Prinzen in 1 onarchiſcher Gedanke. „„Bayeriſche Kurier“ berichtet über 1 0 5 Mittwoch vergangener Woche in München abge⸗ haltenen ersten die zur Gründung der „großdeutſchen Volksgemeinſchaft“ führten, fol gendes: Eſſer pöbelte dann die vaterländiſchen und Kriegervereine, die Generäle und Wittelsbacher erſtaunlicher Selbſtüberhebung an. „Man ziehe im Parademarſch vorüber und mache Verbeugungen vor Größen“, ſo ſagte er,„die nicht zuletzt durch ihre eigene Schuld ge. ſtürzt worden ſind. Dieſe Herrſchaften dächter nicht daran, daß es der prachtvollſte Auftrieb für den Kommunismus iſt, wenn dieſe„alten Bon zen“ im Glanze einſtiger Herrlichkeit umher, ſteigen.“ „Auf eine beſondere Charakter- und Prinzi⸗ pienfeſtigkeit bei der„Großdeutſchen Volksge⸗ ö meinſchaft“ laſſen dieſe Auslaſſungen, meint den „Bayeriſche Kurier“ dazu, nicht ſchließen. Wenn man auch bei dem einſtigen Räterepublikaner Eſſer keine eingewurzelte monarchiſtiſche Geſin⸗ nung und keine beſondere Vorliebe für das Ord⸗ Kung ſchaffende Militär vorausſetzen kann, ſo hätte man doch die Zurückweiſung einer ſolchen Anpöbelung von einer Verſammlung erwarten ſollen, in der doch ſicher Leute genug waren, die ihrer Verehrung für hohe Militärs— vergl. den geradezu abgeſchmackten Ludendorff⸗Kult!— ſonſt nicht laut greug belunden konnten, und die im⸗ mer wieder detonen zu müſſen glauben, daß ſie much himer daß Haus Wittelsbach ſich ſtellten.“ „Nach demſeſden Dlatt erklärte der Abgeord⸗ nete Streicher: „Die Achurng vor dem Kronprinzen Rupp⸗ ercht habe aulgehört, ſeit er in Nürnberg und daun in Miinchen mit Kahr zur Mahnwahlfeier dor der Feldherrnhalle erſchienen ſei. Wer in den Landtag hineinſehe, der wiſſe, daß der Tag nicht mehr ferne ſei, wo man irgendwo einen Mann hole und ihn in das Unalück führen, ihm 7 Die Ankunft eines kräftigen Stammhalters zeigen hocherfreut an Math. Träger u. Frau Saftladen„Sum grünen Caub“. Arbeiter⸗Aadfahrerbund„Golidarität“ Mitgliedſchaft Wanderer. Am Freitag Abend 9 Uhr im Lokal zum„Morgenſtern“ Mitglieder⸗ Verſammlung. 95 Tagesordnung: Waldfeſt und Saalmaſchinen. Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwartet * 1 1 15 1 i eiue Krone auſſetze, zu der er keine Berechtigung mehr habe. Es ſei ein Verbrechen, einm Volke, das dem Tode geweiht ſei, einen König zu ſetzen. König ſei nur der Mann, der auf einem ſittlichen Weg das erobert hat, was wir königlich heißen. Wenn der Tag gekommen ſei, werde das Volk ſich ſeinen Präſidenten nehmen. Die alten Formen laſſen ſich nicht mehr mit dem al⸗ ten Inhalt füllen. Im November 1918 wurde mit ungeheurem Schnitt eine tauſendjährige Entwicklung durchſchnitten.“ 1 Das iſt alſo ein glattes Bekenntnis zur Re⸗ publir und eine unverkennbare Abſage an die Wittelsbacher! meint der„Bayeriſche Kurier“ dazu. i e ee g ae eee Katholikentag 1924. Feſtblatt für den Katholikentag 1924. Für die diesjährige Generalverſammlung der Katholiken Deutſchlands, die bekanntlich vom 31. Auguſt bis 3. September 1924 in Hannover ſtattfindet, wird ein eigenes Feſt⸗ blatt herausgegeben werden. Als Mitarbei⸗ ter werden die erſten Größen des katholiſchen Schrifttums mit vertreten ſein. Das Feſtblatt ſämtliche Reden der Hauptverſammlungen im Wortlaut bringen und über alle Haupt⸗ und Nebenveranſtaltungen eingehend berichten. Ebenſo werden alle Anträge und Beſchlüſſe zur Veröffentlichung kommen. Zwar wird— entgegen unſerer letzten Meldung— über die 63. Generalverſammlung in Hannover ein Bericht in Buchform erſcheinen, ähnlich wie über die 61. Generalverſammlung in Frank⸗ furt und über die 62. Generalverſammlung in München: wer aber auf dem ſchnellſten Wege ſich in alle Einzelheiten über den Katholiken⸗ tag unterrichten will, wird ſofort das Feſtblatt beſtellen. Der Poſtbezugspreis beträgt für ſämtliche Nummern 2 Mark. Der offizielle Ti⸗ tel, unter dem auch die Beſtellung zu erfolgen hat. lautet: ö enges Angebot un nenen Wagen fertig zum Einſpannen 1 zweiſpänner Wagen, ca. 65 Ztr. Trag⸗ kraft, 1 einſpäuner Wagen, ca. 45 Ztr. Tragkr., 1 Kuhwagen, ca. 25 Ztr. Tragkr. Die Wagen können mit Kaſten oder Heu⸗ leitern geliefert werden. Preiſe ſind äußerſt geſtellt und können bei Wagen und Mähmaſchinen günſtige Zahlungsbedingungen geſtellt werden J. Wunderle am Marktplatz. (Zeitungskatalog 8, mensſtraße 5. 1 programmatiſchen Artikeln wird ferner tt für die 63. Generalverſammlun⸗ der Katholiken Deutſchland“ g8t0 N. chen Seite 42). A fragen betre. redaktionellen Aufnahmebedingu 5 a die Geſchäftsſtelle des Feſtblattes, Hannover, Münzſtraße 2, zu richten. Alle Anfragen, die die Teilnahme am Ka⸗ tholikentag betreffen, ſind zu richten an das Büro des Katholikentages, Hannover, Cle⸗ 7 5 Eine Tagung der Handlungsgehilſinnen. Der vor 35 Jahren gegründete Verband der weiblichen Handels⸗ und Bürsbangeſtellten, der mit 88 300 über das ganze deutſche Reich, ſowie in den abgetrennten Gebietsteilen, verbreiteten Mitgliedern die größte Organiſation berufstäti⸗ ger Frauen darſtellt, hielt nach dreijähriger Pauſe ſeine diesjährige Hauptverſammlung in Eiſenach ab. Aus allen Gegenden Deutſchlands, ſowie aus Danzig, waren Hunderte von Standes⸗ und Berufsgenoſſinnen herbeigeeilt, um an den wich⸗ tigen Beratungen teilzunehmen. Der vom Vor⸗ ſtande gegebene Bericht konnte feſtſtellen, daß es dem Verband gelungen iſt, trotz der ſchwierigen, durch die Inflation, den Perſonallabbau und andere Umſtände bedingten Verhältniſſe ſich gut zu behaupten, womit der Beweis nicht nur der Lebensfähigkeit, ſondern auch der Notwendigkeit der Frauenberufsorganiſation erwieſen ſei. Alle Ein: htungen des Verbandes wieſen eine ge⸗ ſunde Entwicklung auf. Der Stellennachweis konnte allein im letzten Jahre 9000 Aufträge er⸗ ledigen ohne die Aushilfeſtellungen. Ueber drei⸗ 4 ßigtauſendmal wurde der Rechtsſchutz in An⸗ ſpruch genommen. Beträchtliche Summen ſind für ſatzungsgemäß geregelte Arbeitsloſenunter⸗ ſtützung aufgewandt worden, ebenſo in kollegia⸗ ſer freier Liebestätigkeit an alle und kranke Mit⸗ glieder. Reich war die Bildungsarbeit des Verbandes. Geſetzgebenden Körperſchaften und Behörden wurden in reicher Zahl Wünſche für Beſtaltuna der Geſetzgebung auf dem Gebiet⸗ ſö0 uöbte Werdekraft ist die Zeitungs-Anzeige zur richtigen Zeit in der richtigen Abfassung in der richtigen Form in der richtigen Zeitung dem Viernheimer Unzeiger K. K. U. Donnerstag 9 Uhr Bestecken erstklassigen Mand-Uhren zu besonders billigen Preisen in echt Silber, versilbert und Alpacca Besichtigung ohne Kaufzwangil im„Eichbaum“. Der Vorſtand. Ei raue Eine g 9 Gans entlaufen. Um Rückgabe bittet. Der Vorſtand. Achtung! Achtung! Großer Preisaufſchlag r Lumpen zahle von heute ab im Hauſe pro Kilo 8—10 Pfg. Fritz Neff. Fonder- Angebot lederwaren aftefsgaptinel von der einfachsten bis aur. elegantesten Ausführung bamenhandlaschen 25 0 15 3.00 an Desuchstascnhen l. l. 50, von Mk. Acholntaschen e 7. f. 00. 100. Acheintaschen n. Irleftaschen 5 dre Mk. 1.50. Aaenmapbon- 6e. l. 28. 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Die thüringi⸗ ſche Regierung, der Bund deutſcher Frauenver⸗ eine ſowie befreundete Berufsvereine hatten Vertretungen entſandt, zum Teil mit Rückſicht auf die Vorträge. Behandelt wurden von der Vorſitzenden Katharina Müller„Frauenberuf und Frauenverband“, von Dr. Silbermann „Berufsverbang und Bilgungsweſen“, von Agnes Möhrke, Mitglied des Reichswirtſchaftsrats, „Wirtſchaft und Sozialpolitik“. Die lebhafte, eingehende Ausſprache, die ſich an die Vorträge anſchloß und an der auch Gäſte ſich beteiligten, bewies, welehem Intereſſe die behandelten Fra⸗ gen begegneten. Die Vorträge werden demnächſt durch Druck der Oeffentlichkeit übergeben wer⸗ An unſere Leſer! Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß alles Zeitungsgeld, auch das des Monats Juli, bis 1. Auguſt lfd. Is, bezahlt ſein muß. Wer dieſen letzten Termin aber⸗ mals verſtreichen läßt, hat es ſich ſelbſt zuzu⸗ ſchreiben, wenn ihm die Zeitung nicht mehr gebracht wird. Damit in Zukunft die viele Lauferei zu den Abonnenten endlich aufhört, machen wir heute ſchon darauf aufmerkſam, daß der Bezugspreis pro Monat Auguſt bis läugſtens 5. Auguſt bezahlt ſein muß. Wenn wir dieſe Zahlfriſt einführen, ſo nur deshalb, weil wir uns vor Verluſten nicht anders ſchützen können. Wir geſtehen frei, die große Maſſe unſerer Abonnenten zahlt pünktlich, aber auch viele gewohnheits⸗ mäßig ſchlecht und wieder andere überhaupt nicht. Einzig und allein aus dieſem Grunde müſſen wir das Bezugsgeld im Voraus er⸗ heben laſſen, um uns vor allzugroßen Ver⸗ luſten zu ſchützen. Unſere geſchätzten Abon⸗ nenten bitten wir, für dieſe Sachlage Ver⸗ ſtändnis zu zeigen und das Bezugsgeld an genannten Tagen bereit zu halten. Hochachtend Biernheimer Anzeiger. Zur empfehle: Frühkleeſamen— Ewiger Klee Sommerwicken Winterwicken— Felderbſen Weißrüben⸗Samen in verſchiedenen Sorten Sommer⸗Reps— Gras⸗ ſamen— ſowie alle zur Herbſt⸗Ausſaat nötigen Garten⸗ u. Blumenſümereien Alois Walter Telefon 103 Gagtguthaus Telefon 103 N. B. Ernteſtricke wieder eingetroffen Bauern⸗Verein. Zur Saatzeit empfehlen: hat nötigen Hartenſämereden. f N 2 Frühnleeſamen, Ewiger Klee, Sommer⸗ wicken und Felderbſen, Weißrübenſamen in beſten Sorten, ſowie alle zur Herbſtaus⸗ s Sperial-Haus für U. Morhwa Oer Vorſtand. 9 Mannheim d 2, 8 (otennheiner Zetung— Vieruheiner Nachrichten a t 1 N t Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins 5 ebracht, ratis beilagen: wöchentl. Samsta und en“, halbjährlich einen Sahtwlan, fois einen 8 das achtſeltige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Mi Viernheimer Tageblatt ttwoch, den 23. Juli 1924 GViernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Ae e arne e: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und 1 vormittags 8 vorher.— Inſerate müſſen bei Aümmen zum Lanullonen-Mompromiß. Berkin, 21. Juli. Nach den bisher e liegenden Preſſemeldungen hat die erſte Kommiſſion der Londoner Konferenz ſich in der Frage der deutſchen Sanktionen auf einen Kompromiß geeinigt, demzufolge die Reparationskommiſſion allein die eventuellen Verfehlungen Deutſchlands ſeſtſtellen und die alliierten Regierungen dann aufgrund dieſer Jeſtſtellungen die zu treffenden Sanktionen beſtimmen follen. Dieſe Sanktionen ſollen allerdings die Spezialpfänder berückſichtigen, die dem Zinſendienſt der 800 ⸗Millionen⸗An⸗ leihe dienen, indem dieſer Zinſendienſt ein Prioritätsrecht über die alleinigen Einkünfte Deutſchlands haben ſoll, wenn die Spezial⸗ pfänder für ungenügend angeſehen werden ſollten, ebenſo wie über alle ſpäteren deutſchen Hilfsquellen, die eventuell aus der Inkraft⸗ ſetzung der Sanktionen hervorgehen ſollen. Dabei wird ausdrücklich betont, daß das Recht zu Sanktionen auf dieſe Weiſe nicht auf⸗ gehoben werden und beſonders Frankreich ſeine völlige Handlungsfreiheit behalten ſoll. Ferner geht aus dem Kompromißbeſchluß her⸗ vor, daß erſt nach Feſtſtellung etwaiger deut⸗ ſcher Verfehlungen durch die Reparationskom⸗ miſſion die Anſicht des im Sachverſtändigen⸗ gutachten vorgeſehenen Generalagenten und eines Vertreters der Geldleiher eingeholt wer⸗ den ſoll. Hierzu wird uns aus gutunterrichteten Kreiſen geſchrieben: Deutſchland kann ein Recht der alliierten Regierungen oder der Re⸗ parationskommiſſion, wonach dieſe wichtigen Beſchlüſſe aus dem Artikel 22 der Anlage 2 zu Teil 7 des Friedensvertrages abzuleiten iſt, nicht anerkennen. Die Alliierten können nach Artikel 22 des Vertrages die Anlage 2 einſei⸗ tig nur ändern„vorbehaltlich der Beſtimmun⸗ gen des Verſailler Vertrages“. Die jetzt beab⸗ ſichtigten Aenderungen gehen aber über den Verſailler Friedensvertrag hinaus, aus dem Grunde, weil das Sachverſtändigengutachten ſelbſt den Rahmen des Verſailler Vertrages überſchreitet. Es iſt kein Zweifel, daß der Ver⸗ trag nur zweiſeitig, das heißt, auch mit Zu⸗ ſtimmung Deutſchlands, geändert werden kann und wir deshalb nicht gezwungen ſind, wenn einſeitige Beſchlüſſe gefaßt werden, dieſe anzuerkennen. Deutſchland kann insbeſondere die bisher auch von der engliſchen Regierung geteilte Auffaſſung nicht aufheben. daß nach den Paragraphen 17 und 18 der Anlage 2 zu Teil 7 des Friedensvertrages keine der alli— ierten Mächte berechtigt iſt, für ſich allein Sanktionen zu ergreifen, und daß auch alle Alliierten zuſammen nicht das Recht haben, territoriale Sanktionen über Deutſchland zu verhängen. In ihrer bekannten Note vom 11. 8. 23 hat die engliſche Regierung ſelbſt ſol⸗ gendes erklärt: Nach Anſicht Seiner Majeſtäts Regierung beſteht kein rechtmäßiger Anſpruch darauf, daß die Maßnahmen, die die Verbün⸗ deten nach Paragraph 18 der Anlage 2 bei ge⸗ wiſſen Umſtänden zu ergreiſen berechtigt ſind, die militäriſche Beſetzung deutſcher Gebiete einſchließen. Der Beſchluß des erſten Aus⸗ ſchuſſes der Londoner Konferenz, der bisher allerdings nur auf inoffiziellem Wege bekannt geworden iſt, ſtellt zweifellos eine neue Ver⸗ ſchlechterung gegenüber der früheren engliſch⸗ amerikaniſchen Entwürfe zur Sanktionsfrage dar, und zwar nicht nur aus den oben ange⸗ führten, ſondern auch aus folgenden Gründen: nach dem neuen Kompromißbeſchluß ſoll näm⸗ lich der im Sachverſtändigengutachten vorge⸗ ſehene Generalagent für die Reparationszah⸗ kungen und der Vertreter der ausländiſchen Anleihegeldgeber nicht mehr wie urſprünglich vorgeſehen war ein Vetorecht gegenüber etwaigen Sanktionen haben, ſie ſollen nun⸗ mehr das zweifelhafte Recht haben, ihre An⸗ ſicht über ſchon beſchloſſene Sanktionen zu äußern. Aus den bisherigen Veröffentlichun⸗ gen des Kompromißbeſchluſſes geht nämlich plar hervor, daß der Vertreter der Geldgeber nur gehört werden ſoll, wenn diegieparations⸗ kommiſſion einen Beſchluß über eine ſchuld⸗ 1 5 Verfehlung Deutſchlands bereits getrof⸗ en habe. Sie könne ferner erſt gehört werden, wenn die alliierten Regierungen über die Art der Sanktionen Beſchluß gefaßt habe. Nun wäre aber gerade die Auffaſſung des Repara⸗ tionsagenten für eine etwaige Verfehlung Deutſchlands inſoſern von außerordentlicher Wi it, als gerade er infolge ſeiner ge“ Inauen Kenntnis der wirklichen Verhältniſſe in Deutſchland am befſten entſcheiden könnte, ob etwaige Verfehlung ſchuldhaft iſt ode Franzöſiſche Preſſeſtimmen über London. Paris, 22. Juli. Der Temps“ meldet, daß nach Anſicht franzöſiſcher Kreiſe der Lon⸗ doner Konferenz die Einladung Deutſchlands ſicher ſei. Die Einlavung werde wahrſchein⸗ lich aber erſt nach Verlauf einiger Tage ab⸗ gehen. Das Blatt befürchtet jedoch, daß die mit Mühe und Not von den einzelnen Aus⸗ ſchüſſen erzielten Ergebniſſe„gefährdet“ wer⸗ den könnten, wenn nachträglich den Deutſchen Korrekturmöglichkeiten zugeſtanden werden würden. Die„Liberte“ bezeichnet die ganze Londoner Konferenz als eine große hiſtoriſche Poſſe.— Die„Quotidien“ berichtet über eine Unterredung ſeines Londoner Bericht⸗ erſtatters mit Herriot, der ihm erklärte, daß einige ſehr bedeutende politiſche Prob⸗ leme gelöſt worden ſeien. Bei den Londoner Verhandlungen ſeien diesmal die kleinen Dif⸗ ferenzen der Preſtigefrage bisher ganz vermie⸗ den worden.— Nach weiteren Londoner Meldungen Pariſer Blätter ſei die Stockung, die anſcheinend bei den Verhandlungen ein⸗ getreten ſei, und derentwegen von der Einla⸗ dung deutſcher Delegierten zur Konferenz nicht geſprochen wurde, beſonders daraus zu erklären, daß die Schwierigkeiten im zweiten Ausſchuß in der Eiſenbahnfrage ſchwerwie⸗ gender ſind, als man urſprünglich gedacht hat. General Nollet und Sir Crowe ſeien bemüht, einen Ausweg zu finden. Ferner ſeien auch politiſche Schwierigkeiten über die Form einer Beteiligung deutſcher Delegierter aufgetaucht. Verhandlungen mit den Deut⸗ ſchen bätten naturgemäß die erneute Aufrol⸗ lung aller bereits gelöſten Probleme zur Vor⸗ ausſetzung. Eine Vollſitzung ſei vor Mittwoch nicht zu erwarten. *** Die Arbeiten der Kommiſſionen. Paris, 22. Juli. Nach Londoner Mel⸗ dungen der Havasagentur ſei bei den geſtri⸗ gen Beſprechungen der Delegationsführer von der Berufung der deutſchen Delegierten zur Konferenz noch nicht die Rede geweſen. Die Beratungen hätten ſich ausſchließlich auf die Ergebniſſe des erſten Ausſchuſſes bezogen. Das Protokoll vom Samstag ſei grundſätzlich gebilligt worden. Die Auseinanderſetzung habe auch die Mittel zur erfolgreichen Auf— legung der Anleihe zum Gegenſtand ge— habt. Ferner ſeien dem dritten Ausſchuß wei⸗ tere Generalvollmachten zugebilligt worden. Bekanntlich findet heute vormittag eine Fort- ſetzung der Beratungen der Delegationsführer ſtatt. Der Unterausſchuß der zweiten Kommiſ⸗ ſion iſt nach einer weiteren Havasmeldung geſtern zu folgendem grundſätzlichen Beſchluß gekommen: Deutſchland hat zunächſt die fünf Bedingungen zu erfüllen, von denen die Re⸗ parationskommiſſion in ihrem Beſchluß vom 15. 