(Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Gratisbeilagen: wöchentlich Samskags das achtſeitige illuſtr. Sonntagsblatt„Sterne u. Blumen“ Erſcheint täglich außer Sonn⸗ u. Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk. frei ins Haus. halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich. Viernheimer Tageblatt Rabatt.— Annahmeſchluß für 5 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Vi nh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile 25 Pfg., Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter 2 5 uſerate u. Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen? ag vorher. Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. Main. Mittwoch, den 1. Oktober 1924 J 2— Das deutſche Völker⸗ bundsmemorandum. Geſtern in London und Paris überreicht. London, 29. Sept. Botſchaftsrat Dufeur Feronce begab ſich um 4 Ahr zum Miniſterpräſidenten nach der Downing Street zwecks Kebermittlung des deutſchen Memorandums betr. Völkerbund. Paris, 29. Sept. Der aus Arlaub zurückgekehrte Bot⸗ ſchafter Höſſch hat namens ſeiner Regierung heute vormittag Herriot ein Memorandum über die Aufnahme Deutſch- lands in den Völkerbund überreicht. Zwiſchen der deutſchen und franzöſiſchen Regierung wurde vereinbart, vorläufig den Text des Memorandums nicht zu veröffentlichen. Wie Havas mitteilt, wird Miniſterpräſident Herriot das ihm heute vom deutſchen Botſchafter überreichte Memorandum über den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund am kommen⸗ den Donnerstag dem Miniſterrat, der unter dem Vorſitz des Präſidenten der Republik um 4 Ahr nachmittags zuſammentreten wird, zur Prüfung unterbreiten. Der Inhalt des Memorandums iſt heute nachmittag während des Kabinettrates den Miniſtern mitgeteilt worden. Der Miniſterrat hat ſich außerdem mit der Prüfung des Proſekts über die Schiedsgerichtsbarkeit und über die Sicherheitsfrage, das augenblicklich von der Völlerbundsver⸗ ſammlung ausgearbeitet wird, befaßt. Da die Miniſter ihre Arbeiten noch nicht beenden konnten, ſind ſie heute um 4 Ahr nochmals zuſammengetreten. Die deutſche Anleihe. London, 29. Sept. In der Rede, die der Attorney Gene- ral geſtern in Wallis hielt, äußerte er über die auswärtige Politik, er prophezeie, daß die neue deutſche Anleihe einer der größten finanziellen Erfolge ſein werde, den die Welt je ge⸗ ſehen habe. Seine Folge werde ſein, daß Deutſchland wieder auf den Weltmarkt komme und dem britiſchen Handel ein wert⸗ voller Antrieb gegeben werde. Niemals ſeien die Gefühle zwi⸗ ſchen Frankreich und England ſo freundſchgftlich und herzlich geweſen, wie in dieſem Augenblick. 7.* London, 29. Sept. Der Berliner Botſchaſter d Aber⸗ non beſuchte Macdonald vor Zuſanmentritt des Kabinetts. Es verlautet, daß d'Abernon Ende des Jahres zurücktritt. 7 Berlin, 29. Sept.(Eigener Drahtbericht). Der Reichsfinanzminiſter hat ſich nach London begeben, um dort die abzuſchließenden Verhandlungen wegen Auflegung der großen Anleihe zu führen. Die Verhandlungen ſind nun ſo weit gedie⸗ hen, daß Ausſicht beſteht, daß bereits in der laufenden Woche die Beſprechungen der Verträge ſoweit fortgeſchritten ſind, daf man an die Anterzeichnung herantreten kann. Die Probleme der Amſatzbeſleuerung. Eine Denkſchrift des Neichsfinanzminiſters. Berlin, 29. Sept. Der Reichsminiſter der Finanzen nahm in einer Denkſchräft, die dem Reichstag, dem Reichsrat und dem vorläufigen Reichswirtſchaftsrat zugegangen iſt, zu den Problemen der Umſatzbeſteuerung Stellung. Die Denkſchrift erörtert unter anderem die Frage, wie innerhalb des deutſchen Syſtems deſſen beſonders nachdrücklich gerügte Mängel 0 1 ö ö „ 1 1 1 1 1 5 Schriftleitung, Druck und Verlag: Johann Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße 36. 41. Jahrgang. Ease „Wien, 29. Sept. Ein großer Finanzſkandal des Hauſes Caſtiglioni, das eine Depoſitenkaſſe betreibt, hält zurzeit die Wiener Oeffentlichteit in Atem. Es handelt ſich anſcheinend um eine große e und Veruntreuung fremder Gel- der, die durch Altendiebſtahl oder Aktenvernichtung vertuſcht werden ſollte. Haftbefehle gegen die verantwortlichen Perſön⸗ lichkeiten ſind bereits ergangen. Die Fraktionsſitzung der Deutſchnationalen. Berlin, 29. Sept. Heute vormittag trat die Reichstags fraktion der deutſchnationalen Volkspariei unter dem Vorſit⸗ Hergts zu einer ſehr ſtark beſuchten Sitzung zuſammen, um ſick mit der politiſchen Lage zu beſchäftigen. Der deutſchnationale Vertretertag tritt erſt Dienstag vormittag im Reichstag zu— dammen. 5 l 5 Die Fraktionsſitzung endete mit dem Beſchluß, daß die Fraktion ſich den Verhandlungen über die Regierungsum⸗ bildung, die gemäß den Erklärungen des Reichskanzlers und den Reichsregierung an ſie herantreten könnten, nicht verſager werde. Die für etwaige Verhandlungen in Betracht kommender Perſonen ſind, wie verlautet, Graf Weſtarp und Hergt Vom Völkerbund. Das Protokoll der e eee über die Militär⸗ ontrolle. Genf, 28. Sept. Der Völkerbundsrat hat mit der geſtern nachmittag erfolgten Fertigſtellung des Planes für die mil i- täriſche Kontrolle eine Frage zur Entſcheidung gebracht. deren Löſung im Fntereſſe wichtigſter politiſcher Dinge unbe⸗ dingt noch in dieſer Tagung des Rates erfolgen mußte. Der Wortlaut des Planes, der nun vorliegt, iſt beſſer ale die urſprünglichen Entwürfe. Bis ganz vor kurzem hatte die Abſicht beſtanden, zu der Kontrolle vor allem die benach- barten Siegerländer heranzuziehen. Dann hätte es ſich alſo auch weiter um eine Siegerkontrolle gehandelt, die nur ein anderes Kleid und vielleicht ſogar eine noch mehr verletzende Form gehabt hätte. Doch gegen dieſe Abſicht iſt von einigen Mächten mit Erfolg angekämpft worden. Die Anſchauung, daf man auf die Empfindlichkeiten der beſiegten Länder Rückſich! nehmen muß, hat ſich durchgeſetzt. Geſchab dies, weil di Ratsmitglieder darauf gefaßt ſind, demnächſt einen deutſchen Kollegen unter ſich ſitzen zu ſehen? Leider hat der ſo ver— beſſerte Plan aber auch heute noch ſeine ſchwerer Mängel. 0 i 0— Drei Organe werden ſich mit der Kontrolle befaſſen— 1. der Rat als oberſte Entſcheidungsinſtanz. 