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Schlieffen. nehmer nat ler wc Viernheimer Tageblatt Urſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins Anzelgenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzetle koſtet 5 Pfg. die ae ge 50 Pfg., bei Wiederholung Haus e e en: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze. Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconts⸗Geſellſchaft A.⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, M131. Montag, den 23. Juni 1924 2—— a 1—.—— Schöpferiſche Politik! Der Außenminiſter Streſemann hat aus Anlaß des Landtagswahlkampfes in An⸗ (Viernheimer Zeitung— Viernheimer! Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Ein faſt neuer 4 rübriger „Hand- Kaſtenwagen bare Bauart(friſch ge. ee— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 und Maschinen Anlagen See eee . eröffnet habe. Halte mich daher bei bester fach- männischer Bedienung und billigster Berechnung Lagen Straßenbahnverkehrs. Zu dem Straßenbahnunglück bei Iſerlohn ſchreibt Stadtbaurat Dr. L. Adler im Berl. das bertrmtensoolam für ferri ungerommen für die Erstellung von elektrischen Licht-, Kraft-, Pumpen- und Signal-Anlagen, der Belieferung von allen landwirtschaftlichen Maschinen, sowie den Reparaturen von Elektro-Motoren und allen elektrotechnischen Apparaten bestens empfohlen. 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Juli beginnt ein neuer Vorbereitungskurs für den kaufmännischen Beruf Tages- und Abendkurse Man verlange Prospekte. „Sportvereinigung Amicitia 09“ Viernheim. 22. Juni 1924 Griesheim ö auf dem Stadionplatze in Darm⸗ 55 17 ſtadt. Spielanfang ½11 Uhr . 9595 Nannſch f. 10 der erſten annſchaft 7. r morgens ab Staatsbahnhof. Radfahrer treffen ſich 15 6 Ahr am d N. as Reſultat der 1. Halbzeit iſt um 1/12 Uhr und das Geſamtreſultat 1 49 5 0 Lokal. durch Brieftauben zu erfahren. Der Vorſtand. „Vorwärts.“ Sonntag, den 22. Juni, Munachmittags 2 Uhr * außerordentliche halbj. Generalverſammlung m Lokal bel Wiw. Schnelder,. Dringendes Er f ämtlicher Wee ſehr erwünſcht, 500 15 75 eines neuen Fahrw 1 85 5 Vorſtand. Morgen Sonntag, den 8 12 Rückſpiel gegen; Arheiter⸗ Radfahrer ⸗ Vereinigung halt auf einer Verſammlung der Deutſchen Volkspartei in Deſſau geſprochen. Bezüglich des Sachverſtändigengutachtens bewegten ſich ſeine Ausführungen in den gleichen Gedanken⸗ gängen wie Frankreich mit Deutſchland als ruhiger Nach⸗ bar leben, ſo würde das jedermann in Deutſch⸗ land begrüßen, beneinander beider Nationen die Vorausſet⸗ zung der friedlichen Entwicklung der europä⸗ iſchen Verhältniſſe erblicke. Ohne Voreinge⸗ nommenheit, aber auch ohne Illuſionen werde das deutſche Volk in dieſer Beziehung die Taten der neuen franzöſiſchen Regierung er⸗ warten.“ Von eigenen Taten ſpricht Herr Streſemann auch diesmal nicht. Was er z. zu tun gedenkt in der Frage der Militär⸗ kontrolle, die bis zum 30. Juni zu be⸗ antworten iſt, in jener Frage, die von außer⸗ und eine unerbittliche und Maecdonalds an Deutſchland iſt, endlich den Tatbeweis anzu⸗ treten, daß es den guten Willen hat, ſeine Teilnahme an der Befriedigung Europas an⸗ zuſtreben. Denn ſolange die Frage der Sicherheit zwiſchen Deutſchland und Frankreich nicht ebenſo gelöſt iſt wie die Re⸗ parationsfrage, iſt die Betrauung des Völker⸗ bundes mit den Aufgaben der friedlichen Kon⸗ fliktslöſung unmöglich. Mit Abwarten“ allein iſt nichts geſchafft. Aber wir müſſen den neuen Kurs in Frankreich, der ſich im Wahlſiog der ordentlichem Ernſt Mahnung Herriots Linken, dem Sturz Poincares und Millerands, dem Kabinett Herriot und ſeinem Programm bekundet, Rechnung tragen und müſſen eben⸗ falls Politik machen anſtatt die Hände in den Schoß zu legen. Eine ſehr beherzigenswerte Mahnung gibt in dieſem Sinne die„K. V.“: Selbſtverſtändlich, ſo ſchreibt er, abſichtlicher Anzweiflung ganz beſonders uns Unheil gebracht, gefliſſentlich weiter ſpricht nicht mehr der heutigen Lage Europas und den Forderungen, die ſie ſehr poſitiv an alle Beteiligten ſtellt. In gewiſſem Sinne ha- ben wir ſelbſtverſtändlich die Taten Herriots „abzuwarten“, aber doch nicht ſo, als ob wir nur müßige Zuſchauer wären, ſondern auch wir haben inzwiſchen i wir mindeſtens mit der gleichen ernſten Akti⸗ vität wie bisher fortzuführen haben. Keine der an der Löſung der europäiſchen Kriſe beteilig— ten Mächte kann einfach abwarten, andere tut. Sie ſollten über die dringlichſten Aufgaben in den großen Fragen hinaus, aber auch durch den Beweis, daß man ſich gegenſei⸗ tig ein neues Sichverſtehen auch durch an⸗ genehmere Formen zu erleichtern trachtet, die Beſſerung in der Atmoſphäre fördern. Ein Beiſpiel dafür hat Macdonald gegeben, als er auch für Deutſchland bekundet wiſſen wollte In dieſer Form mag das der franzöſiſchen Mentalität nicht ohne weiteres eingehen, wie auch umgekehrt der deutſchen. Man Mißtrauen ſtecken zu bleiben. Dieſes muß durch Offenheit im austauſch und Verhandeln, durch den Beweis, daß man ſich verſtehen und verſtändigen will, überwunden werden. In der eigentlichen Re⸗ parationsfrage hat dieſe Methode, insbeſon⸗ dere die Offenheit, mit der Deutſchland den Sachverſtändigen Einblick in ſeine Lage ge— währt, ſchon viel Gutes gewirkt. Sollte das nicht auch in der ſogenanten Sicherheits⸗ frage möglich ſein? Könnten die Regierun⸗ gen und die Völker nicht ganz offen über die Dinge reden, die ſie beunruhigen, und über die Wünſche, die ſie daraus herleiten? Kann von uns nicht die Sorge um den deutſchen Rhein genommen werden? Kann umgekehrt der Welt nicht gezeigt werden, daß ihre Sorge vor deutſchen Rüſtungen unbegründet Ernenung des Generals Nollet zum Kriegs⸗ miniſter in ſeinem Kabinett iſt von Herriot als eine an die Abreſſe des deutſchen nalismus gerichtete Warnung bezeichnet wor⸗ den. Auch ohne eine ſolche Geſte, wie ſte der Franzoſe liebt, wußten wir, was damit ge⸗ ſagt ſein ſoll. Noch mehr: Das Maulhel⸗ den tum und die Soldatenſpielerei e Leute in Deutſchland war für die oincareſche Politik ein unbezahlbarer Vor⸗ teil; für die Politik Herriots iſt ſie dagegen ein 95 75555 Hemmnis, und jeder, der ſich nur ein bißchen auf politiſche Psychologie berſteht, kürzlich in Karlsruhe.„Wolle der in einem friedlichen Ne⸗ hat in der Umwelt, zumal in Deutſchland, noch weni⸗ ger als in Frankreich ſelbſt irgend jemand das Recht, dem Kurſe Herriot Vorſchußlorbeeren zu widmen. Aber genau ſo falſch wäre es, mit ſeiner Entſchlußkraft oder ſeines guten Willens das internatio⸗ nale Mißtrauen, das doch überall, und Deutſchen ſchon ſo viel zu näh⸗ ren. Schon das betonte„Warten wir ab“ ent⸗ unſere Aufgaben, die was die neulich Ramſan Vertrauen braucht aber deswegen nicht endlos in unfruchtbarem gegenſeitigen Gedanken⸗ iſt? Die Natio⸗ Paris, 20. Juni. Nach einer Sitzung, die bis Mitternacht gedauert hat, iſt das Ver⸗ trauensvotum für die Regierung mit 313 gegen 234 Stimmen angenommen worden. In einer neuen Sitzung ergriff Her⸗ riot nochmals das Wort und erklärte, daß die Regierung vor allem eine Politik des Budget⸗ gleichgewichts verfolgen werde. Nachher kam Herriot auf die Außenpolitik zu ſprechen und er ſagte, die Rubrbeſetzung habe einen Ueber⸗ ſchuß von 313 Millionen Goldmark, d. h. 500 Millionen Papierſranken abgeworfen. Die ſe Zahl ſei aber noch diskutabel. Es genüge nicht, die Ruhrbeſetzung zu loben, um vergeſ⸗ ſen zu laſſen, daß durch eine andere Politik weitaus beſſere Reſultate hätten erzielt wer⸗ den können. Man müſſe ſich zunächſt fragen, warum