ten verbunden. Den nationalen Verbänden und den vielfach äußerlichen Demonſtrationen gegen⸗ über ſei hingewieſen auf den Wahlſpruch Molt⸗ tes„Mehr ſein als ſcheinen!“ Viele dieſer De⸗ monftrationen gehen von dem entgegengeſetzten Geſichtspunkte aus. Wir ſind in Wirklichkeit ein waffenloſes Volk und der Anſchein von Stärke, den manche dieſer Demonſtrationen gibt, er⸗ ſchwert nur die Löſung der außenpolitiſchen Fragen. Der neuen franzöſiſchen Regierung ſtehen wir ohne Illuſtonen aber auch ohne Voreingenom⸗ menheit gegenüber. Unſere Aufgabe iſt es, einen Weg zu finden, der das Nebeneinanderleben von Frankreich und Deutſchland ſicherſtellt, die auf ein friedliches Zuſammenleben angewieſen ſind und vielfach wirtſchaftlich und finanziell vor den gleichen Problemen ſtehen. Am Schluſſe ſeiner Ausführungen erklärte Streſemann, daß er eine andere Methode der Außenpolitik als diejenige des Verſuches einer Verſtändigung auf der Grundlage des wirtſchaftlichen Nebeneinanderle⸗ bens der Nationen nicht ſähe. Wir hätten nur zwei Machtmittel in der Hand: Das eine ſei die wirtſchaftliche Verbundenheit der übrigen Mächte mit uns und ihr Eigenintereſſe daran, uns irtſchaftlich nicht untergehen zu laſſen. Das zweite ſei ein einmütiger, verantwortungsvollen nationaler Wille. Dazu brauchten wir die Ue⸗ berindung des Parteigeiſtes und die Befreiung der Außenpolitik von parteipolitiſcher Einſtel⸗ lung. Wir vergäßen über den Sorgen der Ge⸗ genwart oft die große Entwickelung des Ver⸗ hältniſſes der Mächte zu einander, das unzwei⸗ felhaft heute eine andere politiſche Konſtellation zeige als noch vor 5 Jahren. Unſere Aufgabe ſei es, das Reich zu erhalten, und ſe die Grund⸗ lage für den künftigen Wiederaufſtieg zu ſichern. (Lebhafter Beifall.) Eine ſchwerc Eiſenbahnkataſtrophe. Sechs Tote, zahlreiche Schwerverletzte. Berlin, 15. Juni. Wie ein Lauffeuer ver— breitete ſich geſtern die Kunde von dem neuen Feuerwehrwache am Hafenplatz die Toten tiſenbahnunfall in der Stadt, und die Beun⸗ ruhigung war um ſo größer, als zunächſt üben die Zahl der Toten die verſchiedenſten Gerüchte zu hören waren. Der Wannſeer Zug war fahrplanmäßig 8,10 Uhr in Berlin eingetroffen und mußte, da Ein⸗ fahrtsſtanal nach dem Wannſeebahnhof noch nicht gegeben worden war, an der Hafenplatbrücke halten. Ter ungefähr 8 Minuten ſpäter kom⸗ mende Perſonenzug aus Magdeburg ſcheint nun das Halteſignal überſehen zu haben und fuhr, allerdings ſcharf gebremſt, weiter. Erſt ganz turz, wohl drei Meter entfernt— ſah der Zug⸗ führer des Fernzuges den haltenden Vorortzug, Er verſuchte nun, den Zug auf der Stelle zu bremſen und zwar zog er die Luftoruckbremſe an, doch geſchah dies zu ſpät, die Lokomotive ſuhr auf die letzten Wagen des Vorortzuges, ſo— kaß ſich dieſelben aufeinandertürmten. Die Laa⸗ Sie liebten ſich beide. Roman von Georg Okonkowski. 2 28(Nachdruck verboten.) Ihr launiſches, ſprunghaftes Weſen erklärte en raus, daß ſie vielleicht erwartet hatte, er werde lich in ſie verlieben, daß ſie ſelbſt eine kleine Zu⸗ neigung für ihn empfände und durch ſein kühles, zurückhaltendes Weſen in ihren Hoffnungen ge⸗ kuſcht ſei. Er lächelte bei dieſem Gedanken, wie er vorhin gelächelt hatte, und fühlte, daß er nie wieder ein Mädchen lieben würde, nachdem ſein kurzer Liebestraum ein ſo jähes Ende genommen hatte. Er hatte Thea ſeit jenem Abend, als er ſie ſchmerzerfüllt um ihren erkrankten Vater bemüht derlaſſen, nicht wiedergeſehen, und als er gegangen war, hatten ſie nicht einmal ein Wort des Ab⸗ ſchieds gewechſelt; es war ja auch nicht möglich ge⸗ weſen angeſichts des Mannes, der Theas Vaker war und dem er gewiſſermaßen den Todesſtoß ver⸗ ſetzt hatte. Er hatte damals das Schickſal ver⸗ wünſcht, das ihn in die Teſtamentsangelegenheit verwickelt hatte, weil dieſe ihn zwang, der Fa⸗ milie des geliebten Mädchens feindlich entgegen⸗ 1 und ſich ſelbſt jeder Hoffnung zu berauben, ie Geliebte einſt zu erringen. Denn ganz hoff⸗ nungslos war ſeine Liebe nicht geweſen. Er rief ſich die Worte Theas zurück an jenem Verlobungs⸗ abend, als ſie abgewandt mit zitternden Lippen zu ihm geſagt hatte:„Warum ſind Sie nicht früher gekommen!“ Es wäre vielleicht alles anders ge⸗ worden!“ Er hätte alſo nur den Mut zu haben brauchen und, um ſie zu werben, ſie würde ihm 17 in die Arme geſunken ſein und für ihr eiderſeitiges Glück geſtritten haben. Sie würden durch Treue und Feſtigkeit ihre Familie zur Ein⸗ willigung bewogen haben und Thea wäre ſein ge⸗ worden,— mit dem Segen ihrer Eltern ſein innig⸗ geliebtes Weib! Statt deſſen mußte er die Familie ins Unglück, aus Elend, in die Schande ſtürzen, mußte ſie ihrer Exiſtenz, ihres Heims berauben und eine tiefe, unausfüllbaxe Kluft zwiſchen ſich und der Gelieb⸗ ten auftun. Jetzt war natürlich alle Hoffnung für ihn verloren, denn er wußte, Thea hing mit järt⸗ licher Liebe an 1 1 Vater und würde ihm nie vergeben, daß er denſelben nicht nur arm, ſondern f den Mut gehabt, ſich nach ihrem Verbleib zu er⸗ 0 0 9 ö au elend und ſiech gemacht batte. er Wafſagtere Borvrtz