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Die ernſteſte Entſcheidung, die ſeit den Tagen von Weimar vom deutſchen Parlament getroffen werden muß, konnte nicht vollzogen werden, ohne daß ſelbſt im Augenblick das Anſehen des Parlaments auf eine Weiſe ent⸗ würdigt wurde, wie es in Deutſchland noch nicht erlebt worden iſt. Eine ungeheure Schl ägerei bildete den Auftakt der Reichs⸗ tagsſitzung, die den Abſchluß der Verhand⸗ lungen über die Dawesgeſetze bilden wird. Man ſollte eigentlich in der Oeffentlichkeit voll Trauer von den Szenen ſchweigen, die ſich an der Stätte abgeſpielt haben, wo die Vertreter des Volkes allgemein ihren im Intereſſe der Geſamtheit dienenden geſetzgeberiſchen Arbei⸗ ten obliegen ſollen. Die Sitzung begann zunächſt in voller Ruhe. Auf der Tagesordnung ſtand der Aus⸗ ſchuß bericht über den kommuniſtiſchen Antrag auf Zulaſſung aller ausgeſchloſſenen und in⸗ haftierten Abgeordneten zur entſcheidenden Abſtimmung über die Gutachtengeſetze. ö Der Geſchäftsordnungausſchuß empfahl die Ablehnung des Antrages. Der 4695 8 richterſtatter, Abg. Hampe(deutſchhann.), vorgetragene Ausſchußbericht wird von den Kommuniſten mit Pfuiruſen aufgenommen. Danach beantragte der ſozdem. Abg. Dr. Ro⸗ ſenfel d, wenigſtens die vom Präſidenten ausgeſchloſſenen Abgeordneten zur Abſtim⸗ mung über die Gutachtengeſetze zuzulaſſen. Das würde ſich auf die kommuniſtiſchen Ab⸗ georbncten Remmele und Schwarz beziehen. zaſident Wallraf erklärte ſeinerſeits, et de erſt nach Annahme des Antrages zu dem darin enthaltenen Erſuchen Stellung neh⸗ men. 8 Der kommuniſtiſche Abg. Scholem ſetzt ſich nochmals für den kommuniſtiſchen Antrag ein. Er wirft der Mehrheit vor, daß ſie die Zulaſſung der ausgeſchloſſenen und inhaftier⸗ ten Abgeordneten verhindere, um auf dieſe Weiſe vielleicht noch eine Zweidrittelmehrheit für den Sklavenvertrag zuſtande zu bringen. Er wäre damit einverſtanden, wenn man die Inhaftierten gefeſſelt zur Wahlurne in den Saal tragen würde. Mit beißender Ironie fügte der Redner hinzu, das wäre ein Sym⸗ bol für die Abſtimmung, die das deutſche Volk jetzt zu vollziehen habe. f Darauf findet die Abſtimmung über den kommuniſtiſchen Antrag ſtatt. Er wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Kommu⸗ niſten und Nationalſozialiſten abgelehnt, des⸗ gleichen der kommuniſtiſche Antrag, wenigſtens die Abgg. Remmele und Dr. Schwarz zuzu⸗ laſſen. Der Ausſchußantrag wird angenom⸗ men. Schon während dieſer Verhandlungen zeigten ſich die Anſätze der ſpäter folgenden kommuniſtiſchen Demonſtration. Die Unruhe im Hauſe wuchs. Wiederholt wurden die Red⸗ ner von rechts und links unterbrochen, beſon⸗ ders beteiligten ſich daran die extremen Par⸗ teien, die Kommuniſten und die National⸗ ſozialiſten. Die Annahme des Ausſchußantra⸗ ges wird von den Kommuniſten mit lauten Pfuirufen aufgenommen. Nunmehr ſtellte der nationalſozialiſtiſche Abg. Frick einen Antrag ſeiner Fraktion, die Amneſtierung der ſogenannten politiſchen Verbrecher dem Rechtsausſchuß zu überweiſen, da durch das Londoner Abkommen die ſepera⸗ tiſtiſchen Hochverräter im beſetzten Gebiet be⸗ gnadigt würden. Ein ſolcher Antrag wird nach der Geſchäftsordnung hinfällig, wenn ein Mitglied des Hauſes Einſpruch erhebt. Das tat der demokratiſche Abgeordnete Brodauf, Sein Einſpruch wird das Sig⸗ nal zu widerlichen Szenen, die ſich nunmehr im Plenum vor dem Rednerpult abſpielen. Zunächſt entſteht tobender Lärm von Seiten der Kommuniſten und Nationalſozialiſten. Beide Parteigruppen ſtürzen erregt aus ihren Bänken und dringen auf den Abg. Brodauf en ee ſich die Freunde, um n zu an. Die Kommuniſten dringen mit gehallten Fäuſten vorwärts. Nur mühſam ſchafft der Präsident Ruhe. Es ſcheint, als ob ſich die Erregung legt, da auf einmal bricht ein neuer Sturm los. Die muniſten ſtürzen mit ge⸗ en auf hrodauf wöchentl. Samst ſchützen. Der Lärm hält minutenlang Glernhemner Zeitung— Biernheimer Nachrichten e 0 mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— e monatlich 2 Mark frei ins 90 97 5 A achtſe tige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender,— Annahme von Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt 5 f Rekl 0 W̃ fter Rabatt.— Ache 155 lee da nein e e b e ſtehen — Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Anzeigenpreiſe. 150 9 ſe. vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Lela, ben 29. Auguſt 122. 99 Schlägerei im Reichstag.— Auflöſung? Koch, Diedrich⸗Boden und andere geſchützt wird. Brodauf verteidigt ſich mit einem zu⸗ ſammengeballten Bündel Zeitungen. Die kom⸗ muniſtiſchen Abgg. Höllein und Koenen drin⸗ gen mit den Fäuſten auf die Demokraten ein. Sozialdemokraten und Zentrumsabgeordne⸗ ten miſchen ſich dazwiſchen. Es entſteht ein ungeheurer Tumult und eine regel⸗ rechte Prügelſzene, an der ſich die meiſten kom⸗ muniſtiſchen Abgeordneten beteiligen. Die Tribünenbeſucher erhoben ſich ſpontan von den Sitzen und ſtoßen Pfuirufe aus. Im Hauſe herrſcht ein ungeheure Erregung. Der Präſi⸗ dent der vergeblich verſuchte, Ruhe zu ſchaffen und mit der Glocke nicht mehr durchdrang, ver⸗ läßt den Sitzungsſaal. Die Sitzung iſt damit geſprengt. Die Abgeordneten ſtehen noch lange in erregten Gruppen zuſammen. Der Abg. Brodauf wird von ſeinen Freunden aus dem Saale geführt. Um 12.10 Uhr eröffnet der Präſident Wallraf wiederum die Sitzung. Abgeord⸗ nete aller Parteien haben ſich um die Redner⸗ tribüne verſammelt und müſſen vom Präſi⸗ denten erſt wiederholt aufgefordert werden, ihre Plätze einzunehmen. Der Präſident er⸗ klärt, daß die Vorgänge, die ſich ſoeben ab⸗ geſpielt haben, eines deutſchen Parlaments unwürdig ſeien.(Lebhafte Zuſtimmung bei den bürgerlichen Parteien und der Sozial⸗ demokratie.) Der Aelteſtenrat werde um 2 Uhr zuſammentreten, um die notwendigen Maß⸗ regeln zu beſprechen und gegen die Schuldigen einzuſchreiten.(Lebhafter Beifall, Lärm und Gelächter bei den Kommuniſten.) Abg. Stöcker(Komm.) verlangt, daß Polizeiſpitzel, die angeblich ſich im Sitzungs⸗ ſaale aufhielten, ſofort entfernt würden. Es ſei unerhört, daß im Deutſchen Reichstag Po⸗ lizei verſammelt ſei.(Andauernder großer Lärm.) Präſident Wallraf erwidert, daß nur dieſelben polizeilichen Maßnahmen im Reichs⸗ tag getroffen werden, wie ſie ſchon ſeit länge⸗ rer Zeit üblich ſeien. Er habe keinerlei neue Anordnungen getroffen. Der Reichstag möge doch endlich ſelbſt dafür ſorgen, daß dieſe Maßnahmen überflüſſig würden.(Lebhafte Zuſtimmung bei den bürgerlichen Parteien u. bei der ozialdemokratie, tobender Lärm bei den Kommuniſten.) Daß ſie nicht überflüſſig ſeien, hätten die Vorgänge des heutigen Ta⸗ ges gezeigt. Abg. Külz(Dem.) verlangt Ausſetzung der Sitzung auf eine halbe Stunde, damit die Fraktionen zu den tief beſchämenden Vorgän⸗ gen Stellung nehmen könnten. Abg. Katz (Komm.) behauptet, daß hier Polizeiſpitzel im Saale geweſen ſeien und ihn eben erſt ver⸗ laſſen hätten.