Schulreform in ,, 74 * 1 Der Freiſtaat Heſſen gehört zu den Län⸗ ern, die mit der ſogenannten fehlen mulsanſchure„geſegnet“ ſind. Nach er Volksſchulgeſetnovelle vom 25. Oktober Artikel 1, hat die Volksſchule u. a. die Aufgabe, der d durch Unterricht und Er⸗ iehung die Gru 1 0 religiös⸗ſittlicher Bil⸗ hung zu gewiß hren. Wie wenig aber in Heſſen bos von einer„chriſtlichen“ Simultanſchule e kann, iſt anläßlich der letz⸗ Verhandlungen im Heſſiſchen Landtage eutlich zum Ausdruck gebracht worden. Seit⸗ er ſtand das Zentrum alle in auf dem Boden der Bekenntnisſchule. Das heſſiſche Landesamt für Bildungsweſen als ſolches u. le Parteien außer Zentrum erklärten be⸗ immt, daß ſie Anhänger der Simultanſchulen sien. Dementſprechend war 1921 ihre Stel⸗ Rugnahme zur Volksſchulgeſetznovelle. Allein die Wirkſamkeit mancher an der heſſiſchen chriſtlichen“ Simultanſchule angeſtellten Leh⸗ rer macht manche Simniltanſchulfreunde all⸗ ſmiihlich etwas ſtutzig. So erklärte der deutſch⸗ nationale proteſtantiſche Friedberger Prälat Dr. Diehl, es ſei fraglich, ob die für die eſſiſchen Religionsverhältniſſe zwar beſte orm der Simultanſchule auch aufrecht zu er⸗ halten ſei. Dabei führte Diehl in ſcharfen Vorten Klage gegen einen Kreis von Lehrern, die in Agitgtionsreden und Schriften die Re⸗ ligion herabſetzten, ohne daß von ſeiten der Regierung gegen ſie vorgegangen werde. Wenn die Simultanſchule ſolche Zuſtände dulde, dann müſſe ſi chdie evangeliſche Kirche über⸗ egen, ob ſie noch weiter für ſie eintreten könne. Auch der deutſchvolksparteiliche Führer g. Dingeldey, der die Deutſche Volks⸗ partei wie die Nationalliberale Partei, als Anhängerin der Simultanſchule erklärte, hielt abet bellen wird der„Germania“ ge⸗ die Feſtſtellung für notwendig, daß die ganze Einſtellung der Lehrerſchaft auf einem poſiti⸗ gen Verhältnis zu den beſtehenden Glaubens⸗ An dchaßten beſtehen müſſe. Er verlangte Achtung vor der Religion. Wenn Lehrer in Agitationsreden gegen die Religion auftreten, 51 verſtehe die Deutſche Volkspartei die Dul⸗ ung des Landesbildungsamtes nicht. Die letzte Folgerung aus dieſer Feſtſtellung zog Dingeldey allerdings nicht. 5 Umſo beſtimmter ührer der Zentrumsfraktion, der Abg. Dom⸗ apitular Lenhart erklärt:„Wir ſtehen zur ekenntnisſchule mit allen Folgerungen, die araus zu ziehen ſind.. Daß die Simultan⸗ chüule heute nicht mehr iſt, was ſie 1874 ſein ollte, iſt hier nicht nur blitzartig bei Bera⸗ ung das Geſetzes vom 25. Oktober 1921 in me hatte ſchon vorher der ner Auseinanderſetzung zwiſchen den Abg, ingeldey und Reiber(Demofrat) aufgeleu t, ſondern es tritt unter uns ugen mentlich infolge der Artitel 146 und 149 der lichsverfaſſung täglich deutlicher in die Er ſcheinung. Wir ſchlittern allmählich in Verhä n kiſſe hinein. die uns überaus gefährlich er⸗ cheinen und den oberſten Zweck der Schule · jüdung durch Erziehung und Unterricht ver⸗ eiteln. Darum verlangen wir vom Zentrum mit unbeugſamer Entſchiedenheit das Reichs⸗ ſchulgeſetz.“ Dieſer Wille zum Reichsſchulgeſetz ſei umſo ſtärker geworden, je größere Wider⸗ fände ihm entgegengeſetzt werden. In der Botta ſtänden in Heſſen bedeutend mehr olksgenoſſen hinter dem Zentrum, als poli⸗ tiſch Zentrum wählten. Bei der letzten Reichs⸗ tagswahl hätte das Zentrum 95 130 Stimmen aufgebracht, die Umfrage betreffend Bekennt⸗ nis zur Bekenntnisſchule aber habe im Jahre 1922 bei den Katholiken allein 165 627 Stim. men ergeben. Es ſei nicht unzweifelhaft, daß es dem Zentrum hier an Zuwachs aus ande⸗ ren Parteien und Weltanſchauungskreiſen heute nicht fehlen werde. Tatſächlich muß es allen Kreiſen, die noch auf religiöſe Bildung und überhaupt auf Erziehung Gewicht legen, ſehr bedenklich ſein, daß an der heſſiſchen „chriſtlichen“ Simultanſchule bereits auch kom⸗ muniſtiſche Lehrer angeſtellt ſind, abgeſehen von den ſozialdemokratiſch geſinnten. Da wird auch die Stellungnahme des Vorſitzenden des Landesamtes für Bildungsweſen, des Mini⸗ en Augen na⸗ meine, h Voltsverl ſterialdirektors Urſtadt kein Vertrauen zur zchriſtliſten“ Simultanſchule in Heſſen erwecken können. Zur Klage gegen die chriſtentums⸗ feindlichen Lehrer ſagte nämlich Urſtadt, man erwarte von den Lehrern, daß ſie unbeſchadet ihrer Weltanſchauung die Anſchauung und den Glauben anderer achten. Geſchehe dies nicht, ſo werden bei Anzeigen die nötigen Schritte getan. Sein Parteifreund, der demokratiſche Lehrer Reiber meint, es ſei eine Sache des Geſchmackes, wenn man religiöſe Einrichtun⸗ gen beſchimpfe. Die ſtaatsbürgerlichen Rechte dürften dem Lehrer nicht geſchmälert werden. Aber man ſollte auch denen, die zu ſolchen Leh⸗ vern kein Vertrauen haben, nicht das ſtaats⸗ bürgerliche Recht ſchmälern, ihre Kinder in einer Bekenntnisſchule unterrichten und er⸗ ziehen zu laſſen, wo ungläubige und chriſten⸗ tumsfeindliche Lehrer keinen Platz finden kön⸗ nen. In der Zeit des Abbaues und der Spar⸗ ſamkeit iſt in Heſſen das Geſetz rechtskräftig leworden, wonach das ganze Jahr hindurch Unterricht an der Fortbildungsſchule und auch die allgemeine weibliche Fortbildungsſchule in allen Gemeinden pflichtmäßig eingeführt iſt. In dieſen Tagen der wirtſchaftlichen Not hat dies auf dem Lande unter der Bauernſchaft iroße Mißſtimmuna erzenat.„Hier widerſtrei⸗ Zwetſchen Aepfel, Birnen Tomaten Blumenkohl Weiß⸗ und Rotkraut Bohnen Zwiebel Karotten Kartoffel Einmach⸗ und Salat⸗ Gurken zu Tagespreiſen zu verkaufen. Peter Roſchauer zum„Rebſtock“. Guterhaltenes Hoftor billig abzugeben. Von wem, ſagt die Der Syndikus WENDT. Notar Alle Besitzer deutscher Reichs-, Staats- oder Stadtanleihen, Obligationen, Piand- und Rentenbriefe, Inhaber vorkriegszeitiger Reichsbanknoten und Sparkassenguthaben pp. werden im eigenen Interesse ersucht, ihre genaue Adresse, sowie Bezeichnung und Nennwert der in Frage kommenden Papiere bezw. Höhe der Gut- 1 8 F e e e haben dem unterzeichneten Verbande sofort bekanntzugeben. 4 Für Rückantwort ist frankierter Briefumschlag mit der eigenen genauen Adresse beizufügen. Perhand der Interessenten zur Erlaneung der Aufchert- Une von Relchs-, Staats- u. Rommunaglanlelhen pp. Eh. Berlin- Charzottenpure 2 Der Schatzmeister ScHEITHRUER, Priuatier Der Vorsitzende Dt. phil. HELD IxNd, Studienrat a. D. Der Aufsichtsrat HALOE8S, Ritimeister a. D. 5 de verlangen entgege f klugerweiſe entgegenkommen muß.“ Und man iſt der Landbevölkerung entgegengekommen. Unter Ablehnung der Anträge des Bauern⸗ bundes fand der Antrag des Zentrums eine Mehrheit, daß für den Reſt dieſes Sommers 15 den kommenden Herbſt der geſetzliche Fortbildungsſchulunterricht in allen rein land⸗ Airtſchaftlichen Klaſſen bis zum 15. November ausgeſetzt wird. In gemiſchten Klaſſen tritt für dauernd landpwirtſchaftlich beſchäftigte Fortbildungsſchulpflichtige für die gleiche Dauer Befreiung vom Unterricht ein. Mini⸗ ſterialdirektor Urſtadt erklärte die Bereitwillig keit der Regierung, die erlangte Verfügung zu erlaſſen, ohne daß darum eine Feſtlegung für die Zukunft geſchaffen werden ſolle. Die So⸗ zialdemokratie war gegen dieſen Antrag und ließ es das Zentrum nach der Erklärung des ſozialiſtiſchen Führers Kaul dadurch fühlen, aß ſie durch Verlaſſen des Sitzungsſaales den Antrag des Zentrums auf Unterſtützung der Privatſchulen nicht erledigen ließ. Die Frage der Lehrerbildung iſt on verſchiedener Seite beſprochen worden. Der Sozialdemokrat Lehrer Storck verlangt ein ſechsſemeſtriges Hochſchulſtudium. Miniſte⸗ rialdirektor Urſtadt ſprach von geeigneten Schritten, die beim Reich erfolglos getan wor⸗ den ſeien, ſodaß man in Heſſen zu ſelbſtändi⸗ em Vorgehen gezwungen geweſen ſei. Durch ie vorhandenen Hochſchulen ſeien dieſe chritte erleichtert worden. Der Zentrums⸗ ibgeordnete Lenhart verzichtete vorläufig auf ähere grundſätzliche Ausführungen und hob ſervor, daß das Zentrum in der Frage der uftigen Lehrerbildung ſehr ernſte Intereſſen u wahren habe, zu deren Sicherung die eichsverfaſſung verbrieſtes Recht gebe. In