7. die Feſtſtllueng abhängig gemacht hat, daß der Sachverſtändigenplan als ausführbar zu betrachten ſei. Die Alliierten haben ſich für dieſen Fall darauf geeinigt, daß 1. die deutſchen Behörden wieder in die Funktionen eingeſetzt werden, die ſie in der Steuer⸗ und Zollerhebung vor dem 1. Januar 1923 erfüllt haben. Die Wiedereinſetzung hat im Rahmen des Verſailler Vertrages durch Entſcheidung der Rheinlandkommiſſion und entſprechend den Bedingungen des Gutachtens zu erfolgen. 2. daß die von den franzöſiſchen und bel⸗ giſchen Behörden beſchlagnahmten Bergwerke, Kokereien und Induſtriebetriebe zurückgegeben werden. 3. Daß die Micum zurückgenommen wer⸗ den ſoll. 8 4. Daß der Perſonenverkehr wieder her⸗ geſtellt und die beſchlagnahmten Güter zu⸗ rückgegeben werden. *. 4* Die Aufgaben der deutſchen Vertreter in London. Berlin, 21. Juli. Verſchiedentlich wurde in der Preſſe behauptet, daß, obwohl die deutſche Regierung bisher offiziell keine Einladung zur Londoner Konferenz erhalten habe, drei deutſche Regierungsvertreter in London bereits anweſend ſeien, die der Kon⸗ ferenz für Verhandlungen zur ſtänden. Als ſolche Vertreter wurden die in Verfügung Londen anweſenden Mitglieder des Eiſen⸗ bahnkomitees, die Staatsſekretäre Vogt und ergmann u. Oberregierungsrat Meyer u. der Ariegslallenkommifſon bezeichnet, 0 9111 Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, iſt dieſe Auffaſſung von den Funktionen dieſer deutſchen Vertreter nicht richtig. Das Organiſationskommitee für die Reichsbahn iſt am 10. Juli in London zuſammengetreten, um die dritte Leſung des Eiſenbahngeſetzentwur⸗ fes vorzunehmen. Dieſes Komitee iſt jetzt da⸗ bei, die letzte Hand an die Entwürfe zu legen. Zu dieſem Zweck und nur zu dieſem Zweck halten ſich die deutſchen Vertreter noch in London auf. Außerdem wird in London da⸗ rüber verhandelt, in welcher Form die beſon⸗ deren Rechte gewahrt werden ſollen, die ſich für die Reparationsgläubiger aus dem Gut⸗ achten hinſichtlich der kontrollierten Einnah⸗ men(Tabak, Zölle uſw.) ergeben. Wenn dieſe Verhandlungen abgeſchloſſen ſind, ſo werden auch diejenigen deutſchen Vertreter, die an dieſen Verhandlungen beteiligt ſind, London verlaſſen. Wie wir hören, iſt Reichsbankpräſi⸗ dent Dr. Schacht von London abgereiſt, nachdem die Beſprechung mit Kin ders ley über den Bankenentwurf abgeſchloſſen war. Die franzöſiſche Schwerinduſtrie und die Reparationsfrage. Paris, 22. Juli. Der„Paris ſoir“ veröf⸗ ſentlicht ein Aufſehen erregendes Interview mit dem bekannten lothringiſchen Schwerinduſtriellen Schmidt, worin dieſer den Standpunkt der franzöſiſchen Schwerinduſtrie zur Reparations⸗ frage in zyniſcher Weiſe aufdeckt. Er erklärte, daß die franzöſiſchen Induſtriellen ein Intereſſe an dem Fehlſchlagen der Londoner Konfe⸗ renz hätten. Wenn die Konferenz nämlich Er⸗ folg hätte, ſo bekäme Frankreich allerdings viele Milliarden Franken an Reparationen, was aber für die Sanierung der franzöſiſchen Finanzen ganz ungenügend wäre. Gleichzeitig müſſe aber die Ruhr geräumt werden und dann mürden große Vorteile, die die Beſetzung der Ruhr der franzöſiſchen Induſtrie gebracht hätten, zunichte gemacht werden. Die Weltlage auf dem Eiſen— markt ſei ſeit dem Kriege dadurch charakteriſiert, daß infolge der allgemeinen Verarmung über 300 Hochöfen zu viel auf der Welt ſeien. Die franzöſiſche Induſtrie habe nämlich ein Intereſſe daran, daß die Hochöfen der Konkurrenz ſtillge⸗ legt würden. Dieſes Reſultat ſei dadurch er⸗ reicht worden, daß die Ruhr gewiſſermaßen er⸗ droſſelt worden ſei. Dies habe der franzöſiſchen Induſtrie geſtattet, die deutſche Großinduſtrie auf dem Erportmarkt kalt zu ſtellen. Aus dieſem Grunde habe Frankreich mehr Intereſſe an Sank— tionen als an Reparationen. *** 45 Herriot will Verſtändigung und Frieden. Pa reis, 21. Juli. Miniſterpräſident Her⸗ riot hat dem Sonderberichterſtatter des „Quotidien“ folgende Mitteilung gemacht: Die Arbeiten der Konferenz find noch lange nicht zu Ende. Wir haben ſchon jetzt be⸗ deutende Ergebniſſe erzielt. Wir haben beſon⸗ ders delikate politiſche Probleme ge⸗ löſt. Das war eine ſchwere Aufgabe, und die meiner Mitarbeiter, die den vergangenen Kon— ferenzen beigewohnt haben, erklären einſtim⸗ mig, noch niemals ſei eine alliierte Verhand⸗ lung in einem ſachlicherem Geiſte geführt worden. Niemals habe der aufrichtere Wunſch nach gegenſeitigem Verſtehen die Diskuſſion ſo erleichtert und ihr jede Schärfe genommen. Man habe eben alle kleinen Streitigkeiten der Eigenkiebe beiſeite geſtellt. da wir die Gäſte Großbritanniens ſind, erkläre ich, wie ſehr mir die fortgeſetzte Sorge um Gerech⸗ tigkeit der britiſchen Delegierten auffällt. Ich habe die Ueberzeugung, daß ſie ſich immer mehr von dem moraliſchen und friedlichen Geiſte Frankreichs überzeugen laſſen. Ich habe auch mit Freude feſtgeſtellt, daß die britiſche Preſſe die erzielten Ergebniſſe freundlich auf⸗ genommen hat und ihr Vertrauen in den end⸗ gültigen Erfolg verzeichnet. Sie unterſtreicht auch die Zurückhaltung unſerer Vorſchläge auf der Konferenz. Jeden Tag erkennt die öffent⸗ liche Meinung mehr den ſeit dem 11. Mai voll⸗ zogenen Wechſel der franzöſiſchen Politik. Sie weiß jetzt, daß wir nach London mit einem neuen Geiſte gekommen ſind. Darüber bin ich beſonders glücklich, denn das Werk das ich un⸗ ternommen habe, iſt ſchwierig und ich würde es nicht ſortſetzen können, wenn man meinen guten Glauben, meinen Willen nach Verſtän⸗ ung und internationaler Zuſammenarbeit und Frieden keinen Glauben ſchenken würde. ufgabe bezahlt werden, mit nur vorgeben, daß der Wortſchatz, Aleußerungen ſich bedienen, eindeutig ſei; er isi es nicht. terungen“; jedes Wort erhält ſeinen Sinn erfi von dem Sprecher, der es ſpricht. Held, glaubt Bayern einen eindeutigen kurs“ verlange. in der bayeriſchen Politik ſeit Jahren eine ganz ten haben. daß der innerhalb der Regierungsparteien befindliche Bauernbund alles andere iſt als eine hr, größere Artikel einen Tag usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poftſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaft A.-G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftlettung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 JI 157. I.41. Jahrgang Zur bahriſchen 5 Regierungs politik. Von Dr. Leo Weis mantel, M. d. L. Unſere geſamte Politik beſtimmt ſich in ihren ſprachlichen Aeußerungen in Schlagworten, die deſſen dieſe Er bedarf Wort für Wort der„Erläu⸗ Der neue Regierungspräſident Bayerns, Dr. den Ausfall der Wahlen dahin daß der„Volkswille“ in „nationalen Rechts⸗ Der„Volkswille“ ſpielt gerade deuten zu müſſen, außerordentliche Rolle,— als„kochende bayriſche Volksſeele, iſt dieſer bayriſche Volkswille mehr als einmal Urſache geweſen, die bayriſche Poli⸗ übelſten Lichte erſcheinen zu tik im Reiche im und beherrſchter Wille laſſen. Erſt bewußter kann Grundlage einer Regierungspolitik ſein,— wer aber wollte in Wahrheit behaupten, daß der Wille des Volkes, als er ſich in den Wahlen äußerte, ein ſo beherrſchter und bewußter gewe⸗ ſen wäre, daß die verantwortungsvollen Staats⸗ männer ihn reſpektieren müßten? Iſt nicht das Volk gerade wegen dieſer ſeiner Wahl von allen Parteien, auch von den jetzigen Regierungspar⸗ teien auf das heftigſte als politiſch unreif ge⸗ ſcholten worden? Es geht nicht an, daß die heu⸗ tigen Regierungsparteien in Baern ihre Politil als Gehorſam vor dem Willen des Volkes aus⸗ ſtellen,— ganz abgeſehen davon, daß die Wahl des Miniſterpräſidenten mit einer glatten Mehr, heit von 3— ſage und ſchreibe drei— Stimmen erfolgt iſt, die zudem von Abgeordneten(Zen⸗ trum kamen, die außerhalb der Regierung ſtehen und ſich für die Zukunft alles weitere vorbehal⸗ Es ſollte nicht unerwähnt bleiben, ſich „nationale Rechtspartei“— es ſollte nicht uner⸗ wähnt bleiben, daß das ſchöne deutſche Wort „national“ ein tönendes Parteiwort geworden iſt, dem für das Geſamtvolk keinerlei innere bin⸗ dende ſittliche Kraft innewohnt,— das bei den „Deutſchnationalen“ etwas ganz anderes bedeutet als beim„Völkiſchen Block“ und wieder etwas ganz anderes im Munde der Sozialdemokraten, die mit nicht minderem Recht es für ſich in An⸗ ſpruch nehmen, daß auch ſie„nationale“ Politik treiben wollen und werden. Wenn wir die Par⸗ teien ſuchen,„die innerhalb des bayriſchen Par⸗ laments keine„nationale“ Politik treiben, ſo laſſen ſich nur die Kommuniſten willen Herzens ausſcheiden. Und wird der Völkiſche Block ſich immer vorhalten laſſen müſſen, daß nationale Politik nicht im„Putſchen“ beſtehen kann und mit dem Putſchen unvereinbar iſt?