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Am Sonntag, den 1. März 1925 nachm. 1 Uhr hält obiger Verein ſeine f Ceneral-Versammlung im Lokal zum Furſten Alexander mit folgender Tagesordnung: e 1. Tätigkeit und Rechenſchaftsbericht. 2. Entlaſtung des Vorſtandes. 3. Neuwahl des Geſamt-Vorſtandes. 4. Wettkampf mit Sport- und Ningklub Fürth i. O. 5. Verſchiedenes. Es iſt Pflicht eines jeden Mitgliedes zu er⸗ ſcheinen. Auch ſolche, die Mitglied werden wollen, ſind freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. nergeſang⸗ Verein. Heute Abend halb 9 Uhr „Allgemeine Gingſtunde. 2 Erſte Probe am neuen Flügel. 8 Fehle kein Sänger! Der Vorſtand. Einladung zur Mongatsverſammlung am Sonntag, den 1. März, mittags halb 4 Uhr im„Freiſchütz.“ Tagesordnung: 1. Bericht über den Arbeiter⸗Delegierten⸗ tag in Mainz. N i 2. Referat des Herrn Landtag 3a b⸗ eordneten Heuriſch⸗Mann⸗ eim. 3. Verſchiedenes. Der Vorſtand. Grund⸗ u. Hausbeſitzer⸗Verein Viernheim. Gbuntag, den 1. März, nachm. 4 Uhr findet im Saale des Gaſthauſes„Zur Vorſtadt“ unſere denera bersammlung ſtatt. Tagesordnung wird im Lokal bekannt ge⸗ geben. Der Vorſtand. na Viernheim Morgen Sonntag halb 10 Uhr Träuing a der Leichtatleten beſonders der Läu⸗ fer. Nachmittags halb 3 Uhr Wettſpiel der 1. Jugend gegen die gleiche von Turnverein Bickenbach. f 7 Heute Abend gemütliches Beiſammenſein des Vereins im Prinz Friedrich. Die Turn- und Spielwarte. Odenwald- Klub Ortsgruppe Viernheim. 5 Sonntag, den 1. Mär 3. Progk.⸗Wanderung Viernhelm— Birkenau— Götzen⸗ ſtein— Ober⸗Abſteinach— Sie⸗ delsbrunn— Walb⸗Michelbach. Abfahrt 746 O. E. G. Sonntagsfahrkarte bis Wein⸗ heim. Glemm⸗ U. Ninokſub 1896 Viernheim. Tuungenoſſenſchaft e Süngerbund⸗ Morgen Sonntag vorm. 8 10 Uhr. in unsere Schaufenster zeigt lhnen die ter Spielleute am Bürſtädkerweg. Pünkt⸗ preiswürdligkeit ung Riesen-NHuswahl liches Erſcheinen erwartet in unseren Der Muſikleiter. 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Die Sieſta ſollte zu ſeiner eigenen Sammlung und zur Ausreifung ſeiner Zukunftspläne benützt werden. In ſeiner Muße wurde aber Hktler geſtört durch die Zertrümmerung der Natio— Sitler redivivus. nalſozialiſtiſchen Freiheitspartei u. die Grün⸗ dung der deutſchvölkiſchen Freiheitsbewegung Groß⸗Deutſchlands durch Wulle und ihren norddeutſchen Anhang. Hit⸗ Reventlo w, ler ſah ſich nicht nur einer nicht unbedeutenden Schar von Gegnern in Bayern, ſondern auch jetzt in Norddeutſchland gegenüber. Und wäh⸗ rend in Bayern die Kriſe um die Perſon Hit— lers im Stillen weiter ſchlich, war im Norden die Revolte gegen Hitler ofſen ausgebro— chen. Nun kam der Abbau des Ausnahmezu— ſtandes in Bayern. Die nationalſozialiſtiſche Partei und Preſſe erhielt wieder ihre Frei⸗ heit. So war Hitler vor die Entſcheidung ge— ſtellt, entweder ſich ganz nahe bei Seite ſchie— ben zu laſſen oder in den Kampf mit allen Kräften einzugreifen. Hitler hat entſprechend ſeiner Naturanlage das letztere gewählt. So läßt er verkünden, daß das ehemalige Leibs blatt Hitlers, der„Völkiſche Beobachter“ ab 11 April wieder erſcheint, daß er die Herausgabe des Blattes ſelbſt übernehmen und demnächſt in einer Sondernummer ſein Programm ver- öffentlichen wird. Beigefügt iſt die Ankündi⸗ gung, daß er auch wieder Maſſenuverſamm⸗ lungen abzuhalten gedenkt. e Damit tritt die völkiſche Bewegung in Bayern in eine neue Periode ein. Die erſte wurde abgeſchloſſen durch den verunglückten Putſch vom 8. November 1923. Dieſer Putſch leitete den Niedergang der nationalſozialiſti— ſchen Bewegung ein. Der Niedergang wirkte ſich in erſter Linie dahin aus, daß die ganze Bewegung in Bayern in mehrere Gruppen zer⸗ fiel. Heute ſind drei Richtungen vorhanden. Dazu kommt— und das iſt für die Parteivöl— kiſchen der kritiſchſte Punkt daß die nord— deutſche Richtung die Herrſchaft au ſich reißen will. Die Gründe für die Gründung der Deutſchvölkiſchen Freiheitsbewegung Groß— deutſchlands und der Abkehr von Hitler wer— den vom Abg. v. Gräfe im Münchener Völ⸗ liſchen Kurier vom 18. Februar folgenderma— ßen zuſammengefaßt: Hitler w' ſeine alte Organiſation vorwiegend als Arbeiter⸗ partei wieder aufziehen, um dadurch die handarbeitenden Kreiſe gewinnen zu können. In den Kreiſen um Gräfe iſt man aber der Anſicht, daß das Ziel der Volksgemeinſchaft durch eine Organiſation, die ſich lediglich auf eine Bevölkerungsſchicht ſtützt, nicht erreicht werden könne. Darum will die Neugründung der Herren v. Gräfe, Reventlow ete. baupt⸗ ſachlich den Gedanken der ſozialen Stände— gemeinſchaft betonen. Die wahren Gründe für die Sezeſſion von Hitler ſind aber aus der jüngſt erſchienenen Kundgebung der Deutſch⸗ völkiſchen Freiheitsbewegung Großdeutſch— lands zu erſehen. Da wird als das Ziel der neuen Partei bezeichnet, der Kampf gegen das Weltjudentum einerſeits und gegen den Ul⸗ tramontanismus anderſeits. Bezeich⸗ nenderweiſe iſt der Bekämpfung des Ultra⸗ montanismus ſogar ein eigener Abſchnitt ge— widmet. Was mit dieſem Programm Hitler zu lun hat, lieſt man in der deutſchen Wochen⸗ ſchau, einer völkiſchen, der Richtung Luden⸗ dorff angehörigen Zeitſchrift. Da wird offen ausgeplaudert: Hitler habe beim bayeri⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Held um ſchön Wetter gebeten, er wolle mit Pöhner eine neue Partei gründen und ſei den Römlingen ins Garn gegangen. Hitler habe ſich alſo Rom verſchrieben. Daß Hitler beim Miniſterpräſidenten Dr. Held war, wurde von uns ſchon berichtet. Auch das iſt richtig, daß Hitler dem Minister- prädenten von ſeinem neuen Plan, die Be arbeitung der Arbeiterriaſſen auf neuer 397 aufzunehmen, Kenntnis gegeben hat. Alles andere, was in der völkiſchen Preſſe darüber geſchrieben wurde, iſt erfunden, zu dem Zweck, Hitler unmöglich zu machen. Zwi⸗ ſchen Hitler in 5 Held hat nicht mit einem Schritt eine Annäherung ſtattgefunden, was ſchon daraus hervorgeht, daß der Mimiſter. präſident Hitler vor jeder neuen Putſcheref aufs ernſtlichſte gewarnt hat. Eine Annähe⸗ kung zwiſchen Held und Hitler iſt ſchon des halb ausgeſchloſſen, weil der Mimiſterpräſ 705 ſeinen durch ſeine alten Grundſätze und 9 0 ge Koalitionsprogramm vorgezeichneten Wee N unbeirrt fortgeht. Umgekehrt laßt ſich Hitler in keine Parteiſchablone preſſen. dagegen. daß einige Phantaſten, deu Miesbacher Anzeiger ſtehen, mit mehr Eifer als Geſchick den Plan vertreten, eine kunſervative Rechtspartei mit Einſchluß Pöh ners und Hitlers zu gründen. Der Plan wird von den Koalitionsparteien rundweg zurück gewieſen, und zwar ſchon deshalb, weil man in unſere nun konſolidierten innerpolitiſchen Verhältniſſe nicht neun Zerſetzungskeime neintragen laſſen will. f Richtig iſt die hinten hin Politiſche Umſchau. — Eine Entſchließung gegen Lönartz Der erweiterte Vorſtand der Zentrumsparte! des Kreiſes Zell(Moſel) nahm in einer gußezror dentlichen Sitzung Stellung zu den Vorgängen in der Zentrumsfraktion des preußiſchen Land— tages. Insbeſondere gab er zu der nahme des im Wahlkreis Koblenz-Trier gewäll— ten Abgeordneten Lönartz einſtimmig foltenve Erklärung ab:„Wir billigen gern unſeren Ab geordneten weitgehende Meinungs- und Hände kungsfreiheit im Rahmen Zentrumspro⸗ Star Stellund— des faſſung vertritt, gramms zu; muſſen aver von' ihnen trumsgeſinnung und Rückſicht auf die Parte! ehre verlangen. Darum bedauern und mißhil⸗ ligen wir es, daß Herr Lönartz den wmohlbegtrün⸗ deten Beſchlüſſen der Zentrumsfraktion ent tritt und ſich weigert, die mer Handlungsweiſe echte Ben⸗ Jen Folgerungen aus ſei zu zechen.“ — Der Reichsrat und die neuen 2 gen. Der Reichsrat hat geſtern vormittag mit der Beſprechung der neuen Steuervorlagen be— gonnen. Den Vorſitz führte Reichsſinanzminiſter vo.“ Schlieben, der auch einen kurzen Ueberblick über das neue Verkehrsſteuergeſetz, das den ar ſten Punkt der Tagesordnung bildete, gab. Die Jipanzminiſter der Länder haben in einer vor— ausgegangenen Konferenz unter ſich die fereits zu einer gewiſſen Klärung gebracht. Sieuervorla Ar 0 „Frage 1— Die engliſche Arbeiterpartei für eine Ab⸗— rüſtungskonferenz. Der Vorſtand Gewerk— ſchafts⸗Kommiſſion und der Arbeiterpartei haf deſtern in iſamer Sitzung den Entſchlus Aßt, wonach die Arbeiterbewegung die Auf ä daß England alles tun müſſe, um die Annahme der Grundſätze des Genfer Pro— tokolls, ſowie die Veranſtaltung ſtungskonferenz herbeizuführen. der gemet! einer Abrü— ee Oer Schützt die Bath. Interessen In breussen? Aus dem Rheinland wird uns von ge— ſchätzter Seite geſchrieben: Vor einiger Zeit gebrauchte der Abg. Heß im preußiſchen Landtage den Ausdrus, die Lage der Zentrumspartei und ihre Politit laſſe ſich vom religiöſen Standpunkte am beſten dahin charakte— „nach rechts ſeine nach links ſeine Weltanſchauung“ zu Dieſer Ausdruck hat damals ſtarke Beachtung geſunden; insbeſondere die deutſchnationale Preſſe hat den Satz mit auffälliger Heftigkeit angegriffen. Dem⸗ gegenüber muß aber immer wieder darauf hin— gewieſen werden, daß dieſe Formel auch in der ſcharf zugeſpitzten und pointierten Form, in der ſie der Abg. Dr. Heß gegeben hat, durchaus den Man darf bei der augen— in Preußen daß die Rechte nicht etwa aus wohl aber aus politiſchen Gründen gegenwärtig eine auffällige Katholikenfreundlich— hinzu⸗ Ka⸗ ſo ohne folgen. jüngſten Gegen— wart mahnen den preußiſchen Katholizismus zu riſieren, daß Konfeſſion, verteidigen habe. ſchon im Landtage das Zentrum Tatſachen entſpricht. blicklichen Lage des Katholizismus nicht überſehen, religiöſen, keit zeigt. Wir brauchen nicht darauf weiſen, daß die hiſtoriſchen Erfahrungen des tholizisums auf das äußerſte warnen, weiteres den Lockrufen der Rechten zu Aber auch die Erlebniſſe der größter Vorſicht. Es wird auch in katholiſchen Kreiſen viel zu dem Katholizismus ſo wenig wohlwollend gegenüber— Boelitz. Widerſtände gegen wenig beachtet, daß kein Kultusminiſter ſtand, wie der Kultusminiſter Gerade unter ihm haben ſich gewiſſe nur allzu berechtigte * 1 Forderungen erge ben, die außerordentlich kennzeichnend ſind. Hin⸗ gewieſen ſei u. a. darauf, daß die geſamte Rechte ſeinerzeit mit ſeiner Gruppierung um die Phi— loſophie Emanuel Kants rückſichtslos eingetreten und das widerſtrebende Zentrum einfach majori— ſiert hat, obwohl es an den heftigſten Gegenwir— kungen ſeitens der preußiſchen Zentrumspartei nicht gefehlt hat. Hingewieſen ſei ferner die Tatſache, daß unter dem Miniſterium Boelitz eine alte Forderung der Berliner Katholiken nach einem katholiſchen Gymunaſium nicht zu ver— wirklichen war, und daß dieſer Gedanke erſt zur Tat werden konnte unter dem kurzen Geſchäfts— miniſterium des ſozialiſtiſchen Miniſterpräſiden— ten Braun, der anſtandslos jene Forderung be— willigt hat, die in der geſamten Rechtspreſſe ein betretenes Schweigen hervorgerufen hat. Wir ſind davon überzeugt, daß, wenn die Rechte nicht heute alles daran ſetzte, aus politiſchen Gründen die Zentrumspartei in ihre Netze zu ziehen, ſie dieſes Ereignis nicht ohne entſchiedenen Wider⸗ pſpruch hätte zur Tat werden laſſen. Schweigen der Rechtspreſſe zu der Verwirkli chung einer Forderung, die in den Kreiſen des Berliner Katholizismus die größte Befriedigung hervorrief, iſt beinahe noch kenntzeichnender, als der ſonſt bei ſolchen Gelegenheiten übliche Widerſpruch. Was verſteht überhaupt die Rechte unter der „chriſtlichen“ Baſis, mit der ſie neuerdings im Kampfe gegen das Zentrum fortgeſetzt operiert? Wie war es nur möglich, daß die deutſchnationale Fraktion im Landtage bei den letzten heſtigen Auseinanderſetzungen zum Werber für die chriſt liche Baſis auf dem völkiſchen Flügel ſtehenden Abgeordneten Schlange vorſchicken konnten Gerade er mußte peinlichſte Ueberraſchung im Zentrum hervorrufen. Wollte er etwa für ein völkiſches Chriſtentum und für eine völkiſch⸗ chriſtliche Baſis wirken, die nach den jüngſten Erfahrungen doch nichts anderes bedeutet, als Das auf ein mehr oder minder offener Ka nopf Rom? Viel zu wenig beachtet wird es auch, daß einer der Haupttreiber im volksparteilichen, Lager zum Rechtskurſe, der Abg. Dr. Pinker⸗ neil, vor einiger Zeit in Erfurt auf einer volks- parteilichen Vertreterverſammlung ausgeführt! hat, Pacelli befinde ſich auf dem Wege nach Berlin zum Abſchluß eines neuen Konkor⸗ dates, und dieſes werde die Feſtſetzung Roms in Deutſchlaud bedeuten und damit eine dauern de Gefahr für die