0 5 ner Zetung 05 Viernheimer Nachrichten) int täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Fei acht,— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeſtige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne men, 5 ährlich einen Fahrplan, ſowie einen andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt ertage. e e monatlich 2 Mark frei ins zeig (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) abe tate enpreiſe: Die abnteſchliß fur Inserate koſtet 5 Pfg., die wegmefſe 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſch für Inſerate und Notizen vormittags 8 vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit 1 9 8 Uhr, größere Artikel einen Tag usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim 2— 5 e e Am 1 a. M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaſt A.⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martm, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 Mittwoch, den 9. Juli 1924 Mac Donald reist nach Paris. Ein überraſchender Entſchluß des engliſchen Premiers. Peris, 7. Juli. Ramſay Macdo⸗ nald hat Miniſterpräſident Herriot mitge⸗ teilt, daß er morgen nach Paris kommen werde, um mit ihm zu verhandeln. Macdonald trifft heute nachmittag 4 Uhr in Paris ein. Paris, 7. Juli. Die in den Nachmir⸗ lagsſtunden bekannt gewordene Meldung von der Reiſe Maedonalds nach Paris hat allge⸗ mein Ueberraſchung hervorgerufen. Zur Stunde ſind noch keine genauen Einzelheiten über die Beſprechung der beiden Premier⸗ miniſter bekannt; doch erwarten die liberalen Kreiſe, daß durch den Beſuch Maedonalds bei Herriot die Mißverſtändniſſe zwiſchen London und Paris reſtlos beſeitigt werden. Berlin, 8. Juli. Ueber die politiſche Lage unmittelbar vor der neuerlichen Zuſam⸗ menkunft der beiven alliierten Miniſterpräſi⸗ benten in Paris ſchreibt der Pariſer Bericht⸗ ſeinem Blatte, daß die Entſcheidung über den lötzlichen Beſuch Maecdonalds in der Beſpre⸗ chung zwiſchen Herriot rind dem Pariſer eng⸗ liſchen Botſchafter am Sonntag gefallen ſein 5 dürfte. In dieſer Beſprechung habe Herriot dem engliſchen Botſchafter die offizielle Mit⸗ teilung von der bevorſtehenden Abſendung des franzöſiſchen Memorandums gemacht. Ueber dieſen Schritt habe der engliſche Botſchafter noch im Laufe der Nacht Macdonald einen ausführlichen Bericht erſtattet, unter genauer Darlegung der ſchwierigen Lage, in der ſich die franzöſiſche Regierung gegenwärtig be⸗ finde. Macdonald habe ſich daraufhin ſpontan entſchloſſen, ſofort nach Paris zu reiſen, um vielleicht noch die Veröffentlichung des fran⸗ zöſiſchen Memorandums zu verhindern. Zu den Londoner Meldungen, die von einer Ver⸗ legung und Vertagung der Londoner Konfe⸗ tenz nach Brüſſel wiſſen wollen, verlautet in 1 für den„Berliner Lokalanzeiger“ unterrichteten Kreiſen, daß dieſe Nachrichten nur zum Teil richtig ſind. In Paris nehme man an, daß die Arbeiten auf der erſten Kon⸗ da d in London nicht geändert würden, und daß die zweite Konferenz gleichfalls in Lon⸗ don ſtattfinden ſollte. Die Verhandlungen hierüber zwiſchen den alliierten Regierungen ſeien noch nicht abgeſchloſſen. i i 0 Der„Temps“ begrüßt Macdonalds Eulſchluſß. Paris, 8. Juli. Geſtern nachmittag hat im Quai d' Orſay eine neue Beſprechung mit Herriot ſtattgefunden, über die es in einem offiziellen Kommunique heißt, daß ſie, von halb 2 bis 7 Uhr dauerte und daß an ihr außer dem Veiniſterprandenſen tecnahmen: 0 Barthou, Mauclere, werelti deua Rocca, Sey— doux, Parmentier uno der Kaoineltscheſ Ber⸗ gery. Im Laufe dieſer Sitzung ſei die Revi⸗ dierung der Note beendet woroen, in der die franzöſiſche Regierung ihre Ideen über die aufgeworfenen Probleme auseinanderſetzte. Die Note werde heute vormittag dem Mini⸗ ſterrat unterbreitet werden.— Die Nachricht von der bevorſtehenden Ankunft Maecdonalds ſhird von den Pariſer Abendblättern noch 10 nicht kommentiert. Nur der„Temps“ ſetzt ſei⸗ nem geſtrigen Leitartikel die Worte vor:„Der Premierminiſter iſt gewiß der Anſicht, daß man ſich beſſer in der Nähe als in der Ferne verſtändigt und daß die Arbeit beſſer ausfällt, wenn die Chefs ſelber daran gehen. In rankreich wie in England ſchätzt man die Männer, die ihre Perſon für ihre Idee ein⸗ ſetzen. Der engliſche Premierminiſter darf eines freundlichen Empfanges in Paris gewiß ſein. Es iſt zu wünſchen, daß er ſich raſch mit Herriot über die Grundlagen einer gerechten Einigung über die Durchführung des Dawes⸗ Berichtes verſtändigt.“ 1 Die Senats⸗Debatte verſchoben. 00 Piris, 8. Juli. Die Unterhandlungen zwi 4 und Macdonald nach An 1 in Paris ſollen, wie gemeldet 115 unter vier Augen ſtattfinden. die beiden Botſchafter Crewe lbire ee werden. In reiſen verſichert man noch auf 16, der franzöſiſche 5 iſe paniſche 5 iſt infolge des Beſuches Macdonalds auf un⸗ beſtimmte Zeit verſchoben worden. K Macdonalds Erklärung im Unterhaus. London, 8. Juli. Macdonald gab geſtern im Unterhauſe eine lange Erklärung über die politiſche Lage ab. Er betonte, er be⸗ abſichtige nicht, das Parlament über das, was vorgegangen ſei, im unklaren zu laſſen, und ſchlage vor, daß das Parlament bis zum Don⸗ nerstag ſich der Stellungnahme enthalte, und zwar aus Gründen, die er ſpäter darlegen wolle. Er ſchlage weiter vor, die Anregung des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten, nach Paris zu gehen, anzunehmen. Mittwoch Nacht werde er zurückreiſen, um an der Unterhausſitzung am Donnerstag teilnehmen zu können und ausführliche Erklärungen abgeben zu können. Er bedauerte außerordentlich, daß Unruheſtö⸗ rungen auf beiden Seiten des Kanals die Ausſicht auf eine Regelung zwiſchen Frank⸗ reich und England zerſtören müßten. England müſſe Verſtändnis für die franzöſiſche Em⸗ pfindlichkeit und für die franzöſiſchen Intereſ⸗ ſen zeigen. Seine Aufgabe ſei von Anfang an geweſen, die guten Beziehungen mit Frank⸗ reich wiederherzuſtellen. Er habe eine Eini⸗ gung von einer Konferenz der Alliierten an⸗ geſtrebt.— Maedonalds Ausführungen wur⸗ den von dem Parlament freundlich aufgenom⸗ men. London, 8. Juli. In ſeiner Rede in der geſtrigen Unterhausſitzung führte Macdonald u. a. noch folgendes aus: Man dürfe hoffen, daß auf der bevorſtehenden Konferenz ſol⸗ gende alliierten Staaten vertreten ſein dürfen: Großbritannien, Frankreich,, Italien, Japan, Belgien, Jugoſlawien, Griechenland, Portu⸗ gal und Rumänien. Die amerikaniſche Bot⸗ ſchaft in London werde ebenfalls an der Kon⸗ ferenz teilnehmen. Ueber die engliſche Ein⸗ ladung und ihre Aufnahme in Frankreich be⸗ merkte Macdonald, die Abſendung einer Ein⸗ ladung an die franzöſiſche Regierung ſei über⸗ haupt nicht in Frage gekommen, weil der Be⸗ ſchluß der Abhaltung einer Konferenz in Che⸗ quers gemeinſam gefaßt worden ſei. Unter den beſtehenden Umſtänden habe es ſich nur darum gehandelt, Frankreich um eine Mittei⸗ lung zu bitten, welches ſeine Vertreter ſein würden und wieviele Vertreter es entſenden werde. Dies ſei auch geſchehen. Maedonald tellte dann mit, wie die als„taktlos“ bezeich⸗ nete Einladung zur Londoner Konferenz von Belgien, Italien und Japan aufgenommen worden ſei: Der belaiſche Außenminiſter Hy⸗ mans hat dem franzöſiſchen Botſchafter gegen⸗ über erklärt, er könnte nicht verſtehen, worüber Schwierigkeiten entſtanden ſeien. Er ſei von der Form des Memorandums voll befriedigt. Auch Muſſolini habe ihm, Macdonald, durch den italieniſchen Botſchafter in London die größte Ueberraſchung ausdrücken laſſen über den Gebrauch, der von den Schriftſtücken ge⸗ macht worden ſei. Weiter verteidigte ſich Mac⸗ donald über den Vorwurf der Geheimdiplo⸗ matie.