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Der Kabinettsrat. Deutſchland erſtrebt den alsbaldegen Eintritte in den Völkerbund. Berlin, 23. September. Unter dem Vorſitz des Reichspräſidenten wurde heute ein Miniſterrat abgehalten. Nach eingehender Erörterung der Frage des Beitrittes Deutſchlands zum Völkerbund er⸗ gab ſich Einmütigkeit darüber, daß die Reichs⸗ regierung den alsbaldigen Eintritt Deutſch⸗ lands in den Völkerbund erſtrebt. Sie geht dabei von der Erwägung aus, daß die vom Völkerbund behandelten Fragen, insbeſondere des Schutzes der Minderheiten, die Regelung der Verhältniſſe des Saargebietes und die Frage der allgemeinen Abrüſtung in Verbin⸗ dung mit der Durchführung der Militärkon⸗ trolle, ſowie die ihrer Löſung harrende große Frage der Sicherung friedlichen Zuſammen⸗ arbeitens der Völker nur unter Mitwirkung Deutſchlands in befriedigender Weiſe geregelt werden könne. Selbſtverſtändlich kann Deutſch⸗ lands Mitwirkung nur die einer gleich berechtigten Hauptmacht ſein. Nach⸗ dem die auf der Londoner Konferenz erzielte Löſung der Reparationsfrage nach Auffaſſung der hauptſächlich beteiligten Mächte den Weg zu einer aktiven Löſung der Frage des Ein⸗ tritts Deutſchlands in den Völkerbund für die Reichsregierung eröffnet hatte, ſind im An⸗ ſchluß an die Konferenzverhandlungen Beſpre⸗ chungen in dieſem Sinne aufgenommen wor⸗ den. Das Ergebnis dieſer Sondierungen bil⸗ det eine weſentliche Grundlage für die heutige Entſchließung der Reichsregierung. ö In Ausführung dieſer Entſchließung wird die Reichsregierung durch das Auswärtige Amt bei den im Völkerbundsrat vertretenen Mächten abſchließend feſtſtellen, ob die für die Stellung des deutſchen Antrages erforderlichen Garantien, die ſich ſowohl auf Deutſchlands Stellung im Völkerbund wie auf beſtimmte an⸗ dere hiermit untrennbar zuſammenhängende Fragen beziehen, gewährleiſtet werden. ** Der Schritt der Regierung im Spiegel der 0 Preſſe. Berlin, 24. September. Die geſtrige Stellungnahme des Reichskabinetts zur Frage des Eintritts Deutſchlands in den Völkerbund wirdv on dem größten Teil der reichshaupt⸗ ſtädtiſchen Preſſe gebilligt. Die„Germania“ bezeichnet die Ent⸗ cheidung als einen außenpolitiſchen Fort⸗ ritt, vielleicht ſei es der ſtärkſte, der in dem reignisreichen Jahr 1924 getan wurde. Daß ieſer Fortſchritt für Europa einige Bedeu⸗ lung habe, gehe auch ſchon aus der unverhohle⸗ nen Trauer hervor, die über die Entſchließung im den Redaktionen der Pariſer nationaliſti⸗ ſchen Preſſe und in den Büros der dritten In⸗ ternationale herrſche. Das„Berl. Tageblatt“ meint, die Regierung habe durch die Erklärung nach manchen Verſäumniſſen und Irrtümern ſich bereit erklärt, den Wunſch der großen Mehr⸗ heit der Völkerbundsſtaaten zu erfüllen. Der„Vorwärts“ glaubt, daß die Er⸗ klärung eine Bindung für die Regierung ent⸗ halte, den Eintritt in den Völkerbund vorzu⸗ nehmen, wenn gewiſſe Vorausſetzungen— die vom„Vorwärts“ gebilligt werden— erfüllt find. Das Blatt nimmt an, daß es der Regie⸗ rung mit dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund ernſt iſt. Faſſe man die Regie⸗ rungserklärung ſo auf, ſo ergäbe ſich aus ihr ſchließlich doch ein außenpolitiſches Pro⸗ gramm mit einer klaren Linie und einem be⸗ ſtimmten Ziele. 5 Auch die„D. A. Z.“ ſagt, die Regierung habe gut getan, ihre Mitarbeit nicht prinzipiell u verweigern, aber die Büorgſchaften ſeien noch nicht gegeben und es bedürfe daher noch 7 0 neuen diplomatiſchen Aktion, ehe mit 50 Aufnahmegeſuch Ernſt gemacht werden nne. e ö Die„Kreuzzeitung“ und ihre Ge⸗ innungsgeno nnen nehmen ablehnende Hactung ein. ö Die däniſchen Wahlen. 8 Kopenhagen, 24. September. er geſtrigen einen Hälfte der vom Volke ge⸗ ten Mitglieder des Landthings wurden 12 Sozialdemo⸗ und 8 Abgeordnete der gemäßigten Lin⸗ Konſervative, 3 Radikale, u gewählt. Die Sozialdemokraten gewannen Sitze auf Koſten der Konſervativen und der ßigten Linken, die 1 bezw. 2 Sitze ver, natürlich eine Bei Urgrund, zu Gott. 8 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Donnerstag, den 25. September 1924 Anzeigenpreiſe. 3 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Pet tzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in ld. Rechnung ſtehen Erſte und ülteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 No Von Profeſſor Hermann Platz, Das Weſensbild des neuen Europa wächſt heute den Tieferblickenden langſam, aber ſicher aus dem zerwühlten Boden des alten Abend⸗ landes. Groß iſt die geiſtige Zerriſſenheit, die hier herrſcht, weit gediehen iſt die Zerſetzung der geiſtigen Ur⸗ und Kernſubſtanz, die einſt wirkſam und fruchtbar war im gelebten Leben der abendländiſchen Menſchen. Viele, insbeſondere in Deutſchland, noch mehr in Rußland, ſagen ſich los von der abendländiſchen Tradition. Sie bedeutet ihnen endgültige Erſtarrung und Unfruchtbarkeit. Sie ſuchen irgendwo in der Mitte, im Oſten oder im Norden den Quellgründen einer neuen europäiſchen Blüte nachzuſpüren. Es iſt nun gewiß ſicher, daß hier noch viele Möglichkeiten zu künftiger Entwicklung verborgen liegen. Aber ebenſo ſicher iſt, daß wir den Anſchluß an die abendländiſche Linie nicht verlieren dürfen, wollen wir nicht beſter Kulturkräfte und Formwerte entraten, wollen wir nicht unverſtändlich werden für die Welt von Bukareſt bis Buenos-Aires. In der Tat erleben wir heute allenthalben eine Wiederbeſinnung auf unſer abendländi⸗ ſches Erbgut. Auf allen Gebieten des kulturel⸗ len Schaffens werden überwunden geglaubte Ideen und Ideale wieder wach und wirkſam, wenn auch vielfach noch irgendwie verkleidet, verbogen, verdünnt, aber ſo, daß man ſie er— neut als Kraftquellen und Leitlinien ſpürt. Das äußere Zeichen dieſer Umbeſinnung iſt, daß die zwei magiſchen Städte des Abend⸗ landes Rom und Genf ganz neue Beleuch⸗ tung und Bedeutung bekommen haben. Rom, veil nach einem Worte Egbert von Franken⸗ bergs die Verlautbarungen Benepikts 15. und Pius 11. im Krieg und Nachkrieg, weithin bernommen und begrüßt, die vox humana (Die Stimme der Menſchlichkeit) ſchlechthin darſtellen. Genf, weil die Stadt des Calvini⸗ ſchen Gottesſtaates der Welt den Selbſtläute⸗ cungsprozeß der Völkerbundsidee und ſomit die Morgenröte einer neuen überwölbenden Gemeinſchaftskultur vor Augen führt, die un⸗ beſchadet der nationalen Eigenkulturen heran— wächſt: Neubefeſtigung des katholiſchen Anſehens dem Boden der Menſchlichkeit; Neubefeſtigung des europäiſchen Anſehens auf dem Boden der Schiedsgerichs— barkeit: Beides zuſamemngefſaßt im neuen Huma— nismus, wie er im Abendland ſchon immer als Ideal gegolten hat und erſt durch den Sach- und Leiſtungswahn der abgelaufenen Zeit ſo tief verdunkelt worden war. Das Reich des neuen Humanismus, der an der großen mitteleuropäiſchen Völkerſtraße am Rhein eine ſeiner feſteſten Baſteien, ſeine entſchloſſenſten Vorkämpfer haben wird, zieht ſchon herauf. Denken und Leben der Menſchen werden ſchon langſam wieder ans Geiſtige herangebracht. In immer mehr einzelnen muß das, was die neue Jugend ſchon da und dort verwirklicht, trotz aller