090 glingsfürſorge, den Amts“, Land- und fie richten, den Fürſorgeanſtalten, den Gefäng⸗ ind Zuchthäuſern machen, die gewiß leine ere Arbeit leiſten. Trotzbem fordert id ihren Abbau. Eis ohnungsnot bedeutet; Minderung der Lungen⸗ kranken, Geſchlechtskranken, Verhinderung vieler Zerrüttungen, Kräftigung für die Jugend, Körper, Geiſt, Sitte und Seele. Wenn man zhalb auch nicht für eine Verewigung der hnungszwangswirtſchaft eintritt, und das tu iemand, ſo muß man doch, wie die Vereinigung deutſchen Wohnungsämter in Erfurt ſagt, den Standpunkt vertreten, daß die Wohnungs⸗ angswirtſchaft nicht früher aufgehoben wer⸗ 5 kann, bis zwiſchen Wohnungsangebot und eee wieder einigermaßen ein i gleich geſchaffen iſt. N Die Ausführungsbeſtimmungen des neuen amerikaniſchen Einwanderungsgeſetzes Endlich geben die amerikaniſchen Konſu⸗ ate diedlusführungsbeſtimmungen zum neuen merikaniſchen Einwanderungsgeſetz zum Tein bekannt. Sie bringen zwar noch keineswegs böllige Klarheit über alle ſchwebenden Fra- gen, mit denen die öffentlichen Auskunftsſtel“ ſen für Auswanderer und die Schiffsagentu⸗ ten in letzter Zeit überſchwemmt wurden. So ſrfahren wir z. B. noch nichts darüber, ob tat: ächlich das neue Einwanderungsviſum noch kinmal bezahlt werden muß, wenn das alte hon bezahlt wurde(nach mündlicher Aus⸗ uft iſt damit zu rechnen). Wir erfahren auch lichts über die neu vorzulegenden Papiere, on denen neuerdings Führungszeugnis, Ge⸗ ſundheitszeugnis, Geburtsſchein, Militär⸗ piere und Affidavit in doppelter Ausferti⸗ gung gefordert werden. Auch über die Fragen es neuen Antragformulares und die andere rage, ob auch bei Familienpaß jeder Betei⸗ ſigte ein Sonderviſum haben muß, wird da⸗ tin nichts bekannt gegeben. Klar geht dagegen aus den Beſtimmungen hervor, daß das neue Viſum zur Einreiſe in⸗ nerhalb eine Zeitraumes von vier Monaten dom Tage der Ausſtellung an berechtigen ſoll. en dürfen beim Konſulat erſcheinen: „Alle nicht unter die Quote fallenden Ein⸗ wanderer“(ſiehe unten), 2. die„Nicht⸗ Einwanderer“ die keine Einwan⸗ dererviſa brauchen, ſondern nur Paßviſa oder Durchreiſeſcheine ausgeſtellt erhalten, 3. Von den„Quote⸗Einwanderern“ nur a) Vater, Mutter, Gatte, Frau und unver⸗ heiratete Kinder unter 21 Jahren eines Bürgers der Vereinigten Staaten, der das 21. Lebensjahr erreicht oder über⸗ ſchritten hat, gelernte Landarbeiter und deren Frauen und unterhaltungsberechtigte Kinder un⸗ ter 16 Jahren. Folgende Kategorien der„Quote⸗Ein⸗ wanderer“ müſſen ſchriftlich durch Dop— pelpoſtkarte anfragen, wann ſie zur Ein⸗ reichung ihres Antrages ſich einfinden ſollen: e) Perſonen, die bereits im Beſitze eines mit einem Ausreiſeviſum nach den Ver. Staaten verſehenen Paſſes ſind, d) Perſonen, die bereits ein Viſum bean tragt haben, e) Perſonen, denen bereits eine Zeit zur Entgegennahme ihres Antrages angeben iſt. Alle anderen Perſonen, die nach den Ver. dürfen um Aufgabe einer Zeit zur Entgegennahme ihres Antrages Staaten auszuwandern beabſichtigen, nur ſchriftlich, nicht perſönlich, erſuchen. Eine Minderung der Alademie, den Ver n Stac b beabſichtigen und unantaſthare, weiſe über die Tatſache, daß ſie gele arbeiter ſind, beibringenn. a Unter„nicht unter die Quote fallenden Einwanderern“ Kategorien: Frau eines Bürgers der Vereinigten Staa⸗ ten, der in den Vereinigten Staaten ſeinen Wohnſitz hat, b) ein früher rechtmäßig zugelaſſener Ein wanderer der Vereinigten Staaten, der von einem Beſuch im Ausland dorthin zurückkehrt. 5 die mindeſtens wayrend der 1. ten zwei Jahre vor der Beantragung de GEinreiſeviſums einen Beruf als Predigef irgendwelcher Konfeſſion, oder als Profef ſor an einem Gymnaſium(college), eine! N einem Seminar, ſchule oder einer Univerſität ausgeübt ha ben und na den Vereinigten Staaten 0 1 nicht auf dem Boden der ſozialiſtiſchen Welt⸗ neue Orientierung vornehmen zu müſſen. Der Deutſche Werkmei⸗ ſter⸗Bund, Sitz Eſſen, hat infolge dieſer end⸗ gültigen Feſtlegung des Düſſeldorfer Verban⸗ auszuwandern beabſichtigen in der alleini zugehen, ſowie Kinder unter 18 Jahren, Bona fide Studenten, die über 15 Jahre alt ſind und nach den Vereinigten Staaten auszuwandern beabſichtigen zum Zweck des Lehranſtalt, 1% und vom Arbeitsminiſter gebilligt Weltſpiegel. Bekanntlich fand in der verfloſſenen Woche im Reichsverkehrsminiſterium eine Sitzung des Ständigen Ausſchuſſes des Reichseiſenbahnbeira⸗ tes ſtatt, in der eine Herabſetzung der Güter⸗ tarife dringend gefordert wurde. Wie das Reichs⸗ verkehrsminiſterium nunmehr ergänzend mit⸗ teilt, hatte der Reichsverkehrsminiſter eine Zu⸗ ſage, die Wünſche des Ausſchuſſes, der nur be⸗ ratende, nicht beſchließende Funktionen beſitzt, zu erfüllen, noch nicht geben können, da die Prü⸗ fung der wirtſchaftlichen Möglichkeit eines Ta⸗ rifabbaues noch immer nicht geklärt iſt. Man nimmt dagegen an, daß in der nächſten Sitzung des Ständigen Ausſchuſſes ſeitens des Ver⸗ kehrsminiſteriums nähere Angaben gemacht wer⸗ den können. 2: Neue Bezeichnung der Reichs bahnloko⸗ motiven. Die Lokomotiven der Reichsbahn er⸗ halten ebenſo wie die Güter⸗ und Perſonen⸗ wagen eine neue einheitliche Bezeichnung durch Buchſtaben und Zahlen. Nach langjähri⸗ gen Vorarbeiten hat der Verkehrsminiſter ein verhältnismäßig einfaches Syſtem dafür ge⸗ wählt. Der Buchſtabe S bedeutet eine Ma⸗ ſchine für Schnellzüge, P für Perſonen⸗, G für Güterzüge, Pt und Gt Tenderlokomotiven für beide Zwecke. Z heißt Zahnrad⸗, L Lokal⸗ bahn⸗, K Schmalſpurluſomotive. Eine zwei⸗ ſtellige Zahl gibt das Kuppelverhältnis an, eine andere die Leiſtung. Es iſt zum Beiſpiel M 35 17 eine 3,5⸗gekuppelte Perſonenzugloko⸗ motive von 17 Tonnen mittlerem Achſendruch der Kuppelachſen. Dazu kommt eine doppelte Nummerreihe. Die beiden erſten Stellen ge⸗ ben die Hauptbauart an. Dazu kommt eine 3—4ſtellige Ordnungszahl. Das Gattungszei⸗ chen P 35 17 ſagt dem Betrieb. daß es ſich um eine Perſonenzuglokomotive mit Höchſtgeſchwindigkeit einer von 65-90 Km. ⸗Stun⸗ den mit 3 Kuppelachſen und zwei Laufachſen gleich 5 Geſamtachſen, mit einem Reibungs⸗ gewicht von 3 mal 17 gleich 5“ Tonnen und verſteht das Geſetz folgende ah) das ledige Kind unter 18 Jahren oder die gewerkſe eee Angeſtelltenorganiſationen und deren Spitzen; organiſation, dem Afabund, ſich angeſchloſſen hatte, hat in Würzburg ſtattgefunden. Die Ta⸗ gung, die in den Werkmeiſterkreiſen mit gro⸗ 5 1 fene ngeſtelltenorg einer Hoch 19 55 gager zu halten. Dieſe Entſcheidung wird zur gen Abſicht, dieſem Beruf dort weiter nach deren Frau und ledig Studiums an einer ſtaatlich anerkannte die von ihnen beſonders be ßer Spanung erwartet wurde, hat trotz gegen teiliger Erwartung die endgültige Feſtlegung dieſes Verbandes zu den ſozialiſtiſchen Ange⸗ ſtelltenorganiſationen gebracht. Trotzdem in weiten Kreiſen der Düſſeldorfer Organiſation gegen die weitere Zugehörigkeit zu einer ſozia⸗ liſtiſchen Spitzenorganiſation Stellung genom⸗ men worden iſt, iſt es dem ſtarken Einfluß des früheren Demokraten, ſpäteren unabhängigen Reichstagsabgeordneten Siegfried Auf häu? ſer gelungen, den Verband im ſozialiſtiſchen Folge haben, daß diejenigen Werkmeiſter, die anſchauung ſtehen, eine des mit einem neuen Mitgliederzuwachs zu rechnen. ö :: Eine Plakette zum Andenken an die im Kriege Gefallenen. Zum Tage der Gedenkfeier des deutſchen Volkes für die Opfer des Welt⸗ krieges, dem 3. Auguſt, wurde von dem Bild⸗ hauer Encke eine Plakette entworfen, die in ſchlichter, künſtleriſch eindrucksvoller Form dem 2: Noch keine Herabſetzung der Ghtertarife Gedanken Ausdruck gibt, daß der lebende Geiſt unſerer Toten für den Wiederaufbau des Vater⸗ landes leitendes Symbol ſein ſoll. Die Pla⸗ kette wurde bei der Bildgießerei Gladenbeck in Friedrichshagen bei Berlin hergeſtellt und kann dort ſowie bei Münzhandlungen und anderen einſchlägigen Geſchäften zum Preiſe von 20 Goldmark gekauft werden. Der Ertrag wird der in Ausſicht genommenen Sammlung zur Errich⸗ tung eines Denkmals des deutſchen Volkes für ſeine Gefallenen zugeführt. 12 1 :: Ein Opfer Haarmanns in Wiesbaden. Ver⸗ mißt wird ſeit einem halben Jahre ein junger Mann von Wiesbaden. Da er zum Antritt einer neuen Stelle eine Nacht in Hannover Aufenthalt genommen hatte, nimmt man an, daß auch er ein Opfer des Maſſenmörders Haarmann ge⸗ worden iſt. :: Jugendliche Höhlenbewohner. Die Poli⸗ zei hat 4 Mädchen und 4 Burſchen verhaftet, die in der Nähe des Heidnitzer Weihers bei Elvers⸗ burg in einem Stollen hauſten, der nur unter Benutzung eines Seiles erreicht werden konnte. Die Bande friſtete ihr Leben wahrſcheinlich aus Diebſtählen. Die kaum 17 bis 18jährigen Mäd⸗ chen ſollen aus Neunkirchen und Umgebung ſtammen. :: Prag ohne Waſſer. det wird, iſt die Stadt ſeit vorgeſtern vollſtän⸗ dig„auf dem Trockenn“. Das nach Prag füh⸗ rende Hauptrohr der Karanger Waſſerwerke, das die ganze Stadt mit Waſſer verſorgt, iſt gebor⸗ ſten, ſodaß Prag ohne Waſſer iſt. :: Der Jahrestag der japaniſchen Erdbeben⸗ kataſtrophe. Am 1. September werden anläßlich bes Jahrestages der Erdbebenkataſtrophe, die Tokio und Yokohama zerſtörten, und 250 000 Menſchen tötete, zahlreiche religiöſe Feiern ſtatt⸗ finden. In Tokio wird zum Andenken an die Opfer ein großer Altar errichtet werden. einem Geſamtdienſtgewicht, nicht ganz 85 Ton⸗ nen, handelt. Wie aus Prag gemel⸗ Doch wie ich auch geſonnen mehr und mehr, Und wie ich auch die Reime mochte ſtellen, Des Herzens Fluten wallten drüber her, Zerſtörten mir des Liedes zarte Wellen. So nimm die einſach ſchlichte Gabe hin, Von einfach ungeſchmücktem Wort getragen. Und meine ganze Seele nimm darin; 6 Wo man am meiſten fühlt, weiß man nicht viel zu ſagen. 