Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Verbot zur Abgabe von Feuerwerks⸗ i körpern. Im 10 auf den bevorſtehenden Jahreswechſel machen wir auf die Vorſchrif⸗ ten der Verordnung, den Verkehr mit Spreng⸗ ſtoffen betreffend vom 21. September 1905, beſonders des 8 26 dieſer Verordnung auf⸗ 0 ce eee ee e 4„ Hernhelmer bredltve pin E. G. m. u. H. Bekanntmachung. Die Mitglieder werden auf den Be⸗ fert der 0 8 e 19 50 merkſam. Hiernach iſt die Abgabe von Spreng- merkſam gemacht, daß bis 31. Dez. e e len ein Mißbrauch 20 Rentenmark Stammanteil zu zu befürchten iſt, beſonders an Perſonen Fate ſind. Wer bis dahin noch gar unter 16 Jahren verboten. Dies gilt be- dene Stammanteile bezahlt hat, verliert ſonders auch von ſolchen Feuerwerkskörpern, die Anrechte als Mitglied, bleibt aber noch mit deren Verwendung eine erhebliche Ge⸗ bis Ende des Sperrſahres haftbar. Zah⸗ fahr für Perſonen oder Eigentum verbunden lungen können beim Diener Franz iſt.— Kanonenſchläge, Fröſche, Schwärmer Froſchauer 2. und auf dem Büro ge⸗ und dergl. Zuwiderhandlungen ſind nach macht werden. Büroſtunden beim Rech⸗ 586 der Genannten Verordnung ſtrafbar.] fer Krug nur Dienstag und Donners⸗ Unſere Beamten ſind angewieſen, dieſe tag don 1—4 Uhr.(Eingang durch den Vorſchrift ſtreng zu überwachen und bei Hof.) Der Vorſtand. zu haben bei Geſangverei„ Wilhelm Bläß f Holzſtr. 40 S eeecnnnce Pianos 2 — Sprechmaschinen „Odeon“ Schallplatten— Fabrikate erster Firmen.— Musikinstrumenten 8 —— — Es mahnet das Lied Im Ernſt und Scherz Frei ſei der Sinn Und treu das Herz! (Viernheimer Zeitung—. Viernhelmer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich außer Sonn⸗ u. 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In Regierungs⸗ kreiſen befürchtet man, daß durch die Hinausſchiebung der Räumung die Durchführung des Dawesplanes ge⸗ fährdet werde. e —“ Wie wir von der Deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft hören, werden die Beſatzungsmächte der Ein⸗ führung der mitteleuropäiſchen Zeit im geſamten beſetz⸗ ten Gebiete keine Schwierigkeiten mehr machen. Es kann damit gerechnet werden, daß am 1. Februar 1925 im geſamten beſetzten Gebiete die mitteleuropäiſche Zeit wieder zur Einführung kommt. —* Wie die Zeitſchrift„John Bull“ mitteilt, ge⸗ nießt Macdonald nicht mehr das volle Vertrauen der Arbeiterpartei. Ein Teil der Partei ſei der Anſicht, daß Macdonald zu reaktionär ſei. Eine Spaltung in⸗ nerhalb der Arbeiterpartei erſcheine nicht als ausge— ſchloſſen. —* Eine Zuſammenſtellung der franzöſiſchen Ein⸗ und Ausfuhr in den erſten elf Monaten 1923 und 1924 ergibt, daß der deutſch⸗franzöſiſche Handel ſich in die⸗ ſem Jahre um mehr als das doppelte erhöht hat. —* Die ruſſiſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen ind unterbrochen worden. Als Hauptgrund wird von fran⸗ zöſiſcher Seite die Weigerung Kraſſins angegeben, an⸗ zuerkennen, daß die franzöſiſchen Gläubiger von Ruß⸗ kand vollkommen zu befriedigen ſeien. —* Die Pariſer Sowjetbotſchaft dementiert die Nach- richt, daß Kraſſin demnächſt durch eine andere Perſön⸗ lichkeit als Botſchafter in Paris erſetzt werden ſoll. —* Einer Blättermeldung aus Belgrad zufolge ſoll Achmed Zogubwi bei ſeinem Einzug in Tirana mit Be⸗ geiſterung empfanden worden ſein. Fan Noli habe ſich mit ſeinen Anhängern nach Valona geflüchtet. Skutari werde demnächſt zur Hauptſtadt Albaniens gemacht wer⸗ den. — k Das Plenum der franzöſiſchen Kammer wird ſich am Montag mit dem Amneſtiegeſetz beſchäftigen. —* Der Papſt hat am Mi woch in Gegenwart einer großen Anzahl Geiſtlicher und weltlicher Würden⸗ träger in feierlicher Weiſe die heilige Tür von St. Pe⸗ ter geöffnet und damit das Zeichen des Beginns des heiligen Jahres gegeben. —— 0 Zbwiſchen den Feiertagen. Die Gefahren der Regierungsdriſe. Der neue Reichstag wird in zwei Wochen Arbeiten eröffnen, ohne daß im gegenwärtigen genblick vorausgeſehen werden kann, ob bis zum Januar eine Löſung der Regierungskriſe erfolgt iſt. Ueber die Möglichkeit der Neubildung des Reichskabi⸗ netts beſteht auch jetzt noch vollkommene Unklarheit, zumal die außenpolitiſche Lage außerordentlich drückend auf der Initiative der maßgebenden Parteiführer laſtet. Der Reichskanzler Dr. Marx beurteilt ange⸗ ſichts der Haltung der alliierten Regierungen in der Räumungsfrage die Ausſichten für die Wiederkehr einer ausgeſprochenen Regierung der Mitte wenig günſtig, da nach ſeiner Meinung eine Weigerung der alliierten Regierungen, die Kölner Zone zu räumen, gleichbedeu⸗ tend wäre mit einer Abſage der Entente gegen den bisherigen deutſchen Regierungskurs. In den wohl unterrichteten außenpolitiſchen Krei⸗ ſen hält man es für durchaus wahrſcheinlich, daß die ſchroſſe Haltung der franzöſiſchen Regierung. hauptſäch⸗ lich von wirtſchaftspolitiſchen Motiven geführt wird. Die lange Dauer der Pariſer Wirtſchaftsverhandlungen, die bis jetzt noch nicht zu einem abſchließenden Ergeb⸗ nis führen konnten, hat offenſichtlich in Paris eine ſtarke Nervorſität hervorgerufen, die ſich dadurch gel⸗ tend macht, daß man in der Räumungsfrage ernſte Schwierigkeiten bereitet. Der Fuhrer der deutſchen Handelsdelegation, Staatsſekretär Dr. Trendelenburg, hat dem Reichskabinett ſehr wichtige Mitteilungen über den augenblicklichen Stand der Pariſer Verhandlungen gemacht und insbeſondere darauf hingewieſen, daß die Haltung der franzöſiſchen Regierung in erſter ni⸗ Lurch die Beſorgnis beeinflußt wird, Den an'! „Innte darauf beſtehen, am 10. Januar 1925 ſeibe voli⸗ kommene Entſchließungsfreiheit in der Frage der Wirt⸗ ſchaftsbeziehungen zu Frankreich zurück zu gewinnen. Auf Grund dieſer Mitteilungen des deutſchen Dele⸗ ierten iſt die Tatſache ganz unverkennbar, daß die andelspolitit mehr als je im Vorderarund ſtebt und ſeine Au⸗ 41. Jahrgang. geeignet erscheint, der außenpoutiſchen Lage ein lig neues Geſicht zu geben. i Wenn jetzt die Unſicherheit der Regierungsbildung in Deutſchland auch nur noch 14 Tage anhalten ſollte, ſo dürfte ein vollſtändiger Rückſchlag in der Außenpoli⸗ til ganz unausbleiblich ſein. Wenn man den Mittei⸗ lungen maßgebender parlamentariſcher Kreiſe Glauben ſchenken darf, beſteht die ernſthafte Gefahr, daß in neuen Reichstag ſich überhaupt keine Mehrheit für die Fortführung der Politik, die zu den Londoner Ab⸗ machungen geführt hatte, mehr finden läßt. Es würde dann eine vollſtändige Umgruppierung der