Bemühungen, ei hige Mehrhelt im Reicht zuſammenzubringen, fehlgeſchlagen, hat der Reichspräſident auf Anratung des Reichskanzleis den Reichstag in den geſtrigen Abendſtunden aufgelöſt. Die Neuwahlen dürſten innerhalb der nächſten 6 Wochen ſtattfinden.— Bekanntlich ſollten bei uns in Heſſen am 16. November d. Js. die Landtagswahlen ſtattfinden. Da jetzt der Reichstag auf⸗ gelöſt iſt, ſo werden die Wahlen fur den Landtag und für den Reichstag an einem Tag ſtattfinden.— Die Nachricht von der Reichstagsauflöſung wird in die Reihen des Zentrums wieder erhöhte Kampfbegeiſterung bringen. Der Wahltag ſoll die Zentrumspartei gerüſtet finden. Darum, alle Mann an Bord! Der geſtrenge Familienvater. Der Z5jährige David e hat bei dem Boſtoner Vormund⸗ ſchaftsgericht die Entmündung ſeiner 84jährigen Frau und ſeines 60jährigen Sohnes beantragt, für die beide er zum Vormund ernannt werden will. Als Grund e 10 roßeltiern und An N g 5„ en N i Merten n 1 VVV meiſter Lauterbach Dieburg; 10 „Reue Ames bezeichnung. Die Oberförſtereen] gadengeim, 17) Fuhrunternehmer Heſſens tragen von nun 1 W 47„Forſtami“. Bodenheim; 17) Fahrunternehmet Hof i 18) Bürgermeſſter Heinſtad t- Heidesheim i her, füßet den dleel eines ee 20) u Malnz Damit ſind die Würfel 1 0% 5 weder hinſichtlich der Kreiſe, noch der Berufsſtände konnten Der Aufmarſch zur Landtagswahl. leider nicht berückſichtigt werden. Erfreulich iſt immerhin, daß auch diesmal es gelungen iſt, unſerm großen Kreis Die Kandidatenliſte der Zentrumspartei. Der Landesausſchuß der Zentrumspartei hat in ſeiner Hippenhelm einen Vertreter zu geben. Nun liegt es an den Mitgliedern der Zentrums partei und ihren Freunden, am letzten Sonntag, den 19. Oktober in Mainz ſtattgefun⸗ denen gut beſchickten Sitzung beſchloſſen, folgende Herren am 16. November reſtlos für den Zentrums zettel einzutreten. Vntererhebſtelle. zu Kandidaten für die bevorſtehenden Landtagswahlen zu nominieren: 1) Spftzenkandidat: der ſeitherige Fraktlons⸗ Freitag und Samstag geſchloſſen, dafür Mittwoch und vorſitzende Domkapitular Lenhart; 2) Juſtizminiſter von Donnerstag Zahltag. Kirchner. Brentano; 3) Landwirt Blank⸗Gaulsheim; 4) Fabrikant Hofmann⸗Seligenſtadt; 5) Reg.⸗Rat Knoll; 0) Frau (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile 25 Pfg., Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt Erſcheint täglich außer Sonn⸗ u. Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk. frei ins Haus. Gratisbetlagen: wöchentlich Samstags das achtſeitige illuſtr. Sonntagsblatt„Sterne u. Blumen“ Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate u. Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher. halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich. Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen, Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Johann Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße 36. Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. Main. ....—....ññxßĩ?»'“cy. T ʃ——ͤÜ—ͤ—]˙:⸗kPꝛ⁊ꝙhKtKͤ r— dürfen nicht verzweifeln! N 233. Mittwoch, den 22. Oktober 1924 1 Inserieren Sie im Viern- 8 e 5 41. Jahrgang. ibt er an, ſeine Frau ſei zu alt und nicht mehr im bollen Beſitz ihrer geiſtigen Kräfte, um ihr Vermögen zu verwalten, ſein Sohn dagegen zu jung und zu verſchwenderiſch. SGG GO d 5 Johann Adler 9. Telefon 39 Jakobſtraße 10. empfiehlt: Saat ⸗Getreide Saat⸗Roggen— Saat⸗Weizen erner 5 künſtl. Dünger Kalnſtickſtoff, ſchwefelſ. 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Tages⸗KAeberſicht. “ Die Reichsregierung beabſichtigt, zur Verbilli⸗ gung der Lebensmittelpreiſe von den noch beſtehenden elwa 300 Einfuhrverboten rund 100 aufzuheben. —“ Die Beſetzung der Stadt Limburg wird am Aus Eſchhofen ſind 23. Oktober, mittags, aufhören. die franzöſiſchen Poſten bereits abgezogen. —“ Nach Funkmeldungen aus Rußland iſt in Weiß⸗ rußland ein großer antikommuniſtiſcher Aufſtand aus⸗ gebrochen. —* Der vom Würzburger Schwurgericht gegen den zu fünf Monaten Gefängnis verurteilten Separatiſten⸗ führer Matthes erlaſſene Haftbefehl kann nicht voll⸗ zogen werden, da die Schweiz, wo ſich Matthes befin- det, die Auslieferung verweigert. —“ Die Stadt Danzig beabſichtigt, ihre Vorkriegs⸗ anleihen ſowie ihre Anleihen vom Jahre 1919 aufzu⸗ werten und zwar ſoll allen Anleihebeſitzern ein Ange⸗ bot zu zehn Prozent in Gold gemacht werden. Die Verwendung des Z. R. 3 in Amerika. New Mork, 21. Okt. Nach New Porker Mel⸗ dungen trägt ſich das amerikaniſche Marineamt mit Plan, mit Z. R. 3 in einigen Monaten einen regel⸗ mäßigen Paſſagier⸗ und Poſtdienſt nach Panama auf⸗ zunehmen. Havanna ſoll als Zwiſchenhafen dienen. Die engliſche Kandidatenaufſtellung. London, 21. Okt. Das Reſultat der Kandi⸗ datenaufſtellung läßt ſich nunmehr überſehen. Es drückt ſich in folgenden Ziffern aus: Konſervative 534(529), Verfaſſungskandidaten(ehemalige Liberale) 10, Arbei⸗ terpartei 510(334), Liberale 238(554), unabhängige 10(16), Kommuniſten 8, iriſche Republikaner 7, iriſche Nationaliſten 2 und Prohibitioniſten 1. Von den 41 weiblichen Kandidaten ſind 12 Arbeiterparteiler, 12 Konſervative, 6 Liberale und ein Unabhängiger. Die Liberalen haben gegen Magedonald einen jungen Garde⸗ hauptmann aufgeſtellt, während gegen Asquith ein An⸗ walt der Arbeiterpartei kandidiert. Baldwin iſt oh Gegenkandidaten. e Der Kampf in China. B erlin, 21. Okt. Nach einem Telegramm des deutſchen Konſuls aus Kanton ſind die Europäer bei den Kämpfen um Kanton faſt unbehelligt geblieben. Die Deutſchen befinden ſich nicht in dem Europäervier⸗ tel der Inſel Shamin, ſondern innerhalb der Stadt. Das Eigentum der Deutſchen in der Stadt ſei natür⸗ lich gefährdet, aber ihre Vermögensverhältniſſe ſeien bisher gering.. Neuwahlen. Die Regierungskriſe, die ſchon ſeit langen Wo⸗ chen die öffentliche Meinung ſtark beſchäftigte, hat einen vorläufigen Abſchluß gefunden, indem der Reichs⸗ tag zu Grabe getragen wurde. Jetzt ſollen die Wäh⸗ ler ſelbſt eniſcheiden, wie weit ſie eine autoritative ſtaats bürgerliche Regierung wünſchen, und es wird ſich von ſelbſt ergeben, wie weit der ſchon am Abend der Reichstagswahl vom 4. Mai 1924 geprägte Satz, daß dieſe Wahlen nicht der Volksſtimmung entſprä⸗ chen und daß ſchleunigſt wieder gewählt werden müſſe, der Wirklichkeit entſpricht. N Nachdem nun nach wochenlangem Ringen um die Einigung innerhalb der Regierung endlich das letzte Wort geſprochen iſt, das geeignet iſt, die politiſche Spannung für einige Zeit zu mildern, erſcheint dieſer Schritt der Reichsregierung, der ſich nun innerhalb eines Jahres ſchon zum zweiten Male in Deutſchland wiederholt, doch