dedenktag für die Opfer des Zeltkrieges. Auf Weranlaſſung der Reichs regie ig fand geſtern ein allgemelner Gedenktag Ur die Opfer des Weltkrieges ſtatt. Aus dieſem Anlaß waren die öffentlichen Gebäude auf Halb⸗ aſt geflaggt. Vormittags fanden gutbeſuchte Gedenkgottesdienſte in den Kirchen ſtatt. Die Predigten waren von ſolch tieſergreifenden Worten getragen, dle kaum ein Auge trocken ließen, Von ½12 bis 12 Uhr kündeten die Glocken der Kirchen felerliches Trauergeläute. zeig (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) . Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Wir bringen einen großen Posten b— 8— ö i 5 Hunweller rant Emalle 1 f ü 00 I f mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins .. Erſcheint tägli 25 ſchwingenden Tönen mahnten ſie uns, den roten zu gedenken. Dauſendfältige Gebete für e Geelen der toten Krieger ſtiegen zum Himmel. Nachmittags ½3 Uhr verſammelte ſich der Orts⸗ vorſtand im Sitzungsſaale des Rathauſes um von da aus den Gang zum Ehrenfriedhof anzu⸗ treten. Auf dem Friedhof harte ſich bereits eine vpleltauſendköpfige Volksmenge eingefunden. Dieſe waren gekommen, um den Heldenſöhnen unſever Gemeinde Liebe und Verehrung darzubringen. Ein erhebender Trauerchoral leitete die felerliche Handlung ein. Der Geſangvereln„Sänger⸗Einhelt“ ſang:„Heilig, heilig iſt der Herr!“ Der Ge⸗ fangsvortrag bewegte die Herzen aller aufs tlefſte. Ein ſchön verfaßter Prolog, von einem Schul⸗ mädchen vorgetragen, machte auf die Trauer⸗ verſammlung ſichtlichen Eindruck. Herr Bürger⸗ meiſter Lamberth, umgeben von den Herren des Gemeinderats, hielt eine tiefbewegte Anſprache. Darin kam zum Ausdruck, daß 1914 aus Viern⸗ heim 1600 Krieger ausgerückt, 300 davon ſind gefallen und 43 fanden ihre letzte Ruhe auf den hieſigen Ehrenfriedhof. Herr Lehrer Baldauf ſpielte am Harmonium und erzielte damit eine weihevolle Stille. Ein weiteres Lied der„Sänger⸗ Eingeit“ gewidmet„Den Entſchlafenen“, er⸗ grelfend vorgetragen, ſtieg zum Himmel empor. Herr Haus Winkenbach überbrachte im Namen des Reichsbundes den gebliebenen Kriegs⸗ helden Grüße treuen Gedenkens. Die Muſil⸗ kapelle intonterte„Ich hatt' einen Kameraden“. Tiefes Schweigen lag über dem Friedhofe. Eine ernſte Feler hatte damit einen würdigen Abſchluß gefunden. Herr Bürgermeiſter Lamberth hatte einen Kranz niedergelegt mit der Widmung: „Den im Weltkrieg 1914/18 gefallenen Viern⸗ heimer Helden. Gewidmet von der dankbaren Gemeinde.“ Die Gräber prangten alle im herr⸗ lichſten Blumenſchmuck. Die Kriegerehrung von geſtern gibt uns die Hoffnung, daß die Opfer, die unſere gefallenen Helden mit ihrem Blute gebracht, nicht umſonſt geweſen. Leben wir in dieſem Geiſte fort, dann iſt es mit der Zukunft unſeres Paterlandes trotz alledem nicht ſchlecht beſtellt. Liebe und Verehrung zu den Gefallenen, Treue und Zuſammenhalt im Innern, werden unſer Vaterland aus dieſen Rulnen wieder neu erblühen laſſen. Das walte Gott! Zur Aufklärung. Bezüglich der beiden am 29. und 30. Jul erſchienenen Artikel im Viernheimer Anzeiger ſieht ſich der Vorſtand der Vorſtand der freiwilligen Feuerwehr veranlaßt, hierzu aufklärend Stellung zu nehmen. Entgegen dem früheren Brauch wurde vor einigen Jahren mit der Bürgermeiſterei das Ab⸗ kommen getroffen, die Uebungen der freiwilligen Feuerwehr unter dem amtlichen Teil bekannt zu machen. Es iſt dies ſeither auch anſtandslos geſchehen. In den beiden angezogenen Fällen war es dem Schriftführer der freiw. Feuerwehr infolge ſeiner auswärtigen Tätigkeit nicht möglich, die Bekanntmachung der Uebung perſönlich während der Büroſtunden der hieſigen Bürger⸗ f meiſterel zu veranlaſſen und hat deshalb den Verleger der hieſigen Zeitung erſucht, die Be⸗ kanntmachung der Uebung aufzunehmen, jedoch mit dem ausdrücklichen Auftrag, zuvor die Bür⸗ germeiſterel hiervon zu verſtändigen. Kein ver⸗ nünftig Denkender kana heute verlangen, daß der Schriftführer außer den laufenden Arbeiten im Feuerwehrkorps auch noch an ſeiner regulären Arbeitszeit Einbuße erleiden ſoll, nur well der Ehrgeiz eines Beamten anſchelnend nicht be⸗ friedigt wird. Die eventl. Annahme der Bür⸗ germeiſterei, als ob der Schriftführer ſich an⸗ maßen wollte, amtliche Bekanntmachungen zu erlaſſen, wird mit Entſchiedenhelt zurückgewieſen. Was das Weglaſſen des Feuerwehrzeichens betrifft, geben wir zu, daß die Bürgermeiſterei nicht gezwungen iſt, das Bild unterm amtlichen Teil aufzunehmen, wir werfen jedoch die Frage auf, ob es die Bürgermeiſterei mit ihrer Pflicht, das Wohl der Gemeinde zu fördern, vereinbart ält, durch vermehrte Strafanzeigen beträchtliche Summen den betelligten Kreiſen zu entziehen, n denen weder die Gemeinde, noch die Feuer⸗ r irgend etwas hat. Denn es iſt erfahrungs⸗ gemäß zweifellos, daß bei Anblick des Feuerwehr⸗ chens jeder Intereſſierte eher auf ſeine Pflicht merkſam wird, als es bei Bekanntmachung ne Bild der Fall wäre. Im übrigen wird der Vorſtand der freiwilligen erwehr die verſchledenen Mißſtände und igel in einer direkten Eingabe an die Bürger⸗ tel behandeln, behält ſich aber vor, gegebenen⸗ nochmals in dle Oeffentlichkeit zu treten, inſere höheren Inſtanzen anzurufen. Fleischtöpfe obe 1 10 5 83 Milchtöpfe Kasserollen n. 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Auguſt.(Amtlich) Die Ein⸗ ladung der deutſchen Regierung zur Teil⸗ nahme an der Londoner Konferenz iſt heute eingegangen. Sie iſt von dem britiſchen Herrn Miniſterpräſidenten dem deutſchen Botſchafter in London am Nachmit⸗ tag übermittelt worden und telegraphiſch am Abend in Berlin eingetroffen. Das Schreiben des britiſchen Herrn Miniſterpröſidenten lautet in deutſcher Ueberſetzung wie folgt: „Als Präſident der jetzt in London ver— ſammelten interalliierten Konferenz habe ich die Ehre, Eure Exzellenz zu erſuchen, der deutſchen Regierung eine Einladung zu übermitteln, Vertreter zu ernnen, um mit der Konferenz die beſten Methoden für die Inkraftſetzung des Dawes⸗ berichtes vom 9. April 1924 zu erörtern, den die Alliierten ihrerſeits als Ganzes ange— nommen haben und der von der deutſchen Regierung in ihrem Schreiben an die Repa⸗ rationskommiſſion vom 16. April angenon men worden iſt. Ich wäre dankbar, wenn Cure Exzellen; mir ſo bald als möglich die Namen der deutſchen Vertreter und den Zeitpunkt ihrer Ankunft mitteilen würden, die, wie ich hoffe, nicht ſpäter als Montag. den 4. Auguſt er⸗ folgen wird. gez. Macdonald.