U er fzeige Viernheimer Tageblatt(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Reines mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Meng ae monatlich 2 Mark frei ins 11 0 eigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung 9 0 0 Schweineschmalz 0. 75 f ö g 24 lebt 10 8 tisbeil öchentl. Samstags das achtſeftige illuftrierte S blatt„S b Rab A d Notizen bormtttags 8 Uhr, größere Artikel emen T 1 1 1 f f 5 aus gebracht. Gra e en: w 5 ü tagsblatt„St tu tt.— f t otizen vormittags r, größere Artikel einen Ta 8 Pfund Pfennig 2 g 7 4 und Vlamen“, halbjährlich 10 ahrplan, ſowie 1 6 1 0 Eümihme von Abonnement täglich 9 Inſerate Müſſen 59 Ausgabe d en mit Ausnahme deen, dle in lfd. Rechnung ſtehen ie Ein- E guszugs- en: i 9 f Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Rathausſtr. 88. A bemuse-AMudein e 6 1 Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Bankkonto: Südd. Disconto⸗Geſellſchaft A.⸗G., Zahlſtelle Viernheim— Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 es eren. e 20 0— r 1 Dienstag, den 29. Juli 1924 41. Jahrgang Mam N gutes Haſenjahr i in dies Allerdings wird 3 1 N 'on den Landwirten ſehr über die Schäden ge“ 0 0 0 VV e 0 gt, die von den Haſen angerichtet werden. Mannheim, 25. Julf. Ueber die Mittagszelt 1 1 5 1 2 59 5 0 f ö 5 ö d 5. g 15 1 1 10 1 1 5 16251 2. L del WEISS 1 1 1 e* . 9 110 W ee e 0 ur bie wohltnenden Be⸗ n* ſowie 0 8 2852 8 1 19 1 1 1 r 32 abrik Waldhof infolge e 00 weiſe aufrichtiger Anteilnahme eee e i 9 een g 1 ö 5 i 5 ten Ventils eine Chlorflaſche. Sieben Arbeiter! bei dem frühen Hinſcheiden 0 Einmach⸗ und 4 Man nh Sim i 10 N 5 5 mußten ſich inſolge Einatmens von Chlorgaſen e Salatgurken Tattersallstrasse 12 ärztliche Behandlung begeben. Der Gebäude Sinne und Büßer zu Tagesprelſen. 4 Telefon 8834 ö ö f N Georg Dewald 3. chaden iſt erheblich. Die Feuerwehrabteilung der ö e er f Steinſtraße 26. ferner für das zahlreiche Ge⸗ ellſtoffabrik beſeitigte Gefahr. ö leite zur 1 Ruheſtätte und f Neuwied, 25. Juli. An Vergiftungserſchei⸗ gungen iſt hier eine 52jährige Ehefrau geſtorben. 8 hatte um Abenbrot Leberwurſt in 1 171 die gewidmete, ſchöne Kranz⸗ 8 pende ſagen wir unſeren tief⸗ gefühlteſten Dank, [Biernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Die Familie gebratenem Zuſtand gegeſſen und nur die Ehe⸗ au ſelbſt aß ein Stückchen roh. Dieſes Stück⸗ N 1 2 2 1 K 05 hen aber ſollte ihr zum Verhängnis werden. Sie 19 0 ede 8 1 erkrankte ſofort heftig und ſtarb im Laufe des 6 en 191 ante bee) eee Nolgenden Tages. J Eug. Lipp u. ſeinen Mitſchülern, ſowie der Schüler⸗Abteilung Landshut, 25. Juli. Der Anſtreicher Andreas ö —— Frieurichd. Zuiehac!.. pak. 14 Mietverhältniſſe konnten Fortſetzung des Mietverhältniſſes zu beantragen. dem Vermieter am Tage des Ablaufs des Miet⸗ 4 an einen Dritten; Zahlungsverzug in einem be 1 der Turngenoſſenſchaft für die erwieſene letzte Ehre und den Hutterer von Landshut und der Gütler Rupert b Stiftern von Seelenmeſſen. Fiſcher in Gröben ermordeten und ſeinerzeit vom Vandgericht Landshut zum Tode verurteilt wur⸗ den, ſind geſtern im Hofe des Landgerichtsge⸗ fängniſſes hingerichtet worden. ö Lokale Nachrichten. Auszahlung der Militärrenten. Die Militärrenten gelangen am Dienstag, den 29. ds. Mts. in der üblichen Weiſe am Poſtſchalter zur Auszahlung. * Die Kündigungen bei Lanz ſind um weitere acht Tage verlängert worden, jedoch wird damit gerechnet, daß in einigen Abteilungen während der nächſten Woche nur vier Tage arbeiten können. * Weinheim, 28. Juli. Schweine⸗ markt. Zugeführt 338 Stück. Verkauft 302 Stück. Milchſchweine das Stück von 4 bis 8 Mark; Länfer das Stück von 12 bis 28 Mark. Das Geſetz über Mieterſchutz und 5 Mieteinigungsämter. N a Das Geſetz über Mieterſchutz und Miet. eeinigungsämter vom 1. Juli 1923 nebſt den heſ⸗ ſſiſchen Ausführungsverordnungen vom 8. Sep⸗ tember und 16. Oktober 1923 iſt mit Wirkung vom 15. Juli 1924 im beſetzten heſſiſchen Gebiet in Kraft getreten. fſetzes zum Schutze der Mieter vom 23. Septem⸗ ber 1918 treten damit außer Wirkſamkeit. Im weſentlichen ſind folgende Aenderungen eingetre⸗ ten: Nach den ſeitherigen Beſtimmungen bedurfte 6 der Vermieter zur Kündigung von Mietverhält⸗ niſſen, die Wohnräume, Läden und Werkſtätten zum Gegenſtand hatten, der vorherigen Geneh⸗ migung des Mieteinigungsamtes. Alle ſonſtigen 05 zwar ohne dieſe Er⸗ flaubnis gekündigt werden, der Mieter hatte je⸗ doch das Recht, beim Mieteinigungsamt Wider⸗ ſpruch gegen die Kündigung zu erheben und die Die Beſtimmungen des Ge⸗ Für den Fall, daß der Mieter die gemietete Sache verhältniſſes nicht zurückgab, mußte die Räu⸗ mungsklage bei dem Amtsgericht erhoben wer⸗ den. Nach dem am 15. ds. Mts. in Kraft getre⸗ tenen neuen Beſtimmungen erfolgt die Aufhe⸗ bung von Mietverhältniſſen über Gebäude oder Gebäudeteile(nicht aber von Mietverhältniſſen über unbebaute Plätze) auf Klage des Vermie⸗ ters durch gerichtliches Urteil. Die Klage kann nulſo direkt ohne vorherige Kündigung beim Miet⸗ einigungsamt erhoben werden. Ueber die Klage entſcheidet das Amtsgericht unter Zuziehung von Beiſitzern aus dem Kreiſe von Vermietern und Mietern(Mietgericht). Die Aufhebungs klage kann jedoch nur auf beſtimmte in den Pa- ragraphen 2 bis 4 der Verordnung angegebene ründe geſtützt werden, die im weſentlichen fol ende ſind: Erhebliche Beläſtigung des Ver, meters oder eines Hausbewohners, unangemef ſener Gebrauch des Mietraums oder Vernachläſ. gung der gebotenen Sorgfalt und dadurch er, hebliche Gefährdung des Mietraumes oder des Gebäudes; unbefugte Ueberlaſſung des Gebrauch⸗ n Umfange; ſchließlich aus beſonderen Gründen bei überwiegendem Intereſſe des Ver mieters an der Wiedererlangung des Miet, aumes, wenn die Vorenthaltung auch bei Be Atſichtigung der Verhältniſſe des Mieters eint chere Unbilligkeit für den Vermieter darſtel, en Die bisher errichteten Mieteini ungsämter bleiben beſtehen. Zu ihrer Zuſtän digkeit gehören eine Reihe Aufgaben aus den neuen Mieterſchutzgeſetz(Entſcheidung über di Gleichwertigkeit von Erſatzräumen, Erteilung des Erlaubnis zur Unterbringung, Mietpreisfeſtſetz ng bei Teilauflöſung des Mietverhältniſſes Feſtſetzung der Entſchädigung für die Weiter berlaſſung von Dienſt⸗ und Werkwohnunger 9 Beendigung des Dienſtverhältniſſes), ſowi⸗ e in dem Reichsmietengeſetz und dem Geſet über Maßnahmen gegen Wohnungsmangel der Mieteinigungsämtern übertragenen Aufgaben Feſtſetzung der Friedensmiete, Entſcheidung ber Beſchwervden gegen Beſchlagnahmeverfügun⸗ 1 und über Anträge auf Abſchluß von Zwangs Utverträgen und dergleichen.) Die Entſcheidun der Mieteinigungsämter waren ſeither un ſechtbar; neuerdings findet binnen 2 Wocher Rechts beſchwerde ſtatt, über die das Ober. desgericht zu entſcheiden hat. Sie kann jedoch darauf geſtützt werden, daß das Geſetz ver⸗ das heißt die eſebürhen Weſlimmungen beachtet worden ind. bet nene Leſerl a Viernheim, den 28. Juli 1924. Die trauernd Hinterbliebenen: Frau Mathias Schmitt Wwe. nebſt Kinder und Angehörige.. — belegenbeſts- Käufe! Reue und getragene a e u. Scheche, Neiſe⸗ und dkoffer, . J1, 20 S chtungl Es kann zu jeder Zeit Achtung! Mannheim. Die 2. Schur ewiger Klee 25 Ar, zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. ds. Blastes. N ö 1 ö K 1 Frucht in beliebigen Mengen angeliefert werden. Gute und prompte Bedienung zugesichert! S Münle Hessisches Haus& J Gelecobſt 6 billig abzugeben. Friedrich Neff Blauehutſtraße Nr. 39. Grasnihnaſchinen mit Getreideableger Heurechen, Wender, Hack⸗ und Häufel⸗ pflüge, Jauchepumpen, Eggen, Leiter⸗ wagen, alles nur erſtklaſſige Fabrikate. Erſatzteile. Reparaturen prompt und billig. Zwei wenig gebrauchte Mühmaſchinen mit Handableger ein⸗ und zweiſpännig ſind billig abzugeben. J. Wunderle am Marktplatz. SSGO OGG. Bauern⸗Verein. Zur Saatzeit empfehlen: Frühlleeſamen, Ewiger Klee, Sommer⸗ wicken und Felderbſen, Weißrübenſamen in beſten Sorten, ſowie alle zur Herbſtaus⸗ ſaat nötigen Gartenſämereien. Der Vorſtand. Ne Q 2, 9 Mannheim 02, 9 Erstes Spezial-Haus für MHorbmäbel u. Norhwaren in Rohr und Weide, natur und gebeixt, akon, Dielen, angsmmmer, Gartenkäuser, Kaffees, Vorplätze, Veganden, Wintergarten usw. Verkaufsstelle d. Rothenburger Korb- Wwarenfabrik, Rothenburg o. d. Tauber Besichtigung erbeten. Q 2, 9 0 Q 2, 9 H. Hinze-Merner 1 Zahnarzt Dr. Bossert empfiehlt ſich der hieſtgen Einwohnerschaft für zahnärztliche Behandlung. Syrechſtunden: täglich von 2—7 uhr. . Viernheim, Hügelſtraße Nr. 11. 