er Frage der Vorbildung der Lehrer als Re⸗ igionslehrer müßte das Zentrum darauf be⸗ tehen, daß ſie gleichen Schritt halte mit der e e überhaupt und daß dig irchliche Oberbehörde rechtzeitg gehört und licht vor vollendete oder halbvollendete Tat⸗ iachen geſtellt werde. Zur Umſtellung des höheren Schul⸗ veſens hatte das Landesamt für Bildungs⸗ veſen im letzten Jahre Reformpläne, Stun⸗ dentafeln entworfen, die im Lande ſtarken Begenſatz hervorriefen. Nach Lenharts Ueber⸗ ſeugung waren ſie keineswegs ein Meiſter⸗ verk. Schon die Namen der verſchiedenen Schularten zwingen ein Lächeln ab. Die Pläne ind zurückgeſtellt worden. Als Mitglied des entrums wie der katholiſchen Kirchenbehörde ob Lenbart bervor. daß das Zentrum jede let, auf dem man den tgegenkommen kaun und 15 ſtalte allen drei Pro venigſtens in ſeiner gegenwärtigen Form alten bleiben müffe. Der deutſchnationale Dr) erner u. der Deutſchvolksparteiler Din⸗ eldey traten ebenſo für das humaniſtiſche ynaſium ein. Das veranlaßte Miniſterial“ irektor Urſtadt, ſich dahin feſtzulegen, daß as Gymnaſium im weſentlichen in fene orm erhalten bleibe der altſprachliche Un erricht nicht leiden ſolle. Der neue Schultypus olle keiner Gemeinde aufgezwungen werden. Heſſen werde den altſprachlichen Unterricht weniger angreifen als Preußen, das in ſei⸗ nen Schulplänen die Stundenzahl in Latein Griechiſch und Mathematik weiter mente habe. Allerdinas müßten die Gymnaſien ge. iſſen neuzeitlichen Forderungen Rechnung tragen. Frau Hattemer(3tr.) wünſchte, daf der Mädchenſchule eine arößere Beachtung wie bisher geſchenkt werde. In den oberen Klaſſen müſſe bei aller Wertſchätzung des Lehrers die veibliche Lehrerin das Uebergewich“ haben bg. Dingelden forderte wiederum den Abbau des Landes bildungsamtes, mit dem in ſeiner jetzigen Form die deutſche Volksparteſ ſich nie befreunden konnten und mit deſſen Maßnahmen aber auch das Zentrum biswei, len nicht einverſtanden ſein konnte. Richtig be⸗ onte der Abg. Lenhart, daß das Koalitions, jerhältnis hier immer die verhältnismäßig ürlſte Belaſtungsprobe erkahren muß. die globte Werberat ist die Zeitungs-Anzeige zur richtigen Zeit in der richtigen Abfassung in der richtigen Form in der richtigen Zeitung dem Mernheimer Anzeiger l. Kirchenchor„Cäcilia“ WV Geſangſtunde. Voll ähliges Eiſchelnen erwartet Der Dirigent. e Exped. ds. Blattes. Nui Beschäfts-Eröffnung! Aufforderung. Derienige, welcher mir meinen Acker im Großbruchfeld 1. Ge⸗ wann Nr. 27 mit Som⸗ Der titl. Einwohnerschaft zur Zentner eröffnet habe. die erteilten Aufträge zu erledigen, umgetauscht. 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Samstags das achtſeitige ülluſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt Anzelgenpreiſe: Die einſpaltige Millimeterzeile koſtet 5 Pfg., abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 grö 10. Agne bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in ld. Rechnung ſtehen vorher.— Inſerate müſſen bei (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) die Reklamezeile 50 Pfg., bei Wiederholung hr, größere Artikel einen Tag Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim zernſprecher 117.— Poftſcheckkonto Nr. 21577 Amt fFrankfurr a. M.—. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 ande ö Tie Schlußſitzung. London, 16. Auguſt. Die Schluß ⸗ ſitzung der Londoner Konferenz trat heute nachmittag um 6.50 Uhr unter Vorſitz des bri⸗ tiſchen Premierminiſters zufſammen. Nachdem die nuch ausſtehenden Berichte entgegengenom⸗ men und ohne Debatte genehmigt waren, hielt Macdonald als Vorſitzender der Konfe⸗ renz die Schlußanſprache, die von der Konfe⸗ renz mit Beifall begrüßt wurde. Es folgten dann Anſprachen des franzöſiſchen Miniſter⸗ präſidenten Herriot, des amerikaniſchen Botſchafters Kellog, des belgiſchen Pre⸗ miierminiſters Theunis, des italieniſchen Haupidelegierten de Stefani, des Reichs⸗ kanzlers Marx und des japaniſchen Botſchaf⸗ ters Hayaſhi. Auch nach den Reden Her⸗ riots und des Reichskanzlers Marz ſetzte ſtar⸗ ler Beifall ein. Nach einer kurzen Pauſe, in der das Konferenzprotokoll von den verſchie⸗ denen Delegationen zur Kenntnis genommen wurde, erfolgte die Paragraphierung des Pro⸗ tokolls. Die Sitzung wurde um 9 Uhr von M»donald geſchloſſen. Mit freundſchaftlichem Hünd o ruck verabſchiedeten ſich die Teilnehmer vo; under. 8 225 Was ſofort geräumt wird. London, 16. Auguſt. Wie der Sonder⸗ berichterſtatter des WTB. erfährt, werden gleichzeitig mit der wirtſchaftlichen Räumung militäriſch geräumt werden: 1. Die Zone von Dortmund und Hörde, 2. 15 Tage nach der zweiten Feſtſtellung die Häfen von Emmerich, Weſel, Mannheim einſchließlich Schloß, Karlsruhe ein⸗ ſchließlich Leopoldshafen, ſowie die Ge⸗ biete von Offenburg und Appenweiher u. der Eiſenbahnwerkſtätten von Darmſtadt. Der Gebietsgürtel, der um den Brücken⸗ kopf Köln ſeitens der Franzoſen gelegt wurde. Dieſer Gebietsgürtel umfaßt ein⸗ mal die Städte Obergruiten, Vohwinkel, Cronenberg, Remſcheid, Lenep, Bergiſch⸗ Born, Hückeswagen, Wipperfürth, Gim⸗ born, Ründeroth, Drabenderhöhe und Much, ferner die Flaſchenhälſe zwiſchen den Brückenköpfen Koblenz einerſeits und Köln und Mainz andererſeits, alſo ins⸗ beſondere die Städte Königswinter, Hon⸗ nef, Linz, Asbach, Uckeraht, Caub, Lorch, Kirchberg und Limburg. de Die Räumung von Offenburg u. Appenweiher Paris, 17. Auguſt. Havas veröffentlicht folgende Note: Die badiſchen Städte Offenburg und Appenweiher ſind am 4. November 1922 infolge der Aufhebung der internationalen Züge Paris Warſchau und Paris— Prag durch die deutſchen Behörden als Sanktion durch franzöſiſche Truppen beſetzt worden. Da der Verkehr dieſer Züge wiederhergeſtellt wor⸗ den iſt, haben ſich die franzöſiſche und belgi⸗ ſche Regierung darüber geeinigt, die Städte räumen zu laſſen, aus denen die franzöſiſchen Truppen am 18. Auguſt abziehen werden. 43* Die Regelung der Amneſtiefrage. London, 16. Auguſt. In der Frage der Amneſtierung itt folgendes vereinbart worden: a) Amneſtierung ſämtlicher Gefangenen einſchließlich Niederſchlagung aller ſchweben⸗ den Verfahren, ſoweit die Handlungen aus politiſchen Motiven hervorgegangen ſind, ohne Rückſicht auf die Straftat ſelbſt. Die einzige Ausnahme iſt die des Attentats gegen das Le⸗ ben mit Todeserfolg; b) Uebergang ſämtlicher ſchwebenden Ver⸗ aus Anlaß der Errichtung der Eiſenbahn⸗ u. Zollregie und der ſonſtigen Pfänderverwal⸗ tungen vor die Militärgerichte gelangt ſind, auf die zuſtändigen deutſchen Behörden; e ee die deut it, insbeſondere bei Verfolgu fahren einſchließlich der Vollſtreckung, die nur von Verbrechen gegen die Sicherheit des Staa⸗ tes ihren normalen Lauf nehmen kann; d) Rückkehr der Ausgewieſenen, ſowie Wiedereinſetzung der abgeſetzten Beamten in ihre Aemter, abgeſehen von einzelnen Aus⸗ nahmen, über die ein vorheriger Meinungs⸗ austauſch mit, den deutſchen Behörden vor⸗ geſehen iſt. 5 Das Rheinlandabkommen und die allgemeinen Landesverwaltungsbehörden werden wieder hergeſtellt. Aufhebung der Binnenzollinie und des Paſſagierſcheinzwanges im Verkehr zwiſchen beſetztem und unbeſetzten Gebiet, Rückgabe der Zollverwaltung und der Verwaltung des Ein⸗ und Ausfuhrdienſtes, Rückgabe der Verwal⸗ tung der ſtaatlichen Forſten und Domänen, weiter Beſeitigung der franzöſiſch⸗belgiſchen Regie der Eiſenbahnen. i * Eine Aeußerung Herriots. London, 18. Auguſt. Nach der Schluß⸗ ſitzung der Konferenz äußerte ſich Herriot gegenüber ſeiner nächſten Umgebung: Die be⸗ endete Konferenz ſei in ſeinen Augen nur eine Vorarbeit, um mit denjenigen Problemen auf— zuräumen, die der Krieg hinterlaſſen habe. Er ſagte dann, wir haben nur Vorarbeiten für die endgültige Befriedung Europas geleiſtet und ſind gewillt, dieſe Arbeiten fortzuſetzen. Die Aufgaben, die vor uns liegen, ſind aber ſehr verwickelt. Bei der deutſchen Delegation habe ich den beſten Willen vorgefunden. Das franzöſiſche Verſprechen zur Ruhrräumung iſt durchaus