— Und ſind nicht ſelbſt Völliſche und Kommuniſten, iſt nicht der geſamte Landtag, wie er nun einmal iſt, Wille des Volkes?— Seit wannen könnte ſelbſt eine größere Mehrheit als die heute den Re⸗ gierungsparteien in Bayern zur Verfügung ſtehende ihre Politik mit dem Hinweis, ſie ſei durch den Willen des Volkes ausgelöſt, rechtfer⸗ tigen? Vielmehr geht es um das zahlenmäßige Ringen rückwärtsgerichteter und vorwärtsdrän⸗ gender Kräfte in Bayern, und innerhalb dieſes Kampfes ſind die vorwärtsdrängenden minde⸗ ſtens zahlenmäßig den rückwärtsgerichteten gleichſtark, wenn man ſchon einmal auf die Lö⸗ ſung der eigentlichen Aufgabe der Politik ver⸗ zichten will: ſtatt einer einſeitigen Vergewalti⸗ gung großer Teile der Volksſchaft, ſtatt eines Spielenlaſſen der Parteikräfte und des Aufſu⸗ chens der durch geſchicktes Sich⸗Schlängeln mög⸗ lichen Kompromiſſe alle den Staat bejahenden Kräfte dem einen Ziel dienſtbar zu machen. Wir haben ja keine„nationale Rechtsnot“ und keine „Linksnot“, ſondern eine ſehr allgemeine Volks- not; ſollte es wirklich möglich ſein, dieſer allge⸗ meinen Volksnot dadurch Einhalt zu gebieten, daß man mit der Ausführung von Parteipro⸗ grammen beginnt und zuſieht, wieweit man da⸗ mit komme? Wird die Arbeit der einzelnen Parteien— aller Parteien— nicht erſt dadurch anfechtbar, daß ſie in Rat und Tat ſich eben nicht als Mitarbeit zur ebenſo nötigen Mitarbeit al⸗ ler anderen hinzugibt, ſondern den Anſpruch er⸗ hebt, die einzige, ſtaatspolitiſche Notwendigken t ſein. Wer beſtritte, wie recht im Einzelnen V.e Partei für ſich haben kann, ergäbe ſich 17 ſtets durch die Art, wie Recht gefordert ung berkündet wird(von der äußerſten Rechte dis zur äußerſten Lingen) die Umkehr des Rechtes in das Unrecht. Jede Not des Volteg wird zut Verzerrung, wenn man, ſtatt ſie zu beheben, ſie um Paragraphen eines Parteiprogramms macht. Wäre man auch zu den einzelnen Punkten ſtede des bdayriſchen Miniſterpräſſdenten a eudes roll,— was ſoll das alles helfen vor den. Bewußtſein, daß der Herr Miniſterpräſident der Not des geſamten Volkes mit einem„nationalen Rechtsturs“ abhelfen will, zu dem er ſich höch⸗ 1 5 7 der Hilfe der liebevoll gepflegten„vater⸗ ndiſchen Verbände“ bedient, ohne zu den all⸗ gemeinen Kräften der Hilfe mitten in die Reihen der Parteigegner hinein vorzuſtoßen. Solche Politik wird dam kranken Staat manche Aſpirin⸗ kablette verabreichen,— geſundmachen wird ſie ihn aus dieſen Kräften und aus dieſer Einſtel⸗ lung heraus nicht, wenn nicht die aufgerufenen Kräfte freiwillig hinzuſtoßen,— wer könnte ſol⸗ ches erwarten? So wird auch die weitere Ge⸗ ſchichte Bayern mehr eine Geſchichte der Parteien als eine Geſchichte der Volkwerdung ſein. Alle Einzelpunkte des Regierungsprogrammes krhalten von hier aus ihre Bedeutung. Die Be⸗ ſeitigung des„urubels“ aller Uebel: Die Revo⸗ lution! Die Wiedergewinnung der Staatsauto⸗ rität! Den Ausbau der Verfaſſung! Wie können wir erwarten, daß dieſe Programmpunkte ver⸗ wirklicht werden können, ſolange der Parteigeiſt ſtatt des Volksgeiſtes Träger der Regierung iſt? Als ob— as der Parteigeiſt nie begreifen wird, der Volksgeiſt von Anbeginn ſchon weiß— die Revolution nur ſehr zum geringen Teil über⸗ wunden werden müſſe durch Ausfindigmachung der tatſächlichen„Novemberverbrecher“, ſondern in weit größerem Grade durch Aufſuchen jener Schuld am eigenen Leib, der die Revolution mitgebar. Als ob, was Parteigeiſt nicht begrei⸗ ſen wird und Volksgeiſt von Anbeginn ſchon weiß— Autorität für den Staat nicht vielmehr erſt gewonnen werden muß durch opferbereite Hingabe an das ganze Volk, auch wo es ſich in gegneriſchen Parteien darbietet,— denn wie keine andere Frucht der Ehrfurcht(das meint man doch wohl mit dem ſthönen deutſchen Worte „Autorität“?) auf den Feldern der Liebe, die ſo ſtark iſt, daß ſie auch den Gegner beſiegt:— als ob der Ausbau einer Verfaſſung das Werk Pa⸗ ragraphen ſchaffender Juriſten ſein könnte, ſtatt Fruchtgeſchenk einer werdenden Gemeinſchaft zu ſein. Nichts wurzelt tiefer in der gegenſeitigen Achtung als der Wille zum Geſetz. 5 Soll man Bayern anklagen, daß aus ihm nicht die Kunde von dem Wunder der Beſiegung des Parteigeiſtes kommt?— von welchem Land wäre dieſe Kunde uns ſchon gekommen? Regierungs⸗ parteien und Oppoſitionsparteien werden als bewußte Vorkämpfer oder als ahnungsloſe De⸗ marche um dies Wunder ringen müſſen. Kleine politiſche Umſchau — Fraktionsſitzung der S. P. D. Die ſozial demokratiſche Reichstagsfraktion hielt geſterr nachmittag eine Fraktionsſitzung ab, in der del Fraltionsvorſitzende Abg. Müller⸗Franken über die gegenwärtige politiſche Lage berichtete Im Bericht und in der folgenden lebhaften De batte kam die ſtarke Unzufriedenheit zum Aus druck, mit der die Sozialdemokratie den Regie rungskurs der letzten Monate verfolgt. Zu der Oppoſttion gegen die Schutzzollvorlage und gegen die Stellungnahme der Regierung in der Frage des Achtſtundentages komme jetzt noch die Erre—⸗ gung über die jüngſte Entwicklung der Steuer⸗ politik. Mit beſonderem Unwillen wurde davon Kenntnis genommen, daß den Landwirten an Rückvergütung aus den Einkommenſteuervoraus⸗ zahlungen 3 Millionen mehr gezahlt worden ſein ſollen, als überhaupt Steuern eingekommen find, und daß in der nächſten Zeit auf Einnahmen aus der Einkommenſteuer der Veranlagungspflichti⸗ gen nicht zu rechnen ſei. Es iſt anzunehmen, daf die ſozialdemokratiſche Fraktion neben der be⸗ reits vorliegenden Interpellation über den Acht⸗ ſtundentag noch Interpellationen zur Schutzzoll⸗ vorlage und zur Steuerfrage einbringen wird. . ͤvcc ĩ²Ä e000 n Die ſechs Maltie⸗ f Roman von Igna Maria. 1 b(Nachdruck verboten.) Charles Caree, der Direktor lam bleich u. verſtört mit ſorgenvollem Geſicht auf ſie zu. „Ja was ſein Sie denn ſo verſtört? Ihr habt euch alle heut ſo komiſch!“ lachte ſie ihn an. Wo iſt denn meine langſame Jos? O, Direk⸗ tor, morgen um dieſe Zeit iſt er meine Mann, meine libbe, wirkliche Mann! Ich will mal nach ſeiner Garderobbe gehen, geboiß zitt er ſſich um.“ „Warten Sie doch einen Augenblick, Ve⸗ nerjella.“ Carees Stumme klang wie geborſten, er Hals ſchien ihm wie ausgedörrt. Er ſetzte zum Sprechen an— die Stimme verſagte. ö„—— es iſt nämlich— Sie müſſen nicht erſchrecken. Ihr Bräutigam iſt nicht ganz wohl.“ 185 noch munter wie eine Fiſch.“ 0 „In der Manege, als er Diabolo dreſ⸗ terte 8. N„Was iſt mit ihm? Wo ſein Jos?“ Ma⸗ rita ſchrie, von wahnſinniger Angſt gefaßt. „Carree, gutes Direktor, was ſein mit Jos?“ Sie riß ſich los.„Ich werre ſelber ihm ſuchen, wenn du mir nicht ſagen wo.“ e Vor der Garderobentür, darin Jos Mat⸗ ties lag, ſtand der Arzt. 5 5 „Hören Sie doch, laſſen Sie ſich ſagen—“ 1 Marita ſtieß ihn zur Seite und lief hin⸗ ein. 5 55 e, e e; Ein einziger, furchtbarer, markerſchüttern⸗ der Schrei gellte auf, wie wenn ein wildes 4 zu Tode getroffen niederſinkt. Dann e. M,, ß e e i Arzt machte dem Direktor ein Zei⸗ chen.„Sie kann ſich ein Leid antun.