“ Die deutſche Regierung hat die Einladung angenommen. Die deutſche Delegation wird vorausſichtlich am Montag in Berlin abreiſen. * Die deutſche Delegation. Berlin, 3. Auguſt. Die Delegation ſetzt ſich wie folgt zuſammen: Reichskanzler Dr. Marx, Reichsminiſter Dr. Streſe⸗ mann, Reichsminiſter Dr. Luther. Gene⸗ ralkommiſſar der Delegation: Miniſterial⸗ direktor von Schubert; Legationsrat Wiehl, Sekretär der Delegation. Vertreter der deut⸗ ſchen Behörden: Staatsſekretär Bracht, Reichskanzlei; Miniſterialrat Kiep, Reichs— kanzlei; Miniſterialdirektor Dr. Spiecker, Preſſeabteilung der Reichsregierung; Miniſte⸗ rialdirektor Dr. Ganz, Auswärtiges Amt; Ge⸗ ſandter Ritter, Auswärtiges Amt; Vortragen⸗ der Legationsrat von Friedberg, Auswärtiges Amt; Staatsſekretär Fiſcher, Reichsfinanz⸗ miniſterium; Miniſterialdirektor Ruppel, Reichsfinanzminiſterium; Staatsſekr. Vogt, Reichsverkehrsminiſterium; Staatsſekretär Dr. Trendelenburg, Reichswirtſchaftsminiſterium; Miniſterſrat Graf Adelmann, Reichsminiſte⸗ rium für die beſetzten Gebiete; Staatsſekretär Weißmann, Preußiſches Staatsminiſterium; Staatsrat Dr. Schmelzle, Bayeriſches Miniſte⸗ rium des Aeußeren. Büroperſonal. Wie wir erfahren, erfolgt die Abreiſe der deutſchen Delegation am Montag vormittag um 9 Uhr mit Sonderzug ab Pots⸗ damer Bahnhof. N a 60 Nach der Einladung der deutſchen Delegation. London, 4. Auguſt. Wie verlautet, be⸗ abſichtigt Macdonald perſönlich zum Em⸗ pfang der deutſchen Delegation heute abend duf dem Londoner Victoria⸗Bahnhof zu er⸗ ſcheinen. Die deutſche Delegation wird größ⸗ tenteils im Hotel Ritz untergebracht werden. Zwiſchen London und Berlin ſoll zur Erleich⸗ terung des Nachrichtenverkehrs eine direkte Fernſchreibelinie geſchaffen werden. In Krei⸗ ſen der franzöſiſchen Delegation macht ſich das Prinzip bemerkbar, möglichſt bald die Lon⸗ doner Beſprechungen zu beenden. Wie es heißt, ſoll Herriot damit rechnen, Ende der Woche nach Paris zurückkehren zu können. Die weiteren Beſprechungen nach Erreichung eines Einverſtändniſſes zwiſchen den Regierungen könnten alsdann u. a. auch in Düſſeldorf und Koblenz vor ſich gehen, wie es urſprünglich beabſichtigt war. Falls der neue Juriſtenaus⸗ ſchuß ſeine Arbeiten beendet, wird heute eine Vollſitzung der Konferenz abgehalten werden. Die Arbeiten des neuen Juriſtenausſchuſſes jaben den Zweck, die verſchiedenen Ausſchuß⸗ berichte miteinander in Einklang zu bringen Die Reparationskommiſſion dürfte erſt ittwoch eine neue Sitzung abhalten. Hierzu kommt noch das Sachperſtändigen. die reichs nicht an Worten, ſondern an der Wirk⸗ Dienstag, den 5. Auguſt 1924 abgereiſt. Weitere Beſchlüſſe. London, 3. Auguſt. Die Vollſitzung der Konferenz hat zum Schluß noch beſchloſſen, ein Reparationskomitee mit der Abfaſſung der drei vorgeſehenen Protokolle zu beauftragen. Das erſte wird die Fragen behandeln, die nur die Alliierten angehen. das zweite die Fragen, die die Alliierten und Deutſchland betreffen, und das dritte die Fragen, die die Repara⸗ tionskommiſſion und Deutſchland betreffen. Das erſte Protokoll wird der Reparations⸗ kommiſſion zugeſtellt werden, das zweite und dritte Protokoll wird auch Deutſchland erhal⸗ ten. Nachher werden die Protokolle veröffent⸗ licht werden. In der Verſammleing der Dele⸗ gationsführer. die nach der Abfaſſung des Einladunasſchreibens an die deutſche Regie⸗ rung zuſammengetreten ſind, iſt u. a. die Frage der Aufrechterhaltung der franzöſiſch⸗ belgiſchen Eiſenbahner zur Sp gelangt, auch die Frage der für die 9. Inſtanz. * wesplanes zuſtändigen Außerungen SHerriots. Paris, 3. 0 Herriot hat ge ſtern nachmittag im unmittelbaren Anſchluß an die Plenarſitzung der Konſeren; den Ver⸗ tretern der franzöſiſchen Preſſe ſeiner Befrie⸗ Auguſt digung über die nach langwierigen Verhand— lungen zuſtande gekommene Einigung Aus⸗ druck gegeben. Die geduldigen und unermüd⸗ lichen Bemühungen der franzöſiſchen Delega⸗ tion, führte er aus, hätten ihre Belohnung ge⸗ funden in der Wiederherſtellung der Entente zwiſchen den Alliierten. Die Verpflichtungen Deutſchlands ſeien nunmehr kommerzialiſiert und alle Schwierigkeiten. die ſich von nun an in den Beziehungen zwiſchen Deutſchland und den Allijeraen ergeben, könnten auf ſchieds⸗ gerichtlichem Wege ihren Ausgleich finden. Die Revarationsfrage habe aufgehört ein po⸗ litiſches Vroblem zu ſein und ihre Re— gelung, die nunmehr auf eine poſitive und vraktiſche Baſis geſtellt ſei, werde dadurch we⸗ ſentlich erleichtert. 5 E Ein Interviem zwiſchen Herriot und Hymans. Paris, 4. Auguſt. Der„Petit Pariſien“ veröffentlicht ein Interview zwiſchen Her⸗ riot und Hymans. Herriot erklärte u. a.: Wir haben eine gute Arbeit geleiſtet, wir ver— danken dies vor allem Macdonald, er hat ſich während der ganzen Dauer der Konferenz als ein großer Staatsmann gezeigt. Die Zukunft wird beweiſen, daß die Konferenzbeſchlüſſe, denen er zugeſtimmt hat, nicht nur im Inte⸗ reſſe Englands liegend, ſondern imſtande ſind, der Sache des Friedens mächtig zu nützen. Ich erkenne auch die Loyalität und das ſeinerzei⸗ tige Urteil von Sir Growe an. Während der ganzen Konferenzdauer hat zwiſchen allen Alli⸗ ierten eine aufrichtige und vollſtändige Herz⸗ lichkeit geherrſcht. Die amerikaniſchen Delegter⸗ ten haben ihrerſeits immer nur ein Ziel ver⸗ folgt, nämlich: die auseinandergehenden Mei⸗ nungsverſchiedenheiten zu verſöhnen. Jetzt muß Deutſchland ſeine Rolle verſtehen. Frank⸗ reich hat in London aus freiem Antrieb eine große Theſe vertreten, nämlich die Schieds⸗ gerichtsidee, die die Grundlage der Londoner Akten ſein wird und die in Zukunft alle diplo⸗ matiſchen Abmachungen beherrſchen wird. Ich bin überzeugt, daß der Frieden nunmehr eine mögliche Sache iſt; in allen Ländern und ins⸗ beſondere in unſerem iſt es Pflicht der öffent⸗ lichen Meinung, die Männer kräftig zu unter⸗ ſtützen, die an der Annäherung der Völker ar⸗ beiten, während doch ſo viele Elemente am Werk ſind, ſie einander entgegenzuſtellen. Es gibt zwei Methoden, um politiſche Zwiſtigkei⸗ ten beizulegen: Die Kanonen u. das Schieds⸗ gerichtsverfahren. Ich habe letzteren Weg ge⸗ wählt und will glauben, daß der moraliſche Vorteil für Frankreich und für die ganze Welt erwachſen wird, dem materiellen Vorteil der Londoner Konferenz noch überlegen ſein wird. Wir verdanken die Einigung zum größten Teil auch unſeren bewunderungswürdigen das Intereſſe Frank⸗ chkeit ermeſſen haben. Wenn durch die Lon⸗ erachtet. deutſche Delegation doner Konferenz die Befürchtungen des fran⸗ Delegation heute morgen ich darin eine genügende Belohnung für un⸗ ſere Unterſtützungen. noch auftauchen. Wir wiſſen ſehr wohl, wir ſind erſt am Ende der erſten Phaſe angelangt. Es iſt jetzt an Deutſchland, ebenſo weiſe zu ſein, wie wir es ſelbſt geweſen ſind, damit der Frieden in Europa wieder ſtellt wird. Wir hoffen, daß Deutſchland dieſe Notwendigkeit begreifen wird, und daß wir nicht mehr lange die Gaſtfreundſchaft benützen müſſen, die unſere engliſchen Freunde uns bis jetzt in ſo anerkennenswerter Weiſe geboten haben. i Hymans erklärte: Ein wichtiger Ab ſchnitt des Werkes für die Wiedergufbauung Europas iſt jetzt abgeſchloſſen. Die Entente iſt wiederhergeſtellt. Seit zwei Jahren hat unter den Alliierten gegenſeitig Mißtrauen beſtan⸗ den; heute hat ſich die Atmoſphäre gelichtet. Ich bin vom belgiſchen Standpunkt aus immer der Anſicht geweſen, daß die Einigung unter den Alliierten die Hauptbedingung für die Er⸗ langung von Reparationen und für die Wie⸗ derherſtellung des eurovpäiſchen Friedens iſt. Es beſtehen allerdinas noch Schwierigkeiten, aber der größte Schritt iſt getan. Wir dürfen hoffen, das vorgeſteckte Ziel erreichen zu kön— nen. E Kabinettsrat in Berlin. Berlin, 3. Auguſt. Unter dem Vorſitz des Reichspräſidenten hat geſtern vormittag ein Kabinettsrat getagt, auf dem die Richtlinien feſtgelegt wurden, in deren Rah- men die Vertretung der deutſchen Intereſſen durch die deutſche Delegation in London er— folgen ſoll. Ueber den Inhalt dieſer Richt⸗ linien ſchreibt die„Zeit“, das Organ Streſe— manns, daß die deutſche Delegation ein Reihe von Gegenvorſchlägen machen wird. Insbe⸗ ſondere in der Frage der militäriſchen Räu⸗ mung der neubeſetzten Gebiete und in der Frage der Sanktionen wird die deutſche De— legation gegen die von den Kommiſſionen ge— fundenen Kompromiſſe ſchärfſte Einwendun⸗ gen machen. Die deutſche Delegation verkennt keineswegs, daß die bisherigen Ergebniſſe der Verhandlungen der Alliierten ſich dem deut ſchen