2. die Ständige beratende(militäriſche) Kommiſſion als Fnſtitution, welche die Kontrolle vorbereitet, und 3. die eigentlichen Fnſpek⸗ tionskommiſſionen. Die Fnſpektionskommiſſionen wer— den grundſätzlich nur aus Experten der jm Rat vertretenen Länder zuſammengeſetzt ſein. Befindet ſich aber unter dieſen Ländern kein einziger benachbarter Siegerſtagt oder keine neu— trale Nation, ſo wird aus dieſen beiden Kategorien noch je ein Land hinzugezogen. Nach der ſtändigen Zuſammenſetzung des Rates kann dieſer Fall jedoch nur für Bulgarien in Frage kommen. Für Deutſchland bleibt alſo der Grundſatz gewahrt. daß die Kontrolle nur durch die Ratsländer erfolgt. Die Län— der, die der Kontrolle unterſtehen, können aber niemals, auch wenn ſie einen Ratsſitz innehaben, in den Kontrollkommiſſionen vertreten ſein. eutſchland wird demnach, auch wenn es einen Ratsſitz erhält, nicht in den Inſpektionskommiſſionen, die ſeine ebemaligen Verbündeten kontrollieren, vertreten ſein. Wenn ſich die deutſche Oeffentlichkeit mit Recht über dieſen Mangel beſchweren kann, ſo dürfen wir doch nicht vergeſſen, daß Deutſchland mit der Erlangung des Ratsſitzes wichtigen (nämlich teilweiſe Bevorzugung der Einfuhr und Belaſtung der Ausfuhr) beſeitigt oder gemildert werden könnten. Nach aus⸗ führlicher Stellungnahme zu dieſem Problem kommt die Denk⸗ ſchrift in ihrem Schlußwort zu dem Ergebnis, daß jedenfalls eine pöllige Amſtellung des geltenden Syſtems den beſonderen Verhältniſſen der deutſchen Wirtſchaft nicht gerecht werden könne. Die volkswirtſchaftlich ſchädlichen Wirkungen der Amſatz⸗ ſteuer könnten vollſtändig nur durch eine allmähliche Senkung des Amſatzſteuerſatzes behoben werden. Die Frage, in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkf dieſe bereits begonnene Senkung fortgeſetzt werden könne, hänge eng mit einer ander⸗ weitigen Deckung des Finanzbedarfes zuſammen. f ee Die Freigabe der Waſſerſtraßen. Düſſeldorf, 29. Sept. Die ſeit mehreren Tagen in Düſſel⸗ dorf geführten Verhandlungen über die Wiederherſtellung der fistaliſchen und wirtſchaftlichen Einheit auf dem Gebiete der Ver⸗ waltung und des Verkehrs auf den Waſſerſtraßen ſind, wie von zuſtändiger Seite verlautet, nach Aeberwindung von mancherlei Schwierigkeiten, nunmehr dem Abſchluß nahe. Die Verhandlun⸗ gen, die im Rahmen einer technſſchen Konferenz zwiſchen Vertre⸗ tern des Reichsverkehrsminiſterſums und des preußiſchen Han⸗ delsminiſteriums einerſeits und den Beſatzungsbehörden anderer⸗ ſeits ſtattfanden, bezweckten insbeſondere auch die Freiſtellung der noch beſchlagnahmten Teile der Duisburger und Ruhrorter Häfen einſchließlich der pon der Beſchlagnahme betroffenen Lagerplätze und Amſchlagsanlagen Privater, ſowie die Aufhebung der vom Kommando der Beſatzungstruppen mit der Haſenverwaltung und dem Schleppamt Duisburg⸗Ruhrort geſchloffenen Verträge. In ergtelt Ben Einzelheiten iſt bereits eine Aebereinſtimmung 10* Berlin, 290 Sept.(Eigener Drahtbericht) Aus Berlin wird uns gemeldet, daß die Gründung der Reichsbahngeſellſchaft und die Wahl des Vorſtandes nicht ſo glatt vonſtatten gegangen iſt, wie man angenommen hatte. i der Generaldirektor Oeſer gewählt, aber die Wabl der Mitglieder des Wtendes zurückgeſtellt bis Mittwoch. Man verſucht auf dem 5 ec dees. bean Preußen zu umgehen. Mas beute aber morgen Bayern ich ſein den deze e falten Es 119 50 1 f ö e tte unternommen worden, um eine olche Beeinträchtigung der Rechte einzelner Länder den, Als Ausweg hat man einen, Zuſammenſchluß des Verwaltungsrates erſonnen. So wurde nur Einfluß auf die Ausübung der Kontrolle, auch über den deutſchen Rüſtungsapparat, erhalten wird. Denn der Pat wird ja für die Kontrolle das oberſte entſcheidende Organ ſei und überdies werden wir als Ratsmitglied auch in der St gen beratenden(militäriſchen) Kommiſſion, die die Vorberei— tung frifft. Vertreter haben. 5 Die Kontrolle ſoll ſich auch auf die demilitariſien ten Zonen erſtrecken. Ein beſonderer Paragraph erm tigt die Inſpektionskommiſſionen, in den demilitariſierten 39 nen Truppen ihrer Mitglieder zu belaſſen, die dort eine fort dauernde Aufſicht ausüben ſollen. Dieſe Beſtimmung wird unſere ganze poljtiſche Aufmerkſamkeit beanſpruchen, denn man hat bei der Einfügung u. a. auch an das Rheinland und das rechto Rheinufer gedacht. Der Wortlaut des be— treffenden Artikels ergibt nicht, daß man dabei eine Löſung nach den Ideen des Generals Spears im Auge gehabt hat. In einem der letzten Artikel des Planes iſt eine ſehr nütz⸗ liche Beſtimmung enthalten, nämlich der Abſatz, nach dem die oſten der Kontrolle im allgemeinen vom Völkerbund zu tragen ſind. Das Völkerhundsbudget unterſteht aber, der Be ouſſichtigung durch die Völkerbundsverſammlung. Dieſe wird, da der Völkerbund nicht über reiche Mittel verfügt, ſchon * darauf achten, daß die Kontrolle nicht durch Einrichtung allzu Punkt bleibt indeſſen aufzuklären. 0 umfangreicher Apparate zu hohe Koſten verurſachen wird. Ein 0 Der Artikel 213 des Ver⸗ ſailler Vertrages faßt nicht eine ununterbrochene Kon⸗ trolle ing Auge, wenngleich er auch keine Zeitgrenze kennt. In dieſer Hinſicht ſchafft der Plan des Völkerbundsrates Anklar⸗ beiten, über die bier bisher kein Auſſchluß exlangt werden kann. Die deutſche Regjerung wird das Recht haben, darüber Aufklärung zu beanſpruchen. Stuttgart, 29. Sept. Geſtern abend leiſtete bei der dolizeilichen Räumung des Pollsfeſtplatzes in Cannſtatt das Publilum größeren Miderſtand. Die Polizei wurde mit Steinen beworfen und mit Stöcken bearbeitet, weshalb ſie wiederholt von der blanken Waſſe Gebrauch machte. Drei Polizeibeamte und acht Zivilperſonen erlitten zum Teil lebensgefährliche Ver⸗ letzungen. Berlin, 29. Sept.(Eigener Drahtbericht.) Handelsver⸗ ragsverhandlungen ſtehen demnächſt auch mit Italien bevor. Es derden dann ſolche im Gange ſein mit Rußland, Belgien, Frank- zeich, England und Ztalien. Der Berliner ungarſſche Geſandte Emm ich hatte eine Be⸗ Ae ddung mit dem Miniſtergräſident Grafen Bethlem. Wie die lätter melden, ſtand der Beſuch mit dem Ausliefexungsbegeh— zen der deutſchen Regierung im Zuſammenhang mit dem Erz dergermörder. Berlin, 27. Sept. Die Spitzenverbände der deutſchen Ar⸗ beitgeber und Arbeitnehmer wurden dom Reichsarbeitsmini⸗ ſterſum über die Exgebniſſe der Zusammenkunft der deutschen, engliſchen, franzöſichen und belgiſchen Arbeitsminiſter in Bern vertraulich unterrichtet. Bei dieſen Beſprechungen wurde auch feſtgeſtellt, daß nach den Erklärungen des Reichsarbeitsmini⸗ ters Braun in Bern Deutſchland keineswegs beabsichtigt, im Due der Ratifſzierung des Waſhingtoner Aebereinkommeys die Durchführung dieſes Kebereinkomwens auf Grund des Ar⸗ tikels 14 unter Berufung auf die Laſten der Reparationsver⸗ pflichtungen binauszuſchieben, daß vielmehr die Anwendung dieſes Artikeis nur für Notlagen außerorduncher Art in Frage kommt, die Deutſchlands Lebensnotwendigkeiters gefährden. Bei⸗ ſpielsweiſe für den Fall drohender Sanktioner Republikaniſcher Tag in Mannheim. Dr. H. War es ein Wagnis, die Denkmalsenthüllung de— im Weltkriege gefallenen bekannten Republikaners 5 Edzicl demokraten Ludwig Frank zum Anlaß einer überpartei⸗ ichen gewaltigen Kundgebung für den Beſtand der deutſcher Republik und die republikaniſche Idee zu machen? Dae Reichsbanner hat es unternommen, die Republikaner aller Parteiſchattierungen zu einem„Republikaniſchen Tag“ nach Mannheim zu laden, um dem deutſchen Volke und der auf⸗ horchenden Welt zu zeigen, daß das in Parteien unheilvoll zer. klüftete Deutſchland zu einer alle umfaſſenden großen Idee be⸗ reit und fähig iſt, auch dann, wenn