Rückſchläge unverdroſ— ſen verſucht werden: Die Wiederaufrichtung des Geiſtigen aus dem Glauben an ſeine Selbſtändigkeit und Selbſtmächtigkeit. Beſon⸗ ders auf dem Gebiete des Wirtſchaftlichen, wo Geld⸗ und Nutzeffekt ſo unheimliche Eigen⸗ macht gewonnen haben, und des Politiſchen, wo das Eindringen des Wirtſchaftlichen und Händleriſchen den ruhigen Fortgang demokra⸗ tiſcher Entwicklung ſo ſchwer belaſten. Wir brauchen Menſchen in Politik und Wirtſchaft, die mehr ſind als nur Fachleute und Intereſ⸗ ſenvertreter. Intelligenzen, die den Schwindel durchſchauen, Charaktere, die auch der Lockung gegenüber ſich treu bleiben, Menſchen, die das Herz am rechten Fleck haben, Geiſter, die über dem Beſonderen das Allgemeine, das Durch⸗ gängige, das Welthafte nicht vergeſſen. Vergeiſtigung aber iſt nicht möglich, wenn nicht die Werte des Geiſtes im Ewigen, im Religiöſen verankert u. in großen Sym⸗ bolen auch dem Schlichteſten nahegebracht ſind. Seitdem Israel dem Abendland den Glauben an den einen Gott als koſtbarſtes Erbgut übermittelt hat, ſind daſelbſt die Gei⸗ ſteswerte immer wieder in der Weiſe ſicher⸗ geſtellt und verewigt worden, daß ſie ihren Urſatz in Gott erhielten. Was der Abendlän⸗ der an Wahrheit und Wert gewonnen hat, hat er nicht nur angeſchaut, ſondern auch in ge⸗ danklicher Arbeit durchgeführt bis zu ihrem 1 auf eee rt Bonn. Was er andererſeits an Verehrung und Anbetung, an Dank und Liebe empfand, hat er nicht in wortloſem Ueberſchwang, in ein⸗ ſamer Gottzugewandtheit verſtrömen laſſen. Er hat ſich in Zucht und Form genommen. Er h. Grenzen geſetzt und Bilder gebraucht. Er hat es gewagt, das Unſagbare zu ſagen, da die Zeit reif war, und die Völker ihre Errun⸗ genſchaften eingebracht hatten. Er hat um das große Geheimnis gewußt, daß in all dem das Ewige, das Göttliche nahe ſein müſſe, wenn das Zeitliche, das Menſchliche unverloren ſein ſoll. Sonſt gerät alles Zeitliche ins Belang⸗ loſeloſe, alles Menſchliche ins Geſichtloſe, es erſtarrt in tragiſcher Vereinſamung. Der Geiſt erfaßt ſich ſelbſt, ſteigt zu ſeinem ewigen Urquell empor, zu dem perſönlichen Gott, von Offenbarung und Kirche geleitet, und verſinnbildlicht die Grundvorgänge des gnadenvollen Emporſteigens in der Littergie, Wirklichkeiten und Sinnbilder, in deren Mitte immer der Menſch ſteht, der, zwiſchen Tier u. Engel geſtellt, ſeine wahre Heimat nur im Ewigen, in Gott finden kann. Das ſind die Grundlinien des ewigen Humanismus, der Religion und Leben zur Einheit bindet, der Sünde und Kampf voll einſetzt und doch an Gnade und Friede glaubt, der in Dogma und Recht äußerſte Grenzen abſteckt, jenſeits derer der Menſch ſich in Nacht und Chaos verliert und der doch die Freiheit des Gotteskindes als höchſtes Ideal der alles umfaſſenden Liebe will. Das bietet ein ewig im Glauben und Hoffnung ſich erneuerndes Rom. Im Sonderbereich des Staatlich-Politi— ſchen ſteht Genf als die neue Verheißung vor uns. Wie ſich einmal die Mitarbeit des Vaters der Chriſtenheit am Völkerbundswerk vollziehen wird, wiſſen wir heute noch nicht. Tatſache iſt, daß das politiſche Gewiſſen der durch Weltkrieg u. Weltrevolution aufgeſchreck— ten Völker durch einen neuen Stützpunkt und ein neues Richtmaß für die Erledigung der Streitfälle ſucht, und daß dieſes Neue nur eine irgendwie geartete Verpflichttung zur Schiedsgerichts barkeit ſein kann. Das mag über die Maßen ſchwer zu ver— wirklichen ſein. Aber es iſt nicht vernünftiger, alle Kräfte guten Willens daran zu ſetzen, als am Untergang Europas mitſchuldig zu wer— den? Man komme doch nicht mit Schlagwor— ten wie Utopie, Allerweltskultur, Völkerbrei, heidniſchen Nationalismus und Internationa— lismus! Kein Vernünftiger will gerecht gezo— gene Grenzen einebnen, Völker entmannen, Staaten zertrümmern; nur den Nationa⸗ lis mus, der das nationale als höchſtes und letztes Gut und Maß bezeichnet, und den Militarismus, der„Wehrmacht“ zum Werk⸗— zeuge eines kulturpolitiſchen Traumbildes macht, und ſo mit der Weltkultur in Wider— ſpruch gerät, wie es dem Wilhelminiſchen Deutſchland und dem poincariſtiſchen Frank⸗ reich vorſchwebte, gilt der Kampf. Dat mit die Völker die Kraft aufbringen, dem Nationalismus und Militarismus, der meiſt in einem überſteigerten Sendungsbe— wußtſein ſeine Ergänzung findet, zu entſagen, muß der Kerngehalt des eben charakteriſierten Humanismus als übernationales Gut, als gemeinſamer Beſitz, als unantaſtbarer Wert zur Geltung gebracht werden. Es muß in dem Geiſteszentrum der abendländiſchen Völker eine große Bewegung einſetzen, die den Wil— len hat, aus der Fachſimpelei und Eigenbröde— lei herauszukommen, neben dem Eigenen auch das Fremde zu ſehen und gelten zu laſſen, das Beide Verbindende, Ueberwölbende heraus zu⸗ arbeiten, das Verſöhnende zu betonen. Das bedeutet noch nicht Altersſchwäche, Entartung, Selbſtverzicht, Würdeloſigkeit. Es iſt uralte, abendländiſche Weisheit, daß der rechte Geiſt nur im geſunden Körper wohnen kann. Zucht und Ordnung müſſen noch eine ganz andere, tiefere, innere Bedeutung gewinnen, als dort, wo Korporale und Kommandeure herrſchen. Es wird ſchwer ſein, die Bruchſtücke abend⸗ ländiſchen Denkens und Verhaltens, die noch vorhanden ſind. wieder lebendig werden zu laſſen, daß ſie ſich zu einem wirkſamen einen⸗ den Geſamtbewußtſein zuſammenfügen, daß ſie als feſte Wahrheits⸗ und Wertwelt über uns treten, und Dienſt beanſpruchen können. Aber der Verſuch muß gemacht werden, gerade im Intereſſe des vaterländiſchen und chriſt⸗ lichen Gedankens. 5 retär eines liberalen Politikers, lendichter, Journaliſten und Gelehrten, rungen ſind keine James Ramſay Macdonald Es iſt offenbar, daß zurzeit keine Perſönlich⸗ keit ſtärteren weltpolitiſchen Einfluß ausübt und größeres Anſehen genießt, als James Ramſay Macdonald. Freilich für viele iſt er infolge der Wahlen vom 6. Sezember 1923 wie aus der Verſenkung aufgetaucht. Was wußten ſie von dem ehemaligen ſchotti⸗ ſchen Fiſcher und Bauernknecht, dem Londo⸗ ner„Werkſtudent“, Fakturenſchreiber und Sek⸗ dem Novel⸗ dem Mitbegründer der unabhängigen Arbeiterpar⸗ tei und dem Generalſekretär des Labour Re⸗ preſentation Commites? Was ferner von dem Begründer einer eigenartigen ſozialiſtiſchen Weltanſchauung, dem Friedensvorkämpfer und geächteten„Landesverräter“ dem von ſeiner eigenen Partei, der Labour Party, im Stich gelaſſenen und durch Henderſon erſetzten, aber wiedergeholten und bei den Wahlen von 1918 zwar unterlegenen, aber 1922 wieder zum Fraktionsführer erkorenen Arbeiterpolitiker? Erſt die glänzende oppoſitionelle Haltung der Arbeiterpartei nach den Wahlen von 1922 ließ auch außerhalb Englands weitere Kreiſe auf ihn aufmerkſam werden und ſeit 1923 iſt er als Premier des britiſchen Weltreiches ja wohl in aller Mund. Engliſche Anhänger Maedo⸗ nalds preiſen ihn als den Anfänger einer neuen Politik, die Amerikaner glauben nei⸗ diſch zu erkennen, wie er ihnen den Ruhm einer wahrhaft international orientierten Friedenspolitik hinwegnimmt, der kontinen⸗ tale Sozialismus ſieht ſich durch ihn vor die Notwendigkeit geſtellt, ſeine eigenen