geeignet, eine in außenpolitiſcher Hin⸗ ſicht unerwünſchte Unterbrechung der Beziehungen zu den ehemaligen Feindbundländern darzuſtellen, die in den vielfachen Handelsvertragsverhandlungen ſowie in dem Herannahen der Räumungstermine gekennzeichnet ſind. Innerpolitiſch iſt allerdings eine weſentliche Ent⸗ ſpannung eingetreten, welche ſich zwar erſt nach den Wahlen auswirken, aber auch die langerſehnte Klärung mit ſich bringen wird. 15 5 Nach der Auflöſung. Berlin, 21. Okt. Die Auflöſungsverordnung des Reichspräſidenten iſt geſtern abend 8 Uhr dem Reichstagspräſidenten Wallraf durch den Staatsſekretär der Reichskanzlei, Bracht, übermittelt worden, wo⸗ durch der bisherige Reichstag rechtlich zu beſtehen auf⸗ gehört hat. Plenar⸗ und Ausſchuß⸗Sitzungen können daher nicht mehr ſtattfinden. Auch die Arbeiten des Aufwertungsausſchuſſes ſind ſomit beendet. Nach der Verfaſſung kann während der Wahlen nur der ſtän⸗ dige Ausſchuß des Reichstages zur Ueberwachung der Regierungs handlungen einberufen werden. Seine Be⸗ ſchlüſſe ſind jedoch für die Regierung nicht bindend. Die bisherigen Fraktionen des Reichstages haben auf⸗ gehört, als Fraktionen zu beſtehen. Wie aus dem Reichstag gemeldet wird, wird der Reichs⸗ tags präftdent ihnen jedoch weiterhin den Zutritt im Reichstage geſtatten. Die Fraktionsſitzungen ſtellen nunmehr Vertrauensmänner⸗Verſammlungen⸗ der ein⸗ zelnen Parteien dar. Sämtliche bisherigen Fraktionen haben für heute Sitzungen einberufen, lediglich die So⸗ zialdemokraten werden erſt am Mittwoch vormittag ta⸗ gen. Ferner wird heute der Reichsparteivorſtand der Demokratiſchen Partei im Reichstage zuſammentreten. Zu der neu geſchaffenen Lage muß feſtgeſtellt wer⸗ den, daß eine Demiſſion des Kabinetts nicht erfolgt iſt. Die bisherige Regierung fungiert nicht als ein Mi⸗ niſterium, welches nur die Geſchäfte weiterführt, ſon⸗ dern bleibt als politiſches Kabinett im Amte. Reichstagswahl am 2. Dezember. Berlin, 21. Okt.(Amtlich.) Der Reichspräſi⸗ dent hat durch Verordnung vom 21. Oktober 1924 die Hauptwahlen zum Reichstag auf den 7. Dezember an⸗ beraumt. Die Berliner Preſſe zur Reichstagsauflöſung. Berlin, 21. Okt. Die Berliner Preſſe nimmt zur Reichstagsauflöſung wie folgt Stellung: 8 Die„Germania“ ſchreibt, der bisherige Reichstag ſei ein verſpäteter Sprößling der Inflationszeit gewe⸗ ſen, nicht fähig, zu praktiſcher Arbeit und den Todes⸗ keim ſeit ſeiner Geburt in ſich tragend. Der Reichs⸗ tag habe zwar die Notwendigkeit der Sicherung des bisherigen außenpolitiſchen Kurſes erkannt, wie die Abſtimmung vom 29. Auguſt beweiſe, aber nicht vie Kraft aufgebracht, dieſe Erkenntnis in die Tat umzu⸗ ſetzen. Die künftige Regierungsmehrheit müßten wie⸗ derum die drei bisherigen Regierungsparteien abgeben. Die„Voſſ. Ztg.“ beglückwünſcht die Demokratiſche Partei dazu, daß ſie es trotz aller Lockungen und Dro⸗ hungen zu verhindern gewußt habe, daß das Werk der Befriedigung und Befreiung geſtört werde. „Das„B. T.“ hätte es aus Gründen der parlamen⸗ tariſchen Gepflogenheiten lieber geſehen, wenn das Ka⸗ binett ſich in offener Feldſchlacht dem Parlament ge⸗ ſtellt hätte. Das Blatt glaubt, daß die Hälfte der kommuniſtiſchen Stimmen wieder den Sozialdemokraten zufallen werden. Der„Vorwärts“ bringt ſeine Genugtuung die Parlamentsauflöſung zum Ausdruck, die er als einen Sieg der Vernunft und des Rechts bezeichnet. Die Sozialdemokratie trete mit ſcharfem Schwert und reinem Schild in den Kampf ein. Die Wahlen müßten eine Etappe ſein zur Erringung einer ſozialdemokrati⸗ ſchen Mehrheit im Reichstage. 5 Die„Deutſche Tageszeitung“ mißt die Schuld an bem Ausgang der Verhandlungen dem Reichskanzler und den Demokraten bei. Zu den kommenden Wah⸗ len bemerkt das Blatt, daß von vornherein der drin⸗ gende Wunſch ausgeſprochen werden müſſe, nach Mög⸗ lichkeit eine einheitliche Front der Rechtsparteien zu ſchaffen. über Die Aufnahme in Paris. Berlin, 21. Okt. Nach Meldungen aus Pa⸗ ris iſt dort die Nachricht von der Reichstagsauflöſung außerordentlich ſchnell bekannt geworden. Sie hat aber anſcheinend in Pariſer politiſchen Kreiſen nicht ſo großes Aufſehen erregt, wie man es eigentlich erwartet hatte. In Regierungskreiſen ſcheint man mit Be⸗ dauern von der Parlamentsauflöſung Kenntnis genom⸗ men zu haben, da durch ſie die Aktionsfähigkeit der deutſchen Regierung wieder auf mehrere Wochen lahm⸗ gelegt werde und die deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchafts⸗ verhandlungen gehemmt würden. Ausländiſche Preſſeſtimmen. Berlin, 21. Okt. Zur Reichstagsauflöſung lie⸗ gen bereits auch die erſten engliſchen und franzöſiſchen Preſſeſtimmen vor. Die„Times“ erkennen an, daß Reichskanzler Marx ſein Beſtes getan und jede Mög⸗ lichkeit einer Koalition in Erwägung gezogen habe. Ein Kabinett, in dem vier Nationaliſten Sitze inne gehabt hätten, wäre allerdings unmöglich und unfähig geweſen, ſich mit außenpolitiſchen Problemen zu be⸗ ſchäftigen. Auf jeden Fall würde das deutſche Volk bei den kommenden Wahlen unter beſſeren Bedingun⸗ gen wählen als im letzten Frühjahr. Die franzöſiſche Preſſe äußert ſich über die Auf⸗ löſung des Reichstages und über das Scheitern einer Rechtserweiterung des Kabinetts ziemlich befriedigt. Der„Matin“ ſchreibt, daß eine Revanchepolitik mit einem Programm der Rechten moraliſch unmöglich ge⸗ worden ſei und daß deshalb die Auflöſung des Reichs⸗ tages ſich zwangsläufig aufgedrängt habe. Das„Petit Journal“ wünſcht, daß die Wahlen unter der Parole: „Republik oder Monarchie“ abgehalten würden. Es ſei allerdings unwahrſcheinlich, daß die Frage ſo geſtellt werde. Immerhin würde es ſchon ein wirklicher Fort⸗ ſchritt ſein, wenn die Parteien wenigſtens die Parole „Für oder gegen den Dawesplan“ ausgeben würden. Die chauviniſtiſchen Blätter„Gaulois“ und„Echo de Paris“ vermuten, daß die deutſchen Neuwahlen eine Rechtsmehrheit im Reichstag ergeben würden und knüpft an dieſe Fiktion mehr oder weniger gehäſſige Angriffe gegen die deutſche Politik. Auch prenßiſche Landtagswahlen. Berlin, 21. Okt. Der Aelteſtenrat des preu⸗ ßiſchen Landtages trat heute nachmittag erneut zu einer Beratung zuſammen. Vom Aelteſtenrat wurde mit⸗ geteilt, daß der 7. Dezember als Termin der Reichs⸗ taasneuwahlen in Ausſicht genommen ſe.... Jubiläumstagung der chriſtl. Gewerkſchaften. Von Bernh. Fehrecke. Die Geſchehniſſe in unſerem öffentlichen Leben überſtürzen ſich. Heute als Redakteur am Webſtuhl der Zeit zu ſitzen, iſt deshalb außerordentlich ſchwer. Man kann kaum den Dingen mit Verinnerlichung folgen, ſo ſchnell folgt ein Ereignis dem andern. Nur das Allerwichtigſte kann in den Vordergrund