0 1 ur · che r n Ziel Ueberbrückung der Ra n rgegenſätze im Geiſte des riſtentums, friedliche Verſtändigung der Nationen, Völ⸗ erverſöhnung und Völkerfriede iſt. Abwen⸗ di on nationaliſtiſcher Kriegs⸗ und Haß⸗ 9 A buch Förderung des Friedenswillens und der Völkergemeinſchaft, unter ſelbſtver⸗ ſtändlicher Sicherung der berechtigten vater⸗ ländiſchen Belange, iſt eine chriſtliche und wahrhaft nationale Aufgabe. Der Delegiertentag ſieht in den Londoner erhandlungen die Anbahnung einer fried⸗ lichen Verſtändigung und der Befriedigung Europas, die durch unchriſtliche mationaliſtiſch⸗ völkiſche Gewalt⸗ und Machtpolitik nicht ge⸗ . werden darf. Er erblickt in einer auf Ver⸗ ändigung und Ausgleich gerichteten deutſchen Außenpolitik, wie ſie vom Zentrum vertreten wird, die Vorausſetzung für den Wiederauf⸗ bau unſeres Vaterlandes. Dieſe Politik zu ſtützen, der chriſtlichen Friedensidee die Her⸗ zen zu bereiten, und die katholiſche Jugend von nationaliſtiſch⸗völkiſchen Verbänden fern⸗ 6 muß ein beſonders wichtiges Ziel der Aufklärungsarbeit und Verſammlungs⸗ tätigkeit unſerer Vereine ſein. Wichtige Vereinsarbeiten. In den Vereinen iſt in nächſter Zeit eine eifrige Werbetätigkeit zur Gewinnung neuer Mitglieder durchzuführen. Vor allem gilt es, Hüngere dem n= und V5 katholiſche Männer Vereine zuzuführen. Die Zahl der neu aufge⸗ nommenen Mitglieder iſt bis ſpäteſtens 1. Januar dem Verbandsſekretariat zu melden, damit die Erfolge in der Preſſe unter Ver⸗ einsnachrichten bekannt gegeben werden kön⸗ nen. Eine beſondere wichtige Aufgabe der nächſten Vereinsarbeit iſt weiter die Verbrei⸗ tung der katholiſchen Tagespreſſe in den katholiſchen Familien zu fördern. Es iſt ſehr zu beklagen, daß unter den Schwierig⸗ keiten der letzten Jahre die Abonnentenzahl der katholiſchen Preſſe zurückgegangen iſt, was ich zum großen Schaden der katholiſchen Sache auswirkt. Jedes Mitglied der katholi⸗ ſchen Männer⸗ und Arbeitervereine hat die Pflicht, eine katholiſche Tageszeitung zu hal⸗ ten. Die Agitation zur Ausbreitung der Preſſe iſt in Verbindung mit den Zeitungsverlegern durchzuführen. Diskuſſion: Die Frage des Nachwuchſes iſt eine Kapitalfrage. Wir müſſen uns mit den Präſides der katholiſchen Jugend⸗ und Jung⸗ männervereine in Verbindung ſetzen, um die Jungmänner überzuführen in unſere Organi⸗ ſation, ohne für die Ueberführung eine be⸗ ſtimmte Altersgrenze feſtzuſetzen. Wir müſſen wieder die Jungmännervereine fördern. Es empfiehlt ſich, des öfteren die Jungmänner⸗ pvereine einzuladen zu gemeinſamen Veranſtal⸗ tungen und Kundgebungen. Man wird verſuchen, das Verbandsorgan wieder aufleben zu laſſen. Die Vereine ſollen ſich darüber beſprechen und die Anregungen zum Diözeſanpräſes gelangen zu laſſen. Im übrigen hat der hochw. Herr Diözeſanpräſes die Preſſefrage ſchon in ſeiner Rede ziemlich erſchöpfend behandelt. N Leo⸗Volksverſicherung. Der Verbandstag empfiehlt den Mitglie⸗ dern, die„Leo⸗Voltsverſicherung“ als gemein⸗ nützig, katholiſch⸗ſoziales Verſicherungsunter⸗ nehmen, die als Verbandsſterbelaſſe eingeführt iſt. Die Umſtellung der alten durch die Geld⸗ entwertung unterwerteten Verſicherungen kann noch bis ſpäteſtens 1. Oktober 1924 unter gün⸗ ſtigen Bedingungen vorgenommen werden. Die Rechner werden erſucht, in eine rege Werbetätigkeit zur Gewinnung neuer Mit⸗ glieder einzutreten. f Auf eine Anfrage des kathol. Männer⸗ u. Arbeitervereins Kaſtel über die Bewegung . Deutſche Jugendkraft“(Reichsverband für Leibesübungen in kathol. Vereinen) wurde be⸗ ſchloſſen, die Bewegung zu unterſtützen, gleich⸗ zeitig aber erwähnt, daß bei allen Sportver⸗ anſtaltungen auf den katholiſchen Gottesdienſt Rückſicht zu nehmen ſei. 5 Im Laufe des Nachmittags ging an den hochw. Herrn Biſchof ein Huldigungstele⸗ gramm ab. Mit dem Lied„Großer Gott wir ſoben dich“ tentag. Keſſel⸗Einmauern 15 RN n N Selbſtſtändiger Keſſel⸗Polier mit 2 tüchtigen Keſſel⸗Manuxer für auswärts ſofort geſucht. Kamin⸗ und . Mast, Feuerungs bau 1 Mannheim 8 6, 6. sg Waders beleben 1 1 790 werden ſofort noch angenommen. 1 III ehr. Nadershausen, Zh. Fabrik. e. auch e 10 nen n N kannſt mit; NA eee Perſil Du ſauber machen. erstklassigen WWæQà“.lnc!- Uhren zu besonders billigen Freisen Bestecken in Gcht Silber versilbert und Alpacca Besichtigung ohne Kaufzwangg eind ein. Handwarm mur muß die Lauge ſein. ö N 9 erhält 10 weich Pe 1 il een. ingeke 90 N f m nun in Gott ruhenden lh. Frau, un guten Mutter, Schwe ſter, Schwiegertochter. Schwägerin und Tante, Frau Maria Herſchel eib. Winllet ſprechen wir für die vielen Beweiſe herzl. Teilnahme und der zahlreichen Beteiligung zur letzten Ruheſtätte unſeren aufrichtigſten Dank aus. ö Beſonderen Da nk der hochwürdigſte Geiſtlichkeit für die der teuren Verſtorbenien geſpendeten troſtreichen Worte und den ehrw,. barmherzigen Schweſtern für d liebevolle Pflege. Im Namen der tieſtrauernden Hinterbliebenen: Georg Herſchel 2. —— Radfahrer⸗Verein Eintracht zähliges Erſcheinen aller Mitglieder und Vorſtands⸗ mitglieder gewünſcht. ſchloß der diesjährige Delegier⸗ penheim 1 Mk. das Waffen ns echt fer dunend 1 Achtung! 0 Heute Samstag, den 10. ds. Mts., abends ½9 Uhr im Vereins⸗ lokal zum grünen Laub Miiglieber⸗Verſammlung Der wichtigen Tagesordnung wegen wird voll⸗ Der Vorſitzende. Tel. eee für anger, ausseper und Wislervep täter 0 bietet sich bei mir 2— eee ſchaftskämpfen. eſelben Pyramibenbau und Tauziehen. im eim. Verein für Hallen und Bewegungsſpiele Mitglied des Arbeiter⸗ Athletenbundes Deutſchlands. Sonntag großer t Rampf Heſſen⸗Baden. Aus⸗ tragung in Weinheim, wozu auch der oben⸗ genannte Verein ſeine beſten Kräfte zur Ver⸗ eee ed fügung ſtellen muß. Außerdem beteiligt ſich der Verein an den. Mann⸗ Dieſelben beſtehen in Muſterriege, Der Vorſtand. „„ * Möbelhaus 65 osel Florsehn! Mannheim Sonder-Verkauf zu bedeutend ermähbigten Preisen. Küchen-, Schlaf-, Speisezimmer 4 Einzelmöbel * 2 G jeder, Art. 0 5. ulante Tamlungserteichterung. 0 V 5 8 9 8 22 —— e — — N. 2 Odenwald ⸗Klub Ortsgruppe Viernheim. Sonntag, 14. Sept. 1924 11. Programm⸗Wanderung Laudenbach—Juhöhe Heppenheim Abfahrt 136 Uhr O. E. G. Sonntagsfahrkate Vieruheim⸗Hep⸗ Liederbücher mitbringen. Nur 2 Tage! Samstag und Sonntag Kommen! Sehen! 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September im Lokal „Zum Morgenſtern ſtatt, Die Verloſungskommiſſion. S— 8 S D D Auinchen⸗ und Heſlügel⸗Gchau in Viernheim. ee Am Sonntag, den 14. Sept. ds. Is. findet in den Lokalitäten des H. Ph. Knobloch Gaſthaus„Zum Kaiſerhof“ eine lokale Kaninchen⸗(Jungtier) und Geſtügelſchau ſtatt, verbunden mit 5 Prämierung und Konzert. Wir laden die werten Mitglieder ſowie Freunde und Gönner des Vereins freundlichſt ein. Die Ausſtellung iſt geöffnet v. Sonntag morgen 10 Uhr bis abends 7 Uhr. Eintritt für Nichtmitglieder 30 3 Mit freundl. Züchtergruß Die Ausſtellungsleitung. Wir weiſen nochmals auf die Samstag Abend um 8½ Uhr im Vereinslokal ſtatt⸗ findende Mitgl.⸗Verſammlung hin, in welcher Herr Preisrichter Ebert einen lehrreichen Vortrag über praktiſche Kanin⸗ chenzucht halteu wird; hierzu ſind auch Nichtmitglieder herzlich eingeladen, Schafzimmen Speisezimmer Herrenzimmer von 95 Ufo an das Pfd., zu verkaufen bet onen sud Frainbbef liefern enorm billig abends im , +* Zither- Unterricht ö erteilt Karl Maier, Muſiklehrer 8 Sprechſtunden jeden Montag von 4—11 Uhr 0 Nebenzimmer Harmonie“. 57 „Zur Ve οννννενμνεεε fibbelaus f. fuehs Mannheim 1, 4 unslige Maulgeiegennelt ur Arbeiter, Aealnle Ang Lanaunple Telzanlung an Jebermann! g Lannimmer Speise inner Aüeken Chaiselongues düucherschränte Sbonresbnsene Alelderschränke usw., oytl. nne Anzamlung I. fuchs Mannheim 11, 4 Sie Kaufen erstklassige Arbeits- u. Sonntags- Schuhe Schuhhaus Pfenning Mannheimerstrasse(altes Pfarrhaus). 