aufrichtig gemeint. Ich konnte auf keinen Fall darauf eingehen, das Ruhr⸗ gebiet unter Druck zu räumen, und wo ich es freiwillig räumen werde, werde ich mein möglichſtes tun, die Räumung zu beſchleuni⸗ gen. * Glückwünſche. London, 17. Auguſt. Dawes ſandte an den Reichskanzler Marx und an die deut⸗ ſche Delegation in London ein Telegramm aus Amerika, in dem er ſeine Glückwünſche zum glücklichen Gelingen der Londoner Konferenz ausſpricht. Der Reichskanzler dankte Dawes in einem Antworttelegramm. London, 16. Auguſt. Gegen Ende der Schlußſitzung der Londoner Konſerenz liefen bei dem Vorſitzenden Macdonald Glück⸗ wunſchtelegramme vom König von England und von Dawes zum glücklichen Gelingen der Konferenz ein. * Bevorſtehende weitere Konferenzen. London, 17. Auguſt. In diplomatiſchen Kreiſen hält man die Londoner Konferenz als die Einleitung zu einer Reihe weiterer Kon⸗ ferenzen, bei denen die Londoner Beſchlüſſe weiter erörtert werden ſollen. In erſter Linie wird am 24. Auguſt in Paris eine deutſch⸗ franzöſiſche Konferenz zur Aus⸗ arbeitung eine sauf Gegenſeitigkeit beruhen⸗ den deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrages dienen. Deutſchland hat bekanntlich in dieſer Frage, da für das Datum der endgültigen Räumung keine genauere Friſt erzielt wurde, in London keine weiteren Konzeſſionen ge⸗ macht. Im September wird bei der Völker⸗ bundstagung die Abrüſtungsfrage erörtert werden. Ebenfalls werden im September die alliierten Finanzminiſter zur Frage der Ver⸗ teilung der deutſchen Zahlungen in einer Konferenz Stellung nehmen. Anſchlie⸗ ßend wird eine Finanzminiſterkonferenz die Frage der interalliierten Schulden anſchnei⸗ den. Im gleichen Monat wird ſich eine wei⸗ tere alliierte Konferenz mit der Frage der Friſten für die Rheinlandsräumung befaſſen. Der Reichstag auf Donnerstag einberufen. Berlin, 17. Auguſt. Wie der„Vorwärts“ ſich aus London melden läßt, wird auf Wunſch des Reichskanzlers, der ſich zelegraphiſch an den Reichspräſidenten gewandt hatte, der Reichstag 111 Donnerstag einberufen. Der Reichsaußenmini tern am Samstag, ter erklärte vor Preſſevertre⸗ 0 daß der Reichstag auf⸗ gelöſt werde, wenn für eines der zu verab⸗ ſchiedenden Geſetze eine Majorität nicht zu⸗ ſtandekomme. Die Einberufung des franzöſiſchen Parlaments. Paris, 17. Auguſt. Der ſtellvertretende Miniſterpräſident Renoult ſetzte ſich, wie Havas mitteilt, im Auftrage ſeiner Kollegen mit dem Vorſitzenden von Kammer und Senat über die Einberufung des Parlaments ins Benehmen. Um den Senatoren und Ab⸗ geordneten Zeit zur Rückkehr nach Paris zu laſſen, wurde im Einvernehmen mit Herriot beſchloſſen, die beiden Häuſer des Parlaments zum 21. Auguſt nachmittags einzuberufen. Paris, 17. Auguſt. Am 19. Auguſt tritt vormittags unter dem Vorſitz des Präſidenten der Republik ein Miniſterrat zuſammen, in dem Herriot über das Eergebnis der Londoner Konferenz Bericht erſtatten wird. Paris, 17. Auguſt. In der Kammer ſind bis jetzt ſchon 8 Interpellationen über die Londoner Konferenz angemeldet worden. Da⸗ runter ſind ſolche von Leon Blum, Cachin, Dubois. Man teilt außerdem ſchon jetzt mit, daß Poincare im Senat in die De⸗ batte über die Londoner Konferenz eingreifen werde. 4. Auf dem Wege zum Frieden. Man würde der Bedeutung der Lon⸗ doner Konferenz, die am Samstag, genau nach einmonatiger Dauer, zu Ende ge— gangen iſt, nicht gerecht werden, wollte man ſie nur nach ihren materiellen Ergebniſſen be— urteilen. Ihre Bedeutung greift weiter hin— aus über den Rahmen der Fragen, die ſie ge— regelt hat. Zum erſtenmale nach Beendigung des Krieges haben ſich die Staatsmänner der Alliierten und Deutſchlands als Gleichberech— tigte an einen Tiſch geſetzt zur Erörterung über die Mittel, die anzuwenden ſind, um der Welt endlich den Frieden wiederzugeben. Die Verhandlungsmethode und der Geiſt, in dem die Verhandlungen in London geführt wur⸗ den, unterſcheiden ſich grundſätzlich von den Gepflogenheiten, die ſeit 1918 im diplomati⸗ ſchen Verkehr herrſchten. Der Umſchwung iſt greifbar und ein ſichtbares Zeichen für die fortſchreitende Entgiftung der Weltatmoſphäre und Ueberwindung jenes verhängnisvollen Kriegsgeiſtes, der bisher die Welt nicht zur Ruhe kommen ließ. Der Fortſchritt in der An⸗ näherung der Völker fand in der Londoner Konferenz ſeinen deutlichſten Ausdruck. Die deutſche Delegation verhandelte mit den Kriegsgenern auf gleichem Fuße. Man trug in Rede und Gegenrede ſeine Wünſche und Forderungen vor, würdigte ſie im Geiſte der Verſöhnlichkeit und Verſtändigung und beob⸗ achtete bei allen Verhandlungen die Formen der Höflichkeit, die der internationale diplo⸗ matiſche Verkehr vorſchreibt. Das ſind Aeußer⸗ lichkeiten. Gewiß, aber dieſe Behandlung der deutſchen Delegation auf der Londoner Kon⸗ ferenz iſt ein Gradmeſſer für die heutige Welt⸗ meinung. Die Londoner Konferenz iſt endlich erſt ſo etwas wie eine Friedenskonferenz ge⸗ weſen. Allerdings iſt ſie die erſte Etappe auf dem Wege zur europäiſchen Verſtändigung. Das Londoner Protokoll iſt zunächſt lediglich para⸗ phiert worden. Das bedeutet, daß die Ausfüh⸗ rung des Dawesplanes zunächſt nur diploma⸗ tiſch geſichert worden iſt, die getroffene Rege- lung aber noch von der Zuſtimmung der Par⸗ lamente abhängig gemacht werden ſoll. Auf die Stellungnahme der Volksvertretungen in Deutſchland und in Frankreich wird es nun ankommen, ob die Londoner Einigung wirklich eine Einigung werden wird. So erhält die innere Politik in den beiden Ländern in den nächſten Wochen ein geſteigertes Intereſſe. Das franzöſiſche Volk wird nun zeigen müſſen, ob es in Wahrheit vom Geiſt der Verſtändigung beſeelt iſt, und für uns Deutſche gilt es, den Sinn für die Realitäten gegenüber der Ge⸗ fühlspolitik und leeren Demagogie obſiegen 41. Jahrgang 7 oner Konferenz. und Streſemann den Kampf an.— Der „Berl. Lokal⸗ Anzeiger“ redet von einem„Diktat“, die„Deutſche Allg. Zei⸗ tung“ von einem„zweiten Verſailles“; die „Kreuzzeitung“ bezeichnet das Konfe⸗ renzergebnis als ine neue Kapitulation Deutſchlands. Deutſchland ſtehe wieder einmal am Grabe ſeiner Hoffnungen. Deutſchland nehme alle Laſten in Kauf, aber Deutſchlands Zuſtimmung brächte nicht die Befreiung on Rhein und Ruhr. In den Kernfragen ſeien die deutſchen Mindeſtforderungen nicht durch⸗ gedrungen.— Die Vo ſſiſche Zeitung“ fertigt dieſe Fanfarentöne ſehr treffend ab: „Wer die Methode der rechtsradikalen Oppo⸗ ſition kennt, der mußte von vornherein wiſſen, daß jedes Wort und jede Geſte, die dem Zweck dienten, den deutſchen Anſpruch bis zum äußerſten zu verfechten, nur als Waffe be⸗ nutzen würde, um wieder einmal zu beweiſen, daß die deutſche Regierung ſich unannehmba⸗ ren Diktaten unterwerfe, und jeder nationalen Würde bar ſei. Man kann Gegner nicht ver⸗ ſöhnen, Gegenſätze nicht entwaffnen wollen, die alle anderen Intereſſen dem Wunſch un⸗ terordnen, möglichſt raſch die innerpolitiſchen Herrſchaftspläne der alten konſervati⸗ ven Schichten durchzuſetzen. Wenn die deutſchnationale Volkspartei wünſchte, daß die deutſche Delegation ſich darauf beſchränke, ihre Mindeſtforderungen durchzubringen, ſo hätte ſie das gleich ſagen müſſen. Wenn ſie im Ernſt glaubte, daß man ſo auftreten könne, dann zeigt ſie nur, daß es ein Frevel wäre, ſo welt⸗ fremden Leuten das Schickſal der deutſchen Nation anzuvertrauen. Die Deutſchnationalen ſind nicht weltfremd, fie wiſſen ganz genau, was ſie wollen, ſie verlangen das Unmögliche, um jedes mögliche Reſultat zu diskreditieren.“ Die„Frkf. Ztg.