ſichtsloſen Ablehnung * N Fü Parlamentarier geworden ſind, reißt tiefe geben, gedanke zieht ſich wie ein roter Faden durch einem gewiſſen Stillſtand gekommen. irteipolitiſchen Wahlen haben der völtiſchen Bewegung in Bayern eine ungeheure Bela⸗ tung gebracht. Wa van Weiterſehenden im⸗ befürchtet wurde, iſt eingetreten. Die einſt bhaften Fluß befindliche völkiſche Bewe⸗ dere nach und nach in die ſtarre Form des Parteigebildets. Vor den Wahlen ſagte Hitler einmal: 8 deutſche Parlamentarismus iſt der Un⸗ gang und das Cube der deutſchen Nation, e Parlamentariec unterdrücken alles, was ber das Mittelmaß hinausgeht. Sie haben Angſt, daß jemand ohne die„Majorität“ Kraft beſäße. Was einzig Deutſchland noch retten kann, iſt die Diktatur des nationalen Willens und der Entſchloſſenheit! Unſere Aufgabe iſt es, dem Diktator, wenn er kommt, ein Volk zu das reif fi ihn iſt.“ Dieſer Grund⸗ Hitlers bisheriges Wirken. Nach der Brach⸗ legung Hitlers hat ſich dann ein völliger Um⸗ ſchwung vollzogen. Faſt alle bekannten Führer der national⸗ſozialiſtiſchen Bewegung haben kandidiert und ſind größtenteils in Landtagen und in den Reiche ag gewählt worden. Hitler ſelber hat während der ganzen Wahlen nicht ein einziges Mal ſeine Stimme erhoben oder ſeinen Einfluß nach irgend einer Richtung geltend gemacht. Dieſe plötzliche Umſtellung von der rück⸗ und Bekämpfung des Parlamentarismu' bis zur Bejahung des Parlamentarismus iſt für die Bewegung in Bayern kataſtrophal. Die beſten Führer ſitzen letzt in den Parlamenten und haben keine Zeit mehr, ſich draußen im Lande um die Bewe⸗ gung zu kümmern. Während des Wahlkampfes hieß es, die Völkiſchen gingen nur ins Parla⸗ ment, um es an Oct und Stelle umſo heftiger bekämpfen zu können. Dieſes Wort gilt für Bayern nicht mehr. Denn wie ein namhafter Führer, Landtagsabg. Dr. Buttmann⸗Nürn⸗ berg vor einigen Tagen in einer Verſamm⸗ lung des„Völkiſchen Blocks“ ſelbſt ſagte, ſind die Völkiſchen in ſolcher Stärke ins Parlament eingezogen, daß, wenn ſie nur Oppoſition trei⸗ ben wollten, ſie ſelbſt bald in die größte Ver⸗ legenheit kämen. Die Völkiſchen ſind heute die zweitſtärkſte Partei im Bayeriſchen Landtag. Sie ſind ſomit ein weſentlicher Teil des Par⸗ lamentarismus geworden. Und die Wähler, entſprechend deren parteipolitiſchen Einſtel⸗ lung, erwarten etwas von der völkiſchen Par⸗ tei im Landtag. Wird ihnen aber nichts, dann fühlen ſie ſich enttäuſcht und wählen das nächſte Mal eine andere Partei. Darüber darf kein Zweifel obwalten, daß der unerwartet große Wahlerfolg der Völkiſchen in Bayern eine Stimmungswahl geweſen iſt und nicht als Prüfſtein für die Vertiefung des völkiſchen Gedankens in Bayern gewertet werden kann. In den Wählern ſind Erwartungen erweckt, die in abſehbarer Zeit nicht erfüllt werden können. Dazu iſt die Zeit noch nicht reif, noch weniger die Menſchen ſelber. Daß aus den einſtigen Führern der völkiſchen Bewegung völkiſche Bewegung. Sehr ücken in die ſchmerzlich iſt die Tatſache, unſeren Feldherrn Ludendorff im Parlament zu wiſſen. Für die völkiſchen Abgeordneten in den Parlamenten gilt Dantes Höllenſpruch:„Ihr, die ihr hier intretet, laßt alle Hoffnung fahren dahin!“ Angeſichts ſolcher Verhältniſſe kann es wohl nur als eine Irreführung der Oeffent— lichkeit oder als eine arge Selbſttäuſchung an⸗ geſehen werden, wenn das Münchener Kom— mando der ſog.„Alt-Reichsflagge“, der Nach⸗ ſolgerin der verbotenen„Reichskriegsflagge““ aus Anlaß der Rücktrittserklärung Hitlers 9 nem Tagesbeſehl erkl aus Verdroſſenheit oder tzweifl. der nationaliſtiſch'n Idee ſeinen Rückt lücktrittse⸗ Kaluß gefaßt habe, ſondern nur aus techniſch „Hründen und wenn es zum Schluß al bewegung nach wie vor Hitler und Ludendorff bezeichnet. 5 g Uebrigens zeigen ſich auch ſchon in den parlamentariſch orientierten Kreiſen der Na⸗ tionalſozialiſten Anſätze zu neuen Spaltungen. So gehen, wie ſchon das obige Zitat aus dem „Jungdeutſchen“ andeutet, die Anſichten über die Frage, ob in den Parlamenten poſitive Arbeit geleiſtet oder nur Radau und Obſtruk⸗ tionspolitit getrieben werden ſoll, hart aus⸗ einander. Wenn der kommende Reichspartei⸗ tag der Nationalſozialiſten den Mut hat, ganz ehrlich und offen deutſch die Verhältniſſe in der völkiſchen„Bewegung“ zu betrachten, dann können wir noch recht intereſſante Dinge erle⸗ ben. 5 5 kleine politiſche Umschau — Die Verbrechen gegen das keimende Leben. Wie die„Germania“ mitteilt, hat die Zunahme der Verbrechen gegen das keimende Leben in Deutſchland den Epiſkopat veranlaßt, in einer dringlichen Eingabe bei der Reichsregierung vor⸗ ſtellig zu werden. Die Eingabe unterſcheidet, wie das Blatt bemerkt, die unabänderliche For⸗ derung der chriſtlichen Moral, die jede direkte Tötung verbiete, und das im Wege der weltli⸗ chen Geſ gebung 8 e ohne damit von der Strenge der Forderungen hes chriſtlichen Sittengeſetzes etwas aufzugeben. — Botſchafter a. D. Frhr. Mumm v. Schwar⸗ zenſtein T. Botſchaſter a. D. Alfons Freiherr Mumm von Schwarzenſtein iſt geſtern morgen nach ſchwerem Leiden im Alter von 65 Jahren in Portofino(Italien) geſtorben. Im Jahre 1885 wurde er als Attachee der Botſchaft in London, ſpäter in Paris zugeteilt, 1888 als Legationsſekretär nach Waſhington, 1892 bis 1893 in gleicher Eigenſchaft nach Bukareſt geſandi. 1893 bis 1894 war er am Vatikan; 1894 wurde er vortragender Rat in der politiſchen Abteilung des Auswärtigen Amtes; 1898 wurde er zum Geſandten in Luxemburg, 1899 zum Geſandten in außerordentlicher Miſſion in Waſhington und 1900 nach der Ermordung Barons von Ketteler zunt Geſandten von Peking ernannt. Im Ja⸗ uuar 1906 erfolgte ſeine Erhebung in den preu⸗ ßiſchen Freiherrnſtand. Von 1906 bis 1911 wirkte er als Botſchafter in Tokio. Die ſechs Mallies Roman von Igna Maria. 1(Nachdruck verboten.) Der Paſtor hielt die Grabrede. Frau Bren⸗ necke ſchluchzte leiſe in ihr Taſchentuch und und warf als letzte Liebesgabe der Frau eine handvoll Erde nach. Der Bürgermeiſter Anton Brennecke hatte ihr zu Ehren ſeinen ſchwarzen ock angezogen und ſeinen Zylinder aufge⸗ tt. Jos Matties ſtand da wie geiſtesabwe⸗ end mit fremden Blicken. Als er ſeiner Hild den letzten Gruß ſandte, wurde ſein ſtarres Geſicht totenblaß. Theres floſſen unabläſſig ie Thränen über das Geſichtchen. Hans biß ch im Schmerz auf ſeine Unterlippe, Berta hielt Sybilla bei der Hand und wiſchte mecha⸗ 5 die immer wieder quellenden Tränen Und ſoviel Blumen-, Roſen⸗ und Kapuzi⸗ nerkränze, Reſeden⸗ und Brennende-⸗Liebe⸗ Sträuße, Vergißmeinnicht und Stiefmütter⸗ chen bedeckten den einfachen Sarg! Ihr Duft wehte empor zu den Leidtragenden, die heiße Auguſtſonne brannte, die Vögel ſangen und Doch war es, als ſei all das Leben und Blühen der ganzen ſchönen Welt für Jos Matties mit 5 im die Gruft geſenkt. Er ſtand noch eine Weile am Grab, dann nahm er ſeine Kinder bei der Hand und ging wortlos zum Lattentor. Draußen wartete das Bürgermeiſterehe⸗ lar. Frau Roſa ſagte mit ſchwankender timme, aber doch reſolut:„Herr Matties, ſie en für heute mit den Kindern zu uns!“ als Jos müde abwehrte:„Sie dürfen nicht nach Hauſe, denken Sie doch an Kinver!“ 5 Der Bürgermeiſter beſprach mit Jos das chſtliegende und verſuchte auf Umwegen zu ren, ob er ſchon an die Zukunft gedacht enn Jos durfte unmöglich das Noma⸗ mit den Kinder fortführen. Aber Jos ies konnte ſich überhaupt zu keinem kla⸗ — Lärmſzenen im polniſchen Seim. Im pol⸗ niſchen Seim kam es gelegentlich der Beratung der Sprachengeſetze zu Lärmſzenen und Tätlich⸗ keiten. Die Vertreter der Minderheiten prote— ſtierten dagegen, daß die Geſetze verarbeitet wor⸗ den ſeien, ohne daß die Vertreter der Minder⸗ heiten angehört worden ſeien. Schließlich ver⸗ ließen ſämtliche Abgeordnete der Minderheits⸗ parteien unter Proteſt den Saal. — Revolverattentat auf den rumäniſchen Ge⸗ ſandten. In der rumäniſchen Geſandtchaft iſt von einem rumäniſchen israelitiſchen Studenten, deſſen Unterſtützungsgeſuch abgelehnt worden war, ein Revolperattentat auf den Geſandten ver⸗ übt worden. Die vier abgegebenen Schüſſe gin— gen aber, fehl. Der Attentäter, der Areu Serua heißt, iſt verhaftet worden. — Die ruſſiſchen Auswanderer, blätter veröffentlichen Angaben über die Zahl der ruſſiſchen Emigranten. In Belgien ſollen ſich 1000 aufhalten. in Bulgarien 33 000. ir Die Sowjet⸗ een ſchluß als die Führer der nationalſozialiſtiſchen Freiheits⸗ vorausſichtlich Erreichbare, die Wiederher gen zwiſchen Sobwietpreſſe als g zur„Befreit Chinas von den Feſſeln der Kapitulationen“ und als Beginn einer neuen Epoche der Unabhängig⸗ keit vom europäiſch⸗amerikaniſchen Imperialis⸗ mus dargeſtellt. In einem Leitartikel der„Is⸗ weſtija“ heißt es, die ruſſiſch⸗chineſiſche Verein⸗ barung werde von den in China intereſſierten Staaten geradezu wie eine lebensgefährliche Ver⸗ wundung ibrer Macht empfunden. Das chineſiſche Kabinett Sun Pao Tſchi hätte fallen müſſen, weil es noch nicht die Kraft aufbringen konnte, mit der Unterordnung unter die imperialiſtiſchen ſich im chineſiſchen Volke erhoben habe, beſſer ausnutzen müſſen. Den Vorwurf der weſteuro⸗ ſich nicht um Intrigen, ſondern um das freund⸗ ſchaftliche Intereſſe des Lowjetbundes für den Freiheitskampf der Chineſen. — Amneſtie in Spanien. Der ſpaniſche Kö⸗ nig hat auf Vorſchlag des Militärdirektoriums eine Amneſtie erlaſſen, unter die politiſche und Preßvergehen ſowie gewiſſe Vergehen gegen die Militärſtrafprozeßordnung und das bürgerliche Recht fallen. Bemerkenswert iſt vor allem, daf alle Todesſtrafen in Gefängnisſtrafen umgewan⸗ delt werden. Die Amneſtie iſt die größte, die jemals in Spanien erlaſſen wurde, da ſie ſickh ſowohl auf bereits abgeurteilte Vergehen wie auf noch ſchwebende Prozeſſe erſtreckt. Die Am⸗ neſtie hat in allen Kreiſen von Spanien lebhafte Genugtuung und Befriedigung hervorgerufen. — Zum Präſidenten der Republik Peru iſ einſtimmig Senor Leguis gewählt worden. Gartenarbeiten im Juli. Mitteilungen der ſtädt. Beratungsſtelle für Kleingartenbau, Worms, Römerſtraße 31, Gartenhaus. 