deutſche Kultur! Man könate dieſe Stimmen beliebig vermehren. Dazu ge nügte insbeſondere ein Blick in die neuerſtan— dene„Tägliche Rundſchau“, in der die autikatholiſchen und kulturkämpferiſchen Unter ſtrömungen beſonders ſtark zur Geltung kom men, die augenblicklich nur deshalb latent ſind, weil man den deutſchen Katholizismus im Zen trum aus politiſchen- Gründen einfangen und in die Rechtskoalition einfügen will, um ihn dann um ſo leichter„unſchädlich“ zu machen. Bei der Lagerung der konfeſſionellen Ver hältniſſe in Deutſchland wird der Kampf um die Selbſtbehauptung und die Poſition des Ka tholizismus viel heftiger entbreunen, als der Kampf um die Weltanſchauung, um den oben gekennzeichneten Ausdruck Abg. Dr. Heß noch einmal zur Anwendung zu bringen. Die Zentrusmfraktion des Preußiſchen Landtags iſt durchaus auf dem rechten Wege, auch vom Stand punkt der Jutereſſen Katholizismus aus, venn ſie ihre einmal eingeſchlagene Richtung beibehält. Ihre Stellungnahme iſt durchaus weitſichtig und voll klarer Erkenntnis der drohen den Gefahren und ihrer Abwehr. Die Interef ſen des Katholizismus ſind nach wie vor bei die ſer Politik am beſten aufgehoben, und ſie darf dieſe Linie um ſo weniger verlaſſen, als gleich— zeitig auch die ſtaatspolitiſchen Erforderniſſe in dieſelbe Richtung weiſen. gegen des des Der„Vorwärts“ und die kath. Krankenſchweſtern. Der„Vorwärts“ woch-Nummer einen längeren Artikel über das katholiſche„Berliner Klo— ſter leben“. Der Verfaſſer bemüht ſich, in ſeiner Beurteilung freundlich zu ſein, wenn er auch ſeinem Thema innerlich ziemlich fremd ge genüberſteht und daher zu manchem recht naiven Urteil kommt. Immerhin wollen wir hier ver zeichnen, was er über die Tätigkeit der katholi— ſchen Krankenſchweſtern ſchreibt: „In den ſchönen Krankenhäuſern dieſer Schweſtern kennt man keine konfeſſionellen Un terſchiede. Jeder Patient iſt willkommen und wird gleich gut und gewiſſenhaft behandelt. Auch Politit ſchweigt hier(vielleicht ſogar mehr als an Stätten, wo Geheimräte alten Stils die Macht in Händen haben). Es iſt etwas wunderſam Rührendes, harte, nüchterne Menſchen des Groß ſtadtmühens dieſen Schweſtern mit den welt fremden Geſichtern und den tatfrohen, abgear— beiteten Händen gegenüber zu ſehen. Weltan— ſchauungen berühren und verſöhnen ſich. Menſch ſteht vor dem Menſchen und findet zu ihm. Trifft nicht gemeinſames Wollen zuſammen: das, was jede Relegion in edler Form erſtrebt, mit dem, was der Sozialismus in der Tiefe ſeines Sehnens will, Menſchen aus Not und Leiden höher zur Freude und Geiſt zu führen? Die Kloſterfrau in ihrer Enge und Entſagung brachte in Milt ſeiner ſeuilletoniſtiſchen will nichts anderes als der Mann in Härte und Dumpfheit der Maſchinen: es ſoll beſſer werde unter den Menſchen, freundlicheres Los ſoll ö nen beſchieden ſein. Selbſt trägt man hautes un eintöniges Los, wenn es nur die anderen b ſer haben, für die man ſorgt. Es iſt gut ſo ür bie Kloſterleute wie für die Allgemeinheit; daß man ſich nicht mehr beſchaulich von der We rückziehen kann daß man in ihr zum Wohl anderer wirken muß. Es gäbe noch manche von den einzelnen Orden und ihrer Tätigkeit aufzuzählen und zu berichten— ſo etwa, daf die Urſelinerinnen in der Lindenſtraße ein höhere Lehranſtalt unterhalten—, am Geſamt wild ändert es wenig. ö Berlin iſt alles eher als eine Stadt der Uns duldſamkeit und ſeit der Geburtsſtunde der Re⸗ publik iſt Toleranz noch erhöht und vervollkomm net. Die caritative Tätigkeit der Orden, die ein Minderheit vertreten, macht guten Anfang. V er aus können manche Gegenſätze überbrün manches wieder gutgemacht werden. Religion ſoll und darf nichts anderes ſein als Tat der Nächſtenliebe— dann hat ſie Sinn und dann wird ihr auch die Arbeiterſchaft Achtung und Freundſchaft entgegenbringen.“ . Die Gehälter der kathol. 8 f Pfarrer. 0 Der von der Zentrumsfraktion im Preußiſchen Landtog eingebrachte Geſetzent⸗ wurf über die Verbeſſerung des Dien ſte in ⸗ kommens der katholiſchen Pfarrer hat folgenden Wortlaut: Entwurf eines Geſetzes zur Ergän⸗ zung Geſetzes über die Bereitſtellung von Mitteln zur Aufbeſſerung des Dienſteinkommens der katholiſchen Pfarrer vom 17. De zember 1920 (Geſetzesſammlung 1921 S. 106) in der Faſſung des Geſetzes vom 7. Auguſt 1922(Geſetzesſamm⸗ lung S. 244). Der Landtag hat folgendes Ge- ſetz beſchloſſen: ö S 1. Die in Artikel 1 Abſ. 1 und 2 des Ge⸗ ſetzes vom 17. Dezember 1920 in der Faſſung des Geſetzes vom 7. Auguſt 1922 vorgeſehenen Staatsreuten werden mit Wirkung vom 1. April 1924 ab für die katholiſche Kirche auf 18500000 Rentenmark feſtgeſetzi. § 2. Die in den Artikeln 2, 4, und 5 des Geſetzes vom 7. Auguſt 1922 vorgeſehenen Fri⸗ ſten werden verlängert und zwar: in Artikel 2 bis zum 31. März 1928, in Artitel 4: bis zum 30. September 1927, in Artikel 6: bis zum Ablauf des des Rechnungsjahres 1927. § 3. Der Artikel 6 des Geſetzes vom 17. De— zember 1920 erhält folgende Faſſung: Artikel 6: Die Entſcheidung über die Leiſtungsfähigkeit der Kirchen und Kirchengemeinden ſteht der Staatregierung nach Benehmen mit den blſchöf⸗ lichen Behörden zu. Mit Wirkung vom 1. April 1925 ab iſt eine Kirchengemeinde, ſoſern der Um⸗ fang ihrer Leiſtungsfähigkeit nicht auf Grund beſtimmter Tatſachen höher oder niedriger ein⸗ zuſchätzen iſt, nur für denjenigen Teil ihres Wfarrbeſoldungsbedarſes als leiſtungsunfähig zu behandeln, der nicht aus dem Pfarrſtelleneind kommen und durch den Ertrag eines ausſchließ⸗ lich für die Pfarrbeſoldung vorzuſehenden orts- kirchlichen Umlageſatzes bis zu drei vom Hunder der Reichseinkommenſteuer gedeckt werden kann. 9 10. 2 4 5 Waren und Märkte. Maunheimer Produktenbörſe. 5 Auf erhöhte Auslandsforderungen diesmal namentlich von Argentinien ausgehen und auf die Angaben, daß Rußland erneut an den Auslandsmärkten als Käufer großen Stils auftrete, war der Markt befeſtigt, ohne daß 0 5 hin, die Käufer im Weſentlichen aus ihrer Zurückhaltun herausgingen. Verlangt wurden für die 100 Ki⸗ logramm: Weizen inl. 26-27, ausl. 33—35, Rogz gen inl. 24,5 bis 25, au. l. 28 bis 29, Braugerſt 29 bis 32,5, Futtergerſte 25, Hafer inl. 18 bis 21, ausl. 20 bis 25, Mais mit Sack 22,75. Am Mehlmarkt war die Stimmung für Mehl auf ſpätere Lieferung etwas zuverſi htlicher, prompte Ware blieb vernachläſſigt. Die Mühlen forderten für Weizenmehl Spezial 0 44,5 Mark, für Rog⸗ genmehl 39—40 Mark. zweite Hand gab mit 42,5 bezw. mit 36,5—37 Mark ab. Weizen⸗ kleie koſtete 14,75 bis 15 Mark. Die Maunheimer Viehmarkt. f Zum Kleinviehmarkt waren zugeführt 65 Käls ber, 19 Schafe, 89 Schweine und 795 Ferkel und Läufer. Bezahlt wurden für 50 Kg. Lebendge⸗ wicht: Kälber 5068, Schweine 52-66, Ferkel und Läufer pro Stück 18—39 Mark. Marktver⸗ lauf: mit Kälbern ruhig, laugſam geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, mit Ferkeln und Läufern ruhig. Tages ⸗Aeberſicht. —* In parlamentariſchen Kreiſen verlautet, daß der preußiſche Miniſterpräſident Marx ſich entſchloſſen habe, eine Neuwahl nur dann anzunehmen, wenn Gewißheit beſteht, daß diesmal das Kabinett ein Vertrauensvotum erhält. —* Das chriſtliche Gewerkſchaftskaxtell Solingen weiſt in einer Mitteilung darauf hin, daß die Kommuniſten wieder etwas„Großes“ vorhaben und warnt die Arbei⸗ terſchaft vor den kommuniſtiſchen Plänen. —* Reuter zufolge ſind die Nachrichten über fran⸗ zöſiſch-engliſche Meinungsverſchiedenheiten wegen der Befugniſſe des Militärkomitees in Verſailles unrichtig. —* Meldungen aus Paris heſtätigen, daß die fran⸗ zöſiſche Regierung den Handelsminiſter Raynaldy er⸗ mächtigt hat, das deutſch-franzöſiſche Abkommen zu unterzeichnen. —* In der franzöſiſchen Kammer wurde das Bud— get für den Effektivbeſtand der Armee angenommen der für 1925 607 000 Mann beträgt. —*ʒ Der Patriarch Kouſtantin hat an den Jölker— bund ein Memorandum gerichtet, in dem er das Vor— zehen der griechiſchen Regierung ſcharf verurteilt und Wiedergutmachung der ihm zugefügten Unbill fordert. —* Zwiſchen England und Griechenland iſt ein Ab- kommen über die griechiſchen Schulden zuſtandekom⸗ men, das dieſer Tage unterzeichnet werden wird. —* Die militäriſchen Rüſtungen Polens, welche jetzt ſchon die Hälfte der ſtaatlichen Ausgaben ausmachen, ſollen weiterhin von 655 auf 765 Millionen Sloty er⸗ höht werden. —* Eine New Yorker Meldung beſagt, daß Eng⸗ land in der nächſten Zeit eine Anleihe in Amerika auf— nebmen werde, um ſeine Währung zu ſtabiliſieren. * Das Statiſtiſche Amt der Vereinigten Staaten ſchätzt das Nationalvermögen der Amerikaner auf rund 921 Milliarden Golddollar gegen 186 Milliarden im Jahre 1912. —* Der offizielle Text des ruſſiſch-japaniſchen Ver⸗ rages iſt in Tokio veröffentlicht worden. Der Wort⸗— laut liegt jedoch in Europa noch nicht vor. — 0—— Reichspräſident Ebert geſtorben. Berlin, 28. Febr. Reichspräſident Ebert iſt heute vormittag 10,15 ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben ſanft entſchlafen. Am Sterbebette weilten Frau Ebert, deren Kinder, der Schwiegerſohn ſowie Staatsſekretär Dr. Meißner. Die den Reichspräſidenten behandelnden Aerzte ga— ben heute morgen um 9 Uhr folgenden Krankheitsbe— richt aus: Heute morgen gegen 5 Uhr machte die Bauchfell— entzündung plötzlich Fortſchritte. Der Kräftezuſtand des Reichspräſidenten nahm ſchnell ab. Zurzeit ſchläft der Relchspräſident. Die behandelnden Aerzte halten ſeinen Zuſtand für hoffnungslos. Mit dem Reichspräſidenten Ebert hat ich ein Stück dei ſchichte abgerollt, das vom Heainn des politiſchen Hervortretens des verblichenen Jsräſidenten bis zu deſſen Hinſcheiden durchwühlt war non politiſchen Leidenſchaften, von Kämpfen um die Exiſtenz des Staates und von wirtſchaftlichen Erſchüt⸗ terungen, die ohne Beiſpiel in der Geſchichte daſtehen. Als der erſte Präſident des deutſchen Volkes auf Ver— langen der Volksvertreter an die Spitze der Republik trat, war es kein leichtes Beginnen, die zerfahrenen Verhältniſſe des Reiches in geordnete Bahnen zu len⸗ ken und wenn der beiſpielloſe Abſtieg, den das deutſche Volk in politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht in der Folge erleben mußte, infolge der außenpolitiſchen Ohn⸗ macht des Reiches, auch nicht aufgehalten werden konne, ſo war doch Reichspräſident Ebert immer bemüht, mit gutem Willen und helſender Hand die Not und das Elend zu mildern, das ſo weite Schichten des Volkes heimſuchte. Allerdings überſtiegen die Anforderungen, die in ſo ſchweren Zeiten an den Verſtorbenen geſtellt wurden, in vielen Beziehungen deſſen Kraft, doch kann daraus dem erſten Präſidenten kein Vorwurf gemacht werden, da die Verhältniſſe, die eine Einigung ſaſt der ganzen Welt gegen Deutſchland mit ſich gebracht hatten, auch den ſtärkſten Politiker beſiegt hätten. Außenpolitiſch ſteht Präſident Ebert als allgemein geachtete Perſönlichkeit vor den Augen der Welt. In⸗ nerpolitiſch iſt er von ſeinen Gegnern viel angefeindet worden, doch vermögen dieſe Angriffe gegen ſeine Per- ſon das Bild von ihm nicht zu trüben. Er war ein aufrechter Mann, beſeelt vom beſtem Willen, ſeinem be— drängten Vaterlande zu helfen und wenn auch die An⸗ feindungen gegen ihn beſonders in letzter Zeit allzu mächtig ſchienen, ſo wird man doch ſagen können, daß auch ein politiſch anders orientierter Reichspräſident nicht hätte anders handeln können wie er. Die Flaggen auf Halbmaſt. Berlin, 28. Febr. Reichskanzler Dr. Lutber hat ſofort nach Elntteſſen der Nachricht über das Av. leben des Reichspräſidenten die Halbmaſtbeflaggung der reichseigenen Dienſtgebäude angeordnet. Die Beflag⸗ gung war bereits in der 11. Vormittagsſtunde allge⸗ mein durchgeführt. Auch die Gebäude ausländiſcher Miſſionen, ſowie die Gebäude des Preußiſchen Staates haben Halbmaſt geflaggt. Ferner hat der Reichskanzler ſofort eine Kabinettsſitzung einberufen, die zur Zeit in der Reichskanzlei tagt.