“ ſchreibt: Wer ſich ſeine geſunden fünf Sinne ioch bewahrt hat, muß anerkennen, daß es in London gelungen iſt, einen Friedenspakt abzuſchließen, der für lange Jahre die Gewähr der Dauer in ſich trägt, der dem fünfjährigen Streit um die Re⸗ paration ein Ende ſetzt und, wenn auch nicht ſofort, ſo doch in einer beſtimmt bemeſſenen Friſt den beſetzten Gedietsteilen die Freiheit zuſichert. Welcher Fortſchritt das Londoner Gſamtergebnis tatſächlich iſt, wird ſofort ſicht⸗ bar, wenn man an die abſolute Hoffnungs⸗ loſigkeit zurückdenkt, in der der Zuſammen⸗ bruch des Ruhrkampfes die ganze Nation zu⸗ rückließ. Was jetzt in London erreicht worden iſt, mag in dem einen oder anderen Punkte nicht ganz befriedigen, aber es iſt doch un⸗ endlich mehr, als noch vor einem halben Jahr oder nur ein paar Wochen erhofft wer⸗ den konnte. a Der„Vorwärts“ ſtellt die Frage, war geworden wäre, wenn die Londoner Konferenz aufgeflogen wäre. Da der gegen⸗ wärtige ungerechte Zuſtand auf die Dauer von keinem der Beteiligten tragbar iſt, ſo hätte man über kurz oder lang zu neuen Verhand⸗ lungen zuſammentreten müſſen. Die Zollinie, Micumlaſten, Eiſenbahnregie und die militä⸗ riſche Beſatzung wären inzwiſchen in vollem Umfange beſteben geblieben. Das Blatt be⸗ ſchäftigt ſich dann mit der ablehnenden Hal⸗ tung der Deutſchnationalen und ſieht erheb⸗ liche parlamentariſche Schwierigkeiten voraus, die nicht durch Kuhhandel ſondern nur durch Kampf zu überwinden ſeien. Den Deutſch⸗ nationalen gegenüber müſſe der Grundſatz gel⸗ 160„Fallen ſie nicht um, dann werft ſie nie⸗ er!“ Franzöſiſche Stimmen. Paris, 18. Auguſt. Die Pariſer Preſſe beurteilt das Ergebnis der Londoner Kon⸗ ferenz ihrer politiſchen Einſtellung entſpre⸗ chend.„Quotidien“ überſchreibt ſeine Meldungen mit den Worten:„Der Beginn einer neuen Zeit“ und ſagt, Weſteuropa unter⸗ werfe ſich heute freiwillig einem neuen Re⸗ gime und einer neuen Diſziplin.— Der„Pe 9 tit Pariſien“ ſagt: Jetzt, da die europä⸗ iſche Aatmoſphäre gereinigt ſei, werde nich zu laſſen. 5* Deutſche Preſſeſtimmen. Berlin, 17. Auguſt. Die deutſchnatio⸗ nale Preſſe findet, wie vorauszuſehen war, keine Worte zu einer objektiven Beurteilung. In lärmenden Leitartikel kündet Marx die Stunde ſchlagen können für eine Initiative des Friedens und für eine Löſung, die zu wirklicher Freiheit führt.—„Petit Jour⸗ nal“ weiſt darauf hin, daß bedeutſame Fra⸗ gen noch offen geblieben ſind. Wenn die Aimo⸗ ſphäre des Vertrauens und des Zuſamme arbeitens in Europa wiederhergeſtellt wäre De e N 2 nächſten Monate ohne Zwiſchenſall Verfehlung, ohne Konflikte vorübergin⸗ en, werde man die kühnſten Hoffnungen ha⸗ en dürfen.— Im Gegenſatz dazu greift Per⸗ tinax Herriot im„Echo de Paris“ heftig an. Für ſeine ungeheuren Opfer, ſo ſagt Per⸗ tinax, habe Frankreich keine Gegenleiſtungen erhalten. Der Verluſt ſeiner Beſtimmungsfrei⸗ heit bedrohe Frankreich. Eine bemerkenswerte Unruhe ſei bereits bei Rumänien, Polen ete. u verzeichnen.—„Matin“ ſchreibt: Frank⸗ 120 habe keine neuen Sicherheitsgarantien ekommen und der Vertrag, den Amerika nicht ratifiziert habe, ſei durch nichts erſetzt worden, Holländiſche Stimmen. Amſter dam, 17. Auguſt. Der Grund⸗ ion der Betrachtungen in der holländiſchen Preſſe geht dahin, daß das Londoner Abkom⸗ men, deſſen Annahme allgemein hier erwartet worden war, für Deutſchland die unvermeid⸗ iche Wahl des kleineren Uebels darſtellt. Das Scheitern der Konferenz wäre ein Unglück für Europa geweſen, da es die Fortdauer der militäriſchen und wirtſchaftlichen Ruhrbeſet, ung auf unbeſtimmte Zeit bedeutet hätte. Den auptgewinn iſt die Verbeſſerung der allge, meinen Stimmung gegenüber Deutſchland wofür dieſes etwas übrig haben müſſe. Kleine politiſche Umſchau — Der Erzbergermörder Schulz verhaf⸗ fet. Wie zuverläſſig verlautet, iſt der Erzber, zermörder Schulz auf einem ungariſchen Bandgut verhaftet worden. — Das Reichsbanner Schwarzrotgold ir Württemberg. Der Gau Württemberg des Bun: des der republikaniſchen Kriegsteilnehmer Reichs, banner Schwarzrotgold iſt am Samstag gegrün, det worden. — Eiuſtellung des Pirmaſenſer Separatiſten bruzeſſes. Die franzöſiſche Beſatzungsbehörd⸗ ut die in der Pfälzer Separatiſten⸗Affäre ir Enterſuchungshaft befindlichen Perſonen aus Pirmeſens und anderen Orten, gegen die ein Verfahren wegen Mordes uſw. eingeleitet war, und die ſeit Februar ds. Is. hier im Gefäng⸗ ais ſaßen, aus der Haft entlaſſen und das Ver— fahren jetzt endgültig gegen ſie eingeſtellt. — Zuſammenſtuß mit Hitlerleuten. Am Sams tag abend kam es gelegentlich einer Kundgebung der Nationalſozialiſten, die zur Zeit in Weimaf hre Parteitagunng abhalten, wiederholt zu Zu faumenſtoßen. In der Schillerſtraße wurde eir Mitglied des Neichsbanners in einem großer Trupp Hitlerleuten bis zur Bewußtloſigkeit ge ſchhagen. Mehrere Trupps aus Bayern ſtammen⸗ der Hütlerleute drangen mit Revolvern bewaffne a das Gaſczimmer des Volkshauſes und ſchoſ⸗ en Fkindkings auf die anweſenden Gäſte. Ver, lot wurde niemand, dagegen erhielten zwe Perſonen ſchwere Siichwunden. — Ein Borſchewiſten⸗Ueberſall. Nach Mel, bungen aus Helſingſors hat eine Bande bewaff warr Bolſchewiſten von ruſſiſcher Seite her das ſiunthndijche Dorf Kmuſano überfallen und Bieyherden geraubt. Die Bewohner wurden heftig deſchoſſen. Der ruſſiſche Grenzkommiſſar ſan der ſtunlündiſchen Regierung ſein Bedauern ausgeſprochen haden. — Fortſchreitenve Militariſierung Polens. dem dolniſchen Kriegsminiſterium und Die ſechs Mallies Roman von Igna Maria. 8(Nachdruck verboten.) Kurt zu bitten, daß er die Scheidung ein⸗ reicht; er ſoll klagen auf böswilliges Verlaſſen. Das iſt ein Scheidungsgrund. Ich kann ſie nicht einleiten, ich mag den wahren Grund nicht ſagen, ich will nicht. daß dieſe Szene vor Gericht breitgetreten wird und den Zeitungen willkommenen Stoff für neue Senſationen bietet, ich will vor allen Dingen nicht, daß eite Verwandten den wahren Grund erfah⸗ ten! „Dann wirſt du aber für den ſchuldigen Teil erklärt. Theres, weißt du das auch?“ „Was liegt daran, Tante. Und bitte, ſei 5 nicht böſe, daß ich dir ſolche Ungelegen⸗ heiten bereiten muß, aber du als Frau wirſt mich verſtehen.“ Lily von Berg verſtand ſehr wohl. Das a ſie ſeit Jahren heimlich gefürchtet. Nun ar es alſo da! Sie hätte zwar niemals ge⸗ laubt, daß Kurt Hardegg ſich ſo weit vergeſ⸗ en könnte. So lag denn das ganze Glück, das e ſo ſorgſam für Theres aufgebaut, nach rjähriger Ehe in Scherben. Nun hatten die iden keine anderen Sorgen, da warf das chickſal ihnen dieſen Stein in den Weg— urt war alücklich darüber geſtolpert! „ Drüben geht Vaconibs, Theres, er hat uns geſehen, laß dir nichts merken!— Tag, lieber Freund,“ begrüßte ſie den Ankommen⸗ den,„ſtaunen Sie über meinen lieben Gaſt!“ Unſere Theres!— Verzeihung, wollte agen: Frau Theres; küß die Hand, verehrte teundin, küß die Hand, ſchöne Frau Theres! Na, auch Kur gebrauchen und Helenenquelle ſchlürfen? Oder nur ein bischen Schönheit und ugend nach Wildungen bringen?“ Minderheiten der beiden Grenzgebiete, die vor⸗ ausſichtlich noch mehr den Schikanen der Poli⸗ zei ausgeſetzt ſein würden, da dann die Polizei nicht mehr dem Innenminiſterium, ſondern dem Kriegsminiſterium unterſtehen würde und ſo außerhalb des Gebietes der Verwaltungsbe⸗ hörde ſtände. — Auffindung der Leiche Matteottis. Zehn Wochen nach der Ermordung und nachdem zahl⸗ reiche andere Spuren vergeblich verfolgt worden ſind, wurde am Samstag Morgen Matteottis Leichnam in einem Wäldchen 22 kilometer nörd⸗ lich von Rom nahe der flaniniſchen Straße durch Polizeihunde gefunden. Die Mörder hatten ſie hier völlig entkleidet und in ein enges Grabloch unter eine 10 Zentimeter⸗Erdſchicht gezwängt, ſodaß Füchſe den Leichnam ausſcharren und annagen konnten. Er befindet ſich in vorge⸗ ſchrittener Verweſung. In der Bruſt ſteckte noch eine vierkantige Feile. Die Lichtung des Dun⸗ kels, das immer noch über der Untat ſchwebt, dürfte durch den Fund erleichtert werden. Die gerichtliche Sezierung wurde in einem naßen Dorfe vorgenommen und darauf die Leiche di⸗ rekt in Matteottis Heimat Rovigo überführt, um Kundgebungen in der Hauptſtadt zu ver⸗ meiden. — Ein norxwegiſcher Politiker verſchwunden Der frühere Miniſter und frühere erſte Bürger meiſter von Chriſtiania, Sophus Arſtander, iſt bon einem Spaziergang, den er in Telemarken unternahm, nicht mehr zurückgekehrt. Er hatte ein Alter von 80 