8 1. Der Gemüſegarten. ſen werden; die Bodenkruſte, licher Bewäſſerung bald entſteht, iſt fert der Gemüſegarten doch Blumen- und Kopfkohl, b Tomaten, Gurken und Kartoffeln. Blumenkohlkultur iſt zu beachten, Bei daß mit Roſenkohl, Wirſingkohl und bedarf. freiung pfungsmittel ſteht uns leider nicht zur V en durch Vernichten der Schmetterlinge, Mächte ein Ende zu machen. Das nun folgende Kabinett werde den Sturm der Empörung, der päiſchen Preſſe, daß Rußland in Peking intri⸗ ö giere, weiſt das Sowjetblatt zurück. Es handle Durch die große Wärme und ſtarke Belich⸗ tung erreicht die Entwicklung, der Pflanzen ihren Höhepunkt, das Wachstum u. die Reife werden beſchleunigt. Gewöhnlich haben Hacke und Gießkanne in dieſem Monat wenig Ruhe. Wo gegoſſen wird, ſoll durchdringend gegoſ— die bei reich⸗ durch Hacken zu lockern. Die in dieſem Monat auf⸗ gewendete Arbeit wird reichlich belohnt; lie⸗ bereits frühen Neuſeeländerſpinat, der wäh⸗ rend der Entwicklung der Blumen die Blätter über der ſich entwickelnden Blumen ſo um⸗ geknickt werden, daß ſie die Blume vollſtändig bedecken. Die Blume bleibt dadurch zart und weiß. Die abgeernteten Länder werden nach entſprechender Bodenbearbeitung u. Düngung Sellerie, Kohlrabi, Grünkohl und Salat bepflanzt. Ge⸗ ſät werden noch Buſchbohnen und zwar Früh⸗ ſorten, die bis zum Eintritt des Froſtes ab⸗ geerntet werden können. Karotten im Juli ge⸗ ſät, werden im Herbſt noch ſchöne, zarte Wur⸗ zeln liefern. Auf ſchattige Saatbeete ſät man Winterendivien und Kopfſalat für den Herbſt⸗ An den Tomaten müſſen alle Triebe, Natronſalpeter die aus den Blattwinkeln kommen, regelmäßig entfernt werden, um eine gute und ſchnelle Ausbildung der Früchte zu erreichen. Von den (Schädlingen macht ſich der Kohlweißling recht unangenehm bemerkbar. Ein direktes Bekäm⸗ wir müſſen uns darauf beſchränken, Eier, Raupen und Puppen möglichſt Abhilfe 30 ſchaffen. ö gung, 2. Der Obſtgarten. Im Obſtgarten iſt die Erdbeerernte be⸗ Indet. Die Beete werden geſäubert und gut in piiege gehalten, damit ſich die Stöcke für die lächſten Jahre kräftigen. Die Johannisbeer⸗ und Stachelbeerernte macht Anfangs des Mo⸗ fats viel Arbeit. Man ſollte die Früchte recht ange an den Sträuchern ſitzen laſſen, damit ſich ihr Zuckergehalt erhöht. Ferner reifen Himbeeren, ſpäte Kirſchen und Aprikoſen. Auch die erſten Aepfel, Birnen und Pfirſiche können geerntet werden. Obſtbäume werden geſtützt, um ein Abbrechen der Zweige zu verhindern. Wer im Auguſt Reuupflanzungen von Erdbeeren vornehmen will, muß ſchon jetzt das betreffende Land gut graben und düngen. Wenn irgend mög⸗ lich, ſollten dieſe Beete mit Stallmiſt gedüngt werden. Auf die rauhe Furche gibt man dann noch 80 Gramm Thomasmehl und 80 Gramm Kainit. Im Formobſtgarten ſind die Verlän⸗ gerungstriebe zu heften und die Seitentriebe zu entſpitzen. Das Fallobſt muß täglich geſammelt wer⸗ den, damit die evtl. in den Früchten ſitzenden Schädlinge vernichtet werden. Die durch die Raupen der Stachelbeerblattweſpe ſtart be⸗ ſchädigten Stachelbeer ⸗ und Johannisbeer⸗ ſtraucher ſind ſorgfältig zu pflegen. Obſtbaum⸗ beſitzer, die die erſte Spritzung gegen dieſe Raupe rechtzeitig ausgeführt haben, hatten ſehr wenig, beim zweiten ſo überaus zahlrei⸗ chen Erſcheinen der Schädlinge wenig zu lei⸗ den. Hier har ſich deutlich gezeigt, daß die vor⸗ beugende Bekämpfung die beſte iſt. Der Schäd⸗ ling erſcheint meiſt ſo ſchnell, daß, nachdem man ſie bemerkt, Hilfe ſchon zu ſpät kommt. 3. Der Ziergarten. 5 Der Ziergarten ſteht im Juli in vollei Pracht. Auch hier muß man durch Gießen tüchtig nachhelfen. Insbeſondere verlangt der Raſen viel Feuchtigkeit. Zeigt er eine blaſſe, gelbe Farbe, ſo iſt durch Anwendung von oder Harnſtoff Abhilfe zu ſchafſen. Auf den Blumenbeeten werden ab⸗ geblühte Pflanzenteile entfernt, Wege und Ge⸗ hölzgröppen ſind ſauber zu halten. Vorhan⸗ dene Hecken werden geſchnitten, damit ſie ihre Form behalten und recht dicht werden. Heute 2 Blätter(6 Seiten) ſowie das Unterhaltungsblatt „Sterne und Blumen.“ * W ren Gedanken aufraffen und beantwortete des Bürgermeiſters Fragen mit halben Worten. Zu Hauſe war der Tiſch ſchon gedeckt. Berge von ſelbſtgebackenem Bauernbrot, friſch geſchlachtete Weiß- und Rotwurſt, dazu für die Männer Wein, für die Kinder Milch. Eine Tiſchgeſellſchaft, die ſich ängſtlich bemühte, kein Wort von dem, was ſie bewegte, laut werden zu laſſen. Theres kam ſich ſo von aller Welt verlaſſen vor. Nach dem Mittageſſen, als die tatkräftige Frau Bürgermeiſter den total erſchöpften Jos ſchlafen geſchickt, war Theres plötzlich ver⸗ ſchwunden. Hannes ſuchte das ganze Haus, die Ställe, die Scheune, den Garten nach ihr ab. Eine unbeſtimmte Angſt erfaßte ihn, er rannte durch die Gluthite der ſchattenloſen Dorfſtraßen hinaus auf die Wieſe nach dem grünen Wager. Von weitem ſah er, daß die Füre an⸗ gelehnt war. Vor dem Bett von Mutterken hingekauert, lag Theres. Ihr Körper zitterte von wildem Weinen. Hannes verſuchte ſie auf⸗ zurichten. „Liebe, gute Theres, wein doch nicht. Deine Mutter iſt doch all im Himmel, und wenn du immerfort weinſt, findet ſie doch keine Ruh im Grabe! Und wenn ſie vom Him⸗ mel herunterſieht, wie du immerfort weinſt, wird ſie ja traurig!“ Und er wiſchte mit ſei⸗ nem rotbraunen Leinentaſchentuch ihre Trä⸗ nen fort. Helle Schweißperlen ſtanden auf ſei⸗ 7 Stirn, die mit Sommerflecken dicht beſät Eine große Fliege ſummte herein. irgend⸗ wo auf den Feldern wurde Korn geſchnitten, das Dengeln der Senſen klang herüber. „„— jetzt haben wir kein Mutterken mehr——“ In bofenungsloſer Traurigkeit blickte Theres vor ſich hin. Hannes nahm ihre Hand.„Sei doch nicht traurig, Theres! Ich will dir auch immer alles helfen. Waſſer tra⸗ gen und Pferde füttern“, ſeine Worte über⸗ ſeine ee N Ann n waren blind Tränen. ue e e Arete ſammen. regelmäßig beſuchl. Annelen hatte Augen und stürzten ſich beinahe, alles, was du nur willſt. du mußt aber auch nicht mehr weinen—“ und 119 Drei Wochen waren ſeit Hildes Tod ver⸗ floſſen. Nach längerer Rückſprache mit dem Bürgermeiſter und dem Paſtor hatte Jos Matties ſich entſchloſſen, den grünen Wagen zu verkaufen, und bei Zirkus Carree wieder ein Engagement angenommen. Die ſechs Kin⸗ der waren in Pflege gegeben. Peter und An⸗ necken gediehen unter Obhut der Schweſtern, die nebenbei noch eine Bewahrſchule unter⸗ hielten, vortrefflich; Berta und Sybilla hatte die kinderloſe Kaufmannswitwe angenommen, Hans wohnte im Paſtorat und Theres fühlte 10 0 0 wie des Bürgermeiſters zweites ind. Der Abſchied von Vaterken fiel furchtbar ſchwer. Die vier größeren hatten ihn unter Führung von Hannes Brennecke zur Bahn gebracht. Jos Matties Herz krampfte ſich beim Anblick der verlaſſenen ſchwarz gelleideten Kinder. Wenn die beiden Aelteſten ſchulent⸗ laſſen, ſollten ſie zu ihm ziehen, bis ſie ſich einen Beruf erwählten. Trotz Kindertränen u. Abſchiedsweh fuhr der Zug mit Vaterken da⸗ von, die ſechs Verwaiſten allein zurücklaſſend. i Frau Roſa Brennecke gewann das fremde Kind täglich lieber und ſorgte wie eine wirk⸗ liche Mutter es nicht beſſer hätte können. Han⸗ nes hielt treulich Wort. Immer half er Theres bei den Schulaufgaben, beim Waſſerpumpen; wenn ſie zuſammen auf dem kleinen blauen Leiterwagen friſches Gras für die Kühe hol⸗ ten, ließ er ſie aufſitzen. Mit den anderen Jun⸗ gen ſpielte er nur noch, wenn Theres mittat, ſonſt war er immer mit Mattieskindern zu⸗ die trotz der verſchiedenen Pflege⸗ ſtellen einen auffallenden Sinn für ihre Zu⸗ ſammengehörigkeit bekundeten. Auguſt Linde⸗ mann war, wenn er nur eben konnte, ſtets mit vor der Partie. 1 Das kleine Anneken und Peter wurden Haare von der Mutter geerht. und Theres 5 Tages 5 Hlürgermeiſterin: alle ſechs Kinder in Sonntagsſtaat geſteckt und hinüber zu Bäckermeiſter Rümcke geſchickt, der die edle Kunſt des Photographierens recht u. erfü⸗ Stark mit Früchten beſetzte ſchlecht verſtand. Frau Roſe und Hannes gingen ſelbſtverſtändlich mit. Zwei große Gummibäume als Hintergrund, gruppierte der Bäckermeiſter die ſechs Kinder um einen großen runden Familientiſch mit einer wahr⸗ haft fürſtlichen rotſamtnen Decke. Endlich war auch die Qußlerei zu Ende. Anneken wurde wieder in ihren Wagen gelegr und alle, außer Theres, weggeſchickt. Darauf ſetzte ſich die Frau Bürgermeiſter ſo recht be⸗ häbig auf einen Stuhl im Schatten des Gum⸗ mibaumes, rief rechts die Theres, links ihren Sohn zu ſich und bedeutete dem ziemlich geiſt⸗ los zuſchauenden Chriſtoph Rümcke, ſie ge⸗ denke ſich jet aufnehmen zu laſſen. Unterwegs ſchörkte ſie den beiden ein, nur ja kein Wort darüber zu verlieren. das Familienbild ſollte ein extra Chriſtkindchen Brennecke werden. So heldenmütia die drei auch ſchwiegen, das Ereignis der letzten Aufnahme ſickerte bis zur Kaufmannsfrau durch. Jedenfalls hatte Chriſtoyh Rümcke in der Backſtube die Ge⸗ heimniſſe ſeiner anderen Kunſt leichtfertig preisgegeben. Da hußh ein Beraten der Pflege⸗ mütter der anderen Matties an, deſſen End⸗ reſultat dem ſchwatzhaften Photographen noch manchen Taler einbrachte, denn jede Pflege⸗ mutter ließ ſich mit ihrem Pflegebefohlenen nun auch aufnehmen. ſogar Schweſter Philo⸗ mena mit dem Kleinſten. Als Frau Roſa ſolches hörte, lachte ſie ſo unbändig, daß die Nähte ihrer geſtreiften Ze⸗ phyrbluſe bedenklich krachten. i Am Weihnachtsmorgen, als ſie zum Kirchgang rüſteten, fing es an zu ſchneien in dichten weißen Flocken. Mit ſtaunenden Augen ſah Theres ſich in der helerleuchlelen Kirche um. Oben zur Seite des Altars ſtanden zwei hohe, ſchlanke Tannenbäume, mit brennenden ſchneeweißen Kerzen beſteckt. Weihnachtlich, für Vater nicht lich, duftete es in der kallen Kirche m Segen einer Heiz (Biernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) vrſcheint tägl Pa eee, 1 ratis beilagen: ſumen“, halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen andkalender.