Standpunkt ſtark angenähert haben; es werden jedoch gewiſſe Formulierungen in der jetzigen Form als„untragbar für Deutſchland“ „Wie die„Zeit“ mitteilt, wird die auch die Feſtlegung des Endtermins der wirtſchaftlichen Räumung des Ruhrgebietes auf den 15. Oktober anfechten, weil die Räumung des Ruhrgebietes ſich we⸗ ſentlich raſcher vollziehen könne. Das Gleiche gelte für das Verbleiben von 3000 franzöſi⸗ ſchen und belgiſchen Eiſenbahnern bei der deutſchen Eiſenbahnverwaltung, dem ſich Deutſchland widerſetzen werde. Schließlich wird ſich die deutſche Delegation noch gegen gewiſſe Aenderungen wenden, die in der Frage der Sachlieferungen und Barüberweiſungen von den Kommiſſionen der Alliierten vor⸗ genommen worden ſind. Der ö 224224 4 4 ſaseiſtiſche Nationalrat. Die Eröffnungsrede Muſſolinis. Rom, 3. Auguſt. Geſtern nachmittag fand im großen Saal des Palazzo Venecia die Er⸗ öffnungsſitzung des faſziſtiſchen Nattonalrats ſtatt. Es nahmen daran Muſſolini, die Staatsſekretäre, die faſziſtiſchen Senatoren u. Deputierten und die führenden Mitglieder und Parteiſekretäre der faſziſtiſchen Provinzver⸗ bände teil. Staatsſekretüär Grandi und der Deputierte Giunta hielten Anſprachen. Da⸗ nach ergriff, Muſſolini das Wort, und er⸗ klärte, daß er ſowohl als Parteichef wie als Haupt der Regierung ſpreche. Der Faſzismus müſſe ſich bereit halten, jeder Gefahr zu trotzen und jede Tat zu tun, wenn es ſich darum han⸗ dele, das Vaterland und den Faſzismus zu verteidigen.— Nach der Sitzung marſchierten die Verſammlungsteilnehmer in geſchloſſenem Zug zum Palazzo Chiat, wo ſie Muſſolini, der auf dem Balkon des Innenhofes erſchien, das Treugelöbnis erneuerten. Auch die draußen wartende Menge brachte Muſſolini beim Ver⸗ N Verſammlung begeisterte Ovationen * ar——.* 5—— ü. Schwierigkeiten können endgültig herge⸗ lenz, 0 Aber, bitte, man muß das einmal„gehört“ ha⸗ ſchrien, gebrüllt, dickt herauspruſtend und mit einem Getoſe und Getobe umgeben, doch burch Indianertänze, 41. Jahrgang GBeiſt im Reichstag. Zwiſchenrufe nach unkorrigiertem Stenogramm. Von einem parlamentariſchen Vertreter im Reichstag. Schade, daß man eine Reichstagsſitzung noch nicht im ſprechenden Film wiedergeben kann. Das müßte eine ſehr draſtiſche Beleh⸗ rung und ein Anſchauungsunterricht werden der ſich gewaſchen hat. Wir wollen für heute aber auch einmal ſo boshaft ſein, einen kleinen Ausſchnitt aus bein Reichstag ohne jede Hülle— die Wel ohne Schleier— hier vorführen. Wir tun das unter dem Titel: Geiſt im Reichstag! Denn das Volk muß doch ſchließlich einmal ſehen, wie witzig und geiſt⸗ leich es zuweilen im Reichstage zugeht. Mau wird dann einen Begriff davon bekommen vas am 4. Mai dieſes Jahres angerichtet worden iſt. Alſo Scheidemann hat das Wort, Von Zeit zu Zeit ſieht und hört man den Al⸗ ten gern. Recht grau iſt er geworden und die einſt friſch wie ein Apfelbacken glänzende Glatze ſchließt ſich dieſer Färbung an. Schon als er aufgerufen wird, brodelt es im völk. Hexenkeſſel. Schon der Name wirkf dort aufſtachelnd. Die jungen Leute ſpringen auf und die Alten ziehen ſie an den Rock⸗ ſchöſſen wieder herunter. Ein neckiſches Spiel! Bald kommt es aus dem Gegenteil der Rockſchöſſe: Du alter Lump. Scheidemann hal inzwiſchen ſein Material ausgepackt, das ausgeſuchte Zeugniſſe aus dem Rechtslager ſelber darſtellt. Peinliches, allzu Peinliches, wird da geſagt und insbeſondere iſt es der jetzt deutſchnationale Abgeordnete Tirpitz, deſſen Aufzeichnungen aus 1914, wohl ge⸗ merkt: 1914 nicht 24, ſtürmiſches Hört! Hört! hervorgerufen. Tirpitz ſagte damals:„Nach dem Kriege gehe ich unter die Sozen und dann ſuche ich mir Laternenpfähle aus, aber einen ganzen Haufen.“ Dazu Scheidemann: Dann hätte er ſchließlich alle diejenigen daran auf⸗ hängen müſſen, die ihn kürzlich zum Reichstag gewählt haben! Lachen, Brüllen, Toben. So⸗ was läßt ſich nicht in Worten darſtellen, da muß man einmal in ein Walzwerk gegangen ſein, um einen Begriff zu bekommen, wie ſich das im Reichstage macht. Ind nun kommt die Erwähnung des Na: Ludendorff. Dem reichen Sie nicht an die Stiefelſohlen.“ Frecher Kerl, Lump, Schuft, Schurke, gemeines Schwein Saukerl: das iſt nur ſo eine Blütenleſe, wobei wir uns ſchuldig bekennen, daß wir noch die ſaftigeren Dinge gar nicht hier wiedergeben. Und Ahlemann wird vorgenommen. Wenn es nicht gedruckt im Reichs⸗Allmanach ſtände, daß dieſer Mann Offizier war, würde es ihm keiner glauben. Er hat ſo den Habitus des Beſitzers einer Hafenkneipe in der verlängerten ſüdlichen unteren Hinterwallgaſſe in Hamburg. Er führt ſich auch ſo auf.„Dieſer Mann iſt für alle Parteien gerichtet“, ruft Scheidemann. Und in der Tat haben nicht viele etwas von den Vorgängen der letzten Tage und nach dem, was Ahlemann ſich lei⸗ ſtete, dagegen einzuwenden. Aber Ahlemann revanchiert ſich:„Wollen Sie nicht lieber Bür⸗ germeiſter von Paris werden“, ruft er Schei⸗ demann zu.„Der alte Rießer ſchüttelt ſein graues Lockenhaupt und verdonnert den Zwi⸗ ſchenrufer:„Das iſt die Rache dafür, daß Sie in Kaſſel abgebaut ſind.“ Und Ahlemann fährt fort:„Geſchichtsfälſcher, Sie abgebaute Exzel, hier haben Sie die große Schnauze. „ mens ben, wie das geſagt wird. Geſagt? Nein, ge⸗ fauſtdickt aus den Mäulern Gelärme und daß ſämtliche ſollten, Platten, die ſo etwas aufnehmen platzen würden. Ahlemann wird zur Ordnung gerufen. Er verbeugt ſich gegen den Präſiden⸗ len und verbeugt ſich höhniſch. f Und Scheidemann:„Man müßte ſich einmal in der Geſchüftsordnungs⸗Kom⸗ miſſton ernſtlich mit der Frage beſchäftigen, ob da unten nicht Gummizellen einzurich⸗ ten wären.“ Und prompt beſtätigen die Völkiſchen daß Scheide wonn die Lage richtig beurteilt hat. l Bisher ſollte es Witz geweſen ſein, jetzt kommt der Geiſt an die Reihe. Graf Reventlow, ein völliſcher Publiziſt, erhält das Wort, freilich, nachdem inzwiſchen eine Stunde lang der kommuniſtiſche Privat ⸗ dozent der Berliner Univerſität, Roſen⸗ erg, die Bänke leer geredet hatte. Revenk⸗ ow hat ſo gar nichts Aggreſſives, ja man möchte ſagen, ſo gar nichts Journaliſtenhaf⸗ es, Temperamentvolles an ſich. Er iſt wohl der nüchterndſte Redner der Völkiſchen und darum bei ihnen gar nicht beliebt. Dort ſind nur diejenigen Kanonen beliebt, die gleich mit Kübeln um ſich ſchmeißen; was in den Kübeln iſt, iſt egal! e 5 Zunächſt ſind die Völkiſchen wütend, weil gar niemand von den übrigen Parteien hren Mann der Beachtung würdigt. Aber es wird bald anders. Inzwiſchen geht es auf die hnte Abendſtunde. Auch die ſchönſte Oper un den Hunger nicht ſtillen, infolgedeſſen hat man ſich inzwiſchen mit der nötigen Atzung berſehen. Da iſt eine Verdauungspauſe ſchließ⸗ 15 auch etwas Angenehmes. Und man wird icht enttäuſcht. Reventlow ſagt dieſes: Wil⸗ helm 2. hätte nicht die Kraft gehabt, einen krieg zu führen. Die Alldeutſchen hätten es 1 als eine„Forderung des geſunden enſchenverſtandes“ angeſehen, den Krieg ſchon zur Marokko⸗Affäre zu entfachen. Und ſo ſeht es weiter: Was in dem einen Satz be⸗ ſauptet wird, wird in dem anderen wieder ſementiert, und im zweiten Satz wird dem viderſprochen, was im erſten geſagt iſt. chließlich ringt ſich aus tiefer Männerbruſt ber Zuruf:„So blöd wie Sie hat noch keiner geredet.“ W„ Das läßt Reventlow nicht auf ſich ſitzen Und er ſagt wörtlich:„Ich verſtehe die Regie⸗ kung nicht, das heißt ich verſtehe ſie doch, das eißt, ich würde ſie verſtehen, wenn ich ſie mii ann von meinem Standpunkt aus vorſtellen würde und ich verſtehe ſie dann auch, wenn ich ſie auch verſtehen würde...