— Ueber die Begräbnisfeierlich⸗ keiten iſt noch nichts bekannt. Die Regelung dieſer Frage dürfte neben dem Bureau des Reichspräſidenten hauptſächlich dem Reichsinnenminiſter obliegen. Verfaſſungsrechtlich tritt jetzt der Artikel 51 der Reichsverfaſſung in Kraft, der für den Fall einer vor⸗ zeitigen Erledigung der Präſidentſchaft beſtimmt, daß das Amt des Reichspräſidenten bis zur Neuwahl auto⸗ matiſch auf den jeweiligen Reichskanzler übergeht. Oes Reichspräſidenten Lebenslauf. Berlin, 28. Febr. Fritz Ebert iſt am 4. Fe⸗ bruar 1871 in Heidelberg als Sohn eines einfachen Schueidermeiſters geboren. Er beſuchte die Volksſchule ſeiner Vaterſtadt und erlernte das Sattlergeweerbe. Schon als Jüngling kam er in Berührung mit der Ar⸗ beiterbewegung, in der er bald eine bedeutende Rolle ſpielte. Er wandte ſich der Sozialdemokratiſchen Par⸗ tei zu, in der er ſtets der gemäßigten Richtung ange⸗ hörte. In Mannheim ſchloß ſich der junge Ebert der domals aufgekommenen Fachvereinsbewegung an. Schon mit 18 Jahren ſetzte er ſich in der Oeffentlichkeit ſtark für die Hebung der Arbeits- und Lebensverhältniſſe der Arbeiterſchaft ein. Die Herrſchaft des Sozialiſtengeſetzes trug ihm verſchiedene Maßregelungen ſeitens der Re⸗ gierung ein. Anfang der 90er Jahre gingen die Fach⸗ vereine in den gewerkſchaftlichen Zentralverband über, wo Ebert ſich bald gleichfalls hervortat. Im Jahre 1891 leitete er die Lokalredaktion der ſozialdemokrati⸗ ſchen„Bremer Bürgerzeitung“. Von jetzt ab tat er ſich als Führer der Arbeitermaſſenbewegung hervor. Um dieſe Zeit tauchten innerhalb der ſozialdemokratiſchen Bewegung zum erſten Male die radikalen unabhängigen Sozialiſten auf, die jeden ſozialen Reformgedanken ver⸗ warſen und ihr Heil in der Weltrevolution erblickten. Ebert lehnte jedoch dieſe Sonderbewegung ab. Er blieb der Führer der gemäßigten Richtung. Während des Weltkrieges trat Ebert ſtets für einen Verſtändigungs⸗ frieden ein. Zwei ſeiner Söhne ſind auf dem Schlacht⸗ feld geblieben. Im Jahre 1918 wurde er mit der Leitung des Hauptausſchuſſes des Reichstags beauſ⸗ tragt. Angeſichts des drohenden Zuſammenbruchs ſetzte ſich Ebert auf das dringende Geſuch des Reichskanzlers Prinz Max von Baden dafür ein, daß die Sozialdemo⸗ kratie ſich an der Regierung beteiligte. Seitdem bat die ſozialdemokratiſche Partei beſtimmenden Einfluß auf die Leitung des Staates erlangt. Ebert ſelbſt trat nicht in das Reichsminiſterium ein. Bei der Novemberrevolte der Rieker Matroſen veran ßte er die Entſendung Nos⸗ kes nach Kiel. Am 9. November aingen die Berliner megimenter zur Revolution uver. Am Tage darauf wurden Ebert unter Zuſtimmung ſämtlicher Staatsſekre⸗ täre die Geſchäfte des Reichskanzlers übertragen. In einer Proklamation an das Volk verkündete er: Die neue Regierung wird eine Voltsregierung ſein. Gleich nach ſeinem Amtsantritt drängte Ebert mit Anſp innung all ſeiner Kräfte auf baldige Einberufung einer konſti⸗ tuierenden Nationalverſammlung. Die Arbeiter— und Soldatenräte wollten ihn bereits damals zum Präſi⸗ denten der Nepublit ausrufen. Ebert lehnte jedoch dies gab, da er über dieſe Frage nicht die Diktatur einer kleinen Gruppe, ſondern das ganze Volk laſſen wollte. a In der Sitzung der deutſchen Nalionalverſammlung entſcherden am 11. Februar 1919 wurde er zum Reichspräſid enten gewählt. Am 24. Oktober 1922 wurde Ebert im Reichs⸗ tag mit 314 gegen 76 Stimmen zum verfaſſungsmäßi⸗ gen Reichspräſidenten bis zum 30. Juni d. J. gewählt. In der letzten Zeit war in der Oeffentlichkeit ein heſ— tiger Kampf um die Perſon des Reichspräſidenten ent⸗ brannt. Dieſem Kampfe, der nicht immer mit lauteren Mitteln geführt wurde, hat der Tod ein Ende gemacht. — 0— Ernſte Beſorgniſſe in der Näumungsfrage. Alarmierende Preſſemeldungen. kb. Berlin, 28. Febr. In den Berliſer poli⸗ tiſchen Kreiſen ſind auf Grund engliſcher alarmieren- der Preſſemeldungen, die auf eine lange Verzögerung der Räumung der nördlichen Rheinlandzone hindeu⸗ ten, wieder ernſte Beſorgniſſe entſtanden. Die engleſche „Daily News“ haben unter anderem behauptet, es be⸗ ſtehe die Gefahr, daß die Räumung der Kölner Zone bis zum September oder Oktober, vielleicht ſogar bis zum nächſten Jahre aufgeſchoben werde. Marſchall Foch und die franzöſiſche Delegalion hätten eine Reihe von Forderungen aufgeſtellt, die Deutſchland nicht vor Ablauf von ſechs bis acht Monaten erfüllen könne. Dieſe engliſchen Meldungen haben in Berlin eine un⸗ geheure Nervoſität hervorgerufen und geben Veran⸗ laſſung zu lebhaften Erörterungen über eine angeb⸗ liche ernſte Verſchärfung der außenpolitiſchen Situat on. Nur leere Gerüchte? In den Kreiſen des Berliner Auswärtigen Amtes warnt man auf das Entſchiedenſte davor, den engli⸗ ſchen Preſſemeldungen allzu großes Gewicht beizule⸗ gen. Man hält es für auffallend, daß ein engliſches liberales Blatt über die angeblichen Forderungen Frankreichs unterrichtet ſein will, während die der engliſchen Regierung naheſtehende konſervative Preſe bis jetzt mit teinem Wort auf dieſe Angelegenheit ein. gegangen iſt. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß es ſich tatſächlich nur um leere Gerüchte handelt, die einer ernſthaften Grundlage entbehren. In den deutſchen Regierungskreiſen kann man ſich nicht vor⸗ ſtellen, welchen Zweck eine derartig lange Hinauszöge⸗ rung der Räumung der nördlichen Rheinlandzone ei⸗ gentlich haben ſoll. Die Reichsregierung könne un⸗ möglich auf derartige Forderungen eingehen, die f. Deutſchland untragbar ſind und nur 901 155 90 805 ordentlich ernſten Rückſchlag auf die ganze innenpoliti⸗ ſche Lage führen würden. Solange nicht eine offizielle Beſtätigung der betreffenden engliſchen Meldungen vor⸗ liegt, hält man es in Berlin jedenfalls für ganz aus⸗ geſchloſſen, daß die franzöſtſche Regierung ſich mit der ⸗ artigen Prolekten trägt. iſt, daß die Sicherheitsfrage nur mit Deutſchlands zu löſen ſein wird, wird ſie bei ihren f diplomatiſchen Sondierungsaktionen keinen Zweifel da— ung der Sicherheit Räumungsfrage. e Verſchiedene franzöſiſche Blätter, die der Regie⸗ rung Herriot naheſtehen, bringen die Auffaſſung zum Ausdruck, daß es für Frankreich gleichgültig ſei, auf welchem Wege man über den Bericht der interalltier⸗ ten Militärkontrollkommiſſion mit Deutſchland zu einem Einverſtändnis kommt. Die Hauptſache ſei, daß man wirklich zu einem Einverſtändnis komme und da ſei Frankreich viel mehr an der Sicherheitsfrage inter⸗ eſſiert als an der Aufrechterhaltung der Beſetzung der nördlichen Rheinlandzone. Dieſe franzöſiſchen Aus⸗ laſſungen werden in Berlin für durch zus glaubhaft ge⸗ halten, zumal ſie den Eindruck verſtärken, daß Frank⸗ reich die Räumungs⸗ und Entwaffnungsfrage beſonders ſchroff ausſpielen will, damit ihm ſeine Sicherheit ga⸗ rantiert wird. Dieſer Umſtand weiſt viel eher darauf hin, daß die augenblicklich entſtandene Nervoſttät hin⸗ ſichtlich der franzöſiſchen Forderungen unangebracht iſt, denn die deutſche Regierung würde ſchwerlich bereit ſein, überhaupt zu verhandeln und irgendwelche poſi⸗ tiven Vorſchläge zu einer Löſung der Sicherheitsfrage zu machen, wenn ihr durch eine Verſchleppung der ö Räumungsfrage alle Vorausſetzungen genommen wer⸗ ö den ſollten, um überhaupt irgendeine Initiative zu entfalten. Da die deutſche Regierung der Meinung Mitwirkung ran laſſen, welche Gefahren ſich aus einer neuerlichen Zuſpitzung des Räumungskonfliktes notwendigerweiſe ergeben müßten. Aus Heſſen. Darmſtadt, 28. Febr.(Märzmiete.) Die für Dezember 1924 getroſſene Regelung bleibt auch für März 1925 beſtehen.— Hinſichtlich der Berechnung der Brandverſicherungsbeiträge wird bemerkt, daß in den⸗ jenigen Gemeinden des beſetzten Gebietes, in denen die für das Land getroffene Regelung am 1. April 1924 shalb nicht wirkſam werden konnte, weil die heſſiſche Ausführungsverordnung zum Reichsmietengeſetz vom 20. Auguſt 1923 von der Rheinlandkommiſſion noch nicht zugelaſſen war, ſelbſtverſtändlich eine andere ent⸗ ſprechende Regelung eintreten muß. Wurden z. B., wie in der Stadt Mainz, die Betriebskoſten im Monat April 1924 noch umgelegt, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß der Hauseigentümer auch für dieſen Monat von den Mietern den Brandverſicherungsbeitrag anteilmäßiß ver— langen kann. Darmſtadt, 28. Febr.(Einberufung des heſſiſchen Landtages.) Aus Anlaß des To⸗ des des Reichspräſidenten Ebert ſind die Mitglieder des heſſiſchen Landtags auf Montag den 2. März, nachmit⸗ tags 4 Uhr, zu einer Trauerkundgebung nach Darm— ſtadt einberufen worden. Butzbach, 28. Febr.(Wildſchweine im Taunus.) Daß der nördliche Taunus an Wild⸗ ſchweinen reich iſt, zeigten dieſer Tage die Saujagden. Bei einem Treiben kamen 15 Wildſchweine aus dem Dickicht hervor. Förſter Blank von Niederkleen er⸗ legte im Dornholzhauſener Wald eine Bache im Ge— wicht von faſt 150 Pfund. Um größeren Weldſchaden zu verhüten, rücken die Jagdpächter den Ebern gehö— rig auf den Leib. Oppenheim, 28. Febr.(Leichenlandung.) Die Leiche eines Mädchens, die dieſer Tage hier im Rhein gelandet wurde, iſt als die eines 16jährigen Mädchens aus Gundersheim erkannt worden. Bingen, 28. Febr.(Heſſiſche Verkehrs⸗ ragen.) Der Stadtrat hat die Errichtung einer Autoomnibuslinie Oberhilbersheim(Wörrſtadt) ein⸗ ſtimmig angenommen. Die geplante Autobuslinie nimmt ihren Ausgang am Marktplatz Bingen und fährt über Kempten— Gaulsheim— Dromersheim — Aßpisheim nach Oberhilbersheim. Offenbach, 28. Febr.(Unfall.) Ein 19 Jahre alter Modellſchreiner namens Hübner verunglückte in einer hieſigen Fabrik an der Kreisſäge. Hübner wurde ein Daumen glatt abgeſchnitten. Nierſtein, 27. Febr.(Vom Weingeſchäft.) Als erſte Frühjahrsweinverſteigerung bringen am 17. März die Firmen Er. Aug. Schmitt, Georg Albrecht Schneider und Geſchw. Schuch im Gaſthauſe„Zur srone“ beſſere und beſte Weine der Jahrgänge 1921 und 1922 in ½ und ½ Stück zum Angebot. Die Weine ſind gepflegt und ſtellen außerordentlich ſchöne und edle Erzeugniſſe dar. Rüdesheim, 28. Febr.(Ein Weinprozeß.) Ein Rheingauer Weinhändler hatte einem Weinhändler in Ober-Ingelheim ein Halbſtück„1921er Rüdesheimer Oberfeld Kreszenz Morr, Eibingen“ verkauft. Dieſer Wein ging an eine Firma in Krefeld und wurde dort durch die Weinkontrolle beanſtandet, weil es ſich um einen Verſchnitt von 1921er und 1920er, bei dem der letztere überwog, handelt, im übrigen der Wein ge— zuckert war. Der Rheingauer Weinhändler erhſelt dar⸗ auf einen Strafbefehl, weil er gezuckerten Wein unter einer Bezeichnung verkauft habe, aus der die Rheinheit des Weines zu ſchließen war und weil er einen Ver⸗ ſchnitt aus Erzeugniſſen verſchiedener Herkunft nach einem Teil des Verſchnitts bezeichnet habe. Er erhob hiergegen Einſpruch und wurde freigeſprochen, 10 5 er nachweiſen konnte, daß das von ihm gelieferte Faß 603 Liter hielt, das in Krefeld beanſtandete aber 627 Li⸗ ter. Demnach hielt das Gericht für möglich, daß die geſetzwidrige Behandlung des Weines von dritter Seite nachträalich vorgenammon murde Aus dem badiſchen Lande. Maauheim, 28. Febr. Aorkſtauberplo⸗ ſio n.) In der Suberit⸗Fabrk Rheinau erſolgt⸗ geſtern mittag(vermutlich durch Korkſtaub, wie vorigen Jahre) eine Exploſion, wodurch ein Arb eng ſchwerverletzt im Geſicht in das Krankenhaus eingekie⸗ fert werden mußte. Zwei weitere Arbeiter konne. da die Verletzungen leichterer Art waren, nach Anle⸗ gung von Notverbänden wieder entlaſſen werden. Heidelberg, 27. Febr.