Ne 775 1 füladhndwmbosangbahnaen Fel Viernheimer Tageblatt(VBiernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) f nahme der Sonn⸗ und; Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ms[An etigenpreiſe. Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pf 8 1 121 5 1 en: wöchentl. Sans das achtſeitige illüſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Kuster Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate id eien vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tas d Mamen“, Halöſäßrlich einen Fahrplan, ſowir einen andkalenber.— Annahme von Abonnements täglich[ vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim * Feenſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 11577 Amt Frankfurt d. M Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 86 N( iernbelmer geitung— Wiernbeimer Nachrichten) „die Reklamezeile 60 Pfg., bet Wiederholung n A * — — 2 e — 7 ——ç — S — 8 8 60 SSS a ,‚,õẽꝓq, neee 1. 75 f Montag, den 27. April 1925 Hundenburg Ein jedes Volk ſoll die Regierung haben, die es verdient! Hindenburg iſt gewählt. Er hat 1 Million Stimmen Vorſprung vor Marx. An der Spitze des republikaniſchen Deutſchlands ſteht ein Monarchiſt. Was ſoll man noch den Kopf ſchütteln? Er iſt gewählt von denen, die auch dleſes⸗ mal abſeits ſtanden, gewählt von denen, die aus den letzten Jahren deutſchen Schickſals nichts gelernt, gewählt von denen, dle eben nie alle werden. 8 Was wird die Zukunft bringen? Rechts⸗ putſche und Krieg? Wird Hindenburg tatſächlich der Platzhalter eines Monarchiſten ſein? Das eine wiſſen wir, der Gedanke an eine Monarchie iſt in Deutſchland nicht mehr möglich. Der Kapputſch, der in einer noch für die Rechtspartelen verhältnismäßig günſtigeren Zeit in Szene geſetzt wurde, iſt in Berlin ſelbſt zu⸗ ſammengebrochen. Darüber mögen wir uns beruhigen. Was uns aber zu ernſter Beſorgnis Veran⸗ laffung geben muß, iſt der Gedanke an die Zu⸗ kunft der deutſchen Republik. Täuſchen wir 5 ö uns nicht! Was kommt in nächſter Zeit, ſind ernſte Verwicklungen im Innern, Krebsgang unſerer auswärtigen Politik, ernſteſte Gefährdung unſeres mühſam in Gang gebrachten Wirtſchaftslebens! Wundert euch nicht, wenns ſo kam!! Be⸗ dankt euch bei denen, die Hindenburg gewählt haben. Bei den Hurrapatrioten mit dem Holz⸗ ſäbel in der Hand, bei jedem Judas in der Arbeiterſchaft, der ſeine Siandesintereſſen ver⸗ raten hat Die Katholiken aber, die Hindeaburg ge⸗ wählt haben, mögen ſich noch einmal vor Augen halten, wie man Marx der religiöſen Unduld⸗ ſamkeit zieh. Kann man für Marx irgendwie und irgendwo eines Wort anführen, das Into⸗ leranz predigte? Auf welchen Kanzeln aber iſt während des Wahlkampfes der konfeſſionelle Friede gefährdet worden, auf katholiſchen oder evangeliſchen? Ihr alle anderen aber, guten, braven, red⸗ lichen Spießer, die ihr auch diesmal zu Hauſe geblieben ſeid und nicht gewählt habt, legt euch welter aufs Schlappohr und ſchlaft weiter! Wundert euch aber nicht, wenn ihr einmal ganz unſanft vom Schlaf aufgerüttelt werdet und das Unglück ſeht, das ihr mit angerichtet habt, Deutſchland hatte am 26. April ſein Schick⸗ ſal in der Hand. Nun aber ſoll das Schickſal ſeinen Lauf nehmen. 0 Das Wahlreſultat in Viernheim. Marx 3655 Stimmen Hindenburg. 455 Thälmann. 153 Geſamtergebnis 4263 1 Im erſten Wahlgang hatten insgeſamt 3469 abgeſtimmt. Mehr abgeſtimmt haben 7. 75 * ſomit 769. Im erſten Wahlgang war die Be⸗ teiligung 58%, diesmal rund 70%. Es wäre alſo ein Mehr von 120/. Im großen Ganzen iſt das Ergebnis befriedigend zu nennen. Was uns aber nicht befriedigen kann, ja uns ſogar als eine Ungeheuerlichkeit erſcheint, iſt die Tatſache, daß Hindenburg 200 Stimmen mehr als Jarres auf ſich vereinigen konnte! Wie ſoll man ſich das eigentlich erklären? Doch nur in dem Sinn, daß unſaubere Elemente ihr Spiel getrieben haben müſſen. Herzlichen Dank ſei hier ſchon all denen die i Arbeit halfen alle im Volksblock vereinigten Parteien zuſammen, um das geſteckte Ziel zu erreichen. Beſonderer Dank gebührt auch der Ortsgruppe des Reichsbanners. Der Umzug am Samstag abend ſowie am Sonntag morgen machte einen ſehr ſchönen gediegenen Eindruck. Die Kundgebung am Samstag abend, die im Deutſchlandlied ihren Abſchluß fand, war geradezu erhebend. Es iſt immer ein ſchönes Zeichen, wenn einmal Parteien ihre eigenen Parteiintereſſen vergeſſen und ſich die Hand reichen, um ein größeres, ſtaatspolitiſches und vaterländiſches Ziel zu verwirklichen zu ſuchen. Möge ſich dieſer Sinn auch ſpäterhin noch recht oft zum Wohle der Allgemeinheit betätigen. dan ei 0 PPP 7 2 e eee e, Berlin, 27. April. Der Reichswahlleiter veröffentlicht folgendes vorläufiges Geſamter⸗ gebnis: Hindenburg 14 639 399 Marx 13 751 640 Thälmann 2 000 000 Drei Wahlbezirke ſtehen noch aus. — Weitere Wahlreſultate auf der 2. Seite. Politiſche Umſchau. — Geſcheiterte Lohnverhandlungen im Ver⸗ ſicherungsgewerbe. Die von den Angeſtelltenor⸗ ganiſationen mit den Arbeitgeberverbänden für das deutſche Verſicherungsgewerbe geführten Ver⸗ handlungen wegen Regelung der Gehälter ſür die Angeſtellten in den Privatverſicherungsbetrie⸗ ben im geſamten Reichsgebiet mit Wirkung ab 1. April ſind geſcheitert. Die Verhandlungen werden nunmehr vor dem vereinbarten Schieds⸗ gericht am Dienstag, den 28. April fortgeſetzt. — Kein Abbruch der jugoſlawiſch⸗hulgariſchen Beziehungen. An zuſtändiger Stelle in Belgrad werden alle Nachrichten über einen Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Jugofla⸗ wien und Bulgarien dementiert, desgleichen auch die Meldung über die Abreiſe des Deſandten in Sofia. Paſitſch wird heute in Belgrad eintref⸗ fen, ſodaß in den nächſten Tagen eine Stellung⸗ nahme der Regierung zur Lage in Bulgarien zu erwarten iſt. — Ein Hochverratsprozeß gegen polniſche In⸗ furgenten. Geſtern begann vor dem Reichsgericht in Leipzig ein Hochverratsprozeß gegen die polni⸗ ſchen Inſurgenten, denen zur Laſt gelegt wird, im Dezember 1923 einem von polniſchen Offi⸗ zieren geleiteten Inſurgentenverband angehört zu haben, der das Ziel verfolgte, einen Teil Ober⸗ ſchleſiens mit Gewalt von Deutſchland los urei⸗ ßen. Zu dem Prozeß ſind 35 Zeugen geladen. 