1 1 f glößte orbaaft ist die Zeitungs-Anzeige zur richtigen Zeit in der richtigen Abfassung in der richtigen Form in der richtigen 17 5 dem 24 Die Kleinen Anzeigen im Vienheiner Anzeiger daß niemand die Koſten zu ſcheuen braucht, welcher eine kleine Anzeige im Viernheimer Angeiger dern nacht Und wirksam wall bei der Zuſaummenſetzung des Leſerbreiſes das Intereſſe ſo vielſeitig iſt, daß ſich faſt für jedes — Nachfragen, für jodes Geſuch Anor⸗ bieten finden, gleichviel, ob et ſiah handelt um Ankauf, Berhamf, Stellenange⸗ bote, Stellengeſache, Mobilien oder Immobitien, Läden, Wohnung., Zimmer, Ka⸗ pitalion, Hypotheken, Getdaugebote oder Davlehensgeſu⸗ che, Vorlore⸗ nes, uſw. Zur Saat empfiehlt. Königsberger Salat-Wicken Frühkleeſamen, Winterwicken Felderbſen, Weißrübenſamen Sommerreps, Ew. Kleeſamen In Futtermitteln: Weizenkleie, Weizen-Futter⸗ Mehl, Malzkeimen, Schnitzel ferner ö Ja. Weizen⸗ und Roggenmehl * zum Tagespreis Joan Adler g. Telefon Nr. 39 Jakobſtraße 10. Günſtiges Angebot in nenen Wagen fertig zum Einſpannen 1 zweiſpanner Wagem ca. 65 Ztr. Trag⸗ kraft, 1 einſpänner Wagen, ca. 45 Ztr. Tragkr., 1 Kuhwagen, ca. 25 Ztr. Tragkr. Die Wagen können mit Kaſten oder Heu⸗ leitern geliefert werden. Preiſe ſind äußerſt geſtellt und können bei Wagen und Mähmaſchinen günſtige Zahlungs bedingungen geſtellt werden. J. Wunderle am MWorktwlatz K anden mit Schnitzereien u. ſchöner N Himbeersa t E einess eg VVV A Hopander Sardelen Liter l. 80 „ iter 30 2 10 Pfd., 30 Pfd. 1.80 N E Haselnusshernne E Sultaninen Neue Grünkerne Pfund 45 Pfennig Nee Amtlicher Teil. Belauntmachung. Heute Nachmittag ab 4 Uhr gelangt auf der Freibank gutes Kuhfleiſch zur Ausgabe. Preis 30 Pfg. das Pfund. Viernheim, den 28. Juli 1924. Heſſiſche Bürgermeiſterei Biernheim Lamberth. Aulus Ochuhwaren kaufen Sie ſtets am beſten im Schuhhaus Joſeph Förſchle N 4, 21 chene e ee R 4, 21 Achtung! Ich mache die Einwohner von Viernheim darauf auf⸗ merkſam, daß ich von heute ab wieder Lumpen zum höchſten Tagespreis annehme. Frau Meſſer. Zur Bedarfszeit Patent⸗Ernte⸗Stricke prima Saat⸗wicken Raps- und Rübſamen Frühklee und Luzern. Auch Dünger, wie div. Futtermittel uſw. durch Umtauſch oder zum Tagespreis bei N. Winkler III. Waldſtr. 16, Tel. 23. NB. Ebenſo Getreide Wiernheimer Anzeiger. und Stroh zu eee e er kaufen geſucht. e e eee Mittelstands- Möbel Bedeutend ermänigte Preise! Schlafzimmer, gone uompl. 5 Waſchkom. m. Spie⸗ 1 Küche, naturlasiert, komplett 1 05 22 Guterhaltene Handwerker⸗ Nähmaſchine zu verkaufen. Zu erfragen in der Exped. ds. Blts. Seuſationell billiges Angebot! Modernes eichenes Wohnzimmer beſtehend aus einem Büfett Verglaſung, einer Kredenz, einem großen Ausziehtiſch mit 4 echten Lederſtühlen nur 385 Mk. Möbellager Heinrich Freinkel Mannheim, F 2, 8 am Marktplatz. At-Papier zu verkaufen gelaufſ., 2 Rohrſt, 1 Handtuchh, Ztür. Büfett, Kred. mit Kunſtverglaſ. Tiſch, 2 Stühle, 2 Hocker, 1 Spiegel. Herrenzimmer, FionZz gebe 27. Bücherſchrank mit Verglaſung u. zwei Schubfächern, Schreibtiſch, Ledarſoſſel Speisezimmer, parte modelle 300 ade Arbeit, Reklameprels 4 K eiderſchränke, mit Meſſingſtangen 35 M. Küchenſchränke Kunſtglas, ſolid 58 M. Bücherſchränke, Eiche mit Verglasung 85 M. Schreibtiſche, Eiche, ſtabil 98 M. Schreibſeſſel, Eiche, echt Lederſitz 32 M. Büfetts, Eſche mit Glas, ſtabil 175 M. Vortikows, Nußbaum mit Spiegel 75 M. A Ausführung 48 M. e mit Schubfach 18 M. eteſtellen, Eiche u. Nußbaum imitiert 32 M. — Air solange Vorrat. 6 delbaus f gestattet. Möitelsage Niermann M 3, 1. u Pfd. l. 60 ſchen Flotterevue verbracht. 162. ie Lage in Berlin, 27. Juli. Nach den aus Lon⸗ don vorliegenden Blättermeldungen hat ſich die Lage auf der Londoner Konferenz ſeit Samstag mittag im weſentlichen nicht geän⸗ dert. Die Konferenzdelegierten haben den Samstag größtenteils bei der großen engli⸗ Es wurde keine Sitzung abgehalten. Das amtliche Reuterbüro beſtätigt, daß der Bericht der juriſtiſchen Kommiſſion über die Bedingungen der Einladung an Deutſch⸗ land in der Kommiſſion fertiggeſtellt und einſtimmig angenommen worden iſt. Der Be⸗ richt wird der Konferenz am Montag nach⸗ mittag überreicht werden, und dann wird die Frage der Abſendung der Einladung an Deutſchland entſchieden werden. Die Annahme des Berichtes und damit die Einladung e in der Vollkonferenz gilt als icher. i Wie der Londoner Korreſpondent des „B. T.“ mitteilt, iſt man deshalb in London jetzt, wenn auch lange nicht mehr ſo hoff⸗ nungsvoll wie zu Beginn der Woche, ſo doch weit zuverſichtlicher als in den letzten 48 Stunden. Dabei ſoll das Problem, das die Konferenz an den Rand des Abgrundes brachte, nämlich der Zwiſt der engliſchen und amerikaniſchen Bankiers mit der franzöſiſchen Delegation trotz aller Vermittlungs verſuche nicht gelöſt ſein. In den letzten Tagen hat nämlich, wie der Gewährsmann des„B. T.“ weiter berichtet, eine neue Entwicklung ein⸗ geſetzt. Sie begann damit, daß Herriot bei der als franzoſenfreundlichen Citybank Montague war. Darauf fuhr der franzöſiſche Finanzmi⸗ niſter Clementel nach Paris, von wo er mit einigen führenden Pariſer Bankiers nach Lon⸗ don zurückkehrte. Kurz darauf wurde die be— kannte Bank Lazare Freres und das Newyor— ker Bankhaus Kuhn u. Loeb im gleichen Zu⸗ ſammenhang genannt. Dies dürfte nichts an⸗ deres bedeuten, als daß die Franzoſen ſich be⸗ mühen, eine neue Bankengruppe zu bilden, die die deutſche Anleihe unter für Frankreich beſſe⸗ ren Bedingungen auflegen würde als Mor⸗ gan und die Bank von England. Die Lage ſcheine alſo, ſo ſchließt der Londoner Korre— ſpondent des„B. T.“, jetzt die zu ſein, daß ſich heute nicht mehr die franzöſiſche Delegation und die amerikaniſche und engliſche Finanz⸗ welt, ſondern zwei große Bankengruppen gegenüberſtehen. Ob dieſe Neugruppierung dazu verhelfen wird, eine Löſung zu finden, ſei heute noch nicht zu ſagen. Weiter wird gemeldet, daß Herriot in der vergangenen Nacht ein Schreiben Macdo⸗ nad s erhalten habe, in dem der engliſche Miniſterpräſident die militäriſche Räumung der Ruhr verlangt. Dieſes Schreiben ſoll nun⸗ mehr offiziell der Plenarſitzung der Konferenz am Montag vorgelegt werden. Es heißt, daß Herriot Bedenken rrage, die engliſche Forde— rung ohne weiteres anzunehmen, daß dagegen die franzöſiſche ebenſo wie die belgische Dele— gation der Anſicht ſei, die Forderung müſſe angenommen werden. f Die Meldung eines Berliner Spätabend⸗ blattes, die Reichsregierung ſei aufgrund des Gutachtens der Rechtsſachverſtändigen der Londoner Konferenz inoffiziell davon verſtän⸗ digt worden, daß Deutſchland mit einer Ein⸗ ladung zur Konferenz zu rechnen habe, wird 050 amtlicher Seite als unzutreffend bezeich⸗ net. Der Londoner Korreſpondent des Temps berichtet, daß man in gutunterrichteten eng⸗ liſchen Kreiſen feſt entſchloſſen ſei, in den kom⸗ menden Tagen eine ernſte Anſtrengung zu unternehmen, um die Konferenz einem glück⸗ lichen Ende entgegenzuführen. Das Vertrauen, das einige Zeit hindurch erſchüttert geweſen ſei, beginne wiederzukehren. Man merke, daß man ſich zulange mit Fragen aufgehalten habe, deren Intereſſe nicht aktuell ſei, ſo mit der Sanktionsfrage. Die beſte Garantie gegen eine Sonderaktion Frankreichs ſei nach Mei⸗ nung aller maßgebender Konferenzteilnehmer zunächſt einmal die Zahlung von Reparatio⸗ nen und die Sachlieferungen überhaupt in Gang zu bringen. Die enaliſchen Unterhänd⸗ ler ſeien ſich der ernſten Folgen eines Miß⸗ erfolges bewußt. 4 f 71 * 79 Engliſche Flottenſchau. f London, 27. Julis Auf der Reede von Portsmouth 1 die erſte große Flot⸗ tenparade ſeit dem Weltkrieg 99 an der die glance flotte und die Reichsflote begleitete die Jacht, auf der ſich das Königs⸗ paar und der Prinz von Wales befanden. Abends fand eine große Illumination der Flotte ſtatt.