(Der Heidelber⸗ ger Kurhaus bau.) Der außerordentlich mild Winter hat die Bautätigkeit am Neubau des Kurhau⸗ ſes der Badegeſellſchaft Heidelberg ſo gefördert, daß man trotz einer über das urſprüngliche Projekt hin⸗ ausgehenden Erweiterung des Bauplanes, wodurch dis Rentabilität noch gehoben werden ſoll, mit der Fer⸗ tigſtellung bis Ende Auguſt d. J. rechne. Der ge⸗ plante aroze Gebäudekomplex beſtebt in einem Kern 7 ., 2. Jahrgang Heppenheim(Bergſtr.), Februar 1925. Nummer 2 Der Wiederaufbau des Bergfrieds auf der Starkenburg. Die Schuttmaſſen des geſprengten Turmes, auf der Starkenburg ſind nun vollſtändig hinweg geräumt und die Ausgrabung der Fundamentmauern ſteht bevor. In einer am 24. Januar in Heppenheim ſtattgefun— denen Sitzung des Verkehrsausſchuſſes der Bergſtraße, an der auch Vertreter der Heſſ. Regierung aus Darm— ſtadt beiwohnten, iſt bekannt geworden, daß der Starken— burgturm wieder aufgebaut werden ſoll und daß die Volkskammer um Bewilligung der erforderlichen Mittel angegangen werden wird. Neben dem Wiederaufbau des Turmes, iſt die vor Jahren angeregte Errichtung eines Ehrenmales für die gefallenen Heſſenkrieger, neuerdings in den Kreis der Erörterungen getreten. In den letzten Tagen gab Herr Architekt Gg. Meckel, Auerbach(Seſſen) in der Tagespreſſe die Anregung zur Errichtung eines Reichs⸗Ehrenmales für die deutſchen Kriegsopfer auf der Starkenburg, die wir im Wortlaut hier folgen laſſen: Das Reichs⸗Ehrenmal für die deutſchen Kriegsopfer und die Bergſtraße. Wenigen dürfte bekannt ſein, daß die Errichtung eines Reichsehrenmals für die deutſchen Kriegsopfer geplant iſt. Schon ſeit längerem beſchäftigt dieſer Gedanke nicht allein die Oeffentlichkeit, ſondern ganz beſonders die deutſche Architektenſchaft, die an der Löſung dieſer Frage noch in viel höherem Maße mitzuwirken berufen iſt. Der B. D. A. hat ſich mit einer Eingabe an den Reichspräſi— denten und den Miniſter des Innern gewandt, um die Aufmerkſamkeit der obern Reichsbehörden auf die Be— deutung dieſes großen Werkes zu lenken. Unter der Mitwirkung der deutſchen Architektenſchaft wird es auch gelingen, den gefallenen Helden des Welttkrieges ein Ehrenmal zu errichten, das dem deutſchen Reiche würdig und das Andenken an die Gefallenen wach hält. Art und Standort des Denkmals kann nur durch die Auf⸗ faſſung der künſtleriſch beteiligten Kreiſe gelöſt werden. Zum Standort ſei einmal einer Anſicht Raum gegeben: Faſt alle deutſchen Gaue ſind bereits mit Denkmälern beglückt. Am Rhein das Niederwalddenkmal, auf dem Kyffhäuſer, an der Weſtfäliſchen Pforte und am deut— ſchen Eck in Koblenz die Denkmäler Kaiſer Wilhelms J., bei Regensburg die Walhalla, bei Kelheim die Be⸗ freiungsalle, auf dem Teutoburger Wald des Hermanns— denkmal, bei Leipzig das Völkerſchlachtdenkmal uſw. Die Bergſtraße aber, die eigentlich das natürliche Bindeglied zwiſchen Nord- und Süddeutſchland bildet, iſt bisher mit einem ähnlichen Werke noch nicht bedacht worden, obwohl das herrliche Vorgebirge des Odenwaldes ganz beſonders dazu geeignet wäre. Ein Denkmal auf dem Höhenkamm der Bergſtraße errichtet, würde nicht allein den Wanderer des berühmten Straßenzuges am Juße des Gebirges, ſondern auch den Reiſenden der Main⸗ Neckar-Bahn, mit der Tauſende von Nord, Oſt und Weſt nach Süddeutſchland und ganz beſonders nach der Schweis und dem übrigen Auslande täglich reiſen, feſſeln. Be⸗ günſtigt durch die nach Weſten anſchließende Rheinebene würde ein Denkmal auch vom Rhein und weit darüber hinaus ſichtbar. An geeigneten Standorten iſt unſere ſchöne Bergſtraße nicht arm, faſt jede Gemeinde könnte einen paſſenden Aufſtellungsplatz zur Verfügung ſtellen. In erſter Linie dürfte hierfür der Melibokus in Frage kommen. Als höchſter Berg des Höhenzuges würde ſich ein dort errichtetes Denkmal weit über den Rhein, Tau— nus und nach dem ganzen Odenwald in impoſanter voller Größe zeigen. 5 Ein weiterer geeigneter Standort für ein Denkmal wäre die Höhe bei Heppen⸗ heim, auf der ſeither die altehrwürdige Starkenburg ſo ſtolz und kühn ins Land ſchaute. Zweierlei könnte durch die Wahl dieſes letz— teren Standortes erreicht werden. Einmal der Wieder— aufbau und zweitens die für den Wiederaufbau der Burg vorgeſehenen Mittel könnten ſofort dem Denkzmalfonds zur Verfügung geſtellt werden. Durch die Ueberlaſſung dieſes Standortes und der fraglichen Geldmittel würde auch das Projekt des Ehrenmals weſentlich gefördert werden. Außerdem käme noch hinzu, daß geeignetes Baumaterial an Ort und Stelle, ſowie in und um Hep⸗ penheim reichlich und in jeder Art zur Verfügung ſteht. Hervorzuheben wäre hier auch das milde Klima und das ſchon im Februar eintretende Erwachen des Früh⸗ lings. Bekanntlich ſteht die Bergſtraße bereits im ſchön— ſten Laub- und Blütenſchmuck, wenn in den übrigen deutſchen Landen die Natur noch ſchlummert. Die Er— richtung des Reichsehrenmals an der Bergſtraße muß von allen maßgebenden Körperſchaften erſtrebt werden, damit die Bergſtraße diejenige Bedeutung erhält, die ſie verlangen kann und die ihr auch gehört. Noch iſt es Zeit, den„Deutſchen Süden“ vor weiteren wirtſchaft— lichen Schäden zu ſchützen und durch vermehrten Frem— denverkehr, bedingt durch einen Anziehungspunkt der — 2— ̊ Seite 58 Die Starkenburg 2. Jahrgang deutſchen Geſchichte, Wohlſtand und nationalen Sinn zu fördern. Es wäre zu begrüßen, wenn alle maßgebenden Kreiſe vorſtehende Anregung ſich zu eigen machen und energiſch dafür eintreten würden. In der Sitzung des heſſiſchen Verkehrsverbands wies Herr Bürgermeiſter Dr. Angermeier, Bensheim darauf hin, daß das geplante große Ehrenmal für ſämtliche Gefallenen im Weſten errichtet werden müßte, und daß es dafür kaum eine paſſendere Gegend gäbe, als an der Bergſtraße, mit dem Blick nach dem deutſchen Rhein. Er wies hierbei auf die Notwendigkeit hin, das Wahrzeichen der Provinz Star⸗ kenburg, das dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen ſei, möglichſt bald in alter Schönheit wieder erſtehen zu laſſen. Der heſſiſche Verkehrsverband bekundete ſeine einmütige Bereitwilligkeit an der Erreichung dieſes Zieles mitzu⸗ arbeiten. K. Wimpfen am Neckar. Kurzer Abriß der Geſchichte der Stadt- Wimpfen/ Von Otto Scriba, Stadtpfr. i. R. Hatten ſich die Reſte der Alemannen wieder in Cornelia geſammelt, ſo ſcheinen die Franken die Wohnſitze der Kelten in Wimpfen auf der Höhe bevorzugt zu haben, erzählt uns doch die Geſchichte, daß der Frankenkönig Dagobert um 650 auf dieſem Hügel, alſo in Wimpfen, eine Königsburg erbaut habe. Mit den Franken kam aber auch das Chriſtentum nach Wimpfen. Wenn uns nun die Urkunden und Baureſte nicht allzuviel aus dieſer Zeit hinterlaſſen haben, ſo berichten ſpätere Urkunden, deren abſolute Zuverläſſigkeit aber nicht feſt ſteht, daß der Biſchof von Worms es ganz allmählich verſtanden hat, durch wirkliche oder fingierte Schenkungen des Frankenkönigs, ſich in den folgenden Jahrhunderten die Herrſchaft über Wimpfen anzueignen. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß er mit dieſem Tun zu⸗ nächſt unten im Tal begann, indem er auf dem Gelände des alten Römerkaſtells ein Kloſter mit einer Kirche erbaute, in dem er die Frankenkönige auf der Höhe und die ſich dort oben bildende Stadt äußerlich gewähren ließ, wenn er ſie auch kirchlich ſeiner Macht unterſtellte. Was Wunder, daß er, als die ſpäteren ſchwachen Fran⸗ kenkönige ihre Herrſchaft an die Karolinger verlaſſen hatten, der Biſchof von Worms auf einmal vor dieſem Herrn erſchien und die angeblichen Urkunden vorwies, nach welchem ihm die Herrſchaft über Wimpfen zuſtehe? So kann es uns auch nicht wundern, daß er von König Ludwig dem Frommen ſich die Rechte über Wimpfen 829 beſtätigen ließ, was auch die folgenden Herrſcher bei ihrem jeweiligen Regierunsantritt immer wieder zu⸗ geſtehen mußten, wobei ganz vorſichtig immer wieder ein neues königliches Recht dem Biſchof übertragen wur⸗ de, bis im Jahre 988 durch Otto III. dem Biſchof das letzte königliche Recht, der Wildbann in den Wimpfener Waldungen, verſchrieben und er dadurch als Terriotorial⸗ herr anerkannt wurde. Wie ſchon oben angedeutet, ſcheint der Biſchof ſein Hauptintereſſe der Talgemeinde, der alten Cornelia, zugewandt zu haben, welche unter dem Krummſtab eine bedeutende räumliche Ausdehnung gewonnen haben muß, zeigen uns doch die ausgegrabenen Mauerreſte, daß die alte Cornelia wohl dreimal ſo groß war, als das heutige Tal Wimpfen, daß 3. B. die Stadt⸗ mauern auf der Südſeite am Fuß des Alten Berges bis zur heutigen Cornelienkirche und von da bis zum Neckar führten, wo ſie dann nach Weſten ziehend die heutige Stadtmauer trafen. Die Stiftskirche aber zu St. Peter war nicht nur örtliches Gotteshaus, ſondern 1 5 Wall⸗ fahrtskirche, und der Propſt derſelben war als Vertreter des Biſchofs zugleich der geiſtliche Vorſteher des ganzen Archidiakonats, das die Gemeinden bis Heidelberg ver⸗ einte. In dieſe Zeit der aufblühenden geiſtlichen Macht kamen wie eine neue zerſtörende Welle die furchtbaren Einfälle der Ungarn, die etwa vom Jahre 900 an ganz Süddeutſchland überſchwemmten und in grauenhafter Weiſe verwüſteten. Auch Cornelia haben ſie 905 erſt⸗ malig beſucht und gründlich zerſtört, wie uns der Chro⸗ niſt des Ritterſtifts Burkhard von Hall erzählt. Wenn er auch vom„Schloß“ und den„Stadtmauern“ zu be⸗ richten weiß, welche geſchleift und zerſtört worden ſeien, ſo bleibt es dahingeſtellt, ob die Erwähnung von Schloß und Mauern ſich nicht nur auf das Propſteigebäude und die Mauern des Cornelia, ſondern auch auf die obere Stadt, alſo Wimpfen ſelbſt, bezog, über deren Be⸗ deutung wir bis dahin keine ſicheren Nachrichten haben. Das aber ſteht feſt, daß die Ungarn grauenvoll gehauſt haben. Kaiſer Otto J. hat ſie bekanntlich in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 ſo völlig geſchlagen, daß ſie es nie wieder wagten, in Deutſchlands Grenzen einzufallen. Unter der ſtarken Regierung Otto I. kehrten wieder Ruhe und Ordnung im Reich, auch in Wimpfen, ein. Da hat dann auch der Biſchof von Worms ſich be⸗ eilt, ſein verwüſtetes Beſitztum in Cornelia wieder er⸗ ſtehen zu laſſen, was er aber doch nicht eher zu tun be⸗ gann, als bis ihm der Kaiſer das Recht über das Wimp⸗ ſener Beſitztum wieder beſtätigt hatte. Wohl hat er darauf die Stifskirtche zu St. Peter wieder erbaut und zwar als einen zwölfeckigen Zentralkuppelbau und das Stift zu einem Ritterſtift mit 12 Stiftsherrn unter dem Dekan oder Propſt reorganiſiert, aber es ſcheint doch, daß der Ungarnſchreck die Einwohner veranlaßt hat, ſich mehr und mehr auf der Höhe anzuſiedeln, einem Gelände, daß ſchon durch ſeine natürliche Lage beſſeren Schutz gegen ſolche Ueberfälle gewährte, als die ganz offene Talgemeinde. Wir haben wenigſtens das Auf⸗ blühen der Stadt auf dem Berg in den Anfang des 11. 0 zu ſetzen, eine Entwickelung, die um ſo mehr zunahm, als verſchiedene Kaiſer ſich für die hoch⸗ gelegene Stadt zu intereſſieren begannen, was ſchon da⸗ un bekundet wird, daß die Kaiſer aus dem Geſchlechte der Hohenſtaufen gegen Ende des 12. Jahrhunderts hier mehrmals ihr Hoflager abhielten. Es war vor allem Kaiſer Friedrich II., der der Stadt ſeine offenſichtliche Zuneigung nicht nur durch ſeine mehrfachen Beſuche, ſondern noch in höherem Grade durch den in den Jahren 121823 ausgeführten Bau einer ſtolzen Kaiſerpfalz bezeugte, die nach ihrer Vollendung ſeinem Sohn König Heinrich VII. als mehrjährige Reſidenz diente. Seiner Dankbarkeit für den auf dem ſchönſten Punkt der Stadt gelegenen etwa 2 ha. umſpannenden Bauplatz und die 2. Jahrgang Die Starkenburg Seite 59 während des Baues von den Bürgern der Stadt reichlich erfahrene Hilfe wohl durch Hand- und Spanndienſte, be⸗ wies der Kaiſer dadurch, daß er 1223 ſeinem damals 11jährigen Sohn, König Heinrich VII., die Freude berei⸗ tete, der Stadt„zum gemeinen Nutzen und ewigen Eigen— tum“ den ca. 2600 Mg. großen Forſt bei Wollenberg ſchen⸗ ken zu dürfen, und daß er es trotz aller entgegenſtehenden Bedenken nach langen Verhandlungen ſchließlich im Jahre 1227 dahinbrachte, daß der Biſchof von Worms ihm und ſeinen Nachkommen die Stadt Wimpfen mit all den Gebieten als Lehen überließ. Nun kam die„könig⸗ liche Stadt auf dem Berge“ raſch in Blüte und überflü⸗ gelte unter der Gunſt der Herrſcher ſehr bald auch die Schweſterſtadt im Tal. Die Väter der Stadt ſcheinen bei den früheren Biſchöfen in die Schule gegangen zu ſein, denn wie jene es einſt verſtanden, von den früheren Köni⸗ gen ſich ein Recht nach dem andern zu verſchaffen, ſo haben ſie es auch verſtanden, die Gunſt der Könige ſich dafür nutzbar zu machen, daß der Stadt ein Rechſt nach dem andern verliehen wurde, bis ſie etwa um 1342 zur freien Reichsſtadt erhoben wurde. In dieſer Zeit des Aufblühens iſt ein edler Wettſtreit in Wimpfen zu be⸗ obachten, der ſich in frommen Stiftungen und glanzvollen Bauten offenbarte. Als Antwort auf den Bauder Kaiſer⸗ pfalz ließ der Biſchof den Wormſer Hof erſtehen und der Vertreter des Kaiſers in der Stadt, Wilhelm von Wimpfen, ſchenkte dem neugegründeten H oſpital zum heil. Geiſt in der Stadt große Güter. Darauf begann der Dekan Richard von Dietesheim den Neubau der Ritterſtiftskirche im Tal und Engelhard von Weinsberg beſchenkte den neu in der Stadt gegründeten Dominikanerorden mit bedeutendem Grundbeſitz, ſo daß der Orden in die Lage verſetzt wurde, ſeine große Kloſterkirche zu bauen, die Stadt aber ließ den alten romaniſchen Chor ihrer Pfarrkirche abbrechen und durch den noch heute ſtehenen frühgotiſchen an deſſen Stelle erſetzen. Alle dieſe Ereigniſſe fallen in die Zeit des 13. Jahrhdts., dem das 14. mit der gewonnenen Reichsſtadt⸗ freiheit ſich, wenn auch nicht in Form äußerer Bauwerke. aber im inneren Ausbau der