Frankreich im Jahre 1923 die zuer⸗ kannten 950 Millionen Sachleiſtungen nicht benutzt habe. Der frühere Wiederaufbaumini⸗ ſter Reibel erariff das Wort zu einer Zwi⸗ ſchenerklärung. Die Schuld an der Nichtbenut⸗ zung der Sachleiſtungen ſei an Deutſchland gelegen. das immer gewichen ſei, wenn Frank⸗ reich eine arößere Beſtellung machen wollte. Herriot ließ ſich durch dieſe Erklärung nicht beirren und bemerkte, daß Frankreich von den zuerkannten 950 Millionen nur 200 Millionen benutzt habe und zwar ausſchliefßlich für Kohle und Koks. Die übrigen 750 Millionen ſeien gar nicht zur Verwendung gelanat. Durch die Ruhrbeſetzung habe man ſomit 500 Millionen Franken gewonnen. Herriots Innenpolitik. Köln, 20. Juni. Zu dem Gerücht, daß Herriot nach der Wahl Doumergues ſeine Miniſterliſte geändert habe, meldet der Be⸗ richterſtatter der„Kölniſchen Nolkszeitung“ ſeinem Blatte aus Paris: Es iſt nicht wahr, daß Herriot nach der Wahl Doumergues ſeine Miniſterliſte geändert hat. Wir können auf das Beſtimmteſte verſichern, daß dieſe Miniſterliſte, wie ſie amtlich veröffentlicht wurde, ſeit mehr als 14 Tagen fir und fertig ausgearbeitet war bis auf einen Poſten. nämlich den des Kriegs— miniſters. Hier hat Herriot erſt innerhalb der allerletzten Stunden eine Aenderung vorge⸗ nommen, beeinflußt durch die Wahl Doumer— gues. Die Aenderung ſtellte mit einem Schlag ſeinen überragenden volitiſchen Fähigkeiten ein geradezu glänzendes Zeuanis aus. Es wird über die Ernennung des Generals Nollet noch ganz ausführlich zu reden ſein, namentlich über die Bedeutung dieſer Wahl für Deutſch— land. a 0 Die Beſprechung Herriots mit Macdonald. London, 21. Juni. Geſtern nachmittag hat ſich Maedonald nach Chequers bege⸗ ben. An der Beſprechung mit Herriot wird — wie verlautet— außer dem Unterſtaatsſek⸗ retär Crewe kein Beamter oder Sachverſtändi⸗ ger teilnehmen. Die Ausſprache wird in Lon⸗ doner politiſchen Kreiſen als ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung einer interalliierten daß gerade eine franzöſiſche Punkt mit ernſtgemein⸗ ter Energie behandelt wird. Sie wird auch hierbei weiſe handeln, wenn ſie den Verant⸗ wortlichen in Deutſchland ihre ſchwierige Auf— gabe nicht durch vraktiſches Mißtrauen un nötig erſchwert; auf der anderen Seite wird in Deutſchland aber auch kein ern ſter Po⸗ litiker irgendwelches Intereſſe an den Din⸗ gen bekunden dürfen, die draußen als ein ſyſtematiſcher Revanchedrill der deutſchen Ju⸗ gend aufgefaßt werden. Wie nutzlos derglei⸗ chen im militäriſchen, wie verderblich es. aber im politiſchen Sinne iſt, darüber ſollte wirklich nicht mehr geredet zu werden brauchen. Wenn es aber nötig ſein ſollte, darüber noch ein Mehreres zu ſagen, ſo ſind wir auch dazu be⸗ reit. Einſtweilen mag es genügen, darauf hin⸗ zuweiſen, daß die Freiheit des deut⸗ ſchen Rheins doch wohl jedem ehrlichen Deutſchen einige Opfer wert ſein dürfte— auch Opfer an kindlichen Einbildungen! Nicht die imperialiſtiſche Politik Poincg⸗ res, ſchreibt Dr. E. Michel in der„R. M. V.“, hat die nationaliſtiſche Bewegung bei uns ſo mächtig anſchwellen laſſen— das iſt eine der Ausreden, an denen es uns nie gefehlt hat—, ſie hat wohl mitgewirkt, aber Haupturſache iſt die Unterlaſſungs politik und das unentſchiedene Handeln der bisheri⸗ gen Regierungsparteien, die nicht durch den Kräfteeinſatz einer vor einer großen Idee ge⸗ tragenen europälſchen Politik das führungs⸗ hungrige Volk und beſonders die reifere Ju⸗ 13 mitzureißen und zu begeiſtern verſtanden ſaben„Durch Verfaſſungsartitel und Geſetze mußte wiſſen, Linksregierung dieſen Konferenz angeſehen. Beſchlüſſe ſeien nicht zu erwarten. Die Konferenz diene der Annähe⸗ rung und der Heſeitigung des latenten fran⸗ zöſiſch⸗engliſchen Gegenſatzes. Eine Reuter⸗ meldung bezeichnet die Beſprechung ebenfalls als„privat und formlos“. Doch ſei eine amt⸗ liche Mitteilung darüber möglich. Ein aus⸗ gearbeiteter Plan beſtehe nicht.„Daily Tele⸗ graph bemerkt zwar, Macdonald ſei der An⸗ ſicht, daß die interalliierte Konferenz möglichſt ſchon in drei Wochen einberufen werden ſolle, um über die Durchführung des Sachverſtändi⸗ genplanes zu beraten. Bei den Beſprechungen dürfte nur die politiſche Seite des Planes, ſo⸗ wie die Fragen der Militärkontrolle erörtert und der Garantievertrag geſtreift werden. Begnadigte Eiſenbahner. Mainz, 20. Juni. Die in dem großen Eiſenbahnerprozeß vom 7. Mai 1923 zun drei bis ſieben Jahren Gefängnis Verurteilten, die Eiſenbahninſpektoren Hertling, Lüdtke, Krimmel, der Eiſenbahnſchloſſer Leinweber, der Betriebsratsvorſitzende Klinger, ſowie die Gewerkſchaftsſekretäre des deutſchen Eiſenbah⸗ nerverbandes Lebert, Böswetter und Ludwig wurden laut Kölniſche Zeitung begnadigt und in Freiheit geſetzt. Ferner ſind der zu 3 Jah⸗ ren Gefängnis verurteilte Eiſenbahnaſſiſtent Hegerich und der Zugführer Zimmermann be⸗ gnadigt worden. Geſtattete Rückkehr Ausgewieſener. Koblenz, 20. Juni. Insgeſamt 103 Perſonen, die aus dem beſetzten Gebiet aus— gewieſen waren, iſt die R ückkehr geſtattet worden und zwar: 20 Perſonen aus Erbach, 16 aus Trier, 11 aus Gerolſtein. 18 aus Hak⸗ kesheim, 8 aus Höchſt, 7 aus Mainz, 4 aus Aßmannshauſen, 3 aus Ockenheim, je 2 aus Alzey, Bingen, Saulsheim, Heidelsheim, Rü⸗ desheim, und je 1 aus Worms, Biſchofsheim, Ems, Niederolm, Weinbach und Dietz. *. Der deutſche Botſchafter bei Herriot. Paris, 20. Juni. Der deutſche Botſchaf⸗ ter v. Hoeſch, iſt heute vormittag vom Mi⸗ niſterpräſident Herriot empfangen worden. Im Verlaufe der Unterredung wurde eine An⸗ zahl von Fragen beſprochen, die im Zuſam⸗ menhang mit der politiſchen Lage ſtehen. Un⸗ ter anderem wurde auch das Problem der Micum verträge eingehend erörtert. 12 Amerika zu den Ausführungen Herriots. Newyork, 20. Juni. Die Newyorker Blät— ter billigen faſt ohne Einſchränkung in ihren Komentaren Herriots Politik. Bezüglich der weiteren Entwicklung ſind die Blätter durchweg optimiſtiſch. Man verſpricht ſich viel von dem amerikaniſchen Abrüſtungsplan, der im Völkerbund eine neue Erörterung der euro⸗ päiſchen Abrüſtungsfrage herbeiführen ſoll Gleichzeitig ſteht Co olidges Plan einer neuen Seeabrüſtungskonferenz wieder im Vordergrund der Erörterungen. entzündet man nicht den politiſchen Willen, treibt man keine ſchöpferiſche Politik. — Der franzöſiſche Botſchafter in Berlin auf Urlaub. 21. Juni. Wie bereits gemel det hat der franzöſiſche Botſchafter in Berlin. Margerie, einen Urlaub von ſechs Wochen angetreten, den er erbat, weil er eine längere Zeit Berlin nicht verlaſſen hat und einige Privatangelegenheiten erledigen will. Berlin als Sitz der Goldnotenbank. Berlin, 21. Juni. Nach dem„B. T.“ nehmen die Verhandlungen zwiſchen der Reichsbank und dem Konſortium, das ſich an der kommenden Goldnotenbank beteiligt, einen günſtigen Fortgang und haben in den letzten Tagen zu beſtimmten Abſchlüſſen ge⸗ führt. Es ſei beſchloſſen, Berlin als Sitz der Goldnotenbank zu beſtimmen. Ferner ſoll der Präſident der Bank ein Deutſcher ſein. Ein Aufſichtsrat, beſtehend aus 7 Deutſchen und 7 Ausländern, werde eingerichtet. Wenn die Be⸗ ſprechungen zu einem Abſchluß geführt hätten, werde in Berlin eine Bankierkonſerenz ſtatt⸗ finden. Echwere Unwetter in Frankreich. Paris, 21. Juni. Große Teile Frank reichs wurden geſtern durch ſchwere Un wetter heimgeſucht. In den Weinbergen von Bordeaux wurde großen Schaden ange richtet. Faſt die ganze Ernte iſt verloren. 