— In Londoner unterrichteten Kreiſen heißt es zu der heutigen Reiſe Macdonalds, daß dieſer beabſichtige, gegebenenfalls ſogar in eine Verlegung der Konferenz nach Paris einzuwilligen, falls dadurch die öffentliche Meinung in Paris beruhigt werden könnte. Ferner hoffe Macdonald, in Paris die Un⸗ wahrheit der Behauptung der Oppoſition zu beweiſen, daß Herriot ein Spielzeug des Fo⸗ renign Office geworden wäre.— Mgedonald hat geſtern vormittag Chequers verlaſſen. Im Foreign Office hatte er dann eine Beſprechung mit dem Unterſtaatsſekretär Crewe. **.* Die größte Wohltat. Paris, 7. Juli. Der Pariſer Korreſpon⸗ dent der Köln. Volksztg.“ bat unlängſt den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Herriot um eine kurze Meinungsäußerung für ſein Blatt. Herriot übergab dem Korreſpondenten eine eigenhändige Aufzeichnung, die in wört⸗ licher Ueberſetzung folgendes beſagt: „Die größte Wohltat, die die Menſchen wünſchen können, iſt der Friede.“ „Nach großen Erſchütterunsan, die die Völker bis in ihre Inſtinkte verwirrt, alle Formen der Gewalt entfacht und furchtbare che Kriſen hervorgerufen haben, kann die⸗ riede unter uns nur wieder einkehren 1 ichen dne an hee, Ae ärter und entſchloſſener Geiſter, die, ſelbſt begabt mit dem Geiſt der Auſopforung, unerſchütterlich ſind in ihrer Geduld. „Die Geiſter müſſen ſich bewußt bleiben, daß ſie nicht arbeiten für den Tag, der vorü⸗ bergeht, ſondern für die Zukunft, die bleibt.“ 2 Der deutſche Botſchafter bei Herriot. Paris, 8. Juli. Der deutſche Botſchaf⸗ ter v. Hoeſch hatte geſtern nachmittag eine Unterredung mit Herriot über die Stel⸗ lungnahme der deutſchen Regierung zum Sachverſtändigenbericht. 2 Der engliſche Luftfahrtminiſter in Paris. Paris, 8. Juli. Havas glaubt zu wiſ⸗ ſen, daß der augenblicklich in Paris anweſende engliſche Luftfahrtminiſter Thomſon die Miſſion habe, ſich mit General Nollet über die Entwaffnung Deutſchlands und die Frage der deutſchen Großflugzeuge auszuſprechen. * Belgiſcher Miniſterrat. Brüſſel, 7. Juli. Der heutige Miniſter⸗ rat, der unter dem Vorſitz des Königs ſtattfindet, wird ſich ausſchließlich mit den An⸗ gelegenheiten der kommenden Londoner Kon— ferenz beſchäftigen. Amerika und die Londoner Konferenz. London, 7. Juli. Nach einer Meldung des„Daily Telegraph“ aus Waſhington ſoll der amerikaniſche Botſchafter in London im Anſchluß an eine Konferenz zwiſchen Präſident Coolidge, Dawes und dem amerikani- ſchen Botſchafter in Berlin den Auftrag erhal— ten haben, auf der Londoner Konferenz den Standpunkt der Vereinigten Staaten darzu⸗ tun, der darauf hinausgehe, daß die wirt— ſchaftliche Wiederherſtellung Europas unbe⸗ dingt von der Anwendung des Sachverſtändi— genberichtes abhänge. Nach einer anderen Meldung ſoll auch von amerikaniſcher Seite bei der Reichsregierung in Berlin ein Schritt unternommen werden, bei welcher Gelegenheit auf die Notwendigkeit der Annahme des Sach⸗ verſtändigengutachtens hingewieſen werden ſoll. 4 14 0 W Die Militärkontrolle. London, 7. Juli. Zu der jüngſten deutſchen Antwortnote an die Alliierten betr. die Frage der Militärkontrolle, in der die deutſche Regierung in die Forderung der Ge⸗ neralinſpektion der deutſchen Rüſtungen durch eine interalliierte Kommiſſion einwilligt, wird hier erklärt, daß die Prüfung vermutlich in allernächſter Zeit beginnen werde. Der genaue Zeitpunkt des Beginns ſei Gegenſtand von Verhandlungen zwiſchen den deutſchen Behör⸗ den und der interalliierten Kommiſſion, und, obwohl mans in alliierten Kreiſen kaum für möglich halte, daß die Angelegenheit, wie die deutſche Note angeregt hat, am 30. September abgeſchloſſen ſein werde, ſeien die Alliierten doch ebenſo wie Deutſchland bemüht, die Kon⸗ trolle baldmöglichſt beginnen und zu einem frühmöglichen Datum zum Abſchluß zu laſſen. Natürlich hänge es vor allem von den deut⸗ ſchen Behörden ab, die Angelegenheit dadurch zu beſchleunigen, daß ſie der Komiſſion jede Erleichterung und jeden Beiſtand gewähren Dem Umſtand, daß die deutſche Note in keiner, Weiſe auf die 5 Punkte eingehe, auf deren Er⸗ füllung die Alliierten ſeit jeher beſtanden, werde hier keine beſondere Bedeutung bei⸗ gemeſſen. Es werde jedoch darauf hingewie⸗ ſen, daß dieſe Punkte ebenſo wie die allge⸗ meine Inſpektion zur Zufriedenheit der Kon⸗ trollkommiſſion ausgeführt ſein müßten, bevor letztere zurückgezogen werden könne. SYrand auf hoher See. Baltimore, 7. Juli. Der Dampfer „Threerivers“, der von der Cheſapeakbuch nach Baltimore unterwegs war, iſt in de Nacht vom 4. Juli ausgebrannt. Vo den 350 ſich an Bord befindlichen Reiſenden ſprangen viele über Bord und wurden von anderen Fahrzeugen gerettet. Man befürchtet, daß zahlreiche Todesopfer zu beklagen ſind. — I — . Die Rechtsradikalen. 0 41. Jahrgang Ludendorff, der Prophet des Lichts. 5 Auf der Deutſchen Woche in München wurde der Beſchluß gefaßt, die„volkiſche“ Ju⸗ gendbewegung in einem parteipolitiſch nicht feſtgelegten Bunde zu einigen. Der unter dem Ehrenvorſitz von Ludendorff ſtehende Deutſchnationale Jugendbund(D. N. J.) iſt —— ——— ͤ ͤ—.i.Ü— 2g..—3— ů—ꝛ3ßqus. ÜAkͤĩͤ—»—„——3—·ůů hierfür in Ausſicht genommen und die Eini⸗ gung ſoll ſich unter der Führerſchaft des Vize⸗ admirals von Trotha vollziehen. f Im Münchener Hochſchulring führte Ge⸗ neral Ludendorff aus: Der deutſche Arbeiter müſſe als vollwertiges Glied in die deutſche Volksgemeinſchaft eingereiht werden. In dem Ringen zwiſchen Licht und Nacht, Gut und Boſe, dem Judentum und der„nordiſchen Edelraſſe“, müßten wir den Sieg des Lichtes anſtreben. Das Sachverſtändigengutachten, dieſes„teufliche Machwerk jüdiſchen Geiſtes“, bedeute nicht nur unſere wirtſchaftliche Ver⸗ ſklavung, ſondern es wolle den germaniſchen Geiſt endgültig niederringen. Der Rektor der Univerſität Würzburg, der Profeſſor der Theologie Ruland, führte aus: Die Kirche iſt zwar übernational, trägt aber nationalen Charatter. Wie eine nur na⸗ tionale Religion ſich nicht halten könne, weil klein Volk das höchſte Weſen für ſich allein in Anſpruch nehmen dürfe, ſo müſſe andererſeits die Religiöſität im Volkstum verwurzelt ſein, wenn ſie Feſtigkeit und Beſtand haben ſoll. Die Idee der Hingabe an das Vaterland muß uns alle einigen. Wenn heute vielfach behaup⸗ tet werde, daß ein neuer Kulturkampf bevor⸗ ſtehe, ſo müſſe dem(?) mit