“ Aber weiter kommt er nicht. Ein ſtürmi. ſches Gelächter ſtopft ihm den Mund. Drunten n den Bänken greift ſich jeder einzelne in die Haare. Man ſchüttelt die Köpfe, ſchlägt dit Fäuſte und ſchließlich auch die Schädel auf dil Pulte, wälzt ſich vor Lachen und ruft ein Dut zend mal: Klapperſchlange! Klapperſchlange! Klapperſchlange! Und Reventlow fährt fort:„Bei Ihnen iſt es ſelbſtverſtändlich, daß Sie die Seifen blaſen, die Sie erzeugen,“— ein ſtürmiſches unbändiges Gelächter, förmliches Gebrülle die Stimmen überſchlagen ſich— und Revent⸗ low fährt weiter:„Haben Sie noch nie in Ihrer Kindheit Seifenblaſen erzeugt?“— Jetzt iſt alles außer Rand und Band geraten Man hat den Eindruck, als wenn da unten ein allgemeines Schuhplatteln in Gang ge— kommen wäre, ſo klatſcht es auf den Schenkeln und alles weitere, was Reventlow noch von ſich gibt, wird für Minuten hinaus erſtickt. Es ſoll Leute gegeben haben, die ſich bei dieſer Szene einen Bruch gelacht haben. Wie kann man mit vollem Magen ſich in eine ſolche ge— fährliche Situation begeben. Was haben jetze die Leute davon, daß ſie Reventlow wegen Rörperbeſchädigung verklagen müſſen. Inzwiſchen hat Reventlow etwa zum 60 Male von der„ſogenannten“ Regierung ge⸗ ſprochen. Als das vor ſechs Wochen ungefähr zum erſtenmale geſchah. haben ihm die Par⸗ eien einmütig einen Rüffel erteilt, den er ſich nicht hinter den Spiegel ſteckte. Heute küm⸗ mert ſich kein Menſch darum. Wenn er ſich einmal verſpricht, und nur von„der“ Regie⸗ tung ſpricht, dann ruft man ihm ſofort zu: Lieber, ſogenannter Herr, vergeſſen Sie doch nicht das„ſogenante“. Aber in Ahlemann wurmt es weiter ünd weiter und kaum wird irgend ein Name genannt. ſo ruft er wie ein Papagei: Breid⸗ ie ſechs Matties Roman von Igna Maria. 24(Nachdruck verboten.) Frau Lily erzählte ihn hören. * ſie geſchrieben und komponiert ſein. die Tänzerin der Gegenwart das arme Ding in dem Dorf geblieben wäre!“ oſſen, weil ſie ſo ſchmutzige Hände bekam. Aber Tante, du trinkſt eine Taſſe Tee mit. rt muß gleich nach Hauſe kommen, er freut „wenn er dich trifft. Ach, da iſt er ja on!“ N „Guten Tag, Tante Lily, guten Tag kleine rau! Gott ſei Dank, daß der Dienſt um iſt, 10 dieſer Tropenglut auch noch denken müſ⸗ ſen— na, danke!“ n. Tante Lily erzählte es eben.“ 5 So, der Vaconius! rts gute Laune war dahin. O weh, dachte J au Lily, die Verwandt⸗ chaft behagt ihm nia! Wenn das nur nicht worüber das gute Einverneh⸗ der Stein iſt, . ſtolpert 3 a „Wir haben ſchon von dem komme Eräger des Namens Harpegg geſproche 5 das bißſeten Klatſch ihres Pekannteukte ss.„Uebrigens 0 0 Vacenius war iungſt in Berlin und hat Si⸗ byll tanzen ſehen; er iſt begeiſtert! Du ſollteſt 1 In allen Tonarten ſchwärmt er on deiner Sibyll! Das Ballet ſoll ja eigens Die agespreſſe ifc voll von ihrer Kunſt. Sibyll iſt ie Ti mit ihren ſieb⸗ zehn Jahren! Dein Kurt iſt ja Nn 1998 der Ballettpantomime, darin ſie die Prinzeſſin Eſchai⸗San tanzte, ganz entzückt. Das Mädel muß wirklich was los haben. Denk mal, wenn „Sibyll hat dort nie ſein mögen,“ lachte Theres in Erinnerung der Jugendzeit. ie alle haben mal auf Brenneckes Acker Kartoffel aufgeleſen, und da hat ſie bittere Tränen ver⸗ ö„Geheirnat Vaconius hat Sibyll in dem 9 Ballett geſehen, er iſt ganz entzückt va⸗ 55 Na, dann werden mir morgen olle Kollegen Glück wünſchen.“ n kusb ſcheid, Breldſcheld, auch dort, wo es g am Platze iſt. Das wirkt ſehr niedlich und macht einen allerliebſten Eindruck. Und Reventlow fährt fort: Reichskanzler und Ihre Paladine nach Lon⸗ don ſchiffen“,— auch jetzt kommt er für Minu⸗ ten nicht weiter. Man iſt überwältigt, lacht mebr oder weniger bittere Tränen und geſteht ſich gegenſeitig, daß man elften ſd herrlichen Abend doch noch nicht erlebt habe. 0 Und Reventlow führt weiter fort: Man macht ſich zum Geſpött. Sehr richtig! Bravo! Prachtvoll!, ſo ſchallt es ihm entgegen. Und unbeirrt plaudert Reventlow weiter „Und redet Unſinn.“ ö Und keiner widerſpricht, alle beſtätigen das. e ee 4 Und nun fragt Reventlow: Was ſollen wir tun?, Und prompt kommt aus der Tiefe der Zuruf:„Seifenblaſen machen!“ 9 Und Reventlop Was ſollen wir machen?“ und wieder dröhnt es aus der Tiefe:„In die Hoſen!“ Und Ahle⸗ mann greift hier ein, indem er ruft:„Die habt Ihr abgegeben an die Kommunisten! Aber Rebentlow wird ſchließlich doch auch ernſt. Man fragt ihn ſtürmiſch, was denn eigentlich ſeine Politik ſei. Reventlow weicht aus und ſagt:„Wir müſſen eine aktive Politik machen.“ Und man bedrängt ihn weiter: Wo⸗ rin beſteht die? Und nun läßt Reventlow— o, hätteſt du geſchwiegen— die Katze aus dem Sack:„Die beſteht darin, daß wir mit der ruſſiſchen Regierung von Macht 3 Macht uns zuſammenfinden müſſen“ 1 Jetzt iſt's aus. Man muß die größte Sorge für den Geiſteszuſtand der Leute da unten haben, die zunächſt faſſungslos über das Be⸗ kenntnis einer ſchönen Seele ſich ſchließlich in Krämpfen winden. So etwas von unbändiger Heiterkeit, wie dieſes Bündnisangebot der Deutſchvölkiſchen an die Kommuniſten hervor⸗ gerufen hat, iſt im Reichstag doch noch nicht kosgebrochen. Und als Reventlow bedauert, daß ſeine Redezeit nun abgelaufen ſei, da ruft man ihm zu:„Schade, weiter reden. Jetzt wirds doch erſt intereſſant und gemütlich!“ Die völkiſche Linie wird dann würdig fortgeſetzt durch Kunze, den Deutſchſozialen, Knüppel⸗Kunze genannt. Wichtigkeit! Del Mann macht ſeinem Namen keine Ehre: Mehi Kunze wie Knüppel! Das iſt Geiſt im Reichstag von knapp einer Stunde, und dabei hat die betreffende Reichstagsſitzung 14 Stunden gedauert! Man kann danach ermeſſen, was alles provoziert wird. Das deutſche Volk kann ſich beglückwün⸗ ſchen, ſolche witzigen und geiſtreichen Vertreter in den Reichstag entſandt zu haben. geleine politiſche Umſchau Eine Kundgebung. Reichspräſide n und Reichsregierung haben eine Kund⸗ gebung erlaſſen, in der des großen Krieges u. ſeiner unendlichen Opfer gedacht wird. Zum Schluß heißt es: Ueberall in deutſchen Landen hat der pietätvolle Sinn der Bevölkerung zahl⸗ reiche Ehrenſtätten und Ehrenzeichen der Ge⸗ fallenen errichtet, die ihr durch Gemeinſchaft der Heimat durch Beruf und Kammeradſchaft beſonders naheſtanden. Noch aber fehlt das Ehrenmal, das das ganze deutſche Volk ge⸗ meinſam allen Gebliebenen ſchuldet. Deshalb tufen wir am heutigen Tage unſere Volks- zenoſſen zur Sammluna für ein ſolches Denk⸗ Aer nic, aus leiten 0 e Ehrenzeiche „Wenn der aus: wiederholt die Frage: d gene zugleich die olkes verkörpern. 1 — Höllein in Belgien verhaftet. Nach einer Meldung der„Derniere Heure“ teilt die Brüſſe⸗ ler Telegraphenagentur mit, daß der kommuni⸗ ſtiſche Reichstagsabgeordnete Höllein von der Polizei in Brüſſel feſtgenommen und in Haft behalten wurde. Höllein, der in einer kom⸗ muniſtiſchen Verſammlung bei Verviers ſpre⸗ 6 chen wollte, führte einen Ausweis auf den Ra- hyoliſche Feldprobſt der Reichswehr Kosleciſche Bläſerchor 1 nergeſangverein Aufſtellun litärmuſi 5 5 5 nommen. Trauermuſik eröffnete die Feier. Dann der evangeliſche Feldprobſt der Reichswehr Dr. Schlegel Worte des Gedenkens. Ar ſeine Anſprache ſchloß ſich der Chorgeſang von Max Bruchs„Heldenfeier“, Der e . men Keſſel, deutſcher Reichstagsabgeordneter, Schwamborn widmete ſeine Worte ins⸗ bei ſich. — Miniſter g. D. Schweyer zum Staatsrat ernannt. Dem zurückgetretenen Miniſter Innern, Dr. Schweyer, hat das bayeriſche Ge⸗ ſamtminiſterium den Titel und Rang eines Staatsrates verliehen. — Verlängerung des deutſch⸗italieniſchen Wirtſchaftsabkommens. Nachdem das deutſch⸗ italieniſche Wirtſchaftsabkommen vom 28. Au⸗ guſt 1921 von keinem der beiden Staaten gekün⸗ digt worden iſt, behält es für weitere neun Monate, d. i. vom 1. Seplember 1924 bis 31. Mai 1925 G„ —Militäriſche Uebungen in Thurn. In Thorn ſinden in dieſen Tagen militäriſche Ue⸗ bungen in Art von Turnieren von allen Regi⸗ meneren Polens ſtatt. Es wird die Schießmei⸗ kerſchaft der Offiziere der einzelnen Regimenter uſw. ſeſtgeſtellt. 