% (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) 92 Petitzeile 25 Pfg., Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter uſerate u. Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher. 10 (Viernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt Gratisbeilagen: wöchentlich Samskags das achtſeitige ſlluſtr. Sonntagsblatt„Sterne u. Blumen“ Rabatt.— Annahmeſchluß für e N g 5 2 Neueingänge dieser Woche HKleidersfoffe Kleider-Schoffen reizende Muster Kleider-Serge 130 em br., marine, feines Gewebe... MNMeter Kleider⸗Samt verschiedene Farben.. Neter Cöper-Samt 70 em br., gute Qualität.. Meter 8.50 Astrachen 125 em breit Manfelflausch 130 em breit... Nleter 5.50, 3.85 Velour de laine 130 em breit, in nur vorzüglicher Qual.. Nleter 8,90 Wäsche Taghemd mit Hohlsaum und Träger Taghemd mit Stickereigarnitur oder mit Stickereinsatz und Träger Beinkleid Knieform mit Festonbogen. 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Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mk. frei ins Haus. Anzeigenpreiſe: Die einſpalt halbjährlich einen Fahrplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich. Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. Main. — N 246. Heute 2 Blätter(8 Seiten) ſowie die Sonntags beilage„Sterne u. Blumen“ Vom Bücherleihen. Wenn es wahr iſt, daß Bücher unſere Freunde ſind, wie kommt es, daß wir ſie ſo ſchlecht behandeln? Wie iſt es mög⸗ lich, daß wir ſie verſchachern, erborgen, verleihen? 5 In Amerika hat ſich eine Vereinigung von Bücherfreunden gebildet, die kein Buch leihen noch ausleihen wollen. Mit einigem Nachdenken wird man erkennen, wie fein die Kultur ſolcher Männer iſt, die in ihrem Buch mehr erblicken als etwas, das flüchtig wie eine Münze durch alle Hände geht. Wer die Bibliothek dieſer Männer ſchaute, würde wohltuend berührt ſein, wie ſorgfältig behandelt und gepflegt jeder einzelne Band ausſieht; er würde ſpüren, daß den Beſitzer ein perſön⸗ liches Gefühl der Dankbarkeit mit dem Buche als einem Ver⸗ 1 1 60 ſchöner, lehrreicher und nicht ſelten unerſetzlicher Stunden verbindet. ü Gewöhnlich leſen wir zu raſch und deshalb zu viel, wenn wir überhaupt uns zum Leſen Zeit nehmen. Gerade im haſtigen Verſchlingen der Lektüre liegt aber der Keim unſeres Mangels verborgen. Denn hoch über dem Bücherfraß, der in allem gierig herumwühlt, ſteht der ſtille, bedachtſame Freund wertvoller Lek⸗ türe, der jährlich ſein Dutzend Bücher wohlgebunden in den Schaft ſtellt, der ſie in freien Stunden in die Hand nimmt und mit ihnen Zwieſprache pflegt. Jede wahre Lektüre iſt ein Geſpräch zwiſchen dem Geiſt des Buches und des Leſers. Und nicht die ſchlechteſten Werke ſind es, mit denen man in enger Freundſchaft leben muß, bis ſie einem das Beſte und Schönſte anvertrauen. f Wie ſoll aber einer, der ein Werk abgegriffen und beſchmutzt aus den Schäften der Leihbibliothek reißt, dies erwarten können! So manches gute, gedankenvolle Buch wird als leere Unterhal⸗ tungsware behandelt. Eine Unehre für den Verfaſſer, eine größere für den Leſer enen. 7 0 Leihweiſes Vielleſen führt zur Wahl- und Verſtändnisloſig⸗ keit. Nur dort wird man die feinen Köpfe antreffen, wo zwar verhältnismäßig wenig Bücher geleſen, aber alle geleſenen ver⸗ ſtanden und geliebt werden. Es wird dies ein Volk von Bücher, käufern ſein; 1 eee, i bes Soviel iſt ſicher: wenn ein Literaturberater einen wahrhaft erzieheriſchen Rat geben kann, ſo iſt es dieſer:„Kaufe deine Lektüre.