20 7 Wohnungs⸗ Schöne 2 Zimmer und Küche in nächſter Nähe der O. 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Wie die„Voſſ. 31g.“ aus offiziöſer Stelle erfährt, hat ſich die engliſche Regierung entſchloſſen, von einer Intervention in China abzuſehen, da es ich nicht um einen Streit zwiſchen zwei Pro. vinzen handelt, fonderu um den Verſuch, der entralregierung, mit Hilfe Wupeifus die Einigung Chinas durchzuſetzen. Der Kampf . Tſchekiang ftelle alſo nur einen Beſtra⸗ fungsakt gegen eine aufrühreriſche Provinz dar. Jeder Vermittlungsverſuch werde auch im Augenblick von den kriegführenden Par⸗ teien zurückgewieſen. 715* Auch Japan lehnt eine Vermittlung ab. Peking, 12. September. Nach einer Meldung aus Tokio hat die japaniſche Regierung erklärt, ſie beabſichtige nicht, ſich der Vermittlungsaktion der Mächte in China anzuſchließen. Der Forderung der Großmächte entſprechend hat die chineſiſche Regierung dem Vorſchlag auf Neutraliſierung einer Zone um Schanghai zugeſtimmt. Ne Eine Erklärung der Regierung. Waſhington, 12. September. Das Staatsdepartement hat ein Telegramm erhal⸗ ten von der Regierung von Peking, worin dieſe erklärt, daß ſie den von Frankreich, Eng⸗ land, Amerika und Japan ausgedrückten Wün⸗ Fluſſes Whangpo annehme. Ferner ſei ſie bereit, die ausländiſche Schiffe auf den Flüſſen Whangpo und Tſiang⸗ des ſchen nach Neutraliſierung Schiffahrtsbeſchränkungen für fue aufzuheben. Die Kämpfe in Georgien. — Weitere Kämpfe. Die Vorgänge in Georgien. Berlin, 13. September. vertretung veröffentlicht eine Mitteilung, in der die Vorgänge in Georgien tungslos hingeſtellt werden; ein Aufſtand hätte binnen kürzeſter Friſt niedergeworfen werden können.— in der es heißt, die antibolſchewiſtiſche Bewe⸗ gung ſei ſeit Juni und Juli unter den Land⸗ bewohnern Georgiens und des Kaukaſus ent⸗ ſtanden ſei, und zwar infolge des ungeheuren Steuerdruckes, der religiöſen Verfolgung, der VBerwüſtung von Kirchen. In ſer gern müſſen, den die Bolſchewiſten durch die Erſchießung von 43 Geiſeln am 1. September beantwortet hätten. Darauf habe ſich die Be⸗ völkerung wie ein Mann erhoben. Moskau treffe große militäriſche Vorbereitungen zur Wiedereroberung Georgiens. Neben Tiflis haben die Gegenrevolutionäre nun auch Ku⸗ leis beſetzt und den Vormarſch auf Batum an⸗ a1. MWiederlage der Bolſchewiſten. , Paris, 12. September. Die bolſchewiſti⸗ hen Truppen ſollen nach einer Konſtantino⸗ 50% Meldung in Transkaukaſien mehrere chere Niederlagen bei den Käm⸗ pfeil mit den aufſtändigen Mohammedanern u haben. Die Aufſtandsbewegung im Kuteis, Ozorkett Die en: wöchentl, Samsta ahrplan, ſowie einen Jondon, 12. September. Aus Schang⸗ ö Die Sowjet⸗ als bedeu⸗ Demgegenüber veröffent⸗ die Vertretung Georgiens in Paris eine Note, ö einer kleinen Stadt hätten die Bolſchewiſten 150 Perſonen verhaftet. Die Erregung habe ſich infolge die⸗ reigniſſe zum bewaffneten Aufſtand ſtei⸗ immer mehr an Aus deh⸗ ebenſo die Eiſen⸗ ſind in Hün. Kalkutta das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne anbkalender,— Annahme von Abonnements täglich Montag, den 15. September 1924 Viernheimer Tageblatt Anzeigenpreiſe. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Pet tzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pig., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, bie in[id. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M ö Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäſtsſtelle: Rathausſtr, 36 41. Jahrgang le Berlin, 13. September. Wir haben be⸗ reits mehrfach eine Preisſenkungsaktion der Reichsregierung angekündigt. Ueber dieſe iſt geſtern endgültig in einer Kabinetts⸗ ſitzung entſchieden worden. Ueber die Be⸗ ſchlüſſe wird folgende Mitteilung ausgegeben: Nach Annahme der Geſetzentwürfe im An⸗ ſchluß an das Londoner Abkommen iſt die Sorge der Reichsregierung darauf gerichtet, die Laſten, auf deren Aufbringung das deutſche Volk ſich einrichten muß, möglichſt tragbar zu machen. Es kommt in erſter Linie darauf an, alle Vorausſetzungen für den Wiederaufbau der Wirtſchaft zu ſchaffen. Der⸗ artige Maßnahmen ſchließen ſich auch an die bereits erfolgte Aufhebung der Zwi⸗ ſchenzollinie an. Die Wirtſchaft kann nur dann wieder aufleben, wenn es gelingt, die aus der Inflationszeit ſtammenden Be⸗ laſtungen des Wirtſchaftslebens ſoweit als möglich zu beſeitigen, insbeſondere das noch immer über dem Friedensſtand lie⸗ gende Preisniveau zu ſenken. Die Reichs⸗ regierung trifft zu dieſem Zweck eine Reihe von wirtſchaftlichen und ſteuerlichen Maßnah⸗ men, die gemeinſchaftlich dazu beſtimmt ſind, die Hemmungen einer geſunden Entwicklung zu beſeitigen und daher keinen Aufſchub ver⸗ tragen. Im Einzelnen wird ſolgendes veran⸗ laßt: 1. Vom 18. September ab werden die der⸗ zeitigen Frachten der Normalklaſſe des Gütertarifs, die Sätze des Tiertarifs und die Frachten des allgemei— nen Kohlenausnahmetarifes um 10 Prozent ermäßigt, letztere jedoch nicht unter die Vor⸗ kriegsſätze. Ferner wird der Gewichtszuſchlag für die Beförderung in gedeckten Wagen von 10 auf 5 Prozent herabgeſetzt. Wegen der übrigen Ausnahmetarife erfolgt beſondere Bekanntmachung. Die Herabſetzung der Güter⸗ tarife iſt ſeit längerer Zeit von allen Seiten als notwendig anerkannt. Sie wird in dem Augenblick tragbar, wo die bevorſtehende Wie⸗ dervereinigung der Rhein- und Ruhreiſenbah⸗ nen auch der Reichsbahn es ermöglicht, den Eiſenbahnbetrieb wirtſchaftlicher zu geſtalten. 1 Zur Eleichterung der Geldverſendung wird der Reichspoſtminiſter dem noch in die⸗ ſem Monat zuſammentretenden Verwaltungs⸗ rat der Reichspoſt eine Vorlage zur Ermäßigung der Poſtanweiſungs⸗ und Poſtſcheckgebühr unterbreiten. 3. Bei den Kohlenpreiſen tritt folgende Ermäßigung ein: Am 18. Oep⸗ tember für die ſchleſiſchen Steinkohlenreviere (oberſchleſiſche, niederſchleſiſche) eine Ermäßi⸗ gung, die gegenüber den vom Reichskohlen⸗ verband veröffentlichten Preiſen im Durch⸗ ſchnitt etwa 10 Prozent beträgt. Für das Ruhrrevier wird, ſobald die Frage der Syn⸗ dikatserneuerung Mitte dieſes Monats ge⸗ klärt iſt, über eine alsbald eintretende Preis⸗ ermäßigung Beſchluß gefaßt werden, die vor⸗ ausſichtlich mindeſtens 10 Prozent betragen betragen wird. Die Braunkohlenſyndikate ha⸗ ben ihre Preiſe bereits vor kurzem in entſpre⸗ chendem Umfang ermäßigt, ſodaß für ſie eine Preisänderung nicht in Frage kommt. 4. Auf dem Gebiete des Bankweſens: a) Die Reichsbank h at folgende N keissenhung rer Neſchsree Maßnahmen getroffen: Das ſeit dem 7. April beſtehende Diskontierungs⸗Geſamtkontingent wird für Zwecke der Produktionsſteigerung zunächſt um 10 Prozent erhöht. Für reine Waren wechſel wird die zuläſſige Lauf⸗ zeit von Wechſeln bei der Reichsbank auf drei Monate ausgedehnt. Die Reichsbank wird fortan wieder Bankakzepte diskontieren, vorbehaltlich der Prüfung von Fall zu Fall und vorbehaltlich einer Vereinbarung über die von den Banken zu berechnende Akzept⸗ proviſion. ö b) auf die Bankvereinigungen wird ein⸗ gewirkt werden, daß ſie normale Kredit⸗ proviſionen einhalten, ebenſo auf die ſtaatlichen und kommunalen Geldorganiſatio⸗ nen hinſichtlich der Zinsgewährung für her⸗ eingebrachte Gelder und Spareinlagen. Auch wird auf Beſeitigung der aus der Zeit der Zwangswirtſchaft ſtammenden unproduktiven Arbeiten bei den Banken Bedacht genommen. So ſollen die zahlreichen Deviſenvorſchriften bis auf einen ganz geringen Teil, deſſen Wei⸗ terbeſtehen notwendig iſt, in Kürze fortfallen. 