ge— rückt und in den Tageszeitungen gewürdigt werden. Die Kölner Jubiläumstagung der chriſtlichen Gewerkſchaften gehört mit zu jenen Zeitereigniſſen, die ſich am Horizont der deutſchen Bühne abheben und im öffentlichen Getriebe Beachtung finden. Mit Recht. Die chriſtliche Gewerkſchaftsbewegung iſt aus der eigentlichen Berufseinſtellung, der wirtſchaftlichen Intereſſenvertretung der Arbeiterſchaft herausgewachſen und iſt zum Wegweiſer und Wegbereiter der Volks⸗ gemeinſchaft überhaupt geworden. Man leſe nur heute Stegerwalds Rede, die er vor vier Jahren auf dem Eſſener Kongreß hielt, nochmals durch, vergleiche mit ſeinen Gedanken— gängen die politiſchen, ſozialen und geſellſchaftlichen Kämpfe des detztſchen Volkes, würdige objektiv die geiſtige Einſtellung und praktiſche Arbeit der chriſtlichen Gewerkſchaften in Staat und Wirtſchaft und man wird das beſtätigt finden, was wir eben behaupteten. Ohne Lebertreibung darf geſagt werden, daß die chriſtliche Gewerkſchaftsbewegung eine nationale Notwendigkeit geworden iſt. Am Kölner Kongreß wollte beſtimmt Reichskanzler Marx teilnehmen; die gegenwärtige politiſche Lage hielt ihn jedoch in Berlin feſt. Der Leberbringer ſeiner Grüße und Glückwünſche, Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns, der zugleich im Namen der ganzen Reichsregierung ſprach, feiert das Jubiläum der chriſtlichen Gewerkſchaften als ein Feſt, an dem nicht bloß die unmittelbar Intereſſierten, ſondern die ganze große Arbeiter- welt, ferner Kultur, Wirtſchaft, Volk und Staat beteiligt ſeien. Dr. Brauns gab die Erklärung ab, daß regierungsſeits in den letzten Jahren manches hätte getan werden müſſen. was nicht dem ſozialen Empfinden entſprach, was aber eine Folge des völligen Zuſammenbruchs der deutſchen Wirtſchaft und Staats— finanzen im Spätherbſt 1923 geweſen ſei.„Die Maßzahmen drückender Art wollen wir aber ſobald wie möglich beſeitigen und das begonnene Werk der Sozialreform und des Arbeits⸗ rechtes nach Möglichkeit krönen.... Wir werden uns in dem beſiegten und verarmten Deutſchland in mancher Hinſicht nach der Decke ſtrecken müſſen. Aber von dem einen können Sie ſeſt überzeugt ſein: die Reichsregierung iſt entſchloſſen, dieſe Ent⸗ behrungen und Laſten nicht dem arbeitenden Volke allein auf⸗ zulegen, ſondern ſie gerecht zu verteilen.“ Dieſes Bekenntnis der Reichsregierung, das ſich mit den Wünſchen der chriſtlichen Gewerkſchaften deckt, löſte lebhafte Beifallskundgebungen aus, die ſich überall in der deutſchen Arbeitnehmerſchaft, die jetzt bitterernſte Nöte in ihren Familien durchzumachen hat, fort— ſetzen werden, wo von dem Verſprechen der. Reichsregierung Kenntnis genommen wird. Mit ein Höhepunkt der Jubiläumstagung war es, als— erſtmals auf einer Gewerkſchaftstagung in Deutſchland— ein katholiſcher Kirchenfürſt, nämlich Kardinal Schulte, auf⸗ trat und erklärte, daß die chriſtlichen Gewerkſchaften als geſunde Reaktion des bodenſtändigen chriſtlichen Volkes gegen die Ver⸗ derbniſſe des mammoniſtiſchen Geiſtes und der Verheerung er⸗ wuchſen, die glaubensloſer Sozialismus in den Seelen der breiten Volksmaſſen angerichtet.„Sie(die chriſtlichen Gewerk- ſchaften) betonen die ſittlichen Vorausſetzungen aller Sozial⸗ reform und erkennen, daß auch im Wirtſchaftsleben nicht die rein äußerlichen Faktoren, auch nicht die Geſetze des Staates, das primär Geſtaltende ſind, ſondern daß alle Reform nur aus⸗ gehen kann von emer gründlichen Wandlung der Seelen der den wirtſchaftlichen Prozeß tragenden Menſchen.“ Wir wünſchen, daß der Aufforderung des Kardinals, der ſehr wahrſcheinlich die Auffaſſung aller deutſchen Biſchöfe vertrat, überall ent⸗ ſprochen werde,„daß die chriſtlichen Gewerkſchaften und katho⸗ liſchen Arbeitervereine zuſammenſtehen möchten im Kampfe füc die ſoziale Reform großen und größten Stils, in Gerechtigkeit und Liebe und in Abwehr jedes Amſturzes und jeder Reaktion“. Auch dieſe Worte ſind von größter aktueller Bedeutung, zugleich eine Genugtuung für die Sache der ſchriſtlichen Gewerkſchaften. Leberaus ſympathiſch berührten auch die Ausführungen, die der Vertreter des Deutſch-evangeliſchen Kirchenausſchuſſes der Rheinprovinz, Präſes Superintendent Dr. W olff, an die nach Tauſenden zählenden Beſucher der Zubiläumskundgebung richtete. Er verwies auf die große ſoziale Kundgebung des evangeliſchen Kirchentages vom Sommer dieſes Jahres, die er als einen tiefzeichnenden Ruf in das deutſche und chriſtliche Ge⸗ wiſſen kennzeichnet, eine Kundgebung, die gerade in den Reihen der chriſtlichen Gewerkſchaften ein lautes Echo weckte in der Hoffnung, daß nun auch in der evangeliſchen Kirche ein brei; teres Intereſſe wachgerufen werde für die ſozialen Belange der breiten Volksſchichten und die chriſtliche Gewerkſchaftsſache. Wenn in der Tat unſer Vaterland wieder ſtark, neu und groß werden ſoll, dann müſſen beide chriſtlichen Kirchen in der Ver⸗ ſechtung der Volksintereſſen feſt zuſammenſteben und das ſtarke ſtaatsbeſahende Wirken der chriſttichen Gewerkschaften, das Oberpräſident der Rheinprovinz, Fuchs, rühmte, mit allen Kräften unterſtützen. 5 Stegerwald hielt auf der Tagung zwei Referate. Sie find wert, im ganzen deutſchen Volke vollſte Beachtung und Be⸗ berzigung zu finden. Er verwies darauf, daß die chriſtlichen Gewerkſchaften einen ſchween Kampf gegen die ſozialdemokra tiſche Richtung, gegen Anternehmertum und gegen ſtarke geistig. Strömungen im katholiſchen und evangeliſchen Lager durch; kämpfen mußten. Dadurch wurde es den chrſtlichen Gewerk⸗ ſchaften ſehr ſchwer gemacht, ihr Eigenleben gegenüber Staat, Geſellſchaft, Wirtſchaft und Kultur im Vergleich zur ſozialiſtiſchen Bewegung und zu den herrſchenden Anschauungen in den„bür⸗ gerlichen Kreiſen“ klar herauszuſtellen. Das hat ſich an un⸗ ſerem Volkstum und unſerem Staatsleben ſchwer gerächt. Weri⸗ voll war Stegerwals Bewertung der Sozialdemokratie:„Wenn wir vom Kampf gegen die ſozialiſtiſche Idee reden, ſo ver⸗ ſtehen wir darunter nicht den Kampf gegen den ſozialdemo⸗ kratiſchen Arbeitskollegen, mit dem wir zuſammen arbeiten müſ⸗ ſen. Der Kampf unſerer chriſtlichen Weltanſchauung gegen den kapitaliſtiſchen Geiſt und die ſozialiſtiſche Idee iſt der Kampf des geiſtigen Prinzips, das wir vertreten gegen das der materialiſtiſch-mechaniſtiſch beherrſchten Gegenſeite. Vom Konservativen. Das iſt ſelbſtverſtändlich. Politiſche Macht ur ſtarken Einfluß erſtrebt jede Partei, das iſt ja ihr Zweck. 