entſchtoſſenem Willen entgegengetreten werden, weil er das zrößte Unglück fur uns bedeuten würde. Daß ein Mann, der einmal ein ganz nüch⸗ terner und hochangeſehner Stratege war, ſolche Phraſen, wie ſie der obige Bericht mit⸗ teilt, in den Mund nehmen kann, das iſt ſchon geiſtiger Abſturz. Da bleibt nur noch das Mit⸗ leid. Und der Würzburger Univerſitätsrektor zibt ſich dazu her, dieſem Manne und ſeinen Anſichten die wiſſenſchaftliche Kuliſſe zu ſtellen. Studentenfang. München, 8. Juli. Am Ende der „Deutſchen Woche“ des Hochſchulrings deut⸗ ſcher Art, die wir bereits an einigen Beiſpie⸗ len als rechtsradikale Parteiwerbung unter den Studenten gekennzeichnet haben, fand am Samstag eine Feſtvorſtellung von Kleiſts „Hermannſchlacht“ im Prinzregententheater ſtatt, nach deren Schluß ein Fackelzug der farbentragenden Korporationen nach dem Odeonplatz marſchierte. In dem Zug befanden ſich auch die katholiſchen Korpora⸗ tionen() und die verbotenen Verbände „Oberland“ und„Reichskriegsflagge?, die ganz offen mit ihren Fahnen aufmarſchierten. Der völkiſche Landtagsabg. Referendar Stelz⸗ ner hielt hier trotz eines Verbotes eine kurze Anſprache und ließ erſt dann das„Deutſch⸗ landlied“ abſingen. Auf Hitler und Ludendorff wurden Heilrufe ausgebracht. Schleſiſche Oppoſition gegen die völkiſche Woche. Breslau, 7. Juli. Die von der Deutſch⸗ nationalen Volkspartei veranſtaltete Völki⸗ ſche Woche in Berlin ſcheint in ihren Nach⸗ wirkungen auch in den Kreiſen der eigenen Anhänger lebhafte Oppoſition hervorgerufen zu haben. So veröffentlicht der Breslauer Univerſitätsprofeſſor Dr. Zieſche in der „Schleſiſchen Zeitg.“, dem Organ der Deutſch⸗ nationalen in Schleſien, eine Zuſchrift, in der es heißt, die Grundlage des Staatslebens ſe! der Gottesglaube, die Gottesverehrung, die Familie, Leben und Volksgeſundheit und der Schutz der geſchlechtlichen Sittlichkeit und des Eigentums- und Arbeitsrechtes. Nur auf der Baſis dieſer Faktoren ſei eine Gemeinſch ute arbeit überhaupt möglich, und dieſe Arbeits⸗ weiſe vorpolitiſch geſichert ſein. Propaganda und Bekämpfung von Konfeſſionen und Welt, anſchauungen gehörten nicht in die eigene Po- litik der Parteipolitiker. Auf der völkiſchen Woche ſei aber gegen dieſe handgreiflichen und grundlegenden politiſchen Regeln auf das Gröbſte verſtoßen worden. Das Chriſtentum ſei als eine Ueberfremdung des deutſchen Vol⸗ kes hingeſtellt worden und der platteſte Natio⸗ nalismus zum ſelbſtverſtändigen Ausgangs⸗ punkt einer theologiſch geradezu hilfloſen Be⸗ urteilung des chriſtlichen Lebens des deutſchen Volkes geworden, als gebe es in Deutſchland höchſtens noch einige offenbarungsgläubige unmündige Kinder. Das alte Teſtament ſe geradezu verunglimpft worden. Der völkiſche Nakionalismus wurde als der Luthergeiſt hin⸗ geſtellt, was gegen alle geſchichtliche We. ſei. Die deutſchen Katholiken insbeſondere beleidigt worden. Offenbarungs⸗ gläubige Chriſten beider Konfeſſionen, die die übergroße Mehrzahl der Partei ausmachen, N ſich von dem törichten Unterfangen eine Parteiveranſtaltung zu politiſchen Ge⸗ 5 zu machen, von vornherein fernge⸗ alten. Die Fortſetzung dieſer Linie werde taſch zur Vernichtung der Partei führen. Prof. Zieſche ſchließt dann ſeine Betrach⸗ tung mit der Frage:„Wer trägt die Verant, wortung für dieſe Parteiveranſtaltung und wie ſtellt ſich der Parteivorſtand dazu?“ Hitler tritt von der völkiſchen Bewegung zurück. München, 7. Juli. Adolf Hitler, der augenblicklich ſeine Feſtungshaft in Lands⸗ berg am Lech verbüßt, iſt e von der Führung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung zurückgetreten und hat an ſeine Athänger daß Geſuch gerichtet, künftig von Beſuchen in Landsberg abzuſehen, da er für die Dauer ſeiner Feſtungshaft ſich jeder politiſchen Tä⸗ igkeit enthalten wolle. In eingeweihten Krei⸗ en wird der Rücktritt Hitlers vom Führer⸗ Rar mit den Gegenſätzen innerhalb der natio⸗ alſozialiſtiſchen Bewegung Bayerns erklärt, Hitler hat ſich bekanntlich lange gegen den Ein⸗ tritt ſeiner Bewegung in das parlamnetariſche Leben geſträubt. Die Entwicklung, die ſeine Partei in der letzten Zeit unter dem Druck der parlamentariſchen Verhältniſſe genommen hat, dürfte wohl der Hauptanlaß für ſeinen Rück⸗ tritt ſein. Als ſeinen Nachfolger hat General Ludendorff den jugendlichen Abgeordneten Straßer vom völkiſchen Block berufen. Kleine politiſche Umſchau — Die Finanzminiſterkonferenz in Berlin. Die Konferenz der Finanzminiſter der deutſchen Länder, die heute in Berlin ſtattfindet, wird ſich nicht mit dem Sachverſtändigengutachten als ſol⸗ chem beſchäftigen. Auf der Tagesordnung ſteht. die Frage der Entſchädigung aus dem Ueber⸗ gang der Eiſenbahnen auf das Reich, die ſ. Zt. nicht voll geleiſtet wurde. — Bevollmächtigte Bayerns zum Reichsrat. Anſtelle des früheren Miniſterpräſidenten Dr, von Knilling und Miniſter Dr. Schweyer wurde nunmehr der neue Miniſterpräſident Dr. Held und der Innenminiſter Stützel beſtimmt. An die Stelle des ſchon früher ausgeſchie— denen Miniſters Wutzelhoſer tritt der jetzige Landwirtſchaftsminiſter Fehr. Die übrigen Träger der Vollmachten Bayerns zum Reichsrat bleiben beſtehen. — Verhandlungen Paris. Das des Reichsverbandes Geheimrat Büchers in hervorragende Vorſtandsmitglied der deutſchen Induſtrie, Geheimrat Dr Bücher, weil ſeit einigen Ta— gen in Paris, um mit franzöſiſchen Sachverſtän- digen und Wirtſchaftsvertretern über die ſtrit⸗ tigen Punkte der Herausgabe deutſcher Indu— ſtrie-Obligationen zu verhandeln und auch das Problem der„ icumverträge unter eingehender Darlegung der unüberwindlichen Schwierigkeiten des bisherigen Zuſtandes den franzöſiſchen Stel⸗ len zu unterbreiten. Man hofft in induſtriellen Kreiſen, daß es Geheimrat Bücher gelingen wird, den maßgebenden Regierungsſtellen in Paris den verzweifelten Zuſtand der Induſtrie des beſetzten Gebietes und weiterhin der ganzen deutſchen Wirtſchaft klarzumachen und eine ſchleunige Aenderung der bisherigen Methoden in die Wege zu leiten. Die ſechs Malties Roman von Igna Maria. 1(Nachdruch verboten.) Als Anneken Matties zur Welt kam, ſtand der grüne Wagen, worin Jos Matties und Hild Enveres die weite Welt durchſtreiften gerade bei einem hannoverſchen Harzdorf. Die flachsblonden Dorfkinder ſtarrten mit großen verwunderten Augen den grünen Wagen an, deſſen ſauber geputzte Fenſterchen mit weißen, ſteifen Gardinen geheimnisvoll verhängt wa⸗ ren. Frauen, die von den Feldern kamen, ſtreiften ihn neugierig und gingen mit einem „Gittegitt, Seiltänzers!“ daran vorüber. Ihre Gedanken, während ſie fleißig Grum⸗ met wandten, beſchäftigten ſich jedoch ſtark mit den„Seiltänzers“, und mancher hätte gar zu ger einmal in den grünen Wagen hineingeſe⸗ hen. Die meiſten von dieſen Leuten lebten ja wie die Heiden! J nee—! Dabei hätten ſie nur wiſſen ſollen, daß Jos Matties der Sohn eines ehrſamen Rechnungsrates aus Sachſen war und Hild Enveres aus Liebe zu ihm Hei⸗ mat und Elternhaus verlaſſen hatte, daß fie ihren Trauſchein und die Taufſcheine ihrer Hinder ebenſo vorweiſen konnten wie jene Bauersfrauen, die in hochmütiger Verachtung über ſie hinwegſahen. Hild Enveres lag und dachte nach. Jos würde ja die Erlaubnis zum Spielen erhalten, denn es war Jahrmarkt im Dorf. Sie würde zwar noch nicht an der Kaſſe ſitzen können, das ſollte Theres, die Zwölfjährige übernehmen. 