war bis auf den letzten Platz gefüllt— W k. hergtdare Die einzelnen Abteile hatten ſich ineinander ve ſchachtelt, ſodaß die Türen der Coupees vergeſchoben, daß die Inſaſſen der Abtekle, di dazu überhaupt noch fähig geweſen— mehr durch dieſelben herausſpringen konnten. Außerdem aber waren Nebenſtrecken durch an⸗ dere Züge beſetzt. Zum Unglück explodierte noch ein Gaſometer eines Wagens. chlugen empor und verwehrten ſo den Paſſagie⸗ en in einigen Abteilen ſich ſelbſt zu retten. Die zahlreichen Arbeiter des in der Nähe ge⸗ legenen Güterſchuppens der Potsdamer Bahn eilten ſofort zur Hilfe herbei und man alarmierte die nächſte Feuerwache 11, die alsbald kaum 5 nic! Wehr aufgingen. Die Fenſter waren ſo ineina, Die Flammen lücksort eintraf. Die Sapeure ſchlugen nun un fue Minuten nach dem Unglüch auf dem Un⸗ er dem Jammergeſchrei der zahlreichen Verlet ten die Türen und Fenſter mit den Aexten ei und ſo gelang es ſchließlich, die Inſaſſen de drei Wagen aus ihrer furchtbaren Lage zu be freien. 15 Perſonen, die ſchwerere Verletzungen erlitten hatten, wurden durch die Rettungswagen des Berliner Rettungsamtes mit Hilfe der Samariter der Feuerwehr nach verſchiedenen Krankenhäuſern gebracht. Zahlreiche Leichtver⸗ letzte begaben ſich nach den nahegelegenen Un⸗ fallſtationen und ließen ſich hier die erſte Hilfe leiſten. Von einem Augenzeugen wird berichtet: Der 8,18 Uhr fällige Perſonenzug von Magdeburg fuhr auf den vor dem Einfahrtsſignal direkt vor der Halle am Potsdamer Bahnhof haltenden Vorortzug. Bei dem Unfall kamen 6 Perſonen ums Leben und ca. 20 ſind leichter verletzt wor⸗ den. Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt der Unfall darauf zurückzuführen, daß dem einfahrenden Perſonenzug an der Blockſtelle Groß⸗Görſchen⸗ ſtraße irrtümlicherweiſe freie Fahrt gegeben wor, den iſt. Der vor dem Einfahrtsſignal am Pots⸗ damer Bahnhof liegende Vorortzug erhielt kurz vor dem Augenblick des Zuſammenſtoßes freie Fahrt, ſo daß er eben anfuhr. Hierdurch wurde die Wucht des Auffahrens abgeſchwächt. Dem einfahrenden Perſonenzug iſt ſo gut wie nichts paſſiert, während die letzten Wagen des vollbe⸗ ſetzten Vorortzuges ſchwer betroffen wurden. Der letzte Wagen hatte ſich in den vorletzten zum Teil eingeſchoben, ſodaß zirka vier Abteile des vorletzten Wagens ineinandergeſchachtelt und ein⸗ gedrückt wurden. Aus dieſen vier Abteilen wur— den durch das ſchnell herbeigeeilte Bahnhofsperſo— nal und das Feuerwehrperſonal von der nächſten und Verwundeten herausgeholt. Um 9,10 Uhr wurde der letzte Schwerverletzte aus den Trümmern gezogen. Kleine politiſche Umſchau — Erhöhung der Militärrenten. Nach der Erhöhung der Beamtengehälter iſt nunmehr eine Aufbeſſerung der eingetreten und zwar wurde die Militärrente vom 1. Juni 1924 ab um 40 Prozent erhöht wobei die bisherige Erhöhung von 24 Pro— zent eingerechnet wurde. Die Nachzahlung dei reſtlichen 16 Prozent wird Ende dieſes Mo— nats erfolgen. — Weſtfäliſcher Kulturbeirat der Zentrums⸗ partei. Im Anſchluß an die am Freitag in Hamm erfolgte Gründung des Kulturbeirates der Weſtfäliſchen Zentrumspartei wurden meh— rere Entſchliezungen angenommen. In eine Initiative in Sachen der 0 e. des Religionsunterrichts der Privatſchulen, Lehrerbildung, der Studentenhilſe uſw. In einen anderen Entſchließung bittet der Kulturbetrat die Reichstagsfraktion um Vorlage eines Jour⸗ naliſtengeſetzes. Vorher ſeien die Berufs vertre⸗ tungen zu hören. g f — Parteitag der deutſchdemokratiſchen Landespartei. Der Parteitag der deutſchdemo⸗ kratiſchen Landespartei in Bayern wurde an Samstag in Regensburg eröffnet. olitiſche Ausſprache begann erſt am Sonn g. — Das deutſch⸗engliſche Abkommen ver längert. Wie uns von zuſtändiger Seite mit; ſchen der deutſchen und engliſchen Regierung geſchloſſene Abkommen über die Herabſetzung der Reparationsabgabe von 25 auf 5 Prozent vom Wert der aus Deutſchland verlängert. — Der engliſche Geſchäftsträger aus Mexiko verwieſen. Nach Meldungen aus Mexiko iſt der engliſche Geſchäftsträger auf Befehl des Präſi⸗ ten agitiert zu haben. Ueber den genauen Sach⸗ verhalt wird aber noch ſtrengſtes Stillſchweigen beobachtet. Der chriſtliche Metallarbei⸗ terverband Deutſchlands (Sitz Mannheim) hatte am 2. Pfingſttage eine Delegiertenkonfe⸗ renz des geſamten Bezirks nach Mannheim einberufen. Es galt, eine Heerſchau abzuhal⸗ ten über die verfloſſenen Kämpfe und die Leh⸗ ren daraus zu ziehen. In einem diesbezüg⸗ lichen Referate mit anſchließender Diskuſſion und Entſchließung nahm die Konferenz hierzu Stellung. Desgleichen nahm ſie zu einer inner⸗ Militärrenten organiſatoriſchen Frage des Verwaltungsaus⸗ baues und der Werbearxbeit in inſtruktivem Vortrag und Entſchließung, Stellung. Die Konferenz ſelbſt verlief ſo, daß die Teilneh⸗ mer alle der Auffaſſung waren, ſowohl für ſich perſönlich, wie für ihre Tätigkeit im Ver⸗ bandsleben, viel gewonnen zu haben. Daher kam auch allgemein zum Ausdruck, daß man das Fernbleiben eines Teiles der Delegierten und Vertreter nicht verſtehe, da doch ſie ſelbſt