— Annahme von Abonnements täglich er Viernheimer Tageblatt mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins wöchentl. Samstags das achtſeſtige illuſtrierte Sonntagsblatt e 1955 5 An ö eigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederho b Uhr, größere, Artikel 5 795 Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Gernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaft A⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 41. Jahrgang 149. derriots 4 Poincares Erfolg im Senat. „Paris 12. Juli. Nach Wiederaufnahme der Senatsſitzung erklärte Poincare, daß Deutſchland nie irgend eine Verpflichtung in der Reparationsfrage eingehalten habe. Wenn es in London neue Verpflichtungen unter⸗ zeichne, ſo würde das für Deutſchland nur eine Unterſchrift mehr bedeuten. Macedo⸗ nald habe den Wunſch, an die Stelle der Zwangsmethode die Methode der Ueber⸗ redung zu ſetzen. Er, Poincare, häbe weniger Vertrauen zu dieſer Methode als in die des Zwanges. Deutſchland ſollte nach London erſt zam Schluſſe der Konferenz berufen werden, nachdem die Einheit unter den Alliierten voll⸗ ſtändig wäre und nachdem die verſchiedenen Parlamente der alliierten Länder die neuen Abkommen genehmigt hätten. Zuvor müſſe i man aber fordern, daß Deutſchland die für die „Durchführung des Dawes⸗Planes nötigen Vorlagen einbringe. Auf die Pfänder dürfe nicht verzichtet werden, bevor der Plan durch— geführt ſei. Es dürfe auch nicht geſchehen, daß in London irgend etwas über das Datum ge⸗ ändert werde. Darauf kritiſierte Poincare das vorgeſtern veröffentlichte Kommunique, be⸗ ſonders deshalb, weil es an der Autorität der Reparationskommiſſion rütteln wolle und für die Feſtſetzung der deutſchen Verfehlungen eine andere Prozedu einführen wolle. Die Ruhr dürfe nur im Verhältnis der deutſchen Zahlungen geräumt werden. Die Sicherheit der beſetzten Gebiete müſſe gewährleiſtet wer⸗ den. Dieſe Sicherheit würde verſchwinden, wenn die Reichseiſenbahnen in der bekannten Weiſe organiſiert würden. Er hoffe, daß in dieſer Frage die Anſicht des Marſchalls Foch durchdringen werde. Er glaube, daß die fran— Fzöſiſch⸗belgiſche Regie internationaliſiert wer⸗ den ſollte. Außerdem müſſe von neuem be— ſtimmt werden, daß die Räumungsfriſt für das Rheinland bis jetzt noch nicht zu laufen begonnen habe. Die Regierung habe über die— ſen Punkt bis jetzt noch nichts ausgeſagt, er hoffe aber, daß dieſes Schweigen als Zuſtim⸗ mung zu den Erklärungen der früheren Regie⸗ rung ausgelegt werden dürfe. Es müſſe auch dafür geſorgt werden, daß die Frage der deut⸗ ſchen Rüſtungskontrolle nicht der Botſchafter— konferenz entriſſen werde. Die Rede Poincares hatte einen großen Erfolg, ſogar bei den linksſtehenden Senato— ren. Die meiſten Senatoren erhoben ſich von der Bank, um Poincare zu begrüßen. Man konnte ſogar beobachten, wie Herriot auf Poincare zueilte, um ihm begeiſtert die Hand zu drücken. Herriots Rede. Paris, 11. Juli. Miniſterpräſident Herriot beginnt damit, daß er die geſtrige Rede Poincares als. eine Rede von dia⸗ lektiſchem Werte bezeichnet. Er habe die neue Regierung aufgefordert, ihre Pflicht nicht zu vergeſſen und ihre Männer gebeten, gute Die⸗ ner des Vaterlandes zu ſein. Auch in der Op⸗ poſition habe er dieſe Haltung eingenommen. Er müſſe jedoch erklären, daß es ihm ſehr zweifelhaft vorkomme, daß am Vorabend von Verhandlungen wie die, die in London auf⸗ genommen werden ſollten, eine ſo weit vor⸗ geſchrittene Diskuſſion ſehr nützlich ſei. Es ſei nicht gut, jemanden mit Ketten zu belaſten, der Verhandlungen führen ſolle. Er ſpricht hierbei von den Ketten, die er tragen wolle und von denen, die man ihm ungerechterweiſe anzu⸗ legen beabſichtige. Der Plan Dawes ſei nicht vollkommen. Aber die Aufgabe der jetzigen Regierung müſſe es ſein, zwiſchen London und Paris herzliche Beziehungen herzuſtel⸗ len. Wie ſei er vorgegangen? Das wolle er offen ausſprechen, da man in der letzten Zeit triebene Erklärungen die öffentliche Meinung da:. Hat man mich nicht ung 5 g in Erregung zu bringen. f f Herriot fährt fort: Ramſay Macdo⸗ nald hat den Wunſch geäußert, mit dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten eine private Unterredung zu haben, durch die keiner gebun⸗ den werden 11 09 Dieſe Unterredung ſollte vertraulich ſein. Man hat behauptet, ich hätte in deren Verlauf die Rolle eines unerfahrenen Idealisten gelbe e t denn das Ideal wäh⸗ rend des letzten Krieges keine Rolle geſpielt! aufgefordert, morgliſche nde den Verſuch mache, durch unrichtige und über⸗⸗ für die Regelung der interalliterten geltend zu machen? 1 ee Montag, den 14. Juli 1924 zolitik Vertrauensvotum mit 216 gegen 18 Stimmen. des Problems verkannt und verkennt es ſie nicht noch immer? In Chequers haben wir uns geſagt, England und Frankreich müßten einander näher kommen.. Ich habe, als ich zu⸗ rückkam, eine Erklärung hier verleſen. Sie ent⸗ hielt keine übertriebenen Hoffnungen, denn in Chequers wurde eine günſtige Atmoſphäre ge— geſchaffen, die etwas getrübt wurde durch einen Zuſtand, auf den ich nicht eingehen will, da meine Methode darin beſteht, das zu ſuchen, was eint und nicht das, was trennt. In dieſer Angelegenheit hat das Foreign Office in gutem Glauben gehandelt. Der Zwi— ſchenfall iſt beſeitigt: die franzäſiſch-engliſche Note beweiſt, daß Vertrauen vorhanden iſt u. daß Macdonald Entgegenkommen gezeigt hat. Hierfür danke ich ihm an dieſer Stelle. Sie Sachverſtändigen haben die Aufgaben der Regierungen vorgezeichnet, die nun handeln müſſen. Der Plan Dawes bleibt wirkungs— los, wenn nicht ein„Konzert“ der Alliierten Regierungen zuſtandekommt. Wenn wir uns nicht über dieſen Plan einigen, ſoll man dann vielleicht wieder zum Druck und zu den Maſ—⸗ ſenausweiſungen im Ruhrgebiet ſeine Zuflucht nehmen? Nein! Die franzöſiſche Re⸗ gierung muß endlich an die Stelle der Aktion Frankreichs u. Belgiens ein interalliiertes Abkommen ſetzen. Es wäre vielleicht geſchickt geweſen, wenn wir das Problem vertragt hät⸗— ten. Wir hätten aber dadurch einen Mangel an Mut bewieſen. Ja. es gibt eine andere Seite des Prob— lems, die man bis jetzt außerAcht gelaſſen hat. Deutſchland erlangt im Januar des kommen⸗ den Jahres gegenüber Frankreich ſeine wirt⸗ ſchaftliche Freiheit wieder. Wenn ein Abkommen nicht abgeſchloſſen wird, werden dann nicht ſämtliche franzöſiſche Inte— reſſen, namentlich die Intereſſen des Elſaß, kompromittiert werden? Es ſei alſo notwen— dig, für eine raſche Verſtändigung zu arbeiten. Die Sachverſtändigen hätten etwas praktiſches zutage fördern wollen, damit effektive Bezah— lungen von Deutſchland möglich würden. Zu dieſem Zwecke verlege der Plan Dawes das Reparationsproblem vom politiſchen Gebiet auf das wirtſchaftliche. Wenn er, Herriot, alſo für die Durchführung des Planes habe arbei— gen wollen, ſei er gezwungen geweſen, ſich auf wirtſchaftlichen Standpunkt zu ſtellen. Es ge— nüge nnicht, die Obligationen, die der Plan vorſchreibe, zur Emiſſion zu bringen, noch eine Anleihe von 800 Millionen vorzuſehen, man müſſe ſie auch vlazieren und hierum bemühten ſich die Engländer und Amerikaner fortgeſetzt. Uebrigens würde es auch keinen Widerſpruch zwiſchen den Intereſſen der Zeichner und den Abſichten der Regierungen geben. Der Sach— verftändigenbericht appelliere an die Zuſam— menarbeit der Alliierten mit Deutſchland. Poincare ruft dazwiſchen: Der Satz, auf den Sie anſpielen, läßt den Regierungen jedoch vollkommene politiſche Freiheit. Herriot: Was ich unterſtreiche, iſt, daß wenn man den Plan Dawes annimmt, man auch ſeine leitenden Grundſätze annehmen muß. Die Frage des Ausgleichs der Pfänder wird notwendigerweiſe von die— ſem Grundſatz beeinflußt. In Brüſſel haben wir erklärt, daß die wirtſchaftliche Einheit wiederhergeſtellt wird, wenn die Reparations⸗ kommiſſion feſtſtellt, daß der Sachverſtändigen⸗ plan ausgeführt iſt. Wir haben alſo die Rechte der Reparationskommiſſion keineswegs ge—⸗ opfert.. Man ſpricht mir von der neueſten Rede Maedonalds. Ich kenne den offiziellen Text noch nicht. Aber die Reparationskommiſſion ſoll, nachdem ſie der Londoner Konferenz Vor⸗ ſchläge über die Durchführung des Planes Dawes unterbreitet hat, feſtſtellen, daß tat⸗ ſächlich der Plan durchgeführt iſt. Das habe ich vorgeſtern unſerem Delegierten Barthou geſchrieben. Bereits haben die italieniſche und die belgiſche Regierung die Grundlagen der franzöſiſch⸗britiſchen Note angenommen. Ich kann alſo das vollkommene Einverſtändnis aller Alliierten feſtſtellen. Miniſterpräſident Herriot ſpricht alsdann über die Transferierungsfrage u. erläutert im einzelnen, was hierüber der Sachverſtändigenplan vorſchreibt. Dieſe Frage ei ſchwierig und ernſt. Er für ſeinen Teil könne im Augenblick nicht dieſes ganze Prob⸗ lem löſen, er lenke aber die Aufmerkſamkeit aller Alliierten und darauf. Poincare ruft dazwiſchen: Keine Re⸗ gierung kann eine andere Sprache führen, als die, die der Miniſterpräſident führt. Herriot fährt fort: Man muß ein in⸗ ternationale„Office“ für die Transſerierung ſchaffen. Auch hinſichtlich der Sachliefe— rungen müßten viele vorſichtige Maßnah- men ergriffen werden, denn im Jahre 1922 habe man nicht alles erreicht, was man hätte erreichen können. Poincare ruft dazwiſchen: Sie die Umſtände und Deutſchland an! Herriot erwidert: Und vielleicht noch ein bißchen mehr, denn ich muß auch die Me— thoden in Rechnung ſtellen. die man verfolgt hat und die improviſiert waren. Poincare ruft dazwiſchen: Ich bitte ums Wort! Herriot fäbrt fort: Die franzöſiſchen Induſtriellen haben Widerſtand geleiſtet, den ich wohl verſtehe, weil es ein Arbeitsloſenheer gibt. Man hätte nationale Büros ſchaffen ſol— len, die in ſtändiger Fühlung mit den inter— alliierten Organismen für die Sachlieferun— gen bleiben ſollen. Poincare ergreift das Wort zu einer Zwiſchenbemerkung. Man müſſe aus der Ver— gangenheit Lehren ziehen. 