— Pie Delegierten der Londoner Konferenz waren faſt vollzählig nach Spithead gefahren, ſodaß geſtern keine Kommiſſtions⸗ beratungen ſtattfanden. Die Delegationschefs waren Gäſte des Miniſterpräſidenten auf dem Flaggenſchlachtſchiff, den übrigen Angehörigen war ein Spezialſchiff zur Verfügung geſtellt worden. * Ein engliſcher Kommentar. London, 2. Juli. Der„Star“ kommen⸗ tiert die bisherigen Ergebniſſe der Londoner Konferenz wie folgt: Nach offiziellen Informatio⸗ nen, die uns zukommen, iſt jetzt klar geworden, daß die Konferenz der Gefahr ausgeſetzt iſt, in⸗ folge der Unverſöhnlichkeit der Franzoſen Schiff⸗ bruch zu erleiden. Die Flitterwochen der Konfe⸗ renz ſind vorbei. Dies wäre an ſich kein Uebel, wenn die verſckhiedenen Delegationen ſich jetzt ernſtlich den proſaiſchen Tatſachen zuwenden wür⸗ den. Die Delegationen haben ſchon entdeckt, daß die Entente nur etwas Oberflächliches iſt und daß ſie aus ungleichen Temperamenten zuſam⸗ mengeſetzt iſt. Immerhin dürfte Herriot die be⸗ ſte Löſung wählen. Seine Freunde aber ſind es, die darauf beſtehen, Unfrieden zu ſäen. In London ſpricht allerdings Herriot, tatſächlich aber handelt Poincare. * Die Arbeiten in London. London, 27. Juli. Das juriſtiſche Komitee hat ſeine Arbeiten am Freitag Abend faſt vollſtändig beendet. Wie verlautet, ſoll es zu dem Schluß gekommen ſein, baß die Auslegung des Dawesplanes den verſchiede— nen Autoritäten überlaſſen bleiben ſoll, die im Plan ſelber als dafür zuſtändig bezeichnet werden. Nur im Fall von Uneinigkeit hätte die Reparationskommiſſion und in letzter In ſtanz das Haager Schiedsgericht einzuſchreiten. Was die Frage der Garantien für die Anleihe anlangt, ſo verlautet ebenfalls, daß eine Eini— gung bevorſteht. London, 2. Juli. Die Kommiſſion für den Zahlungsmodus hat am Freitag nachmittag eine lange Sitzung abgehalten. Es konnte aber noch keine vollſtändige Einigung erzielt werden, doch hofft die Kommiſſion am Montag ihren Bericht fertiggeſtellt zu haben. In der Sitzung wurden drei Fragen behan— delt. Die erſte hat auf das Schiedsgerichtsver— fahren Bezug. Wenn Uneinigkeiten zwiſchen dem Ueberweiſungskomitee und der deutſchen Regierung auftreten würden, ſo würden die beiden Teile einen Schiedsrichter anrufen. Wenn ſie ſich auch vor dieſem nicht einigen könnten, ſo hätte der Präſident des Haager Schiedsgerichts zu entſcheiden. Der zweite Punkt betrift die Beziehungen zwiſchen der Reparationskommiſſion und der Politik der Sachleiſtungen. Die Komiſſion ſchlägt die Er⸗ nennung eines deutſch⸗alliierten Organiſa— tionskomitees vor. Wenn dieſes Komitee in gewiſſen Fällen ſich nicht einigen könnte, ſo würde ein neutraler Schiedsrichter ernannt werden. Der dritte Nunkt hat dagegen zu einer langen Debatte geführt. Er betrifft Kohlen⸗ und Kokslieferungen und die Lieferung von Farbſtoffen. Es wurde über die Beſtimmung der Preiſe der zu liefernden Rohmaterialien und Fabrikate verhandelt. Die franzöſiſchen Delegierten vertraten den Standpunkt, daß ſich die deutſche Regierung verpflichten ſollte, die Kohlen⸗ und Kokslieferungen auch über das Fahr 1930 hinaus fortzuſetzen, obwohl der Verſailler Vertrag dieſes Fahr als Endtermin für die Lieferungen feſtgeſetzt hat. Die Englän⸗ der bekämpften dieſe Forderung. Die belgi⸗ ſchen Delegierten haben einen Vermittlungs⸗ vorſchlag ausgearbeitet. 8 Nachgeben Herriots? Paris, 27. Juli. Der Korreſpondent des Intranſigeant“ in London alaubt zu wiſſen, daß Herriot in der Frage der Kompetenz der Reparationskommiſſion, der fortſchreitenden Räumung der Ruhr und der Sanktionsfrage Konzeſſionen machen wird. Er hat für dieſen Fall die Zuſicherung erhalten, daß England Frankreich unter gewiſſen Be⸗ dingungen bei einem Angriff Deutſchlands militäriſch unterſtützen werde. Die Unterhand⸗ lungen in dieſer Angelegenheit würden, ſo t. der Kon mit ebenſov Lon 2 on. Schlichtuug der Streitfragen? London, 27. Juli. Am Freitag nach⸗ mittag haben ſich die in London anweſenden früheren Mitglieder des Sachverſtändigen⸗ komitees verſammelt und über diejenigen Fragen beraten, die gegenwärtig noch zu Un⸗ einigkeiten Anlaß geben.— Der franzöſiſche Finanzminiſter Clementel iſt Freitag abend nach Paris abgereiſt. Er wird Montag wieder in London ſein. Die Zuſammenſetzung der deutſchen Delegation. Berlin 27. Juli. Es beſteht die Abſicht, daß zur Vertretung der preußiſchen Intereſſen der preußiſche Miniſterpräſident mit der deutſchen Delegation nach London reiſen wird. Ferner ſoll ein Vertreter Bayerns und ein Vertreter Badens zur Vertretung der In⸗ tereſſen ihrer Länder der deutſchen Delegation beigegeben werden. Havas meldet aus London, es ſcheine ausgemacht zu ſein, daß man den deutſchen Delegierten keine endgültigen und unabänder⸗ lichen Vorſchläge überweiſe, ſondern das mit ihnen zu unterzeichnende Abkommen beſpre⸗ chen werde. Unter dieſen Umſtänden könne man kein Verfahren ins Auge faſſen, das ein Ultimatum in ſich ſchließt. **** Morgan auf dem Wege nach London. London, 27. Juli. Nach einer Mittei⸗ lung aus Newvork hat ſich der Großfinanzier Morgan nach London eingeſchifft. Er er⸗ klärte vor ſeiner Abreiſe, daß er nicht beab— ſichtige, in Europa Vorſchläge politiſcher Art zu machen und ſich noch weniger zu Gunſten einer politiſchen Richtung ausſprechen wolle. Er gehe nach Europa, um dort. wie alljährlich ſeine Ferien zu vollbringen. Wenn man ihn aber um ſeine Anſicht über die Ausſichten be⸗ züglich der deutſchen Anleihe befragen würde, ſo würde er glücklich ſein, ſeine Meinung be⸗ kannt geben zu dürfen. ***** Hughes Reiſe nach Paris. Paris, 28. Juli.„Petit Pariſien“ mel⸗ det, daß der amerikaniſche Staatsſekretär Hughes für heute abend in Paris erwartet wird. Hughes werde ſich auch nach Brüſſel be— geben, um dort vom König empfangen zu wer⸗ den. ** 2 Der Bericht der Juriſtenkommiſſion. Paris, 28. Juli. Der Inhalt des Be⸗ richts der Juriſtenkommiſſion, der bereits am Samstag bei den Delegationen bekannt wurde, iſt im Laufe des geſtrigen Tages auch in den weſentlichſten Punkten bei der Preſſe bekannt geworden. Der Bericht umfaßt 14 Ar⸗ tikel. Art. 1—4 behandelt die Rechte der Repa⸗ rationskommiſſion, die nach Anſicht der Juri⸗ ſten nicht das Recht haben ſoll, ſich in die in⸗ neren Angelegenheiten Deutſchlands einzu⸗ miſchen. Art. 6 erklärt, daß der Sachverſtändi⸗ genplan in mehreren Punkten über den Ver—⸗ ſailler Vertrag hinausgeht. Er verpflichtet Deutſchland zur Schaffung beſonderer Geſetze. Der Sachverſtändigenplan widerſpreche dem Verſailler Vertrag nicht. Er enthalte aber Be— ſtimmungen, die im Verſailler Vertrag nicht enthalten ſind. b * Beſſerung der Lage am Geldmarkt. Berlin, 27. Juli. Reichs bankpräſident Dr. Schacht betonte in der Samstagsſitzung des Zentralausſchuſſes der Reichsbank, daß ſich nach dem Wochenausweis für die Zeit vom 24. 6. bis 15. 7. die Lage der Reichsbank weiter günſtig entwickelt habe. Der Zahlungs⸗ mittelumlauf zeige zwar eine mäßige Er⸗ höhung, bewege ſich aber noch immer unter 3 Millarden Goldmark. Die Lage am Geld⸗ mark ſei nicht mehr ſo kritiſch anzuſehen wie vor einigen Wochen. wenn auch augenblicklich an der bisherigen Politik der Kreditbeſchrän⸗ kung feſtgehalten werden müſſe, ſo ſei die Reichsbank doch nach wie vor beſtrebt, in Ein⸗ zelfällen zu helfen. Zum Schluß machte der Reichsbankpräfident noch vertrauliche Mittei⸗ lungen über die neue Goldnotenhank und die der Entſcheidung der Mittelparteien Deutſcher Reichstag Berlin,. Inli. Nach der ausgedehnten Nachtſitzung des Reichs tags verzögerte ſich der Beginn der auf 11 Uhr angeſetzten geſtrigen Sitzung bis 12 Uhr. Dann folgte eine längere Geſchäftsordnungsdebatte über eine eventuelle Umſtellung der Tagesordnung, die ergebnislos verlief. Abg. Münzenberg(Kom.) fordert die ſo⸗ fortige Beratung eines kommuniſtiſchen Antrages, der die Regierung erſucht, der Internationalen Arbeiterhilfe die Ausreiſeerlaubnis für 800 Kin⸗ der zu erteilen, die zur Erholung nach Frankreich geſchickt werden ſollen. Poincare hatte die Ein⸗ reiſeerlaubnis den Kindern verweigert, Herriot hat ſie erteilt. Nun