1 1 dieſer Darſtellung überſieht man aber, daß heute die Verhältniſſe haf total anders liegen wie ehedem im alten preußiſchen Dreiklaſſen⸗ ſtaat, und damit im Reich. Heute zählt die Deutſchnationale Volkspartei 22 Prozent Hält man die übrigen 78 Prozent Reichstages für ſo dumm und ſo paſſiv, daß ſie dieſen 22 Pro⸗ zent den Staat überlaſſen? Wer uns wieder den alten Klaſſen⸗ ſtaat aufrichten will, wer uns wieder eine enge obrigkeitsſtaat⸗ liche Kaſte als Regierung hinſtellen will, wer glaubt, daß die ſoziale Reaktion den Grundſtein für Deutſchlands Wiederauf⸗ bau abzugeben habe, wer glaubt, die Sozialdemokratie müſſe von der Regierungskoalition ausgeſchaltet werde, damit die Arbeiter⸗ ſchaft wieder zum Packeſel der Geſellſchaft degradiert werden könne, der hat falſch gewettet. der chriſtlichen Gewerkſchaftsbewegung keine Richtungen, da⸗ gegen gibt es einmütigen würden wir den ganzen alten Parteiflügel zerſchlagen, bevor wir dieſe Politik und Entwicklung zuließen.“ Klaſſenkampfprinzip beherrſcht, teilt die Sozialdemokratie die ganze menſchliche Geſellſchaft in Ausbeuter und Ausgebeutete. Infolgedeſſen kann ſie kein angemeſſenes Verhältnis zu Volk, Staat und Nation finden. Ihr ſteht der ausländiſche Arbeiter als Klaſſengenoſſe grundſätzlich näher als der deutſche Bauer und Anternehmer als Volksgenoſſe. Die Sozial⸗ demokratie kämpft den Klaſſenkampf im Innern und verwirft aus Prinzip den Ausgleich unter den Ständen. Sie proklamiert im Innern die Staatsallmacht, nach außen weiſt ſie praktiſch dem Staat die Nolle des Nachtwächters zu.“ Demgegenüber betonte Stegerwald:„Die ſchriſtliche Gewerkſchafts⸗ bewegung will einen machtvollen Staat nach innen und außen, verwirft aber die Staatsallmacht. Sie will nicht den Staat, wie er vor 1914 war, der einſeitig ſeine Macht nach innen und außen hervorkehrte und dabei die übrigen Kraft⸗ tationen der Politik, insbeſondere auch die moraliſchen und geiſtigen ſtark vernachläſſigte. Ein Staat ohne Macht iſt ein Anding, ein bloßer Machtſtaat aber iſt für die Dauer eine eben⸗ ſolche Anmöglichkeit. Die chriſtliche Gewerkſchaftsbewegung lehnt den ſozialiſtiſchen Klaſſenbegriff überhaupt ab, ſie ſetzt an deſſen Stelle den Berufs- und Standesbegriff. Nach chriſtlicher Auffaſſung iſt die Arbeit für jeden Menſchen ſittliche Pflicht.“ Der Führer der chriſtlichen Gewerkſchaften führte dann aus: „In den vergangenen 20 Jahren mußten unſere Verbände in der Defenſive kämpfen. Jetzt iſt die Stunde zur Offen⸗ ſive gekommen. Nicht bloß die chriſtliche Gewerkſchafts⸗ bewegung, auch die deutſche Oeffentlichkeit und das deutſche Anternehmertum ſtehen jetzt vor einer großen Stunde. Jetzl haben die deutſchen Arbeitgeber durch die Tat zu beweiſen, ob ihnen die Arbeitsgemeinſchaft von 1918 bis Ausbruch der Re⸗ volution bloß Bluff, bloß„Hagelverſicherung“ war oder ob ſie darin eine neue Epoche für die Geſtaltung des Verhältniſſes zwiſchen Kapital und Arbeit geſehen haben.“ Stegerwald verfocht darauf ſeine bekannten ſtaatspolitiſchen Grundſätze in Vergleichsſtellung zu den Grundſätzen des Staats⸗ reformators Frhr. von Stein, ſetzte ſich mit der Frage der Wirtſchaftsumſtellung auseinander, bei der es Zeit ſein müſſe, die Arbeiter- und Gewerkſchaftsbewegung zum poſitiven Mitträger der Wirtſchaft zu machen und mit ihren Beſtrebun⸗ gen bis zu den Wurzeln der Produktion vorzudringen, und nahm dann zur parteipolitiſchen Lage Stellung, wo⸗ bei er die Frage aufwarf:„Was ſteht uns chriſtlichen Arbeitern näher: das internationale Börſenjobbertum, die internationalen Freimaurerlogen, die mechaniſtiſche Geiſtesrichtung und Lebens⸗ auffaſſung, wie ſie von der bürgerlichen deutſchen Demokratie und der Sozialdemokratie gemeinſam vertreten wird, eine Reihe intellektueller wurzelloſer Elemente, die ſogenannten leichtbeweg⸗ lichen„Spring⸗-ins-Feld“ auf der einen Seite, oder aber das deutſche bodenſtändige katholiſche und evangeliſche Volk auf der anderen Seite, insbeſondere dann, wenn es konfeſſionell duld⸗ ſam und verſöhnlich und ebenſo für ſtaatspolitiſche, ſoziale Fort⸗ ſchritte zugänglich iſt? Den bodenſtändigen Teil des deutſchen Volles im katholiſchen und evangeliſchen Lager zu einer ver⸗ nünftigen geſamtpolitiſchen, ſtaatspolitiſchen und ſozialpolitiſchen Auffaſſung zu bringen, das muß eine der großen Aufgaben der chriſtlich⸗nationalen Arbeiterbewegung Deutſchlands ſein.“ Feſtgebalten im Rabmen dieſes Artikels gehört auch fol⸗ der Abgeordneten des Reichstages. der Abgeordneten des Gegen dieſe Pläne gibt es in und geſchloſſenen Kampfl Lieber (Schluß folgt.) 5 ö Aus Heſſen. Darmſtadt, 21. Okt. Der Landesparteitag der Deutſchen Volkspartei in Heſſen gipfelte in der Rede des Abgeordneten Dineldei, in der er betonte, daß die Partei mit beſtem Vertrauen auf die gute Sache in den bevorſtehend en ſchweren Wahlkampf gehe. Aus Freude darüber, daß endlich wieder die Vertreter aus den be⸗ ſetzten Gebieten anweſend ſein konnten, wurde der Ab⸗ geordnete Scholtz, Mainz, zum Vorſitzenden des Lan⸗ desverbandes gewählt. Darmſtadt, 21. Okt.(Vom eigenen Fuhr⸗ werk totgefahren.) Der Landwirt Johannes Effler fuhr abends mit geladenem Fuhrwerk auf der Straße von Mutterſtadt gegen Darmſtadt zu. Ein Auto kam in entgegengeſetzter Richtung, durch welches das Pferd ſcheute. Effler kam dabei zu Fall und wurde von dem Fuhrwerk überfahren. Die Verletzun⸗ gen waren ſo ſchwer, daß alsbald der Tod eintrat. Darmſtadt, 21. Okt.(Rektoratswechſel bei der Techniſchen Hochſchule.) Der neue Rektor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, Prof. Di⸗ plom⸗Ingenieur Dr. Schlink, wurde zum Rektor der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt gewählt. Am 21. Oktober findet die feierliche Uebergabe des Rektorats durch den bisherigen Rektor, Prof. Dr. ing. Heide⸗ arock an den neugewählten Rektor ſtatt. Worms, 21. Okt.(Unglücks fall.) Heute vormittag ereignete ſich in den Lederwerker von Dörr und Reinhart ein ſchwerer Unglücksfall, der ein jun⸗ ges Mädchen zum Krüppel machte. Die Fabrikarbeiterin Marie Gander aus Abenheim bei Worms geriet der⸗ art unglücklich in eine laufende Maſchine, ſo daß ihr die rechte Hand glatt vom Arm weggeriſſen wurde. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde das erſt 18 Jahre alte Mädchen in das Wormſer Krankenhaus überführt. Mainz, 21. Okt.(Kartoffe lernte.) Die cheinheſſiſche Kartoffelernte fällt in dieſem Jahre tro“ des ſchlechten Wetters im verfloſſenen Sommer doc, recht gut aus. In manchen Gegenden werden Erträg⸗ niſſe verzeichnet, die bei weitem diejenigen normal- Rahre überſteigen. Zwar tritt auch ſtark die Kartoffer⸗ jäule auf, doch wird dadurch an der Note, die die diesjährige Kartoffelernte verdient, nichts geändert. Als Folge des guten Erträgniſſes ſind nunmehr die Preiſe weſentlich heruntergegangen und zwar koſten die Kar⸗ 90 0 der Zentner 2,50 bis 3 Mark gegen 4,50 Mark vorher. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim, 21. Okt.(Der Abmarſ ch der Franzoſen.) Ueber den ſehnlichſt herbeigewünſch⸗ ten Abzug der Franzoſen aus Mannheim iſt noch er⸗ gänzend nachzutragen, daß ſchon lange vor dem Ab⸗ marſch die Truppen im Schloßhof marſchbereit ſtanden. Von Ludwigshafen her kamen im Auto ein General fen ab Abmarſch vo ohne Zwiſchenfälle. Als die b verlaſſen hatte, wurde unter de Salut 105 ei und Hochrufen der Bevölkerung g badiſche Fahne auf dem Schloß ge⸗ hiß t. Die bisher beſetzten Gebäude wurden über⸗ geben. Auf rechtsrheiniſchem Gebiet bleibt vorerſt nur noch der Poſten, der bereits vor dem Ruhrkampf im Rheinhafen poſtiert war. Die ſeit der allgemeinen Be⸗ ſetzung hier tätige franzöſiſche Schiffahrtskontrolle, be⸗ ſtehend aus einem Offizier und 25 Mann, übt auch weiterhin im Hafengebiet ihre Tätigkeit aus. Mannheim, 21. Okt.(Fernſprechverkehr Mannheim— Heidelberg.) Die Handels⸗ kammer hatte bei den zuſtändigen Stellen angeregt, bei der bevorſtehenden Umſtellung des Telephonverkehrs in den automatiſchen Betrieb die beiden Ortsnetze Mann⸗ heim⸗Heidelberg zuſammenzuſchließen, wie dies zwi⸗ ſchen Mannheim⸗Ludwigshafen ſchon der Fall iſt. Von der Oberpoſtdirektion iſt namens des Reichspoſtmini⸗ ſters der Antrag in der von der Handelskammer ver⸗ tretenen Form nach eingehender Prüfung aus grund⸗ ſätzlichen Erwägungen abgelehnt worden. Jedoch iſt zur Verbeſſerung des telephoniſchen Verkehrs zwiſchen Mannheim— Heidelberg die Einrichtung eines beſon⸗ deren Fernſprech⸗Schnellverkehrs in Ausſicht genom⸗ men, wie er nach Auskunft des hieſigen Telephonamtes ſchon im Ruhrgebiet eingerichtet iſt. Die beteiligten Stellen nehmen an, daß dieſe Verbeſſerung den Be⸗ dürfniſſen des Fernſprechverkehrs zwiſchen den beiden Städten genügen wird. Mannheim, 21. Okt.(Lohnkampf in der Metallind u⸗ſtrie.) Der am 14. d. M. für die Metallinduſtrie gefällte Schiedsſpruch, nach welchem die Lohnarbeiter ab 13. Oktober eine Lohnerhöhung von fünf Prozent erhalten ſollen. iſt von den Metallindu⸗ ſtriellen abgelehnt worden. Der Metallarbeiterverband hat nunmehr die Rechtsverbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruches bei dem Landesſchlichter beantragt. Weinheim, 21. Okt. Der auf dem neuen Fried⸗ hof von der Stadtverwaltung errichtete Heldenfried⸗ hof wird am Allerſeelen durch eine Totengedenkfeier eingeweiht werden. Karlsruhe, 21. Okt.(Die Lage des Ar ⸗ beitsmarktes in Baden.) Die Geſamtlage des badiſchen Arbeitsmarktes hat ſich in der Woche vom 9. bis 15. Oktober in geringem Umfange weiter ge⸗ beſſert. Die Zahl der unterſtützten Erwerbsloſen (Hauptunterſtützungs empfänger) ſank von 20 520 auf 20 320, alſo um 200. Die Beſſerung der Lage findet ihren Ausdruck auch in einem Sinken der Zahl der Arbeitsſuchenden von 36 158 am 8. Oktober auf 35 269 am 15. Oktober, auf der anderen Seite in einer Zu⸗ nahme der offenen Stellen von 2376 auf 2490. Wiesloch, 21. Ott.(Tagung.) Der Landes⸗ verband ſelbſtändiger badiſcher Schmiedemeiſter hielt hier am Sonntag ſeinen Obermeiſtertag ab. Die Ta⸗ gung 1925 wird in Schwetzingen ſtattfinden. Achern, 21. Okt.(Einbrecher.) In der Stuhl⸗ fabrik des Herrn Meder wurde vorgeſtern abend ein Einbruchsdiebſtahl verſucht. Als der Geſchäftsführer Steegmüller einen Rundgang durch die Fabrik machte, wurde er plötzlich von mehreren Männern überfallen und mit Schlägen traktiert, ſo daß er bewußtlos zu⸗ ſammenbrach. Frau Meder wurde durch das Stöhnen des Verletzten aufmerkſam und ließ ihn in Sicherheit bringen. Den Einbrechern gelang es, unerkannt zu entkommen. Pforzheim, 21. Okt.(Selbſtmordver⸗ ſuch.) Ein 23jähriger Goldarbeiter verſuchte ſich durch Oeffnen der Pulsadern das Leben zu nehmen. Später wollte er ſich in der elterlichen Wohnung aus dem Ten, ſter auf die Straße ſtürzen, wurde aber von zwei Po⸗ lizeibeamten an ſeinem Vorhaben gehindert. Man ver⸗ brachte den unglücklichen jungen Mann, über deſſen Be⸗ weggründe man noch im Unklaren iſt, ins Krankenhaus. Bauſchlott bei Pforzheim, 21. Okt. Im hieſi⸗ gen Schloſſe, dem Beſitztum des Prinzen Max von Baden, wird demnächſt, nachdem die erforderlichen Re⸗ und verſchiedene höhere Offiziere. 4 10 Uhr marſchier⸗ Der Siebente. Roman von Elsbeth Borchart. 26. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Seeger— befohlen?“ ſchrie Eberhard wütend. „Was ſoll denn das heißen? Wer iſt hier der Herr, und wem habt ihr zu gehorchen? Laßt euch das ge⸗ ſagt ſein: wer es noch einmal wagt, anderer Befehle ohne meine Zuſtimmung zu befolgen, iſt auf der Stelle entlaſſen! Und jetzt— mach, daß du fort⸗ kommſt, und hole mir die Pferde aus Stolzenau zu⸗ rück! Nun, warum zögerſt du? Willſt du mir den Gehorſam verweigern?“ In Eberhards Augen loderte es.„Noch eine Minute, und— du biſt entlaſſen!“ Der Knecht zuckte zuſammen. „Ich gehe, Junker.“ Wutbebend blickte Eberhard ihm nach. Was war denn das? Wollte ihm der Knecht etwa den Gehor⸗ ſam verſagen um Seegers willen? Das fehlte gerade noch? Wie kam es nur, daß kein einziger Bedienſteter im Schloß es wagte, dieſem Menſchen offenen oder ge⸗ heimen Widerſtand entgegenzuſetzen? Früher hatten ſie doch alleſamt ſeine Abneigung gegen die Hauslehrer ge⸗ teilt und waren ſeine nur allzubereiten Helfer und Förderer in ſeinen loſen Streichen geweſen. Und nun dieſem, der ihm am meiſten verhaßt war, dem erzeigten ſie Hochachtung und Gehorſam, gegen den wagten ſie nicht aufzutreten, ſelbſt auf die Gefahr hin, es mit ihm, dem Junker zu verderben. Das war ſtark, und ſo durſte es nicht weitergehen, da mußte ein Exempel ſtatuiert werden, das des anderen Macht und Anſichten untergrub. den wiederkam, war Seeger der Blamierte; dann würde ihm wohl die Luſt, noch länger hierzubleiben, ganz ernſtlich vergangen ſein. Eberhard freute ſich des Sie⸗ 5 und Triumphes. Wenn Seeger nur erſt fort wärel lich ſeine Pflichten zu erfüllen, denn hatte dieſer Siebente recht: Gerolſtein durfte tein Ignorant ſein, der mußte ſeinen Leute Wenn der Franz mit den Pfer⸗ Nachher wollte er anſangen zu lernen und ernſt⸗ in dem einen der zukünftige Herr von Untergebenen in Charakter und Wiſſen ein Vorbild wer⸗ den. Aber freiwillig wollte er es tun, nicht gezwun⸗ gen; das demütigte und erniedrigte nur. Mit ſolchen Gedanken, elaſtiſchen Schrittes, jeder Zoll der künftige Gebieter, ſchritt er über den Hof, dem Schloß zu, die Treppe hinauf und geradewegs in 550 Na wo Seeger mit Karl Heinz beim Unter⸗ richt ſaß. Ein unendlich verächtlicher Blick ſtreifte den klei⸗ nen Bruder, der ihm durch Seeger entfremdet worden war, und der nun mit dem Ausdruck kindlicher Ver⸗ ehrung und Aufmerkſamkeit zu ſeinem Lehrer aufſah. Dann begegnete ſein Blick dem Seegers. „Nun, Eberhard,“ fragte dieſer gleichmütig,„haſt du mir etwas zu ſagen?