weltan⸗ ſchaulichen Grundlagen nachzuprüfen und die Angehörigen der ehemals befehdeten Nation kämpfen erbitterte Kämpfe aus zwiſchen Be⸗ wunderern und Verdächtigern des zweifellos großen Mannes. Macdonald iſt groß durch eine Idee u. durch eine männliche Eigenſchaft. Die Idee iſt die biologiſche Erfaſſung der menſch⸗ lichen Geſellſchaft als eine wachſenden Orga⸗ nismus, der durch Vernunft zu einer immer vollkommeneren Zuſammenarbeit(Coopera⸗ tion ſagt Macdonald) ſeiner Glieder heran⸗ gebildet werden will, die männliche Eigen⸗ ſchaft aber iſt die beiſpielloſe Energie zäheſter Geduld. Jene erſte beſtimmt ſeine Anſchau⸗ ungen, dieſe zweite bedingt den Erfolg, mit dem er zum mindeſten von der Richtigkeit ſeiner Anſchauungen zu überzeugen weiß. Macdonalds grundſätzliche Anſchauungen finden ihren weſentlichen Ausdruck in ſeiner Lehre vom„Sozialismus“ und in dem, was er unter Politik verſteht. Iſt die Geſellſchaft ein Organtemus, o 4 ſie ein lebendes Weſen und nicht ein mecha⸗ niſch ſich zuſammenfügender oder zuſammen⸗ gefügter Körper. Man kann alſo auch nicht die Geſellſchaft wie einen mechaniſch gefügten Körper auseinandernehmen, zerſtören, nieder- reißen, um ſie dann unter neuer Ordnung ihrer Teile wieder aufzubauen. Die biologi⸗ ſche Anſchauung legt vielmehr(in Maecdonalds Worten) Gewicht darauf, die Möglichkeiten der gegenwärtigen Geſellſchaft als Mutter der künftigen zu gebrauchen. Sie erblickt in der Idee und den äußeren Umſtänden das Ur⸗ ſachenpaar, aus dem die neuen Geſellſchaften ſich bilden. Die biologiſche Betrachtungsweiſe ſtudiert an jeder Form des Beſtehenden die momentane Entwicklungsrichtung, daher auch; den Verfall, der mit Vernichtung nicht zu ver⸗ wechſeln iſt. Aber ſie legt gerade auf die„kri⸗ tiſche“ und„revolutionäre“ Seite dieſes Pro⸗ zeſſes am wenigſten Nachdruck, weil ſie vor, allem aufbauend iſt; die Idee des„Abbaues! vor dem Abbau“ iſt ihr fremd. Sie gilt für aber Straßenregulie⸗ biologiſchen Prozeſſe.“— Macdonald ſieht alſo den Sozialpolitiker der Geſellſchaft ſo gegenüberſtehen, wie der Gärt⸗ ner dem Baum gegenüberſteht. Der Baum iſt! ein lebendiger Organismus. Ich kann ihn; umhauen und neupflanzen, wenn er mir nicht gefällt; dadurch würde ich ihn nur töten oder! höchſtens ein paar kümmerliche, aus dem Stumpf für nur kürzeſte Zeit hervorgrünende Schößlinge erzeugen. Aber das zu wollen, wäre doch Wahnſinn.— Was der Gärtner da⸗ gegen tun kann und tun muß, iſt, daß er das Wachstum ſeines Baumes mit Vernunft för⸗ Straßenregulierungen, dert und leitet. Zu dieſem Zweck wird er ihn immer beobachten, in die Geſetze ſeines Le⸗ bens eindringen und, je nachdem was unter Berückſichtigung dieſer Geſetze und jener Be⸗ bachtungen vernünftigerweiſe zu tun iſt, um dem Baum das Bild, das er von ihm in der Vorſtellung trägt, allmählich einzubilden. Er wird ihn umgraben, düngen und behacken, be⸗ ſchneiden, kratzen und hacken, propfen, binden und formen.— und das alles eben auch dann on, wenn er ihm noch nicht gefällt. Dabei ällt es ihm nicht ein, aus einem Apfelbaum einen Nußbaum machen zu wollen; das wäre ja widervernünftig. Vielmehr liegt die Ver⸗ nunft ſeiner gärtneriſchen Erziehungsarbeit darin beſchloſſen, daß aus dem Apfelbaum der beſtmögliche Apfelbaum wird.— Dabei darf der Gärtner nichts übereilen. Alle ſeine n müſſen vielmehr dem jeweiligen achstumszuſtand und Reifegrad des Bau⸗ mes ang meſſen ſein. Denn nur aus dem har⸗ moniſchen Zuſammenklang von natürlichem Wachstum des lebenden Organismus und der vernuy äßigen Tätigkeit des bildenden Wil⸗ lens der Baum ſo, wie er werden ſoll.“ Es koſtet den Gärtner allerdings Geduld und die Fähigkeit, trotz der Einſicht, daß der Baum erſt nach ihm ſein wird, was er ſein ſoll, unermüdlich, zäh und ohne Reſſentiment an ihm zu arbeiten. Wie der gute Gärtner, ſo handelt der gute Sozialpolitiker. Die Geſellſchaft iſt ihm der wachſende Baum, den er unter weiſer Berück⸗ ſichtigung ſeiner Art die Idee einbildet, die er als die ihm angemeſſenſte und als die ver⸗ nünftigſte von ihm hat. Dieſe Idee iſt für Macdonald die ſozialiſtiſche. Aber wie iſt ſie gemeint? Erſtens: Macdonalds Verſtändnis deſſen, was Sozialismus iſt, beruht im letzten Grund auf der ſittlichen Ueberzeugung von der Würde des Menſchen. Dieſer Würde iſt aber inner⸗ Ab der Geſellſchaft nur dann entſprochen, enn der ſoziale Organismus in ſeinen Le⸗ ensbezügen ſo geordnet wird, ine Menſch in ihm ſeine ſittliche Erfüllung, det und ſeinen Wert garantiert ſieht. Das ſt der Sinn von Sätzen wie etwa dem, daß as„erſte umfaſſende Problem“ einer wahr— ftigen Demokratie dies ſein müſſe,„wie die ſellſchaft in ihren Funktionen den morali⸗ hen Maßſtäben des Individuums anzupaſ⸗ en ſei“, oder— anders ausgedrückt—, daß ie materiellen ökonomiſchen Kräfte der Ge— ellſchaft zu den menſchlichen Kräften der Ge— ſellſchaft in das richtige Verhältnis geſetzt erden müſſen. Das richtige Verhältnis aber iſt die Unterordnung der erſteren unter die letzteren.„Man kann für den Sozialismus keine beſſere allgemeine Formel finden, als daß er danach ſtrebt, die materiellen ökonomi⸗ ſchen Kräfte der Geſellſchaft ſo zu organiſieren, daß ſie dur chdie menſchlichen Kräfte kontrol- liert werden; Hinweis auf ſein Streben nach Organiſation, der menſchlichen Kräfte der Geſellſchaft in der Art, daß ſie unter die Kontrolle der ökonomi⸗ ſchen und materiellen Kräfte gelangen. Der hier ruhende Unterſchied zum kontinentalen Sozialismus wird deutlich in folgenden Wor— ein Produkt des dogmatiſchen Materialismus mit ſeiner Leitidee des Klaſſenkampfes iſt, war bei uns das allgemein Menſchliche das Leitmotiv des ſozialiſtiſchen Gedankens, der 5 Zweitens: Aller Sozialismus will als letztes Ziel irgendwie die klaſſenloſe Geſell— ſchaft. Aber der kontinentale Sozialismus will ie Klaſſenloſigkeit dadurch erreichen, daß er feine beſtimmte Geſellſchaftsklaſſe zum Siege über die anderen Klaſſen führt und dieſe ſo⸗ mit überwinden will, die Klaſſenloſigkeit wird alſo durch die unbedingte Herrſchaft einer ein⸗ zigen Klaſſe garantiert(klaſſiſches Beiſpiel: Rußland!). Macdonalds Idee iſt eine andere. Nicht Unterwerfung, ſondern Zuſammenord⸗ nung der Klaſſen iſt ſeine und ſeiner Freunde Ideal. Denn nur durch Zuſammenordnung der Klaſſen werde dieſe ſeiner Meinung naa im Kerne überwunden, das heißt als ſubjektir gegeneinander dem Leben der Geſellſchaft ausgeſchaltet. Man könnte, ſcharf zugeſpitzt, den hier beruhender Gegenſatz zu formulieren: Während der kon tinentale Sozialismus die Klaſſenloſigkeit der Geſellſchaft durch den Klaſſenkampf zu errei— daß der ein⸗ der Kapitalismus kann nicht treffender charakteriſiert werden als durch den — 9 5 K 0 1 gerichtete Machtfaktoren auz ten ſind. Es iſt die leichteſte Sache der Welt, die Rivalitäten und den Ehrgeiz dieſer Staa] Gert Anderſen vom Deutſchen Theater in Ru⸗ chen wähnt, wil der engliſche Sozialtsmus im Gegenteil den Klaſſenkampf der Geſellſchaft überwinden durch die Zuſammenordnung zur klaſſenloſen Geſellſchaft. Drittens iſt damit auch der Unterſchied in der Methode aufs deutlichſte