“ Von ſelbſt wird der Beratene vom Guten das Beſte auszuwählen beſtrebt ſein, und unabläſſig wird 15 im vertrauten Verkehr mit ſeiner Sammlung der Geſchmack verfeinern. Verſäumniſſe überall hat die nun glücklich überwundene In⸗ flationskampagne zu Tage treten laſſen. Ein feſter Grund iſt wieder betretbar. Man ſieht darum kluge Leute allenthalben am Werk, die Walſtatt der Geldaufblähung nach Möglichkeit zu ſäubern. Häuſer werden aufgefriſcht, Warenlager erneuert, Unter⸗ nehmen ſaniert, und häusliche Bedürfniſſe auch untergeordneter Reihe gelangen nach und nach zur Befriedigung. Ein Wieder⸗ gutmachungsfeld iſt aber bisher e allgemein vernachläſſigt geblieben: das der Sorge um um die Beſchaffung von guten Büchern. Wer darin ſtillſteht, geht zurück. Noch bevor Rauchzimmer, Weinkeller wieder⸗ Nippeskram bezogen, ſollten die Lücken des Bücherſchrankes aus⸗ in der Private, Vereine und Bibliotheken jeder Art ihren Bücher⸗ Sterne des Schrifttums vielleicht überhaupt nicht vorfinden. Man (der Verlag Herder, Freiburg i. Br., z. B. beſitzt außer einem reichhaltigen„Bücherſchatz“ auch Proſpekte über Jugend-, Schöne und Religiöſe Literaturen). Denn von Winkel- und Senſations⸗ literatur iſt alles zu befürchten, vom guten Buche aber alles zu erhoffen. Dieſem müſſen die alten Freunde wiedererſtehen und neue hinzugewonnen werden. t —— 0— GCoolidges Wiederwahl. 1605 Die Wiederwahl des bisherigen amerikaniſchen Präſidenten Coolidge zeigt, daß die vepublikaniſche Par⸗ tei in Amerika zur Zeit noch über den maßgebenden Einfluß verfügt, und auf abſehbare Zeit hinaus die amerilanſſche Politik vollſtändig beherrſchen wird. Als Harding ſtarb, taten die amerikaniſchen Republikaner ſehr klug daran, Coolidge zu ſeinem Nachfolger zu machen, denn unter ihnen befindet ſich kein Mann, der ebenſo geeignet wäre, die Sympathien des amerikani⸗ ſchen Volkes zu gewinnen wie er, gegen den nicht ein⸗ mal ſeine demokratiſchen Gegner ernſtliche Angriffe zu richlen vermochten. Wäre Präſident Harding am Leben geblieben, ſo würde diesmal wahrſcheinlich ein Demo⸗ krat gewählt worden ſein. Dieſer ſtrenge und verſchloſ⸗ ſene Mann, der überdies den Amerikanern zu ehr als Berufspolitiker erſchien, hatte wiederholt die öſſentliche Meinung gegen ſich aufgebracht, und oft genug ſchien es, als ob die demokratiſche Partei, die zur Zeit des Todes Hardings noch vollkommen unter der Führung des vatzwiſchen ebenfalls verſtorbenen Wilſon ſtand, wie⸗ der die Oberhand gewinnen werde. Mit dem Regie- rungsantritt Coolidges änderte ſich jedoch die ganze Sachlage. Während Harding ſich um die Entwicklung der europäſſchen Angelegenheiten nicht mehr gekümmert hatte a de Vereinigten Staaten immer mehr in eine ie geiſtige Koſt, im beſondern beſtückt, Spiel⸗ und Vereinsbetrieb ausgedehnt, Boudoir- und f gefüllt werden. Die Markſtabiliſierung bringt die gegebene Zeit, i beſtand auf zeitgemäße Vollſtändigkeit hin prüfen. Der Revi⸗ dierende wird betrübliche Wahrnehmungen machen, die neuen ſetze ſich am geeignetſten mit ſeinem Buchhändler ins Benehmen Politik der vollkommenen Iſolation hineintrieb, wußte Coolidge den Kontakt mit den europäiſchen Staaten wieder herzuſtellen und das Verhältnis Amerikas zu England außerordentlich zu befeſtigen. . e cCluin coieg“e Es ſteht außer Zweifel, daß die nunmehr erfolgte Wiederwahl Coolidges zum großen Teil auf engliſche und möglicherweiſe auch auf franzöſiſche Einflüſſe zu⸗ rückgeführt werden muß. Denn die großen amerikani⸗ ſchen Zeitungen ſind nicht ſchwer zu beeinfluſſen, da ſie abſolut keinen Skrupel darin ſehen, von irgendeiner Seite her gegen entſprechendes Entgegenkommen ge⸗ wiſſe Richtlinien anzunehmen. Der demokratiſche Ge⸗ genkandidat Davis hatte von vornherein die denkbar ungünſtigſten Ausſichten, weil ſeine Perſönlichkeit ſelbſt in der demokratiſchen Partei außerordentlich lebhaft um⸗ ſtritten war und er einem Manne wie Coolidge gegen⸗ über abſolut kein Gegengewicht zu bieten imſtande war. Zweifellos haben ſehr viele Demokraten für Coolidge geſtimmt, weil ihnen ein kluger und ehrlicher republika⸗ niſcher Politiker mehr zuſagte als der bewegliche, ge⸗ ſchäftstüchtige und zu allerlei Kompromiſſen hinnei⸗ gende Davis, der die Geſchmackloſigkeit begangen hatte, den amerikaniſchen Faſeiſten, den Kukluxklan, Kompli⸗ mente zu machen, um deren Stimmen zu erringen. Der Kandidat der Linken, Senator Lafollette, der als offizieller Kandidat der Deutſchamerikaner und der Arbeiter aufgeſtellt war, hat immerhin eine ſehr an⸗ ſehnliche Stimmenzahl— man ſpricht von über ſechs Millionen Wählern— auf ſich vereinigt. Wenn man berückſichtigt, daß