Kräſtever⸗ hältniſſe eintreten, deren Ziel es ſein müßte, einen hartnäckigen Kampf um die vertraglichen Rechte Deutſch⸗ lands zu führen. Man wird jetzt die Wirkung der Erklärung des Reichskanzlers Dr. Marx gegenüber dem Korreſpondenten der„Kölniſchen Volkszeitung“ auf die Ententekreiſe abwarten müſſen, bevor man feſtſtellen kann, inwieweit es möglich ſein wird, den bisherigen außenpolitiſchen Kurs fortzuſetzen. Halten die alliier⸗ ten Regierungen daran feſt, Deutſchland keinerlei Zu⸗ geſtändniſſe in der Räumungsfrage zu machen, dann dürften auch die hartnäckigſten Befürworter der Politik der Mitte nicht länger in der Lage ſein, die Bildung einer Rechtskoalition zu verhindern, die unter ſolchen Umſtänden ganz zwangsläufig kommen müßte. Jeden⸗ falls werden die nächſten Tage von entſcheidender Be— deutung für die deutſche Politik der nächſten Zukunft ſein und zu einer Klärung der Situation führen müſ⸗ ſen. Or. Streſemann über die Regierungs⸗ bildung. 2 Hamburg, 27. Dez. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann veröffentlicht im„Hamburger Fremdenblatt“ einen Leitartikel, in dem er u. a. die Frage der Re⸗ gierungsbildung in Deutſchland behandelt. Streſemann tritt mit großem Nachdruck für die Heranziehung der Deutſchnationalen zur Regierungsbildung ein und be⸗ ruft ſich dabei auf Dr. Peterſen und auf Reichswehr⸗ miniſter Dr. Geßler. Streſemann betont, daß die von ſeiner Partei geforderte Zuſammenfaſſung aller ſtaats⸗ bejahenden bürgerlichen Kräfte etwas anderes ſei als der Begriff Rechtsblock im engeren Sinne. Der Wie⸗ deraufbau Deutſchlands könne nur auf der Grundlage der heutigen republikaniſchen Staatsform erfolgen. Das ſei von den Deutſchnationalen vielfach nicht erkannt worden. Auch dieſe Partei müſſe einmal den Weg ge⸗ hen, den alle Parteien gegangen ſind, die an der Ver⸗ antwortung teilgenommen haben. 2 vol⸗ Der Kanzler über die Räumungsfrage Ein eruſtes Wort zu rechter Zeit. Die immer deutlicher zu Tage tretende Gewißheit, daß die Alliierten den im Verſailler Vertrag für die Kölner Zone feſtgeſetzten Räumungstermin nicht inne⸗ halten und die Nichträumung mit dem fadenſcheinigen Vorwand eines Verſäumniſſes in der deutſchen Ent⸗ waffnung begründen wollen, hat den Reichskanzler Marx veranlaßt, in letzter Stunde einen Appell an die Entente zu richten, der auch im Ausland ſeinen Ein⸗ druck nicht verfehlen dürfte. Der Kanzler hat dem Vertreter der„Kölniſchen Volkszeitung“ gegenüber bei voller Wahrung eines kon⸗ zilianten Tones das, was die Entente offenbar möchte, mit erfriſchender Deutlichkeit und Klarheit als„Ver⸗ tragsbruch“ und„Rückfall“ in die Reaktionspolitik be⸗ zeichnet. Er hat die Alliierten vor allem auf die ernſten Folgen aufmerkſam gemacht, die eine Nichträu⸗ mung der Kölner Zone zwangsläufig in der deutſchen, wie in der europäiſchen Geſamtpolitik mit ſich bringen würde. i „In Deutſchland“, ſo erklärte der Kanzler,„würde das Vertrauen auf die loyale Vertragserfüllung der Alliierten eine ſchwere Erſchütterung erfahren und der Befürchtung Platz machen, daß der große Preis, den wir mit der Uebernahme der Laſten aus dem Dawes. gutachten gezahlt haven, vergeblich vezahu worden ſei, daß alſo der Verſtändigungswille, der die Reichsregie⸗ rung geleitet hat, nicht zum Erfolge führe. Namentlich würden die beſetzten Gebiete ſelbſt, deren Wünſche für die Annahme der Londoner Vereinbarungen einen ſo wichtigen Faktor bildeten, den Glauben an ihre Be⸗ freiung verlieren, wenn ſie ſehen, daß die klare Ver— tragsbeſtimmung, die einem Teil von ihnen die Been⸗ digung der militäriſchen Okkupation für den 10. Ja nuar verſpricht, von den Alliierten umgangen wird.“ Wird man in Paris und London ſich darüber klar ſe Worte des deutſchen Reichskanzlers werden, was dieſ im Grunde genommen bedeuten? Wird man einſehen, als daß nun auch die daß ſie nichts anderes ſagen, ruhigeren demokratiſchen und paziſiſtiſchen Elemente Deutſchlands nahe daran ſind, den bisher trotz man⸗ cherlei Entaäuſchungen noch immer aufrecht erhaltenen Glauben an das ehrliche Spiel und den Verſtändigungs⸗ willen der Entente zu verlieren? Und daß, wenn die⸗ ſer Glaube einmal vernichtet iſt, es auch den Vertre- tern der deutſchen Demokratie und des deutſchen Pa⸗ zifismus nicht mehr möglich ſein wird, diejenigen deut⸗ ſchen Elemente, die ſchon bisher unſeren ehemaligen Gegnern ſtets mit dem größten Mißtrauen gegenüber geſtanden haben, von dem beſtimmenden Einfluß auf die deutſche Politik auszuſchalten? Weiß man in Pa⸗ gerüſteten Europas befindet, daß es in einem ſchichte ein großes Volk ris und London, daß man durch den veapfichiigten neuen Vertragsbruch auch die Erfüllung des Dawes⸗ abkommens und damit die ſo mühſelig geſchaſſenen Grundlagen eines auf Frieden und Verſtändigung auf⸗ gebauten Verhältniſſes der europäiſchen Staaten ernſt⸗ lich gefährdet? Wird die Welt endlich verſtehen ler⸗ nen, daß das Gerede von der deutſchen Rüſtung ein inſames Märchen iſt? f Der Kanzler hat ſich die größte Mühe gegeben, ge⸗ rade dieſen Vorwand der Alliierten, Deutſchland habe noch nicht völlig abgerüſtet, zu widerlegen. Er hat dabei beſonders auf die letzte Note Deutſchlands an den Völkerbund verwieſen, in der„durch unwiderleg⸗ liche Zahlen und Tatſachen gezeigt wird, daß lache Zahlen und Talſache„wird, daß ſic Deutſchland in völliger Ohnmacht inmitten eines ſtark t 8. 0 Maße entwaffnet iſt, wie dies wohl noch niemals in der Ge⸗ ie a über ſich hat ergehen laſſen müſſen, und daß von irgendwelchen deutſchen Angriffs⸗ möglichkeiten auch nicht im geringſten die Rede ſein kann. Darauf kommt es hier aber allein an. Die Beſetzung der Rheinlande iſt doch, nachdem die Repa rationsfrage in London ihre Regelung gefunden hat, vom Verſailler Vertrag als Sicherung der Weſtmächte gegen deutſche Angriffsabſichten gedacht. Da derartige Abſichten völlig außer dem Bereich der Möglichkeit lie⸗ gen, kann aus jenen geringfügigen Reſtpunkten bei lo⸗ valer Vertragsauslegung kein Recht hergeleitet werden, die Beſetzung zu Sicherungszwecken über die vertrag⸗ lichen Friſten hinaus zu verlängern. Es iſt daher ganz unvermeidlich, daß man in Deutſchland in einer der⸗ artigen Begründung der Nichträumung einen bloßen Vorwand für die Umgehung des Verſailler Vertrages ſehen wird.