6 feen Revanche 1. Dem Spartaner Lykurg hatte ein junger Mitbürger ein Auge ausgeſchlagen. Das Voll lieferte ihm den Nebeltäter aus zur beliebigen Beſtrafung. Lykurg tat ihm jedoch nichts zu! leide; er erzog ihn vielmehr und machte ihn zu einem tüchtigen Mann. Dann brachte er ihn vor das Volk, und als dieſes ſich darüber wun derte, ſagte er:„Als einen Frevler und Uebel. täter habt ihr mir dieſen Mann überantwortet; ich gebe ihn euch zurück als einen tüchtigen Bürger. 2. Die Meinung, man werde den andern verächtlich erſcheinen, wenn man ſeinem Feind nicht auf jede Weiſe Schaden zufügt, iſt nur eines unedlen und unvernünftigen Menſchen würdig. Gewöhnlich verachtet man freilich den, der nicht imſtande iſt, einem zu ſchaden. Es it richtiger, den zu verachten, der nicht imſtande iſt, zu nützen. Epiktet(Aus den„Unterredungen“). Ich weiß mir nichts Beſſeres, als ein pflicht⸗ getreues Weib! In der Ferne alles Rechte, Liebe und Beſte denken können und, heimgekehrt, es nicht anders finden, jeden Gedanken als wahr, jedes Träumen als wirklich— das iſt Glück! L. Anzengruber. Kleine Chronik. Jahrhundertfeier des Liedes„Stille Nacht Heilige Nacht“, Am 15. Auguſt 1824 haben de Kaplan Mohr und der Lehrer Gruber, beid aus der Gemeinde Oberndorf bei Salzburg ihren Freunden das von ihnen verfaßte ung komponierte Lied„Stille Nacht, Heilige Nacht“ vorgetragen. Kaum ein zweites Lied iſt heut ſo bekannt wie dieſes Weihnachts⸗Friedenslied Der Dichter aber, der Kaplan Mohr, und der Komponiſt, der Lehrer Gruber, ſind vergeſſ. Die Gemeinde Oberndorf will ihnen anläß ves 100jährigen Beſtehens des Liedes ein Den mal ſetzen. Am 15., 16. und 17. Auguſt wir: eine große Jahrhundertfeier in Oberndorf ſta“ unden. Das Feſt wird eingeleitet durch 19 altſalzburgiſche„Dult“(Jahrmarkt) und du ulkige Waſſerſpiele. In der Dunkelheit wird den ganze Ort, die umliegenden Höhen und die Ufer ſeſtlich beleuchtet. Unter dem Geläute aller Glo“ ken von Oberndorf 5 der benachbarten E. meinden ſoll die Bedeutung der Jahrhundert/ feier in die Welt hinausdringen. Am 17. Aug, findet ein großer heimatlicher Feſtzug mit feier⸗ licher Grundſteinlegung ſtatt. Am Nachmittag wird ein Jagdzug der Erzbiſchöfe von Salzburg zus dem vergangenen Jahrhundert vorgeführt. eee eee . rc Die ſechs Nallie⸗ Roman von Igna Maria. 82(Nachdruck verboten.) Er ſuchte ſeine Habſeligkeiten zuſammen und legte ſie ſorgfältig in die Handtaſche. Dann nahm er ſeine Schulbücher und wanderte zur Schulbuchhandlung. Er verkaufte ſie alle, ging zurück und brachte ſeine Handtaſche an die Bahn. Gottlob war gerade der Erſte und das Zimmer ſamt Penſion bezahlt! Seine Hefte band er fein ſäuberlich zuſammen und legte einen Brief obenauf an Theodor Lernemann. Hanus atmete auf. Herrgott, frei ſein! Und er reckte ſich und breitete ſeine Arme aus, end⸗ lich frei! Nach der Qual der langen Jahre frei! Warum hatte er nicht eher den Mut ge⸗ funden? Von drei bis fünf gab er ſeinem Ter⸗ lianer Nachhilfeſtunden. Der ſah Hans ob ſei⸗ ner plötzlichen Fröhlichkeit verſtändnislos an, und als Hans den Eliern ankündigte, ſie möch⸗ ten ſich nach einer anderen Nachhilſe für ihren Sohn umſehen, lachte er vergnügt, ſo daß die Mutter meinte:„Na. Herr Matties, Sie ſind a ſo fröhlich, als ob Sie Ihr Examen ſchon inter ſich hätten.“ Um halb ſechs traf er Minni Reiner; es N 5 0 J Vorfrühlingstag mit gehabt, das kann man nie verlieren, es war ſo lauem Himmel und frühem warmem Son⸗ wunderbar. Du warſt meine Sonne, mein Le⸗ ein. Wieder gingen ſie durch das kleine 5 5 g kann dir noch nichts ſagen, ſagte] Jahre— exiſtenzlos. war ein wundervoller Päldchen den Berg hinan zum Berghölzchen „Du biſt heute ſo froh, Hans,“ Ninnf,„iſt dir etwas Schönes begegnet?“ „Ja, Minni, zt mich aber nicht fragen, ih genug.“ „In acht Tagen iſt das Examen, haſt du Lieber Hans hörte die Tür ihres Elternhauſes zufal⸗ was werde ich für dich Herzklopfen ha⸗ len, und es war ihm, als ſei ſeiner Jugend An dem Tage denke ich bloß an dich! 05 Ich halte dir die Daumen! u Mündlichen wird du toſſicher befreit!“ „Das glaube ich auch,“ N Minni, verlaß dich darauf— totſicher!“ etwas ſehr Schönes! Du dämmrige Berghölzchen, und ſie küßten ſich du erfährſt es beim Abſchied:„Auf Wiederſehen, Hans!“ Hans, Vrief an „Und dann gehſt du fort und ich bleibe allein in dieſem langweiligen Neſt!“ „Minni, ſollte ich denn immer hier blei⸗ ben?“ „Nein, Du mußt heraus aus dieſer Enge! Hans, du ſollſt ein Dichter werden. Du erreichſt gewiß dein Ziel, wo doch neulich erſt dein Gedicht in der„Gartenlaube“ erſchienen iſt. Wenn du den albernen Schulkram nicht mehr halt, Lannſt du dich mehr deinem Talent wid⸗ men!“ „Du liebe Iſolde, wie du doch an mein Talent glaubſt!“ „Ja, Hans.“ Minni hatte vor Erregung ſchwarze Augen, ihre Pupillen weiteten ſich, „ja, Hans, ich glaube an dich! Und wenn nie⸗ mand an dich glaubt, ich weiß, daß du be⸗ rühmt wirſt, ich glaube an deine Zukunft!“ „Minni, wenn ich je im Leben etwas er⸗ reiche, du haſt mir den Weg gezeigt!“ Im ſtillen Abendfrieden gingen ſie zurück. „Minni, hier war's, wo du dein ſchönes gol⸗ denes Haar mir gezeigt!— Minni!“ „— und wir werden doch nicht zuſammen⸗ kommen!“ Minni ſtrich die wirren Haare zu⸗ rück.„Hans, ich fühle es, ich verliere dich!“ Tränen ſtanden in ihren Augen. „Nicht weinen,“ bat Hans, er küßte ſie, denk doch nicht ſo krauſes Zeug! Wer weiß, wie noch alles kommt! Ich habe dich ſo lieb bensnerv in dieſem elenden Leben. Minni, ich ich bin zwanzig Arm in Arm wanderten ſie durch das „Auf Wiederſehen, Minni!“ Minni huſchte in die Eckemeckerſlraße. goldenes Tor zugeſchlagen. dann ging er zum Bahnhof zurück, eine Fahrkarte nach Berlin D⸗Zug. aus——— ——— mengebiſſenen Zähnen ſtarrte Hans Matties in das undurchdringliche Dunkel. till und blaß auf ihrem Platz im Seminar u. 1 immerfort an den einen, der ſie heimlich verlaſſen hatte, und dem doch die ganze Liebe ihres achtzehnjährigen Herzens gegolten, den ſie nie würde vergeſſen können—— gezogen, zu verſchwinden,“ Habermann ſeine Seminariſten, 5 t, Kakelei und kein Ende mit der 11 11 De du Schockſchwerenot noch einmal, ihren Kurt ſo bitter gekränk. Im Warteſaal ſchriab Haus einen! Minni— einen Ahſchiedsbrie r in ihren B cker Nur wenige Reiſende warteten auf dem Bahnſteig; das Anziehen der Lokomotive em⸗ lich ö ls körperlichen Schmerz. Theres fühlte, nich 0 eee e e Vergebens zergrübelte ſie ſich den Kopf, die ſtraße. Lange ſchaute er zu dem Hauſe empor, Hardegg nur ſchwer verwinden konnte. Das löſte ſich zweite Mal, daß man ihn bei der Beförderung und ſtieg in den überging, daß ein Jüngerer ihm vorgezogen wurde. Seine Zuneigung zu Theres kühlte merk⸗ ab; er blieb zuvorkommend und höflich. er war nicht mehr der Alte. f; Hil⸗ deb wohl. Minni Reiner die Aae f Urſache dieſes veränderten Benehmens zu er⸗ — Iſolde, du mit deinem blonden Haare Ein Zurück gab es nicht mehr. Mit zuſam⸗ i t hin⸗ desheim— Der Zug ee ee n 0 fahren. Was war mit Kurt? Warum ſprach er ſich nicht mit ihr aus? Warum? Kurt litt in ſeinem beleidigten Ehrgeiz ſchwer, er hatte dieſelben, ja, beſſere Zeugniſſe aufzuweiſen, als Wedtner, war älter und län⸗ ger im Dienſte als er, was in aller Welt moch⸗ ten ſeine Vorgeſetzten wohl gegen ihn haben, Am nächſten Morgen ſaß Minni Reine daß er ſo auffällig übergangen wurde? vor⸗ Wedtner ſelbſt gab ihm den vermeint⸗ lichen Grund an, der Vorgeſetzte, der Hardegg ſowieſo nicht wohlgeſinnt, hatte vielleicht Si⸗ bylls Auftreten im Zirkus Schumann für die willkommene Gelegenheit genommen, vielleicht „Ihr Klaſſenkamerad eee irener war Kurt darüber geſto pet? „ich habe ja Aufgebracht erzählte er es des Mittags ſeiner Frau. Theres war untröſtlich, daß man „Euer Zirkuskram dreht mir den Hals arbeiten wollte der Ferr Dichter nieht Ihnen zu!“ rief Kurt außer ſich vor getrünktem Ehr⸗ mann, ſtehen Sie auf, wenn ich mit Ihnen rede. Sie haben immer mit ihm verkehrt. Wuß⸗ 17 ihr alle zum ten Sie davon? Warum haben Sie mir keine Anzeige gemacht?— Sie haben es nicht ge⸗ Was plagt euch denn auch der Teufel, 10 Zirkus lauft? Meine Lauf⸗ bahn iſt nun glücklich verpfuſcht! Ich kann bis an mein ſeliges Ende Regierungsaſſeſſor wußtz Setzen Sie ſic Aa, Sie werder lor allenfalls Rat bleiben, während andere— wohin es mit dieſem Matties führt! Er wird ein Ei Damit war Hans Mat⸗ f „Theres Verſuche, ihn umzuſtimmen, cheiterten vollſtändig.„Laß mich zufrieden!“ ties abgetan, für Direktor Johann Habermann Die Tür flog ins Schloß. Theres ſaßda wie ein toter Menſch. Theodor elbe Nachmittag trotz ſeiner Arbeiten die Eckemeckerſtraße auf und ab. Er traf wirlich 10 f ten Wide Minni Reiner, und ſie trugen ihre Trauer um 155 ten Wide 51 9 ſei⸗ res Geſicht aus! Lernemann promenierte den e e pen 80 b geſehen, war anerzogene Maßle, die er bei der Jahren ihrer Ehe rwärtigkeit, die ſeine Perſon „brutal fallen 115 Und ſo ſollte 10 den verlorenen Jreundauf den Wällen ſpazie⸗ Lehen nun weitergehen! Denn enn Kurt ſi Z' fe be schon nicht mehr behertſchen konnte, w die ganze Zeit in ig Nun war (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) aus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samsta eimer Viernheimer Tageblatt 8 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne l täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatlich 2 Mark frei ins und Blumen“, halbjährlich einen ahrplan, ſowie einen andkalender.