der gewählte äußere Anlaß die Ehrung eines Parteimannes iſt, eines Mannes, der, abgeſehen von ſeiner politiſchen Weltanſchauung, das Symbol eines ehrenbaften, geraden und nationalen deutſchen Bürgers war. And gab es gerade in dieſem Augenblicke nicht einen ganz deſonderen Anlaß, das deutſche Volk daran zu mahnen. dem Partei- und Klaſſenhaß abzuſchwören, ſich zu einer Volksgemeinſchaft zuſammenzufinden, zu einer Einheit, wie ſie Deutſchland einmal in überwältigender Weiſe erleben durfte— bei Ausbruch des deutſchen Volksabwehrkrieges in den Auguſttagen des Jahres 1914? Ja, in dem Augenblicke der furchtbaren Gefahr einer Zerreißung des deutſchen Volkes durch das„Bürgerblockverlangen“ gewiſſer rechtsradikaler und monarchiſtiſch eingeſtellter Kreiſe und Parteien, war ein über- barteilicher Grund gegeben, alle Deutſchen an ihre Schickſals⸗ gemeinſchaft zu erinnern, mögen ſie nun dem um ſein tägliches Brot ringenden einfachen Arbeiterſtand oder den beſſer und beſtgeſtellten Schichten angehören. In keiner anderen Zdee, als in der republikaniſchen, gewinnt die Idee der Volks⸗ gemeinſchaft überzeugende Wirklichkeit. Denn Demokrat und Republikaner ſein, heißt den Nächſten achten, beißt die nationale Familie wollen, mit dem Ziel des Ausgleichs aller Intereſſen zum Beſten des heiß⸗ geliebten Vaterlandes. Dieſe Ausgleichs- und Verſöhnungs⸗ idee, iſt ſie nicht im tiefſten Kerne chriſtlich, iſt ſie nicht das bolitiſche Fundament gerade unſerer Zentrumspartei? Es war ein Exlebnis, ähnlich dem der großen Auguſttage 1914, als von allen Gauen Deutſchlands herrliche deutſche Jugend, von Begeiſterung getragene Männer und Frauen nach Mannheim zuſammenſtrömten, um dieſes innere Bekenntnis vor aller Welt kundzutun. In unabſehbarer Zahl trugen ſie die deutſchen Freiheitsfahnen ſchwarz⸗rot⸗gold von Berlin und Hamburg, von Niederſchleſien. Mittel-, Süd- und Weſt⸗ deutſchland an einem Orte zu einer herzerquickenden Kund— gebung zuſammen. Dem Reichsbanner war das Wag⸗ nis glänzend gelungen. In den Nachmittagsſtunden des 27. September liefen ungezählte Sonderzüge im Mannheimer Bahnhof ein, und Tauſende und Abertauſende deutſcher Bürger aller Lebensjahre zogen ſingend, mit Muſik begleitet, durch die beflaggten Straßen ihren wohlvorbereiteten Quartieren zu. Nach einem impoſanten Fackelzuge, an dem wohl 3000 Fackel⸗ träger beteiligt waren, ſammelte ſich die nach 10000 zählende Aare in dem großen Nibelungenſaal des„Roſen— garten“. Der Feſtakt begann mit dem Vortrage eines Prologs von Anruh. Ihm ſchloß ſich eine Anſprache des Gauporſtandes Badens an, der den Tauſenden für die großen Opfer dankte, die ſie der republikaniſchen Tagung dargebracht haben. Die Vorbereitung des Feſtes war ſchwierig und nicht ohne Hemm— niſſe, aber herrlich war der Erfolg. Es kam ein Telegramm des Reichspräſidenten Ebert zur Verleſung, der nebſt Glück— wünſchen für die Tagung der Leberzeugung Ausdruck gab, daß mit Hilfe der opferbereiten Republikaner der Wiederaufbau des geliebten Vaterlandes vollendet werde. Ein Antworttelegramm bezeichnet das Reichsbannergelöbnis zum Verfaſſungsſchutz als unerſchütterlich, Zehntauſende Reichsbannerleute ſind bereit, den Neuaufbau des Deutſchen Reichs zu vollenden. Auf die Begrüßungsanſprache ſang der gemiſchte Volks— chor Mannheim mit etwa 400 Sängern, die auf dem großen, mit Fahnentuch ausgeſchmückten Podium untergebracht waren, mit Orcheſterbegleitung ein trefflich und eindrucksvoll wieder— gegebenes Lied. Nun kamen die Redner zu Wort: Staatspräſident Dr. Köhler: Deutſche Republikaner! Ich grüße Sie namens der badi— ſchen Regierung, die hier verſammelt iſt, um ein Bekenntnis ihrer republikaniſchen Geſinnung abzulegen. Seid uns herzlich willkommen! Wer hätte es gedacht, daß das durch Napoleons Laune geſchaffene badiſche Land einſt für ein großes, einiges Deutſchland kämpfen werde? Für ein freies Deutſch— land kämpfte man in Baden von jeher, getreu dem Schiller— worte:„Vor dem Sklaven, wenn er die Ketten bricht, vor dem freien Menſchen erzittere nicht!“ Baden iſt wohl als erſtes ein republikaniſches Land geworden. Seine Regierung will dieſe Errungenſchaft mit allen zu Gehote ſtehenden Mitteln ſchützen, gegen jedermann, woher er auch kommen mag. Eine beſondere Ehre iſt es der Regiexung, das Reichsbanner begrüßen zu dürfen, das ſich aufgerafft hat, dem reaktionären Spuk ein Ende zu bereiten. Die Welt ſoll wiſſen, daß es ein republikaniſches Deutſchland gibt, nicht nur der Form nach, ſondern im Herzen und im Willen Millionen deutſcher Volks⸗ genoſſen. Deshalb iſt es Pflicht ſeder republikaniſchen Re⸗ gierung, dieſe Organiſation mit allen Kräften zu ſchützen. Das Neichsbanner darf aber nicht einer Partei, ſondern nur einer überparteilichen Idee dienen und muß Sorge tragen, daß eine echt vaterländiſche Begeiſterung hochgehalten Anter brauſendem Jubel der Verſammlung beſtieg nun Reichskanzler a. D. Dr. Wirth das Pohium. — 9 5 c Nn Ex füprte aus: Wenn man ſahrelang in vorderſter Kampf, front fur Die Idee der deutſchen Republik geſtanden iſt, 1000 man den heutigen Abend als Ausdruck des Dankes für gieſe Arbeit. Könnten die Toten des Weltkrieges in unſerer Mitte ſein, ſie dürden ſehen, daß ſie nicht umſonſt gelitten haben. Eines wurde erreicht auf dem langen Leidenswege von Ver⸗ ſailles bis London, die Erhaltung deutſcher Einheit. egrüße befonders unſere republikaniſchen Brüder aus Bapyern. Bei einer folchen machtvollen Kundgebung gibt es keinen Platz mehr für ſeparatiſtiſche und ſonſtige Bewegun⸗ en. Viele Opfer wurden gebracht; ich erinnere an die In⸗ lation, den Ruhreinbruch der Franzoſen. Bei dem heutigen nationalen Abwehrkampf gibt es keinen Raum für ürgerblock und reaktionäre Geſinnung. So aber wars und ſollte es ſein: Gehts dem deutſchen Volke ſchlecht, ſind die Republikaner recht, ſonſt aber mögen ſie in die Büſche kriechen. Das tun wir nicht, die wir in der Stunde der Not dem Vater⸗ lande gedient haben. Verzweiflung iſt kein Wort der deutſchen Politik, ſondern ihr Ende. Die bisher geführte Politik erreichte die Welterkenntnis, daß Reparationen Gegen⸗ ſtand wirtſchaftlicher Erwägung, nicht politiſchen Haſſee ſind; ſie war notwendig und ffihrte dazu, daß ſich endlich die Völker zuſammenſetzten, um Europas, Ruhe zu ſichern Aber der Blick war auch nach innen gerichtet. Man wählte damals in Weimar die Form der Republik, obwohl es die Möglichkeiten der Diktatur oder des Faſchismus gegeben hätte. Wir gingen bewußt dieſe Wege nicht, ſondern die Wege der Geduld, der Vernunft und der humanen Auffaſſung. Die neue Wohlfahrt konnte nicht auf einmal kommen: Geduld war notwendig. Eine neue Spaltung der Beſitzenden und Nichtbeſitzenden lehnen wir ab—! Anter keiner Form iſt unſere republikaniſche Organiſation reaktionären Beſtrebungen feil] Wer Bürger erſter, zweiter, dritter Klaſſe will, hat die geſchloſſene Front aller Republikaner gegen ſich. Verkennen wir die Farben ſchwarz⸗rot⸗gold nicht! Im Egerlande, das ich kürzlich durchreiſte, ſind dieſe Farben das Symbol deutſcher Einheit, deutſcher Zuſammengehörigkeit, kul⸗ tureller Gemeinſchaft, deutſcher Ehre. Innerlich ſind ſie ein Symbol des„Sichverſtehenwollens“, der Zuſammen⸗ arbeit. Das Volkstum wollen wir lieben, wo es ſich zeigt und begeiſterte Liebe zur Heimat großziehen, zu Land, Reich und Nation. Ein republikaniſcher Staat iſt ohne ſoziale Einſtellung nicht denkbar. Deutſche Staatsbürger ſind wir alle. Wir kennen keine völliſch⸗nationole Welt⸗ anſchauung, ſondern allein das Gebot:„Ich diene.