1 50 brachte Jos den Paſtor gleich mit, uſt mußte Theres das neugeborene Anneken in die Kirche tragen.—— Hild Enveres Ge⸗ li danken verloren ſich und als Theres an Mut⸗ 1 ters Bett ſellich ſchlief ſie ſchon tief lich, und feſt. ö„Hans, bleib du ſo lange bei Mutterlen, e derweil die Pferde,“ fluüſterte ſie, VVT tür e. 2 hüpfte die ſteile Treppe hinab. Sie trug un⸗ erkennbar den ausländiſchen Typus ihrer — Republik niſcher Ta Oſtpret der Montagmorgen ge 8 (Oſtpreußen) der erſte Repu Oſtmark ſtatt, zu dem Tauſende aus Sonntag mit einem Morg.. Einem Feldgottesdienſt in der katho zum Heldendenkmal. Nachmittags traten etwa 30004000 Republikaner zur Fahnenweihe an. Freiherr von Brandenſtein betonte in ſeiner Weiherede die Notwendigkeit, die ſchwarz⸗rot⸗ goldene Fahne der Republik ſtolz zu erheben, beſonders in dieſer Provinz, deren Bevölkerung bei der Volksabſtimmung vor vier Jahren ihre Treue zum Deutſchtum ſo tapfer bekundet habe Vom Reichspräſidenten Ebert, vom Oberpräſi⸗ denten Siehr und von deem Schöpfer der Wei⸗ marer i dem Abg. Dr. Preuß, wa⸗ rene Begrüßungstelegramme eingegangen. — Staatsanwaltſchaftliche Berufung gegen ein Hitlerurteil. meldet, hat die Staatsanwaltſchaft gegen das Urteil des Strafgerichts München, in dem der nationalſozialiſtiſche Kaufmann Chriſtian Weber wegen der Vorgänge am 8. und 9. November nur zu einer Geldſtrafe verurteilt wurde, Be⸗ ſchwerde und Berufung eingelegt. Ueber dieſe zutſcheidet das Landgericht am 10. Juli. — Die Kämpfe in Marokto. Aus Madrid wird gemeldet, daß in dem weſtlichen Teile der ſpaniſchen Marokkozone nach wie vor heftige Kämpfe im Gange ſind. Die ſpaniſchen Truppen arbeiten ſich nur lit äußerſter Mühe an die von ihren rückwärtigen Verbänden abgeſchnittenen Vorpoſten heran. Eine Kompagnie eingebore⸗ ner ſpaniſcher Truppen wurde von den Marok⸗ kanern, die zur Täuſchung des Gegners Khaki⸗ Uniformen angezogen hatten, in einen Hinter⸗ halt gelockt und faſt vollſtändig niedergemacht. Die Verluſte der ſpaniſchen Truppen während der letzten Kämpfe betragen 400 Mann. Fürſt Salm⸗Reifferſcheidt 4. Düren, 7. Juli. Auf der Strecke Neuß⸗Düren wird gezweifelt. ſtieß geſtern nachmittag gegen 5 Uhr an einem Bahnübergang das Automobil des Fürſten zu Salm⸗Reifferſcheidt vom Schloß Dyck mit einem Zuge zuſammen. Fürſt Salm⸗Reifferſcheidt war auf der Stelle tot, ebenfalls der Chauffeur. Eine Dame wurde ſchwer verletzt; an ihrem Aufkommen 1 Alfred Fürſt und Altgraf zu Salm-⸗Reiffer⸗ entuür enen Spalt und ſcheidt⸗Krautheim und Dych war am 23. Juni 1863 zu Neucilli(Steuermark) als Sohn des Fürſten Leopold zu Salm⸗Reifferſcheidt⸗Kraut⸗ heim und Dyck(geſt. 1893) und deſſen Gemahlin Anna, geborene Gräfin von Thurn-⸗Valſaſſina (geſt. 1864) geboren. Er abſolvierte das Gym⸗ naſium in Kalksburg bei Wien und ſtudierte dann auf den Univerſitäten Wien, Straßburg und Graz Rechtswiſſenſchaft. 1869 vermählte ſich der Fürſt mit Maria Dorethea Gräfin von Belle— garde(geb. am 27. Juni 1873). Der Ehe ent⸗ ſproſſen fünf Kinder. Nach dem Tode ſeines Vaters übernahm der Fürſt die Majorats- und Familiengüter am Rhein und in Baden. Seit 1909 gehörte er dem (vorrevolutionären) Deutſchen Reichstag an, und zwar für den Wahlkreis Düren-Jülich, deſſen Wählerſchaft ibn nach dem Tode des Grafer — l 8 N 8 Mutter. Ihr ſchmales, zartes Geſicht mit den mandelförmigen ſchwarzen Augen, den hoch⸗ geſchwungenen Augenbrauen und ſeidigen, ge— ſchweiften Wimpern wurde von lockigem, rot⸗ braunem Haar umrahmt, und in ihren Bewe— gungen lag ſolche unbewußte Grazie, daß ſie unwillkürlich auffiel. Sie liebkoſte die Pferde, und„Wotan“, der Braune, rieb ſeinen Kopf an des Kindes Schulter. Theres hing ihnen die Haferſäcke um und trug zwei Eimer zum nahen Bach. Die Dorfkinder, die noch immer in reſpektvoller Entfernung auf der Wieſe umherlagen, beob⸗ achteten mit brennendem Intereſſe das Tun des fremden Mädchens. „ Hannes, dat is eins von den Seiltänzern!“ flüſterte Auguſt Lindemann ſei⸗ nem Freund Hannes Brennecke aufgeregt zu. Paß auf, gleich läuft ſie auf'm Koppe!“ „Ho, Seiltänzers—!“ rief Anton Rümke, darauf iel der Chorus ſpottend ein:„Ho, Seiltänzers!“ Hannes ſah, wie das Mädchen zuſammen⸗ zuckte und glühende Röte ſein Geſicht bedeckte. Mit hochgerecktem Kopf, ohne ſich um das Ge⸗ ſchrei zu kümmern, ſchritt ſie an den Spöttern vorüber zum Bach. Hannes Brennecke imponierte das Ver⸗ halten des Mädchens gewaltig.„Hoalt Mul!“ herrſchte er die Jungens an.„Schämt euch wat, en Mäken auszuſpotten!“ . None Wehn ich rief herausfordernd r Rotkopf, enn ruf, geht es dich en Dreck wat an!“ e 8 „Du kannſt es ja probieren!“ gab Hannes ruhig zurück,„Komm nur her!“ Der Rotkopf verſtummte. Er hatte von der letzten Prügelei mit Hannes Brennecke reich⸗ utter noch allerhand zu beſorgen hatte. Geht mit!“ riet er den anderen,„denn wir ſpielen nachher Räuber und Gendarm!“ , Ich komme ſpgter nach, rief Hannes Zreunege Auguſt Lindemann zu,„ich muß hier auf Mutter warten!“ lich, Weſtpreußen erſchienen waren. Nach einer Vor feier am Samstagabend begann das Feſt am f chen Kirche folgte ein Umzug der Feſtteilnehmer durch die Stadt Wie die Münchener Zeitung genug, ſo erinnerte er ſich denn, daß er für e hol om Hel 5 Lande Marienkirche auf d Sion zu Jeruſalem teil. Während des Krieges war er Territorialdelegierter des Kaiſerlichen Kommiſſars und Militärinſpekteur der freiwil⸗ ligen Krankenpflege bei dem Generalgouverne⸗ ment in Polen. Seit langen Jahren entfaltete er als Vizepräſident des Deutſchen Vereins vom Heiligen Lande eine ſegensvolle Wirkſamkeit. In der Generalverſammlung der Rheiniſch⸗ Weſtfäliſchen Malteſer⸗Genoſſenſchaft am 9. Mai 1922 ͤ wurde er an Stelle des verſtorbenen Gra⸗ fen und Marquis zu Hoensbroich als Präſident gewählt. Mit dem Fürſten Salm iſt einer aus dieſer Zeitlichkeit abberufen worden. Der Fürſt war ein edler, hochherzig geſinnter Mann, der ſeine Arbeitskraft, ſeine Kenntniſſe und ſeine reiche Erfahrung überall bereitwilligſt zur, Verfügung ſtellte, wo das Wohl des Vaterlandes und der Allgemeinheit zur Rede ſtand. Nie⸗ mand hat vergeblich an ſeine Güte und Mild⸗ tätigkeit appelliert. f Das Unglück, dem der Fürſt zum Opfer fiel wirkt umſo tragiſcher, als die Familie Salm ii den letzten Jahren von vielen ſchweren Schich ſalsſchlagen heimgeſucht wurde. Mit der Fa⸗ milie, der ſich allgemeine Anteilnahme zuwendet, trauert der rheiniſche Adel um einen ſeiner Be⸗ ſten. Dem ſo jäh aus dem Leben Geriſſenen iſt bei allen, die ihn gekannt haben, ein ehrenvolles Gedächtnis geſichert. eee Tagung in Fulda. 