— Annahme von Abonnements täglich anzeige (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., die 1 50 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß fü i ür Inſerate und 1% vormittags 8 vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit hr, größere Artikel einen Tag usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und ülteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und de Polizeiamts Viernheim errnſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Montag, ben 18. Auguſt 1924 Zur Londoner Konferenz. Der diplomatiſche Sieg Herrlots. Unſere Informationen, die wir in den letzten Tagen über den Fortgang der Londo⸗ ner Konferenz veröffentlichten, werden durch die geſtern und vorgeſtern ſich überſtürzenden Vereinigung Boormann. Wie wir erfah⸗ Herriot hat Ereigniſſe vollauf beſtätigt. ö ö waren erschienen: Fur das Zentrum die urg Spahn und Becker⸗ Arnsberg, für die Deutſchnationalen Prof. Hötzſch, für die Denwkraten Koch und Erkelenz, für die Sozialdemokraten Wels u. Hilferding, 9 1 1 ö 0 ö ö einen diplomatiſchen Sieg errungen, indem en es verſtanden hat, eine Einigung aller Alliier⸗ ten auf den franzöſiſchen Vorſchlag herbeizu⸗ führen, der die Friſt für die militäriſche Räu⸗ mung des Ruhrgebietes auf ein Jahr feſtſetzt und zwar ſoll dieſe Friſt laufen von der Un⸗ lerzeichnung der Londoner Protokolle und nicht von der Ausführung des Dawesgutach⸗ ens. Urſprünglich war vorgeſtern beſchkoſſen worden, da ßdie deutſchen Vertreter den fran⸗ zöſiſchen und belgiſchen Bevollmächtigten ge⸗ ſtern vormittag um 9.30 Uhr ihre Antwort mitteilen ſollen, dieſe Konferenz wurde ab⸗ geſagt. Aber die ſechs wichtigſten Delegations⸗ führer, nämlich die Vertreter Frankreichs, Englands, Italiens Belgiens, Amerikas und Japans, kamen kurz vor 10 Uhr in der Dow⸗ ning Street zuſammen. Herriot unterrich⸗ tete kurz über die geſtrigen Beſprechungen mi den deutſchen Vertretern. In einer ſehr ge⸗ ſchickten Rede brachte er es fertig, die Stim⸗ mung zu Gunſten Frankreichs ausſchlagen zu laſſen, denn alle alliierten Bevollmächtigten erkannten, wie ſchon erwähnt an, daß Frank⸗ reich ein Recht habe, die militäriſche Räumunt des Ruhrgebietes innerhalb Jahresfriſt zu fordern und fügten hinzu, daß es auch ſogar noch einen Beweis ſeines auten Willens ab; lege und daß die deutſche Regierung ſich un⸗ bedingt dieſer Bedingung fügen müſſe. Die Vertreter Deutſchlands wurden nun telephoniſch nach Downing Street gerufen, we ſie um 10.30 Uhr eintrafen. Auf Wunſch Her. riots ſetzte Macdonald, unterſtützt von den amerikaniſchen Botſchafter in Lodon, Kellogg, Reichskanzler Dr. Marr und Außenminifler Dr. Streſemann von den einſtimmigen Be ſchlüſſen der Alliierten in Kenntnis. Die Deutſchen waren erklärlicherweiſe voll kommen überraſcht. Die Unterredung fand in Garten des Miniſterpräſidenten ſtatt. Dil deutſchen Delegierten wußten im erſten Augen, blick nicht, was ſie auf dieſe Eröffnung ant, worten ſollten und baten ſich eine Bedenkzei. Die deutſchen Vertreter kehrten dann in ihr Hotel zurück und Maedonald erſtattete noch kurz Bericht über ſeine Beſprechungen mit Dr Marx und Streſemann. Um ofingen die Delegationschefs die Bevollmächtigten. Die Unterredung war nuf 12.30 Uhr em deutſchen ihm geeigneter Zeit machen, ohne daz auf darauf auf 3 Uhr. Die Deutſchen hofften bie dahin den franzöſiſchen und belgiſchen Delen gierten ihre endgültige Antwort mitteilen zu önnen. Daraufhin wurde um 5 Uhr eine Voll, daß ſie den Schlußſtrich unter die ganze Kon ferenz und ihren Abſchluß bilden würde. All, tique aus, das Catſache uber die Annahme der franzsſiſchen gemein nahm man bis zu Beginn der Konfe⸗ tenz an, daß die Deutſchen auf Weiſungen von Berlin zuſagen würden. Die Verhandlungen der Eine neuerliche Meldung aus London he ſagt, daß die alliierten Miniſter um 3 Uhr wie. der zuſammentreten und daß Reichskanzler Marx in einer kurzen Beſprechung Herriof mitteilte, er könne aus eigener Verantwortung die militäriſche Räumung der Ruhr nach dem 7 1 itzung angeſetzt und man erwartete von ihr eee ene für die Deutſche Volkspartei Dr. Scholz und Dr. Curtius und für die Wirtſchaftliche ren, iſt das Ergebnis der Beſprechung des Miniſterrats ſofort der deutſchen Delegation nach London übermittelt worden. —* Die Inſtruktion des Berliner Kabinetts an die Londoner Delegation. Berlin, 16. Auguſt. Der deutſchen De⸗ legation in London iſt aufgrund eines heute vormittag gefaßten Beſchluſſes der Reichs⸗ regierung Ermächtigung gegeben wor⸗ den, auf der Grundlage der geſtern von der Gegenſeite abgegebenen Erklärung einen poſitiven Abſchluß der Londoner Ver⸗ handlungen einzuſetzen. 0 Die Beſprechungen mit Macdonald und Herriot. London, 16. Auguſt. Die Antwort des Kabinetts aus Berlin traf 1 Uhr nachmittags bei der deutſchen Delegation ein und wurde ſofort dechiffriert. Marr, Streſemann und Dr. Luther zu Mac donald, um ihm den nunmehrigen Stand- punkt der Delegation zu unterbreiten. Nach einer guten Stunde war das Geſpräch beendet. Macdonald wich von ſeinem geſtrigen Stand⸗ punkt nicht ab und riet erneut, die franzöſiſche Bedingung anzunehmen. Im übrigen verlief der geſtrige Tag wie folgt: Um 11 Uhr hielten die alliierten Delegierten eine Sitzung ab, in der ſie die deutſche Antwort zu erhalten hoff⸗ ten. In dieſer Sitzung iſt es zu erregten Sze⸗ nen gekommen, über die die„Liberte“ u. a, folgende Mitteilungen macht: Als Macdonald angekündigt hatte, daß die deutſche Antwort noch nicht übergeben worden ſei, entſtand eine Bewegung der Unzufriedenheit. Die Geduld der Delegierten ſchien zu Ende. Man hörte vielfach Aeußerungen wie„Komödie!“ uſw. Man verlangte von Macdonald, er ſolle den Deutſchen ſagen: entweder nehmt an oder lehnt ab. Macdonald ſoll dann ſpäter während ſeiner Rede noch einmal Herriot gebeten ha⸗ ben, er ſolle von ſeiner Einjahr-Friſt für die militäriſche Räumung ablaſſen, da man übe; das Prinzip der Räumung einig ſei. meinte 51 f; i 1 Macdonald, könne man doch eine große Geſtt bis mittags aus. Dieſe wurde ihnen gewährt ae die könn. ee f 1 Uethen, alle Schwierigkeiten aus dem Wege räume. Hierüber waren die Delegierter ſehr beſtürzt und Herriot erklärte furzerhand er ließe ſich keine Vorſchriften machen. Wenr er eine Geſte machen wolle, werde er ſie zr ſurz, Mark und Streſemann baten eine wei deſor nt r nenen e 9055 ſere Bedenkzeit aus, da ſie noch Mitteilungen 11 e en in ein 855 5 a. en der Verſuch gemacht werde, ihn in ſeiner Hal von Berlin erwarteten. Man verabredete ſick ſuch 0 N tung zu beeinfluſſen. Später hatten Marx und Streſemann eine Beſprechung mit Herriot. um ihm die deutſche Antwort mitzuteilen. Nack mehr als zweiſtündiger ſehr ſchwerer Ver⸗ deutſchen Delegierten von dieſer Unterredung zurück. Die deutſche delegation gab gegen 11 Uhr ein Kommu⸗ 204 die kaitm mer beztwei Das Komnunique lautet deutſchen und de franzöſiſchen Delegation über die militäriſche Räumung der Ruhr haben heute abend wie⸗ beſtätigt. Theſe der begonnen. Es wurde folgendes verabredet: Zwiſchen den Vertreters der deutſchen und der franzöſiſchen Regierung hat eine Unterredung franzöſiſchen Vorſchlag nicht annehmen. Er ö eilte mit, daß Finanzminiſter Luther ſo⸗ fort nach Berlin reiſe, um mit Präſidenten Ebert und den Parteiführern zu konferieren. Noch vor Sonntag würde die offizielle Ant⸗ wort Deutſchlands erfolgen. Die franzöſiſche Delegation und die deutſchen Miniſter traten dann erneut um 3.45 Uhr in Downing Street zuſammen. 35 55 1 Die Beſprechungen in Berlin. Berlin, 15. Auguſt. Die Beſprechungen des Miniſterrats unter dem Vorſitz des Reichspräſidenten, die geſtern um Mitternacht abgebrochen und heute früh wieder aufgenom⸗ men wurden, ſind gegen 10.30 Uhr beendet worden. Die Beratungen drehten ſich haupt⸗ ſächlich um die Frage, ob bei den heute gege⸗ benen Umſtänden ein für das deutſche Volk tragbares Ergebnis, namentlich hinſichtlich der militäriſchen Räumung erzielt wer⸗ 15 91 5 10 dieſer Beratungen an den Miniſterrat den in e lten Partei ſtattgefunden, die ein poſitives Ergebnis er⸗ warten läßt. Die Verhandlungen werden morgen vormittag fortgeſetzt. E Reichspräſident und Miniſterrat einmütig hinter der Haltung der deutſchen Delegation. Berlin, 16. Auguſt. Die deutſche Dele⸗ gation in London hat geſtern nachmittag in völliger Uebereinſtimmung mit den in Berlin vertretenen Kabinettsmitgliedern zu den letz⸗ ten Forderungen Herriots verhan⸗ delt. Herriot hatte in der vorgeſtrigen Beſpre⸗ chung einerſeits und der deutſchen Delegation anderſeits gefordert, daß das Ruhrgebiet noch ein Jahr von alltierten Truppen beſetzt bleibt u. daß außerdem Deutſchland ſich zu beſtimm⸗ ten wirtſchaftlichen Zugeſtändniſſen hinſicht⸗ lich der Meiſtbegünſtigungsklauſel und der Zollfreiheit für elſaß⸗lothringiſche Erzeugniſſe bereit erklärt. Die deutſche Delegation hat be⸗ teits vorgeſtern den franzöſiſchen und belgi⸗ ſchen Delegierten erklärt, daß dieſe Forderun⸗ en für Deutſchland unannehmbar ſind. Unter ken Umſtänden könne ſich Deutſchland zu Ener weiteren Beſetzung des Ruhrgebietes um . ſich für Gegen 6 Uhr begaben ſich Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, ein Jahr und zu wirtſchaftlichen Zugeſtänd⸗ gen hat Herriot daraufhin ſeine lichen Forderungen zurückgezogen, dagegen die der deutſchen Delegation geſtellt. weiter erfahren, bereit erklärt, das Datum für den Beginn der Räumungsfriſt nung des Räumungsabkommens zurückzuda⸗ tieren und von ſich aus zunächſt den 15. Aug. 1924 als Beginn dieſer daß Frankreich unter gewiſſen Vorausſetzun⸗ der Londoner Abmachungen ein Teil des Sanktionsgebietes, der näher noch feſtzulegen wäre, ſofort geräumt wird. Ferner hat Her⸗ riot die reſtloſe Zurückziehung der 4 oder 5000 franzöſiſchen und belgiſchen Regiebeamten zu⸗ geſagt, unter Belaſſung eines Detachements Genietruppen in den beſetzten Gebieten im Rahmen der Beſatzung. Die Verhandlungen über die