habe aber im Gegenſatz zu des deutſchen Außenminiſte⸗ riums das deutſche Innenminiſterium die Aus⸗ reiſeerlaubnis verweigert mit der Begründung, es handle ſich bei der Verſchickung im weſentlichen um eine politiſche Aktion. Abgeordneter Münzen⸗ berg erklärte dazu, die Regierung ſei im Irr⸗ tum, wenn ſie hinter dieſer rein humanitären An⸗ gelegenheit eine politiſche Aktion vermute. Abg. Dr. Kahl(D. Ppt.) widerſprach der Prüfung des Antrages. Die Kommuniſten rich⸗ teten darauf laute Schmährufe gegen Dr. Kahl. Präſidoent Wallraf rief die Schreier zur Ordnung. Dann führte der Deutſchnationale Schultze⸗ Bromberg Beſchwerde darüber, daß im Ausſchuß das Verkehrsminiſterium bei der Erörterung der Verkehrsfragen nicht vertreten war, ebenſo wenig wie jetzt im Plenum. Er beantragte, daß der Reichsminiſter ſofort zum Erſcheinen veranlaßt werde. Dieſer Antrag wurde mit großer Mehr⸗ heit angenommen. Darauf begann die dritte Beratung des Not⸗ etats. Die geſtern begonnene Beratung über die Einführung des Wiederaufnahmeverfahrens bei den bayeriſchen Volksgerichten iſt heute davon getrennt und ſoll als beſonderer Punkt der Ta⸗ gesordnung erledigt werden. Nachdem der Berichterſtatter ſein Referat über die Ausſchußverhandlungen zum Notetat erſtattet hatte, erſchien Reichsverkehrsminiſter Oeſer im Saale, um der Aufforderung, ſich über die Fi⸗ Venzfragen der Reichsbahn zu äußern, Folge zu leiſten. Er führte im weſentlichen aus, daß die Reichsbahn in der Zeit vom 1. November bis 1. April Einnahmen von 1,138 Milliarden. Aus⸗ gaben von 1,098 Milliarden gehabt habe, ſodaß ein Ueberſchuß von 40 Millionen erzielt worden ſei. Dieſer Ueberſchuß ſei verwendet worden für Einlöſung des Notgeldes und zur Abtragung anderer drückender Schulden. Die Finanzen der Reichsbahn würden jedoch vor allem unge⸗ heuer belaſtet durch das beſetzte Gebiet, wo die Verwaltung noch hohe Ausgaben, aber keinerlei Einnahmen infolge des Beſtehens der Regie habe. Darum könnte mit der Tarifermäßigung noch nicht weitergegangen werden. Für den neuen Etat der Reichsbahn nahm der Miniſter einen rechnungsmäßigen Fehlbetrag von 85 Mil⸗ lionen Goldmark an. In der Ausſprache über den Notetat äußerte dann zuerſt der Bayeriſche Volksparteiler Graf Lerchenfeld ſchwere Bedenken gegen das Dawesgutachten, weil die Sachverſtändigen Deutſchlands Leiſtungsfähigkeit weit überſchätzt hätten und weil es den Anſchein habe, als ob Fronkreich eine wirkliche Räumung des neubeſetz⸗ ten Gebietes vermeiden wolle. Beſonders die baveriſche Pfalz leide noch immer unter der Ver⸗ waltung der Männer, die den hochverräteriſchen Separatiſten nicht entgegengetreten ſeien. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen verlangte Graf Lerchenfeld entſchieden, daß gegen die rechts⸗ und vertragswidrigen Eingriffe der fran⸗ zöſiſchen Beſatzung in der Pfalz vor aller Welt Verwahrung eingelegt werden müſſe. Die deut⸗ ſche Regierung müſſe ferner die für Deutſchland günſtigen Teile des Gutachtens herausarbeiten, ſie müſſe aber auch der Kriegsſchuldlüge ein Ende machen. Dann, aber auch nur dann, könne ſie auf die Unterſtützung der Bayeriſchen Volks⸗ partei rechnen. Es folgte der Führer der wirtſchaftlichen Ver⸗ einigung Dr. Bredt, der der in der Erklärung zum Dawesgutachten einge⸗ nommenen Stellung im weſentlichen zuſtimmte, Die Wirtſchaftliche Vereinigung habe aus ſach lichen Gründen für die Reſolution zu Gunſten des Gutachtens geſtimmt. Sie lehnt es aber ent⸗ ſchieden ab, wenn daraus gefolgert werde, daß ſie der Regierung ihr Vertrauen ausgeſprochen hätte. Die Wirtſchaftliche Vereinigung ſtehe in intſchiebener Oppoſttion zur Regierun perde en en e ee Mißtrauensvotum ausſprechen. Im gegenwarti⸗ gen Augenblick könne ſie jedoch nicht für ein 8 ißtrauensantrag ſtimmen, weil jetzt für die Außenpolitik eine einheitliche Front nötig ſei 7 die Regierung für die Londoner Verhand⸗ ungen einer möglichſt ſtarten Stellungnahme be⸗ dürfe. Dr. Bredt erklärte daher, ſeine Partei würde ſich im Falle eines Mißtrauensantrages diesmal der Stimme enthalten, Dann hielt der deutſchnationale Abg. Prof. Hötz ſch eine längere Rede, in der er zunächſt bedauerte, daß die Regierung keine Erklärung über ihre Abſichten für London abgegeben habe, An einem Augenblick, in dem das ganze deutſche Volk wiſſen wolle, wie die Reichsregierung es bei der Entſcheidung über deutſche Fragen in London vertreten wolle. Es ſei daher verſtänd lich, daß im deutſchen Volke ein tiefwurzelndes Rißtrauen und die Befürchtung beſtehe, daß es Fenſo gehe, wie mit den 14 Punkten Wilſons Her Redner erinnerte ſodann an die Frankfur⸗ ter Beſchlüſſe der Deutſchen Volkspartei, die eine Annäherung an den deutſchnationalen Standpunkt bedeuten und ſtellte in Erklärung ber Regierungsparteien und ſogar in der Rede Scheidemanns eine ſolche Annäherung feſt, die ark rechtsorientiert ſei. Ferner wiederholte er Ausführlich, daß an den Mindeſtforderungen der Heutſchnationalen über das Sachverſtändigengut⸗ nhten nicht gerüttelt werden könne, jedoch ſeien bie Deutſchnationalen auch bereit, für die Repa⸗ kationen Opfer zu bringen. Aber das könnte 5 möglich werden, wenn unſere wirtſchaftliche Zeiſtungsſähigkeit, unſere nationale Würde und das bischen Souveränität gewahrt bliebe, das Deutſchland noch habe. Sollte die Reichsregie⸗ kung ſchon gebunden ſein, daß ſie durch Ver⸗ handlungen nichts mehr ändern könne, dann könne die Regierung ruhig zu Hauſe bleiben. Zur Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund bemerkte der Redner, daß ein ſolcher Eintritt gar nicht möglich ſei, ſolange Deutſch⸗ kand als einziger Kriegsſchuldiger bezeichnet werde. Es gelte daher, die Kriegsſchuldlüge zu ſerſtören. Zum Schluß bemerkte der Redner, ae Partei habe zu der jetzigen Reichsregierung e das Vertrauen, daß ſie die von den Deutſch⸗ Hationalen aufgeſtellten Bedingungen ſo vertre⸗ en werde, wie man es verlangen müſſe. Die Deutſchnationale Volkspartei halte unbedingt da⸗ ran feſt, daß gewiſſe Teile des Gutachtens eine Zweidrittelmehrheit erfordern. Abmachungen, die gen deutſchnationalen Bedingungen nicht entſpre chen, müßten mit allen Mitteln verhindert wer— den. Der Außenminiſter ſolle bedenken, daß die Deutſchnationalen bei entſcheidenden Punkten den ſängeren Hebel beſäßen und daß ſie auch von ih⸗ er Machtſtellung Gebrauch machen würden. Nachdem noch ein kommuniſtiſcher Abge rrdneter und ein Vertreter der Nationalſozia— iſten gegen die Regierung und das Sachver— ſtündigengutachten polemiſiert hatten, wurde zie außenpolitiſche Ausſprache geſchloſſen. Der Notetat wurde in der Schlußabſtimmung egen die Stimmen der Kommuniſten, Sozial— demokraten und Nationalſozialiſten angenom— en. Eine Entſchließung der Kommuniſten, m der die Ausreiſebewilligung für 800 unter⸗ rnährte Kinder nach Frankreich verlangt wird, wurde gegen die Stimmen der Antrag— ſteller und der Sozialdemokraten abgelehnt. Die Kommuniſten riefen dem Zentrum Kin— dermörder zu. Es folgte dann die namentliche Abſtim⸗ mung über ein Mißtrauensvotum der Natio— nalſozialiſten gegen die Regierung. Vor der Abſtimmung gab der deutſchnationale Ab— geordnete Schulz⸗ Bromberg die Erklärung ab, die deutſchnationale Fraktion habe nach Ablebnung ibres letzten Mißtrauensvotums Die ſech⸗ Mattie Roman von Igna Maria. 81(Nachdruck verboten.) „Wenn mein liebes Töchterchen einmal heiraten ſollte,“ Frau von Berg erwähnte es beiläufig zu Geheimrat Vaconius,„ſo werde ich natürlich für ihre Ausſteuer ſorgen und ihr ein jährliches anſtändiges Nadelgeld ausſetzen laſſen, daß ſie niemals von ihrem Manne ab⸗ hängig ſein wird, dann fliegt auch die Liebe nicht ſo raſch davon.“ „Sie ſind eine Lebenskünſtlerin, liebe, gnädige Frau.“ Der alte Geheimrat küßte ihr galant die Hand. Wenn ich jung wäre, das Mädel mit ſeinen mandelförmigen Samt⸗ augen könnte mir recht gefährlich werden. Ich alter Knabe bin ja ohnedies in Ihre Theres verliebt. Ich will ja nichts verraten, auch nicht aus der Schule plaudern, aber das Mädel iſt bald weg. Ich ſah da ſo verliebte Augen bei einem Aſſeſſor ich ſage Ihnen, der Junge 48 75 lichterlöh!