überſchüſſig Golde. e Zu diefer anormalen Lage bemerkt die Newporker National Eity⸗Bank:„Den Ame⸗ kikanern wird vorgehalten, daß ſie es bei der Anſammlung unnützer Goldreſerven nicht nur an geſundem Geſchäftsverſtand fehlen laſſen, ſondern daß ſie überlegtermaßen einen Artikel an ſich ziehen, den ſie nicht verwerten können und der anderswo als die Grundlage von Geldſyſtemen und für die Stabiliſierung der Währungen der Welt benötigt wird. Es liegt auf ber Hand. daß ein großer Teil dieſes Geldes auch für Amerika viel nutzbringende in den Reſerven anderer Länder ſich befände wo es die Wäbrungen ſtabiliſieren würde. Fu Amerika beſtand vor dem Kriege der Wert des Goldſtandards in der Tatſache, daß Amerika gdemeinſam mit den anderen Ländern über eine gemeinſame Wertbaſis verfügte. Amerik it im Intereſſe des Welthandels an der Sta biliſierung bmlichſt ſämtlicher Währungen in tereſſiert:: Ein angeſehener amerikaniſcher Volkswirt fragt?„Sendet Europa die Reſt⸗ beſtände ſeine Golbes nach Amerika, damit das Gold nicht mehr als Zahlungsmittel im inter; nationalen Verkehr Verwendung finden kann, unſer Geld dann noch höchſtens im inländi⸗ ſchen Verkehr benützt wird?“ Keynes iſt der Anſicht, daß bei den gegenwärtigen Wachs. tumsverbältniſſen des Goldes in mindeſteng drei Jahren— unter der Annahme, daß eine Inflation erfolgreich vermieden wird— das Gold der Bundesreſervebanken 100 Prozenſ ihre Verbindlichkeiten erreicht habe. Er fragt! „Was werden ſie dann tun? Sie müſſen ent eder ihre Münze für das Gold ſchließen oder eine unfreiwillige Inflation erdulden“. Wie aus dem kürzlich erſchienen Berichſ des Beirats des Bundes⸗-Reſerve-Amts her⸗ vorgeht,, befaßt man ſich in amerikaniſchen Fi⸗ nanz⸗ und Handelskreiſen ſehr eingehend mi der Inflationsfrage, ohne jedoch zu einem einheitlichen Ergebnis zu kommen. Zwei Rich⸗ tungen ſtehen ſich diametral gegenüber: Die eine Richtung hat gegen eine im engen Rah⸗ men ſich bewegende Inflation nichts einzu⸗ wenden, weil ſie von dem durch die Inflation hervorgerufenen Währungsausgleich des Dol— lars eine Belebung des Geſchäftslebens er— warten. Die Gegner dieſer Theorie weiſen darauf hin, daß das Gold bereits ſeit langer Zeit in den Vereinigten Staaten liegt und trotz der ſinkenden Preiſe Geſchäftsſtockungen täglich eintreten. FCC Wir haben täglich noch mehrere Zentner . 5 abzugeben Müller 8 feder 6. m. b. H. Großſachſen, a. d B. Werbet neue Leſerl! Kiſerei⸗Eröffnung. —— 95 Der verehrlichen Einwohnerſchaft die ergebene 5 Mitteilung, daß ich unter Hinzuziehung eines Fachmannes eine 0 Käſerei 52 eingerichtet habe und offeriere: prima große Bauernhandkäſe „ Kümmelhandkäſe 5„ kleine Mainzer Käschen loſe und in Kiſten, an Verbraucher und Wieder- verkäufer zu konkurrenzloſen Preiſen. 5 Für Verbraucher in folgenden Verkaufsſtellen: Herrn Joh. Bergmann, Jakobſtraße 3. Herrn Joh. Bergmann, Kühnerſtraße 4. Herrn Joh. Schalk, Friedrichſtraße 66. Hochachtungsvoll A. Haas, Küſerei Louiſenſtraße. Aauchtabal ds Cdellbabe, fene MIhung ee(81 ahina⸗Fiſchane acedonter- u. China⸗Miſchung, 50 gr ittelſchnitt,(Virginia⸗Miſch. 0 l 0 ch.), 100 fr ag f 50 Lebſchnitt(nwpen⸗Miſchüng) 100 fr ſolange Vorrat reicht, verkauft von heute ab zum Tagespreis, Full. Die in der Langgaſ wachenhein die in det Laß gelegene„Münz“, einſtmals dem vom Kloſter übergegangen. Der Kauſpreis beträgt 45 Fuder 1922er Weine ev. auch 25 000 Mark bar, die am Wein in Abzug kämen. 5 Ludwigshafen, 11. Juli. In vergangener Nacht halb 1 Uhr gerieten zwei Männer vom Stadtteil Mundenheim in Wortwechſel, wobei der eine mit einem Bierkrug einen Schlag auf den Kopf erhielt und dadurch ſchwer verletzt wurde. Weinheim, 11. Juli. In der Nacht zum Don⸗ nerstag ſind beim hieſigen Konſumverein die Fahnen mit den Reichsfarben Schwarz⸗Rot⸗Gold zerriſſen und die Fahnenſtangen auf den Bahn⸗ körper der Weinheim Further Eiſenbayn ge⸗ worfen worden. Mehrere Fahnen mit den Lan⸗ desfarben ſind dagegen unberührt geblieben. Anzeige iſt erſtattet. Kreuznach, 11. Juli. Für die Stadt Kreuz⸗ nach iſt mit Genehmigung des Miniſteriums des Innern die amtliche Bezeichnung„Bad Kreuz⸗ nach“ durch landespolizeiliche Anordnung einge⸗ führt worden. Lokale Nachrichten. * Der geſtrige Sonntag war wohl einer der heißeſten Tabe im beurigen Sommer. Am Vormittag ſtand das Barometer ſchon um 40 Grad. Es wäre zu wünſchen, daß bald Regen käme. den die Kulturen in Feld und Garten ſo dringend bedürfen. * Glänzend verlaufen iſt der geſtrige Arbeltertag der chriſtlich⸗nattonalen Gewerkſchaften. In Bürſtadt herrſchte reges Leben. Es war ein guter Gedanke, daß man zu Arbeitertage überging. Näherer Bericht folgt noch, * Sänger⸗Einheit. Die paſſiven und Ehrenmitglieder ſeien einſtweilen darauf aufmerk- ſam gemacht, daß am kommenden Sonntag den 20. Juli im Lokal zum„Freiſchütz“ ein Bier⸗ abend für alle Mitglleder und Angehötige ſtatt⸗ findet.— Näheres im Laufe der Woche per Zeitung. ü Limburg vertriebenen, zur Münzprägung berech⸗ tigten Benediktinermönchen eigen, iſt als Eigen tum an die Wachenheimer Winzervereinigung 6 0 5 Sport. und hat 19 555 Schme finden lelchtathletiſche Sportfeſte ſtatt, ſodaß auch Viernheim nicht zurückſtehen kann. Die Sport⸗ am kommenden Sonntag, den 20. Juli eine Meiſterſchafts feier aus Anlaß der fünf er⸗ rungenen Meiſterſchaften, verbunden mit Vereins⸗ wettkämpfen(100 Meter, 200 Meter, 400 Meter und Staffellauf) ſowie mit anſchließendem So m⸗ mernachtfeſt. Am Vormittag findet der große Stafettenlauf„Rund um Viernheim“ ſtatt, der wohl ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen wird, da ſich mehrere ſtarke Vereine an dem Lauf be⸗ teiltgen werden. 8 * Weinheim, 12. Juli. Schweine⸗ markt. Zugeführt 277 Stück. Verkauft 229 Stück. Milchſchweine das Stück von 5 bis 10 Mark; Läufer das Stück von 15 bis 30 Mark. Eingeſandt. Für Einſendungen unter dieſer Rubrik übernimmt die RNedaktle außer der preßgeſetzlichen keine Berantwortung.. Zur Aufklärung. Mit dem Schlagwort„Steine ſtatt Brot“ wenden ſich Reichzbund und Internationaler Bund der Kriegsbeſchädigten gegen die Errich⸗ tung von Gedenkſteinen für Gefallene. Wenn vielleicht ſolche Kritik an den von gewiſſen Kreiſen gepflegte Regimentsfeiern mit übermäßigem Ge⸗ pränge ſeine Berechtigung haben mag, ſo kann dies nicht für Viernheim gelten, wenn das, was andere Gemeinden ſchon längſt für ihre ſittliche Pflicht gehalten haben, erſt jetzt in Viernheim erfüllt wird.„Ehre die Toten“ iſt eine alte chriſtliche Forderung, die wir den Toten unbe⸗ dingt ſchuldig ſind. Nicht nur billigen Reichs⸗ regierung und faſt alle Partelen die Ehrung der Gefallenen durch einen allgemeinen geſetzlichen Feiertag, ſondern auch die ſoztaldemokratiſche Partei ſtellte Antrag, daß den gefallenen Reichs⸗ tagsmitgliedern ein Ehrenmal errichtet werden möge. Neben ihren ſozialen Forderungen werden Hinterbliebene und Kriegsteilnehmer es für ihre Wir drucken Ehrenpflicht halten, daß, ſo wie allen großen er. n Fußbad ift beurlaubt i ſter der Leichtathletik für einige Zeit das Zepter überlaſſen. Ueberall verelnigung Amicitia 09 Viernheim veranſtaltet Wirtſchaft und nur dadurch allein wird es mög lich ſein, die Lage im allgemeinen zu beſſern und insbeſondere die der Krlegsopfer zu heben. Solche Vernunftspolitik zu treiben wird Aufgabe der Regierung und jeden Sozial politikers ſein und bleiben müſſen. Jeder vernünflig Denkende wird daher ohne, daß er die Pflichten gegenüber den Kriegsopfern verletzt, ſich mit der Ablehnung eines Gedenkſteines nicht befreunden können und trotz allem Meinungsſtreit alles das tun, was Vernunft und Gewiſſen über die Ehrung der Gefallenen gebietet. L. Neff, Gemeinderat, Anttlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Die Wahlen zur Handwerkskammer. Die Wählerliſten liegen vom 15. bis 22. ds. Mts. auf unſerem Büro offen. Viernheim, den 14 Juli 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. 5 Lamberth. Gemeindekaſſe. Morgen Dienstag den 15. lfd. Mts., vor⸗ mittags von 10—12 Ahr werden die Militär⸗Zuſatzrenten ausbezahlt. Die Zeit der Auszahlung iſt genau einzuhalten. Viernheim, den 14. Juli 1924. Jöſt, Rentmeiſter. 