“ Ueber die Leiche hingeworfen, das lange, ſchwarze Haar zerrupft, wimmerte Marita leiſe vor ſich hin. 3 Welte irtſchaft und „Ja, was feſſen ihm? Heute früh war er derſchönen Maienmorgen neben Hild Enveres zur letzten Ruhe gebettet. Wieder ſangen die geben. Wieder deckten unzählig viele Blumen⸗ kränze den einfachen Sarg, und die Vögel A lockten und ſangen. Die Sonne ſchien und la⸗ nicht neuen ne der Arzt ver⸗ 14 5 403 4. letzten e der Aufſtand in Braſilien. Nach ten aus Buenos Aires iſt die Lage diſchen in Sao Paolo verzweifelt, da ſie keine Unterſtützung von außerhalb finden. Die Regie⸗ rungstruppen ſollen die fünffache Stärke der Auſſtändiſchen haben. Der 11. Auguſt in Heſſen. Darmſtadt, 21. Juli. Die Feier des Verfaſ⸗ ſungstages am 11. Auguſt wurde durch das Ge⸗ ſamtminiſterium für die Schulen und ſtaatlichen Büros angeordnet. Die Kreisämter ſind ange⸗ wieſen, mit den Organiſationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, den Handelskammern, In⸗ nungen, Beamten⸗ und Angeſtellten⸗Organiſatio⸗ nen, Sport⸗ und politiſchen Vereinen zu verhan⸗ deln, um eine gemeinſame Feier herbeizuführen, Der Reichspräſident hat genehmigt, daß für be⸗ ſondere ſportliche Leiſtungen eine Reichsplakette verliehen wird. Zuſammentritt des Aelteſtenrates. Berlin, 21. Juli. Der Aelteſtenrat des Reichstags iſt auf morgen nachmittag 2 Uhr zur Be zatung über die Geſchäftslage des bevorſtehen⸗ den Tagungsabſchnittes des Reichstages berufen worden. Die Erwerbsloſenfürſorge. Berlin, 21. Juli. Der Haushaltsausſchuf des Reichstages behandelte heute die Frage der Erwerbsloſenfürſorge. Abg. Hoch(S.) bean⸗ tragte, zum Zwecke der Deckung der Unkoſten der Erwerbsloſenfürſorge nach den Vorſchlägen des Sozialpolitiſchen Ausſchuſſes die Tantiemeſteuer auf 100 Prozent zu erhöhen. Abg. Dr. Hertz (S.) bezeichnete es als einen ſchamloſen Betrug gegenüber der Macht der Aktionäre, daß die Ak⸗ tiengeſellſchaften keine Dividende zahlten, aber ihren Aufſichtsratsmitgliedern hohe Tantiemen bewilligten. Schon deshalb ſei der konfiskatori⸗ ſche Antrag ſeiner Freunde gerechtfertigt. Auf eine weitere Anfrage gab Finanzminiſter Dr. Luther über den Stand der Vorarbeiten beim Reichsfinanzminiſterium und der Reichsbank in der Angelegenheit der Beſteuerung der Geldent⸗ wertungsgewinne bei den Reichsbankkrediten Auskunft. Abg. Wulle Nat.⸗Soz.) empfahl, den Etat zur Ausführung des Verſailler Vertra⸗ ordentliche Wirkung auf die Londoner Verhand—⸗ lungen haben werde. Finanzminiſter Dr. Lu⸗ ther erklärte, daß eine Erhöhung von 40 Pro zent für Familienfürſorge die Grenze därſlellen dürfte, bei der auf die Bereitwilligkei der Länder gebaut werden dürfe. Miniſterial rat Weigert führte dazu aus, daß bei eine oprozentigen Exhöhung ein Berliner Erwerbs lofer mit Frau und drei Kindern ſtatt 1.57 Ml in Zukunft 2.03 Mark erhalten wurde. Hierauf wurde ein Antrag des Zentrums und der Bayeriſchen Volkspartei auf eine 50 prozen— tige Erhöhung der Familienzuſchläge angenom⸗ men. f Miniſter Hamm zur Handelspolitik. AJn einer Unterredung über die Zollvor, lage der Regierung hat ſich der Reichswirt ſchaftsminiſter Hamm gegenüber einem Ver freter der„K. Z.“ etwa wie folgt geäußert: Deutſchland iſt wie kein anderes Land in⸗ ſereſſiiert an ſtärkſter Verflechtung in der ungehindertem Austauſch 2 0 5 N „Jos, meine Jos!“ Plötzlich ſchnellte ſie empor.„Wo iſt meine Dolch? Ich will mit ihm ſterben, ich will auch tott ſein! Ohne mei⸗ ner Jos will ich nicht lebben.“ „Marita, faſſen Sie ſich!“ eee Mit funkelnden Augen ſtand Marita vor dem Arzt.„Faſſen ſoll ich mir?“ Ihre Stimme überſchlug ſich.„Faſſen ſoll ich mir, wo meine ganze Glück, meine Lebben, meine alles, da tott vor mim liegt. Sie kenn der Libbe nicht, ſonſt würden Sie nicht ſo ſagen!“ Wie eine Raſende ſtürzte ſie zur Chaiſe⸗ longue zurück und lachte ſchrill:„Jos, haſt du gehört, er hat geſagt, ich ſoll mir faſſen! Wo du tott, ganz tott biſt.“ Und dann küßte ſie die erſtarrten Lippen immer wieder und ſank mit leiſem Wehlaut beſinnungslos zuſammen. Jos Matties aber lag da, kalt, ſtarr, teil⸗ nahmslos, einen ſchmalen, geronnenen Blut⸗ ſtreifen zwiſchen den geſchloſſenen Lippen. Die rechte Hand, daran Maritas Ring funkelte, zur Fauſt geballt und wußte nichts mehr von Erdenſchickſal und Herzeleid. 255 f Anton Brennecke war faſſungslos, die furchtbare Hiobspoſt las. Er rief ſeine Frau und beriet mit der völlig Zerſtörten, wie man es den Kindern, beſonders Theres beibringen könne. Charles Carree hatte den Zettel mit Jos letzten Wünſchen beigefügt, den Frau Roſa unter heftigem Schluchzen las.„Er will neben ſeiner erſten Frau begraben ſein, ſeine Kinder läßt er grüßen, und du ſollſt ihr W werden. Ach, die arme, e e res! e e 01 e „So wurde Jos Matties an einem wun⸗ Schulkinder, das ganze Dorf, voran das Bür⸗ germeiſterehepaar, hatten ihm das Geleit ge⸗ chender Frühling ſchmückte die Erde. ine der Aufſtän⸗ weiter entfernt denn je. Autarkie, nach abſchließendem Schutz der na tionalen Arbeit auf möglichſt vielen Gebieten iſt vielfach übermächtig geworden. ges zu ſtreichen und die Mittel für ſoziale Auf. tereſſe Deutſchlands geht wendungen bereit zu ſtellen, da das eine außer. dieſe Bewegung zu ſtärken, teſ den Grundgedanken achverſt engut · achiens anſprechen darf, Rechnung zu en. Während wir bis zum 10. Fun ae mit der einſcitigen Meiſtbegünſtigung zufolge des Vertrages von Verſailles in unſerer außen, politiſchen Betätigung aufs äuüßerſte belaſtel find, haben die Ententeſtaaten gegen die deut, ſche Warengausfuhr Hemmungen auf Hemmun⸗ gen aufgerichtet. Unſere Waren ſind Son; derzöllen unterworfen in Belgien, Lu, 1 Großbritannien und den franzöſt⸗ chen Beſitzungen, Valutazuſchlägen und Anti dumpingzöllen in Frankreich, Spanien. Groß, britannien und ſeinen Dominions, Einfuhr, verboten und Beſchränkungen wiederum in Belgien, Luxemburg, in der Schweiz, Italien und Großbritannien. Dazu kommt die diffe⸗ renzielle Zollbehandlung, der wir infolge der verſagten Meiſtbegünſtigung in faſt allen gro⸗ ßen Handelsländern begegnen. Die Begrün⸗ dung, die man teilweiſe dieſen Sondermaß⸗ nahmen gab, das ſogenannte deutſche Valuta⸗ dumping, iſt längſt hinfällig geworden. Trotz⸗ dem iſt noch immer nicht der Abbau der ein⸗ ſeitigen weltwirtſchaftswidrigen Hemmungen durchgeführt. Im Gegenteil, unſer Handel ver⸗ ſpürt dieſe Maßnahmen von Monat zu Mo⸗ nat ſtärker, denn bei dem hohen Zinsſtande u den hohen Steuern, die auf der deutſchen Wirtſchaft laſten, beide ſelbſt wieder Folgen der wirtſchaftlichen Ausbeutung Deutſchlands, bedeuten nun die Differenzialzölle- ſteigbare Hemmniſſe. So ergibt auch der Juni. ausweis unſeres Außenhandels nach den vor läufigen Schätzungen zwar einen kleinen Rück gang in der Paſſivität, da ſich die Einfuhr von Lebensmitteln und Rohſtoffen gegenüben dem Sachverſtändigengutachten. dem Monat Mai von 870 auf 730 Millionen Mark ſenkte, aber andererſeits auch eine Ab. nahme der Ausfuhr von 516 auf 450 Millionen Goldmark, alſo ſtatt Ausfuhrſteigerung Rück gang der Ausfuhr von Fertigwaren. Trotz den über die Schutzzölle und den Freihandel ge troffenen Entſcheidung der letzten engliſchen Wahlen iſt die Welt heute vom Freihande Der Drang nach Das In aber nicht dahin ſondern im Ge genteil abzuſchwächen. Gerade auf Grund der Reparationslage haben wir das Recht, unſere Beteiligung am Güterausgleich 5 Man wird ſich dem auf die Dauer nicht ver⸗ anzumelden ſagen können. Deshalb wird der neue Zoll. tarif, der weiſen. Ein Deutſchland, das nach dem Kriege noch mehr als vorher auf die Ausfuhr ſeinen Fertigwaren und auf internationale Verwer⸗ ung ſeiner Arbeit angewieſen iſt, wird ſich der Welt gegenüber nicht aus eigenem Willen verſchließen dürfen. 2 Verfaſſungsänderung in Bayern. Der Verfaſſungsausſchuß beſchäftigte ſich mit der Frage einer Aenderung des Paragra⸗ phen 92 der bayeriſchen Verfaſſung, der be⸗ ſtimmt, daß Aenderungen nur mit Zweidrittel⸗ mehrheit der geſetzlichen Mitgliederzahl des Landtages beſchloſſen werden können. Von der bayeriſchen Volkspartei lag nun ein An⸗ trag vor, dieſe Beſtimung dahin zu faſſen, daß Aenderungen an der Verfaſſung nur beſchloſ⸗ ſen werden können, wenn Zweidrittel der ge⸗ ſetzlichen Mitgliederzahl des Landtages an⸗ von Jos, wo ich Als erſte trat chöne, 80 den dete Dame hinzu ſchwarzgeklei⸗ 05 weſend ſind und weniaſtens Zweidrittel de“ unüber⸗ ed aufrecht zu erhalten. die U ö 9111 g 1 in Ausarbeitung begriffen iſt, Nach lebhafter Ausſprache wurde eine Erklä⸗ keineswegs hochſchutzzölleriſche Tendenzen auf- eee erfordert, iſt bei dem dort gegebenen Stim menverhältnis mit ſeiner endgültigen Able nung zu rechnen. 