1 12 RP Berlin, um Beiſpiel die Stange Leerlauf des Wagens, das heißt, Stromzufuhr ausgeſchaltet iſt, wirken die Mo⸗ toren rend der Talfahrt nur keit erzielt werden darf, fahrt. Wagen nur mit 15 bis 18 Kilometer talwärts fahren. Kommt eine ſ durch des Führers hervorgerufen, der alle Vorſchrif⸗ ten außer Acht gelaſſen und geglaubt hat, im letzten Moment den Wagen beider Bremſen abfangen zu können. Börſen⸗Kurier: Angeſichts der fürchterlichen Straßenbahn⸗ kataſtrophe bei Iſerlohn, die in der Geſchichte der europäiſchen Straßenbahnunfälle nur noch von dem Unglück in Florenz im Jahre 1905 überboten wird, iſt die ſtraßenbahnfahrende Bevölkerung aufs ſchwerſte beunruhigt. So iſt 1. a. die Vermutung aufgetaucht, daß der Straßenbahnwagen, der ſich auf der Talfahrt befand, dadurch verunglückt iſt, daß die Rolle, die den Strom von der Oberleitung abnimmt, und den Motoren zuführt, vom Draht abge⸗ ſprungen iſt und daß dadurch ein Halten un⸗ möglich geworden ſei. Dieſe Anſicht iſt abſolut unrichtig. Die Iſerlohner Straßenbahnwagen, die ſtarke Steigungen zu überwinden haben, i das Unglück ereignete ſich auf einem zwei TFilometer langen Gefälle tung von 35 Meter pro Mille— ſind mit drei Bremſen ausgerüſtet. Zunächſt findet ſich an ſledem Motorwagen die Handbremſe, ttark iſt, daß der Wagen mit einer Steige⸗ die ſo mit ihr unbedingt jum Halten gebracht werden kann. Dann aber nuch iſt eine elektriſche Bremſe vorhanden, die ſowohl auf die Räder, als auch auf die Schie⸗ nen wirkt, und die als cusgezeichnete Kon⸗ truktion angeſprochen werden kann. Die elek⸗ triſche Bremſe kann auf zwei Wegen in Tätig⸗ leit geſetzt werden. urch den Strom in Aktion zu ſetzen, der von der Oberleitung abgenommen Vorgang iſt auf gerader Strecke der gewöhn⸗ liche. Da aber mit der Möglichkeit zu rechnen Der Fahrer vermag ſie wird; dieſer ſt, daß einmal der Oberleitungsſtrom verſagt, mit der Rolle vom seitungsdraht abſpringt, iſt eine zweite Siche⸗ rung getroffen. Bei der Talfahrt oder beim wenn die des Straßenbahnwagens in entgegen— zeſetztem Sinne, nämlich als Generatoren, die elbſt Strom erzeugen. Dieſer Strom ſetzt die Aektriſchen Bremſen in Tätiakeit..— Die Schuld an dem Unglück iſt hochſt wahrſcheinlich dem Führer des Wagens bei zumeſſen, der auf der ſtark abſchüſſigen Strecke aus irgend einem Grunde den Wagen brems— los oder mit zu ſchwacher Bremſung hinab⸗ tollen ließ. Das Kleinbahngeſetz ſieht aus⸗ drücklich vor, daß bei ſtarken Steigungen wäh⸗ dieſelbe Geſchwindig⸗ wie bei der Berg⸗ Im allgemeinen dürfen die ſchweren ſo ungeheure Maſſe, wie ſie ein ſchwerer Waggon darſtellt, einmal ins Rollen, erreicht ſie die Geſchwindigkeit von 30 dder gar 40 Kilometer, dann helfen freilich alle Bremſen nichts mehr. Um zu berhüten, daß die Strecken hinabfahren, auf derartigen Strecken in gewiſſen Zwiſchen⸗ räumen ſogenannte len eingerichtet, an denen muß. Dieſe Einrichtung iſt nur dazu beſtimmt, das zu vermeiden, was in Iſerlohn leider ein⸗ getreten iſt, daß nämlich die tote Maſſe durch ihre Wagen etwa bremslos steile ſind laut Geſetz auch 3 wangshalteſtel⸗ der Fahrer halten Schwerkraft das Gefälle hinabgeriſſen In Iſerlohn iſt zweifellos der Unfall wird. die Nachläſſigkeit oder Unachtſamkeit durch Anziehen Bei dieſer Gelegenheit iſt auch die alte Streitfrage, ob Rolle oder Bügel im Straßen⸗ babnverkehr wirkſamer oder ſicherer ſeien, wie⸗ der aufgerollt worden. Hierzu ſei bemerkt, daß die amerikaniſchen Straßenbahnwagen die Geſchwindigkeiten bis zu Achtzigſtundenkilo⸗ meter ereichen, ausnahmslos mit Rollen ar⸗ beiten und die wiſſenſchaftlichen Unterſuchun⸗ gen, die in Berlin angeſtellt ſind, haben zwei⸗ daß die Rolle genau ſo be⸗ triebsſicher wie der Bügel iſt, daß aus ökono⸗ miſchen Gründen die Rolle, was beſſere Stromabnahme und Schonung des Leitungs⸗ netzes anbetrifft, ſogar vorzuziehen iſt. * Weitere Opfer in Iſerlohn. Iſerlohn, 20. Juni. Das Straßen⸗ bahnunglück hat in der letzten Nacht drei weitere Opfer gefordert. Von den Schwerverletzten ſind in den Krankenhäuſern wieder drei ihren Wunden erlegen. Die Frage der Schuld an der Kataſtrophe iſt immer noch nicht geklärt. Morgen finden in Iſerlohn und Umgegend Gedächtnis⸗ und Trauerfeiern fin die unglücklichen Opfer der furchtbaren Kata⸗ ſtrophe ſtatt. Während des Beoräbniſſes am morgigen Nachmittag iſt von der Stadtver⸗ waltung eine Verkehrsruhe von drei Minuten und eine halbſtündige Geſchüftsruhe angeſetzt. felsfrei ergeben, Die Zahl der Toten beträgt jetzt„ eee e 9 2 aleine politiſche umſchau 2 die nüchſten Reichstagsverhandlungen, Tagesordnung für die nächſte, am Diens! um 3 Uhr ſaltfindende Vollſitzung des be ichstages weiſt 18 Punkte auf, darun⸗ 2 Verträge zwiſchen Deutſchland und Eſt⸗ and, ſowie den Handelsvertrag mit Litauen und ein Wirtſchaftsabkommen mit Eſtland, ter das deutſch⸗polniſche Abkommen über en oberſchleſiſchen Grenzbezirk. Zur Beſpre⸗ ung kommt fe er der nationalſozialiſtiſche Antrag auf Aufhebung des Diſziplinarverfah⸗ rens gegen Dr. Frick und kommuniſtiſche An⸗ träge auf Freilaſſung von politiſchen Geſan⸗ es und auf Aufhebung des militäriſchen Ausnahmezuſtandes. ü — Die Steuerlaſt in Deutſchland. In einer erneuten Eingabe an den Reichskanzler über die ſteuerliche Ueberlaſtung der Land⸗ wirtſchaft erſucht der Reichslandbund die Reichsregierung, mit größter Beſchleunigung geſetzgeberiſche ö um die kommenden Steuertermine in die Zeit bis nach der Hackfruchternte zu verſchieben. Die bisher gewährten Rentenmarkkredite ſeien von der Landwirtſchaft zum größten Teile 95 Steuerzahlungen verwandt worden und die Landwirtſchaft müſſe, da ſie ſchon im ver⸗ gangenen Monat nicht in der Lage geweſen ſei, ihre Löhne zu zahlen, bei Wiederholung ines ſolchen Zuſtandes in den kommenden onaten ſicherlich mit einer weitgehenden Niederlegung der Arbeit gerade zur Erntezeil rechnen. Loyd George über den Dawes⸗Plan, In der Debatte des Unterhauſes über der Etat des Handelsamtes äußerte ſich Lloyd George über die handelspolitiſchen Wir, kungen der Anwendung des Dawesberichtes 15 nennt den Dawes⸗Bericht in dieſer Bezie⸗ ung einen wahren Segen für Europa. eignet ſein würde, den fördern, die würde. niederlage vorausſichtlich am Montag dem Gene⸗ ralgouverneur ſeinen Rücktritt anbieten und ihm nahelegen, General Herzog, den Führer der füt die Unabhängigkeit der Kapkolonie dung des Kabinetts zu betrauen. In England hegt man trotz des Ausganges der Wahlen in Südafrika keine Befürchtungen für die Zukunft, weil die Arbeiterpartei, die Herzog zu ſeiner Re⸗ gierungsbildung braucht, ſich im weſentlichen auf die engliſche Arbeiterbevölkerung des Landes ſtützt und ſtark genug iſt, um jeder Zeit mit der ſübafrikaniſchen Partei von Smuts die Unab— hängigkeitsbeſtrebungen Herzogs im Keime zu er— ſticlen. Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 19. Juni. Die Generaldebatte zum Staatsvoranſchlag wurde geſtern fortgeſetzt. Abgeordneter Brauer(Bauernbund) wies auf die durch die Einfuhr ausländiſcher Erzeugniſſe verſchlechterte Lage der Landwirtſchaft hin. Die Form und Verteilung der Umſatzſteuer ſei recht unglücklich. Erſparniſſe könnten nur durch einen weiteren Abbau der Verwaltung erzielt werden. Der Bauernbund ſei grundſätzlich Gegner jeder Brundſteuer. Augeordneter Reiber(Dem.) bob ———— die Kreditnot im Maßnahmen herbeizuführen, Dey Dawesplan werde eine Atmoſphäre der Be ruhigung und des Ausgleichs ſchaffen, die ge europäiſchen Handen 5 aber bis zur unmittelbaren irkung für den Handel nicht günſtig ſein — England und der Wahlausfall in der Kap; der deutſchen Verſicherung kolonie. Der Premierminiſter der ſüdafrikaniſchen Union General Smuts wird nach ſeiner Wahl. eintretenden ſüdafrikaniſchen Nationaliſtenpartei mit der Bil⸗ Dar lot im Handwerk, Landwirtſchaft und Induſtrie erver ine 1 Steuerſätze ſei darum dringend notwendig, ſo⸗ weit ſie für den Staat tragbar ſei. Außenpoliti trat der Redner für eine Verſtändigungspoliti, ein. Wenn ein Volk ſeine nationalen Aufgaben erfüllen wolle, müſſe es ſeine Nationaliſten ab⸗ bauen. Der Republikaner finde heute vor den 5 deulſchen Gerichten kein Recht. In der Beam⸗ ten⸗ und Beſoldungspolitik ſei die heſſiſche Re⸗ ierung auf dem rechten Wege. Das habe ihr inſpruch gegen den letzten Reichstarif gezeigt. Der Redner begrüßte zum Schluß die Ausdeh⸗ ung der Organiſation Reichsbanner ſchwarz⸗rot⸗ gold auch auf heſſiſches Gebiet. Abgeordneter Dr. Greiner(Kom.) bekannte ſich als Gegner bes Sachverſtändigengutachtens. Das Kapital, der einzige König auf der Welt, werde von ihm bis aufs Meſſer bekämpft. Abgeordneter Kindt (Dnatl.) polemiſterte ausführlich gegen das Sach⸗ verſtändigengutachten und gegen die Politik der Sozialdemokratie. ö Der Schluß der Sitzung brachte einen Zwi⸗ ſchenfall, als der Abg. Kind(Dnatl.) von der angeblich beabſichtigten Bildung eines Südrhein⸗ ſtaates ſprach. Seine Angriffe gegen die Negie⸗ ſter des Innern von Brentano ein„Unverſchämt“ entfuhr, wofür er einen Ordnungsruf erhielt. Finanzminiſter Henrich ſah ſich genötigt, ſofort darauf hinzuweiſen, daß der Abgeordnete Kindt mit ſeinen Ausführungen und durch ſeine maß⸗ loſen Angriffe das Anſehen der Regierung und des Landes aufs ſchwerſte ſchädige. Sein Vor⸗ gehen ſei umſo unerhörter, als Kindt genau nicht gegriffenen Fragen öffentlich ſprechen könne. haben könne, die das Dienſtgeheimnis verletzten. Nach einer Erwiderung des Abgeordneten Kindt, die in dem ſtürmiſchen Widerſpruch des Hau⸗ ſes unterging, ſchloß der Präſident die Sitzung. — Nächſte Sitzung Montag Nachmittag 3 Uhr. Irrwege Von Dr. Kurt Flatau. Das Verſicherungsweſen iſt in Deutſch⸗ land, beſonders im Binenlande, immer ein Stiefkind der Wirtſchaft geweſen. Ein not⸗ wendiges Uebel, aber jedem Kaufmann eine Angelegenheit von höchſter Läſtigkeit. Miß⸗ trauen gegenüber dem Verſicherungsgedanken und ſeinen Trägern iſt die Regel. Man ver⸗ ſichert, aber man hält nicht viel davon. Ereig⸗ net ſich ein Schaden, ſo verurſacht er eine ganze Kette von Widerwürtigkeiten. Ereignet ſich kein Schaden, ſo bereut man. den Verſiche⸗ rungsgeſellſchaften unnütz Prämien geliefert zu haben. Infolge dieſer Sachlage iſt das In⸗ lereſſe für Verſicherungsfragen außerhalb der Fachkreiſe in Deutſchland gering, obgleich die⸗ ſelben vitale Intereſſen jedes Einzelnen be⸗ cühren. In England und Holland, den bei⸗ den klaſſiſchen Muſterländern der Aſſekuranz (in beſchränktem Maße auch in den deutſchen jahrhundertalte Entwicklung fen, die uns fremd iſt. Verſicherungen werden dort gegeben und genommen, mit dem aufrich⸗ tigen Willen. Schutz zu bieten und dem ſiche⸗ DR— Sie liebten ſich beide. Noman von Georg Okonkowski. Machdruck verboten.) 3 „Sehr einfach,“ erwiderte Rank. Ich habe dem Fräulein Bertha Fröbel ſehr eindringlich erzählt, daß ich nach den verloren gegangenen Beweisſtücken recherchieren wolle und daß ich zunächſt eine Anzahl Trödler im Auge hätte, bei denen ich mit meinen Nachforſchungen be⸗ ginnen würde. Natürlich iſt ſie oder vielmehr Herr Roſinski auf dieſen Leim gegangen, denn bei einem der Trödler fand ich ohne langes Suchen die Sachen vor. Der Trödler ſelbſt hatte keine Ahnung von dem Werte oder der Bedeutung der Sachen. Er hatte das Medail⸗ lon und einen alten Rock, in dem ſich die Brief⸗ taſche mit den Briefen befand, von einem un⸗ bekannten Menſchen für ein paar Groſchen ge— kauft und die Brieftaſche erſt gefunden, nach⸗ dem der Verkäufer längſt wieder fort war. Ich ſagte dem Trödler, daß es ſich um geſtohle⸗ nes Gut handele, bezahle ihm einen angemeſ⸗ ſenen Entſchädigungspreis und machte mich mit meinen Schätzen ſchleunigſt davon. Hof⸗ fentlich geht alles weitere ebenſo nach meiner Berechnung,“ ſetzte Rank hinzu. Hierauf erzählte Hochfeld ihm, welche Ent⸗ deckung er bezüglich Hela Cordiers gemacht habe und wie fatal ihm unter ſolchen Umſtän⸗ den der weitere Verkehr mit der Dame ſei. „Seien Sie außer Sorge“, tröſtete Rank ihn,„Sie werden den Verkehr nicht länger mehr fortzuſetzen haben, denn ſoviel ich mit Beſtimmtheit weiß, wird in den nächſten Ta⸗ gen ein Rechtsanwalt als Bevollmächtigter Hela Cordiers offiziell Anſpruch auf das Erbe erheben und Ihnen eine diesbezügliche Nach⸗ richt zugehen laſſen. Natürlich geſchieht dies hauptſächlich auf Betreiben Anatol von Let⸗ aus, der es nicht erwarten kann, wieder in den Beſitz des Vermögens zu gelangen, und dem Fräulein Cordier die Erbſchaftsintereſſen nicht energiſch genug vertritt.“ „Es wäre mir ſehr angenehm, da es end⸗ Lich die Lage klären würde,“ meinte Hochfeld und Rank ſetzte hinzu:„Mir auch, denn auch 7 mir fängt die Komödie mit Fräulein Fröbel an langweilig zu werden. Jetzt wird die Par⸗ tie in ihr zweites Stadium treten; die beiden Erhichleicherparteien werden ſich gegenſeitig in die Haare fahren, und wir werden die Zu⸗ ſchauer ſein, die ſich darüber freuen.“ Rank empfahl ſich bald und Hochfeld ſtellte nunmehr ſeine Beſuche bei Fräulein Hela Cor— diet ein. Im übrigen waren Ranks Informationen wieder einmal zutreffend, denn nach einigen Tagen erhielt Hochfeld in ſeiner Eigenſchaft als Teſtamentsvollſtrecker des freiherrlichen Eberhard von Lettau'ſchen Nachlaſſes das Schreiben eines Rechtsanwalts, in dem dieſer laut Vollmacht Fräulein Cordiers ſeine For⸗ derungen bezüglich der Erbſchaft anmeldete. 23. Kapitel. Seit den letzten Ereigniſſen waren einige Wochen vergangen. In der Erbſchaftsangele⸗ genheit verlief alles programmäßig, wie Rank es vorher geſagt hatte. Sobald Bertha Fröbel und durch ſie ihr Hintermann, Felix Roſinski, von den Anſprü⸗ chen Hela Cordiers Kenntnis erhalten hatte, meldete auch dieſe Partei durch einen Rechts⸗ anwalt ihre Forderungen bezüglich der Erb⸗ 1 80 an und drohte mit einer Feſtſtellungs⸗ age. Rank ſah dieſer Klage mit vielem Vergnü⸗ gen entgegen; er hatte Beweismaterial genug, um die Forderungen beider Erbſchleicherpar⸗ teien auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Hochfeld wünſchte ſehnlichſt irgend einen Ab⸗ ſchluß der Angelegenheit herbei, unternahm in⸗ deſſen perſönlich nichts, ſondern überließ alles dem Detektiv, zu dem er, nach allem, was ge⸗ ſchehen war, unbedingtes Vertrauen haben mußte. 4 Der März war eingezogen mit lauen Lüf⸗ ten und den erſten warmen Sonnenſtrahlen. Es war Vormittag. 