reichsſtädtiſchen Ordnungen ebenbürtig an die Seite ſtellte. Mit zielbewußter Kraft nahm man das Geſchick der Stadt in die Hand und verſtand es die günſtige Lage der Stadt an der Grenze der beiden Intereſſenſphären Rheinland und Schwaben ſich ſehr zu Nutz zu machen. Die frühere alt⸗ römiſche Militärſtraße war eine viel gebrauchte Handels⸗ ſtraße geworden, die von Speier über Wimpfen nach Nürnberg führte. War auch Wimpfen nicht hervorragend durch eigne Produktion von Verkaufswerten, obwohl auch hier die Künſte, ich nenne nur Glasmalerei und Goldſchmiedekunſt, eine gewiſſe Blüte erreichten, ſo ver⸗ ſtand man den Durchgangsverkehr zu pflegen, mußten doch die großen ſchweren Handelswagen den ſteilen Berg herauf und herunter gefahren werden, was in der Regel ein längeres Verweilen, meiſt Uebernachten in der Stadt bedingte. Wimpfen wurde auf dieſe Weiſe eine reiche Stadt, die ihrem geſteigerten Wohlſtand um die Wende des 15. und 16. Jahrhundert wieder beredten Ausdruck durch neue Bau⸗ und Kunſtwerke gab. Nur kurz weiſe ich hin neben den ſtolzen Patrizierhäuſern aus jener Zeit auf die neugebaute Sakriſtei der Stadtkirche (1468), der Corneliankirche(1476) zu Wimpfen . T. und die Walpurgiskirche zu Hohenſtadt und als Krone dieſer Bauten auf das Schiff der Stadtkirche (14891523) mit der Fülle von kunſtvollen Schnitzereien, Wand- und Glasmalereien. Neben der Stadtkirche aber ſteht die ergreifende Darſtellung der Kreuzigung Chriſti, ein Meiſterwerk von Hans Backoffen, auf dem Kirchhof(1515) errichtet über dem Familienbegräb— nis des Patriziergeſchlechtes der Koberer und der mit ihm verbundenen Geſchlechter der Viſch und Haug. Neue herrliche Gefäße, ſo möchte ich vor allem die kirchl. Neu— bauten nennen, die nur dazu bereitet ſchienen, den neuen geiſtigen Inhalt, wie ihn Luthers Reformation dem deut— ſchen Volk ſchenkte, in ſich aufzunehmen. Kaum war die Stadtkirche als Neubau 1520 vollendet, ſo führte Luthers jugendlicher Freund und Geſinnungsgenoſſe Erhard Schnepf 1522 das lutheriſche Bekenntnis in der Stadt ein, das 1588 nach mancherlei unerquicklichen Kämpfen mit den Inſaſſen des Kloſters zum vollen Sieg der neuen Lehre in der Stadt führte und derſelben die aus— ſchließliche Benutzung der Pfarrkirche für ihre Gottes- dienſte ſicherte, während die geringe Zahl der dem alten Glauben weiter anhängenden Einwohner in der Kloſter— kirche den Gottesdienſt hielt. Im gleichen Jahrhundert hielt die neue Baukunſt der Renaiſſance ihren Einzug in der Stadt, wie uns der Umbau des Wormſer Ho— fes und des leider 1836 wieder eingeriſſenen Rathau⸗ ſes, ſowie manche Privatbauten beweiſen. In dieſe Zeit neuer Blüte fielen die Schrecken des 30jährigen Kriegs, durch den kaum eine Stadt in Deutſchland ſo unſagbar gelitten hat, wie Wimpfen, war doch die Stadt faſt keinen Tag, beſonders ſeit der furcht⸗ baren Schlacht am 6. Mai 1622 ohne militäriſche Be⸗ ſatzung. Es liegt nicht im Rahmen dieſer Skizze, hier Einzelheiten mitzuteilen und die ganze Not, wie ſie durch dieſe ſtändigen Beſatzungen, durch oft ungeheure Kontri— butionen, durch Belagerungen und Beſchießung, durch Peſt und Seuchen, erwuchſen, zu ſchildern, ich kann nur das ſagen, daß Wimpfen aus einer blühenden, reichen Stadt, ein armes, kleines, verwüſtetes Städtlein geworden war, das ſich bis heute von den ihm damals geſchlagenen Wunden nicht wieder zu erholen vermochte. Eine neue Periode beginnt nach dem 30jähr. Krieg für die Geſchichte der Stadt. Stand ſie einſt wenn auch nicht im Mittelpunkt der deutſchen Geſchichte, ſo doch ſtets in engſter Berührung mit derſelben, ſo daß man ſagen kann, die großen Wellen der deutſchen Geſchichte ſetzten die Stadt ſtets mit in Bewegung und zogen ſie mehr oder weniger ſtark in das Ergehen und Geſchehen des Vaterlandes 9inein, ſo hört dies nun faſt ganz auf. Wohl ſchlagen noch manchmal die Wellen der Geſchichte in die Stadt hinein, wie der ſpaniſche Erbfolgekrieg und die Napoleoniſche Zeit, aber ſie ziehen die Stadt nicht mehr in dies große Erleben mit hinein, denn die Stadt hat viel zu viel mit ſich ſelbſt zu tun, als daß ſie für die Weltgeſchichte ihr Intereſſe und aktive Teilnahme be— tätigen könnte. Ihre recht ſchwierige Aufgabe beſteht nun darin, den großen Ausfall an Menſchen und ihren Kräf— ten, wie ihn der furchtbare Krieg im Gefolge hatte, durch Aufnahme neuer Einwohner nicht nur zu decken, ſondern dieſelben auch ſich organiſch einzugliedern. Hier war ihr eine Aufgabe geſtellt, die ſie leider nicht befriedigend gelöſt hat. Obwohl die Stadt als freie Reichsſtadt eine demokratiſche Verfaſſung hatte, ſo haben die alten, aus der Glanzzeit die herrſchaftsführenden Geſchlechter den zugezogenen Bürgern die Teilnahme an dem Stadtregi— ment nicht zugeſtehen wollen, und es kamen die Schatten— Seite 60 Die Starkenburg 2. Jahrgang ſeiten der demokratiſchen Regierung, wie ſie mit den auch heute nicht ganz unverſtandenen Namen der Kli— quen- u. Gevatterwirtſchaft und der Futterkrippenpolitil bezeichnet werden können, um ſo ſchärfer zum Ausdruck, als dem die Herrſchaft zäh feſthaltenden, aus den alten Geſchlechtern ſtammenden Magiſtrat während des ganzen 18. Jahrhunderts unrichtige, ja direkt unredliche Amts⸗ führung zuerſt vorgeworfen und dann nachgewieſen wurde. Kam noch der große finanzielle Mißerfolg dazu, den die Regierung der Stadt durch die 1752 angefangene Saline nach und nach erleben mußte, wobei ſie eine Schuldenlaſt von ſchließlich 170 000 fl. kontrahiert hatte, ſo verſtehen wir es wohl, daß die Bürgerſchaft, als ihre Vorſtellungen bei dem Magiſtrat kein Gehör fanden, ſich, Hilfe ſuchend an den Kaiſer wandte und daß es ſchließlich, als die von der durch den Kaiſer ernannten Subdelegations-Kommiſſion vorgeſchlagenen durchgreifen— den Reformen alte Rechte, bezw. das Nutzungsrecht des Holzes aus den Waldungen wegen der Schuldentil— gung verweigerten, im Jahre 1783 zur Exploſion in Form einer offenen Revolution kam, die mit Waffen⸗ gewalt niedergezwungen werden mußte. Trotz der Neu— ordnung des ſtädtiſchen Regiments kehrte doch kein rech⸗ ter Friede in der Stadt ein, ſo daß die Bürgerſchaft es geradezu als eine Erlöſung empfand, als durch den Irieden von Luneville und hernach durch den Reichs— Deputationshauptſchluß die Reichsfreiheit der Stadt mit ihrer demokratiſchen Verfaſſung aufgehoben und zunächſt 10 4805 5 0h f F von Baden-Hochberg 1 der Landgraf Ludwig von Dar ö 99956 15 9 5 d g e ohl hat auch das neue Regiment, wie jede irdi menſchliche Ordnung noch mancherlei Zuſtände im Gesel gehabt, die hin und wieder zu Klagen Anlaß gaben, aber das beſondere Wohlwollen der neuen Landesherrn hat der Stadt doch wieder viele Vorteile gebracht beſon— ders durch die Einführung und Ueberwachung der ſtäd— tiſchen Verwaltung. Auch das ſoll den alten Landes⸗ herrn nie vergeſſen werden, daß ſie alle den Kunſtſchätzen der Stadt ſtets ein warmes Intereſſe entgegenbrachten und daß ihr Eintreten es bewirkt hat, wenn, um nur 240 16 fan undd f gel die Stiftskirche im rhalten und wieder hergeſtellt und di i Plan ft wurde. 0 e in Plan freilich, den die Stadt ſeit Jahrhunderten bald mit mehr, bald mit weniger Zaähſabel 19 0 hat, harrt noch der Erfüllung, der Bau einer fahrbaren Brücke über den Neckar. Es iſt kein Geheimnis, daß die alte Stadtregierung durch Verſäumnis dieſes Baues zu rechter Zeit der Stadt große Nachteile gebracht hat, die um ſo ſurchtbarer gerade in der neueren Zeit ſich bemerkbarer machen, als die verkehrte Anlage der 1869 erbauten Eiſenbahn u. des Bahnhofs die Stadt nicht in dem Maße dem Verkehr angegliedert hat, als es durch zweckentſpre— chendere Anlage derſelben leicht zu erreichen geweſen wäre. Ob der neugeplante Neckarkanal hier eine Beſſerung bringt, kann Niemand vorherſagen, zumal deſſen Vollendung noch in weiter Ferne ſteht und der vor allem an dem Kanalbau intereſſierte Württembergiſche Staat kein gro⸗ ßes Intereſſe daran hat, Wimpfen vielleicht auf Koſten von Neckarſulm und Heilbronn zu heben. Wimpfen muß ſich auf ſich ſelbſt beſinnen und muß auf tatkräftiges Eingreifen auch der gegenwärtigen Regierung rechnen, Man darf ja wohl auch von ihr annehmen, daß ſie dem in Wimpfen und Württemberg manchmal ventilierten Gedanken, die alte Stadt dem Schwabenland gliedlich anzuſchließen u. das nun 120 Jahre beſtehende Band mit Heſſen zu löſen, nicht teilt, ſondern Wimpfen als einen integrierenden Beſtandteil Heſſens ferner anſieht. Aber freilich, wenn ich einſt 1913 einem Württembergiſchen Staatsrat, der von Wimpfens Angliederung an Württem⸗ berg ſprach, ſagen mußte,„Wenn Sie das beabſichtigen, ſo müſſen Sie um dieſe Stadt werben, wie ein Bräutigam um eine, Braut, dazu bedürfen Sie eines goldenen Ringes,“ ſo gilt auch der gegenwärtigen Regierung Heſſene, die ja Wimpfen wohl auch für einen„koſtbaren Edelſtein in Heſſens Krone,“ nach dem Worte eines früheren Miniſters, erkennt, mein altes Wort:„Edel— ſteine haben nur Wert und kommen nur zur pollen Geltung, wenn ſie in Gold gefaßt werden!“ Die außer⸗ gewöhnliche Lage Wimpfens als einer ſo fern dem Heimat⸗ land liegende Exklave, bedingt eine beſondere warme Fürſorge und befondere außergewöhnliche Opfer, damit ſie das wirklich wieder werde, was ſie einſt war, eine blühende, reiche und glückliche Stadt, die nicht nur von der Vergangenheit lebt, ſondern unter örtlicher Verwer⸗ tung und Nutzbarmachung ihrer Menſchenkräfte und Bodenſchätze, ſowie ihrer unvergleichlichen Lage, der Ge— genwart und ihren ernſten und wichtigen Aufgaben die Stirn bietet und einer ſicheren, getroſten Zukunft ent⸗ gegengeht. Der Odenwälder Landſturm im Birkenauer Tal 1799./ Von F. Pfeifer, Rektor in Birkenau. II. „Die Ruhe ſollte jedoch nicht von allzulanger Dauer ſein. Schon zu Anfang des Septembers zog eine Ab⸗ teilung Franzoſen die Bergſtraße entlang nach der Feſtung Philippsburg und berührte auch Heppenheim Starkenburg Nr. 3/4, Seite 14). Da Schneider dieſes Ereigniſſes ebenfalls gedenkt, mag ſein Bericht hier fol⸗ gen:„Den 1. September 1799 fiel zu Heppenheim zwi⸗ ſchen einer etliche 1000 Mann ſtarken Kolonne Fran⸗ Phil welche die Bergſtraße herauf nach der Feſtung Philippsburg zogen, und einigen 100 Mann Bauern, die ohne gehörige Anführung und ohne alle Einſicht und Ver⸗ hältnis auf die Stärke des Feindes, Feuer auf denſelben gaben— eine unzeitige Attake vor, wobei die Stadt Heppenheim nicht nur durch dieſe unvorſichtige Reizung der Bauern geplündert wurde und ſonſtige Drangſale erleiden mußte, ſondern auch in Gefahr ſtunde, abge⸗ e 50 werden.“— In der erſten Oktoberhälfte überſchritten nach unſerm Berichterſtatter 812 000 Franzoſen bei Mal 10 Rhein, drückten die ſchwache Gegenwehr zurück, und drangen durch das„Darmſtädtiſche“ gegen die Berg⸗ ſtraße vor.„Worauf den 14. beſagten Monats ſchon franzöſiſche Furagierer, Reiter und Infanterie, hierher nach Liebersbach und Balſenbach, und den Tag darauf auch nach Birkenau kamen, welche aber abends, mit dem was ſie requirierten, wieder abzogen.