“ l Ausführungen des Kanzlers waren ein mu⸗ tiges Wort zur rechten Zeit. Nun wiſſen unſere ehe⸗ maligen Gegner Beſcheid. Werden ſie die Konſequen⸗ zen ziehen und räumen oder eine neue Aera des Miß⸗ trauens oder der Unzufriedenheit in der europäiſchen Politik einleiten? g . Kb. Berlin, 27. Dez. Wie wir von unterrich⸗ teter außenpolitiſcher Seite erfahren, wird vorausſicht⸗ lich kaum vor Anfang Februar eine Entſcheidung in der Räumungsfrage fallen. Infolge der Tattit der B ſatzungsmächte, zuerſt die Feſtſtellung über die Durch— führung der Entwaffnungsbeſtimmungen ſeitens Deutſch⸗ lands zu treffen, wird es der deutſchen Außenpolitik unmöglich gemacht, ſchon jetzt auf dem Verhandlungs⸗ wege irgendwelche Zugeſtändniſſe zu erreichen. Nach den im Auswärtigen Amt vorliegenden Mitteilungen hat es den Anſchein, als ob auf Seiten der alliierten Regierungen ebenfalls noch Meinungsverſchiedenheiten beſtehen, die auf einer Konferenz der alliierten Außen⸗ miniſter zur Erörterung gelangen werden. Aus dieſen Gründen wird die Reichsregierung weiterhin auf einem abwartenden Standpunkt verharren müſſen. — Anterbrechung der pariſer Verhandlungen (Von unſerem wirtſchaftspolitiſchen Mitarbeiter.) aber dne e ene Wirtſchaftsverhandlungen Erfahren N erh hnachtsfeiertage eine Unterbrechung fag ren. Die Verhandlungen ſollen am 30. Dezember d. J. wieder aufgenommen werden. Da ſie jetzt in ihr entſcheidendes Stadium treten werden. verlohnt es ſich. einmal einen Blick auf ihren Gang zu werfen. 5 Die Verhandlungen begannen im Oktober mit 14⸗ tägigen vorbereitenden Beſprechungen über grundſätz⸗ liche Fragen und das zu verfolgende Programm. Deutſchland, das bekanntlich ſämtliche Wirtſchaftsver⸗ handlungen augenblicklich auf der Baſis der Meiſtbe⸗ günſtigung führt, mußte ſich darüber vergewiſſern, wel⸗ che Konzeſſionen Frankreich ihm für die Gewäheung einer allgemeinen Meiſtbegünſtigung einzuräumen ge⸗ willt war. Denn Frankreich lehnte es von vornherein ab, uns für alle Waren die Minimalſätze ſeines Zoll⸗ tarifes einzuräumen. Die deutſchen Vertreter beſtanden damals darauf, daß Frankreich verpflichtet ſei, alle Konzeſſionen von deutſcher Seite durch gleichwertige franzöſiſche Konzeſſionen auszugleichen. Dieſe Vorbe⸗ ſprechungen erfuhren damals eine Unterbrechung, da man ſich über die Frage der 26prozentigen Export- abgabe nicht einigen konnte. Um den Abſchluß eines deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrages nicht von vorn⸗ herein zu gefährden, kam man beiderſeits überein, dieſe Streitfrage zunächſt einmal auszuſchalten und ihre Re⸗ gelung der Entſcheidung der Reparationskommiſſion zu überlaſſen. Dieſe Entſcheidung ſteht bekanntlich noch aus. Die Verhandlungen wurden im November wieder aufgenommen, und zwar handelte es ſich hierbei in erſter Linie um Beſprechungen der beiderſeitigen Sach⸗ verſtändigen über die einzelnen Zollpoſitionen. Ein end⸗ gültiges Ergebnis iſt noch nicht erzielt worden. Das war auch von vornherein ſchon ziemlich klar. Denn die Franzoſen legten beſonderen Wert darauf und verſpra⸗ chen ſich offenbar einen ſehr großen Erfolg davon, daß die Intereſſenten ſelbſt miteinander verhandelten. Große Fortſchritte konnten dadurch aber nicht erzielt werden, denn die Intereſſenten ſtanden doch teilweiſe zu ſehr einander gegenüber. Es iſt zwar in einer größeren Anzahl kleinerer oſitionen zu einer Einigung gekom⸗ men. dagegen iſt es nicht gelungen. die Haupiſchwie, Dach ö bisherigen Hirten a WMmermunnon c men dieſer Sachverſtändigenbeſprechung haben natürlich die Verhandlungen, die zwiſchen der deutſchen und franzöſiſchen Schwerinduſtrie ſtattfanden, gehabt. Auch hier gilt dasſelbe, was oben bereits geſagt iſt, daß irgend ein Abkommen noch nicht erzielt werden kongte. Bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen Ende De⸗ zember wird das Hauptgewicht nicht mehr in den Be⸗ ſprechungen der Sachverſtändigen liegen, ſondern die Hauptarbeit werden diesmal die beiden amtlichen De⸗ legationen zu leiſten haben. Schon jetzt dürfte es aber ziemlich feſtſtehen, daß es bis zum 10. Januar nicht ſchon zum Abſchluß des deutſch-franzöſiſchen Handels⸗ vertrages kommen wird. Es wird vorausſichtlich ein Proviſorium geſchaſſen werden, das natürlich nicht die bisherigen einſeitigen Vorteile Frankreichs aufrecht er⸗ hält, ſondern das Deutſchland und Frankreich die glei⸗ chen Vorteile einräumt. Fee Of ami Hofe, G Dee O e G. 7 Se, nee gd ανi,ꝭ,4,ua Gesanòf 5— e 37* 27 5 Fee en. fur Seſlin. 3 ö 2 * Die Bilanz Frankreichs. a Paris, 27. Dez. Das Finanzminiſterium ver⸗ öffentlicht die finanzielle Bilanz Frankreichs, durch die die Regierung Herriot das Fin anzgebaren der Regie⸗ rung des nationalen Blocks vor der Oeffentlichkeit auf⸗ zeigen will. Das Dokument umfaßt 300 Seiten. Es ergibt folgende Ziffern über die Schulden Frankreichs: Am 31. Dezember 1914 betrugen ſie 32 594 Millionen, am 14. 7. 1924 habe die innere Schuld die Höhe von 73 550 Millionen und die äußere Schuld die Höhe von 35 964 Millionen erreicht, im ganzen alſo 109 514 Millionen Goldfranken. Die Schuld Frankreichs have ſich alſos ſeit dem Jahre 1913 um 330 Prozent, die engliſche um 1060, die der Vereinigten Staten um 780, die italieniſche um 725 erhöht. Die Kriegslaſten hätten im Jahre 1914 6% Milliarden unter 10 Mil⸗ Rarden Ausgaben betragen, im Jahre 1915 14 Milli⸗ arden unter 22 Milliarden Ausgaben, 1916 23 Milli- arden unter 37 Milliarden Ausgaben und 1918 36 Milliarden unter 56 Milliarden Ausgaben. — 22 Aus Nah und Fern. Aßmannshauſen, 27. Dez.(Beſeitigung eines Schiffahrtshinderniſſes.) Das große Hindernis für die Rheinſchiffahrt, welches der im Februar ds. Is. gegenüber von Aßmannshauſen un⸗ weit des Franzoſenhauſes geſunkene Schleppkahn „Rhein- und Seeſchiffahrt 32“ ſchon ſeit mehr als 10 Monate bildete, konnte nach vielen Anſtrengungen end⸗ lich beſeitigt werden. Köln, 27. Dez.(Die neue Kölner Deo m⸗ locke.) Die neue große Domglocke läutete am hei⸗ igen Abend um 6 Uhr zum erſten Male. Sie läutete 10 Minuten alleiu, dann fielen die vier anderen nächſt⸗ größeren Glocken des Domes ein. Der volle, herrliche Klang der neuen Glocke konnte leider noch nicht ganz ur Geltung kommen, da die Vorbereitungszeit für die ufhängung der Glocke nicht ausreichte, um ſchon jetzt eine durchſchlagende Wirkung des Tones zu erzielen. Köln, 27. Dez.