5 i Hochfeld hatte ſoeben ſeine Sprechſtunde beendet; er hatte die Fenſter ſeines Arbeits⸗ zimmers geöffnet und ſaß an ſeinem Schreib⸗ Herabſetzung der f ö e keine Helfer. rungsmitglieder waren ſo heftig, daß dem Mini⸗ Andere Wirtſchaftszweige, duſtrie, Es ſei bemerkenswert, daß er ſeine Ein⸗ zelkenntniſſe nur aus dem Verkehr mit Leuten 5 gleich Mark für ſich gelten laſſen(manchmal die Scheinblüte roter Umhängetaſche einen Rohrpoſtbrief. krauſte ſich mißmutig, als er die Unterſchrift te Verpflichtungen auf kaufen ihre Mate, en, nicht wohlfeil u. um jeden Preis, ſondern auf Grund ſorgfäl⸗ liger ſtatiſtiſcher Berechnungen. W Vor dem Kriege war es, objektiv betrach⸗ et, in Deutſchland auch nicht anders, denn die großen deutſchen Geſellſchaften hatten einen angeſebenen Namen in der ganzen Welt. Ihr Grundfehler war, daß ſie nicht verſtanden, dem Publikum ein Gefühl abſoluter Sicherheit zu geben, und daß ſie vielfach dem Verſiche⸗ rungsgedanken urch unnötige Schwieriakei⸗ en in der Bezahlung kleiner Schäden, die nicht policenmäßig waren, cad en, und viel 10 1 0 10 a Kullen a randſüten, anſtatt riffen Kulanz, E ind Liberaltſät hendekten. Ihre Praumſafion liete machffattoren, aber für das Gefühl des einen 17 unbeugſame Feinde und e Verſicherung iſt mit dem Niedergang der deut⸗ ſchen Währung zu Grabe getragen worden. Handel und In⸗ konnten ſich rechtzeitig umſtellen. Fab⸗ riken, maſchinelle Anlagen und bildeten in der Inflationsperiode ein feſtes Rückgrat. Die Eigenart 10 des Verſicherungs⸗ gewerbes ließ den deutſchen Verſicherungs⸗ geſellſchaften nichts als langfriſtige Hypothe⸗ wiſſe, daß die Regierung über die von ihm auf:; ken und mündelſichere Schuldverſchreibungen, die der Entwertung vollſtändig unterlagen. Die Verſicherung mußte, wie kaum ſonſt ein Zweig der Wirtſchaft, die Gleichung Mark zu ihrem Vorteil, faſt immer zu ihrem Nach⸗ teil), weil ihr Grundgedanke und ihre ganze Entwicklung auf Zahlenbegriffen und nicht auf Wertbegriffen aufgebaut war. Indeſſen hätte bei nen 900 bei größerer Weitherzigkeit unſerer Geſetzgebung manche unheilvolle Folgeerſchei⸗ nung vermieden werden können. wenn nicht der deutſchen Wirtſchaft in den erſten Nachkriegsjahren eine Gründer⸗ zeit, wie ſie niemals erlebt worden iſt, gezei⸗ rechtzeitigem Umler⸗ tigt hätte. Verſicherungsgeſellſchaften ſchoſſen wie Pilze aus der Erde. Jeder Makler grün⸗ dete ſeine eigene Geſellſchaft, wenn nicht ſei⸗ nen eigenen Konzern. Tönende Namen und gewaltige Anzeigen verſprachen, was kein Menſch halten konnte. Die Prämienſätze wur⸗ den von Stufe zu Stufe gedrückt, die Provi⸗ ſionen an Vermittler dagegen phantaſtiſch hin⸗ aufgeſchraubt. Geſchäft um jeden Preis wan die Loſung, mit der Folge, daß ein oft ſach⸗ kundiges Vermittlertum ſich bereicherte und die Träger der Verſicherung verarmten. In dem Verlag der„Zeitſchrift für Ver⸗ ſicherungsweſen“ iſt von Dr. Neumann vor wenigen Tagen die dritte Auflage des Ver⸗ zeichniſſes der Geſellſchaftsgründungen in der Sachverſicherung in den Jahren 1922 und 1923 erſchienen, deſſen Zahlen für ſich ſelbſt ſprechen. In den Jahren 191821 zählte man ſchon 106 Gründungen von neuen Verſiche⸗ Hafenſtädten) liegen die Dinge durchaus an⸗ rungsgeſellſchaften. In den Jahren 1922— 24 ders. Eine gute Kenntnis 57 195 e 15 0 i ältniſſe i Aſſekuranz iſt dort für jeden 0 0 e Aal fcb c Dazu hat eine der Sachverſicherung(wobei die Lebensverſi⸗ in dieſen Län⸗ dern eine Atmoſphäre von Vertrauen geſchaf- entſtanden nicht weniger als 270. Wir können alſo allein nach dem Kriege auf dem Gebied cherung, die ein ſehr trauriges Kapitel für ſich bildet, unberückſichtigt bleibt), dungen feſtſtellen. Für das Gebiet des verklei⸗ nerten Reiches eine erſchreckende Zahl. Wenn man dabei bedenkt, daß die deutſchen Verſiche⸗ vor dem Kriege be⸗ runasgeſellſchaften. die 8 N Ihre Organiſation war bürokratiſch. Sie waren große ſſchaf. Finanzkraft der deutſchen Warenbeſtände Offerten dazu beitragen, 376 Neugrün⸗ grund wir ſtehen. Wie leicht erklärlich, hat der Konkurrenz⸗ nampf in der Verſicherung einen Grad von nie ekannter Heftigkeit erreicht. Alle Schranken nd gefallen. Die Verbände der Verſicherer, die zum Schutz der Tarifprämien beſtanden, ſind entweder ſang⸗ und klanglos aufgelöſt bporden oder führen ein bedeutungsloſes Scheindaſein. Selbſt die ſtarke Feuerver⸗ 1„ſeit Jahren ein letztes Bollwerl n der Flut, iſt nicht mehr. In dieſer gefahr⸗ drohenden Lage muß, um das Schlimmſte ab. juwenden, zweierlei geſchehen. Erſtens müſſen die Verſicherungsgeſellſchaften durch Fuſionen ich zu wenigen ſtarken Gruppen zuſammen⸗ chließen, wozu Anſätze heute bereits vorhan⸗ den ſind, und wieder Tarife einführen, die auf tatiſtiſchen Grundlagen aufgebaut ſind. Zwe“ ens müſſen die Verſicherungsnehmer durch ritiſche Prüfung der ihnen unterbreiteten daß Geſellſchaften ihne Daſeinsverechtigung vom Markte ver drängt werden. Nur wenn jeder Kaufmann ich klar macht, daß Schäden allein aus auf⸗ zeſammelten Prämien bezahlt werden können ind daß. wenn die Prämien zu niedrig waren, nie Schäden niemals bezahlt werden können, ann ein Zuſammenbruch von größter Trag⸗ deite für das deutſche Wirtſchaftsleben ver⸗ tieden werden. „ Von Margarete Bruch. Roſen! Wie entzückt ihr die trauernde Seele, Die zwiſchen ſteinernen Mauern kein Frauen hat Schweſtern ihr der ſeligen Amſelkehle, In duftenden Feuern durchſtrömt ihr die ſtaub graue Stadt. 4 ——— Brennen ſeh' ich euch in vergrämten Händen, Wunſchheiße Jugend trägt euch an Gürtel unk Bruſt, Selbſt die herben Geſtalten, die euch uns ſpenden Atmen indem ſie euch ordnen, Anmut und Luſt Roſen! Drangvollen Frühlings tiefe Erfüllung Legt ihr der Stadt ins Herz, das ſo atemlos ſchlägt, Weil es den Frieden nicht kennt der letzten Stillung, Die das ewige Erbe der Liebe ins Morgen trägt. Ach, was bleibt uns denn von den leuchtendſten Tagen! Sie werden grau und welk— und wanken vorbei, Aber Heimweh lebt in uns allen, die Roſen tragen Und das Wiſſen: Zukunft ſei Daß irgendwo Liebe und Das Spiel als natürliche Bewegung von Gott her Von Joſeph Wittig. Es wäre ja aber auch ſeltſam, wenn der Menſch, da er aus Gottes Handteller auf die Erde ſprang, nicht ſogleich zu tanzen und zu ſpie⸗ len begonnen bätte. Muß doch alles. was ich au/ —e—— Da brachte ihm ein Telegraphenbote mit Hochfeld öffnete ihn und ſeine Stirn Und ganz Berlin ſchien auf den Straßen zu ſein, um dieſe Botſchaft in Empfang zu neh⸗ men. Die prächtigen breiten Straßen des We⸗ „Hela Cordier“ las. Was wollte ſie von ihm? Widerwillig überlas er die Zeilen. Sie enthielten eine dringende, rührende, verzweif— lungsvolle Bitte an ihn, ſie heute abend zu be⸗ ſuchen; es handle ſich um eine äußerſt wichtige Angelegenheit; ſie müſſe ihn unter allen Um⸗ ſtänden ſprechen, da ſie ihm ein Geſtändnis ab⸗ zulegen habe, das ſie von einer unſäglichen Laſt befreien und Hochfeld in ein ſehr gravie⸗ rendes Geheimnis einweihen würde. Hochfeld überlegte; der Ton des Briefes war in der Tat dazu angetan, ſeinen Ent⸗ ſchluß, die Schauſpielerin nicht mehr aufzu⸗ ſuchen, zu erſchüttern. Es ſchien unzweifelhaft, daß ſie die Abſicht hatte, ihr Gewiſſen zu er⸗ leichtern, und in dieſem Falle hielt er es für ſeine Pflicht, das angekündigte Geſtändnis ent⸗ gegenzunehmen. Auf jeden Fall würde er ja hören, was ſie wollte, und da er ſich doch ein⸗ mal den Unannehmlichkeiten dieſer leidigen Ervſchaftsangelegenheit nicht ganz entziehen konnic, wollte er auch dieſe auf ſich nehmen und die Schauſpielerin noch einmal aufſuchen. Er überlegte, ob ſeine Zeit es heute abend zulſeß. Er hatte ſich vorgenommen, heute der Sitzung eines wiſſenſchaftlichen Vereins beizu⸗ wohnen, indeſſen konnte er dieſe gegen neun Uhr abends verlaſſen, was allerdings für einen Beſuch eine ſehr ſpäte Stunde war. Nun, gleichviel, da der Schauſpielerin ſo ſehr daran lag, ihn noch heute zu ſprechen, würde er ihr mitieilen, daß er nicht eher kommen könne, und ihr anheimſtellen, ihn alsdann noch zu empfangen oder nicht. ind er ſchrieb eine Rohrpoſtkarte in die⸗ ſem Sinne, die er ſogleich befördern ließ. Ein ungewöhnlich milder Märzabend hatte ſich auf die rauſchende Metropole herabgeſenkt. Der Himmel war wolkenverhangen, ein war⸗ mer Wind ſtrich durch die Straßen und wehte den Menſchen die liebliche Botſchaft vom kom⸗ menden Frühling, vom Erwachen der