1923 habe man die Sachlieferungen im Ruhrgebiet und im Rhein⸗ land ſich ſelbſt verſchafft. 1921 und 1922 habe man Schwierigkeiten mit Deutſchland gehabt. Das Abkommen Loucheur-Rathenau habe Zen— tralorgoniſationen in Deutſchland und Frank— reich geſchaffen, aber die Geſchädigten hätten ſich nicht unter das Jok beugen wollen. Da— rauf hätte man andere Abkommen getroffen. Die franzöſiſchen Induſtriellen hätten vielleicht die Sorge um ihre Intereſſen zu weit getrie— ben. Die Regierung habe gegen ſie die allage⸗ meinen Intereſſen des Landes verteidigt. Ein EGinverſtändnis wäre möglich geweſen, aber Deutſchland habe ſo hohe Preiſe verlangt, daß die franzöſiſchen Wiederaufbauer keinerlei Vorteile gehabt hätten, ſich an Deutſchland zu wenden. Was man morgen erlangen müſſe, ſei. daß man feſtlege. daß der Preis für Sach— lieferungen nicht höher ſei, als der deutſche Inlandspreis. Herriot fährt fort: Wenn man die Prüfung des Sachverſtändigenplanes fortſetze, müſſe man auch die Frage der Feſtſetzung der deutſchen Zahlungen aufwerfen. Frankreich müſſe einen Anteil an der deutſchen Proſperität haben. So habe Poincare geſtern geſagt, das müſſe man allen Alliierten Frankreichs zurufen. Man müſſe ihnen ſagen, es ſei nicht zuläſſig, daß der in— duſtrielle deutſche Materialismus die koſtbare franzöſiſche Ziviliſation erdrücke. Entweder Deutſchland ſei ſchwach und könne nicht zahlen, oder Deutſchland ſei ſtark und dann ſei zu be⸗ fürchten, daß es nicht zahlen wolle. Das ſei dann das Dilemma, aus dem man herauskom— men müſſe. Deshalb hätten ſich die Sachver ſtändigen für Schaffung eines Index für die deutſche Proſperität bemüht, und ſie hätten deshalb den Schiedsſpruch des Finanzaus ſchuſſes des Völkerbundes vorgeſehen. Poin— care habe ſich geſteru dazu beglückwünſcht, daß die Sachverſtändigen die Zahl der Annuitäten nicht feſtgeſetzt hätten. In dieſem Punkte dürfe man ſich in Frankreich indes keine Illu ſionen machen. Die von den Sachverſtändigen vorgeſehenen Annuitäten müßten gedeckt wer⸗ den mit Hilfe von drei Arten von Einnahmen: den Eiſenbahneinnahmen, den hypothekari— ſchen Belaſtungen der Induſtrie und den Ein⸗ nahmen des allgemeinen Budgets. Dieſe letz— tere Quelle bringe veränderliche Einnahmen. Man könne ſagen, daß von 1920 ab der jähr⸗ liche Zuwachß aus dieſer Einnahmequelle jährlich 25 Millionen Goldmark erreichen werde. Angenommen nun, daß die Annuitäten mit einem jährlichen Zuwachs von 25 Millio⸗ nen im 40. Jahre zum Abſchluß kämen, ſo würde das im ganzen etwa 40 Milliarden lie⸗ fern. Setzte man die Zahlungen 10 weitere Jahre fort, ſo würde dieſe Verlängerung den Gegenwartswert der deutſchen Zahlung nur um 2 Milliarden erhöhen. Daraus ergebe ſich, daß der Betrag der deutſchen Schuld in ſeinem Klagen 9 r dem Senat. 4 4 Poincare: Der Gegenwartswert ſei ihrer Sachverſtändigenf vor allem wichtig für Privatperſonen. Gewiß ſei er es auch für den Staat, aber doch weni⸗ ger. Die deutſchen Zahlungen über das 40. Jahr hinaus würden vielmehr für Frankreich einen Zukunftswechſel darſtellen. Wenn Frank⸗ reichs Alliierte die Bezahlung ſeiner Schulden von ihm verlangten, ſo würden ſie dieſe Zah— lungen nur mit einem langfriſtigen Termin fordern. Dann werde es für Frankreich von Wichtigkeit ſein, daß es ſeinen vollen Anſpruch gegen Deutſchland aufrechterhalten habe. Herriot fährt fort: Die Beweisführung von Poincares ſei gewiß von ihm nicht ge⸗ ſchwächt worden, aber der Senat verlange von ihm, daß er ihm keine leeren Worte mache. Die einzelnen Fragen müßten alſo von allen Seiten betrachtet werden. Der Verſailler Ver⸗ trag, von dem geſtern die Rede geweſen ſei, trage die Unterſchriften Englands, Frankreichs und Italiens. Der Verſailler Vertrag müſſe reſpektiert wer⸗ den, desgleichen ſeine Ausgeburt, die Repara⸗ tionskommiſſion. Was die Feſtellung der Verfehlungen anbe⸗ lange, ſo habe Macdonald den engliſchen Standpunkt entwickelt, dabei aber voraus— geſent. daß die Frage auf der Londoner Kon⸗ ferenz geprüft und erörtert werde. Er habe den Schieds⸗ dvruch über den Kopf der Reparations— kommiſſion hinweg abgelehnt. Wenn nach Neſtſtellung einer deutſchen Verfehlung eine Verſtändigung zwiſchen den Alliierten nicht zu erzielen wäre, ſo würde Frankreich auf alle Fälle freie Hand behalten. Poincare: Auf alle Fälle bebalte Frankreich ſeine Handlungsfreiheit. Das nehme er mit großem Vergnügen zur Kennt⸗ nis. Herriot: Geſtern habe Poincare die Aufmerkſamkeit auf die Gefahr gelenkt, die da— mit verbunden ſei, wenn man der Repara— tionskomiſſion ihre Vollmachten zur Interpre⸗ tation ihrer eigenen Beſchlüſſe und dement⸗ ſprechend auch des von ihr angenommenen Sachverſtändigenberichts nehme. Aber nach dem Verſailler Vertrag ſelber müſſe ja die Reparationskommiſſion ſich in Interpreta— tionsfragen einſtimmig ausſprechen. Es ge— nüge alſo eine Meinungsverſchiedenheit und der Interpretationsbeſchluß könne nicht zu⸗— ſtande kommen. Poincare: Er habe die Vorſchläge der engliſchen Regierung, die auf einer Aen— derung des Verfahrens der Reparationskom— miſſion in dieſer Beziehung durch Einführung einer ſchiedsrichterlichen Entſcheidung hin— ausliefen, ſtets abgelehnt. Herriot vertritt darauf in längeren Ausführungen Poincare gegenüber den Standpunkt, daß der Plan Bonar Laws im Januar 1923 dem Sachverſtändigenplan überlegen geweſen ſei. Macdonald habe geſtern im Unterhauſe erklärt, daß er heute keinen Zuſammenhang zwiſchen der Schuldenfrage und der Frage des Sachverſtändigenberichts akzeptieren könne, daß jedoch nach ſeiner Anſicht die Sachverſtän⸗ digen der Finanzverwaltung getrennt über die einzelnen Fragen verhandeln könnten. Alles in allem erinnert er daran, daß er heute dem Se— nat das Ergebnis einer dreiwöchigen Regie- rung präſentiere. Das ſei nicht zu vergeſſen. Das Reſultat ſei immerhin ſchätzenswert. Die Sicherheitsfrage ſei weit ſchwieriger als die Reparationsfrage, aber Poincare ſelbſt habe anerkannt, daß die Lon⸗ doner Konferenz nicht durch die Frage der Garantiepakte belaſtet werden dürfte. Was die Frage der Sicherheit der franzöſiſchen Räumung des linken Rheinufers anlange, ſo beſtätige er die Erklärungen der voraufgegan⸗ genen Regierung. In der Abrüſtungsfrage ſei ſeine Haltung durch die Zugehörigkeit des Generals Nollet zu ſeinem Kabinett gekenn⸗ zeichnet. Herriot tritt für die Verſtändi⸗ gung Frankreichs mit England ein, eine Verſtändigung, durch die Deutſchland gezwun⸗ gen werde, ſeinen Weg in friedlicher Entwick⸗ lung zu ſuchen. Wenn England und Frankreich ſich trennten, ſo bedeute das, daß Deutſchland den Männern der Gewalt ausgeliefert werde, ſo bedeute das die Revanche, den Krieg. Die franzöfiſch⸗ugliſche Annäherung brauche keine Gegenwartswert mit einem Spielraum von 12 Milliarden ſeſtgeſetzt iſttt. zu verkümmern. (von den berechtigten Anſprüchen Franchreichs i E cTTTccß———TPTbTbT—TT—TT—T—T—T—T—T——..... ** 1 SSS S i 7 E Frankreich der Friedens ſache aufs innigſte er⸗ Demo die Fraktion der gemäßigten ven Republikaner, a a f ſchlag einer Tagesordnung geeinigt, die fol⸗ genden Wortlaut hat: de Polit Herrigts haben ch oßen Parteien des Senats, die 5 155 die die radikale Mehr. e Fee und konſervatt⸗ auf den gemeinſamen Vor „Der Senat beſtätigt aufs Neue, daß geben iſt. Er ſpricht ſein Vertrauen in die Re gierung aus, daß n den Alliierten die Ausführung Vertrages verfolgen wird, 1 i parationen und Sicherheit gewährleiſtet. enat geht zur Tagesordnung über. 17 di ſie im Einverſtändnis mit des Verſailler* der Frankreich Re⸗ Der Miniſterpräſident Herriot hat zugunſten eſer Tagesordnung die Vertrauensfrage ge⸗ ſtellt, die bei der Abſtimmung mit 246 gegen 18 Stimmen angenommen wurde. 