˖ t.„Jung 1 ll ſich wleder zu: 5 einfinden am nächſten Dienstag, den 23. eptember, Aends punkt ½9 br im großen Freiſchüzſaal zu der g. Hauptverſammluna unſerer Sodalität. Nicht bloß unſere aktiven Sodalen, Jungmännerbund und Unter⸗Abteilung, ſind zu dieſem Abend freundlichſt eingeladen, auch unſere „alten“ Sodalen, unſere Ehrenmitglieder, das 0 beſonders betont, wollen wir bei dieſer Ver⸗ ſammlung herzlich willkommen heißen. Dieſe Veranſtaltung ſoll wieder einmal zeigen, daß der Sodale für ſein ganzes Leben mit der Sodalität verwachſen iſt, die ihm unter dem Schutze der Gottesmutter Führerin und Lehrmeiſterin war in der Jugendzeit. Drum auf ihr Väter und all ihr anderen Ehrenmitglieder, die ihr immer eurer geiſtigen Mutter großes Jutereſſe und Liebe entgegengebracht habt, kommt in graßer Schar herbei und lauſcht den Worten des berühmten Redners, Herrn Kaplan Landis, Bezirkspräſes in Mannheim, den ja noch viele in angenehmer Erinnerung haben von der Männerwallfahrt in Gernsheim im vorigen Jahre. Bringt gern einmal das Opfer, wenn ihr auch durch andere Verſammlungen und durch die Herbſtarbeiten ſtaik in Anſpruch genommen ſind. Reichlich werdet ihr entſchädigt und mit dem Bewußtſein nach Hauſe gehen, wieder einmal in junger Ge⸗ ſellſchaft eine frohe lehrreiche Stunde verlebt zu haben. Kpl. Lambert, Präſes. * Steuerſprechtage. Auf die Bekannt⸗ machung der Bürgermeiſterei in heutiger Num⸗ mer werden die hlefigen Einwohner beſonders aufmerkſam gemacht. * Einlöſung von Notgeld. Wir weiſen nochmals darauf hin, daß das geſamte Notgeld der Reichs⸗Eiſenbahn bis zum 15. Ok⸗ tober eingelöſt wird. Nach dieſem Termin ſind die Scheine ungültig.— Ebenſo iſt das auf Dollar lautende Heſſiſche Notgeld zum 15. Ok⸗ tober zur Einlöſung aufgerufen. * Arxbeitsloſenzahl. Wie das Städ⸗ tiſche Nachrichtenamt ſchreibt, betrug am 9. Sep⸗ tember die Zahl der Arbeitsloſen in Mannheim 10 135. Es iſt gegen die Vorwoche ein Rück⸗ gang eingetreten. * Schweinemarkt. Weinheim, 20. Sept. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt 308 Stück; verkauft wurden 232 Stück. Milchſchweine das Stück von 6 bis 15 Mk.; Läufer das Stück von 16 bis 40 Mark., Einleger das Stück von 70 bis 80 Mark. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Einrichtung von Steuerſprechtagen. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts Heppenheim wird am 29. ds. Mts. auf dem hieſigen Rathauſe ſtattfinden. Diejenigen Steuer⸗ pflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, mien ſich bis ſpäteſtens Donnerstag, den 25. September 1924, mistags 12 Uhr, bei uns melden und genau angeben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt ge⸗ wünſcht wird. Viernheim, den 22 September 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Aualilats Schuhwaren kaufen Sie ſtets am beſten im Sthuhhaus Joſeph Förſchle F gegenüber dem Haberockl“. Beſtellungen auf Weißkra Zentner 4 Mk. werden eee fi. Unie Uu. Peißen Kis Pfd. 30 Pfg. Franz Adler zum„Lamm“. Waldftraße 16. MODELLHUT. Mannheim 15 8 eee Groge. Uanbertroffene Auswahl. Geschwister Gutmann AUSSTELLUNG Ghaufenster 3 — 87 5568000565008 5058 MHapitän Herbert Der Schöpfer einer Reihe herrlicher Filme bringt seinen spannenden Filmvortrag n Seines U. ks von Süd-Amerika Im Engel- Lichtspielhaus am Mon- tag, den 22. September abends 8 Uhr. Schüler vorstellung vormittags 9½ Uhr. Hess. Bilderbühne (runer Hessisches wanderkino k. b.) . V 18 S888 88888 eue giltocnenue e kalba daues Deftealess-Sauerkraut laue Salz- l. S819 Gurten Feinste nme U Mpnbnes Fabrikat Helvetia Fond. gez. Men Dose 34 15 65 Pfennig. Frisch aingelrofken: e Buttergleiche Aae Hargarne, Marte Schwan im a Blauband. Fabrikat „Van den Bergqhs Marg.) Ges. m. b. H.“ ½ Pfund Würfel Delsardinen 30 1 kochf. Qualität in fst. Olivenöl Dose 9 —.95,—.85,—.55,—.45 Nismsronferinge, Ronmops, Fuss. Sardinen Ha. Holl. Donheringe„ 12 Id. Thüringer Cürbalal. und FJalamiwüärsle lohann Sechrebel. Ein faſt neuer Hochzeitsanzug mit Sacco, z verkaufen. Kirchſtraße 5. Druckſachen liefert ſchnell und billig Viernheimer Anzeiger. 25 Ss Mat. Jünglings⸗ ⸗Sbdalitüt. „Dienstag Abend 29 Uhr Große Hauptverſammlung der ganzen Sodalität. Unterabteilung Jungmännerbund und h ld Redner: Kaplan Landis Bezirkspräſes der kathol. Geſellenvereine in Mannheim. Um pünktliches Erſcheinen wird gebeten, da der Redner an demſelben Abend wieder zurückreiſt. Der Vorſtand. Ein e Wohnhaus mit Nebenbau, Scheuer, Garten anſchließend ein Stück Ackerland, in der Hauptſtraße hagen aus freier Hand zu verkaufen. Dasſel he eignet ſich als Geſchäftshaus ſowie für einen Landwirt. Näheres in der Exped. ds. Blattes. Komplette Taschenlampen Batterien und Birnen empfiehlt billigst l. Snecht, Haldausst. 68. rr f Aleman von Innen zu hause N od. vielleicht ſogar ſchwer krank und wollen Sie dem Kranken ſeine Schmerzen etwas lindern, ſo wenden Ste ſich vertrauensvoll an das G Fummilvarenhaus Valentin Rosck 7. Rathausſtr 91.— Dort finden Sie das, was der Kranke ſo dringend benötigt. Zum Beiſpiel: Gummi Luftkissen, Eisbeutél, Leib-Eisbeutel, Wärmeflaschen aus Gummi. Aummierte Betteinlagen Gu. a. m. unter fachm. Bedienung u. bill. Berechnung. Hofmann Neubaustrasse Nr. 12 empfiehlt sein reichhaltiges Lager in geblasen in nur erstklassiger Qualität 1 guter Passform 9 und solide Preise! 1 brochen von e. art.. etelt ſich der neue Roman, mit deſſen Abdruck wit in 1 Zeitung be⸗ Er iſt ein Jamilienroman im beſten Sinne des Wortes. Durch die Höhen und Tiefen menſchlicher Leidenſchaft werden wir geführt, ſchwere Kämpfe einer willensſtarten Perſönlichkeit gegen Eigenſinn, Bosheit und Neid erleben wir und die Verzweiflung menſchlicher Kleinheit ſehen wir mit an. Inmitten die⸗ ſer ringenden Welt ſteht ſtolz und ſtark der Held des Romans, der durch ſeine hohe ſittliche Reinheit und ſeine tüchtige Lebensenergie ſchließlich Sieger bleibt und in ſeiner Liebe den ſchönſten Lohn findet. ö Die Geſchichte iſt überaus ſpannend erzählt und wird das Intereſſe unſerer 1 und Leſer 85 hohem der heutigen Nummer unſerer ginnen. Grade feſſeln. 4 e e Tücke, 2 ILE AI Weitere 1 Wanke Wee ug 8 W ſofort noch angenommen. 25 Verkauſi 19 gut erhaltenen e 0 wir ee Freunden und Be⸗ eie die traurige Mitteilung, daß meine liebe, gute Gattin, ee e eee Tochter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Elisabetha Adler geb. Hoock nach kurzem ſchwerem Krankenlager, ver⸗ ſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, nur allzufrüh, erſt 29 Jahre alt, ſchnell und unerwartet geſtern Nachmittag halb 5 Uhr in ein beſſeres Jenſeits abgerufen wurde. Wir bitten, ihrer Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, den 22. September 1924. In tiefſtem Schmerze: Heinr. Adler 3. nebſt Kind Familie Gg. Val. Hoock 2. a Die Beerdigung findet morgen Dienstag Nachmittag 5 Uhr, vom Trauerhauſe, 1Bismarckſtr. Nr. 13 aus, ſtatt. Dankſagung. Für die vielen wohltuenden Be⸗ weiſe der Teilnahme während der Krankheit u. beim Hinſcheiden unſerer lieben, unvergeßlichen Mutter, Groß⸗ mutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Kath. Helfrich geb. Helbig ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die Kranz: und Blumen⸗ ſpenden ſagen wir hierdurch unſeren tiefge- fühlten Dank. Ganz beſonderen Dank der hochw. Geiſt⸗ lichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schweſtern für die aufopfernde f Pflege ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 22. September 1924. Jie nanernd Hüterbltebenen. Spezialfabrik für Rolladen Jalousien, Rollos etc,, Ersatzteile, Reparatnren Slierlen& fermann, Mannheim Augartenstrasse 33— Telefon 2002, Vertretung: Chr. Jos. Kempf Viernheim lelefon 54. Riesige Möbelkäufe von der enormen Preissteigerung ermöglichen uns weiterhin Ronkurrenzlose Ungehote. Wir verkaufen solange Vorrat: Schlafzimmer, kane vompl 975 46 Spiegelſchr., Waſchkom. m. Spie⸗ Hüche, naturlasiert, komplett 105 10 Möbel kauft Jedermann billig bei Kupfer mann gelaufſ., 2 Rohrſt, 1 Handtuchh Büfett, Ztür Kred. mit Kunſtverglaſ. 