(Raubmord im Eiſen⸗ bahnabteit.) Ein Verbrechen wurde am Abend des 23. Dezember an dem in Ennetach wohnenden frü⸗ heren Major Karl Kröner verübt. Zur Rückfahrt nach feinem Wohnort benutzte der Major von Krefeld den um 10 Uhr abends abgehenden Perſonenzug, der mit einiagen Minuten Veripätuna in Köln einſraf. Beim 1— 8—— eflnen des Avptelis zweiter Klaſſe, in dem Krön Reiſe angetreten hatte, fanden di Begleitbeamten de Zuges den Reiſenden als Leiche auf dem Ju 100 es Abteils liegen. Von dem Täter weiß man ni München, 27. Dez.(Ein„Weihnachts ⸗ och ſe“.) Auf dem Schlachtviehmarkt ſtellte die Pſchorr⸗ brauerei einen bisher in ihrem Betriebe gehaltenen Ochſen, der das Lebendgewicht von faſt 28 Zentnern aufzuweiſen hat. Dieſes Rieſentier wurde von dem Pächter des Pſchorrbrauhaus⸗Ausſchankes zu dem aller⸗ dings ſehr„geſalzenen“ Preiſe von 70 Pfennig je Pfund Lebendgewicht gekauft. Ein neuer Haarmann⸗Fall in Schlefien. Breslau, 27. Dez. Eine überaus myſteriöſe Angelegenheit, anſcheinend ein neuer Haarmann⸗Fall, beſchäftigt ſeit einigen Tagen Einwohnerſchaft und Po⸗ lizei der ſchleſiſchen Stadt Münſterberg. Am Sonntag ſprach dort ein Handwerksburſche bei dem unverheira⸗ teten Landwirt Karl Denke vor und bat ihn um eine Gabe. Denke lud den Burſchen in ſein Haus und ſchlug dann auf den ahnungslos am Tiſche Sitzenden mit einer ſpitzen Hacke ein. Der Burſche wurde ſchwer am Kopfe verletzt, doch gelang es ihm noch, zu enfflie⸗ hen. Er machte bei der Polizei Anzeige, die zunächſt ſeine Angaben mit großem Zweifel entgegennahm, da er Landwirt als ruhiger, wenn auch menſcheuſcheuer Mann gilt. Trotzdem wurde der Landwirt verhaſtet und in das Unterſuchungsgefängnis eingeliefert. Dort hat er ſich erhängt. Erſt durch den Selbſtmord belam die Angelegenheit eine überraſchende Wendung. Bei der Hausdurchſuchung wurden in der Scheune mehrere große Töpfe mit gepökeltem Fleiſch gefunden, das von mediziniſchen Sachverſtändigen einwandfrei als Men⸗ ſchenfleiſch feſigeſtellt wurde. Eine weitere aufſehen⸗ erregende Entdeckung war die Auffindung zahlreicher Papiere von Handwerksburſchen, die darauf ſchließen läßt, daß Denke bereits früher in mehreren Fällen Handwerksburſchen in ſein Haus gelockt und ermordet hat. Auffallend iſt, daß im Hauſe keine Knochen ge⸗ funden wurden. Denke muß von dem Fleiſch auch ge⸗ noſſen haben, da in der Wohnung Teile von geröſte⸗ tem Menſchenfleiſch gefunden wurden. Das Treiben Denkes konnte bis jetzt verborgen bleiben, da ſein An⸗ weſen ziemlich abgelegen iſt und es ſich bei den Ver⸗ ſchwundenen anſcheinend um landfremde Perſonen han⸗ delt, deren Verſchwinden nicht gleich bemerkt werden konnte. Die Polizei arbeitet fieberhaft, um den Fall vollſtändig aufzuklären. 2 55 5 1 Aus Heſſen. Worms, 25. Dez.(Ladendieb.) Ein be⸗ rufsmäßiger Ladendieb iſt der Schuhmacher Alex Wan⸗ kiewitez aus Lodz. Er bereiſte die deutſchen Gaue und benützt jede Gelegenheit zum ſtehlen. Er nimmt ſort⸗ während andere Namen an, damit ſeine Vorſtrafen nicht feſtgeſtellt werden können. In Berlin iſt Wankiewitcez als ein gefährlicher Ladendieb bekannt. In Worms hat er ebenfalls einen Ladendiebſtahl ausgeführt, wurde jeboch erwiſcht und nannte ſich zur Abwechſelung Sar⸗ noff. Dies nützte ihm aber wenig und konnte ſeine Ver⸗ urteilung zu einen Jahr Geſängnis nicht verhindern. Bingen, 27. Dez.(Racht⸗Fernſprech⸗ verkehr) Die Handelskammer Bingen teilt mit, daß vom 1. Januar 1925 ab der Nacht⸗Fernſprechver⸗ kehr für das Ortsnetz Bingen genehmigt worden iſt. Bingen, 27. Dez. Ehrung.) In der Stadt⸗ verordnetenſitzung wurde dem nach aufgehobener Aus⸗ weiſung wieder zurückgekehrten Bürgermeiſter Neff vom zweiten Bürgermeiſter Lippert ein herzlicher Willkom⸗ mengruß im Namen der Verwaltung gewidmet. Für das Zentrum und die übrigen Parteien ſprach Stadtv. Weber, worauf Bürgermeiſter Neff erwiderte, daß ihm das Wohl der Vaterſtadt und das Wachſen und Gedei⸗ men Bingens auch weiterhin Leitſtern bleiben würde. — Als Weihnachtsgabe wurden einmalige Unterſtützun⸗ gen an die Stadtarmen und Erwerbsloſen beſchloſſen. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim, 27. Dez.(Unter ſchwerem Verdacht.) Unter dem Verdacht des Mordes und der Blutſchande wurde ein in der Schwetzingerſtad! wohnhafter Schloſſer feſtgenommen. Der Mann wire, von der eigenen Frau beſchuldigt, im Jahre 1913 ein Kind unmittelbar nach der Gehurt getötet und mit der leiblichen Tochter Umgang gepflogen zu haben, der nicht ohne Folgen blieb. Derne Ni Der Siebente. Roman von Elsbeth Borchart. 81. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Halt— kein Wort weiter gegen ſie, oder ich ver⸗ geſſe mich!“ rief Rüdiger jetzt zornentflammt.„Auch meine Geduld hat ein Ende, und das Blut jagt in meinen Adern vor Empörung und Zorn. Als deine Angriſſe nur meiner Perſon galten, beherrſchte ich mich und entſchuldigte ſie, die Angriffe gegen die Hohe, Reine, die du zu lieben vorgibſt, werde ich zurückſchla⸗ gen, und wenn es mein Leben koſtete. Waltraut,“ fuhr er nach kurzer Atempauſe fort,„wußte bis zur Stunde, wo ich um ſie warb, nicht, wer ich bin. Sie ſchenkte ihre Liebe dem Hauslehrer Seeger. Dann erſt verriet ich ihr meinen wahren Stand und Namen und verließ noch denſelben Tag Gerolſtein. Kein Wort der Liebe war bis zu dieſer Stunde zwiſchen uns gefallen oder nur angedeutet worden, im Gegenteil— doch gehört das nicht hierher! Du haſt ſie nie geliebt, wenn du fähig biſt, ihr auch nur einen einzigen un⸗ lauteren Gedanken zuzutrauen.— Ich erwarte alſo deine Maßnahmen und werde mich ſo lange in N. auf⸗ halten, bis du ſie getroffen haſt. Und ſetzt— denke ich, laſſen wir den Juſtizrat Braun eintreten, damit die formellen Sachen erledigt werden.“ Ohne eine Entgegnung Ariberts abzuwarten, drückte er auf den Knopf der Klingel, und ſofort erſchien der Diener, dem er den Befehl gab, den Herrn ech Braun hereinzulaſſen. Es ſiel Aribert in ſeiner furcht⸗ baren Erregung nicht auf, daß der andere bereits als Herr hier auftrat. Wenige Minuten ſpäter trat der Juſtizrat ein. Er wußte nicht, was hier zwiſchen den beiden Vettern vor⸗ gegangen war, und fand die augenſcheinliche Erregung erklärlich. g„Bitte, Herr Juſtizrat— legen Sie meinem Vet⸗ ter die Beweisſtücke und Papiere meiner Legitimität Vor.“ ſagte Rüdiger jetzt. ö en 1 18. Wie ee e a mann 5 Bleile aus Mühlheim gefaßt hatte, der, wie mitgeteilt. am Abend des 21. Dezembers im Rebgelände zwiſchen Mühlheim und Hügelheim die 26jährige Marie Schraub aus Mühlheim zu vergewaltigen verſuchte und die Ueberfallene dann durch zahlreiche heftige Schläge ſchwer verletzte. Dem Verhafteten liegt zweifellos noch ein ſchwerer Diebſtahl zur Laſt, bei dem ihm Geld und die Uhr, die zur Verräterin wurde, in die Hände fielen Bleile hatte ſich hier völlig neu gekleidet. 