1 Sedenkfeiern. 10 Berlin, 3. Auguſt. Vor dem nach dem ſcönigsplatz gelegenen Hauptportal des Reichs⸗ ſags ging heute vormittag eindrucksvoll und impoſant die große Totenfeier vor ſich, die die Reichsregierung als Repräſentantin des geſamten deutſchen Volkes den Männern bereitet hat, die vor 10 Jahren in voller Be⸗ geiſterung in den Kampf hinausgezogen ſind und für die Freiheit und Unverſehrtheit des Vaterlandes ihr Leben geopfert haben. Die Feierſtätte war von Künſtlerhand würdig ge⸗ ſchmückt. Von der Mitteltür mitten auf der Rampe war, umſäumt von Lorbeerbäumen und Hor⸗ tenſien, ein ſchwarzbehangener Katafalk auf⸗ gebaut, auf dem ein mächtiger, in ſchwarzes Tuch eingeſchlagener Sarg ſind, überragt von dem Bilde des Reichsadlers. In einiger Ent⸗ fernung vor dem Katafalk war die Redner⸗ tribüne errichtet. Seitlich ſetzte ſich der Blu⸗ menſchmuckfort, rechts und links nur einmal von einer Schale unterbrochen, aus der die Opferfeuer emporloderten. Auf dem breiten Moſaikpflaſter vor der Freitreppe wehten an zwei mächtigen Fahnenſtangen die ſchwarz⸗ rot⸗goldene und die Marineflagge Halbmaſt, hinter ihnen, mit der Front zum Reichstags⸗ gebäude waren zwei Ehrenkompanien der Reichswehr aufmarſchiert, und dahinter ſtan⸗ den, durch ein mächtiges Polizeiaufgebot in Schranken gehalten, die unabſehbaren Scha⸗ ren der Zuſchauer, die den weiten Königsplatz his in die entfernteſten Ecken füllten. Kurz nach 11 Uhr betrat vom Kuppelraum des Reichs⸗ lages aus der Reichspräſident die Stätte, mit Hochrufen begrüßt, dicht hinte“ ihm der Reichskanzler mit den übrigen Vertretern der Reichsregierung, den Geſand⸗ ten der Bundesſtaaten und all den Vertretern der militäriſchen, ſtaatlichen und kirchlichen Behörden und ſonſtigen Gäſten, die bei ähn⸗ lichem Anlaß geladen zu werden pflegen. Ahß⸗ gonrbnete der Sozialdemokraten. der Deutſch⸗ beſondere den vom deutſchen Volke gebrachten Opfern. Während dann der Chor Guſt. Wohl⸗ des gemuths„Vaterland“ vortrug, begannen zwei mit Trauerwimpeln verſehene Flugzeuge in den Lüften ihre Kreiſe zu ziehen. Dann hielt der Reichspräſident eine Anſprache, die, mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommen wurde. Darauf legte er an dem Katafalk einen Kranz nieder, deeſſn ſchwarzrot⸗goldene Schleife! 8 Inſchrift trug:„Unſeren Toten der Reichs! präſident.“— Unter Glockengeläute und Trauerſalut ſetzte dann, während die Trauer⸗ gäſte das Haupt entblößten, die Militärmuſik „ mit dem Spiel eines Trauermarſches ein, dem das Motiv zu Grunde lag:„Ich hatt' einen Kameraden. Um 12 Uhr brach das Spiel ab und zwei Minuten verharrte alles in re⸗ gungsloſem Schweigen. Dann würden die Halbmaſt wehenden Fahnen hochgezogen. Die Kapelle intanierte das Niederländiſche Dane gebet, das die Menge mitſang. Unmittelbar daran ſchloß ſich der gemeinſame Geſaug des Deutſchlandliedes. Dem Reichspräſidenſen und der in Parademarſch defilierenden Reichswehr wurden lebhafte Ovationen dargebracht. Daz mit fand die Feier ihr Ende. Erſt nach berate mer Zeit konnte der weite Platz von der rieſt⸗ gen Menſchenmenge geräumt werde. Die von kommuniſtiſcher Seite ſchon ſeit einer Woche vorbereiteten Störungs ver⸗ ſuche, womit die Jugendorganiſationen be⸗ traut waren, konnten den Verlauf der Feier nur wenig beeinträchtigen. Man ſah zeitweiſe Handzettel in der Luft herumfliegen, gelegent⸗ lich wurde auch gepfiffen. Großer Lärm ſetzte ein, als die Zweiminutenpauſe eintrat. Die Internationale wurde geſungen und Schreien und Johlen vernehmbar. Die Demonſtranten wurden aber vielfach vom Publikum an Ort und Stelle verprügelt und der Polizei über⸗ geben, die ſofort energiſch eingriff und zahl⸗ reiche Verhaftungen vornahm. 9 München, 3. Auguſt. Der Gedächtnis tag wurde hier durch kirchliche Feiern begangen. Zum Gedächtnis der Toten läute⸗ ten die ſämtlichen Glocken eine Viertelſtunde lang. Von ſtaatlicher Seite wurde der Tag le⸗ dlig dadurch hervorgehoben, daß die ſtaat⸗ lichen Gebäude weiß⸗blau auf Halbmaſt ge⸗ flaggt waren Die Reichsgebäude trugen ſchwarz⸗rot⸗goldene Fahnen. 1 4 Friedenskundgebung. N Wiesbaden, 4. Aug. Weit über zehn⸗ tauſend Menſchen hatten ſich geſtern vormittag im Kurgarten zu einer Maſſenkundgebung ver ſammelt, um durch ihr Erſcheinen entſchieden zum Ausdruck zu bringen: Nie wieder Krieg! Sämtliche Redner, darunter die Reichstagsabg. Frau Pfülf, Dr. David, Schriftſteller Arcos (Paris), der Führer der franzöſiſchen Studen⸗ tengruppe für Völkerbundspolitik Potat(Paris), Pfarrer Freſenius(Mainz). Weber(Berlin)., u- die Qual der Wahl zwiſchen Kurt⸗Jos und der Lily gehabt. Du hoffſt ja ſtark auf Kurt⸗ Jo, du egoiſtiſcher Papa,“ ſcherzte ſie, um ihn auf andere Gedanken zu bringen,„wir werden ja ſehen, wer recht behält, ſo leicht gebe ich mein Amt als Patin noch nicht verloren!“ 4„Bei Hardeggs iſt das erſte immer ein 57 0 eee lachte er auf, mein brichwörtliche wird mich ſchon nicht im Stich laſſen!“ 165 5 „Unter fröhlichem Geplauder verran die Zeit, bis Frau von Berg aufbrach.„Du läßt mir aber ſofort Nachricht zukommen, Kind,“ ſagte ſie beim Abſchied und küßte Theres herz⸗ haft auf beide Wangen. g „Angenehm iſts mir gerade nicht, daß ausgerechnet Vaconius, dieſer alte Schwätzer, Sibyll geſehen hat!“ Kurt ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Ja, aber Kurt, wieſo denn?“ Theres war ganz erſtaunt.„Was ſtört dich denn da⸗ bei? Ich denke, das wiſſen die Leute längſt, daß Sibyll eine große Künſtlerin iſt.“ „Natürlich! Nur nennen es die Leute nicht ſo, ſie ſagen: Dem Hardegg ſeine Schwä⸗ gerin tritt im Zirkus auf!“ „Ach ſo! Und das geniert dich wohl? Ja, lieber Kurt, das iſt dann einigermaßen fatal. Was werden ſie aber erſt ſagen, wenn ſie hö⸗ ren, daß deine Frau ihre Jugend in einem grünen Wagen verbracht hat, daß ihre Eltern fahrende Leute waren, die in den Dörfern am Jahrmarkt ihr Zelt aufſchlugen und mit den Kindern Vorſtellung gaben. Und daß vor allem noch deine Frau mit zwölf Jahren vor den Bauern am Harz Seil tanzte und das Geld an der Kaſſe einnahm! Ich meine, da⸗ gegen verblaßt die Tatſache, daß die Schwä⸗ gerin„im Zirkus“ auftritt, vollſtändig.— Siehſt du, man ſollte immer die Verwandt⸗ ſchaft und Vergangenheit ſeiner zukünftigen Frau ſich vor Augen halten, ehe man ſie hei⸗ ratet, dann bleiben unliebſame Ueberraſchun⸗ gen erſpart. Wie, wenn dein So r. bekommen hat und dale „ Kunſtreiter wird?“ „Mein Sohn hat kein Zirkusblut in den Adern!“ Unendlich hochmütig kam es von Kurts Lippen. Und wenn er es hätte,— ich gäbe meine Einwilligung nie und nimmer⸗ mehr zu einem ſolchen Beruf.“ „Ach, du Philiſter! Aber ich! Jawohl, ich würde ihm helfen, wenn ich wüßte, daß ſeine Natur zum Zirkus verlangte, und wenn ich für mein Kind betteln gehen müßte! So, daß du es nur weißt! Aber geknebelt oder in einen verhaßten Beruf gedrängt wird mein Kind nicht, ſolange ich lebe, Kurt!