“ Der Her⸗ renſtandpunkt muß der Geſchichte angehören. Ich diene der Republik mit Gedanken, Geiſt, Opferwilligkeit und der Stütze anderer. Nicht Klaſſenegoismus, die große politiſche Linie allein führt uns aufwärts, beſeelt von der Sehnſucht. Deutſch⸗ land wieder frei zu machen unter den Nationen. Der repu⸗- blikaniſche Gedanfe iſt Dienſt am Fortſchritt der ganzen Menſchheit; der Gedanke marſchiert, daß die Völker nicht dazu da ſind, ſich alle Jahrzehnte gegenſeitig zu zerfleiſchen: iſt Dienſt an der humanen Geſin nung und all⸗ gemeinen Verſtändigung. Die Fahne ſchwarz⸗rot-gold, kann die Rettung ganz Europas ſein!„Europa ohne Friede“ iſt der Klageruf aller Politiker. Laßt uns die Freiheit aller Schichten des deutſchen Vaterlandes erobern. Die Republik iſt gerettet, wenn ſich das Reichsbanner hält, trotz aller reaktionären Aushöhlunasabſicht. beit m feſtige n. Das Vaterland braucht die Einig ren. Begeiſterter Jubel folgte dieſer Rede. Es kam dann als Red e Chefredakteur Bernhard, der betonte, daß ſeit Beſtehen der Republik nur Republikaner gemeuchelt wurden. Wir müſſen die Volksgemeinſchaft Aten, für die das Reichsbanner ein Spmbol bedeutet. Lud⸗ wig Frank bat auch nicht nach Parteigrundſätzen gefragt, als er freiwillig ſich dem Vaterlande als Soldat zur Verfügung ſtellte; Für uns gilt die Parole: Durch Kampf zum Sieg, Frei Heil! Lebhaft begrüßt ſprach Paul Löbe u. a.: Der Tag iſt nicht mehr fern, wo die Ropublik auch in den Herzen wohnen wird, wie in anderen Ländern, z. B. Amerika und der Schweiz. Das knechtiſche Zurückſehnen wird ſpäter einmal unbegreifbar ſein. Ludwig Frank ſtünde bei den erſten Rufern des Reichsbanners Noch ſteht heute die Ah. wehr im Vordergrunde. Der beabſichtigte„Bürgerblock“ iſſ ein Beſitzbürger⸗Monarchiſtenblock, denn Bürger ſind wir alle) und von einem feſten Block wird er, wenn er kommen ſollte, nichts an ſich haben, ſondern mehr einer Givpsfiqur gleichen. An ſeiner Wiege ſteht der Betrug an den deutſchnationalen Wählern, ſein Ziel iſt Verrat der Leiſtungspolitik. Käme er. würde ſchwarz-rot-gold aufs heftigſte bekämpft, mit ſeiner freien Entwicklung wäre es aus. Dr. Ludwig Haas ührte u. a. aus: Es ſind Kräfte am Werk, das deutſche Voll I dec e Sie ſprechen von Vaterlandsliebe und kennen dabei nur ihre eigenen Wünſche. Sie wollen Rechtsſicherheit, nur nicht für beutſche Republikaner. Ich glaube, daß durch da⸗ Reichsbanner da manches beſſer geworden iſt. Anſere Zukunft liegt nur auf dem Boden der Nepublik. Hätte man die auch von Ludwig Frank erſtrebte Verſtändigung früher erreicht, namenloſes Elend wäre uns erſpart geblieben. Jetzt muß es zu dieſer Verſtändigung kommen. Das deutſche Vol! iſt ſicher unſchuldig an dem Völkerkriege: für die geheime Diplomatie kann man die Völker nicht verantwortlich machen, Bie zbſiſche und der deutſche Bauer haben don Krien doch ſichorlich 9 7 nicht, Farbe zu lt. Aus tut ngt eine. Polit des i N D l ce 10 i. 15 Ein belferer Weg iſt 2s, die deutſche Republik und d 15 u ee ee Republikaner. ſtärker was uns trennt, iſt. was ung e ämlich di f iebe zur deutſchen Republik. Nun t 0 cht benen wol Begeisterung begrüßt, der 72 fährige, noch durchaus rüſtige und mannbare General von Deimling 8 nerpult. Es war überwältigend, die Ovationen mit. ae de kriegserprobten General von eee von Kriegsteilnehmern entgegengebracht wurden. Deim 9 führte aus: 1 1 8 nen und der Oeffentlichkeit Dank für die An fata ned nach meiner Aechtung durch die Oasen fee eee i ee den ds e e i eur nicht und ge draft. lemoſen⸗ Es platzen auch Stinkbomben um mich herum. ch ſchaden ſie mir d 6 0 10 0e chi e n 955 i zeugung, daß ich auf dem xe 2 abe ee ger 11 9 ed ad 0 85 1 i icht mehr da; das VBate*r iſt da! 5 fen delt babe 1 1 0 ö aaf de 1 6 e 5 9 5 ten. ur dieſenigen d a 1 dörten ſinb bie N ar ren. Monarchie oder Republik— prak- tiſſch kommt nur die R 5 90 ik ee ee rung eines Kaiſers hätte die Vorausſetzunc 1 i Bedrohung des Weltfriedens. Mit der Rer li ſteht und fällt das Reich! Das Reichsbanner ſei 5 5 damit eee auf a 1 pee aerelt des i ü“darf es nicht kommen! Innerhalb. Keie en es leine Partei, ſowenig wie in den dee gräben. Sind wir doch ein Volf, müſſen wir doch die ſchwere Opfer gemeinſam tragen. Wir wollen uns nicht in 110 00 neuen Krieg hetzen laſſen, am wenigſten von jungen 1 85 en, die noch nicht einmal trocken hinter den Ohren ſind. fe. wir können keinen Krieg führen ohne Waffen. Nicht Pro 115 ſoren, ſendern Männer, die den Krieg erlebt haben, ſollten 0 Lehrmeiſter der Jugend ſein. Ein zukünftiger Krieg wäre mit dem vergangenen nicht vergleichbar. Er würde ein Fuchs und Gaskrieg ein, der Europa in Schutt und Alche 0 10 Ich wage nicht zu hoffen, daß die Kriege aufgehört ba en, aber daß ſie ſeltener werden, iſt eine Forderung des 1 790 fismus? Nein, eine Forderung der Vernunft! Im Weltkriege fielen täglich 1200 Deutſche, dier Zahre lang, d der ganzen Welt 7000 Soldaten. And der Erfolg war ein ſchwere Schädigung von Siegern und Beſiegten. Wir haber zwei Kriege geführt. In dem einen holten wir trotz Niederlag, Ruhm und Ehre, aus dem zweiten(Ruhrabwehr), gingen win zerlumpt hervor. Wir werden keinen dritten mehr füh⸗ Seit fünf Jahren kämpfte ich für den Völkerbund; jetz iſt mir zu Mute, wie dem Soldaten, der den Sieg bei feinen Fahnen ſieht. Deutſchland muß in den Völkerbund; erſt dann wird ſein Aufſtieg beginnen. Das Reichsbanner hat die zwei Millionen überſchritten, man behauptet zu Anrecht, daß es eine ſozialdemokratiſche Organiſation ſei. Es iſt dies ein Mangel an Ehrlichkeit und Geſinnungsfreudigkeit! Viele Demokraten und Zentrumsleute trauen ſich heute noch bekennen. Das republikaniſche Symbol ſchwarz⸗rot⸗gold iſt 800 Jahre alt. Schwarz-weiß⸗rot iſt das Erzeugnis des Jahres 1866. Ans ſind die Farben heilig. Aber nach dem verlorenen Kriege mußte ſich ein neues Staats⸗ weſen neue Symbole ſchaffen. And„ſchwarz⸗rot⸗gold“ iſt das Symbol für unſer liebes Vaterland.— Aus Heſſen. Darmſtadt, 30. Sept.