2 Stühle, 2 Hocker, 1 Spiegel, Herrenzimmer, Flone geben ie 860) 00. n f ee m. echt. Lederſeſſel Speisezimmer, r. Unt 375. ümiiehe EInzeimonel epsfaunen dllig. bfinige eee E Kleiderſchränke 35 M. Betten, lackterrtr 32 M. ae„ 48 M. Tiſche m. Schubf. Bucherſchrünke S f 3 Seetag: 010 0 ee e etts„ 175 M. Emgelne Kücchenſchrünne in verſch. Größen. r Spezial- Angebot! Matratzen, echt Drell, gut gefüllt. 23 M. Divans, moderne F 10 63 M 15 M. 85 M. 98 M. agçon Thel 0 Seſf ns verſtellb. 48 M. Federbotten 15 g bill eee gestattet. Möbelhaus ö mann (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Fuſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Paus gebracht.— and Blumen“, halbjährlich einen N 208. Nie wieder Krieg! Die Kundgebungen in Deut“ land. Berlin, 21. September. Gegen den krieg und für den Weltfrieden hatte der In⸗ ler nationale Gewerkſchafts bund uf den heutigen Sountag die organiſierte Ar⸗ ſeitnehmerſchaft der ganzen Welt zu einer kundgebung aufgerufen. In Berlin veranſtal⸗ eten der Aufforderung folgend der Allgemeine freie Angeſtelltenbund und die Gewerkſchafts⸗ ommiſſion Berlin und Umgegend in vier froßen Sälen Verſammlungen und im gro⸗ en Schauspielhaus eine„proletariſche Feier⸗ kunde“, die ſämtlich einen ruhigen Verlauf jahmen. Unter den zahlreichen Rednern be⸗ anden ſich Longuet⸗Frankreich, Brockway⸗ Eugland, Abramowitſch⸗Rußland und Ellen⸗ jogen⸗Oeſterreich, die zum Ausdruck brachten, jaß ſich an dieſem Tage die Arbeiter aller känder vereinigen in dem unerſchütterlichen Willen, der ganzen Welt den Frieden zu er⸗ fämpfen. Den Abſchluß des Tages bildete eine Antikriegskundgebung der freien Gewerk⸗ ſchaftsjungend im großen Saale des Herren⸗ zauſes. * Mainz, 21. September. Hier veranſtal⸗ teten heute die Gewerkſchaften einen Antikriegstag, der zahlreich beſucht war. Re⸗ gierungspräſident Haeniſch(Wiesbaden) ſprach ſich u. a. für den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund aus und wandte ſich gegen den ſogenannten Bürgerblock. Pfarrer Fre⸗ ſenius⸗Eſſen ſagte man, bisher habe man im Namen des Stifters der chriſtlichen Reli⸗ gion ſich gegenſeitig totgeſchlagen. Das müſſe künftig anders werden. Von den Kanzeln herab ſolle der Weltfrieden verkündet werden. — Eine dem Sinne der Kundgebung entſpre⸗ chende Entſchließung wurde einſtimmig ange⸗ nommen. * München, 21. September. Gezuäß dem Beſchluß des Internationalen Gewerkſchafts⸗ bundes hatten der Gewerkſchaftsverein Mün⸗ chen(Ortsausſchuß des Allg. Deutſchen Ge⸗ werkſchaftsbundes), der Afabund und der Allg. Deutſche Beamtenbund für heute vor⸗ mittag zu einer großen Kundgebung gegen den Krieg in der Tonhalle eingeladen Rach Orgel⸗ und Geſangsvorträgen wurden wei Anſprachen, eine von der Kriegerwitwe Bauer, die andere vom Vorſitzenden des Bewerkſchaftsvereins München, Guſt. Schie⸗ zer, gehalten. Sie wandten ſich mit ſcharfen Worten gegen das Heraufbeſchwören eines teuen Krieges und bezeichneten den Völker⸗ hund als allein imſtande, den Frieden zu ga⸗ tantieren. *** Die Kundgebungen in Paris. Paris, 21. September. Infolge der ſchlechten Witterung war die Teilnehmerzahl in der von den Linksparteien und Arbeiter organiſationen veranſtalteten zitogzebungen zegen den Krieg und für den ſoztalen Fort⸗ ſchritt nicht ſehr ſtark. Immerhin füllten etwa 5000 Menſchen nach kurzem Demonſtrations⸗ zug unter freiem Himmel den großen Theater⸗ ſaal des Trocadero, um die verſchiedenen Redner anzuhören, darunter den Generalſek⸗ cetär der ſozialiſtiſchen Partei, Paul Faure, den Sekretär des Allgemeinen Gewerkſchafts⸗ bundes, Jouhaux, den Z3jährigen Vor⸗ sitzenden der Liga für Menſchenrechte, Buiſ⸗ ſon, und den Sekretär des internationalen Gewerkſchaftsbundes Amſterdam, Quede⸗ geeſt. Alle Redner waren vom glühendſten Bekenntnis zum Frieden durchdrungen und ernteten ſtürmiſchen Beifall. Zu Beginn der Kundgebung hatten ſich einige heftige Zuſam⸗ menſtöße mit kommuniſtiſchen Gruppen ereig⸗ net, die jedoch beigelegt werden konnten. 9 2 Der Völkerbund in Genf. Genf, 20. Sept. In der Vormittagsſitzung der Völkerbundsverſammlung, die nach neun Tagen zum erſten Mal wieder zuſammengetreten iſt, machte Präſtdent Motta verſchiedene Vor⸗ ſchläge zur Beſchleunigung der Arbeiten, da der Wunſch nach einer Beendigung der diesjährigen Tagung am 27. September allen gemeinſam ſei; er wies aber andererſeits darauf hin, daß ange⸗ ſichts der wichtigen, noch nicht abgeſchloſſenen Arbeiten des Abrüſtungsausſchuſſes und über das Schieds⸗ und Sanktionsprotokoll eine Ue⸗ berſtürzung vermieden werden müſſe. Man ſchlleßt daraus, daß eventuell mit einer geringen Merlänaeruna der Verfammlunastaaung au rech · * Gratisbeilagen: wöchentl. Samsta Fahrplan, ſowie einen 550 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Dienstag, den 23. September 1924 Viernheimer Tageblatt An abgeſtufter Ra (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) N Die einſpaltige Pet tzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung batt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen 5 Erſte und ülteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117,— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 41. Jahrgang Eine Rede des Reichshunzlers. Deutſchland und der Völkerbund. Radolfzelt, 21. Sept. Heute iſt hier unter außerordentlich ſtarker Beteiligung der Parteitag des badiſchen Zentrums zuſam⸗ mengetreten unter dem Vorſitz des früheren Reichskanzlers Fehrenbach. An Stelle des in Oberſchleſien weilenden früheren Reichs⸗ kanzlers Dr. Wirth ſprach Reichstagsabg. Diez über die politiſche Lage. Während ſei⸗ ner Schlußworte betrat Reichskanzler Marx, der im benachbarten Heiligenberg geweilt hatte, den Saal, ſtürmiſch begrüßt. Herr Feh⸗ reubach bewillkommnete den Kanzler noch be⸗ ſonders als Wegbereiter einer beſſeren deut⸗ ſchen Zukunft.(Erneuter Beifall.) Marx hielt hierauf eine Anſprache. Er dankte für die Begrüßung, die die Verſamm⸗ lung in ihrer ſüddeutſchen Art und Weiſe weit warmherziger geſtaltet habe, als er ſie ver⸗ diene. Als er in den Saal getreten ſei, ſei es ihm wie ein Lichtſtrahl geweſen, als er die Schlußworte der Verſammlung Pro Deo et patria“ gehört habe. Dieſer Wahlſpruch gelte nicht nur für die Zentrums partei ſondern auch für die Reichsregierung. Faſt in keinem Beruf ſeien mehr Vorbereitungen für das Jenſeits notwendig, wie in dem des Parlaments(Hei⸗ terkeit.) Wenn mau ſich aber noch mehr auf das Jenſeits vorbereiten wolle, dann über⸗ nehme man nur das Amt eines hohen Regie⸗ rungsbeamten.(Heiterkeit.) Pro Deo! Möge jeder Reichsbürger, wenn er bei der Wahl ſeine Stimme abgibt, ſich die Frage vorlegen, ob die Art ſeiner Stimmabgabe mit ſeinem Gewiſſen ſich vereinbaren läßt. Die Reichs⸗ regierung ſtehe auf chriſtlichem Boden. Aber auch im Völkerleben müſſe ſich der Gedanken der chriſtlichen Moral durchſetzen. In dieſer Richtung, in der Linie der gemeiuſchaftlichen Arbeit aller Völker an der Wohlfahrt der Menſchheit liege auch die Idee des Völ⸗ ker bundes. In ſeiner praktiſchen Verwirk⸗ lichung aber ſei der Völkerbund zurzeit unvollkommen und unvollſtändig. Zweifellos aber ſei der Völkerbund ein geeigneter Weg zur Herſtellung beſſerer Beziehungen zwiſchen den Völkern. Ob das deutſche Reichskabinett am Dienstag zu einer Entſcheidung über die Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völ⸗ ferbund kommen werde, wiſſe er nicht, das Kabinett werde aber alle Für und Wider des Beitritts in den Völkerbund reiflich und ge⸗ haben und abwägen. Wenn hierbei die Gründe, die für den Eintritt ſprechen, tatſächlich überwiegen ſollten, dann dürfte wohl der Eintritt beſchloſſen werden. (Beifall.) Das Zentrum habe keine Populari⸗ kätshaſcherei betrieben, ſondern unter Zurück⸗ ſtellueg der Parteiintereſſen pro patria gear⸗ beitet, damit Deutſchland wieder hoch komme und wieder zu Anſehen in der Welt gelange. Jene Parteien aber, die für ſich allein bean⸗ ſpruchen, national zu ſein und ſtets in nationa⸗ len Tönen daherreden, ſollen doch einmal ihre Taten für das Vaterland aufweiſen.