— Wer kann es ihm verden⸗ ken Dem königlichen Regierungsaſſeſſor Dr. jur. Hardegg erging es genau ſo, wie es in dem alten, ſchönen Sprichwort heißt:„Wer andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt hinein.“ Er hatte mit dem Feuer geſpielt, um das Herz der Theres Matties zu erwärmen, und nun hatte er ſelbſt ſo kläglich Feuer gefangen, daß er regelrecht in die Theres Matties ohne den * ae verliebt war, und zwar ſo rettungslos, daß e Eiferſucht lichterloh brannte. g be e eee ö Er kam jetzt ſo oft in die Bergſche Villa hinaus, jedesmal unter einem 1 8 nichti⸗ en Vorwand, und Lily von Berg tat ihm edesmal den Gefallen, machte ihm harmloſe⸗ s Geſicht und tat, als ob ſie die durchſichtige zählung glaubte. Mit fröhlichem Lächeln atte ſie die beiden in den Park verſchwinden ehen. Die wurden ein Paar, oder Lily von keinen Anlaß, vor dem Abſchluß von Verhand lungen ihre Stellung zur Regierung zum Aus, druck zu bringen. Das Ergebnis der nament⸗ lichen Abſtimmung lautete mit 152 gegen 52 Stimmen bei 79 Stimmenthaltungen auf Ab⸗ lehnung des Mißtrauensantrages. Für den Antrag ſtimmten die Kommuniſten und die Nationalſozialiſten. Stimmenthaltung übten die Deutſchnationalen und die Wirtſchaftliche Vereinigung. ö Die Anträge der Nationalſozialiſten und tommuniſten auf Aufhebung des Ausnahme⸗ zuſtandes wurden, dem Antrag des Rechtsaus⸗ ſchuſſes entſprechend, abgelehnt. Dafür ſtimm⸗ en die Nationalſozialiſten, Kommuniſten und Sozialdemokraten mit 133 Stimmen, dagegen wurden 168 Stimmen abgegeben. Gegen Zentrum und Deutſche Volksparte wurde der Ausſchußantrag angenommen, de! die Aufhebung des Verbots politiſcher Par⸗ keien fordert. Der Antrag auf Aufhebung der letzten Preſſeverordnung des Reichspräſidenten wird an den Rechtsausſchuß zurückverwieſen. Angenommen wurde eine Entſchließung des Rechtsausſchuſſes, die Reichsregierung möge auf die Aufhebung der vom ehemaligen bayer Staatskommiſſar von Kahr erlaſſenen Verord⸗ nung über die Unterdrückung der kommuniſti⸗ ſchen Preſſe in Bayern hinwirken. Der vom Rechtsausſchuß vorgelegte Ge. ſetzentwurf zur Einführung des Wiederauf⸗ nahmeverfahrens bei den bayeriſchen Volks⸗ gerichten wurde in zweiter Beratung debatte⸗ los angenommen. Der dritten Beratung wi⸗ derſprach der Abgeordnete der Wirtſchaftlichen Vereinigung Dr. Bredt unter Pfuirufen der ommuniſten, ſodaß die Vorlage nicht endgül⸗ tig angenommen werden konnte. Präſident Wallraf ſchloß die Sitzung gegen falb 6 Uhr und erhielt die Ermächtigung, Termin und Tagesordnung der nächſten Sit⸗ zun) ſelbſt zu beſtimmen. Kleine politiſche Umſchau — Hermann Remmele aus Schweden ausge⸗ wieſen. Nach einer Meldung aus Kopenhagen wurde der Sekretär der deutſchen kommuniſtiſchen Partei, der Reichstagsabg. Hermann Remmele, der ſich ohne Aufenthaltserlaubnis in Stockholm aufhielt, aus Schweden ausgewieſen. — Frankreich anerkennt die Sowjetregierung. Die„Ere Nouvelle“ teilt mit, daß es jetzt ofſi⸗ ziell feſtſteht, daß die franzöſiſche Regierung ent⸗ ſchloſſen ſei, die Sowjetregierung anzuerkennen und Unterhandlungen für die Wiederaufnahme der normalen Beziehungen zwiſchen Frankrei und Rußland anzuknüpfen. Es ſcheine gewiß, daß kurz nach der Londoner Konferenz eine fran⸗ zöſiſch-ruſſiſche Konferenz zuſammentreten werde, um alle noch ſchwebenden Fragen zwiſchen den beiden Ländern zu löſen. — Der italieniſch⸗ruſſiſche Zwiſchenfall. Die italieniſche Regierung hat dem ruſſiſchen Bot⸗ ſchafter ihr Bedauern ausgeſprochen, daß ſein Automobil, in dem Angehörige der Botſchaft ſaßen, in Albano bei Rom durch Angehörige der Miliz beläſtigt worden waren, die gefordert hat⸗ ten, daß das Auto ſeine Flagge mit dem Zeichen U. R. S. S. einziehe. Der Vorfall iſt damit bei⸗ gelegt. — Raditſch geſtorben. Nach einer Bel— zrader Meldung hat die Gattin des bekann⸗ ſen kroatiſchen Bauernführers Raditſch zus Moskau die ſchriftliche Nachricht erhalten, daß ihr Gatte plötzlich am Heraſchlaa geſtorber 10 kannte ſich in den Menſchen nicht mehr Als Theres und Kurt außer Sehweite waren, brach Kurt Hardegg plötzlich das Ge⸗ ſpräch ab.„Ich möchte Sie etwas fragen, gnä⸗ diges Fräulein!“ Theres ſchaute in fragend an.„Wollen wir uns dann nicht ſetzen?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. ö „Nein,“ ſagte Hardegg,„ſitzen kann ich nicht, das macht mich nervös, ich kann auch keine lange Einleitung machen... Ich habe Sie lieb, Theres, und frage Sie, können Sie mir auch ein wenig gut ſein?“ „Ja, ſehr gut,“ hauchte Theres. „— Mädel!“ Kurt Hardegg riß Theres an ſich und küßte ſie, ich hab dich ja ſo wahn⸗ 9105 lieb, ich kann ohne dich nicht mehr in „Kurt!“ Zum erſtenmale nannte ſie ihn beim Vornamen. Das iſt die Liebe, dachte ſie, während er ſie küßte. O, ich hab ihn ſo lieb— ſo lieb „Laß uns zu Tante Lily gehen, Kurt, ſie freut ſich mit uns“ Ich habe es ja lange kommen ſehen.“ lächelte die. Theres, haſt du ihn denn ſo lieb?“ Die nickte erglühend.„Sie müſſen na⸗ türlich den Vormund um ſeine Einwilligung fragen, Herr Aſſeſſor. Sie wiſſen ja, daß Bür⸗ germeiſter Anton Brennecke vom Vater als Vormund beſtellt iſt. Aber das iſt reine Form⸗ ſache, wenn der gute Büragermeiſter ſieht, daß Ihr Leben keine dunklen Punkte aufweiſt und er gar hört, daß Theres Sie liebt, ſagt er ſchon nicht nein.“ i Tberes ſah plötzlich Hannes vor ſich, wie er an jenem Oſterabend zu ihr geſagt:„Du wirſt meine Frau!“ Es waren Kipbvereien, aber Hannes hatte es ernſt gemeint. Was würde er wohl ſagen, was Onkel und Tante, die ſo feſt auf ihr Wiederkommen gerechnet? Aber ſie konnte nichts anders handeln. Hannes hätte ſie niemals andere als ſchweſterliche Ge⸗ fühle entgegenbringen können, ſie wäre keine gute Bäuerin auf Brenneckes Hof geworden. Wenn ſie nun nein ſagen? Wenn ſie 3 zwingen wollen, zurückzukommen? Tbere 50 n n: Oeſterreich wurde ihm alerdi s verwehr — der Aufſtand in Braſilien. Nach zwiſchen den Regierungstruppen und den Rebel⸗ len von Sao Paolo zu einem Schützengraben⸗ krieg geſtaltet. Nach einer Meldung aus Waſ⸗ hington iſt das amerikaniſche Staatsdepartement von der braſilianiſchen Regierung informiert worden, daß das Leben der Ausländer in Sao Baolo nicht in Gefahr ſei. Konkurs eines ruſſiſchen Prinzen. London, 27. Juli. Ein engliſches Gericht hat den Neffen des Zaren, Prinzen Andreas, für bankrott erklärt und zur Feſtſtellung ſeiner Verpflichtungen und Verwaltung der Konkurs⸗ maſſe einen Konkursverwalter eingeſetzt. Der finanzielle Zuſammenbruch des Prinzen ſoll in dem Mißerfolg eines von ihm errichteten Spiel⸗ klubs zu ſuchen ſein. e Proteſte gegen das Vorgehen der rheiniſchen Winzer. Berlin, 7. Juli. Im Auswärtigen Amt ſind folgende Proteſte gegen das Vorgehen der rheiniſchen Winzer in der Frage des deutſch⸗ ſpaniſchen Handelsvertrages eingegangen: „Zum Proteſt des Deutſchen Weinbauverban⸗ des wegen einer Herabſetzung der Weinzölle er⸗ heben wir energiſchen Einſpruch dagegen, daß etwa durch dieſen Proteſt oder durch die Reichs⸗ tagsinterpellationen die deutſch⸗ſpaniſchen Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen zum Scheitern gebracht wer⸗ den. Gegenüber dem wohlverſtandenen Intereſſe der Geſamtwirtſchaft müſſen die einſeitigen Inte⸗ reſſen einer Sondergruppe zurücktreten. Deutſch⸗ lands Zukunft kann allein auf jeder nur mög⸗ lichen Förderung eines Exportes beruhen. gez. Reichsverband des Deutſchen Ein⸗ und Ausfuhr⸗ handels.“ 0 „Der Deutſche Induſtrie⸗ und Handelstag er⸗ hebt zugleich im Namen der Induſtrie⸗ und Han⸗ delskammern ſchärfſten Einſpruch gegen den Vor⸗ ſtoß der Weinbauverbände und die Reichstags⸗ interpellationen in der Frage der ſpaniſchen Han⸗ delsvertragsverhandlungen. Die Intereſſen von Induſtrie und Handel laſſen ein Scheitern der Verhandlungen in der Weinzollfrage unverant⸗ wortlich erſcheinen. gez. Deutſcher Induſtrie⸗ u. Handelstag, Franz v. Mendelsſohn.“ Weitere Proteſte haben die Induſtrie⸗ und Handelskammern von Solingen und Eſſen in demſelben Sinne an das Auswärtige Amt ge⸗ richtet. N . Das Weſen der Volksgemeinſchaft. Von Ed. Bernroth, Berlin. 