(Andauernd große Unruhe.) Der Antrag Külz auf vorläufige Vertagung wird abgelehnt. Es wird die Ausſprache über das Reichs⸗ bahngeſetz fortgeſetzt. Eingegangen iſt ein nationalſozialiſtiſcher Antrag, der den An⸗ trag Bredt(WB.) für verfaſſungswidrig er⸗ klärt. Abg. Seibert(D. Vp.) wünſcht eine Er⸗ klärung der Regierung über die Sicherung der Rechte des Eiſenbahnperſonals. Abg. Rahl(Natſoz.) befürchtet als Folge der Einſetzung des ausländiſchen Kom⸗ miſſars weitgehende Einſchränkungen im Per⸗ ſonal, die ſich in Entlaſſungen und Einkom⸗ menverminderung zeigen würden. Abg. Dauer(Bayr. Vp.) erklärt, daß ſich Bayern die Löſung anders vorgeſtellt habe. Die Bayeriſche Volkspartei werde trotz aller Bedenken nicht gegen die Geſetze ſtim⸗ men. Reichsverkehrsminiſter Oeſer: Ich kann mich auf meine ſachlichen Außführungen im Ausſchuß beziehen. Zu den Perſonalfragen möchte ich betonen, daß zwiſchen Perſonal und Verwaltung ein Vertrauensverhältnis herr⸗ ſchen muß. Eine Privatgeſellſchaft muß die Möglichkeit haben, ihre Ausgaben entſprechend zu normieren, aber eine weſentliche Aenderung wird nicht eintreten. Die Bezüge der jetzigen Beamten ſind geſichert, An der Stellung der Militäranwärter wird nichts geändert. Nach wie vor bleibt der verantwortliche Miniſter, an dem ſich der 1 1 halten kann. Man ſollte nicht lichkeiten, die in den Auf⸗ ſichtsrat ber 1 von vornherein ihre Aufgabe er m man ſagt. die A nahme einer ſolchen Berufung verſtoße gegen die nationale Würde. Damit iſt die zweite Leſung der Eiſen⸗ bahnvorlage erledigt. Es folgt die zweite Le⸗ ſung des Mantelgeſetzes. Die zum Wort gemeldeten Abgeordneten Dr. Qua a tz (Du.) und Dr. Schiffer(Dem.) ſind nicht anweſend. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit iſt die zweite Leſung aller Dawesgeſetze erledigt. Die Abſtimmung wird ſpäter vorgenommen werden. n In allen drei Leſungen erledigt werden die Vorlagen über Maßnahmen zur Durch⸗ führung der im Verſailler Vertrag vorgeſehe— nen Ausgleichsverfahren für das Saar⸗ gebiet und über Wiederinkraftſetzung des Vertrages mit Nicaragua. Der Geſetz⸗ entwurf über Beitritt von Staaten zum Haa⸗ ger Abkommen über internationale Privatrecht wird in erſter und zweiter Leſung erledigt, die Novelle zum Poſtgeſetz(Neue Normierung der Entſchädigung für verloren gegangene Pakete und Einſchreibeſendungen) geht an den Verkehrsausſchuß. Die Novelle zum Geſetz über Prüfung und Beglaubigung von Fieber⸗ thermometern wird in zweiter Leſung debatte⸗ los erledigt, ebenſo die Vorlage über die Ver⸗ usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 0 8(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt bun Taß 41. Jahrgang zutſcheidung. Das Spiel der Deutſchnationalen. Berlin, 28. Auguſt. Die Deutſch⸗ nationalen finden jeden Tag neue Win⸗ kelzüge, um die Entſcheidung hinauszuſchieben. Intereſſant war ihre Haltung vei der geſtrigen Abſtimmung: Das Bankgeſetz, das Induſtrie⸗ belaſtungsgeſez und das Reichs bahngeſetz wurde von ihnen abgelehnt. Dagegen ſtimm⸗ ten ſie dem Mantelgeſetz in der Form der volksparteilichen Anträge(Zapf⸗Becker, Cur⸗ tius und Raumer) zu und verhalfen ihm ſo zur Annahme. Da aber der Abg. Schultz Bromberg für die dritte Leſung ſich noch wei⸗ tere Abänderungsanträge vorbehielt und für das Eiſenbahngeſetz, zu dem eine Zwei⸗ drittelmehrheit unter allen Umſtänden verlangt wird, iſt die Auflöſung des Reichstag, wenn nicht in letzter Stunde noch Ueberraſchungen eintreten, unvermeidlich. längerung des deutſch⸗ſpaniſchen Handelspro⸗ viſoriums. Abg. Becker ⸗Heſſen(D. Pp.) macht darauf aufmerkſam, daß es ſich hier nur um Verlängerung des ſeit Monaten beſtehen⸗ den Proviſoriums handele.. Vor der Abſtimmung über die Da wes⸗ Geſetze, die um 3 Uhr beginnen ſoll, erhält das Wort zu einer Erklärung Abg. Frau Gohlke(Ruth⸗Fiſcher)(K.), die verlangt, daß die Amneſtie, die man den Separatiſten gewähre, ausgedehnt werde, auf die Tauſende von Proletariern, die als poli⸗ tiſche Gefangene in deutſchen Gefängniſſen ſchmachteten. 2 e Abg. Sollmann(Soz.) unterſtützt das Verlangen nach Ausdehnung der Amneſtie auf die politiſchen Gefangenen im unbeſetzten Ge⸗ biet und verwahrt ſeine Partei gegen den von den Kommuniſten erhobenen Vorwurf des Separatismus.(Großer Lärm bei den Kom⸗ muniſten und Rufe: Hofmann!) Abg. Koch- Weſer(Dem.): Die Deutſche demokratiſche Partei hat ſtets das größte Ge⸗ wicht darauf gelegt, alle diejenigen mit voller Schärfe zu bekämpfen, die mit Gewalt gegen die Verfaſſung vorgehen, gleichgültig, ob dieſe Beſtrebungen von rechts oder links kommen. Die Deutſche Demokratiſche Partei iſt aus die⸗ ſem Grunde grundſätzlich eine Gegnerin der Amneſtie für politiſche Verbrechen.(Großer Lärm und hört! hört! Rufe bei den Kommu⸗ niſten und Nationalſozialiſten.) Nun hat man uns die Bedingung aufgezwungen, die Sepa⸗ ratiſten mit einer Amneſtie zu bedenken, wenn unſeren Landsleuten, die in franzöſiſchen Ge⸗ fängniſſen ſitzen, weil ſie im Intereſſe des Deutſchtums im beſetzten Gebiet tätig geweſen ſind, ihre Freiheit wiedergegeben wird.(Rufe bei den Kommuniſten: Man hat es ja freilich unterſchrieben.) Wir ſehen nun keinen Grund, das Unheil dadurch zu vermehren, daß wir eine allgemeine Amneſtie bewilligen.(Große Unruhe bei den Kommuniſten und National⸗ ſozialiſten. Abg. Katz ruft: Pfui Teufel.) Die Vorwürfe, die man heute meinen Freund Bro⸗ dauf gemacht ſind, ſind durchaus ungerechtfer— tigt.(Abg. Katz ruft: Pfui! als der Name Brodauf erwähnt wird, worauf Vizepräſident Rießer erklärt, daß Pfuirufe nicht parlamen⸗ tariſch ſeien.) Zum mindeſten müe man ab⸗ warten, ob morgen tatſächlich der Beſchluß ge⸗ faßt werden wird, die Separatiſten freizulaſ⸗ ſen. Die Parteien, die, wie die Kommuniſten und die Nationalſozialiſten, morgen dieſen Beſchluß nicht faſſen wollen, haben die aller⸗ geringſte Veranlaſſung, ſolche Forderungen zu ſtellen.(Große Unruhe bei den Nationalſozia⸗ liſten und den Kommuniſten. Abg. Katz wird zur Ordnung gerufen, weil er dem Redner zuruft: Schieber!) Wenn die Separatiſten morgen durch einen Beſchluß des Hauſes be⸗ freit werden, dann können wir am Freitag nochmals über die Frage beraten. Vorher ha⸗ ben wir nicht die geringſte Veranlaſſung dazu. Man hat den Abgeordneten Brodauf wegen ſeiner ſachlichen Stellungnahme ſogar einen elenden Schuft“ genannt.(Abg. Katz ruft: bedauerliche Vorfall hervor⸗ gerufen worden. Beide Parteien trifft die gleiche Schuld daran. Ich hoffe, daß dieſer Reichstag entweder in kürzeſter Friſt die Kraft findet, ſich gegen ſolchen Radau zu wehren, oder den Weg geht, den er verdient.