Räumungs⸗ frage ſind noch nicht endgültig zum Abſchluß gekommen, vielmehr wird von deutſcher Seite berſucht, weitere Zugeſtändniſſe zu erlangen. U. a. wird verſucht werden, eine Aenderung der Beſatzungsmethoden herbeizuführen, eben⸗ ſo eine Feſtlegung der Beſtimmungen des Rheinlandabkommens durchzuſetzen. Auch in der Frage der Behandlung des Sanktions⸗ gebietes um Duisburg und Düſſeldorf wird eine Klärung erſtrebt. Was die Frage der Bezahlung der Be⸗ ſatzungskoſten für die Dauer der Ruhr⸗ beſetzung betrifft, ſo ſieht der Dawesplan vor, daß die Koſten dafür die beſetzenden Mächte zu tragen haben. In der Frage der Räumung der erſten Zone liege die bindende Erklä⸗ rung Maedonalds vor. daß er keien britiſchen Soldaten länger am Rhein laſſen werde. als dies unbedingt erforderlich ſei. Dieſe Erklä⸗ rung wird dahin aufgefaßt, daß wenn eine Räumung nicht früher erfolgt, als feſtſtehender Termin für die Beendigung der Räumung der erſten Zone der 15. Auguſt 1925 angeſehen werden kann. * Die Reichsregierung zur Lage. Berlin, 16. Auguſt. In den bisher er⸗ reichten Zugeſtändniſſen in London ſieht die Reichsregierung einen weſentlichen Fortſchritt. Beſonders bedeutungsvon iſt es, daß gerade die Miniſter, die aus den beſetzten Gebieten ſtammen, ſich anſcheinend beſonders für eine Einigung in London ein⸗ ſetzen. Ferner wird hervorgehoben, daß es be⸗ ſonders für die Induſtrie der beſetzten Ge⸗ biete von großem Vorteil ſei, daß man die Verquickung der Räumungsfrage mit wirt⸗ ſchaftlichen Zugeſtändniſſen in der Frage des deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrages und die Wiedererlangung der Zollfretheit vermie⸗ den habe. Für heute, ſpäteſtens aber morgen, iſt mit einer endgültigen Entſcheidung der De— legierten ſowohl wie des Reichskabinetts über die Londoner Protokolle zu rechnen. * Die amerikaniſche Auffaſſung. London, 16. Auguſt. Die Amerikaner legen Wert darauf, feſtzuſtellen, daß die Jah: resfriſt für die Räumung an ſich weder für ihre Politik noch für die Bankiers ſehr weſent⸗ lich ſei. ſondern daß es allein darauf an⸗ ſomme, ob die Streitpunkte durch eine Ueber- einkunft beſeitigt werden können oder nicht. Deshalb warten ſie die Entwicklung ab. Die Bankiers ſehen in der einjährigen Friſt kein Hindernis für die Anleihe, werden jedoch auf eine beſchleunigte Räumung in der Pra⸗ ris drängen. * Die„Germania“ zur Lage. a Berlin, 15. Auguſt. Die„Germania“ ſagt im Anſchluß an die Meldung des„Daily Telegraph“, die die geſtrige Stellungnahme Mac donalds und der Amerikaner zu begründen ſucht, an einem Sturze Herriots habe niemand ein Intereſſe, und Macdonald habe ſich deshalb offenbar entſchloſſen, Here riot in der Räumungsfrage rückhaltlos zu un⸗ terſtützen— allerdings weder auf Koſten Eng⸗ lands noch Amerikas. die offenbar in der Schuldenfrage das für Herriot nötige Opfer nicht bringen wollen, ſondern ben auf Koſten Deutſchlands. Weiter weiſt das Blatt gegen⸗ über den franzöſiſch⸗enaliſchen Bebauptunaen. Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 wirtſchaft⸗ 0 einjährige Räumungsfriſt für das Ruhrgebiet als Maximalforderung aufrecht erhalten. Mit dieſer Forderung hat ſich die deutſche Delega⸗ fenbar der Bankiers, Herrkot geſtern dewährt tion ſchließlich einverſtanden erklärt.— Wie wir erfahren, hat ſich der Reichspräſident und der Miniſterrat einmütig hinter die Haltung Wie wir hat ſich Herriot ferner i kutiert wurde, legt auch der deutſchen öffent auf den Tag der Unterzeich⸗ niſſen bereit erklären. Nach längeren Beratun⸗ nerpolitiſche Preſtigefrage ſei, darauf hin, d daß die Räumungsfrage ſur Herriot i raf die Räumungsfriſt auch für die deutſche Ver tretung eine Preiigefrage ſei. Zum Schluß ſagt das Blatt:„Die Unterſtützung, die 0 donald und die Amerfkaner, einſchließlich oß haben, ſchuf eine ſchwere Lage. Sie geſchah aber in Formen, die der deutſchen Vertretung wenigſtens äußerlich die Schwierigkeit lich verſchärfte. Die Sachlichkeit, mit der im euro päiſchen Intereſſe eine Preſtigefrage offen dis lichen Meinung die Pflicht gröster Vorſicht u. imerhin Beachtung der möglichen Zugeſtänd⸗ 285 einjährigen Räu⸗ mungsfriſt feſtgeſetzt. Er hat ferner zugeſichert, niſſe in Nebenfragen auf. Leicht iſt es weder für die deutſche öfefntliche Meinung noch für die deutſche Vertretung, einen Weg zu finden, damit die bedauerliche Verknüpfung des inner⸗ gen einen Beweis ſeines guten Willens da⸗ durch erbringen wolle, daß mit Inkrafttreten politiſchen Schickſals Herriots Sit dem des Londoner Friedenswerkes weder dieſem Frie⸗ denswerk noch berechtigten deutſchen Anſprü⸗ chen ſchädlich werde.“ Froſfard fordert ſofortige Räumung der Ruhr Paris, 16. Auguſt. Im Gegenſatz zu der von Herriot vertretenen Forderung der Beibehaltung der Ruhrbeſetzung auf ein wei⸗ teres Jahr tritt der ſozialiſtiſche Abgeordnete Froſſard im„Soir“ für die bedingungs⸗ ſoſe ſofortige Räumung der Ruhr ein. Er ſagt, die Debatte über dieſe Frage könne we⸗ der aufgehoben noch aufgeſchoben werden. Sie habe für die ganze Zeit eine grundlegende Be⸗ deutung. Aufrechterhaltung der Ruhrbeſetzung bedeute Fortſetzung der Politik Poincares. Die Räumung des Ruhrgebietes ſei der Prüf⸗ ſtein für den verſöhnlichen franzöſiſchen Wil⸗ len. Seit zwei Jahren beunruhige und ſtöre Frankreich die europäiſche Wirtſchaft, ohne aus dieſer Politik greifbare Vorteile gezogen zu haben. Vom Standpunkte der nationalen In⸗ tereſſen Frankreivs ſei die Operation mora⸗ liſch und materiell unheilvoll. Im übrigen ſei man ſich allgemein darüber einig, daß Poin⸗ eares Abenteuer ſabald als möglich abge⸗ ſchloſſen werden müſſe. 5 Kleine politiſche Umſchau — Werden wieder beſetzt. Die Stadt Wer⸗ den a. d. R., die ſeit November vergangenen Jahres keine franzöſiſche Beſatzung mehr hatte, iſt neuerdings wieder militäriſch beſetzt worden. Eine Pionierkompagnie in Stärke von 100 Mann ſtellt ausgedehnte Requiſitionsforderungen auf Geſtellung von Möbeln und ſonſtigen Einrich⸗ tungsgegenſtänden. Es ſoll ſich um eine längere Beſetzung handeln. — Ein franzöſiſcher Handelsattachee für Ber⸗ lin.„Journee d'Induſtrielle“ berichtet, daß für die nächſten Tage die Ernennung eines Handels⸗ attachees für die franzöſiſche Botſchaft in Berlin bevorſtehe. Auf dieſen Koſten ſoll der Bergbau⸗ Ingenieur Jean Lefevre berufen werden, der bereits mit verſchiedenen Miſſionen in Deutſch⸗ land beauftragt war und die Verhältniſſe der deutſchen und franzöſiſchen Induſtrie gut kennt. — Delegiertenwechſel. Der Delegierte der Interalliierten Rheinlandkommiſſion für den Be⸗ zirk Bergzabern, Obreſt Fabre, hat mit dem 15. Auguſt ſeine hieſige Stelle aufgegeben, um ſich ins Privatleben zurückzuziehen. Sein Nachfolger iſt der bisherige Delegierte der In⸗ teralliierten Rheinlandkommiſſion in Kreuznach, Major Adam. — Perſonenwechſel in der Rheinlandkommiſ⸗ ſiun. Nach Brüſſeler Blättermeldungen über⸗ nimmt Cattoir, der bisherige Kahinettschef des Miniſteriums des Innern den Poſten des Stellvertreters des belgiſchen Oberkommiſſars in der Rheinlandkommiſſion, Rolland Jacquemin. — Neues engliſches Konſuſat. Der Amtsbe⸗ teich des neuerrichteten britiſchen Konſulats in Mainz erſtreckt ſich auch auf die Pfalz und das Scgargebiet. In allen Paßangelegenheiten uſw. wolle man ſich an das Britiſche Konſulat, Maine Flachsmarkt 14, wenden. — Verſchiebung der baſtiſchen Konferenz. die Konferenz der Außenminiſter der Baltiſchen Staten, die am 22. Auguſt zuſammentreten ollte, iſt auf Erſuchen Polens, das ſonſt nicht ſechtzeitig in Genf vertreten ſein kann, auf un⸗ ſeſtimmte Zeit verſchoben worden. Man rech⸗ det mit dem Zuſammentritt der Konferenz Mitte September — Die Matteutti⸗Affäüre. Die römiſche Po⸗ nei hat unweit von Rom in einer Ziſterne eine völlig von Dolchſtößen durchlöcherte Jacke gefun„ den, die von der Witwe Matteottis als Klei⸗ dungsſtück ihres Gatten erkannt wurde. Der Fund erregt großes Aufſehen. 1 — Maeriraniſcher Beſuch. Die merikaniſche Feſandtſchaf Berlin teilt mit. daß der zun Präſidenten der Vereinigten Staaten von Me kite ernannte General Calles am 19. Augußt mit dem Dampfer„Deutſchland“ in Cuxhaven mit ſeiner Familie und dem Neſſen des gegen⸗ wärtigen Präſidenten Obregon eintrifft. Gene⸗ ral Calles wird einige Zeit in Deutſchland mit dem Studium der Behandlung ſozialer Proble⸗ me vom geſetzgeberiſchen und volkswirtſchaft; lichen Standpunkte aus verweilen. — Der Friedenspräſident. Präſident Coo; lidge hat ſeine Nominierung als republikani⸗ ſcher Präſidentſchaftskandidat angenommen. Er will ſeine auswärtige Politik in dem einen Wort Frieden“ zuſammenfaſſen und will nach Inkraft⸗ Raten des Dawesplanes eine internationale Kon⸗ 1 zur Erörterung einer weiteren Beſchrän⸗ ung der Rüſtungen vorſchlagen. Er billigt den tritt der Vereinigten Staaten zum Interna⸗ jonglen Gerichshof und die Mitwirkung ameri⸗ aniſcher Bürger beim Wiederaufbau Europas. Beſchlüße des Siebzehner⸗ ausſchuſſes im Reichstag. Berlin, 15. Aug. Heute vormittag wur⸗ en im Reichstag die vom 17. Ausſchuß(für die kletzten Gebiete) in erſter Leſung gefaßten Be⸗ ſchlüſſe in dem vom Abg. Dr. von Dryande (Du.) geleiteten Unterausſchuß nach folgenden Geſichtspunkten geordnet: ſorge, a) Betreuungsfrage, b) Wohnungsfrage, laſſungen vorgenommen werden. Der ſation nicht leiſten. Damit aber nicht genug! die ſchlechte Lage der Reichsfinanzen wird ge⸗ l de! fordert, daß auch die in Heſſen beſtehenden be⸗ 1. Ausgewieſenenfün ane aller Kürze verſchwinden ſollen. An ihre Stell; e) allgemein bekannte Fragen, 2. Entſchädigungs⸗ grundſätze, 3. Bilanz- und Wirtſchaftsfragen, 4 Verſchiedenes, wobei als eine beſondere Gruppe die Anträge an das Auswärtige Amt im Vor⸗ dergrund ſtehen. An Hand dieſer Beſchlüſſe wird der 17. Ausſchuß morgen in die zweite Le⸗ ö ſung der Beſchlüſſe eintreten.