1 Zu keiner Zeit iſt ſoviel von Volksgemein⸗ ſchaft geredet woßden wie heute. Und doch herr⸗ ſchen über das Weſen der Volksgemeinſchaft die verſchiedenartigſten Begriffe. Man will Ge⸗ meinſchaft, Verbundenheit in guten wie in bö⸗ ſen Tagen. Aber dieſe Verbundenheit, dieſe Gemeinſchaft läßt ſich nicht machen wie etwa eine Gruppenſchwenkung auf Kommando gemacht wird. Eine Gemeinſchaft läßt ſich auch nicht organiſieren. Es gibt eine Reihe von Organi⸗ ſationen und Verbänden, deren Mitglieder die kraſſeſten Ich⸗Menſchen, die ſchlimmſten Egoi⸗ ſten ind. Die nichts geben, aber alles nebmen Meldung aus Buenos Aires hat ſich der Kampf nis werden muß. Wer Volksgemeinſchaß dem iſt die ſoziale Frage nicht mehr gleichgültig, der fängt mit ihrer Löſung bei der Urzelle der Menſchheit, der Familie an. Genau ſo, wie es eine Lebensfrage für die Familie iſt, ob der Familienvater die Kraft und die Fähigkeit und den ſittlichen Willen hat, für ſeine Familie zu arbeiten, ſeine Lebensgefährtin zu lieben, ſchaftsgedanken ſteht. Kommen wir zur Volks⸗ meinſchaft, dann kommen wir auch zur Löſung der ſozialen Frage. Ob ein Menſch den Weg oon ſeinem Ich zur Familie, von der Selbſt ſucht zur Gemeinſchaft findet, iſt nach Anton Heinen, dem tiefſchürfenden und wohl popu lärſten Volksbildner, durchaus keine wiſſenſchaft liche Frage. Es würde im Gegenteil der Wiſſen⸗ ſchaft ſchwer fallen, nun ein Rezept anzugeben wie der Menſch auf dieſen Weg gebracht werden kann. Nein, die Familie muß uns allen wieder nufgehen als ein ergreifendes Erlebnis. Wir müſſen andere Menſchen werden, müſſen die Schranken der Selbſtſucht durchbrechen. So iſt für unſere Familie die ernſteſte Le⸗ bensfrage dieſe, ob ihr Haupt wirklich Vater, ihre Mutter wirklich Mutter geworden iſt, ob ſich in ihnen der innere Umwandlungsprozeß zur Gemeinſchaft, zum Füreinanderleben vollzogen hat. Es kann jemand in aller wiſſenſchaftlichen Biologie, Ethnographie, in Eherecht und Fami⸗ lienrecht genau und gründlich Beſcheid wiſſen und trotz all dieſer Wiſſenſchaft den Vater in ſich ſelbſt nicht gefunden und entdeckt haben. Und es kann jemand ein ganz einfältiger, ungebilde⸗ ter Knecht ſein und doch vom Vatererlebnis bis tief in der Seele ergriffen ſein. Die Beſchäftigung mit der ſozialen Frage kann niemals eine wiſſenſchaftliche Liebhaberei oder ein Intreſſe für die Wiſſenſchaft ſein. In ſeiner im Volksvereinsverlag M.⸗Gladbach er⸗ ſchienenen Schrift:„Wie gelangen wir zur Volks⸗ gemeinſchaft?“ drückt das der oben ſchon er⸗ wähnte Volkspädagoge Anton Heinen wie folgt aus: „Die ſoziale Frage tritt uns nicht als ein abſtrakt⸗wiſſenſchaftliches Problem entgegen, ſondern in ſehr konkret⸗ lebendiger Form. Es iſt die Frage: Habe ich das Recht, in vorneh⸗ mer Abſondertheit vom Ganzen zu leben? Ein Recht auf ein ſattes, unbekümmertes Junggeſellentum, oder geht nicht mich das Ganze, in dem ich ſtehe und wurzele, etwas an? Bin ich davon losgelöſt oder bin ich ſein organiſches Glied? Häbe ich Anſpruch darauf, daß es mich füttere, kleide, meine An⸗ ſprüche befriedige, oder ſchulde ich ihm etwas? Und was ſchulde ich ihm? Hat mir das Schick⸗ ſal mein Stelle im ſozialen Organismus an⸗ gewieſen— und was ergibt ſich daraus an Aufgaben und inneren, ſittlichen Verpflichtun⸗ gen für mich?“ Erſt ſo kann dem ſozialen Menſchen das wunderbare Gefühl für ſeinen eigenen Zuſam⸗ menhang mit dem Ganzen aufgehen. Er darf ſich nicht mehr als das iſolierte, ſelbſtherrliche Individium anſehen; er muß vielmehr die tiefe, geheimnisvolle Wechſelwirkung, mit der ja alles Lebendige zueinander ſteht, in innerſter Seele empfinden. Lebensverbunden iſt er mit der Familie, mit den Menſchen, mit denen ihn das Geſchick als Arbeitsgenoſſen, als Bürger, als ſchloß die Augen. Lieber ſterben aber nicht heißt Hannes Brennecke ſeine Mutter Theres Verlobung mitteilte. Ja, j 2 0 e der lauteſte Schmerz. Darum wohl hatte Han⸗ wieder zurück, wo ich jetzt weiß, was Leben nes Brennecke das leichtfüßige, 5 Zirkuskind am Bach ſchauen müſſen. daß ihm ſagte kein Wort, als jetzt beinahe das Herz darüber in Stücke brach. wunderfeine Frau Roſa Brennecke fühlte und litt mit ein Regierungsaſſeſſor, ein Doktor! Wer weiß, ihrem Jungen.„Siehſt du, Hannes, wir beide was für ein geſchniegelter Herr das war! Wo⸗ waren dumm, wir beide mußten wiſſen daß möglich einer mit einem Scherben im einen Zirkusblut zu raſch für unſeren bangſamen Auge. Kein Wunder, daß Theres den mochte. Verſtand fließt. Eine Orchidee wird ſich nie⸗ „Die Theres will ja wohl bald heiraten?“ mals bei Bauernroſen wohl fühlen. Es iſt ja ſagte er mit blaſſen Lippen zu Hans Matties, ganz gut, daß es ſo kam. Die Entäuſchung in der gerade ſeine Ferien im Dorfe verlebte. „Ja, die Theres hats eilig! Dabei iſt ſie gerade achtzehn! Daß wir ſpäter zuſammen⸗ ziehen wollten. hat ſie wohl ganz vergeſſen.“ „Sie hat über ihrer Liebe noch viel mehr 95 Hans. Nun, ſie muß wiſſen, was ſie ut. „So ſieht er übrigens aus!“ Hans reichte Hannes eine Photographie. Hannes flimmerte es vor den Augen. als er das ſiegesgewiſſe Lächeln Kurt Hardeags ſah. Es zuckte ihm in den Fingern, das Bild kurz und klein zu rei⸗ ßen und die Fetzen mit Füßen zu treten. „Hoffentlich macht er ſie alücklich⸗ ſagte er mühſam, wäßrend er das Bild zurückgab. „Die Hochzeit ſoll ja wohl hald ſein.“ In drei Monaten! Worauf ſollen ſie denn auch warten, wenn doch ſchon geheiratet werden ſofll. denn man aleich.“ „Fährſt du zur Hochzeit?“ forſchte Han⸗ „Nein. ich habe ja auch Schule. was ſoll ich da? Die ganzen Leute ſind mir fremd, und von Tberes hab ich an dem Tage doch nichts mehr. Ich glaube auch nicht. daß Berta hin⸗ fährt, dazu iſt ſie viel zu vhlegmatiſch gewor⸗ den. Na, und Sibylla wird kaum von Berlin rübergondeln: Peter, der kleine Mann, und Anneken ſcheiden ja ſowieſo aus.“ 5 Abwohl Hannes nüchterner Verſtand ſeit Thereſens Fortgang immer und immer wie⸗ der mit erbarmunasloſer Offenheit das Un⸗ mögliche einer Verbindung zwiſchen ihm und Theres vorſagte, hatte ſich das Herz. 0 zäher an dieſes Phantom geklam 5 nes der Ehe wäre viel, viel ſchlimmer geweſen. u. ſeine einder zu erziehen, genau ſo iſt es eine Lebens frage für ein ganzes Volk, wie es zum Gemein⸗ die wäre nicht ausgeblieben. Denn eines Ta⸗ ges hätte Theres doch gefühlt, daß* nicht auf einen Bauernhof paßte, dann hät!“ du eine unglückliche Frau gehabt und wurdeß ein un⸗ zufriedener Mann.“. „Ja, Mutter, vielleicht haſt du recht.“ ſagte Hannes gepreßt,„aber weh tut es des⸗ halb hier drinnen doch. Das dumme Herz lößt ſich nun mal nicht vom Verſtand reoleren!“ Die erſte ſchwere Enttäuſchung ſeines Le⸗ bens. Frau Roſa ſah ihrem Einzigen nach. Seine zwanzig Jahre würden ihm darüber hinweghelfen. Im Dorf gab es manches ge⸗ ſunde hübſche Mädchen, das ſeine Augen be⸗ gehrlich auf Hannes Brennecke richtete— „Es iſt, weiß Gott, eine Schande Frär lein Matties, daß Sie abſchwenken und der Kunſt untreu werden! Jetzt wird natürlich ge⸗ beſinnen ſich eines beſſeren und ergreifen die Bühnenlaufbahn. Es iſt eine Sünde, daß Sie ihre Stimme der Mitwelt vorenthalten.“ nicht zum alten Eiſen.“ verteidigte ſich Theres lebhaft, im Gegenteil, ich werde mich weiter zu vervollkommnen ſuchen, wenn ich verhei⸗ ratet bin. Ja. Meiſtek, um die Liebe iſt es eine eigene Sache! Die geht über Kunſt und Ehr⸗ geiz, ich würde um alles in der Welt meinen Kurt nicht hergeben.“ g alſo heiraten ie, Sonnenkit s ein Sie ſo glücklich w heiratet und der Geſang zum alten Gerümp⸗“ geworfen! Ich habe noch immer gehofft, Sre⸗ „O, bitte, ich werfe meine Kunſt durchaus „Ja, ja, die Liebe,“ ſeufzte der Meiſter, ind, und werden es verdienen.“ Auf großen ischen zu Stößen aufgetürmt lis Zur Halle des prasgs 20 haben. Perkauft 9 Reste Schürzenstoffe, Frotté, Weiss- Seidendrikots, unn num HüunmHumaumm ESTE e che, e e e ee Musseline, waren, Crépes und Voile, Seiden, Waschstoffe, Wollstoffe, Satins, Dirndel, Rockstoffe, Krepps. eee LL (Länge von ſ½ bis 4 Meter) Von heute bis 31. Juli Mannheim n 3, 7. 