Lafollette mit einer politiſchen Neu⸗ gründung, der progreſſiven Partei, zum erſten Mal im Wahlkampf hervorgetreten war, ſo iſt dieſes Stimmen⸗ ergebnis zweifellos ein Zeichen der unbedingten Exi⸗ ſtenzfähigkeit dieſer neuen Partei, die alle unzufriede⸗ nen Kreiſe in Amerika vereinigt. Im Wahlkampf hat man Lafollette als einen Linksradikalen bezeichnet, was er in Wirklichkeit nicht iſt. Die amerikaniſche Linke hat wenig Einfluß auf die Politik, und ein ausgeſprochener Linkskandidat würde abſolut keine Ausſichten gegenüber den Kandidaturen der amerikaniſchen Dollarkönige ge⸗ habt haben. Für Laſollette traten jedoch die deutſchen Amerikaner ein, die in ihm den Mann ſehen, der den feſten Willen dazu hat, den Verſailler Vertrag zu be⸗ kämpfen und für engere Beziehungen mit Deutſchland einzutreten. Wegen ſeiner Freundſchaft gegenüber Sow⸗ jetrußland iſt Lafollette vielfach als Bolſchewiſt ver⸗ ſchriein worden, ein Vorwurf, der ſehr ungerecht iſt, da ſein Eintreten für die Wiederaufnahme der Bezie⸗ hungen zu Sowjetrußland mit parteipolitiſchen bolſche⸗ wiſtiſchen Zielen nicht das mindeſte zu tun hat. La⸗ follette wird jetzt ſeine neue Partei auszubauen ver⸗ ſuchen, und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß es ihm in den nächſten Jahren gelingen wird, einen Umſchwung in die amerikaniſchen politiſchen Verhältniſſe zu brin⸗ gen, die auch unter Coolidges Führung im Innern noch ſehr viel zu wünſchen übrig laſſen werden. —— Der Kampf der Neichsbahnbeamten. kb. Berlin, 7. Nov. Die Gewerkſchaften aller Richtungen haben den Kampf gegen die Perſonalver⸗ ordnung der Reichsbahn einmütig aufgenommen. Von einer Annäherung der beiderſeitigen Standpunkte kann keine Rede ſein, da die Reichsbahnverwaltung bisher jedes Entgegenkommen abgelehnt hat. Die Beamten bemängeln vor allem, daß die Perſonalordnung ihnen alle Pflichten beläßt, die aus dem Beamtencharakter er⸗ wachſen, dagegen alle Rechte der Beamtenſtellung ge⸗ nommen hat. Die Abbauverordnung, die für die übri⸗ gen Reichsbahnbeamten bei Beginn des nächſten Jahe res außer Kraft geſetzt wird, ſoll für die Reichsbahn noch bis zum Jahre 1964 in Kraft bleiben. Außerdem ſind die ſogenannten Künvigungsbeamten in Bezug auf ihre Koalitionsfreiheit, ihre tarifliche Sicherſtellung und ihre perſönlichen Rechte ſchlechter geſtellt als Arbeiter oder Angeſtellte irgendwelcher privater Unternehmun⸗ gen. Die Bahnbeamten ſehen ſich nicht in der Lage, unter dieſen Umſtänden ihren Dienſt mit der erwar⸗ teten Pflichttreue weiter zu führen und werden den Kampf gegen die Perſonalordnung bis zu den höchſten Inſtanzen durchfechten, bis ihnen eine anderweitige Regelung in Ausſicht geſtellt wird. Wiederkehr Dr. Hergts? Kb. Berlin, 7. Nov. Von maßgebender deutſch⸗ nationaler Seite erfahren wir, daß der Einfluß Dr. Schriftleitung, Druck und Verlag: Johann Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtraße 36. Ĩ' 1. Jahrgang. Hergts auf die Politik der Partei nach wie vor die Haltung der offiziellen Parteileitung beherrſcht. Es könne gar kein Zweifel darüber vorliegen, daß Dr. Hergt ſchon in ſehr kurzer Zeit wieder zur Leitung der Partei berufen werde, da ſeine Perſönlichkeit die beſte Gewähr für die Durchführung einer entſchloſſenen poli⸗ tiſchen Linie bie et. Die Auseinanderſetzungen, die innerhalb der letzten Wochen in der Partei ſtattfanden, eien keineswegs ſo ſchwerwiegender Natur geweſen, daß man von einer wirklich ernſthaften Verdrängung Dr. Hergts aus der Parteileitung ſprechen könne. Koalitionsgegnerſchaff der Soziallſten. kb. Berlin, 7. Nov. Wie wir aus ſozialdemo⸗ kratiſchen parlamentariſchen Kreiſen erfahren, beabſich⸗ tigt die ſozialdemokratiſche Partei in der nächſten Zeit nicht wieder an einer Regierungskoalition im Reiche teilzunehmen. Nachdem in den letzten Jahren die Koa⸗ litionspolitik zu einer außerordentlichen Schwächung der ſozialdemokratiſchen Partei geführt habe, ſei es nun⸗ mehr notwendig, daß die Partei die Verantwortung für die Regierungspolitik im Reiche den bürgerlichen