(Beifall.) noch. Die Hauptforderung des Augenblicks ſei, unſer Volk wieder in die Höhe zu bringen; über an— dere Fragen können wir uns ſpäter ausein⸗ anderſetzen. Nach der ganzen Einſtellung un⸗ ſeres Volles müſſe jede Reichsregierung den Weg der Mitte innehalten, wenn wir nicht wieder in ſchlimme Zuſtände zurückgeworfen werden wollen. Die Einheit des Reiches müſſe unter allen Umſtänden gewahrt werden.(Bei⸗ fall.) Wir dürften kein Stück deutſchen Landes mehr verlieren, denn wir hätten bereits viel zu viel verloren.(Erneuter Beifall.) Es gebe heute keine irgendwie ernfthafte Richtung mehr, die die Trennung vom Reiche fordere. „Wir werden alles tun, um die Laſten des be⸗ ſetzten Gebietes zu erleichtern.“ Aber das ganze Deutſchland müſſe dieſe Laſten tra⸗ gen, nicht nur Rheinland und Weſtfalen, denn Deutſchland falen hätten den Krieg verloren. Er wolle hier etwas ſagen, Reichstage noch nicht geſagt habe. Wenn er, der Kanzler, je das Walten der göttlichen Vor⸗ ſehung erkannt habe, ſo ſei es bei den Londo⸗ ner Verhandlungen geweſen. In wichtigſten Augenblicken, wo die deutſchen Vertreter nicht recht wußten, welche Entſcheidung die richtige ſei, hätten wir handeln müſſen, und es ſei doch alles gut ausgegangen.„Wir ferner in London erkannt, daß diejenigen Männer, die jetzt in Eugland und Frankreich das Heft in der Hand haben, aufrichtig den Frieden wol⸗ len, und da wäre es falſch geweſen, die Hand zurückzuweiſen.(Stürmiſcher Beifall.) Wenn aber die anderen mit einem Säbel raſſeln, der gar nicht da iſt, ſo iſt das nichts anderes, denn eine Spielerei.(Erneuter ſtürmiſcher Bei⸗ fall.) Er, Marx, könne ruhig ſagen, er werde den Tag begrüßen, wo er die Würde des Kanzlers niederlegen und als Oberlandes⸗ gerichtspräſident in einer deutſchen Stadt ein ruhiges Leben führen könne. Aber es gebe auch eine höhere vaterländiſche Pflicht, und dieſe verlange, daß er auf dem Poſten, auf den ihn der Reichspräf ſident berufen habe, aus⸗ harre. Er wolle ſein Amt als Kanzler tragen pro Deo et patria(Stürmiſcher, e der Beifall.) Der Vorſitzende Fehlen 90 0 ſprach dem Kauzler den Dank des Parteitages für feine Rede aus.— Nach Marx fprachen noch der Präfident der badif ſchen Zentrumspartei, Landtagsabg. Prälat S Schofer über badiſche u. Parteifragen. Die allgemeine Diskuſſion wurde vom badiſchen Staatspräſidenten Köh⸗ ler und von dem württembergiſchen Reichs⸗ tagsabgeordneten Andre eingeleitet. Im Verlaufe der Diskuſſion kam es zu einer Kund⸗ gebung für Großdeutſchland, insbeſondere für den Anſchluß Oeſterreichs. Schließlich wurde im Sinne der Referate und der Anſprachen ein ganzes Bündel von Reſolutionen ange⸗ nommen, das eine Art Agitation und Wahl⸗ programm der badiſchen Zentrumspartei gilt. Mit dem Geſange des Deutſchlandliedes Bu n der 3 1 nen iſt. Vorſchlag der Tagesordungstommiſſion, die Re⸗ folution Paul Boncour über die georgiſche Frage ihrem 6. Ausſchuß(politiſche Fragen) zu überweiſen. Ein neu eingegangener Antrag der chineſiſchen Delegation, der die Neubeſtätigung der früheren Verſammlungsreſolution über die geographiſche Vertagung der nichtſtändigen Ratsſitze fordert, wird der Tagesordnungskom⸗ miſſion überwieſen. Der holländiſche Antrag auf Neuprüfung der von der juriſtiſchen Kom⸗ miſſion anläßlich des Korfu⸗Zwiſchenfalls vor⸗ genommenen Auslegung des Völkerbundspaktes wurde für die nächſtjährige Verſammlung zurück⸗ geſtellt. Hierauf trat die Verſammlung in die De⸗ batte über die bereits vorliegenden Kommiſſions⸗ berichte, und zwar zunächſt über die Abände⸗ rung der inneren Geſchäftsordnung, durch die für die Kommiſſionen die Beſchlußſaſſung durch einfache Mehrheit eingeführt werden ſollte, ein. * Genf, 2. Sept. Der Völkerbundsrat be⸗ handelte geſtern nachmittag in öffentlicher Sitz ung die Moſſulfrage, die ſchon ſo viel Staub aufgewirbelt hat und zwar in Anweſenheit des türtiſchen Dekegierten Fethy Bey, des Vertreters der Angora⸗Regierung und Brätſtoenten der n e eee von Angora. Die Verſammlung beſchloß hierauf auf] engliſchen Standpunktes das Wort und betonte zunächſt, daß hier auf dem Fuße voller Gleich⸗ heit verhandelt werde. Sollte die Vermittelung des Rates in dem Streitfall nicht gelingen, ſo werde es am Rate ſein, zu verſuchen, auf wel⸗ chem Wege man zu einer Löſung der Frage kommen könne. Der türkiſche Delegierte Fethy Bey erklärte zu Auſang, die Türkei habe ſich damit einverſtanden erklärt, hier über die Moſ⸗ fulfrage zu unterhandeln, unter der Vorausſetz⸗ ung, daß ſie auf dem Fuß voller Gleichheit be⸗ handelt werde. Die türkiſche Regierng bedaure, daß der Konflikt nicht in der im Lauſanner Ver⸗ trag vorgeſehenen Friſt geregelt werden könnte und ſie ſei der Meinung, daß der Standpunkt der engliſchen Regierung dem Buchſtaben und dem Geiſte des Lauſanner Vertrages wider⸗ ſpreche. In einer kurzen Auseinanderſetzung zwiſchen Lord Parmour und Fethy. Bey erklärte Lord Parmour, daß die engliſche Regierung auf die Vorwürfe wegen der Grenzzwiſchenfälle ant⸗ worten werde. Einſtweilen habe der Rat hier zu entſcheiden, welche Frage eigentlich die Streitfrage ſei. Fethy Bey erwiderte, daß für die türkiſche Regierung die Grenzfrage, die die engliſche Regierung aufwerſe, eben die Schick ſalsfrage vom ganzen Wilajet darſtelle.— Branting⸗Schweden beantragte dann die Vertagung auf eine 3 1 Was der Rat etuſtimmig beſchloß. 5 5 und nicht Rheinland und Weſt⸗ ———üʒ4ẽäü.— was er im Die Wirren in China. Von den Kämpfen um Schanghai. London, 20. September. Nach den letzten Meldungen aus Schanghai iſt die Stadt noch immer nicht gefallen. aber jeden Ihre Uebergabe wird Augenblick erwartet, da die Kämpfe ſich in den Vorſtädten abſpielen. Der Gouver⸗ neur der Provinz Tſchekiang hält die befeſtig⸗ ten Stellungen von Liauhang hält immer be⸗ ſetzt. Die Europäer in Schantung ſind beun⸗ ruhigt, und zwar weniger wegen der bevor⸗ ſtehenden Ankunft der Belagerer, als deshalb, weil Epidemien drohen und zumteil ſchon ausgebrochen ſind. Nach einer Meldung aus Tientſin ſtehen die Truppen Tſchang⸗Tſo⸗Lins und Wu⸗Pei⸗Fus bei Tſchang⸗hu⸗Kiaug ein⸗ ander gegenüber. Tſchang⸗Tſo⸗Lin verfügt über zahlreiche Flugzeuge und führt damit Kundſchafterflüge über den feindlichen Stel⸗ lungen aus. Nach einer Meldung aus Peking betrachtet man in dortigen Regierungskreiſen den Aufſtand der Truppen Tſchang⸗Tſo⸗Lins als liquidiert. London, 21. September. Aus Schang⸗ hai wird gemeldet, daß in der letzten Nacht ein heftiger Kampf vor Schanghai ſtattfand. Den Truppen der Provinz Kiangſu gelang es, die feindliche Front zwiſchen Kading und Han⸗ Tſy⸗Hang zu durchbrechen. Den gegneriſchen Truppen gelang es aber ſpäter wieder, die feindlichen Truppen zurückzutreiben. Man zählt auf beiden Seiten etwa 500 Tote. ** Sieg der Regierungstruppen. Peking, 21. September. Der Kampf der 2. Armee Tſchang⸗Tſo⸗Lins führte zu iner völligen Niederlage der erſten ge⸗ niſchten Tſchili⸗Brigade. In Peking herrſcht allgemeine Freude über den Sieg der Regie⸗ rungstruppen bei Schanghai. Man glaubt, den weiteren Vormarſch der mandſchuriſchen Truppen aufhalten und ihnen ſogar eine ver⸗ nichtende Niederlage beibringen zu können. 