3. Verbandstag der katholiſchen Jugend⸗ und Jungmännervereine 25.—29. Juni. Etwa 500 Vertreter aus allen deutſchen Diözeſen konnte der Verbandsvorſitzende, Prälat Moſterts, in Fulda begrüßen. Die Tagung wurde eingeleitet durch einen Begrü⸗ ßungsabend im Stadtſaal. Vertreter des Epiſ⸗ kopates, der Stadt und der Behörden entbrach⸗ ten dem Verbandstag herzliche Grüße und Wünſche. Generalpräſes Moſterts ſprach ſo⸗ dann über den Sinn des Fuldaer Tages und ſeine Aufgaben. Der erſte Verhandlungstag wurde einge. leitet durch einen Gottes dienſt zur Ar nen die Beratungen mit der Erledigung ge⸗ ſchäftlicher Angelegenheiten. Darauf wurde in die Durchberatung des Verbandsgrundgeſetzes eingetreten; in ſeinen weſentlichen Punkten wurde die Vorlage angenommen. Das Grund⸗ geſetz bildet den Abſchluß der Vorbereitungen in Düſſeldorf und Nürnberg und gibt dem Verbande eine tragfähige Organiſation.— Am Nachmittag ſprach Direktor Emil Rit⸗ ber, Düſſeldorf, über„Jungmann, Volk und Staat“. Das vorzügliche Referat erſcheint wie die folgenden in Broſchürenform.— Die Aus⸗ ſprachegruppen verarbeiteten die Leitſätze in die Form von kompakten Entſchließungen.— Am Abend zogen die Teilnehmer zum nahe⸗ gelegenen Petersberg, wo eine ſtarkbeſuchte Johannesfeier mit Feuer ſtattfand. Der nächſte Vormittag galt der Behand⸗ una eingegangener An⸗räge. 5 Mädchen zuſehen, aber das brauchten die Jun⸗ gen nicht zu wiſſen. Die zogen alſo ohne ihren Kameraden los. Der Rotkopf, in gehöriger Entfernung, ſchrie das Spottlied herüber:„Hannesmann vom Dohle kam!...“ Hannes ließ ihn ſingen. hatte endlich die Eimer am augenſcheinlich waren ſie ihm planſchten. „Gib man her!“ Hannes ſtand bei ihr und nahm ihr die beiden Eimer ab.„Biſt ja doch nur en Handvoll!“ ſagte er gutmütig. hing fen Haferſack den Pferden ab und ließ ſie ſau⸗ en. Mit erſtaunten Augen ſchaute Theres dem Treiben zu. Das war ihr noch niemals wider⸗ fahren! Als Hannes die leeren Eimer hin⸗ ſtellte, und ſich ein bischen verlegen nach ihr umſchaute, reichte ſie ihm impulſiv die Hand: „Ich danke auch ſchön!“ N Das klang Hannes wie Muſik. Er ergriff ihre Hand und ſchüttelte ſie kräftig.„Wenn du noch was haſt, ſage es nur, ich nehm dirs gern ab!“ Aufmunternd nickte er ihr zu.„Ich bin Hannes Brennecke und komme zu Oſtern aus der Schule.“ Ich heiße Theres Matties, an eurem Jahrmarkt geben wir eine Vorſtellung. Vater⸗ ken iſt gerade beim Bürgermeiſter, um die Er⸗ laubnis zu holen.“ „Das iſt ja mein Vater. O, der hilft euch 1 Kannſt du denn auch ſchon ſeiltan⸗ en 1 4 0 7 „O ja! Sonntag, da ſollſt du ſehen, da ſpaziere ich mit aufgeſpanntem Sonnenſchirm über das Seil.— Wir haben nämlich geſtern abend ein Schweſterchen bekommen, deshalb 1 9 wir ausgeſpannt, damit Mutterlen ſich Das Mädchen Bach gefüllt, zu ſchwer, ſie „Ein Schweſterchen?“ Hannes blickte neu⸗ gierig nach dem grünen Wagen.„Liegts denn da drin? In einem richtigen Bett?!“ es im Bette. Wir haben doch eine richtige er wollte natürlich nur dem fremden 31 Hannes log greu⸗ 55 1110 vielen Betten in dem Wagen. Wenn 115 2 utterken wieder b 75 eher ii, Jeiß br ieh war. An konnte man deutlich der vor⸗ nehmſten Vertreter des rheiniſchen Adels plötzlich 0 Deutſchlands in Fulda. 5 8 tenes Antworttelegramm vom Hl. Vater ein. rufung des hl. Geiſtes. Im Stadtſaal bega. wiſſenſchaftlichen Berfe“. 5 tſaa et, zu der d Einwohnerſchaft in großer Zahl er chienen dem regen Intereſſe der Fuldaer das Verwachſenſein vom kath. Volk und kath. Jugend bemerken. Am 28. Juni brachte Kaplan Linz⸗ Fulda ſeine Gedanken über die chen Jungmann und Mädchen in einem tiefen Referat zum Vortrag. Anſchließend referierte Bezirkspräſes Wolker⸗ München über das Thema„Jungmann, Vater und Mutter“. Ge⸗ neralſekretär Mos mann⸗Düſſeldorf berich⸗ tete über„Wohlfahrtsaufgaben im Verband“. Der Nachmittag brachte die Beſchlußfaſ⸗ ſung über die Anträge der Arbeitsgruppen u. den Abſchluß der offiziellen Tagung. Sonntag früh(Peter und Paul) hielt der hochw. Herr Biſchof von Fulda ein feierliches Pontifikalamt. Darnach zogen die Teilnehmer vor das biſchöfliche Haus und brachten dem hochw. Herrn eine Huldigung dar. Namens des deutſchen Epiſkopates entbot der Biſchof von Fulda der Tagung die beſten Segens⸗ wünſche mit der Hoffnung auf weiteres ziel⸗ ſicheres Arbeiten des Verbandes, deſſen 400 000 Mitglieder die Garantie für eine beſ⸗ ſere katholiſche Zukunft böten. Der hoch. Herr erteilte der Verſammlung den biſchöfl. Segen. Zum Schluß vereinigte eine Fahrt zur Milſeburg in der Rhön die noch anweſenden Vertreter. Dort ließ Pfarrer Nüdling aus Kleinſachſen ſein Werk„Abrahams Opfer“ durch Fuldaer Spielſcharen auführen. Der herrliche Platz, 800 Meter über dem Meer, mit ſeinem weiten Ausblick, die felsbekrönte Na⸗ turbühne vertieften den Eindruck des nen Spiels. gediege⸗ Spät abends traf noch ein herzlich gehal⸗ Die ganze Tagung ſtand im Zeichen ernſter Arbeit. Deswegen war auch der Rahmen ziem⸗ lich eng gezogen. Der Verband hat einen wei⸗ teren Schritt vorwärts getan und berechtigt N zu den beſten Hoffnungen für die Zukunft. Die Ausſichten des techniſchen Berufes. Die Rieſenarbeitsloſigkeit, die wir zur Zeit In Deutſchland haben, äußert ſich in allen Be⸗ rufen. Kataſtrophal liegen aber die Verhältniſſe im techniſchen Berufe. Die Nachkriegszeit hat den techniſchen Berufen eine Fülle von Kräften wie nie zuvor zugeführt. Allein an den techni⸗ ſchen Hochſchulen haben ſich in den einzelnen Semeſtern der Jahre 1922—24 ca. 33 000 Stu⸗ dierende und Hörer eintragen laſſen. Das be⸗ deutol gegenüber der Friedenszeit, z. B. Winter⸗ ſemeſter 191314, wo nur im ganzen rund 17000 Teilnehmer eingetragen waren, annähernd eine Zuahme auf das Doppelte. In den Maſchinen⸗ baufächern, Maſchineningenieurweſen und Elek⸗ trotechnik, iſt ſogar ein Zuwachs von ca. 4300 auf 14 000 zu verzeichnen, im Bergbau von 106 auf 1736(0, in der Chemie von ca. 2000 auf 4500. Selbſt Arbeitgeberverbüände, wie der Ar⸗ beitgeberverband für die chemiſche Induſtrie und der Deutſche Braunkohleninduſtrieverein warnen „eindringlich vor der Ergreiſung der techniſch⸗ Die Arbeitgeber baben ſehen. Da kommt auch ſchon Vaterken mit dem Paſtor den Wieſenpſad herauf. Mutterken ſagen. derſehen, Hannes, und danke du mir ſo geholfen haſt!“ nen, als Jos f „Mein lieb klein Annelen“ flüſterte ſie zärtlich 15 legte das ſchlafende Kind facht in die Kif⸗ en. Nun mußte Theres lachen.„Natürlich liegtſ das Lot ber S die Feinste!“ Das muß ich Nun muß ich hinein. Wie⸗ auch ſchön, daß „Auf Wiederſehen, Thereschen!“ Er wollte gerade zum Bach abbiegen, als der Paſtor ihn anrief: gehen und helfen!“ „Hannes Brennecke, du kannſt mit⸗ Mit hochrotem Kopf und klopfendem Her⸗ zen ſtieg Hannes die grüne Stufenleiter em⸗ por. Seine Augen weiteten ſich. So ſah es in dem Wagen aus! Zimmer! In einem der Betten lag eine junge Frau, die ganz wie Theres ausſchaute, mit einem kleinen Bündel im Arm. Das war ja ein richtiges Der Paſtor trat auf Jos Matties zu, der das Kleine der Mutter abnahm.