8 Untererhebſtelle. Wir machen alle umſatzſteuerpflichtigen Ge⸗ werbetrelbenden und Landwirte auf die, bis längſtens 17. ds. Mts. fälligen Umſatzſteuer⸗ und Einkommenſteuer⸗Voranmeldungen für das 2. Quartal 1924, aufmerkſam. Gleichzeitig ſind⸗ auch bei Gewerbetrelbenden die Gewerbeſteuern für Staat, Gemeinde und Kreis zu entrichten. Zahltage Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Kirchner. und zweckentſprechen⸗ der Ausſtattung zu mäßigen Preiſen Rathausſtraße** Preisliſten, Broſchüren, Proſpekte, Geſchäfts⸗ berichte, Feftſchriften, Satzungen, ſowie 3 alle ſonſtigen für Handel, Induſtrie, TC 5 5 Vereine und Private nötigen AMB URG- AMERIKA LINIE UNITED AMERIGAN LINES CHARRI¹IMAN LINE) Druckſachen in gediegener „Viernheimer Anzeiger“ Telefon 117. [Sensen la. Qualität, auf Wunsch gebrauchsfertig ausgeschlagen empfiehlt V. Winkenbach Schlosser meister. Schöne Reffen und Flitschen ebenfalls sehr preiswert. Natten⸗ fänger Pfeffer u. 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Volksblatt) Anzelgenpreiſe: Die emſpaltige Millimeterzetle koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Nottzen vormittags 8 hr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, dle in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamt⸗ Viernheim . 150. In der Preſſeabteilung der Reichsregie⸗ rung fand am Samstag abend ein Em⸗ durch den Chef der Reichsregierung ſtatt, zu dem der Reichskanzler ſowie die ein Berlin anweſenden Miniſter und Staatsſekretäre er⸗ ſchienen waren. Aus der langen Rede, die Dr. Marx während des Empfanges entnehmen wir folgendes: 9 Am ſchwerſten laſtet auf uns die Sorge um unſere Wirtſchaft, der wir nach langen Jahren des Leidens und der Enttäuſchungen auf Grund des Gutachtens der internationalen Sachverſtändigen, wieder Freiheit und Kraft zuzuführen hoffen. Ich muß leider feſtſtellen, daß die Erwartungen, die in meiten Kreiſen des deutſchen Volkes nach dem Bekanntwerden der Vorſchläge und Forderungen des Sach⸗ verſtändigengutachtens aufkeimten, vielfach wieder ernſter Sorge und Befürchtungen Platz gemacht haben. Wir waren uns vom erſten Tage an darüber klar, daß die Durchfüh⸗ rung des Sachverſtändigengut⸗ achtens nur möglich und wirkſam ſe in könnte, wenn damit eine neue Aera des guten Willens und ehrlicher Verſtändigung nicht nur in wirtſchaftlicher, ſondern auch in politiſcher Hinſicht einſetzen würde. Von dieſer Hoffnung war die deutſche Regierung getragen, als die Reparationskommiſſion die Erklärung über⸗ mittelte, daß ſie in dem Sachverſtändigengut⸗ achten eine praktiſche Grundlage für die Lö⸗ ſung des Reparationsproblems erblicke. Und jn dem Geiſte, der unſerer Auffaſſung nach das Sachverſtändigengutachten verlaßt und fertig⸗ geſtellt hat, haben wir ohne Zeitverſäumnis, mit allen Kräften die Vorarbeiten ge⸗ fördert, die von unſerer Seite für die Durchführung des Sachverſtändigengutachtens geleiſtet werden müſſen. Wenn Poincare in ſeiner letzten großen Rede vor dem Senat wirklich geſagt haben ſollte, Deutſchland habe noch nichts getan, um die Geſetze für die Durchführung des Gutachtens zuſtande zu bringen, ſo beruht das auf völliger Verken⸗ nung und Unkenntnis der Sachlage. Poincaxe hätte ſich durch Erkundigung bei den franzöſi⸗ ſchen Verhandlungsführern eines beſſeren be⸗ lehren laſſen können. Der Geiſt, der uns bei dieſen Arbeiten beſeelt und den wir auch bei Fertigſtellung des Gutachtens tätig ſahen, iſt der Geiſt offener und ehrlicher Zerſtündigung und freier, offener Ausſprache, der Geiſt, der nach Wegräumung all der Trümmer, die noch aus der Kriegs⸗ und Nachkriegszeit aber den Weg der Völker zueinander behindern, dazu befähigt, mit freiem Blick in das Auge des Gegners zu ſchauen und einander die Hand wieder zu reichen in dem Entſchluß, endlich den Wiederaufbau ucht nur Deutſchlands, ſon⸗ dern ganz Europas zu beginnen. Mit Freude durften wir feſtſtellen, daß auch in Frankreich, wo immer noch das meiſte Mißtrauen gegen Deutſchland herrſchte, allmählich die Betrach⸗ tungsweiſe Boden gewann, die zu der Hoff⸗ nung zu berechtigen ſchien, daß nunmehr end⸗ lich die ſo lange erſtrebte und umkämpfte Lö⸗ ſung des Reparationsproblems gelingen würde. Die Londoner Konferenz ſollte uns der Verwirklichung dieſes Zieles näher bringen. Nach den Mitteilungen und Erklärungen, die von drüben zu uns kamen, glaubten wir, daß die Londoner Konferenz wirklich von anderer Art ſein würde als die Konferenzen, zu denen Deutſchland in den ver⸗ gangenen Jahren immer wieder geſchleppt wurde mit dem Ergebnis, daß unſere Lage ſtets ſchlechter und troſtloſer wurde. Es liegt mir fern, über die Londoner Konferenz, zu der bis heute eine Einladung an uns noch nicht ergangen iſt, heute ſchon ein Urteil zu fällen. Feſtſtellen aber muß ich, daß durch die Pariſer Abmachungen zwiſchen dem Miniſterpräſiden⸗ ten Englands und Frankreichs manche auf die Londoner Konferenz geſetzten Hoffnungen ernſtlich bedroht ſcheinen Wenn der große Gedanke, in dem wir das Sachverſtän⸗ digengutachten durchführen zu können hoffen, wirklich lebendig wäre, dann müßte es auch für die ſiegreichen Nationen ſelbſtverſtändlich ſein, daß Deutſchland, um deſſen wirt⸗ ſchaftliche und nationale Exiſtenz ſeit Jahren das Spiel geht, jetzt endlich als gleichberech⸗ tigter Partner zu den Verhandlungen zuge⸗ laſſen werden müßte. Das Gutachten der Sachverſtändigen erweckte im deutſchen Volke neue Hoffnung, und es iſt gewillt, auch noch die großen und auf ſich zu nehmen, die das Dienstag, den Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Sübd. Disconto⸗Geſellſchaft A.-G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, 15. Juli 19224 Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 0 41. Jahrgang Reichskanzler vor der presse. zen und Belaſtungen des Verſailler Vertrages überſteigen, wenn es endlich den Sinn und den Zweck dieſer Opfer erkennt. In dieſem Kreiſe brauche ich nicht darauf hinzuweiſen, worin Deutſchtand den Sinn der von ihm künftig zu bringenden Opfer erblickt. In einem Wort kann ich alles, was wir erſtreben, zu⸗ ſammenfaſſen: Wir wollen wieder vertragsmäßige Zuſtände, wir wollen wieder. daß der Verſailler Vertrag und das Rheinlandabkommen voll in Kraft geſetzt werden und die Rechtsgrundlage bilden, auf der wir uns mit unſeren ehemaligen Gegnern in ehrlicher Verſtändigung zu beiderſeitigem Nutzen auseinanderſetzen können. Wir wollen endlich wieder unſere nationale Freiheit und die Gleichberechtigung mit anderen Völkern. Wenn Frankreſch fetzt die Aufrechterhaltung des Verſailler Vertrages ſo ſtark be⸗ tont, dürfen wir wohl gerade bei Wrankreich auch Verſtändnis dafür erwarten daß wir die wenigen Rechte. die wir aus dieſem Vertrage herleiten können. gewahrt wiſſen wollen. Man ſpricht jetzt wieder ſoviel von Bedingungen und Norausſetzungen, unter denen Deutſchland das Sachverſtändigenautachten durchzuführen entſchloſſen ſei. Ich glaube. wir ſind uns in dem, was damit zum Ausdruck gebracht mer⸗ den ſoll. alle einig. Aber ich befürchte. daß nach außen hin durch den Gebrauch dieſer Be⸗ griffe ein Eindruck erweckt wird, der volitiſch unzuträglich iſt. Die Bedinauna, die die dent⸗ ſche Regierung an die Durchführung des Sach verſtändigengutachtens knüpft, iſt einzig und allein die. daß das Gutachten von allen be⸗ teiliaten Staaten dem Inhalt und dem Geiſte! gemäß aufrichtig angenommen und durch⸗ geführt wird. Eine andere Bedinaung ſtellt die deutſche Reaſeruna nicht und irgend eine an⸗ dere Vorausſetzung für die Annahme des Gutachtens gibt es für ſie nicht. Inhalt und Geiſt des Gutachtens der Sachverſtändigen fordern aber unſerer Ueberzeugung nach die Wiederherſtellung eines einwandfreien Rechts⸗ zuſtandes und Schaffung all der Bedinaungen und Erleichterungen. die zum Wiederaufleben der beutſchen Wirtſchaft erforderlich ſind. Die deutſche Regierung hat nie einen anderen Standpunkt vertreten und beabſichtigt nicht. irgendwelche anderen Bedingungen an die von ibr miepergolt bekundete Bereilſchaft und Ent⸗ ſchloſſenheit. das Sachverſtändigenautachten durchzuführen in knünfen. Daß über der Re⸗ gierung der Reichstag ſteht, und letzten ſendes der Reſchston als Pertretung des deut— ſchon Mofkes entſcheiden muß grauche ich nicht „or Ihnen und vor den etlichen Demokraten befanders nt betonen. In Intereſſe der Me⸗ erio bung Kuronos und demit der Alliierten feht müirde o fjeben, dieſer Sachlage durch die Art ihres Vorgehens Rechnung zu tragen. Die Reichsrenerung wird alles in ihren Krüften Stehende tun, um die Durchführung des Sachverſtändigenautachtens baldigſt ſicherzuſtellen. Sie vertraut darauf, daß der Reichstag in Er⸗ kenntnis der ungeheuren wirtſchaftlichen Not⸗ lage unſeres Landes die Regierung in ihrem Beſtreben unterſtützen wird. Denn einen ande⸗ ren Weg, der uns aus dem wirtſchaftlichen Elend, das täglich größer wird, herausführen kann, als die Durchführung des Sachverſtän⸗ digengutachtens, ſehe ich nicht. Deutſchlands Schickſal, aber auch das Schickſal Europas, pfen zu führen. Es gilt, die deutſche Landwirt⸗ ſchaft vor dem Untergang zu bewahren. Das iſt keine Uebertreibung, ſondern leider eine ernſte und bittere Wahrheit. i dem Schutz, den wir der Landwirtſchaft angedeihen laſſen müſſen, handelt es ſich nicht nur um eine Frage der Landwirtſchaft, ſondern um eine volks⸗ wirtſchaftliche Frage allererſten Ranges, an der das deutſche Volk das allergrößte und allerdringlichſte Intereſſe beſitzt. Wenn der Weg, den die Regierung zum Schutze und zur Rettung der deutſchen Landwirtſchaft einzu⸗ ſchlagen beantragt, nicht der richtige oder der beſte iſt, ſo haben doch die durch die Verfaſ⸗ ſung dazu berufenen Stellen. der Reichsrat, der Reichstag, der Reichswirtſchaftsrat und darüber hinaus die ganze öffentliche Meinung nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, andere und beſſere Wege zu weiſen. Mit Kri⸗ tik allein iſt es nicht getan. Wer die Vorlage der Regierung bekämpft, muß auch ſagen, was Beſſeres an ihre Stelle geſetzt werden kann. Jede Erörterung der Frage darf aber nicht anknüpfen an die Tradition erbitterter und ge⸗ häſſiger Kämpfe der Vorkriegszeit, ſondern muß von der harten Tatſache ausgehen, daß die Not der Landwirtſchaft heute ſo groß iſt, daß die Ernährung unſeres Volkes dadurch ernſtlich gefährdet wird. Ganz überſehen ſollte man bei der Erörterung auch nicht, daß die Regierung gleichzeitig mit den Schutzzöllen, die ja überhaupt erſt in Kraft treten könnten, wenn nach der Durchführung des Sachverſtän⸗ digengutachtens das Loch im Weſten geſchloſ⸗ ſen iſt, auch eine Herabſetzung der Um⸗ ſatzſteuer von zweieinhalb auf zwei Pro⸗ zent beabſichtigt. Der dadurch entftehende Aus- fall in der Reichskaſſe muß auf irgend eine Weiſe wieder hereingebracht werden, und ich glaube, daß durch die Herabſetzung der Um⸗ ſatzſteuer für die Konſumenten das Brot mehr verbilligt wird, als die Einführung von Schutzzöllen für Getreide zur Verteuerung beitragen kann. Am Schluß ſeiner Rede richtete der Reichs— kanzler einen Appell an die Preſſe, in dieſen Tagen und Wochen folgenſchwerer Entſchei dungen nicht nur den inneren Kampf nach Möglichkeit einzuſtellen, ſondern auch nach außen hin die nationale Diſziplin u. Geſchloſſenheit zum Ausdruck zu brin⸗ gen. Die Londoner Konferenz Die Delegationen. Paris, 13. Juli. Die franzöſiſche Dele⸗ gation für die Londoner Konferenz wird aus etwa 30 Mitgliedern beſtehen. Herriot wird unter anderen von Kriegsminiſter Nollett, dem Finanzminiſter Clementel, den bei⸗ den Direktoren im Außenminiſterium, Peretti della Rocca und Seydoux, dem franzöſiſchen Rheinlandkommiſſar Tirard und wahr⸗ ſcheinlich auch von Herrn Barthou, dem Vorſitzenden der Reparationskommiſſion, und dem Leiter der Micum, Frantzen, begleitet ſe in. 27 4 Rom, 13. Juli. Die italieniſche Delegation für die Londoner Konferenz iſt nunmehr zuſammengeſtellt. Muſſolini kann wegen der inneren Lage trotz der im letz. ten Miniſterrat ausgedrückten Hoffnung nicht teilnehmen, doch ſucht Italien durch Zahl und hängt jetzt einzig und allein davon ab, ob die wirtſchaftliche Vernunft und der gute Wille nicht nur von uns, ſondern auch von der Ge⸗ genſeite betätigt wird. g 4 Ein Wort möchte ich an dieſer Stelle auch einſchalten über den in letzter Zeit wieder häufiger erörterten Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund. Eine Aeußerung von mir, der ich doch immer zu den Freunden eines wahren Völkerbundes gehört habe, iſt in der Preſſe vielfach angegrif⸗ ſen und daran die Befürchtung geknüpft wor⸗ den, daß ich dem Beſtreben des Auslandes, Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund zu erleichtern, ablehnend und hindernd gegen⸗ überſtände. Das iſt natürlich keineswegs der Fall. Als Deutſcher muß ich für den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund als ſelbſtver⸗ ſtändlich vorausſetzen, daß Deutſchlands Wohl und Ehre dabei in vollſtem Maße gewahrt bleiben. Darum begrüße ich aufrichtig die Er⸗ klärung, die gerade heute in der Preſſe als Mitteilung Lord Parmoors erſchienen iſt. An dieſen außenpolitiſchen Sorgen haben wir, die wir ja den Kummer gewohnt ſind, leider noch nicht genug. Die dem Reichsrat zu⸗ ym verlangt, Opfer, die nach ö 0 die angene Schutzzollvorlage 7 85 bebe innervaliti Qualität der Delegierten die Abweſenheit ſei. nes Premiers auszugleichen. Führer der De⸗ legation wird Finanzminiſter de Stefan i, die Geſamtzahl der Mitglieder iſt zwölf. Unter ihnen befindet ſich Wirtſchaftsminiſter Nava, Botſchafter Torretta, ſowie die beiden Mitglieder des jüngſten Daweskomitees Piz zrelli und Alberti. a 1 Brüſſel, 13. Juli. Die belgiſche Delegation für die Londoner Konſerenz wird am Dienstag Brüſſel verlaſſen. Sie ſetzt ſi aus folgenden Perſönlichkeiten zuſammen Theunis und Hymans, Hannecart, bel giſcher Ingenieurchef im Ruhrgebiet, Weiler Attaſchee der Rheinlandkommiſſion, und Gutt, zweiter Delegierter in der Reparationskom⸗ miſſion. N Juli. Owen Young, der Paris, 13. 1 a amerikaniſche Delegierte für die Londoner Konferenz, hat den ihm entgegengefahrenen franzöſiſchen Journaliſten erklärt, daß ſeine Kompetenzen für die Konferenz no ch nicht definetiv feſtgelegt worden ſeien, er erwarte darüber noch die Inſtruktionen ſeiner Regierung. Seine Ankündigung, daß er von London gegen Ende des Monats nach Paris kommen werde, wird hier dahin gedeutet, daf Owen Banne die amerik. Intereſſen bei den Durchführung des Gutachtens vertreten werde Ausgleich beſtehender Ungerechtigkeiten Ziele hatten. 25. ds. Mts. der Antrag geſtellt worden, anormalen Verhältniſſen wie vor unter einem Drucke ſtehe. Mit war⸗ men Worten Beamten des beſetzten Gebietes an, Die Slellung des Zentrume zu den Beamtenfragen. Aus dem Reichstage wird uns geſchrieben: Der Reichstag beſchäftigte ſich in ſeiner Sitzung vom 25. vorigen Monats mit nicht weniger als 31 Anträgen und einer Inter⸗ bellation, die ſamt und ſonders die Fragen der Beamtenbeſoldung, Aenderungen der Ver⸗ ſonalabbar ordnung und Fragen des Be⸗ amtenrecht⸗ etrafen. Es war der übliche Wettlauf zwiſchen den Parteien, die in der Wahlzeit gegebenen Verſprechungen in die Tal umzuſetzen. Einer Verabredung im Aelteſten⸗ rat zufolge hatte jede Fraktion nur einen Red⸗ ner zu entſenden, dem eine halbe Stunde Redezeit zur Verfügung ſtand, um den großen Komplex, der durch die zahlreichen Anträge aufgerollten Fragen zu behandeln. Die meiften Redner machten ſich zum Dolmetſch der in den Beamtenkreiſen herrſchenden Unzufrie⸗ denheit und ſuchten, je nach der Parteiſtellung ſich in mehr oder weniger agitatoriſcher Weiſe für die Wünſche der Beamten einzuſetzen. Weit über dem Durchſchnitt der geſamten Re⸗ den ſtanden die Ausführungen des Zentrums⸗ abgeordneten von Guerard, der die Be⸗ amtenfrage nicht lediglich vom Standpunkte der Beſoldung und der Beamtenrechte, ſon⸗ dern die geſamten Fragen von einer höheren Warte aus würdigte. Mit Recht ſagte er, daß Debatten, die ſich lediglich um die Beamten bezahlung drehten, durch ibre häufige Wiederholung das Beamtentum in ſich zu lok⸗ kern geeignet ſeien, und dazu beitrügen, immer weite Volkskreiſe mit einer gewiſſen Miß ſtimmung gegen das Beamtentum zu erfüllen Der Zentrumsführer berührte auch die ethiſche Seite unſeres Beamtentums, das er alslebendigen Teil unſeres Volkskörpers⸗ bezeichnete. Abg. von Guerard bezog ſich hier⸗ auf auf eine Rede, die ſein Fraktic askollege Dr. Schreiber gelegentlich der Tagung der Kommunalbeamten Preußens am 21. d. Mts. in Köln gehalten hat. Wer die Schreiberſchen Ausführungen zu hören Gelegenheit hatte, mußte ſich von dieſer hohen Auffaſſung des Beamtentums emporgehoben fühlen und be⸗ reit ſein, alles zu tun, um unſeren Jeamten⸗ ſtand in ſeiner, für das Geſamtwohl ſo über⸗ aus wertvollen Intearität zu erhalten. Selbſtverſtändlich iſt eine Vorausſetzung dafür, daß die materielle Stellung de⸗ Beamten und ſeiner Familie geſichert iſt. Die Zentrumsfraktion hatte in dieſem Sinne meh rere Anträge geſtellt, die namentlich einen zum i Von ſeiten des Zentrums wal auch in der Sitzung des Hauptausſchuſſes vom die neuerdings vom Reichsfinanzminiſterium fürn die Beamten bereitgeſtellte Summe von 7iein halb Millionen Mark ausſchließlich zur Ver⸗ beſſerung der Bezüge der Beamten der Ge⸗ haltsgruppen 1—6 zu verwenden. Dieſer An⸗ trag, den der Abg. Erſing mit allem Nach⸗ druck vertreten hatte, wurde die Grundlage der Beſchlüſſe, die der Reichstag als Ergebnis der Ausſprache