1 Nu⸗Vao in Flammen. London, 21. September. Nach Meldun⸗ gen aus Peking befindet ſich die mandſchuriſche Armee 320 Kilometer von Peking entfernt. Die mandſchuriſchen Truppen haben Nan⸗Ling u. Tapau eingenommen und dabei 500 Gefangene gemacht. Auf dem füdlichen Kriegsſchauplatz wurde die Stadt VYu- Yao, 20 Kilometer von Schanghai entfernt, beſchoſſen. Die Stadt ſteht in Flammen. * Unterſtützung Tſchang⸗Tſo⸗Lins durch Japan. London, 21. September. Die japani⸗ ſche Regierung hat beſchloſſen, das Geſuch Tſchang⸗Tfo⸗Lins anzunehmen, wonach die ſüdmandſchuriſche Eiſenbahn diefem für den „Truppentransport geöffnet werden ſollen. Ob⸗ wohl die japaniſche Regierung damit offen für Tſchang⸗Tſo⸗Lin Stellung nimmt, bemüht ſie ſich in einer Erklärung zu beweiſen, daß ſie nicht aus ihrer neutralen Stellung herausge⸗ treten ſei. Dieſe Erklärung hat in engliſchen politiſchen Kreiſen niemand getäuſcht und man behauptet hier mehr und mehr, daß der chineſiſche Bürgerkrieg nur eine Epiſode des tampfes zwiſchen Japan und Amerika um den Einfluß in China darſtellt. Die Wahlen in Oberſchleſien. Oppeln, 28. September. Bei der geſtri⸗ zen Reichstagsnachwahl in Oberſchleſien war zor allem der ſtarke Rückgang der Wahlbeteili⸗ zungsziffer gegenüber der Wahl am 4. Mai zuffallendes Merkmal. Wohl nicht mehr als 30—65 Prozent der Wahlberechtigten haben von ihren Stimmen Gebrauch gemacht. Die Zahl der auf Oberſchleſien entfallenden Man⸗ date iſt von 6 auf 5 zurückgegangen. Den aus⸗ jallenden Sitz verlieren die Kommuniſten, die zußerordentliche Stimmeneinbuße erlitten ha⸗ ben; ſie verlieren 75000 Stimmen. Ebenſo haben die Deutſchnationalen eine Stimmenein⸗ buße zu verzeichnen. Das Zentrum konnte ſeine 3 Mandate halten. Es erhielten Zentrum 191755(3 Mandate), Deutſchnationale 81 002 (1 Mandat), Kommuniſten 75 017(1 Mandat), Sozialdemokraten 18 729, Deutſche Volkspar⸗ tei 11 786, Deutſchvöltiſche 10 836, Wirtſchafts⸗ partei, auf deren Einſpruch die Nachwahl ſtattfand, 8808, Soziale 7160, Demokraten ne politiſche Umſcha : Die Rücktehr der Ausgewieſenen. Nac einer Havas meldung hat die belgiſche Regieru von 2245 während des paſſiven Widerſtandes Ausgewieſenen allen bis auf 29 die Rückkehr in das beſetzte Gebiet geſtattet. Ferner hat die bel⸗ giſche Regierung 64 ehemaligen Beamten die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit im beſetzten Gebiet genehmigt. ö ö — Franzöſiſche Räumungsaktionen. Das ranzöſiſche Militärkommando in Limburg⸗Nord 10 geſtern aufgehoben worden. Wie aus Koblenz berichtet wird, haben die Beſatzungstruppen die Orte Flammerſeld, Neuſtabt an der Wied, Pu⸗ rbach und Mündersbach geräumt. ö L Aufhebung der Kohlenſteuer im Ruhrge⸗ biet. General Nollet hat die Aufhebung der Kohlenſteuer ſowie der Steuer von Unterpro⸗ dukten der Kohleninduſtrie und zwar rückwir⸗ end vom 1. September an verfügt. Außerdem iſt der Kohlen⸗ und Koksverlehr im Ruhrgebiet wieder freigegeben worden. Ferner ift die Blockade für Waren aufgehoben worden, die aus Fabriken ſtammten, die skohlenſteuer zahlten. — Zuſammentritt des Vorſtandes der Deut⸗ ſchen Voltspartei. Am 24. September tritt dei Vorſtand der Frakion der Deutſchen Volkspartei zuſammen, um über die olitiſche Lage zu bera⸗ ten. — Artur Dinter unter Vergiftungserſchei mungen erkrankt. Arthur Dinter, der am Frei tag abend in einer völliſchen Verſammlung ſpre chen jollte, konnte nicht erſcheinen, da er, wi Abg. Streicher in der Verſammlung mitteilte unter Vergiftungserſcheinungen erkrankt iſt Dinter hatte auf der Reiſe nach Nürnberg ii Saalfeld in der dortigen Bahnhofswirtſchaf etwas zu ſich genommen. Auf der Weiterreif traten dann typiſche Vergiftungserſcheinungen auf. Die Behörden ſind mit der Unterſuchun des Falles betraut. — Freilaſſung Hitlers? Zu den Bllätter⸗, meldungen, daß am 1. Oktober mit der Freilaſ⸗ fung Hitlers, zu gleicher Zeit aber auch mit ſei⸗ ner Ausweiſung aus Bayern beſtimmt zu rech⸗ nen ſei, erfährt die„Allgemeine Zeitung“ angeb⸗ lich aus beſtunterrichteter Quelle, daß Hitler zwar am 1. Oktober aus der Feſtungshaft ent⸗ laſſen werde, daß ſich aber die Regierung die Ausweiſung als äußerſte Maßnahme vorbe⸗ halte. Sollte die Unterſuchung gegen die Front- ringführer Hitler belaſten, ſo wäre die Voraus⸗ ſetzung für Bewährungsfriſt nicht gegeben und Hitler müßte in dieſem Falle ſeine Strafe wei⸗ ter verbüßen. a — Tagung des engliſchen Kabinetts. Ram⸗ ay Macdonald iſt in London eingetroffen. Das Kabinett wird ſich Montag vormittag verſam⸗ meln mit Ausnahme des Kolonialminiſters, der auf dem Rückweg von Kapſtadt ift, Lord Par⸗ mours und Henderſons, die ſich in Genf befin⸗ den. Es ſollen die Völkerbundstagung, die Ul⸗ ferfrage und die Ratiſizierung des engliſch⸗ruſ⸗ ſiſchen Vertrages beſprochen werden. — Zurückgenommenes Demiſſionsgeſuch. Der öſte rreichiſche Bundeskanzler und der Finanzmi⸗ niſter hatten am Samstag eine eingehende Aus⸗ Pre e mit dem Präſidenten der Nationalbanl Dr. Reiſch, der ein Demiſſionsgeſuch eingereicht hatte. Es gelang, den Präſidenten zur Zurück— ziehung feines RNücktrittsgeſuch zu bewegen. — Bulgariſch⸗mazedoniſche Kämpfe. Die au⸗ tonomiſchen Mazedonier haben, unterſtützt von den Regierungstruppen, nach fünfſtündigem Kampfe die Stadt Petritſch erſtürmt. Wie der Miniſter des Innern mitteilt, ſollen bei dem Sturm 150 bulgariſche Soldaten gefallen ſein. — Die Kümpfe der Spanier in Marokko. Die ier haben in der Gegend von Tetuan einen Feflerfola zu verzeichnen, indem es ihnen ge⸗ ——— Der Siebente. Roman von Elsbeth Borchart. Zeitung entſprechend hauptſächlich ie Gamiſon bat vorausgegangenen Kämpfen die Hälfte ihrer Mannſchaſt verloren: die ſpaniſchen Verlute ſollen bedeutend ſein. Zur Wahlkantpagne in Amerika. Der Kan⸗ didat der Progreſſiſten, Senator Lofolette, hat geſtern von einer hieſigen großen Ver⸗ ſammlung ſeine Wahlkampagne eröffnet. Der Redner trat für eine mehr demokratiſche Re⸗ gierungsform ein und kritiſierte in dieſer Be⸗ ziehung die Republikaner und auch die Demo⸗ kraten. Er fordert auch eine ſtärkere Beteili⸗ gung Amerikas an den internationalen An⸗ gelegenheiten. Wenn er gewählt werde, ſo werde er für die Reviſion des Verfailler Ver⸗ trages, eine herzlichere Zuſammenarbeit mii allen liberalen Regierungen der Welt und für 15 Abrüſtung zu Waſſer und zu Lande plai⸗ dieren. 2 e 9 4 ch „Pfälziſches Zeitungs jubiläum. Vnudwigshaſen, 20. Sept. Am heutigen Tage kann der im Verlag Waldkirch und Co. erſchei⸗ nende Generalanzeiger auf ein 50jähri⸗ ges Beſtehen zurückblicken, die im gleichen Ver⸗ lag erſcheinene„Pfälziſche Rundſchau“ auf ein Vierteljahrhundert. Beide Zeitungen haben anläßlich dieſes Jubiläums Feſtnummern herausgegeben, die in Ausſtattung und Inhalt hervorragend ſind und zu den beſten Jubiläums⸗ ausgaben der deutſchen Preſſe gehören. Dem Generalanzeiger hat der Regierungspräſident der Pfalz, Dr. Matthous, ein herzliches Glück⸗ wunſchſchreiben zum Jubelſeſt überſandt. Der Inhalt der Jubiläumsnummer des Generalan⸗ zeigers befaßt ſich dem lokalen Charakter der mit der Ge⸗ ſchichte der Stadt Ludwigshafen in den letzten 50 Jahren und enthält eine Fülle von Artikeln, aus berufener Feder, die überdies mit Plänen und Illuſtrationen dem Leſerkreis verſtändlicher gemacht werden und ſich mit dem inneren ge⸗ meindlichen Leben ver Stadt befaſſen. Die 40 Seiten ſtarke Jubiläumsnummer des General⸗ anzeigers iſt daher für den Ludwigshafener Bürger und Kommunalolitiker eine wertvolle Erinnerungsgabe. Beigefügt iſt der Jubiläums⸗ nummer des Generalanzeigers eine mit Tief⸗ druckverfahren hergeſtelltes illuſtriertes Blatt, das die Entwicklung und den heutigen Stand des Unternehmens in Wort und Bild zeigt. Die Jubiläumsnummer der Pſölziſchen Rund⸗ ſchau, die 62 Seiten umfaßt und der gleichfalls eine illuſtrierte Beilage mit Bildern aus dem Verlage beigegeben iſt, enthält eine Reihe be⸗ merkenswerter Grüße und Glückwünſche bedeu⸗ tender Männer aus dem politiſchen Leben. Reichskanzler Marr ſchreibt folgenden Gruß an die Pfalz:„Schweres und Schwerſtes hat das pfälzer Volk in dieſen Jahren erduldet in un⸗ wandelbarer Treue zum Reiche, der Gegenwart eine Mahnung, den kommenden Geſchlechtern ein leuchteudes Vorbild.