(Großer Lärm bei den Kommuniſten und National⸗ ſozialiſten.) iſt der heutige Abg. Dr. Frick(Natſoz.) beſtreitet, daß die unerfreulichen Vorfälle von heute morgen durch die nationalſozialiſtiſchen Zwiſchenrufe hervorgerufen worden ſeien. Schuld ſea ledig⸗ lich das undefinierbare Verhalten Brodaufs geweſen. Vizepräſident Dr. Rießer: Es iſt mir mitgeteilt worden, daß der Abg. Kopſch ge⸗ genüber einem deutſchvölkiſchen Herren den Ausdruck gebraucht haben ſoll,„einer der ge⸗ meinſten Hetzer“.(Abg. Kopſch(Dem.) ruft: Nein! Großer Lärm bei den Nationalſoziali⸗ ſten. Rufe: Das hat er doch geſagt. Gemeiner Lügner, Feigling.) Falls dieſer Ausdruck ge⸗ fallen iſt, muß ich den Abg. Kopſch zur Ord⸗ nung rufen. Abg. Koch(Dem.) fragt, ob es richtig ſei, daß von den Völkiſchen fortdauernd gerufen worden ſei„Raus!“(Rufe bei den Natſoz.: Jawohl!) Darauf ſind aber die Kommuniſten auf meinen Freund Brodauf eingedrungen. Herr v. Graefe, der vorſichtigerweiſe den Saal verlaſſen hatte(großer Lärm bei den Nativo⸗ nalſozialiſten), hat Herrn Brodauf„Jude“ zugerufen,„Elender Schuft!“(Sehr richtig! bei den Natſoz.) u.„Separatiſtenunterſtützer!“ (Erneute Zuſtimmung der(Natſoz.) Alle dieſe Aeußerungen werden jetzt zugegeben.(Zurufe der Natſoz.: Jawohl, weil ſie ſtimmen!) Ich ſtelle alſo feſt, daß die hauptſächliche Verant⸗ wortung für die Erregung hier im Hauſe die Ntaionalſozialiſten trifft. Abg. Jentzen(Deutſchſoz.) daß erſt provoziert worden ſei, als der kom⸗ muniſtiſche Stoßtrupp vordrang. Kommuniſten: Elender Verleumder!) Von völtiſcher Seite ſei nicht provoziert worden. Das Verhalten der Kommuniſten gegenüber dem Demokraten Brodauf ſei durchaus ver⸗ ſtändlich. Gerade der Abg. Kopſch ſei es gewe⸗ ſen, der unter deutlichem Fingerzeigen einen deutſchvölkiſchen Abgeordneten als„elenden Hetzer“ bezeichnet habe. Nachher habe Herr Kopſch dies abgeſtritten. behauptet, f (Zuruf der. Abg. Eſſer(Zentr.) ſtellt feſt, daß die von den Kommuniſten angegriffenen Angehö⸗ rigen des Zentrums ein volles Jahr in vor⸗ derſter Front gegen den Separatismus geſtan⸗ 1 Das habe ich er) Nur durch die Zurufe von deutſchvölkiſcher u. kommuniſtiſcher Seite den hätten. g Abg. v. Graefe(Natſoz.): Der Abg. Koch hat die Stirn gehabt zu behaupten, daß die Szenen von vorhin auf meine Veranlaſ⸗ ſung herbeigeführt worden ſei. 010 f wenn die Demokraten weg ſuchen, angeſichts der bodenloſen Gemet Ich verſtehe jetzt einen Aus⸗ 10 die ſich ein Mitglied 17 hat zu⸗ chulden kommen laſſen.(Große Fortſetzung auf der dritte 5 8 —— Zur kritiſchen Lage. Reichskanzler Dr. Marx hat dem Vorſitzen⸗ den der Zentrumspartei des Kreiſes Worms Abg. Nuß, durch die Reichskanzlei am 25. Au⸗ guſt auf deſſen hier veröffentlichtes Schreiben mit folgendem Briefe antworten laſſen: „Herrn Rechtsanwalt Nuß, Mitglied des heſſiſchen Landtags, Worms.. Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt! Der Herr Reichskanzler hat von dem Inhalt Ihres gefälligen Schreibens vom 19. Auguſt ds. s. mit Intereſſe Kenntnis genommen und mich beauftragt, Ihnen, ſehr geehrter Herr Rechtsan walt, ſeinen beſten Dank auszuſprechen. Mit vorzüglicher Hochachtung gez. Dr. Offermann Miniſterialrat.“ Die Stimmung, die in unſeren Zentrums⸗ reihen und weit darüber hinaus nach links und auch nach rechts im beſetzten Gebiet im⸗ mer lebhafter zum Ausdruck kommt, läßt ſich in die Formel zuſammenfaſſen: Wir lehnen ganz entſchieden eine Arbeitsteilung ab, wonach die Herren in Oſtpreußen und Hinterpommern die ſchneidigen nationalen Reden halten und die Leute im beſetzten Gebiet die nationalen Opfer bringen. Hoffentlich ſiegt im Reichstag in letzter Stunde doch noch die Vernunft! leine politiſche Umſchau — Die Schlacht im Reichstag. Bei der ge⸗ ſtrigen Schlägerei im Reichstag hat der Abge⸗ ordnete Brodtauf eine erhebliche Augenverletzung davongetragen, ſodaß er ſofort in ärztliche Be⸗ handlung der im Saale anweſenden ſozialdemo⸗ Watiſchen Abg. Frau Dr. Stegmann genommen werden mußte. Sie ſtellte eine ſchwere Ver⸗ letzung des Auges feſt, deren Folgen noch nicht zu konſtatieren ſeien. Abg. Brodtauf wird ſich nach Rückſprache mit ſeinen Parteikollegen in die Heimat begeben, um ſich auszuheilen. ö — Ein bedauerlicher Beſchluß. In der geſt⸗ rigen Sitzung des Rechtsausſchuſſes des Reichs⸗ tags ſollte endlich der Antrag der ſoziialdemokrati⸗ ſchen Fraktion verabſchiedet werden, durch den ein Wiederaufnahmeverfahren gegen die Urteile der bayeriſchen Volksgerichte eingeführt werden ſoll. Der Abgeordnete Kempkes von der Deut⸗ ſchen Volkspartei beantragte aber Vertagung, weil der Reichstag dieſe Vorlage jetzt doch nicht mehr verabſchieden könne. Abg. Dr. Roſenfeld (Soz.) wies darauf hiin, daß die Vorlage be⸗ reits den echtsausſchuß und auch einen Unter⸗ ausſchuß einmal beſchäftigt habe, daß der Aus⸗ ſchuß ſie faſt einſtimmig angenommen habe, daß auch im Plenum gegen die Annahme in der zwei⸗ ten Leſung kein Widerſpruch erfolgt ſei und daß lediglich der Widerſpruch des Abg. Bredt von der Wirtſchaftspartei die ſofortige Verabhſchiedung der Vorlage verhindert habe: die Sache ſei längſt ſpruchreif. Mit dieſer Vorlage würde end⸗ lich denen Hilſe gebracht, die infolge der furcht⸗ Haren Urteile vieler bayeriſcher Volksgerichte in Gefängniſſen und Zuchthäuſern ſäßen.— Gegen die Stimmen der Sozialdemorkaten, Demokraten 5 Kommuniſten wurde die Vertagung beſchloſ⸗ en. — Pöhner legi die Leitung des Völkiſchen Blocks nieder. Nach Mitteilung der völkiſchen Blätter hat Pöhner den Vorſitz im Landesver⸗ band des völkiſchen Blocks niedergelegt. An ſeiner Stelle habe der Abg. Straßer den Vorſitz übernommen. Eine kat Partei Wir leſen in der„K. V.“: Vor kurzem il bas Parteiweſen in Frankreich um eine Neu⸗ gründung bereichert worden, deren Träger Ka⸗ tholiſch⸗Soziale ſind. Die neue Partei ſoll eine ausgeſprochen demokratiſche Ten⸗ denz haben. Sie trat zuerſt als parlamentariſche Gruppe in die Erſcheinung, worüber eine Pari⸗ ſer Korreſpondenz der„Libe Belgique“, wie folgt, berichtet: Eine Woche nach der Konſtituierung der neuen Hammer löſten ſich 14 Abgeordnete, die auf den Liſten des Nationalen Blocks gewählt worden waren, von dieſem los und proklamierten ihre Selbſtändigkeit. Dieſe Abgeordneten vertraten Departements, die politiſch zu den charakteri- ſtiſchſten gehören: Bretagne, Elſaß, Lothringer, Ardennen, Pyrenäen. Der Platz, den die ſo gebildete Gruppe im Palais Bourbon einnimmt, zeigt deutlich ihre Tendenz an. Ihre Mitglie⸗ der werden in der rechten Mitte ſitzen, wohl unterſchieden von der Rechten, am Rande der Gruppe der Demokratiſchen Entente, die vor den Wahlen vom 11. Mai den Kern der Mehrheit bildete, welche nacheinander Clemenceau, Mille⸗ rand, Briand und Poincare unterſtützte. Was das Programm der neuen Partei anbelangt, ſo will ſie im Innern jedem Bürger das Maximum an Freiheit garantieren und ein Regime ſozialer Gerechtigkeit ſchaffen, nach außen will ſie für