— Heute nachmit⸗ tag ſand unter dem Vorſitz des Abgeordneten Guerard(Zentrum) eine Sitzung des politiſchen Ausſchuſſes ſtatt. Angenommen wurde ein An⸗ trag, wonach den zurückgekehrten Privatperſonen ſolange ſie keine Beſchäftigung gefunden haben, eine Uebergangsbetreuung auf 6 Monate ge⸗ währt werden ſoll, und zwar die Bezüge der bis jetzt erhaltenen Betreuungsgruppe. Nach Ab⸗ lauf der halbjährigen Friſt tritt allgemein an Stelle der Betreuung zur Schaffung einer neuen Exiſtenz eine Abfindung an dlejenigen, die einen Erwerb nicht gefunden haben. Die Abfindungs⸗ ſumme wird feſtgeſtellt nach Richlinien, die von der Reichsentſchädigungsſtelle nach Begutachtung durch den 17. Ausſchuß aufgeſtellt werden. Be⸗ züglich der zurückkehrenden Arbeiter und Ange- ſtellten der Eiſenbahn wurde auf Anregung des Abg. Eſſer⸗Köln eine Entſchließung angenom⸗ men, in der die Reichsregierung erſucht wird, auf die Länder einzuwirken, daß den Kindern Ausgewieſener und Vertriebener, die in ihrer Ausbildung zurückgeblieben ſind, nach ihrer Rückkehr die Möglichkeit gegeben wird, durch verſtürkten Unterricht(Nachhilfe) die entſtande⸗ nen Lücken auszufüllen. Weiter beſchloß der Ausſchuß, ie Reichsregierung zu erſuchen, mit Rückſicht auf die verſpätete Zulaſſung der Steu⸗ ernotverordnung im beſetzten Gebiet und die dadurch verurſachte Häufung der Steuerfällig⸗ keiten die Finanzämter anzuweiſen, bei begrün⸗ detem Antrag den Steuerpflichtigen weitgehende Stundung zu gewähren. Abbau und kein Ende. Man ſchreibt uns: Der Perſonalabbau bei den Finanzämtern und ⸗Kaſſen nimmt zurzeit einen Umfang an, der zu den ſchwerſten Bedenken Anlaß geben muß. Die Dienſtſtellen ind mit Arbeiten 6* 50 err NEN 3 zußerordentuich uberhäuft und eine vortung für die geregelte Führung ſchäfte kann nach Anſicht der Dienſtſte ſchon heute nicht mehr übernommen werden. u F Trotzdem ſollen weitere Maſſenent⸗ Höchſtſtand der Angeſtellten bei den Finanz⸗ üämtern und Kaſſen ſoll nach einer Verfügung 20 Prozent der Beamten nicht überſteigen. Da⸗ durch würden im Landesfinanzbezir! Darm⸗ ſtadt weitere 350 Angeſtellte brotlos. Die Auswirkung dieſer Maßnahme wäre vor allem die, daß der heſſiſche Staat gezwun⸗ gen wäre, ſeine eigene Steuerorganiſation aufzubauen, da durch den verringerten Perſo⸗ nalbeſtand an eine Erledigung der heſſiſchen Arbeiten, die heute ſchon zu wünſchen übrig läßt, nicht mehr zu denken wäre. Unerläßlich wäre ein weiteres Anziehen der Steuer⸗ ſchraube; denn Heſſen kann ſich bei ſeiner der⸗ zeitigen Finanzlage eine eigene Steuerorgani⸗ Der Hauptleidtragende wäre alſo neben den vom Abbau Betroffenen die heſſiſche Be⸗ völkerung, die doch die Koſten der vom Reichs⸗ finanzminiſterium verfügten Maßnahmen zi tragen hätte. ö Unter Hinweis auf ſonderen Einrichtungen(Untererhebeſtellen) in ſollen Annahmeſtellen(Spar⸗ und Darlehns laſſen) oder Vertrauensſtellen(Intereſſenorga. niſation der Landbevölkerung, Innungen uſw ermächtigt werden, Steuern entgegenzuneh⸗ men. Nur da, wo außerordentliche Schwierig⸗ keiten entſtehen, ſollen Hilfskaſſen errichtet werden. 5 Für die den Annahme⸗ bezw. Vertrauens⸗ ſtellen erwachſende Arbeit werden Vergü⸗ tungen grundſätzlich nicht gewährt. Die Annahmeſtelle kann lediglich eine der Zahlkar⸗ tengebühr für den Steuerbetrag entſprechende Vergütung vom Steuerpflichtigen fordern. Die geſammelten Gelder müſſen— unter Ver⸗ meidung von Zinſen, entſprechend dem Reichs⸗ bankdiskontſatz— innerhalb fünf Tagen der Finanzkaſſe zugeführt werden. Auch der Steuerpflichtige iſt indirekt für die rechtzeitige Ablieferung haftbar; denn nach der Auffaſſung des Reiches gilt als Zahltag der Tag des Eingangs bei der Finanzkaſſe. Bei Verzöge⸗ rungen— auch ohne Verſchulden des Steuer- pflichtigen— werden ihm ohne weiteres e Verzugszuſchläge uſw. berech⸗ net. Dieſe ganz eigenartige Auffaſſung des Reichsfinanzminiſteriums wird Verzögerun⸗ gen, Mißverſtändniſſe und Verärgerungen her⸗ vorrufen, die ſicherlich nicht geeignet ſind, den Apparat zu verbilligen, viel Steuereingang zu beſchleunigen. Noch deut⸗ licher wird das Bild, wenn man ſich vergegen— wärtigt, daß keine der genannten Stellen Aus⸗ kunft geben kann, die doch heute jeder Steuer— pflichtige haben muß, da er ſich in dieſer Un⸗ maſſe von Steuern einfach nicht zurechtfindet. Er hat alſo die angenehme Ausſicht, zu dem oft Stunden Zeitverluſte in Kauf zu nehmen und ſonſtige Koſten aufzuwenden, um ſich über ſeine Steuern zu unterrichten. noch derartige Opfer auf ſich zu nehmen. Wenn ſich der geplanten Neueinrichtung „unüberwindbare“ Hinderniſſe entgegenſtellen, ſollen an einzelnen Orten Hilfskaſſen er⸗ Ob die reſtlichen 100 den RNückſtände betragen, weniger, den ge. 1 vürden alſo aufgelöst und weitere 300 Menſchen fielen der Abbau⸗ wut des Reichsfinanzminiſteriums zum Opfer. könnten, iſt eine offene Frage; denn die Ba⸗ zahlung iſt ſo geregelt, daß kein Menſch dav leben kann. Für 10 000 Mark Steuereingänge werden zum Beiſpiel ein Viertel Prozent, iſt gleich 25 Mark vergütet. Dabei iſt zu berückſich⸗ tigen, daß nur ſolche Steuerpflichtige von den Hilſstaſſen bedient werden dürfen, die kein Poſtſcheckkonto haben und weniger als 500 Mark Steuer im Monat abliefern müſſen. Weiterhin geht aus der Faſſung des hier in Frage kommenden Exlaſſes des Reichs⸗ finanzminiſteriums klar hervor, daß der auf dem Lande wohnende Steuerpflichtige ge⸗ zwungen werden ſoll, wenn er Weiterungen ſten behalten ſchwemmt. zen Straßen steht ſer bis zu einem er und darüber. D wehr iſt bemüht, durch Sandſackdämme die Flu⸗ ten aufzuhalten. Auch die nördlichen Stadtteile von Zwickau ſind überſchwemmt. Um 4 Uhr ſtand die Mulde 2.84 Meter über Null, doch dürfte der Höchſtſtand noch nicht erreicht ſein.— Wie aus Chemnitz gemeldet wird, woltenbruchartigen Regengüſſe daſelbſt und in der Umgebung großen Schaden angerichtet. Der Fluß hat zahlreiche Hilfsbrücken niedergeriſſen. An der Georgbrücke ſtürzte das Gerüſt eines Neubaues ein. In der Vorſtadt Borna iſt der Fluß über die Ufer getreten und hat weite Wie ſenflächen und Felder unter Waſſer geſetzt. :: Hochwaſſer in Italjen. Vom Langen See vermeiden will, ſeine Steuer am Sitz der Fi⸗ nanzkaſſe zu ſaßren Maßnahmen ohne weiteres undurch⸗ führ bar ſind. Man mutet alſo der Landbevöl⸗ kerung zu, neue ſchwere Opfer zu bringen, die der Steuerpflichtige, der am Sitz der Finanz⸗ kaſſe wohnt, nicht bringen muß. Der Land⸗ bewohner ſoll auch noch den Verwaltungs⸗ apparat finanzieren, ſoll die Koſten tragen, die ſeither durch die Untererhebeſtellen verur⸗ ſacht worden ſind. Alles das wird begründet mit der Finanz⸗ lage des Reiches, die ſo ſchlecht iſt, daß man ondere Gruppen in höhere Gruppen anſtellt, die das Vier⸗ bis Fünffache des Gehaltes eines Angeſtellten oder Untererhebers bezie⸗ hen. Es wird dem Reich ſchwerlich gelingen, die Bevölkerung von der Notlage des Reiches zu überzeugen, wenn das Geld an anderen Stellen, wo die Notwendigkeit abſolut nicht einzuſehen iſt, zum Fenſter dieſer Rückſtände nen Zahlen beweiſen doch mehr als alles Ge⸗ rede über die Koſtſpieligkeit der heſſiſchen Ein⸗ richtungen, die trotz der außerordentlichen Be⸗ laſtungen mit Arbeiten für das Land— von der die preußiſchen Finanzämter verſchont ſind—, ermöglichten, die Rückſtände auf ein Minimum der Geſamtrückſtände herabzudrük⸗ ken. Es gilt alſo jetzt, im Intereſſe der heſſi⸗ ſchen Bevölkerung und im Intereſſe ſo vieler die bekanntgegebenen Exiſtenzen, die durch Maßnahmen vernichtet würden— Sturm zu entfernten Finanzamt zu gehen, laufen gegen die Abſicht des Reichsfinanzmini⸗ ſteriums. An den Vertretern des Volkes, den Land⸗ und Reichstagsabgeordneten, liegt es, alles zu veranlaſſen, die Durchführung derart rigoroſer Maßnahmen zu vereiteln. .. 4 Weltſpiegel. Die Bevölkerung des Landes wird ſich be- danken, im angeblichen Intereſſe des Landes :: Schwerer Zugzuſammenſtoß. Der Schuell⸗ hofs von Lamaroſa mit einem aus Oporto kom⸗ menden Zug zuſammengeſtoßen. Man zählt 18 Tote und viele Verletzte. errichten. Unſere Anſchauung wird dadurch beſtärkt, daß alle ins Auge ge⸗ wird eine ſchwere Ueberſchwemmungskataſtrophe gemeldet. Infolge der anhaltenden ſchweren Regengüſſe, die teilweiſe Wollenhrüchen glichen, iſt der Waſſerſtand des Sees ſo angeſtiegen, daß die Waſſermaſſen in Baveno, Pallanza, Streſa, und anderen Uferorten in die Häuſer ein⸗ gedrungen ſind. Viele nur zur Sommerzeit be⸗ wohnte Häuſer und Villen ſind bedroht und mußten heute nacht eilig geräumt werden. Aus der ganzen Umgegend iſt die Feuerwehr aufge⸗ boten worden. Es werden bereits große Schä⸗ den gemeldet. Nach einem heftigen Gewitterre⸗ gen iſt auch die Gegend von Vareſe auf weite hinausgeworfen wird. Hätte man nicht den klaren Blick für [Tatſachen verloren, dann hätte man bei der Gogenüberſtellung der am 1. Mai 1924 vor⸗ handenen Steuerrückſtände die Feſtſtellung ma⸗ chen müſſen, daß Heſſen inbezug auf die Höhe an allerletzter Stelle ſteht. g Die Zweckmäßigkeit und Muſtergültigkeit der heſſiſchen Einrichtungen iſt hier lich. Während die Rückſtände bei den preußi⸗ ſchen Landesfinanzämtern 64,28 Prozent aller entfällt auf Heſſen nur ein Prozentſatz von 0,86 Prozent! Dieſe trock⸗ augenſchein⸗ zug Madrid Liſſabon iſt in der Nähe des Bahn⸗ Strecken überſchwemmt. Die kleinen Gebirgs⸗ büche führen Hochwaſſer und ſind über die Ufer getreten. Das Villenpiertel der Stadt ſteht un⸗ ter Waſſer. Später drangen die Fluten in die Stadt ſelbſt ein und überſchwemmten die Stra⸗ ßen.