“ Glückwunſche ſandten ferner Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Dr. Höfle, der ſeinen Gruß als einen Schwur des Deutſchen Reiches bezeichnet, ſeiner Untertanen im beſetzten Gebiete ſtändig zu gedenken, ferner der bayeriſche wtiniſterpräſident Dr. Held, der deutſche Geſandte in Wien Dr. Maximilian Pfeif⸗ fer, Reichspreſſechef Miniſterialdirektor Spiek⸗ ker, Regierungspräſident Dr. Mattheus, die Handelskammer Ludwigshafen, die Handelskam⸗ mer für den Kreis Mannheim, die Handwerks⸗ kammer der Pfalz. In einer großen Anzahl von Artikeln und Stimmungsbildern, die teils von den Mitgliedern der Redaktion und des Verlags und hervorragenden Vertretern pfälzi⸗ ſcher Wiſſenſchaft und Wirtſchaft ſtammen, zieh in der typographiſch gleichfalls hervorragend gusgeſtatteten Jubiläumsnummer das ganze Le⸗ den der Pfalz in Vergangenheit und Gegenwart — 2 1 re eſtn l beiden Juhiläumsnummern. in deren Herſtel kung eine Unſumme von geiſtiger Arbeit enthal ten iſt, ſind ein Kompendium über das geiſtig und wirtſchaftliche Leben der Pfalz. f Für ſeine Herausgabe wird jeder Pfälzer den rührigen Verlag und ſeinen Mitarbeitern Dan wiſſen. 1 kt. — 2—„e. Aus Nah und Fern. Rheindürſheim, 20. Sept. Zur Bekämpfung der Feuergefahr hat unſere Gemeinde die hie⸗ ſige Feuerwehr inſtand geſetzt mit einem Koſte ss aufwand von 17000 Mark eine moderne au matiſche Feuerſpritze anzuſchaffen. Die Spritze wird von der Firma Scheid in Limburg gelie⸗ fert.— Beim Fiſchfang gerieten zwei hieſige Fiſcher in Lebensgefahr. Durch das unachtſame Aufziehen des Netzes kenterte der Nachen und ſte waren nahe am Ertrinken. Es gelang ih⸗ nen ſchließlich, unter großen Anſtrengungen das Ufer zu erreichen. Gundersheim, 20. Sept. Eine eigenartige Vergiftung zogen ſich die Gänſe verſchiedener Landwirte zu. Vie Beſitzer fanden am Morgen ihre Tiere verendet vor und konnten ſich anfangs die Urſache nicht erklären. Schließlich ſtellte ſich heraus, daß ſie Blätter von Orleanderſtöcken ge⸗ freſſen hatten. f Bürſtadt, 22. Sept. Die Zentrumspartei der hieſigen Gemeide veranſtaltete geſtern Nachmit⸗ tag eine politiſche Verſammlung mit dem Land⸗ tagsabg. Nuß aus Worms als Redner. Der Herr Abgeordnete verbreitete ſich in eineinhalb⸗ ſtündigen Ausführungen über die geſamte poli⸗ tiſche Lage im Reich und in Heſſen. Die ſpätere Diskuſſion war anregend und brachte drei Dinge zur Sprache: Die Invalidenverſorgung, dieß Wohnungsfrage und den Fortbildungsſchulun⸗ terricht. Ueber alle drei Punkte gab der Refe⸗ rent ausführliche Auskunft ö Bürſtadt, 20. Sept. Bei dem Wohltätigkeits⸗ verkaufstag zum Beſten eines katholiſchen chenbaues wurde ein Reingewinn von 6700 Mk. erzielt. ö Bensheim, 20. Sept. Im nahen Zell iſt ſeit Dienstag die Frau des ausgewieſenen Zollbe⸗ amten Becker verſchwunden, ohne daß es bis bis jetzt gelang, ſie aufzufinden Als der Mann am Dienstag abend nach Hauſe kam, fand er einen Brief ſeiner Frau vor, worin ſie ihm mit⸗ teilte, daß ſie aus dem Lehen ſcheide. Am Mitt⸗ moch früh begaben ſich ca. 30 Männer auf die Suche und durchſtreiften die Umgebung, fanden jedoch nur ein Taſchentuch, welches als der Frau gehörig erkannt wurde. Darmſtadt, 20. Sept. Heute Nacht kam es in der Altſtadt zu einer widen Rauferei, die ſchließ⸗ lich in eine Schießerei ausartete. Der Händler Jochum erlitt durch Kopfſchuß ſchwere Schädel⸗ verletzungen und der Dachdecker Becker zwei Steckſcküſſe in der Herzgegend. Der Zuſtand der beiden iſt lebensgefährlich. Sie wurden durch die Rettungswache ins Krankenhaus gebracht. Oggersheim, 20. Sept. Verhaftet wurde die⸗ ſer Woche ein lediger Friſeurgehilfe wegen Sitt⸗ lichkeitsverbrechens. Im Arreſtlokal machte er einen Selbſtmordverſuch, der noch rechtzeitig be⸗ merkt wurde. Kaiſerslautern, 21. Sept. Am Freitag mittag ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Ein Motor⸗ radfahrer wollte von der Kerſt⸗ in die Alleeſtraße einbiegen. Dortſelbſt ſtand ein Müllabfuhrwa⸗ gen, deſſen Geſpann durch das Motorrad ſcheute. Dabei ſchlug ein Pferd aus und traf den Mo⸗ torradfahrer ſo unglücklich, daß dieſem ein Bein durchſchlagen wurde. Ein in der Nähe ſtehender Mann wurde ebenfalls ſchwer verletzt, ſodaß beide ver Auto abtransportiert werden mußten. Der Motorradfahrer. in der Verſicheunasinſpek⸗ 2 Herſtel Er ist en ord 8 Vater, dem Mühlenbeſitzer Spe ſeiner Rücktehr aus dem Krieg manchmal etwas nervös, galt aber für geiſti normal. In der letzten Zeit iſt ſeine Frau kran geworden und hat er die Tat anſcheinend in feinem Anfalle von Schwermut ausgeführt. 1 er wieder zu ſich kam, eilte er mit ſeinem Rade zu einem hieſigen Manne, der als Hypnotiſeur bekannt iſt, weil dieſer in der Lage ſei zu helfen. Als er dieſen nicht antraf, brachte er ſich ſelbſt einen Stich in die Bruſt bei und wurde ſchwer verwundet neben ſeinem Bette liegend aufge⸗ unden. Weltſpiegel. :: Eine neue Familienzeitſchrift„Die Deut⸗ ſche Familie“ erſcheint demnächſt in Inns⸗ bruck. reichem Bildſchmuck hervorragender Künſtler ver⸗ ſehen, dient ſie der Unterhaltung und Belehrung. Die Zeitſchrift verfügt über einen großen Stab erſtklaſſiger Mitarbeiter. Mit der erſten Num⸗ mer beginnt ein Originalroman von dem be⸗ kannten Schriftſteller Joſ. Auguſt Lux„Der himmliſche Harfner“ mit vielen Altmeiſterbil⸗ dern von Schwind, Richter und Spitzweg. Der Bezugspreis beträgt nur 24 000 5. Kr., 1,50 Goldmark vierteljährlich(6 Hefte). Alles Nähere iſt erſichtlich aus den Probeheften, die gratis durck jede Buchhandlung zu beziehen ſind oder direkt durch die Verlagsanſtalt Tyrolia. Inns⸗ bruck, München, Wien. :: Eröffnung der Frankfurter Herbſtmeſſe. Am geſtrigen Sonntag wurde die Frankfurter Herbmeſſe eröffnet. Aus Anlaß der Anweſen⸗ heit prominenter Wirtſchaftsführer aus Italien fand gelegentlich der Meſſe eine Beſpreckung von Wirtſchaftsvertretern und deutſchen Kaufleuten und Fabrikanten ſtatt, in der beſonders deut⸗ ſcherſeits verſchiedene Wünſche für die dem⸗ nächſt beginnenden deutſch⸗italieniſchen Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen geäußert wurden. Von den ſüddeutſchen Märkten. Das Erntejahr ſchreitet immer weiter voran, ohne daß ſich die Ausſichten auf befriedigende Errrägniſſe beſſern. In der Hauptſache werden es Nordamerika und Argentinien ſein, auf die Europa bei Deckung ſeines Brotgetreides ange⸗ wieſen ſein wird. Es liegt auf der Hand, daß man drüben die ungünſtigen Ernteberichte aus Europa mit dem größten Intereſſe verfolgt, und daß ſie zur Feſtigkeit der überſeeiſchen Märkte das ihre beitrage, zumal auch Sowjetrußland mit einer ausgeſprochenen Mißernte rechnen muß und die hier vorliegenden Nachrichten au⸗ Rumänten, als weiteres europaiſches ueverſchuß⸗ gebiet, gleichfalls ſehr ungünſtig lauten. Obwohl die Getreidepreiſe in den letzten Wochen eine ſtarke Steigerung erfahren haben, bewegen ſich die Inlandsgetreidepreiſe noch immer unter dem Preis für Auslandsgetreide, relativ auch dann noch, wenn deſſen größere Ergiebigkeit in die Rechnung mit eingeſtellt wird. Die letzten amt⸗ lichen Preisfeſtſtellungen vergleichen ſich mit je⸗ nen der Vorwoche wie folgt: Weizen inl. 24 bis 24,50 Mark(Vorwoche 23,5024), ausl. 26,50 bis 28 Mark(26.25— 27.75), Roggen inl. 20,50 bis 21)19,50—20,50); ausl. 21,50—23,50(21 bis 21,50); Braugerfte 2627,50(226,50); Hafer inl. 20—22(19—22); ausl. 2124(2023) Mais mit Sack 290, 25—20,50(2020,25). Von ausländiſchem Getreide wurden angeboten: Weizen(Kanſas 2) September⸗Oktober⸗Lieſe⸗ rung Fl. 14,85 eif. Rotterdam, Fl. 14,82 per Ok⸗ tober. Red Winter 2 September⸗Abladung. Fl. r auch— eine gü uſtige Gelegenheit!