ein Regime des Gleichgewichts und des Friedens eintreten. Sie will ſich fernhal⸗ ten von einem„gewiſſen egoiſtiſchen und engen Nationalismus, deſſen Refrain man in den Re⸗ den der Führer des früheren Nationalen Blocks hörte“. Nach der„Libre Belgique“ rekrutiert ſich die neue Partei in erheblichem Umfange aus frühe⸗ ren Anhängern des Sillon, der bekannten Gründung von Mare Sangnier. Der Ge⸗ währsmann des belgiſchen Blattes ſpricht in die⸗ ſem Zuſammenhang von einem Scheitern der ſilloniſtiſchen Bewegung. das eines benſten Kapitel in der Geſchichte der franzöſiſchen katholiſch⸗ſozialen Aktion darſtelle. Nach Wjäh⸗ rigem Beſtehen werde die Bewegung, an die ſich der Name Mare Sangniers knüpfe, in Frank⸗ reich nur noch durch ihren Gründer repräſentiert. Die Gründe ſeien mannigfaltige, hauptſächlich lägen ſie in der Eigenart der Perſönlichkeit Mare Sangniers ſelbſt. Was die Parteiorganiſation ſelbſt anbelangt, ſo ſind neben der Pariſer Zentrale eine Reihe regionaler Organiſationen gebildet worden. Ein Generalſekretariat mit einem Exekutivausſchuß und einem Preſſebüro iſt bereits in Tätigkeit. Angeſehene Zeitungen, darunter der L'Oeuſt⸗ Eclair(Rennes) mit einer Auflage von 250 000, ſtehen zur Verfügung der neuen Partei. Ueber die Erwägungen, die zu der Neugrün⸗ dung geführt haben, gibt eine lange Zuſchrift des Katholiſch⸗Sozialen de Lamartinie an die katholiſch⸗ſoziale Monatsſchrift Le Mouvement des Faits et des Idees Auſſchluß. Es heißt da⸗ rin u. a.: Man hat die ſogenannten Ideen, die chriſtliche ſind, in Beſchlag nehmen und monopoliſieren laſſen. lich! Wenn in der Kammer des nationalen Blocks, in dem ſich ein Kern ernſter Katholiſch⸗ Sozialer befand, keine gegenüber dem Nationalen Block unabhängige Grupve, die zugleich die Verbindung mit den Links parteien halten konnte, gebildet worden iſt, liegt der Grund dafür nicht in der Unterordnung unter een W e Die ſechs Nallies Roman von Igna Maria. 43 16(Nachdruck verboten.) Im Zuckeltrab ging es durch die morgend⸗ lichen Dorfſtraßen, die von ſchnatternden Gän⸗ ſen und aufgeregt gackernden Hühnern belebt waren, vorbei an der Domäne und der Mühle über die Brücke auf die breite Landſtraße. Mit Konnigem Behagen amtete Theres die friſche kräftige Harzluft. Rechts und links als Abſchluß von lan⸗ gen Länderſtreifen dunkle Berge, und darüher glasklarer, blaßblauer weiter Himmel. Nie war ihr die Schönheit hier ſo zum Bewußt⸗ ſein gekommen als jetzt. Een Ochſengeſpann rollte vorüber, der Lenker rief dem Kutſcher ein Scherzwort zu. So zuckelten ſie gemächlich und ohne jede Eile die Landſtraße entlang. Dies iſt ſchon Lin⸗ bauer Gemarkung, frohlockte Theres. Da ſah ſie denn auch das Weghaus— der Omnibus bog in die kahle Lindenallee. Die Gärten zu beiden Seiten des Weges ſahen trübſelig und abgeerntet aus. Hier und da blühte eine verſpätete bunte Aſter, oder es leuchtete vom kahlen Noſenſtrauch eine pralle Hagebutte. Endlich hielt der Omnibus. Der Poſtillon, bet ſie offenbar für eine Fremde hielt, forderte 10 Pfennige vor.„Ich bin hier belannt, Al⸗ bert,“ lachte Theres,„oder ſeid ihr ſtädtiſch geworden? Et ſah die ſeine Dame verdutzt an,„Ich habe mich verian, Fräulein Theres klingte die niehr ige Laltentür auf und ſchritt auf den Friedhof. Die 2 Huche halle mit ihrem Blauer gold dich Wege beſnent. Eifrig ſcharrten braue enen gde,., 2 44. Was 4nd gt, n 5, dachte Theres,„muſt ſchön ſein, hier iſt die Ruhe.“ Immergrün und Herbſtaſtern bedeckten neben kahlen Roſenſträuchern die Gräber. Sonnenſtrahlen huſchten über die Goldſchrift der grauen Marmorſteine. Jos Matties Name leuchtete Theres hell entgegen. Warum mußteſt du von uns gehen, wo wir Mutterken ſchon verlieren mußten.—— Könntet ihr doch ſehen, daß Eure Kinder echte Matties geworden ſind! Und ſie ſah wieder den grünen Wagen auf der Wieſe ſtehen und das ganze kurze Kinderglück.— Mutterken lebte noch. Klein⸗ Anneken war geboren, und dann der Tag, an dem das erſte Grab geſchaufelt wurde, und dann, als die furchtbare Nachricht vom Tode des Vaters eintraf.——— Theres verließ den Kirchhof und ſchlug den Weg ein nach Lindemanns Hof. Kolonial⸗ und Spezereiwaren Auguſt Lindemann, las ſie, ehe ſie die Stufen zur Tür nohm. Das Haus iſt ja umgebaut, wunderte ſie ſich. In dem kleinen Schaufenſter prangten neben Wichsbürſten und Schuhbändern kleb⸗ rige Zuckerbonbons, Muskatnüſſe und Vanille⸗ ſtangen. Werner Breuers Kafſeezuſatz lockte u. Magai⸗Suppenwürze. Theres klingte die Tür auf, hell ſchrillte die Klingel durch den Laden. Ein bildhübſches etwa 15jähriges Mädchen mit krauſen rotblon⸗ den Haaren, die in Sonnenbeleuchtung goldig ſchimmerten, richtete ſeine mandelförmigen ſchwarzen Augen fragend auf die fremde, ele⸗ gante Käuferin. „Kann ich Frau Lindemann ſprechen?“ Theres lächelte Annelen an: das wurde ein wenig verlegen: Einen Augenblick.“ Berta Lindemann lam behäbig, in ſtrah⸗ lender Geſunp heit. Theres- b i, en er der gaben, 7 4* holiſ ale daß in Frankreich. der betrü⸗ i unterſtützen, Ideen, die die Sy ſen der Nation erobert und den ſten das Sprungbrett ihres Triumphes wegge⸗ nommen hätten. Man hat es vorgezogen, blind den ebenſo maßloſen wie unklugen Uebertreibun⸗ gen der Chauviniſten zu folgen, und man hat ſich dem Verdacht ausgeſetzt, dieſen ſchädlichen Theorien des Haſſes und der Iſolierung zu⸗ zuſtimmen. Wenn ich Ozanam und Lacorbaire und einige weniger bekannte Männer ausnehme, haben die franzöſiſchen Katholiken niemals klar erkannt, daß ſie immer und überall bei der Ver⸗ teidigung ihrer Religion dieſe nicht verwechſeln durften mit der Ausbeutung der Ordnung, der Autorität und des Vaterlandes durch den be⸗ ſchränkten Eigennutz und Konſervativismus. Währen anderthalb Jahrhunderten ſah man ſie in ihren Zeitungen, ihren Büchern und Re⸗ den ſich begeiſtern für die Anbeter der Gewalt, des Erſolges, wenn nicht ſogar des Geldes. Sie ſchienen mehr beſorgt um eine politiſche Herr⸗ ſchaft, als um eine Herrſchaft der Ideen des Evangeliums. Wenn man von politiſcher Aktion ſpricht, ver⸗ geſſe man niemals folgendes: Dieſe Katholiken der Aktion ſtellen in unſerem Lande nur eine kleine Minderheit dar. Sie können nicht nach der Führung ſtreben, dürſen ſich aber noch weni⸗ ger von einer der Parteien abſorbieren laſſen; denn mit ihnen beſiegt, würden ſie alle Folgen der Niederlage mit ihnen zu tragen haben. Die Katholiſch⸗Sozialen ſollten eine Gruppe von Elitepolitikern bilden, die den Mut haben, alle klugen, ſozialen, finanziellen und internationalen Maßnahmen der Linksparteien zu unterſtützen, um ſie im Bunde mit den Rechtsparteien umſo beſſer belämpfen zu können, wenn ſie ſich an das heranmachen, was das Weſen der Religion darſtellt, Wie man ſieht, beginnt franzöſiſchen Katholiken zu dämmern. es im Lager der Die Er⸗ gangenheit wächſt, und wie die