5. Zu den Steuern, die durch die Höhe des Anſatzes den Wieder— aufbau der Wirtſchaft in erſter Linie belaſten, gehört die Umſatzſteuer und diejenigen Teile der Kapitalverkehrsſteuer, die mit der Kaptialsbeſchaffung für die Wirt⸗ ſchaft in Zuſammenhang ſtehen. Durch Ver⸗ zögerung der Verabſchiedung des Entwurfes eines Geſetzes über Zölle und Umſatzſteuern iſt die in dieſem Entwurf enthaltene Herab⸗ ſetzung der Umſatzſteuer von 2,5 auf 2 Prozent hinausgeſchoben worden. Alle Wirtſchaftstreiſe ſind der Auffaſſung, daß die Umſatzſteuer mit den aus der größten Notzeit ſtammenden und ſeinerzeit durch die zweite Steuernotverord— nung eingeführten Sätzen von 2,5 Prozent das Wiederaufleben der Wirtſchaft und die Verbilligung des Konſums erheblich beein⸗ trächtigen. Bei der Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Satzes iſt die Gefahr weiterer Betriebseinſchränkungen und damit von Ar⸗ beiterentlaſſungen gegeben. Deshalb wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 ab der Satz der Umſatzſteuer von 2,5 auf 2 Prozent herab⸗ geſetzt werden. Durch dieſe Vorwegnahme der Herabſetzung der Umſatzſteuer wird der wei⸗ teren Behandlung der dem Reichstag vorlie- genden Zollvorlage nach ihrem geſamten In⸗ halte nicht vorgegriffen. Damit bleibt auch die endgültige Geſtaltung der Umſatzſteuer, über die die Vorlage nebſt der Frage der Höhe der Steuer eine Reihe von Aenderungen vor⸗ ſchlägt, Gegenſtand der Beratungen im Reichs⸗ tag. Von ebenſo großer Bedeutung wie die Herabſetzung der Umſatzſteuer iſt die Frage einer Minderung der die Kapitalbeſchaffung belaſtenden Steuern auf ein für eine ſtabile Wirtſchaft tragbares Maß. Die durch den Uebergang auf die Goldrechnung und zur Neuzuführung von Kapital erforderlichen Um⸗ wandlungen können nur dann vorgenommen werden, wenn die Sätze auf dem Gebiete der Geſellſchaftsſteuer und der Wert⸗ papierſteuer geſenkt werden. Auch inſo⸗ weit werden die Senkungen zum 1. Oktober 1924 eintreten. Die ſteuerlichen Maßnahmen erfolgen an⸗ geſichts der Dringlichkeit durch Verordnung des Reichspräſidenten. Die Reichsregierung erwartet, daß die geſamte private Wirt⸗ ſchaft ihr auf dem Wege zur Senkung des Preisniveaus folgt und ebenſo die öffentliche Wirtſchaft, beſonders die Gemeinden. 8 Nn* Streitkräfte befinden ſich in völliger Unord⸗ nung auf der Flucht unter Hinterlaſſung gro⸗ ßer Waffen⸗ und Munitionsvorräte. Die Auf⸗ ſtändigen haben in Kuteis eine proviſoriſche Regierung eingerichtet. Batum wird von den Bolſchewiſten für eine Belagerung inſtand ge⸗ ſetzt. Wie die georgiſche Geſandtſchaft in Paris mitteilt, iſt die 48. Sowjetdiviſion in den nördlichen Kaukaſusbergen durch die Aufſtän⸗ digen zum Stehen gebracht worden. a* gänge: ein heftiges Gefecht ſtattgefunden, wobei es 10 Tote und 20 Verwundete gab. Die Hindus haben nach einer ſchweren Niederlage die Stadt verlaſſen. Die Behörden ſind der Lage gegenüber machtlos. f Mo biliſierung in Rumänien. niſche Kriegsminiſterium hat die drei Jahr⸗ 1919, 1920 und 1921 in Stärke von über 300 000 Mann mobiliſiert. In Bukareſt Kampfe zwischen Hindus u. Mohamedauern. 12. September. In Kohrat adus hat zwiſchen d Mohammedanern Poſtämter, worden. find ſtrenge Maßnahmen zum Schutze der Banken und Bahnhöfe gelroffen ieee eee, Anon der führen könne, mitzuarbeiten. engliſche Delegation habe Der Fortgang der Ruhrräumung. Aus dem Ruhrgebiet, 12. Sept. Die Umgruppierung der belgiſch⸗franzöſ. Truppen⸗ teile und deren Rückführung aus dem Ruhr⸗ gebiet in ihre Heimat nimmt ihren Fortgang. Entſprechende Befehle liegen nunmehr auch von den alliierte n Oberkommandos vor. Da⸗ ach muß aus der belgiſchen Zone ein Bataillon des 12. Pionierregiments am 16 September Oberhauſen verlaſſen. Den Standtkommandant bemerkt ausdrücklich, daß für dieſe Truppen keine andere Beſatzung in die Stadt komme. Vielmehr werden die Schu⸗ len und Wohnungen, die bislang von der Be⸗ ſatzung beſchlagnahmt waren, der Stadt wie⸗ der zur Verfügung geſtellt. Der Kommandant hat beſtimmt, daß keine unbezahlten Rechnun⸗ gen zurückgelaſſen werden dürfen, daß entſtan⸗ dene Schäden in den Gebäuden unbedingt feſt⸗ zuſtellen ſeien. auch die Licht⸗ und Heizungs⸗ meſſer müſſen abgeleſen werden. Die Stadt Oberhauſen ſoll zu dieſem Zwecke einen ſtän⸗ digen Delegierten bei der Ortskommandantur zur Verfügung halten. Aus der Zone Dort⸗ mund ſoll das 24. Infanterieregiment am 27. September endgültig verſchwinden und einige Reſtteile des 18. Dragonerregiments, die zur Zeit noch in Dortmund liegen, werden ebenfalls am 27. September nach Recklinghau⸗ ſen verlegt werden. Auch die Zivildienſtſtellen werden weiter abgebaut. Der Abbau der Zollverwaltungsſtellen muß bis zum 15. Sep⸗ tember beendet ſein. Der Völkerbund in Genf. Genf, 12. September. In der Fort⸗ ſetzung der Generaldebatte der dritten Kom⸗ miſſion ſetzte Graf Guani⸗ Uruguay aus⸗ einander, warum ſeine Regierung den Garan⸗ tievertrag für gänzlich unwirkſam und für eine gefährliche Illuſion halte. warum ſie aber dennoch grundſätzlich ihre Zuſtimmung zu einem derartigen Vertrag gegeben habe.— Der rumäiſche Außenminiſter Duca, wäh⸗ rend deſſen Rede der Vizepräſident Politis den Vorſitz übernahm, erklärte, Rumänien ſei ein eminent friedfertiges Land. Der Garan⸗ tiepakt bietet den Unterzeichnern keine genü⸗ gende Sicherheit. Rumänien ſei aber bereit, an jedem Plane, der wirklich zur Abrüſtung Er hoffe, daß der Völterbund Erfolg habe und daß die Schwelle zum Friedenstempel überſchritte werde.— Der frühere däniſche Landesverte. digungsminiſter Munch meinte, die wichtig! praktiſchſte Aufgabe wäre es, ein Schema fur die Herabſetzung der Rüſtungen auszuarbei⸗ ten, denn anders würde man doch nicht zum Ziele komme.— Der ſchwediſche Delegierte Branting erklärte, Schweden könne ſich dem Garantiepakt nicht anſchließen, denn ſchon der Beitritt zum Völkerbunde mit den Ver⸗ pflichtungen des Paktes habe für Schweden eine gewiſſe Aenderung ſeiner bis dahin er⸗ folgten Neutralitätspolitik bedeutet. Er hoffe, daß die Tagung weſentlich zur Durchführung des Artikels 8 des Völkerbundspaktes für die Abrüſtung beitrage.— Hierauf ſprach der Braſilianer Clark, der in längeren Ausfüh⸗ rungen das geſamte Abrüſtungsproblem be⸗ handelte und die Anſicht der meiſten ſüdameri⸗ kaniſchen Staaten über die Schiedsgerichts har⸗ keit als einen Teil zur Löſung internationa⸗ ler Streitigkeiten darſtellt.— Zum Se lbuß ſprach noch der franzöſiſche Delegierte Jo u⸗ houx, der die engſte Zuſammenarbeit zwi⸗ ſchen dem internationalen Arbeitsamt und dem Völkerbund befürwortete. Der Zeitpunkt der nächſten Sitzung iſt noch unbeſtimmt. E Ein engliſcher Vorſchlag. Berlin, 13. September. Der„Vor⸗ wärts“ läßt ſich aus Genf berichten: Die vorgeſchlagen, die Zahl der Sitze im Völkerbundsrat auf 15 zu erhöhen. Die Annahme dieſes Vorſchlages erſcheine geſichert. Die fünf neuen Sitze ſeien Bukareſt, 13. September. Das rumä- für Deutſchland, Rußland, Amerkia, China u. Nordamerika reſerviert. Durch dieſes Syſtem würde nicht mehr Stimmengleichheit, ſondern stimmen mehrheit entſcheiden. 2—— N rr umiſch au Die Auflegung der deütſchen Anleihe. Dem e Matin“ zufolge haben die unter Führung Mor⸗ zans ſtehenden Newyorker Bankiers eine Eini⸗ jung über die Auflegung der 800 Millionen⸗ Anleihe in den Londoner Verhandlungen zwi⸗ ſchen Amerika und Frankreich erzielt. England hat ſich dagegen mit dem bisherigen Ergebnis der Besprechungen nicht zufriedenſtellen können. Der Streitpunkt beſteht darin, daß England ver⸗ langt, daß die Anleihe auf Pfund lautet, wäh⸗ tend Newyork und Paris die Anleihe in Dol⸗ lars ausgeben wollen. — Reibungsloſer Verlauf der Militärkon⸗ trolle. Wie wir erfahren, ſind auch die im wei⸗ teren Verlauf dieſer Woche in verſchiedenen Fa⸗ briken und bei der Polizei erfolgten Beſuche von Mitgliedern der Interalliierten Kontrollkommiſ⸗ ſion vollkommen reibungslos verlaufen. Wenn die Kontrolle bei der Reichswehr beginnen wird, ſteht bisher noch nicht ſeſt. — Dr. Streſemann wieder in Berlin. Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann iſt von ſeinem Erholungsurlaub aus Norderney wieder nach Berlin zurückgekehrt nd hat ſeine Amtstätigkeiſ wieder aufgenommen. — Vom Aufwertungsausſchuſf. Der Auſwer⸗ tungsausſchuß des Reichstages wird am Mitt⸗ woch, den 24. September, ſeine Arbeiten wieder aufnehmen. Für dieſen Tag iſt der Unteraus⸗ ſchuß des Aufwertungsausſchuſſes berufen. Für Freitag, den 26. September, iſt eine Sitzung des Unterausſchuſſes für die Perſonalabbauverord⸗ dung angeſetzt worden. 15 — Friedenskongreß in Berlin. Vom 2. bis 7. Oktober findet in Berlin der 23. Friedens⸗ kongreß ſtatt, den der Internationale Verband der Friedensgeſellſchaften, Sitz in Bern, einbe⸗ ruft. Die Eröffnungsſitzung des Kongreſſes findet am 5. Oktober im Plenarſitzungsſaal des Reichstages ſtatt. — Kundgebung des Oberpräſtdenten Fuchs. Der Oberpräſident der Rheinprovinz, Fuchs, hat eine Kundgebung an die Bewohner der Rheinprovinz erlaſſen: Die Amtsgeſchäfte des Oberpräſidenten der Rheinprovinz habe ich heute wieder aufgenommen. Bewegten Herzens danke ich für die vielen und ſtarken Beweiſe des Ver— trauens und der rührenden Anhänglichkeit, die mir während der ſchweren Zeit und insbeſon⸗ dere auch nach der Ankündigung meiner Rück⸗ kehr in die Heimat entgegengebracht worden find. In unwandelbarer Treue gegenüber mei⸗ nem Vaterlande werde ich auch weiterhin meine ganze Kraft einſetzen. um das Wohl der mir anvertrauten Provinz zu fördern, damit wir die ſchwere Kriſe, in der ſich unſer geſamtes Wirt⸗ ſchaftsleben befindet, überwinden. Ich bin ge⸗ willt, nachdrücklich an der allgemeinen Befriedung mitzuwirken, indem ich den aufrichtigen Wunſch und die zuverſichtliche Hoffnung ausſpreche, daß wir auf dem in London angebahnten Weg der VBerſtändigung durch allſeitiges Entgegenkommen möglichſt bald zu dauerndem Frieden und der von uns innigſt erſehnten Freiheit gelangen. In dieſem Sinne vertraue ich auch darauf, daß die Zukunft meiner bisherigen Leidensgenoſſen ſich recht bald klären möge, deren Schickſal meine Freude über die Rückkehr zurzeit noch trübt. Der Gemeinſamkeitsgedanke, der die Provinz ſtark gemacht hat, ſoll auch weiterhin als Leitſtern vorausleuchten. Opferſinn und Arbeit, Selbſt⸗ nucht und Achtung vor den göttlichen und menſch— nchen Goſenen werden die Provinz und das Die ſechs Makties Roman von Igna Maria. 37(Nachdruck verboten.) Auguſt und Berta ſahen in wortloſem Er⸗ ſtaunen ihn an, und ihre Geſichter zeigten einen nicht gerade geiſtreichen Ausdruck. Auguſt fand zuerſt die Sprache wieder.„Unſer Anneken, Hannes?“ „Ja, ich frage euch zuerſt, weil ihr an dem Kinde Mutterſtelle vertretet, der Vormund hat ſchon eingewilligt, und den Eltern iſt ſie als Schwiegertochter willkommen.“ „Das Anneken,“ ſagte Berta,„unſer An- neken auf Breneckes Hof! Wenn ihr euch gut ſeid, Hannes, haben wir euch doch gar nichts mehr zu ſagen. Ich meine in einem ſolchen Falle ſoll man vorher reinen Tiſch machen. Zu erben hat ſie auch nichts.“ Hannes reckte ſich noch ſteifer.„Ich danke dir, Auguſt, für deine Offenheit, aber ich brauche ja nicht auf Geld zu ſehen, und Bren⸗ neckes Hof iſt vollſtändig ſchuldenfrei! Wenn das deine einzigen Bedenken ſind—“ „Anneken bekommt von uns eine feine Ausſteuer mit, und Theres hat ihr die ganze Wäſcheausſtattung verſprochen,“ ſagte Berta raſch. „Und wenn Anneken nichts auf den Hof brächte als ihre Perſon, ſo ſäße ich doch hier!“ Hannes Geſicht ſtach weiß von der buntblumi⸗ gen Tapete ab. „Dann ſagen wir von Herzen Ja! Han⸗ nes ergriff des Freundes Hand und ſchüttelte ſie kräftig.„Wie ich mich freue, Junge, daß Du auch zu deinem Glück kommſt. So halb habe ich es ja geahnt, aber die kluge Berta wollte es mir immer ausreden!“ „Wer konnte das auch ahnen, Hannes als mein Schwager! Ich hole dir Anneken.“ 9„Liebes Anneken!“ Berta ſtreichelte ihre glühende Wange.„Hannes Brennecke fragt uns, ob wir unſer Anneken wohl an Bren⸗ lin der deutſchnationalen Volkspartei faßte eine Entſchließung, amtlichen Stellungnahme der Reichstagsfraktion gegenüber den Dawesgeſetzen a ber Parteileitung wird ſtarke und feſte Führung der Partei und ihrer Organe gefordert, damit in gundſätzlichen Handelns mehr als in den letzten Wochen ge⸗ wahrt werde, beſonders aber bei einem etwaigen Eintritt in die Regierung, dem der Landesver⸗ band nicht ablehnend gegenüberſtehe.— Landesverband Braunſchweig erklärte, mit überwältigender Mehrheit Boden des Nein ſtehe. Front werde jetzt partei den ihr gebührenden Einfluß in der Re⸗ gierung ſich erkämpfen Kundgebungen der Parteiorganiſationen auch aus anderen Teilen des Reiches vor. Warszuwski“ meldet, haben die Kommuniſten in einer Stadtratsverſammlung beantragt, Hin⸗ denburg in Leninburg zu verwandeln. trag wurde, wenn auch nicht mit großer Stim⸗ menmehrheit, abgelehnt. 8 ten, wie das Blat hinzufügt, mit ihrem Antrage den Zweck verfolgt, dorff zu ärgern“. i Der ſeit über einem Jahr im Rheinland ſegens⸗ reich tätige päpſtliche Delegat Monſignore Teſta, der bekanntlich jetzt nach Rom zurücklehrt, ſtat⸗ tete vor ſeiner Abreiſe dem Oberpräſidenten Dr. Fuchs in Koblenz einen Beſuch ab, um ihn 10 ſeiner Rückkehr in Amt und Heimat zu beglück⸗ 1 Vaterland aus dem Dunkel der Gegenwart inn eine lichtere Zukunft hinübergeleiten. 1 — Eine deutſchnationale Kundgebung. Der rweiterte Vorſtand des Landesverbandes Ber⸗ die das Zuſtandekommen einer bedauert. Von, Fragen die Einheitlichkeit des Der daß er ſelbſt auf dem Nur bei geſchloſſener die deutſchnationale Volks⸗ Aehnliche liegen können.— — Hindenburg⸗Leninburg. Wie der„Kurje Der An⸗ Die Kommuniſten hät⸗ „Hindenburg und Luden⸗ — Rückreiſe Monſignore Teſta's nach Rom. Geſicht trafen. Der Abgeordnete br. n. men. Er wurde ſofort in en Spital überführt, wo die Aerzte nur noch den Top feſiſtellen konn⸗ wünſchen und ſich von ihm zu erabſchieden. Der Oberpräſident hob in ſeinen Dankesworten das hohe Intereſſe hervor, das der päpſtliche Stuhl durch Entſendung eines Vertreters von hervor⸗ ragendem Range für die beſonderen Verhält⸗ niſſe des beſetzten Gebietes bewieſen habe. Man⸗ che Sorge und manche Nöte ſeien durch das barmherzige Liebeswerk gemildert und ver⸗ ſcheucht worden. Hierfür ſchulden nicht nur die Betreffenden, ſondern auch Staat und Provinz dem Papfſte und ſeinem Abgeſandten wärmſten Dank. — Aushebung eines Neſtes deutſcher Haken. kreuzler in Budapeſt. Am Donnerstag wurde in Budapeſt ein ganzes Neſt von bayriſchen und preußiſchen Hakenkreuzlern ausgehoben, welche ſich bereits ſeit Wochen hier befinden, und, wie aus den vorgefundenen Dokumenten feſtgeſtellt werden konnte, auf Befehl Hitlers und Luden⸗ dorffs mit der Miſſion betraut worden waren, durch Anſchluß an die ungariſchen rechtsſtehen⸗ den Führer eine ungariſch⸗deutſche Hakenkreuzler⸗ Kampforganiſation zu ſchaffen, welche ſich von Norddeutſchland bis an die Südgrenze Ungarns erſtrecken ſollte. Es ſind bis jetzt drei frühere deutſche Offiziere, und zwar Karl Freiherr von Türmann, Werner Abel und Arnold Bartel ver⸗ haftet worden. Abel war als Kommandant der ungariſchen Hakenkreuzler auserſehen. — Das Opfer eines faſziſtiſchen Attentats Der faſziſtiſche Abgeordnete Caſalini iſt den bei einem Mordanſchlag auf ihn erlittenen Ver⸗ letzungen erlegen. Das Attentat iſt auf einem Straßenbahnwagen verübt worden, auf dem ſich der Abgeordnete mit ſeiner Tochter befand. Es näherte ſich ihm ein junger Mann und gab, ohne ein Wort zu ſagen. aus nächſter Nähe zwei 2 2 lich aus ihren Augen. Ja, Anneken, magſt du mich?“ Hannes Brennecke ſprang auf und faßte ihre Hand. „Doch Hannes, ich freu mich ja ſo!