“ Linda ein und ſpielte gleichmütig mit ihres eleganten Morgenkleides, warf den Schleifen nachdem ſie das Zei⸗ „In das du dich aber ſchnell genug hineinverſetzen gelernt haſt,“ ſetzte die Mutter lächelnd fort, einen be⸗ zeichnenden Blick auf die elegante Morgentoilette der In vornehmer Ausſtattung und mit 1. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Törichtes Geſchwätz iſt es, weiter nichts. Mit ein⸗ unddreißig Jahren, wo andere Frauen in der Blüte und Kraft ihres Lebens ſtehen, ſchon dem Siechtum verfallen zu ſein, jede Hoffnung auf Heilung begraben zu müſſen, das— ginge doch über menſchliches Emp⸗ finden hinaus.“ „Gewiß iſt es ſehr traurig,“ gab die Gräfin, etwas erſchreckt über die leidenſchaftliche Art des Sohnes, zu, „doch dein Mitleid ſollte dich nicht zu weit führen und nicht Hoffnungen hegen und erwecken, die unerfüllbar ſind. Allem Anſchein nach hat die junge Frau ſich in ihr Schickſal ergeben und ſich mit ihrem Leiden abge⸗ funden. Raube ihr dieſe vielleicht mühſam errungene Reſignation nicht.“ „Das eben iſt ja das Unnatürliche und Peinvolle, daß ſie ſo reſigniert iſt. Ich wünſchte, ſie lehnte ſich auf und trotzte ihrem Schickſal.“ 0 „Und was nützt Auflehnen und Trotzen?“ fragte die Gräfin.„Es vergrößert nur die Qual.“ Aribert zuckte die Achſeln und trat ans Fenſter. „Friedrich hat ſchon Mühe, meinen Fuchs zu hal⸗ ten,“ brach er das ihn peinigende Geſpräch ab,„ich muß machen, daß ich fortkomme.— Wiederſehen aller⸗ ſeits.“ Die Gräfin rief ihrem mit ſchnellen, ſporenklirren⸗ den Schritten der Tür zueilenden Sohne nach, an die Gräfin Gerolſtein Grüße zu beſtellen und wandte ſich darauf an ihre Tochter, die ſich behaglich in ihren Stuhl zurückgelehnt hatte und ſoeben im Begriff war, die Zeitung, die der Bruder auf dem Tiſch hatte lie⸗ gen laſſen, zu ſtudieren. „Ich bin doch neugierig, wie er es auf Gerolſtein findet, und ob der neue Hauslehrer es verſtanden hat, ſich in Reſpekt zu ſetzen,“ ſagte ſie.„um Ariberts willen wäre es zu wünſchen. Er hat ſich mit dieſer Vormundſchaft eine rechte Laſt aufgebürdet.“ tungsblatt wieder auf den Tiſch gelegt hatte. „Was willſt du damit ſagen?“ fragte die Mutter. „Gott, du ſiehſt doch ſelbſt, Mama, wie brennend Aribert ſich für Waltraut von Gerolſtein intereſſiert. Glaubſt du, er würde ſich ſonſt ſo viel Mühe mit den ungezogenen Rangen geben?“ „Du erſchreckſt mich aufs tiefſte, Linda— ich glaubte, daß nur natürliches Mitleid—“ „Mitleid?“ Linda lachte auf.„Mitleid iſt der Anfang der Liebe, und eine Frau, die ſie nicht lieben, bemitlei⸗ den Männer auch nicht.“ „Aber Linda, ich bitte dich doch um alles in der Welt! Aribert wird doch nicht ſo töricht ſein und eine todkranke Frau mit zwei unerzogenen Kindern heira⸗ ten wollen!“ „Wenn er verliebt in die Frau iſt,— warum denn nicht? Ueberdies hörteſt du ja, wie er die Krankheit beurteilt.“ N ö „Das iſt ja nur Einbildung von ihm— er täuſcht ſich abſichtlich, und nachher— das Elend! Nicht aus⸗ zudenken wäre es!“ erwiderte die Gräfin klagend.„Als Majoratsherr von Stolzenau müßte er ganz beſonders vorſichtig ſein; ſeine Frau muß ihm einen geſunden Erben ſchenken. Und er hat ſo viele Chancen, ſo viele blühende Töchter unſerer Gutsnachbarn würden ihm mit Freuden folgen.“ „Freilich,“ gab Linda zu,„er iſt jetzt ein begehrter Artikel geworden. Kein Wunder! Stolzenau iſt das größte und reichſte Majorat der Umgegend. Mama,“ lenkte ſie jetzt geſchickt ab,„oft iſt es mir wie ein Traum, daß wir hier ſo plötzlich hineingeſchneit ſind und, aus den engen Verhäktniſſen mit einem Male herausgeriſſen, jetzt in einem faſt ſchwindelndem Ueber⸗ fluß leben. Wer hätte es gedacht, daß der Onkel ſo plötzlich ſterben und der eigentliche Erbe verſchollen recht bleiben würde! Wie ein Märchen kommt es mir oſt vor!“ „ Tochter werfend. „Gott ja, Mama, man muß eben lernen, ſich in alle Verhältniſſe hineinzufinden,“ erwiderte Linda, ebenfalls lachend.„Zudem iſt es ein berauſchendes Ge⸗ fühl, ſich als Schweſter des Majoratsherrn von Stolze⸗ nau jeden Wunſch erfüllen zu können, und eine gewiſſe Aus nahmeſtellung einzunehmen.“ „Die du dir gründlich zunutze machſt.“ „Wieſo, Mama? Meinſt du, weil es mir gefällt, ein wenig die vielumworbene, unnahbare Königin zu ſpielen? Du glaubſt nicht, wie mich das amüſiert, ſo der Mittelpunkt aller Huldigungen zu ſein, die Männer ein wenig an der Naſe herumzuführen. Gott, wie dumm und arogant ſind doch die Männer!“ „Aber Kind,“ rief die Mutter erſchreckt,„wie kommſt du nur zu ſolchem harten Urteil?!“ „Man macht eben ſeine Erfahrungen und als Schweſter des Majoratsher zu»och mehr als ſonſt.“ „Aber haſt du denn vergeſſen, wie treu und hin⸗ gebend dich Kurt liebt?“ Ueber Lindas junges, friſches, lebenſprühendes Ge⸗ ſicht huſchte ein Schatten. „Laß das, Mama— das muß jetzt begraben ſein!“ „Wie?— höre ich recht? Du wollteſt—“ f „Rege dich nur nicht auf. nicht feſt band. Soll ich etwa meine ſchönſten vertrauern, alle ſich e e e artien zu⸗ rückweiſen, um vielleicht einmal nach langem, langem Warten die Frau eines vermögenloſen, einfach adligen ahre Hauptmanns zu werden, in die alten, kleinlichen Ver⸗ hältniſſe einer engen Garniſon, in die alte M 1 zu⸗ rückgeſtoßen zu werden? Nein, Mama ſt meine l dazu Liebe doch nicht ſtark genug. Ich bin der dumme, ver⸗ liebte Backfiſch von ehedem, der von einer himmelſtür⸗ menden Liebe träumte und. von ihr allein zu leben Gore, nicht mehr, ich bin älter, reſler, müger, worden!“ Goriſezung folgt. Du weißt, daß ich mich tungen vollzogen. Die Großnrühlen ſind voll⸗ beſchäftigt, weil es den kleinen Landmühlen nelfach an der Möglichkeit fehlt, ſich aus ihrer mgebung mit Brotgetreide zu verſorgen und ein Großbezug von Auslandsgetreide für ſie nicht in Frage kommt. Gegenüber der Vorwoche haben ſich die Forderungen weiter etwas erhöht Man verlangt heute für Weizenmehl Baſis 0 5037 Mark(Vorwoche 35,5—35,75); ſür Roggenmehl 30,50—31,50 Mark(29,5030, 25); Nachmehl 19,50 bis 22 die 100 Kilo frei Am Futtermittelmarkt war die Ten⸗ denz zum Wochenſchluß eine Kleinigkeit ſchwä⸗ cher als zu Wochenbeginn. Verlangt wurde für die 100 Kilo bahnfrei Mannheim: Wieſenheu (loſe) 8,90—9.— Mark; Luzernekleeheu 8,80 bis „40 Mark: Preßſtroh 5—5,60 Mark; für Wei⸗ zenkleie 12,50—12,75 Mk.; Futtermehl 16—17 Mk. September Von Hans Gäfgen. Von müden Bäumen ſinken Goldblätter wie im Traum. Vom Tal zum Waldesſaum. Eichkatz und Häher rauben Die Nüſſe aus dem Strauch. Blau aus den Feldern kräuſelt Kartoffelfeuer⸗Rauch. Die Tage ſing voll Klarheit Und voll von herbem Duft. „Lichthell, wie Mädchenträume, Zieh'n Wolken durch die Luft. Erinnerung webt Schleier Um jedes goldne Blatt, Und jede ſpäte Roſe, Die blättert, ſonnenmatt. Der Menſch geht durch die Tage, Balg froh, bald ſterbensmatt, Und ſchaut mit banger Frage Auf jedes goldne Blatt. Ua Neher Zu den deutſch⸗franzöſ. Handelsbeziehungen. Paris, 22. September. In einer halb⸗ amtlichen Veröffentlichung ſucht die Havas⸗ agentur das Inkrafttreten des franzöſiſchen Geſetzes aus dem Jahre 1921 über die 26proz. Abgabe von der deutſchen Einfuhr wenige Tage vor dem Beginn der deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen folgenderma⸗ ßen zu erklären: Der Sachverſtändigenplan, ſowie der Plan von London haben ausdrück⸗ lich eine Abgabe jeder Art vorbehalten, die keineswegs ein Mehr an Zoll bedeutet und xporteuren keine neuen Laſten aufbürdet. Die Einfuhr durch den franzöſiſchen Plan wird tatſächlich von Deutſchland reſtlos zu⸗ rückerſtattet. Dieſes Maßnahme bedeutet ein praktiſches Vorgehen, um der franzöſiſchen Staatskaſſe den Teil der Reparationszahlun⸗ gen Deutſchlands, der ihr zukommt, zu über weiſen. Die Maßnahme wird die deutſch⸗ franzöſiſchen Handelsbeziehungen in Weiſe erſchweren und ſie wird ferner den Wa⸗ renaustauſch Frankreichs