Neugründung zeigt, hat ſich auch ſchon ein Kreis führender ö Linksparteien Sprechen wir deut⸗ aufrechter⸗ Männer gefunden, welche die als notwendig erkannte Umkehr in die Praxis umſetzen wollen. Die deutſchen Katholiken werden die neue Be⸗ wegung aufmerkſam und mit wohlwollendem Intereſſe verfolgen, in der Hoffnung, daß doch noch einmal möglich werden möge, was in der Vergangenheit leider nicht möglich war, näm⸗ lich auch mit den franzöſiſchen Katholiken ge⸗ meinſame Anknüpfungspunkte auf politiſchem Gebiete zu finden. Aus Nah und Fern. Mainz, 27. Aug. Am Montag abend gegen 9,45 Uhr erfolgte unmittelbar am Stellwerk 1 des Bahnhofes Gau⸗Algesheim der Zuſammenſtoß einer Maſchine mit dem Pariſer D⸗Zug Nr. 441. Die Lokomotive des Kreuznacher Zuges wollte in ein anderes Geleiſe auswechſeln, überfuhr die zum Ausbwechſeln beſtimmte erſte Weiche ung geriet in die Maſchine des glücklicherweiſe lang ſam einfahrenden D⸗Zuges. Die Lokomotive des D⸗Zuges wurde beſchädigt, der Packwagen legte ſich zur Seite, zwei andere Wagen entgleiſten Die Rangierlokomotive legte ſich ebenfalls zur Seite. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen, Nur der Heizer der Rangierlokomotive iſt leicht verletzt. 3 2 N abel kenntnis der verhängnisvollen Fehler der Ver⸗ n guten Weggeiſtern der Straßengabelung einen Altar errichtet hatte, der ſich jetzt im rö⸗ miſch⸗germaniſchen Muſeum in Mainz befindet Babenhauſen, 27. Aug. In nicht geringe Aufregung wurden vorgeſtern abend die Eltern ber zweieinhalbjährigen Annelieſe Peter verſetzt. Das Kind ſpielte am ſpäten Nachmittag wie ge⸗ wöhnlich mit anderen kleinen Kindern hinter dem Kammergebäude der Kaſerne, wo die Fa⸗ milien der Ausgewieſenen untergebracht ſind. Als gegen Ahend das Mädchen nicht heimkehrte ſuchte man auf dem Exerzierplatz nach ihm. Al⸗ les Suchen der vielen Kaſernenbewohner bis in die Nacht hinein war vergeblich. Das Kind blieb verſchwunden. Es war nur die eine Möglichkeit noch vorhanden, daß es im Walde von der her⸗ einbrechenden Dunkelheit überraſcht worden war und dort mutterſeelenallein die Nacht verbracht hatte. Alle Nachforſchungen am nächſten Vor⸗ mittag in den Nachbarorten blieben zunächſt er⸗ gebnislos. Am Suchen nach der Vermißten be⸗ teiligten ſich auch Offiziere und Mannſchaften der hieſigen Polizeiwachtabteilung. Eine Reiter⸗ patrouille hatte das Glück, gegen 10 Uhr vormit⸗ tags das Mädchen in der Haſſelſchneiſe, Blumen pflückend aufzufinden. Eine große Schar von Schulkindern gab dem Finder, einem Oberwacht⸗ meiſter, das Geleite, als er das harmlos drein. blickende, doch äußerſt muntere Mädchen auf den Armen den erfreuten Eltern zurückbrachte. Michelſtadt i. O., 27. Aug. Die Kraftpoſtver⸗ bindung vom heſſichen Odenwaldklub in dal bayeriſche Maintal, nämlich von Michelſtadt nach Miltenberg und zurück iſt geplant. Das Projell liegt den maßgebenden Stellen in München vor Die Verbindung, die Dienstags, Donnerstags. Freitags und Samstags erfolgen foll, bringt vormittags eine Fahrt von Miltenberg nach Mi⸗ helſtadt und am ſpäten Nachmittag die Rück, fahrt. Dreieichenhain, 27. Aug. Einen zweimaligen Selbſtmordverſuch unternahm hier eine Kriegers witwe, indem ſie ſich zweimal in einen Brunnen ſürzte. Es gelang jedesmal, die Bedauerns⸗ werte zu retten und ſie dann in die Heil⸗ un! Pflegeanſtalt zu überführen. Nervenüberreizung ſoll der Grund zur Tat ſein. Ziegenhain(Oberheſſen), 27. Aug. In Zie⸗ genhain wurde in einem Schaſhof die Tollwul feſtgeſtellt. Infolgedeſſen wurde für die ganze Umgebung, die etwa 15 Ortſchaften umfaßt, dil Hundeſperre verhängt. Bis jetzt iſt kein beſon⸗ derer Schaden entſtanden. Weltſpiegel. :: Der erſte Flug des„Z. R. 3“. Das für Amerika beſtimmte Luftſchiff„Z. R. 3“ hat ge⸗ ſtern nachmittag bei günſtigen Witterungsver⸗ hältniſſen ſeine erſte über zwei Stunden ausge⸗ dehnte Probefahrt durchgeführt. Die Führung lag in der bewährten Hand des bekannten Luft⸗ ſchiffers Dr. Eckener. Kurz nach halb 4 Uhr war alles klar, und unter den begeisterten Hochrufen der auf dem Flugplatz Anweſenden hob ſich das Luftſchiff langſam mit einer gewaltigen Schleife über den Flugplatz. In 200 Meter Höhe ent⸗ falteten die Motoren ihre Kraft. Mit einer un⸗ geheuren Geſchwindigkeit, obwohl der Führer noch nicht volle Kraft entfaltet hatte, zog das ge⸗ waltige Luftſchiff über die Stadt dabin. Die Zaeppelin donnte man ſeſtſtellen, daß das Schiff, wohl in ind ſtreichelte ſie:„Liebes Anneken, als ich fortging, warſt du drei Jahre!“ Anneken umarmte ſie herzhaft.„Theres, wie ſchön, daß du endlich einmal gekommen biſt! Nein, ich hätt dich nicht mehr gekannt!“ Sie gingen ins Wohnzimmer. Anneken mußte die ganze Familie zufammenrufen. Auguſt Lindemann, mit einem ſtattlichen, rotblonden Schnurrbart, begrüßte die Schwä⸗ gerin herzlich.„Jetzt kommſt du aber nicht ſo ſchnell wieder fort, Theres. Denn wollen wir mal gleich frühſtücken. Wieder tat ſich die Tür auf, herein traten zwei kugelrunde Buden— echte Lindemanns. „Joſef und Johannes,“ ſtellte Berta ſtolz vor, nach unſerem Vater und der Kaufmannsfrau, die doch mit Vornamen Johanna hieß.„Jos“ können wir ihn nicht rufen, du weißt ja, auf dem Lande—“ „Und das iſt unſer Hildchen“, Anneken präſentierte ein nicht ganz Zweijähriges, „nach Mutterken genannt. Hildchen iſt aber ein Matties und ein liebes Kind.“ Theres belobte die Zukunft des Hauſes Lindemann, zum größten Stolz der glücklichen Eltern. Die La⸗ denklingel ſchrillte, Anneken huſchte hinaus. f„Iſt der Laden nicht läſtig“, fragte The⸗ res. „Ach nein. Weißt du, Mutter verſtarb ſo plöhlich an Herzſchlag und vermachte mir alles, da hab ich ihr Geſchäft auch übernom- men, und weitergeführt. Ehrlich geſtanden, in der erſten Zeit meiner Ehe hat mir der Laden ſehr gefehlt. So ein Geſchäft bringt ganz nett Geld ins Haus, die alten Kunden ſind alle mit herübergekommen, und Anneken iſt ſo flink im Haushalt, da kann ich im Laden ſein. Die Schwiegermutter iſt ein halbe Jahr nach Hil⸗ dens Geburt geſtorben, Das nüchſte Mäbchen ſoll ihren Namen tragen.“ a ö „Theres hat ſich aber gar nicht veründert,“ an de Sie ee den eſäült bir benn die Singerel! n genug Leute!“ 1 denn da immer nehmen, in der guten Stube iber dem Plüſch ſofa hing als Gegenſtück zu Bertas Brautbild die Aufnahme von Kurt und Ur Bild unter Glas und Rahmen. Es tat tür ordentlich weh, das Bild aus ihrer glücklichen Zeit zu ſehen. „Ihr hängt da auch immer noch,“ ſagte Berta, obwohl er dein Mann nicht mehr iſt, aber ich habe noch kein anderes Bild für den Platz. Du mußt uns ein großes Bild von dir ſchicken, das hängen wir dann an die Stelle.“ „Ich möchte jetzt wohl nach Brennecken Hof gehen,“ ſagte Theres, als der Rundgang beendet. „Komme aber nicht ſo ſpät wieder, viert⸗ nach Zwölf wird gegeſſen.