(Schwerer Unfall! am alten Bahnhof.) Geſtern nachmittag gegen 5 Uhr ereignete ſich am alten Bahnhof ein ſchwerer Unfall. Ein Laſtauto mit zwei angehängten Möbelwa⸗ gen kam vom Bahnhof. In der Mornewegſtraße lief der Bierbrauer Rud. Kronenberger in den letzten Mö⸗ belwagen und wurde von den Rädern eine größere Strecke mitgeſchleppt. Dem Bedauernswerten wurde der rechte Unterſchenkel abgequetſcht, außerdem erlitt er noch innere Verletzungen. Die herbeigerufene Städtiſche Feuer⸗ und Rettungswache brachte ihn mit dem Kran- kenkraftwagen in das Städtiſche Krankenhaus. Heppenheim, 30. Sept.(Die Sprengun 9 der S tarken burg.) Wie wir erfahren, kann der Burgfried der Burg Starkenburg, deſſen Fundamen ſchwankt, nicht mehr reſtauriert werden. Er wird, nach⸗ dem zwei Meter oben abgetragen ſind, demnächſt ge⸗ ſprengt werden, um dann von neuem aufgebaut zu werden. Die ganze Provinz, die bekanntlich nach der Burg ihren Namen trägt, hat das ſtärkſte Intereſſe an der Angelegenheit. Worms, 30. Sept.(Jubiläum.) Bürgermei⸗ Nun trat g Adolf ſter Georg Metzler blickt am 1. Oktober auf eine 25⸗ jährige Amtstätigkeit. Dem Jubilar wurden von allen Seiten. ſowobl der Stadtverwaltung als Beamtenſcha⸗ ND in 5 9 0 Mädchens hat ſich ſeh benommen und ſich fehr en e herumgetrieben. Es fiel auf, daß er abends ſte 8 wärts war und ſich an der Mordſtelle herumtrieb. Die⸗ ſige Arbeitsleute, die abends von Bettenhauſen kamen. wollen ihn dort verſchiedentlich geſehen haben. Als die Staatsanwaltſchaft eingriff verſchwand Steul. Er gab Bekannten an, er wolle in Lich arbeiten. Bei ge⸗ nauer Unterſuchung der Leiche ergab ſich, daß der Un⸗ menſch das Mädchen nach der Bluttat von der Höhe in den tiefen Steinbruch geſchleudert hat, wodurch es am Kopfe beſonders ſchwere Verletzungen erlitt. Hierauf verſcharrte er die Leiche. Bei der Unterſuchung im Wohnzimmer des Steul fand man blutige Wäſche. Beerfelden, 30. Sept Ein hieſiger Metzgerlehr⸗ ling hantierte beim Entfleiſchen von Knochen mit dem Meſſer gegen ſich, dabei ſtach er ſich in den Leib, ſo daf er alsbald in die Klinik nach Heidelberg verbracht wer⸗ den mußte. N Biblis, 30. Sept.(Scheu nenbran d.) Ir wer Nacht vom Samstag auf Sonntag brach aus bis letzt unbekannten Gründen in einem Schuppen bei J. Handwerk Großfeuer aus. Die alarmierte Feuerwehr war ſofort am Platze erſchienen, konnte aber leider den Flammen nicht Herr werden, da ihr in der ganzen Um gegend kein Waſſer zur Verfügung ſtand, ſo daß die Halle vollſtändig zu Schutt und Aſche verbrannte. Der Schaden iſt beträchtlich, da der Schuppen mit Holz und Frucht belegt war. Außerdem wurden einige Maſchi nen, die im Schuppen ſtanden, unbrauchbar g Aus Baden. Mannheim, 30. Sept.(Zuſammenſtö ß e.) An der Straßenkreuzung C und D 5 und 6 ſtießen ge⸗ ſtern nachmittag zwei Perſonenfraftwagen zuſammen, wobei beide Wagen leicht beſchädigt wurden. Perſonen wurden nicht verletzt. Die Schuld an dem Zuſammen⸗ ſtoß trifft den Führer des einen Kraftwagens, weil er die falſche Straßenfeite eingehalten und beim Einbiegen nach links anſtatt in einem großen Bogen in kurzer Wendung gefahren iſt.— Nachmittags ſprang in der Neckarauer Straße bei der Fabrikſtation das linke Hin⸗ terrad eines Perſonenkraftwagens heraus, ſo daß ſich der Wagen vollſtändig drehte und auf die andere Stra⸗ ßenſeite geriet. Hierbei ſtieß er mit der Rückſeite gegen ein Fuhrwerk und verletzte das Pferd. Perſonen kamen nicht zu Schaden. Mannheim, 30. Sepßt.(Brand in einer Bäckerei.) Infolge Unvorſichtigkeit fiel in der ver⸗ floſſenen Nacht glühende Aſche aus einem Backofen und entzündete davor liegende Kohle. Ein in der Nähe aufgeſtellter Gärſchrank iſt vollſtändig verbrannt. Das Feuer wurde von der um 2,26 Uhr alarmierten Be⸗ rufsfeuerwehr mit einigen Eimern Waſſer gelöſcht. Der Schaden beträgt etwa 20 Mark. Mannheim, 30. Sepßt.(Autobran d.) In⸗ folge Unvor ichtigkeit mit offenem Licht entzündete ſich geſtern vormittag Waldhofſtraße 23⸗27 aus einer Kraftwagenbeleuchtung ausſtrömendes Autogas. Das Feuer war beim Eintreffen der um 11,54 Uhr alar⸗ mierten Berufsfeuerwehr durch den Führer des Wagens ſchon gelöſcht. Der Schaden iſt unbedeutend. Mannheim, 30. Sept.(Die Lage des Ar⸗ deitsmarktes in Baden.) In der Geſamt⸗ lage des Arbeitsmarktes in Baden hat ſich in der Woche vom 18. bis 24. September die im letzten Be⸗ richt feſtgeſtellte Entſpannung fortgeſetzt. Zum erſten Male ſeit längerer Zeit iſt ein Rückgang der Zahl der unterſtützten Erwerbsloſen(Hauptunterſtützungsempfän⸗ ger) zu beobachten. Die Erwerbsloſenziffer beträgt jetzt 22 020 gegenüber 22 570 in der Vorwoche, ſie ſank alſo um 550. Die Beſchäftigungsverhältniſſe in den scene Gewerbezweigen ſind allerdings noch recht ver⸗ chieden. 74 LTabletten in allen Apolhelen u. Drogerſen erhältlich bei Huſten, Heiſerkeit, Katarrh nn Der Siebente. 1 Roman von Elsbeth Borchart S. Fortſetzung.((Nachdruck verboten.) Sie fühlte ſich matt, angegriffen und erregt durch den Beſuch des Grafen Stolzenau und vermochte es zu⸗ lerſt nicht, einen klaren Gedanken zu faſſen. Wüſt und wirr war ihr der Kopf, und das Herz zuckte vor Schmerz und Trauer. Sie kam ſich einſam, verlaſſen, ſelend vor, und die Sehnſucht nach früheren, glücklichen Tagen überkam ſie. Schickſal, wie ſie es vor dem Grafen und aller zeigte. ö Welt die bei ihrer Verheiratung mit ihr gezogen war neigung ihrer jungen Herrin doch nur die Dienerin, die in; Dunkel, ein hitziges Nervenfieber machte ſie wochen⸗ bie Gren zu reſpektieren hatte. Sie hielt ſich zurück, klang bewüßtlos. Aber welches Erwachen a. * 1 79 i Schmerzenslager geeilt war, und ſie monatelang nach zihres Gatten Tod pflegte, genützt? Sie war ein elen⸗ des, ſieches Geſchöpf geworden, das ſich nicht allein be⸗ zeit⸗ wenn ſie nicht gerufen wurde, und Waltraut rief heute nicht.“ Sie mußte allein ſein mit ihren Gedanken, z al⸗ zeln mit ſich fertig werden. Sonſt war ihr die Treue, Gute, unentbehrlich. ebe jie konnte ſie ſich weder aufrichten, noch bewegen; gebe kleinſte Handreichung mußte ihr Barbe, machen. mur was ſie innerlich durchzumachen hatte, darin konnte Das Herz war Die Worte des Grafen Stol⸗ genau hallten in ihr nach und löſten heiße Sorgen in fie e nicht helfen und niemand ſonſt. hr heute doppelt ſchwer. chr aus. Was ſollte nur daraus werden, wenn ſich kein gekigneter Erzieher für Eberhard fand! Es war ein tiefer Kummer für ſie, 5 keiner aushielt, daß ihr Aelteſter und mit ihm der Kleine ſich keinem fügen wollten; aber zürnen konnte ſie ihnen deshalb nicht. I Stütze geſehen hatte. 1 Sie war nicht ſo ergeben in ihr Es gab Stunden, in denen ſie ſich auflehnte, in denen jede Fiber in ihr nach Verlorenem zuckte, in denen ſie wünſchte, ſterben zu können, und endlich der Qual überhoben zu ſein. Und ſolche Stunden hin- zeigte. 