“ Auguſt Lindemann verſchwand mit Berta ins Nebenzimmer, obwohl er für ſein Leben gern dabei geblieben wäre. „Anneken, willſt du nun auch meine Frau werden?“ fragte Hannes und zog die Er⸗ rötende an ſich. „Ja, Hannes, deine gute Frau!“ zitterte es zu ihm hinüber. „Hannes ißt natürlich bei uns,“ entſchied Frau Berta,„wir ſchicken das Mädchen hin⸗ unter.“ „Nein, Anneken und ich gehen herunter, ſagen es den Eltern und kommen zum Eſſen wieder.“ Mit glücklichen Augen ſchritt Anneken neben ihrem Bräutigam her und wenn ſich ihre Augen trafen, flammte der Purpur über ihre Wangen. „Hier Mutter, bring ich dir mein Anneken!“ Frau Roſa weinte vor Rührung, als ſie die Braut umarmte.„Werdet glücklich, von heute ab biſt du unſer Kind, und wenn du magſt darfſt du uns Eltern nennen.“ „Danke, liebe Mutter!“ „Wenn ihr nun erſt in der Amtsſtube ſteht und Ja! ſagt!“ lachte der Bürgermeiſter ſeine Rührung fort.„Anneken, daß du mir ja das Regiment über den Hannes führſt, damit der alte Junggeſelle ein guter Ehemann wird.“ Anneken lachte ein wenig befangen.„Ich habe ja gar nicht gedacht, daß er mich über⸗ haupt mag.“ „Seit wann haſt du den Hannes denn ſchon lieb?“ forſchte der Bürgermeiſter. „Seit Bertas Hochzeit, als er mir half, die Girlanden feſtbinden.“ „So lange ſchon?“ rief Hannes gerührt. Anneken nickte mit erglühenden Wangen, „jetzt darf ich's ja ſagen, weil er mein Bräu⸗ Schüſſe auf ih 1700 ten. 1 Verurteilung eines Völtiſchen. Mainz, 12. Sept. Deutſchvölkiſches Propa⸗ gandamaterial, das ſich gegen die Beſatzungs⸗ behörden richtete, darunter auch Hitler⸗ und Ehr⸗ hardtlieder wurden bei einer Hausſuchung in Trier bei dem Ingenieur Eduard Böcking gefunden und beſchlagnahmt. Das Militärpoli⸗ wir unſer ſo wendig Kirchenbau, glücklich vollenden. Mainz, 11. Sept. Auf dem Mainz hof ereignete ſich am Dienstag Abend e rer Unfall. Während franzöſiſche Soldaten da⸗ mit beſchäftigt waren, ein auf einem offenen Güterwagen ſtehendes Automobil zu verſchalen, ſtieß eine Lokomotive auf den Zug, wobei der Wagen umgeworfen wurde und vier Soldaten unter das herabſtürzende Auto gerieten. zeigericht Trier hatte Böcking zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen dieſes Urteil hatte er Berufung eingelegt. Das Militärappella⸗ ttonsgericht Mainz hob heute das vorinſtanz⸗ liche Urteil auf und erkannte gegen den Ange⸗ klagten, der zum Termin nicht erſchienn war, auf eine Gefängnisſtrafe von zehn Monaten. eee Aus Nah und Fern. Bürſtabt, 10. Sept. Eine Glanzleiſtung der Wohltätigkeit vollbrachte Bürſtadt am letzten Sonntag. Wochenlang wetteiferten un⸗ ſere Jungfrauen im raſtloſen Arbeiten und mühe, vollen Sammeln und Betteln für einen Wohl; tätigkeits⸗ Verkaufstag zum Beſten unſeres Kirchen⸗Neubaues. Dieſe⸗ ſchwierige und für Bürſtadt neuartige Unterneh⸗ men iſt ſo glänzend gelungen, daß es die aller; kühnſten Erwartungen um ein Doppeltes über⸗ traf. Es wurde ein Reingewinn von zirko 6700.— Goldmark erzielt. Dieſe Summe klingt für die heutige Zeit der Arbeitsloſigkei. fabelhaft, um ſo mehr iſt ein neues Ruhmes⸗ blatt für den ſtaunenerregenden Opferſinn unſe⸗ rer Gemeinde und für das heiße Intereſſe für unſeren Kirchen⸗Neubau. Und es ſchadet nichts, wenn auch einmal die breite Oeffentlichkeit er⸗ fährt, was das katholiſche Bürſtadt Woche für Woche opfert für ſeinen Kirchenbau. Jede Woche liefern die unermüdlichen Sammlerinn n aus der Gemeinde über 600.— Goldmark ab! Schon fast 70 Jahre lang ſammelt Bürſtadt für Mark waren beiſammen, als der Krieg ausbrag). Das geſamte, durch Jahrzehnte hindurch ſo mühevoll geſammelte Kirchenbaukapital wurde als Kriegsanleihe gezeichnet, und durch die In⸗ ation ging alles verloren. Trotz allem ſammel⸗ en ſie weiter und die Bürſtädter gaben und opferten im feſten Vertrauen, daß der jahrzehnte lang gehegte heiße Wunſch wahr werde: Der Neubau der Kirche! Man muß es miterlebt ha⸗ ben, wie die Gemeinde beglückt aufatmete, als jetz vor einem Jahre nach Ueberwindung häß⸗ licher Schwierigkeiten der erſte Spatenſtich getan wurde. Und genau am Jahrestage, wo der erſte Kies gegraben wurde, ſelbſtverſtändlich durch freiwillige Arbeit, fand der Wohltätigkeits⸗Ver⸗ kaufstag, am letzten Sonntag auf dem großen Marktplatz ſtatt. Was da alles geboten wurde, kann im Rahmen eines Zeitungsartikels nicht Liebſten und zwei heiße Tränen rollten plötz⸗]„Wenn ſammien! Gestern ſeid ihr ja auch früher weg ⸗ geſchildert werden. 24 Stände waren aufgeſchla⸗ gen, jeder bot anderes zum Verkauf an. Reich⸗ lich waren die Stände gefüllt— alles geſchenkt oder gebettelt. Reizvoll und lecker war das „Kaffee“ mit ſeinen hunderten von Kuchen und Torten, urgemütlich und herzlich ſamilfär war der Reſtaurationsbetrieb, fidel und humorvoll die Darbietungen der Freilichtbühne, zwerchſell⸗ erſchütternd das Kaſperl-Marionetten⸗Theater. Eine Streichkapelle im„Kaſſee“ und der Kath. Kirchenmuſikverein auf dem Marktrlatz boten in ihren hönen Darß ietungen recht viel ſchöne Un⸗ 7 N den ſo dringend nötigen Kirchenbau. 210 000.- davon waren ſofort tot, der vierte wurde ſchwer verletzt. Ein fünfter Soldat konnte ſchnelles Abſpringen retten. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet. 8 f Gimbsheim, 12. Sept. Der 10jährige Knabe des Maurers Friedrich Ackermann ſtürzte auf der Straße ſo unglücklich, daß er einen Armbruch erlitt.— Im Kampfe gegen die Felddiebe, die in der Gemarkung immer arößeren Schaden an⸗ richten, haben ſich die Bürger zum Selbſtſchutz zuſammengeſchloſſen, und aus ihren Reihen Feldſchutzwachen errichtet, die Tag und Nacht abwechſelnd die von den Dieben bedrohten Flu⸗ ren bewachen. Bechtheim, 12. Sept. Ein großer Damm⸗ rutſch ereignete ſich am Mittwoch Nachmittag gegen 4 Uhr auf der Strecke Oſthofen⸗Gauodern⸗ heim in der Nähe von Bechheim, kurz nachdem ein Perſonenzug die Stelle paſſiert hatte. Der Damm iſt in einer Länge von ca. 25 Metern in ſeiner ganzen Breite gerutſcht, ſodaß die Geleiſe frei in der Luft ſchweben. Die Urſache des Rut⸗ ſches darf in den zahlreichen Niederſchlägen der letzten Zeit zu ſuchen ſein. die eine Unterwüh⸗ lung des Dammes herbeiführten. Die Wieder⸗ herſtellung dürfte 3 bis 4 Wochen in Anſpruch nehmen. Der Verkehr wird durch Umſteigen aufrecht erhalten. Monzernheim, 12. Sept. In dem Gehöft des Landwirts Adam Winter dahier iſt die Pferde⸗ ö räude ausgebrochen. Kornſand b. Nierſtein, 12. Sept. Bei der letz⸗ ten auf dem Kornſand ſtattgefundenen Zwet⸗ ſchenverſteigerung kam es zu einer größeren Auseinanderſetzung, die ſchließlich in Streitig⸗ keiten ausartete, bei welcher ein Mann die Naſe ſodgz er ins ſtädt. Krankenhaus berbracht werden mußte. das Feld. die Hand geſchlungen. ſcheu und raſte davon, ſchleifend. Letzterer erlitt nicht Verletzungen und mußte handlung begeben. Neuſtadt(Haardt), 12. Sept. Scheunen niedergebrannt. auch ſchon angebrannt war, zu retten. zäte ein Opfer der Flammen wurden. Drei ſich durch auch in das Leben zun einem Meſſerheld glatt abgeſchnitten bekam, nach Mainz Frieſenheim, 12. Sept. Der hieſige Landwirt Johann Helmerich wollte mit ſeinem Ochſen in Er hatte ſich dabei das Leitſeil um Plötzlich wurde das Tier den Helmerich mit ſich unbeträchtliche ſich in ärztliche Be⸗ In der Ge⸗ meinde Altdorf bei Duttweiler ſind geſtern zwei Die Fuerwehren von Altdorf und Böbingen, die das Feuer bekämpf⸗ ten, brachten es fertig, eine dritte Scheuer, die Der Schaden iſt bedeutend, zumal größere Erntevor⸗ 0 1 1 7 Tabletten in allen Apotheken u. Drogerien erhältlich bei huſten, heiſerkeit, Katarrh du jetzt nein geſagt hätteſt, ich hätte keine andere mehr gefragt.“ 1 „Sonntag wird die Verlobung veröffent⸗ licht,“ meinte Frau Roſa. Die Leute im Dorf werden Augen machen, daß der alte Hageſtolz doch noch hat dran glauben müſſen. Aber nun lauft wacker, damit ihr rechtzeitig zum Mittag kommt.