gegeben. Wer die Geſellſchaft als ein Gebäude anſieht, das man niederreißen muß, um es neu aufbauen zu können, wer ihre Klaſſenloſigkeit dadurch er⸗ reichen will, daß er alle Klaſſen einer einzigen unterwirft, iſt grundſätzlich Revolutionär; denn er glaubt an die Priorität der gewalt⸗ ſamen Entſcheidung, der ſogenannten„direk⸗ ten Aktion“. Wer dagegen, wie ein Gärtner handelnd, die Geſellſchaft durch Vernunft lei⸗ ten und endlich zur korperativ handelnden zu⸗ ſammenordnen will, iſt grundſätzlich evolutio⸗ när gerichtet, da er(in Maedonalds Worten) „die politiſchen Konflikte als Kämpfe inner⸗ halb der Geſellſchaft zwiſchen ewigem Wachs⸗ tum und dem abſterbenden Gehölz der Ver⸗ gangenheit“ anſieht. Das iſt der konſervative Zug in Maedonald und der„Labour⸗Party“, die Begründung ihres ſtilleren Tuns, teilweiſen Erfolge, die durchaus auch für Macdonalds große Innen- und Außenpolitik beſtimmend iſt. Dieſe Politik ergibt ſich aus den glei⸗ chen Vorausſetzungen, aus denen Macdonalds ſoziales Denken und Tun quillt. In ner⸗ politiſch iſt damit geſetzt, die Einordnung ſowohl der Arbeiterſchaft als auch des„Bür- gertums“ und der Wirtſchaftsmächte in den Staat zu gemeinſamer Arbeit am allgemeinen Wohl. Sehr deutlich iſt das, was hier gewollt wird, in finanztechniſcher Hinſicht aus der be— rühmten Frühjahrsrede des Schatzminiſters Snowden klar geworden. Er rühmte an ſei⸗ nem Budget, daß nicht ein einziger Menſch in England wäre, dem dieſes Budget nicht eine Erleichterung brächte durch die Art ſeiner La- ſtenverteilung, die unter dem Leitgedanken einer ſozialiſtiſch zu ordnenden Geſellſchaft, borgenommen werde. Macdonald erſtrebt un⸗ ter dem gleichen Geſichtspunkt die wiſſenſchaft⸗ liche Entwicklung der Landwirtſchaft, plan⸗ mäßige Beſiedelung des Reiches und Entwick— lung der Dörfer mit vereinten nationalen und lokalen Kräften; ferner dies,„daß die Grundrente, die ein ſoziales Produkt iſt, zur Bereicherung der Geſellſchaft und nicht zur Er⸗ haltung einer Klaſſe dient und daß das er— höhte Einkommen der Arbeiterſchaft dazu ver— wendet wird, um die Qualität des Verbrau— chers zu beſſern und das Leben zu verſchö— nern, um auf dieſe Weiſe die Bauernindu— ſtrien und das Handwerk zu erhalten.“ Hier und in dem, was von Macdonald z. B. auch über das Wohnungsproblem, das Erziehungs— weſen und die notwendige Neuordnung des ten: Während der kontinentale Sozialismus Parlaments geſagt wird, iſt in der Tat alles einſeitige Klaſſenintereſſe überwunden und im Intereſſe an der Geſamtheit des Volkes unter— gegangen. Die ſozialiſtiſche Innenpolitik Mac⸗ donalds iſt Staats politik im höchſten Aus⸗ ſauf das Wohl der Geſamtheit gerichtet war.“ maß. Auch Maedonalds glänzende Außenpoli⸗ tik wird von dem gleichen Gedanken der Zu- ſammenordnung beſtimmt, wie ſich jeder, der die Zeitungen mit Verſtand lieſt, wohl ſchon längſt ſelber geſagt hat. Dennoch ſeien auch noch einige grundfätzliche Bemerkungen wie⸗ dergegeben, die Macdonalds bereits 1922 zu dieſer Frage gemacht hat. Er ſagt:„Der Frie⸗ den und der gute Wille werden auf dem Fo⸗ rum und nicht im Arſenal erhalten; ſie gehö⸗ ren zum Geiſte der Völker und nicht zu den in den Archiven verborgenen Verträgen. Dies iſt umſo notwendiger, wenn man mit einer gro⸗ ßen Anzahl kleiner Staaten zu tun hat, in deren Regierungen und Parlamenten eine be- trächtliche Anzahl von Arbeiterführern vertre⸗ ten zur Herſtellung eines wankenden Gleich- gewichts der Machtgruppen auszunützen und ihre Entwicklung zu hemmen durch Warder derſelben Autokratie in ibren auswärtiger Der Siebente.» eſſcht baten ſich bis fegt als kelgerſſc) erwiesen ihrer weilenden Eile und der ruhigen Taktik der Frich Rauſchert verpflichtet wurden: Fräulein Charlotte Schlier bom Landestheater in Allenſtein, Fräulein Guſti emtern, die ſie von u ſronen weg ⸗ gejagt haben. Wenn daz veiter gehen ſoll, wird die Nationalität künftig ein luch und kein Segen ſein. Die Zeit iſt gekommen um die auswärtigen Angelegenheiten als einen Teil unſeres Volkslebens zu behandeln, mit der Geheimdiplomatie zu brechen und das Volk dazu zu zwingen, die Verantwortung für das Verhältnis zu ſeinem Nachbar 7“ übernehmen... Der ideale Außenminiſte. müßte in Berührung mit den demokratiſchen Bewegungen im Auslande bleiben, müßte eine perſönliche Kenntnis ihrer Führer, ihres Einfluſſes, ihrer Stärke und ihrer Schwäche beſitzen. müßte die Völker verſtehen, mit denen er es zu tun hat... Er muß nicht nur die Rivalitäten und die ſich bekämpfenden Ehr⸗ geize ſeines Volkes vertreten, ſondern auch ſeine nachbarliche Geſinnung, ſeinen Wunſch nach Zuſammenarbeit, ſeine internationale Einſtellung. Er muß als ein Mann von zwei Eigenſchaften bekannt ſein: als einer, der ſich nichts weiß machen läßt und der auch nie⸗ manden zu täuſchen verſucht, ein Hüter der Volksehre und des Volksintereſſes und ein Apoſtel des internationalen guten Willens.. um die Grundſteine einer Politik zu legen, die die Streitigkeiten in Schiedsgerichten und nicht auf Schlachtfeldern austragen wird, die dem Völkerbund eine Wirkungs möglichkeit ge⸗ ben, die die Entwaffnung in die Sphäre der praktiſchen Politik hineinbeziehen und ein für allemal die Gefahren und Unwirklichkeiten der alten Diplomatie beſeitigen wird.“ In dieſen Worten liegt Maedonalds außenpolitiſches Bekenntnis konzentriert beſchloſſen. Es iſt klar, daß es ein Bekenntnis zu einer mehr als engliſchen, zu einer eur o pä⸗ iſchen Politik iſt. Und dies nicht nur aus engliſchem Intereſſe. Vielmehr weiß Maedonald um die Solidarität der europä- iſchen Völker und um den ethiſchen Antrieb, der dieſe Völker nicht gegeneinander ſtellt, um ſie zu vernichten, ſondern der ſie als Glieder des gleichen Organismus erkennt und behan⸗ delt, um damit einem jeden von ihnen und damit dem Ganzen förderlich und dienſtlich zu ſein. *. Anhangsweiſe ſeien noch zwei Schriften von und ein Buch über Macdonald erwähnt, aus denen ſich jeder Willige das Bild Maedo⸗ nalds glänzend ergänzen kann. Von Macdonald:„Sozialismus und Re⸗ gierung“; überſetzt von Peterſſon und 1912 bei Eugen Diederichs in Jena erſchienen; fer⸗ ner: Unſere Politik“, im Jahre 1924 bei der H. Laubſchen Buchhandlung in Berlin deutſch herausgegeben. Ueber Macdonald orientiert am beſten das Buch von Mary Hamilton:„J. Ramſay Mac⸗ donald, ſein Werk und ſein Charakter“, über ſetzt von Dr. Siegmund Feilbogen und ver⸗ legt 1924 in Zürich bei Orell Füßli. Dieſes Buch iſt zwar von einer Parteigängerin Mac⸗ donalds geſchrieben und verleugnet nicht die Eigenarten ſpezifiſch weiblicher Darſtellung. Aber es hat den Vorzug einer urlebendigen Friſche, anſcheinend genaueſter Kenntnis der Tatſachen und Perſonen und weiß auch kri⸗ tiſch zu urteilen. Die Darſtellungskunſt iſt groß, und auch die Ueberſetzung iſt gut. eee .