Jahren erreicht. Es werden energiſche Verſuche gemacht, ihn aufzufinden doch iſt es bisher nicht gelungen. — Generalangriff der Spanier in Ma zokko. Die Spanier haben nach einer offiziel⸗ en Mitteilung aus Madrid den Befehl erhal⸗ jen, in Marokko auf der ganzen Fran! inzugreifen. — Dorten nach Amerika übergeſiedelt. Noc einer Mitteilung des„Kölner Tagblattes“ ha ſich der frühere Separatiſtenführer Dorten vor Nizza, wo er ſich ſeit dem Scheitern der ſepara— tiſtiſchen Bewegung im Rheinlande aufhält, nack Amerika begeben, wo er angeblich dauernd blei⸗ ben will. Weltſpiegel. :: Der Spirituoſenhandel im beſetzten Ge⸗ biet. Der leitende Ausſchuß für Alkohol bei der Rheinlandkommiſſion hat beſchloſſen, die bei ihm unter einfacher Beibringung einer Handels⸗ erlaubnis für Svirituoſen beantragten Bewil⸗ ligungen auszuſtellen und zwar ſelbſt dann wenn es ſich um Sprit handelt. Die für den Handel mit dieſen Erzeugniſſen im 8 106 des Reichsgeſetzes vom 8. April 1922 vorgeſehene Handelserlaubnis für Sprit iſt alſo nicht erfor⸗ derlich. :: Allſchlaraffiſches Konzil. ſiſche Konzil nahm am geſtrigen Sonntag in Heidelberg ſeinen Anfang und dauert eine ganze Woche bis zum 24. Auguſt. Aus allen Teilen des Reiches und aus dem Auslande hiel⸗ ten viele hundert Ritter und Knappen der danke Sees, Herr „Schlaraffia“ mit ihren Burgfrauen und Burg⸗ maiden ihren Einzug. Am nächſten Freitag ver⸗ anſtaltet die Schlaraffia eine Beleuchtung des Schloſſes. N dieſe Weiſe profitiere ich alter Knabe auch von der köſtlichen Ueberraſchung. Der Herr Gemahl nicht dabei? Ich für mein Teil würde eine ſo ſüße, kleine Frau gar nicht allein fortlaſſen, oder— ich führe mit dem nächſten Zuge hin⸗ terher!“ „Sie Schwerenöter,“ drohte Lily von Berg, trotz Podagra immer noch der Alte!“ „Unverbeſſerlicher Sünder! wollen Sie ſagen. Aber weder Podagra noch Zipperlein können Karl Maria Vaconius von ſeiner Schwärmerei für ſchöne Frauen, ich ſage: ſchöne Frauen abbringen. Das wird ſich erſt verlieren, wenn ſie mir den ſchwarzen Deckel auflegen.“ 1 „Das fröhliche Geplänkel dauerte noch eine Weile, aber Vaconius fühlte doch den falſchen Ton aus Theres Luſtigkeit. Sie feſt anſehend, ſagte er unvermittelt:„Verzeihen, Sie teuerſte Freundin, wenn ich mich da in Familienange⸗ legenheiten miſche, aber unſerm Kind iſt etwas! Irgend etwas bedrückt unſere Theres, das fühle ich.— Sie dürfen mir nicht böſe ſein, Frau Theres. Glauben Sie nicht, daß ich mich in Ihr Vertrauen drängen will. Es tut mir wehe, wenn ich Ihre Augen ſehe. Einmal ſchon haben Sie denſelben Ausdruck gehabt, damals, nach der Operation. Sie brauchen mich nicht ſo flehend anzublicken, ich will gar nichts wiſſen, aber das ſage ich Ihnen, hat Kurt Hardegg Sie enttäuſcht, dann gnade ihm Gott! Dann werde ich mit ihm Abrechnun halten.“ i ek er e, „Ich habe Sie als kleines Mädel gekannt, in der Kapelle, bei Ihrer Trauung konnte ich zum erſtenmale ſeit langer Zeit wieder beten. „Herrgott mach mir das Mädel glücklich!“ hab ich gebetet aus tiefſtem Herzen, und alles, was Ihnen in Leid und Freude in Ihrer jungen Ehe widerfahren, hab ich mitgefühlt. Sie könnten mir nicht näherſtehen, wenn Sie zu meiner Familie gehörten.“ Sie iſt aber von beſonderer Bedeutung für die Das Allſchlaraf- über ſe ſtes zuſtand nach b und Pflegeanſtalt Göttingen überge, führt wird. Dieſer Beſchluß der Strafkammer läßt über die Frage der Zurechnungsfähigkein nicht den geringſten Schluß zu. Die gerichtlich Vorunterſuchung gegen Haarmann nimmt ihren Fortgang. Alle Ermittelungen der Staatsan⸗ waltſchaft und der Polizei werden nach wie vor fortgeſetzt. Die Ueberführung Haarmanns in die Heil⸗ und Pflegeanſtalt Göttingen iſt bereits erfolgt. Es ſind alle Maßnahmen zu ſeiner ſicheren Verwahrung und Bewachung getroſſen worden. N :: 9. Heſſiſche Schuhmacherverbandstagung. Die 9. heſſiſche Schuhmacherverbandstagung, ver⸗ bunden mit einer Schuhmacher⸗Fachausſtellung findet vom 23. bis 25. Auguſt in Darmſt ad! ſtatt. Die Fachausſtellung, die in großzügigem Rahmen gedacht iſt, am Samstag vormittag eröffnet. Die eigent⸗ liche Sitzung findet am Sonntag vor⸗ und nach⸗ mittag ſtatt und für Montag vormittag ſind Steuervorträge durch die Handwerkskammer vor⸗ geſehen, die im Konkordiaſaale abgehalten wer⸗ den. Der Begrüßungsabend am Samstag findet im Kaiſerſaale ſtatt. Familienabend am Sams⸗ tag in der Turnhalle am Woggosplatz. Den Ab⸗ ſchluß der Tagung bildet am Montag die Beſich tigung der Stadt und ein Anflug nach dem Odenwaldhaus. :: Der Weltpoſtkongreß. Der in Stockholm berſammelte 8. Weltpoſtgongreß, beging geſte bie Feier des 50 jährigen Beſtehens des Welt⸗ pyftvereins. Der ſchwediſche Vorſitzende del Kongreſſes huldigte in ſeiner Rede dem Anden⸗ len des„verehrten Meiſters, des deutſchen Poſt⸗ miniſters v. Stefan, der dank ſeines regen Geiſtes, ſeines Genies und ſeines kühnen Wil⸗ leus den Weltpoſtverein geſchafften hat“. Unter bem Vorſitz des ſchwediſchen Kronprinzen fand abends ein Bankett ſtatt, an dem auch das dip lomatiſche Korps teilnahm. An Frau v. Stefan wurde ein Telegramm geſandt. :: 10 Jahre Panamakanal. Während der er ſten zehn Jahre ſeit Eröffnung des Panama kanals, die am Samstag nachmittag 4,22 Uh abgelaufen waren, haben 28100 Schiffe mit zu; ſammen 111 Millionen Tonnen den Kanal paſ. iert. Die Gebühren betrugen während Zeit im Durchſchnitt 90 Cents pro Tonne. dieſen der Vorſitz des Biſchofs von Lugano worden. 15 Nationen ſind vertreten. eröffnet kurzen Worten die Ziele und das Programm der Liga dar. Zu Präſidenten des Rates wur⸗ den gewählt Eggſtein(England), Mondero Diaz(Spanien), Antogini(Schweiz), Nolliat (Frankreich), und Dr. Ebert(Deutſchland). :: Schlagende Wetter. Durch ſchlagende Wet⸗ ter ſind in der Grube von Carabinier bei Brüſ⸗ ſel 15 Grubenarbeiter getötet worden.„ a n e Alus der Vorgeſchichte und Geſchichte der Limburg. Dieſe großartige Abteiruine Delegiertentag der wird im Städt. Saalbau Mſgr. ö Antogini begrüßte die Delegierten und legte in E gibt der Rätſel viele zu raten. Mancher hat ſchon die tervereine der Diözeſe Mainz ſtatt. Tagesordnung: vormittags 10 uhr: Gemeinſchaftlicher Gottes tesdienſt der Delegierten. Hl. Meſſe mit An⸗ ſprache in der Kapelle der Engliſchen Fräu⸗ lein(Waldſtraße); vormittags 11 Uhr: Beginn der Verhandlungen: 1. Die Lage des Verbandes und der Vereine, ſowie die praktiſche Vereinsarbeit.(Red⸗ ner: Diözeſanpräſes Dekan Eich⸗ Bingen.) 2. Anträge und Reſolntionen. 3.„Die Stellung der Katholiken zu den Ge⸗ genwartsfragen“.(Redner: Schriftleiter Elfes⸗München⸗Gladbach, Mitglied des Reichswirtſchafts rates.) 4.„Caritative Aufgaben der Vereine“.(Red⸗ ner: Caritas direktor Dr. Strempel⸗ Mainz. Die Vereinsvorſtände werden gebeten, dahin zu wirken, daß der Delegiertentag zahlreich be⸗ ſucht wird. Alle Vereine, auch weitabgelegene müſſen vertreten ſein. Insbſondere ſind auch die im unbeſetzten Gebiet wohnenden ausge⸗ wieſenen katholiſchen Männer eingeladen. gabe ſtieg meiſt auf unüberwindliche Schwie⸗ rigkeiten. In Nacht und Dunkel verlieren ſich hier die Pfade, die der Prähiſtoriker und der Hiſtoriker wandern muß. Ab und zu gibt der Boden bei beſonderen Gelegenheiten etwas aus ſeiner Tiefe hervor und ermöglicht der Forſchung, einen Schritt vorwärts zu kommen. Was die Vorgeſchichte der Limburg be⸗ trifft, ſo vermögen Bodenfunde einiges Licht in die Dunkelheit zu werfen. Die äußerſt gün⸗ ſtige Lage des Hügels weiſt deſſen Bedeutung als Zufluchtsort oder feſte Siedlung nach. Die Beherrſchung des Iſenachtal iſt ohne weiteres erſichtlich und wird der Berg, wie der gegen⸗ überliegende Kaſtanienberg in vorrömiſcher Zeit beſiedelt geweſen ſein. Wenn wir auch von den manchmal erwähnten Ringwallreſten nichts finden können, ſo bemerkt der aufmerk⸗ :: Der Kongreß der Katholiſchen Internatio:⸗ nalen Friedensliga iſt am Freitag vormittag un⸗ ſame Forſcher auf dem ganzen Berg verſtreute Objekte, die mit größerer Sicherheit als dieſe zweifelhaften Wallreſte beweiſen, daß der Berg bereits in ſehr früher Zeit bewohnt war. Es ſind meiſt ſchwach gebrannte Tonſcherben, die überall auf der Höhe, wo Erdarbeiten vor⸗ genommen werden, zu Tage treten. Daneben findet man große Mengen aufgeſchlagener Tierknochen, vermutlich Ueberreſte von Mahl⸗ zeiten. Auch zeigen ſich Spinnwirtel, Bronze⸗ ſtücke, Fragmente von Neibſteinen zum Mah⸗ len des Getreides und Feuerſteinſplitter pri⸗ mitiver Schneideinſtrumente. Reibſteine wur⸗ den übrigens ſchon viele in alten Weinbergs⸗ nauern ann Hang aufgefunden und kundige Nachſuchungen können noch weitere herbeibrin⸗ gen. Auch eigenartig geformte Glasreſte wur⸗ den bei Arbeiten im großen Keller zu Tage gefördert. Ich ſelbſt fand merkwürdigerweiſe in einem vor Jahren auf der Limburg aufge⸗ fundenen Steinſarg, der augenſcheinlich vor langen Jahren ſchon beraubt war, eine prähi⸗ „Famoſe Idee! Mein Kompliment! Auf ſteſte des einzigartigen Baues ee eee den Augen: Ich habe Ihnen manches abzu⸗ bitten, Vavonius, ich habe Sie bis heute nicht gekannt—“ „Was auch geſchehen, Frau Theres, Kopf hoch!