1 Die Londoner Konferenz. London, 12. Juli. Nach Blättermeldungen it die Eröffnung a uf Mittwoch 11 Uhr vormittags nen Delegationen awar noch nicht mitgeteilt worden, doch rechnet 0 rend am rt tuierung der Konferenz, der Kommiſſionen und der Tagesordnung erfolgen ſoll. f Pdrger wird, reiſte bleiben wird, um dann erſt nach Berlin zu ehen. tor ei ſeiner Abreiſe einem Vertreter der„United ie die Organiſation betreffen, die in Verbin⸗ notwendig geworden iſt. Er verglich den wesbericht Situ mit einem Kleidungsſtück aus ausgezeichne⸗ em Material, das vielleicht einer nur gering⸗ 9 0 Abänderung am Aermel oder am Kra⸗ gen bedarf, wozu ſich jedo chnun die diploma⸗ tiſchen Schneider Er deutete darauf hin, außer Problem der neuen ratungen ſollen am Donnerstag beginnen, wäh⸗ der interalliierten Konferenz im Foreign ffice feſtgeſetzt worden. Die Stärke der einzel⸗ iſt der britiſchen Regierung von insgeſamt etwa an mit einer Anweſenheit Die eigentlichen Be⸗ 0 Regierungsvertretern. Mittwoch wahrſcheinlich nur die Konſti⸗ Ein Interview mit Hughton über die 1 . Londoner Konferenz. Newyork, 10. Juli. Wie der Frkf. Ztg. Houghton mit dem ampfer„Columbus“ direkt nach London ab, o er bis zu den erſten Tagen der Konferenz In einem Interview, das Houghton er, daß die Londoner reß“ gab, erklärte 116 umfaſſen werde, onferenz alle Fragen Dawesplanes Da⸗ gegenwärtigen Situation ung mit der Durchführung des in der in London verſammelten. daß die Konferenz ö anderen wichtigen Fragen auch das Geſetze in Frankreich und ö Deutſchland behandeln werde, die notwendig ſeien, um eine glatte und raſche Durchführung des Sachverſtändigenberichts zu gewährleiſten. Die Verhandlungen dürften auch die näheren wird, handelt es ſich um folgende 5 Punkte: 1 Bedingungen der Räumung des Ruhrgebietes umfaſſen, men kann indirekt in London kommen. Deutſchlands Vertreter ſchon zur eingeladen werden könnten, ehe noch die ſowie die ſogenannten deuiſchen Auch das Mic uma blo m. zur Sprache Houghton iſt der Meinung, daß Teilnahme Alli⸗ Ehrenpunkte“. lerten das Protokoll vollſtändig fertig geſtellt haben, das beſtimmt ſein wird, die Richtſchnur für die Durchführung des Dawesplanes zu werden. Er ernlärte ſicht genommen ſeien. und die„Republikaniſche Union“ ausgesseſchnete Belgrad verlangt die Zulaſſung zur Londonen 1 kuf dem Standpunkt, Lage ſei, Gerüchte zu beſt daß On oder Noun 1 n nen e in Aus⸗ Et ſprach jedoch üben 19 25 Begeiſterung und ſagte, daß h der Meinung ſei. daß es ein⸗ ö wenn mar dung mi r verſönli ounng mit de 0 Konferenz. Rom, 11. Juli. Die Belgrader Regie⸗ 50 hat bei der engliſchen Regierung als In⸗ tereſſent an der Reparationsfrage verlangt an der Londoner Konferenz teilzunehmen. 1* 5 Polen ſchickt einen Berichterstatter. ö Warſchau, 12. Juli. Da Polen an del Londoner Konferenz ſeine Teilnahme nicht durch⸗ ſetzen konnte, iſt jetzt der polniſche Delegierte bei der Reparationskommiſſion Mrezowski nach London geſchickt, um als Beobachter an der Kon⸗ ferenz teilzunehmen und ſeiner Regierung lau⸗ fend zu berichten. Unſtimmigkeiten in der Londoner und Pariſer Veröffentlichung. London, 12. Juli. Wie in London ſo⸗ ſort nach Veröffentlichung der Vereinbarung zwiſchen Herriot und Macdonald feſt⸗ geſtellt wurde, ſtimmten der engliſche und der franzöſiſche Text nicht überein. Im engliſchen für den Vorſitz in den Dawes, Text des Kommuniques ſteht ein Abſatz, der eſtſtellt, daß keine Beſtimmung des Verſailler Vertrages abgeändert werden dürfe, da ſonſt das Vertrauen zum Völkerbund und zu den eierlich übernommenen Verpflichtungen er⸗ chüttern würde. Lloyd George hat dieſen linterſchied zum Gegenſtand einer Anfrage der Liberalen im Unterhauſe gemacht. Er ſteht wenn man Deutſchland m Intereſſe einer vernünftigen Regelung der feparationsfrage zumute, Beſtimmungen aus⸗ ſuführen, die weit über den Verſailler Zertrag hinausgingen, ſo müſſe es für die Alliierten eine Ehrenpflicht ſein, bei der Auslegung den Reparationsbeſtimmungen des Vertrages eine dem deutſchen Zugeſtändnis entſprechend Großzügigkeit zu zeigen. Er hält es beſonder⸗ im Hinblick auf die gewünſchte Mitwirkung Amerikas für äußerſt bedenklich, wenn ſich der engliſche Premierminiſter ausdrücklich binde keine ſachlichen Vorſchläge für die Anwendung des Sachverſtändigenberichtes zu ziehen, die an irgend einem Komma oder Buchſtaben des Friedensvertrages rütteln könnten. 4 leine politiſche Umſchau — Die Militärkontrollfrage. Bekanntlich hat die Botſchafterkonferenz in ihrer geſtern übermit⸗ telten Note über die Militärkontrollfrage den Vorbehalt gemacht, daß die ſogenannten fünf Punkte auch nach Ablauf der jetzigen General⸗ inſpektion noch weiter der Kontrolle unterſtehen ſollen. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt Reorganiſation der Polizei nach Artikel 162 des Verſailler Vertrages, 2. Umſtellung der Fabri⸗ ken, 3. Auslieferung des Reſtes des nichtzuläſſi⸗ gen Kriegsmaterials. 4. Auslieferung der Schrift. ſtücke, die ſich auf die Beſtände an Kriegsmate⸗ rial zur Zeit des Waffenſtillſtandes und auf die Tätigkeit der Fabriten während und nach dem Kriege beziehen. 5. Erlaß von geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen, die notwendig ſind, um a) die Ein eee 8 in Erwägung ſeitigung des Patriarchen das der Moskauer Re⸗ des Verſailler Vertrages in E — Achtſtundentag bei der d 1 85 ur“ erführt, wu die achtſtündige Arbeitszeit bei den der Regiebahn, ſoweit es die 3 5 denen Perſonals zuläßt, wieder eingeführt, — Dr. Herſchel Bürgermeiſter von Breslau Zum zweiten Bürgermeiſter von Breslau wurde der Kandidat des Zentrums, Rechtsanwalt Dr Herſchel, früheres Mitglied des Reichstages, ge⸗ wählt. Für ihn ſtimmten das Zentrum, dy Beutſche Vortspartei, die Deutſchnationalen un die Völtiſchen, während die Demokraten den ſo⸗ zialiſtiſchen Kandidaten Stadtrat Dr. Heimerich⸗ Nürnberg unterſtützten, der 34 Stimmen eerhielt, während Dr. Herſchel mit 37 Stimmen gewählt wurde. Die Lage in Braſilien. Nach einer Reu⸗ termeldung hat die braſilianiſche Militärrevolte einen Teilerfolg davongetragen. Die Regierung im Staate Sad Paolo iſt'geſtürzt. Die revolu⸗ tionäre Junta hat mit einem General an der Spitze eine vorläufige Regierung gebildet. Nach anderen Meldungen aus Rio de Janeiro ſoll der Gouverneur des Staates Sao Paolo den Sitz nach Santos verlegt haben. Im übrigen Braſi⸗ lien herrſcht Ruhe. 1 eee. Staat und Kirche in Rußland Von F. R. von Lama. Während in Rußland das Verhältnis zwiſchen der katholiſchen Kirche und dem bolſchewiſtiſchen Staate nach wie vor von einem unüberbrüchbaren Gegenſatze beherrſcht ward, ſolange eben der Bol! ſchewismus ſo bleibt, wie er iſt, haben ſich nach der Seite der ſogenannten Orthodoxie hin Wandlungen vollzogen, welche unſere Auf, merkſamkeit verdienen. 3 a Zum Verſtändnis der Dinge iſt es nötig, kurz die Entwicklung zu rekapitulieren. Aus der ruſ⸗ ſiſch⸗orthodoxen Kirche, die wir als Patriarchal⸗ kirche bezeichnen wollen, weil ſie als ihr Ober⸗ haupt den vielgenannten Patriarchen Tikhon an⸗ erkennt, hatte ſich ſ. Z. unter Führung des Bi⸗ ſchoſes Antonin die ſog.„Lebendige Kirche“ los⸗ gelöſt, welche nicht nur ſehr weitgehende„Refor⸗ men“ einführte, ſondern ſich aufs engſte an die Sowjetregierung anlehnte. Ja es zeigte ſich, daß Antonin nur deren Werkzeug war, das man be⸗ nützte, um die Einheit der Patriarchalkirche zu ſprengen, und dazu auserſehen war, nach Be⸗ gierung in allem gefügige Oberhaupt der Ortho- dorie zu werden. Da jedoch Antonin vielen ſei⸗ ſation beſtehen bleibe, um ſie durch ihre Kreatu⸗ ner Anhänger noch immer nicht weit genug ging, wurde er im vorigen Auguſt auf dem Kongreß der„Lebendigen Kirche“ aus dieſer ausgeſchloſ⸗ ſen, ſeiner Aemter verluſtig erklärt und aufge⸗ fordert, Moskau zu verlaſſen. Derjenige, welcher dieſen Ausſchluß ausſprach Hauptwortführer auf dem Kongreß war, war der Protijerey Krasnizki. Bedenkt man, daß Anto⸗ nin den Standpunkt vertrat, daß weil„alle Ge⸗ walt von Gott“ komme, die kommuniſtiſche Revo, ſution eine„Folgeerſcheinung des Evangeliums Ehriſti“ ſei; von den Gläubigen wurde er, 11 er ſelbſt klagte, als„Satan“ und„Antichriſt bezeichnet und auf dem hänge noch mehr an der Gewalt als die„alten Biſchöſe“, während doch die„Lebendige Kirche ſich vom„Terror der Biſchöfe“ und der„Kalod⸗ und überhaupt der Kongreß mußte er ſich von Krasnizkis Anhängern ſagen laſſen, er jerej“ freimachen wolle: auch trat dieſe Richtung 115 Hiet abe Gegenſäte ſo tieſe, undenkbar ſchien. Inzwiſchen hatte aber die Regierung den ger! 0 fall der orthodoxen Kirche in viele Sondergrup“ den und unabhängige Gemeinſchaften doch an ders zu bewerten begonnen; ſie hatte erkann daß es beſſer ſei, wenn die einheitliche Organi⸗ ten zu beherrſchen und ſo über ein weiteres nusgebreitetes Machtmittel zu verfügen. Man verzeichnete ſomit wieder auf die Politik des divide et impera gegenüber dem ruſſiſchen Klerus und zur großen Ueberraſchung ſehen wir jetzt wie dem Befehle von oben, ſich„auszuſöhnen“ willig Gehorſam geleiſtet wird. Freilich, wenn man ſich gegenwärtig hält, vaß Tikhon jede an⸗ tibolſchewiſtiſche Betätigung des Klerus verur- ſeilt und die Sowjets als die legitime Macht anerkannt hat, wird man ſich auch über das wei⸗ tere wenig mehr wundern. Zwar kam es noch ab und zu in der Preſſe zu Angriffen auf den Patriarchen, vor vierzehn Tagen jedoch veröffent⸗ lichte die„Izveſtia“, das Organ Zentralgewalt einen Aufruf des Patriarchen an Klerus und Gläubige, worin er ſie zur Wahl der Vertreter für das nächſte panruſſiſche Konzil einlud, gleichzeitig ſich aber auch an die„Grup⸗ pen der revolutionären Geiſtlichkeit“ wandte, ſo⸗ wie an die„Lebendige Kirche“. Um dieſelbe Zeit erfahren wir aus Erklärungen Krasnizkis, daß eine Jerſchmelzung der wichtigſten Gruppen zuſtandegekommen ſei und daß der Patriarch Tikhon den Vertretern der„Lebendigen Kirche“ die Hälſte der Sitze im Oberſten Kirchenrate angeboten habe; dies bedeutet natürlich deren Anerkennung, und inzwiſchen iſt auch Krasnizki mit ſechs ſeiner Anhänger in den Oberſten Kir⸗ chenrat der Patriarchalkirche eingetreten. Kras⸗ nizki äußerte über den Zweck ſeines Eintrittes, die„kirchliche Gegenrevolution“ vernichten zu wollen, welche„die Einheit der orthodoxen Kirche bedrohe.“ Er fordert die Verurteilung und Er⸗ ſommunikation der im Auslande anſäſſigen ruſſiſchen Prieſter, welche die Sowjetregierung nicht anerkennen; überdies werde in dem Ein⸗ berufungsſchreiben des genannten Konzils die „Geſetzmäßigkeit und Notwendigkeit der ſozialen Revolution“ ausdrüchlich betont werden. Nun wurde in dieſen Tagen aus Riga ein Vorgang gemeldet, der doch etwas mehr als nur merkwürdig genannt werden muß. Der ruſſi⸗ ſche Erzbiſchof war dort angekommen, um ſich nach den Vereinigten Staaten zu begeben und dort den als Gegner der ſowjetiſtiſchen„Leben⸗ digen Kirche“ benannten Erzbiſchof Platon von San Franzisko zu erſetzen. Er erklärte aber, jetzt, da er ſich außerhalb der Reichweite der moskowitiſchen Herrſchaft begebe, könne er ſagen, daß er ſich zu Platon begebe, um dieſem zu hul⸗ digen. Er hätte ohne die Erlaubnis des Ober⸗ ſten Kirchenrats(der jetzt gewiſſermaßen ein kowjetiſtiſches Staatsorgan iſt) niemals Rußlon“ Lerlaſſen dürfen, daher habe er ſich der„Leben digen Kirche“ angeſchloſſen. Jetzt aber erklärte er feierlich, daß die Moskauer Regierung nicht nur der ſchlimmſte Feind der orthodoxen Kirche, ſondern auch der Religion überhaupt und Gottes ſelbſt ſei...