5 f 0 0 Erkellenz über die politiſche Lage. Elberfeld, 21. Juli. In einer Verſamm⸗ lung der Demokratiſchen Partei ſprach der Reichs⸗ tagsabgeordnete Erkellenz über die politiſche Lage und über ſeine Eindrücke von der Reiſe nach Frankreich. Während ſeine Darſtellung der Reiſeeindrücke ſich im weſentlichen mit den Aus⸗ führungen decken, die er vor einigen Tagen in Berlin machte, erwähnte er über die politiſche Lage noch folgendes: In Frankreich halte man die deutſche Induſtrie für immer noch viel zu leiſtungsfähig. Man glaube dort, daß Deutſch⸗ land bei der Durchführung des Sachverſtändigen⸗ gutachtens den ganzen Weltmarkt mit Waren überſchwemme und alle Länder niederkonkurrieren werde. Der Redner ging dann auf die Militär⸗ kontrolle ein und meinte, daß die Kontrolle für das Gefühl des deutſchen Volkes verletzend ſei Man müſſe ſich aber fügen. Auf die Dauer ſei ſedoch das alleinige Abrüſten Deutſchlands nicht Die allgemeine europäiſche Abrüſtung ſei längſt fällig und zwar nicht aus ſheoretiſch pazifiſtiſchen Gründen, ſondern aus wirtſchaftlichen Erwägungen heraus. Länger Ausführungen widmete der Redner dann noch Er warnt vor einem Optimismus. Das Gutachten werde nicht lange in Kraft bleiben und ſich bald als un durchführbar erweiſen. Ferner forderte der Red⸗ ner die Räumung des Ruhrgebiets, von der auch die Anleihegeber der 800 Millionen⸗Anleihe die Anleihe abhängig machten. Aus der Zentrumspartei. Darmſtadt, 21. Juli. Die Zentrums⸗ fraktion des Landtags trat heute vormittag dahier zuſammen, um zu den Vorkommniſſen am letzten Tage der diesmaligen Landtagsſitzung, die durch die ſozialdemokratiſche Partei mit Hilfe der Demokraten zum Nachteil des Zen⸗ trums bei der Abſtimmung über das Geſetz über Wohlfahrtspflege hervorgerufen wurden. rung beſchloſſen, in der die Stellungnahme der Fraktion eingehend klargelegt wird und die den beiden der Koalition angehörenden Parteien zu⸗ geſtellt werden ſoll. Wie wir hören, dürfte ſie ziemlich klar und deutlich ausfallen. Aus Nah und Fern. Oſthofen, 21. Juli. Eine bedeutungs bolle landwirtſchaftliche Vorführung war das Motor⸗Schauarbeiten auf den Ländereien del Mückenhäuſerhoſes bei Gutspüchter Hege aul Oſthofen. Es ite ſich um die Vorführung des Fordſon⸗Vraktor, einer Maſchtue die geeignet iſt, die ganze landwirtſchaftlicht Bewirtſchaftung auf weſentlich ganz anderen als den bisherigen Grundlagen zu ſtellen un deren Verwendung einen bedeutenden Fort. ſchritt varſtellt und Produkttonserhöhung mit ſich bringt. Zur Beſichtigung hatten ſich zahl. reiche Intereſſenten, Vertreter des Ba e wurden, auch in dem Sumpf⸗ ind verwendet werden,, wo bisher eine Be⸗ und viele andere mehr .— das Schickſal den Namen Matties nicht ge⸗ gönnt. Dann kamen vier ſchwarzgekleidete Kinder, die Jüngſte und die Aelteſte fehlten am Grabe des Vaters. Theres lag in wilden Nervenfieberphantaſien in ihrem Zimmer auf Brenneckes Hof. f Marita Venerjella ſtand lange am Grabe. Plötzlich fühlte ſie, wie eine Hand ſich in die ihre ſtahl. Es war Sybilla, totenblaß, ver⸗ weint.„Armes Kind!“ Marita ſchloß ſie in ihre Arme. Wir beide ſein ſo arm geworden durch den Tod—,“ ſie gingen den Weg zur Lattentür.„—— und was ſoll werde? Ich will mit die Bürgermeiſter ſpreche.“ „Nimm mich mit,“ flehte Sybilla weinend, „laß mich nicht hier! Liebe, gute Marita! Ich will auch immer folgen, aber nimm mich mit! Ich will wieder zum Zirkus. Ich will nicht Hof fegen und Kühe füttern. Ich will nicht!“ Marita war erſchüttert.„Sei ſtill, Sybill. ich nemmen dir mit. Du bit jetzt meine Kind, wenn ich auch nicht Matties heiße. Du ſollſt nicht in dieſe elende Bauernneſt verkomme. Ich will dich gerade ſo helfen, als ob ich ſein dei⸗ ner rechte Mutter, das bin ich meine libbe Jos ſchuldig. Geh nur jetzt nach Hauſe, ich nemmen dir mit.“ e e,, ß In der Amtsſtube des Bürgermeiſters war daraufhin eine gewichtige Unterredung, deren Endreſultat war, daß Spbilla mit Ma⸗ rita nach Berlin abfuhr. Das Ehepaar Bren⸗ necke empfand allerlei Hochachtung vor der Tänzerin, die von ihrem Geld Jos Matties Begräbnis beſtritt.„Das Geld von die Pferde ö hab verkaufen können gutt, gehört die Kinder, die arme, verwaiſte Kin⸗ mit tauſend Freuden das Haus mit demtlauf⸗ mannsladen, darinnen es ſtets nach grüner Seife und Hering gerochen. Der Abſchied von den Geſchwiſtern, beſonders von Theres, der ſie nicht einmal Lebewohl ſagen durfte, fiel ihr ſchwer, aber das neue, unbekannte Leben winkte und lockte.— Marita Venerjella hatte ihren Vertrag mit Zirkus Carree gütlich gelöſt und wohnte nun in Berlin. Nach einem halben Jahre trat ſie wieder im Zirkus Schumann in ihren ſpa⸗ niſchen Tänzen auf. Wenn Sybilla gedacht, ein bequemes Leben zu führen, wurde ſie bald eines beſſeren belehrt. Marita hatte ſie in eine Ballettſchule geſteckt und übte fleißig mit ihr, „Du ſollſt eine berühmte Tänzerin werde, ſagte ſie immer und immer wieder. um des Kindes Ehrgeiz zu wecken,„berühmter, als Venerjella es geweſen!“ Und Sybilla ent⸗ täuſchte ſie nicht. Mit zwölf Jahren tanzte ſie ſchon ein Spitzenſolo im Kinderballett eines Weihnachtsmärchens im Zirkus Schumann. Alls Theres wieder wie früher im Hause umhergehen konnte, wurden die Sommer⸗ abende ſchon merklich kühler; ſie brachte die Tage meiſt in dem Garten an der Ruhme zu und ließ ſich von der Sonne heilen. Vaterkens Grab hatte ſie erſt geſehen, als ſchon derſelbe, graue Marmorſtein wie auf Mutterkens Grab ſeine Ruheſtätte deckte. In langen, einſamen Stunden der Rekonvaleſzen hatte ſie ernſtlich über ihre Zukunft nachgedacht. Sie wollte ir⸗ end etwas lernen, irgend einen Beruf ergrei⸗ en.— Im Zirkus? Seiltanzen? Dazu fühlte ſie ſich ſeit ihrer Krankheit nicht mehr ſicher genug. Kunſtreiterin? Ach, ihr fehlte ja das Geld, ſich ein eigenes Pferd halten zu können. Was blieb da noch? Das Ergebnis Jolcher n. Stunden war niederſchmetternd. There wußte nicht, was aus ihr werden ſollte. Das Schickſal aber hatte längſt ihr ins Leben gebahnt. . e orgens, 1 rten ſaß,. 6 0 Schw agierte er Lil eingefunden. De⸗ dringt auch die Wagen z beladene Laſtwagen vom Felde in di hnung und hat noch eine ganze Reihe Ver nigsmöglichkeiten. Dabei bringt der ſordſon⸗Traktor eine weſentliche Betriebs, ſtenerſparung, er kann ſowohl mit Petro⸗ um wie auch mit Benzin betrieben werden hat eine außerordentliche Wendefähigkeit, ügt flach und tief, je nach Boden und Be, fürfnis, und konnte bei den Verſuchen, die eitung des Bodens nicht möglich war. Der Fordſon⸗Traktor dürfte daher für die Zukunft erer Landwirtſchaft ein außerordentlich deutungsvoller Faktor werden. 2 Gich, 21. Juli. Einem traurigen Unglücksfal berreiſen wollte, hatte er etwas vergeſſen und rſuchte dann im letzten Moment auf den Zug u ſpringen. Er ſtürzte jedoch ab, kam unter f Zug, der über ihn hinwegging, und erlitt de ſchwere Verletzungen, daß er ins ſtädtiſche Krankenhaus gebracht werden mußte. Im Laufe des Tages iſt Schilling an den Folgen der ſchwe⸗ den Verletzungen geſtorben. Hamm, 21. Juli. Eine unbekannte männliche eiche wurde im Rhein geländet. Ob Un⸗ glücksfall oder Verbrechen vorliegt, muß die ge⸗ richtliche Inaugenſcheinnahme ergeben. ehr ertragreich aus. Für urchſchnittlich 1 Mark bezahlt. Der eis gegenüber dem war. 0 Mainz, 21. Juli. Hoher Beſuch wird dieſer Tage unſere Stadt beehren. von Rom nach Bad Ems werden Seine Eminenz das Schlafzimmer verſchloſſen hielt. Ludwig Kardinal Ragoneſi und Exzellenz Freiherr Dr. Ludwig von Paſtor, der Botſchafter Oe⸗ 0 am Vatikan, zwei Tage bei Herrn Pfar⸗ Decker und eilte herbei. Beide Brüder gerieten nun in Streit, wobei Philipp Decker das Ge müſſe ſowohl durch Deutſchland als auch durch weh i d ſei de Dit 2 1 5 wehr ergriff und ſeinen Brader erſchoß. Du die Alleterten göban tiert werden Die bisherige ter Dr. Veit in Neckar⸗Steinach raſten. Die Weiterreiſe führt über Speier und Mainz. Offenbach, 21. Juli. Der 23 Jahre alte Schreiner Friedrich Siegel wurde am Sonntag von dem Portefeuiller Konſtantin Lotz erſchoſ⸗ ſen. Dieſer hatte den Siegel im Verdacht, daß er mit Frau Lotz unerlaubte Beziehungen unter⸗ halte. Allgemein nimmt man an, daß der Ver⸗ dacht unbegründet war; Siegel kannte die Frau ſchon als kleines Mädchen vom Elternhaus her, mit dem er freundſchaftlich verkehrte. Siegel war ſofort tot; Lotz ſtellte ſich alsbald der Polizei. Alsfeld, 21. Juli. In Ruhlkirchen wurde am 7. Juli der hochw. Herr Pfarrer Colombara zur ewigen Ruhe gebettet. freute ſich in allen Kreiſen Wertſchätzung. Mannheim, einer 27. Juli. hergehende Perſonen zogen ſie aus dem Waſſer. Die angeſtellten Wiederbelebungsverſuche waren don Erfolg. Die Lebensmüde wurde in das Prankenhaus verbracht. Grund zur Tat ſind Fa⸗ milienzwiſtigkeiten. 