505 ſterließen ihre Spuren, matter und kränker war ſie hin⸗ gerher. Die treue Barbe, die Wärterin Uüiw a ſalles Glück und Leid mit ihrer jungen Herrin geteilt hatte, ſuchte ſie ängſtlich vor ſolchen Stunden zu hüten. Aber ſie war trotz allen Vertrauens, und aller Zu⸗ 1 nützen, unverbeſſerlichen Jungen“ genannt. e Wie ſie das verletzt und gekränkt hatte! Aber wie konnte ſie von ihm verlangen, daß er ihren Jungen verſtand, daß er ihm nachfühlte, was in ſeinem ſtol⸗ zen Herzen vorgehen mußte, wenn er ſich einem frem⸗ den Manne, deſſen Aeußeres ſchon nicht angetan war, zu imponieren, nicht blindlings fügen wollte! Ihm fehlte aber verſtändnisvolle Liebe, die nur Ettern für ihre Kinder hegen können. Oh, daß der Gatte, der Vater ihrer Kinder, ſo früh von ihr gegan⸗ gen und ſie ſo allein zurückgelaſſen hatte! Die ganze herbe Trauer um den Verſtorbenen kam wieder über ſie, und mit ihr die Erinnerung, die ihr ſo bitter ſchmerzlich das 1 Und ſie hatte es damals hingenommen als etwas Selbſtverſtändliches, ſie war ſich deſſen kaum bewußt geworden, bis es mit dem Tode des Gatten zuſammen⸗ brach wie ein Kartenhaus, unter dem ſie mit zucken⸗ Was hatte die treue Pflege der Mutter, die an wegen konnte, das an das Lager gefeſſelt war, lebens. Die dumpfe Verzweiflung darüber wurde er⸗ ſtickt von dem Schmerz um den geliebten täglich, ſtündlich, volle Gedanke, ihn ſen, ihn, an dem ſie mit der ganzen ſchwärmeriſchen Zuneigung des jüngeren Weibes an dem viel älteren o grauſam fühlbar machte, der grauen⸗ Manne gehangen, in dem ſie ihren Halt und ihre — Q. Graf Aribert aber hatte Eberhard vorhin einen„un⸗ einſt beſeſſene und nun verlorene Glück Schlimmer als das Verlieren und Hingebenmüſſen war das cad ſe die furchtbare Lücke, die ſich ihr n tiefer Erde vermodern zu wiſ⸗ dem Herzen lag und nicht wieder hervorfinden konnte. Ein gnädiges Geſchick hüllte zwar anfangs ihren Geiſt Rechnun en vorlegen und vom Grafen Stolzenau, dem Gatten. f . Daß ſie mit ihm geſtorben wäre! Aber da waren ihre e gekommen und hatten ſie geſtreichelt, ge⸗ liebkoſt—„Mutti, du darfſt nicht mehr krank ſein, du mußt geſund werden für uns!“ hatte der Aelteſte, da⸗ mals Zehnjährige, geſagt, und da war es ihr wie eine Pflicht geweſen, zu leben, trotz ihrer Leiden und Schmer⸗ zen, zu leben für ihre Kinder! Die Mutter, die ſie ſo aufopferungsvoll gepflegt hatte, war wieder heim⸗ gekehrt zum Gatten, ihrem Vater, an deſſen Seite, als Gutsherrin eines großen Rittergutes ihr Platz war. Sie hatte die Treue nicht egoiſtiſch zurückgehal⸗ ten und ihre zeitweiligen kürzeren Beſuche als beſon⸗ dere Gunſt hingenommen. 1 4 „Still und zurückgezogen lebte ſie mit ihren Kin⸗ dern und der treuen Barbe. 1 5. 197 5 9 Beſuche empfing ſie ſelten, nur den Vormund ih⸗ rer 0 15 Verwalter Döring, der allwöchent⸗ lich mit der Abrechnung kam. Sie verſtand ja nicht viel von der Wirtſchaft; der Gatte hatte ihr alle Sor⸗ gen ferngehalten, und dem Verwalter traute ſie voll und ganz. e eee. Um der Form zu genügen, ließ ſie ſich Bücher u. 12325 1 VVV . e eee ee e e Vormund, nachprüfen, und war froh, wenn man ſie ſonſt unbehelligt ließ. 1 So lebte ſie ein Leben, das mehr der Vergangen⸗ heit, als der Gegenwart und Zukunft angehörte; ſie ver⸗ ſenkte ſich nur zu oft in ihren Gram und Schmerz und verhinderte damit, daß ſich ihre ſchweren Wunden ſchlie⸗ ßen und vernarben konnten. a Heute war ſie wieder ganz beſonders disponiert dazu. Den Blick auf das Bild des Gatten, das ſie ſtets bei ſich trug, gerichtet, ſtahl ſich Träne um Träne unter den geſenkten Lidern hervor. Unſicher taſtete ihre Hand nach dem Taſchentuch, das ihr entfallen war. Da kam ihr eine andere Hand zuvor und drückte ihr das Tuch in die Finger. 0 8 0 Gortſetzung ſolgt.) . deu 0* Schuppen und große Heu-, Stroh⸗ und Getreidevorräte zum Spfer fielen. Auch hundert Hühner ſind mitver⸗ brannt. Der Pächter G. Nilbert erlitt einen Schaden von etwa 25 000 Mark. Die Entſtehungsurſache iſt noch unbekannt. Schwetzingen, 30. Sept.(Herbſinacht in Schwetzinge n.) Der Verkehrsverein und die Schloßgartenverwaltung veranſtalteten am Sonntag eine „Herbſtnacht in Schwetzingen im Schwetzinger Schloß⸗ garten“, die einen prachtvollen Abſchluß 95 diesel. gen Schwetzinger Veranſtaltungen bildete. Die Alleen und Wege des Schloßgartens waren mit über 1100 Lampionen märchenhaft ſchön illuminiert. Im Verlaufe des Abends, der wohl an Schönheit Gartenfeſte zur Zeit des Kurfürſten Karl Theodor übertroffen haben dürfte, konzertierte die geſamte Reichswehrkapelle des 14.(badiſchen) Inſanterieregiments in Konſtanz unter perſönlicher Leitung von Obermuſikmeiſter Bernhagen. Karlsruhe, 30. Sept.(die Aufhebung des Arbeits miniſteriums) Mit dem 1. Oktober iſt das badiſche Arbeitsminiſterium aufgehoben. Seine Geſchäfte werden von dieſem Tage an das Mi⸗ niſterium des Innern übergehen. Nur die Miniſterial⸗ geſchäfte, wenn es ſich auf den Waſſer⸗ und Straßen⸗ bau, die Elektrizitätswirtſchaft, die Vandeskultur, das Vermeſſungsweſen und die geologiſche Landesanſtalt be⸗ 1 185 an das Finanzminiſterium über. Baden⸗Oos, 30. Sept. Vorgeſtern wurde 6 Uhr die Einwohnerſchaft von Oos durch die 1 1 aus dem Schlafe geweckt. Das Kohlenlager der Firma Schneider hatte Feuer gefangen. Es entſtand ein hef⸗ tiger Brand. Die Betriebsfeuerwehr der Firma Stol⸗ zenberg in Oos, die als erſte am Brandplatz erſchien, lonnte das Uebergreifen des Feuers auf die Hoſzfabrik verhindern. Nach/ Stunde erſchien die Feuerwehr von Oos, die das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkte. Vor i Jahren brannte es an derſelben Stelle. Waldshut, 30. Sept. In Eberfingen iſt ei Schneiderlehrling, der vor kurzem eine 11 0 9 Rad überfahren hat, aus Furcht flüchtig gegangen. Er konnte bis jetzt noch nicht wieder aufgefunden werden. — 00— Aus der Pfalz. Ludwigshafen, 30. Sept. Die Entwic⸗ lung des Wohnungsbaues.) Die Gemein, nützige Aktiengeſellſchaft für Wohnungsbau Ludwigsha⸗ fen gibt ſoeben ihren Geſchäftsbericht für das Jahr 1923 heraus. Die Geſellſchaft beſitzt zur Zeit 618 Wohnungen, die ſich auf 297 Häuſer verteilen. Alle Wohnungen ſind vermietet und der Mietertrag liefert bereits einen nennenswerten Beitrag zu den Koſten der laufenden Bauarbeiten. Der gemeine Wert der tigen 297 Häuſer bewegt ſich lionen Goldmark. Bad Dürkheim, 30. Sept.(W einleſe.) Da die Trauben ſehr ſtark ſchon in Fäulnis 11 drohen, mußte in hieſiger Gegend mit der Weinleſe be⸗ gonnen werden. In manchen Lagen hat auch der Sauerwurm ſein möglichſtes getan, um die Quantität 910 ee richten auch die in e haren hier durchziehende 5 Sie hziehenden Vögel, beſonders 1 Frankenthal, 30. Sept. Mit Rückſicht auf die Klagen, daß in Frankenthal die Preiſe teurer ſeien für Lebensmittel uſw. als in den benachbarten Städten, wurde durch die Preisprifungs⸗ ſtelle Frankenthal eine Kommiſſion, beſtehend aus Ver⸗ 'ã und Arbeitnehmer ſowie ach aändigen zur Prüfung der Preiſe in 7. thal um Umgebung Nah ide ee Mutterſtadt, 30. Sept.