“ In Eberhards Adern kochte das Blut wieder auf. „Ja, ich gab bereits den Befehl, meine Pferde von Stolzenau zurückzuholen., Sie können es ſich mit⸗ hin ſparen.“ „So? Nun, ich hätte auch nicht daran gedacht, es zu tun, wenigſtens nicht eher, als bis ich mit dir über eine wichtige Sache geſprochen hatte,“ erwiderte See⸗ ger mit jener überlegenen, ſpöttiſchen Ruhe. die den Knaben bis aufs Blut reizte.„Uebrigens,“ fügte er mit verbiſſenem Lächeln hinzu,„wird Graf Stolzenau die Pferde nicht ausliefern.“ 116 70 „Oho!“ rief Eberhard zitternd und erſchreckt.„Er ſollte ſich hüten!“ f „Vor dir?“„ Der ſonderbare Tonfall brachte den Knaben vol⸗ lends außer ſich. „Ja, vor mir! Er hat nicht darüber zu beſtim⸗ men, ſondern ich!“ ſchrie er wütend. 5 „Bedenke, daß er dein Vormund iſt.“ N 5 „Vormund? Pah, ich lache über ihn und finde es erbärmlich, ſich mit ihm gegen mich zu verbinden! Aber ich nehme es mit allen beiden auf. Ich bin 115 paraturen und Umbauten beendet ſind, eine Haushal⸗ tungsſchule eröffnet. f ſcheinend von den ungezogenen Worten ſeines 36 lings nicht beſonders berührt.„So lange du noch nicht ge⸗ lernt haſt, dich ſelbſt zu zügeln, ſolange du dich noch ſo widerſpenſtig und unbärdig zeigſt, wie eben jetzt, habe ich dir zu befehlen!“ e „Das— das wollen wir ſehen!“ rief Eberhard und rannte hinaus, die Tür krachend hinter ſich ins Schloß werfend.. Seeger ſtrich über den Kopf des Kleinen, der ver⸗ ängſtigt und von der leidenſchaftlichen Unart des Bru⸗ ders eingeſchüchtert war.„Du biſt ein braver, lieber Junge, aber Eberhard ſoll auch einer werden, verlaß dich darauf.“ Eberhard ſtürmte unterdes im Vorgefühl ſeines Triumphes dem Stall zu. Franz mußte wohl ſchon zurück ſein. b Richtig, da ſtand er ſchon. g „Nun, Franz— ſind ſie da?“ rief er munter. Der Reitknecht würgte an den Worten, als ſäße ihm ein Kloß im Halſe. „Der Herr Graf Stolzenau laſſen ſagen, daß er die Pferde nur auf direkten Wunſch Herrn Seegers her⸗ ausgebe, und daß ich zuerſt eine Beſchein—“— „Waas?!“ unterbrach ihn Eberhard, ganz von Sinnen vor Schreck und Zorn. Er war totenbleich ge⸗ worden. Aber dem Knecht ſeine tiefe Demütigung zei⸗ gen? Nein! ö „Gut!“ ſeine Stimme klang heiſer.„Das Weitere wird ſich finden.“ b i Damit ging er ſtolz erhobenen Kopfes davon. Erſt in ſeinem Zimmer, das er hinter ſich abſchloß, brach er in bittere, trotzige Tränen aus. (Fortſetzung folgt.) Gedankenperlen. Freude fehlt nie, wo Arbeit, Ordnung und Treue it, * Die Menſchen haben in der Regel auf Gerolſtein der Herr, der zu befehlen ni Du irrſt dich s erwiderte Seeger gelg Ehrfurcht vor einem vorlauten Günſtling des Glückes 19 bos de ſtillen Wirken des ſchaffenden G. iu ja brachte es bis zum äußerſten Elend. van Artevelde ein. n e e 10 Uh ags stagvormittag 10 Uhr zuſammen. In der erſten Sitzung wird Finanzminiſter 95 Kraus⸗ neck den Doppeletat mit einer größeren Rede einbrin⸗ gen. Der Staatshaushaltsausſchuß nimuit ſeine Arbei⸗ ten am Freitagvormittag, 9 Uhr, auf. In dieſer Si⸗ tzung werden die Anträge, die die Hilfsaktion für die durch Naturereigniſſe geſchädigten Landwirte ſowie Steuererleichterungen fordern, zur Beratung kommen. f Ludwigshafen, 21. Okt. Unfall.) Ein Ar⸗ beiter aus Mannheim, der ſeinen Bruder in Schiffer⸗ ſtadt beſuchen wollte, ſprang am Samstagabend aus dem von Ludwigshafen kommenden Schnellzuge in dem Glauben, daß dieſer in Mutterſtadt halte. Er fiel ſo 1 0 ee ed, 11 5 den Oberſchen⸗ f 5 r Verunglückte wurde in das Krankenhaus nach. eingeliefert. 1 Ludwigshafen, 21. Okt.(Tödlicher Un⸗ 91 ünck a f a LI.) Der 43 Jahre alte verheiratete Schloſ⸗ ſer Julius Weber aus Neckarau, der in der Anilin⸗ fabrik beſchäftigt war, geriet geſtern abend beim Auf⸗ ſpringen auf die Elektriſche an der Halteſtelle Anilin⸗ fabrik unter die Räder des Anhängewagens, wobei ihm tas Bein am linken Oberſchenkel und der rechte Arm Ae Schwerverletzte wurde ins erbracht, wo er heute frü. letzungen erlag.. eee Ludwigshafen, 21. Okt.(Die Inderzif⸗ fer.) Nach den Berechnungen des Statiſtiſchen tl der Stadt Ludwigshafen zeigt die Indexziffer der Stadt für die erſte Hälfte des Monats Oktober eine e i gie be gegenüber dem nitt. ie Ziffer hat damit di 5 von 1322 Milliarden erreicht. 0 1 Frankenthal, 21. Okt.(Das Nachtmahl der Spitzbuben.) Im Garten einer Villa in der Gartenſtraße gaben ſich in einer der letzten Nächte Diebe ein Stelldichein und verſpeiſten in aller Gemütsruhe eine Menge Bier, Wurſt, belegte Brötchen, Käſe, Ku⸗ chen, die für den Sonntag bereitſtanden und nahmen ee 10 10 chal Menge Lederwaren mit. ankenthal, 11. Okt.(Waſſer in Wurſi u nd Butter.) Mehrere Metzger von hier 1 wegen übermäßigen Waſſergehalts in der Wurſt zur Anzeige gebracht, desgleichen ein Butterhändler we⸗ gen n Waſſergehalts in der Butter. euſtadt a. d. Haardt, 21. Okt.(pPfälziſche H ausbeſitzertagu n g.) Ein Verbandstag der 0 8% i e wird Mitte ieſes Jahres in Neuſtadt a. d.. ſammentreten. 1 F „Ke ſiſerslautern, 21. Okt.(Tragiſcher Un⸗ glu cks fa ll.) Am Samstag ſtürzte die Ehefrau Anna Kiſſing ſo unglücklich die Treppe hinunter, daß ſie ſich außer äußeren Verletzungen eine ſchwere Ge⸗ hirnerſchütterung zuzog, an deren Folgen die Frau vorgeſtern geſtorben iſt. Kaiſerslautern, 21. Okt. Unglücklicher Eine Frau aus der Landſtraße iſt dieſer Stur z.) Unachtſamkeit die Tage in ihrer Behauſung infolge Treppe heruntergeſtürzt und hat ſich dabei eine ſchwere Gehirnerſchütterung und eine Verletzung am Kopfe zugezogen. Infolge dieſer Verletzungen iſt ſie geſtor⸗ ben, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. e 0e Aus Nah und Fern. Die 50 Mark vor dem Kriege. Ein prinzipiell bedeutungs voller Streitfall wird jetzt die Berliner Ge⸗ tichte beſchäftigen. Ein Berliner hat den Städtiſchen Elektrizitätswerken A.