Parteien überläßt und von Fall zu Fall darüber ent⸗ ſcheidet, ob die Reichsregierung parlamentariſch von ihr unterſtützt werden kann. In jedem Falle werde eine Reichsregierung, in der ſich nicht die Deutſchna⸗ tionale Partei befinde, darauf rechnen können, daß die Sozialdemokratie ſie gegen die Oppoſition von rechts unterſtütze. Gewerkſchaftliche Steuer forderungen. Berlin, 7. Nov. Der deutſche Gewerkſchafts⸗ bund hat an das Reichsfinanzminiſterium das drin⸗ gende Erſuchen gerichtet, eine Neugeſtaltung der ſteuer⸗ freien Abzüge im Lohnſteuerverfahren nach der Rich⸗ lung herbeizuführen, daß der Werbungskoſtenerſatz von 50 Mark auf 75 Mark erhöht und die prozentualen Kinderabzüge derartig progreſſiv geſtaltet werden, daß beim Vorhandenſein von vier Kindern und einem mo⸗ natlichen Einkommen von 150 Mark Steuerabzüge nicht mehr vorgenommen werden. Wülfrath geräumt. Köln, 7. Nov. Wie aus Werden ſo iſt nun die Beſatzung geſtern in Verfolg des Lonudner Abkom⸗ mens auch aus Wülfrath abgezogen. Amerikaniſche Anleihe für Köln. New Pork, 7. Nov. Die Finanzierung des Wiederaufbaues Deutſchlands, die nach der erfolgreichen Unterbringung der deutſchen Anleihe mit der Gewäh— rung einer Anleihe an die Stadt Berlin einſetzte, macht weitere Fortſchritte. Die Stadt Köln wird laut Son⸗ derkabel der„United⸗Preß“ eine kurzfriſtige Anleihe von zwei Millionen Dollar erhalten. Auf der Grund⸗ lage der mit Berlin getroffenen Abmachungen wird eine langfriſtige Anleihe folgen, ſobald die Frage der Auf⸗ wertung der Städteverpflichtungen geregelt ſein wird. Hamburg unterhandelt zur Zeit ebenfalls über einen Kredit. Oeutſchland und die Kolonialmandate. kb. Berlin, 7. Nov. In Genf tagt gegen⸗ wärtig die Mandatskommiſſion des Völkerbundes, die ſich mit den Kolonialmandaten befaßt, deren Regelung noch immer viel zu wünſchen übrig läßt. Der Ver⸗ lauf dieſer Tagung iſt für Deutſchland von größtem Intereſſe, da man nunmehr die Entſcheidung abwar⸗ ten muß, die über das Schickſal der früheren deutſchen Kolonien fallen wird. Wie wir hören, beſteht zur Zeit wenig Ausſicht darauf, daß Deutſchland bei der Verteilung der Mandote irgendwie berückſichtigt wird, denn ſolange die Aufnahme Deutſchlands in den Völ⸗ kerbund noch nicht erfolgt iſt, kommt eine derartige Re⸗ gelung kaum in Frage. Immerhin erwartet man in den deutſchen Regierungskreiſen, daß die Mandatskom⸗ miſſion des Völkerbundes mit Rückſicht auf die deut⸗ ſchen Wünſche noch keine endgültigen Beſchlüſſe faſſen wird, da ſonſt die Frage eines deutſchen Zulaſſungs⸗ geſuches angeſichts der in Deutſchland eintretenden Ent⸗ täuſchung außerordentlich erſchwert werden würde. Deutſch⸗franzöſiſche Einigung. Kb. Berlin, 7. Nov. In der Frage der Koh⸗ lenlieferungen iſt zwiſchen den deutſchen Delegierten und der Reparationskommiſſion eine Einigung erzielt worden, da die deutſche Kohleninduſtrie in der Laage iſt, die franzöſiſchen Wünſche in weitgehendem Maße zu befriedigen. Die Abſatzſtockungen für deutſche Koh⸗ len bieten der Kohleninduſtrie die Möglichkeit, große Mengen an die Weſtmächte zu liefern und auch hoch⸗ wertige Sorten vor allem für Reparationslieferungen bereitzuſtellen. In dem Augenblick, wo der Beſchäk⸗ tigungsgrad in der deutſchen Induſtrie, der gegenwär⸗ tig nur 56 Prozent ausmacht, infolge geſteigerter Nach⸗ frage des Auslandes einen günſtigeren Stand erreichen würde, würde natürlich die Lieferung von Reparations⸗ kohle eingeſchränkt werden müſſen. Deshalb iſt von deutſcher Seite auch erreicht worden, daß die Liefe⸗ rungsverträge nur ſelr kurzfriſtig laufen und in ge⸗ ringen Abſtänden erneuert werden müſſen. Die deut⸗ ſche Kohleninduſtrie erhofft von dem Abſchluß dieſer Vereinbarungen eine Abnahme der Arhbeitsloſigkeit und eine erhebliche Beſſerung der ſozialen Verhältniſſe unter der Kohlenarbeiterſchaft. Oer Fall Natßuſius. London, 7. Nov. Die„Weſtminiſter Gazette“ wen⸗ det ſich heute gegen den Verſuch der franzöſiſchen Re⸗ gierung, durch Verhaftung deutſcher Offiziere, die ſich Kriegsvergehen haben zu Schulden