mit den anderen Ländern nicht behindern. Das Ausführungs⸗ dekret ſind beſondere Maßnahmen für deutſche Produkte vor, die aus anderen Ländern kom⸗ men. Amerika und die Abrüſtungskonferenz. Waſhington, 22. September. Aus zuverläſſiger Quelle erfährt die United Preß, daß die Vereinigten Staaten mit Wohlwollen eine Einladung zur Teilnahme an einer inter⸗ nationalen Abrüſtungskonferenz ent; gegennehmen würde, vorausgeſetzt, daß ſie nicht gerade auf den Völkerbundsplan hinaus- liefe. Der amerikaniſche Standpunkt geht aller, dings davon aus, daß die Frage der Land rü ſt ungen ein rein europäiſches Problem darſtellt. Dennoch verkennen die Ver inigten Aaaten nicht, daß das Allgemeinin H eſſe eine amerikaniſche Mitwirkung erfordere, doch ver bieten die amerikaniſchen Geſetze eine Teil nahme an den Verhandlungen von Körper⸗ ſchaften. wie Völkerbund und Reparations⸗ kopmiſſton ohne Zuſtimmung des Senats, Andererſeits wäre das Vertretenſein auf an⸗ deren Zuſammenfünften, wie der Londonel Konferenz, der Regierung überlaſſen. Dahe!: beſtünden keine Schwierigkeiten, Delegierte zi einer Abrüſtungskonferenz zu entſenden, wen die beabſichtigte Konferenz den in London niedergelegten Verhandlungenlinien folge Dies ſei umſo weniger der Fall, als Präſiden Coolidge bereits den Wunſch nach eine Konferenz zur Beſchränkung der See⸗ un Luftrüſtung und der Kodifikation des inten nationalen Rechts ausgeſprochen hätte. Wetterbericht. Wolkig, vorwiegem trocken, müßig warm, ſüdweſtliche Winde. keiner Eimfluſſes der Vorkeiegs Die am Sonntag Nachmittag im„Freiſchuz“ ſtatigefundene Zentrumsverſammlung war ſehr gut beſucht und nahm einen guten Verlauf. Nach einer Begrüßungsanſprache des 1. Vor⸗ ſitzenden, Herrn Kirchner, gab derſelbe die Ergebnlſſe der am 31. Auguſt getätigten Jahres · verſammlung bekannt. Hiernach ſetzt ſich der Vorſtand aus folgenden Perſonen zuſammen: Kirchner Johs Phll., 1. Vorſ., Kempf Georg, 2. Vorſ., Ad. Gutperle, Hch. Jöſt, Herm. Groh, Peter Buſalt, Lehrer Müller, Joh. Hofmann, Nik. Schloſſer, Gg. Hofmann und Gregor Gärtner. Hierzu kommt hochw. Herr Dekan Wolf als ſtän⸗ diges Mitglied und als Vertreterinnen der Zen⸗ trumsfrauen Frl. Gräff, Sax und Frau Mäller. Die Bildung des Ortsausſchuſſes erfolgt nach Vorſchlag der Vertrauensleute durch den Vorſtand. Ihm wurde auch die Wahl der Bezirksausſchuß⸗ mitglieder überlaſſen. Der vom Vorſtand am 10. März feſtgeſetzte Beitrag in Höhe von 50 Pfennig für Haus haltungsvorſtände und 25 Pfg. für jedes weitere Familienmitglied wurde von der Vollverſammlung genehmigt. Ats ein Zeichen der Zeit bezeichnete der Vorſitzende, daß bei der letzten Reichstagswahl die Wahlbe⸗ teiligung nur 65 v. H. betrug. An dem Min⸗ derbetrag ſind beteiligt die Männer mit 25 und die Frauen ſogar mit 45 v. H. Nach dieſen Mitteilungen ergriff das Wort Herr Landtagsabg. Reg ⸗Rat Kuoll zu einer großangelegten Rede, in der er die polttiſchen Vorgänge der letzten Zeit an uns vorüberzlehen ließ. Der Redner ging zunächſt davon aus, daß der Staat nicht die Regierung, auch nicht das Parlament iſt, ſondern daß er von der Volksgemeinſchaft gebildet wird. Das Parlament und letzten Endes auch die Regierung können nur dann den Willen des Volkes voll⸗ ziehen, wenn die wirtſchaftlichen und politiſchen Vertreter desſelben mit Wünſchen, Aufklärungs⸗ matertal u ſ.w. an ſie herantreten. Im Vorder⸗ grunde der Ausführungen ſtand das Dawesgutachten. Von ſeiner Annahme hing die Exiſtenz des deut⸗ ſchen Volkes ab. Die Deutſch Nationalen lehn⸗ ten ſämtliche zu ſeiner Ausführung notwendigen Geſetze geſchloſſen mit den Völklſchen und den Kommuniſten ab mit Ausnahme des Elſenbahn⸗ geſetzes, das durch eine eigentümliche Abſtim⸗ mungstaktik, die teils von der Furcht vor der Verantwortung, teils von der Furcht vor einer Reichstagsauflöſung beſtimmt war, auch von den D⸗Nat. angenommen wurde. Die Ablehnung des Dawesgutachtens hatte verhängnisvolle Folgen gehabt, ſo: Keine Auslandsanleihe und damit Fortdauer der Geldnot, keine Rettung der Wirt⸗ ſchaft, Verewigung der Ruhrbeſetzung, Fortdauer der Zollſperre und Vernichtung des rheintſchen Handels, keine Steuer⸗ und Juſtizhoheit, keine Amneſtie für die Ruhrkämpfer, keine Rückkehr der Ausgewieſenen, keine Beſſerung des Wohnurgs⸗ marktes, keine Freiheit, ſondern weitere Knechtung der Rheinländer, Wiederaufleben des Separatis⸗ mus und möglicherweiſe ſchließlich Lostrennung der Rheinlande u. a. m. Bei der Frage des Dawesgutachtens durften nur die Belange der Natton entſcheidend ſein. Leider wurde es ihnen zuwider parteipolltiſch ausgeſchlachtet. Redner nahm die deutſchen Unterhändler in Schutz und widerlegte treffend die Einwände. Daß die Re⸗ parationsſchuld in London nicht endgültig feſt⸗ geſetzt wurde, iſt für uns eher ein Vorteil, weil hierzu zuerſt die gegenſeitigen Kriegsſchulden der Feindſtaaten geregelt ſein müßten. Da an der Aufrollung der Schuldfrage die Konferenz geſcheitert wäre, ſo durfte ſie von unſern Uuter⸗ händlern nicht angeſchnitten werden. Die Fran⸗ zoſen hatten aber ein eminentes Intereſſe an dem Scheitern der Konferenz. Marx und Streſemann haben ſich den Dank des Vaterlandes verdlent. Leider ſucht man auf gegnerlſcher Seite die Ver⸗ dienſte des Reichskanzlers zur Verherrlichung Streſemanns herabzuſetzen. Und doch wäre ohne Matx, der die Seele der deuſchen Delegation war uud das größere Vertrauen der ausländliſchen Deleglerten beſaß, das Ergebnis ungünſtiger ge⸗ worden. Was den Anſchluß an den Bölkerbund betrifft, ſo läßt er ſich nicht mehr umgehen. Demütigungen, wie ſie Oeſterreich und Bulgarien auf ſich nehmen mußten, ſind jedoch nicht trag⸗ bar. Auf einen Ratsſitz erheben wir Anſpruch. Ohne ihn kein Anſchluß. Wir müſſen Vertrauen haben, da wir ſonſt allein ſtehen und bei der Welt in neuen Mlßkredit kommen. In der inneren Politik müſſen wir den von den Rechts⸗ parteien erſtrebten f Bürgerblock ablehnen. Wir brauchen die Volksgemeinſchaft und nicht neue innere Zerklüftung. Der Bürger ⸗ block würde die breiten Maſſen des Volkes von der Reglerung ausſchließen. Wir ſind alle Bür⸗ ger, auch die Arbelter. Bürgerblock bedeutet ſtatt Ueberbrückung Erweiterung der Klaſſenſätze, Abbau der Soztalpelltik, wirtſchaftliche Bedrückung der ſchwücheren Wolkskrelſe, einſeitige Betonung der Belange derſenigen, die wleder in den Vollbeſitz der Macht und des politlſchen und wirtſchaftlichen zeit kommen wollen. Wir brauchen die Wohlfahrt und die Mitarbeit aller 85 kagenoſſen, die berelt sind, am Wiederaufbau und der Wirtschaft mitssarbeſten. Auf bullur Lem und kirchenpolltiſchen Gebiet it ein zu großer Einfluß der Rechtsparteien nich wünſchenswert. Die führende Politif muß in der Mitte bleiben, auf dem Boden des praktiſchen Chriſtentums. Auf die heſſiſche Politik übergehend, wies der Redner die Vorwürfe gegen die Koalltion treffend zurück Wir wünſchen in Heſſen die Heranziehung der Rechte parteien, wenn aber die erweiterte Koalition nicht zuſtande kam, ſo verſchulden dies gerade die Rechts partelen. Unſere kukturellen Belange haben wir gewahrt. Wir ſtehen nach wie vor auf dem Boden der Bekenntnisſchule. Die Finanzen zeigen eln Defizit von 3 Millionen. Hauptſchuld trägt die Uebernahme der geſamten Schullaſten und der Polizei auf die Staatskaſſe, Verminderung ge⸗ wiſſer Einnahmen und die Tatſache, daß 485% des Landes beſetzt iſt, und uns dab arch 500% Steuern entgehen. Das Zentrum war gegen die Sonderſteuer, aber ſie iſt eine Zwangsſteuer auf Grund der 3. Steuernotverordnung. Mit Hilfe des Zentrums konnte wenigſtens erreicht werden, daß die land wirtſchaftlichen Gebäude von der Steuer befreit wurden. Der Beamtenabbau war ein untaugliches Mittel zur Sanierung der Staatsfinanzen. in polltiſcher Hinſicht iſt er ge⸗ fähelich. Noch verſchiedene andere Fragen wie Verwaltungs reform, Hauszinsſteuer u. ſ. w. ſtreifend, ſchloß der Redner mit einem Ausblick und Apell hinſichtlich der am 16. November zu tätigenden Landtagswahlen. Reicher Beifall der Anweſenden und die darauf einſetzende Ausſprache zeigte, welch großem Intereſſe die Ausführungen des Hr. Abg. Reg.