— Wie der„Corriere della Sera“ aus Tu⸗ rin meldet, iſt in Mazze Canaveſe der groß Staudamm des Elektrizitätswerkes Baltea, dag dom gleichnamigen Fluß geſpeiſt wird, infolge Hochwaſſers geborſten. Der Inhalt des Beckens hat die umliegenden Felder überſchwemmt. Fü die Bevölkerung beſteht große Gefahr. :: Die umgetauften ruſſiſchen Städte. Di, ruſſiſchen Behörden fahren in ihrem Beſtreber fort, Ortsnamen zu beſeitigen, die dynaſtiſcht oder ſonſt den gegenwärtigen Regierenden un paſſend erſcheinende Erinnerungen wachrufen könnten. Nach Petersburg, dem jetzt ſchon zum zweiten Male umbenannten jetzigen Leningrad folgen die ehemaligen kaiſerlichn Sommerſitze Petershof hat jetzt den Namen Leninsk bekom⸗ men, Gatſchina hat man Trotzkoje genannt, wäh, rend der altberühmte Manöverort Krasnoje Selt wenigſtens denjenigen Teil ſeines Namens be⸗ „alten durfte, der die Lieblingsfarbe der Sow⸗ Fiets, das Not, bezeichnet, ſodaß es jetzt Krasni) heißt. Ebenſowenig wie bei dem Namen Le⸗ ninsk, der auch der Stadt Simbirsk verliehen wurde, ſcheute man dabei die Doppelbenennung, denn den Namen Krasnij trägt bereits eine Stadt im Gouvernement Smolensk. Die rote Farbe— die übrigens von je in ruſſiſchen Orts⸗ namen eine große Rolle ſpielt— dient denn auch dazu, im Namen Krasnodar die Erinnerung an das alte Jekaterinodar zu tilgen; ſie dominiert auch in der neuen Bezeichnung der berühmten Krimſommerſriſche Jalta, das jetzt Kraßnoar⸗ meist heißt. Andere Krimorte, wie Sewaſtopol, Simferopol und Feodoſia, haben die alten tata⸗ riſchen Namen wieder erpalten; ſie heißen jetzt Achtiar, Alk⸗Metſchet und Keſe. :: Erdbeben in Japan. zichtet aus Tokio, daß zwei ſtarke Erdbebenſtöße um Mittelpunkt, etwa 200 Meilen ſüdweſtlich von Nagoya. feſtaeſtellt wurden. Mehrere geringe Die ſechs Mattie⸗ Roman von Igna Maria. (Nachdruck verboten.) 838 et Den Riß heilte die Zeit notdürftig zu, die Entfremdung blieb. Kurt machte Theres für ſeine Hintanſetzung verantwortlich, was ſich natürlich ſeinem ganzen Weſen aufprägte. Einer, der ſofort merkte, daß in dieſer Ehe trotz übertünchter Höflichleit verſchiedenes nicht ſtimmte, war Staatsanwalt Hardegg, Kurts unverheirateter Vetter, und er nahm ſich vor, bei paſſender Gelegenheit zu ſondie⸗ ren, wer hier die Schuld trug. Der Nachmittag vor ſeiner Abreiſe ſchien ſazu wie geſchaffen. Er ſaß mit Kurt im Her⸗ ne Theres war im Garten. Unmerk⸗ lich, mit feiner Diplomatie, ſteuerte der Staatsanwalt auf ſein Ziel los, und der kluge Kurt biß richtig an. „Das iſts, weshalb ich trotz meiner Zeug⸗ ni nicht vorwärts komme,“ ſchloß er bitter, die exquiſite Verwandtſchaft meiner Frau! Die ſchleppe ich nun wie ein Galeerenſträfling mein ganzes Leben mit mir herum, es iſt zum Wahnſinnigwerden!“ „Ja, lieber Junge, i das mußteſt du dir vorher überlegen! Du fonnteſt dir ſagen, daß ling, wie übernächtigt ſiehſt du aus. anrufen, aber das, was ich Kurt zu ſagen habe, müſſen Sie mit anhören. Es tut mir herzlich leid, Kurt, daß du durch mich um dein Beſtes betrogen biſt, das dir, wie du ſoeben betonteſt, weit wertvoller erſcheint als ich. Es iſt noch nicht zu ſpät. Ich gehe noch heute von dir— nicht im Zorn, nicht im Haß, ich gehe, weil ich einſehe, daß die Trennung der einzig richtige Weg iſt für uns beide. Ich hänge zu ſehr an meinen Ge⸗ ſchwiſtern, als daß ich nach dem, was du ge⸗ ſagt haſt, bei dir bleiben könnte! Nimm bös⸗ williges Verlaſſen als Scheidungsgrund—“ „Aber, liebſte beſte Theres, um Gottes⸗ willen, wohin geraten Sie? Kurt iſt nervös, gedemütigt in ſeinem Stolz und Ehrgeiz, wa⸗ rum legen Sie plötzlich jedes Wort auf die Goldwage? Sie ſind doch ſonſt ein vernünf⸗ tiger Menſch.“ „Ja, Walter, gerade weil ich ein vernünſ⸗ tiger Menſch bin, gerade deshalb gehe ich von ihm. Ich kann bei Kurt nicht mehr bleiben. Nichts ſoll mich daran erinnern, daß ich einſt Kurt Hardeggs Frau geweſen... Sie grüßte und ſchritt zur Türe hinaus, kurze Zeit danach ſchnappte die Haustür ins Schloß.— Frau Lily von Berg, die ſich in Bad Wil⸗ dungen einer Kur unterzog, war nicht wenig erſtaunt, eines ſchönen Morgens ihre Theres bei ſich zu finden.„Warum haſt du Kurt nicht mitgebracht?“ war ihre erſte Frage.„Lieb⸗ Komm, das alles ein Hindernis für dein Fortkommenſſehe wir uns etwas erzählen, ſchläfſt du erſt bedeuten könnte!“ „Wär ich damals ſo klug geweſen wie daß ich Theres ätte entſagen müſſen— leichter hätte ich es heute! Weiß Gott, Walter, rwunden, als meine verpfuſchte Laufbahn! Hätte ich es gewußt! Häite ich einen Menſchen Theres gut angekommen ſei. lächelte Lily, als ob ſie ein halbes Jahr ver⸗ heiratet ſind. Und ſie telegraphierte zurü: The⸗ „Nichtgenommen, wollteſt du ſagen, Kurt.“ res wohlbehalten angelangt, herzlichſte Grüße Leider wurde ich von uns beiden. Tante Lily. f Am Nachmittag ſaßen ſie auf der 9185 5 e Lur⸗ ehabt, der mir dieſe Demütigung voraus agte, bei Gott, ich hätte ſie—“ heres ſtand im Zimmer. freiwilliger Zeuge eures Gesprächs, ich bin 5 oh, daß ich es war. Bitte, Walter. beben bausteraſſe und tranten ihren e ruhig hier, Sie brauchen keine Szene n dee befürchten, ich werde Sie auch nicht als“ tüchtig. Mit ſolchen Rändern unter den Augen mag ich meine Theres nicht um mich ſehen!“ Kaum, daß Theres gut und wohl ſchlief, brachte der Poſtbote eine Depeſche. Von Kurt, der ſich angelegentlichfſt danach erkundigte, ob Dieſe Kinder! 2 pielte Strauß ſſche zar wirklic ö Das lobte Tante Lily,„ſolche freudigen Ueber⸗ raſchungen ſind zu hübſch! Aber die Nacht durchzufahren, war eigentlich ein wenig an⸗ ſtrengend für dich. Uebrigen Kurt hat auch ge⸗ ſchrieben, das heißt, depeſchiert, hier.“ Sie kramte die Depeſche aus ihrer ſilbernen Hand⸗ taſche.„Eine ſolche Verliebtheit! Ich habe na⸗ türlich ſofort zurückgedrahtet. Man darf einen liebenden Ehegatten doch nicht ſo lange in Un⸗ wiſſenheit laſſen!“ ö „Was haſt du depeſchiert?“ Theres ſah angelegentlich in die dichten Kronen der alten ſchönen Parlbäume. g „Welch törichte Frage!“ lachte Lily von Berg,„aber damit du nicht eiferſüchtig wirſt: du wäreſt gut angekommen und wir ließen grüßen!“ „Wir—— 2“ 0 „Natürlich wir! Oder darf ich Kurt keinen Gruß mehr ſchicken?“ „Doch Tante, aber ich hätte heute früh, als ich ankam, ſtatt zu ſchlafen, dir reinen Wein einſchenken ſollen.— Gut denn, ich bin vor Kurt davon gefahren, ich werde mich von ihm trennen.“ Thres! Ja, um Himmelswillen, was iſt denn geſchehen?“ Lily von Berg war faſſungs⸗ los.„Kind, das müſſen Mißverſtändniſſe ſein — in jeder Ehe kommen Unſtimmigkeiten vor, da muß die Frau eben großzügig genug ſein, ſie vergeſſen zu können.“ „Tante Lily, ich kann nicht mehr— ich will auch nicht mehr! Glaube nicht, ich ſpreche im Zorn, der, verraucht, mit der obligaten Verſöhnungsſzene endet. Ich bin mir vollkom⸗ men klar, für mich muß die Vergangenheit mit allem, was ich lieb gehabt, tot und begra⸗ ben ſein, wenn ich nicht Kurt und mich un⸗ glücklich machen will.“ „Theres, ſo ſprich doch, was iſt vorgefal⸗ len? Ich kenne dich, ich kenne Kurt, zu mir kannſt du volles Vertrauen faſſen, denn ich berühmten echte habe dich lieb. 9 0 1 1 des l 2 14 bin Kurt nicht böſe, obwohl er meinen Stolz mit Füßen getreten durch ſeine Handlungs⸗ weiſe. Sein Ehrgeiz iſt ſtärker als ſeine Liebe, das iſt alles. Ich aber will ſeinem Fortkom⸗ men nicht im Wege ſtehen. Damals, ehe Kur! Joos geboren wurde, hatte er ſich ſchon ein⸗ mal vergeſſen. Jch habe es ihm verziehen— jetzt iſt es wieder da—“ „Theres, das iſt eine Prüfung. die erſte Prüfung in eurer Ehe. Willſt du die Flinte ins Korn werfen? Iſt wirklich keine gekräntte Eigenliebe dahei? Du weißt, der Zorn jag; manches unbedachte Wort heraus!“ i „Tante Lily,“ Theres lächelte ſchmerzlich „gekränkte Eigenliebe! Bei Gott nicht! Ich habe nur eingeſehen, daß Kurt nicht anders handeln kann, daß er von ſeinem Standpunkf aus vollkommen recht hat. Liebe Tante, ich gebe ihm ja nur den Weg zur Höhe frei, den Weg zu ſeinem Glück!“ „Und du? Du liebſt ihn doch, Theres?“ „Ja, Tante, ich liebe ihn trotz alledem heute noch wie damals, als er um mich warb. Aber glaubſt du nicht, daß die Selbſtachtung einer Frau nicht ebenſo ſtark ſein kann, wie ihre Liebe? Soll meine Liebe langſam ſterben, Soll ich an der Seite eines Mannes dahin⸗ leben, der mich für ſeine verdorbene Laufbahn verantwortlich macht? Nein, Tante Lily, das geht über meine Kraft.“ f Lily von Bera ſchwieg, ſie wußte keinen Gegenbeweis. Was gedenkſt du zu tun?“ fragte ſie nach einer Weile. b (Fortſetzung folgt.) * NN 2 N 8 97 e rait t Geiz, Darum fürben all Spanamlelt It nagt ee lelder, Bluſen, Garbinen uſw. nur mit den welt⸗ Heitmann's Farben, Markeßynchs⸗ obf im ſchildert die großen Vorbereitungen, haben die „Daily Mail“ be⸗ Einkauf allererſten Ranges. mus ihren alte Sch wurde 8 rnſthaf n angerichtet Die Japaner ſeien berunuyig gen des Jahrestages des großen Erdbeben am 1. September vorigen Jahres. :: Marsbeobachtungen. Der„Daily Mail⸗ die man in Interlaken zur Beobachtung der Ende dieſes Monats eintretenden Erdnähe des Mars getroffen hat. Schweizer Aſtronomen hätten zwei Rieſenfernrohre nahe dem Gipfel der Jung⸗ frau in Höhe von 3400 Metern aufgeſtellt, um den be 5 ſeiner günſtigſten Stellung zr Erde zu beobachten. Man werde hauptſäch⸗ lich verſuchen, das Feſtland und die 100 e und die vermeintlichen Polar⸗Eiskappen zu er⸗ forſchen und feſtzuſtellen, ob Waſſerdampf in der Atmoſphäre des Planeten vorhanden ſei. Die Bobachtungsſtelle werde von den Profeſſoren E. Schaer aus Genf und Querain aus Zürich geleitet.