vom 25. ds. Mts. tags darauf faßte. Mit ganz beſonderem Eifer widmete ſich der Abg. v. Guerard den Wünſchen der Beam⸗ ten im beſetzten Gebiet. Aus genauer Kennt⸗ nis der Verhältniſſe wies er darauf hin, daß der Beamte im beſetzten Gebiet unter ganz arbeite, und nach erkannte er die Pflichttreue der die na⸗ mentlich in der Zeit des paſſiven Widerſtandes ihre Schuldigkeit bis zum äußerſten getan ha⸗ ben. Demgegenüber ſtellte er die Tatſache feſt, daß gerade den Beamten des beſetzten Gebie⸗ tes gegenüber Verwaltungsanordnungen ge⸗ ſchehen ſeien, die der Pſyche des Beamten⸗ tums außerordentlich wenig Rechnung trugen. Er bezeichnete es als unerträglich, daß Aus⸗ gewieſene bei der Beförderung zurückgeſtellt worden ſind, und verlangte, daß die zurück⸗ gekehrten Ausgewieſenen in Stellen einrücken, die ihrer führenden dienſtlichen Qualifikation entſprächen. Weiter rügte er die Ungleichheit der örtlichen Sonderzuſchläge im beſetzten Ge⸗ biet. Es ſei nicht tragbar, daß eine Großſtadt früher 41 Prozent Sonderzuſchläge gehabt habe, während in einer kleinen Stadt nahebel wo die Verhältniſſe eher teurer waren, nur 13 Prozent betrug. Zur Begründung dieſer Ungleichheit habe man ſich auf trumsredner unterzog ſodann die Verhältniſſe der Arbeiter und Beamten bei der Regiebahn noch einer beſonderen Prüfung, die in einer nachdrücklichen Forderung an das Reichsver⸗ kehrsminiſterium ausklang, Gerechtigkeit und Billigkeit walten 0 laſſen. Die Schuld an den unliebſamen Vorkommniſſen liege zweifel äußerliche, ganz willkürliche Umſtände geſtützt. Der Zen⸗ eee ene e we, r nicht an den höheren Stellen, ſondern an den untergeordneten Organen. r bei aller Rückſichtnahme darauf, daß der Ve⸗ amte auch der Verarmung des Staates Rech⸗ nung tragen müſſe, eine baldige Nach prüfung des ganzen Beſoldungsgeſetzes, obei namentlich den unteren und mittleren laſſen beſondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken ei, die vielfach am Ende ihrer Leiſtungsfähig⸗ eit ſtänden. age ſeien. Nehmen Sie doch unſere Anträge an, quittierte bg. v. Guerard prompt mit der Erklärung: für verrückte Anträge ſtimme ich nicht. Wir haben Gott ſei Dank Verantwortungsbewußt⸗ Das iſt in der den Beamten ſein, welches Ihnen abgeht. Tat ein unerhörter Betrug, gegenüber lee die insgeſamt 800 Millionen Goldmark om Reiche fordern, ohne auch nur die ge⸗ ingſte Bereitwilligkeit zu zeigen, dem Reiche bie Mittel zu ſchaffen, um dieſe neue Laſten tragen zu können. Schließlich ging der Zentrumsredner auf die Perſonalabbaufrage ein und er⸗ klärte, daß die Art, wie der Perſonalabbau vorgenommen ſei, namentlich von einer gan⸗ zen Reihe nachgeordneter Behörden, bei der Zentrumspartei äußerſtes Befremden erregt ſabe. Das gelte namentlich auch für die be⸗ etzten Gebiete. In einer Reihe von Fällen abe man ſich ſagen müſſen, daß politiſche und religiöſe Momente bei dem Abbau mitgewirkk hätten. Wenn man ſchließlich auch erlebt habe, daß ausgewieſene Beamten abgebaut worden ſeien, daß ſogar in einzelnen Fällen ſolchen die für das Verland im Gefängnis ſaßen, die Abbauverordnung dorthin zugegangen ſei, ſo müſſe das mit allem Nachdruck verurteilt wer⸗ den. Der Redner verlangte, daß die Behörden, die ausdrücklich erklärt haben, daß der Per⸗ ſonalabbau in ihren Reſſorts beendet ſei, nun auch öffentlich erklären, daß ſie mit dem Ab⸗ 1 Schluß machen wollen. Das würde we⸗ entlich zu einer Beruhigung der Beamten⸗ kreiſe beitragen. N Die Rede des Abg. v. Guerard klang aus in eine namens ſeiner Fraktion abgegebenen Erklärung, daß die Zentrumspartei das deutſche Beämtentum, in dem ſie eine der ſtärkſten Säulen für die Wiederaufrichtung des Staates ſehe. in Takt und leiſtungsfähig er⸗ halten wolle, wie ſie andererſeits von dem deutſchen Beamtentum erhoffe, daß es bei den Aufgaben der kommenden Zeit an Arbeits⸗ freudigkeit und Arbeitsleiſtung hinter keinem Sliede des deutſchen Reiches zurückſtebe. Kleine politiſche Umſchau — Deutſch⸗franzöſiſche Schiffahrtsvereinbarung Nach einer Mitteilung der„Union der franzöſi⸗ ſchen Schiffahrtshandelskammern“ wurde, wie das Hamburger„Fremdenblatt“ erfährt, zwi⸗ ſchen einigen franzöſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaf⸗ ten und deutſchen Schiffahrtsvertretern eine vorläufige Vereinbarung abgeſchloſſen, durch die die Schwierigkeiten, die der franzöſiſchen Schiff⸗ fahrt in deutſchen Häfen begegneten, beſeitigt werden. Nach dieſer Vereinbarung können jetzt deutſche Schiffe wieder franzöſiſche Häfen anlau⸗ ſen. Die Vereinbarung läuft bis zum 30. No⸗ bember. — Zum Beſuch der deutſchen Schiffe in Re⸗ dal. Der deutſche Kreuzer 2595 uch le Abi entrumsredner verlangte ſchließlich Selbſtverſtändlich könne hierbei nur das verlangt werden, was das Reich, die Länder und die Gemeinden zu leiſten in der Den Zuruf der Kommuniſten: Gehaltsaufbeſſerungsanträge zu M 133 ſind zu einem 10 1 in Reval eingetrof⸗ fen, außerdem zwei ſchwediſche Kreuzer u ſchwediſche Minenbodte. Der deutſche und der ſchwedſſche Admiral ſtatteten ſoſort nach ihrem dem eſtländiſchen Staatspräſidenten Eintreffen und den übrigen Behörden Beſuche ab, die von Hertretern der eſtländiſchen Stellen alsbald er⸗ widert wurden. Zu einem von dem deutſchen Geſandten veranſtalteten Ball waren auch die Offiziere der ſchwediſchen Kriegsſchiffe geladen. Auch die ſchwediſche Geſandtſchaſt veranſtaltete mehrere Feſtlichkeiten. — Die politiſche Lage in Bulgarien. Inſolge der Verſchärfung der innerpolitiſchen Lage berief König Boris einen Kronrat ein. Der König riet dem Miniſterpräſidenten Zankow, ein Kon⸗ zentrationskabinett zu bilden, in das die Demo⸗ kraten, radikalen Sozialiſten und die gemäßigten Agrarier eintreten ſollten. Zankow ſoll dem Ge⸗ danken eines Konzentrationskabinetts heftigen Widerſtand entgegengeſetzt und erklärt haben, ſein Abgang würde in abſehbarer Zeit auch die Ent⸗ thronung des Königs zur Folge haben. — Die Zukunft Grönlands. Nachdem der bäniſch⸗norwegiſche Grönlandvertrag mit dem geſtrigen Tage in Kraft getreten iſt, iſt die Zu⸗ kunft Grönlands in ein neues Stadium getreten. Das däniſche Monopol in Oſtgrönland iſt aufge⸗ hoben und norwegiſche Schiffe haben Zugang zu der ganzen Oſtküſte mit Ausnahme der däniſchen Kolonie Angmagsſalik. Um der norwegiſchen Konkurrenz zuvorzukommen, haben die Dänen noch in dieſen Tagen ein Expeditionsſchiff nach Oſtgrönland entſandt, das in Scoresbyſund eine Kolonie errichten ſoll. Die Abſicht geht dahin, hier die däniſche Flagge zu hiſſen und ſo den norwegiſchen Einfluß an dieſer Stelle auszuſchal⸗ ten.— — Attentat auf Zaghlul Paſcha. Wie aus Kairo gemeldet wird, ift Zaghlul Paſcha bei ſei⸗ er Abreiſe nach Alexandrien auf der Eiſenbahn⸗ ſtation durch einen Revolverſchuß in die Bruſt leicht verwundet worden. Der Täter wurde ver⸗ haftet. Die Aerzte hoffen Zaghlul Paſcha zu retten. Sein Angreifer iſt unter polizeilicher Bewachung nach Kairo zurückgebracht worden. — Sturz der braſilianiſchen Regierung. Wie Reuter meldet, iſt die Regierung in Sao Paolo geſtürzt. Die revolutionäre Junta habe die Oberhand gewonnen und General Rondon eine vorläufige Regierung gebildet. — Zuſammenſtüße in Delhi. Nach einer Reu. termeldung kam es in Delhi zwiſchen Moham—⸗ medanern und Hindus zu einem Zuſammenſtoß, dem mehrere Perſonen zum Opfer fielen. Die Unruhen ſollen darauf zurückzuführen ſein, daf ein mohammedaniſcher Knabe aus einem Brun— nen geſchöpft hatte, wogegen ſich die Hindus widerſetzten und den Knaben totſchlugen. Die Ruhe und Ordnung iſt zwar wieder hergeſtellt, doch ſind die Verkaufsläden immer noch ge⸗ ſchloſſen. — Schwerer Kirchenraub in Warſchau. Aus der Bontfatiuskirche der Vorſtadt CTzerniakow ſind die Reliquen des heiligen Bonifatius ſowie die geſamten Kirchenſchätze geraubt worden. Der Warſchauer Polizei iſt es gelungen, die Kirchen⸗ ſchänder zu verhaften und ihnen einen Teil der Beute abzunehmen. Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 13. Juli. In der letzten Sit⸗ zung des heſſiſchen Landtages ſprachen zu den Arbeits⸗ und Wirtſchaftsfragen noch 9 Abageord⸗ Roman von Igna Maria. (Nachdruck verboten.) Die ſechs Matlies 5 en verliefen ſich. Jos Matties ſtand inmitten einer Kinder. ie Landſtraße fürbaß, bis aus dem Grün der aume die Kirchturmſpitze des Dorſes ſichtbar urde. Am Kirchhof machte der Vater halt u. Dann marſchierten ſie vereint b Der Zug fuhr weiter, die wenigen Reiſen⸗ inkte die niedere Lattentür auf. Hild En⸗ veres Grab war mit roten, ſtark duftenden lauſendblättrigen Roſen bepflanzt. Der graue Marmorſtein war genau nach Joos Wünſchen gearbeitet. In Goldſchrift ſtanden die Worte: Hier ruht meine liebe Frau Hild Matties, 0 geborene Enveres. Das Leben ſchien ſtillzuſtehen, und all das Furchtbare war wohl erſt geſtern geſchehen.