— Und nun mache ich Ihnen den Vor⸗ ſchlag, Sie ſpeiſen mit mir, falls Sie nichts Beſſeres vorhaben auf der Veranda des Fürſt⸗ lichen Badehotels zu Abend. Frau Theres, da konzertiert eine Zigeunerkapelle, ich ſage Ihnen— Sie werden ja ſehen, ob ich zuviel verſprach. Mich müſſen die Damen jetzt ent⸗ ſchuldigen, ich muß noch zum Verſchönerungs⸗ rat. Auf Wiederſehen heute Abend!“ „Ein guter Menſch!“ Lily von Berg blickte ihm gerührt nach.„Ich habe ihn doch falſch beurteilt. Siehſt du, Theres, in ſolchen Fällen zeigt ſich der wahre Freund.“ Zu Hauſe wartete eine Depeſche auf Frau von Berg.„Ankomme morgen vormittag. Hilf mir. Kurt.“ Sie erzühlte Theres nichts davon. Am folgenden Morgen ſchickte ſie Theres fort, kaum eine Viertelſtunde ſpäter raſte ein Auto an. N „Tante Lily, wo iſt Theres?“ Kurt Har⸗ dogg ſtand da, etwas blaß, übernächtigt, gab keine Erklärung, bot keinen guten Tag.„Ich muß Theres ſprechen!“ n „Theres iſt ausgegangen, Kurt. Bitte nimm Platz.“ 5„ „Und meine Depeſche?“ Ich habe ſie ertra weggeſchickt, ſie weiß nicht, daß du da biſt. Und was ſoll werden?“ „Theres muß natürlich wieder zurück⸗ kommen! Lächerlich, dieſe Empfindlichkeit! Sie kann mir doch keinen Eklat machen.“ „So?“ Frau von Berg lächelte ironiſch. „Echt männlich! Erft beleidigſt du deine Frau, nun ſchiltſt du ſie empfindlich. Jetzt ſoll alſo 100 1 1 1 5 nichts vergeſſen 7955 1 res 0 9 zel 7 misch ee er der eile face Theres ſtreckte ihm die 1 „Beides nicht, Herr Geheimrat! Nur ante guten Tag ſagen!“ i 175 ee 7 1 5 0 1 zu ſtudieren zerſucht, aber die Löſung der ſchweren Auf⸗ Hilf mir lieber, daß ich mit Theres einig werde. Was ſoll ich denn ohne ſie?“ „Und in einem halben Jahre, wenn dir wieder ein Kollege vorgezogen wird, machſt du ihr dieſelbe ene oder läßt ſie es entgel⸗ ten, ſie, die doch völlig unſchuldig an der gan⸗ zen Sache iſt. Das geht ſo lange, bis der Haß daſteht und es kein Zurück mehr gibt: denn du 110 1. der Mann, der ſich Beherrſchung auf⸗ erlegt.“ „Mit anderen Worten: Du willſt mir nicht helfen!“ Kurt durchmaß mit großen Schritten das Zimmer.„Natürlich, du biſt eine Frau! Ich hötte mir ja denken können, daß du der Theres Recht geben würdeſt. Einen ſchö⸗ nen Anwalt habe ich mir da ausgeſucht.“ Du brauchſt nicht ausfallend zu werden, Kurt. Dein Benehmen wird ſo leicht kein Menſch verſtehen, außer— Theres, die dich trotz deiner Roheit, jawohl es iſt eine Roheit, wenn ein Mann ſi chſoweit vergißt, noch in Schutz nimmt. Sprich ſelbſt mit ihr. Ich habe geſtern ſchon verſucht, zu deinen Gunſten zu reden, ohne Erfolg. Eine andere Frage: Was ſoll werden?“ „Theres muß ſich eben von ihrer Zirkus⸗ verwandſchaft zurückziehen, ſoviel muß ihr Mann ihr wert ſein. Sie muß doch verſtehen, daß mein Fortkommen wichtiger iſt.“ i „Sieh an, ſie muß einſehen! Statt daß du bitteſt, befiehlſt du!“ a 6 00 kann nicht bitten, wo ich im Rechſ „Nein! Ihr könnt nur zerſtören, und dann gelüſtet es euch, im Unrecht noch den Herrſchen zu ſpielen!— Was wollen wir hier Dinge be⸗ ſprechen, die eigentlich nur Theres angehen 7 Augenblick, vielleicht 90 ſie 15 10 c. rt Hardegg trommelte nervös auf dei Tischplatte. Nallruch beſttrtte Tante Liltz Theres noch. 17 75 fand bei ihr den ſchön, es fürcht Nicht wahr, er könn deiner Zukunft ſchabden! ſtoriſche Scherbe. Dieſer Sara war mit einen 1 10 bu 1924. 1 Buchhandlung Schweikart. Sſeindecke geſchloffen. Der Vorſprung des Limburgberges nach dem Herzogsweiher zu war jedenfalls durch ein Vorwerk mit in die Befeſtigung gezogen. Dieſes Plateau, in Form eines Dreiecks von 300 Meter Länge und 150 Meter mittlerer Breite, iſt nahezu unzugäng⸗ lich. Auch hier finden ſich dauernd Scherben primitiver Gefäße in ſolcher Menge, daß man wohl die Hauptbeſiedelung in vorgeſchichtlicher Zeit hierher verlegen könnte. Der größte Teil der Funde gehört der La Teue⸗Zeit an. Mit Sicherheit ſind Funde der letzten Stufe dieſer Periode zu erweiſen. Sie gehören dem erſien Jahrhundert vor Chriſtus an, alſo der Re⸗ riode, in der wahrſcheinlich die keltiſchen Me⸗ diomatriker von den germaniſchen Nemetern nach Weſten gedrängt wurden und die Vorder⸗ pfalz räumen mußten. Auf dieſe raſche Räu⸗ mung deuten zahlreiche Beobachtungen in weſtlicher und ſüdweſtlicher Richtung von der Limburg aus hin. Was den Aufenthalt der Römer auf der Fimburg betrifft, ſo iſt anzunehmen, daß dieſe ſich den wichigen, die Talſperre beherrſchenden Hügel nicht haben entgehen laſſen. Die Straße an dem Berghange vorbei war wohl einer der wichtigſten Zugänge zu Rheinebene. Es hier⸗ bei auch nicht nur Vermutungen maßgebend, ſondern wichtige Bodenfunde ſprechen für rö⸗ miſche Beſiedelung unſeres Limburgberges „Caſtrum Lumberg“. Vor Jahren wurden am ang der Limpurg romiſche Gräber aufgedeckt deren ganze Aufmachung beſtimmte Richt punkte geben. In den großen Strinſärgen, die zur Brandbeſtattung dienten, befanden ſich römiſche Beigaben, terra ſigillata ete. Die Geſchichte des fränkiſchen Beſitzes der Limburg, die Gründung des Kloſters braucht hier nicht behandelt zu werden, da dieſe Epoche ſehr bekannt und öfter ausführlich be⸗ handelt worden iſt. Nur neue Punkte ſollen erwähnt werden. Die Sage erzählt, daß ein Sohn Kaiſer Konrad 2. auf dem Berg durch einen jähen Sturz den Tod gefunden habe. Andere Hiſtoriker beſtreiten das und behaup⸗ ten, der junge Konrad habe in einer Ungarn⸗ ſchlacht ſein Leben geendet. Das iſt zunwahr⸗ ſcheinlich, da Konrad der Jüngere zur Zeit dieſer Ungarkämpfe erſt 15 Jahre alt geweſen wäre. So iſt nicht anzunehmen, daß der Vater den Knaben in dieſem Alter auf einen gefähr⸗ lichen Poſten geſtellt hat. Vor Jahren fand ſich noch ein Steinreſt mit der Inſchrift, die auf den jungen Konrad deutet. Man darf anneh⸗ men, daß Konrad der Jüngere auf der Lim⸗ burg beſtattet iſt. Die Angaben der älteren Hiſtoriker im Bezug auf die Grüfte und Be⸗ ſtattungsorte auf der Limburg ſind oft rech dunkel und widerſprechen ſich in vielen An⸗ nahmen. Wer liegt in den Grüften zu Lim⸗ burg beſtattet? Bei den Aebten finden wir nut wenige Nachweiſe. Der Altertumsforſcher Leh⸗ mann ſpricht von zwei Kämmerchen, links und rechts in der Krypta. Das linke ſoll als Grab⸗ gewölbe für die Aebte, das rechte für die Lei⸗ ninger Grafen gedient haben. Man wird je⸗ doch die beiden ſchmalen Gewölbe als Auf⸗ bewahrungsräume für die Leichen anſprechen müſſen. Nur ein Abt wird ausdrücklich als auf Limburg beſtattet erwähnt. Es iſt dies Abt Bruno, der im Jahre 1123 vor dem Hochaltar beſtattet wurde. Ohne daß dies beſtimmt er⸗ wähnt wird, ſind aber ſicher noch andere Aebte und Konventualen in den Limburggrüf⸗ ten beigeſetzt. Iſt doch die Grabplatte des Ab⸗ les Gumbert unten in der Krypta eingemauer! mit der Jahreszahl 1035. Außerdem darf ma! die Beiſetzung der Aebte Hageno 1036 und Godeſtin 1037 vor dem Hochaltar als ſicher auffaſſen. Ueber die ungewöhnlich