„Wie ſoll es denn heißen?“ „Anneken Margareth,“ rief die Mutter leiſe,„und Annelen ſoll ſein Rufname ſein.“ Und der Paſtor taufte das kleine Men⸗ ſchenkind, das ahnungslos ſchlummernd in Vaters Armen lag. Hannes wagte kaum zu atmen. einer Taufe ſo zum Bewußtſein gekommen 19100 hier in dem grünen Wagen der Zirkus⸗ eute. Niemals war ihm die Feierlichkeit Die Augen der Mutterſtanden voller Trä⸗ ihr das Kindlein zurückgab. Hannes, der verlegen neben Theres ſtand, wunderte ſich über den fremden ſingenden Ton ihrer Stimme.„Theres,“ flüſterte er,„wenn auch nur einer dir oder deinen Geſchwiſtern das nachruft, ſo ſag es mir, den verhan ich!“ „Theres drückte ihm dankbar die Hand. „Das iſt Hans,“ raunte ſie ihm zu,„er iſt ein Jahr jünger als ich, aber du mußt bloß ſehen, wie er tüchtig iſtl“ Haus errßtet⸗ von freudigem Stolz über 1 5 der die ken techniſchen Beruf jedes normale Maß. tellung zwi⸗ er:„Theres iſt aber doch das Ausland wird ſie nicht aufnehmen, da es bekanntermaßen nur erfahrene Kräfte ſucht. Ebenſo überſteigt der Zudrang zum üg Die staatlichen techniſchen Fachſchulen waren genö⸗ tigt, eine große Zahl von Anmeldungen zurück⸗ zuweiſen. Die techniſchen Privatſchulen, die aus privatgeſchäftlichen Gründen niemals an der Ueberfüllung ihrer Klaſſen Anſtoß genommen haben, haben bis zu 4 Parallel⸗Klaſſen einge⸗ richtet, um der heranſtürmenden Flut zu genü⸗ gen. Noch immer exiſtieren auch die ſogenann⸗ ten Fernunterrichtsanſtalten, die ſich nicht ſcheuen, den techniſchen Beruf in den roſigſten Farben ſchildern, um Uneingeweihte geſchäftlich ausbeuten zu können. Solche Anſtalten ſind für die techniſche Ausbildung grundſätzlich zu verwerfen. Die techniſchen Wiſſenſchaften brau⸗ chen wie keine andere einen lebendigen und nicht einen papiernen Unterricht. Gerade bei dem Rieſenangebot an techniſchen Kräfte werden nur die Tüchtigſten eine Exiſtenz finden und ſich er⸗ halten können. Mehr wie je wird nur der Tech⸗ niker als brauchbare Kraft geſchätzt werden, der nach Profeſſor Dr. Ing. Webrauch folgende Eigenſchaften aufweiſt: „Gute Geſundheit, ſtarke Widerſtandskraft des Nervenſyſtems, gutes Auge und Ohr, Ge⸗ ſchicklichteit der Bewegungen, konſtruktive und begriffliche Phantaſie, leichte Anpaſſungsfähig⸗ leit, raſche Einſtellung auf neue Anforderungen, i ſparen muß. g lritiſches Vermögen, Mut zur Verankwortlichkeit, Zuverläſſigkeit, Pünktlichkeit, Ordnungsliebe, Umſſicht, raſche Entſchließung.“ Ungezählte Tauſende von Technikern ſind ſchon heute ſtellenlos. Die Induſtrie hat tau⸗ ſende Kräfte infolge der ſchlechten Konjunktur abgeſtoßen, die Behörden haben beim Perſonal⸗ abbau ebenfalls Techniker und zwar W Proz. des Perſonalbeſtandes entlaſſen. Der Bund der techniſchen Angeſtellten und Beamten hat nach der„Deutſchen Technikerzei⸗ tung“ vom 21. Mai 1924 eine Umfrage gehalten, wieviel techniſche Angeſtellte und Beamte ſich am Orte befinden, wieviel davon ſtellenlos ſind, wieviel mit verkürzter Arbeitszeit arbeiten, wie⸗ vielen die Stellen gekündigt waren und wieviel der techniſchen Angeſtellten und Beamten von der in Deutſchland herrſchenden wirtſchaftlichen Not zur Auswanderung gezwungen worden ſind. Die Statiſtik umfaßt ein Drittel der Ortsverwal⸗ tungen des Bundes an 271 Orten, in denen 39027 Mitglieder des Bundes, im ganzen aber 85 825 techn iſche Beamte ſich befanden. Von den 89027 Mitgliedern waren 4071 Ende März ſtel⸗ lenlos, während 1589 mit verkürzter Arbeitszeit urbeiteten. 2104 von den 39027 Mitgliedern be⸗ fanden ſich in gekündigter Stellung. Von der Weſamtzahl aller techniſchen Angeſtellten und Beamten aus dieſen 271 Orten ſind im Verlauf des letzten Jahres 533 techniſche Angeſtellte und Beamte ausgewandert. Wollte man dieſe Zah⸗ ſen für das ganze deutſche Reich verallgemeinern, ſo müßten ſie etwas mehr als verdoppelt wer⸗ den. Dieſe Zahlen beweiſen deutlich die erſchrek⸗ hende wirtſchaftliche Not, wie ſie beſonders ſtark bei den techniſchen Angeſtellten und Beamten, den Vorbereitern wirtſchaftlichen Fortſchritts, den Trägern der techn. Entwicklung herrſcht. Alles in allem, der techniſche Beruf iſt einer der ſchwerſten. Die Anſprüche, die an ihn ge⸗ ſtellt werden, ſind ſchon in normalen Zeiten zußerordentlich hohe. Deshalb iſt er zur Zeit der ausſichtsloſeſte Beruf. Die wenigſten, die den Beruf ergriffen haben, werden ihn auch tat⸗ ſächlich ausüben können. Aber wird er kein einträglicher Beruf ſein, denn die Arbeitsloſigkeit im Berufe drückt naturgemäß auf die Bewertung und Bezahlung der techniſchen Arbeit. Auf jeden Fall iſt jedem zukünftigen Techniker zu raten, ſich die gründlichſten hand⸗ N werksmäßigen Fertigkeiten anzueignen. Sie werden ihm nicht nur für den Fall, daß es ihm gelingt, den techniſchen Beruf taaſächlich auszu⸗ üben, zu Gute kommen, ſondern auch die Mög⸗ lichkeit geben als gelernter Handarbeiter durch⸗ zukommen. Die Berufsberatungsſtellen dürfen nicht ver⸗ fäumen, die Ratſuchenden über all dieſe Dinge aufzuklären. Jeder junge Mann verſäume auf ſchen Berufes von den amtlichen Berufsbera⸗ tungsſtellen oder von den techniſchen Berufsor⸗ ganiſationen Fingerzeige geben zu laſſen. Auch der Bund der techniſchen Angeſtellten und Be⸗ amten, der in einer beſonderen Abteilung die Fragen des techniſchen Schulweſens und der Berufsberatung bearbeitet,, iſt zu Auskünften gern bereit. Die glögte Werbekraft ist die Zeitungs-Anzeige zur richtigen Zeit in der riehtigen Abfassung in der richtigen Form in der richtigen Zeitung dem e der Rentenleiſtungen von ca. 25%, kann mit Recht behauptet werden, daß die Un⸗ fall⸗ und Hinterbliebenen⸗Renten ſich ſeit 1914 aber ſlaik bezweifeln. 0 1 5 g 1 lichen Berufs krankheiten in die Unfallverſt Merheimer Unzeiger der Gewährun ornt d ** J. Eine dringende Arbeit des neuen Reichs tages Die Rentenunterſtützungsſatze der Sozial ⸗ rentner ſowie der Unfallverletzten ſind unhalt⸗ bar geworden. Selt dem 1. Januar 1924 werden an ca. 1 400 000 Invaliden und Kran⸗ kenrentner die gleiche niedrige Monatsrente von Mk. 13.— bezahlt. Totzdem haben die Landes verſicherungsanſtalten ſeit dieſer Zeit die Wochen⸗ bellräge zu Invaliden verſicherungen um 50 bis 100% erhöht. Rechnen wir die Invalidenrente nach der Kaufkraft der Rentenmark aus, ſo iſt feſtzuſtellen, daß obengenannte Kaufkraft um 400% geringer iſt, die Mk 13.— Invaliden⸗Rente nur einer ca. Mk. 8.