15 1 Der Kampf gegen die Regierung in Frankreich. Millerands Anklagen gegen das Linkskartell. Paris, 24. April. Millerand hielt ge⸗ ſtern vor 5000 Zuhörern im Circe de Paris eine Rede, worin er ſeinen Wählern zunächſt den Dank ausſprach für das Vertrauen, das ſie ihm entgegenbrachten, als ſie ihn in den Senat ſchickten. Wenn er dieſe Kandidatur an⸗ genommen habe, ſo ſei dies nicht deshalb ge⸗ ſchehen, um ſeine verletzte Eigenliebe befriedi⸗ gen zu können. Er habe das nicht nötig. Als er zum Rückzug aus. dem Elyſee gezwungen worden ſei, ſei nicht ſeine Perſon verletzt wor⸗ den, ſondern die Verfaſſung der Republik. Die Regierung habe alles, was nur möglich er⸗ ſchien, getan, um ſeine Kandidatur zu bekäm⸗ pfeu. Aber alles ſei vergeblich geweſen. Das bab tels aanteinjames Proaamm. Das benen een möglich, weil es aus zu verſchie⸗ denen Elementen zuſammengeſetzt ſei, deren nationalen Block überall zu bekämpfen. Zu die⸗ ſem Zweck ſeien ihm alle Behauptungen gut genug. Das Kartell habe behauptet, daß ſich Frankreich unter dem nationalen Block verhaßt gemacht habe, indem es wieder mit dem Sä⸗ bel raſſelte. Aber trotzdem ſei es dem Kartell nicht gelungen, die Sicherheitsfrage beſſer zu löſen, als dies früher der Fall geweſen ſei. Alle Verſprechungen des Kartells ſeien uner⸗ füllt geblieben. Die Lebenskoſten ſeien nicht ö gefallen, ſondern im Gegenteil geſtiegen. Auch ſei der Frankenkurs gefallen. Die 20prozentige Steuererhöhung ſei nicht rückgängig gemacht worden. Der Kommunismus ſei nicht zurück⸗ gedämmt, ſondern gefördert worden und in der Amneſtie babe die Regierung vor aller⸗ hand Elementen kapituliert. Um einer ſolchen Politik ſchärfſtens entgegenzutreten, ſei die nationale Liga geſchaffen worden. In dieſem Zuſammenhang bekämpfte Millerand vor allem den deutſchen Garantievorſchlag. Frank⸗ reich könne nur einen deutſchen Garantiever⸗ trag annehmen, nämlich einen ſolchen, der alle Grenzen einſchließen würde, die im Ver⸗ ſailler Vertrag feſtgeſetzt worden ſeien und nicht einen Vertrag, durch den Polen auf Koſten der franzöſiſchen Grenze aufgeopfert würde. Solange übrigens Deutſchland nicht alle Beſtimmungen des Verſailler Vertrages erfüllt habe, könne das Rheinland nicht ge⸗ räumt werden. 1 1 Die Negierungskriſe in Velgien. Vanderveldes Regierungsbildung geſcheitert. Brüſſel, 24. April. Die ſozialiſtiſche Par⸗ te! hat geſtern nachmittag mit 413 000 gegen 173 600 Stimmen bei 300 000 Enthaltungen den Plan einer rein ſozialiſtiſchen Regierung abgelehnt, wie von Vandervelde nach dem Mißerfolg ſeiner Verhandlungen mit den Ka⸗ tholiken und Liberalen ins Augeß gefaßt wor⸗ den war. Unter dieſen Umſtänden iſt es ge⸗ wiß, daß Vandervelde heute dem König mit⸗ teilen wird, daß er auf die Bildung der Re⸗ gierung verzichten müſſe. In dieſem Falle würde die Aufgabe dem Führer der Katholi⸗ ken übertragen werden. f Er gibt ſeinen Auftrag zurück. Brüſſel, 25. April. Vandervelde hat geſtern dem belgiſchen König mitgeteilt, daß er die Kabinettsbildung nicht übernehmen könne. In politiſchen Kreiſen wird angenom⸗ men, daß der Führer der Katholiſchen Partei, Renkin, mit der Kabinettsbild ue betraut werden wird. 5 2: Flugbetrieb in Heſſen. Die Heſſiſche Fung betriebs⸗A.⸗G.(Hefag) wird im Laufe des Mo⸗ nats Mai den Flugbetrieb mit einem Verkehrs⸗ und vier Sportflugzeugen aufnehmen. Die Sport⸗ flugzeuge werden von ehemaligen Kriegspiloten geführt, die dem Heſſen⸗Flieger⸗Verein für Luft⸗ fahrt angehören. ö :: Auch ein Rekord. Am Donnerstag vor⸗ mittag trafen von Bingen kommend in Mainz drei unternehmungsluſtige Turner des Turnver“ eins Krefeld 1895 ein, die ein großes Faß mit der Auſſchrift:„Wir wollen rund um Deutſch⸗ land!“ zogen. Einer Wette über 3000 Mark zu⸗ folge haben ſich die Drei am 2. April in Krefeld aufgemacht, um das impoſaute 540 Pfund ſchwere Faß über eine Strecke von 8200 Kilometer bis zum erſten Januar 1928 um das Reich zu rol⸗ len. Im allgemeinen ſchlafen die modernen „Walzbrüder“ auch in dem mit einem Bett aus⸗ geſtatteten Faß, mit dem ſie rheinaufwärts bis⸗ her etwa 50 Kilometer zurückgelegt haben. Ihren Lebensunterhalt beſtreiten ſie durch freiwillige Spenden. Ihr Weg führt ſie über Frankfurt, Nürnberg zunächſt nach München. ö :: Ein Opfer der Röntgenſtrahlen. Dem Or⸗ thopäden Geheimen Saniätsrat Dr. Koehler in Bad Elſter mußte infolge ſeiner langjährigen Tätigkeit im Röntgenlaboratorium die rechte Hand amputiert werden. Geheimer Rat Koeh⸗ ler hat die Operation gut überſtanden und be⸗ hält die Leitung ſeines Sanatoriums. ö :: Eine Ueherraſchung. Seit 1920 bezog eine Kriegerswitwe aus Opladen Witwenrenten. Weltſpiegel. Frühlingsboten ſind nun auch eingetroffen: die 12. Jahrgaug zum Meichspräſdenten gewählt Die Frau war ehrlich der Meinung, daß ihr 121; 1 Mann tot oder ve en ſei. Die Ermittelun⸗ einziger gemeinſamer Programmpunkt ſei, den kann tot oder verſchollen ſei. d lun gen der Polizei haben aber jetzt ergeben, daß der totgeglaubte Gatte ſeit 1920 luſtig und fidel in Bitterfeld lebte. Dieſe Tatſache iſt für die Frau umſo ſchwerer, als ſie jetzt keine Unterſtützung mehr erhält und ſie unmittelbar vor der Wieder⸗ verheiratung ſtand, die nun natürlich in weite Ferne gerückt iſt. a :: Wieder ein Bergwerksunglück. Wie au, Wallace(Amerika) gemeldet wird, ſind 17 Bergleute 2000 Fuß unter der Erdoberfläche in dem Bergwerk von Hoela eingeſchloſſen wor⸗ den. Man