1 M 7. Sucl — Mitmenſchen zum Geſamtorgantsmus verſchmon gen hat. Was er erſt ahnend fühlte, das wir' ihm zum ergreifenden Schauen, zur lebendiger Macht. Das Erwachen des ſozialen Gewiſſens im 1 gehört mit zur Menſchwerdung. Wem as ſoziale Gewiſſen dagegen nicht erwacht iſt der iſt auch gewiſſenlos; der bleibt Maſſe, der bleibt in der Dunkelheit. Für einen ſolchen bleibt die Beſchäſtigung mit der ſozialen Fratze als dem Kern der Volksgemeinſchaft eine un⸗ fruchtbare Spielerei, wird ihm zum Spekula⸗ tionsobjekt. Das ſoziale Gewiſſen erwacht im Menſchen, wenn er hilfloſe, gefährdete Mitmen⸗ ſchen ſieht, wenn er zerſallene Lebensgemeinſchaft ſieht; wenn ihm der Geiſt brutaler Selbſtüberhe⸗ bung und Verantwortungsloſigkeit, der Geiſt des Mammonismus und der Genußſucht auf d⸗ einen, Verwahrloſung, hilfloſer Rabikalismu⸗ und Zerfall auf der anderen Seite entgegentritt. Wo das ſoziale Gewiſſen zum Durchbruch ge⸗ kommen, da iſt aller Mitlingsſinn, alle Spekula⸗ tion und Kalkulation überwunden, da ſteht der Wille zur Lebenshingabe auf, in ſeiner ſiogrei⸗ chen Kraft und Größe. Solch ein Menſch iſt ein Sehender geworden. Er ſieht die Welt und die MNenſchen anders anders als der Unſoziale. Der ſoziale Menſch ringt fortwährend um die Er, kenntnis. Er möchte all die Not, die ihm tagtäg lich begegnet, an der Wurzel faſſen und ausrot ten. In ihm lebt der Glaube an die Menſchheit Nur ſoziales Leben kann Gemeinſchaftsleben ſein. Gemeinſchaft iſt das Urſprün⸗ uche, das Geſunde, Natürliche, Gottgewollte. Für den ſo⸗ zialen Menſchen iſt die Gemeinſchaft die leuch⸗ tende Idee, in deren Dienſt er ſchafft, an die ſich hingibt. In ihm lebt ein ſchöpferiſcher Wille, der nach Erneuerung der Gemeinſchaft ſtrebt. Ge⸗ meinſchaft verlangt von uns allen Hingabe, Hoch⸗ herzigkeit, Opfer. Wenn wir uns dieſen auf⸗ raffen, wo immer wir die Gelegenheit dazu ha⸗ ben, erſt dann werden wir zur Volksgemeinſchaft lommen. 1% Aus Naß und Fern. Wachenheim, 27. Juli. Zu Ehren unſeres Eh⸗ renbürgers Dr. Albert Bürklin, der am Frei⸗ tag vormittag 11 Uhr in Karlsruhe zur letzten Ruhe gebettet wurde, fand ein viertelſtündiges Trauergeläute und zwar durch die von ihm ge⸗ ſtifteten Glocken ſtatt. Weinheim, 7. Juli. Andreas Lindner 19 in Partner paſſierten am Donnerstag unſere 8 Die eben haben am 1. November 1923 ihre Reiſe in Konſtantinopel begonnen. Ihr Weg führte ſie über Adrianopel, Belgrad, Wien, Innsbruck, München, Stuttgart, Bruchſal. Von hier geht es weiter über Mannheim, Aachen, über Holland, der Nordſee entlang nach Flandern, Paris, durch Spanien, über Gibraltar, von da mit Schiff nach der Weſtküſte Afrikas, von wo die Weltreiſe mit Karawanen zu Pferd und zu Nuß bis Kapſtadt zurückgelegt werden muß. Von dort erfolgt Einſchiffung nach Argentinien, von wo wiederum die Rieſenſtrecke bis Newyork zu Fuß erfolgen ſoll. Am 1. November 1927 ſoll dort die Reiſe zu Ende geführt ſein. An dieſem Reiſeturnier beteiligen ſich Deutſchland, Oeſter⸗ reich, Frankreich und England mit je zwei Mann. Bemerkt ſei. daß die Reiſenden ihren Unterhalt aus dem Verkauf von Sportkarten und Abhal⸗ tung von Vorträgen in verſchiedenen Sprachen beſtreiten müſſen. Mannheim, 27. Juli. Vor einigen Tagen fuhr bei Nonnenweier der Dampfer„Rheinfahrt 8“ aus Mannheim mit zwei Schleppkähnen am ſog. „Grundeck“ ſeſt. Der eine Schleppkahn liegt ganz am elſäſſiſchen Ufer, der zweite auf einer Kies⸗ bank in der Mitte des Rheins, während der Dampfer am diesſeitigen Ufer angelegt hat. Die aus ethra 20000 Zentner Weizen beſtehende La⸗ duns der beiden Schleppkähne iſt nach Baſel be⸗ ſtimmt. Bis jetzt war es nicht gelungen, die Schleppkähne wieder flott zu machen, da das Waſſer immer mehr abnahm. Nachdem nun aber ſeit den letzten zwei Tagen eine kleine Steigung des Waſſers zu beobachten iſt, beſteht bei Fort⸗ dauer der Regenfälle die Ausſicht, die beiden Kähne bald wieder flott zu machen. Mannheim, 27. Juli. Die Kündigungen bei Lanz ſind um weitere acht Tage verlängert wor⸗ den, jedoch wird damit gerechnet, daß in einigen Abteilen Kurzarbeit in der Weiſe eingeführt wer⸗ den muß, daß dieſe Abteilungen während der nächſten Woche nur vier Tage arbeiten können. Mannheim, 27. Juli. Zum 70. Geburtstage Ernſt Baſſermanns wurde eine Reiße von Kränzen an ſeinem Grabe niedergelegt, ſo vom drein der Deutſchen Volksparte rag des Reichsaußenminiſters Dr. om Zentralvorſtand der Deutſchen 0 an der Drehſcheibe Pirmaſens, 27. Juli. Der Gelegenheits⸗ arbeiter Benno Schmitt von hier wollte ſeinem Leben durch Vergiften ein Ende ma⸗ chen. Vergangene Nacht wurde er bewußtlos gefunden und in das Krankenhaus eingeliefert, wo er ſchwer dar⸗ niederliegt. Er wurde von der Polizei geſucht, da er auf dem Lande„bei den Landwirten mehrere Betrügereien begangen hatte, indem er Steuererklärungen aushändigte und gleich die Beträge einkaſſierte, wozu er keine Berech. tigung hatte. ö München, 27. Juli. Bei Mühldorf wurde erneut ein Raubmord an einem 12jährigen Jun⸗ gen begangen, der von zwei bisher noch nicht er⸗ mittelten Burſchen vom Rad geriſſen und durch einen Herzſtich getötet wurde. Das geraubte Nad haben die Täter wieder weggeworfen. Man iſ ihnen auf der Spur. Eſſen, 27. Juli. In der Nacht vom Freitag zum Samstag iſt das Mitglied des Direktoriums der Friedrich Krupp A.⸗G., Dr. ing. h. c. Rudol Hartwig plötzlich geſtor ben. Direktor Hart, wig gehörte auch dem Aufſichtsrat der Germania⸗ werft, der Friedrich Krupp A.⸗G. und der Rhei— niſchen Metallwaren- und Maſchinenfabrik A.⸗G. in Düſſeldorf an.. Koblenz, 27. Juli. Die Skandalaffäre betr. Holz⸗Steinſchiebungen uſw. beim Reichsvermö⸗ gensamt, Reichswohnungsbauamt und Neubau⸗ amt zieht immer weitere Kreiſe. Jetzt wieder hat man einen hieſigen Bauunternehmer und drei Bopparder Holzlieferanten feſtgenommen, die an umfangreichen Holzſchiebungen beteiligt ſein ſollen. Die Gerüchte, wonach die Stellung des Abteilungspräſidenten der Reichsvermögens⸗ berwaltung erſchüttert ſein ſoll, treffen nicht zu. Der Präſident iſt als Beamter von größ; Pflichttreue bekannt und wird hier allgemein ob der Vorkommniſſe bei den ihm unterſtellten Be⸗ hörden aufrichtig bedauert. 5 hte Neſbunen Die Tagesordnung der heutigen Volltonferenz. London, W. Juli. Auf der Tagesordnung der heutigen Vollkonferenz ſteht die Entgegen— nahme des Berichts der Jurnſtenkommiſſion, der jedoch bereits am Samstag bei allen Delegatio— nen vertraulich zirkulierte, ferner die Erörterung des Berichts des zweiten Ausſchuſſes über die wirtſchaftliche Räumung des Ruhrgebiets. Die Entſcheidung, ob die Eiſenbahnfrage heute oder ſpäter angeſchnitten werden ſoll, dürfte höchſt⸗ wahrſcheinlich der Vollſitzung überlaſſen bleiben. Der 3. Punkt der Tagesordnung iſt die Beſchluß— faſſung über die deutſche Einladung. In unter⸗ richteten Kreiſen verlautet, daß die Einladung an die Deutſchen auch dann ergehen werde, wenn die Bankiers und Finanzminiſter bis heute Nach⸗ mittag zu keiner Einigung gelangt ſind. Man werde die deutſche Regierung bitten, die Abreiſe ber Delegation ſo einzurichten, daß ſie am Don⸗ nerstag Vormittag in London eintreffen und an der für Donnerstag angeſetzten Vollkonferenz teil⸗ nehmen kann. Man kofft, daß durch die Einla⸗ dung der Deutſchen eine baldige Löſung verſchie⸗ dener Streitfragen ermöglicht wird. Engliſch⸗franzöſiſche Einigung? Berlin, 28. Juli. Die Berliner Montags poſt meldet aus London, daß in unterrichteten Kreiſen verlautet, daß in den engliſch⸗franzöſi⸗ ſchen Beſprechungen eine vorläufige Einigung über die wichtigſten Fragen erreicht worden ſei. Keine Entlaſſungen Deutſcher bei der Regie. Paris, 2. Juli. Das Verkehrsminiſterium dementiert eine Meldung aus deutſcher Quelle, wonach die rheiniſche Eiſenbahnregie in der nächſten Zeit 75 Prozent ihrer deutſchen Ange⸗ ſtellten entlaſſen werde. 16. Genoſſenſchaftstag in Verlin. ö Berlin, 28. Juli. Unter zahlreicher Betei⸗ ligung der Behörden fand geſtern in Berlin der 16. Genoſſenſchaftstag des Reichsverbandes deut⸗ ſcher Konſumvereine ſtatt. Die Verſammlung wurde von dem Reichstagsabg. Schlack geleie tet. Reichsminiſter Dr. Brauns betonte ir ſeiner Begrüßungsanſprache, das deutſche Voll werde nach Durchführung des Sachverſtändigen⸗ planes ſchwere Laſten zu tragen haben. Das Ge. noſſenſchaftsweſen müſſe ein Vorbild für die deutſche Volksgemeinſchaft ſein.