Natur, tiſch, um noch einige Korreſpondenzen zu erle⸗ begann. uch digen, ebe er ſeine Krantenbeſuche ſten? mit ihren palaſtartigen Bauten, mit ihren durch zwei Reihen von Bäumen eingefaßten Promenaden, mit ihren ſauberen Trottoirs und ihren glänzenden Aſphaltpflaſtern waren von dichten, ſchwarzen Menſchenmengen be⸗ lebl. Die vielen prächtigen Schaufenſter glänz⸗ ten in ſtrahlender Beleuchtung und zeigten eine Fülle der herrlichſten Dekorationen. Auf dem Fahrdamm ſauſten die elektriſchen Bahnen, jagten vornehme Equipagen und elegante Droſchken, und in der Mitte der breiten Avenne auf ihrem ſchlanken Eiſengerüſte donnerte mit Blitzesſchnelle die Hochbahn vorüber. f Die Menſchen ſchienen heute abend leben⸗ diger, luſtiger; es lag in der Frühlingsluft, daß das glänzende Großſtadtbild, an das man gewöhnt war, heute in ganz anderen lech nen⸗ deren Farben erſchien, daß die Augen der ſehö⸗ nen Frauen heute heller blitzten und die Män⸗ ner ſo unternehmungsluſtig dreinſchauten. Hochfeld hatte ſoeben das im Weſten der Stadt gelegene Sitzungslokal des wiſſevſchaft⸗ lichen Vereins verlaſſen; es war eine Viertel- ſtunde vor neun. Eigentlich hätte er es ſeyr eilig gehabt, wenn er pünktlich bei Hela Cor⸗ dier ſein wollte, aber er konnte ſich nich zur Eile zwingen. Auch ihn umhing der Zauber des milden Märzabends und des Großſtadt⸗ lebens, das an ihm in bunten Bildern vorüber⸗ rollte. Er gab ſich ganz dieſem Genuß hin und ſchlenderte langſam die Avenue hinunter. Ganz gegen ſeine Gewohnheit überkam ihn eine weiche, träumeriſche Stimmung. der laue Lenzwind zauberte ihm ein Sommerbild in die Seele zurück, das dort ſei langem ge⸗ ſchlummert hafte und das er nun mit Weh⸗ mut wie eine längft verwehte, verklungene Fata Morgana vor ſeinen Vilcken emporſtei⸗ gen ſah: Der weiße Strand von Rügen, da⸗ inter der dunkle Fichtenwald, und in dem ichtenwalde verſteckt die freundliche Villa mit quemen Lohnſeſſel eine zarte, vornehme Mäd⸗ von wiederkehrenden ſonnigen Tagen ent⸗ *—— 5 1 ee nl, lat. der breiten Holzveranda, auf der in einem be. Kommenden, 1 1 1 . U er Hand fortſetzen. Spr b aus der Dachrinne, ohne in Sprung die Richtung des Rinnſals beizubehal, ten und noch unten dem Erdboden einen ganz Heinen Stoß aus dieſer Richtung zu verſetzen, freilich ohne jede Abſicht und Hoffnung, den gro⸗ ßen Klumpen etwa nach dieſer Richtung hin zu bewegen. Die klugen und arbeitſamen Menſchen ſtellen Gottes Schöpfung freilich als Arbeit hin und fin⸗ nen über ihren Zweck, ſagen, zu ſeiner eigenen Verherrlichung habe Gott die Welt erſchaffen, ge⸗ ſtehen aber, um ganz korrekt zu ſein, gleich ein, er habe es nicht nötig gehabt. Da hat er alſo geſpielt! Man ſieht es ja den Vögeln und den Blumen heute noch an, daß es ſo war. Man mag es nur nicht ſagen, weil das Spiel inmitten der klugen und arbeitſamen Welt in Mißkredit ge⸗ kommen iſt. Sagen wir alſo: Es war die natür⸗ liche Bewegung Gottes. Von dieſer natürlichen Bewegung Gottes iſt etwas in die Menſchen gekommen. Sie gewöhnen es ſich ſchnell ab, aber wenn ſie jung ſind, haben ſie es noch, und wenn ſie in Gott wieder jung werden, zeigt es ſich wieder. Es zeigt ſich ſogar ernſtlich) es will nicht etwa nach der Arbeit das zweite ſein, es will das erſte ſein, und ob⸗ wohl es zu ungelehrt iſt, um daran zu denken, könnte es ſich ſogar auf die Bibel berufen, nach der die Arbeit erſt infolge der Sünde eingeführt, wurde. Als aber die Sünde gekommen war, küclte das Spiel an die zweite Stelle, wurde dem Zweck der Erholung unterworfen, geriet in Miß⸗ eichtung oder gar in Vergeſſenheit, ſo zwar, daß wir den König David gar nicht mehr recht ver ſtehen können, daß er vor der Bundeslade tan⸗ zend und ſpielend einherging. Das Spiel hat unter der Sünde nicht nur ſei⸗ nen Rang eingebüßt, ſondern auch in ſeinem Weſen ſchwer gelitten. Aber wie wir Menſchen unter der Sünde nicht jede Spur vom Ebenbild Gottes verloren haben, ſo auch das Spiel nicht. Iſt es auch, wie ein Tröpflein vom Winde, zur Seite gepeitſcht, ſo zeigt es doch immer noch ir⸗ gendwie ſeine Richtung und Bewegung von Got her. Kommen auch manche und ſagen, es ſeſ an ihm nichts, da es nicht zu Gott führe, ach, es will ja gar keine Ehreaußer der einen, daß es eine Bewegung von Gott her iſt und daß es die Menſchen wieder in dieſe Bewegung hineinlenkt“ In meiner Jugendzeit verſtand man unter Spiel nur das Würfel- und Kartenſpiel. Es iſt nicht zu leugnen, daß es einen ganz eigenartigen Reiz gewährt, ſich und ſeine paar Pfennige im⸗ mer wieder dem Fatum des Würfelfalles oder der Kartenverteilung auszuſetzen, klopfenden Herzens zu beobachten, wie die Würfel rollen, und aus dem zugeteilten Kartenblatt mit Hilfe ſeiner Intelligenz die Möglichkeiten ſeines Glük— kes zu berechnen. Das Weltbild des Fatalismus und der mit letzter Kraft, Intelligenz und Schlauheit gegen das Fatum kämpfenden Menſch⸗ heit wiederholt ſich am Spieltiſch. Ich will nicht ſagen, daß dieſes Spiel der Fataliſten eine Be⸗ wegung vom rein heidniſchen fataliſtiſchen Got⸗ tesbegriff her ſei. Auch der Gedanke der Zutei— lung der Lebensloſe, der Prädeſtination in ihren abgeſchwächteſten Form, daß es nämlich letztlich doch auf den Menſchen ankommt, ſelbſt das, was wir von der Unergründlichkeit der Ratſchlüſſe Gottes und der Unerforſchlichkeit ſeiner Wege wiſſen, tritt hier das Spiel. Der Menſch er⸗ greift das Schickſal, beobachtet ſeine Bewegungen, tut alles, um noch ſein Glück zu gewinnen, und gewinnt oder verliert. Ich habe nur einige Mo⸗ nate lang dieſes Spiel üben mögen. Dann wi⸗ derſetzte ſich ihm meine ganze Natur. Unſere ganze Familie bis tief in die Urväterzeit hinein hat das Kartenſpiel verſchmäht. Wir hatten ei⸗ nen anderen Glauben. Dann liebte ich das Mühleſpiel, bis ich her⸗ tausbekam, daß bei gleicher Klugheit und Auf⸗ nerkſamkeit immer der Anfanagende gewinnen f der de nur um den Preis der Dummheit oder mala n Mit⸗ ſpielers gewonnen werden konnte. Ich ſah ein, daß das Myſterium der Welt, daß ich doch in tatürlicher Bewegung von Gott her ſpielen 1 5 im Mühleſpiel keinen kechten Ausdruck nd. 0 Da lernte ich in der Zeit, da ich meine erſten/ 0 und elementarſten mathematiſchen Studien pflegte, glückſelig über die tiefen Einblicke in das Geheimnis der mathematiſchen Figuren und ſkörper, in tiefer Nachtſtunde am auskühlenden ſcachelofen des Pfarrers von Neugersdorf das Schachſpiel, bei dem weder Zufall noch Willkür, och Trug und Liſt die kleine Welt auf dem Hrette regiert, ſondern nur die Intelligenz. Wohl bat ich anfänglich, da ich mich noch nicht ſehr auf meine Intelligenz verließ, den lieben Herrgott, er möge mir die rechten Züge eingeben, um dem klugen Pfarrer die Freude zu machen, daß ihn„ſein Junge“ ſchon geiſtig zu beſiegen berſtand. Es war alſo anfänglich noch ein iheiſtiſches Spiel. Aber bald zog der blanke In⸗ ſellektualismus und Rationalismus in mein Spiel ein, und ich fühlte, daß etwas Heiliges in mir zu verkümmern drohte. Eine große Sehn; ſucht überkam mich, wieder einmal wie daheim eine Welt zu erbauen, etwa in einem vorn ver glaſten Käſtlein, wie ich es in einer Landecken Stube geſehen hatte, eine ganze Welt mit Him, mel und Erde, Berge und Tälern, und mitten darin ein wunderbares Schloß, aus deſſen Hofe ein Reiter reitet. Und leid taten mir die Herren, die ich an manchem Winterabend ins Wirtshaus ſchlüpfen ſah, wo ſie die ganze Nacht lang die Spiele des Fatalismus und des Intellektualis⸗ mus ſpielten. Ein Jahr ſpäter durfte ich in einem Bres⸗ lauer Kloſter mit