hat die Hoffnung auf Rettung aufge⸗ geben, da das Bergwerk voller giftiger Gaſe iſt. Kreditaktion für den gewerbl. Mittelſtand. Berlin, 25. April. Die Verhandlungen im Reichswirtſchaftsminiſterium über die vom Reichs: tage angeregte Kreditaktion zugunsten des 98 werblichen Mittelſtandes nehmen— wie wir hö⸗ ren— einen befriedigenden Verlauf. Gemäß den Vorſchriften des Verwaltungsrats über die An regung der Poſtſcheckgelder übernimmt in der Hauptſache die Preußiſche Staatsbank die Kre⸗ dite von der Reichspoſt und leitet ſie ihrerſeits an die gewerblichen Kreditgenoſſenſchaften uſw. weiter. Es iſt deshalb zwecklos, daß die einzel⸗ nen Gewerbetreibenden und deren Organiſatio⸗ nen, die um Kredite nachſuchen wallen, ſich mit Darlehensgeſuchenan die deutſche Reichspoſt wen⸗ den. 1 Die Lage Italiens. ee Rom, 25. April. Muſſolini erörterte ge“ tern im Großen Rat der Faſziſtiſchen Partei die Lage Italiens. Er erklärte, die Faſziſtiſche Par⸗ tei ſei nach wie vor zu jedem Blutopfer bereit. Er befehle daher die ſchwarze Miliz andauernd abſolut kampfbereit zu halten. Die Regierung ſei entſchloſſen, jeden Verſuch einer antifaſziſti⸗ ſchen Revolution mit der notwedigen Strenge tiederzuſchlagen. 5 797997—— Lampertheim, 24. April. Vorige Woche tra auf der Rückreiſe nach Deutſchland ein junge verheirateter Kaufmann aus Braſilien ein; ein weitere hieſige Familie iſt drübe: ſchon einge ſchifft und weitere folgen ebenfalls heimwärts Sie haben alſo nicht das erhoffte ſchnellere Vor wärtskommen gefunden, ſondern bitteres Erle ben koſten müſſen und ſtehen jetzt, nach Verkau von Hab und Gut, vor einem Nichts. Offenbach o. M., 24, April. In der Material abteilung der Chemiſchen Fabrik Griesheim Elek tron, Abteilung Oehler bei Offenbach a. M., ent, ſtand in der vergangenen Nacht um die Mitter nachtsſtunde ein Großfeuer, das ſich ſchnell üben das ganze Gebäude ausbreitete und e7 bis auf die Grundmauern einäſcherte. Ueber die Urſache des Brandes iſt noch nichts bekannt. Der Scha den It beträchtlich. ö ö Speyer, 24. April. Die letzten und wichtigſten Nachtigall nämlich. An verſchiedenen Orten konnte man deren flötenden, einſchmeichelnden Geſang bereits erſchallen hören. 1 Kaiſerslautern, 24. April. Wegen Falſchmün⸗ zerei wurde der Zementierer Richard Schwehm vom großen Schöffengericht zu 3 Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Das falſche 1 Markſtück und drei Zinnſtangen werden eingezogen. 93 Lokale Nachrichten. * Viernheim, 27. April. * Silberne Hochzeit Herr Michael! Lahres 1. und deſſen Ehefrau Eliſabetha geb. Haas feiern morgen Dienstag Silberne Hochzeit. Wir gratulieren und Glückauf zur Goldenen! * Finanzamtliches. Auf die Bekannt⸗ machung des Finanzamtes in heutiger Nummer werden die Leſer beſonders aufmerkſam gemacht * Gymnaſium in Weinheim. Unterricht beginnt nicht morgen, ſondern am Donnerstag, den 30. April, vormittag 8 Uhr. Die hieſigen Schüler, welche Beſucher des Gymnaſiums in Weinheim ſind, darauf aufmerkſam gemacht. * Für Hindenburg. Die für de Kommuniſten Thälmann abgegebenen Stimme verhalfen Hindenburg zum Sieg. Reaktio und Moskau Arm in Arm! Der Wahltag in Berlin. Berlin, 26. April. Das erwartete ſchöne Wahl⸗ wetter iſt diesmal in Berlin ausgebliebenl Den gan⸗ zen Tag über rieſelte ein feiner Regen vom Himmel herunter, der die Straßenagitation der Parteien ſehr beeinträchtigte und den erhitzten jugendlichen Gemütern die nötige e brachte. Die Spannung über den Ausgang der Wahl war heute bis zur Unerträglichkeit geſtiegen. Selten hat eine politiſche Abſtimmung ſo im Zeichen leidenſchaftlicher Anteilnahme aller Volks⸗ kreiſe geſtanden. Die Straßenfronten bildeten ein ein⸗ ziges wogendes Flaggenmeer. In tauſenden und aber⸗ kaufenden von Flaggen und Fähnchen rangen ſchwarz⸗ weiß⸗rot und ſchwarz⸗rot⸗gold um die Oberhand. Der Unbefangene mußte dabei immer wieder die Beobach⸗ tung machen, wie ſtark ſchwarz⸗weiß⸗rot ſelbſt in den öſtlichen und nördlichen Bezirken vertreten war. In den geſtrigen Abend⸗ und Nachtſtunden iſt es mehrfach zu heftigen Zuſammenſtößen der gegneriſchen Parteien gekommen, bei denen es auf beiden Seiten blutige Köpfe und oftmals ernſte Verletzungen gab. Frankfurt a. M., 26. April. Die Wahlen ſind im allgemeinen ruhig verlaufen. Es ereigneten ſich nur einige unbedeutende Zuſammenſtöße zwiſchen Reichsbannerleuten und Anhängern des Reichsblocks. Die Wahlbeteiligung ſtieg von 62 auf 71 Prozent. Der Reichsblock hat um etwa 50 Prozent an Stimmen zu⸗ genommen, während der Volksblock und der Kandidat der Kommuniſtiſchen Partei ihre Stimmenzahl ungefähr behaupten konnten. Es erreichten Hindenburg 96 721 (62 361 im erſten Wahlgang), Marx 137 171(136 981), Thälmann 11 777(11 045). Köln(Stadt)(400 von 464 Bezirken): Hinden⸗ burg 86 005(65 157), Marx 177 103(171 999), Thäl⸗ mann 14 793. Duisburg(77 von 145 Bezirken) Hindenburg 22 000, Marx 30 000, Thälmann 5200. Kaſſel(51 Bezirke): Hindenburg 19 100, Marx 21 000, Thälmann 160. Koblenz: Hindenburg 9200, Marx 14 800, Thälmann 790. Kreis Kreuznach: Hindenburg 18 300, Marx 21 300, Thälmann 2000. Gelſenkirchen:H indenburg 36 299, Marx 45 300, Tbälmann 13 300. Bremen(61 Bezirke: Hindenburg 30 300, Marx 33 600, Thälmann 3200. Kreis Baumholder: Hindenburg 7700, Marx 4 800, Thälmann 580. Kreis Berncaſtel: Hindenburg 7700, Marx 13 100, Thälmann 148. Kreis Cochem: Hindenburg 2300, Marx 13 600, Thälmann 193. Kreis Simmern: Hindenburg 11 700, Marx 7700, Thälmann 80. Bremen Stadt): Hindenburg 30 277, Marx 35 696. Landkreis Aachen: Hindenburg 9 491, Marx 48 124, Thälmann 7662. Aachen(Stadt): Hindenburg 12 049, Marz 52 236, Thälmann 3628. Solingen(Stadt): Hindenburg 8742, Marx 10 785, Thälmann 7315. „Trier(Stadt): Hindenburg 6715, Marx 15 987, Thälmann 631. —— 9—ů Teilergebniſſe aus Bayern. „Bamberg 2: Hindenburg 6481, Marx 3917, Thälmann 209. Bamberg 1: Hindenburg 7244 Marx 3457, Thälmann 61. 