5 der f verkaufen wol konnte, wurde er feſtg en. ch bei dem Verhör heraus, W b t Fr geſuchten Kauf eiburg Mannheim, 27. Dez.(Wieder ein Kom ⸗ muniſtenprozeß.) Vor dem Schöffengericht hat⸗ ten ſich wieder mehrere Perſonen aus badiſchen Orten zu verantworten, die wegen Vergehens gegen das Re⸗ publikſchutzgeſetz angeklagt ſind. Sie ſind beſchuldigt, der kommüniſtiſchen Partei während ihres Verbotes an⸗ gehört und ihr Vorſchub geleiſtet zu haben. Die vier Angeklagten erhielten Gefängnisſtrafen von acht Ma⸗ naten bis zu zwei Jahren. Zwei der Verhafteten hat⸗ ten ihre Strafe bereits durch die Unterſuchungshaft ver⸗ büßt und wurden auf freien Fuß geſetzt. Maunheim, 27. Dez.(Maskierte Räu⸗ ber.) Am Montag, nachts 12½ Uhr, wurde am Goetheplatz einem Herrn von zwei noch un⸗ bekannten Perſonen, welche Masken trugen, mit vorge⸗ haltenem Revolver folgende Gegenſtände abgenommen: Eine goldene Herren⸗Rementoir⸗Uhr mit Sprungdeckel, weißes Zifferblatt, arabiſche Zahlen, im Sprungdeckel die Buchſtaben A. S. eingraviert, eine goldene Kava⸗ lieruhrkette mit dünnen Gliedern, eine ſchwarzlederne Brieftaſche mit Schnalle und 6 Fächern, 100 Mark In⸗ halt, ein Brückenausweis und eine Mitgliedskarte. Mannheim, 27. Dez.(zu viel Geld.) Ueber die Feiertage mußten 13 Perſonen in polizei⸗ lichen Gewahrſam genommen werden, da ſie ſinnlos be⸗ trunken auf den Straßen umherlagen. Karlsruhe, 27. Dez.(Gegen Schmutz un d Schund im Film.) Auf einen vom badiſchen Miniſterium des Innern bei der Filmoberprüfungs⸗ ſtelle in Berlin geſtellten Antrag hin wurden aus dem Film„Das Geheimnis der vier Tage“(hergeſtellt von der Ungo⸗Filmgeſellſchaft) Teile entfernt, die wegen ihrer entſitllichenden und verrohenden Wirkung Anlaß zur Beanſtandung gaben. l LA. Aus der Pfalz. Ludwigshafen, 27. Dez. Unglücksfälle.) Der 20 Jahre alte Maurer Georg Trumm von Mar⸗ dorf, welcher von einer auswärtigen Firma in der Anilinfabrik beſchäftigt iſt, ſtürzte beim Entfernen eines Baugerüſtes an einem Neubau aus ungefähr 10 bis 12 Meter Höhe ab. Er erlitt einen Schädelbruch, an deſ⸗ ſen Folgen er nach ſeiner Verbringung ins Kranken⸗ haus ſtarb.— Der 35 Jahre alte verheiratete Packmei⸗ ſter Ernſt Streller wollte in der Anilinfabrik einen Waſſerfilter prüfen. Dabei rutſchte Streller aus und fiel durch eine Oeffnung in den Filter, der mit kochen⸗ dem Waſſer gefüllt war. Er verbrühte ſich derart, daß er nach ſeiner Einbringung ins Krankenhaus ſtarb. Bad Dürkheim, 27. Dez.(GNommunalpo⸗ litik) In der letzten Stadtratsſitzung ſtand auf der Tagesordnung: Weinbauausſtellung in Koblenz 1925. Der Stadtrat iſt damit einverſtanden, daß die Stadt Dürkheim als größte weinbautreibende Gemeinde auf dieſer Ausſtellung würdig vertreten iſt. Die Stadtver⸗ waltung wird dieſerhalb mit dem Pfalz⸗Kommiſſar für dieſe Ausſtellung, Oberſtudiendirektor Dr. Zſchokke, Neuſtadt a. d. H., Fühlung nehmen. Eſchbach, 27. Dez.(Gemeine Tat.) An der jedem Ausflügler bekannten Kapelle, die an dem vom Trifels nach der Madenburg führenden Pfälzerwald⸗ Pfad liegt, wurde die Tür vollſtändig zertrümmert, das Geld aus dem Opferſtock geſtohlen, die Bilder und Statuen auf den Boden geworfen und alles in abſcheu⸗ licher Weiſe zugerichtet. Nach den Rohlingen wird ge⸗ fabndet. Pirmaſens, 27. Dez.(Ern fetter Weih⸗ nachts braten. Ein kapitales Rind, das ein Le⸗ bendgewicht von 14 Zentnern hatte, ſchlachtete Metzger meiſter Friedrich Graf. Das Tier, welches wohl eines der ſchwerſten ſeiner Art war, die je hier geſchlachtet wurden, wurde von den Geſchwiſter Bohrer in det Fröhnſtraße gezüchtet. n 8. 0 „Bitte,“ wehrte Ariber zwingend,„es bedarf deſſen nicht, ich— bin über⸗ zeugt und erkenne— meinen Vetter Rüdiger an.“ „So wären wir damit im reinen,“ nahm der Ju⸗ ſtizrat das Wort.„Es bleibt mir alſo nur übrig, einen Wunſch des Grafen Rüdiger zu erfüllen und Ih⸗ nen, Herr Graf, dieſes Schriftſtück vorzulegen und um Ihre gefällige Unterſchrift zu bitten.“ „Was für ein Schriftſtück?“ fragte Aribert, durch⸗ aus nicht bei der Sache. „Bitte, wollen der Herr Graf leſen?“ Aribert nahm das Blatt mechaniſch und richtete ſeine Augen darauf. Blutige Flecken tanzten vor ih⸗ nen, er konnte die Worte kaum entziffern und begriff den Sinn nicht. „Ich— verſtehe nicht— was iſt das?“ fragte er. „Der Herr Graf Rüdiger— läßt den Herrn Gra⸗ fen Aribert bitten— das Majorat an ſeiner ſtatt noch einige Jahre—“ „Niemals!— Was ſoll das heißen?“ ſchnitt Ari⸗ bert ihm das Wort ab. Sein funkelnder Blick ging zu dem Vetter, der ſchweigend mit zuſammengebiſſenen Zähnen daſtand. Jetzt Huckte es in deſſen Geſicht. „Ich hatte den Wunſch— beſſer die Bitte an dich, Aribert, das Majorat noch einſtweilen zu verwalten, da ich abwarten möchte bis Eberhard—“ „Nein— unter keinen Umſtänden!“ rief Aribert bebend dazwiſchen.„Ich habe mich bereits— ander⸗ weitig perpflichtet.“ „Das tut mir aufrichtig leid,“ ee Rüdiger ruhig.„Wollen Sie das Papier mithin vernichten, Herr Juſtizrat, und das übrige erledigen wir erſt ſpä⸗ ter. Jetzt bitte ich Sie noch, mich ein paar Augenblicke mit meinem Vatter unter vier Augen zu laſſen und mich nachher zu erwarten.“ Der Juſtizrat erhob be und ging hinaus. Rüdiger trat auf Aribert zu. N „Als ich heute hierherfuhr, gab ich der 0 0 ü 8 i ich 8 füung Raum, daß wir zu einem öh t, ſich zu ſachlicher Ruhe unter der Maske des Hauslehrers einge ſeine— erbärmliche Spionage zu ſeinen Gunſten aus⸗ zubeuten—“ laut aus, aber er tam ars anderen? ſchluß kommen und du meine Bitte, auf Stolzenau zu bleiben, erfüllen würdeſt. Unter den obwaltenden Um⸗ ſtänden ſehe ich jedoch ein, daß ein Zuſammenleben un ⸗ möglich geworden iſt.— Gern hätte ich auch meine Tante und Couſine Linda begrüßt, aber— ich bin nicht imſtande— ihnen jetzt zu begegnen. Du ſagſt ihnen wohl, warum ich darauf verzichten muß. Das Weitere wirſt du veranlaſſen— ich werde mich ſeder deiner Beſtimmung ſügen. Und nun— lebe wohl, Aribert.“ Graf Rüdiger ging hinaus. Aribert ſtand abgewandt, mit zuſammengepreßten Lippen und Händen. Plötzlich entrang, ſich ein gellen⸗ der Aufſchrei ſeiner Bruſt, und wie gebrochen ſank er in ſeinen Stuhl. Nach geraumer Zeit raffte er ſich auf. Mutter u. Schweſter warteten wohl mit fieberhafter Erregung dar⸗ auf, daß er ſie rufen ließ, um ihnen den Vetter vor⸗ zuſtellen. Was mochten ſie jetzt denken? Schwerfällig ſtand er auf und ſchleppte ſich nach ihren Zimmern Als er eintrat, ſchrien beide Frauen entſetzt auf. „Aribert— was fehlt dir— wie ſiehſt du aus?!