kommen laſſen, den Rachegeiſt von 1919 wieder aufleben zu laſſen. Be⸗ denklich ſei vor allem die Tatſache, daß durch derartige Zwiſchenfälle eine Verſchärfung des deutſch⸗franzöſiſchen Verhältniſſes erfolge. g Der Regierungswechſel in England. London, 7. Nov. Unter dem Vorſitz des Kö⸗ nigs hat heute vormittag eine Sitzung des geheimen Rates ſtattgefunden, in der die Miniſter der Arbeiter⸗ regierung ihre Amtsſiegel dem König überreichten. Im Anſchluß daran ſand eine zweite Sitzung zur Betrau⸗ ung der neuen konſervativen Miniſter mit dem Amts⸗ ſiegel ſtatt. Konſervativer Erfolg. London, 7. Nov. Der Sieg der Konſervati⸗ ven bei den Wahlen hat für England bereits einen Er⸗ folg in der Außenpolitik gezeigt. Die ägyptiſche Preſſe macht nämlich den Vorſchlag, die Löſung der ſoge⸗ nannten ägyptiſchen Frage auf ein Jahr zu verſchie⸗ ben und ein vorläufiges Abkommen zu treffen, das im weſentlichen den jetzigen ſtaatsrechtlichen Zuſtand feſt⸗ hält. Dieſe Regelung ſoll zwar einigen Wünſchen Aegyptens nachkommen, im übrigen aber die engliſche Stellung im weſentlichen unberührt laſſen. Die ägyp⸗ tiſche Preſſe führt im Hinblick auf die jetzige ſtarke Regierung in England, die den nationalen Forderun⸗ gen ablehnend gegenüberſteht, eine gemäßigte und ru⸗ hige Sprache, wie man ſie eigentlich von ihr ſeit Jab⸗ ren nicht mehr gewöhnt iſt. Die ruſſiſch⸗apaniſchen Beziehungen. London, 7. Nov. Die Verhandlungen zwiſchen Japan und Rußland ſcheinen, wie aus Peking gemel⸗ det wird, nunmehr zu einem Abſchluß zu kommen. Der ruſſiſche Unterhändler Karacan hat den Japanern ver⸗ ſchledene Zugeſtändniſſe gemacht, ſo daß dieſen das Recht auf Oelgewinnung, Fiſcherei, Bergbau und Ab⸗ holzung auf Nordſachalin geſichert erſcheint. Der Kampf in China. London, 7. Nov. Wie berichtet wird, haben die Vortruppen Tſchangſolins Peking nunmehr erreicht. Die Konferenz der chineſiſchen Generäle und Partei⸗ führer, die die neue Staatsform Chinas beſtimmen soll. wird wohl erſt in zwei Monaten ſtattfinden. Bis da⸗ hin ſoll die Regierung durch eine Art Militärdiktatur ausgeübt werden. Aus Heſſen. Bensheim, 7. Nov.(Geſchäfts jubiläum.) Die Feier ihres 100jährigen Beſtehens feierte geſtern eine der achtbarſten und bedeutendſten Weinfirmen Heſ⸗ ſens, die Firma Louis Guntrum. Am 26. November 1824 erhielt der damalige Küfer 2. Guntrum aus Bensheim die Schildgerechtigkeit zum Betriebe des Gaſthauſes zur Sonne. Hahn bei Pfſungſtadt, 7. Nov.(Wohnungs⸗ ba u.) An der Eſchollbrückerſtraße werden gegenwärtig zwei Wohnhäuſer errichtet und zwar ein Doppelhaus und ein Einfamilienhaus. Beide Häuſer ſind im Roh⸗ bau fertiggeſtellt. Gernsheim a. Rh., 7. Nov. Die Zuckerfabrik hat gegenwärtig durch das Anfahren und Verarbeiten der Zuckerrüben Hochbetrieb. Es konnte eine ganze Reihe Arbeiter eingeſtellt und ſo der Arbeitsmarkt erheblich entlaſtet werden. Darmſtadt, 7. Nov.(Der Saatenſtand.) Aus den Berichten der Saatenſtands⸗Berichterſtatter geht hervor, daß ſich die Ausſaat durch die weiterhin ſchlechte Witterung verzögert hat. In vielen Gemeinden konnte ſie bis jetzt ſogar noch nicht vorgenommen werden. Es fehlen daher viele Saatenſtandsnoten. Aus den Ge⸗ markungen, die über einen günſtigen Stand der Aus⸗ ſaat berichten, wird über Schneckenplage geklagt. Die Saatenſtandsnoten betragen für Winterroggen 3,0, Winterſpelz 2,5, Winterroggen 2,7 und Wintergerſte 2,5. Hierbei bedeutet 2 gut, 3 mittel. Groß⸗ Gerau, 7. Nov.(Aufgehobene Verkebrsſperre.) Die durch das Hochwaſſer notwendig gewordene. Büttelborn und Wörf— Md . wieder paſſagierbar ſink Mainz, 7. Rob, Vor den framsſſchen gilegs, gericht wurde geſtern der Trainer Karl Schloſſer aus Wiesbaden wegen Beſitzes falſcher Ausweispapiere und unberechtigten Namenstragens ſowie wegen Amtsan⸗ maßung zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Er hatte ſich als franzöſiſcher Kriminalbeamter ausgegeben und einem Komplizen, der von der deutſchen Polizei verhaftet werden ſollte, auf dieſe Weiſe weiter gehol⸗ fen, ſo daß er der Verhaftung entging und mit ſeinem Raube flüchten konnte. Der Verurteilte gab an, daß er ſich den falſchen Paß nur deswegen ausgeſtellt habe, um nicht von der deutſchen Polizei verfolgt zu wer⸗ den, da er während der Separatiſtenzeit zur Pirma⸗ ſenſer Beſatzung gehört habe. Schotten, 7. Nov.