“„Alles“, bemerkte er,„was wir in letzter Zeit in Rußland ſprachen, war er⸗ Roman von Igna Maria. 5(Nachdruck verboten.) Unwillkürlich flogen ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit. Vorige Weihnachten hatten ſie in St. Pauli in Ham⸗ burg Vorſtellung gegeben. In ihrem Wagen ar auch ein Chriſtbäumchen angezündet, und ſie hatten mit Vaterken und Mutterken das alte ſchöne Weihnachtslied„Es iſt ein Roſ' entſprungen“ angeſtimmt, dasſelbeLied, davon ſoeben das Vorſpiel begann. Zwei heiße Kin⸗ dertränen tropften auf die alte braune Bank und blieben da als runde, durchſichtige Flek⸗ ken liegen. Zu Hauſe angekommen, ließ man ſich am ſeſttäglichen Frühſtückstiſch nieder. Nicht lange o tönte aus dem Beſcherzimmer die Glocke, u. annes zog Theres, die zaghaft zuſchritt, inein. Ein großer, ſchön geputzter Weih⸗ nachtsbaum, daran im Schein der vielen grü⸗ nen, roten, gelben und blauen Kerzen die Sil⸗ ber⸗ und Goldkugeln noch einmal ſo hell blitz⸗ ten, reichte vom Fußboden bis zur Zimmer⸗ e und zauberte in Bürgermeiſters guter Stube Weihnachtsfreude und Weihnachtsſtim⸗ mung. Auf dem runden Tiſch, darauf ſonſt feiner ſilbernen Kuchenſchale die Poſtkar⸗ ngrüße der lieben Verwandlen lagen, waren ie Geſchenke verteilt. Theres ſtand noch immer an der Tür, die ände gefaltet, und ſtarrte mit weiten Augen das Kerzengeflimmer, bis Hannes ſie durch n heimlichen Stubbs zur Beſinnung krachte. Sie legte die Paketchen, die ſie krampf⸗ Die ſechs Maltlie⸗ t im Arme gehalten, auf einen Stuhl, ſagte ten Weihnachtsſpruch und tat das mit ſoviel aumut, daß Frau Roſa die Tränen aufftiegen. ann holte ſie die Palete, für die Tante eine lammerſchürze, ein Paar Hauspantoffeln r den Onkel, und dazu ſagte ſie„Geſegnete ihnachten!“, hob ſich auf die Zehenſpitzen nahm Frau Roſa das Arme und drückte es an ſich, als ſei es ihr eigenes. Der zweite Weihnachtsfeiertag vereinigte die fünf Mattieskinder im Beſcherzimmer der Bürgermeſterei. Hannes Mutter hatte jedem ein kleines Geſchenk unter den Baum gelegt. Die Freude war groß. Zum Dank ſangen die Aelteſten ein flämiſches Weihnachtslied drei⸗ ſtimmig, wie die tote Mutter es ſie gelehrt. Vaterken hatte allen Kinder aus Nancy ein Weihnachtspalet geſchickt, darin ſein Bild, hoch zu Pferde, ſie als die beſte Weihnachtsgabe dünkte. Schweſter Oberin verwahrte es ſorgfältig vor der Zerſtörungswut der Kleinen. Lange betrachtete ſie das Bild des vornehmen, ſchlan⸗ ken Mannes und zeigte es Schweſter Philo⸗ mena mit den Worten:„Daß doch ein ver⸗ nünftiger Chriſtenmenſch ſich ſo unnütz auf der Welt umhertreiben kann. Ach, Schweſter, wenn es uns doch gelänge, die beiden Kleinen zu ordentlichen Menſchen zu erziehen!“ „Wenn ſie das Blut vom Vater geerbt haben.“ Schweſter Philomena ſchaute wie ver⸗ loren zum Fenſter hin,„dann iſt nichts zu machen!“ Damit ging ſie zur Tür hinaus. Ihr kam die Erinnerung an ein frohes, 18jähriges Bauernmädchen, das ſein heißes, unerfahre⸗ nes Herz an einen lebenſprühenden Burſchen verlor und der ſie trotz ſeiner Schwüre hinter⸗ gangen. Zehn Jahre waren ſeitdem verfloſſen. Schweſter Philomena wollte nicht haſſen. Sie hatte alles Irdiſche mit ihrem weltlichen Kleid abgetan, nur die Erinnerung, die ließ ſich nicht ſo leicht abtun, wie ein Kleid.——— Leiſe klopfte Hans Matties andes Pa⸗ ſtors Studierzimmer und hatte dabei, wie im⸗ wartung. Jeden Sonntag nachmittag durfte ſich Hans aus der Bibliothek ein Buch holen, und der Verleiher fragte dann wie von unge⸗ öffnete Hans die Tür und ging auf den Ze⸗ henſpitzen durch das Zimmer, darin dichte Ta⸗ zählte er den Inhalt, auf der Ecke eines ſchön geſchnitzten Stuhls ſitzend. ſeine helle Freude an dem aufgeweckten Jun⸗ fremde Kind in die mer, heftiges Herzklopfen vor freudiger Er⸗ fähr, ob Hans das Büch auch gefallen habe u. wovon es eigentlich handle. Auf das„Herein“ ſch d gab ihren Pflegeltern einen Kuß. Da bakswolken lagerten. Leuchtenden Auges er⸗ Der Paſtor hatte gen, und plötzlich fuhr ihm ein Gedanke durch den Sinn, der ihn ſo ſtark beſchäftigte, daß er nur noch mit halbem Ohr zuhörte. Hans durfte nicht wieder zurück in das Zirkuselend. Hans ſollte eine geſicherte bürgerliche Stellung im ſpäteren Leben begleiten. Vielleicht hatle er Beruf zum Lehrer? 0 Der Frühling war über die Harzberge ge⸗ zogen. Auf der Gemeindewieſe blühten die alten knorrigen Aepfelbüume, und darüber ſpannte ſich der weite, blaue Frühlingshim⸗ mel. Im Walde blühten Himmelsſchlüſſel, und die Weißdornhecken ſaßen dichtgedrängt mit weißen und roſa Blüten. Das war ein Blühen und Wachſen ringsum! Schneeballen⸗ und Syringenſträucher blühten über und über in den Gärten. Stiefmütterchen, Aurikeln und tauſendblättrige, rote und weiße Tauſend⸗ ſchönchen. An den ſchmalen Wieſenbächen wuchſen ſchöne tiefblaue Vergißmeinnicht. Wilde Pfefferminze duftete, und die weiten Wieſen ſchienen wie ein einziger Blumen⸗ teppich. Herrliche Zeiten, tagelang im Gras zu liegen im Schatten eines blühenden Apfel⸗ baumes und in den lachenden Frühlingshim⸗ mel zu ſtarren, daran die weißen Federwölk⸗ chen ſegelten! Hannes und Theres hüteten hier Bürgermeiſters Kühe, und ſie erzählte dann wohl von dem Leben da draußen, das Hannes nicht kannte, einem Leben, das ge⸗ ſchminkt unter grellem Schein der Spiritus⸗ lampen, ein ewig aufreibender Kampf, ein raſtloſes Umherziehen, ohne Heimat, ohne Ruhe war. i N Und plötzlich wagte Hannes die Frage, die zu tun, er ſich bisher nicht getraut:„Theres möchteſt du wohl wieder zurück?“ Deutlich ſah er Thereſens Elternhaus mit ſeiner engen, un⸗ bequemen Dürftigkeit vor Augen und zugleich lug es wie eine Flamme hoch, das hätte 0 11 fragen dürfen, jetzt denkt ſie wieder aran%„ blickte gedankenvoll Hannes in die ſchwieg, ſchien zu überlegen, die Antwort abzu⸗ wägen. ehe ſie ſie gab.„Weißt du, Hannes, Augen. Sie tritt zu einer Afterkirche Was hier aber geſchehen iſt, der Exekutiv/ . 2 heres stützte die runden Arme auf und en das zu ſagen, iſt ſchwer! Manchmal meine ich, ich müßte davon laufen, zurück in unſeren Wagen, aber dann fällt mir ein, daß Mutter⸗ ken ja tot iſt. Ich bin ſehr gern Seil gelaufen.“ Zwei heiße Tränen rollten langſam über das Geſicht. Hannes bereute ſeine Frage längſt.„The⸗ res“, er ſtieß ſie leiſe an,„ſei ſtill, ich ſpann dir ein Seil im Hof, unterm Schuppen, wo es keiner ſieht, und halte dich feſt. damit du nicht fällſt, weil es doch nicht von Draht iſt.“ „—— Hannes, die Bleſſe!“ Die Kuh ſchien von einem Inſekt geſtochen und rannte aufbrüllend einem Nachbarfeld zu. Hannes u. Theres im Galopp hinterher... Zu Hauſe er⸗ fuhren ſie eine große Freude: Zirkus Caree gaſtierte in Hannover. Gleichzeitig kündigte Vaterken ſeine Ankunft für die nächſten Tage an. Nun zog man, angetan mit Sonntags⸗ kleidern, mit klein Anneken im Wägelchen un⸗ ter Hannes Führung zur Bahnſtation. Welch mühevolles Wandern auf der ſtaubigen ſchat⸗ 0 Landſtraße. Natürlich war es noch eine halbe Stunde zu früh bis zur Ankunft des Zuges, aber Theres benutzte die Warte⸗ zeit, um ſich und die Geſchwiſter etwas aufzu⸗ friſchen. Endlich kroch der Zug heran. Sechs blanke erwartungsvolle Augenpaare! Türen wurden aufgeriſſen, Reiſende ſtiegen aus, mit Kiſten und Kaſten beladen, und plötzlich ein jauchzen⸗ der Schrei:„Vaterken!“ a Theres flog über die Schienen hinweg, zwiſchen Koffer und Menſchen hindurch an Vaterkens Hals. i 15 [ FTartſotzung ſolat) Sngriamfoſt dad, die Duellen 10 fe 00 a rte ace 10 echten kurzweg die„Rote Kir genannt. Der Patriarch Tikhon war unter der Berfolgung und durch eine längere Haft inzwi⸗ ſchen mürde geworden n und im Einvernehmen 350 der Sowjetregierung erließ er eine offizielle Erklärung, ˖ zwungen. Mit dieſer Proklamation fahren win fetzt um die ganze Welt.“ 355 Falls ſich bestätigt, was hier gemeldet wird, müſſen wir Katholiken es offen ſagen, daß wir für ein ſolches Verhalten kein Verſtändnis ha⸗ ben. Hier hätten wir die Anwendung des von der Kirche nicht gebilligten Grundſatzes, daß „der Zweck das Mittel heilige“ in ſeinem uner⸗ laubteſten Sinne, und was jene Geiſtlichen der getan hätten, hier ruſſiſch⸗orthodoxen Kirche aber auch jedem ehr⸗ würde einem Katholiken, lichen Menſchen niemals erlaubt ſein. man die Ueberzeugung, daß man der einen, wahren, von Chriſtus geſtifteten Kirche angehört, dann gibt es gar keinen Grund, der den Ueber⸗ rechtfertigen könnte. wäre dem Geſichtspunkte einigermaßen verſtändlich, daß dieſe Mitglieder der(angeblich)„allein rechtgläubigen“, der pravoſlaven, Kirche im Innerſten ihrer Seele doch nicht ganz von dieſer Ueberzeugung durchdrungen ſind und ö das Bewußtſein in ſich tragen, daß letzten En⸗ des ihre Kirche eben doch nur eine rein menſch⸗ liche Gemeinſchaft, wenn auch mit religiöſem Zwecle iſt. Dann allerdings wäre es in der Tat gleichgültig, ob man dieſer oder jener„Kirche“ angehören würde oder ob man überhaupt außer⸗ halb derſelben ſtünde. Und immer vorausgeſetzt, daß obige Meldung den Tatſachen entſpricht, würde das, was da die ſog. orthodoxe Kirche tut, um die mit dem Zwange und der Gewalt verbundenen Unan⸗ nehmlichkeiten— um mich gelinde auszudrücken — weniger empfindbar zu machen, eine unwür; dige Komödie ſein. Wir brauchen nicht einmal dieſem Verhalten das des Urchriſtentums