— Zum Nachmittagskaſſee hatte die Frau Bürgermeiſter Waffeln gebacken: das war ein fröhliches Hin und Her von Kinderſtimmen, dart anders als damals an jenem Frühſtück ach Hildes Begräbnis. Als Jos Matties wieder im Zuge ſaß, wurde ihm das Herz chwer. Waren das noch ſeine Kinder? Theres prach nur von Tante Roſa, Onkel Anton und annes. Hans nur von ſeinen Büchern und em Paſtorat, Bertas Gedanken gingen voll⸗ ändig in dem Krämerladen auf, und Sybilla ſchwelgte im Klagen über Hofreinigen und Schuhputzen. Sogar Peterken, den er endlich bei ſich hatte, weckelte davon, weil„Feſter Fi⸗ ona“ daherkam. Was war ihm geblieben? Die Frau tot, die Kinder fremd! Das arme Anneken wuchs unter wildfremden Menſchen auf, keine Mut⸗ terliebe überwachte ſeine erſten Schritte, und der Vater zog unſtet in der Welt umher! Hieß as leben? Und doch konnte er unmöglich die kinder mit umherſchleppen auf ſeinen Reiſen. Früher, als Hild noch lebte, war das etwas Selbſtverſtändliches geweſen. Sollte er wieder ſeiraten, die Kinder zu ſich nehmen? Marita 4 vier er um die Riedentwäſſerung nur Undank bei den Bauern geerntet hat, kann ich des Dankes de⸗ Regierung verſichern. Die Koſten für die Ent wäſſerung muß allerdings die dortige Bevölke⸗ kung tragen. Gewiß leidet heute die Landwirt⸗ ſchaft ſeyr, aber während ſie früher die Anglei⸗ hung an die Weltmarktpreiſe verlangte, ruft ſſe 1905 wo dies erreicht iſt, nach dem Schutzzoll. Andere Schichten leiden jedoch viel mehr. Wir haben in Heſſen 2400 unterſtützte Kleinrentner, 17000 Kriegsbeſchädigte, darunter 7500 Schwer⸗ berletzte, 6000 ͤrriegerwitwen, 17000 Kriegsbe⸗ ſchädigte, darunter 7500 Schwerverletzte, 6000 ſeriegerwitwen, 17500 vaterloſe Kriegswaiſen, 1200 Vollwaiſen und 3500 unterſtützte Kriegs⸗ tern. Trotzdem wird ſich die Regierung der karo blen e annehmen. Zu dem Erwerbslo⸗ enproblem bemerkte der Miniſter, daß es zwar zelungen ſei, die Zahl der Vollerwerbsloſen in peſſenn vom 1. Januar bis Mitte Juni von 19 auf 14000 herabzudrücken. Leider ſei ſie etzt aber wieder ſtark im Steigen begriffen. Schon als Gewerkſchaftsführer, ſo fuhr der Mi⸗ tiſter fort, habe er den Grundſatz aufgeſtellt: Einen Streik verhindern heißt zum Wohle des olksganzen ihn gewinnen.“ Die heſſiſche Ar⸗ beiterſchaft hält deshalb ſo feſt an dem Achtſtun⸗ dentag, weil ein großer Teil nicht am Woh⸗ nungsort beſchäfligt, vielfach täglich 12 Stunden und darüber von ſeiner Familie getrennt iſt. Die ſozial ſo ungerechte Mietzinsſteuer ſoll völ⸗ lig für die beantragten Neubauten verwandt werden. Der Miniſter ſchloß: Erſt die Annahme des Sachverſtändigengutachtens wird unſere Wirtſchaft wieder in ruhigere Bahnen lenken. Dafür ſind alle opferwilligen Kräfte einzuſetzen. Nächſte Sitzung Montag Nachmittag 2 Uhr. * Anträge und Vorlagen. Darmſtadt, 12. Juli. Dem Landtage ſind wieder eine Anzahl Anträge und Vorlagen zu⸗ gegangen, darunter eine Regierungsvorlage über ein Geſetz zur Erhebung einer Kurabgabe in Bad Nauheim und Salzhauſen, und eine klare Rechtsgrundlage geſchaffen, durch die es ermöglicht wird, die Abgabe in Verwal— tungszwangs verfahren raſch beizutreiben. Fer, ner iſt dem Landtag eine Regierungsvorlage zu gegangen, durch die die Dienſtbezüge der Staats, beamten, Lehrer uſw. geregelt wird, die Vorlage iſt inzwiſchen durch den Landtag zur Annahme gelangt. Eine andere Vorlage betrifft die Dienſt, aufwandsentſchädigungen für die Beamten der Kriminal- und Schutzpolizei, eine andere Vorlage enthält die Anforderung von 11200 Mark fü bauliche Herſtellungen im Regierungsgebäude in ö Mainz bezw. Zuſammenlegung der Dienſtwoh⸗ nung des Provinzialdirektors in das geſamte Mittelgeſchoß des Gebäudes und Verwendung der hier freiwerdenden Räume zu Dienſtzwechen eine weitere Vorlage regt die Unterbringung des Polizeiamtes Offenbach in das ehemalig Kreisamtsgebäude mit Kreisdirektorwohnung unf Amtsgehilfenwohnung in der Ludwigſtraße an Dem Landtag iſt nunmehr auch ein Geſetzentwurf zuge⸗ gangen, eine andere Vorlage fordert für die Er⸗ über die Abänderung der Bauordnung rere. Veneriella, die ſpaniſche Tänzerin, hätte Jos Matties kein Nein geſagt. Aber Hild, ſeiner Hild, eine Nachfolgerin geben? Lieber die Zeit aushalten, bis die Kinder zu ihm ziehen konnten, wenigſtens die Theres. —— Dann fiel ihm die Unterredung mit dem Paſtor ein. Sein Junge ſollte Lehrer werden. Heraus aus der Freiheit, dem Ungebunden— ſein, in die qualvolle Enge des Beamtentums. Statt die Welt kennen zu lernen, hockte er ſich aufs Katheder und brachte vierzig Strohköpfen das Einmaleins bei. Vielleicht aber hatte der Paſtor recht, vielleicht war Hans keine Künſt⸗ lernatur, vielleicht ſteckte in ihm kein Zirkus blut, kein Ehrgeiz, die Kunſt des Vaters zu erreichen, trotz ſeiner Jugendvorführungen mit Fixi. Jedenfalls wollte er ihm nicht hin⸗ dernd im Wege ſtehen, wenn bei Hans ſich Be⸗ gabung für den Lehrerberuf zeigte. Theres, die gertenſchlanke, biegſame, mit dem pikanten Raſſegeſichtchen, würde wohl einmal der ge⸗ feierte Stern der Zirkuswelt werden! In Theres würde ſeine Natur neu erſtehen. Was aus Berta, der kleinen Krämerſeele, und den anderen dreien würde, mußte man der Zeit überlaſſen. Zur Eröffnungsvorſtellung des Zirkus Caree waren Theres, Hans, Berta, Sybilla u. Hannes nach Hannover eingeladen. Darob große Freude bei den Beteiligten. Im Dorf ſprach man nur Lobenswertes über Jos Mat⸗ ties, der ſo gewiſſenhaft ſeinen Vaterpflichten nachkam. Nur einer hatte geheime Sorge, der Paſtor. Er teilte ſie ſeiner Schweſter mit: Am liehſten machte Herr Matties einen Zirkus⸗ menſchen aus unſerem Hans! Denk nur, Mal⸗ chen, wenn das Kind wieder in dieſes heimat⸗ loſe, ziel- und zweckloſe Daſein zurück müßte mit ſeinen Talenten.“ g f „Es wird ſchon ſo kommen mit Hans und allen Mattieskindern, wie es das Schickſal für ſie beſtimmt. Drum herum kommt keins von ihnen. Wir können nur die Augen offen halten und helfen, was zu helfen iſt, lieber Bruder!“ Aehnliche Befürchtungen ſprach Schweſter Oberin zu Schweſter Philomeng aus. arme Kinder, Schweſter, das werden am Ende 1 1 noch Tiere um die Arme wickeln tanzen. Ach, ſo arme, arme Kinder. Und der die ſich die fieſen und dann noch Schlangenmenſchen, für f en durch welcheg die bisherige Kurabgabenverordnung aufgehoben l n zu Gießen, auch eine eruer Anträge liegen vor, darunter ein ſolcher der ſozialdemokratiſchen Partei auf Einführung der Kurzarbeiterunterſtützung, Anträge der Abg. Hofmann, Birnbaum und Joſt auf weitere Un⸗ lerſtützung der Privatſchulen in Krainfeld und Seligenſtadt, Alzey, Herbſtein, Vielbrunn und Wimpfen. Die Bauernbundfraktion hat in Ge meinſchaft mit der Deutſchnationalen Partei di Veräußerung von unproduktivem Staatsgrund beſitz zur Schaffung von Mitteln für den Ankauf von land⸗ und fortwirtſchaftlichem Grundbeſitz beantragt. Die Abg. Dr. Werner, Fenchel, Joſt und Wolf beantragen den Beſchluß des Landtags auf Gewährung von 15000 Mark als Abfindung an den Landwirt Jakob Wolf 1. in Trais bei Mainz nicht mehr aufrecht zu erhalten, nachdem durch juriſtiſches Gutachten die Entſchädigungs⸗ pflicht feſtſteht. Die Abg. Stein, Brauer und Genoſſen haben weiter zur Verhinderung der Ausbreitung der Pferdeſeuche in Oberheſſen ge⸗ elgnete Maßnahmen zu treffen. Die Zentrums⸗ fraktion ſtellt Anträge zur Beſeitigung der ge⸗ ſprengten Forts und Stützpunkte in der Gemar⸗ kung Nieder⸗Olm und im Feſtungsbereich von Mainz, ſowie einen Antrag auf Schaffung eines Reichsgeſetzes zur Wucherbekämpfung. F Rathenaus geiſtige Geſtalt (Eine ideengeſchichtliche Frage.) Der Gedenktag des Ermordeten wurde in der Preſſe mäßig beachtet. Man mag es ſymp⸗ tomatiſch nehmen oder nicht für die deutſche Geiſtesverfaſſung und ihre Einſtellung zur — werdenden— Demokratie, wir wollen da⸗ rüber heine keine Betrachtungen anſtellen. Wohl aber meinen wir, das Zurückdenken an den zu früh Entriſſenen ſollte uns Deutſchen mehr ſein als ein Akt ehrender Erinnerung oder der Klage oder deutſcher Selbſtkritik, es ſoll uns auf die dauernde überpolitiſche und überzeitliche Bedeutung ſeiner geiſtigen Geſtalt hinlenken, auf das was er der Menſchheit war und bleiben wird. Durch den Beitrag, den er zu der Bewegung des Geiſtes gab, für den Fortſchritt der letzten leitenden Menſchheits⸗ überzeugungen und für die Vervollkommnung der höchſten NMoßideen. Gewiß hat er nichts * als zünftiger Gelehrter die die Probleme an⸗ gefaßt, die ihn ſein Leben beſchäftigten, im Febiete des Sozialen, Politiſchen, Wirtſchaft⸗ lichen, ſondern er glich in ſeinem univerſalen Dilletantentums großen Stils am meiſten ge⸗ wiſſen Figuren der italieniſchen Renaiſſance (Scheler). Aber er ſprach doch hier, wenn auch Dilletant, in der Tat von„kommenden Din⸗ gen“, ſah mit intuitivem Blick Probleme und zab in genialer Linienführung Löſungsent⸗ würfe, die nicht unwirkſam bleiben können, ö nachdem ſie einmal mit der ihm eigenen Kunſt in ſeinem Schrifttum niedergelegt ſind. Wir ttellten ihn in dieſem Sinne bei früherer Ge⸗ legenheit in eine Linie mit philoſophiſchen Charakterköpfen vor der Art der Kierkegard, Nietzſche, Bergſon, H. St. Chamberlain, Graf 5. Keyſerling, O. Spengler u. a., die auch als Popularphiloſophen doch nicht vorübergehen, ohne eine gewiſſe Fülle fruchtbarer Anregun⸗ Hans ſtand mit verlangenden Augen vor einem Buchladen. Es ſteckt halt doch einSchul⸗ meiſter in ihm, dachte der Vater reſigniert, „So] res. In ſeiner Theres hatte er ſich nicht ge⸗ cht I Tbetes, Pater ſieht eigentlich aus wie ein vornehmer Herr!