(Land wirtſchafts⸗ ſchu le.) Infolge der ſpärlichen Anmeldungen von Schülern fällt in dieſem Winterhalbjahr die Unterklaſſe der landwirtſchaftlichen Schule aus. Dreieichenhain 7. Nov.(Ausgrabungen.) Im hieſigen Burggarten werden gegenwärtig größere Ausgrabungen, für deren Koſten bereits 1914 nam⸗ hafte Summen geſpendet waren, vorgenommen. Es wurden mehrere Grundmauern freigelegt. Ferner wur⸗ den viele Scherben und ein Kellergewölbe entdeckt. Oſthoſen bei Worms, 7. Nov. Ein Wingerts⸗ häuschen in einem hieſieen Weinberg iſt infolge Brand⸗ ſtiftung vollſtändig niedergebrannt. Aus dem babiſchen Lande. Mannheim, 7. Nov.(Ein Prozeß wegen Brandſtiftung.) Das Schwurgericht verhandelte geſtern gegen den Schloſſer Erich Wallraſch und das Ehepaar Jakob Sommer, die angeklagt waren, ihr Haus in Sandhofen in Brand geſteckt zu haben, um ſich die Verſicherungsſumme von 10 000 Mark ausbhe' zahlen zu laſſen. Das Urteil lautete gegen Wallraſch auf 1 Jahr 4 Monate und die Ehefrau Sommer auf 6 Monate Gefängnis. Straferſchwerend fiel ins Ge⸗ wicht, daß im oberen Stockwerk des in Brand geſteck⸗ ten Hauſes eine Familie mit fünf Kindern wohnte. Das Feuer konnte ſeinerzeit ſofort gelöſcht werden. Der Angeklagte Sommer wurde mangels Beweiſe frei⸗ geſprochen. Mannheim, 7. Nov.(Lebens rettung.) Durch Erlaß des Landeskommiſſars in Mannheim vont 29. Oktober 1924 wurde dem Kaufmannslehrling Jo⸗ ſeph Müller in Mannheim⸗Waldhof, Papyrusheim 9, welcher am 11. September 1924 den vier Jahre alten Willi Klingenmeier von Mannheim⸗Waldhof durch mut⸗ volles, entſchloſſenes Handeln vom Tode des Erlrin⸗ kens im Waldhofbecken hier gerettet hatte, eine öffent⸗ liche Belobung ausgeſprochen. Lahr, 7. Nov.(Gefaßter Betrüger.) Kürzlich wure hier von einem nicht alltäglichen Schwin⸗ del berichtet, den ein angeblicher Landwirt in Szene ſetzte, um von einem hieſigen Geſchäftsmann 50 Ykark „geliehen“ zu erhalten. Die betroffene Firma hat in⸗ zwiſchen das Geld mit einem anonymen Begleitſchrei⸗ ben des„ehrlichen Betrügers“, der darin ſeinen Dank ausdrückt, zurückerhalten. Inzwiſchen iſt es jedoch den Behörden gelungen, den Schwindler zu ermitteln und zu faſſen und zwar in der Perſon eines 27 jährigen Landwirts aus Schuttertal, der übrigens noch in einem anderen Geſchäft Geld erſchwindelt hatte. Hauingen, 7. Nov.(Aus gebrochen.) Der im Amtsgefängnis Lörrach inhaftierte, erſt vor etwa zehn Tagen zu einem Jahr acht Monaten Gefängnis verurteilte Hermann Klingenfeld von hier, entwich die⸗ ſer Tage, indem er über die hohe Gefängnismauer ſtieg und entfloh. Jedoch war der Freiheitstraum nur kurz, denn der Flüchtling wurde nach wenigen Slun⸗ 1 in der Wohnung ſeiner Angehörigen wieder ver⸗ aftet. Freiburg, 7. Nov.(3um Lohnkampf im Buchdruckgewerbe.) Die Buchdruckereigehilfen, die vorgeſtern vormittag die Arbeit niegergelegt und verſchiedene Verſammlungen abgehalten hatten, haben geſtern morgen die Arbeit wieder aufgenommen. Die hieſigen Blätter erſcheinen jedoch zum Teil in geringe⸗ rem Umfange. b Turnfeſt iſt erſt in langer Zeit wieder. 900 geſtellt ek⸗Umkreis let e Wittnau. Für das g Gel lichen Vorſchriften zur Verhütung der der Seuche in Kraft. Die Viehmürkte Heitersheim fallen aus. 22 22— Sport und Spiel. Ausreden. Man kann Bände füllen mit Gründen, warum ge⸗ turnt werden ſoll, aber man kann auch ebenſo viele Bände füllen mit Entſchuldigungen, warum dies nicht geſchehen kann, und die meiſten der letzteren werden von denjenigen geliefert, die gar viel von der Not⸗ wendigkeit und Zweckmäßigkeit des Turnens zu er⸗ zählen wiſſen, die da finden, daß es für jeden ande⸗ ren unentbehrlich iſt, die aber beileibe nicht ſelbſt Hand anlegen, weil— und nun kommen die Gründe, wes⸗ halb man nicht 1 der Lage iſt, mitzumachen, obgleich man ſo gern