“ Auf ihren Wan⸗ gen brannten kreisrunde Flecke der Erregung, hochaufgerichtet verließ ſie das Zimmer. Auf dem Rundſofa im Muſikzimmer ſaß ſie und weinte. Er ſchämte ſich ihrer Ver⸗ wandtſchaft! Ja, waren das denn Diebe oder unehrliche Menſchen? Wer ſich von den goldnen Ringen goldne Tage nur verſpricht—— Energiſch wiſchte ſie die Tränen ab. Das iſt ja blanker Wahnſinn, deshalb eine Ent⸗ fremdung aufkommen zu laſſen! Ich bin eben in einem krankhaften Zuſtand, die Nerven ſind überreizt— er hat andere Anſichten, er iſt ein Beamter mit engen Anſchauungen dieſer Ka⸗ tegorie. Er durfte es dich aber nicht fühlen laſſen. So viel Takt, ſo viel Liebe mußte er für dich übrig haben. Er iſt zu temperamentvoll, um jedes Wort erſt auf die Goldwage zu legen, er iſt mein lieber Mann, ich will nicht beleidigt ſein! Und Theres, die tapfere Theres, machte einen klei⸗ nen Rundgang durch den Garten, pflückte hier eine Blume, brach da ein Zweiglein, fügte alles zu einem Strauß und kam, als ſei nichts vorgefallen, in Kurts Arbeitszimmer. Der ſbrang, auf:„Liebling, verzeihe mir, es war taktlos!/ 17 1 Theres küßte ihn.„Es iſt alles vergeſſ geſtern abend erzählt hat. Ihr Fräulein Hoaß⸗ un drüben. um 12 Uhr wurde während zwei Mi⸗ ſprach erſtändigung, un ellung gegen die ö Revanchepo tiker von hüben und nuten ſtill der Gefallenen gedacht. Das Kuxor⸗ cheſter unter Carl Schuricht ſowie der Arbeiter⸗ vnlnu Ming uses eig ueiuchvnun aungzeduyl iche 10 Nagetiche Vorträge. Am Schluß der würdig verlaufenen Demonſtration wurde eine Entſchießung angenommen. 1 ö f Berlin, 4. Aug. Der Aktionsausſchuß mie wieder Krieg veranſtaltete, wie al jährlich ſeit Kriegsende geſtern Kundgebungen geben den Krieg, die aber mit Rückſicht auf das Verbot von Verſammlungen unter freiem Him⸗ mel in drei großen Sälen abgehalten wurden. Als Vertreter der Pazifiſten Frankreichs ſprach Generalſekretär Guerneſt(Paris). Nach Schluß der Kundrebungen fand eine Feier an den Grä⸗ bern der unbekannten Soldaten und der in Ber⸗ lin ruhenden fremden Krieger auf dem Fried⸗ hof an der Haſeheide ſtatt. Dieſem Akt wohnten Mitglieder der Interalliierten Kontrollkommiſ⸗ ſion und zwar je ein Engländer, Franzoſe, Ita⸗ liener und Belgier bei, ferner Delegationen des Reichsbundes der Kriegsbeſchdigten, der Deut⸗ ſchen Liga für Menſchenrechte, des Reichsban⸗ ters Schwarz⸗Rot⸗Gold. 1 g ee dee Aus Nah und Fern. 7 0 5 Gundheim, 3. Am Samstag, den 2. Auguſt feierten die Eheleute Joſeph Bansbach das Feſt der goldenen Hochzeit in der feier⸗ lichſten Weiſe. Morgens um 7 Uhr war Kirch⸗ gang, woran alle Angehörigen des Jubelpaares ſich beteiligten. Der hochw. Herr Pfarrer hielt eine ſchöne Anſprache an das Jubelpaar, worin er das friedliche Familienleben und die gute Kindererziehung desſelben betonte. Nach dem Gottesdienſt ſand eine Feier im engeren Fami⸗ lienkreiſe ſtatt. Außer vielen mündlichen Glück⸗ wünſchen wurden Herrn Bansbach und Frau noch mehr als 90 ſchriftliche von Gundheim und Ruswärts zuteil, u. a. vom Hochwſt. Herrn Bi⸗ ſchof von Mainz, Kreisamt Worms, Möbelſabri⸗ ſant Merkel. Letzterer ließ ein ſchönes Geſchenk Aberreichen. Aber auch alle anderen Geſchenke der Gundheimer Bürger ſind lobenswert und ßaben den allſeits Geehrten große Freude berei⸗ let. Der Geſangverein Frohſinn hat es trefflich verſtanden, durch ſeinen herrlichen Geſang und Anſprache das Feſt zu verherrlichen. Möge dem Fubelpaar noch viele geſunde und glückliche Jahre beſchieden ſein! Alsheim. 1. Aug. Der Obſtgroßmarkt in Alsheim hatte am Freitag eine Anfuhr von ca. 200 Zentner Obſt aufzuweiſen. Der Verkauf war nicht beſonders lebhaft, wie eigentlich er⸗ wartet wurde, weit größer war das Angebe! auf dem Markte. Es wurden bezahlt: für Aeyſel 1012 Pfg., für Birnen 6—12 Pfa., für Pfirſich 25 Pfg., für Mirabellen 25 Pfg., für Reineklau⸗ den 12 Pfg., für Pflaumen 18—20 Pfg. Darmſtadt, 3. Aug. Ein Minderbetrag von vauſend Mark hat ſich am Schalter 12 des hieſi⸗ gen Poſtamtes herausgeſtellt. Man nimmt an, daß ſich der Schalterbeamte am. Juli bei grö⸗ geren Einzahlungen zu ſeinem Nachteil geirrt hat. Da der Beamte den Fehlbetrag zu erſetzen hat, trifft ihn ein ſchwerer Verluſt, wenn nicht der„ehrliche Finder“, zu deſſen Vorteil er ſich geirrt hat, noch meldet. Griesheim b. Darmſtadt, 3. Aug. Den Bau bon 30 Wohnhäuſern beabſichtigt die hieſige Gemeindeverwaltung durch die Ausführung eines großzügigen Bauprojekts. Schon im Bergmanns Peter Becker hat vor einer Woch Rückgang des Hochwaſſers zu verzeichnen. Die für einen Leiche hat jedoch ergeben, daß der Mann durch einen Kopfſchuß getötet worden iſt, den er ſich felhaft ein Mord vor. Auge verloren. zeigt. Das 7 jährige Töchterchen dei ein 3 Frankenſtück auf der Straße in den Mun: geſteckt, um einen Schuh binden zu können Währenddeſſen wurde es durch einen rückwärts kommenden Radfahrer erſchreckt und hat daz Geldſtück verſchluckt. Es hat ſich in der Sypeiſe⸗ röhre eingeklemmt und iſt ſtecken geblieben. In der Klinik zu Heidelberg konnte das Geldſtüc aus der geſchwollenen Speiſeröhre herausgeholt werden, bevor es zu ſpät war. Bendorf, 3. Aug. Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich in der Nähe von Bendorf ereignet. Ein Landwirt, der mit ſeiner Frau und ſeinen bei⸗ den Kindern auf einem Wagen nach Bendorf fuhr, wurde von einem Laſtauto überholt. Aus Angſt, von dem Auto überrannt zu werden, ſprangen die Kinder aus dem Wagen, wurden aber von dem Auto erſaßt und vor den Augen der Eltern überfahren. Beide waren ſofort to t. Gräfenhauſen, 3. Aug. Richtiges Pech hatte dieſer Tage der Schreinermeiſter Aubel von hier. Er mußte zwei ſchöne Schweine notſchlach⸗ ten, da ſie während ſeiner Abweſenheit aus einem im Hofe ſtehenden Kübel Lyſol zu ſich genommen hatten. Geſtern wurde nun auch das dritte Schwein, ein Loos, notgeſchlachtet. Das ſprichwörtliche„Sauglück“ hat alſo diesmal bei Aubel eine Ausnahme gemacht. Weltſpiegel. 2: Die Hochwaſſerlage in Bayern. Aus München wird über die Hochwaſſerlage mitge⸗ teilt, daß die Iſar von Dingolfing ab, die Do⸗ nau von Ingolſtadt ab weiterhin in ſtarkem Steigen begriffen iſt. Beim Inn iſt bereits ein Iſar iſt in München um 210 Zim. gefallen. Am Starnberger See iſt durch die Priem kataſtro⸗ phales Hochwaſſer entſtanden, da am oberer Chiemgau außergewöhnlich ſtarke Niederſchläge elen :: Ein Mord im Schloßpark zu Potsdam. Vor einer Woche wurde mit einer ſchweren Kopfverletzung im Schloßpark von Babelsberg bei Potsdam ein noch unbekannter junger Mann aufgefunden. Alle Anzeichen ſprachen zunächſt Selbſtmord. Die Obdruktion der nicht beigebracht haben kann. Es liegt unzwei⸗ Ueber die Perſon des Toten ſowohl wie des Töters konnte bisher von der Polizei noch nichts ermittelt werden. :: Ein neues Opfer Haarmanns. Es beſtä⸗ tigt ſich, daß der im März ds. Is. verſchwun⸗ dene 16jährige Hermann Kümmel von Barmen, don dem zuletzt aus Hannover ein Lebenszeichen gekommen war, ein Opſer des Maſſenmörders Haarmann geworden iſt. Sein Stiefvater, Bralelsberg, hat im Polizeipräſidium in Hannover einen Hut und eine Mütze als Eigen: tum ſeines verſtorbenen Stieſſohnes erkannt. Ve. der Vernehmung in Gegenwart des Stieſ⸗ baters hat der Mörder die Möglichkeit zugegef ben, daß der junge Kümmel zu ſeinen Opfern gehört. 