raſche Folge der Aebte Gumbert, Hageno und Go— deſtin innerhalb dreier Jahre kann man auf ſchwere Zwiſtigkeiten ſchließen. Alte Chroni⸗ ken geben an, daß die erſte Gemahlin Kaiſer Heinrich 3., Cunigunde, die im Jahre 1038 in Italien an der Peſt ſtarb, auf der Limburg beſtattet ſei. Der Hiſtoriker Frey macht aber darauf aufmerkſam, daß dieſe Kaiſerin nach anderen Ueberlieferungen nach Speyer ver⸗ bracht wurde. Die Beſtattung eines Sohnes Kaiſer Konrads 2. namens Wolfram auf der Limburg iſt nicht nachgewieſen. Frey ſpricht ſich über die Limburger Grüfte kurz aus: Der Conventchor hinter dem Hochaltar hatte unter ſich die Gruft für die Ahnen der rhein⸗fränki⸗ ſchen Herzöge, der hohe Chor barg zur rech⸗ ten die Gruft der Leininger Grafen, zur Lin⸗ ken die der Aebte. Das Beinhaus ſtand an der ſüdöſtlichen Seite des Kloſters. Das iſt alles nach Frey. Bei Bodenarbeiten auf der Limburg im Jahre 1908 ergaben ſich weitere Anhaltspunkte über die Grüfte. Damals ſtieß man auf eine Beiſetzungsſtelle. In einer Tiefe von 1,50 Meter fand man einen großen Steinſarg, der beraubt war und ein Skelett, deſſen Beklei⸗ dungsreſte auf einen Mönch wieſen, da noch Reſte einer braunen Kutte kenntlich waren. Die Lage dieſes alten Steinſarges etwa 1,11 Meter von der Oſtmauer(Chor) kann die Lage der Aebtegrüfte angeben. Vermutlich iſt dieſe⸗ Stelle der Eingang in die Grabgewölbe, der bei der Zerſtörung der Abtei verſchüttet wurde. Hierbei Wulde der erwähnte Sarg bergunt u. das Skelett beiſeite geſchleudert. Es i lich, daß ſich in der Reihe von Nord na ö weitere unberührte Beſtattungsſtellen finden, eren Eröffnung und würdige Herſtellung wohl einer ſpäteren Zeit vorbehalten iſt. Melchior d Darmſtadt, 17. Aug. Eine 65jährige Miuſik⸗ lehrerin war nachts auf das Kloſett gegangen und nahm die Petroleumlampe mit. Die alte Dame muß dort einen Ohnmachtsanfall erlitten haben oder eineſchlaſen ſein. Plötzlich erſchien ſie mit brennenden Kleidern auf dem Flur. Man brachte ſie mit ſchrecklichen Brandwunden ins ſtäptiſche Krankenhaus, wo ſie unter gräßlichen Schmerzen ſtarb. Heidelberg, 17. Aug. Die hieſige Polizei nahm einen 18jährigen Schloſſer von hier we⸗ gen Gefährdung eines Eiſenbahntransports ſeſt. Der junge Burſche hat am Donnerstag Nachmit⸗ tag 5 Uhr auf der Eiſenhbahnſtrecke zwiſchen Czernybrücke und Hauptbahnhof hier einen eiſer⸗ nen Radſchuh auf das Eiſenbahngleich gelegt, auf den der um die gleiche Zeit von Mannheim hier einlaufende Zug gefahren iſt. Die Abſicht, den Zug zur Entgleiſung zu bringen, iſt dem Tä⸗ er nicht gelungen. Nur einem glücklichen Zufall ſt es zu verdanken, daß lein großes Unglück entſtanden iſt. Kaiſerslautern, 17. Aug. Der etwa 13jäßrige Sohn des Schloſſers Fritz, hier, iſt beim Holz hacken tödlich verunglückt. Um dürres Aſt ha herunterzuholen, beſtieg er im Walde einen Baum. Dabei verlor er durch einen Bruch des Aſtſtückes, auf dem er ſtand. den Hatt und ſtürst aus beträchtlicher Höhe ab. Der Junge erlit außer Kopfverletzungen auch ſehr ſchwere Rük— kenverlezungen. Man verbrachte den Verun⸗ glückten in das ſtädtiſche Krankenaus, wo er ge⸗ ſtorben iſt. i Kaſſel, 16. Auguſt. In der Nähe der Blauen Kuppe bei Eſchwege wurde die ſeit 8 Tagen vermißte 18jährige Anna Preiß aus Reichenſachſen als Leiche aufgefunden Die Feſtſtellungen ergaben, daß Luſtmord vorliegt Vom Heuberg, 17. Aug. Ein 13jähriger Knabe, der mit einer Anzahl Kinder in das Er⸗ holungsheim eingezogen war, ſtürzte mit ſeinem Eßbeſteck die Treppe hinunter und durchſchnit, ſich dabei die Halsſchlagader. Sofortige ärztliche Hilfe konnte keine Rettung mehr bringen. Friedrichshafen, 17. Aug. Sonntag nachmit⸗ tag unternahmen verſchiedene Damen und Her⸗ ren, darunter Mitglieder der jetzigen und der früheren württembergiſchen Regierung, eine Bootsfahrt zur Beſichtigung des Fiſchſangs in der Richtung von Langenargen. Bei einer ſchar⸗ fen Wendung des Bootes geriet es in das Kiel⸗ waſſer eines Motorbpotes. Wohl infolge zu ſtarker einſeitiger Belaſtung brach das Geländer des kleinen Bootes, wobei etwa zehn Perſonen in die See fielen, darunter der Miniſter des Innern Bolz, der frühere Staatspräſident von Hieber und Miniſterialrat Linder vom Finanz⸗ miniſterium. Mit Ausnahme des Herrn Linder, der vermutlich infolge eines Herzſchlages ertrun⸗ ken iſt, konnten alle gerettet werden, ohne weite⸗ ren Schaden zu nehmen. Staatspräſident Ba⸗ zille hatte ebenfalls an der Bootsfahrt teilge⸗ nommen. Vum Titiſee, 17. Aug. In Mühlingen⸗Saig brach in dem Anweſen des Sägewerksbeſitzers Auguſt Günther aus unbekannter Urſache ein Brand aus. Das Feuer griff auch auf das Wohngebäude des Schreinermeiſters Adolf Gan⸗ ter über und in kurzer Zeit wurden beide An⸗ weſenden ein Raub der Flammen. Vier Famt⸗ lien ſind durch den Brand obdachlos geworden und haben faſt ihr ganzes Hab und Gut ver loren. Leipzig, 17. Aug. Auf dem Flugplatz Leip⸗ zig⸗Mockau iſt geſtern nachmittag in der dort be— findlichen Leipziger Polſtermöbel-Induſtrie-Werle Germania A.⸗G. Großfeuer ausgebrochen, das die Schuppen niederlegte. Die in benachbarten Schuppen befindlichen Flugzeuge konnten recht— zeitig in Sicherheit gebracht werden. Menſchen leben ſind nicht zu Schaden gekommen. Der Mars komnit. Eine gewaltige tote Schachtanlage im Hochge⸗ birge von Chile umgebaut zu einem Rieſen⸗ teleſkop von 200 Meter Länge und über 15 Meter Durchmeſſer. Im Hochgebirge von Chile befindet ſich in 2500 Meter Höhe in Chanaral eine alte Schacht⸗ anlage, die ehemals von den Spaniern gegraben wurde und ganz gewaltige Dimenſionen auf⸗ weiſt. Sie iſt mehrere hundert Meter tief bei einem Durchmeſſer, der über 15 Meter hinaus⸗ geht. Dieſe Anlage, die bisher tot und unbe⸗ nützt dalag, ſoll nun einem neuen Zweck dienſt⸗ bar gemacht werden. Der amerikaniſche Ingenieur Mace Afee hat den toten Schacht zu einem rieſenhaften Te⸗ leftop umgebaut, das ſeine erſte Probe am 24. Auguſt beſtehen ſoll, wo der Mars die Vertikal⸗ tichtung des Schachtes paſſieren wird. Der Schacht bildet ſozuſagen die Röhre eines 200 Meter langen Spiegelteleſkops, deſſen Spiegel⸗ Reflektor aus einem rotierenden Queckſilberſpie⸗ gel beſteht. Die iſt das Charakteriſtiſche an der Ronſtruktion Mar Afees. Nun iſt die Anwendung eines rotierenden Queckſilberſpiegels durchaus nicht neu und be⸗ reits im Jahre 1909 von dem amerikaniſchen Phyſtkter R. W. Wood angewandet worden. Bekanntlich wirken bei einer rotierenden Flüſ⸗ ſigkeit die Zentrifugalkräfte ſo auf die Moleküle ein, daß ſie ſich von der Mitte nach außen ent- fernen und dort an der Wandung emporſteigen, ſo daß aus der ebenen Oberfläche der ruhenden Flüſſigkeit bei der Rotation eine paraboliſch ge⸗ frümmte wird.(Eine Wölbung, wie etwa das ſpitze Ende eines Eies.) Dieſe paraboliſche Form iſt aber gerade die⸗ für die Reflektoren der Erklärung Man einfach, wa ſch f Kosten und Schwierigkeiten verbunden iſt. R. W. Wood ſtellte die rotierende Queckſil. berſchale auf dem Boden eines toten Brunnens bei einem Landhaus in der Nähe Newyorks auf und unterſuchte die Methode des rotierenden Queckſilberſpiegels ſyſtematiſch auf ihre aſtro⸗ nomiſche Brauchbarkeit. Da zeigte ſich nun, daß inſolge der kleinen Erſchütterungen, die mit der Rotation wie mit jeder anderen mechaniſchen Bewegung verbunden ſind, winzige Kräuſelun⸗ gen auf dem Queckſilber entſtehen, die die Klar⸗ heit des Bildes ſtören und eine Art Verſchwom⸗ menuheit hervorruſen, wie wir es bei den Spie⸗ gelbildern eines leicht bewegten Teiches kennen. Es gelang aber Wood, dieſen Fehler zu beſei⸗ tigen, indem er auf das Queckſilber eine winzige (Schicht Glycerin ausbreitete, das infolge ſeiner hohen inneren Reibung die Kräuſelung verhin⸗ dert. Auf dieſe Weiſe erhielt er Bilder von Ute rraſchender Klarheit. Auf dieſen Erfahrungen baute nun Mac Afee auf und konſtruierte eine ähnliche Anlage, aber i rieſenhaften Ausmaßen. Sein rotierender Aneckſilberſpiegel hat nicht weniger als 15,25 „Meter Durchmeſſer, und ſtatt eines ausgetrock⸗ neten Brunnens dient eine alte Schachtanlage zur Aufnahme der umfangreichen Apparatur. Der Queckſilberſpiegel beſteht nur aus einer dünnen Metallſchicht, die auf dem Boden einer breiten Schale von 15,25 Meter Durchmeſſer lagert. Die Rotation dieſer Schale wird durch elektriſche Anlagen bewirkt, und je nach der Um⸗ drehungsgeſchwindigkeit erhält man verſchieden ſtarke Krümmungen des flüſſigen Metallſpie⸗ gels. Die Verſuche haben nun gezeigt, daß die Schale pro Sekunde etwa eine Umdrehung ma⸗ chen muß, damit eine geeignete Parabelkrüm⸗ mung entſteht; der Spiegel hat dann eine Brennweite von 160 Meter, d. h. 60 Meter über dem Spiegel liegt der Brennpunkt, in wel. chem ein reelles, ſcharſes Bild des Mars ent⸗ ſteht. Durch Aenderung der die auf dieſe Weiſe riiert werden kann. So erhält man ſchließlich eine Vergrößerung, die das 30 000 fache(dreißig⸗ tauſend) beträgt. 