“ Aribert ſank in einen Seſſel. ö „Der— Seeger iſt es!“ Wie ein wahnwitziges Lachen klang es. „Seeger? Was faſelſt duf Aribert— iſt dir nicht gut?“ rſchreckt und beſorgt eilte die Mutter auf den Sohn zu und legte den Arm um ſeine Schulter. Mit einer ſpöttiſchen Miene ſchüttelte er den Arm ab. „Seid ohne Sorge— ich bin vollkommen bei Ver⸗ 1 5 wenn es auch iſt, um ihn zu verlieren. Seeger ſt— unſer Vetter Rüdiger von e 8* 7 de Mutter unterbrach ihn mit einem entſetzten 7500 rei, und auch Linda ſtieß einen Ueberraſchungs⸗ lete Poſtbetrie nt Walter Lutz von f Verbrechens im Amte. Es wird ihm elegt, Briefe mit Wertinhalt unberechtigterweiſe t zu haben. weibrücken, heu ke.) Ein 18jähriges Mädchen, das aus einer Gr ziehungsanſtalt zu Zweibrücken entwichen war, trieb ſich in Männerkleidung hier herum. In einer der lezten. Nächte, als die Perſon in männlicher einem Auto eine nächtliche 1 wurde ſie von der Polizei aufgegriffen und einer Er⸗ ziehungsanſtalt wieder zugeführt. Landau, 27. Dez. kein Ende.) Das Amtsgericht Winnweiler teilte wegen 50prozentiger Milchverwäſſerung die zelts vorbeſtrafte Landwirtsehefrau Katharina Breiten. bruch aus Steinbach a. D. zu drei Wochen Gefängnis und 200 Mark Geldſtrafe, den Mitbeteiligten Ehemann zu vier Wochen und der gleichen Geldſtrafe. Drei Wo⸗ chen Gefängnis und 600 Mark Geldſtrafe erhielt Landwirt Heinrich Orth 2 aus demſelben Orte, ſeine Milch zu 26 Prozent gewäſſert und um 40 Pro⸗ zent entrahmt hatte. Weitere Milchfälſcher aus Stein bach und Börrſtadt erhielten geringere Haft- und Geld⸗ (Jugend 5 Begleitung n Liebesfahrt (Milchfälſcher Neuſtadt a. d. H., 27. Dez. ung lück.) Ein Eiſenbahnunglück ereignete ſich Diens⸗ 0 Der von Kaiſerslautern kommende Eil⸗ güterzug entgleiſte zwiſchen Zweckenebrücke und Stein⸗ gleis, wobei vier Wagen aus dem Geleiſe Der Materialſchaden ſoll bedeutend, Menſchenleben je⸗ doch nicht zu beklagen ſein. ö nachfolgenden Perſonenzuges mußten infolge des Un⸗ falles die Nacht auf dem hieſigen Bahnhof verbringen. 5 5(Auszeichnung.) Grund eines Beſchluſſes des Miniſterrates wurde dem Oberbürgermeiſter von Speyer, Otto Strobel, in Aner⸗ 8 außerordentlichen Pfalz der Titel und Rang eines Geheimen Rates ver— (Eiſenbahn⸗ tagabend hier. Etwa 65 Paſſagiere Speyer, 27. Dez. kennung ſeiner Neuhofen(Pfalz), 27. Dez.(münzenfund.) Dieſer Tage fand der Landwirt Friedrich Fiſcher beim Ausgraben eines Zwetſchenbaumes auf ſeinem Grund⸗ ſtück hinter der proteſtantiſchen Kirche in einer von 50 Zentimetern eine irdene Urne mit 353 römiſchen Silbermünzen aus der Zeit von 200 bis 300 n. Cbr. Sie find in der Prägung noch ziemlich gut erhalten und mit den Bildniſſen von Kaiſern und Frauenköpfen Lokales und Allgemeines. Nach dem Feſte. Vergangen— verrauſcht!! Es iſt doch eigentümlich, wie ſchnell die Feſttage verfliegen, auf die man ſich ſo lange vorbereitete. Erſt iſt nirgends ein Fertigwerden, ein Gerenne deſſen Anſtrengungen man im Hinblick auf „gern mit in Kauf nimmt. Und Ruhetage“, dann ſinkt man erſt einmal erſchöpft in ein gemütliches Verſchnaufen und ehe man ſichs verſieht, iſt die Feſttagszeit abgelaufen. nicht ungerecht ſein. ſelbſt des Weihnachtsfeſtes wegen nicht ſtille ſtehn, und es waren doch wieder einige recht gemütliche und ge⸗ die uns dis Chriſtfeſt 1924 brachte. Viel, viel ſchöner waren ſie als manche, die wir in den letzten 10 Jahren erleben mußten. beſcheidenen kommenden„Ruhetage wenn ſie da ſind, die„ Doch man ſo Die Zeit kann mütvolle Tage, Man konnte das Beſcheidenſein haben wir doch alle trefflich gelernt— wieder allem haben, was das Herz begehrt. len wir doch auch ein wenig dankbar ſein. Zwiſchen Weihnachten und Neujahr. Der Weihnachtsjubel iſt verrauſcht. freudige Stille iſt eingetreten. duft im Zimmer und der geſchmuückte Tannenbaum hal! ſeinen Feſtplatz inne. Doch ſein Glanz iſt dahin. ſieht aus wie ein gerupfter Vogel. abgebrannt und ſtehen als armſelige Stümpfſchen in den Die Kinder haben ihn übel In unbewachten Augenblicken haben ſie den genießbaren Nüßen und Konſekt heruntergeholt. brochen und hängen ſchlaff her⸗ t ungehalten zu werden, ſeine Nadeln fallen läßt. ſachen haben freilich noch den Reiz de Kleinen und liegen bunt au Dieſe polniſche Wirtſchaft Ordnungsliebe der Mutter, die nach anders denkt und denken muß Das Leben will nicht ſo recht in die alten Geleiſe Wohl geht der Mann wieder ſeiner Be⸗ ich die Arbeit Anſprüchen Und dafür wol⸗ Eine friedlich⸗ Noch iſt Pfefferkuchen⸗ Die Kerzen Lichthaltern. Behang an Aepfeln, Tannenzweige ſind ange und die Hausfrau beginn weil der Baum Die Spiel⸗ 5 Neuen für die dem Fußboden verſtreut. aber ſtört jetzt bereits die Weihnachten leider wie vorher. zurückkehren. ſchäftigung nach; freilich Feiertage reiße In Franzen Von Heinrich Federer. ers Heinrich Federer 8 Ppetenſtube“ „M. 1.—; geb. meint man, er habe an der Lehrzeit durchgemacht, Wenn man des Schweizer Dicht umbriſche Reiſeſkizzen„In Franzens (Verlag Herder, Freiburg i. Br.; kart. G. G. M. 1.20) durchgeht, ſo ve Seite des hl. Franz von Aſſiſi eine ſo minniglich weiß er von dem Gehaben des hfolgende Kapitelteil mag das dem Leſer illuſtrieren. volle Tuchhändlerſohn hat die umbriſchen Berge kr vielleicht kein Bächlein, das Baum, an dem er nicht 31 iſt, um von dieſen loſen Burf Lied zu erlernen. Oft war er d weg. Aber ſeine Jünger war eben Bruder Frauz, des lieben Gottes, d a Höhen fiel, ging er hin un Und wenn er irgen d ſündenloſe Schweſter A hn wohl, und n neben Ha ö Bruder. Er war ein ultur und ihre Irrtüm hatten, ſo zwar, it dem Waſſer un ind und der lieben feinen T u, daß wir entw und ach, damit von Aſſiſi, Bruder Franz, d quer durchlaufen. Es gibt ht angeredet hat, keinen 1 den Vogelneſtern emporgeklettert chen das einfachſte, unbeſorgteſte rei, vier Wochen vom Konvent ch nicht darüber. Das chweifer und Herum⸗ bund. Wenn Schnee ßte ſeinen keuſchen ſche fand, ſo küßte ſche. Vetter Specht 1 nannte nicht bloß Fuchs auch den ge⸗ Urmenſch. Was die er guten alten ir faſt allen innigen d dem Licht und der Luft ierſeele verloren haben ſieren oder tyranniſiert ir mehr verloren, als wir ö Luft⸗ der Herumf er heilige Vaga Bruder