— Frledensrente gleichzuſtellen iſt. Mithin ſind die Invalidenrentner gegen die Vorkriegszeit um nahezu 50% geſchädigt. Die Renten in der Unfallverſicherung ſind gegenüber den Feſtſetzungen von 1914 um 40— 500% niedriger geworden. Wird die 40% ige Wert⸗ verminderung der Rentenmark in Betracht ge⸗ zogen, ſo ergibt ſich eine weitere Verſchlechterung Auch hier um mindeſtens 60— 70% verſchlechtert haben. Doch nicht genug: Auch in der Frage der Rechte der Sozialrentner nach deb R. V. O. dürfte hier eine gewaltige Remendur von Seiten der Reichsregierung geſchaffen werden. Die ſogen. Renten- Quetſchungen ſind an der Tagesordnung, weill man ja an denjenigen, die ihre Glieder auf dem Schlachtfeld des Kapitals gelaſſen haben, Wir haben Gelegenheit, aus den Krelſen unſerer Mitglieder feſtzuſtellen, daß es die Be⸗ rufsgenoſſenſchaften und Landesverſicherungs⸗ Anſtalten geſchäftsmäßig verſuchen, von Zeit zu Zeit eine Unterſuchuug der Unfallverletzten und Invaliden durch einen„Vertrauensarzt“ vor⸗ nehmen zu laſſen. Ob der Vertrauensarzt das Vertrauen ſeiner Patienten genießt, möchten wir Es mutet uns ſonderbar an, daß die Vertrauens ärzte, die im Auftrage der Berufsgenoſſenſchaften und Landesverſicherungs⸗ anſtaltien einen Invaliden oder Unfallverletzten unterſuchen, feſtſtellen, daß derſelbe minder er⸗ werbsbeſchränkt iſt, währenddem der ſelbſtge⸗ wählte Arzt des Rentenempfängers eine weit niedere Elwerbsfähigkeit feſtſtellt. Wir müſſen erftaunt fragen, wer von dieſen beiden Aerzten der richtige iſt, wer von dieſen beiden Herren Aerzten der Wahrheit gemäß entſchteden hat. Es ſteht ohne Zweifel feſt, daß alle beide die Medizin ſtudiert haben und jedeafalls das Gut⸗ achten beiderſelts wohl vom mediziniſchen Stand⸗ punkt aus von Lalen ſchlecht anzufechten iſt. Wir verweiſen auf den 8 1696 der R V. O., der beſagt, daß dem Rentenempfänger ein von ihm gewählter Arzt als Gutachter zur Verfügung geſtellt werden muß Aus dieſem Grunde ſchon laufen die Unfall verletzten und Unfallcentner zum größten Teil Gefahr, da immer nach Anſicht der Herren Vertrauensärzte an eine„Gewöhnung“ gedacht iſt, ihre Rente durchweg zu verlieren. Auch die Neuregelung der Bezüge für die Un⸗ fallverletzten durch die Verordnung vom 17. Mai 1924(Relchsgeſetzblatt Teil 1, Seite 559) und durch die Verordnung vom 23 Mat 1924(Reichs⸗ geſetzblatt Teil 1, Seite 560) verſucht für die Neuunfallverletzten die Vorkrtegsgrundſätze für die Berechnung von Unfallrenten wleder herzu⸗ ſtellen und für die Unfälle, die ſich vor dem 1. Mal 1924 ereignet haben, feſte, fur alle Rentenbezleher gleiche Jahresarbeitsverdienſte feſt⸗ zulegen. Das Ergebnis dteſer Forderungen bedeutet, daß auf Grund der augenblicklich kärg⸗ auch für diefe lichen Löhne außerordentlich niedrige Renten für die Neuunfallverletzten feſtgelegt werden und far die Altunfallrentner die Feſtſetzung von Renten die weit unter den Rentenbezügen liegen, die ſie bei Eintrut des Unfalles zu beanſpruchen hatten. Die beiden Verordnungen bedeuten nichts anderes als ein außerordentliches Geſchenk für die beitragspflichtigen Arbeltgeber. Wir ver⸗ langen von der Geſetzgebung, daß ſie in erſter Linie die Intereſſen der wirtſchaftlich Schwachen, das ſind die verletzten Arbeiter, gegenüber den Intereſſen der wlutſchaftlich Stärkeren, das ſind die Arbeitgeber, vertritt.— Im Intereſſe der Unfallverletzten verlangen wir: teinen Fall, ſich vor der Ergreifung des techni⸗ 1. Für die Unfall verletzte die Feſtſetzung eines Mindeſtjahresarbeitsverdienſtes, der für männ⸗ liche Arbeitnehmer wenigſtens den Betrag der Drittelungsgrenze, das ſind Mk. 1800 Gold⸗ mark, und für weibliche Arbeitnehmer 2/3 dieſes Betrages, das find 1200 Goldmark pro Jahr betragen muß. „Für die Altunfallrentner verlangen wlr die Beſeltigung der Unterſchlede zwiſchen land⸗ wirtſchaftlichen und gewerblichen Arbeltneh⸗ mern, ſowie den Untetſchied zwiſchen verletzten von unter 50% Erwerbsbeſchränkung und ſolchen von 50 und mehr Prozent. Erwerbs⸗ beſchränkung ſowle die Feſtſetzung des Jahres ⸗ arbeitsverdlenſtes auf 1800 Goldmark für männliche und 1200 Goldmark für weibliche Arbeiter. Darüber hinaus verlangen wir die Beſtätl⸗ gung der Drittelungsgrenze und die Berechnung der Unfallrenten nach dem wirklichen Jahres⸗ arbeltsverdienſt, die Eingllederung der 5 50 herung, die Gewährung von feinber⸗ und a die Beſeillgung des Bebürfigtettsprinzſpes bei n Elternrenten. f Durch den weiteren Abbau der 15 0 Fürſorge, die Uebertragung der Fürſorgeregelung an die Gemelnden auf Grund der Ferber gc verordnung, den Wegfall der laufenden eichs zuſchüſſe für Notſtands rentner, iſt das Elend der Invaliden und Hinterbliebenen ins Ungemeſſene b geſtiegen. So darf es nicht weitergehen. Das ſind Zuſtände, gegen die ſich die Maſſe der So⸗ zialrentner auf das kräftigſte zur Wehr ſetzen 10555 gegen die wir den ſchäcfſten Prozeß er⸗ ben. Dle Not der Javalidenrentner iſt in letzter Zeit in einem außerordentlichen Maße geſtiegen. Durch die Schaffung der Fürſorgepflichtverord⸗ nung ſind die neben den kargen Renten laufenden Unterſtützungen oftmals in unverantwortlicher Weiſe, durchweg aber in einem außerordentlichen Maße abgebaut. Es iſt ganz unmöglich, die Invalidenrentenempfänger weiterhin einem ſolchen ſchrecklichen Hungertode preiszugeben. Eine Er⸗ höbung der Invaltdenrenten um 100% iſt das mindeſte, iſt unabläſſige Vorausſetzung für die Steuerung des ſchlimmſten Elendes in den Kreiſen der Arbeitsveteranen. Die ſchreiende Not der Invaliden, Alten und Hinterbliebenen muß den zuſtändigen Or⸗ ganen unſeres Volkes immer wieder entgegenge⸗ halten werden. Wir muüſſen uns um ſo mehr rühren, weil wir ſehen, daß die Beamten des Reiches ſowie die Kriegsopfer notwendige Er⸗ höhungen bereits zum 1. Mat und 1. Juni zu⸗ gebilligt erhalten haben. Wir wiſſen, man wird auf unſere Forderung die Invalidenrente von Mk. 13.— auf Mk. 26.— zu verdoppeln, uns ſofort entgegenhalten, da dieſe Mehrleiſtung über 200 Millionen Gold⸗ mark jährlich erfordert. Die ganze ergänzende Fürſorge ruht jetzt auf den Gemeinden, und aus allen Teilen des Freiſtaates Heſſen gehen uns erſchreckende Be⸗ richte über den Abbau der Notſtandsfürſorge zu. Ia vielen Gemeinden waren bisher über 50% der Invalidenrentner auf Grund der Nach⸗ prüfung der Fürſorgebeamten als notleidend an⸗ erkannt worden und in die Sozialrentnerfürſorge aufgenommen. Seit dem 1. April ds. Is. haben hunderttauſende Invalidenrentner aus der Not⸗ ſtandsfürſorge ausſcheiden müſſen. In vielen Gemeinden werden nur noch 10- 20% der früheren Notſtandsrentner unterſtützt. Das weitere furchtbare liegt jetzt darin, daß dieſe wenigen, die noch in der Soztalfürſorge geblieben ſind, in zahlreichen Fällen ganz jämmerliche Notſtandsunterſtützungen empfangen. Mk. 1.50 2.—, 3.— monatliche Unterſtützungen werden nur zu oft gemeldet. Viele Gemeinden haben ſich die Sache noch einfacher geſtaltet indem ſte überhaupt keine Notſtandsunterſtützungen mehr gewähren. Das ſind furchtbare Tatſachen. Aber es iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß der Zentralverband dieſe weitere Geſtaltung der Dinge und Entziehung der Für⸗ ſorgepflicht nicht zulaſſen kann. Wir ſind dabei, ein reichhaltiges Beweis⸗ material zu ſchaffen und werden die Gemeinden kennzeichnen, die ſich dauernd der vorgeſchriebenen Verpflichtungen entziehen und uns an deren Aufſichtsinſtanzen wenden. Wir weiſen darauf hin, daß es ausdrücklich in den Ausführungsbe⸗ ſtimmungen des Reiches über Vorausſetzung, Art und Maß öffentlicher Fürſorgeleiſtungen feſt⸗ gelegt iſt, daß als Mindeſtmaß der unentbehr⸗ liche Lebensunterhalt, Obdach, Nahrung, Kleidung zu gewähren ſind Jeder objektiv denkende Menſch möge ſich ausrechnen, welche Geldmittel dieſes Mindeſtmaß: Obdach, Nahrung, Kleidung für jeden einzelnen erfordert. Mit Mk. 13.