5 1 i 05 „Ansdach⸗Stadt: Hindenburg 8339, Marx 1861, Thälmann 19. Ansbach ⸗Bezirk: Hindenburg 16 844, Marx 986, Thälmann 40. Erlangen: Hindenburg 7752, Marx 7688. Thälmann 199. München⸗Stadt(vorläufig amtlich): Hinden⸗ burg 195 334, Marx 114 020, Thälmann 13 575. Oberbayern⸗ Schwaben(amtlich, Ender⸗ ergebnis): Hindenburg 630 254, Marx 306 067, Thäl⸗ mann 26 509. 2 43 Teilergebniſſe aas Baden. Der Wahltag in Mannheim. Mannheim, 26. April. Der Wahltag ſtand im Zeichen des Gottes Pluvius. Vom Morgen bis in die ſpäten Nachmittagsſtunden ergoß ſich ſtändig ein leich⸗ ter Regen vom Himmel, der auf die Wahlbeteiligung nicht ganz ohne Einfluß blieb. Vom frühen Morgen an durchfuhren zahlreiche Propagandawagen des Reichs⸗ blocks und des Volksblocks fahnengeſchmückt die Stra⸗ ßen der Stadt. Während man an den Häuſern ſaſt keinerlei Fahnenſchmuck bemerkte, mit Ausnahme etwa der Bellenſtraße, wo eine größere Anzahl Häuſer Pla⸗ katſchmuck für Marx angelegt hatten, ſah man bei der Bevölkerung durch Tragen von Abzeichen regeres Jn⸗ tereſſe für die Wahl. Der Wahltag verlief im allge⸗ meinen ruhig. Gegen 5 Uhr nachmittags kam es in der Lameyſtraße zu einem größeren Zuſammenſtoß zwiſchen Angehörigen des Reichsbanners und Reichsblocks, wo⸗ bei die Polizei eingreifen mußte. Es dab dabei meh⸗ rere Verwundete. Verhaftungen wurden nicht vorgenom⸗ men. Die Unterſuchung iſt im Gange. Nach Beendigung der Wahl ſammelten ſich große Menſchenmengen vor den Lichtbildvorführungen der Wahlergebniſſe durch die Zeitungen. Mannleim(Stadt und Land): Hindenburg 47 476, Marx 84 320, Thälmann 11 418. Karlsruhe(Stadt und Land): Hindenburg 53 072, Marx 49 838, Thälmann 4869. Schwetzingen(Stadt): Hindenburg 2179, Marx 2101, Thälmann 283. Schwetzingen Bezirk): Hindenburg 9174, Marx 10 984, Thälmann 2021. Kreis Bensheim: Hindenburg 13 336, Marx 17 759, Thälmann 1353. Heidelberg(Stadt und Land): Hindenburg 29 854, Marx 32 048, Thälmann 3452. Konſtanz: Hindenburg 755, Marx 3496, Thäl⸗ mann 34. Kehl: Hindenburg: 10 332, Marx 4369, Thäl⸗ mann 602. Heppenheim(Kreis): Hindenburg 5731, Marx 15911. Thälmann 1178. ee 5 . Der Wahltag 1 s haſen Ae eee 26. April. Der W verlief ohne jeden Zwiſchenfall. Schon in den früheſten Morgenſtunden ſetzte trotz leichten Regens ſtärkſter Ver⸗ kehr auf den Straßen ein. Die Wahlbeteiligung betrug 70 bis 75 Prozent, bis mittags 12 Uhr hatten eiwa 50 Prozent der Wähler abgeſtimmt. Ludwigshafen ⸗Stadt(Geſamt): Hinden⸗ burg 11 323, Marx 27 118, Thälmann 411.(Entſpre⸗ chende Zahlen vom 29. März 9164, 26 432, 564.) Neuſtadt(Stadt und Land): Hindenburg 11 724, Marx 12 323, Thälmann 1842. Landau Stadt: Hindenburg 4003, Marx 2841, Thälmann 124. Zweibrücken(Stadt und Land): Hindenburg 11 200„ Marx 6992, Thälmann 1380. Pirmaſens(Stadt und Land) Hindenburg 19 740, Marx 10 774, Thälmann 2695. Haßloch: Hindenburg 1341, Marx 1394, Thäl⸗ mann 638. Bergzabern: Hindenburg 990, Marx 497, Thälmann 6. a e 0 170 8 0 75 Ae 05 91 ö 0 Bezirk Frankenthal— Grünſtadt(voll- ſtändig bis auf einen Stadtbezirk Grünſtadt): Hinden⸗ burg 7767, Marx 12 640, Thälmann 1222, ungültig 137, zerſplittert 7. Kaiſerslautern(Stadt) 11 336, Marx 13 422, Thälmann 1030. Kaiſerslautern(Land): Hindenburg 6434, Marx 6100, Thälmann 607. 22 0 Hindenburg Teilergebniſſe aus Heſſen. Rege Wahltätigkeit in Mainz. Mainz, 26. April. Wie der Wahltampf für bie heutige Reichspräſtidentenwahl merklich bewegter war, als zum erſten Wahlgang am 29. März, ſo über⸗ traf auch die heutige Wahlhandlung ſelbſt an Beiei⸗ ligung die vorige. Schon in den frühen Morgenſtun⸗ den wurde fleißiger als ſonſt gewählt und um die Mit⸗ tagsſtunde hatten bereits etwa 20 Prozent Wahlberech⸗ tigte abgeſtimmt. Die Geſamtwahlbeteiligung hat ſicher⸗ lich 80 Prozent merklich überſchritten. Am Wahltag ſelbſt machte ſich die Propaganda des Reichsblocks kaum noch bemerkbar, während die Gegenſeite ſehr rührig war. Das Reichsbanner veranſtaltete um die Mittags⸗ ſtunde ein ſtark beſuchtes Promenadenkonzert und mit ſchwarz⸗rot⸗goldenen Fahnen reich beflaggte Autos rie⸗ fen in den Straßen ununterbrochen die Säumigen an die Urne. Groß⸗Mainz(Geſamtergebnis): Hindenburg 10 754(6486), Marx 47 794(43 029), Thälmann 1214 (1269). Darmſtadt, 26. April. Bei der Reichspräſi⸗ dentenwahl wurden abgegeben für Hindenburg 29 103 (222 806). Marx 21055(20 232) Thälmann 874(690). Auch die Reſultate vom Land weiſen ſehr ſtarke Zif für Hindenburg auf. ee Bingen: Hindenburg 1164, Marx 4164, Thäl⸗ mann 51. Bingerbrück: Hindenburg 707, Mar 78 Thälmann 32. 0 1 „Oppenheim: Hindenburg 602, Marx 1495, 1 90 6 Zad Nauh im: Hindenburg 2882, Marx 2488 Thälmann 184. 5 5 5 1 Biebrich: Hindenburg 3609, Marx 5013, Thel⸗ mann 973. 8. 1 5013, Thel *—.—06 Die Anterſuchung der ponton⸗Rataſirophe. Bielefeld, 25. April. Soeben wird das Er⸗ gebnis der von der Bielefelder Staatsanwaltſchaft ge⸗ führten gerichtlichen Unterſuchung über die Urſache der Ponton⸗Kataſtrophe bekannt. Die Unterſuchung, die 14 Tage lang an Ort und Stelle des Unglücks vorgenom⸗ men wurde und bei der gegen 100 Zeugen eingehend vernommen wurden, hat zu einer Anklage gegen den Oberleutnant Jordan vom Pionierbataillon Minden wegen fahrläſſiger Totung geführt. Die auf der Un⸗ glückstell« verwanbete Pontonfähre war noch am Tage des Unglücks abmontiert worden. Mit einer rekonſtru⸗ terten Fähre wurde zweimal die Waſſerkberſetzung an der Ungllicksſtelle vorgenommen. Nach dem Urteil des Sachverſtändigen hätte die aus vier Pon:ons beſtehend⸗ Fähre im höchſten Falle eine Belaſtung von 125 Mann ertragen können, während an dem Unglückstage 167 Mann, von denen 81 den Tod in den Wellen fanden, übergeſetzt werden ſollten. Oberleutnant Jordan hatte zudem noch die 2 noch eine Kompani 1 de äbre unterzubri Dieſes Vorbab Internationale p o Die geri lei Unterſuchung ſtellte weiter die ungleich⸗ mäßige Belaſtung der Fähre feſt, ein Umſtand, der weſentlich zue Berbeiführung des Unglücks beitrug. Der Vorchriſt, nach der ein Ponton als Rettungsboot im Schlepptau hätte geführt werden müſſen, war zu⸗ dem icht nachgekonemen worden. Die Pontons ſelbſt, die nar in Ermangelung eines beſſeren Materials zum Fährenbau verwendei wurden, maren an ſich nur zur Benutzung beim Brückenbau beſtimmt. 