möchte. Mangel an Zeit iſt natürlich die Hauptentſchuldi⸗ gung. Hört man, was dieſe armen Leute alles zu tun haben, dann muß man innigſtes Mitleid mit ih⸗ nen haben, und man ſtaunt, daß ſie das alles fer⸗ tig bringen, was ſie angeben. Bei Tage beſehen, ſieht die Sache freilich oft genug anders, da, wenn man die natürliche Tätigkeit dieſer Bedauerndwerten mit ihrer — Redefertiakeit veraleicht. Dann muß das„vorgeſchrittene Alter“ als Grund gelten, warum man nicht Leibesübungen in geregelter Form treiben kann. Gewöhnlich kehrt aber ein ſol⸗ cher„Alterskandidat“ bei jeder Gelegenheit immer den „jungen Kerl“ heraus, wo er immer kann. Daß Lei⸗ besübungen vorzüglich dazu beitragen, um Körper u. Geiſt friſch und jugendlich zu erhalten, gibt er am Ende tatſächlich zu, aber bequemer iſt es doch, zu dieſem Zwecke andere Mittel zu gebrauchen, wenn ſie auch nicht gerade jung erhalten, ſo doch wenigſtens er⸗ cheinen laſſen. 5 1 Der Dritte hat ſchon Zeit und iſt auch noch nicht zu alt, aber er iſt zu dick.„Stellen Sie ſich doch mal die Figur vor, die ich mit meinen zweihundert Pfund machen würde.“— Bei jeder anderen Gelegenheit be⸗ trägt ſein Gewicht rund fünfzig Pfund weniger. Die⸗ ſem Manne wäre zu antworten: Wir kannten einen, einen Zweihundertpfündigen, der ſich durch angeſtrengte tägliche Uebung auf hundertfünfzig Pfund herabgeturnt hatte und dann mit ſeiner hübſchen Figur noch man⸗ cher Hundertpfündigen den Kopf verdrehte. Aber en feſter Wille und eiſerne Energie gehören dazu. Ein Vierter kratzt ſich hinter den Ohren wenn vom Turnen die Rede iſt und meint bedauernd:„Ja ſeit⸗ dem ich verheiratet bin, hat ſo bietes Schöne aufge⸗ hört.“ Gut, aber dabei ſieht der Mann gar nicht da⸗ nach aus, als ob er jede Minute ſeiner Zeit der Fa⸗ milie zum Opfer bringt und ich zweifle gar nicht, daß ſeine Frau auch ganz anders über die Sache arteilt und ſagen würde:„Es wäre mir ja viel lieber, wenn er zwei Abende in der Woche in angenehmer und an⸗ ſtändiger Geſellſchaft und in nützlicher Weiſe außer dem Hauſe zubringen würde, als daß er Abend für Abend zu Hauſe hockt.“ 50 Und nun könnte man noch eine ſchwindelhohe Zahl anderer Gründe anführen, die ich aber hier weglaſſen möchte. Einer aber verdient noch Beachtung. Er ſagt nämlich: Was ſoll ich auf dem Turnboden? Preis⸗ turner kann ich nicht werden, dazu bin ich zu unge⸗ ſchickt, wer kümmert ſich viel um mich?— Armer Freund! Iſt das das Endziel und die Triebfeder, allein ein Preisturner zu werden? Haſt zu denn wirklich ſo erbärmlich wenig Ahnung von dem tieſen Sinne, der dem Turner innewohnt! Uebrigens Jas Gaufeſt iſt vorüber, das nächſte erſt im nächſten Jahre, ein Kreisfeſt iſt nicht vor der Tür, und ein Deutſches Verſuchs ein⸗ mal mit herzerfriſchender Arbeit auf dem Turnplatze. Es gibt kaum etwas Schöneres, als ſeine Kräfte wach⸗ ſen zu ſehen. Liebſt du das Leben, dann verſchleudere deine Zeit nicht unnütz. Verſuchs, tu einen herzhaf⸗ ten Schritt hinein ins echte, rechte, fröhliche Turner⸗ leben. Dann wirſt du nicht mehr ausruhen wollen nd wirſt endlich ſagen: Das Leben war ſo ſchön, ach ſchön, denn ich war ein echter Turnersmann. H. J. 1 8 Der Slebente. Roman von Elsbeth Borchart. 40. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Herr Seeger hat mir bereits vorgeleſen, liebe Linda,“ nahm Waltraut das Wort.„Ich will ſeine Zeit nicht länger in Anſpruch nehmen und danke ihm für heute.“ Seeger verbeugte ſich bei dieſer indirekten Verab⸗ ſchiedung vor beiden Damen und verließ das Zimmer. Linda war enttäuſcht. „Warum ſchicken Sie den Hauslehrer fort?“ fragte ſie impulſiv. Gräfin Waltraut ſah ſie etwas verwundert an. „Das war doch ſelbſtverſtändlich, liebe Linda; wir wollen ungeſtört plaudern.“ Linda wurde rot. „Natürlich!“ beeilte ſie ſich zu erwidern.„Ich wollte nur nicht, daß Sie eine vielleicht intereſſante Lektüre um meinetwillen unterbrachen. Lieſt gut vor?“ „Ausgezeichnet!“ 8 „Sie taten recht daran, ihn dazu heranzuziehen,“ bemerkte Linda. Nun errötete Waltraut leicht. 