dabei am meiſten verlieren. Das Ergebnis der Beratungen fand in nachſtehenden Entſchließungen ſeinen Aus⸗ drück: 19 8 5 „, M e 1. Zur Lohn⸗ und Lebenshaltungsfrage. Als es galt, die deutſche Wirtſchaft, die unter ſchwerem Druck vollſtändig zuſammen⸗ zubrechen drohte, zu retten, da war es die Arbeiterſchaft, die durch die Uebernahme von Mehrarbeit den Zuſammenbruch aufhielt. Der vielfach niedrige Stand der Tarif⸗ löhne, die ſtark unter dem liegen, was Real⸗ lohn heißt, wächſt ſich zu einer ernſten Gefahr aus. Kaufkraft, Lebenshaltung, Arbeitsfähig⸗ keit, Arbeitsfreude, Belebung des Innenmark⸗ tes hängen weſentlich von der Lohngeſtaltung b. Die Mezirkskonferenz fordert für die Hilts⸗ Er hatte ſie nicht wiedergeſehen und wurde ſie auch wohl niemals wiederſehen; er hatte nicht kundigen; er fühlte ſich ſchuldig dem geliebten Mädchen gegenüber und trug ſeine Sehnſucht nach dem verlorenen Liebesglück als Buße für ſeine Schuld. Mit der Teſtamentsangelegenheit hatte er ſich nach jener Konferenz, in welcher Freiherr von Let⸗ tau ſich ehrlich und korrekt zugunſten der Erbin ſeines Bruders ſeiner ganzen Habe entäußert hatte, faſt gar nicht mehr beſchäftigt. Er hatte alles dem Privatdetektiv Rank überlaſſen und von dieſem in den letzten Wochen nichts mehr gehört. Er lag mit doppelkem Eifer ſeinem Berufe ob, und nur das kleine Abenteuer mit der Schauspielerin hatte etwas 1 17 5 in ſein ziemlich gleichmäßiges Leben gebracht. Am nächſten Nachmittage ſaß Hochfeld, ſeinem Verſprechen gemäß, wieder in dem feinen Bou⸗ doir 60 dem indiſchen Tabouret und ihm gegen⸗ über auf den gelbſeidenen Kiſſen lag der intereſſante Kopf Hela Cordiers mit den dunklen Augen und dem ſchwarzen, ſeidenglänzenden Haar. Wieder flutete der rote Schein der mit dem Schirm bedeck⸗ ten Lampe durchs Zimmer, und der Papagei ging mit demſelben Geräuſch unruhig in ſeinem Bauer auf und ab. „Ich bin mit mir ins Reine gekommen“, hatte Hela nach den 10 Begrüßungsworten geſagt. „Setzen Sie ſich und machen Sie ſich auf eine lange, romantiſche Geſchichte gefaßt“. Hochfeld 1 15 geſetzt und dann hatte ſie an⸗ Fand zu erzählen; ſie hatte ihre weiße beringte Hand, 25 che ſie ihren Kopf ſtützte, in das chwarze Haar vergraben, ihre Augen ſtarrten in ie Flammen des Kaminfeuers. Was ſie 11 5 klang 06 wahr und aufrichtig und dabei ſo hilflos, ſo nach Recht und e verlangend, daß niemand an der Wahrheit ihrer Worte gezweifelt hätte.— Auch Hochfeld vermochte nicht daran zu zweifeln, zumal der Inhalt der Erzählung ihn ins höchſte Erſtaunen verſetzte. „Meine Großmutter iſt vor einem Jahre ge⸗ ſtorben“, hatte Hela begonnen,„und ſie hat es mir zur heiligen Pflicht gemacht, nach meinem Vater zu forſchen!“ Und dann erzählte ſie, daß ſie die Tochter eines im Auslande geheiratet, ſie dann aber ſpäter ſchlecht„Natürlich würde man doch auf alle Falle ine Beweis von Ihnen verlangen, daß Sie in der Ta die Tochter der Freiin Johanna von Lettau ſind!“ begann er. „Einen Beweis?“ fragte Hela mit ehrlich em Er⸗ ſtaunen.„Sie meinen, ein nicht wiedererkennen?“ ö behandelt und verſtoßen habe, ſo daß ihre Mutter nach Deutſchland geflüchtet ſei zu ihrer Familie Dort, ſei ſie— Hela— geboren worden. Ihre Mutter ſei dann kurz darauf geſtorben. Ihr Vater aber hätte nichts von dem Kinde wiſſen wollen, er ſei im Außblande verſchollen geblieben, bis vor clk as Ziel eine Die geteilt wird, wurde das am 23. Februar zwi⸗ ach England eingeführten Waren bis zur In⸗ fraſtſetzung des Sachverſtändigengutachtens denten Obregon des Landes verwieſen worden. Es wird ihm vorgeworfen, gegen den Präſiden⸗ ble eee welal er auskömmlichen altung am beſten erreicht werden kann durch Linen nach allen Seiten hin ſtarken Chriſtlichen Metallarbeiterverband. Die Delegierten ver⸗ pflichten ſich, in dieſem Sinne mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden Mitteln tätig zu ſein. Die Bezirkskonferenz verlangt, daß von allen in Betracht kommenden Inſtanzen auf Preisabbau hingearbeitet wird. Es müſ⸗ ſen die Maßnahmen die zum Preisabbau füh⸗ ten, vor allem zur Ausſchaltung des vermehr⸗ ſen ungeſunden Zwiſchenhandels, ergriffen werden. ö 2. Entſchließung über Verwaltungs- und f i Werbearbeit. Durch die in den letzten Jahren eingetre⸗ ene erhöhte Tätigkeit aller Verbandsſtellen in zohn⸗ und Tariffragen, mußten leider wich⸗ tige gewerrkſchaftliche Aufgabengebiete vernach läſſigt werden. Das Verſäumte iſt nunmehr auf der ganzen Linie nachzuholen. Erhal⸗ tung un d Stärkung des chriſtlichen Me tallarbeiterverbandes iſt daher die heutige Pa role. Die Hauptarbeit und Verantwortung fällt den Ortsgruppen und Sektionen zu. Vor allen Dingen iſt notwendig: 1 1. Schnelle und prompte, wöchentliche Be⸗ dienung der Mitglieder, ganz beſonders der Neueingetretenen, und ſtete Fühlung der ört⸗ lichen Verbandsmitglieder miteinander. jeder Gruppe iſt mindeſtens monatlich eine Mitgliederverſammlung abzuhalten. Die Ver⸗ ſammlungen ſind gut vorzubereiten. Hierfür ind die Gruppenvorſitzenden in erſter Linie derantwortlich; 8 2. Pflege des