“ Die beiden anderen Pflegemütter aber brachen Lanzen für Jos Matties, der doch zu Pferde wie ein Fürſt ausſehen mußte, und am Abend entlockte Frau Roſa ihrem Anton das Verſprechen, auch einmal mit ihr nach Hanno⸗ ver zum Zirkus Caree fahren zu wollen. Welch fröhliche Fahrt nach Hannover. Va⸗ terken ſtand warlend auf dem Bahnſteig, als ſeine vier unter Hannes Schutz dem Zug ent⸗ ſtiegen. Jos Matties, dem der Anblick der noch immer ſchwarzgekleideten Kinder einen faſt körperlichen Schmerz verurſachte, ließ ſie in einem der Konfektionshäuſer mit gleichen weißen Sylhenkleidchen, niedlichen Schuten⸗ hüten, gelben Halbſchuhen und ebenſolchen Strümpfen ausſtaffieren. Im Hotel zogen ſie ſich um. Theres band ſich und den beiden Schweſtern hellblaue Seidenſchleiſen ins offene Haar. Erſtaunt ſah der Vater ſeine drei bild⸗ hübſchen Mädchen an. Wie ſehr ſchlechte Klei⸗ der doch entſtellen können, dachte er. Das iſt geradezu ein Verbrechen, dieſe lieblichen Din⸗ ger in ſolch häßliche ſchwarze Säcke zu ſtecken. Mit runden Augen betrachtete Hannes, der noch niemals eine Großſtadt betreten hatte das bunte Leben auf der Georgſtraße, und ſeine bewundernden Blicke ſtreiften Theres: „O, Theres, wie biſt du ſchön in dem neuen Kleid!“ verſicherte er ein über das anderemal und konſtatierte mit heimlicher Genugluung, daß faſt alle Vorübergehenden ſich nach ihr umſchauten. ö Das vulſierende Leben der Großſtadt, ihr eigenes hübſches Ausſehen und die Bewunde⸗ rung, die wan ihr zollte, machten Theres ſtolz und glücklich. Als ſie mit Paterken vorausging, ſagte ſie unvermitlelt:„Wenn ich aus der Schule bin, komme ich zu dir! Dann darf i auch wieder Seiltanzen? Ich kann es gewi noch und will mir auch ſehr viel Mühe geben.“ Voll Stolz blickte Jos Matties auf The⸗ täuſcht, das war ſein Kind! 1685 Ab und zu zupfte ſie die neue Hagar mit lebenshungrigen ging hinein und erſtand die ſo ſehnlich ge⸗ wünſchte Annegarns Weltgeſchichte.„Und wo. ran hat denn unſer Hannes Spaß?“ ſorſchte er, während ſie die Richtung auf Kaſſee Kröpke nahmen.„Ich hab doch ſchon immer mitfah. ren dürfen,“ wehrte der eifrig ab,„und darf immer und überall dabei ſein!“ Aber Theres flüſterte Vaterken etwas ins Ohr, und ihre Augen lachten Hannes an. Als ſie unter einem roten Schirm im Kaffee Kröye ſaßen, drückte der Vater Hannes ein längliches Käſtchen in die Hand, und als er auf Thereſens Zureden öffnete, lag ja wirklich und wahrhaftig eine neue regiſterreiche Mundharmonifa darin! An den kleinen und runden Tiſchen ſaßen Damen in hellen Sommertoiletten und lachten und plauderten mit ihren Gegenüber, den Leutnants von den Königsulanen, die tro der feſchen Tiſchdamen keinen der Vorüber gehenden unbeobachtet ließen. Theres ahmte Haltung und Gebärden der Damen nach, und als Vaterken Eis mit Schlagſahne beſtellte fiel ſie nicht darüber her wie Berta und Sy. billa, ſondern nahm zierlich ein Löffelchen nach dem anderen, wie ſie es an den Nachbar- tiſchen erſchaut. Eine Militärkapelle ſpielte fröhliche Weiſen. Theres bekam leuchtende Augen. Das war Leben. Und plötzlich hatte ſie den Wunſch, daß ſie nie, nie wieder zurüch müßte in jenes Harzdorf.— Hans Matties hatte ſeinen Annegarn auf; geſchlagen und las mit brennenden Wangen; Berta langweilte ſich im ſtillen, ihre Schlag; ſahne war ohnehin verzehrt, was ſollte ſie hier noch? Sie wünſchte ſich zurück in den Kaufmannsladen, wo man alle Waren auf der blanken Meſſingwage abwiegen durfte. Sy⸗ billa dagegen fühlte ſich ganz in ihrem Ele⸗ ment. Kerzengerade ſaß ſie auf ihrem Stub! um nur keine Falten in das neue Kleid 8. chleife glatt und ſah ch. Hannes? cute val Feibl en 1 1 Augen um rennecke aber, ſtill⸗ vergnügt, 1 1 1 1 inn und Liebe. Haar 1%% nekilich und nachhaltig zu beeinflüſſen. In Rathenaus Weſen fällt vor allem eine oppelte Spannung großer Gegenſätze auf, über die er ſich ſelbſt kein Hehl gemacht. Das erſte Gegenſatzpaar zeigt im ſtärkſten Wider⸗ ſtreit den Drang zum Wirklichen und den Hang zum Geiſtigen. Die andere eee betrifft ſeine geiſtige Fähig⸗ e it allein. Ein überaus ſcharfer, beweglicher biegſamer und den poſitiven Tatſachen der Ge⸗ genwart zugewandter Verſtand muß ſich ver⸗ ſragen mit den ſpezifiſchen Eigenſchaften des tomantiſchen Genies, Wirklichkeitsmenſch und namontifer zualeich war Rathenait in ſelte⸗ ter Verbindung. Von hier aus verſteht man ſeine tiefe Skepſis gegen Wiſſenſchaft, ſoweit die Lebensziele und nicht nur hypothetiſche Regeln des Handelns und der techniſchen Weltdenkung geben will, und ſeine Ablehnung der durch Marx und Marxismus für die deut⸗ ſche Kulturform ſo verhängnisvoll geworde⸗ nen Denkweiſe, die keinen„Sinn für das Transzendente“ mehr hat. Von hier aus ver⸗ ſteht man ferner Rathenaus ſcharfen Kampf gegen das Verſinken des deutſchen Bürger⸗ kums ſeines Zeitalters in Jach, Beruf, Ge⸗ ſchäft, ſeine nie ruhende Klage über den Un⸗ lergang geiſtiger Freiheit, Selbſtändigkeit, Verantwortungsliebe, Gebundenheit, und Ge⸗ borgenheit der Seele in Gott. Aus derſelben Wurzel ſtammen auch Rathenaus Einſeitig⸗ keiten: wie alle Romantik, war auch ſeine zu ſehr nur Flucht und bloße Sehnſucht, Sehn⸗ ſucht heraus aus der Eiſeskälte und inneren Unfruchtbarkeit der weltſtädtiſchen Betriebs⸗ ſamkeit und des traditionellen überintellektuel⸗ len Berliner Geſellſchaftslebens, deſſen At⸗ moſphäre doch auch ihn mehr als zugegeben innerlich gefangen hielt. So erſcheint auch ſein wirkſamer Irrationalismus, die Verachtung des Verſtandes und ſeiner Beweiſe, ſo ſein maßloſes Vertrauen auf Inuition, Takt, In⸗ ſtinkt uſw. nur als eine Form, in der er ſeinen eigenen überſchwachen Intellekt ſelbſt zu be⸗ grenzen ſuchte. 5 Zu dieſer Doppelſpannung ſeines Weſens tritt hinzu eine tiefe, herbe, ganz individuelle Religioſität. Dem Glauben der Väter und der Synagoge entwachſen, hat er ſich auch keinem der chriſtlichen Bekenntniſſe anzuſchließen ver⸗ mocht, und dieſe Zurückhaltung in der„Streit⸗ ſchrift vom Glauben“ begründet. So blieb ihm nur der Weg zu einer ganz aus dem Quell ſeiner Seele heraus langſam erkämpften Gottes⸗ und Weltanſchauung die ſtreng indi⸗ vidualiſtiſche und myſtiſche Züge trägt.„In der Verborgenheit des Gewiſſens, im Gefühl der Verantwortung, der Mitverantwortung für das, was er„Reich und Seele“ nennt, la⸗ gen für ihn die einzigen Brücken zur Gott⸗ heit. Einſamkeit der Seele vor ihrem Gott, Kunſt der Verſenkung, alle irdiſche Begier und Sinnesſchein hinter ſich laſſende Abgeſchieden⸗ heit, Gewiſſensberatung, in myſtiſcher Liebes⸗ hingabe an die Gottheit— das vor allem ſind die religiöſen Gemütszuſtände, in denen ſeine Religioſität verſchloſſen bleibt. Aber in dieſem engen Grenzen war ſeine religiöſe Haltung echt, ſtark und von faſt puritaniſchem Ernſte.