7 Aus Nah und Fern. Frankfurt, 25. April.(Eine Bluttat.) Eine entſetzliche Bluttat ſpielte ſich geſtern nachmittag gegen 47 Uhr in dem Hauſe Bockenheimerlandſtraße 55 ab. Auf den Nervenarzt Dr. Mar Sichel gab in der Sprechſtunde der offenbar geiſteskranke Arbeite! Otto Kühn ohne jeden Grund einen Revolverſchuß ab, der den Arzt ſofort tötete. Der flüchtende Täter brachte ſich einen Schuß in den Kopf bei und wurde ſterbend ins Krankenhaus verbracht. f Hannover, 25. April.( Bombenfund.) Nach einer Mitteilung der Preſſeſtelle des Oberpräſidiums Hannover wurden geſtern in der Grupenſtraße von einem Polizeibeamten zwei Bomben auf dem Fahr⸗ damm aufgefunden, die ein Gewicht von ½ bis 1 Ki⸗ logramm haben. Die Bomben waren ſelbſtgefertigte Handbomben mit Blechumhüllung, wieſen jedoch keine Sprengkapſeln und keine Zündſchnur auf, ſodaß ſie nicht gebrauchsfertia waren. Hamborn, 25. April.(Eine Bluttat.) Geſtern wachmittag wurde auf der Rheinwieſe die Ehe⸗ frau eines Bergmannes aus Hamborn durch drei Meſ⸗ ſerſtiche tödlich verletzt. Nach der Tat verſuchte ſich der Mörder im Rhein zu ertränken, wurde aber von Paſſanten gerettet und in Haft genommen. Buer, 25. April.(mit dem Queue tot⸗ geſchlagen.) Ein Zuſchauer beim Billardſepiel, der verſehentlich von dem Quee eines Spielers ge⸗ troffen wurde, geriet mit dieſem in einen Wortwechſel, in deſſen Verlauf der Spieler den Zuſchauer derart mit dem Qeue über den Kopf ſchlug, daß der Ge⸗ troffene beſinnungslos niederſtürzte und kurze Zeit darauf verſtarb. Der Täter wurde verhaftet. Bochum, 25. April.(Zwei Schüler er trunken.) Drei Schüler aus Bochum wurden bei einer Ruderpartie aus unbekannter Urſache mit ihrem Boot die Ruhr hinabgetrieben. Ueber ein etwa ein Meter hohes Wehr ſetzte das Boot hinweg, ohne um⸗ zuſchlagen; dann aber trieb es infolge der reißenden Fluten gegen einen Pfeiler einer Brücke und ſchlu um. Zwei Schüler ertranken, während der dritte ich durch Schwimmen retten kon nicht geborgen. Eſſen, 25. April.(Wie Unglück.) Ein ſchweres der katholiſchen Schule 25 in Kinder, die mit ihren Spie tor ſchaukelten, wurden von brechenden Teil begraben. der Stelle tot, während da das Krankenhaus geſchafft w Kleine C ö Ein Sittlichkeitsattentz lin wurde die Hausangeſtelltt das Tempelhofer Feld ging, fallen, die ein Sittlichkeitsatf Auf ihr Hilfegeſchrei ergriffen Es gelang zwei Polizeibea ſie ein paar Schreckſchüſſe abe men. Als die Beamten die bringen wollten, ergriff am beiden die Flucht. Da der 7 ſtehen blieb, ſchoß einer de traf ihn ſo ſchwer, daß er konnte bisher noch nicht feſt Erſchoſſene heißt. 0 Ein revidiertes Urtei ner, der vor Jahresfriſt in Revolverattentat auf den Pro mens u. Haske verübt hatte, Entlaſſung zurückführte, war richt zu 13 Monaten Gefängnß verurteilt worden. Dieſes do * tene Urteil wurde geſtern in lung unter Verſagung mil Jahre Zuchthaus wegen ver wandelt. 9 TTodesſtrafe für einen Stettiner Schwurgericht wurde ſellen Franz Stolzenburg very Anklage ſtand, ſeine 39 jährige ben. Der Angeklagte bequem teilsverkündung auf Dränge; einem Geſtändnis. Das Urte auf Todesſtrafe. 1 A Fliegerabſturz. Auf iſt eines der ztzrzeit dort fich Hüffnerwerre in Paderborn tors abgeſtürzt. Der Pilot lehrer Dalberg⸗Anderſen kon ſpringen retten, erlitten ab Das Flugzeug wurde ſtark Aus He ö Darmſtadt, 25. April. Heſſen.) Die Heſſiſche Fl wird im Laufe des Monats einem Verkehrs⸗ und vier Sp Er Die Sportflugzeuge werden von ehemaligen Kriegs po: ten geführt, die dem Heſſen⸗Flieger⸗Verein für Luftfahrt angehören.. Darmſtad!, 25. April. 19 eſſen und die izeiliche Aus ⸗ ttellung in Karlsruhe.) Wie die Länder des Reiches und zahlreiche ausländiſche Staaten wird ſich auch Heſſen an der im Juni dieſes Jahres in Karlsruhe ſtattfindenden großen Internationalen polizeitechniſchen Ausſtellung e ieee 1 11 5 dem Vorſitz 75 0 iniſterium des Innern zum R eſſiſche Abteilung ver Aus- ors Dr. Uſin eins Worbeier ö pauptaus 185 P 0 elſenbahn der Stadty er Reichsbehörden(Poſt, Eiſenbahn), der adtwer⸗ 15129 1755 900 Polizeiämter, Vertreter von Induſtrie und Handel teil. Man war allgemein der Anſicht, daß Heſſen anderen Ländern gegenüber nicht zurückſtehen Fürſe und daß insbeſondere ſeine für die Ausſtellung in Betracht kommenden, hoch entwickelten Induſtrie⸗ und Gewerbezweige ſich nach Möglichkeit beteiligen ſoll⸗ 5 Groß⸗Gerau, 25. April. Großfeuer.) Ge⸗ ſtern vormittag 4 Uhr brach im Sägewert Lämmermann Großfeuer aus. Das Sägewerk mit großen Holzvor⸗ räten ſowie die Tiſchlerei ſind vollſtändig niederge brannt. Auch das Wohnhaus wurde erheblich in Mit⸗ leldenſchaft gezogen. Der Schaden iſt beträchtlich. Die Urſache des Feuers iſt noch unbekannt. Mainz, 25. April. Auch ein Re kor d.) Von Bingen kommend trafen in Mainz drei unternehmungs⸗ lutige Turner des Turnvereins 1895 ein, die ein gro⸗ ßes Faß mit der Aufſchrift:„Wir wollen rund um Deutſchland!“ zogen. Einer Wette über 3000 Mark zufolge haben ſich die drei am 2. April in Krefeld auf⸗ gemacht, um das impoſante, 540 Pfund ſchwere Faß iber eine Strecke von 8200 Kilometer bis zum 1. Ja⸗ nuar 1928 um das Reich zu rollen. Im allgemeinen ſchlafen die modernen„Walzbrüder“ auch in dem mit einem Bett ausgeſtatteten Faß, mit dem ſie rheinauf⸗ wärts bisher etwa 350 Kilometer zurückgelegt haben. Ihren Lebensunterhalt beſtreiten ſie durch freiwillige Spenden. Ihr Weg führt ſie über Frankfurt, Nürnberg zunächſt nach München. 