5. :: Ein Opfer der Filmſenſationen. Vor eini⸗ ö gen Tagen veranſtaltete der Deutſche Bioskop eine nächtliche Sprengung auf ihrem Gelände in Neubabelsberg. Bei der Filmaufnahme einen Bergwerkskataſtrophe wurde der Feuerwerket Bohne aus Berlin ſchwer verletzt. Er iſt ſeie nen Verletzungen erlegen. Bohne hinterläßt eine Frau mit 2 Kindern. Der zweite Verletzte, der Arbeiter Mertens aus Nowawes, befinde ſich auf dem Wece der Beſſerung. Er hat ein 2 mne Cröffnung der Berliner Schuh⸗ und Ledermeſſe. Schwägerin ſoll jo ſo hinreißend im Zirkus Schumann in Berlin tanzen?“ Kurt hätte am liebſten eingehängt. Nur nicht merken laſſen, daß es dir unangenehm iſt, fuhr es ihm durch den Sinn.„Ja, Wedtiner, das iſt meine Schwägerin Sibyll Matties, von deren Kunſt alle Welt begeiſtert iſt! Sie iſt auch für den Tanz geboren, eine ſolche Grazie, daneben Temperament.“ „Na, na, es ſcheint mir, Sie haben auch Feuer gefangen! Warum haben Sie niemals davon erzählt? Ich gratuliere! Vaconius müßten Sie hören. Nächſte Woche fahre ich üb⸗ rigens nach Berlin, da gehe ich auch hin. Gleicht Ihr Fräulein Schwägerin Ihrer Frau Gemahlin? Appropos— wie geht es ihr? Das Kleine noch nicht angekommen? So! Hof⸗ fentlich geht alles gut! Meine Empfehlung! Auf Wiederſehen, Hardegg!“ Na je, dachte Kurt reſigniert, jetzt kann ich jeden Tag jedem Menſchen über Sibyll Rede ſtehen. Wenn ſie doch wenigſtens ihren Namen geändert hätte. Wie lange wird es dauern, dann geht mitpeter derſelbe Tanz los. Dann klebt der am Ende hoch zu Pferde an jeder Litfaßſäule. Es iſt zum Verrücktwerden mit dieſer Zirkusverwandtſa, ft. Es würde mich nicht wundern, wenn irgend ein anderer Matties nächſtens als Schlangenmenſch auf⸗ träte! Und dieſe entſetzliche Anhänglichkeit der Theres an die Zirkusleute. Gräßlich! Und dieſe tanzende, reitende Verwandt⸗ ſchaft muß ich nun immer genießen! Ja, wenn ich kein Beamter wäre.—— Der Wedtner hat aut lachen— deſſen Frau iſt die Tochter des Staatsſekretärs, der wird ſchon ſeinen Weg machen. Und Kerſting, der ſich die Tochter eines vortragenden Rats aus dem Miniſte⸗ rium geholt, ſie war zwar überzählig und er⸗ weſtertommt. berbſt ſoll mit dem Vau begonnen werden. ſchreckend reizlos— aber, ween man dadurch Nachllänge zum heſſiſchen Landtage. Rede des Abgeordneten Felder zum Kapitel: Arbeit und Wirtſchaft(Kapitel 75—99). (Schluß.) Die Aufwertungsfrage, unter der unſere Rentner und unſer Mittelſtand ſo ſchwer leiden, dieſe Aufwertungsfrage muß jetzt in den Vor⸗ dergrund geſtellt werden. Die Erwerbsloſenfürſorge und die Wohnungs⸗ frage ſind Fragen, die heute Zeit und Opfer for⸗ dern, die aber unter allen Umſtänden nicht aus den Augen gelaſſen werden dürfen. In der Er⸗ werbsloſenfrage hätte ich die Bitte an die Re⸗ gierung zu richten, und es liegt dieſerhalb auch ein ſozialdemokratiſcher Antrag vor, dahin zu wirken, daß die Kurzarbeiterunterſtützung wieder eingeführt wird. Der chriſtliche Metallarbeiter⸗ verband hat dieſerhalb ſchon unterm 28. Juni an das Miniſterium ein Schreiben gerichtet. Die Kurzarbeiterunterſtützung iſt ja minimal. Es muß einmal der Arbeiter nachweiſen, daß er zwei Drittel ſeines vollen Verdienſtes nicht er⸗ hält und wenn er den Nachweis erbracht hat, bekommt er nach dem Geſetz nur 40 Prozent der Differenz, ſodaß das ein ganz minimaler Betrag iſt, der in Frage kommt, aber nicht zu entbehren in der heutigen Zeit für einen Familienvater. Die Sozialpolitik ſoll und darf nicht ruhen und ſie darf auch nicht ruhen mit dem Einwand:„Es fehlen uns die Mittel dazu“, denn wenn Induſtrie, Handel und Gewerbe blühen, dann iſt es ein Leichtes, Sozialpolitik zu treiben: aber jetzt heißt es eben die Kunſt zyigen, l es nicht möglich iſt, bei dem Niedergauß der triſchaft, bei dem Tieſſtand der La ſt, 0 dec 10 gelingt, den materialiſtiſchen Zeitgeiſt aus allen Mnrrr a unſeren Volksſchichten herauszubringen. Das iſt ja unſer Untergang, an dem wir leiden, der Egoismus und der Materialismus(Sehr gut!), weil jeder nur noch ſich ſelbſt und keinen ſeiner Nächſten mehr kennt. Und wenn dieſe Zuſtände anhalten, dann muß man verzweifeln an einer Weiterführung der Sozialpolitik. Aber ich glaube, das deutſche Volk hat doch jetzt genügend Drang⸗ ſale erlitten, daß es endlich zur Vernunft kom⸗ men muß. daß die Liebe wieder ins Volk ein⸗ kehren möge, wo man den Nächſten wieder kennt, nicht nur ſich ſelbſt, wo man ſeinen Mitmenſchen als ein Ebenbild Gottes anſehen möge. Der Herr Abgeordnete Dr. Büchner hat ge⸗ ſtern— und mit Recht, ich unterſtreiche in dieſer Beziehung jedes Wort— von der Vergnügungs⸗ ſucht geſprochen, und ich bitte die Regierung dringend, mit den angrenzenden Staaten nach der Seite hin ſchleunigſt Schritte unternehmen zu wollen zum gemeinſamen Vorgehen. Ich habe vor gar nicht langer Zeit ein Bild geſehen, das ewig in mir bleiben wird, ein Bild der Troſtloſigkeit. Auf dem Frankfurter Baſnßhof wurden deutſche Kinder zu den Zügen nach Hol⸗ land und Tirol gebracht, die unterernährt wa⸗ ren und einer Erholung dringend bedurften. Und als ich aus dem Bahnhof herauskam in die an⸗ grenzenden Straßen, namentlich in die Kaiſer⸗ ſtraße, da ſah ich kein Plätzchen, wo nicht Jubel und Trubel, wo nicht Konzert und Muſik war. Dazu hat das Volk Geld, um es in Haufen hin⸗ auszuſchmeißen zur ſelben Stunde, wo arme, troſtloſe Kinder nach dem Ausland geſchickt wer⸗ den müſſen zur Ernährung und zur Erßolung. Deshalb muß ber Vergnügungsſucht einmal ein energiſcher Riegel vorgeſchoben werden. Wenn man Geld hat zu derartigen Vexranſtaltungen, dann ſoll man aber auch Geld flüſſig ma hen können für die Aermſten der 60 7 00 1 1 1 uch Minen in baltiſchen Gewäß ern. Wie die finniſchen Zeitungen berichten ſind zwiſchen Nargen und Porcala 50 Miner berausgefiſcht worden, die ſich in der Tieſe v 25 Meter unter dem Waſſerſpiegel befand. Man nimmt an, daß das Minenſeld noch größen iſt, und diß ſich auch in den eſtländiſchen Gewäſ⸗ lern Minenfelder befinden. ö Nadſportwoche. Feſtſpiel und Feſtzug. Ein in großem Rahmen vorbereiteter und gut durchgeführter Feſtſpielabend verſammelte am Samstag in der Feſthalle etwa 8000 Gäſte, Im Mittelpunkt der Darbietungen ſtand die Aufführung eines Feſtſpiels, das in gebundener Form den Siegeszug des Fahrrads und ſeine kulturelle Bedeutung für den Verkehr ſchildert. Das Feſtſpiel klang in eine von etwa 250 Da⸗ men aufgefüßrten farbenſchönen Avotheoſe aus. Muſikaliſche Darbietungen und turneriſche Vor⸗ führungen waren dem Feſtſpiel vorangegangen. Der Sonntag ſtand von den früheſten Mor⸗ genſtunden an im Zeichen des großen Feſtzuges. Die Zahl der Zuſchauer mag einige Hundert⸗ tauſende betragen haben, denn faſt ganz Frank⸗ furt war dabei. Die Aufſtellung des Zuges vollzog ſich in den Straßen Sachſenhauſens und erſtreckte ſich bis vor Niederrad. Kurz nach 11 Uhr ſetzte ſich der Zug, in dem vierzig Muſik⸗ kapellen mitwirkten, an der Obermainbrücke in Bewegung. Er bot in ſeiner ganzen Aufma⸗ chung ein feſſelndes, überaus ſarbenprächtiges und in ſeinen Einzelheiten abwechslungsreiches Bild. Maleriſchen hiſtoriſchen Gruppen folgten in endloſer Folge etwa 150 Radfahrervereine, unter denen beſonders den Danziger und Straß⸗ burger Vertretern und den Vereinen aus dem beſetzten Gebiet ſtürmiſche Huldigungen auf dem ganzen Weg dargebracht wurden. Dann folg⸗ ten die Frankfurter Turn⸗, Sport⸗, Schützen⸗ Krieger⸗ und Geſangvereine. Die heimiſchen Innungen verſinnbildlichten ihr Gewerbe durch prächtige Feſtwagen, die Fahrrad⸗ und Motor⸗ induſtrie war mit einer Fülle von geſchmückten Fahrzeugen vertreten. Um 12 Uhr ſtand der Zug einige Minuten ſtill und ehrte das Gedächt⸗ nis der Gefallenen. Gegen 2 Uhr erreichte der Feſtzug