“ So wanderten die zwei Glücklichen zurück nach Lindemanns Hof, allwo der gedeckte Tiſch auf die Gäſte wartete. Berta hatte raſch noch einen Pudding gemacht.„Es iſt nur einmal Verlobung!“ ſagte ſie zu ihrem Mann.„Weißt du noch. Auguſt, als du bei der Mutter in der guten Stube ſaßeſt und um mich anhielteſt? „Die Schwiegereltern meinen, wir ſollen Sonntag die Verlobung veröffentlichen, was meint ihr?“. a „Freilich, habt ihr ſchon über die Heirat geſprochen?“ a Rein, antwortete ſtatt ihrer Hannes, „aber ſobald es geht, vielleicht zum Frühjahr. „Ja, das kommt gut aus.“ Bald nach Tiſch verabſchiedete ſich Han, nes.„Auf Wiederſehen und vielen Dank! Anneken bekam einen Abſchiedskuß, dann ſtand ſie wieder im Laden und fragte nach den Wünſchen der Kunden. Anneken, du biſt ja chen Monnecke lächelte, ſüßſauer,„wohl weil Hannes Brennecke den ganzen Tag mit dir getanzt hat? Bilde dir nur nichts ein, der hält dich doch nur zum Beſten!“ ſchloß ſie giftig. „Brauchſt meinetwegen keine Sorge zu haben, Marie, ich weiß ganz gut, was ich tue, und Hannes Brennecke iſt ein viel zu ehren⸗ hafter Menſch, als daß er ein Mädchen zum Beſten hält.“ Anneken ſah ſie ruhig an.„Ich kenne Hannes Brennecke länger als du, ſein Vater iſt mein 1. etwas unſchickliches gar nicht zulaſſen.. 1 ſagt man, ihr hättet was zu⸗ 1 1 9 8 905605 4 152 die Leute im Dorf was al ſeh ie 55 a neckes Hof abgeben wollten.“ In wortloſem Glück ſah Anneken die Schweſter an, dann den tigam iſt, aber einen anderen als Hannes hätt' ich nie zum Manne genommen!“„ Hannes gab ihr einen ſo vergnügt,“ Marie⸗ mit dir gemeint!“ 3* 15 5 9 5 e„Guten Tag!“ Marie zählte das Geld auf. Die Klingel ſchrillte. 7 0 Anneken lachte hinter ihr her. Neidiſch ſeid ihr! Neidiſch, weil ich den Hannes Nrennecke hab—! 5 4 * Theres betrochtete den Poſtſtempel des Briefes: 5 Lindau(Harz). Liebe Theres! Du ſollſt die erſte ſein, die von unſerem Glück er⸗ fährt. Geſtern haben Anneken und ich uns verſprochen. Anneken iſt nun meine liebe Braut. Im Frühjahr ſoll Hochzeit ſein. Sonntag wird die Verlobung öffentlich. Die Eltern, die Dich grüßen laſſen, freuen ſich ſchon auf ihre Schwiegertochter. Ich weiß, daß du dich mit uns freuſt. Dein zakitnftiger Schwager Hannes Prennacke. Und darunter von Annekens Hand: Liebe Theres! Biſt du nun erſtaunt— Ich habe ja den Hannes ſo ließ! Haſt du damals was gemerkt, als du bei uns warſt? Jetzt bin ich Braut, und das kommt mir ſpaßio vor, oder geht das jedem ſo, der ſi verſobt? Weißt du auch, daß du mir ver⸗ ſprochen haſt, auf meine Hochzeit zu kom⸗ men? Du, und alle andern? Nun wirſt Du aber beim Wort genommen! Gräße bitte alle von mir, Lindemanns laſſen auch grü⸗ ßen. Es küßt dich g Den glückliches Annefen. Da hatten ſich alſo wieder zwei gefonden! Und glücklich waren die, Hanneß und Anneken. Anneken als Herrin auf dem ſtattlichen Hof. Theres ſah hinaus in ben verſchneiten Park „Wo iſt Sybill, ich habe eine Neuigkeit für euch.“ Theres ſchwenkte den Brief,. ihr 1 e 1 i „Ich ſuchte ſie bei dir?„ Ein Schneeball flog gegen die ß de „Aha, da meldet ſich ſemand!“ Joachim und Garten. Siby f fri iße Kugeln. heres gingen die Verandaſtufen hinab in den 1 8 ibyll ſtand im hohen Schnee und 5 ernh in Bernkaſtel zurückgekehrten Dr. Hau, der im Auguſt 1907 in zum Tode verurteilt, dann begnadigt und jegt nach 17jähriger Zuchthausſtrafe entlaſſen wor⸗ den iſt, eine längere Unterredung, aus der wir folgendes wiedergeben: Jedes Jahr war Frau Hau für einen Tag im Männerzuchthaus in Bruchſal und ſtärkte dort ihre nimmermüde Hoffnung. Dann holte ſie den Sohn heim. Sie möchte ihn da wenigſtens ſolange feſthalten, bis er ſich wieder an ie Welt gewöhnt. Das ſcharf profilierte Geſicht mit der hochgewölbten Stirn iſt voller als damals, die große Geſtalt ſcheint breiter und kräftiger. Nur die großen, braunen Augen, die oft in ſeltener Starrheit vor ſich hin⸗ nicken, zeugen von tiefem qualvollem Erleben, Die Augen eines einſam gewordenen Menſchen. Bolle zwölf Jahre ſeiner Strafe hat Dr. Hau in Einzelhaft verbracht. Auf eigenen Wunſch, da er eine erklärliche Scheu vor der Berührung mit der Verbrecherwelt hatte, die mit ihm das Zuchthaus teilte. Er empfand, wie er ſagt, die ſelbſtgewählte jahrelange Einſamkeit nicht als eine Verſchärfung der Strafe, zumal er neben der vorgeſchriebenen Zwangsarbeit— in ſeinem Fall die Verfertigung von Pappſchachteln— ſicl uisreichend mit geiſtigen Dingen befaſſen konnte. So trieb er philoſophiſche und juriſtiſche Stu⸗ dien und befaßte ſich auch mit Ueberſetzungen in fremde Sprachen. Der frühere Dozent einer amerikaniſchen Univerſität für römiſches Recht hat denn auch während ſeiner Haft eine Ueber⸗ ſetzung von Iherings berühmtem Buch„Der Geiſt des römiſchen Rechts“ fertig geſtellt, das für einen amerikaniſchen Verleger beſtimmt iſt. Erſt nach vollen 12 Jahren— über Deutſchland war inzwiſchen der Krieg und die Revolution hinweggegangen— erwachte der Wunſch in ihm, der Mitbewohner ſeines Zuchthauſes Einblick zu gewinnen. Er erbat und erhielt ſeine Arbeit außerhalb der Zelle, in⸗ dem er„Straßenwart“ wurde, d. h. der Gefau⸗ gene, der Straßen und Plätze des Zuchthauſes in Ordnung zu halten hatte. So zog er täglich mit Kehrbeſen und Schubkarren hinaus, mußte wohl auch öfters ſich ſelbſt die Steine zerſchlagen, die zur Ausbeſſerung der Straße dienten.„Ich hieß im ganzen Zuchthaus der Herr Doktor.“ Der Reſpekt vor der geiſtigen Ueberlegenheit des ſtudierten Mannes herrſcht gerade bei dieſen trotz alles verbrecheriſchen Raffinements primi⸗ tiven Menſchen. Dr. Hau will, ſobald er Gele⸗ genbeit dazu erlangt, in einem Buch über den Strafvollzug alle ſeine Erfahrungen und Be⸗ obachtungen niederlegen, die er im Zuchthauſe gemacht hat, und dieſes Buch ſoll ſich über die Schilderung der tragiſchen Einzelſchickſale in die Höhe allgemeiner Reſormgedanken erheben. Die ſes Buch zu ſchreihen iſt ihm ein Herzenswunſch der ihn zur Zeit am ſtärkſten beſchäftigt.„Se lange noch ein Atemzug in mir iſt“, ruft er aus „werde ich gegen das Urteil von Karlsruhe an⸗ kämpfen. Niemals werde ich den Kampf um meine Rehabilitierung aufgeben. Aber ich weiß als Juriſt nur allzugut, welche ungeheuren Schwierigkeiten ein erfolgverſprechendes Wieder⸗ aufnahmeverſahren in ſich trägt.“ Ein Verſuch, der zwei Jahre nach dem Karlsruher Urteil von ihm und ſeinem Verteidiger Dr. Dietz von den badiſchen Gerichten gemacht wurde, hat zur Ab— lehnung in beiden Inſtanzen geführt. :: Ein Naturſchutzpark in Flammen. Nach einem Funkſpruch aus Newyork ſteht der ameri⸗ kaniſche Nellowſton⸗Naturſchutzvark in Flammen. 