“ „Warum mögen die zwei nur auseiner⸗ dergegangen ſein, Berta? Gewiß konnte er die ewige Singerei nicht vertragen.“ Auguſt Lin⸗ demann nahm ſeinen Hut vom Haken. „Theres ſchritt derweil durch vertraut Gaſſen, über den Marktplatz nach Brennecke Hof. Vorſichtig ging ſie an dem Haus vorüber, ungeſehen wollte ſie bineinſchlüpfen. g Das breite Tor ſtand offen. Theres über⸗ querte den Hof. am Küchenfenſter vorüber, durch den Hausflur in die Küche. Roſa Bren- necke ſtand mit abgewandtem Geſicht und rührte Pfannkuchenteig. 9 807 „Tante Roſa!“ Theres hatte ſie umfan⸗ gen und küßte ſie. Ja, Tante, kennſt du mich nicht mehr?“ N „Kind!— Theres!“ Roſa Brennecke ſchloß ſie in ihre Arme.„Das iſt ſchön vor dir, daß du gekommen biſt. Geh mal in die Amtsſtube, und dann hältſt du Vater zum Beſten und ſagſt, du wollteſt dich anmelden.“ „Tag, Herr Püraermeiſter,“ Theres blitzte der Schalk aus den Augen, anmelden.“ 5 3 15 Anton Brennecke ſah erſtaunt die fremde „ehe en ele einen Angel wet „Nehmen See einen blick Pla „Abe e Anton,“ plagt 0 „ich wollte mich wobl an widau, f pelinſluges In mitt⸗ en Höhen von 200 bis 300 Metern zog der ſeine Kreiſe und Schleifen. Dab⸗⸗ folge der neuartigen Konſtruktion ſeiner Motore, eine überraſchende Wendigkeit zeigte. Auch die Veränderung in der Höhenlage ging mit hervor⸗ ragender Präziſton nor ſich. Nach über zwei⸗ ſtündiger wohlgelungener Fahrt landete„Z. R. 3“ dann wieder vor der Halle, wo die Führer und die Beſatzung lebhaft beglückwünſcht wurden :: Pädagogiſcher Kongreſſ. In München fin det vom 28. bis 30. Auguſt ein pädagogiſcher Kongreß ſtatt,„zu dem alle an den Fortſchritten der pädagogiſchen Theorie und Praxis intereſ⸗ ſierten Kreiſe der deutſchen Länder zu Beſuch und aktiver Teilnahme eingeladen werden.“ Re⸗ ferenten ſind u. a. Kerſchenſteiner, Litt, Al. Fi⸗ ſcher, Sickinger, Gertrud Bäumer. Auskunft er⸗ :: Die Funkverſuche nach dem Mars. Wie der amtliche engliſche Funkdienſt meldet, nehmen die Sachverſtändigen und die Liebhaber des Funkweſens lebhaften Anteil an den Verſuchen der ganzen Welt, mit dem Planeten Mars in Verbindung zu treten. Von Canada wird ge⸗ meldet, daß die drahtloſen Apparate der Station Pointgreb geheimnisvolle Zeichen gehört haben, deren Sendeſtation völlig unbekannt iſt. Auch andere Funkempfänger in dieſem Lande berich⸗ ten, daß ſie eigenartige Zeichen vernommen hät⸗ ten. In führenden wiſſenſchaftlichen Kreiſen wird indeſſen die Möglichkeit, daß irgendwelche Ergebniſſe erzielt werden, bezweifelt. ö :: Vormufig reine zsroveſfayrt des neue. Zeppelin. Nach Mitteilung der Zeppelinwerft Friedrichshafen findet die für heute morgen ge⸗ plante Probefahrt des Amerika⸗Zeppelins nicht ſtatt. Der Tag der Probefahrt iſt noch unbe⸗ kannt. :: Ehrenvolle Berufung eines deutſchen Ge⸗ lehrten. Der bekannte deutſche Naturwiſſenſchaft⸗ ler und Landwirt Regierungsrat a. D. Kempsky hat eine Berufung als landwirtſchaftlicher Sach⸗ verſtändiger, Leiter eines Forſchungsinſtituts und Hochſchullehrer nach Chile erhalten und an⸗ genommen. Dr. Kempky kehrte im Juni dieſes Jahres von einer dreijährigen Forſchungsreiſe nach Niederländiſch⸗Indien, den Philippinen, China, Japan, Haway und Nordamerika zurück. Er iſt Verfaſſer einer Reihe von Werken über die wichtigſten Tropenkulturen ſowie über die europäiſche Landwirtſchaft. :: Erdbeben in Schottland. In Schottland wurde ein ſtarkes, ſechs Sekunden dauernes Erd⸗ beben ſeſtgeſtellt, das mit ſtarken Wolkenbrüchen verbunden war. Im Lande wurde großer Scha⸗ den auf den Feldern und an den Gebäuden an⸗ gerichtet. :: Wirbelſturm in Amerita. im Staate Indiana(Amerika) iſt durch einen Wirbelſturm eine Kirche zerſtört worden. Von den hundert Perſonen, die ſich in der Kirche be⸗ ſanden, wurden 10 getötet und 28 verletzt. Deutſcher Reichstag. (Fortſetzung von der erſten Seite.) Der Abg. Graefe fuhr dann fort: Der Ausdruck iſt nicht parlamentariſch, aber die deutſche Sprache bietet mir keinen anderen. Ich habe auch nicht das geringſte von meiner Kennzeichnung zurückzunehmen.(Fortdauern⸗ der Lärm.) Eine Meerestiefe trennt mich von den Kommuniſten(Gelächter), aber tigen ſogenannten Demokratiſchen ſoll dann weiter geſagt haben, hätte mich dann aber heimlich gedrückt. Es muß ſchon ein anderer Kerl als er ſein, wenn ich mich heimlich drücken ſoll.(Stürmiſche Zu⸗ ſtimmung bei den Völkiſchen.) Nach weiteren perſönlichen Bemerkungen wird die Sitzung mit Rückſicht auf die Bera⸗ kungen des Aelteſtenrats bis 5 Uhr unterbro⸗ 25 175 Mit faſt einſtündiger Verſpätung wird die neue Sitzung um 6 Uhr vom Präſidenten Wallraf eröffnet. Das Haus iſt ſtark beſetzt: die Tribünen ſind überfüllt. Der Prüäſtdent nimmt ſofort Stellung zu den Tumultſzenen in der Vormittagsſitzung und ſchließt die Abg. Grube, Neddermeyer und Eppſtein, die den Abg. Brodauf angegriffen haben, von der Sitzung aus. Abg. Stoecker verlangt das Wort zur Geſchäftsordnung. Präſident Wallraf verweigert es ihm und ſtellt feſt, daß die drei genannten Abge⸗ ordneten ſeiner Aufforderung zum Verlaſſen des Saales nicht geſolgt ſind und unterbricht die auf 5 Minuten. Da die genannten Abge⸗ ordneten ſeinen weiteren Aufforderungen leichfalls ebenſo kein Gehör ſchenken, werden ſie zunächſt auf 8 und ſchließlich auf 20 Tage ausgeſchloſſen. Als der nen räumen läßt, ben 10 erbeigeholten Kriminalbeamten ent, ern 1 chl e 9 50 Darauf wird die Si 0 teilt Dr. Mann, München, Roſental 7. 1 und das Münzgeſetz. Die Gegner ſind dieſel⸗ In St. Patrick ich er⸗ kenne an, ſie haben doch mehr Idealismus als die verkommenen und verkalkten Repräſentan⸗ ten der Nachkommen derer von 1848, der heu⸗ Partei. (Fortdauernder allgemeiner Lärm) Herr Koch ich wäre bis an die Tiſche der Demokraten vorgedrungen, räſtdent die Tribü⸗ verläßt Neddermeyer den Saal. Die beiden anderen Abgeordneten müſ⸗ haltern end dieſes eifal des Hauſes verweigert. Präſident Wallraf: Wir kommen zun Abſtimmung. Der Aelteſtenrat hat beſchloſſen, die Entſchließungen erſt bei der dritten Le ſung vorzunehmen. Das Haus iſt einverſtan⸗ den. Zum Bankgeſetz beantragt Abg. Koenen (Kom.) namentliche Abſtimmung. Die Natio, nalſozialiſten unterſtützen den Anlrag, ſodaf die Unterſtützung ausreicht. Das Bankgeſetz wird mit 249 gegen 171 Stim men bei 2 Stimmen Enthaltungen angenom ö men. Dagegen ſtimmten die Deutſchnationalen die Völkiſchen, die Kommuniſten und die Na⸗ tionalſozialiſten. Ebenſo werden in einfacher Abſtimmung angenommen: 5 das Privatnoten bankgeſetz, der Geſetzent⸗ wurf über die Liquidierung der Rentenban ben wie vorher. Weiter wird angenommen in namentlicher Abſtimmung das Geſetz über die Induſtriebelaſtung mit 247 gegen 173 Stimm men. mung. Die namentliche Abſtimmung über das Reichseiſenbahngeſetz wird wiederum von Nationalſozialiſten und Kommuniſten gemeinſam erzwungen unter lebhaften Pfuirufen der Mittelparteien. Auf