⸗G. am Schiffbauerdamm im Februar 1908 gegen Quittung einen Betrag von 50 Mark in Gold für Stromſicherheit ausgezahlt. Die Quittung ſicherte einem jeden Zahler die Rückgabe die⸗ ſes Geldes zuzüglich 32 Prozent Zinſen vom Tage 2 444„ eee—— heriſcher eien Nd 8 n. 1 Wohnung aufgegeben und um Rück⸗ 175 6 des im Jahre 1908 mit drei 1 1 15 ten Betrages erſucht. Im Antwortſchrei Aktiengeſellſchaft es ab, ihm die 50 Mark nach heutiger Währung zu zahlen, weil ſein damals geleiſteter Ve⸗ f dle Wohn trag bei ihnen in„Reichswährung“, d. h. in Papier⸗ markt zu Buche ſteht und dieſe zurzeit auch nur ent⸗ ſprechend zur Rückzahlung gelangen kann. Zu einer Aufwertung bezw. Umrechnung in Goldwert glaut en ſich die Städtiſchen Elektrizitätswerke nicht verpflichtet. Der Berliner ſteht aber auf dem Standpunkt, daß das Deutſche Reich lange vor dem Kriege goldgedecktes Geld beſeſſen hat, daß alſo von einer Papierreichswähru keine Rede ſein dann Papierreichswährung Von Felddieben getötet. Am Sonntag wurden bei Koblenz Aepfeldiebe von den ehrenamtlichen Feldhütern, Landwirten Ackermann und Arenz, über⸗ raſcht. Ackermann wurde ſofort tätlich angegriffen u. ſtarb bald darauf an den ſchweren Verletzungen. Arenz wurde von dem anderen Dieb ſchwer verletzt. Der Kob⸗ lenzer Polizei gelang es, als Täter den 21 Jahre al⸗ ten Arbeiter Heinrich Hahn aus Metternich und den ebenfalls aus Metternich gebürtigen 21 Jahre alten Mechaniker Anton Heinrich Geis feſtzunehmen. Außer⸗ dem wurden noch zwei Helfershelfer aus Metterni verhaftet. ee ee Zwei Millionen Geldſtrafe. Weil er ohne Aus⸗ fuhrerlaubnis des„Board of Trade“, des Pritsche Handelsminiſteriums, Maſchinengewehre nach Rußland lieferte, iſt der Kapitän Cecil Attfield in London zu einer Geldſtrafe von faſt zwei Millionen Mark verur⸗ teilt worden. Kapitän Attfield erklärte ſogleich nach Verkündung des Richterſpruches, daß er völlig außer⸗ ſtande ſei, ſo eine Rieſenſumme zu bezahlen. Der eng⸗ liſchen Geſetzgebung zufolge kann ein jeder, der dem Staate etwas chuldet, ſo lange in Haft behalten wer⸗ den, bis er ſeine Schuld voll bezahlt hat, und darf ſich nicht für bankrott erklären. Da ein Gefangener höchſtens 16 Schilling wöchentlich im Gefängnis durch ſeiner Hände Arbeit verdienen kann, winkt dem Ka⸗ pitän Attfield Gefängnis für die Dauer ſeines ganzen übrigen Daſeins. Seine Freunde wollen indes ein e für ihn beim Miniſter des Innern ein⸗ Das ausgeſetzte Kind. Ein Portier in einer Londoner Vorſtadt hatte ſich vor dem Polizeigericht unter der Anklage der Kindesausſetzung zu verantwor⸗ ten. Nach der Vorgeſchichte war an den Portier eine Dame herangetreten, die ein fünfmonatiges Kind im Arm hatte. Sie hatte ihn gebeten, für einen Augen⸗ blick das Kind in Verwahrung zu nehmen, während ſie Beſorgungen in der Nachbarſchaft ausführen wollte. Die Dame kam nicht wieder. Nach einigen Stungen wurde dem Portier die Sache zu langweilig, und er ſetzte das Baby einfach vor der Tür ſeines Hauſes ab. Rechtsanwälte und Richter unterhielten ſich nun meh⸗ rere Stunden darüber, ob den Portier an der Aus⸗ ſetzung des Kindes, das ſpäter von einer Polizei⸗ patrouille aufgefunden wurde, irgendwelches Verſchul⸗ den trifft, eine Frage, die ſchließlich zu ungunſten des Portiers entſchieden wurde, mit der Feſtſtellung, daß er ſich die Leute beſſer anſehen müſſe, von denen er Kinder in Verwahrung nehme. Die Braut. In einer norwegiſchen Zeitung konnte man folgende Anzeige leſen:„Da ich demnächſt nach Amerika reiſe, um meine Stellung dort anzutre⸗ ten, und da meine Braut nicht mitkommen will, wird auf dieſem Wege anſtändiger, wohlhabender Mann ge⸗ ſucht, der ſich mit ihr verheiraten will. Sie iſt 23 Jahre alt, blond und ſehr hübſch, hat den beſten Ruf und ein kleineres Vermögen.“ Mehr kann man kaum von einem abreiſenden Bräutigam verlangen. Furchtbare Panik. Nach römiſchen Blättern ent⸗ ſtand in Athen durch Brandgeruch und den Aus⸗ ruf Feuer in einer Kindervorſtellung in einem Licht⸗ ſpieltheater eine ungeheure Panik, bei der 25 Kinder getötet und 21 Kinder ſchwer verletzt wurden. Die Urſache iſt darin zu ſuchen, daß aus Unachtſamkeit ein Taſchentuch in Brand geraten war. Weil ſie zuviel verdiente. Die New Yorker Ge⸗ richte beſchäftigen ſich mit dem ſeltenen Fall eines Ebo⸗ Der Berli en lehnt die mannes, der ſeine Frau verließ, weil ſte zuvtel ver⸗ diente. Der Beklagte, ein Schneider, hat ſeit 1 5 ren Jahren mit ſeiner Frau und ſeinem Sohn kei Wort geſprochen, weil er ſich darüber kränkte, dag ſeine Frau mit ihrer Schneiderei mehr verdiente als er. Die Frau hat ſich jetzt 50 000 Pfund erſpart und der Mann 9079 ſie zu verlaſſen, wenn ſie das Geſchäft nicht auf⸗ 0 Volkswirtſchaft. Marktberichte ö vom 21. Oktober * Frankfurter Getreidemarkt. An der heutigen Frankfurter Getreidebörſe notierten bei matter Tendenz: neuer Weizen 23,25 bis 24,25, Rog⸗ gen, inländiſcher, 23 bis 24, Sommergerſte 25 bis 28,75, Hafer, inl., 20 bis 23, Weizenmehl 35 bis 37,50, Mais, gelb, 20,25 bis 20,75, Roggenmehl 33.75 bis 35,50, Weizenkleie 12,50 bis 12,75, Roggenkleie 12,25 bis 12,50, alles in Goldmark die 100 Kilo⸗ gramm. ** 1 1 „ Lokales und Allgemeines. — Ein⸗ und Auszahlungen im Poſtſcheckverkehr. Nachdem das neue Münzgeſetz von der i in Kraft geſetzt worden iſt, hat das Reichspoſtminiſte⸗ rium die Poſtanſtalten angewieſen, bei Einzahlungen auf Zahlkarten außer Rentenmark alle zu Zahlungen an Poſtkaſſen zugelaſſenen Zahlungsmittel unbeſchränkt entgegenzunehmen. Zu Auszahlungen im Poſtſcheck⸗ verkehr werden gleichfalls außer Rentenmark die ſonſt zugelaſſenen Zahlungsmittel verwandt. , Beſuch der Gräber an Allerheiligen. Hilfsbund für die Elſaß⸗Lothringer, Landesgruppe Baden wird geſchrieben: Auf Eingabe hat der Präſi⸗ dent des Landesfinanzamts in Karlsruhe mitgeteilt, daß die Finanzämter in Baden angewieſen ſind, die Gebühr für Erteilung von Unbedenklichteitsvermerke oder Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen für 1 55 ae Ausreiſe zum Beſuche der Gräber in Elſaß⸗Lothringen an Allerheiligen auf zwei Goldmark, bei Familien⸗ reiſen mit Einzelpäſſen auf eine Goldmart für jeden Unbedenklichkeitsvermerk zu ermäßigen oder in beſon⸗ deren Härtefällen ganz zu erlaſſen. — Eine alte Feindſchaft, die ſchon zu manchen un⸗ ſchönen Szenen geführt hat, beſteht„von alters her“ zwiſchen— Hunden und Radfahrern! Das kann man täglich auf der Straße erfahren. Hunde ſind in ganz ſeltenen Fällen Freunde des Radſportes. Entweder ſie kläffen, daß die ganze Nachbarſchaft aus den Fenſtern ſtürzt und gewöhnlich beide— Radfahrer und Hund — verwünſcht, oder ſie üben ſich im Dauerlauf und ſuchen die Speichen des Rades oder— was noch un⸗ angenehmer iſt— die Waden des Radfahrers zu er⸗ wiſchen. Bei einigem guten Willen können die Hunde⸗ beſitzer ihren vierbeinigen Freunden die Abneigung ge⸗ gen das Fahrrad ſchon austreiben, ſie tun auch gut daran, das zu machen, da ſie ja geſetzlich verpflichtet ſind, für alle etwaigen Schäden— als da ſind: zer⸗ riſſene Hoſen, zerbiſſene Fahrradmäntel— aufzukom⸗ men. Jetzt, da auf der einen Seite die Zahl der Hundebeſitzer ſtändig wächſt, und auf der anderen auch das Fahr⸗ und Motorrad wieder mehr die Straßen be⸗ lebt, iſt es an der Zeit, den Hundebeſitzern anzuraten, auf