——— Weltſpiegel. g An die Heſſiſche Landeswanderbühne wurde Dr. Herbert Kranz, der bekannte Dichter der„Freiheit“ als Dramaturg und Spielleiter berpflichtet. Vom vorjährigen Enſemble wurden wieder verpflichtet: Frau Elfriede Schrader, Herr und Herr Paul Schmitz. Neu Forſt vom Landestheater in Prag, Fräulein mänien, Fräulein Emma Hofmann, Frankfurt a. M., Frau Klara Rohleder vom Kleinen Thea⸗ ter in Berlin, Frau Käthe Waldau vom Neu— ſtädter Schauſpielhaus Dresden, Herr Hans 9 haus König rr ſtadt, Herr Heinz R berg und Herr Helmut Wittig, Berlin. : Zür Amerikaſahrt des Zeppelin. In der Züricher Preſſe erhebt der Direktor der Meteoro⸗ logiſchen Station Dr. Mauer ernſte Bedenken gegen die Abſicht, in dieſem an meteorologiſchen Störungen ſo reichen Jahre, beſonders im Ok⸗ tober, den Zeppelin nach Amerika zu bringen. In einer großen Ueberſicht weiſt er auf die be⸗ reits durch den Sturm zerſtörten Zeppeline hin und gibt zu erwägen, daß dieſes Jahr beſon⸗ ders bedenklich ſei für einen Zeppelin von die⸗ ſen Dimenſionen. N :: Die Kreuzotterplage. Bei den Reparatu⸗ ren am Kanal der Neckarwerke Altbach ſtießen die Arbeiter auf einige Kreuzotterneſter mit Eiern und Jungen. Es gelang ihnen, ca. 200 Gier, in denen ſich ſchon ausgebrütete lebende Junge befanden, ſowie ſchon ausgeſchlüpſte Junge unſchädlich zu machen. Die Neſter be⸗ fanden ſich in der brüchigen Betonmauer und enthielten ganze Klumpen Eier in Größe von Taubeneiern. Die herausſchlüpfenden Jungen waren zwiſchen 5 und 10 Zentimeter lang. 4 208 1 Aus Nah und Fern. Alsheim, 23. Sept. Ein Unglücksfall ereig⸗ zete ſich durch die Unſitte, mit Petroleum Feuer inzuzünden. Das 18jährige Dienſtmädchen des zandwirts S. ſchüttete Petroleum in den Ofen, edoch allzugleich ſchoſſen Stichflammen heraus, ind ſetzten die Kleider des Mädchens in Brand.) Huf die Hilferufe der geradezu in Flammen Stehenden kam die Frau des Landwirts ſowie nige Nachbarsleute, die mit naſſen Tüchern die Brennende von ihrem gefährlichen Zuſtande be frerke, doch hatte das Mädchen bereits ſchon recht erhebliche Brandwunden erlitten. Hamm, 23. Sept. Die Weideanpflanzungen unſerer Gemarkung, die bereits vor dem Kriege eine erhebliche Bedeutung erlangt haben, erfah⸗ ren jetzt eine immer größere Erweiterung. Un⸗ ſere Korbflechter verſuchen damit mit Erfolg die blühende Korbinduſtrie unſerer Gemeinde 30 Windbeutel für 64 Pfg. stellen Sie nach folgendem ODetker-Rezept selbst her 125 g Weizenmehl M. 0.05 1 Teelöffel Dr. Oetker's„Backin 0.03 %% Liter Wasser 0.— 125 g Margarine à Pfd. O. 66000 0.15 3 Eier à 0.12„ 0.36 1 Ehlöffel voll Zucker à Pfd. 0.40 0.02 Teelöffel voll von Dr. Oetker.s Vanillin Zucker„ 0.03 M. 0.64 Zubereitung Wasser und Butter bringe man zum Kochen, streue unter Rühren das Mehl hinein und rühre solange, bis sich die Masse vom Jopfe löst. Nachem die Masse etwas abgekühlt ist, schlägt man nach und nach die Eier hinein und gibt dann Zucker, Vanillin-Zucker und Backin hinzu. Dann setzt man mit einem Teelöffel kleine Bällchen auf ein mit Mehl bestäubtes Backblech und bäckt bei mähiger Hitze goldgelb.— Von der angegebenen Menge erhält man ungefähr 30 Stück.— Die Windbeutel werden warm mit Weinschaum-od. Schokoladen-Sauce aufgetragen. Sollen die Windbeutel gefüllt werden, s0 schneidet man sie durch und füllt sie mit Schlagsahne oder Vanille-Creme. Die Schlagsahne wird mit Dr. Oetkers Vanillin-Zucker gewürzt.— Ein sehr gutes Rezept für Vanille-Creme findet man auf der Rückseite von Dr. Oetkers-Vanillin-Zucker-Päckchen. Verlangen Sie vollständige Rezeptbücher in den Ge- sbhäften, wenn eee durch Postkarte gratis und Or. A. Heller, ert Pielefeld. 4 1 N n N l Die Waldwege ab, in die Chauſſee ein, die von Gerolf lein * „ Roman von Elsbeth Borch art. 3. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Du haſt recht Mama— laſſen wir das Vergan⸗ gene und die Toten ruhen, wenn mich die Geſchichte des verſchollenen, unbekannten Vetters auch ſehr inter⸗ eſſiert hat.“ Ich für meinen Teil glaube nicht an ſeine Wiederkehr. Sollte es aber dennoch der Fall ſein, ſo iſt es um ſo dringlicher notwendig, daß ich mich vor⸗ her ſichere. Dann ſind wir beide aus allem heraus, und du ziehſt natürlich zu mir. Und um Aribert, dei⸗ nen Liebling, brauchſt du erſt recht nicht zu ſorgen. Der Pflichtteil am Stolzenauſchen Privatvermögen bleibt ihm, und er iſt bedeutend genug, um die vom Vater ererbte Klitſche zu halten, ſchlimmſtenfalls hält er ſich ſchadlos an— Gerolſtein.“ 1 5 „Schweige mir von Gerolſtein, Linda. Dieſe Hei⸗ rat wäre mein Tod!“ rief die Gräfin.„Nicht einmal ein pekuniärer Vorteil erwüchſe daraus, denn Gerol⸗ ſtein iſt ebenfalls Majorat und fällt an Eberhard. Ich hoffe, daß Aribert doch nicht ſo töricht ſein wird, ſich hier ernſtlich zu engagieren.“ f 5 % Während Mutter und Schweſter alſo über ihre und ſeine Zukunft berieten, ritt Graf Aribert von Stol⸗ zenau in der Kühle des ſonnigen Aprilmorgens durch Wieſen, Feld und Wald dem Nachbargut zu. g Das vorangegangene Geſpräch mit den Seinen atte ihn erregt. g Er hatte 1 5 ihnen ein Gefühl verleugnet, das er ſchon lange im Herzen trug und das um ſo mächtiger wurde, je mehr die Hinderniſſe zu wachſen ſchienen. Er liebte die junge, ſchöne und ſchwerleidende Herrin von Gerolſtein. Um ihretwillen hatte er freiwillig die Vor⸗ mundſchaft über ihre Kinder übernommen, die eigent⸗ lich dem verſchollenen Vetter, laut Teſtament des Gra⸗ ſen Gerolſtein, 1 5 5 5 Er hoffte, dadurch Gelegenheit zu en, ä⸗ ger zu 1 Doch alle Hoffnungen in dieſer Hin⸗ junge Frau verſchanzte ſich förmlich hinter ihr Leiden und ihrer Trauer um den Gatten. Dieſe letztere war wie ein Kultus, den ſie trieb. Darin ging ſie auf, verſenkte ſich hinein und machte ſie gefühllos und un⸗ zugänglich gegen äußere Einflüſſe. Das einzige, was ſie noch mit der Außenwelt verknüpfte, war die Liebe zu ihren Kindern, deren Wohl ihr am Herzen lag, u. um die ſie ſich auch ſorgte. Die Bewirtſchaftung des Gutes lag in den bewähr⸗ ten Händen eines im Dienſte der Gerolſteiner ergrau⸗ ten Verwalters, der treu das Seine tat. Aribert er⸗ füllte nur eine Formſache, wenn er ab und zu einen Einblick in das Getriebe tat. Er hatte alſo wenig Chancen, ſich dieſes von Trauer und Leiden erfüllte Herz zu erobern, als ein⸗ zig durch die Sorge für ihre Kinder. Und er hatte wahrlich keine Mühe und keinen Aer⸗ ger geſcheut, ihr darin in jeder Hinſicht beizuſtehen. Die Erziehung der wilden, in der letzten Zeit durch den häufigen Wechſel der Erzieher arg vernachläſſigten Kna⸗ ben erwies ſich als immer ſchwieriger. Um Waltraut zu ſchonen, vielleicht auch, um ſich ſelbſt nicht in Miß⸗ kredit zu bringen, unterdrückte er jeden ſcharfen Tadel, jede Rüge. Denn die Knaben waren ein mächtiger Faktor für ſein Wünſchen und Hoffen. Waren ſie ihm nicht gewogen, konnte er ſich auch der Mutter Herz ſchwer gewinnen. Ein Haupthindernis, jetzt ſchon mit ſeiner Werbung hervortreten zu können, war jedoch ihre Krankheit. Wie alle liebenden und verliebten Men⸗ ſchen, war er von der Möglichkeit einer Heilung und Geſundung völlig überzeugt. Wenn er ſie nur erſt ſo weit hätte, daß ſie ſich in Behandlung eines Spezial⸗ arztes begab. Heute wollte er noch einmal verſuchen, in dieſer Hinſicht auf ſie einzuwirken. Steter Tropfen hölt den Stein, und ſie gab vielleicht doch nach, wenn durch einen geeigneten Pen wieder geordnete Zu⸗ ſtände im Schloß Platz gegriffen hatten und ſie dieſer Sorge überhoben war. f. 1 Mit ſolchen G nken beſchäftigt, bog er jetzt vom führers auf. nach der nächſten Bahnſtation führte. Ein verdeckter Wagen kam von Gerolſtein her in langſamem Tempo näher und fuhr an ihm vorüber. Er erkannte einen Gerolſteiner Wagen, und da es kei⸗ ner von der beſten Sorte war, nahm er an, daß einer der Gutsbeamten ihn benutzte. . Ohne ſich um den Inſaſſen zu kümmern, ritt er in ſchlankem Trabe weiter und bog bald darauf in die breite Allee, die von hohen, jetzt noch kahlen Pappeln umſäumt war und durch den Park zum Schloſſe führte, ein. 0 Plötzlich ſcheute ſein Pferd und machte einen ſo heftigen Seitenſprung, daß er Mühe hatte, ſich im Sat⸗ tel zu halten. Aus einem nahen Gebüſch war eine Rotte Knaben hervorgebrochen mit wildem(Zeſchrei, in ſeltſamem Aufputz und mit allerhand fraglichen In⸗ ſtrumenten bewaffnet; allen voran ein ſchöner, vor⸗ nehmer Knabe mit dunkelgelocktem Haar, darauf ein bunter Indianerſchmuck prangte.