“ Der preußiſcht Wohlfahrtsminiſter Hirtſieſer hielt ebenfallg eine Begrüßungsanſprache, desgleichen ein Ver treter des Berliner Magiſtrats und der Abgeord⸗ nete Stegerwald im Namen der chriſtlichen Gewerkſchaften. In einer angenommenen Ent⸗ ſchließung wird betont, daß Deutſchland endlich aus der Zeit der Beunruhigung und der Diktate in eine Zeit ruhiger Entwicklung kommen müſſe. Wenn die politiſche und die wirtſchaftliche Einhei⸗ wieder hergeſtellt würden, ſehe der Genoſſen ſchaftstag auch in der Durchführung des Gutach⸗ tens den erſten Schritt zu dieſem Ziel. Schwere Bedenken ſeien angeſichts der Höhe der Leiſtun⸗ gen geltend zu machen. Die Durchführung des Planes biete aber den einzigen Weg, um zu trag⸗ baren Verhältniſſen zu gelangen. Breitſcheid gegen ein dreifaches Volks⸗ begehren. chenſchrift„Die Glocke“ wendet ſich der Abg. Breitſcheid gegen die Anſicht des„Vor⸗ wärts“, die Sozialdemokratie müſſe ein drei⸗ faches Volksbegehren(Sachverſtändigengutach⸗ ten, Achtſtundentag und Neuwahl) fordern. . Er ſchreibt: Es würde ſelbſt großen Teilen un⸗ ſerer eigenen Anhänger ſchwer begreiflich zu machen ſein, wenn wir jetzt, bevor die ent⸗ ö ſcheidende Abſtimmung im Reichstage ſtattfin⸗ ö det, das Volksbegehren verlangten. Auch ich bin mir im Zweifel, ob das Volksbegehren in dieſen drei Punkten der Sozialdemokratie den erwarteten Erfolg brächte. Was aber dann? Sollen wir den Dingen ruhig ihren Lauf laſ— ſen und die Hände in den Schoß legen? Nein! Wir ſollen den Dawes-Geſetzen im Reichstag zuſtimmen von allem Anfang an, aber aufs deutlichſte erkennbar machen, daß wir darüber hinaus nichts mit der Regierung gemein ha⸗ ben. Wir ſtimmen zu nicht etwa weil wir das Kabinett Marx⸗Streſemann retten wollen, ſondern weil es ſich hier um eine Sache han— delt, die ſchon immer von uns mit Energie vertreten worden iſt. Dabei iſt dann ſofort un— ſer Mißtrauen und unſere Oppoſition gegen die Politik und gegen die Pläne der Regie— tung anzumelden. ö 1 ö Feruccio Buſoni. 0 Berlin, 28. Juli. Geſtern verſtarb ir Berlin der berühmte Pianiſt und Lehrer an der ſtaatlichen Akademie der Künſte Feruccio Buſoni an den Folgen eines Herzleidens. Buſoni war gleichbedeutend als Reproduf u wvwie als ſchaffender Künſtler. Er wurde 1866 un der Nähe von Florenz geboren. Er hat ſick un den Zeiten ſeines Ruhmes größtenteils in Deutſchland aufgehalten.. . Ein Proteſt gegen den Terror in franzöſiſche Gefängniſſen. Paris, 28. Juli. Das Bulletin de la ßaix veröffentlicht einen von Herriot, Ro⸗ main Roland, Painleve, Laſch, und Blum unterzeichneten Proteſt gegen den Terror in politiſchen Gefänaniſſen. No“ m Hinweis darauf, daß die Gefangenen dee „eien Meinungsäußerung beraubt ſind, heiß es in dem Aufruf weiter, daß die 3000 politi- ſchen Gefangenen, die in den politiſchen Ge— Ffängniſſen ſchmachten, einer Behandlung un, terworfen ſind, die jeder Menſchlichkeit Hohn ſpricht. Die Nahrung beſteht größtenteils aus Kohlrüben..„ ö Lokale Nachrichten. * Sommer⸗Meſſe bei Schmoller in Mannheim. Das Warenhaus H Schmoller & Cle., das bekanntlich auch im Preisabbau führend vorangegangen iſt, hat elne neue, glän⸗ zende Idee in die Wirklichkeit umgeſetzt. Wir haben in Mannheim eine Frühjahrs⸗ und eine Herbſtmeſſe, aber eine Sommermeſſe hat bisher gefehlt, und der Andrang zu dem kürz⸗ lichen Odenwälder Volksfeſt, dem Eulbacher Markt, hat bewieſen, daß der Sommer in dieſem Punkt keine saison morte zu ſein braucht. Nun haben wir eine Mannheimer Sommermeſſe. Morgen wird ſie eröffnet— und zwar im Warenhaus Schmoller. In der „Weißen Woche“ hat das Haus unlängſt wleder bewieſen, wie es die Technik der merkan⸗ tilen Architektur behertſcht. Die Frauenwelt war bezaubert und wurde immer wieder von neuem angezogen durch den künſtleriſchen Hauch, der durch dieſe im Weiß der Unſchuld ſtrahlenden Ausſtellungsſtraße wehte. So hat auch die Dekoratlonskunſt die Schmoller⸗Meſſe zu einer wirklichen Sehenswürdigkeit geſtaltet. In bunter Abwechslung reiht ſich Bude an Bude, und die Mannigfaltigkeit des Angebots wird jeder Nachfrage gerecht. Sollen wir aufzählen, welche Schätze die Meſſe in ihren Buden aus⸗ breitet? Tuche und Wäſche, Schmuck, und Galan⸗ tirlewaren, Lebensmittel und Modeartikel, Spiel⸗ (ſachen und Haus haltungsdinge uſw. Man wird Berlin, 28. Juli. In der ſozial. Wo⸗ Betreffend: wird an einer Unmenge Dinge erinnert, die einem noch fehlen, und die man ſchon längſt gern an⸗ geſchafft hätte. Hier iſt die Gelegenheit, und die Muſik gibt uns einen freundſchaftlichen Wink: Auf in den Kampf! Wir haben jetzt Badeſalſon, alſo Freunde und Bürgerinnen, ſchwimmen wir mit in dem Trubel! Unſere Stadtverordneten haben ſich neulich den Kopf zerbrochen über Ausſteklungshallen und Meßge⸗ bäude. Die Schmoller⸗Meſſe zeigt uns, daß das Meſſehaus ſchon da iſt und ſogar mitten im Zentrum der Stadt. In ſchwarzem Gewimmel wallt es hinein in Schmollers Meßpalaſt, und drinnen finden wir den ſchönſten Irrgarten von Waren, Meßleuten, Plakaten und Ausrufern, durchwogt von einem Strom von Menſchen, gegen den es kein Widerſtreben gibt: Leipziger und Schmoller⸗Meſſe innig vereint. Hundert farbige Noten werden dem Beſucher aus dem frohen Meßbild entgegenleuch ten, und an tauſender⸗ lei Kurzweil kann er ſeinen Spaß haben. Die Treue, mit der das Bild, einer richtigen Meſſe elngefangen wurde, erſtreckt ſich naturgemäß auf alle intimen Züge, die zu dem Trubel gehören. Ein beſonderer Vorzug der Schmoller⸗Meſſe wird der ſein, daß über Staub keine Klage ſein und kein Regenguß die Meßgäſte verjagen wird. Im Zeichen der Markſtabiliſierung und des Preisabbaus wird dieſe Sommermeſſe ein voller Erfolg verden. Siehe heutiges Inſerat. Auf dem Wege zur Sparſamkeit. Wir erhielten heute Morgen(29. 7. 24) folgen⸗ des Schreiben, von dieſem wir auch der breiten Oeffentlichkeit Kenntnis geben wollen: Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Viernheim, den 23. Juli 1924. Feuerwehrübung. In Ihrem Blatte ſind in letzter Zeit amtl. Bekanntmachungen erſchienen, ohne daß dieſelben von uns zur Auf⸗ nahme Ihnen überſandt wurden. Dies iſt in Zukunft zu unterlaſſen. Auch werden wir die Zahlung der Auf⸗ nahmegebühr fernerhin verweigern. Das Feuerwehrzeichen iſt wegzulaſſen. An den Verlag des Viernheimer Anzelgers Hier. Lamberth. Den in der Zuſchrift gemachten Vorwurf, als hätten wir Bekanntmachungen ohne Beſtellung aufgenommen, müſſen wir ganz entſchieden zurück⸗ weiſen. Wir haben in dieſer Hinſtcht nichts zu unterlaſſen. Es kommen nur Bekanntmachungen in Anrechnung, wozu wir Auftrag haben. Im Falle der Feuerwehrübung iſt zu ſagen, daß der Schriftführer der Feuerwehr, Herr Franz Kühlwein vormittags 7 Uhr, zu einer Zeit wo die Büroräume der Bürgermeiſterei noch ver⸗ ſchloſſen waren, zu uns gekommen iſt und hat uns gebeten, wir ſollen die Bürgermeiſteret be⸗ nachrichtigen, daß von dort die Bekanntmachung zur Uebung veranlaßt wird. Dem Auftrag kamen wir wunſchgemäß nach und verſtändigten hiervon die Bürgermeiſterel und erhielten am Telefon die Antwort, daß die Bekanntmachung aufgenommen werden ſoll. Dies der Sachverhalt zur Bekanntmachung „Feuerwehrübung“. Dem Wunſche der Bürgermelſterei, das Feuerwehrzeichen in der Bekanntmachung wegzu⸗ laſſen, wird prompteſt Rechnung getragen. Gleichzeitig wollen wir auch bekannt geben, was die Gemeinde durch Weglaſſen des Abzelchens bei der Bekanntmachung ſpart. Die durchlaufende Bekanntmachungszeile koſtet die Gemeinde 5 Pfg. Das Feuerwehrzelchen verſperrt den Raum von zwei Zeilen, alſo eine Mehrausgabe für die Gemeinde von 10 Pfg. Wenn unſer Feuer⸗ wehrkorps 6—8 Uebungen jährlich abhält, ſo find das Mehrausgaben von 60 bis 80 Pfennig im Jahr. Wir ſind der Meinung, daß man der frei⸗ willigen Feuerwehr dieſes kleine Opfer noch bringen kann, davon macht die Gemeinde noch nicht bankerott! Die Mittellung der Bürgermeiſteret bewelſt wieder elnmal klar und deutlich, in welch wohl⸗ wollender Welſe die Preſſe die behördliche Unter ⸗ ſtützung findet. a Die Hauptſache iſt jetzt, daß die Gemeinde die 60 bis 80 Pfennig im Jahr ſpart. Wir gratulleren unſerer Gemeindeverwaltung zu dieſem Bombenerfolg! 3 5