mii ſeinen Martyrern gegenüberzuſtellen, welche ge— genüber allen Irrlehrern und Irrlehren jedwe; den Kompromiß ablehnten und lieber den Tod erlitten, als eine zweideutige Stellung einzu, gehen; das war katholiſch, das war chriſtlich Nein, wir brauchten nur daran zu erinnern, daß das Oberhaupt der katholiſchen Kirche Rußlands Erzbiſchoſ Cieplak noch in ſeinem Greiſenalteſ ſechzehn Monate Kerker(nicht etwa nur, wie Tikhon, Kloſterhaft) auf ſich nahm und ſeint Freiheit nicht etwa durch irgendein Zugeſtändnis erlaufte, und daß noch an die ſechzig katholiſcht Prieſter im Kerker ſchmachten, weil ſie jede Zweldeutigteit von ſich weiſen und Gott mehr gehorchten als den Menſchen. Die eingangs erwähnte konferenz iſt nun in dieſen Tagen abgehalten worden. Hierbei wurde eine Verordnung des auch nur dem Scheine nach beſtehenden Konſtan⸗ altruſſiſche Kirchen⸗ tinopler„ölumeniſchen“ Patriarchates(von deſ— ſen Oekumenizität belanntlich nichts mehr übrig geblieben iſt) verleſen, welche die Notwendigkeit der Beſeitigung Tikhons von der Kirchenverwal⸗ tung und der Abſchaffung des ruſſiſchen Patri⸗ archates mitgeteilt wird(das ja von Anfang an als läſtige Konkurrenz von Byzanz empfunden worden war). In Verfolg dieſes Beſchluſſes, der zweifellos eine mit dem„Oberſten Kirchenrat“ in Moskau abgekartete Sache iſt, wird nun Tik⸗ hon, der als endgültig abgeſetzt gilt, in Moskau oder Petersburg in einem Kloſter interniert. Mehr als eigenartig berührt an all dieſen gewiß wenig genug erbaulichen Geſchichten die Tatſache, daß ſ. Z. unmittelbar nach dem Pro⸗ zeß gegen Tikhon verſchiedene Blätter dieſen als einen koloſſalen Humbug bezeichneten und da⸗ mals ſchon zu berichten wußten, daß Tikhon, um dem gefürchteten Todesurteile zu entgehen, ſich bereit erklärt hatte, dieſe ganze Komödie mitzu⸗ machen, welche damals im Gerichtsſaale, wenn auch hinter verſchloſſenen Türen mit ihm verein⸗ bart worden iſt. Und all die Einzelheiten, wel⸗ che wir oben berichteten, waren auch tatſächlich von dem Moskauer Korreſpondenten eines eng⸗ liſchen Blattes ſo wie ſie ſich jetzt abſpielt, als Vereinbarung zur Löſung des„Problems Tik⸗ gon“ genannt. Heim und Scholle Erkältungen. In der jetzigen warmen Jahreszeit mit ihren oft recht ſchnell wechſelnden ſchieden und den nicht ſelten wo man die gebotene Vorſicht leicht außer Acht läßt, ſind zwar ſtarke Erkältungen nicht ſo häu⸗ ſig wie in den kälteren Monaten, werden aber umſo ſchwerer empfunden. Eine Erkältung ent⸗ ſteht aber bekanntlich, wenn der Körper aus dem Zuſtand der Ueberwärmung in einen ſol⸗ chen plötzlicher übermäßiger Wärmeentziehung gerät. Die günſtigſten Bedingungen dafür ſind gegeben, wenn man ſich nach körperlicher Arbeit oder Anſtrengung, wohl auch nach reichlichen Mahlzeiten mit folgender großer Wärmeerzeug⸗ ung feuchter Luft, Berührung mit kaltem Boden und Zugluft ausgeſetzt. Es handelt ſich meiſt um Luftſtrömungen von ſo geringer Geſchwin⸗ digkeit, daß man ſie bei trockener Haut kaum fühlt. Die Zugluft ändert in der Regel unmit⸗ telbar nur wenig am allgemeinen Wohlbefinden, und oft erſt lange, nachdem man ſich der Zug⸗ luft ausgeſetzt hat, ſpürt man die Erkältung Außer der Zugluft bilden oft beſonders naſſe üße die Urſache der Erkältung.“ 4 5 um ſich von vornherein gegen Erkältunge N 8 e in der er mit Bedauern eingeſtand. Beſitzt nur unter orthodoxen Temperaturunter⸗ kühlen Abenden, dietet noch den Vorteil, daß der Boden um den bas mag wohl die Urſache ſein, daß er nicht bit⸗ werden die Blumentöpfe entfernt, bei Eintritt trockener zu 15 ein weiteres, ſehr ſorgfültiges Spritzen notwen⸗ ſelbe Ronzentration, fung des celidesens e ee Von Hans Heilitich B ran n. In Frankreich wie in Deutſchland verſuchen die rechtsradikalen Kreiſe in den letzten Tagen mit erhöhter Betriebſamkeit Stimmung zu ma⸗ chen gegen die eingeſchlagenen Wege zur Ver⸗ ſtändigung zwiſchen den beiden Völkern. Der Angelpunkt der Verſtändigungspolitik bildet die Durchführung des Sachverſtändigengutachtens. Und gegen deſſen Verwirklichung richten ſich daher die hauptſächlichſten Angriffe der Ultras bei uns und den Franzosen. Es iſt nichts neues, daß die Anhänger der Richtung Poinca⸗ res in Frankreich in dasſelbe Horn blaſen wie die nationaliſtiſchen deutſchen Kreiſe. Die Ge⸗ bankengänge der Machtpolitiker diesſeits und jenſeits der Grenze ſind ſich doch ſo ähnlich und weiſen ſo viele Geſinnungsverwandtſchaft auf, daß das in letzter Zeit aufgekommene Wort von der„blutigen Internationale“ ſehr berechtigt er⸗ ſcheint. Die Stimmungsmacher der Nationali⸗ ſten in Frankreich wie bei uns aben faſt gleich⸗ zeitig die Parole ausgegeben, die Beratungen der Organiſationskomitees, welche zur Durchfüh⸗ rung des Sachverſtändigengutachtens errichtet worden ſind, ſeien ins Stocken geraten und wür⸗ den ſchwerlich zu einem guten Ende geführt werden können. Daß dabei die nationaliſtiſchen Blätter in Deutſchland die Franzoſen, die fran⸗ zöſiſchen Hetzblätter die Deutſchen als Urheber der Verzögerung hinſtellten, will nichts beſagen. für die übereinſtimmende Abſicht der nationali⸗ ſtiſchen Kreiſe beider Länder, die Durchführung des Sachverſtändigengutachtens und damit den großen Schritt vorwärts auf dem Wege der Verſtändigungspolitit zu behindern und mögli⸗ denfalls zu hintertreiben. Die erwähnten Angriffe haben ſehr ſchnell tire Zurüchweiſung gefunden durch die halbamt⸗ liche Erklärung über den Stand der Arbeiten in den drei Organiſationskomitees. Es hat ſich herausgeſtellt, daß von einer Verzögerung der Arbeiten bei den Goldnotenbank⸗ und bei dem Eiſenbahnkomitee keineswegs die Rede ſein kann, daß vielmehr dieſe beiden Komitees mit ihren Arbeiten vor dem Abſchluß ſtehen, was nicht zuletzt auf die weitgehende und geſchickte Unter⸗ ſtützung von deutſcher Seite zurückzuführen iſt, wie beide Körperſchaften ſelbſt hervorgehoben laben. Bereits am Ende dieſer Woche wird das Goldnotenbankkomitee ſeine letzte Sitzung in Berlin abhalten, ſo daß die Reichsregierung in der Lage ſein wird, in der nächſten Woche ſchon die Geſetzentwürfe für die Goldnotenbank und über das Bankſtatut, ferner das Rentenbankge⸗ ſetz und das Münzgeſetz fertigzuſtellen. Das Ei⸗ ſenbahnkomitee bat ſeine zweite Leſung des ſehr umſangreichen Organiſationsſtatuts der Reichs⸗ bahn-⸗A.⸗G. beendet und wird die dritte Leſung am 10. Juli in London vornehmen, ſo daß auch die Arbeiten dieſes Komitees noch vor Beginn der Londoner Konferenz zum Abſchluß kommen werden. Eine Verzögerung iſt nur bei dem Komitee für die Induſtrieobligationen eingetre— en und zwar, mie ſchon berichtet, durch Verſchul— den des franzöſiſchen Vertreters Descamps, der inzwiſchen aus dem Komitee ausgeſchieden und durch Proſeſſor Alix erſetzt worden iſt. Man muß hoffen, daß nunmehr auch die Arbeiten die— ſes Komitees eine ſchnelle Förderung erfahren. Ueber Einzelheiten der Beratungen innerhalb der Organiſationskomitees iſt bisher wenig be— kannt geworden. Einige ſehr bemerkenswerte neue Einzelheiten über die zukünftige Geſtaltung des Geldweſens in Deutſchland nach der Durch— führung des Sachverſtändigenautachtens hat der 4% 5 A Direktor im Reichs wirtſchaftsminiſterium Dr. Dalberg in einem Vortrag in der„Studienge⸗ ſellſchaft für Währungs⸗ und Finanzreform“ ge⸗ geben. Nach ſeiner Ausführung beſteht der Kern des Sachverſtändigengutachtens aus den Vorſchriften zur Sicherung der Stabilität der kommenden deutſchen Währung, natürlich nicht in erſter Linie im Intereſſe Deutſchlands, ſon⸗ dern im Intereſſe ſeiner Zahlungsfähigteit ge⸗ genttber den Alliierten. Die Durchführung des Sachverſtändigengutachtens bildet den Verſuch, Deütſchland eine abſolute Stabilität ſeiner Wäh⸗ rung zu verſchaffen. Die neue Währung Deutſch⸗ lands wird in erheblichem Maße eine flüſſige Deckung durch Gold und Deviſen beſitzen, wäh⸗ rend die Rentenmark nur durch hypothekariſche Werte gedeckt iſt. Die Ablöſung der Renten⸗ markwährung durch die neue Golbwährung ſoll auch zu einer Lockerung der Kreditſchraube füh⸗ ren und neue Entſaltungs möglichkeiten für die deutſche Wirtſchaft eröffnen, welche durch die während der Rentenmarkwährung notwendig gewordene ſchärfſte Kreditreſtriktion in eine ge⸗ fährliche Kriſe geraten iſt. Der Charakter der Goldnotenbank ſoll vollkommen dem der Reichs⸗ bank entſprechen. Trotzdem die Goldnotenbank mit internationalem Geld errichtet wird, wird ihr Direktorium eine rein deutſche Behörde wer— den. Es iſt das Verdienſt des Reichs bankpräſi⸗ denten Dr. Schacht, in äußerſt ſchwierigen Ver⸗ handlungen es erreicht zu haben, daß auch der lokale Ausſchuß der gegenwärtigen Reichsbank im weſentlichen unverändert bleiben und die Reichsbank ihre Zweigſtellen aufrecht erhalten und in ihrer Geſchäftstätigkeit, wie ſie heute iſt, in keiner Weiſe beſchränkt ſein wird. Die Ko. trollinſtanz der zukünftigen Währungsbank, in der die geldgebenden Nationen vertreten ſein werden, iſt der Generalrat. In ihm ſind Ame⸗ rika, England, Frankreich, Italien und Belgien, ſowie die Schweiz und Holland vertreten, außer⸗ dem gehören ihm ſieben Deutſche an. Der Prä⸗ ſident des Generalrats iſt der Präſident der Reichsbank, alſo ein Deutſcher. Beſchlüſſe kön⸗ nen nur mit einer Mehrheit von zehn Stimmen bei insgeſamt 14 Stimmen gefaßt werden. Für einen wirkſamen Schutz der deutſchen Intereſſer! iſt alſo geſorgt. Die Goldnotenbank wird zur; Herausgabe einer ſehr umfangreichen Geld— emiſſion befähigt ſein auf Grund des 800-Mil⸗ lionen-Kredits, der Deutſchland nach dem Sach⸗ verſtändigengutachten zugewandt werden ſoll. Der Umfang des zu erwartenden Geldumlaufs ſteht noch nicht feſt, doch dürfte es der Goldno— tenbank möglich ſein, mehr als 5 Milliarden in Umlauf zu