„ e 1 eee that :: Unwetter in Bayern. Geſtern ging in Oberjoch bei Hindelang im Allgäu ein ſchweres Hagelwetter nieder. Die Hagelſchloßen lagen an vielen Stellen nahezu zwei Mter hoch. Große Verwüſtungen wurden durch Waſſermaſſen an⸗ gerichtet. Auch aus Unterjoch und Schattwald liegen ähnliche Meldungen vor. 2: Rieſiger Kohlenbrand. Auf den Dölitzer Kohlenwerken, die Eigentum der Stadt Leipzig ſind, ſtehen viele Tauſende von Zentner Braun⸗ kohle, welche auf den Halden lagern, in Flam⸗ men. Der Feuerwehr iſt es noch nicht gelungen, dem Brandherd nahezukommen. ö :: Das höchſte Gehalt in Deutſchland. Der Dresdener Generalmuſikdirektor Fritz Buſch er⸗ hält außer ſeinem ſtaatlichen und ſtattlichen Ge⸗ halt von 35 000 Mark von einigen reichen Dres dener Induſtriellen noch 20000 Mark Zuſchuß, zuſammen alſo 55000 Mark. Das iſt das höchſte Gehalt, das zur Zeit in Deutſchland einem Be⸗ amten bezahlt wird. Wie eine Leipziger Zei⸗ tung nun erzählt, wird dieſer Zuſtand als un⸗ würdig vom Staate empfunden und für das nächſte Jahr aufgehoben. Zur Zeit wird mit Buſch verhandelt, ob er mit 50 000 Mark im Jahre zufrieden iſt. Man rechnet trotzdem mit der Möglichkeit, daß Ruſch Dresden verläßt. :: Zurücknahme eines Ehrendoktorats. Die bhiloſophiſche Fakultät der Univerſität Freiburg . B. hat ſich genötigt geſehen, den Beſchluß übet die Erteilung der Würde eines Ehrendoktors an Herrn Emil Ruegg, Direktor des Atheneum in Neuvepille bei Neuchatel in der Schweiz, zu⸗ rückzunehmen, weil der Verleihungsakt auf Grund irriger Vorausſetzungen erfolgt iſt. :: Auffindung einer Braunkohlenſchicht. Bei Bohrverſuchen nach Waſſer auf dem Gelände der niederrheiniſchen Flachsſpinnerei in Dülken wur⸗ de nach einer Blättermeldung in einer Tiefe von 19 Metern eine Braunkohlenſchicht gefunden, Ob ſie mächtig genug iſt, einen wirtſchaftlich loh⸗ nenden Abbau zu ſichern, ſteht noch nicht feſt. :: Neue Rieſen⸗Schnellzuglokomotiven. An die Eiſenbahndirektion Breslau werden zur Zei von den Linke⸗Hofmann-Lauchhammerwerken neue Rieſen⸗Schnellzuglokomotiven(ſog. Dril⸗ ling⸗(Drei Zylinder) Heißdampf⸗Maſchinen) ab⸗ geliefert, die alle bisherigen Schnellzuglokomoti⸗ ven der Reichsbahn inbezug auf Abmeſſungen und Leiſtungen in den Schatten ſtellen. Dieſe Lokomotiven, deren gewaltige Keſſel eine Heiz⸗ fläche von 302 Quadratmeter auſweiſen, lauſen auf 12 Rädern(8 Trieb und 4 Laufräder). Sie ſind dazu beſtimmt, ſchwerſte Schnell⸗ und Per⸗ ſonenzüge auf langen Strecken ohne Maſchinen⸗ wechſel und bei Steigungen in ſchwierigem Ge— lände ohne Vorſpann⸗ oder Schiebelokomotiven allein zu befördern. Da das Dienſtgewicht 102, das Reibungsgewicht der Treibachſen 68 Tonnen beträgt, iſt die Anzugskraft dieſer Rieſenlokomo⸗ ven eine ganz gewaltige. Infolge ihrer außer⸗ ewöhnlichen großen Ausmaße erregen dieſe Naſchinen auf ihren Abnahme⸗ und Verſuchs fahrten begreifliches Auſſehen. ch :: Deutſche Tabatliefſerungen an Ital ten. Di königlich italieniſche Tabalregie hat von alle! ausländiſchen Tabakregien als erſte die ſeit den Kriege abgebrochenen Bezie ungen mit deutſchen Firmen wieder aufgenommen. Zunächſt hat ſi⸗ mit der Zigarettenfabrit Bos borns Berlin, Kor rintherſtraße, einen Abſchluß auf regelmüßig⸗ Lieferungen getroffen. :: Die„Anuga“, Allgemeine Nahrungs⸗ und Genußtmittelausſtellung, die vom Reichsverband Deutſcher Feinkoſtkaufleute alljährlich veranſtal⸗ tet wird, findet in dieſem Jahre in Köln in den großen ſtädt. Meßhallen in der Zeit vom 17. bis 24. Auguſt 1924 ſtatt. Folgende Artikel ge⸗ langen zur Ausſtellung und Vorführung: Nah⸗ krungs⸗ und Genußmittel aller Art, Maſchinen u, Apparate für Nahrungsmittel⸗Erzeugung, Ver⸗ arbeitung und Verpackung, Koch⸗ und Backappa⸗ rate, Küchengeräte, Haushaltartikel, Ladeneinrich⸗ tungen, Verpackungsartikel, Chemiſche und kos⸗ metiſche Präparate, Transport⸗ und Verkehrs⸗ mittel, Reklame, Reklameartitel. Die„Anuga“ ſtſt ausverkauft, ſie iſt eine Gelegenheit für den Wer deutſch fühlt und denkt, beſucht dieſe Ausſtellung im beſetz⸗ 135 Gebiet und hilft dadurch der deutſchen Ar⸗ eit.. — Die Siedlung Rhein. uns vorgeworfen, Frage vom Standpunkt des Zentrums abwei⸗ chen. noh hreiben: der Raſchheit der Aus führung beſt ge⸗ ſund heitlichen Forderungen praktiſcher Raumver⸗ teilung und anderen Anſprüchen zu genügen, hat die hieſige Stadtbauverwaltung es zuwege ge⸗ bracht, in knapp ſechs Wochen eine Kolonie von 55 Häuſern mit 3⸗, 2 1⸗Zimmerwohnungen hin⸗ zuſtellen. Es ſind, wie ſich die Vertreter der Preſſe geſtern auf Einladung der Stadtbauver⸗ waltung und unter Führung des Herrn Baurats Hüther und des Herrn Stadtbaumeiſters Ki⸗ witt überzeugen konnten, in zwei Straßenzei⸗ len geſchmackvoll aneinander gereihte Flachbau⸗ ten mit freundlichem Anſtrich und ſonnig hellen Innenräumen. Jedem Häuschen garten vorgelagert, während im Hintergrund. ein größerer Nutzgarten, Hof, Schuppen und Kel⸗ erräume liegen. Damit die Bewohner das für ihre Gärten Notwendige herbeiſchaffen können, ſind die mit ihrer Hinterfront einander zugekehr⸗ ten Häuſer durch einen Wirtſchaftsweg von ein⸗ einander getrennt, von dem aus der Zugang zu den einzelnen Gärten ermöglicht iſt. In den Vorgärten ſollen zur Verſchönerung des Stra⸗ ßenbildes Obſtbäume angepflanzt werden, deren Nutznießung dem jeweiligen Hausbeſitzer zuſteht. Die von der Hafen⸗ und Textorſtraße wie auch bon der Mainzer Straße zugängliche neue Sied⸗ lung führt die altwormſeriſche Straßenbezeich⸗ „In den Trumpen“. nung„Die Muld“ und Sämtliche Häuſer ſind bereits an Wohnungsſu⸗ chende vergeben: 40 an zurückkehrende Eiſenbah⸗ ner und 15 an anderweitig vom Wohnungsamt beſtimmte Familien. Die Siedlung iſt ſoweit fertiggeſtellt, daß ſie ſchon in den nächſten Tagen dezogen werden kann. 13 5 eee eee, Aus Nah und Fern. Aus dem Kreiſe Worms, 15. Aug. Die Ge⸗ treiveernte ſteht unter ungünſtigem Zeichen. Die ſtändigen Regengüſſe, wie die überwiegend feuchte Witterung überhaupt, verzögern außer⸗ ordentlich die Einbringung der Ernte; außer⸗ dem wird durch die Näſſe die Qualität rechi ungünſtig beeinflußt. g Oſthofen, 15. Aug. Aus Konkurrenzneid ge⸗ rieten am Abend nach der Heimfahrt von Worms eine Anzahl Geſchäftsleute in eine Schlägerei, die recht heftige Formen annahm. Mit Regen⸗ ſchirmen und anderen Gegenſtänden brachten die Streitenden ſich gegenſeitig„ſchlagende Beweiſe“ ihres Rechtes bei. Glücklicherweiſe entſtan⸗ 9 Te Verletzungen. Der nächtliche konkurrenzkampf wird nunmehr noch ein gericht⸗ liches Nachſpiel haben. g 5 e Bechtheim, 15. Aug. zog ſich beim Mähen des Getreides der Land— wirt D. zu. Er verletzte ſich mit der Senſe. In der Wunde, die er anfangs nicht beachtete, Eine Blutvergiftung kam anſcheinend Schmutz, ſodaß eine Blutver⸗ a ſchnelle ärztliche giftung entſtand. Nur durch Hilfe konnte der Mann vor ſchlimmen Fol bewahrt werden. 0 5 Babenhauſen, 15. Aug. ſuhr ein Blitz Breſchturme. getötet. Reinheim(Odenwald), 15. Aug. Im Dienſte derunglückt iſt der im vorigen Jahre aus Wies⸗ baden ausgewieſene Eiſenbahnbedienſtete Jul. Rücker, wohnhaft in Gr.⸗Bieberau. Er wollte dom hieſigen Bahnhof aus nach Hauſe fahren ind ſprang auf den ſchon im Gange befindlichen Zug der Nebenbahn. Er glitt aus, geriet unter die Räder und wurde ſofort getötet. Er iſt jerheiratet und Vater von drei kleinen Kindern. der Mann ſollte jetzt mit ſeiner Familie nach Zurücknahme der Ausweiſung wieder nach Wiesbaden zurückkehren. n Bei einem Gewitter in das Storchenneſt auf dem Die Störchin wurde getroffen und Die Schutzzollfrage Die„R. M. V.“ ſchreibt: Unſere Stellungnahme zu der Frage der Ein führung von Schutzzöllen für die landwirtſchaftz lichen Produkte iſt von verſchiedenen Seiten ſi ausgelegt worden, als ſeien wir grundſätzlich⸗ Gegner von Schutzzöllen. Man glaubte ferner aus unſerer Stellungnahme herauszuleſen, es ſeſ uns mit unſerer Sorge um die Hilſe für die Landwirtſchaft in ihrer Kriſe nicht ernſt, wir könnten nur Verſtändnis für den Konſumen⸗ ten ſtandpunkt aufbringen. Man hat uns auf Windthorſt hingewieſen und auf den hiſto⸗ riſchen Standpunkt des Zentrums, das immer für die Schutzzölle eingetreten ſei und man hat wir würden auch in dieſer Als Entgegnung auf all dieſes möchten wir einmal unſeren Standpunkt kurz um⸗ uns erinnert hat, Windthorſt, an den man führte aus:„In Fragen der Handels- und Zoll⸗ polirit gibt es leine abgeſchloſſenen Grundſätze, vielmehr kommt es auf die jeweiligen Umſtände an. Wenn man dieſe Politik nach abſtrakten Be⸗ griffen einrichten wollte, werde man unter allen Umſtänden fehlgreiſen.