— Bei deren Vor⸗ rücken an der Bergſtraße, ſtellten nun ſelbe den 17. Ok⸗ 2. Jahrgang Die Starkenburg Seite 61 tober ſchon Vorpoſten in das Birkenauer Tal bis auf die hieſige Grenze an den Galgen; und mußte die hieſige Gemeinde gleich den 2 erſten Piketern hierher, die Koſt und Trank verabreichen, Furage geben und die Wacht— feuer unterhalten, welche Pikeſter aber jedesmalen nachts wieder nach Weinheim zurückgezogen wurden. Als nun mittlerweile unter Vorwirkung des von k. k. Szeklers Huſaren Obriſt⸗Leutnants Herr Baron von Gehringer, der ſchon im Frühjahr beſtandene Land— ſturm aufgetreten um ſich wieder zu verteidigen und ihre Gegend und Herd zu ſchützen, ſo fehlte es abermals ſelbigen Bauern nicht an Mut und Ehrbegierde, als Zeugen, nach der vom Feinde ſelbſt anerkannten Tapfer⸗ keit d. k. k. Szeklerſchen Huſaren, abzugeben, und im Stolzſein dieſer ſo ausgezeichneten Bekämpfer des Fein- des, zur Seite ſich vor den Feind führen zu laſſen. Dieſe abermalige Gegenwehr, ſo roh und ungebildet ſie auch noch war, und ſo wenig innerliche JFeſtigkeit ihr auch wegen Ermangelung regulierter Infanterie als Artillerie gegeben werden konnte, wäre dieſelbe dennoch kräftiger geworden, wenn nicht die ſo tapferen Szekler⸗ ſchen Huſaren, deren Regiment ohnehin nicht vollzählig war, wegen der langen Verteidigungslinie, von der Darm⸗ ſtädtiſchen Grenze bei Schönberg an, bis an den Neckar bei Hirſchhorn und Heidelberg, ſich ſo ſehr hätten ſchwä— chen müſſen. Auf den 29. Oktober, Dienstags Morgens, machten einige von Szeklers Huſaren, wie auch die Franzoſen hierher Patroll: Die Huſaren zogen ſich etwas zurück und lockten die franzöſiſche Patroll, die immer ſtark war, vor hieſiges Dorf hinaus, wo die Bauern gleich von den nahen Bergen auf den Feind anfingen zu feuern, und dieſen auch, ob derſelbe ſchon von ſeinem nahen Poſten Verſtärkung an ſich zog, zurück nach Weinheim drängten, wo er alsdann ſeinen ganzen Schwarm zu— ſammennahm und die Bauern wieder zum e e tigte. Der Verluſt an dieſem Tage— an welchem Mor- gens der hieſige Schultheiß Hofmann, Anwalt Jöſt und der Herrſchaftliche Verwalter Güthel als Geiſel von den Franzoſen mitgenommen worden— war auf beiden Seiten gering. Bemerken muß ich doch noch hierbei, daß man mich, den Gerichtsſchreiber, aufſuchte, um mich als Geiſel mitzunehmen; allein da ich alle Morgen mit Tagesanbruch auf den Kirchturm ſtieg, um die beiderſeits 1 Patrollen zu beobachten, ſo fand man mich nicht. Den 30. Oktober, als den Tag darauf, machten die Franzoſen ein Gegenſtück des Angriffs, und zogen mit einer kleinen Kanone— die ſie zu Reiſen löſten und d Schultheißen durch das Gebäude ſchoſſen — nach Mörlenbach bis ober Zotzenbach, und jagten die ſchwach beſetzten Bauern-Piketer überall zurück; bis end⸗ lich der Feind genugſam geplündert, nachmittags wieder in ſeine vorige Stellung nach Weinheim zurückging.: da⸗ bei aber beinahe deſſen Kanone eingebüßt hätte, wenn nicht die ſtille Anrückung der halben Reſerve⸗Eskadron unter Anführung des Rittmeiſters v. Benkö ſamt dem Oberleutnant Keil, mit Anſchluß einer Anzahl Mainzer Linien⸗Truppen und Landſturm, dem Feind durch einen Holzmacher zufälligerweiſe verraten worden wäre. Den 31. Oktober fiel hier kein Gefecht vor, wohl aber wurde hieſigem Orte vom Feind eine namhafte Hafer⸗ und Heulieferung angeſetzt, welche Requiſitionen aber, als ſchon alles geladen war, wieder mit Geld— worauf es nur angeſehen war— durch mich mit zwei franzöſiſchen Thalern abgekauft, und den Eigentümern wieder zurückgegeben wurde; dabei wurde aber doch noch das beſte Pferd hier— das ich angeben ſollte, aber mich indeſſen verſteckte, und von einem Gerichts— mann dennoch angezeigt— mitgenommen wurde. Dieſe Tagesſtille nun wurde von dem Landſturm dazu bezweckt, daß man ſich zu einem allgemeinen An— griff auf den folgenden Tag, als den 1. November, an— ſchichte; und kaum begann der Tag Allerheiligen— als an welchem die hieſige Gemeinde eben im Begriff war, ihr Geiſellöſungs-Geld durch den hieſigen Schult— heiß, der in der Abſicht entlaſſen war, fortzuſchichen— ſo kamen zwei Mann von Szeklers Huſaren ins Dorf, um Kunde einzuziehen: worauf bald zwiſchen den beider— ſeitigen Patrollen geplänkelt wurde, und ging— als inzwiſchen der ganze Landſturm vorrückte— der Lär⸗ men und die Attake an. Ein Zug Szekler Huſaren war mit ſeinem tapferen Anführer Leutnant Vemeſch auf die Landſtraße im Dorf poſtiert, und Rittmeiſter v. Benkö hielt mit einem etwas ſtärkeren Trupp Huſaren hinterm Dorf gegen Kallſtadt in einem Hohlweg ver— deckt, wo, nachdem Erſterer des Feindes Grenadier zu Pferden(von uns die Bärenkappen benannt) aus dem Weinheimer Talweg auf das obere Feld vor Birkenau heraus manöveriert, Letzterer wie ein Wetter mit ſeinem Hinterhalt durch das Dorf hier durch, auf die Fran⸗ zoſen hinſtürzte, die dann den pfeilſchnellen Hieben der Szeklers Huſaren zu entfliehen, in größter Unordnung und Verluſt ſich nach Weinheim retirierten.— Das Ge— fecht auf dem hieſigen beiderſeitigen Gebirge, als wie auch das zu Gorxheim zwiſchen den Bauern und des Feindes ſogenannten Grundelchen zog ſich in gleicher Zeit mit dem von der Reiterei, oben ſo raſch vor, und wurde ſonach der Feind überall, wie vor der Stadt, geſchlagen und verfolgt, auch gänzlich aus Weinheim vertrieben. So wie es aber nicht ſelten geſchieht, daß auch bei ganz regulierten Truppen die errungenen Vorteile über den Feind, in der Hitze nicht mit Vorteil benutzt wer— den, ſo ging es auch hier den vor Freuden und Einbil— dungen krunkenen Bauern: ſie glaubten ganz das Ziel und Ende ihres Zwecks erreicht und überſprungen zu haben, und überließen ſich ſonach größeren Teils einer gänzlichen Sorgloſigkeit und dem berauſchenden Geſöff. Der geſchlagene, aber nicht ganz zerſprengte Feind ſam— melte ſich wieder und zog noch Verſtärkung an ſich, und rückte ſchnell wieder auf Weinheim vor: und ſo war es natürlich, daß ſo eine unregelmäßige Streit— maſchine, als die Bauern, die zugleich in dieſem Zeit⸗ punkte den zweckmäßigen Ordre der Huſaren-Offiziers im geringſten nicht nachkamen, in ſolchem Zuſtande zu keiner Gegenwehr mehr fähig war. Die Bauern liefen alſo in Unordnung wieder nach ihren Gebirgen rück— wärts, und ließen manchen der Ihrigen, nicht ſelten berauſcht im Blute liegend zurück, und ward ſonach der erſt weit größere Verluſt des Feindes am Ende wieder gegen den der Bauern ihrem um etwas gemindert; ob— ſchon auch der Feind den Verluſt ſeines Adjutants der Grenadier zu Pferd(als der durch einen höchſt unvor— ſichtigen Zurück⸗Ritt in der Stadt Weinheim während des Gefechts am Oberentor erſchoſſen wurde) den Bauern immer noch ſehr über nahm. Die Szekler Huſaren hin— Seite 6 5 Die Starkenburg Seite 63 2. Jahrgang Die Starkenburg 2. Jahrgang gegen, begnü malen bewie ihren Gefan gten ſich ſelbigen Tags ihre Ta i pferkeit aber⸗ ſen zu haben, und zogen ſich in Ae mit wo die Franzoſen als⸗ re alte Poſition wieder was man au diſchen Weh mag, ſo war zu erinnern.“ Zum Schluß noch einen Blick auf die wi 6 die wir i ſerer Gemeinde in jener 8 Im A580 ſtand von Birkenau ein Schreiben an vorin die traurige Lage der Gemeinde usdruck findet:„Wir ſind bald des nd machen mit, ſo lange wir können. rme weine auch indeßen wir werden ſtoiſch und n müſſen und dann wirds Spricht ſchon hieraus die helle ganze Troſtloſigkeit der Lage, ſo der Fall in einem am 19. De⸗ irektorium der Reichsritterſchaft es hieſigen Gemeindevorſtandes. ahre 1799 von unſerer Gemeinde zan Geld und Gut auf 5000 Gulden für die damalige Zeit furchtbar hohe es iſt zu begreifen, wenn es in dem ge⸗ „Das Jahr 1799 hat end⸗ ſchon lange geahnten Ruin den Rand des zerſtörten ch jetzt nach Jahren von ſolck er Odenwä l enwäl⸗ rſtellungs⸗Geſchichte denken And 1 0 ſolche immer merkwürdig genug, ſich daran gengemachten zurück; dann auch ſelbigen A il e 5 e Hierauf wurde der od ein anderer neuer S 9 91 0 ur Wehre zu gehen. Staats⸗Konfereng 9 0 Gebrauch zu ma Rückſicht gewiß Acht Tage na von dem Main ler Huſaren u Verteidigungsli enwäldiſchen Verteidigungsſache chwung gegeben. Die S 5 chen Volkes war A als von andern n. Herr v. Albini, kurmainzi Miniſter und Kanzler, wußte 915 chen, und organiſierte dieſes in vieler ſchwer ausführbare gefährliche Werk. ch obigem Vorfall, rüchte ſch i i ö hon ein Teil zer Landſturm, in Vereinigung d a 15 1 e de a die e a 5 or, als eben der Nachricht 1 5 in der Nacht auf 19 71 eim zurückzog. Den Ta Paß mit 60 Mann 1 810 Landſturm, dann den Aſch 55 80 110 ungefähr 150 dzekler Hu rechnet, be uu ide ſten hieſig Straße verramme Bei denen na i der Ortsvor die Ortsherrſchaft,! in den Worten A Elends gewohnt, u Der Reſche läſtere über ſo hartes Schickſal, gut! unempfindlich denken lernen m weniger Not haben.“ Verzweiflung und die iſt dies noch viel mehr zember 1799 an das D gerichteten Schreiben d Darin werden die im J gebrachten Opfer an berechnet, eine e und nannten Schriftſtück heißt: 9010 der Gee 110 150 erbeigezogen und ſelbe an Wohlſtandes gebiet (Anmerkung: Birkenau orth Ottenwald“, der einen bildete, deſſen Ha i zuweilen 55 Kanone 117— Neben dem anfangs ä heim erinnern 1 Franzoſ „Franzoſengraben“ ebenfalls an dieſ Vertiefung, der man auf ſie nicht durch die Eroſion kann, ſondern ausgehoben keinem andern Zweck als dient haben kann. Franzoſengrabens ſtadt ein einfaches zahl oder Inſchrift 1010 10 über die B es zu ſagen, do Wahrzeichen mit 50 ſtunt A 10 hie e Auskunft darüber zu geben Fama erzählt, ein franzöfff ft Kampfe mit dem Odenwäld die Franzoſen dort ein Fru Schatzgräber durchwühlten Kreuz tragenden kleinen H tergrundes beraubt wurde Ortsgruppe des Odenwald kenntnis ihrer Aufgaben, d Kreuz wieder auf und be grün, wofür ih und der A auf die hieſige ind, der 1 05 u ſich 8 wurde ſona Mainzer Infanterie 1010 90 ffenburger Freiwilligen, zu⸗ 110910 15 ohne die ſetzt; üble 10 5 1 gleich b e ein anzgraben au i lt und Verhaue gemacht. e chherigen Gefechten machten mehrentei q nt en— ihre Furage⸗Abholung zu 10 — chur verſtellte Angriffe, wurden aber jedes⸗ zurück gewieſen, und verurſach⸗ ſonſt keinen Schaden, als daß ſie ſeitigen Vorpoſten die Hütten ab⸗ chſten unter ſolchen Angriffen waren, 25. November, dann aber haupt⸗ ee bei 1 dicken Nebel; N iele von dem Hirſchhorn, von dem Feind bei ſolcher She fallen, zu Gefangenen gemacht wurden. letzteren Hauptvorfallenheiten ſod orf ann di en— und vorzüglich das Hehn 11 en braven Herrn Leutnant Vemeſch, als der am öfterſten dem Feind ent f 1 1 des mit Unterſtützung deſſen Infanteri Wachſamkeit, der Eifer 1109 daz es Herrn Leutnants der Aſchaffen⸗ Baron v. Borsdorf, jedesmalen die des Feindes auf hieſigen Paß, wie⸗ bis endlich gegen den 11 hieſiger egen z hinab zurücke ch die dieſeitige Gegenw am Rhein und den Hi ann dazuge⸗ ei der unter⸗ gehörte damals zu dem„Reichs Ritter⸗ il des„Fränkischen Milter ape deri 1 Die Nitterorte wurden ten diesſeits weiter etlichemalen den dies brannten. Die erhebli die auf den 21. und ſächlich der auf den 2. auf welchen Tag au hnten Gedenkſtein zu Gorx⸗ „Franzoſenſchanze“ dort, fe 90 in der Hohhecke bei Birkenau wohl Letzterer iſt eine grabenartige⸗ den erſten Blick anſieht, daß des Waſſers entſtanden ſein worden ſein muß, und auch „dem der Verteidigung ge⸗ — Weiter oberhalb des Birkenauer ſteht am Waldweg Birkenau Kall⸗ einernes Kreuz ohne jegliche Jahres⸗ „Franzoſenkreuz“ genannt. Nie⸗ edeutung desſelben etwas beſtimm⸗ iſt anzunehmen, daß auch dieſes 9 in Verbindung vermag keine ge⸗ 1 ſie ſchreibt:„Die 1155 a 1 1 5 im urm gefallen, als chtfeld plündern wollten.“— vor einigen Jahren den das ügel wobei jenes ſeines Un⸗ und umſtürzte. Die hieſige lubs richtete, in rechter Er⸗ en Hügel neu her, ſtellte das flanzte den Platz mit Efeu r an dieſer Stelle Dank ge⸗ Szekler Huſar verdienſtvoll 10 94 ann das aufmerkſan Hauptmann Stuzer vorzüglich auch die furchtloſe Betragen d burger Freiwilligen gemachten Angriffe der vereitelten und 4. und 5. De Gegend über zog; worauf alsdann au der Landſturm ab⸗ und in die Kantonierungs⸗Quartiere ging.