den Waiſenjungen Theater ſpielen, den„Bürgereiſter von Dingsda“, und mitten in der Zeit der Einübung im Stadttheater „Die Zauberflöte“ ſehen und hören Jedermann weiß, was an dieſen beiden Stücken iſt, aber nur ein Mann weiß, daß ich damals ſo ſelig war, als wäre ich an den ſeligen Urſprung alles wun⸗ derbaren Geſchehens zurückverſetzt und dürfte nun mitſpielen das große, ſchöne Spiel vom Myſte⸗ rium der Welt; nur ein Mann weiß. der Neu gersdorfer Pfarrer, der nach dem Spiel noch ſtundenlang bei mir ſitzen blieb in dem ſtillen Gaſthauszimmer und mir zuletzt ſagte, das Glüc werde wieder über mich kommen, nicht als Sehnſucht, ſondern als Erfüllung, wenn ich der⸗ einſt am Altare das große Geheimnis der Wel! feiern würde. Seit ich Prieſter bin, ſemne ich mich nicht mehr nach Theater und Spiel, ſo wie ein Mann, def mitten in ſeiner liebſten Arbeit ſteht, ſich nach keiner anderen Arbeit ſehnt. Wohl ſah ich Wag⸗ ners Spiele, aber immer mit dem drängenden Gedanken, es müſſe die ganze Zauberſchar mit mir in den Dom walſen und dort das große und einige Spiel vom Myſterium der Welt mitſpie⸗ len, in dem das Spiel zur Fülle der Wirklichkeit kommt. Und wenn ich ſelbſt als Prieſter an den kirchlichen Feiern teilnahm, da war mir meine Anweſenheit und meine Mitwirkung das natür⸗ lichſte Ding von der Weſt; ich war in der natür⸗ lichen Bewegung von Gott her, der, als er mich ſchuf, in der Bewegung des ſchöpferiſchen Dar— ſtellers war. Das Volk iſt tot, wenn es nicht ſpielt wenn es den tiefſten Grund und Sinn der Spiels nicht mehr verſteht. Und tot ſind die Spiele, die es nicht zu ſeiner Urſprünglichkeit zu erwecken vermögen, ſo daß es aufſpränge und die erſten Bewegungen täte, um ſich ſpiele eine neue Welt zu ſchaffen, nicht die fataliſtiſche des Glücksſpiels, nicht die intellektualiſtiſche des Verſtandsſpiels, ſondern die göttliche Welt, die aus ihm heraus will, ſo daß es ſpielt und tanzt, wenn es noch unverdorben urſprünglich iſt. Als ich die erſten Spiele unſerer neuen Ju⸗ gend ſab und an den Alten merkte. daß ſie a8 und 0 N am nebſten mitgetan hätt Heimkehr wenigſtens einige einige Laute unbeholfen, aber mit großer innerer Sehnſucht wiederholten, da ſah ich vor mir einen hellen Weg: Die neue Jugend reißt das Volk in die natürlichſte Bewegung von Gott her hinein und findet in dieſer Bewegung die Gemeinſchaft mit den Alten. Im gemeinſamen echten Spiele ergreifen die Seelen einander an tiefen Wurzelſtellen. An 2 Wurzeln taſtet keines Gärtners Hand. Da iſt n ganz reiner Bezirk Gottes. Der Flug durch den Tod 0 Von Joſef Magnus Wehner. Ich lag in den erloſchenen Kratern von Lipari Unter mir die Iris des unendlichen Meeres, von mir im Golddunſt der untergehenden Sonne die Konturen der ſizilianiſchen Küſte. Der gewaltig Aetna lag in Wolken. Die abendliche Brandung warf ihre Wogen an die ſchwarzen Baſaltwände von Vulcano. Die grüngelben Schwefelwolken, die dem Krater ent⸗ ſtrömten, ballten ſich und rollten über den Berg. Immer mehr Macht gewannen ſie über die urein⸗ ſame Inſel, und als jetzt die Silberbahn der Sonne auf dem Meere glanzloſer wurde und die Nacht hereinzubrechen drohte, lag Vulcano in grünrotem Dampf und erſtickenden Qualm trug der Südweſt zu mir her. Da gedachte ich der deutſchen Heimat und wünſchte mich heim ins liebe Licht einer Lampe, unter geſellige Menſchen. drangen aus hoher Luft Vogelſchreie. Gru⸗gru⸗ gru klang es von Südweſten, aus der Gegend . der afrikaniſchen Küſte.„Kraniche!“ jubelte es in mir. Ich ſprang auf. Da kamen ſie in feier⸗ lichem Fluge übers Meer. In der Spitze des Keiles der Führer und hinter ihm die endloſe Kette der Nachzügler. Sie flogen durch den grüngelben Himmel nordwärts in großer Schnel⸗ ligkeit. Jetzt näherten ſie ſich den Giſtgewölken von Vulcano. Wurden erregt, witterten Gefahr. Aber unermüdlich, die kalabriſche Küſte im ah⸗ nenden Herzen, flog der Führer voran und ſeine Getreuen folgten ihm in gerader Kette. Jetzt verſchwanden ſie im Höllengewölke. Mein Herz klopfte heftig. Ich ſah nichts mehr, wartete. Und da gru⸗-gru⸗gru taucht der ſchwarze Flü⸗ gelſchlag des Führers aus dem Tod und hinter ihm die Reihen ſeiner Sippe. Hoch ſchwangen ſie ihren Flug in den roſigen Oſthimmel, noch taumelnd, in gelöſter Reihe, und flogen pfeil⸗ ſchnell gen Calabrien. Himmelsduft verſchlang ſie. Und ſchon tauchten andere Ketten aus der wachſenden Nacht, flogen durch die Feuergewölke ven Vulcano und verſchwanden. ihrer Ich blieb am Orte, bis der dunkelblaue Him mel mit Myriaden goldbrauner Südſterne beſäl war. Durch die unendliche Stille drang nur das verworrene Brauſen des Meeres. Da hörte ich wieder fern und dann immer näher kommend die Rufe in der ſternenhellen Nacht gru⸗gru⸗gru. Neue Schwärme, unſichtbar, nur der metalliſche Flügelſchlag dringt zu mir. Jetzt hält der Zug über meinem Haupte. Gru⸗gru⸗gru. Man be⸗ ratſchlagt, ob man hier in dieſe Inſel einfallen oder weiter fliegen ſolle. Kleine, müde, helle Kinderſtimmchen miſchen ſich in den Chor, kla⸗ gend, fragend, die Mutterſtimmen tröſten:„Gru⸗ gru⸗gru. Nur noch ein Stückchen, dann iſt Ruh“. Die Kinderſtimmchen flehen:„Gru⸗gru⸗gru“, be⸗ ſchwichtigen die Mütter.„Dort iſt Nord, dort Küſte zu. Klage und Troſt verhallen im weiten Himmel. Heimat iſt ſtärker als Ruhe. Ver Patriotismus, welcher Gefühl und Wer⸗ tung für den Anteil am Gemeinſchaftsleben zu“ usdruck bringt, iſt von ganz anderer Qualit- uls der,, welcher ſich auf den Anteil an der ge⸗ meinſamen Macht bezieht. Ramſay Macdonald. Gartenarbeiten im Monat Juni Mitteilungen der ſtädt. Beratungsſtelle für Klein⸗ gartenbau, Worms, Römerſtr. 31, Gartenhaus. 1. Der Gemüſegarten. Die Hauptarbeit des Kleingärtners im Ge⸗ müſegarten beeht in dieſem Monat im Hacken der Beete. Auf die Wichtigkeit dieſer Arbeit kann nicht genügend hingewieſen werden. ift nicht nur zum Sauberhalten der Länder not⸗ wendig, ſondern es werden durch das Lochern des Bodens auch die Umſetzungsprozeſſe im Bo⸗ den beſchleunigt, die Niederſchlagswäſſer dringen leichter in den Boden ein, gehen nicht durch Ab⸗ fließen für die Pflanzenernährung verloren, die Atmung der Pflanzenwurzeln geht leichter von ztatten und die im Boden vorhandenen Waſſer⸗ mengen verdunſten nicht, ſondern verlaſſen den Boden nur auf dem Wege durch die Pflanze. Hei trockenem Wetter erfordert auch das Feucht⸗ halten der Länder viel Arbeit. Es iſt beim Gießen mehr Wert auf durchdringendes, als auf oberflächliches, häufiges Gießen zu legen. Der Gemüſegarten liefert für den Haushalt aim Monat Juni ſchon viele Gemüſe, ſo erntet n außer Radies, Rettich, Spinat und Salat; ohktrabi, Karotten, Erbſen und Pufſbohnen. Die abgeernteten Beete müſſen ſofort wieder beſtellt erden. Bei einer ſolchen intenſiven Ausnutzung es Bodens iſt aber eine gründliche Düngung orbedingung. Steht dem Kleingärtner Kom⸗ oder verrotteter Dünger zur Verfügung, ſo te dieſer untergegraben werden; iſt dies nicht er Fall, ſo iſt mit künſtlichen Düngern nachzu⸗ elfen.