⸗R. Knoll bei ſeinen Zuhörern begegnete. Nachdem noch H. Verwaltungsinſpekter Alter ſehr intereffante Ausführungen über Verwaltungsreform, gemein⸗ heitliche Hausbauten u. ſ.w. gemacht und der Referent die veiſchiedenen Punkte der Diskuſſion, an der ſich insbeſondere die Herren Müller, Reinhart, Hofmann und Gem.⸗Rat Kempf be⸗ teiligten, teils richtig geſtellt, teils zurückgewieſen hatte, machte der Frakttonsporſ. Klee beruhigende Aue führungen über die Gemeindebeamten⸗Beſol⸗ dungsregelung. Erft um 1½8 Uhr konnte der Vorſitzende, Herr Kirchner, mit Worten des Dankes an Herrn Abg. Knoll und die Teilnehmer die anregend und intereſſant verlaufene Verſamm⸗ lung ſchließen. * Mar. Jüngl.⸗Sodalität.„Jung und Alt, Groß und Klein“ ſoll ſich wieder zu⸗ ſammenfinden heute Dienstag, den 23. September, abends punkt ½9 Uhr im großen Freiſchützſaal zu der 3. Hauptverſammlung unſerer Sodalität. Nicht bloß unſere aktiven Sodalen, Jungmännerbund und Unter⸗Abteilung, ſind zu dieſem Abend freundlichſt eingeladen, auch unſere „alten“ Sodalen, unſere Ehrenmitglieder, das ſei beſonders betont, wollen wir bei dieſer Ver⸗ ſammlung herzlich willkommen heißen. Dieſe Veranſtaltung ſoll wieder einmal zeigen, daß der Sodale für ſein ganzes Leben mit der Sodalität verwachſen iſt, die ihm unter dem Schutze der Gottesmutter Führerin und Lehrmeiſterin war in der Jugendzelt. Drum auf ihr Väter und all ihr anderen Ehrenmitglieder, die ihr immer eurer geiſtigen Mutter großes Intereſſe und Llebe entgegengebracht habt, kommt in graßer Schar herbei und lauſcht den Worten des berühmten Redners, Herrn Kaplan Landks, Bezirkspräſes in Mannheim, den ja noch viele in angenehmer Erinnerung haben von der Männerwallfahrt in Gernsheim im vorigen Jahre. Bringt gern einmal das Opfer, wenn ihr auch durch andere Verſammlungen und durch die Herbſtarbeiten ſtaſk in Anſpruch genommen ſind. Reichlich werdet ihr entſchädigt und mit dem Bewußtſein nach Hauſe gehen, wieder einmal in junger Ge⸗ ſellſchaft eine frohe lehrreiche Stunde verlebt zu haben. Kpl. Lambert, Präſes. 8 Gemeinderats ⸗Sitzung heute Diens⸗ tag Abend 7½ Uhr mit folgender Tagesordnung: 1. Uebernahme die perſönlichen Schullaſten auf den Staat. 2. Verhütung von Eiſenbahnunfällen; hier Antrag der Gemeinde Viernheim auf Er- richtung einer Barriere an dem Bahnüber⸗ gang bei dem Bahnhof Viernheim. Das Wappen der Gemeinde Viernheim. Herſtellung der Ortsdurchfahrten in Viern⸗ heim. „Geſuch des Heinrich Karl Sündermann um Einbürgerung im Volksſtaat Heſſen. Geſuch der Sara Schindler Ww. um Ein⸗ bürgerung im Volksſtaat Heſſen. 7. Gewährung von Baudarlehn aus Landes⸗ mitteln für den Wohnungsbau 1924, hier Antrag des Michael Ringhof 8. zu Viernheim. 8. Rezeßholz⸗Ueberſicht pro 1924. 9. Gemeinde ⸗Tierarzt⸗Vertrag. 10. Verſchiedenes. * Früh übt ſich. Dieſer Tage ſahen wir zwei Neunjährige ſich miteinander ſtreiten. Plötzlich zog der eine mit drohenden Worten und drohenden Gebärden ein Tiſchmeſſer aus der Taſche und ging damit auf ſeinen Freund los. Ein Vorübergehender gebot Einhalt und der Junge ſteckte das große gene wieder in ie e Auf Beſcagen agte er, das Meſſer ſei von zuhauſe. Wie muß es in die⸗ ſer eee ugehen, wenn der Junge ein Tiſchmeſſer ae einſtecken kann? Und was ſoll aus dem Kerl werden, wenn er wo die Abende wieder länger werden, wird auch das Leſebedürfnis wieder größer. Auch der Landmann findet da wieder Zeit, den Tagesereigniſſen im Welttheater mehr Auf⸗ merkſamkeit zu ſchenken. Der„Viernheimer Anzeiger“ hat ſich die Aufgabe geſtellt, im kommenden Winterhalb⸗ jahr dem größeren Leſebedürfnis Rechnung zu tragen. Wer den„Anzeiger“ noch nicht beſtellt hat, bewirke ſofort ſeine Beſtellung in unſerer Expedition oder bei den Zeitungs⸗ trägern. Der jetzt begonnene neue Roman wird allen neuen Abonnenten gratis nach⸗ geliefert. 5 Jemehr ſich der Kreis unſerer Abonnenten, Leſer und Freunde erweitert, deſto mehr werden wir in der Lage ſein unſer Blatt reichhaltiger auszugeſtalten. Es liegt demnach im Intereſſe der Leſer ſelbſt, wenn ſie für weitere Verbreitung des Blattes Sorge tragen. Zum Abonnement ladet höflichſt ein Viernheimer Anzeiger. ſchon mit 9 Jahren Gefallen daran findet, ein offenes Meſſer in der Taſche zu tragen und bei irgend einem Anlaß es als Angriffs⸗ waffe zu gebrauchen? Läßt ſich da nicht heute ſchon fürchten, daß er einmal im Zuchthaus landet oder gar unter dem Schaffot endigt? Und wenn müßte man dafür verantwortlich machen? Nur die Eltern! Denn ber ihnenl iegt in erſter Linie die Pflicht, auf Zucht und Ordnung zu achten. Bei ihenn liegt in erſter Linie die Er⸗ ziehungspflicht, dann erſt kommt die Schule, und dann erſt der Staat. Mit Klagen über die Kriegskinder, über die moderne Jugend, über die Unterernährung der Kinder iſt nichts ge⸗ tan. Schlimmer wie die körperliche Unterer⸗ rährung iſt die geiſtige Unterernährung, die den Eltern zur Laſt fällt. Ermäßigung der Fernſprech⸗ und Telegraphengebühren. Das Reichspoſtminiſterium wird den Ende dieſes Monats zuſammentretenden Ver waltungsrat vorſchlagen, die Fernſprechgebüh⸗ ren in folgender Weiſe zu ermäßigen. An Stelle der jetzigen Ortsgeſprächsgebühr von 15 Pfennig ſollen künftig für jeden Hauptanſchluß erhoben werden für das: 1.— 100. Geſpräch im Monat wie bisher 15 Pf. 101.— 200. Geſpräch im Monat 14 Pfg 201.—300. Geſpräch im Monat 13 Pfg. 301.— 400. Geſpräch im Monat 12 Pfg. 401.—500. Geſpräch im Monat 11 Pfg. und für das 501. und jedes weitere Ge⸗ ſpräch im Monat 10 Pfg. Der jetzige Tarif iſt ſo geſtaltet, daß er die Weniſprecher außerordentlich begünſtigt, dagegen haben die Vielſprecher mehr als vor dem Kriege zu zahlen. Zur Milderung dieſer Härte ſoll die Ortsgeſprächsgebühr mit ſtei⸗ gender Geſprächszahl in der angegebenen Weiſe ermäßigt werden. Für Teilnehmer mit lebhaftem Sprechverkehr tritt gegenüber den jetzigen Gebühren ein Nachlaß bis zu faſt 30 vom Hundert ein. Außerdem ſollen die Gebüh⸗ ren für Fernſprechgeſpräche auf Entfernungen von mehr als 200 Kilometer ermäßigt wer⸗ den. Es werden künftig erhoben bei Entfer⸗ nungen van 200300 Km. 2.10 Mk 300-400 Km. 2.40 Mk. 400 500 Km. 2.70 Mk. 500-600 Km. 3.— Mk. 600-700 Km. ſtatt 4.05 Mk. 3.30 Mk. 700-809 Km. ſtatt 4.50 Mk. 3.70 Mk. Dieſe Ermäßigung kommt in erſter Linie den Teilnehmern in den Grenzgebieten des Reiches zu Gute, ſowie denjenigen Kreiſen, die Geſpräche auf größere Entfernungen zu führen gezwungen ſind. In dieſe Enifernungs⸗ ſtufen fallen eine Reihe von wichtigen Ver⸗ kehrsbeziehungen, z.B. von Berlin mit Düſſel⸗ dorf, Köln, Frankfurt, Karlsruhe, Stuttgart, München, Königsberg uſw. Die Ermäßigun⸗ gen betragen zwiſchen 6, 7 und 18 vom Hun⸗ dert. Der mit dieſer Regelung verbundene Einnahmeausfall ſtellt das Aeußerſte dar, was die deutſche Reichspoſt unter den gegenwärti⸗ gen Verhältniſſen vertreten kann. Eine end⸗ gültige Gebührenregelung muß hinausgeſcho⸗ ben werden, bis ſich die Finanzen der Deut⸗ ſchen Reichsvoſt mehr gefeſtigt haben und bis die allgemeine wirtſchaftliche Lage, namentlich die Verhältniſſe am Geldmarkt, die Aufnahme von langfriſtigen Anleihen zu erträglichen Be⸗ dingungen geſtatten. U Arntlicher Teil. i Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung des Dunges im Faſelſtall. Oonnerstag, den 28. ds. 2 vormittags 9 Ahr wird im Sitzungsſaal 11 e der Dung im Faſe ver⸗ eigert. Viernheim, den 22. September 1924. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim ſtatt 2.25 Mk. ſtatt 2.70 Mk. ſtatt 3.15 Mk. ſtatt 3.60 Mk. LdLamberth. *