Schnee. und Baſe Droſſel kannten i die Banditen, ſonder fräßigen Wolf ſein Künſtlichteit der K Natur verdorben. age ch von den internſten Familienangelegen⸗ heiten und dem Chriſtfeſt geſprochen. Mit glänzenden Augen erzählen einige von den ſchönen Geſchenken, die ihnen zuteil wurden und die ſie ſelbſt ihren Familien⸗ angehörigen bereiten konnten, während andere, die we⸗ niger bedacht wurden und ihren Lieben nicht große Koſtbarkeiten ſchenken konnten, mit gemiſchten Gefühlen zuhören. Dennoch lebt in ihnen noch immerdar Weih⸗ nacht, bis es einmal durch den Alltag verwiſcht wird. Allmählich verſchwindet die Weihnachtsſtimmung und man rüſtet ſich für das neue Jahr, beginnt ſich Silveſterfreuden auszumalen und zimmert ſich das Jahr 1925 voll Luftſchlöſſer, Freude und Fröhligkeit. Hoſf⸗ nungen kommen, denn der Glockenſchlag um Mitternacht ſoll das Trübe des vergangenen Jahres verſcheuchen und Erfüllung all' der tauſend Wünſche bringen, die aufgeſpeichert warten, bis ſich das Tor des neuen Jah⸗ res öffnet. Die Zeit zwiſchen Weihnachten und Neu⸗ jahr iſt die Zeit des ſtillen Verſinkens alles Geweſenen, die Zeit auftauchender neuer Hoffnungen. Und was hier im Menſchenweſen an Wandlung beobachtet wer⸗ den kann, drückt ſich äußerlich im Familienkreis und an der Arbeitsſtelle aus: Wehmut und Reſignation in der Ueberlebung des ſchönſten aller Feſte, Dankbarkeit viel⸗ leicht dabei, aber anſchwellende Tatkraft und Vorberei⸗ tungen zum Empfang des neuen, verheißenden Jahres. 9770 Zwiſchen Weihnachten und Meujayr. uin Weihnachtsſeſte gehören gewiſſe Dinge, die nicht„offi⸗ ziell vorgeſehen ſind“, die ſich aber eine ſörmliche GleichberechtigQung mit dem Tannenbaum und Lichter⸗ glanz erworben haben. Da iſt zunächſt der— verdor⸗ bene Magen! Was macht man denn während der Feſttage von früh bis abends?— Eſſen! Das geht früh mit dem Kaffeetrinken los, da ſchiebt man, am erſten Tage wenigſtens, Brot und Brötchen beiſeite und ißt den Weihnachtskuchen. Dann kommt das zweite Frühſtück, das ebenfalls beſſer iſt als ſonſt und dann die Mittagsmahlzeit, die natürlich feiertagsmä⸗ ßig ſein muß und weiter geht's über den Nachmittags⸗ kaffee zum Abendbrot. Daß da mancher Magen ſtreikt, iſt gewiß kein Wunder. Aber ſchließlich gewöhnt ſich der Menſch auch daran und wenn es ſo weit iſt, dann bringt der Alltag ſchon wieder die gewohnte Koſt. Iſt's nicht der verdorbene Magen, dann iſt es das Umtauſchgeſchäft, das den Tagen zwiſchen Weihnachten und Neujahr eine beſondere„Note“ gibt. Da findet hier und da ein lang ausgeſuchtes Geſchenk doch nicht ganz den Beifall des Beglückten oder andere Geſchenke lagen in doppelter Anzahl unter dem leuchtenden Chriſt⸗ baum, und nun geht es ans Umtauſchen. Im übrigen aber iſt es eine faule Zeit, die zwi⸗ ſchen Weihnachten und Neujahr. Die„ſättigende Wir⸗ kung“ der Feiertage macht ſich überall bemerkbar. Im Haus herrſcht noch Feſttagsſtimmung. Die fleißige Hausfrau ruht ſich aus von den Mühen und Strapa⸗ zen, die ihr die Tage vor Weihnachten brachten und geht nur ſchwer an die notwendigſten häuslichen Ar⸗ beiten heran. Im neuen Jahr, das nimmt ſie ſich vor, wird ſie ſich mit voller Kraft wieder in die Ar⸗ beit ſtürzen.— Wer„ſeine Sachen“ gern in Ordnung hat, erledigt zwiſchen Weihnachten und Neujahr die noch zu beant⸗ wortenden Briefe, wozu im Familienverkehr der Jah⸗ reswechſel ja ſowieſo Veranlaſſung gibt. Auch die offenſtehenden Rechnungen möchte man gern erledigen, freilich ſteht hier ſehr oft einem guten Willen ein knap⸗ per Geldbeutel gegenüber. Doch wo es ſich nur irgend ermöglichen läßt, ſollte man keine ſolchen unliebſamen Anhängſel mit ins neue Jahr hinübernehmen. * Kath. Arbeiterverein. Wir welſen heute ſchon darauf hin, daß unſer Verein am nächſten Sonntag ſeinen Familienabend hält, der dleſes Jahr eine gediegene Ausgeſtaltung bringt. Nähere Mitteilung erfolgten Ende der Woche. „ Im Silberkranze. Der Inhaber des Muſik⸗ haus Hanf hier, Herr Georg Hanf 10. kann morgen Dlenstag mit ſeiner Gemahlin Anna geb. Kempf das Silberne Hochzeitsfeſt feiern. Wir gratulieren und herzliches Glückauf zur Goldenen! * Chriſtliche Baugewerkſchaft. Am Sonntag, den 11. Januar hält die hieſige Ortsgruppe ihre General⸗ verſammlung ab. Näheres wird noch bekannt gegeben. „Berichtigung. Bei dem Inſerat des Radfahrer⸗ vereins„Vorwärts“ in letzter Nummer iſt lnſofern ein Fehler unterlaufen, daß es nicht„Eintracht“, ſondern„Vorwärts“ heißen ſollte. * Schweinemarkt. Weinheim, 27. Dez. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt 186 Stück; verkauft wurden 168 Stück. Milchſchweine das Stück von 12 bls 18 Mark. Läufer das Stück von 25 bis 35 Mark. 9 i 85 N N ee ee eee n 10 den Büreaus und Wertſtatten wirs non indur „ Weihnachtsſeier. gu einer tegt ſimmungz- 0 vollen Weihnachtsfeier konnte der Radfahrervere in „Eintracht“ ſeine Mitglieder ſowie deren Angehörigen Freunde und Gönner des Vereins am 2ten Weihnachtsfeier⸗ tage im neu renovlerten Saale im Saftladen zum grünen Laub vereinigen. Der Saal war um 8 Uhr dicht beſetzt und viele, wo ſpäter kamen, mußten die Heimkehr wieder an⸗ treten. Nach einem Eröffnungsmarſch der hieſigen Feuer⸗ wehrkapelle begrüßte der 1. Vorſitzende die ſo zahlreich Er⸗ ſchienenen und ſprach dle Hoffnung aus, daß außer dem Programm eln jeder dazu beitragen könnte den Abend zu einem recht gemütlichen und genußreichen zu geſtalten. Nach erfolgter Vorführung des Schüler⸗ und Mannſchafts⸗Reigen⸗ fahren war man ſich vollen Lobes über das Geleiſtete und der Applaus wollte nicht enden, als die beiden Mannſchaften mit ihren Stahlroſſen den Saal verließen. Auch vollen Erfolg hatte das Quartett vom Geſangverein„Sängerbund“ das einige Chöre und Lieder wie bekannt in nur melſter⸗ hafter Weiſe zu Gehör brachte. Der Abend erhielt ſeinen Höhepunkt, als Humoriſt Herr Bräunling auf die Bretter ging, denn ſeine charakterriſtrenden und humoriſtiſchen Vorträge ſtrengten die Lachſalven vom Publikum derart an, daß ſie zoft in Tränen ausarteten. Zum Schluſſe folgte ein ſchön arrangierter Ball, der die Tanzluſtigen bis zur Feierabend⸗ ſtunde belſammen hielt. N. * Stemm⸗ und Ningklub 1896 Viernheim. Wie wir erſehen, veranſtaltet der obengenannte Verein am Sylveſter⸗Abend ſeinen Neujahrs⸗ Ball, verbunden mit Städtekampf im Ringen Viernheim gegen Wein⸗ heim. Intereſſante Kämpfe ſind zu erwarten. Weinheim mlt ſeiner verſtärkren Ringermanuſchaft, beſonders in der Leicht ⸗ mittelgewichts⸗Klaſſe gibt es harte Kämpfe, der Vorkampf in Weinheim ging durch kürzere Ringerzeit für Vlernheim ver⸗ loren und dürfte manchem noch in Grinnerung ſein. Die hleſige Mannſchaft iſt auch nicht zu verachten und wird am Sylveſter⸗Abend ihren Meiſter zeigen. Die Ningerzelt dauert 2 mal 10 Minuten und verſprechen harte Kämpfe. Ein jeder Beſucher dürfte hiermii voll und ganz auf ſeine Rech⸗ nung kommen. Gönner und Freunde unſeres Sportes ſind ganz ergebenſt eingeladen. Beginn der Kämpfe 8 Uhr im „Goldenen Karpfen.