ſetzen, eine Summe, die für die Be— dürfniſſe der deutſchen Wirtſchaft genügen dürfte. Ein Drittel des Notenumlaufs muß durch Gold und Deviſen gedeckt ſein. Die Gold notenbank wird natürlich vom Reich vollkom⸗ men unabhängig bleiben, insbeſondere kann die Reichsregierung keinen Einfluß nehmen auf das Recht der Notenausgabe. Kredite können dem Reich nur bis zu 100 Millionen gewährt wer⸗ den, wobei allerdings zu beachten iſt, daß Eiſen⸗ bahn und Poſt, die inzwiſchen ſelbſtändige Ak— tiengeſellſchaft geworden ſein werden, für ſich bis 200 Millionen Mark Kredite erkalten kön⸗ nen. Die Rentenmark ſoll im Verlaufe der näch⸗ ſten zehn Jahre vollkommen aus dem Verkehr gezogen werden, an ihre Stelle wird als einzi— ges geſetzliches Zahlungsmittel die Reichsbank— note der Goldnotenbank treten. Doutſchorſeits ſind auf dem Wege zur Durch- 222 e 2 nach Möglichkeit zu ſchützen, iſt es am beſten, den oben ang führten Urſachen der Erkältung aus dem Wege zu gehen. Darüber hinaus be— ſiten wir ein erprobtes und ſicheres Schutzmit— ſel gegen Erkältung. Das iſt die Abhärtung. Durch ſie kann unſere Haut, die durch das Stu— „enleben zum Teil die Fähigkeit verloren hat, auf die Temperatureinflüſſe ſchnell zu reagieren, dieſes Vermögen wieder erwerben. In erſter Linie dienen dieſem Zweck kühle Waſchungen und Abreibungen, die jeder Geſunde käglich morgens im Sommer und im Winter vorneh— men ſollte. Zweckhmäßig werden daran kleine fürneriſche Uebungen, Rumpf- und Kniebeugen, liefes Ein⸗ und Ausatmen, ſowie Hantelübun⸗ gen angeſchloſſen. Wer ſich an ſolche Maßregeln noch nicht gewöhnt hat, für den iſt gerade der Sommer die günſtigſte Jahreszeit, damit zu be⸗ ginnen. Kopffalat wird bitter und hart wenn er im Sommer allzu langſam wächſt und der Sonnenhitze zu lange ausgeſetzt iſt. Beſon⸗! ders bei den hellgrünen Sorten, wi Maikonig, iſt dies der Fall. Auch bei dem Bind- oder Rö⸗ miſchen Salat trifft dies häufig ein. Solche Salate ſind nicht ſchmackhaft und deshalb für die Tafel wertlos. Indeſſen kann dieſer Unan⸗ nehmlichkeit leicht vorgebeugt werden, wenn man den halbentwiclelten Salat durch Ueberſtülpen bon leeren Blumentöpfſen vor der Einwirkung der Sonnenbeſtrahlung ſchützt. Dieſe Maßnahme beſchatteten Salat nicht ſo raſch trocknen wird und nicht ſo oft gegoſſen zu werden braucht. Da ſich außerdem das Blattgrün in dem Schatten ſticht ſo ſtart vermehrt, bleiben die Blätter bleich⸗ zelb und werden ſo zart und mürbe, als wären 15 im Miſtbeete gezogen. In der feuchtwarmen uft unter dem Blumentopf entwickelt ſich der Salat auch viel ſchneller als der unbebeckte, und Bei ſer wird. tribem, regneriſchem Wetter müſſen aber über die Pflanzen geſetzt werden. der Nacht bleiben ſie zugedeckt. Ueber das richtige Gießen der Gemüſepflanzen. Das richtige Gießen der Gemüſepflanzen iſt für die Entwicklung der Kulturen von großer Bedeutung. Die Kohlarten und Blattgewächſe brauchen viel Waſſer, bei Bohnen und Erbſen muß dagegen vorſichtiger gegoſſen werden. Re⸗ genwaſſer iſt zum Gießen unter allen Umſtänden vorzuziehen, es ſollten deshalb in jedem Garten einige Behälter zum Auffangen des Regenwaſ⸗ ſers vorhandenſein. Muß man Leitungs- oder Brunnenwaſſer benutzen, ſo darf es niemals friſch aus der Leitung oder dem Brunnen genommen werden, ſondern muß abgeſtanden ſein. Im Frühling und im Herbſt wird mittags gegoſſen, im Sommer dagegen möglichſt abends. Wenn Waſſerleitung im Garten vorhanden iſt, wird der Bequemlichkeit halber gern mit dem Schlauch geſpritzt. Abgeſehen von der Kälte des Waſſers, iſt das inſofern nicht zu empfehlen, als das Spritzwaſſer nur ſehr wenig in die Tiefe dringt. Es erfriſcht wohl die Blätter und regt das Blattwachstum an, aber die Pflanze ſelbſt hat nur von durchdringendem Gießen Vorteil. Gegen die Peronoſpora. Die Peronoſpora hat in allen deutſchen Wein⸗ baugebieten ihren Einzug gehalten. Darum iſt dig, insbeſondere dort, wo ſchon Infektionen auf⸗ getreten ſind. Jetzt gilt es, die Trauben völlig geſund zu erhalten. Es iſt darum höchſte Zeit, die dritte oder gar di evierte Spritzung vorzu⸗ nehmen. Wer kein Kupervitriol mehr hat, kaufe ſich Noſperal, denn auch in dieſem Fahre zeigt die Spritzung mit Noſperalbrühe, da wo ſie rechtzeitig und gründlich genug erfolgte, die gün⸗ ſtigſten Einwirkungen auf den Rebenwuchs. In nicht ſehr peronoſporareichen Lagen kann man bei der dritten und vierten Spritzung 1 bis 1,5⸗ prozentige Noſperalkaltbrühe verwenden, in pe⸗ ronoſporgempfindlichen Lagen empfiehlt es ſich, eine höherprozentige Brühe von 15 bis 2 Proz. mer Witterung alsbald wieder —— Auch während ſ brühe anwenden würde. des feuchtkalten Wetters gilt es in dieſem Jahr hrung des Sach dem man nie Walcher 501 8 zwar der alleinige Aus welg it, de wirtſchaftlichen und weiterhin auch polltiſchen 1 7105 noch 18 haben! 1 W te vorwärts gemacht worden. Eimmnm bat die Hauptaüsſchußſtzung bes Reichsverban⸗ 3 der deutſchen Induſtrie Klarheit darüber Annahme des Gutachtens ver von der Oppoſtson wurde. Und ferner hat die Miniſterpräftdenten⸗ konferenz die Zuſtimmung der Länder zu der Reichspolitik ergeben(der Umnfall des mecllen⸗ burgiſchen Herrn von Brandenſtein iſt prärtiſch bedeutungslos). Der Weg iſt nun klar zur letz⸗ ten Entſcheidung, die beim Reichs tage lic wenn dieſer verſagt, beim deutſchen Volke ſelbſt. Die Goldinflatio Amerikas Deutſchland mußte ſeine einzig daſtehend. Zerrüttung ſeines Wie ſchslebene in 95150 Linie auf das Verſchwinden ſeiner Gold beſtände und auf die ſtets vermehrte zuſützlicht Kaufkraft, auf die Papier markinflation zu zückführen, während man in Amerika öhnlicht Befürchtungen hegte, die ihre Urſache in dem ſtändigen Wachſen der Goldeinfuhr hatte. Verfolgt man den Handelsteil der nord. amerikaniſchen Zeitungen, ſo handelt es ſich hauptſächlich hierbei um neuerzeugtes Trans, vaalgold, ferner um nicht unbeträchlliche Be träge, die aus den holländiſchen, ſchwediſchen ſind, was immer wi Die Goldvorräte der Vereinigten Staaten Has ten im Mai d. Is. eine Höhe von 4417 Mil lionen Dollar, gleich 3 551,4 Millionen Gold⸗ mark erreicht. Anfangs 1914 betrugen die Goldvorräte in den Vereinigten Staaten nur 1905 Millionen Dollar. Während der Kriegs! und Nachkriegszeit iſt ein Vermehrung von insgeſamt 131.8 Prozent eingetreten. Die Zu⸗ nahme an Gold ſtellte ſich 1923 auf 7,9 Pro zent, in den erſten 5 Nonaten dieſes Jahres aber bereits auf 4 Prozent der Geſamtſumme, Die durchſchnittliche monatliche Zunahme in dieſem Jahre iſt bis ſetzt 60 Prozent größer 1915 monatliche Vermehrung im Jahre Der Goldzufluß betrug in Millionen Dol⸗ lar im Jahre 1923: rl 12,6, Mai 41.5 Juni 25.9, Juli 29,4. Auguſt 30,5, September 26,4, Oktober 32,6, November 41,5. Dezember 37,6. Im Jahrfe 1924: Januar: 42.1. Februar 48,8, März 30,0, April 49,2, Mai 50.6. ö Das Gold wird nach ſeinem Eintreffen in Newyork beim auerikaniſchen Münzamt in Wallſtreet eingelieſe abgewogen und den Schatzamt gegen Genozertifikate verkauft. Au Grund dieſer Zertifikate iſt dem Importeur bei ſeiner Bank ein Kredit errichtet. Die be⸗ treffende Bank gibt die Goldzertifikate an die Bundesreſervebank weiter und erhält von ihr einen Reſervekredit eröffnet. Von dieſem Re⸗ ſervekedit kann die betreffende Bank Anleihen niachen und Zahlungsmittel entnehmen. Gibt die Bundesreſervebank die Goldzertifikate nicht weiter, ſo iſt ſie berechtigt, bis zum zwei⸗ einhalbfachen des Goldwertes eigene Bank⸗ ioten auszugeben. Augenblicklich ziehen es die Reſervebanken vor, in Goldzertifikaten zu zah⸗ len und nicht in ihren eigenen Noten. weil ſie ihren Notenumlauf und ihre Depoſiten mit riehr als 80 Prozent gedeckt haben. Es wurde feſtgeſtellt, daß der Goldüberfluß während des letzten Jahres die Vereinigten Staaten zirka 00 Millionen Dollar gekoſtet hat und Zwar. Bei weiterem Anhalter nicht dreimal oder viermal, ſondern ſechsmal oder gar noch häufiger zu ſpritzen. Darum kaufe ſich — dbei gewichtige und engliſchen Goldreſerven dorthin fließen, jeder ſchleunigſt Spritzmittel. Beſe!l gt das Kartoffelunkraut. Gewöhnlich wird dem Unkraut auf den Kar⸗ toffelfeldern im Gegenſatz zu dem im Getreide eine zu geringe Bedeutung beigemeſſn. Gleich⸗ wohl verurſacht das Unkraut ſowohl eine Ver⸗ kümmerung der Kartoffelpflanzen wie ein Ver, ſperren von Licht und Luft. Geht man an das Ausjäten des Unkrautes nicht frühzeitig genug ſo entſtehen bedeutende Ernteverluſte. Beſon⸗ ders gefährlich iſt es, zu warten, bis die Un. kräuter zu blühen anfangen oder gar Früchte tragen. Dann nützt das Behacken und Behäufeln nichts mehr. Obſteinkauf durch Konſervenfabriten. Ende Juni fanden unter Mitwirkung der Landwirtſchaftskammer für Heſſen Verhandlun⸗ gen ſtatt, um Kredite für die Konſerveninduſtrie zu erreichen, damit es dieſen möglich wird, den Landwirten das Obſt und Gemüſe bar zu be⸗ zahlen. Das Ergebnis war zufriedenſtellend Das Vexkaufsgeſchäft dürfte dadurch eine Beſſe⸗ rung erfahren. Ausfuhrmöglichkeiten für Obſt und Gemüſe. Der Herr Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat mit Verfügung vom 28. Jun 1924 die Ermächtigung zur freien Ausfuhr(alf ohne beſondere Bewilligung) nachbenannter Er, zeugniſſe des Obſt⸗ und Gemüſebaues gegeben Alle Krautwaren(Kohlarten), Spargel, Toma⸗ ten, Zwiebeln, Bohnen, Erbſen, Gurken, Kür biſſe, Meerettich, Karotten, Kohlrabi, Radieschen Rettiche, alle Gartenrüben, Knollenſerie, Salat Spinat, Schwarzwurzel, andere n ferner Nüſſe, Aepfel, Birnen, Qultten, Steinobſt, Schalen⸗ und Beerenobſt, 9 4 ten. Am beſten wähle der Winzer die⸗ 0 0 8 1 1 die er für die Kupferkalt⸗ Obſt, Fruchtfäfte, Obſtweine uw. getrochete! geſchafſen, daß die deutſchen Wirtſchäftskreiſe für zu verleugnen Geſüt, gt öder, *