— Er überragte alle, auch die Größten unter ſeiner; Geſpielen um Kopfeslänge und bot mit den muskelſtar⸗ ken Gliedern, dem ſtolz zurückgeworfenen Kopf, den mutig blitzenden Augen ein Bild ungeſtümer Kraft u. Vornehmheit. a N a Jetzt ſchwang er ſein Inſtrument, das jedenfalls den Tomahawk vorſtellen ſollte, in der Hand und kom⸗ mandierte ein lautes, kräftiges„Halt!“ g 0 Mit einem Ruck ſtanden die teils barfüßigen Jun⸗ gen vor dem Pferde Graf Ariberts, das ſich von dem Schreck noch nicht erholt hatte und unruhig hin und her tänzelte. g b. g „Was ſoll denn das heißen?“ fragte der Graf, mehr überraſcht, als ärgerlich.„Kinder, ihr macht mir meinen Fuchs ſcheu!“ a 1 ö 1 5 Sie ſind unſer Gefangener— erge⸗ Mutmilig blicte es in den Augen des kühnen An. (Gortſetzung folgt.)! In wundern, wenn ö auch naturgetreu dargeſtellt ſieht. Gimbsheim, 28. Sept. Die zahlreichen Feld⸗ und Gartendiebſtähle haben, wie bereits kurz ge⸗ meldet, verurſacht, daß die Landbeſitzer aus ih⸗ ren eigenen Reihen heraus einen ehrenamtlichen Feldſchutz eingerichtet haben. Die Tätigkeit die⸗ ſer Ehrenfeldſchützen haben nunmehr recht gute Erfolge zu verzeichnen. Die Feld⸗ und Garten⸗ diebſtähle haben in der letzten Zeit außerordent⸗ lich nachgelaſſen. Den Herren Spitzbuben ſcheint die Sache doch zu brenzlich geworden zu ſein. Erziehung durch die Natur Von P. Hoche. Schon frühzeitig entwickelt ſich im Kinde ein feines und tiefes Naturgefühl und es iſt ſelbſtverſtändliche Erziehungspflicht, es zu ſtärken. Weil in der Schule zu häufig nur durch das Wort des Lehrers und das Buch unter⸗ richtet werden kann, iſt es umſo mehr Auf⸗ gabe der Eltern, die reichen Erziehungswerte in der Natur auszukaufen. Das Kind ſoll an⸗ geleitet werden, mit empfänglichen Sinnen durch die Welt zu ſchreiten. Die Natur läßt ſich aber nicht durch Worte begreifen, ſondern 0 will geſehen, gefühlt, gehört, kurz, erlebt ein. Viele Menſchen gehen durch die Welt der Erſcheinungen. ohne ſie in ſich aufzunehmen. auf ſie läßt ſich das Schriftwort anwenden: Sie haben Augen und ſehen nicht, ſie haben bemerkt ja Jean Paul in ſeiner Erziehungslehre, der Le⸗ ſtrahlenden Schönheiten der mehr das Auge als das Herz; letzteres tut ſich ſchon zu ſeiner Zeit auf, und mehr, als ihr ihm vorſtellt. Ohren und hören nicht. Darum bana: Für die Natur öffnet dem Kinde Da habeß wir die Hauptforderung aus⸗ geſprochen: Das Kind in der Natur heimiſch zu machen, ſeine ſinnliche Aufnahmefähigkeit zu ſteigern, es ſehen lehren. Am einfachſten erreichen wir dieſes Ziel, indem wir das Kind in die Natur hinausführen. Das Kind hat da⸗ für ein lebhaftes Intereſſe, tauſend Dinge ru⸗ fen ihm ja lockend zu: Du liebes Kind, komm, ſpiel mit mir! Zu gern folgt es dieſem Rufe, wenn wir überhaupt die Kunſt verſtehen, mit dem Kinde ein Kind zu ſein. N Denn nicht eine Laſt, ſondern eine Luſt ſoll der Verkehr mit der Natur dem Kinde werden. Darum laſſe man bei ſolchen Gängen ins Freie alle überflüſſige Gelehrſamkeit, den trockenen Ton, die ſchulmeiſterliche Art beiſeite. Auch mit dem bloßen„Maulbrauchen“, ſelbſt mit begeiſterten Phraſen Befühle und Empfindungen laſſen ſich eben ſticht herbeikommandieren. Nein, wenn man lief ins Erdreich des Kinderherzens dringen will, dan laſſe man die Jugend ſelbſt ſehen, hören, fühlen, ſchmecken, riechen. Man laſſe ſie ſelber das Charakteriſtiſche eines Tieres, einer Pflanze herausfinden, ſelber beobachten und dann den rechten ſprachlichen Ausdruck finden. Von Wichtigkeit iſt hierbei der ſuggeſtive, per⸗ ſönliche Einfluß des Erziehers. Die Kinder müßten keine Kinder ſein, wenn ſie nicht durch unſere Teilnahme ſich angeregt fühlten, in gleicher Weiſe zu beobachten, zu empfinden. Die Hauptſache bleibt immer, daß die Kinder wirklich etwas erleben, daß ſie ſelbſtgenom⸗ mene Wahrnehmungen haben und beſtimmte Erinnerungsbilder gewinnen. Sie ſollen nicht träumeriſch durch die lebendige Natur ſchrei⸗ ten. Ein Skizzenbuch zum Zeichnen wird un⸗ terwegs oft gute Dienſte leiſten; aber auch daheim können die Kinder aus dem Gedächt⸗ nis mit Pinſel und Stift Erlebtes darſtellen. ... Wir ſind auf unſerer Wanderung am Waldſaume angelangt. Welche Mannig⸗ faltigkeit von Bäumen erblickt da unſer Auge. Buchen und Eichen, dann Erlen und Ulmen u. auch noch weiter hinten ſchlanke Tannen! Und alles iſt grün. Grün? Gewiß: aber dennoch gewahrt der Blick eine ganze Skala von Far⸗ ben, von leuchtendem Maiengrün der Birken bis zum ſchwermütigen Dunkel der Tannen! Dort klopft des Waldes Zimmermann, der Specht, große Stücke Rinde vom angekränkel⸗ ten Stamme; er ſucht dabei wohl Nahrung, muß aber unbewußt dem Baume zum Arzte werden. Daneben pfeift die Droſſel aus dem dichten Laub; wir ahmen die Töne nach, um ie an ihrem Geſange kennen zu lernen wie den Finken, den wir ſchon auf hundert Schritt mit dem Ohre wahrnehmen. Vom fröhlichen Wandern ermüdet, ſetzen wir uns am ſandi⸗ gen Waldesrand nieder. Ein kleines, trichter⸗ förmiges Grübchen zu unſeren Füßen feſſelt unſere Aufmerkſamkeit. Eine Ameiſe fällt hin⸗ ein und ſie iſt unrettbar verloren. Denn am Grunde, im Sand verſteckt, lauert der Amei⸗ ſenlöwe auf ſein Opfer, das ihm nun nicht entgehen kann. Dann pflücken wir ein Hunger⸗ blümchen e Winzig für unſer Auge. Aber halt: wir haben ja die Lupe mitgenom⸗ men. Mit ihr gehts ſchon beſſer. Wie das kleine Blümchen ſo kunſtvoll geſtaltet und wie regelmäßig ſein Bau iſt! Auch das Kleine und Einfache müſſen wir lieben und achten lernen. Aher auch das Verſtändnis für die Kunſt wird durch die Naturbeobachtung gehoben. Ohne eine Summe ſinnlicher Anſchanlungen iſt ein Verſtändnis der Kunſt nicht denkbar. Erſt wer draußen in der Natur gegenſtändlich empfunden hat, wird verſtehen. warum der Dichter die Quelle murmeln läßt, warum er von des Abends Goldnetz, von der goldenen Abendſonne, vom liſtten Maiengrün und vom Wogen des Getreid s redet. Nur wer draußen ſelher geſehen hat, daß das gepflügte Feld a 1 J und ſentimentalen, Ergüſſen iſt hier nicht viel zu gewinnen; denn wenn er es auf einem