“ Solche religiös beſtimmte geiſtige Geſamt⸗ haltung mußte ſich auswirken in ſeinem gan⸗ zen auf Geſtaltung und Formung der Welt ge⸗ richteten Weſen: Jede Frage, auch der Geſell⸗ ſchaft, mußte für ihn nach ihrer Bedeutung für das Werden dieſes Gottesreiches der Seele“ und im Hinblick auf die Verwirklichung dieſes Reiches durch Technik, Mechanismus, muß er beſonders den deutſchen Akademikern Vorbild ſein! Er hat durch Perſon und Werl gezeigt, wie man den Techniler und den Kauf⸗ mann in ſich mit höchſter Geiſtesbildung und ten mit jenem echten unverſchüchterten Herrentum Grundſatz,„daß nur ſpontan ſeeliſche und ſitt⸗ liche Erneuerung die Urſache neuer und beſſe⸗ ihm ſich geborgen wiſſe Seele.. Entwicklung, ihm ſich geborgen wiſſenden Seel Organiſation zugleich betrachtet werden: Sche⸗ ler würdigt hier Rathenau weitaus tiefer als etwa L. v. Wieſe. Von welcher Grundſtellung aus kam Rathenau folgerichtig zu dem allem marxiſtiſchen Sozialismus entgegengeſetzten rer Einrichtungen wird und daß nicht eine ſogenannte naturnotwendige nicht bloßer Klaſſenkampf und bloße revolu⸗ lionäre Beſeitigung alter Einrichtungen, z. B. des Privateigentums, die Menſchheit ſbrem Wege zu ihrem unvorherſehbaren ge⸗ heimnisvollen Ziele weiterführen können, ſon⸗ und Werte orientierte poſitive votrunasfroher Führerperſonen“. Auch ſein detannles Ideal neuer Gemeinwirtſchaft, zu dem Hitze noch in ſeiner letzten Schrift ſyſte⸗ matiſch Steuung nahm, ſollte ſich nach ſeiner Meinung nur aufgrund eines neuen reli⸗ giöſen Geiſtes in allen Bekenntniſſen durchſetzen. Vor hier kam Rathenaus ſtarke Einwirkung auf die junge Bewegung eines religiös fundierten Sozialismus, und noch mehr, daß ſeine Ideen in den deutſchen inter⸗ konfeſſionellen chriſtlichen Gewerkſchaften und bei deren Führern eine ſo erhebliche Verbrei⸗ tung gefunden haben. Die Schriften von M.⸗ Gladbach verraten es durchaus, und Rathenau 8 5 äußerte gegenüber Scheler oft ſeine reude über dieſe Wirkung. In ſeiner Sittenlehre bedeuten fünf 1 und entſprechende Charakterzüge alles: ut, Pflicht, Sachlichteit, Verantwortungs⸗ Der Mut: Er kannte und brandmarkte wie keiner der zeitgenöſſiſchen Ethiker(beſonders der dünngeſiten Wirt⸗ ſchaftsethiker) den augſtvoll⸗rechenhaften, auf Sorge, Vorrat, Sammeln, auf materielle Ge⸗ ichtspunkte und grenzenloſen Erwerb einge⸗ lellten Menſchenthp der europäiſchen Unter⸗ ſchichten und ſtellte dieſem unfreien Intellekt⸗ und Zweckmenſchentyp gegenüber den gläubi⸗ ſen, ritterlichen, ehr⸗ und opferfreudigen Ger⸗ manen edler Raſſe u. verantwortungsbewuß, en Herrentums.„Furcht⸗ und Mutmenſchen⸗ um“ wurde ihm geradezu einſeitig zu erſten ſychologiſchen 15 leinteilung, in kehr für die kr v. 0 var auf Und welche Aufgabe für den deuſſchen Den ſchen der Zukunft! Aber er wird ihn beſchre? ten, dieſen f ußweg g x bern nur die an den ewigen Sternen abſoluter bſlege, der allein aufwärts führen kann konſtruktive Tat religiös begeiſterter und in Gott verant⸗ Kameraden, konnte 10 1 allt ät hm, preußiſchen Adels und mit ſpezifiſchem ßentum innig Durch rangen! 1 zu tun nicht aus Gewinnſucht,, nich“ um des Erfolges willen, ſondern aus Verlorenheit in Sache und Idee, aus dem glückhaften Ueber⸗ ſchwang ſchoͤpferiſcher Kräfte und einn golt⸗ genen Verantwortungsgefühl für das de der Gemeinſchaft, das waren die btzüge, die er in das Idealbild vom Un⸗ ternehmer einzeichnete. Freilich im Unterſchied von Kant wurde ihm der preußiſche Pflicht. gedanke nicht der letzte und höchſte Sitten, gedanke. Ueber ihn und hoch über den Mu etzte er die Mächte der begierdeloſen Liebe u egeiſterung. Scharf zeichnete er auch die Grenze des alten deutſch⸗ritterlichen Mut, Preu⸗ Ehr⸗ und Pflichtkoder, wenn er in der„Me. daß dies Syſten chanik des Geiſtes“ ſagt, vedel und ſachlich ſei, aber der Transzendenz ermangele.“ Mit Tiefe nahm er ſo die chriſt⸗ liche Idee der Gottes⸗ und Menſchenliebe auß, kr ſcheidet ſie ſcharf von allem bloßen Huma⸗ litismus der naturaliſtiſchen Schulen. Und dieſe Idee, die Selbſtändigkeit und Gliedſchaft, Selbſtverantwortung und Mitverantwortung für das Ganze, in ein und derſelben individu⸗ ellen Subſtanz der Menſchenſeele verankert, war auch Ausgangspunkt und Leitſtern für ſeinen weder individualiſtiſchen noch ſoziali⸗ ſtiſchen Geſellſchaftsgedanken, mit deſſen Auſ⸗ nahme er ſich der alten chriſtlichen Korpora⸗ tionslehre noch am meiſten genähert hat. Da⸗ kum auch ſeine Nähe Scheler, Plenge und neuerding. Steinbüchel. Das Verhältnis Rathenaus zu Staat und Wirtſchaft wird bleiben. Er erſcheint der großen Maſſe des deutſchen Volkes, die ihn nicht kennt, zurzeit faſt ausſchließlich als der„Märtyrer der jun⸗ gen deutſchen parlamentariſchen Republik und Demokratie“. Und doch iſt nichts ſo wichtig u. ungeklärt, wie eben die Frage: in welchem Sinne iſt er es und in welchem Sinne iſt er es nicht? Er war nicht Demokrat in irgend einer der geläufigen Meinungen über Demokratie, und war Demokrat nur in einem ganz be⸗ ſtimmten Sinn, den bisher nur Scheler zu deuten unternahm— er freilich als berufen⸗ ſter, dank ſeines langjährigen Umgangs mit dieſem ſeinem Freunde—, dem er geſteht,„in intimem Wechſelſpiel des Gebens und Neh mens viele Jahre hindurch in mannigſacher Richtung gewachſen zu ſein.“ Was Rathenau uns, und insbeſondere der deutſchen Jugend bedeuten kann— mahnt Scheler in ſeiner Gedenkrede—„liegt weni⸗ ger in ſeinen politiſchen Taten, als in ſeinem Bilde als Perſon, ähnlich den großen eng⸗ liſchen Staatsmännern, die bis zu Balfour ſo oft Philoſophen, und ähnlich den engliſchen Philſophen, die ſeit Bacon und Locke ſo oft Staatsmänner und Wirtſchaftsführer waren, ähnlich auch den deutſchen großen Führern aus der Zeit der Befreiungskriege“. Wie ein Fichte oder v. Stein ſtellt Rathe⸗ b nau die in dene„Einheit vom tiefen höchſter Geiſtesbildung und weithinreichender unſerem Lande ſo ſelten gewor⸗ religiöſen Sinn vielverzweigter praktiſcher Daſeinsformung dar. Wie ſie, war auch er überzeugt, daß ein neuer vpolitiſcher Geiſt nicht aus der Sphäre deb politiſchen Lebens ſelbſt, ſondern nur aus einer geiſtigen und ſittlichen Lebensreform der deutſchen Jugend erwachſen könne“. Darin verbinden kann, das zugleich von Herzen dos mütig iſt in der vor Gott ſtehenden und in nicht eine gewaltige Um, Bedeutet das verlebte Gegenwart! Tulturell ſteilen Bußweg herber Seelen Dr. H. Ruſter, Bonn. Aus Nah und Fern. Leiſelheim, 14. Juli. Von einer traurigen Botſchaft wurde geſtern abend gegen 7 Uhr die bieſige Familie Halbgewachs über raſcht. Ihr 13jähriger Sohn Heinrich ging geſtern nachmittag mit noch anderen Alters genoſſen an das Strandbad. Sie badeten abel nicht hier, ſondern in den in der Nähe befind, lichen ſog. Backſteinlöchern, die ſtark mit Schilf, und Schlingpflanzen verwachſen ſind. Den Knabe war ſtark erhitzt, was durch den weiten Weg leicht begreiflich erſcheint, und bekam, als er im Waſſer war, vermutlich einen Lungen, ſchlag. Er verſchwand vor den Augen ſeiner jedoch von von Herbei⸗ eilenden bald an Land gebracht werden. Wie; derbelebungsverſuche waren aber erfolglos Der Verluſt trifft die Familie Halbgewach⸗ beſonders ſchmerzlich, da erſt vor Jahren eing 11jährige Tochter zu Grabe getragen 9 auch ſtanden die ſchwergeprüften Eltern in 1 Tagen vor ihrer ſilbernen und der Sohn und Bruder Valentin vor der grünen Hochzeit Den ſchwergeprüften Eltern wird ſeitens den ganzen Gemeinde herzliche Teilnahme dar gebracht.— Dieſer tieſbedauerliche Fall bee weiſt aber immer wieder, daß man nie an ge⸗ fährliche Stellen baden gehen ſoll, bei Ueber, hitzung ſich erſt etwas ausruhen, allmählich abkühlen und dann erſt ins Waſſer gehen kann 1 e 0 2507 ihre Kinder immer wieder darauf aufmer geſundheitlichen Wert nur hat, wenn auch vie ſlaemeinen Nageln beachtet werden. n n machen, daß ein Bad den 0 nau 3 inung. D e 5 00 e an ihm, aß fe üdiſch U. 1605 Ariſtokratiſches mit 11 des Jedes Geſch ä an dieſem Punkte zu Etudienrat lange unbeſtritten der Wache das acht Schlauchlinien ergoßen ſich ungeheure Waſ⸗ Mombach in gut aus. Namentlich die Aprikoſen ve eine Vollernte. Die Zwetſchen dagegen infolge der naßkalten Witterung während der Blüte recht wenig Behang und wird es mit dem Einkochen von Zwetſchenmus in dieſem Jahre ſchlecht beſtellt ſein. Die Obſtzüchter beabſichti⸗ gen, auf dem Gelände des Obſt⸗ und Gemüſebau⸗ vereins einen Obſtgroßmarkt einzurichten. Bingen, 13. Juli. In der Nacht vom 5. bis 6. ds. Mis. wurde aus einem Anweſen in der Rüdesheimer Straße ein in dem dort erbauten Autounterſtand verwahrles Perſonen⸗Auto ge⸗ ſtohlen. Die Täter haben den Kraftwagen in der Büdesheimerſtraße etwa 50 Meter weit fort⸗ pre geſchafft, ihn aber zedenfalls, weil ſie ihn nicht ankurbeln konnten oder überraſcht wurden, ſtehen laſſen, ſo daß er dem Beſtohlenen unver⸗ ſehrt zurückgegeben werden konnte. Caub, 13. Juli. Den Tod ſuchte hier ein Nähe des Bahnhofes in den Rhein ſtürzte. Mädchen war kurz vorher aus dem ſich ſchon in Bewegung befindlichen Zuge auf der hieſigen Station herausgeſprungen, ohne ſich dabei zu berletzen. Einem Schiffer, der den Vorfall von unmittelbarer Nähe aus beobachtete, gelang es, Das Mädchen, die Lebensmüde noch zu retten. das an geiſtiger Umnachtung leidet, wurde ſei⸗ nen Eltern übergeben. Darmſtadt, 13. Juli. Die Heſſiſche Aerztekam⸗ mer iſt hier gebildet worden. Zum Vorſitzenden wurde Geh. San.