0 5 Mainz, 25. April.(Aus weiſe mitneh⸗ men.) Ihren Leichtſinn mußten geſtern wiederum 58 Perſonen büßen, die ohne die erforderlichen, leicht zu beſchaffenden Ausweispapiere im beſetzten Gebiet betrof⸗ ſen worden ſind. Sie erhielten vom hieſigen Militär⸗ polizeigericht Geldſtrafen bis zu 50 Mark. Die Zahl der Verurteilungen wegen Paßvergehens nimmt trotz aller Warnungen gerade in der letzten Zeit erſchreckend zu. Faſt allwöchentlich werden vor dem Militärpolizei⸗ gericht in Mainz 50 bis 100 Fälle verhandelt. Worms, 25. April. Eine wildernde Katze brachte das 1½ jährige Kind einer Familie in der Speyern⸗ ſtraße in ernſtliche Gefahr. Die Eltern hatten das Kind in den Kleingarten in der Vorſtadt mitgenommen und in den Raſen geſetzt. Eine wildernde Katze ſprang in einer unbewachten Zeit auf das Kind und brachte ihm ernſtliche Kratzwunden bei, ſo daß ärztliche Hilfe in Anſpruch genommen werden mußte. Lampertheim, 25. April.(gur Warnung.) Hier traf auf der Rückreiſe nach Deutſchland ein junger verheirateter Kaufmann aus Braſilien ein, eine wei⸗ tere hieſige Familie iſt drüben ſchon eingeſchifft und weitere folgen ebenfalls heimwärts. Sie haben alſo nicht das erhoffte ſchnellere Vorwärtskommen gefunden, ſondern bitteres Erleben koſten müſſen und ſtehen jetzt, einem Nichts. Hunde.) in einer d richteten Blutbad ehn Zucht⸗ letzt. Als n, wurden undebeſiter ng.) We⸗ von Dienſt⸗ lige Stadt⸗ Gefängnis verloren. pz u⸗ ereignete Unglücks⸗ rich Ring⸗ ſſe in den bis zur ß der Tod 1 ö N ö ö ö 10 Poe o lerlichel rde das 1 Jahre alte Söhnchen Arno Gutsbeſitzers Arno Hauſer hier von einem fremden Pferde totgetreten. Der Vater des Kindes iſt ein Sohn des im ganzen badiſchen Lande bekannten Ge⸗ noſſenſchafſters und Viehzüchters Franz Joſef Hauſer. Edingen, 25. April.(Tödlicher Unfall.) Das dreijährige Töchterchen des Hauptlehrers Hugo Konrad fiel in einen mit heißem Waſſer gefüllten Waſchtopf und erlitt ſo ſchwere Brandbunden, daß es ſtarb. Lauda, 25. April.(Erſtickt.) Das 8 Monate alte Söhnchen des Blechnermeiſters Eugen Munding hatte eine Glaskugel von etwa 3 Zentimeter Durch⸗ meſſer in den Mund genommen und trotz der ſoſort von den Eltern und dem Arzt vorgenommenen Ent⸗ fernungsverſuchen verſchluckt. wodurch das Kind erſtickte Kaiſerslautern, 25. April.(Die Hinrich⸗ tung des Raubmörders Engelhardt.) Der am 20. Januar wegen der Ermordung des Archi⸗ tekten Karl Sprenger in Kaiſerslautern zum Tode ver⸗ urteilte Emil Engelhardt aus Kaiſerslautern wurde früh 7 Uhr auf dem Hofe des hieſigen Amtsgerichts⸗ gefängniſſes hingerichtet. Die Verurteilten, der den Zuſpruch des Geiſtlichen in Anſpruch genommen und die Kommunion empfangen hatte, benahm ſich ſehr ru⸗ hig und gefaßt. Kurz vor 7 Uhr wurde ihm von der Staatsanwaltſchaft mitgeteilt, daß die Stunde der Voll⸗ ſtrekung des Urteils gekommen ſei. Er wurde darauf von dem Scharfrichter und ſeinen Gehilfe zum letzten Gang gekleidet und zur Richtſtätte geführt, wo er an einem kleinen Tiſch, auf dem eine Kerze und ein Kru⸗ zifix ſtanden, Platz nahm. Der Gerichtsſchreiber ver⸗ las darauf die entſcheidende Stelle des Urteils, worauf die Hinrichtung auf ein Zeichen des ſtellvertretenden erſten Staatsanwaltes vollzogen wurde. Nach wenigen Sekunden meldete der Nachrichter, daß die Handlung beendet ſei. Das Fallbeil war für die Hinrichtung aus München beſonders überwieſen worden. Während der Hinrichtung wurde die aus Zweibrücken herübergebrachte Armſünderglocke geläutet. — 060— Wiriſchafts⸗Nückblick. Konjunkturfragen und Geſundungsprozeß. Die Abhängigkeit von Amerika. Es iſt eine alte Erfahrung, daß gerade dann, wenn eine Wirtſchaftskriſe die ſchwerſten Erſcheinungen zei⸗ tigt, der Umſchwung, der Geſundungsprozeß ſich nähert. Die jetzige Kriſis in Deutſchland iſt im weſentlichen eine Kriſis des Zahlungsverkehrs, eine Auswirkung der Ka⸗ pitalknappheit, kompliziert durch eine falſche Geſchäfts⸗ politik weiter Kreiſe des Großhandels. Die wirtſchaft⸗ liche Lage an und für ſich iſt durchaus nicht ſo ungün⸗ ſtig, wenngleich der Geſchäftsgang unter den Folgen der ſchlechten Zahlungsweiſe leidet. Das Exportgeſchäft iſt ungünſtig, weil die Geſtehungskoſten der deutſchen Wa⸗ ren noch immer zu hoch ſind und weil ein Konjunltur⸗ rückſchlag in Amerika die Aufnahmefähigkeit des Welt⸗ marktes ungünſtig beeinflußt. Auf der anderen Seite iſt es Tatſache, daß die Arbeitsloſenziffer in Deutſch⸗ land langſam zurückgeht und daß in einzelnen Indu⸗ ſtrien, ſo in der Eiſeninduſtrie, die Beſchäftigung aus⸗ reichend, zum Teil gut iſt. Als bemerkenswert verdient hervorgehoben zu werden, daß die Großbanken die Wirtſchaftslage durchaus nicht ſo ungünſtig beurteilen, wie es dem Peſſimismus entſpricht, der vielfach in Ge⸗ ſchäftskreiſen herrſcht. Nachſtehend eine Zuſammenſtel⸗ lung von Aeußerungen von Großbanken über die Wirt⸗ ſchaftslage. Deutſche Bank:„Eine wirkliche Verſchlechte⸗ rung unſerer wirtſchaftlichen Lage kann nicht feſtgeſtellt werden“.„Die Umſatztätigkeit zeigt, daß die wirtſchaft⸗ liche Entwicklung weiter fortſchreitet. Die Kreditoren ſind weiter geſtiegen, ſie erreichten Ende März mit 1100 Millionen Mark die Hälfte des Standes von 1913“. Darmſtädter und Nationalbank:„Wir befinden uns in einem Geſundungsprozeß, der aber bei weitem nich als beendet angeſehen werden kann, ſondern ſich erſt in feinem Anfangsſtadium befindet. Wenn auch die vor⸗ liegenden Zahlen zu einem gewiſſen Optimismus berech⸗ tigen, ſo bleibt doch noch viel au tun.