Bilde 8 Mancherlei kunſtgewerbliche Sachen im Hauſe erinnern an ihren Formen an die Dinge der Natur, bei denen auch ſtets Form und Zweck einander entſprechen, und ſie werden dadurch zu Rich⸗ tungspunkten für den guten Geſchmack. Ein Gedicht wie Storms Heidelied oder Rückerts Abendlied an paſſender Stelle und zu gehöri⸗ ger Zeit vorgeleſen, wird zum inneren Er⸗ . So erſchließt die Natur in vielſeitiger eiſe das Verſtändnis für die Kunſt, wie um⸗ ekehrt dieſe das Intereſſe für die Natur ver⸗ ttieft. Endlich ſei bemerkt, daß der Menſch einen reichen Fond von Vorſtellungen braucht, die ihn lebenstüchtiger machen. So erſcheinen hier zwei Gegenſätze vereint, verſöhnt, die ſonſt oft feindlich wirken: Sinnlichkeit und Sittlichkeit. Die Natur aber iſt es, die im an⸗ gedeuteten Sinne den Weg zu einer geſunden, ſinnlichen Sittlichkeit mit hinführt. Die blonde Locke Alle Herren der großen Lehranſtalt ſchätzten ihren Chef Joachim Fuchsthaler als einen klu— gen und gerechten Vorgeſetzten und alle Damen liebten ihn, nicht nur, weil er„der reiche, ältere Herr“, ſondern wirklich noch Junggeſelle und ſinfolgedeſſen eigentlich noch zu haben war, eigent⸗ lich, 14— aber leider doch nicht tatſächlich... Die jüngeren Damen fanden ſein markantes wettergebräuntes Geſicht intereſſant, den Bli⸗ der tiefliegenden Augen ſchwermütig und der von einem Nietzſchebart umſchatteten Mund edel geſchnitten und verſonnen. Alle aber fanden ſei! ganzes Leben mit dem lockenden Nimbus d⸗ hochkultivierten Sonderlings umwoben, der di— halbe Erde bereiſt hatte, Gaſt des Sultans und des Dalai Lama geweſen, auf einer Wanderund durch die Wüſte Gobi krank geworden war und ſich nun mit ſeinem vom Tropenfieber geſchwäch⸗ ten Körper meiſt in die eisumſtarrte Einſamkeit Drogerie Richter und bei Herrn Lehrer der heimatlichen Berge oder in die mit koſtbaren Altertümern ausgeſtatteten Räume ſeiner pom⸗ pöſen Villa vergrub, ſtatt— ja ſtatt eine von ih⸗ nen zu ſeinem ehrſam bürgerlichen Eheweib zu machen.— Die Damen kamen weit öfter, als es ihr Dienſt verlangte, in ſein Büro, das ebenfalls mit exotiſcher Ausbeute reich geſchmückt und einem kleinen Muſeum nicht unähnlich war. ſie nun alt und häßlich oder jung und annehm⸗ bar waren, ſie wurden alle rot und mädchenhaft verwirrt, wenn er mit ihnen ſprach- und ſie kon⸗ trollierten eiferſüchtig, ob er nicht gegen die eine oder andere weniger gleichgültig und zugeknöpft als gegen ſie alle ſei.. Die kleine ſchwarzhaarige Edaih Bernhardt mit dem kecken Gamingeſicht wollte ſich oft krumm lachen über das ſchlechtbemäntelte verliebte Getue das man an ihren Chef verſchwendete. Sie ſtand ihm, dem Fünfund vierzigjährigen, mit achtzehn Jahren ane harmloſeſten gegenüber. Freundin war,„aber eine unter ſo vielen zu ſein, dazu noch vollkommen ausſichtslos, nein, ich danke.“ „Ja, es iſt hart Die Freundin war wohl ſchmerzlichſten in ihn verliebt. Aber Edith hatt recht: es war alle Senſucht hoffnungslos.— Man tuſchelte zuweilen von einer längſt! ge weſenen unglücklichen Liebe, von einer Verlo bung, die kurz vor der Hochzeit zurückgegangen war, weil— wie einige wiſſen wollten, den Bräutigam die Mitgift zu klein geweſen. Abe; bei den meiſten rief das nur ein ungläubiges Lächeln und zugleich brennende Neugierde nach dem wirklichen Motiv hervor. Doch das lag ja aues mehr als zwei Jahr ſzehnte zurück. Niemand wußte etwas Genaues Nur das ſtand feft, Reize war. Oder nein, doch nickt gegen alle: eine wenn auch ſonberbare Spezies Weiblichkeit liebte er mit Leidenſchaft und das waren die— Holze geſchnitzten, nen.. Die ſtanden in langen Reihen über ſeinem Junggeſellenbett. Wer das geſehen hatte? Edith ſtarrgewandigen gotiſchen Madon— Bernhardt natürlich, als ſie einmal plötzlich te, gerufen wurde. Sie ſollte von ihrem Chef, der Tags zuvor in ſeinen geliebten Bergen lephoniſch in ſeine Wohnung einen Unfall erlitten hatte, die Zultſchlüſſel und einige wichtige Auf⸗ träge in Empfang nehmen. Edith fühlte ſich ſehr in ihrer Vertrauens⸗ ſtellung mit unumſchränkter Schlüſſelgewalt, ſpeiſte die neugierige Damenwelt mit ſenſatio⸗ nellen Nachrichten— und machte ſich doch manch⸗ mal ihre beſonderen Gedanken über den ernſten eiuſamen Mann.. 0 Als ſie einmal einer Schublade ſeines Schreib⸗ tiſches ein Heft entnehmen wollte und es nicht aleich fand, kam ihr beim haſtigen Suchen ein zerknülltes altes Schulbuchblatt in die Hände, darin etwas Weiches notdürftig eingehüllt war und nun heraus fiel. Es war eine lange Strähne blonden Haares, weiches, goldig ſchimmerndes leicht gewelltes Frauen haar Sie hatte einen Ausruf der Ueßerraſchung nicht unterdrücken können. Ihre Freundin. die im Nebenzimmer arbeitete fragte durch die of⸗ ſene Tür, was es denn gebe. „Ein ungemein intereſſanter Fund, etwas ganz Feines!“ wollte Edith ſchon übermütig ant⸗ worten, ſagte aber dann plötzlich: N „Nicht, nichts— ich habe mich bloß geſtoßen!“ verborgen gehalten— eine rührende, in Und ob ihren unter allen an daß Joachim Fuchsthaler ſeit man ihn kannte, immun gegen alle weiblichen enſetze. Der feſe In ihr kleines unreiſes Mädchenhirn quoll aus unbekannten Tiefen ein ſeltſames Verſtehen, ſund ſchnell löſte ſich eine Reihe von Gedanken, die in ihrer Raſchheit faſt zeitlos waren: Das iſt die Locke einer ſehr geliebten Frau, ein win⸗ ziges Zeichen, aus tieſſten Herzensſchächten in die Nüchternheit eines arbeitsreichen Alltagslebens verpflanzt— eine Relique, vor den Menſchen ihrer Schlichtheit anbetungswürdige Schwäche Und ihr war zumute, als wäre ſie mit toll⸗ patſchigen Händen an das zarte Heiligtum eines großen, reichen und Ihr plauderfroher Mund, der ſonſt kein Ge⸗ heimnis für ſich behalten konnte, ſchloß lich in Ehrfurcht vor dieſem kleinen Erlebnis. i Lokale Nachrichten. * Sparprämie. Es ſind Zweifel da⸗ rüber enſtanden, ob unter allen Umſtänden zwiſchen dem 1. Oktober und 1. Dezember 1. J. mindeſtens 30 M!. einzulegen ſind. auch dann, wenn die Spareinlage am 1. Oktober 80 Mk. betragen hat.— Erläuternd wird mit⸗ geteilt, daß eine Spareinlage von mindeſtens 80 Mk. am 1. Oktober l. J. zur Tellnnhme an der Spar⸗ prämien verteilung genügt. Selbſt⸗ verſtändllich kommen hier aber nur Renten⸗ markeinlagen in Frage.