Ein Mitglied enthielt ſich der Abſtim der Linken und in der Mitte werden lebhafte Rufe laut:„Ludendorff und Katz zuſammen! Heil! Heil! Die Mehrheitsverhältniſſe ſind die gleichen wie bei den übrigen Geſetzen: die Vorlage wird mit 248 gegen 174 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Das Reichsbahnperſonalgeſetz wird mit einfacher Abſtimmung angenommen. Zum Mantelgeſetz liegen der von der Regierung fordert, ſie ſolle darauf hinwirken, daß das Sanktionsgebiet erheblich vor dem 15. Auguſt 1925 geräumt werde; fer⸗ ner ein Antrag v. Raumer(D. Pp.), wo⸗ nach das Mantelgeſetz und die dazu gehörigen Geſetze außer Kraft treten, ſobald die Reichs⸗ regierung feſtſtellt, daß die in dem Londoner Abkommen vorgeſehenen Beträge über eine Deutſchland zu gewährende Anleihe von 800 Millionen Goldmark nicht zuſtande kommen. Abg. Koch⸗Weſer(Dem.) erklärt, die Anträge enthielten glatte Selbſtverſtändlichkei⸗ ten. Der Reichstag könne nicht die Regierung auffordern, etwas zu tin, was die Regierung immer tun wollte. Die Demokraten würden die Anträge ablehnen. Der Antrag gegen die Stimmen der Kommuniſten, Sozial⸗ demokraten und Demokraten und bei Stimm⸗ enthaltung der Nationalſozialiſten angenom⸗ men, ebenſo der Antrag v. Raumer. In dieſer Faſſung nimmt das Haus das Geſetz über die Londoner Konferenz in namentlitger Abſtim⸗ mung mit 248 gegen 175 Stimmen an; ein Mitglied enthält ſich der Stimme. ö Damit iſt die Tagesordnung erſchöpft. Präſident Wallraf ſchlägt vor, die nächſte Sitzung morgen vormittag 10 Uhr ab⸗ zuhalten mit der Tagesordnung: Kleine Vor⸗ lagen, dritte Leſung der Dawesgeſetze, Am⸗ teſtierung, Aenderung des Diätengeſetzes. der kommenden Ernte vorweg angreifen. des Reiches teilgenommen. ö zwei Anträge vor, nämlich ein Antrag Dr. Zapf(D. Vp.). dithilfe für die 1 Die deutſche Landwirtſchaft iſt in den letzten Monaten in bedenkliche Kreditſchwierigkleiten ge⸗ raten, die die ernſthafteſten Befürchtungen wegen der Ernährung unſeres Volkes aufkommen laſ⸗ ſen. Es ſind vornehmlich die Nachwirkungen der Inflation, in denen die Urſachen für dieſe Schwierigkeiten zu ſuchen ſind. Der Landwirt, der nur einmal im Jahre die Ergebniſfe ſeiner Jahresarbeit einbringt, war durch den Wäh⸗ rungszerfall in den meiſten Fällen gezwungen, zur Wiederauffüllung ſeines Betriebskapitals vorzeitig ſeine vorjährige Ernte zu veräußern und mußte inſolgedeſſen in größerem Umfange zur Aufrechterhaltun ſeines Betriebes und zur Beſtreitung ſeines Unterhaltes die Erträgniſſe in der Landwirtſchaft allgemein beſtehenden Ver⸗ hältniſſe ließen die Befürchtung aufkommen, daß alsbald nach Abſchluß der Ernte die landwirt⸗ ſchaftlichen Produkte in einem ſolchen Maße auf den Markt gebracht werden, wie es dem natür⸗ lichen Verbrauch in der Wirtſchaft nicht ent⸗ ſpricht, ſo daß hierdurch unerwünſchte Rückwir⸗ kungen auf die Preisbildung der landwirtſchaft⸗ lichen Produkte zu erwarten waren. In Würdigung dieſes Mißſtandes hat die Reichsregierung namhafte Kredite für die Land⸗ wirtſchaft zur Verfügung geſtellt; auch unſer engeres Vaterland hat an dieſen Zuwendungen Die demzufolge zur Verfügung geſtellten Rentenmarkkredite ſind zu⸗ nächſt der Landes⸗Genoſſenſchaftsbank zugefloſſen, die durch Vermittlung der örtlichen Genoſſen⸗ ſchaften dieſe Kredite den Landwirten des Lan⸗ des zugänglich machte. Späterhin wurde auch den genoſſenſchaftlich nicht organiſierten Land⸗ wirten dieſer Betriebskredit zugänglich gemacht. In den letzten Tagen ſind aber auch noch be⸗ ſondere Erntebergungskredite zur Verfügung ge⸗ ſtellt worden, und zwar ſind für Heſſen die an⸗ teilmäßigen Beträge überwieſen worden: 1. der Landesgenoſſenſchaftsbank(für die Land⸗ wirte, die einer der Landes⸗Genoſſenſchafts⸗ bank angeſchloſſenen Kaſſe angehören); der Heſſiſchen Girozentrale(für diejenigen Landwirte, die durch Vermittlung der Be⸗ zirksſparkaſſen einen Kredit in Anſpruch nehmen wollen): 1 der Heſſiſchen Landeshbpothekenbank und „der Kommunalen Landesbank(die beiden Zapf⸗Becker⸗Curtius wird letzteren zur Befriedigung des Kreditbedarfs für Landwirte, die durch keine der unter 1 und 2 genannten Kaſſen Kredite erhalten können). Für die Inanſpruchnahme dieſes Ernteber⸗ Jdungskredits darf beſtimmungsgemäß von dem Kreditnehmer nur eine Zinsvergütung von 13 Prozent pro Jahr gefordert werden. Es ſind unter aen Umſtänden etwa erhöhte Zinsforde⸗ rungen zurückzuweiſen; Kaſſen, die ſolche höhe⸗ re Zinsorderungen ſtellen ſollten. ſind unver⸗ züglich der Miniſterialabteilung für Ernährung und Landwirtſchaft namhaft zu machen. Sollte ein Landwirt von ſeiner Kaſſe bei der Verge⸗ bung des Kredits nicht mehr berückſichtigt wer⸗ den können, ſo möge er ſich an die Miniſterial⸗ abteilung für Ernährung und Landwirtſchaft wenden, damit er gegebenenfalls von anderen Stellen, die noch über Kreditreſte verfügen kön⸗ Für die Mitglieder der Hauptgenoſſenſchaft die dieſer Genoſſenchaft angeſchloſſenen Bauern⸗ vereine iſt in gleicher Weiſe die Möglichkeit ge⸗ ſchaffen, dieſe Kredite ſich nutzbar zu machen. Damit der Erntebergungskredit ſeinen Zwecken Dieſe duſtrielle“, ſpricht, hervorgerufen durch eine mehr als fünf⸗ nen, die notwendigen Gelder zugewieſen erhält. des Heſſiſchen Bauernvereins(Sitz Lorſch) ſowie dlenſtbar gemacht wird, iſt unter auen den eine Inanſpruchnahme des Kredits zwei Stellen abzulehnen; es iſt veranlaßt, ſolche doppelte Kreditbewilligungen unterbi werden. e Der Erntebergungskredit iſt zunächſt nur a die Dauer von drei Monaten zu dem erwähnte Zinsfuß von 13 Prozent bereitgeſtellt; im Hi blick auf die verſpätete Ernte wird ſeitens d Landesregierung bei der Reichsregierung Verlängerung dieſes Kredites beantragt werden Hinſichtlich des allgemeinen Rent 6 tes iſt in weiten landwirtſchaftlichen Kreiſen über die überſetzten Zinsforderungen Klage ge⸗ führt worden. Dieſer Kredit wird voraus ſicht⸗ 7 lich auf längere Zeit weiterhin zur Verfügung geſtellt werden können; es wird deshalb bei de! Reichsregierung beantragt werden, die Weiter⸗ zewährung dieſes Kredits davon abhändig zu machen, daß der Kredit dem Darlehensnehmer zur zu einem beſtimmten billigen Zinsfuß zur gerfügung zu ſtellen iſt. 1 5 Leßte Melhungen. um die Auflöſung des Reichstags. Berlin, 2. Aug. Der„Vorwärts“ beti⸗ telt ſeinen Situationsbericht über das Verhalten der Deutſchnationalen bei der geſtrigen Abſtim⸗ mung:„Klar zum Gefecht“ und das„Berliner Tageblatt“ ſagt, der Reichstag mache ſein Te⸗ 1 ſtament. Die„Voſſiſche Zeitung“ glaubt, daß heute der Reichstag auseinandergehen wird. Wenn ſich die übrigen Blätter auch zurückhaltend äußern, ſo wird kaum noch mit dem Zuſtandel kommen der Zweidrittelmehrheit für das Reichs bhahngeſetz in letzter Stunde gerechnet.