“ Das Problem hüngt infolge der V ameritaniſchen Wirtſchaft zuſammen. Es ſcheint als ob der Rückſchlag in Amerika ſchneller überwun wird, als nach der Heftigkeit des Preisſturzes an amerikaniſchen Rohſtoffſmärkten anzunehmen war. amerikaniſche Rohſtoffimport nimmt bereits wieder die Einſchränkung der Roheiſenproduktion und die ſchwächung der amerikaniſchen Roheiſenpreiſe hält aber der Stahltruſt arbeitet mit 90 Prozent ſeiner ſtungsfähigkeit. Andererſeits freilich arbeiten die ame rikaniſchen Banken darauf hin, die Wirtſchaft 1 knappe Gelddispoſitionen zu einem weiteren Preisabb zu drängen, während die amerikaniſche Induſtrie Exportausdehnung weiter forciert. Aber die Kriſis Amerika nach dem Zuſammenbruch der„Wiederaufbe hauſſe“ ſcheint doch ſchon wieder abzuebben und d erweckt auch für die deutſche Induſtrie einige Hoſſn gen, wenngleich der internationale Wettbewerb ſich w. ter verſchärft. Der Klärungsprozeß in der interna nalen Wirtſchaft würde durch Beſchleunigung der delsvertragsverhandlungen gefördert werden. Noch not wendiger iſt ein Fortgang des Steuerabbaues zur Hel abminderung der Produktionskoſten. Milderung Steuer⸗ und Tarifpolitik erſcheint um ſo eher an bracht, als das Budget von 1924, wie ſich jetzt hera ſtellt, den Steuervoranſchlag um mehr als zwei M liarden überſtiegen hat. Man könnte der Wirtſch ruhig eine Milliarde an Steuern weniger heraus pr ſen. Dadurch würde auch die Kapitalneubildung damit die Zinsverbilligung gefördert werden, die ſo notwendiger iſt, als allem Anſcheine nach die a rikaniſche Bankwelt eine gewiſſe Zurückhaltung geg über neuen Krediten an die deutſche Wirtſchaft an de Tag legt. Zu begrüßen iſt die Zunahme des Ware akzeptes, freilich geht die Einlöſung in zahlreichen Fa len nicht glatt vonſtatten, weil der Sanierungspro im Einzelhandel noch nicht beendet iſt, während Großinduſtrie dieſen finanziellen Geſundungsproze doch ſchon zum größten Teile hinter ſich hat. Wel diefe Geſundung der finanziellen Baſis überall durch geführt ſein wird, dürfte ſich auch die Produktion en höhen, was eine Verbilligung der Preiſe und ein Steigerung des Exportes im Gefolge baben würd Nun bietet uns die Natur einen reinen Süßſtoff, durch ſeinen hohen Gehalt an Traubenzucker bei gänzlichem Mangel an Stickſtoff am leichteſten ins B übergeführt wird— den Bienenhonig. Man gebe her den Kindern oft und ausgiebig Honig. Warme, Honig verſüßte Milch und gutes Brot bilden das be Frühſtück für Kinder. Während Brot und Milch de Körper nähren, erwärmt der Honig den Körper die Atmungsorgane und fördert Verdauung und Sito wechſel. Honig und Hausbrot fördern die Geſundhe der Kinder mehr als künſtliche Nährmittel und Extrakt — Ein Beitrag zur Umſatzſteuer. Selten gen kann man ſich eine Vorſtellung von der hohen Bel ſtung unſerer Bedarfsartikel durch die Umſatzſteuer mi chen. Aus dem Berichte des Arbeitsausſchuſſes de Reichswirtſchaftsrates über die Leder⸗Enquete iſt ſpielsweiſe die erhebliche Belaſtung der Schuhwa durch die Umſatzſteuer zu erſehen. Die Belaſtung trägt bei ſolchen Schuhwaren, die der gewöhnlichen Un ſatzſteuer(es ſind 2 v. H. zugrundegelegt; in der 3 ſchenzeit iſt bekanntlich die Umſatzſteuer auf 1½ v. ermäßigt) unterligen, 10,86 ͤ v. H. auf den Kauſpr des Verhrauchers. Darin iſt beim Landwirt und b Viehhändler zu entrichtende Umſatzſteuer für Felle nicht enthalten. Für die Ausfuhr von Schuhen, der die letzte Stufe umſatzſteuerfrei iſt, betrug die laſtung immerhin noch 6,16 v. H. Bei Schuhen, der Luxusſteuer unterliegen, und das iſt der Fall ſe bei einem großen Teil des Bedarfs auch der mind bemittelten weiblichen Bevölkerung, ſteigt die Belaſtuß auf 25,26 v. H. beim Einkaufspreis des Kleinha und auf 21,40 v. H. beim Kaufpreis des Verbrau Daß prozentual die Belaſtung des Kaufpreiſes des brauches geringer erſcheint als die des Einkaufspre des Kleinhändlers kommt daher, daß in dieſem Ko preis der Händlerzuſchlag enthalten iſt, von dem Umſatzſteuer erhoben wird. 5 85 mit der Dollarwährung eng mit der Entwicklung * b erde eee ee t: — Sie ging, wie befreit aufatmend, aus dem 6 ginnen Zimmer. Horn folgte ihr. „Welche Fragen haben Sie an mich zu 5 ſtellen?“ wandte ſich der Baron Welz in kal⸗ tem Ton an den Detektiv. Müller ſteckte das Notizbuch, das er ſeiner Rocktaſche entnommen, und deſſen Bleiſtift er 1 ſchon herausgezogen hatte, auf dieſen eiſigen Ton hin wieder ein. „Ich habe mir die Sache anders überlegt,“ bete er fühl.„Es liegt keine Notwendigkeit bor, Sie heute mit Fragen zu beläſtigen. Auch fällt mir ſoeben ein, duß um 4 Uhr das Ehe⸗ gar Meyer vom Herrn Kommiſſar Horn in ein Büro beſtellt wurde. Dieſe Leute möchte ich auch kennen lernen. Ja, richtig, die Dame im mit dem gefürbten Haar haben Sie wohl noch nicht ermittelt, Herr Baron?“ „Nein!“ 80 N 0 Dieſes„Nein“ kam nicht raſch und ſicher heraus. Es war, als müſſe er über ein Hin⸗ 0 dernis gehen. Das war die zweite eigentümliche Wahr⸗ 10 nehmung, die Müller an dieſem Nachmittag bezüglich des Barons Welz machte. Einige Minuten ſpäter beſtiegen der Ba⸗ 0 ron und ſeine Frau ihr Auto. ollen me desbezl en No zen noch 15 5. Herr Kommiſſar. Wir können alſo jetzt gehen? Roter Horn verbeugte ſich zuſtim⸗ mend. 3 „Nur Sie, gnädige Frau,“ fiel Miller raſch⸗ein,„an den Herrn Baron habe ich noch einige Fragen zu richten.“ 1 „neee.. w„Mich können Sie wohl entbehren? fragte der Beamte mit Humor, und ſetzte Hin⸗ Müller ſchloß ſich dem Kommiſſar an. In Horns, wegen des Sturmes geſchloſſe⸗ nen Wagen, drückte ſich Müller tief in eine Ecke, als ſie das Haus Nummer 2 paſſierten, denn aus dieſem trat ſoeben Severin Feder⸗ lein. 5 Der Mann war zum Ausgehen angeklei⸗ det. Er ging ſehr gemächlich, wie einer, der nichts Beſonderes auf ſeinem Gang erwartet. Trotzdem ſah er nicht harmlos aus. Wie Mül⸗ ler, der aus dem in der Hinterwand des Wa⸗ gens angebrachten Fenſterchen blickte, feſtſtellte, hatte er etwas Schleichendes in ſeinem Gange. Kommiſſar Horn erzählte ſoeben, daß zu:„Ich werde die Frau Baronin hinunter⸗ begleiten.