— Mit den An⸗ meldungen zur Aufwertung hat dies jedoch nichts zu tun und es ergeht dieſerwegen demnächſt öffentliche Aufforderung. Hinweis. Unſerer heutigen Geſamt⸗ auflage liegt ein Proſpekt der 1868 gegründeten Firma Dinkelmann, Worms bei, wo⸗ rauf wir beſonders hinweiſen. Die Jublläums⸗ lotterie, 250. Preuß. Südd. Klaſſenlotterie bietet als evtl. Hauptgewinn 1 Million Rentenmark. Insgeſamt werden 110000 Gewinne verloſt, mehr als jedes 3. Los gewinnt. In Viernheim ſind Loſe zu haben: In der Philipp Schmitt. * Kaufmänniſche Stellungen kur»bgebaute Beamte? Der Reichsfinanzminiſter hat ver— ſchiedene Verfügungen erlaſſen und preußiſche Miniſterien haben ſich dem angeſchloſſen, worin für die abgebauten Beamten die Einrichtung von Kurſen zur Erwerbung kaufmänniſcher Kenntniſſe gefordert wird. Ebenſo ſoll den ab⸗ gebauten Beamten der Beſuch ſchen Fortbildungs⸗, erleichtert werden. Man würde ohne Frage die Beſtrebungen, die abgebauten Beamten in den; kaufmänniſchen Beruf zu überführen, nur be⸗ grüßen können, wenn der kaufmänniſche Beruf in abſehbarer Zeit Bedarf an neue Kräften hätte. Es iſt aber gerade das Umgekehrte der Fall. Kein anderer Beruf leidet ſo an Ueber⸗ füllung mit Stellungsſuchenden, männiſche. Nach den Berichten wie der kauf⸗ der amtlichen Arbeitsnachweisämter gab es im Juli insgeſamt Jahren f 1 itſuchend 1 1 95 869 „Vielleicht würde ich mich in in verliebt ha 360 033 arbeitſuchende Perſonen, denen 395 869 ben, wenn nicht ſchon alle in ihn verſchoſſen wä- ren“, ſagte ſie zu der anderen Sekretärin, die ihre offene Stellen gegenüberſtanden: Verhältnis etwa 3,5: 1. Für die Kaufmannsgehilfen und Büro⸗ angeſtellten liegen aber die Dinge dreimal ſchlechter, denn hier gab es insgeſamt 149 191 Stellungsloſe und nur 14732 offene Stellen; Verhältnis etwa 10:1. Dabei ſind hiermit noch längft nicht alle ſtellungsloſen Kaufmanns⸗ gehilfen erfaßt, denn viele von ihnen bewerben ſich nur bei den Stellenvermittlungen ihrer Be⸗ rufsverbände oder unmittelbar bei den Firmen oder durch Anzeige. Wenn nun die behördlichen Stellen viele Zehntauſende von abgebauten Be⸗ Namten noch in den kauſmänniſchen Beruf über⸗ führen wollen, zum mindeſten die Vorbereitun⸗ gen dazu mit aller Kraft betreiben, ſo kann man dafür kein Verſtändnis haben. Es ſind allein 50—60 000 Behördenangeſtellte in der letzten Zeit entlaſſen worden, ferner annähernd 200 000 Bankangeſtellte und die unendlich vielen in der Privatwirtſchaft ſonſt tätigen ſogenannten„In⸗ flationsangeſtellten“, für die es bei ſtabilen Wäh⸗ rungsverhältniſſen keine Beſchäftigung mehr gibt. Dazu kommt, daß auch heute noch in Handel und Induſtrie Angeſtellte zu Tauſenden entlaſſen werden, weil der ſogenannte„Reini- gungsprozeß“ noch nicht reſtlos vollzogen ſei. Es ſind daher nicht nur die abgebauten Beamten vor irgend welchen Hoffnungen auf Unterkunft, im kaumänniſchen Berufe nach Beendigung ih- rer Kurſe uſw. dringend zu warnen, auch iſt namentlich den ſogenannten„Inflationsange⸗ ſtellten“, die weder den Kaufmannsberuf erlernt haben, noch ausreichende kaufmänniſche Kennt⸗ niſſe beſitzen, dringend zu raten, in ihre frühe⸗ ren Berufe zurückzukehren oder eine andere Er⸗ werbsart zu ergreifen. Der Einwand, daß auch da Veſchäftigungsmangel und Ueberangebot herrſche, trifft, wie wir an den Arbeitsloſenzif⸗ fern oben dargelegt haben, keineswegs in ſo großem Umfange zu, wie gerade im kaufmänni⸗ ſchen Berufe. eke 0 0 Sport und Spiel. Fußball. Sp.⸗Vergg. Amleltia 09— V. f. R. Bürſtadt 2:1 Ecken 8:4. Sp.⸗Bergg. Erſ.⸗Liga— V. f. R. Bürſtadt Erſ⸗ Liga 1:2 Ecken 2:2. Sp.⸗Vgg. 3. M.— Vf. R. Bürſtadt 3. M. 3:2 Bei Verbandswettſpieken geht es heißer her, wie bei Freundſchaftsſpielen, das hat man am vergangenen Sonntag geſehen. Erfveulicherwelſe fand ſich unſere einheimiſche Elf diesmal ſchon gleich zu Anfang richtig zuſammen, wogegen ſonſt immer ein Tor gefallen ſein mußte— hüben oder drüben— bis der Offenſtogeiſt n dle M ernſten Lebens geſtoßen. über das Tor. bleibt ſo, bis zur Halbzeit. mehrere aber alles. der Schiedsrichter einen Elfmeter, Bergmann Wille zum Sieg, Energle von vornherein beſeelen, nur dann kann der Gegner überraſcht und Vorteile erkungen werder. Ohne der einheimiſchen Elf ſchmeicheln zu wollen, man kann ſagen, daß ſie im Allgemelnen die beſſere, überlegene war. Schnitzer und zwar manchmal ſchwere Schnitzer, wurden natürlich auch wieder gemacht. Es waren alte Uebel der Vereinigten, hauptſächlich die faſt immer ver⸗ mißte Schußfreudigkeit, fehlte auch am Sonntag wieder. Nebenbei verſagten auch Links⸗ und Rechtsaußen beinahe vollſtändig. König haupt⸗ ſächlich fiel ſtark ab. Es weiß ja jeder, daß gute Linksaußen beinahe Seltenheiten ſind— in Viernheim mehr als ſonſtwo— man dürfte dann aber mindeſtens verlangen, daß der Ball ſofort weitergegeben wird, ſei es in die Mitte oder zum Halblinken. Wenn in der äußerſlen Rechten dafür einigermaßen ein Ausgleich ge⸗ ſchaffen iſt— wie z. B. bei Gölz—, dann geht es ja noch, jedenfalls iſt aber Martin der geeignete Mann nicht, wenigſtens war er's bis jetzt noch nicht. Die übrige Mannſchaft war durchweg gut, auch der Mittelſtürmer befrledigte diesmal, im Gegenſatz zu den vorhergehenden Spielen. Bürſtadt ſtellte auch eine gute, flinke Mannſchaft, hauptrſächlich die Verteidiger waren glänzend. Nur der Linksaußen taugte nichts, er verfehlte zu oft den Ball. Was die Bür⸗ ſtädter ſonſt betrifft, ſo kennen wir die Mann⸗ ſchaft zur Genüge. Wenn ich der Schiedsrichter geweſen wäre, hätte ich vielleicht die halbe Mannſchaft vom Platze gewieſen. Nun ja, Schwamm drüber, keinesfalls hat Bürſtadt am Sonntag bei uns Ehre eingelegt. Ueber das Spiel ſelbſt ſoll hier nicht viel geſagt ſein, es dürfte ſich dies wohl auch erübrigen. Die In⸗ tereſſierten haben zum größten Teil den Verlauf ſelbſt geſehen, die Anderen werden ihn aus friſcher Quelle erzählt bekommen haben. Viern⸗ heim hatte Anſtoß, geht ſofort in den Kampf und ſitzt im Augenblick ſchon vor dem feindlichen Tore. Gleichzeitig iſt ober das Pech da, das berühmte Fußballpech; der linke Flügel will einſenden, einer aus der Mitte glaubt die Richtung verbeſſern zu müſſen, der Ball prallt hoch und Gleich darauf eine Ecke für Viernheim, aber wieder kein Erfolg. Bürſtadt befinnt ſich, drängt gewaltig, möchte unbedingt in Führung gehen, erzielt innerhalb 4 Minuten 3 Ecken, aber auch ohne Erfolg. ab auf beiden Seiten, ziemliche Ueberlegenheit 25 der Viernheimer, die in der 21. Minute zu einer von kaufmänni⸗ Handels und Hochſchulen im Moment nicht verwandelt werden, brachte Dann auf und Ecke führt. Dieſe, ſchön hereingegeben, konnte aber doch das Führungstor. In dem entſtandenen Gedränge prallte der Ball hoch, der Torwart will rettend eingreifen, verfehlt aber den Ball, und ſchon ſitzt der erſte Erfolg für Viernheim. Bürſtadt kommt wieder etwas auf, erzielt in der 27. Minute die 4. Ecke, die dann zum Ausgleich verwandelt wurde. Das Reſultat Nach Halbzeit iſt Amicitia dauernd ſtark überlegen, hatte auch totſichere Torgelegenheiten, verſiebte In der 24./ 25. Minute verhängte war der Auserwählte, er plazierte den Elfer tadellos. Nun große Aufgeregtheit der Bür⸗ ſtädter, Foulſpielen war an der Tagesordnung, Schimpfworte, beinahe Tätlichkeiten der Gäſte. In der Folge mußte auch einer der Bürſtädter den Platz verlaſſen. Viernheim konnte noch in der 85. und 43. Minute 3 Ecken erzielen, aber nichts mehr, was Erfolg brachte. Amicus. 7 Tabletten in allen Apotheken u. Drogerien erhältlich für Sänger, Sportsleute, Raucher Gebetzeiten der jüd. Gemeinde. 27. September. 28. Elul. Wochenabſchnitt: Nizowim. Sabatt⸗Anfang 54 Uhr „ Morgen 800 Uhr 5 Nachm. 40 Uhr „ Ausgang 700 Uhr Wochentag⸗Abend 630 Uhr „ Morgen 530 UÜhr 29. September. 1. Tiſchri 5685 Neujahrsfeſt⸗Anfang 555 Uhr 1 Morgen 700 Uhr 1 Nachm. 400 Uhr 5 Abend 650 Uhr 30. September 2. Tiſchrl 5885 Neujahrsfeſt⸗Morgen 700 Uhr 4 Nachm. 400 Uhr „ Ausgang 65e Ur inn 0 0 90 e e er ee, —1¹ HA