die Feſthalle. Während des Zuges ruhte der Straßenbahnverkehr. Das Volksfeſt auf dem Feſthallengelände war bis in die ſpäten Nachtſtunden von einer gewal⸗ tigen Menſchenmenge beſucht. Letzte Meldungen. Sitzung der franzöſiſchen Delegation. London, 3. Auguſt. Mit Ausnahme der franzöſiſchen haben heute alle Delegationen die Sonntagsruhe gepflegt. Die franzöſiſche Delegation hielt dagegen heute vormittag eine längere Sitzung ab, wobei ſie alle Fragen prüfte, die ſich aus der Zuſammenkunft mit den Deutſchen ergeben werden. Man nimmt an, daß die erſte Vollſitzung, an der die deut⸗ ſchen Delegationen bexeiligt ſind, am Diens⸗ tag nachmittag ſtattfinden wird. Berlin, 4. Aug. Hier fand geſtern di⸗ Eröffnung der Schuh⸗ und Ledermeſſe im Meſſe⸗ palaſt am Kaiſerdamm ſtatt. Bekanntlich dient die Berliner Schuh- und Ledermeſſe nur dem Einzelhandel als Einkaufsgelegenheit. Zahl⸗ den amer Newyork, 4, Af Arbeiterpartei einſchließlich Gompers hat ſchloſſen, die Kandidatur Lafolletties zu unter ſtützen. Dieſe Unterſtützung ſoll aber keinen all gemeinen Anſchluß an die Progreſſion bedeuten, Ernſte Lage in Juland. London, 4. Aug. Die Sonntagszeitunge veröffentlichen alarmierende Nachrichten aus Dublin und Belfaſt. Die„Sidneb Pictural“ läßt ſich melden, daß man an einen bevorſtehen⸗ den Bürgerkrieg zwiſchen Nord⸗ und Südirland glaube. Außerdem treffe de Valera wieder Vor⸗ bereitungen, um ſeine Truppen für eine neue republikaniſche Offenſive zu mobiliſieren. Der ſüdiriſche Präſident Cosgrave iſt am Samstag nach Irland zurückgekehrt, dem es nicht möglich geweſen iſt, mit dem Vertreter von Ulſter zu einer Einigung über die Beilegung des Grenz⸗ konflikts zu gelangen. 1, 8 Ein weiterer ameriraniſcher Bankier auf r Europareiſe. ö London, 4. Aug. Nach einer Newyorker Meldung befindet ſich der amerikaniſche Bankier Dillon auf einer Europareiſe,— um, wie es heißt— in Deutſchland über Kredite für die deutſche Induſtrie zu verhandeln. Lokale Nachrichten. * Neu Iſenburg. Der Geſang⸗Verein Männer⸗ Quartett begeht Mitte Juni 1925 ſeln 30 jährlges Jubiläum und verbindet dieſe Feier mit einem großen Geſangswettſtreit. Namhafte Geldpreiſe, auch der Reichspräſidentenpreis und Stadtpreis ſind bereits zugeſagt. Neu⸗Iſenburg iſt ein gern beſuchter Platz und dürfte mit großer Beteiligung zu rechnen ſein, umſomehr, als das Männer⸗Quartett ein auf Preisſingen ſeither bekannter Verein iſt, da für einwandfreie und reelle Durchführung ſeines Feſtes ſich in jeder Weiſe verbirgt. * Eine Mondfinſternis. Am 13. Auguſt fin⸗ det die zweite Mondfinſternis dieſes Jahres tatt. Es iſt eine totale Finſternis und ſie iſt, wenn das Wetter gut iſt, in ihrem Verlauf bei uns ſichtbar. Die Totalität beginnt 831 Uhr und dauert bis 10.09 Uhr. b — Luftpoſt Berlin⸗London. Vom 1. Auguſt an verkehrt die Luftpoſt Berlin⸗London werktäg⸗ lich ab Berlin(Flugplatz Staaken) 8,30, ab Han⸗ nover 11.00(Anſchlußflug ab Bremen 930), Amſterdam 2,50, An London 5,30 Uhr. Der An⸗ KRiluß der Poſt vom Zuge D 4 Königsberg⸗Ber⸗ lin, an Berlin, Schleſ. Bhf., 6,47, bleibt geſichert; der Flugplan London⸗Berlin ändert ſich nicht. Holderbaum Von Chriſtian Wagner. Was kündet dir von ihrem Baum Frau Holle! Das reinſte Glüch klebt an der Heimatſcholle. Aus dieſem Jaume ſprechen deine Ahnen. Sie wollen dich zum Bleiben hier gemahnen. Dies Vaterhaus, von Holder überſponnen, Wird bergen dr den reichſten Liebesbronnen. Dies niedre Dach, verhängt von Blütendolden, Gerät dir wohl zu einer Halle golden. Denn nicht die Arbeit birgt ſich drin von heute, Auch des Vergangnen ferne Siegesbeute. Es hauſt ein Ahnherr drin, ein grauer Alter, Es wohnen Geiſter drin als Hausverwalter. Was das Geſchlecht zuſammen ſich gewoben, reiche Zuſchauer hatten ſich geſtern ſchon einge⸗ funden. 2 durchzugreifen, und zwar gerecht durchzugreifen, daß jede Freundſchaftlichkeit aufhören muß. Es gibt Fälle und ſie ſind groß an Zahl, wo derje⸗ nige, der auf legalem Wege bleibt, eine Woh⸗ nung überhaupt nicht bekommt, während andere im Handumdrehen in den Beſitz einer Wohnung gelangen(Sehr richtig!), die ſie einfach über den Kopf des Wohnungsamtes hinweg beſetzen und dann die Sache mit einer Geldſtrafe für erledigt rklärt wird. Wenn man der Wohnungsnot ſteuern will, dann müſſen wir jede Ausnahme verurteilen, und die Wohnungsämter müſſen vor allen Dingen mit Gerechtigkeit vorgehen und müſſen Gerechtigkeit walten laſſen. Es dürfen keine Ausnahmen gemacht werden, es muß da jeder Staatsbürger gleichwertig behandelt wer⸗ den. Und nach der Seite hin bitte ich, an die Wohnungsämter Richtlinien ergehen zu laſſen. Ich komme nun zum Schluß und möchte noch ganz kurz auf einige Ausführungen eingehen, die der Herr Kollege Scholz in dieſem Hauſe ge⸗ macht hat betreffend die Steuerlaſten und das Tarifweſen. Der Herr Koſſege Scholz hat ja mit Recht geſagt, das die Induſtrie mit Steuern ſtark belaſtet iſt. Aber in Wirklichkeit tragen ja dieſe Steuern nicht die Induſtriellen, ſondern dieſe Steuern werden einkalkuliert und abge⸗ wälzt auf die breiten Maſſen. Die breiten Maf⸗ ſen zahlen einmal direkte Steuern und dann auch noch indirekte Steuern. Wenn die Induſtrie ſei⸗ nerzeit, als Erzberger den Steuerplan herausge⸗ geben hat,— der Abg. Kindt hat ja Erzberger dieſerbalb im Hauſe angegriffen und ſchiebt alle Schuld des Elend dem verſtorbenen(Zuruf links: dem ermordeten!) Finanzminiſter Erz⸗ berger zu— ich ſage, wenn die Induſtrie ſeiner⸗ zeit zu der Stunde, wo es galt, Steuern zu bringen, dem Erzbergerſchen Steuerplan gefolgt und dem Vaterland gegeben kätte, wozu man verpflichtet war, dann wäre man vielleicht nicht in 0 m wir heute a cht ten, dan Dir, ihrem Enkel, iſt es aufgehoben. Herr Abg. Scholz hat f ferner geſagt, der Staat ſolle nicht in das Tarifweſen eingreifen. Wir würden es begrüßen, wenn es der Staat oder eine ſtaatliche Behörde nicht notwendig hätten, wenn die Arbeitgeber ſoviel ſoziales Verſtänd⸗ nis hätten, um den berechtigten Forderungen der Arbeiterſchaft gerecht zu werden. Dann brauchten wir ja die ſtaatliche Stelle nicht. Aber weil es eben in dieſemf Wirtſchaftskampf hart auf hart geht, deswegen ſind die Stellen ge⸗ ſchaffen, die da ſchlichten, an dem Zuſtandekom⸗ men von Tariſverträgen mitarbeiten ſollen. Wir würden ganz gerne, Herr Kollege Scholz, auf jede Lohnerhöhung verzichten— Sie haben jo geſtern in Ihrer Rede geſtreift, daß die ſornge⸗ ſetzten Lohnerhöhungen uſw. die Wirtſchaft in eine bedrängte Lage bringen—, wenn man uns die Friedenslöhne und die Friedenspreiſe geben würde, die Friedenspreiſe für die Gebrauchsarti⸗ kel und für die Ernährungsgegenſtände, dann ſind wir befriedigt.(Sehr gut!) Solange aber der Arbeitnehmer das nicht hat, was zum Leben notwendig iſt, werden Kämpfe um beſſere Lohn⸗ verhältniſſe geführt werden müſſen. Die Arbeiter haben im April 1923, als das Reich an ſie den Ruf richtete, keine Lohnerhöhung mehr einzurei⸗ chen, wegen der Stabiliſierung der Rentenmark, von jeder Lohnerhöhung Abſtand genommen und nachher waren wir Arbeiter die Leidtragenden. Meine Damen und Herren! In dieſem hohen Hauſe iſt in den letzten Tagen auch ſehr viel von der Weimarer Verfaſſung, von der Republik ge⸗ ſprochen worden, und man glaubt, in der Wei⸗ marer Verfaſſung alles Heil zu finden. Das Heil des deutſchen Volkes iſt aber in einer ganz anderen Verfaſſung verankert zit haben die große Verfaſſung vom Berge Sina Gebote Gottes. e U N niſterien, die Behörden und Ver 05 Vo