“ Soweit der Bericht Schneiders chſchrift darunter, de indem wir aus ihnen anſchließen:„Wie und egenführte— ainzer Herrn en Exeigniſſen 179 ſige Kirchenchronil zurück wieſen; zember der Feind ſich den Rhein gegen ain hinunter Im Jahre 1825 ſetzte er eine Na r wir die Worte entnehmen, und Immer Heppenheimer Karneval vor 80 Jahren. Aus dem Tagebuch eines Reiſenden. Ueber die Heppenheimer Faſchingsfreuden im Jahr 1842 gibt uns nachfolgende Schilderung eines Teil— nehmers Kunde: Heidelberg, den 10. Februar 1842. Der Jaſchingsſonntag d. J. bot mir! einige Augen⸗ blicke, die zu den intereſſanteſten und zugleich zu den angenehmſten auf meiner gegenwärtigen Reiſe gezählt zu werden verdienen. Ich befand mich damals zu Hep⸗ penheim, an der romantiſchen Bergſtraße und nahm Teil an den Faſchings⸗Beluſtigungen dieſes Ortes, die wohl etwas einfach, jedoch mit ſoviel Frohſinn und Sittlich⸗ keitsgefühl ausgeführt wurden, daß ſie mir billig be— merkenswert ſchienen. Dieſe Beluſtigungen nahmen des Nachmittags um 3¼ Uhr mit einer feierlichen Hof⸗Fahrt des Prinzen Carneval und ſeiner ſie begleitenden ſchicklichen Ein⸗ ladung Höchſtdesſelben an die Damen des Ortes, zu einem Maskenball im Gaſthofe zum„Halben Mond“, ihren Anfang. Die Equipage des Prinzen beſtand in einem vierſitzigen offenen Wagen, von zwei raſchen, mit Schellengehängen bedeckten Pferden gezogen. Im Wa⸗ gen ſaßen der Prinz im ſtattlichen Ornate, in ruhiger majeſtätiſcher Haltung, ihm gegenüber, auf dem Rückſitz rechts, der Geheime Rat Seiner Majeſtät, ebenfalls im entſprechenden Koſtüme, auf dem Bock ſaß der mas⸗ kierte Kutſcher. Den Wagen begleitete der Reiſemar— ſchall, wohlberitten, in geſchmackvoller Uniform. Die Fahrt nahm ihren Weg von dem freundlich gelegenen Gaſthof zum„Halben Mond“, durch die Straße gegen Bensheim. ſodann rechts durch die Löhrſtraße nach dem kleinen Markte, ſofort durch die Hauptſtraße des Ortes und wieder zurück nach gedachtem Gaſthofe. Auf dieſer Fahrt geruhten Seine Majeſtät das ſchöne Ge⸗ ſchlecht mit den närriſchſten Einladungen zum vorbereite— ten Mashenballe durch Ueberſenden von Karten gnädigſt zu überraſchen, was einen, wie allgemein verlautet, dem Zwecke des Jeſtes entſprechenden Effekt gemacht hat. Sämtliche Bewohner ſchenkten dieſem Zuge die lebhaf— teſte Aufmerkſamkeit und ungeteilten Beifall. Selbſt der Himmel begünſtigte dieſe Fahrt mit dem ſchönſten Wetter, das man in gegenwärtiger Jahreszeit nur wün⸗ ſchen kann. Um 4½ Uhr endigte die Jahrt. Nach einer Pauſe von 3 Stunden wurde der Mas⸗ kenball eröffnet, welcher erſt am künftigen Morgen um 4 Uhr endigte, worauf die Ballmitglieder mit ſichtbarer teiligten Damen für ihre, alle Herzen lichkeit und muntere Laune den wärmſten Dank nachzu⸗ bringen und den dringendſten Wunſch auszuſprechen, ſie doch belieben möchten, ihnen auch die nächſte künftige Faſching womöglich wieder Geſellſchaft zu Heppenheim nicht eine gleiche Heiterkeit die Gemüter zu einem gleich hohen Vergnügen Hoffnungen ſchmeichelt, daß dieſer ſubmiſſeſte Wunſch eine huldvolle Erhörung finde, verſpricht man den Schö— nen im Voraus für ihre Gunſt und Geneigtheit den impoſanteſten Dank. X. Heiterkeit allmählig verſchwanden. Der Ball war be— ſucht nicht nur von Masten aus Heppenheim, ſondern auch von ſolchen aus den umliegenden Orten, als Lorſch, Lampertheim, Viernheim, genberg, Darmſtadt, Mannh Mehrere ein munteres Tyrolerpärchen, Schweizermädchen, eine reizende Spanierin von anſpruchs⸗ loſem Aeußeren, eine kleine Chiromantiſſin von lebhaftem treffendem Witze, desgl. einige ſchlanken, wohlgeſtalteten Bauernmädchen mit friſchen runden Geſichtern und vollen Armen, von bewunderungswürdiger Schönheit. Unter den männlichen Masken die aus, welche den Figaro, den polniſchen Magnaten und den Spanier ſpiel— ten. Beim ganzen Spiele zeigte es wie alle Teilnehmer in dem Beſtreben geſucht, ſich gegen— ſeitig nach Kräften zu beluſtigen, wozu namentlich die von einem geehrten Herrn die beſte, von Herrn Gaſthalter Frank ration, ſehr viel beigetragen haben. Das Hauptvergnügen Kenner Urteil, erſt nach Abnahme der Larven, durch den Umſtand, daß ſich verhältnismäßig zu der Anzahl der Ballmitglieder ſo viele ſchöne Damen aus der Nähe und Ferne nicht nur durch ihre, Naturſchönheit ſo intereſſanten Figuren, ſondern auch beſonders durch ihren freundlichen Humor gnügen einen ſo reichen Reiz verliehen, wie man ihn bei ähnlichen Gelegenheiten nicht oft zu finden das Glück hat. Bensheim, Auerbach, Zwin— Fürth, Laudenbach, Weinheim, eim und zufällig auch von ſolchen aus München. derſelben haben z ſehr brav geſpielt, z. B. ein niedliches graziöſes zeichneten ſich vor allen vorteilhaft Mephiſtopheles, den Rataplan, den ſich ſo recht deutlich, gehaltene Ordnung, ſowie gereichte Reſtau⸗ innigſte und entwickelte ſich indeſſen, nach einiger dem Verehrer der dem Ver⸗ Glanz und einen ſo erheblichen Die Herren fühlten ſich allgemein verpflichtet, den be⸗ feſſelnde Freund— daß das verehrteſte Glück ihrer zu verſagen, und durch zu ſtimmen. Indem man ſich mit den ſüßeſten M. Etwas über die ehemalige Kapelle in Nieder⸗Liebersbach. Von H. Simon, Lehrer in Nieder⸗Liebersbach. Gegenüber dem Schulgarten, in dem jetzigen Gärtchen von Joh. Stephan Klein, ſtand ehemals eine Kapelle. Sie war etwa um 1730) erbaut und dem hl. Martinus“ geweiht. Sie diente nur zum Abhalten von Andachten; die Meſſe wurde alſo nie darin geleſen. Im Jahre 1812 war ſie ſchon in einem ſehr ſchlechten Zustande. Pfarrer Bauer ſagte in ſeinem Rechenſchafts⸗ 1) Sulzbach, das kath. Religlonsweſen der Pfarrei Birkenau.) Sulz⸗ bach, ebenda, die Mieder⸗Liebersbacher behaupten, ſie ſei dem hl. Wen⸗ delinus geweiht geweſen, bericht folgendes:„Die Kapelle von Holz und Leimen gebaut, iſt alt, baufällig und voller Löcher, ſodaß die Schweine ein⸗ und ausgehen können und vielleicht auch zur Nachtzeit mehr zur Entehrung als zur Verehrung Gottes dient. Es wäre gut, wenn höheren Orts dieſe Kapelle be— ſchloſſen würde, dieſelbe zu renovieren. Eine Renovierung wurde auch öfters vorgenommen. Da aber die Kapelle ohne jedes Fundament gebaut war, ließ ſich dem zunehmenden Verfall nicht mehr ſteuern, und gegen Ende des 19. Jahr- Seite 64 Die Starkenburg 2. Jahrgang hunderts wurde ſie immer baufälliger. Wenn geläutet wurde, rumpelte die Kapelle. Zuletzt traute ſich der Glöckner beim Läuten nicht mehr in die Kirche. In die Türe wurden 2 Löcher gemacht, wodurch die Glockenſeile gezogen wurden und ſo wurde von außen geläutet. Pfarrer Weber ſuchte die Nieder-Liebersbacher zu einer gründlichen Renovation zu bewegen. Doch ſie bauten ſich eine neue Kirche. Die Kapelle wurde dann auf Abbruch verſteigert. Aus den Angaben des Verſteigerungsprotokoll vom 18. Dez. 1897 iſt zu erſehen, daß die Kapelle nur ein kleines Gebäude war. Es wurden im ganzen 130,40 M. für die Kapelle eingenommen und zwar i 54.60 M. für Platten“) 0,50 3 Steine 2. Mauerſteine 4.90 Schutt 7.90 3 Los Backſteine 12.— Ziegel 0.60 1 Pumpenſtock 0.50 Schiefer 2.20 3 Fenſter 25.50 Holz 2.50„„ Borde 17.20/ Balken Damit war das Ende der Kapelle beſiegelt, und nichts auf dem ehemaligen Kapellenplatze erinnert mehr an ſeine frühere Beſtimmung.— Die einzigen Erinnerungsmale an die frühere Kapelle befinden ſich im Kirchturm, wo ſie unter Staub in der Verborgenheit ihre alten Tage verbringen, verſtoßen von ihren viel jüngeren Zeitgenoſſen. Es iſt dies zunächſt der alte ſchmiedeeiſerne Hahn, der auf der Kapelle als Wetter⸗ hahn diente, dem aber jetzt der Schnabel gebrochen iſt. „) Es waren die Sandſteinplatten, womit der Boden der Kapelle bedeckt war. ein ſtiliſiertes Kreuz iſt. Das ehrwürdigſte Erinnerungsmal iſt jedoch eine Holzſtatue, den hl. Wendelinus“) darſtellend. Die Statue iſt in einfacher Holzſchnitzerarbeit gehalten und bunt bemalt. Eine in den Sockel eingeſchnitzte Inſchrift gibt uns über das Alter und die Stifter Auskunft. Auf der Vorderſeite ſteht: H. S.) WENDEL/ LINVS WELCH/ ES EIN KONIGL/ ICHER PRINTZ/ WAR AVS SCH O/ DLAND: 1797. /[OHAN ADAM/ SCHMITSCHV/ LDEIS ZVM N /) DER LEBERS PA/ CH VND SEINE/ jetzt kommt auf der rechten Seite die Fortſetzung: EHF RAV/ ANNA MAR/ GREDA/ SCHM/ IIIN VND/ IOHANN ADAM/ SCHMITT VN/ D SEINE EFRAV/ MARIA/ KATR/ INA. Links ſteht: 5 DAS SEIN DlE/ VIER GVATET))/ ER DIESEM BILT/ DNVS VM./ MARIAELISA/ BET SCH MIT/ TNS) EINE/ WIIT/ BV/ DOM) Unten auf der Statue ſelbſt ſteht: JOHANNES SCHMITT VND/ SEINE EHFRAV MARG/ EDA SCHMITIN. Der holzgeſchnitzte Wendelinus hat alſo ein Alter von 130 Jahren. Es wäre vielleicht angebracht, wenn man dieſem einzigen nennenswerten Zeugen der ehemaligen Kapelle einen ehrenvollen Platz gäbe, als unter Staub und Spinngeweben. Sollten dieſe Zeilen vielleicht die Anregung dazu geben, ſo wäre ihr Zweck erfüllt. *) Der hl. Wendelinus iſt der Schutzpatron der Landwirtſchaft und wird als Schäfer dargeſtellt. 1) H. S. bedeutet wohl„Heiliger Sankt“ 2) fehlt jedenfalls„i“. 3) unleſerlich. 4) unleſerlich. 5) Schmittin eine Witibin. 6) unleſerlich. Wenn man die alte Farbenkruſte ablaugen würde, könnte man vielleicht die unleſerlichen Stellen entziffern. Sammelecke für Mundartliche Reime und Kinderliedchen. Spinnſtubenreime aus der Gegend von Fürth(Odenwald). 1 Ich hab' ein Schatz von Aepfelkern, 3 Hopſaſa, mein Strampelchen! Und wer ihn ſieht, der hätt ihn Koch mehr gelbe Rüber. gern; Gelbe Rüben eſſ' ich gern, So ein Schatz hab' ich, hab' ich, Kleine Buben küſſ' ich gern, So ein Schatz hab ich. Große noch viel lieber. 2 Auf der Höh', wächſt der Klee, 4 Ach ich bin ſo müde, Ich traue keinem Buben mehr Ach ich bin ſo matt. Ich hab einmal getraut, Ich möchte lieber ſchlafen gehn, Ich trau nicht mehr. Ich fürcht' mich vor der Ratt'. Weitere Mitteilungen, auch aus anderen Gegenden des Odenwaldes, ſehr erwünſcht. 9 5 Fernſprecher der Schriftleitung. 1 Secret ec ec Si X. in F.: Für die Zuſendung der Spinnſtubenreime beſten Dank. Sammeln Sie fleißig weiter, und geben Sie vertrauensvoll Ihren Namen an. Ich bewahre ihn als Geheimnis, wenn Sie ihn nicht ver⸗ öffentlicht haben wollen. Herrn H. in H. und Herrn D. in H.: Auch Ihre Kinderliedchen ſind dankbar aufgenommen und erſcheinen gelegentlich in der„St.“ Sammeln auch Sie fleißig weiter. Herrn Dr. K. in B. Herzlichen Dank. Aufſatz erſcheint in der Märznummer. K. F. 6 Steh, mer net ſo lang vors Bett! 7 Du brauchſt dich nicht vors Bett Nein gelegt und zugedeckt, zu ſtellen, Muß ein rechter Eſel ſein: Steht vorm Bett und ſteigt net Lieber will ich gar kein Schatz, nein. Als wie ſo een ſteifen. 8 Ich und mein Schatz Sind faſt ganz egal, So ſchlank und ſo geſchmeirig, So glatt wie ein Aal. K. F. 6 Drei Ochſe, vier Küh. Schöne Mädel ſind hie, Sind keine ſo do, Wie dem Bauer ſeine zwo. S. ge ee eee eee ece De . Mitteilung des Verlages. c ecrrc.cer... i „Die Starkenburg“ erhalten die Bezieher des Verordnungs⸗ und Anzeigeblattes ſowie des Viernheimer Anzeigers koſtenlos. Der Bezugspreis für„Die Starkenburg“ allein beträgt jährlich 3.— Mark, für Einzel⸗ nummern 25 Pfg., zuzüglich der Freigebühr. Geldbeträge können auch auf das Poſtſcheckkonto Nr. 10468, Poſtſcheckamt Frankfurt(Main) der Georg Allendorf ſchen Buchdruckerei in Heppenheim eingezahlt werden. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Schriftleitung geſtattet. Verantwortliche Schriftleitung: Karl Freiſens, Heppenheim(Bergſtr.) Druck und Verlag der Georg Allendorf'ſchen Buchdruckerei (G. Otto) Heppenheim(Bergſtr.). N Und brauchſt mir nicht zu pfeifen, teil rochen, der von d gliedert iſt. Vom Neckar, alſo vom Norden her, führt eine große Freitreppe zur Terraſſe, die ſich vor der ganzen Front hinzieht und von der man einen herr⸗ lichen Blick auf die Höhen der Bergſtraße und des Neckartales hat. Zur Herbeiſchaffung der nöt gen Geld⸗ mittel will die Geſellſchaft eine größere Hypo hek auf⸗ nehmen, muß aber dazu das Grundſtück von der Stadt käuflich erwerben. Bretten, 28. Febr.(Abzug eines ſchlim⸗ men Gaſt es.) Nach mehrwöchigem Anhalten der Maſern in den Bezirksgemeinden Flehingen und Sik⸗ kingen ſind die Krantheitsfälle ſo weit zurückgegangen, daß die Schule endlich wieder aufgemacht werden kann. Auch in Kürnbach iſt ein erfreulicher Rückgang der Krankheit zu verzeichnen. Bruchſal, 27. Febr.(Gelbe Dragoner.) Am 6. und 7. Juni d. J. findet hier die Enthüllung des Denkmals für die gefallenen gelben Dragoner ſtatt, verbunden mit einem Regimentstag. Le der ſind die Mittel für den Denkmalbau noch unzulänglich; ſie reichen nicht, um die Namen der 200 gefallenen Hel⸗ den auf dem Stein zu verewigen. Meterzell, 28. Febr.(Un aufgeklärter Ungkücks fall.) Auf der Bahnſtrecke zwiſchen Peterzell Bahnhof und der Stockburger Mühle wurde der 42jährige Mathias Fleig aus Mönchweiler von einem des Weges kommenden Bahnbeamten auf dem Bahnkörper ſchwerverletzt aufgefunden. Eine vorüber⸗ fahrende Lokomotive brachte den Verunglückten nach St. Georgen, wo er ins Krankenhaus überführt wurde. Es wurde ein ſchwerer Schädelbruch feſtgeſtellt. Da Geld und ſonſtige Gegenſtände ſich noch bei Fleig vor⸗ fanden und ſomit ein Verbrechen ausgeſchloſſen er⸗ ſcheint, nimmt man an, daß Fleig unbefugterweiſe den Bahnkörper betreten hat und dabei von einem Zuge erfaßt worden iſt. Pforzheim, 28. Febr.(Das von der Straßenbahn.) Ein Unfall, der ſich durch Abſpringen von einem fahrenden Straßen⸗ bahnwagen ereignete, hatte für den Betroffenen, den Architelt Albert Reinheimer, ſehr ſchwere Folgen. Beim Sturz kam er mit dem rechten Bein unter den Wagen. Dabei wurde ihm der Unterſchenkel gebrochen und gequetſcht. Die Verletzung war ſo ſchlimm, daß das Bein oberhalb des Knies abgenommen werden mußte. Abſpringen Wirtiſchafts⸗Nückblick. Beſſerung des deutſchen Arbeitsmarktes.— Zu⸗ nahme der internationalen Arbeitslofigkeit. Unſichere Wirtſchaftslage.