(Autounglück.) Beim Ausweichen geriet ein franzöſiſches Autos unweit des Dorfes an den Straßengraben und rannte gegen eine Telephonſtange. Ein franzöſiſcher Offizier erlitt ſchwere Verletzungen und mußte nach Ludwigshafen ins Krankenhaus verbracht werden. i Lauda, 30. Sept. In der Nacht zum Samst brach 1 der Scheuen der Witwe 250 Neuer aus. 999 das Wohnhaus und drei Scheunen zum Opfer efal len ſind. Die Brandgeſchädigten ſind die Wfa Loſch deren Scheuer und Wohnhaus bis auf den erſten Sto niedergebrannt ſind, Auguſt Firneiſel und Franz Schlei cher, deren Scheunen niederbrannten. Das Wohnhaus des Karl Dieht wurde beſchädigt. Die Entſtehungs⸗ urſache iſt noch unbekannt. Pirmaſens, 30. Sept.(Guter Fang.) Vor einer Polizeiſtreife in Karlsruhe wurde 16 bebe ter Händler aus Dortmund kontrolliert und feſtgenom⸗ men, weil er ſich in verdächtiger Weiſe in der Kaiſer⸗ ſtraße herumtrieb. Die näheren Feſtſtellungen ergaben, daß es ſich um einen vom Amtsgericht Pirmaſens we⸗ 925 9100 h und von 1 15 Staatsanwaltſchaſt Hof S egen ſchwer i ſtahls en Ver⸗ br Maden ſchweren Kirchendiebſtahls geſuchtyn Ver Zweibrücken, 30. Sept.(Grober unfu Gitten groben Unfug verübten bis jetzt noch e Täter dem Weinwirt im Vergnügungspark der Zw ei brücker Herbſtmeſſe. Ein nahezu 300 Liter faſſendes Weinſaß wurde angebort und etwa 60 Liter entnom⸗ men 1 Schaden bemerkt wurde. Imsbach, 30. Sept. Eine wildgewor d 1% Kuh.) Dieſer Tage brach aus dem von Gie⸗ nandt'ſchen Gute zum Wambacherhof eine Kuh aus, die ſich den Dorfbewohnern von Imsbach in bedrohlicher. Weiſe zu nähern verſuchte. Da es den Leuten nicht gelang, den Wildling einzufan 0 i 0 gen, blieb nichts and übrig, als das Tier durch Schüſſe zu 1 175 a fer⸗ zwiſchen 4 und 5 Mil⸗ —— 06——— Volkswirtſchaft. Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen Frantfurter Getreidebörſe notierten bei ſtei⸗ gender Tendenz im Einklang mit den ſteigenden Aus⸗ landsforderungen Weizen neuer 25 bis 26, Roggen inl. 24 bis 24%, Sommergerſte 26 bis 28, Hafer inl. 22% bis 239, Mais 20 bis 20%, Weizenmehl 37 bis 38, Roggenmehl 32) bis 339/, Weizenkleie 13 und Roggenkleie 13. Die Preiſe verſtehen ſich in Goldmark pro 10⁰ Kilo. 0 1 1 1 160 m kata ite 2 15 9 11 n. Nach dem kataſtrophalen Sturz, den die deutſchen Weichsanlelben am veraangenen Freltaa in gegen 1 Uhr brach auf dem Sulzbacher zbg feuer aus, dem die Scheler 15 (Preis grüſung. von folge der ablehnend ae zu verzeichnen hatten, ſetzte am Markte der eſtverzinslichen Werte bei Wochenbeginn eine beſſere Tendenz ein, welche die Kurseinbußen zum Teil wie⸗ der ſehr ſtark ermäßigte. Die Stimmung war an den Börſen bedeutend zuverſichtlicher, ſodaß öproz. Kriegs- anleihe an der Frankfurter Börſe am 30. 9. wieder mit 690 Milliarden Prozent notiert werden konnten. 3% proz. preuß. Konſols erreichten 1,2 Billionen Pro⸗ zent, 4proz. Schutzgebietsanleihen waren zu 7,6 Bil⸗ lionen Prozent geſucht und für Zwangsanleihe wurden 16 Milliarden Prozent verlangt. Auch die übrigen deutſchen Anleihen, namentlich bayeriſche und badiſche waren ſehr ſtark nach oben getrieben. N Herabſetzung der Umſatzſteuer. Die Handelskammer Mannheim teilt mit: Wie bekannt iſt, wird vom 1. Oktober ab die Umſatzſteuer nur noch in Höhe von 2 Prozent zur Erhebung gebracht. Die Durchführungsbeſtimmungen vom 24. Oktober beſagen nunmehr folgendes: Iſt eine Umſatzſteuer für eine Lieferung oder ſonſtige Leiſtung zu entrichten, die nach den vor dem 1. Oktober geltenden Vorſchriften einem Steuerſatz von 2½ Prozent unterlag, ſo richtet ſich die Höhe des Steuerſatzes dann nach den Vorſchriften der Verſteuerung nach vereinnahmten Entgelten die Verein- nahmung, bei Verſteuerung nach Leiſtungen, die Liefe⸗ rung oder ſonſtige Leiſtung nach dem 30. September 1924 liegt. Dabei iſt die Verſteuerungsart maßgebend, die für den Steuerpflichtigen am 15. September 1924 galt. Um die Herabſetzung der Umſatzſteuer auch im Preis zum Ausdruck kommen zu laſſen, beſtimmt der § 2 der Durchführungsbeſtimmungen, daß der Unter⸗ nehmer verpflichtet iſt, dem Empfänger der Leiſtung einen Nachlaß vom Entgelt zu gewähren, der der Min⸗ derung der auf die Leiſtung entfallenden Umſatzſteuer entſpricht, ſofern die Umſatzſteuer dieſes Unternehmens für Leiſtungen aus Verträgen, die vor dem 25. Sept. abgeſchloſſen ſind, nach dem vorſtehenden Abſatz nur 2 Prozent beträgt. Der Vergütungsanſpruch des Aus⸗ fuhrhändlers nach§ 4 des Umſatzſteuergeſetzes beträgt für die Fälle der allgemeinen Umſatzſteuer 2½ Prozent, wenn der Umſatz ins Ausland vor dem 1. Januar 1925 bei einer Steuerbehörde des Reiches geltend. macht werden. 1 0 5 22 * Kreuz und Quer. Allerweltsplauderei von Ernſt Hilarion. September⸗Ade.— Wo gehen wir hin.— Ein Film, wie er nicht ſein ſoll.— Die junge Dame von 12 Jahren! Der September iſt beim Abſchiednehmen! Nur we⸗ nig Tage noch, dann ſchließt mit ſeinem Scheiden das dritte Quartal 1924 ab und das letzte Viertel nimmt f ſeinen Anfang. Mietzinstermin und diverſe Steuerzahl⸗ tage ſind die„Freudenpforten“ dieſes winterlichen Jah⸗ resabſchnittes. Am vergangenen Dienstag gab der Herbſt nun auch offiziell ſeine Viſitenkarte ab— viel⸗ farbig leuchtend liegt ſie längſt ſchon über Fluren und Felder— als ein Zeichen dafür, daß er wirklich da iſt und daß man nun nicht mehr ſagen darf:„Es iſt wie im Herbſt!“ Nein, jetzt iſt er in höchſteigener Per⸗ ſon da und regiert! Wenn man von dieſer Tatſache nicht an allen Ecken und Enden ſpricht— wie das 3. Völkerbund der Fall iſt—, ſo liegt das eben daran, daß das Regieren im allgemeinen eine geräuſchloſe Be⸗ ſchäftigung iſ, weswegen es auch im politiſchen Leben M auffällt, wenn man„den Dreck alleene“ ö(l„ Ein Blick in den Anzeigenteil der Tageszeitungen Uluſtriert deutlicher als alles andere die Jahreszeit: Erntedankfeſte, Jahresſchmäuſe, Kirchweihvergnügen, Theater, Konzerte, Vorträge und— ja nicht überſehen: Kinos— Bildungskurſe, Volkshochſchulabende, ſkaten, Schweine⸗Auskegeln und Gott weiß was noch werden auf die arme Menſchheit— in dieſem Falle ge⸗ nannt:„Hochverehrtes Publikum, liebe Gäſte, Anweſende, geſchätzte Höhrer“ uſw.— losgelaſſen, auf das Deutſchland werde das Land der„Bildung, Sitte und Kultur“, in unſeren Parlamenten(allen voran der„Dem deutſche n Volke“ geweihte Reichstag) ſo hervor⸗ ragend draſtiſch zum Ausdruck kommt! Ja, es wird in dieſem Winter überall wieder„viel los“ ſein. haben wir einen Sommer hinter uns, der mit Sommer⸗, Kinder-, und Regimentstagen, Sängerfahrten und eigentlich noch viel zu wenig Tage hatte, ſeinen Preis⸗ des Auſweriungsaus⸗ Berliner Straßenpayn iſt aver nicht voshaft. un Jun. 195 denkt ſie Aber aus nicht, die kamen aufe en en bleiben bis ſie wacklig werden. Aaaber die Mäd⸗ chen! Da heißt es:„Mädchen über zwölf Jahre haben als Dame zu gelten!