5 Pforzheim, 21. Juli. In der Durlacherſtraße ſtürzte geſtern ein dreijähriges Mädchen aus dem dritten Stock eines Hauſes in den Hof. Zum Glück fiel das Kind auf ein Glasdach, das zwar durchſchlagen wurde, aber den Fall ſo ſchwächte, baß das Kind zwar erheblich, aber nicht lebensge⸗ fährlich verletzt wurde. Ein zweites Kind, wel⸗ ches dem abgeſtürzten Mädchen nachſah, ſtürzte ebenfalls aus dem Fenſter, blieb aber am Dach⸗ landel hängen und konnte verden. 4 e eee Frau von Berg ſtehen: Ti wunderhübſches Menſchenkind! Dieſe mandel, förmigen, feuchtſchimmernden Augen, das ka- flanienbraune Haar! Es leuchtet in der Sonne wie Goldfüden. Das iſt doch nie und nimmen ein Landmädchen.“ „Nein, das iſt Theres Matzies! Das Kind aus dem Zirkuswagen, deſſen Eltern auf dem Nirchhof liegen. Du kennſt ja ihre Geſchichte Die Mutter ſtarb, während Vater und Kinder auf der Jahrmarktswieſe Vorſtellung gaben an Herzſchlag, der Vater am Morgen vor ſei⸗ nem Hochzeitstag, er wollte ſich zum zweiten Male mit einer ſpaniſchen Tänzerin verheira⸗ ten, von einem Pferdehuf zu Tode getrofſen Sie iſt die Aelteſte von ſechs aparten, raſſigen Kindern.“ w, Was wird aus ihnen?“ Die Gefragte zuckte die Achſeln:„Eir Mädchen hat die Tänzerin zu ſich genommen den älteſten Jungen läßt Paſtor e Lehrer werden, die anderen werden in Dien gehen müſſen, wenn ſie nicht heiraten. Aber lieber Gott, wer wollte wohl die armen Din, 2 nehmen ohne Geld, mit der Vergangen eit!“ Auf dem Rückweg, als der Garten wieder im Sicht lam, bat Frau von Berg:„Thea möchteſt du das Mädchen nicht in eine Unter redung verwickeln? Ich würde ſehr gern ein al mit ihr ſprechen.“ a Natürlich, Lily, Schwärmerin! Hoffent dich enttäuſcht dich dein Ideal nicht.— Guten F rief ſie hinüber,„wie geht es 2 f. 7 1 1 ene näherte ſich dem G 6 uke, 1. b um Acker — Die Gurkenernte iſt ſoeben im Gange und fällt das Hundert wird wirkliche Erntegewinn iſt jedoch gering, weil der Samen⸗ jetzigen Erlös überaus kam es, Auf der Autofahrt Der verſtorbene er⸗ vorzüglichen Am Samstag abend kürzte ſich eine 33 Jahre alte Werkmeiſtersehe⸗ frau oberhalb der Friedrichsbrücke in der Abſicht, ich das Leben zu nehmen, in den Neckar. Vorü- unverletzt geborgen 97 05 15 fFrunkſpruch des„Lokalaneiger“ verlautet in un⸗ lichſten Fragen erzielt worden iſt. Frau Oberſörſtet, es wird ez Räumung muß bis Ende Olio 1 J In der letzten t en durch die Falſchgeldabteilung der Reichsbant uf Falſchmünzerbanden mit über 60 Mitglie⸗ dern verhaftet. Ein Teil der Fälſcher wertete Dollarnoten auf, ein anderer ſtellte falſche engli⸗ ſche Pfundnoten her. 5 e Wien, 21. Juli. Am Samstag iſt hier der 94 Jahre alſe Alois Czedit geſtorben, einer der allerletzten aus der akademiſchen Studentenle⸗ ion des Revolutions jahres 1848. 1 7 1 Wiesbaden, 21. Full. Der Rheingauer Wein⸗ bauverein teilt mit, daß von der hieſigen Land⸗ wirtſchaftskammer für Rheingauer Winzer Kre⸗ dithilfen in Höhe von 65000 Mark ausgeworfen werden, die durch die Naſſauiſche Landesbank⸗ Brudermord in Offſtein. Offſtein, 21. Juli. Der 38jährige ledige Landwirt Philipp Decker hat in der heutigen Nacht im Streite ſeinen Bruder mi einem Jagdgewehr erſchoſſen. Der Schuf drang von hinten in die rechte Schulter ein muß aber edlere Teile verletzt haben, denn der ur“ HBeſchluß der ſtelle zur Verteilung gelangen. Es kommen nur Kleinwinzer in Betracht. f g r Poſtverwalter Schilling zum Opfer zefallen. Als er heute früh mit ſeiner Tochten 8 In, Juli. Der diplom ſtoreſpondent des Evening Standard“ be 185 die in Paris veröffentlichte Meldung ber den in der Sanktionsfrage geſaß! en Beſchluß als in ſeinen Einzelheiten un ſutreffend und will wiſſen, daß die Er⸗ ſennung eines Generalzahlungsagenten und ines deutſchen Anleihevertreters vorgeſehen i. Beide hätten der Reparationskommiſſion m Falle einer Nichterfüllung Deutſchlands ericht zu erſtatten. Die Reparationskommiſ⸗ 14 verſtärkt durch einen amerikaniſchen Ver⸗ reter, werde ſich an die alliierten Regierun⸗ en wenden, die über die erforderlichen Sank⸗ onen zu entſcheiden hätten.— Ueber den dritten Kommiſſion will der orreſpondent wiſſen, daß vorgeſchlagen ſei Spezialorganiſationen in denjenigen Ländern ſaben. Dieſe hätten über die Sachlieferungen ö 0 ſchaffen, die auf Reparationen Anſpruch nd Barzahlungen, die dieſe Länder erhalten ſollen, zu beraten. Entgegen den Zeitungs⸗ meldungen iſt innerhalb der zweiten Kommiſ⸗ Tod erfolgte nach kurzer Zeit. Die Urſachen ber traurigen Tat liegen eigentlich in nich ganz glücklichen Familienverhältniſſen. Erſchoſſene, der 42jährige Landwirt Ludwig Decker ſoll ſtark dem Trunke ſein. An dem Unglückstage hatte Ludw. Decker mit ſeiner Frau ernſtliche Zwiſtigkeiten. So daß die Frau bei ihrer 19jährigen Tochter, die zurzeit im Penſtonat iſt, und ſich gerade in Ferien zu Hauſe befand, ſchlief und Decker verſuchte mit einer Axt die Tür zu zer, trümmern. Dies hörte der Bruder Philipf ſchwergeprüfte Frau Ludwig Decker hat vie Kinder im Alter von 19, 16, 9 und 5 Jahren Decker, der übrigens den Ruf eines ehrlichen fleißigen Menſchen genießt, iſt verhaftet. Soe⸗ ben finden die gerichtlichen Vernehmungen zur weiteren Aufklärung der Tat ſtatt. Leſſe Meſpungen. Die Londoner Konferenz.— Die Frage der deutſchen Zulaſſung. London, 22. Juli. Nach Blättermeldungen ollen zwiſchen dem deutſchen Botſchafter in London, Dr. Sthamer und einzelnen Delega⸗ Der ergeben geweſen ion eine Einigung inbezug auf den franzö⸗ iſch⸗belgiſchen Vorſchlag über das Eiſenbahn⸗ Hut nicht erzielt worden. In der morgigen Sitzung werden zwei Faſſungen, ſowohl der franzöſtſch⸗belgiſche als auch der engliſche Ent⸗ wurf über die Frage des Eiſenbahnſtatuts vorgelegt. Weiter wird bekannt, daß die Mel⸗ dung über eine deutſche Einladung auf Mitt⸗ woch oder Donnerstag jeder Grundlage ent⸗ behrt. Die Anleihefrage. Berlin, 22. Juli. Nach einem Newyor⸗ ker Kabeltelegramm der„Voſſiſchen Zeitung“ nicht tionsmitgliedern geſtern offiziöſe Beſprechungen über di der künftigen deutſchen Delegation 8 0 über die von der künftigen ſche 9 betet auf eiter auf der Konſerenz einzunehmende Haltung ſtatt⸗ gefunden haben. tung zur Kenntnis gebracht worden, in welchem Ruhrgebiets formuliert hätte. Eine frühere Mel⸗ dung der„Morningpoſt“ wollte bekanntlich wiſ⸗ ſen, daß ſolche„Bedingungen“ von den drei in London weilenden deutſchen Sachverſtändigen Dr. Schacht, Bergmann un Meyer in einer Un⸗ terredung mit Kindersley vorgebracht wurden. Berlin, 2. Juli. Nach einem Londoner terrichteten Kreiſen, daß Maedonald und Herriot ein Abkommen getroffen hätten, die Konferenz Thea, ſieh nur, welch nicht auseinandergehen zu laſſen, ohne daß eine vollkommene Uebereinſtimmung in den weſent⸗ Auch hinter den Kuliſſen wären beide Staatsmänner ſtark bemüht geweſen, eine Einigung über die ſtritti gen Punkte herbeizuführen. Man hoffe, daß die Hinzuziehung Deutſchlands bereits heute erfol⸗ gen werde. Der Satz in dem amtlichen Kommu⸗ nique, daß die Arbeiten geſtern in eine Atmoſ⸗ phäre des erneuten Optimismus eröffnet wur⸗ den und noch vor wenigen Tagen unüberbrück⸗ bar ſcheinende Schwierigkeiten verſchwunden ſeien, wäre nicht geeignet, die deutſchen Kreiſe optimiſtiſcher zu ſtimmen. Man müſſe immer noch ein Ultimatum an Deutſchland befürchten Bezüglich der Arbeiten des zweiten Ausſchuſſes müſſe man damit rechnen, daß der Ausſchuß zu teiner Einigung gelangt und die Eiſenbahnfrage betr. mit einem franzöſiſchen und mit einem eng⸗ liſchen Text vor die Konferenz tritt. Offiziel werde erklärt, daß der bereits am Sonntag in Paris veröffentlichte Text b 1 Kommiſ⸗ onsbeſchluſſes inhaltlich richtig iſt. 5 Ne ſoll geſtern nachmittag vom NS. nig von England in Buckingham empfanngen worden ſein. Die Pläne des zweiten Ausſchuſſes. London, 21. Juli. Der Spezialkorre ſpondent des„Mancheſter Guardian“ berich let, daß der zweite Ausſchuß der Vollkonſeren folgenden Plan für die totale ökonomiſche u finanzielle Räumung der neubeſetzten Gebiete empfiehlt: Die Räumung beginnt am 5. Sep⸗ tember, bis zu welchem Datum 19 9 8 8 wird, daß der Dawesplan voll 15 Gang ge⸗ ift, einſchließlich der Emmiſſion un der An⸗ eihe und der deutſchen Geſetzgeb Die Gleichzeitig ſei den alliierten verſuchen Delegat 9 er Reichsregie⸗ 1 117 8 8 5 delegationen das Memorandum der Reichsregie:⸗ kreiſen u. im Hauptquartier der Völkerbunds⸗ dieſe ihre Bedingungen für die Räumung des liga