— Auslaudsaufträge. Reichsbandiskontermäßigung. Die Landes⸗Arbeitsämter aller Teiie Deutſchlands konſtatieren eine anhaltende Beſſerung des Arbeitsmark⸗ tes in faſt allen Berufsgruppen. Gleichzeitig wird aus allen anderen Ländern, ſo beſonders aus Eng⸗ land, Frankreich und Italien, eine Zunahme der Ar⸗ beitsloſigteit gemeldet. Es wäre aber verfehlt, aus dieſer für Deutſchland erfreulichen Tatſache etwa welt⸗ gehende Hoffnungen auf einen Aufſtieg der Wirtſchafts⸗ konjunktur herzuleiten. Schon deshalb, weil nainr⸗ gemäß die Zunahme der Arbeitsloſigkeit bei unſeren induſtriellen Konkurrenten zu verſchärfter Konkurrenz gegen die deutſchen Waren auf dem Weltmarkte und zu einer Ausbreitung der protektioniſtiſchen Abwehr⸗ beſtrebungen gegen die deutſchen Waren führen muß. Bezeichnend für dieſe Beſtrebungen iſt es, daß jetzt die engliſchen Gewerkſchaften ein Einſuhroerbot für auslandiſche Eiſen⸗ und Stahlfabrikaſe verlangen, ſo⸗ daß alſo in dem alten Freihandelslande England die Induſtrie mit ihrem Induſtrieſchutzgeſetz und die Ar⸗ beiter in der Abwehr gegen die ausländiſche Konkur- renz an einem Strange ziehen. In Wirklichkeit wird die internationale Arbeitsloſigkeit erſt dann verſchwin⸗ den, wenn die weltwirtſchaftlichen Wechſelbe rebungen zwiſchen den Ländern ſich wieder normal geſtaltet ha⸗ ben werden. Was ſpeziell England betrifft, ſo wird es ſeine gewaltige Arbeitsloſenziffer nur dann herun⸗ terdrücken können, wenn Deutſchland, das vor dem Kriege der beſte Abnehmer Englands war, ſeine Kon— jumfähigkeit durch Belebung ſeiner Exvort- und Ver⸗ 8 Die drei ſchönen Bernha Roman von Fr. Lehne. 50. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) Und ihn quälte der Gedanke an Giſela. Er kam ſich ſchuldig ihr gegenüber vor. Seine Liebe zu ihr ſwar zu groß— die ließ ſich nicht von heute auf mor⸗ gen eindämmen!— Bis jetzt war er noch nicht mit ihr zuſammengetroffen. Seine Frau ſprach oft von ihr. Sie bedauerte, daß der Verkehr mit Giſela habe aufhören müſſen, denn ſie würde ſie ſo gern in ihrem Haufe ſehen. Dabei ſtreiften den Gatten lauernde Blicke. Alles das war ſchwer zu ertragen. Um fünf Uhr kam er, wie er verſprochen hatte, um ſie abzuholen. Sie ſchlenderten durch die Straßen, bis ſie vor dem großen Schaufenſter der Neumeiſter⸗ ſchen Kunſthandlung ſtanden. Wohlige Wärme und helles Licht empfingen ſie dann, als ſie die geſchmack⸗ voll eingerichteten Räume betraten, in denen man häu⸗ fig mit Bekannten zuſammentraf.. Viviane wollte vor allem die neueſte Schöpfung Harald Florſtedts ſehen, vor der ſich ſchon eine An⸗ zahl Beſchauer drängte. f Das Bild—„Verſchneite Seele“ war es genannt — war ganz auf einen kalten, bläulichweißen Geſamt⸗ ton geſtimmt. Das Mondlicht flimmerte auf weitem, kahlen, ſchneebedecktem Felde. Eine hohe Frauengeſtalt, deren Glieder ſich zart unter den hüllenden, ſilbernen Schleiern abzeichneten, ſchritt, mit bloßen Füßen dar⸗ über hin. Das dunkle, beſchneite Haar fiel frei über die weißen Schultern. Es umrahmte ein blaſſes Ge⸗ ſicht mit hartem, grauſamem Ausdruck, deſſen ſeltſam helle Augen mit kaltem, leerem Blick den Beſchauer anſahen. Förmlich plaſtiſch trat die alles beherrſchen⸗ de Frauengeſtalt heraus. Meiſterhaft in Technik und Farbe war das Gemälde. Man fühlte förmlich die Kälte, die froſtſtarrende Einſamkeit, die troſtloſe Ver⸗ Aaſſenbeit, die es darſtellen wollte. u 1 ſens.„ Eine nerungsinduſtrien weſentlich ſteigern kann. große engliſche Zeitung hat jüngſt feſtgeſtellt, daß die berſtärkten Kaffeekäufe Deutſchlands den Abſatz eng⸗ iſcher Textilfabrikate nach Zentral⸗Amerika und nach Braſilien gefördert hätten. Trotz der unverkennbaren Beſſerung des deutſchen Arbeitsmarktes bleibt die Wirtſchaftslage unſicher und undurchſichtig. Der Zufluß von Auslandskrediten hat zweifellos das Wirtſchaftsgetriebe angeregt. Die Unter⸗ tiehmungen, die eine Kapitalergänzung im Ausland bornahmen, haben Aufträge für die Zwecke der Pro⸗ duktionsverbeſſerung und der Produktionsausdehnung erteilt und dadurch wieder anderen Induſtrien Aufträge zugeführt. Darauf iſt es wohl zurückzuführen, daß, während am Eiſenmarkte angeſichts der belgiſch⸗fran⸗ zöſiſchen Unterbietungen große Zurückhaltung herrſcht, einzelne Teile der Maſchinen⸗ und der Werkzeugindu⸗ ſtrie eine Beſſerung des Beſchäftigungsgrades zu ver⸗ zeichnen haben. Das gilt beſonders für Textilm iſchi⸗ nen im Zuſammenhange mit den zahlreichen Neuanla⸗ gen in der deutſchen und in der ausländiſchen Tertil⸗ in iſtrie. Aber das ſind leider in eben demſelben Grade nur Ausnahmen, wie das Eintreffen einzelner großer ausländiſcher Aufträge für die Großinduſtrie. Immer⸗ hin kann konſtatiert werden, daß die deutſchen Firmen bei den großen internationalen Lieferungsausſchreiben der letzten Zeit relativ günſtig abgeſchnitten haben. Auch darin äußert ſich die günſtige Rückwirkung der Aus⸗ landskredite, die der Großinduſtrie die Baſis für die Finanzierung größerer Auslandsaufträge gaben. Im großen und ganzen liegt aber die Kapitalverſorgung noch immer im argen, zumal der milde Winter in man⸗ chen Branchen zu übervollen Lägern, die gewaltige inſen freſſen und damit zu Zahlungsſchwierigkeiten ge⸗ ftihrt hat. Andererſeits hat die leichte Beſſerung in anderen Induſtrien zu einer gewiſſen Zunahme des in⸗ ländiſchen Konſums geführt, wobei bezeichnend iſt, daß nicht nur die billigen Artikel des Maſſenkonſums, ſon— dern auch Qualitätswaren verlangt werden. Die Reichsbankdiskontermäßigung, die der Zins⸗ ermäßigung der Rentenbank auf dem Fuße folgte, wird hoffentlich das allgemeine Zinsniveau in Deutſchland ermäßigen. Auch die Banken werden jetzt ihre Zins⸗ ſätze herabſetzen müſſen und reichlicher Akzeptkredit ge⸗ währen. Auch die Reichsbank könnte ruhig in der Frage der Kreditkontingentierung ohne Gefahr für die Wäh— runa der Wirtſchaft Erleichterungen gewähren. 8 Lokales und Allgemeines. — Steuerpflichtige! Die Meinung, daß ab 1. März laufenden Jahres nicht nur die gemeindliche, ſon⸗ dern auch die Reichs-Beherbergungsſteuer aufgehoben ſei, iſt irrig. Denn die Reichs beherbergungs teuer bleibt nach wie vor unverändert weiter in Kraft, ebenſo auch die Verpflichtung zur Führung des Steuerbuches nach § 31 Abf. 3 U. G. — Beſtrafte Voreiligkeit. Voreiligkeit wird in den meiſten Fällen beſtraft, zu was darüber noch in der Zeitung ſchreiben? So und vielleicht noch anders wird der verehrte Leſer beim Anblick dieſer Zeilen ge⸗ wiß ſagen. Vielleicht iſt er einer von denen, die den erſten Sonnenſtrahlen leichtgläubig trauen und nun ſchleunigſt„leichte Sachen“ anziehen. Wer das tut, quält ſich ſicher eine Zeit lang mit Huſten und Schnup⸗ fen herum, denn er war einer von den„Voreiligen“, die in jedem Sonnenſtrahl nur Frühling und Sommer ſehen und die glauben, ſchon Mitte Februar die Win⸗ tergarderobe in den Schrank hängen zu können. Das iſt äußerſt töricht. So freudig wir alle die höher ſtei⸗ gende Sonne begrüßen, trauen dürfen wir ihrer Kraft noch nicht. Ein guter alter Rat beſagt bekanntlich, daß man die Winterkleidung ſpät anziehen, aber auch ſpät wieder ablegen ſoll. Vor allem ſei unſere Jugend ge⸗ warnt, die ſich in der Freude über die frühlingsmäßige Wärme in frohem Uebermut auf den Raſen oder auf den Bordſtein ſetzt zu fröhlichem Spiel. Um die Erde nach dem langen Winterſchlaf richtig auszuwärmen, da⸗ zu reicht die Kraft der Februarſonne nicht aus, auch wenn ſie es noch ſo gut meint. Man halte daher die Kinder an, ſich jetzt im Freien recht viel Bewegung zu machen und ſchärfe ihnen ein, alles Setzen auf Raſen oder Steine zu unterlaſſen. Sonſt gibt es einige Tage Stubenarreſt oder Doktorbeſuch mit bitterer Arzenei — Schlechte Ausſichten. Ein Naupenjahr erſter Ordnung wird nach Anſicht der Gärtner und Landwirte das Jahr werden, wenn nicht ſofort mit dem Abrau— pen der Bäume und Sträucher begonnen wird. Rau⸗ penneſter findet man allenthalben in außerordentlichen Mengen vor. — Schutz der Natur. Die ungewöhnlich milde Witterung läßt eine baldige Entwickelung der Blüten⸗ kätzchen bei Weiden und Haſelſträuchern erwarten. Das Abſchneiden dieſer Blütenkätzchen ſchädigt nicht nur das Ausſehen und das Wachstum der Bäume und Sträu⸗ cher, es entzieht auch den Bienen die Ainet dt quelle der erſten Frühlingspracht. Die unbefugte Ent⸗ nahme ſolcher Blütenzweige iſt nach 8 24 Nr. 2, 8 30 Nr. 5 und 8§ 18 flg. des Feld⸗ und Forſtpolizei⸗ geſetzes, gegebenenfalls ſogar nach 8 242 des Reichs— ſtrafgeſetzbuches verfolgbar. Es bedarf vor allem der bereitwilligen Mitwirkung der Bevölkerung, um dieſer Unſitte zu ſteuern. Der heutigen Nummer llegt die„Starken⸗ burg“ bei. Schweinemarkt. Weinheim, 28. Febr. Zugeführt 315 Stück; verkauft 238 Stück; Milchſchweine wur⸗ den verkauft das Stück von 19—34 Mark; Läufer das Stück von 30—50 Mank. 2 bel kau ſedermann.—Hilin heiHunfermann N Zu verkaufen: Die ideale Mittelstandswohnung Ein guterhaltenes großes Feneuer- ber Schlafzimmer, Spiegelschrank, e S piegelaufsatz, 2 Beit. 8 2 Nachttische, 2 Rohr- ela 5 Via stühle, 1 Handtuch- J Hefens ene l halter 2 Hocker, 1 Spiegel 375 185 naturlaslert komplett, Stür. Büfett. E 2 Herrenzimmer, klche Küche, Eiche f klche Bücherschrank mit Verglasung und 2 Schubfächern, Schreibtisch mit Schnitz. und Klavier- band, 1 Ledersessel 295 Ik. Mk. lolo, en e 58 aon und 1 weissen För- Aeitanwasser⸗ Re. Speisezimmer, dunkel gebeizt, aparte Modelle, Büfett mit Verglasang, schönen Schnitzereien, Kred., Auszugstisch, 4 Lederstöhle, imit. 375 Gediegene Arbeit.— Solide Ausführung.— Prachtvolle Modelle. Nur solange Vorrat.— Teilzahlung gestattet. Einzelmöbel aller Art konkurrenzlos billig. has NApfermann 8 00. 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Der Kommerzienrat ſetzte ſeinen Zwicker auf und trat ganz dicht an das Gemälde heran. Dann ſah er ſeine Frau an.„Man könnte beinahe meinen, du ha⸗ beſt dem Künſtler Modell geſtanden.— Uebrigens fa⸗ mos, ganz famos hat er das wieder gemacht! Ich hätte Luſt, es zu kaufen wegen der auffallenden Aehn⸗ lichkeit mit dir— und„Verſchneite Seele“ paßt vor- züglich auf dich!“ „Bitte, laß deine unangebrachten Scherze!“ entgeg⸗ nete ſie kühl.„Die Aehnlichkeit mit mir beſteht wohl nur in deiner Phantaſie!“ In abweiſender Haltung ſtand ſie da, und er⸗ ſchreckend fühlte Giſela, wie die Schweſter in dieſem Augenblick der Frauengeſtalt auf der Leinwand vor ihr lich. Es war ganz derſelbe ſtarre maskenhafte Ge- ſichtzausdruck, der kalte Blick der hellen Augen. Am Zucken der Augenlider merkte Giſela, daß Thora innerlich furchtbar erregt war. Ja, aufs tieſſte gedemütigt war ſie. Längſt vielleicht ſchon hatte er Gaſthaus zur Vorkadt. Loller- und Nastentwagen ſtark gebaut, zum billig- ſten Tagespreis empfiehlt Jakob Beyer Rathausſtraße. 2—— — ë— an dieſem Gemälde gearbeitet, während er ihrem Gat— ten abgelehnt hatte, ſie zu porträtieren. ſtand es, Rache zu nehmen! Und da— als habe er nur darauf gewartet, ſie vor dieſem Gemälde zu ſehen, tauchte er vor ihr auf — plötzlich, unvermutet. Der Kommerzienrat beglückwünſchte ihn wortreich zu ſeinem neueſten Werk, indem er dabei auch auf die Aehnlichkeit mit ſeiner Frau anſpielte. „Aber ich bitte Sie, Herr Kommerzienrat, wie dürfte ich mir erlauben, die gnädige Frau als Modell zu benützen— ſie, die am allerwenigſten dazu paſſen würde! Sie, die in Sonne und Wärme lebt, hat doch nie die Qual einer troſtloſen Einſamkeit zu empfinden brauchen— o nein, Herr Kommerzienrat— da irren Sie ſich gründlich!“ Dabei heftele er ſeine leuchtenden Augen feſt auf Thora. Ruhig hielt ſie ſeinem Blicke ſtand, obwohl ſie ſich am Zuſammenbrechen fühlte. Als Giſela zum Weiter⸗ gehen mahnte, gewann ſie es ſogar über ſich, ihm einige freundliche Worte zu gönnen und ihm die Hand zu reichen, dem Beiſpiel der Schweſter und des Gatten folgend. Viviane hatte die kleine Gruppe im Auge behalten und verſtand es jetzt, ſich ihr zu nähern, während Karl- ernſt mit einigen Kameraden ſprach. Lebhaft begrüßte ſie die Schweſtern, ſich intereſſiert nach allem erkundi⸗ gend und bedauernd, daß man ſo ſelten Gelegenheit habe, ſich zu ſehen. Sie habe ſich ſo ſehr über Anne⸗ lieſens Verlobung gefreut. Ihr Mann habe eine ſehr günſtige Meinung über deren Erwählten, da er ihn ja ein ganzes Jahr in ſeiner Schwadron gehabt, denn er ſei ein tüchtiger Soldat und ein grundanſtändiger Menſch. Dieſes Urteil klaug ein wenig ſeltſam von den friſchen Lippen der jungen Frau— ein wenig ſelt⸗ ſam und ein wenig gönnerhaft und herablaſſend, ſo daß Giſela lächeln mußte. ortſetzung folat.) Oh, er ver⸗