5000 Morgen Land ſoſſen bereits ausgebrannt ſein. Es handelt ſich hier um die größte Natur⸗ ſehenswürdigkeit Amerikas und der Welt N da wird gemeldet, durch Hochwaſſer bedeutende Schäden angerich⸗ tet wurden, Richmond haben wirt aus dem Odenwald einige ee V. Dar en zu einem Verein zu⸗ ſammengeſchloſſen unter dem Namen Heſſenflie⸗ ger, Verein für Luftfahrt, Darmſtadt. Die erſte große Veranſtaltung des Vereins ſoll der vom Deutſchen Luſtrat genehmte„Erſte deutſche Luft⸗ wettbewerb 1924“ ſein und findet vom 2. bis einſchließlich 30. September dieſes Jahres auf dem Flugplatz des Vereins ſtatt. Anſchließend an dem Wettbewerb findet ein ſüdweſtdeutſcher Zuverläſſigkeitsflug ſtatt, der ſeit dem letzten Prinz Heinrich⸗Flug 1914 der erſte dieſer Art iſt. : Exploſion in einer Pulverfabrit in Steier⸗ mark. Wie die Blätter aus Graz melden, ex⸗ plodierte geſtern in einer Pulverfabrik in Tro⸗ folbach ein Miſchwerk. Mehrere Sachverſtändige und Fachleute hatten das Werk gerade verlaſſe“ als ſich eine Pulvermenge von 300 Kilogramm durch Reibung entzündete. Der Schaden wird auf 240 Millionen Kronen angegeben. Gleich nach dem Unglück Fabrik, obwohl ihm keine Schuld an dem Un⸗ glück beigemeſſen werden kann. :: Hochwaſſerſchüden in Kanada. Aus Kana⸗ daß in der Provinz Quebec die auf mehrere Millionen Dollar geſchätzt werden. Die Städte Zookſhire und beſonders gelitten. Die mei⸗ ſten Straßen mußten geräumt werden. :: Orkan in Dänemark. Eiin Orkan, der vor⸗ geſiern Dänemark und Jüttland hemſuchte, rich⸗ tete gewaltigen Schaden an. Viele Fiſcherboote ſind in der Nordſee untergegangen. Bis jetzt iſt feſtgeſtellt worden, daß von dem Orkan etwa 40 Menſchen getötet wurden. Die Krankenhäu⸗ ſer der Städte ſind von Verwundeten überfüllt. —— Die Bauern und der neue Staat Von Leonhard Schork. In den folgenden Zeilen gibt ein Land⸗ aus lluge und verſtändnisvolle Gedanken über das Verhält⸗ nis des Bauernſtandes zum neuen Staat. Sie geben wertvolle Fingerzeige für die ſtaatspädagogiſche Arbeit auf dem Lande. Die Schriftleitung. de Die Verfaſſungsfeiern in den letzten Ta⸗ gen waren eine Heerſchau für den republika⸗ niſchen Staatsgedanten und es ſcheint, daß die Republik tiefere Wurzeln gefaßt als ihre Gegner glauben machen wollen. Eine merk⸗ würdige Erſcheinung war es, daß das bäuer⸗ liche Element vollſtandig ablehnend oder doch kühl den Veranſtaltungen gegenüber ſtand. Es wirft ſich die Frage auf, lehnt denn der Bauer die neue Staatsordnung wirklich ab, ſieht er in der Wiederaufrichtung des alten Obrigteits⸗ und Militärſtaates ſein Ideal? Man darf wohl ſagen, daß der Bauer von heute, insbe⸗ ſondere der Sud⸗ und Weſtdeutſche durchaus demokratiſch dentt und fühlt; für die Idee, für die er 48 gekämpft, tritt er auch jetzt noch voll und ganz ein. Es liegt Dinge, daß ſich Umſtellungen auf dem Lande viel langſamer vollziehen, während die Stadt größere Beweglichkeit zeigt. Und trotzdem, es dommt keine Begeiſterung auf, viele müſſen ich inneren Zwang und Gewalt antun, ich zum neuen Staatsgedanken zu betennen. Der Bauer iſt heute in der Hauptſache nur wirtſchaftlich eingeſtellt, er tennt nur lein Werufsinterenpe, uno in Zeiten der Wah— RR eee erſchoß ſich der Direktor dern genden der Religioſität, ber Autoriätätsgedanke hat noch feſten Boden. Im Gegenſatz hierzu ſieyt er bei der Sozial⸗ in der bäuerlichen Vorſtellungswelt hat die Sozial⸗ demokratie den Arbeitswillen und den Autori⸗ in der Revolution ins Land ge⸗ bracht. Der Landmann hängt fanatiſch an ſei⸗ gibt er in der Mehrzahl der Bauernparte! 1 Stimme, die ja immer recht unpolitiſch iſt, aber nach den Wahlen ſuchen die Gewähl⸗ ten recht ſchnell parteipolitiſchen die Sache artet in der Regel in einen Vorteil der Deutſchnationalen aus. Allerdings, die tatholiſchen Bauernſtimmen fallen in der Mehrzahl der Zentrumspartei zu, aber nicht weil man von den parteipolitiſchen Grund⸗ ſätzen des Zentrums überzeugt, ſonvern weil man hier ſeine tulturellen Belange vertreten ſteht. Im alten Staate war eine politiſche Schulung nicht notwendig, die Wahlen haben iu damals unter ganz anderen Geſichtspunk⸗ ten vollzogen, aber auch im Volksſtaat hat bis jetzt auf wenig getan. Aber es ſind noch tiefere Gründe, die den Anſchluß an den neuen Staat verhindern. Träger der neuen Ordnung ſind vor allem Im die Linksparteien, die Sozialdemokratie. Bauernſtand und in der ſozialdemotratiſchen Arbeiterſchaft ſtoßen Volksteile Bauernſtand fühlt ſich als Hüter der alten Tu⸗ der Arveitſamkeit; demotratie den nackten Unglauben, tätsgedanken untergraben, Unordnung und Zerſtörung nem Eigentum. Was vom Vater ererbt iſt, muß ſich auf den Sohn übertragen. Auch hier ſieht der Bauer Gefahren von links. Die neue Ordnung macht er natürlich auch verantwort⸗ lich für alle unglücklichen Erſcheinungen der f gen. Schulung der Landbevölkerung, insbeſondere in der Natur der: 15 J 5 die neue ſtaatliche Ordnung einzufügen, dann wird das neue Haus eine ſehr feſte Säule er Un Nachkriegszeit, vor allem für den Steuerdruck, während die Urſachen doch in Wirklichkeit vom berlorenen Krieg zu ſuchen wären. Dazu kommt noch der Gegenſatz zwiſchen Erzeugern erſt mit der Befeſti⸗ und Verbrauchern, der gung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe allmäh⸗ lich ſchwinden kann. Der Bauer ſieht weiter im heutigen Volksſtaat zuviel Maſſe, zu ſehr die Herrſchaft der Straße. Da rollt ſich das Führerproblem in ſeiner ganzen Bedeutung auf, wahre und echte Bauernführer findet man ſellen, dagegen hört man auf Demagogen und berauſcht ſich an radikalen Phraſen. Man kann ſich denken, daß Volksteile, die weltanſchaulich, wirtſchaftlich, politiſch ſo ver⸗ ſchieden eingeſtellt, ſoviel Trennungspunkte u nur das eine Gemeinſame im Bekenntnis zur Demokratie haben, unmöglich freudige Zuſam⸗ menarbeit am Aufbau einer neuen ſtaatlichen Ordnung leiſten können. Von dieſen Geſichts⸗ punkten aus beleuchtet auch der bürgerliche Teil die Koalition mit der Sozialdemokratie. Die Zentrumspartei iſt die einzige Verfaſ⸗ ſungspartei, die ſtarke Berührungspunkte mit dem Lande hat, ihr erwächſt hier eine gewal⸗ tige Aufgabe, ſie kann und muß Brücken ſchla⸗ Mehr ſtaats bürgerliche und politiſche der jüngeren Zentrumswähler, mehr Ver— ſtändnis für die ſoziale Not der Arbeiterſchaft, aber auch von dieſer Seite mehr Verſtändnis für die Lebensnotwendigkeiten der Landwirt ſchaſt. Gelingt es, die Bauernbevölkerung ir halten, andernfalls wird ſich hier der Nähr⸗ boden für eine rückſchrittliche Bewegung fin⸗ den, und die inneren Beunruhigungen und Kämpfe um die Staatsform werden kein Ende nehmen. Die Milch als Nahrungs⸗ mittel Die Kuhmilch beſteht zum größten Teil(etwa 88 Prozent) aus Waſſer, außerdem enthält ſie durchſchnittlich 3,40 Prozent Fettſtoff, 4,60 Pro⸗ zent Zucker und als Reſt verſchiedene Salze. Das Fett, Butterfett geneannt, iſt in winzig kleinen Kügelchen in dem Waſſer verteilt. Vergleicht man friſche mit abgerahmter Milch, ſo ſieht letz⸗ tere, nachdem der größte Teil des Fettes ihr entzogen iſt, bläulich aus. Der Käleſtoff, das Eiweiß und der Zucker ſind in der Milch gelöſt. Der Umſtand, daß Kinder und junge Tiere ein Johr länger ausſchlielich von Milch leben kön, nen und ſich dabei gut entwickeln, iſt Beweis dafür, daß die Mich alle Nährſtoffe, die der Kör⸗ per hraucht, enthält und zwar in leicht verdau⸗ lichem Zuſtande. Die geſunde Milch hat einen milden, ſüßen Geſchmack und, je nach dem Fettgehalt, eine mehr oder weniger ins Gelbliche ſpielende Farbe. Sie iſt leicht Veränderungen ausgeſetzt, die ſie zum Genuß bald unbrauchbar machen; ſie gibt einen vorzüglichen Nährboden für aller⸗ lei Bakterien ab. Aus dem Euter der geſunden Kuh wird die Milch frei von Keimen gewonnen, aber ſie nimmt aus der Luft in kürzeſter Zeit ſehr viele Keime auf, die ſich mit unglaublicher Schnelligkeit vermehren. Die Bakterien, die meiſt zuerſt und in größter Anzahl von der Milch aufgenommen werden, ſind die Milch⸗ ſäurebazillen, die ihren Namen davon haben, daß ſie die Säuerung der Milch bewirken. Es iſt bekannt, daß die Milch, wenn ſie ſich ſelbſt überlaſſen bleibt, allmählich ſauer und„dick“ wird, wie man es nennt, was durch das Ge⸗ rinnen des Käſeſtof“ hervorgerufen wird. Dieſe 8 iſt für i Menſchen nicht ſchäblich; n in warmer Zeit den Genu ſe die Milch it, we uch n ieſes Vorganges viele neue Keim Her wärmung gerinnt. Außer den genannten gibt es noch eine große Anzahl von Bakterien, die in der Milch vorkommen, von denen einzelne, wie der Heubazillus, der Milch einen bitteren Geſchmack verleihen, andere auch giftige Subſtan⸗ zen hervorbringen, ſogenannte Toxine, die, wenn ſie in großer Menge auftreten, ſchwere Gefahren für die Menſchen bringen können. Milchunterſuchungen werden nach einer höchſt genial erdachten Methode ausgeführt, ſodaß man mit unbewaffnetem