(Die Beratungsſtelle gibt noch kleine engen künſtlichen Düngers an Kleingärtner b). Geſät werden in dieſem Monat Erbſen, Sa⸗ u, Endivien, Karotten und Buſchbohnen. Mitte Das Hacken Natronſalpeter auf 100 qm. Fläche geben. Wirſing⸗ und Rotkraut, ferner pflanzt man Ro⸗ ſen⸗ und Blumenkohl und Mangold. Auch Sel⸗ lerie und Lauch kann noch gepflanzt werden. Als Entfernung iſt bei den Kopfkohlarten 50 Ztm. zu wählen, wenn 3 Reihen auf ein Beet von 1.20 Meter Breite gepflanzt werden. Ge⸗ müſearten wie: Später Blumenkohl und Roſen⸗ kohl müſſen dagegen auf 60 Ztm. auseinander⸗ geſetzt werden. Das Land wird, ſolange die Hauptfrucht noch die ganze Fläche für ſich bean⸗ ſprucht, durch Zwiſchenkulturen ausgenutzt, hier⸗ für kommt hauptſächlich Salat, Kohlrabi und Ra⸗ dies in Frage. Im Juni werden auch die mei⸗ ſten Sämlinge und Setzlinge angehäufelt, ſo Erbſen, Bohnen, Gurken, Kartoffeln und alle Krautarten. Die Tomaten entwickeln ſich jetzt recht üppig. Durch Ausbrechen aller aus den Blattwinkeln kommenden Triebe iſt dafür zu ſor⸗ gen, daß ſich nicht mehr als höchſtens 3 Triebe entwickeln. Sind Spargelbeete vorhanden, ſo wird nach beendeter Ernte(Johanni) die Anlage kräftig gedüngt. Entweder wird Stallmiſt unter⸗ gegraben oder aber gejaucht. Von den Erdwäl⸗ len wird etwas Erde Kaintt, dieſelbe Menge Thomasmehl und 3 Kg. Auch die Rhabarberernte ſolle eingeſchränkt werden, damit ſich die Pflanzen für die nächſte Erntepe⸗ riode kräftigen. Im Wachstum zurückgebliebene Krautpflanzen werden, wie ſchon im vorigen Ar⸗ beitskalender angegeben wurde, mit Natronſalpe⸗ ter, Harnſtoff ober ſchwefelſaurem Ammoniak oder auch mit Pfuhl gedüngt. Beſonders wird dies notwendig, wo der Erdfloh ſtark in den Kulturen aufgetreten iſt; das Wachstum ſolcher kranken Pflanzen kann dann in ie⸗ der angeregt werden. 5 e 7 1 ge 2. Der Obſigarten. Welk aismüßig aut angefebt Da die Obſtbäume in dieſem Jahre verhält. 0 mülſen wig. dafür in die Gräben gezogen. 90 An künſtlichen Düngern kann man 6 bis 8 Kg. ſorgen, daß dieſelben nicht durch Nahrungs- oder Waſſermangel notleiden, und dann einen be— trächtlichen Teil der Früchte abſtoßen, oder ſchlecht ausbilden. Die Düngung muß aber Mitte des Monats eingeſtellt werden, damit die ſich bildenden Triebe bis zum Herbſt vollſtändig ausgereift ſind. Geerntet werden im Obſtgarten Erdbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren und Kirſchen. Apfel⸗ und Birnenſpaliere werden entſpitzt. Zur Bekämpfung der Obſtmade legt man um die Bäume die bekannten Gürtel aus Wellpapier, Holzwolle oder Heu. Hierdurch wird die bereits im Mai ausgeführte Spritzung mit Uraniagrün wirkſam unterſtützt. Auf die Blatt- Blut⸗ und Schildläuſe muß der Obſt⸗ baumbeſitzer nach wie vor ſein Augenmerk rich⸗ ten und ſofort befallene Stellen mit Laurina oder einem ähnlichen Bekämpfungsmittel beſtrei⸗ chen. Gegen den Mehltau iſt nach Entfernung flüſſigem Schwefel zu ſpritzen. 1885 3. Der Ziergarten. 1 Die Gieß⸗ und Säuberungsarbeiten machen im Ziergarten die Hauptarbeit aus. Weiter muß der Raſen häufig geſchnitten werden. Hohe Stauden ſind, ſoweit ſie ſich nicht ſelbſt halten, anzuheften. Die Königin der Blume, die Roſe entwickelt in dieſem Monat ihren Hauptflor. Auch ſie iſt von vielen Feinden bedroht. Der Roſenroſt, der Mehltau, Blattläuſe und die ver ſchiedenen Räupchen von Wicklern; und Span ee dem wie. nern ſind im Roſengarten anzutreffen. Gegen den Roſenroſt empfiehlt ſich nach den Abſchneide der befallenen Triebe eine Spritzungs mit Kupfer⸗ kalkbrühe. Die übrigen Schädlinge werden mi eee ge teln vernichtet. Schritte täppiſch und der befallenen Triebe mit Schwefelkalkbrühe oder 5 f 0 Feueralarm. Geſtern Nachmittag z 6 und 7 Uhr entſtand in der Behauſu Herrn Joh. Stumpf in der Waſſerſtraße eln Brand, welcher durch ſpielende Kinder verurſacht wurde. Glücklicherwelſe wurde das Feuer gleich bemerkt, ſodaß ein größerer Schaden verhütet werden konnte. Wleder eine Warnung, ſplelend⸗ Kinder ſtets im Auge zu behalten. 0 Das Dirigenten⸗Jubiläum im Män⸗ nergeſangverein am geſtelgen Sonntag nahm einen wahrhaft glänzenden Verlauf. Die beiden Veranſtaltungen, ſowohl das Feſtkonzert am Nachmittag wie auch die Abendunterhaltung waren außerordentlich ſtark beſucht. Herrn Rektor Mayr, der ſich in ſeiner 30 jährigen Dirigenten⸗ ſchaft um das Aufblühen des Männergeſangvereins ſehr verdient gemacht hat, wurden außerordent⸗ liche Ehrungen zuteil. Ueber den Verlauf ſelbſt werden wir noch ausführlicher berichten. Während ich ſo ſann, * Tabak. Dle jungen Pflänzchen auf dem Felde ſind gut angewachſen; bei Fortdauer der jetzigen Witterungsverhältniſſe kann mit einer günſtigen Entwicklung gerechnet werden. Das Geſchäft ruht vollſtändig im Zuſammenhang mit der Fortdauer der ſchlechten Geldverhältniſſe und der Ungewißheit der ganzen Entwicklung. Gegen⸗ wärtig wartet der ganze Geſchäftszweig auf die demnächſtige Löſung der Tabakſteuerfragen. g f*Der Herr Miniſter a. D. als Budenbeſitzer. Auf dem letzten Jahrmarkt in Landshut hatte, wie aus München gemeldet wird, der ehemalige bayerlſche Verkehrsminiſter aus der Rätezeit, Paulukum, einen Verkaufs⸗ ſtand mit Schuhnägeln, Abſätzen und Schuhlitzen. Ueber ſeinem Verkaufsſtand war ein großes Schild mit der Firma angebracht:„Warenhandlung Paulukum, Minſter a. D.“ * Weinheim, 21. Juni. Schweine⸗ markt. Zugeführt 397 Stück. Verkauft 316 Stück. Milchſchweine das Stück von 6 bis 10 Mark; Läufer das Stück von 12 bis 35 Mark. 1 Mainzer Diözesanverband der kath. Ingend⸗ und Jungmännerpereine. ö Nach der langen, unfreiwilligen Unterbrechung nimmt der Mainzer Diözeſanverband der kath. Jugend- und Jungmännervereine demnächſt ſeine Konferenztätigkeit wieder auf. Für das im beſetzte Gebiet iſt, wie aus den eben verſandten Mit⸗ teilungen Nr. 38 hervorgeht; eine Konferenz nach Frankfurt⸗Sachſenhauſen(Deutſch⸗ ordenshaus, direkt an der alten Mainbrücke, Linie 16) auf Dienstag, den 24. Juni, nachm. 2.30 Uhr, einberufen. Um 2 Uhr geht eine kurze Sonderberatung des Bezirkes Darmſtadt— Dieburg voraus. Für das beſetzte Geblet folgt eine Konferenz Mittwoch, 9. Juli, nachmittags 2 Uhr, Frank⸗ furter Hof zu Mainz. Dle reichhaltige Tagesordnung bezweckt vor allem die Wieder⸗ belebung des Verbands- und Vereinslebens in möglichſtem Umfang. Großer Wert muß auf ſtarken Beſuch gelegt werden, da die Beratungen dringendes Bedürfnis ſind und bei ſchlechtem Beſuch einen großen Teil ihres Zweckes verlleren. Natürlich können die Konferenzen beſucht werden, wie die Paßverhältniſſe es geſtatten. Eine ſcharfe Abgrenzung von beſetztem und unbeſetztem Gebiet iſt nicht beabſichtigt. Die Tagesordnung iſt für belde Konferenzen gleich. Aus den Mitteilungen Nr. 38 ſei noch her⸗ vorgehoben, daß fünf neue Vereine gegründet wurden. Mögen die bevorſtehenden Konferenzen die katholiſche Jugendarbeit in der Dlözeſe wirkſam beleben und fördern! Vorausſichtiche Witterung. Zunächſt noch Gewitterregen, dann wieder aufheiternd, warm. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betreff; Das Sammeln von Unkraut in den Feldern. Wir machen wiederholt ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß das Sammeln von Unkraut in den hieſigen Feldern nur in der Zeit von vorm. 7 bis 11 Uhr und nachmittags von 1 bis 7 Uhr geſtattet iſt. Das Feldſchutzperſonal wird jede Uebertretung unnachſichtlich zur Anzeige bringen. Das Sammeln von Unkraut auf bebauten Grund⸗ ſtücken iſt zu jeder Zeit verboten und ſtrafbar. Viernheim, den 23. Juni 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Womit wasche i mein Haarꝰ Nur mit„Schaumpon mit dem schwarzen Kopf“. Der Name bürgt für die beste Wirkung bei ab- soluter Unschädlichkeit. Die verschiedenen Zusätze, Wie Ei, Teer, Kamille, Peru- Tannin und Brennessel ermöglichen es jedem, sein Haar nach der Beschaffenheit ganz indi- viduell zu behandeln, je nachdem es trocken oder fettig, blon oder braun ist. l Beim Einkauf achte man stets auf die I Schutzmarles„Schwarzer Kopf“, nur bietet Gewähr für das echte und gute Fabrikat.