61 6% t Ka 12 0: Der Strahlengang iſt dabei ſo, daß die Licht⸗ f ſtrahlen ſenkrecht durch den Schacht einfallen, auf den horizontalen Queckſilberreflektor auftref⸗ fen, nach oben reflektiert und dort im Brenn⸗ punkt geſammelt werden. Hier können ſie durch ein Prisma in beliebiger Richtung in ein Be⸗ obachtungsfernrohr gelenkt werden. Mit Hilfe dieſer Anordnung will Mac Aſee den Mars nicht bloß in der üblichen teleſkopiſchen Weiſe beobachten, ſondern er ßhofft auch, daß die Bildhelligkeit intenſiv genug iſt, um ihn in den verſchiedenen Phaſen ſeines Durchganges kine⸗ matographiſch aufnehmen zu können. Dieſe Auf⸗ nahmen ſollen nachher vergrößert werden und würden bei zwanzigfacher Vergrößerung den Mars als eine Scheibe von 60 Zentimeter Durch⸗ meſſer zeigen. Bei einer derartigen Vergröße— rung wird man dann— vielleicht— die Frage der Kanäle und alles, was damit zuſammen⸗ hängt, von neuem aufrollen können. N — 5 N Deutſche Studenten und Henri Barbuſſe 1 Nativnaliſtiſche Anſtandsformen. In Greifswald iſt es am Dienstag abent anläßlich einer Verſammlung, in der der fran zöſiſche Schriftſteller Henri Baruſſe ſprecher ſollte, zu ſehr erregten Szenen gekommen, die nach verſchiedenen Seiten hin Nachſpiele haber dürften. Henri Barbuſſe hatte auf ſeinen An⸗— trag hin vom Auswärtigen Amt die Einreiſe— erlaubnis nach Deutſchland erhalten und gleich⸗ zeitig war ihm ein Schreiben erteilt worden, it dem die Behörden erſucht wurden, Barbuſſe Schutz und Unterſtützung angedeihen zu laſſen U. a. ſollte der bekannte franzöſiſche Schriftſtel ler, der ſich augenblicklich in Berlin aufhält, aw Dienstag abend in Greifswald in einer von ſo zialdemokratiſcher Seite einberufenen Verſamm— lung ſprechen. von den Mitgliedern des Hochſchulringes der dortigen Univerſität Proteſt erhoben wor⸗ den, und man hatte den Hotelbeſitzern an⸗ gedroht, daß ihre Lokale in Zukunft von rechts“ ſtehenden Kreiſen boykottiert worden wür den, wenn ſie Varbuſſe bei ſich aufnehmen. Ez war infolge der erregten Stimmung bereits u kleineren Zuſammenſtößen zwiſchen den einzel/ nen Parteien gekommen und der Polizeidi⸗ rektor von Greifswald hatte infolgedeſſen das Auftreten Barbuſſes in der Verſammlung ver⸗ boten. Der Oberpröſident in Stral⸗ fund, der von der Verſammlungsleitung des⸗ halb angegangen wurde, hob dieſes Verbot nach Rückſprache mit dem Auswörtigen Amt in Bor⸗ iin wieder auf und ordnete an, daß die Greifs⸗ valder Sicherheitsbehörde Vorkehrungen treſſen olle, um unliebſame Zwiſchenſälle zu vermei⸗ den. beſonders nachdem bekannt geworden war, daß eine Gruppe jugendlicher Studenten den Dichter bereits am verhindern die Stadt zu 8 0 Als dann am Abend die Verfammlung be.“ gann, wurde mitgeteilt, daß anſtelle des in Ber⸗ lin erkrankten Henri Barbuſſe der ſranzöſt⸗ ſche Deputierte Gauchier ſprechen werde. Bel des Vorſitzenden, er einen Franzoſen in Greifswa bönnen, zu Zuſa Umdrehungsge⸗ ſchwindigkeit kann man die Brennweite variieren, von 100 bis 200 Meter va⸗ Gegen das Auftreten des Fran- zoſen war jedoch von völtiſcher Seite, beſonder? eee zei grif ſo ein. Es gele b ite die Störenfriede, zumeiſt junge Stube tten, d die Schupobeamten mit Zurufen wie„Fran zoſenknechte“ empfingen, in fünf Minute aus dem Saal zu bringen und daraufhin konn der franzöſiſche Redner ungeſtör ſeinen Vortrag halten. Zur Sicher! beſetzte die Schutzpolizei auch die Straße pe dem Verſammlungslokal, um zu vermeiden, d. nach der Kundgebung erneute Zuſammenſtß ſich ereigneten. Die Zwiſchenfälle wiederhol ſich jedoch nicht, jedoch zog es der Deputiert Gauchier vor, noch in der Nacht Greifswald im Automobil zu verlaſſen. Die rechtsſtehenden Kreiſe Greifwalds haben nun heftige Vorwürfe gegen die Polizeiverwaltung erhoben, der ſie vorwerfen, daß ſie als deutſche Behörde nicht das Auftreten eines Franzoſen verhindert habe Aus dieſem Grunde iſt eine außerordentliche Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung ein! berufen worden, in der die Deutſchnationalen eine Interpellation über die Vorgänge bei der Räumung des Saales einbringen wol⸗ len. Auf der anderen Seite hat der Oberpräſi⸗ dent von dem Polizeidirektor der Stadt einen ausführlichen Bericht eingefordert, da gegen die Ruheſtörer vorgegangen werden ſoll⸗ ö Uns dünkt, daß die Greifswalder Ueberpg⸗ trioten von den Werken Barbuſſes nicht die ge⸗ ringſte Ahnung haben. Sonſt könnten ſie ſich nicht ſo geſchmacklos benehmen, wie ſie es getan haben. Die Greifswalder Hochſchulringſtuden⸗ ten ſtellen ſich jedenfalls ein ſchönes Zeugnis aus, wenn ſie die Ankündigung des Dichters des „Le Feu“ für eine antifranzöſiſche Demonſtration geeignet hielten. Aber es iſt nun einmal das Schickſal der Deutſchvölkiſchen, daß ſie keine Ge⸗ legenheit, ſich zu blamieren, unbenutzt vorüber⸗ zehen laſſen. . Sur Glockenweihe in Horchheim. (17. Auguſt 1924.)„ Aus Anlaß der geſtern in Horchheim ſtatl geſundenen Glocken weihe, über die wi noch einen näheren Bericht bringen, wurde un von einer jungen Horchheimerin folgendes Ge dicht zugeſandt, das wir, ohne ihm durch de⸗ Abdruck irgendwelche künſtleriſche Qualitäten zu zuerkennen, der guten Abſicht halber veröffent lichen:. 1 Heimatdorf, du trautes Fleckchen Erde, O, wie wohl iſt mir's, dich froh zu ſehen! Daß nun endlich wieder Frühling werde, Siehſt du d'ran, daß Glocken dir erſtehen! Lang genug mußt' du im Schleier wallen, Um im Schmerz Verlornes zu beweinen. Heute ſoll nur Jubel widerhallen, Heute darfſt du nicht mehr traurig ſcheinen. Denn nach langen Krieges Ungemach Endlich ſind geheilet deine Wunden: Deine Kinder, die dein ſchützend Dach Ließen, haben wieder heimgefunden! *** Glockenweihe, Freudentag! Wer nicht ſollte da ſein Herz erſchließen, Wenn im dornumrankten Hag f Unerwartet edle Roſen ſprießen?— Gebt euch hin der Freude. Eure Herzen Mögen frei ſein heut von allen Schmerzen. **.* Glockenweihe, großer Tag voll Gnad'! Winkend ſtehſt auf meinem Lebenspfad Glocke du. Kennſt nicht Raſt und Ruh. Himmelwärts Hebſt du das Herz. Glockenweihe, hoher Tag voll Ehre, Wenn mein Schöpfer mein ſo liebreich denkt Und in dieſem ſturmbewegten Meere Mir als Führerin die Glocke ſchenkt; Daß ſie töne ohne Unterlaß, Wenn mein armes Herz ſinkt hin, zerſchla zen, Daß ſie, aus des Lebens Streit und Haß, Hilft das heiße Flehn zum Vater tragen. Ae Kind und Vater ſie in Lieb vereint Hier auf Erden— und im Himmel droben. Und in Frieden eint ſie Freund und Feind; Milde übertönt ſie Kampfestoben. Wie ein Band in ſilberhellem Glanz Zieht ſie ſich durch unſer Leben hin. a Gleich der Mutter ſie umhegt uns ganz Von der Wiege bis zum Grabe hin. f Gott der Herr, er ſelbſt hat ihr gegeben Dieſen ſchönen, herrlichen Beruf. Und uns dieſe Glockenkinder reden: „Denk an Ihn, der dich, o Menſch, erſchuf!“ Nicht von Erdenfreud ſpricht ihre Weiſe, Rein, von Himmelsglück ſingt uns ihr Lied Und von deinem Gott:„O hab' Ihn lieb! Und von jener letzten, ſchweren Reiſe 1 „Glockenſtimme, Gottesſtimme“, Das ſei ſtetz uns Loſungswort! Dann tönt uns in beil' ger Minne Ihre Weiſe ewig fort! i 5