— Es il kaum daran zu zweifeln, daß der heutige Tag die Entſcheidung bringen wird. 0 Poincares Stellung erſchüttert. Paris, 27. Aug. Es iſt bezeichnend, wie ſehr Poincare an Anſehen und Einfluß verloren hat, wenn man die heutige Pariſer Morgen dreſſe verfolgt. Faſt keine Zeitung unternimmt 28, für Poincare irgendwie einzutreten. Lebig⸗ lich das„Echo de Paris“ widmet Poincare eint ge liebenswürdige Worte, beſchäftigt ſich im n rigen aber mit der Haltung Herriots in der Ruhrfrage. Es ſagt unter anderem: Die ſeſten Entſchlüſſe Poincares ſind in einem Plaidover liquidiert worden, das ein von Poincares Ge⸗ treuen. Cheron, ſofort in einen eifrigen Appell zur Enthaltung bei der Abſtimmung überſetzte und aus welchem Chaumet die Gründe zu einem regelrechten Ausreißen gezogen hat. Bezeichnend iſt die Charakteriſterung durch„Journee d'In⸗ die von einer fürchterlichen Sitzung ſtündige Rede Poincares. Schließlich ſtellt noch ein anderes Poincare treues Blatt, nämlich der „Matin“ feſt, daß die geſtrige Abſtimmung des Senats endgültig die bisherige Politik Herriots ſanktioniere und daß ſich die perſönliche Stel⸗ lung des Miniſterpräſidenten bis zum Beginn der kommenden Verhandlungen außerordentlich gekräftigt habe. f f Die Abſtimmung im Senat. Paris, 28. Aug. Das genaue Ergebnis der Abſtimmung im Senat iſt folgendes: für die Re gierung 181, gegnn die Regierun 37 Stimmen. Enthaltungen 74 Stimmen. 5 GGfCßGßGßCfßfßffßfßGfßã ⁊ ãõãã⁊ↄVVVcVPGCPGpGPcGPPbPPpPpfGbPpPpPpPpPPPPPGPPTPPGPGPPPTTPhhhPPGGGhPhTPhPPPhTPhrhhPhhGThhPVhPPPPVPVPTPTPVPTPTPThTPThVbVPTTPbbVPVVPVbVPVTPPPPVPVbPbVPVPVbTPVbTPPbTPTPVbTbPVPTPVPTPTCTC—ͤww''''''' p Wie ſich die Menſchen begrüßen Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ſie be⸗ grüßen ſich überhaupt nicht. Sie treffen ſich, meiſtens ſehr ungern, ſie kommen zuſammen, meiſtens ohne innere Nötigung, und ruſen ſich zur ſogenannten Begrüßung irgendeinen Unſinn zu, ber den ſie ſich niemals klar werden. Es gibt wohl Unterſchiede— aber die be⸗ ſtehen eigentlich nur zwiſchen Nord und Süd, kaum zwiſchen Kultur und Kulturloſigkeit. Der nördliche Menſch ſagt:„Tach!“— der ſübliche „Habedjere“. Sonſt iſt es aber das Gleiche Nun überlege doch einmal ein vernünftiger Menſch, was das eigentlich heißen ſoll, dieſe „Tach“, was das eigentlich heißen ſoll, dieſes entſetzliche„Habedjere“?! Wenn ſich die Men⸗ ſchen begrüßen, verlernen ſie das Reden, ſie kehren in jenen Zuſtand zurück, wo ſie ſich mit irgendeinem hilfloſen Geſtammel begnügen muß⸗ ten und ihnen kein anderes Ausdrucksmittel zu Gebote ſtand. Das heißt— ſie begrüßen ſich zu oft, dieſe Menſchen, ſie haben zu viele Bekannte und zu wenige darunter, die ſie irgendwie in⸗ tereſſieren, und weil ſie bei jeder neuen Begeg⸗ nung verlegen ſind und nicht wiſſen, was ſie mit dieſen Bekannten anfangen ſollen, rufen ſie ſich„Tach“ und„Habedjere“ zu. Mit dieſem Geſtammel iſt es aber leider nicht abgetan! Das genügt nicht. Denn es gibt ge⸗ ſellſchaftliche Formen. Dem Himmel ſei's ge⸗ Hagt. Man kann nicht eine verſtümmelte Ehre haben und den Bekannten im übrigen links lie⸗ gen laſſen. Man muß auch noch ein paar Worte an ſeinen Nächſten richten. Na alſo! Was richtet man an ſeinen Nüchſten? Wie ſteht ſo eine Begegnung aus! Man ſieht ſich von weitem und weill man nicht mehr gut in 5 Haustore verſchwinden kann, muß 1 0 0 aus der daß Sie keine Sorgen haben entfernt verziehen die beiden Unglücklichen und Verlegenen ihre Geſichter zu freundlichem Grin⸗ ſen. Jetzt haben ſie ſich. Im Winter umfaſſen ſich ein Paar ſpeckige Handſchuhe, im Sommer ein Paar ſchwitzende Hände.„Tach!“ oder„Ha⸗ bedjeere.“ „Wie geht's?“ „Danke. Ihnen?“ Man hat ſich begrüßt. Das ſind die Korrekten. Einer fragt, wie es geht, es intereſſiert ihn gar nicht, er wartet gar nicht auf eine erſchöpfende Antwort, der andere fühlt ſich gar nicht verpflichtet eine zu geben, ſagt„danke“ für etwas, wofür es gar keinen Dank gibt, fragt„Ihnen?“, obwohl es ihn ebenſo wenig intereſſiert, vielen anderen und kriegt ebenfalls keine Antwort. Begrüßung. Man kann natürlich auch originell ſein und muß auf die Frage.„Wie geht's?“ nicht „Danke!“ antworten. Viele ziehen es vor. Dann ſagen ſie:„Nicht ſo gut wie Ihnen“ oder„Fra⸗ gen Sie nicht“ oder„Es könnt' beſſer gehen“ oder„Soſolala“. Das letztere iſt beſonders viel⸗ ſagend. Damit gibt ſich auch jeder Begegnete zufrieden. Wenn man einen Verheirateten trifft, dann iſt die Sache beſonders kompliziert. Man muß ſich nach der Frau und den Kindern erkundigen und darf nicht früher Ruhe geben, bis man weiß, wie es allen geht... Glücklicherweiſe geht es„Soſolala“. Auch vollzieht ſich eine Begegnung gewöhn⸗ lich nach Temperament und Charakter der bei⸗ den Parteien. Alle Menſchen können nicht gleich ſein und auch bei der Begrüßung muß man in⸗ dividualiſteren. Ich perſönlich habe jene Men⸗ ſchen am liebſten, die bei der Begrüßung irgend⸗ etwas konſtatieren. Das ſind die Süßeſten! Wenn mir jemand ſagt:„Gut ſehen Sie aus!“ dann könnte ich ihn geradezu in die Arme ſchlie⸗ den!— Sagt mir einer:„Ihnen ſieht man's an, “dann mochte auf den Noment der Begrüßung ein Lämmchen, ein reines Lämmchen bin. Dann gibt es auch noch mitleidsvolle Men⸗ ſchen. Oh, ſie ſind immer beſorgt um uns, ſie ſehen uns ſo beſorgt an und todtraurig in die Augen, ſie wollen es nicht deutlich machen, aber ſie können ihre Sorge um uns nicht verhehlen. Sie können natürlich auch fragen:„Bitte wann findet Ihr Leu enbegängnis ſtatt? Verſäumen Sie es ja nicht, uns zu verſtändigen!“ Das tun ſie aber nicht, weil man ſich bei der Begrüßung keine unangenehmen Sachen ſagen darf. Sie fragen alſo bloß, ſtatt„Wie geht's“,„Fehlt Ih⸗ nen was?“ oder„Sie müſſen endlich etwas für Ihre Geſundheit tun!“... Na, irgend etwa! muß man doch zur Begrüßung ſagen! Dann ibt es Menſchen voll Geiſt und Bil⸗ dung. Solche Eigenſchaften verpflichten. Sie können natürlich nicht das geiſtloſe„Tach, wie geht's“ ſagen. Was würde die Welt denken?! Sie ſagen:„Wie ſteht das werte Befinden?“ Alſo bei den einen, wie es geht, bei den andern wie es ſteht, aber der Quark bleibt derſelbe, wie ſich die Menſchen begrüßen. Es gibt auch Zonen in Mitteleuopa, wo man ſehr ſinnfällig fragt:„Was tut ſich?“ Alſo dieſe Spezies iſt die reizendſte. Was antwortet man auf dieſe rührende Frage? Am beſten:„Danke, es tut ſich gut!“ a Es müßte von einſichtigen Menſchen eine Liga gegen die Begrüßung gegründet werden Und warum begrüßen ſich die Menſchen ſo unge⸗ ſchickt? Aus dem ganz einfachen Grunde, weil ſie zu viele Bekannte haben und weil ſie mit dieſer Ueberproduktion nichts anzufangen wiſſen! Jeden Menſchen, von dem man ſich einmal Geld ausgeborgt hat, muß man auch ſchon kennen und begrüßen!— Ich ſchlage vor, Abbau der Be⸗ kannten auf das äußerſt mögliche Maß. Dann wird die Menſchheit hoffentlich dahin kommen, ſich zum Gruß vernünftigere Sachen zu Als den Unſmin, mit dem man ſe