“ Nun iſt's raus, nun heißt's nur immer richtig zu taxieren, damit man die Dame immer gleich erkennt. Man könnte die Berliner um dieſe Verordnung vom 14. September 1924, wenn bei der Erkenntnis bald beneiden, wenn der Neid die Geſichts⸗ farbe nicht ſo verändert und dann die„Damen“ vom wvölften Jahre an kein Intereſſe mehr an einen haben gs manchen ſehr wehe tut b . Lokale Nachrichten. Im Silberkranze. Herr Polizelwachtmeiſter La iſt kann heute mit ſeiner Ehefrau Anna Maria geb. Körber das Feſt der Silbernen Hochzeit feiern Unſeren herzlichen Glückwunſch und„Glückauf“ zur Goldenen! “ Der Roſenkranzmonat hat heute begonnen. Die Andachten werden Montags, Mittwochs und Freitags abends ½8 Uhr, an den übrigen Tagen morgens im 2. Gottesdierſt gehalten. Das Roſenkranzgebet iſt in Zelten der Gefahr entſtanden, in Zeiten der Not empfohlen, in ſchweren Zeiten bewährt. Iſt es da nicht zeitgemäß in anſeren Tagen? Das Roſenkranzfeſt wird am nächften Sonntag feſtlich begangen. * Preiskegeln in der Sportzentrale. Wie man uns mitteilt, iſt das erſte jetzt zu Ende gegangene Preiskegeln in der Sportzentrale über Erwarten gut beſucht geweſen. Mit dem Verlauf iſt der Radrennklub„Endspurt“ Mannheim überaus zufrieden. Es haben ſich folgende Herren Preiſe errungen: den 1. Preis: 1 Val. Hoock, eine Nähmaſchine 2 Peter Martin, ein Damenfahrrad 8 Albert Bauer, eine elektr. Fahrradlampe 4. Joh. Kühlwein, eine Garnitur⸗Bereifung 57 Jakob Weigel, eine Karbidlaterne. 63„ Peter Martin, eine Fahrradlaterne 77 Mich. Faltermann, ein paar Pedale 5 8„ Peter Martin, eine Präziſſtons⸗Fahrradkette h Val. Hoock, eine Fußpumpe ii. Albert Bauer, eine ſchlauchloſe Pumpe Allen Preisträgern, ſowie dem Rad⸗Rennklub„Endſpurt“ Mannheim zu dieſem Gelingen ein drelfaches„All⸗Heil“ und zum nächſten Preiskegeln wieder„Gut Holz!“ * Herbſt⸗Schauturnen der Turngenoſſenſchaft. Das diesjährige Herbſt⸗Schauturnen der Turngenoſſenſchaft findet am Samstag, den 11. Okiober 1924, Abends 8 Uhr im Lokal„zum Karpfen“ ſtatt. Es werden ſämtliche Ab⸗ teilungen des Vereins außer den Schülern auf dem Plan erſcheinen, um nochmals Proben ihres Könnens abzulegen. Annährend 100 Turnerinnen und Turner werden unter der altbewährten Leitung der Turnwarte, die im Laufe dieſes Jahres erlernten Uebungen gemeinſam zur Darſtellung bringen, um dem Viernheimer Publikum Gelegenheit zu geben, ſich B. von der Preisfrage über Deutſchlands Beitritt zum von ihrem Können zu übe zeugen. Von der Mitwirkung der Schülerabteilung wurde Abſtand genommen, damit unſere liebe Jugend nicht um deen Genuß der ſo nötigen Nachruhe gebracht wird. Anſchließend an das Schauturnen findet ein kleiner Ball ſtatt, damit auch die Tanzluſtigen auf ihre Rechnung kommen. Auch wird der Arbeiter Geſangverein Hacmonie mit ein paar Liedervorträgen den Abend ver⸗ ſchönern helſen. Näheres wird noch bekannt gegeben. Baut deutſche Kampfſtätten. Von Geheimrat Dr. W. Rolfs. Preisgeirönter Aufſatz vom Preisausſchteiben„Baut Spielplätze“ des RDA. werte Deutſche Seele! Sie haben dich verfehmt und geſchändet, in den Staub getreten und an den Pranger geſtellt, ſie wollten dich vernich⸗ ten und aus der Welt der Gedanken für immer ausrotten, aber wie das z. B. durch den lieblichen Ton Du lebſt! 1 N 7 75 Du lebſt und rufſt es hinaus aus dem gepreßten Herzen in die Doeite Gotteswelt des Lichtes und Lebens: Ich will! Ich will! And ich will frei ſein! e eg Dabei 1 melt, ſie haben deine Bruſt zerfetzt, deiner Lunge die Luft und deinen Turn⸗ und Sportfeſten, Feuerwehr Kegelpartien weil es nun einmal nicht anders geht, daß zwiſchen die vielen, vie⸗ len Feſte auch 10 080 einige—— Arbeitstage erden! eingeſchoben blühenden Felder deiner Heimat, über deinen Strom, den Rhein, Was heutzutage alles im Film möglich iſt. zeigt n. a. die durch die Film⸗Oberprüfungsſtelle Berlin aus⸗ ö geſprochene Zulaſſungswiderrufung des „Haarmannfilms“. Der Film wurde unmittelbar nach kann, denn Haarmann wird doch ſeine Schandtaten nicht noch kurbeln laſſen haben. Verſchiedene Kinos fielen aber auf den Leim herein, Bombenreklame und zeigten ihren enttäuſchten Be⸗ ſuchern einige belangloſe Städtebilder von Hannover mit den übſichen ſpannungerregenden Begleittexten, wie z. B.:„In der ſchönen Leineſtadt Hannover lebte ſeit Jahren ein verkommener Menſch namens Haarmann!“ Wer denkt dabei nicht an die böhmiſchen Jahrmarktſän⸗ ger! Auf dieſe Stufe iſt alſo der Film heute ſchon glücklich gelandet. Eigenartig muß es aber berühren, daß die Film⸗Oberprüfſtelle die Zulaſſung dieſes blö⸗ den Machwerkes erſt jetzt widerruft und dabei bemerkt, daß er geeignet iſt,„auf die niedrigen Senſationsinſtinkte des Publikums zu wirken“! Haben denn die Herren a ee bei der erſten Vorführung geſchlafen, daß ſie erſt etzt zu dieſer Erkenntnis kommen, nachdem Tauſende damit um ihr Eintrittsgeld betrogen wurden? Das 1 zum Film wird dadurch wirklich nicht ge⸗ Ut Da ſind doch die Verantwortlichen der Berliner Straßenbahn andere Leute. Die en nämlich mit nem einzigen kühnen Satze die ſchwere Frage gelöſt, ann ein Mädchen eine Dame wird! Jawoll! In den ſerliner Straßenbahnen hängt eine Verordnung, daß ert Aale dane aber nan An dbehen an kid. ü ö aber n 5 en ein Kind. Wosbafte Menſchen ſanen: Das ganze Leben!“ Die ſog- nannten Deutſcher Leib! Sie haben dich blutig geſchlagen und verſtüm⸗ Adern das Blut entzogen; ſie haben dich geſteinigt und geſtäupt, ausgedürſtet und ausgehungert, aber 5 Du lebſt! Du lebſt und rufſt es hinaus in den deutſchen Wald und über die und durch die Straßen deiner turmreichen Städte: Ich will! Ich will! And ich will ſtark ſein und geſunden! 12 75 N 80 Deutſche Zukunft! Sie haben dich geknebelt und in das dünkelſte Verließ des Weltturms geworfen; ſie haben dich gedroſſelt und zer f malmt; ſie wäbnen dich gebrochen und tot und vernichtet im Staube der Feſtnahme des Maſſenmörders Haarmann in ver“ des Alltags; aber ſchiedenen Städten gezeigt. Jeder geſunde Menſchenver⸗ ſtand mußte ſich ſagen, daß der Film nur Humbug ſein Du lebſt und ſubelnd tönt es hinauf in die Welt der ewigen Sterne: Ich will! And ich will ſein und wirken am Webſtuhl der Zeit trotz geldhungrige machten eine Du lebſt! Euer Aller bis ans Ende aller Tage? Deutſches Volk, auch du lebſt! And Du, deutſche Jugend: So ſteht zuſammen und baut an der deutſchen Zukunft! Nicht in den und ſtark und geſund. Wolken, ſondern auf der Erde vollendet Euern Willen, frei zu ſein Freiheit und Stärle ſei deutſche Zukunft! Baut, Deutſche Männer und Frauen, baut Euch und Eurer Jugend die Tempel der Tueheit und Stärke! f Vaut deutſche Kampfſtätten! Untererhebſtelle. Die vom 1.—8. Oktober fälligen Rentenbankzinſen können an den nächſten Zahltagen entrichtet werden und zwar iſt vorläufig die Hälfte der auf den Beſchelden ange ⸗ ſetzten Zielzahlung zu bezahlen. Das III. Ziel Grundſteuer, ſowie die ſtaatliche Gewerbe ⸗ ſteuer die am 10. Oktober, 10 November und 10 Dezember ds. Js. fällig iſt, werden nicht erhoben. An Zahlung der Umſatzſteuer für das III. Vierteljahr, ſowie Monat September(2½ der Bruttoelnnahmen) wird erinneit, ebenſo an Zahlung der Kirchenſteuer 1924. i Kirchner.