derartige ſportfeindliche Paſſionen ihrer Schützlinge beſonders acht zu geben und die Tiere lieber einmal zu züchtigen, als fortgeſetzt für den Schaden aufkommen zu müſſen. Wie ſich ein Weizenkorn vermehrt. Wir wundern uns über die Vermehrungsfähigkeit des Unkrautes, die eine ſchier unglaub⸗ lich iſt. Aber würden wir unſere Kulturpflanzen nicht ſyſtematiſch anbauen, ſondern ſich ſelber überlaſſen, ſo würden wir eine ähn⸗ iche Vermehrungsfähigkeit wahrnehmen. Ein Weizenkorn ringt im erſten Jahre etwa 50 Körner. Im zweiten Jahre ſind daraus ſchon 2500 Körner geworden, im dritten Jahre 125 000, im vierten 6 250900, Da ein Zentner etwa 2 Millionen Kör⸗ ner zählt, ergibt ſich im vierten Jahr bereits eine Ernte von drei Vom Zentnern, eine Menge, die vollauf genügt, um den Brotbedar zines Menſchen auf ein volles Jahr zu decken. f Zur Aufführung des Dramas„Der Volkstribun von Gent“ durch die Mar. Jünglings⸗Sodalität am Sonntag, den 26. Oktober 1924, im Gaſthaus zum„Freiſchütz“. Unſer Drama, das am kommenden Sonntag zur Aufführung gelangt, führt uns hin in jenes Land, das im verfloſſenen Weltkrieg ſo viel von ſich reden machte, in dem geraume Zeit hindurch ſich die heftigſten und furcht⸗ barſten Kämpfe abſpielten, nach Flandern. Die Zeit, welche den Hintergrund des Schauspiels bildet, iſt eine der intereſſanteſten und bewegteſten in der Geſchichte Flanderns. Die Lage der damaligen Grafſchaft Flandern war zu Anfang des 14. Jahrhunderts eine äußerſt ſchwierige. Nicht fähig, ſich aus eigener Kraft gegen ſeine mächtigen Nachbarn zu behaupten, war Flandern zum Zankapfel zwiſchen Frankreich und England geworden, die ab⸗ wechſelnd ihre Oberherrſchaft geltend und fühlbar machten. Frankreichs mächtige Hand lag lange Jahre ſchwer auf Flandern, verhinderte die freie Entwicklung des Landes, In arger Ver⸗ blendung und Schwäche hielten die Grafen und der Ritterſtand zum Hofe Frankreichs, während das fleißige Volk der Handwerker und Bürger durch die Wirren des Krieges, durch die ſchlechte wirtſchaftliche Lage und durch den beſtändigen Drluck von oben in große Not und Armut gerieten. Handwerker und Bürger aber bildeten die große Maſſe der Bevölkerung in den damals aufblühenden Städten. Ihrer Zahl, ihrer Arbeitſamkeit und ihrer kunſtfertigen Hand verdankten die Gemeinweſen Macht, Reichtum, Ruhm und Anſehen. Ihre Rechte indeſſen waren noch ſehr kümmerliche, vielfach eingeſchränkt durch das ſtärkere Schwert des übermütigen Ritters und Lehens⸗ e Gegen dieſen Druck nun erhob ſich das Volk zu nfang des 14. Jahrhunderts, und es ging damals wie eine Nevolution durch alle bedeutenden Städte e n dieſe Bewegung greift die Tätigkeit Jakobs Er war zu Gent geboren um 1285 immte aus dem edelſten Blute des Landes. Be⸗ überlegener Intelligenz, mit einem ſcharfblicken⸗ den, klaren Geiſte, gleich gewandt mit dem Schwerte wie mit dem beredten Worte, war er ſo recht der berufene Mann, der das gedrückte Volk befreien und ihm zu ſei⸗ nen Rechten verhelfen konnte. Er tat es mit edelſter Hingabe und großartigem Erfolge. Er brach den Ein⸗ fluß Frankreichs und damit die Uebermacht der Ritter. Er knüpfte mit England freundſchaftliche Beziehungen an und eröffnete ſo dem verhungernden Handwerker einen neuen Handel, der Flandern eine erſte Stelle auf dem Markte Europas anwies. Dann organiſierte er die Städte und das ganze Land und ſtärkte es nach außen und innen. Das Volk erwählte ihn zum Stadthauptmann von Gent und zum Ruhwart von Flandern, in welcher Eigenſchaft er das Land zu deſſen Wohl und Beſten regierte. Als er ſein Werk nach allen Seiten mit Erfolg ge⸗ krönt ſah, erhob ſich in den Reihen der Zunftleute eine Intrigue gegen ihn, der er zum Opfer fiel. Letzteres bildet den Faden der dramatiſchen Handlung. Pater Humpert läßt den edlen Volkstribunen Jakob van Artevelde vor uns hintreten als einen Mann, der für das Volk lebt und ſtirbt. Alle perſönlichen Rück⸗ ſichten, ſelbſt die eigene Familie, müſſen zurücktreten, wo es gilt, für das Allgemeinwohl Opfer zu bringen, während auf der anderen Seite ſeinem Hauptgegner, Gerard Denis, kein Mittel zu ſchlecht iſt, um ſeinen Ehrgeiz, ſein Streben nach Ruhm zu befriedigen. Mit Neid und ſtill verhaltenem daßſe hat er ſchon lange beo⸗ bachtet, wie alles Volk Jakob van Artevelde, dem großen Wohltäter der Handwerker und Bürger, zujubelte. An⸗ ſtatt in dieſen Dank des Volkes miteinzuſtimmen, reift in dem Zunftmeiſter der Weber allmählich der teufliſche Plan, den zu ſtürzen und zu vernichten, der Flandern roß gemacht. Um ſein Ziel zu erreichen, ſchreckt er in iner Verblendung nicht davor zurück, mit den Todfeinden eines eigenen Standes gemeinſame Sache zu machen, den Rittern. Mit Freuden begrüßen letztere das hinter⸗ . liſtige Treiben des Gildenmeiſters der Weber. In un⸗ verkennbarer Heuchelei ermutigen ſie ihn und verſprechen ihm ihre Hilfe, Jakob van Artevelde unſchädlich zu machen. Wohl wird Gerard Denis gewarnt, abzuſtehen von ſeinem verhängnisvollen Vorhaben. Selbſt der eigene Sohn, Livin Denis, der, ganz im Gegenſatz zu ſeinem Vater, mit rührender Anhänglichkeit Jakob van Artevelde er⸗ geben iſt, läßt nichts unverſucht, den Vater von ſei⸗ nem verderblichen Spiel abzubringen. Doch umſonſt! Die Saat des Haſſes, die Gerard Denis geſät, geht auf und zeitigt ihre Frucht. Es kommt zum Bürger⸗ krieg; Zunft gegen Zunft, Handwerker gegen Handwerker, Bürger gegen Bürger. Der lachende Dritte ſind die Ritter, die aus dieſem Ringen ſiegreich hervorgehen. Der Stand der Handwerker verliert ſeine ſelbſtändige Stellung, die ihm Jakob van Artevelde nur unter größter Mühe und Anſtrengung beſchafft. Jakob van Artevelde, der Held unſeres Dramas, der Freund des Volkes, fällt durch ſein eigenes verhetztes Volk, während Gerard Denis, der in letzter Stunde die Täuſchung durch die Ritter erkennt und ſein unheilvolles Treiben einſieht, die Verzweiflung packt. Vorliegendes Drama enthält auch für unſere Zeit eine ernſte Mahnung. Oberſter und erſter Grundſatz muß ſein: Zuerſt das Wohl des Gemeinweſens, des Volkes, der Allgemeinheit und dann erſt die perſönlichen Intereſſen. In dieſer Hinſicht iſt uns Jakob van Arte⸗ velde ein leuchtendes Vorbild. Er bleibt auf ſeinem Poſten, auch dann noch, wo dieſe, uneigennützige Auf⸗ opferung für ſein Volk ihm den ſicheren Untergang in Ausſicht ſtellt. Die„Ich⸗Politik“, die nur den Nutzen und das Wohl der eigenen Perſon verfolgt, lag ihm fern. Wollte Gott, auch unſerem Vaterlande, das, wie kein anderes Land durch ſeinen Partezwiſt zerrüttet und zer⸗ klüftet iſt, wären recht viel ſolch edler, ſelbſtloſer und charakterfeſter Männer beſchieden. *