Auge die Zahl der Bakterien ſeſtſtellen kann. Ein Teil der Milch wird mit hunderttauſend Teilen Waſſer gemiſcht, von die⸗ ſer Miſchung wieder ein Teil mit zehn Teilen Gelatinelöſung, ſodaß im ganzen eine Verdün⸗ nung von 1:1 Million ausſefübrt iſt. Von der Flüſſigteit wird ein wenig auf eine Glasplatte geſtrichen, die Gelatine wird feſt und bietet den Pilzen einen guten Nährboden dar. Sie vermeh⸗ ren ſich durch Teilung immer weiter, ſodaß ſich ganze Kolonien bilden, die ſolchen Umfang an⸗ nehmen, daß ſie nach drei bis vier Tagen wie kleine Schimmelpünktchen dem bloßen Auge er⸗ kennbar werden. Die Entwicklung der Bakte⸗ rien wird durch die Temperatur beeinflußt, bei 15 bis 30 Grad Celſius wachſen ſie am ſchnell⸗ ſten. Unter 10 Grad vermehren ſie ſich lanaſam, bef vier Grad ſteht die Entwicklung ſtill. Durch bildeten Bakterien zerſtört. Durch dieſe Tatſachen wird die Behandlung geregelt, die die Milch ihrer ſchädlichen Eigenſchaften beraubt. Es iiſt Regel geworden, daß die Milch un⸗ mittelbar nach der Gewinnung gekühlt wird. Die Kühler ſind ſo konſtruiert, daß die Milch in ganz dünner Schicht über ein Röhrenſyſtem rieſelt, das durch laufendes Waſſer abgekühlt wird: durch Brunnenpaſſer von 8 Grad kann man die Milch auf 9 Grad abkühlen und dadurch die ſtarke Vermehrung der Bakterien verhindern. Es iſt einleuchtend, daß die Milch nicht in der Stalluft geküht werden darf, da ſie während aufnehmen würde. Die gahtloſen, ſtarke Hitze, 70 bis 85 Grad, werden die ausge⸗ teils dem Dünger, teils auch dem Atem unge⸗ ſunder Kühe. Es liegt auf der Hand, daß man durch große Reinlichkeit die Zahl der in der Luft auſſteigenden Keime wird verringern kön⸗ nen. Desalb iſt hier größte Sorgfalt nötig. Die Wände müſſen oft getüncht, die Krippen aus⸗ gewaſchen, der Dünger regelmäßig entfernt, den Tieren reichlich Streu gegeben werden. Beſondere Vorſichtsmaßregeln aber ſind für die Ernährung der Kinder erforderlich. Der zarte Organismus kleiner und kranker Kinder verträgt bakterienreiche Milch nicht, deshalb muß dieſe ſofort nach dem Einkauf gekocht werden. Die Milch muß nach dem Kochen in einem wohl⸗ verſchloſſenen Gefäß an einem kühlen Ort auf⸗ bewahrt werden. Bei dieſer Erörterung liegt die Frage nahe, wie ſich der Nährwert der Magermilch zur Voll⸗ milch verhält, und man darf ſagen, daß der Un⸗ terſchied nur ſehr gering iſt. Die Milch enthält ungefähr 3 Prozent Fett, man kauft alſo in einem Liter Vollmilch etwa 30 Gramm Fett. Kartof⸗ felbrei mit Milch iſt ein beliebtes Abendeſſen. Benutzt man anſtatt eines Liters Vollmilch die gleiche Menge Magermilch und 33,5 Gramm Speck, ſo hat man genau den gleichen Nähreffekt wie bei der Vollmilch und bezahlt dafür erheb⸗ lich weniger. Wahrſcheinlich aber iſt der Erſatz des durch die Verwendung von Magermilch entzogenen Fet⸗ tes überhaupt nicht notwendig, weil in der Ta⸗ gesration beſonders der Arbeiter ein Ueberſchuß von Fett über den tatſächlichen Bedarf des Kör⸗ pers vorhanden zu ſein pflegt. Für die Solda⸗ ten werden zur Beköſtigung täglich 60 Gramm Fett verlangt; man darf annehmen, daß für den Durchſchnittsmenſchen 50 Gramm ausreichen. Werden nun durch den Genuß eines Liters Ma⸗ germilch anſtatt der Vollmilch 30 Gramm Fett entzogen, ſo wird dieſes kleine Quantum 9 0 dasjenige Fett, das zu Brot oder beim Kochen verbraucht wird, in den allermeiſten Fällen ge⸗ 1 2 Anſchluß, u. dem Lande in dieſer Hinſicht noch „ 11 5 f aufeinander, die eine faſt unüberbrückbare Kluft trennt. Der Neues vom Tage. Die goblenzer Verhandlungen. 1 9 Koblenz, 13. Sept. Die Koblenzer Ver⸗ handlungen wurden geſtern in mehreren Aus⸗ ſchüſſen fortgeſetzt. Der von der Reichsregierung zum Leiter der Verhandlungen in Koblenz und Düſſeldorf beſtellte Landeshauptmann Dr. Herion hatte mehrere Unterredungen mit den alliierten Oberkommiſſaren der Rheinlandkommiſſion. Er hat ſich heute nach Düſſeldorf zu Verhandlungen mit dem franzöſiſchen Oberbefehlshaber begebn, 100 Nach einer Entſcheidung der Rheinlandkom⸗ miſſion vom 11. September iſt die Ausweiſung von etwa 1300 Beamten und Privatperſonen aufgehoben worden. i Eine Probefahrt des Zeppelin ZR 3 nach Berlin. Friedrichshafen, 13. Sept. Die für Samstag angekündigte große Probefahrt des Zeppelin nach Norddeutſchland iſt verlegt wor⸗ den. An ihrer Stelle iſt am Samstag Nachmit⸗ tag eine kurze Probefahrt vorgeſehen. Zur Be⸗ ſprechung der Telefunkenanlagen, die die Peilung ſicherſtellen ſoll. Der Flug nach Berlin ſoll erſt Anfang nächſter Woche ſtattfinden. Eine Proklamation zum Sturze der griechiſchen Regierung. London, 13. Sept. Reuter meldet aus Athen, daß unter den Truppen des 34. Regi⸗ ments ene Proklamation verteilt wgrden ſei, in der zum Sturze der Regierung aufgefordert wird. Die beiden Generale, die die Proklama⸗ tien unterzeichneten, wurden bereits verhaftet. Zur Reiſe Omen Poungs nach Paris. Paris, 13. September. Der„Temps“ berichtet: Der beute nach Paris reiſende Gene⸗ ralagent für die Reparationen, PMoung, wrde in der kommenden Woche auch mit den beiden Treuhändern de la Croix und No⸗ vera unterhandeln, die vor dem 6. Oktober von der deutſchen Regierung Zertifikate über 11 Milliarden Goldmark(Eiſenbahn) und 5 Milliarden Goldmark(Induſtrieobligationen) erhalten müſſen. Vor dem 5. Oktober müſſen auch die Prüfungs⸗ und Kontrollorgane, die der Dawesplan vorſieht, gebildet werden. Ebenſo müßten die neue Emiſſionsbank und die Reichseiſenbahngeſellſchaft endgültig ein⸗ gerichtet werden. Die Repko werde im Ein⸗ verſtändnis mit dem Generalagenten in der nächſten Woche die verſchiedenen Beſchlüſſe ſtudieren, die noch gefaßt werden müßten. Die Abmachungen über die Unterbringung der 800 Millionen⸗Anleihe müßten bis 21. Okto⸗ ber getroffen werden. In Spaniſch⸗Marokko. . Madrid, 13. September. Aus Melilla wird gemeldet, daß die ſpaniſchen Operatio⸗ nen, um Tetuan zu befreien, fortgeſetzt wür⸗ den. Truppenabteilungen haben die Stellung des Conique ſüdlich der Stadt beſetzt. Auch die Stellung von Quitzen iſt beſetzt worden. Die tellung von Beini⸗Salah wurde verpro⸗ viantiert. Die Spanier hoffen, durch die ver⸗ ſchiedenen Operationen die Stadt Tetuan ge⸗ ſügend geſchützt zu haben. In Chile. 5 London, 13. September. Aus San⸗ tiago de Chile wird gemeldet, daß das neue Miniſterium ſofort wieder demiſſioniert hat. Ein Militärkomitee hat proviſoriſch die Re⸗ gierung übernommen. Dieſes Komitee beſtehl aus dem General Altamarani und dem Gene⸗ tal Bennet, ſowie des Admiral Nell. Das Ko⸗ mitee hat beſchloſſen, das Parlament aufzuls⸗ ſen. Die Ordnung bleibt aufrecht erhalten. Das Komitee will an der Regierung bleiben. bis das Volk in Neuwahlen ſeinen Willen bekun⸗ det hat. 7 Allerlei was viele nicht wiſſen Als Napoleon 1. von Straßburg aus in den ruſſiſchen Feldzug zog, wollten ſeine Pferde in Kehl den Wagen nich! weiterziehen und Men⸗ ſchenhände mußten ihn über die Rheinbrücke ſchieben, chen angeſehen wurde. was allgemein als ein böſes Vorzei⸗ * Die erſte engliſche Zeitung, ein Nachrichten⸗ blatt, wurde in Amſterdam am 2. Dezember 1620 gedruckt, ſie koſtete 15 Keller und brachte Nachricht über die Schlacht am Weißen Berge uſw. Der⸗ gleichen Blätter, die öfter erſchienen, wurden Corantos genannt. Die erſte engliſche Zeitung, die in England gedruckt wurde, kam 1665 her⸗ aus. Es war dies die noch heute beſtehende „London Gazette“. * 1704 belagerten die Franzoſen die Stadt Vil⸗ lingen, wurden aber von der Bürgerſchaft und dem zum Entſatze hereinrückenden Prinzen Eugen zurück und in die Flucht geſchlagen. Als Prinz Eugen dann den Villinger Bürgermeiſter fragte, welche Gnade er ſich für die Bürgerſchaft zum Lohne ihrer heldenmütigen Verteidigung Stadt beim Kaiſer ausbitten Jagt er:„Wir wollen als