5 „Ich würde es wohl nicht getan haben, wenn er es mir nicht angeboten hätte,“ erw'derte ſie. „Aher warum denn nicht?“ „Weil es nicht zu den Obliegenheiten eines Haus— lehrers gehört. Aber meine Schwäche, mein Leiden und meine Hilfloſigkeit mögen ihn dazu beſtimmt ha⸗ ben, es mir anzubieten, und ich nehme es mit Dank an. „Warum ſollen Sie auch nicht?“ warf Linda leicht⸗ hin ein, während ſie verſuchte, ein ſie peinigendes Ge⸗ fühl in ſich niederzuzw ingen. Der Diener, der mit dem Teebrett kam, machte dem Geſpräch ein Ende. Nach ſeinem Hinausgehen fand Linda ſich ſchnell wieder und begann nun luſtig von dieſem und jenem zu plaudern, machte ihre Gloſ⸗ Seeger treffender, humoriſtiſcher Weiſe, daß Waltraut ein paarmal herzlich lachen mußte. Nach einer Stunde verabſchiedete ſie ſich Wieder. Waltraut wollte ſie mit dem Wagen heimſchicken, aber ſie wehrte ab. Der Regen hatte nachgelaſſen, u. ein heller Streifen war am Himmel ſichtbar. Sie wollte lieber zu Fuß gehen, obgleich es ſchon ſchlummerig war. So durchſchritt ſie den Park. Als ſie aber an die Grenze des Waldes kam, wurde es ihr doch unheim⸗ lich zumute, und ſie bedauerte, den Wagen nicht an⸗ genommen zu haben, um ſo mehr, als eine geheim ge⸗ nährte Hoffnung ſich nicht erfüllte. Plötzlich durchzuckte es ſie in leiſem freudigem Schreck. Aus dem Dunkel des Waldes löſte ſich eine Geſtalt und kam auf ſie zu. Es war Seeger. Er zog grüßend den Hut. „Wollen gnädigſte Komteſſe allein durch den fin⸗ ſteren Wald gehen?“ „Es bleibt mir nichts anderes übrig, nachdem ich törichterweiſe den mir von der Gräfin Gerolſtein an⸗ gebotenen Wagen ablehnte,“ erwiderte ſie. „Aber— das iſt doch gewagt! Darf ich gnädigſter Komteſſe wenigſtens meine Begleitung anbieten?“ Das Herz ſchlug ihr vor Freude. d J „Das nehme ich mit Dank an, denn ich muß ge⸗ ſtehen, daß es mir vorhin doch etwas bange wurde, als ich den finſteren Wald vor mir ſah.“ f „So ſtehe ich zu Dienſten,“ erwiderte er mit einer Verbeugung und ſchritt an ihrer Seite in den Wald. Es wurde Linda ganz eigen zumute, als ſie hier ſo mutterſeelen allein mit ihm durch die dunklen Wald⸗ wege ſchritt. 5 Das Herz klopfte ihr faſt hörbar. ö Er war aber heute merkwürdig wortkarg u. ſchien zu dem gewohnten kleinen Wortſtreit keine Luſt zu ha⸗ ben, obgleich ſie ihn mit ſtreitluſtigen Worten dazu zu animieren ſuchte. Er gab nur kurze, Watte Ant- worten und war auch ſonſt ſteif und zurückhaltend. ſen über die lieben Nächſten und Gutsnachbarn in ſo Linda hatte ſich dieſen Gang amüſanter gedacht u. kam nicht auf ihre Rechnung. Sie fühlte ſich in ent⸗ täuſchter gereizter Stimmung, als ſie vor dem Tor mit den beiden ehernen Rittern angelangt waren und er, ſich verabſchiedend, vor ihr ſtehen blieb. „Ich danke Ihnen für Ihr freundliches Geleit und bedauere, Sie bemüht zu haben,“ ſagte ſie etwas ſpöt⸗ tiſch. „Es war mir ein Vergnügen,“ erwiderte er ver⸗ bindlich. i N „Phraſe!“ entfuhr es ihr wider Willen. Er ſah ſie erſtaunt an. 5 „Wie meinen Gnädigſte das?“ f Sie lachte auf. e „Denken Sie denn, daß ich an das Vergnügen Ihrerſeits glaube? Pah, Sie ſind doch nicht anders, wie ſie alle ſind, die Männer! Heuchler, Egoiſten!“.. „Aber— gnädigſte Komteß!“ „Laſſen Sie nur,“ wehrte ſie, noch immer lachend. „Die konventionelle Lüge iſt nicht allein ſtatthaft, ſon⸗ dern notwendig, das ſehe ich vollkommen ein; nur klingt das bei dem einen weniger— verletzend als bei dem andern.“ „Ihre vollkommen unrichtige Annahme deprimiert mich,“ ſagte er. „So deprimiert ſehen Sie nicht aus, Herr Seeger. Im übrigen— absolvo te! Und nun gute Nacht! Sie müſſen ſich beeilen, heimzukommen, denn es fängt wie⸗ der zu regnen an. Viel— Vergnügen alſo!“ Sie rief es ihm neckend zu und wandte ſich auf halbem Wege noch einmal um. Er war bereits ge⸗ gangen. Da flog ein bitteres Lächeln über ihre Züge. „Denke dir, Aribert, Seeger lieſt der 0 täͤg⸗ lich vor,“ erzählte ſie dem Bruder beim gemeinſamen Abendbrot. 2 eber Ariberts Züge flog ein Schatten. * „Das weiß ich, erwiderte er kurz.. 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