einige Erregung verurſacht, die beſonders * Sachpverſtändigenplanes auf der ſchenkt man in Kreiſen der Wallſtreet den ge⸗ ſtern aufgetauchten Meldungen wenig Glau⸗ ben, wonach ein Newyorker Bankier ein indi⸗ viduelles Angebot für die deutſche Anleihe ge⸗ macht hat. die größten Newyorker Bankfirmen hatten ſich, wie bereits gemeldet, zur Bildung eines Anleiheſyndikats bereit erklärt, um den auf Amerika entfallenden Teil der Anleihe auf; zubringen, nachdem die Durchführung degz Londone Konferenz geſichert worden ſei. Die Anleihe Abweſenheit deutſcher Vertreter auf der Lon⸗ doner Konferenz werde in Newyorker Finanz⸗ ein Kind hat ſie durch einen Unglücksfall(von Wagen überfahren) verloren. Der Täter Phil kreiſen außerordentlich bedauert. Der Eiſenbahnentwurf im Reichstabinet. Berlin, 22. Juli. Das Reichskabinett iſt, wie wir erfahren, geſtern nachmittag zu einer Sitzung zuſammengetreten„in der der Eiſenbahn⸗ entwurf, der bekanntlich bei der Anweſenheit der deutſchen Sachverſtändigen Bergmann und Vogt in London vollendet wurde, durchzuberaten. Der Entwurf wird nun, bevor er der Reparations⸗ kommiſſion zugeht, ſeine endgültige Faſſung er⸗ halten. ee, e e England und die Abrüſtungsfrage. London, 21. Juli. Eine in Mitteilung an den Völkerbund, daß England nur den Paktentwurf für die Abrüſtung ablehne, ſondern daß die engliſche Regierung darauf unabhängig vom Völkerbund eine Löſung zu hat naturgemäß in Völkerbunds⸗ die„Daily News“ im Leitartikel und in einem Aufſatz von Wilſon Harris zum Aus⸗ druck bringt, der dem Büro der Union ange⸗ hört.„Daily Expreß“ verzeichnet kritiſche Be⸗ merkungen Cecils. Daß die engliſche Regierung den Ceeil⸗ ſchen Pakt ablehnt, iſt nicht neu, aber für die Spekulation offen, warum Macdonald, der den Völkerbund in den Mittelpunkt ſeines außenpolitiſchen Syſtems ſtellte, in der Rü⸗ ſtungsfrage ſich ſo demonſtrativ vom Völker⸗ bund abwendet. Dies iſt vielleicht verſtändlich, wenn man ſich erinnert, daß er früher erklärte, bei der Abrüſtung u. a. m. komme es lediglich auf das Zuſtandekommen einer Löſung an, aber nicht notwendig auf eine Löſung durch den Völkerbund, in dem Amerika und andere Staaten nicht vertreten ſeien. Somit bleibt einerſeits abzuwarten, ob Amerika für die be⸗ abſichtigte Konferenz ſein Intereſſe in Ausſicht ſtellte. Andererſeits könnte man aus der Hal— tung Maecdonalds ſchließen. daß er von einer taſchen Erweiterung des Völkerbundes durch den Beitritt Außenſtehender, beſonders vor Deutſchland, nicht überzeugt iſt. Zur Ermordung des amerikaniſchen Konſuls in Teheran. Berlin, 21. Juli. Die perſiſche Regierung gibt jetzt nähere Mitteilungen über die Ermor⸗ dung des amerikaniſchen Konſuls in Teheran. Der Konſul hat darnach von einer Demonſtra⸗ tion gegen eine fanatiſche Religionsſekte eine photographiſche Aufnahme gemacht, wobei er in den Verdacht kam, Mitglied dieſer Sekte zu ſein. Bekanntlich wurden neben dem Konſul auch drei Poliziſten von der Menge getötet. Der Beglei⸗ ter des Konſuls wurde verletzt. Nach einer Mel⸗ dung der„Daily Mail“ wurde über Teheran der Belagerungszuſtand verhängt. Zahlreiche Verhaftungen ſeien erfolgt. Paris, 21. Juli. Der ſozialiſtiſche Abgeord⸗ nete Renaudel hat geſtern in Brignoles eine Rebe gehalten, in der er erklärte, bei dem Wie⸗ derzuſammentritt der Kammer im Oktober werde bie 18 monatige Dienſtzeit beſeitigt und durch die einjährige erſetzt werden. b i cht. Oertliche leichte Regen⸗ inter Gewitterbildung, warme ihren Grundgedanken noch nicht ganz klare engliſche ſogenannten Cecilſchen internationalen Konferenz mittags fanden die Vereinskämpfe ſtatt. 100 mtr. ſind folgende: Aunpiſche Spiele 1924 in Paris. Aus den ſtattgefundenen Leichtathletik ⸗ Kämpfen intereſſieren ſicherlich unſere Turner und Fußballer einzelne Reſultate, die ich nach⸗ ſtehend gerne notiere: Speerwerfen, 62,96 m 5 10 000 m Lauf, 30 Min. 23,2 Sek.(Weltrek.) 400 m Hürden⸗Lauf, 52,6 Sek.(Wektrekord) Hochſprung, 1,98 m 100 m Lauf, 10,6 Sek. Weiiſprung, 7,445 m(Weltrekord) 800 m Lauf, 1 Min. 52,4 Sek. Kugelſtoßen, 14,995 m(Weltrekord) 110 m Hürden, 15 Sek. 75 200 m Lauf, 21,6 Sek. 15 3000 m Hindernislauf, 9 Min. 33,6 S.(Weltrek.) 1500 m Lauf, 3 Min. 53,6 Sek.(Weltrekord) Hammerwerfen, 53,295 m(Weltrekord) 5000 m Lauf, 14 Min. 31,2 Sek.(Weltrekord) 400 m Lauf, 47,6 Sek. Stabhochſprung, 3.95 m(Weltrekord) Dreiſprung, 15,525 m(Weltrekord) 10 000 m Gehen, 47 Min. 49 Sek.(Weltrek.) 454100 m Staffel, 41 Sek.(Weltrekord) 44400 m Staffel, 3 Min. 16 Sek.(Weltrek.) Diskuswerfen, 46,65 m(Weltrekord) Malathonlauf(42,195 km), 2 Std. 41 M. 22,6 S. Die einzelnen Leiſtungen ſteigen für uns ins Unbegreifliche und doch ſind dies alles Erfolge von trainierten Körpern. Zu erwähnen iſt dabei, daß der Steger im 400 m Lauf ein engliſcher Paſtor iſt. Friben. Lokale Nachrichten. Stemm⸗ und Ringklub Viern⸗ heim. Aus der der Erkenntnis heraus, ſowie der geſamten Sportwelt, haben wir weder Mühe noch Koſten geſcheut, etwas Sehenswertes du bieten. Unter rühriger Mithilfe des fleißigen Feſtkomitees iſt es uns gelungen, einen„Großen nationalen Wettſtreit“ zu veranflalten. Manche Stunde bis zum frühen Morgen wurden Sitzungen auf Sitzungen abgehalten. Großer Dank ge⸗ bührt dem geſamten Feſtkomitee für das, was bis jetzt zuſtande kam. Nur noch wenige Tage trennen uns von dieſer großen Veranſtaltung. Alle Kräfte müſſen zuſammengerafft werden, denn eine ſchwere Aufgabe ſteht uns noch bevor. Aber immer„Vorwärts“ und es muß und wird gelingen. Hunderte von Teilnehmern aus allen Gauen Deuntſchlands und der Schweiz haben ihre Zuſage erteilt. Ununterbrochen wer⸗ den die Kämpfe von Morgens früh bis Abends ſpät ausgefochten. Auf, ihr Viernheimer Sportler, die Parole für jeden von Euch am kommenden Sonntag kann nur lauten:„Auf, zum ſchön ge⸗ legenen Sportplatz im Walde.“ Beweiſt an jenem Tag unſeren Athleten die Freundlichkeit und ſorgt für einen Maſſenbeſuch. Großer Dank ſei Euch dafür gezollt. Herzlichen Dank auch allen für die Freiquartiere. Nochmals rufen wir euch Athleten ein„Herzlich Willkommen“ Meiſterſchaftsfeier. Die am Sonntag ſtattgefundene Meiſterſchaftsfeler der Sp.⸗Vergg. Amicitia 09, verbunden mit Vereinswettlämpfen und Sommernachtfeſt iſt vorbei. Das große Intereſſe, das von den hieſigen Sportlern für dieſe Veranſtaltung gezeigt wurde, bedingt einen genauen Rückblick. Schon am Sonntag in aller Frühe weckte das Trommler⸗ und Pfelferkorps der D. K., das ſich in liebenswürdigerweiſe zur Verfügung geſtellt hatte, die Viernheimer Sportler. Um 11 Uhr begann der Staffellauf „Rund um Viernheim“, der mit größtem In⸗ tereſſe erwartet und verfolgt wurde. Die erſten vier Strecken führte die Sportvergg., um dann durch Unfall eines Läufers dem Turnerbund die Führung zu überlaſſen. An der alten Kirche führte der Turnerbund mit ca. 80 mir. und die D. J. K. mit ca. 30 mtr. Bis zur Waſſerſtr. verringerte ſich der Vorſprung auf ca. 30 mtr. bezw. 5 mtr. Ecke Louiſenſtr. ſtärzte der Läufer der Sp.⸗Vergg. Amicktia 09, ſo daß er den Stab verlor. Einige Senſationsluſtige mußten unbedingt per Rad vor den Läufer fahren und wurde der Sturz durch Unſicherhelt eines Fahrers hervorgerufen. Durch dieſen Zwiſchenfall verlor die Sp.⸗Vergg. Amicitia 09 jede Ausſicht auf die Führung. Nun waren der Turnerbund und D. J K. in Front. In prachtvollem Endſpurt gelang es der D. J. K. den Turnerbund nieder⸗ zuringen und den Sieg an ſich zu reißen. 95 ie Vereinsmelſterſchaft in 100 mtr. errang Gö Iz Jakob, die Vereinsmeiſterſchaft in 200 mtr. hatte folgendes Ergebnis: 1. Martin Herm., 2. Helfrich Gg. Die Mannſchaftsmeiſter in ö 1. Mannſch. Gö lz J. 2. Mannſch. Helfrich Gg., 3. Mannſch. Kopp Ew., 4. Mannſch. Martin Herm., 1. Jugend Kiß Karl. Die Abtetlungsmelſter in 200 mtr. ſind: Abtlg. A(1. 2. und 3. Mannſch.) Helfrich Gg., Abtlg. 8(4. Mannſch. 1. und 2. Jugend) Martin Herm. Die Vereinsmeiſter⸗ ſchaft im Staffellauf fiel der 1. Mannſchaft zu. Nachmittags trug der M.⸗G.⸗B.„Harmonie“ und abends der„Sängerbund“ einige ſchöne Lieder vor, die von dem Publikum mit ſtarkem Beifall aufge ⸗ nommen wurden. Abends fand die Preisverteilung ſtatt. Der Platz war in Erwartung des Feuerwerks, das zur vollen Zufriedenheit des Publikum ausfiel, zum Biegen voll. Die ganze Beranſtaltung dem Publikum mit lebhaftem d zeigten