— Invalidenrente und 2 oder 5 Mk. monatlicher Unterſtützung, mit 50 und 60 Pfg. pro Tag iſt die Erfüllung dieſes Mindeſtmaßes ausgeſchloſſen. Wenn die Vor⸗ ſchriften keine papiernen Maßnahmen bleiben ſollen, ſo muß endlich dafür Sorge getragen werden, daß entſprechend den bisherigen Richt⸗ linien die Unterſtützungsleiſtungen feſtgelegt wer⸗ den. Die im vorigen Jahr im Reichstag feſt⸗ gelegte Reichsrichtzahl würde für Monat Juni einen Unterſtützungsſatz von tusgeſamt monatlich Mk. 33— ergeben, ein Betrag, der ſchon außer⸗ ordentlich niedrig gehalten iſt. Wir wollen gerne feſtſtellen, daß einzelne von ſozlaler Tendenz geleitete Gemeindeverwaltungen ſich an dleſen Satz gehalten haben. Es gibt erfreulicherweiſe Gemeinden, die an die ſozlalrentner Zuſchüſſe von Mk. 18.— bis 20.— leiſten, außerdem noch eine Frauenzulage von Mk. 6— and eine Kin⸗ derzulage von Mk. 4.— monatlich gewähren. Die Stadtverwaltungen ſollen eln Vorbild für alle anderen Gemeinden ſein. Dadurch, daß die Gemeinden jetzt auch allein die Zuſchüſſe für dle Sozlalrentner aufzu⸗ bringen haben, ſind die bisher ſo knappen Mittel für die Armenunterſtützungen noch geringer ge⸗ worden und dieſer Teil der Kollegen 115 mehr in Mitleldenſchaft gezogen worden. Auch das ſind die Nachtelle der unglücklichen Fürſorgepflicht⸗ verordnung die auf dieſe Art die entſetzliche Lage der Armenrentnev noch mehr verſchlech⸗ tert hat. g Wir ſind berelts ſchon mit der Relchzre⸗ gierung zwecks genannten Forderungen in Ver⸗ 5 5 1 bindung geteten und es It notwendig, daß der letzte Invalide, die letzte Witwe Mitglied unſerer Organſſatlon werden, da überall da, wo ſich Mängel zeigen, dieſelben ſofort der Gauleitung gruppen gegründet werden. Zu jeder weiteren Auskunft iſt die unter⸗ zeichnete Gauleltung jederzeit bereit. Zentralverband der Juvalivden und Witwen Deutſchlands Berlin — Gauleltung Heſſen— Sitz Offenbach a. Main Herrnſtr. 37— Tel. 2756 Cyrus, Gauleiter. Aus Nah und Fern. Rheindürtheim, 7. Juli. Ein Großfeuer entſtand in der Holzſchneiderei von Breckmann. Das Feuer griff, an dem leicht brennenden Ma⸗ terial reichlich Nahrung findend, mit raſender Schnelligkeit um ſich. Neben der Ortsfeuerwehr eilten auch die benachbarten Feuerwehren, ſo die Fabrikfeuerwehr von Dörr u. Reinhart zu Hilfe. Trotz aller aufopferungsvoller Tätigkeit konnte nicht verhindert werden, daß außeror⸗ bentliche Werte vernichtet wurden und aller⸗ ſchwerſter Schaden entſtanden iſt. In dem Holz⸗ lager wurden die geſamten Holzvorräte ein Raub der Flammen. Das immer weiter um ſich grei⸗ ſende Feuer vernichtete die Maſchinen, auch die Stallungen brannten nieder, außerdem wurde ein Nebengebäude vom Brand ergriffen und ſchwer beſchädigt. Das Feuer griff ſo ſchnell um ſich, daß ſelbſt der Hofhund verbrannte. Auf dem Nachbargrundſtück wurde durch Feuer und Hitze an den wertvollen Zwergobſtanlagen gleich⸗ falls großer Schaden angerichtet, teilweiſe ſind bie Bäume vollſtändig verkohlt. Der Brand ſoll durch Kurzſchluß entſtanden ſein.* Gimbsheim, 7. Juli. Der Zimmermann Sei⸗ bel verkaufte ſein Wohnhaus an Verſicherungs⸗ agent Muth zum Preiſe von 4200.— Mark.— Die Johannisbeerernte iſt zur Zeit in vollem Gange und liefert überaus reiche Erträge. Für den Zentner werden 8.— Mark bezahlt. ö Mainz, 7. Juli. Unter ſehr ſtarker Betei⸗ ligung der Gläubigen der ganzen Stadt wurde geſtern im Dom die Feier des großen Gebetes gehalten. Die Betſtunden waren durchweg zahlreich beſucht. Beſonders feierlich und er⸗ hebend geſtaltete ſich der ſakramentale Umzug nach der letzten Stunde: Der Dom war mit Gläubigen derart gefüllt, daß die Prozeſſion ſich nur mühſam bewegen konnte. Der Hochw. Herr Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo trug das Allerheiligſte; alle katholiſchen Vereine der Stadt waren mit ibren Fahnen vertreten und zahlreiche Herren, den verſchiedenen Stän⸗ den angehörig, gaben dem Sanktiſſimum das Geleite. a Neu-Iſenburg, 7. Juli. Bei der geſtrigen Bürgermeiſterwahl wurden abgegeben für den Kandidaten der Demokraten, Georg Arnul 2800 Stimmen, für den Sozialdemokraten Wilhelm Arnul 2100 Stimmen und für den Kommuniſten Ebner 1000 Stimmen. Danach kommt der de⸗ mokratiſche Bewerber am kommenden Sonntag in eine für ihn ſehr ausſichtsreiche Stichwahl mit dem Sozialdemokraten. Oberſtein an der Nahe, 7. Juli. Anläßlich des 75jährigene Jubiläums des Nahe-⸗Idartal⸗ Türngaues, hat ſich der Verkehrsverein Oberſtein entſchloſſen, eine der Heidelberger gleichende Be⸗ leuchtung des Schloſſes zu veranſtalten. Mannheim, 7. Juli. Am Samstag bat ſich ein in den L⸗Quadraten wohnender verheirate⸗ ter 23 Jahre alter Taglöhner, der von ſeiner Frau getrennt lebte, a in ſeiner Wohnung durch Oeffnen der Gashahnen vergiftet. Heidelberg, 7. Juli. Auf der Hauptſtraße wurde der Profeſſor der klaſſiſchen Philologie Pädagogtt an der hieſigen Univerſität, Geh. Rat Franz Boll, von einem Herzſchlag getroffen der den ſofortigen Tod des Gelehrten zur Folge hatte. Berlin, 7. Juli. Ein angeblicher Ueberfal beſchäftigte ſeit einigen Tagen die Kriminalpoli⸗ zei. Eine junge Kontoriſtin Charlotte F. aus Roſenthal zeigte in der vergangenen Woche an, daß ſie auf einem Abendſpaziergang in Wil⸗ helmsruhe von einem unbekannten Mann über⸗ fallen worden ſei. Der Uebeltäter habe ohne Zweifel die Abſicht gehabt, ſie zu vergewaltigen, und ſie auch bereits zu Boden geriſſen. Ihr Hund, den ſie auf dem Spaziergang mitgenom⸗ men, habe ſie gerettet, indem er den Angrelfet in die Flucht ſchlug. Dieſer ſei in den Wald hinein entkommen. Mit einem ſichelartigen Werkzeug, mit dem er um ſich ſchlug, habe er ihren Zopf abgeſchnitten und dieſen mitgenom⸗ men. Die Ermittelungen der Kriminalpolizei erregten Zweifel an der Richtigkeit der Darſtel⸗ lung, und das Mädchen geſtand jetzt, den ganzen Ueberfall erdichtet zu haben, weil die Eltern nicht zugeben wollten, daß ſie einen Buben⸗ kopf trage. Es ſchnltt ſich den Zopf ſelbſt ab, um auf dieſe Weiſe burch den vorgetäuſchten Ueberfall doch zum Ziele zu gelangen. Breslau, 7. Juli. Am Sonntag brach in d zirka 500 Einwohner zählenden Ortſchaft Giers⸗ dorf unweit des Wallfahrtsortes Wortha ein gewaltiges Feuer aus. Der Brand, der in einer Bäckerei entſtanden war, verbreitete ſich durch ſtarken Sturm, der vormittags herrſchte, 2 einer ungeheuren Schnelligkeit über die anliegen den Beſitzungen. Trotz des Aufgebots einer ungefähr 100 Mann ſtarken Schupoabteilung und der geſamen Feuertwehren de: ume ꝛgend brannten ſünſ Jehafte völlig nieder. 14 155 übermittelt, daß notwendigerwelſe Überall Orts E 2 2 3—————. 8 5 :!:! 8