“ * Gedenket der hungernden Vöglein! Der Winter naht und der Schnee iſt bald zu erwarten. Auch finden die Vögel durch das kalte Wetter in der Erde keine Nahrung mehr. Die Vögel ziehen ſich jetzt mehr in die Nähe menſchlicher Wohnungen. Es iſt auffallend, wie viele Vöglein gerade in den letzten Tagen zu beobachten ſind, in Straßen und in Gärten. Wahrſcheinlich kann man mit großer Kälte in der nächſten Zeit rechnen. Aus den Chriſtlichen Gewerkſchaften. „ Manuheim, den 29. Dez. Das Feſt der ſil⸗ bernen Hochzeit feierte am Sonntag, den 28. Dez. Landtagsabgeordneter Richard Eberhardt mit ſeiner Gattin Maria geb. Diehl. Die Zentrumspartei Mann⸗ heim, vor allem aber die chriſtliche Arbeiterſchaft, gedenkt in freudiger Anteilnahme dieſes Familienfeſtes eines Mannes, der in den letzten 3 Jahrzehnten am Auffſtieg der Partei und der chriſtlichen Gewerkſchaftsbewegung mit ſeltenem Fleiß und größter Hingabe tätig war. Ab⸗ geordneter Eberhardt, geboren am 15. Juli 1869 in Gräfnau in Schwarzburg⸗Rudolfſtadt, kam ſchon in jungen Jahren ins rheiniſch-weſtfäliſche Induſtriegebiet, wo er im Kohlenbergbau beſchäftigt war. Dort lernte er die damals mächtig aufblühende chriſtliche Gewerkſchaftsbe⸗ wegung kennen, die er dann auch in Mannheim, wo er ſeit 1897 in Sandhofen anſäſſig iſt, mit den andern be⸗ kannten Führern in Fluß brachte. Er war einer der treueſten und hartnäckigſten Kämpen und ließ ſich trotz aller Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten nicht von der Verfolgung der guten Ideen abbringen. Die Ge⸗ werkſchaftsmitglieder erkannten ſeine Arbeit auch dankbar an und wählten ihn vor einigen Jahren zum Ehrenvor⸗ ſitzenden des chriſtlichen Metallarbeiterverbandes, deſſen Vorſitzender er früher lange Zeit geweſen war. Auch in den badiſchen Landtag wurde er durch das Vertrauen weiter Kreiſe berufen, dem er nunmehr ſeit 1919 un⸗ unterbrochen angehört. Möge dem Jubilar und ſeiner Gattin, die ihm treu im nunmehr 25jährigen Eheſtande zur Seite geſtanden hat, nach weiteren 25 Jahren im glücklichen Familienkreiſe auch das goldene Hochzeitsfeſt beſchieden ſein. r ſchiff je gewinnen können,— das beſaß Franz noch alles. Er ſah gar keine Scheidung, keine Fehde, er war noch eins mit dem allem. Der große Bildhauer und Tierfreund Troubetzkoy hält freilich auch heutzutage noch ungezähmte, undreſſierte Wölfe und Bären und ſogar Luchſe in ſeiner Stube und behauptet, er lebe in Frieden mit ihnen. Man müſſe dieſe Beſtien nur verſtehen lernen und lieben. Aber doch auch Troubetzkoy hält immer Halszwingen und Maulkörbe bereit und läßt keines ſeiner Kinder neben einer Wildkatze ſchlummern. Franz jedoch konnte ohne Peitſche und Stecken durch die Wildnis gehen. Kein Tier tat ihm was Leides an; er kam mit Marder, Bär und Vetter Wolf ſehr gut aus. In den wildeſten und oberſten Waldtälern des Gran Saſſo ſoll es heute noch Bären und jedenfalls Wölfe nicht ſo ſelten geben. Doch zu Franzens Zeit wimmelte es bis ins Vor⸗ gebirge von böſen Tieren. Beſonders die Wölfe hauſten ez bar. Aber wie man etwa vernimmt, daß ein naives, braves Menſchlein unter Menſchenfreſſer geriet, doch geſchwiſterlich gehalten und ſogar an die Spitze des Stammes geſtellt wurde, weil die Inſulaner die echte, unſchuldige Liebe dieſes Weißen als etwas ganz Gewaltiges und Unbeſiegliches verſpürten, ſo wird es auch etwa bei den Tieren ſich verhalten. Auch die Tier⸗ ſeele merkt gleich, ob ein Menſch noch unſchuldig iſt. Schon unter den Menſchen heutzutage, wo immer zwei Fremde ſich treffen, iſt das erſte Gefühl: Gegnerſchaft! Rede einen wildfremden Menſchen auf der Straße an, ſeine erſte ſchnelle Miene zeigt Abwehr, Verteidigung, Eyſt die Höflichkeit deiner Worte beſchwichtigt ihn. Er wird das eindſelige auf⸗ geben, aber mit unbrüderlicher Förmlichkeit, und er wird meiſt recht kühl antworten. Erwiderſe er dir mit Wärme, ja mit hübſcher Zutunlichkeit, ſo würde der Städter ſpotten: Seht d noch ein Ruſtikanus! Ein Kind vom Kartoffelland! 2 es unter Menſchen ſch wie el meh uns fremden Tieren, den Pflanzen, den Naturgewalten. Sie müſſen wir einfangen, feſtlegen, ausnützen. Das Waſſer und das Licht, das Tier und der Baum müſſen uns Sklave ſein, nicht Freund!— Aber das gerade verſtehen dieſe einfachen, geſunden Geſchöpfe nicht. Daher Trennung, Zwieſpalt, Haß zwiſchen einander. Der Menſch will niemand dienen, dem Waſſer nicht und der Luft nicht und nicht dem Tier. Aber ihm ſoll alles dienen. Als ob er noch der Paradiesmenſch wäre, dem alles unter⸗ worfen ward. Dieſe gewalttätige Ausnahme macht alles Nicht⸗ menſchliche zornig gegen uns, ſo daß das Waſſer ab und zu ein Land und Volk verſchwemmt, oder der Blitz eine Stadt ein⸗ äſchert, oder ein Heuſchreckenſchwarm eine ganze Provinz ver⸗ heert, oder ein Hagel alle Saat vertilgt, und ſelbſt einer Mücke iſt es gegeben, mit einem feinen, leiſen Stich den größten Rieſen und Prahlhanſen ins Gras zu ſtrecken, ſicherer und grauſamer, als ein Achillesſpeer es könnte... Ha, die Zeit Franzens war großartig! Alles wollte Ritter⸗ 5 9 9 burgen bauen oder Marmordome errichten oder berühmte Ge⸗ ſänge ſchaffen oder mit den ſchlauen Genueſen und kecken Vene⸗ zianern auf reichen Handel ausgehen. Man hatte gerade auf den Kreuzzügen die Seide von Bruſſa und die Spitzen von Ispahan kennengelernt, den wunderſamen Damaszenerſtahl und die Glut des Smyrnaweines erfahren. Eine internationale Vergnüglichkeit und ein internationales Handelsfieber ward jetzt zum erſten Male laut. Beſitz, Beſitz! Der fängt jetzt an. Schwertehre und Amtstitel nehmen vor dem Kapita den Hut ab, und Walter von der Vogelweide iſt überglücklich, daß ihm der Staufer endlich ein paar Schuh eigenen Boden und ein lleines Betriehsgeld dazu gibt. Und da kommt nun dieſe und lacht den Beſitz als überläſtige und ganz unnötige aus und der A na wird ihr en Freier, ei ch und