⸗Rat Dr. Habicht⸗Darmſtadt ge⸗ wählt. Darmſtadt, 13. Juli. am Realgbmnaſium Dr. Hermann Poepperling aus Bingen Juli ds. Is. Der Studienrat ſu Mainz Georg Dichenberger im Realgymaſium u Mainz. zum Studienrai zeigen Aus dem Staats⸗ hienſt entlaſſen wurde am 8. Juli der or. Pro⸗ eſſor an der Landesuniverſität Dr. Schian auf ſein Nachſuchen. Darmſtadt, 13. Juli. Eine neue heſſiſche B. Martin amtenſterbekaſſe wurde am vorigen Sonntag in Fürſtenſaal zu Darmſtadt von einer gut beſuchten Mitgliederverſammlung der bisherigen allgemei⸗ nen heſſiſchen Beamtenſterbekaſſe gegründet. Auflöſung der bisherigen Kaſſe, die der rieſigen Geldentwertung des Vorjahres zum Opfer ge⸗ fallen iſt, konnte nicht beſchloſſen werden, da das erforderliche Viertel der Mitgliederzahl nich anweſend war. Der neu gegründeten Kaſſe tra⸗ ten ſofort über 200 Mitglieder der bisherigen Raſſe bei. Die neue Kaſſe ſchließt Verſicherungen bis zu 3000 Mark gegen die gleichen Prämien wie ſie bei der alten Kaſſe zu zahlen waren, ab, Für die erſten 10 Jahre iſt ein Zuſchlag von 40 Prozent zu entrichten. Weinheim, 13. Juli. Der Senat der Univer⸗ ſität Heidelberg hat Herrn Dr. phil. h. c. Fried, rich Karl Freudenberg hier zum Ehrenſenatof ernannt. ö Heidelberg, 13. Juli. Die Heidelbeerernte if dieſes Jahr beſonders gut ausgefallen und di Wälder wimmeln von Menſchen, denen die Hei delbeerernte lohnenden Verdienſt bringt. Frankfurt, 13. Juli. Beim Ueberſchreiten den Gleiſe wurde Samstag abend gegen 8 Uhr in Hauptbahnhof der ſechsundfünfzigjährige Poſt⸗ 1 E eh 2 ö 0 aſſiſtent Sebaldus Sprenger aus der Battonſtraße eine Einigung über das Expertenprogramm von einer einfahrenden Lokomotive überfahren und auf der Stelle getötet. Frankfurt, 13. Juli. Eine kataſtrophale Feuersbrunſt vernichtete in der Nacht zum Sams⸗ tag Fabrikräume und Materiallager der Firma Schwab und Frey, die Kämme, Toiletteartikel Haarſpangen, vorwiegend Gegenſtände aus Cel luloid herſtellte. Gegen halb zwölf Uhr nacht leuchtete heller Feuerſchein von der Fabrikſtätte und rieſige Rauchwolken ſtiegen empor. Auf die Feuermeldung konnte die nözigelegene Wach⸗ Burgüraße nür beſchrantt reagieren, da ein Tei i zur Löſchung eines Kellerbrandes tach der Eichwaldſtraße abgerückt war. So wur⸗ de denn die Wache Münzgaſſe alarmiert, die im Verein mit der eee den Kampf gegen lobernde Florit aufnahm. Aus ſermaſſen in das Brandgebriet. Fertigwaren, Material und Maſchinen ſind vollſtändig vernich⸗ tet worden und der Bau brannte innerlich voll⸗ kommen aus, ſo daß nur die Umfaſſungsmauern und Teile des Dachwerks ſtehen geblieben ſind. Gegen halb 7 Uhr war die Hauptgefahr beſeitigt und es brauchte nur noch von da an eine Brand⸗ wache an Ort und Stelle zu verbleiben, die al⸗ lerdings z. B. gegen zehn Uhr nochmals in Ak⸗ tion treten mußte. Ueber die Urſache des Feuers, das einen beträchtlichen Schaden anrichtete, herrſcht noch völlige Unklarheit. Gelſenkirchen, 14. Juli. Am Samotag ereig⸗ nete ſich auf der Zeche„Bonifatius“ während der Mittagsſchicht eine ſchwere Exploſion, die insgeſamt vier Bergleuten das Leben koſtete. Ferner wurden 9 Bergleute ſchwer verletzt. München, 13. Juli. Der Berliner Studienrat Dr. Johann Mark; der ſich ſeit drei Wochen zur Rur in Berchtesgaden aufhält, iſt geſtern mittag ermordet und beraubt worden. Dr. Mark machte vormittags mit ſeiner Frau einen Spaziergang, trennte ſich dann von ihr, um allein im Luſthai⸗ ner Wald weiter zu gehen, und wollte mittags wieder zurück ſein. Als er nicht kam, machte man ſich am Nachmittag auf die Suche nach ihm und fand ihn ſchließlich abſeits vom Waldweg tot mit einem Schuß im Hinterkopfe. Seine ſchwarze Lederbrieftaſche, die rund 100 Mark und Legitimationspapiere enthielt, iſt geraubt, dage⸗ gen fand ſich bei dem Ermordeten noch die gol⸗ dene Uhr und ein Brillantring vor. Von dem Täter fehlt jede Spur.— ö 10 104 Henkel's Bleich- u. Waschmittel g ibt schneeweiſſe Wäsche spart Selle und ersetzt die Rasenbleiche Völlig unschädlich.— OHNE CHLOR München, 13. Juli. Gegen den Rat am Ober⸗ ſten Landesgericht und früheren Polizeipräſiden⸗ junges Mädchen aus Bonn, indem es ſich in der ten Münchens, Pöhner, Das J 3 3 7 1 5 3 2 2 ken eingeleitet worden, in dem die Disziplinar⸗ kammer für richterliche Beamte war wegen ſeiner Be⸗ teiligung am Hitlerputſch ein Disziplinarverfah⸗ nunmehr das Urteil gefällt hat. Es lautet auf Dienſtentlaſſung. Rach dieſem Erkenntnis ſtehen Pöhner irgend⸗ welche Gehaltsanſprüche nicht mehr zu. Wien, 13. Juli. In Wallendorf bei Kaſchau brach in einer Hatte beim Brotbacken Feuer aus, das mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff und vier Fünftel des Ortes einäſcherte. Ein, Frau und zwei Kinder verbrannten. Paris, 13. Juli. Geſtern morgen hat ſich auf deer Strecke Straßburg Paris bei Vitry la Ville Eranannt wurde der zu Darmſtadt zum ſtonrektor dieſer Anſtalt mit Wirkung vom 1. am Gymnaſium ein Eiſenbahnunglück ereignet, indem ein Schnell ⸗ zug mit einem Rangierbug zuſammenſtieß. Vier Perſonen wurden getötet und 14 verletzt. Der berantwortliche Rangierchef namens Stark wur⸗ de verhaſtet. 9 4 52 e Lehte Meldungen. Franzöſiſche Preſſeſtimmen zur Kanzlerrede. Paris, 14. Juli. Der„Temps“ Dil ſchreibt, weſentlich erfreulicher als die letzten Erklärungen Streſemanns ſeien die Ausfüh⸗ rungen des Reichskanzler, wonach Deutſchland lediglich die loyale Erfüllung des Buchſtabens und des Geiſtes des Sachverſtändigengutach⸗ tens durch alle Beteiligten verlange. Frankreich in jeder Hinſicht bereit. bereits einen Beweis geliefert. Dazu ſei Es habe dafür durch die Freilaſſung der Gefangenen und durch die Aufhebung der Ausweiſungen Deutſch⸗ land habe in dieſer Richtung bisher nichts getan. Unter dieſen Umſtänden könne es auch von Frankreich nicht verlangen, etwas zu ver⸗ ſprechen, was im Sachverſtändigenbericht nicht gefordert ſei. Man müſſe ſich im Ausland über die Einſtellung der die Verſtändigung wollen⸗ den Kreiſe in Frankreich klar werden: Dieſe teilen die Auffaſſung, daß Frankreich einen ſchweren Fehler begehen würde, wenn durch ſeine Schuld der Dawes-Plan zum Scheitern gebracht würde. Wenn dies aber durch die Schuld anderer geſchehen ſollte, dann ſei ſicher⸗ lich nicht Frankreich das Land, das darunter am erſten und am meiſten zu leiden haben würde. Das Blatt verſucht ſodann den Nach⸗ weis zu führen, daß die Schwierigkeiten für nicht ſo ſehr an der franzöſiſchen Sanktions⸗ politik, ſondern vielmehr an Deutſchland, Eng⸗ land und der Vereinigten Staaten liegen, in Deutſchland, wo die Nationaliſten bereits wieder mit dem Säbel raſſelten, in England und Amerika aber, weil dort die Finanzkreiſe der internationalen Anleihe und der unerläß⸗ lichen Mobiliſterung der deutſchen Schuld Schwierigkeiten bereiteten, obwohl Frankreich keineswegs die Abſicht habe, die deutſchen Obligationen in größeren Mengen flüſſig zu machen, ſondern nur verlange, daß dieſe Obli⸗ gationen auf allen großen Börſenplätzen einen Mankt fänden.— Die Information“ erkennt in ihrem Kommentar zu den Erklärun⸗ gen des Kanzlers nicht nur die Forderung nach Zuziehung Deutſchlands zu den Londo⸗ ner Verhandlungen als berechtigt an, ſondern ſie erklärt es darüber hinaus auch für durch⸗ aus begreiflich, wenn die deutſche Regierung von den Alliierten Garantien für die ökono⸗ miſche Freigabe der Ruhr verlange. 5 Marineſtreik in Griechenland. Wien, 13. Juli. Der arößte Teil de! griechiſchen Marineoffiziere iſt in den Strei getreten und hat ſeine Demiſſion eingereicht als Zeichen eines Proteſtes wegen der Dienſt⸗ beförderungsverhältniſſe. Der Marineminiſter Hadfikyriakes bat dem Präſidenten da⸗ rauf ſein Rücktrittsgeſuch eingereicht, das aber nicht angenommen wurde. Die Regierung hat beſchloſſen, energiſch gegen die ſtreikenden Offiziere vorzugehen. metter bericht: Wolkig bis beiter, warm, Gewitter, ſüdliche Winde. CCC ͤͤ ianaumanammmmggunmanaua uso Umm ummnan g mammaenmuung num Der heutigen Aus gabe unſer er Zeitung liegt eine Ankündigung der Firma Dr. med. Robert Hahn& Co., G. m b. H, Magdeburg. über das in vielen tauſend a von Fällen bewährten G: ſundheitsmiitel „Salvltal“ bel, auf welch es wir unſere ge⸗ ſchätzten Leſer hiermit ganz beſonders binwelſ u. 4 1 4— 1 0 F