Vertrauensmännerappara⸗ dies in den Ortsgruppen. Die Ortsgruppenvor⸗ ſtände müſſen ſtets beſtrebt ſein, durch perſön⸗ liche Fühlung am Orte ſich tüchtige Mitarbei⸗ ter, vor allem Vertrauensleute, zu ſichern. Die Vertrauensleute werden monatlich zuſammen⸗ gerufen und berichten in den Zuſammenkünf⸗ ten über ihre Bezirke. Zu große Bezirke find aufzuteilen. Es iſt dringend zu empfehlen, für alle Vertrauensmännerbezirke Erſatzleute zu beſtellen, damit die Bedienung der Mitglieder unter allen Umſtänden geſichert iſt. Die wö⸗ ſchentliche Abrechnung wird beibehalten und wo ſie noch nicht beſteht, ſofort eingeführt. Nur auf dieſe Weiſe iſt eine pünktliche Abrech⸗ nung der Ortsgruppenvorſtände und Kaſſierer möglich. Die Verbandsmitglieder ſind ſo zu erziehen, daß ſie gerne einen angemeſſenen Beitrag bezahlen, da ein möglichſt boher Ver, bandsbeitrag und erfolgreiche Intereſſenver, tretung unzertrennlich mit einander verbun⸗ den ſind. f Aus Nah nud Fern. Alzey, 13. Juni. Eine unangenehme Pfingſtüberraſchung erhielten am Samstag ungefähr 35 hieſige Einwohner in Geſtalt eines Strafmandates. Im Oktober vor! Jahres waren in hieſiger Stadt Unruhen ausgebrochen und verſchiedene Geſchäftsleute wurden durch die Menge gezwungen, Waren, insbeſondere Fett und Schuhwaren, zu billi⸗ zem Preiſe abzugeben. Wegen Nötigung un Bedrohung erhielten die dieſerhalb zur An⸗ jeige gebrachten Perſonen Geldſtrafen von 160 bis 250 Mark oder Gefängnisſtrafen von vier bis ſechs Wochen. 5 — 9 er würde ſein Kind Förſter, einigen Jahren, da ſei er nach Deutſchland zurück⸗ getehrt und wieder in den Beſitz eines großen Ver⸗ mögens gelangt. Sie halte es daher nun für ſelbſt⸗ verſtändlich, daß ſie ihren Vater, deſſen rechtmäßige Tochter ſie ſei, aufſuchen müſſe, damit er ſie aner⸗ kenne. Vielleicht habe er auch im Laufe der Jahre 10 5 geändert und würde jetzt freudig ein Kind, daß ihm eine Stütze im Alter werden könne, aufnehmen.“ Sie erzählte das alles eingehend, mit vielen De⸗ tails ausgeſchmückt, und man kann ſich denken, mit welcher Spannung Hochfeld zuhörte. Führte ihm hier doch offenbar gewiſſermaßen der blinde Zufall das Mädchen entgegen, das er ſuchen ließ und an deſſen Auffinden er kaum geglaubt hatte! Ein Ge⸗ fühl der Erleichterung überkam ihn dabei, denn er würde von einer Verantwortung befreit werden, die er nach den Ereigniſſen im Hauſe Joachim von Lettaus mehr oder minder als eine Laſt empfunden hatte. Er malte ſich ſchon im Geiſte das verdutzte Geſicht ſeines Dekektivs aus, wenn er dieſem er⸗ zählen würde, daß die Erbin gefunden ſei. Denn daß Hela die Erbin ſein mußle, daran war wohl kein Zweifel; gerade dadurch, 519 ſie die Verhält⸗ niſſe anders ſchilderte, als ſie in Wirklichkeit waren, bekundete ſie nur, daß ſie den 1 Anſchau⸗ ungen der Großmutter folgte, welche zweifellos keinen richtigen Einblick in das Eheleben ihrer 270 mit dem unbekannten Manne gewonnen e. f Hochfeld war deshalb auch nicht weiter erſtaunt, als auf ſeine Frage, wie denn ihr wirklicher Vater hehe, Hela erwiderte:„Eberhard von Lettau“. Er hatte es gar nicht anders mehr erſpartet. a Schweigend ging er einigemal im Zimmer auf und ab: er überlegte, ob er gleich dem Lädchen erzählen ſollte, in wie innigem Zuſammenhange er mit ihrem Schickſal ſtehe und 90 ſonderbare Fügung es ſei, daß ſie gerade ihn, der ihr Vex⸗ mögen verwaltete, zum Vertrauten gewäh't hafte. dornehmen adligen Mannes ſei, der ihre Mutter ela folgte ihm mit unrubigen Augen. Endli blieb Hochfeld vor ihrem Nin bel en 3 „Das dürfte wohl ſeine Schwierigkeiten haben nach einem Zeitraume von zwanzig Jahren! Man müßte doch auch wohl damit rechnen“, fuhr Doktor Hochfeld zogernd fort,„daß Ihr Vater doch nun vielleicht ſchon geſtorben iſt“. „Wenn das wäre“, erwiderte Hela,„ſo habe ich allerdings nur ſchwache Beweiſe. Warten Sie,— ich habe ein Bild meiner Mutter, es iſt verblaßt und undeutlich, aber wer ſollte das Bild rekognoszieren, wenn der Vater tot wäre?“ „Das Bild wäre dennoch von großem Intereſſe, wenn zum Beiſpiel auch Ihr Vater ein Bild ſeiner Frau hinterlaſſen hätte!“ Hochfeld dachte dabei an jenes Medaillon, von welchem der verſtorbene Freiherr geſprochen und 199 auf ſo unerklärliche Weiſe abhanden gekommen bar. „Das Bild kann ich Ihnen zeigen“, ſagte Hela. „Wenn Sie die Güte haben wollen, 0 Schreibtiſch die kleine Schublade 5 fe aufzuziehen, 0 liegt eine alte Briefmappe; ich bitte, geben Sie ie mir“. Wee fand ſofort das Geſuchte und zberreichte es Hela. Dieſe entnahm der Mappe eine kleine Photo⸗ graphie in Viſitenkartenformat, welche in der man⸗ ee ee Ausführung der früheren Zei⸗ ten eine junge hübſche Dame in ſchwarzem Kleide vorſtellte. Prüfend blickte Hochfeld auf das Bild: ihm war, als entdeckte er eine Aehnlichkeit, er wußte aber nicht, mit wem. Es war wie eine ganz leiſe Ahnung, die ihn umſchlich; er ſah das junge Mädchen an, das geſpannt an ſeinen Blicken hing. Nein, mit dieſem Geſicht hatte das Bild keine Aehnlichkeit! Die Dame auf dem Bilde war anſcheinend blond, man konnte es nicht genau er⸗ kennen, da faſt alles gleichmäßig verblaßt war, und die Schauspielerin vor ihm hatte e ſchwar⸗ zes Haar. Aber das war es nicht allein, es lag ewas in dem Charakter des Geſichts, das ihn an ein anderes erinnerte,— er konnte abſolut nicht ler weden, ee d e el le batten. Landſpirt Heinrich Schwep⸗ erſchlagen. Er arbeitete er vom a auf dem Felde und ſuchte dann vor dem Regen f unter einem Nußbaum Schutz. Der Blitz ſchlug in den Baum, an deſſen Stamm der Mann an⸗ gelehnt ſtand. Von der Rinde des Baumes ſprang der Blitz anſcheinend in den Kopf des Unglücklichen und lief an deſſen Seite herunter in die Erde. i Laubach(Oberheſſen), 12. Juni. Vor etwa ) Monaten wurde ein Wilderer von einem dem er mit der Waffe entgegentrat, ir ſchoſſen. Dieſer Tage fand nun der Förſter vor ſeinem Jagdhaus einen Sack mit den Läufen von etwa 20 Rehen. An dem Sack hing ein Zettel mit dem Wort:„Rache!“ Gernsheim, 14. Juni. Am 2. und 3. Jul finden in Maria Einſiedel in herkömmlicher Weiſe die Wallfahrtsfeierlichkeiten ſtatt. Am 2. Juli wird der Hochwſt. Herr Biſchof von Mainz nach dem um halb 10 Uhr beginnenden Hochamte die Feſtpredigt halten. Am 3. Juli werden die Alumnen des Prieſterſeminars von Mainz mit ihren Herren Profeſſoren ſich an der Gnadenſtätte einfinden, um den Gottesdienſt und die Prozeſ⸗ ſion verherrlichen zu helſen. Bingen, 14. Juni. Von zwei Wilddieben über⸗ fallen u. durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt wurde der Jagdſcüter des Pächters B. auf einem Jagd⸗ gange. Zwei vorbeſtrafte Burſchen aus Wald⸗ algesheim, die der Tat verdächtig ſind, wurden in Haft genommen. Der Zuſtand des Verletzten iſt bedenklich. Dieburg, 14. Juni. Ein Vogelneſt in einem Eiſenbahnzuge dürfte eine große Seltenheit ſein. Auf der Strecke Dieburg—Ober⸗Roden verkehrt täglich ein Eiſenbahnwagen, in dem auf dem Un⸗ tergeſtell ein Rotſchwänzchen ſein Neſt kunſtvoll verſteckt hat. Die blinden Paſſagiere haben trotz der Erſchütterungen der Fahrt das Brutge⸗ ſchäft treulich durchgeführt, ſodaß jetzt 5 Junge das Licht der Welt erblickt haben. Die Fütterung wird auf den Stationen durchgeführt. Weinheim a. B., 14. Juni. Ein gewiſſer Ph. Bartels, wohnhaft Stadtmühlgaſſe, 39 Jahre alt, Witwer hat ſich ſett Mittwoch aus ſemer Woy⸗ nung entfernt und zwar unter Umſtänden, die befürchten laſſen, da er ſich mit Selbſtmordabſich⸗ ten trug. Bis jetzt iſt er noch nicht zurückgekehrt. Die Streifen zu ſeiner Auffindung waren bisher „erſolglos. St. Ingbert, 14. Juni. Viel zu milde be⸗ ſtraft wurde ein Schloſſerlehrling, der drei junge Lerchen aus dem Neſt nahm und mit den Tier⸗ chen ſolange Fußball ſpielte, bis ſie verendet wa⸗ ren. Er erhielt dafür nur zwei Wochen Haſt. Hamm(“Weſtfalen), 15. Juni. Auf der Zeche „Hermann geſegnete Schifſahrt“ war der Berg— mann Richard Bartz verſchüttet worden. Nach vieler Mühe iſt es gelungen, den verſchütteten Bergmann lebend zu bergen, nachdem er 36 Stunden lebendig begraben war. Remſcheid, 15. Juni. Ein Blitz ſchlug in das Wohnhaus Berghauſen 13 ein und zündete. Der Geiſtesgegenwart der Hausfrau iſt es zuzuſchrei⸗ ben, daß das Feuer ſofort gelöſcht wurde. Ihr Mann wurde an beiden Beinen gelähmt, auch verlor er die Sprache. Köln, 15. Juni. Aus dem zeiten Stockwerk auf die Straße gefallen und doch unverletzt ge— blieben iſt in Köln⸗Nippes ein anderthalbjähriges Kind. Dieſes war in einem unbewachten Au- genlbick ans Fenſter geklettert und hinausgeſtürzt, fiel aber einem alten Hunde gerade auf den Rük⸗ ken. Ein ſofort herbeigerufener Arzt ſtellte feſt, daß das Kind durchaus keine Verletzungen erlit⸗ ten habe und munter iſt. Demnach iſt der Hund der Lebensretter des Kindes geweſen. Der Hund erlitt bei dem Sturz einen Beinbruch. Düſſeldorf, 15. Juni. Geſtern nachmittag wurde im Düſſeldorfer Hauptbahnhof die Ehe⸗ frau Agnes Gerhardy von dem Perſonenzug Dortmund—Köln überfahren. Der Verunglückten wurden beide Beine und der Kopf völlig zer⸗ malmt. Nach Angaben von Augenzeugen hat ſich der Unglücksfall dadurch ereignet, daß die Frau bei der Einfahrt des Zuges einige Schritte vor, ging, dann plötzlich eine Wendung machte, und dabei mit einem Fuß von dem Bahnſteig herun: terrutſchte, wodurch ſie auf die Schienen fiel Der Lokomotivführer verſuchte durch Ziehen der Schnellbremſe den Zug noch rechtzeitig zum Hal, ten zu bringen, was aber bei ſehr kurzer Entfer, nung nicht möglich war. Sport und Spiel. Deutſchland⸗Norwegen 2:0. Halbzeit 2:0. Der zweite Länderkampf zwiſchen den Fuß ballmannſchaften von Norwegen gegen Deutſch land ging am Sonntag bei herrlichſtem Wetter ir Kriſtiania vor etwa 6000 Zuſchauern vor ſich Deutſchland hatte den Anſtoß, ſpielte gegen Wink und Sonne, war aber trotzdem überlegen. Das erſte Tor fiel in der 18. Minute durch Sutor! ſchon 13 Minuten ſpäter ließ Wieder das zweite Tor für Deutſchland folgen. Halbzeit 2:0. In der zweiten Hälfte wurde Sutor verletzt und durch Krauſe⸗Hamburg erſetzt. Deutſchland hatte weiter mehr vom Spiel, konnte aber gegen die ſich heftig zur Wehr ſetzenden Norweger keinen