“ Seite 201.) Das iſt auch unſere Richtlinie. Wir ſind der Anſicht, für oder gegen den Schutzzoll ausſprechen ſoll, man ſoll vielmehr von den gegebenen wirtſchaft⸗ lichen Verhältniſſen ausgehend, die Folgen eines Schutzzolles für alle Beteiligten, ſowohl für die I Konſumenten, wie. für die Produzenten, über⸗ er legen. f Gründen, die wi (Hüsgen:„Windthorſt, daß man ſich nicht prinzipiell Bei bleſer Ueberlegung kamen wir aus im Folgenden noch einmal eines Produrtes vom A ch wird alſo praktiſch folgendermaßen ſein müſſ Die Preiſe im Inland werden infolge einer ſo chen ausländiſchen Konkurrenz durch das Aus land andauernd unterboten. Als Schutz dage gen führt man einen Zoll ein, der auf das aus! ländiſche Produkt bei der Einfuhr gelegt wird Wie ift nun die Lage an dem deutſchen Getreide! markt geweſen zu der Zeit, als die Regierung mit ber Schutzzollvorlage hervortrat? Die Preiſe iſt ein Zier⸗ 13 für inländiſches Getreide waren weſentlich nied⸗ riger als die Auslandspreiſe für Getreide, ſie waren nicht durch die Konkurrenz von Aus⸗ landsgetreide herbeigeführt. Logiſche Ueberle⸗ gung führt uns zu dem Schluß: die Schutzzölle ſind, weil die normale Vorausſetzung für ihre fehlt, zur Zeit nicht das geeignete Mittel, die Preisentwicklung zu korrigieren, es muß andere Mittel geben. Das iſt der wirtſchaftliche Grund, der der Einführung von Schutzzöllen zur Zeit entgegenſteht. Schutzzölle wären nach unſerer, auf dieſe fachlichen Ueberlegungen gegründeten Auffaſſung, nicht das Mittel, das der Landwirt⸗ ſchaft in ihrem Krankheitsprozeß Heilung brin⸗ gen kann. 5 195 ö Nun ſtehen außerdem zur Zeit, wie wir wei⸗ terhin ausführten, innerpolitiſche und außenpo⸗ litiſche Momente der Einführung eines Schutz⸗ zolles entgegen: Unſere innerpolitiſche Situation berträgt im Augenblicke ſchwer eine ſolche Ver⸗ ſchärfung der Gegenſätze, ſozialpolitiſch wären Schutzzölle eine Hilfe nur für die mittlere und gleinbauer hat keinen Getreideüberſchuß, hat al⸗ ſo keinen Nutzen von einem Schutzzoll. Schutz⸗ zölle ſind zudem auch für die Konſumenten durchaus unſozial, weil ſie die ſchwächſten Schul⸗ tern am ſtärkſten belaſten. Aber trotz allem: Sobald wir zu der Ueberzeugung kommen, daß der Schutzzoll aus wirtſchaftlichen Gründen das geeignete Mittel für die Behebung der Kriſe für die Landwirtſchaft iſt, werden wir dennoch dafür eintreten. Wir vertreten nicht einſeitig den Standpunkt der Konſuuenten, es iſt ein Zufall, daß zur Zeit die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſo liegen, daß unſere Stellungnahue auf eine Stel⸗ lungnahme für die Konſumenten Falle herauskommt. Inzwiſchen hat ſich ja die Lage auf dem deut⸗ f ſchen Getreidemarkt inſofern entſcheidend geän⸗ dert, als durch die vorgeſchlagene Aufhebung der Ausfuhrzölle, angezogen ſind. „ bas namentlich für die größere Landwirtſchaft, der in dieſem die Getreidepreiſe bedeutend Wir ſind der Anſicht, daß der Landwirtſchaft geholfen werden muß. Wir ſind dieſer Anſicht aus Ueberlegung der Gerechtigkeit, Entlaſſungen ließen und n ſich nich mer vermeiden. Aber auch da erwartet bom katholiſchen Arbeitgeber mehr als die füllung geſetzlicher Beſtimmungen. Muß ſich de Arbeitgeber nicht ernſtlich fragen, ob jede En laſſung ihm wirklich vom Herzen abgerungen iſt Es gibt eben hier neben wirtſchaftlichen Grün den auch andere, trotz der endlich wiedererlan ten Bewegungsfreiheit.. Die verlängerte Arbeitszeit iſt das drit Kampfobjekt. Ich habe vielfach feſtſtellen können So ſehr die Arbeiter im Achtſtundentag die letzt Errungenſchaft der Umwälzung ſehen, ſo laſſe ſie ſich doch wohl von der Notwendigkeit der Längerarbeit überzeugen. Aber wie zart müßten die Sieger(ſo betrachtet man augenblicklich die Unternehmer) dieſe Frage behandeln! In der Abkehr vom Achtſtundentag liegt die ungeheure Tragik eines irreführten Volkes, das glaubte, opferte, darbte, in Hoffnungen ſchwelgte. Kön⸗ nen wir leugnen, daß dieſe Hoffnungen ihrem Kerne nach berechtigt waren? Ein edler Sieger ohrt die Gefühle des Unterlegenen. Dazu müßten ſieh alle Arbeitgeber verſtehen. Wer eine triumphierende Miene zur Schau trägt über die Durchlöcherung des Achtſtundentages, wer ſich möglichſt rächen und ſchadlos halten will für alle Entgleiſungen ſiegestrunkener Arbeiter, wer den Anſchein erweckt, daß die verlängerte Ar⸗ beitszeit doch nicht der Allgemeinheit, ſondern nieder dem Unternehmer zugute kommt, der eigt, daß er immer noch nicht verſtanden hat, ie Seele des Arbeiters zu ſchonen und ihm all nnötigen Bitterkeiten zu erſparenn. Nun iſt der Augenblick gekommen, daß dis fatholiſchen Arbeitgeber zeigen, daß ſie neben ih⸗ ren wirtſchaftlichen Gedankengängen auch noch andere Lebenswerte kennen. Ein katholiſcher und als Apoſtel Chriſti ſeinen Beruf wertet, der wirkt mehr als manche geiſtreiche Rede. Er zeigt in der Tat, daß das Chriſten⸗ tum noch heute die Menſchen glücklich machen kann. Und er wird es erfahren, daß auch ſeine wirtſchaftlichen Belange nicht Schaden leiden, wenn er einmal großzügig gegen ſeine Unterge⸗ benen eingeſtellt iſt.“ Die Arbeiter insgeſamt würden gewiß keine Einwendungen erheben, wenn ſich recht bald zahlreiche katholiſche Arbeitgeber ſowohl in ih⸗ ren eigenen Betrieben, wie auch in der Mitar⸗ beit in den Arbeitgeberverbänden und Arbeits⸗ zemeinſchaften von den Grundſätzen leiten lie⸗ zen, die Pater Siebert dargelegt. erfaßt, zus bevölkerungspolitiſchen und aus nationalen Ueberlegungen. nur dagegen, die Hilfe für die Landwirtſchaft mit unrechten Mitteln zu verſuchen. An die katholiſchen Arbeitgeber. Der Präſes des katholiſchen Geſellenvereins in Berlin, Jeſuitenpater Siebert, wendet ſich in katholiſchen Zeitungen mit einem„offenen Wort“ an die katholiſchen Arbeitgeber. U. a. ſchreibt Pater Siebert: „Eine tiefe Gährung geht durch die Reihen der Arbeitnehmer. Entlaſſungen, Ausſperrun⸗ gen, Herausſetzung der Arbeitszeit, Lohndruck, das alles wird empfunden als Ausdruck trium⸗ phierender Machteroberung, als Rache für die letzten fünf Jahre. Selbſtverſtändlich kann nur ein weltfremder Idealiſt erwarten, daß katholi⸗ ſche Arbeitgeber ihre wirtſchaftlichen Grundſätze ausſchalten oder ſich in Gegenſatz zu ihren Be⸗ rufsorganiſationen als Philanthropen produzie⸗ ren oder ihre Berufspflichten des Fortkommens und der Sorge für die Familie dem Ruhm eines ſozialen Arbeitgebers opfern ſollen. Aber eines iſt ſicher: Was vor dem Kriege oft ſtillſchweigend getragen, als gegeben, als unabänderlich hinge⸗ nommen wurde, das ſieht das hellſehend gewor⸗ bene Auge des Arbeiters in anderem Lichte, und ſeine Sprache iſt keck und übermütig geworden. er in der erſten Kirchenbank als Mitglied des ſirchenvorſtandes und Ehrenmitglied ſämtlicher katholiſcher Vereine ſitzt, dabei aber ſeine Arbai⸗ ter behandelt wie jeder Freidenker,„Kapttaliſt“ oder Blutſauger, der ſei überzeugt, daß er da⸗ durch unſerem Glauben und damit dem Volks⸗ wohl empfindliche Wunden ſchlägt. Im Ge⸗ ſichtswinkel des Arbeiters wohnen Perſon und Sache dicht beieinander. Von einem gläubigen der wie die Redensart heißt, ſtreng katholiſchen Arbeitgeber erwarten Freund und Feind, daß ich die Grundſätze der Nächſtenliebe nicht er⸗ chöpfen in Almoſen für Volksſpeiſungen, ſon⸗ zern ſich bewähren in der ſozialen Betätigung ür die eigenen Angeſtellten. Ob die Löhne herabeſetzt werden müſſen, ob der Tariflohn als Minimallohn nicht nach Ge⸗ innungsgrundſätzen entſchieden werden, das ind wirtſchaftliche Fragen. Aber ich habe den Eindruck: Unſere emporſtrebenden Unternehmer ind oft ſehr tüchtige Geſchäftsleute, können haarſcharf, klug die Konjunktur ausnützen und den Konkurrenten überffügeln, aber eines geht ihnen oft ab: Sie ſind keine Seelenkenner, ver⸗ ſtehen die Seele des Arbeiters nicht oder nicht mehr, ſelbſt wenn ſie von der unterſten Stufe emporgeſtiegen ſind. Wenn eine Forderung aus betriebswirtſchaftlichen Gründen abgelehnt wer⸗ den muß, ſo ſcheue man eine offene Darlegung nicht. Die Redensart:„Die hohen Löhne rui⸗ nieren den Betrieb“, ſind ſeit dem Kriege oft gehört und durch die Wirklichkeit widerlegt Es wäre kurzſichtig, wenn man nicht die Notwendigkeit der Erhaltung eines ge⸗ ſunden Bauernſtandes einſehen wollte, wir ſind Lokale Nachrichten. g* Katbhol. Kirchenchor„Cäcilia“. Heute Montag Abend ½9 Uhr außerordentliche Singſtunde im„Frelſchütz“. Es wird vm voll⸗ zähliges Erſcheinen dringend gebeten. Auch ſind die aktiven Sänger des früheren Cäcilienvereins freundlichſt eingeladen. * Viernheimer Männerwallfahrt. Vom ſchönſten Wetter begünſtigt, zogen geſtern 300 Männer aus der hieſigen Pfarret um die Mittagsſtunde nach Leutershauſen Die Wall⸗ fahrtsfahnen wehten voran und Wallfahrtsgelſt packte jeden einzelnen, als man unter Gebeten und Geſängen dem Gnadenorte näher kam. Schon war die Kirche gefüllt, nur in den Gängen und Chören fanden die ankommenden Waller Platz. Und ſie alle, ob müde oder friſch, wußte Pater Sigismund aus dem Kloſter Bens⸗ heim zu begeiſtern für das Apoſtolat des Ge⸗ betes, des Beiſpiels und der Tat. Die an⸗ ſchließende ſakramentaliſche Andacht hielt Herr Stadtpfarrer Hoferer⸗ Weinheim, während der Kirchenchor Schriesheim ein ſtimmungs volles „Ave Maria“ zu Gehör brachte. Nach dieſer innigen kirchlichen Feier bewegten ſich die 2000 verſammelten Männer unter Vorantritt einer Muſikkapelle durch das Dorf zum Schloßpark des Grafen von Wieſer. Der prachtvolle Laub⸗ gang war für die weltliche Feier wie geſchaffen und die Welſen der Muſikkapelle und die Vor⸗ träge der Männerchöre gaben den Rahmen zu den Worten, die da zu den Scharen geſprochen wurden. Mit Recht betonte der Ortsgeiſtliche, Herr Pfarrer Linz in ſeiner Begrüßung, daß wir Katholiken alles daran ſetzen werden, den Platz an der Sonne zu behaupten und auszu⸗ füllen, und Herr Stadtrat Kühn⸗ Karlsruhe wurde öfters vom Belfall der Männer unter⸗ brochen, als er in ſeiner feurigen Feſtrede dar⸗ legte, wie wir Kathollken die Probleme der Gegenwart verſtehen und löſen helfen wollen Alles in allem, die Männerwallfahrt gab viel Schönes, darum kehrten die Vlernheimer Männer in ſpäter Abendſtunde beglückt und zufrieden in die Heimat zurück. * Sonderzulagen in der Anfallver ⸗ ſicherung. Wer aus der Unfallperſicherung eine Verletztenrente von zwei dritteln oder meht der Vollrente bezieht, erhält nach dem Geſetz uber Sonderzulagen in der Unfall verſicherung vom 31. Juli 1924 und nach der Verordnung zur Durchführung dleſes Geſetzes vom 1. Jult 1924 an eine Sonderzulage von 15 Goldmark zu ſeiner Rente, ſofern er auf Grund der 9 1 des Geſetzes bereits eine Zulage zu ſeiner Rent bezieht. Iſt die Rente nach dem durchſchnittliche Jahresarbeltsverdlenſt eines landwirtſchaftl. Arb ters feſtgeſetzt, ſo beträgt dle Sonderzulage Goldmark monatl. Die für die Monate Jult u Auguſt in Nachzahlungen werden am 2 8 11½ vorm. beim hieſigen über die Arbeitgeber, der ſeine Aufgabe im Geiſte Chriſtt