zählbaren Erfolg mehr erringen. Der Schieds⸗ richter Björklund⸗Stockholm war einwandfrei. g Berlin⸗München 422. Halbzeit 21. Zum fälligen Städteſpiel Berlin⸗München trafen ſich am Sonntag in der baperiſchen Haupt, ſtadt die Mannſchaften beider Städte. Die Ber⸗ liner waren durchweg überlegen und konnten einen Sieg 4˙2 davontragen, nachdem ſte be. Halbzeit bereits mit 2 zu 1 in Führung gelegen Das Schicfal der franzöf. Ruhrgefangenen. Paris, 14. Juni. Eine offizielle Mit⸗ teilung der franzöſiſchen Regierung, daß die in franzöſiſchen Zuchthäuſern befindlichen deutſchen Rhein⸗ und Ruhrgefangenen in Ge⸗ fängniſſe des beſetzten Gebietes gebracht wer⸗ den ſollen. wurde geſtern der deutſchen Bot⸗ ſchaft in Paris übermittelt. Die Ueberführung ſoll bereits in den nächſten Tagen ſtattfinden. Auf Grund geraten. Bremen 14. Juni. Nach einer Funk⸗ meldung aus Singavoore iſt der deutſche Dampfer„Saarbrücken“, der ſich auf der Ausreiſe nach Oſtaſien befindet, bei der Ein⸗ fahrt in den hinterindiſchen Hafen Sabang auf Grund geraten. Die Lagerräume ſind leck, ſodaß das Schiff entladen werden muß. Beſeitigung zwanaswirtſchaftlicher Vor⸗ ſchriften. f Berlin, 14. Juni. Wie wir von zuſtän⸗ diger Stelle erfahren, werden die noch be⸗ ſtehenden zwangswirtſchaftlichen Vorſchriften, die in der Verordnung über den Verkehr mit ebensmitteln vom 30. April 1921 enthalten find, mit dem 15. Juni beſeitigt werden Desgleichen werden alle Verbote der Verwen⸗ dung und Verarbeitung von Vollmilch, Magermilch und Sahne aufgehoben. Die ober⸗ ſten Landesbehörden können noch weitere An⸗ ordnungen über den Mindeſtfettgehalt ergehen laſſen. Die Konzeſſionierung des Milchhan⸗ dels bleibt ebenfalls weiter beſtehen. Ein italieniſcher Sozialiſt entführt und tot aufgefunden. Rom, 14. Juni. Als ſich der Abgeordnete Matteotti am Dienstag nachmittag in die Kammer begeben wollte, wurde er in unmit⸗ telbarer Nähe ſeiner Wohnung überfallen und in einem Automobil fortgeführt. Inzwiſchen hat die Angelegenheit geſtern eine furchtbare Aufklärung gefunden. Matteotti wurde als Leiche auf der Landſtraße nach Baſſano auf⸗ gefunden. eDr Tod war infolge Meſſerſtichen und Stockſchlägen eingetreten. Muſſolini hat in der geſtrigen Kammerſitzung ſeiner Entrü⸗ ſtung über das ſchändliche Verbrechen Aus⸗ druck gegeben und mitgeteilt, daß ſämtliche Mitſchuldige feſtgeſtellt und teilweiſe ſchon verhaftet ſeien. Ihr Verbrechen ſei kein Ver— brechen am Sozialismus, ſondern ein Verbre— chen an der Nation und am Faſzismus. Er werde über die Täter die Todesſtrafe verhän— gen, falls ihn die Kammer dazu ermächtige. Die geſamte Linke blieb der geſtrigen Kammer— ſitzung fern. Als Urheber des Verbrechens wurde ein faſziſtiſcher Agitator namens Du— mini feſtgeſtellt. Seine Mittäter wurden in Mailand und Florenz verhaftet. Das Auto, das zu der Tat benutzt worden war, war auf Grund einer Empfehlungskarte des faſziſti⸗ ſchen„Corriere d'Italia“ aus der Garage, die für einige Miniſterien die Kraftwagen ſtellt, abgeholt worden. Der Direktor des Blattes wurde ebenfalls verhaftet. Matteotti befand ſich im Beſitze von Dokumenten über ſchwere finanzielle Unterſchleifen einer hochſtehenden politiſchen Perſönlichkeit. Verſtändigung zwiſchen Regierung und Eiſen⸗ bahnern angebahnt. Vet den Verhandlungen im Reichsverkehrs⸗ miniſterium aus Anlaß der Lohnbewegung der Eiſenbahnarbeiterſchaft iſt durch das Entgegen⸗ kommen der Regierung eine Verſtändigung mit den Eiſenbahn⸗Gewerkſchaften erzielt worden. Den unteren Gruppen hat man eine Aufbeſ—⸗ ſerung von 5 Pfg. für die Stunde zugebilligt. Weiter wurde vereinbart, daß am 1. Juli die 10. Stunde in der Bahnarbeit(bei Rotten- und Bauarbeit) fortfällt. Wegen der Bezahlung der 9. Stunde iſt keine Einigung erzielt worden; die Regierung glaubt, die Bezahlung der neunten Stunde als Ueber⸗ ſtunde aus finanziellen Gründen nicht überneh⸗ men zu können. In der nächſten Woche wird über die ein⸗ zelnen Dienſtvorſchriſten weiter verhandelt; die e über Einzelheiten der Lohnfrage, ruppeneinteilung uſw. beginnen Montag vor⸗ Man erwartet, daß nach dem Ergebnis der letzten Verhandlungen ein Ausſtand der Eiſenbahn⸗Arbeiterſchaft verhütet wird. mittag. Worlzufige Fortführung der Micumverträge Berlin, 16. Juni. Wie aus Düſſeldorf gemeldet wird, haben die geſtrigen Verhand⸗ lungen zwiſchen den Vertretern der Ruhr⸗ induſtrie und der Micum zu einer Einigung geführt. Nach einer längeren Unterbrechung der Verhandlungen wurde vereinbart, bis zum 30. Juni das beſtehende Abkommen unver⸗ ändert zu verlängern. Das nächſte am 1. Jul abzuſchließende Abkommen über die Kohlen⸗ preiſe, die Zölle und andere Geldabgaben, uſw., ſoll rückwirkende Kraft ab 16. Juni er⸗ halten. Aufgehobene Ausweiſungen. Koblenz, 16. Juni. Anläßlich der Er⸗ öffnung der mittelrheiniſchen Induſtrieaus⸗ ſtellung iſt einer Reihe von Induſtriellen, die von der Beſatzungsbehörde ausgewieſen wa⸗ ren, die Rückkehr in die Heimat geſtattel worden. Ferner wurde die Ausweiſung des Oberpräſidenten der Rheinprovinz Fuchs u. „ Regierungspräſidenten aufge⸗ eee eee e e eee, eee. Dt. Hameln, 16. Juni. Reichsfinanzmini⸗ ſter Dr. Luther ſprach geſtern auf der Ta⸗ gung des niederſüchſiſchen Wirtſchaftsverban⸗ des in Hameln. warnte vor allzu großem Optimismus in der Beurteilung der deutſchen Wirtſchaftslage. Nur ernſte Arbeitsanſpan⸗ nung könne uns Linderung verſchaffen. An der Steuerpolitik könne zurzeit nichts geändert werden, dagegen müſſe unbedingt eine allge⸗ meine Preisſenkung eintreten. Kommuniſtiſche Zuſammenſtöße mit der Polizei. Berlin, 16. Juni. Bei der geſtrigen kommuniſtiſchen Feier am Grabe Roſa Lu⸗ remburgs kam es zu kleinen Zuſammen⸗ ſtößen mit der Polizei, die von den Gummi⸗ knüppeln Gebrauch machte. Drei Kommuniſten wurden verhaftet. Das ungünſtige Wetter trug dazu bei, daß die Demonſtration eine verhält⸗ nismäßig ſchwache Teilnehmerzahl aufzuwei⸗ ſen hatte. Das außenpolitiſche Programm Cecils. London, 16. Juni. Cecil entwickelt im„Weekly Diſpach“ ſein außenpolitiſches Programm. In dem Artikel heißt es, das Re⸗ zept der Liberalen, die Löſung aller europä⸗ iſchen Fragen durch den Völkerbund, ſei zu einſeitig. Das ſchwierigſte aller Probleme ſei die Frage der deutſch-franzöſiſchen Beziehun⸗ zen. Wenn der Gegenſatz der beiden Völker kicht auf irgend eine Weiſe beſeitigt werde, verde eine künftige Generation Eurova aber⸗ nals in Schutt und Aſche ſehen. England nüſſe ſeinen ganzen Einfluß und alle ſeine Hilfsquellen dazu verwenden, Deutſchland u. Frankreich zu einigen, wirtſchaftlich, ſozial⸗ zolitiſch und geiſtig derart zu verbinden, daß ede Urſache zu künftigen Streitigkeiten ver⸗ nieden werde und daß die ehemalige Streit⸗ ragen abſterben würden im Bewußtſein jegenſeitiger Abhängigkeit. Auf dieſe Frage müſſe die engliſche Außenpolitik ihr Haupt⸗ gewicht legen. ö Amerikas Proteſt bei der japaniſchen Regierung. Neuyork, 16. Juni. Wie aus Tokio zemeldet wird, hat die amerikaniſche Botſchaft bei der japaniſchen Regierung einen offiziellen Proteſt gegen die antiamerikaniſche Boy⸗ iottbewegung erhoben, die ſich vornehmlich in Filmgeſchäften fühlbar macht.— Aus Wa⸗ ſhington wird dazu gemeldet, das Staats⸗ departement habe erklärt, die amerikaniſche Botſchaft in Tokio habe in einer Initiative, aber in freundſchaftlicher Weiſe gehandelt und es würden keine weiteren Schritte erfolgen. Aus dem Völkerbundsrat. Genf, 16. Juni. Der Völkerbundsrat, deſſen Tagung wahrſcheinlich morgen abend zu Ende gehen wird, hat für heute und mor⸗ gen noch den wichtigſten Teil ſeiner Tages- ordnung zu erledigen, u. a. die Beratung über die Fortführung des Sanierungswerkes in Oeſterreich, der Kontrollbedingungen uſw., vor allem aber die engliſchen Anträge bett. die Durchführung der Rüſtungskontrolle in Deſterreich, Bulgarien und Ungarn. Geſtern ſind in Genf das ruſſiſche Mitglied des Völ⸗ kerbundes, Leon Bourgois, ſowie Henry de Jouvenel und die franzöſiſchen Zivil⸗ und Militärdeledierten der Abrüſtunaskommiſſion des Völkerbundes eingetroffen und zwar zu Teilnahme an den Abrüſtungsverhandlungen, die auf eine völlig neue Grundlage geſtellt werden dürften. Der fasziſtiſche Mord an dem Linksabgeordn. Matteotti. Rom, 15. Juni. Die Leiche des von Fas⸗ ziſten ermordeten Abgeordneten Matte ott i, der geſtern Nacht in der Nähe von Struſi hin⸗ ter einer Scheune aufgefunden wurde, iſt fürch⸗ terlich zugerichtet, Der Körper weiſt 22 Schuß und 51 Stichwunden und zahlreiche Quet⸗ ſchungen auf. Ein Auge iſt vollſtändig aus der Höhle herausgetreten. Der Fasziſt Dumani, der als Anführer der Verbrecherbande gilt, die Mattestti beiſeit gebracht hat, und dem man auch noch andere Attentate gegen Ab— geordnete der Linken zuſchreibt, konnte ver⸗ haftet werden, als er bereits im Schnellzug nach Mailand ſaß. Ferner ſind in Mailand und Florenz ein Mechaniker und ein Journa⸗ liſt verhaftet worden. Schwer belaſtet iſt auch der Direktor der fasziſtiſchen Zeitung„Cor⸗ riere d'Italia“, in deſſen Auto Matteotti ent⸗ führt worden iſt. Er wurde noch nicht verhaf⸗ tet, ſteht aber unter polizeilicher Bewachung. In Rom ſind beſondere Schutzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe getroffen worden. Polizeipatrouillen durchſtreifen die Stadt u. die Truppen befinden ſich in Alarm⸗ bereitſchaft. Vorbereitung einer ſpaniſchen Generaloffen ⸗ ſive gegen die Rifflabilen. f Madrid, 16. Juni. Wie verlautet, wird ſich General Primo de Rimara anfangs Juli nach Marokko begeben, um Vorbereitun⸗ gen für eine Generaloffenſive gegen die Niff⸗ kabilen zu treffen. Gewitter⸗ und Hagelwetter in Ungarn. Brudapeſt, 15. Juni. In den frühen Morgen⸗ ſtunden des Samstag ging über Budapeſt ein ſchweres Gewitter nieder. Der Blitz ſchlug an mehreren Stellen ein und verurſachte in einem Hauſe einen Brand; nachmittags gegen 4 Uhr entlud ſich wiederum ein ſchweres Gewitter mit Hagelwetter, das vielfach Schaden verurſachte. Der Telephonverkehr hatte ſtarke Störungen zu verzeichnen. Aus der Provinz laufen Berichte über woltenbrucharlae Regenaulſe ein. In Ra Uu zeigen. l„„ 2 e e posvar zertrümmerte ein Hagelwetter hund von Fenſterſcheiben und richtete großen an. Der Telephonverkehr mit den weſtlich genen Gemeinden iſt geſtört. Auf der Stres Mudapeſt-⸗Bruck—Wien warf der orkanartie, ind Bäume und Telegraphenſtangen auf die Gleiſe, ſo daß der Eiſenbahnverkehr eine an⸗ derthalbſtündige Unterbrechung erlitt. Tas Dach eines Stationsgebäudes wurde vom Sturm ſortgeriſſen, wobei drei Arbeiter verletzt wurden Lokale Nachrichten. * Steuographen⸗Berein„Gabels⸗ berger“. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, hält der Stenographen⸗Berein„Gabelsberger“ am kommenden Donnerstag Nachmittag 1/4 Uhr im Saale des Gaſthauſes zur„Vorſtadt“ eine Verſammlung ab, zu der die Mitglieder des Vereins und deren Angehörige, ſowie Freunde und Gönner der Gabelsbergerſchen Stenographie herzlich eingeladen ſind.— Der Verbandsvor⸗ ſitzende, Herr Lehrer Schöpp aus Mainz hat ſein Erſcheinen zu dieſer Verſammlung zugeſagt und wird einen Vortrag halten, anſchließend gemütliches Belſammenſein mit Tanz.— Am Sonntag, den 22. Juni findet in Heppenheim der Bezirkstag des Bezirks Bergſtraße des Heſſiſch⸗ Naſſauiſchen Verbandes Gabelsberger Steno⸗ graphen verbunden mit einem Wettſchreiben ſtatt. Hier iſt den Jüngern Gabelsberger's Gelegen⸗ heit geboten, in friedlichem Kampfe in den Ab⸗ tellungen von 60 Silben an aufwärts ihre Kunſt Der Vorſtand des Vereins erſucht deshalb um rege Beteiligung am Wettſchreiben. Abfahrt der Teilnehmer am Wettſchreiben um 7 Uhr 23 Min. vorm. mit der Staatsbahn, alle übrigen Teilnehmer an der Bezirksverſammlung um 1 Uhr 43 Min. mit der O E. G., Anſchluß in Weinheim um 2 Uhr 9 Minuten. * Nationaler Athleten⸗Wettſtreit. Die Vorarbeiten zum großen nationalen Athleten⸗ Wettſtreit, der am 27. Juli hier ſtattfindet, ſind eifrig im Gange.— Auch findet am Sonntag, den 29. Juni l. Js. ein großer Länder⸗Wett⸗ kampf zwiſchen Stemm⸗ und Ringklub Viernheim und Schweizer Mannſchaften ſtatt, worauf auch jetzt ſchon hingewieſen ſei. Neue Freimarke. Die Reichsdruckerei wirt demnächſt mit der Lieferung von Freimarken zu 3 Mark beginnen. Die Marke hat die Jorm eines liegenden Rechtsecks, zeigt eine Anſicht der Marienburg und iſt in Kupferdruck in rotbra* »er Farbe auf weißem Waffelmuſterpapier in Bogen zu 50 Stück hergeſtellt. Sie iſt von einem 1 Millimeter breiten, guillochierten Rand umge⸗ den. In den Wolken rechts oben ſteht das Wort Marienburg“ in umſchlungener Schrift. Ober⸗ halb und unterhalb der Anſicht befindet ſich ein 2,5 Millimeter breites, ſenkrecht ſchraffiertes, ver⸗ ſchlungenes Band, das teilweiſe die Umrandung verdeckt. Auf dem oberen Rande ſteht links und rechts in lichter Schrift die Wertziffer und in der Mitte der Wert in lateiniſchen Verſalbuchſtaben; das untere Band enthält in gleicher Schrift di Inſchrift„Deutſches Reich“. . Ein Dienſtbotenzeugnis von Goethe Ein Dienſtbotenzeugnis von Goethe. Es wird vielen Hausfrauen zum Troſte ge— reichen, zu vernehmen, wie alt und doch ewig neu das Lied von Dienſtbotenärger iſt und wie auch ein ſo berühmter Mann wie Goethe nicht davon verſchont blieb. In folgendem Zeugnis, das er einer ſeiner Perlen ausſtellte, hat er ſeinen Ge⸗ fühlen Luft gemacht: „Charlotte Hoyer hat zwei Jahre in meinem Hauſe gedient. Für eine Köchin kann ſie gelten und ſie iſt zu Zeiten folgſam, höflich, ſogar ein⸗ ſchmeichelnd. Allein durch die Ungleichheit ihres Betragens hat ſie zuletzt ſich ganz unerträglich gemacht. Gewöhnlich beliebt es ihr, nach eigenem Willen zu handeln und zu kochen, ſie zeigt ſich widerſpenſtig, zudringlich, grob und ſucht dieje⸗ nigen, die ihr zu befehlen haben, auf alle Weiſe zu ermüden. Unruhig und tückiſch, verhetzt ſte ihre Mitdienenden und macht ihnen, wenn ſie nicht mit ihr halten, das Leben ſauer. Außer anderen verwandten Untugenden hat ſie noch die, daß ſie an den Türen horcht. Welches alles nach der erneuten Polizeiverordnung hiermit ohne Rückſicht bezeugen wollen.“ Wenn wir nun noch weiter berichten können, daß Deutſchlands größter Dichter für gut beſand, dieſes harte Zeugnis dem Polizeikollegium vor⸗ zulegen und dabei ergänzend zu melden, daß dieſe Muſterkönigin ihr letztes Zeugnis zerriſſen und dann noch die Fetzen im Hauſe zu zerſtreuen beliebte, ſo können wir uns ein ungefähres Bild von dem berechtigten Zorn Goethes machen. „Sie iſt eine der boshafteſten und inkorrigibelſten Perſonen, die mir je vorgekommen.“ Das ſagt genug. 0 Erkennen Von Heinrich Leis. Ein Sternentraum und Lichtgeflimmer, bereite Sich um mich her mit Bildern bunt die Welt Das ewig Wechſelnde, das ewig Neue, Was lockt und ſchreckt, und ſchmerzt und was gefüllt. ö Zu welcher Ferne mich das Leben leitet, f Wie weit mein Fuß mich trägt, die Sehnſucht fliegt, Mir wird nur offenbar, was in mir liegt. In allem nur das kleine Ich empfinden, Iſt dies das Leben wert und all Begehren? Wozu das Irren, Schweifen, ruhlos Haſten, Ein Tappen durch das Dämmer, wie von Bingen, Und dann, unwiſſend ewig, Heimwärtskehren? Des Rätſels Deutung, das wir Leben nennen, Heiſft: An der Dinge Maß ſich ſelbſt erkennen.