“ e e eee ee Diebſtahls mit 7 Monaten Gefängnis und 5 Zur Familie Wehrmann,“ bat die Baro⸗ Aue,„doxt will ich auf meinen Mann warten. Severin Federlein in ſeiner Militürzeit wegen etliche Jahre ſpäter wegen Diebkabls an ſei⸗ — einem halben Jahre verurteilt worden war. „So, ſo,“ ſagte Müller nachdenklich. Das Verhör mit dem Ehepaar Meyer för⸗ derte nichts Neues zutage. Die Leute wurden bald wieder entlaſſen. Müller machte ſich. nachdem er mit Johann, des Barons Diener, noch eine Unterredung gehabt, bereit, mit dem Abendſchnellzug nach Brünn zu fahren. Das Beinkleid und die Weſte des Ermordeten legte er auf den Grund der kleinen Reiſetaſche, mit der er in das akte Landhaus gekommen, und die das Notwen⸗ digſte ſeiner Toilette enthielt.. Er fuhr; Dämmerſtunde nach der inne⸗ ren Stadt, wo er beim Haupfpoſtamt iach Briefen unter„U. Z.“ fragte. Es war nichts da unter dieſer Chiffre. „Alſo nichts. Auch gut.„Man muß alles verſuchen,“ dachte der Detektiv, als er die Hauptpoſt verließ und wieder in ſeinen Wagen ſtieg, um zu dem Photographen zu fahren, der heute vormittag den Toten photographiert hatte. Hier hatte er Erfolg. Er erhielt ſchon einen deutlichen Abzug des Bildes, das er auch auf ſeine Reiſe mitnehmen wollte. Zur Hauptpoſt war er gegangen, weil er de? Schlüſſelchens gedachte, das er ſamt dem Ring und der Börſe des Toten bei ſich hatte. Dieſes Schlüſſelchen konnte zu einer Reiſe⸗ taſche oder einem Koffer gehören. Der Un⸗ bekannte konnte zugereiſt ſein, chon vor Wo⸗ chen zugereiſt, das nächtliche Licht, das ja ganz ſicher mit ihm zuſammenhing, war ja ſchon gegen Mitte Oktober von Meyer bemerkt worden. Und der Unbekannte gehörte zweifel⸗ los den gebildeten Ständen an, war kein ganz Anhaugloſer. Er konnte korreſpondiert haben und bei der Abſicht, die er in Wien verfolgte, war es ſehr wahrſcheinlich, daß er ſich Briefe poſtlagernd hatte ſenden laſſen. Als Müller im Zuge ſaß, der ihn gegen Mitternacht nach Brünn bringen ſollte, fand er zum erſtenmale die Ruhe, über den Fall nachzudenken, der ihm heute morgen anver⸗ lraut worden war. Er glaubte durchaus nicht! nem Dienſtherrn zu einer Freih de von ſo ſicher, daß dr Schmuckkaſſerte in der vorigen Nacht zum größten Teile geleert daß bei dieſer Gelegenheit der Mord oder ſchlag an dem Unbekannten verübt worde wie die Baronin und Horn es vermuteten glaubte es deshalb nicht, weil er davon zeugt war, daß der Baron es nicht glau In ſpäter Nacht kam Müller in an. 8 Am nächſten Morgen ließ er ſich in nem Hotel das Adreſſenbuch der Stadt Er brauchte nicht lange nach dem Name wak zu ſuchen. Er fand ſogar 17 Nowa darunter zwei, für die er ſich intereſſier Nowak, Jofef, Schneidermeiſter, und wak, Vinzenz, Herrenkleiderfabrikant. Dieſe zwei Adreſſen ſchrieb Müller auf, nahm dann ſein Frühſtück ein und mo ſich mit dem kleinen Paket, in dem ſich Beinkleid und die Weſte des Toten befan auf den Weg. N Nowak Joſef war, wie er beſtimm ſagte, nicht der Erzeuger der ihm vorgew nen Stücke. Er wies Müller auch ſofort an große Herrenkleiderwerkſtätte. 5 Dort erfuhr der Detektiv, daß das B Heid von der Firma Vinzenz Nowak gelie worden war. Stoff, Machart, Knöpfe, ſtimmte. Aber es war ein Maſſenartikel, dußendweiſe da und dorthin verſchickt auch aus dem oſſenen Geſchäfte verkauft den. Der ſehr gefüllige, und als Müller ſich in ſeiner Eigenſchaft vorgeſtellt, ung ſo eifrige Geſthäftsführer, brachte die Kur liſte von dem Jahre, in dem der betreffe Stoff verarbeſtet worden war, und ſuchte Namen der Kunden, die Beinkleid und aus dem 0. 1 die Jab mer 1623 trug, 5 50 Dieſe Namen, den Tag der Beſtelkung denjeniger der e 1 5 laut. Er veben bei dem ſiebenten Kundenng 1— 9 0 da legte Müller ſeine Hand das Buch. ö „Bitte, noch einmal,“ ſagte r. (Fortſetzung folgt.) Der Wahltag in Berlin. Berlin, 26. April. Das erwartete ſchöͤne Wahl⸗ wetter iſt diesmal in Berlin ausgebliebenl Den gan⸗ zen Tag über rieſelte ein feiner Regen vom Himmel herunter, der die Straßenagitation der Parteien ſehr beeinträchtigte und den erhitzten jugendlichen Gemütern die nötige 1 brachte. Die Spannung über den Ausgang der Wahl war heute bis zur Unerträglichteit geſtiegen. Selten hat eine politiſche Abſtimmung ſo im Zeichen leidenſchaftlicher Anteilnahme aller Volts⸗ kreiſe geſtanden. Die Straßenfronten bildeten ein ein⸗ ziges wogendes Flaggenmeer. In tauſenden und aber⸗ tauſenden von Flaggen und Fähnchen rangen ſchwarz⸗ weiß⸗rot und ſchwarz⸗rot⸗gold um die Oberhand. Der Unbeſangene mußte dabei immer wieder die Beobach⸗ tung machen, wie ſtark ſchwarz⸗weiß⸗rot ſelbſt in den öſtlichen und nördlichen Bezirken vertreten war. In den geſtrigen Abend⸗ und Nachtſtunden iſt es mehrfach zu heftigen Zuſammenſtößen der gegneriſchen Parteien gekommen, bei denen es auf beiden Seiten blutige Köpfe und oftmals ernſte Verletzungen gab. Frankfurt a. M., 26. April. Die Wahlen ſind im allgemeinen ruhig verlaufen. Es ereigneten ſich nur einige unbedeutende Zuſammenſtöße zwiſchen Reichsbannerleuten und Anhängern des Reichsblocks. Die Wahlbeteiligung ſtieg von 62 auf 71 Prozent. Der Reichsblock hat um etwa 50 Prozent an Stimmen zu⸗ genommen, während der Volksblock und der Kandidat der Kommuniſtiſchen Partei ihre Stimmenzahl ungefähr behaupten konnten. Es erreichten Hindenburg 96 721 (62 361 im erſten Wahlgang), Marx 137 171(136 981), Thälmann 11777(11 045). Köln„Stadt)(400 von 464 Bezirken): Hinden⸗ burg 86 005(65 157), Marx 17/103(171 999), Thäl⸗ mann 14 793. Duisburg(77 von 145 Bezirken) Hindenburg 22 000, Marx 30 000, Thälmann 5200. Kaſſel(51 Bezirke): Hindenburg 19 100, Marx 21 000, Thälmann 160. „Koblenz: Hindenburg 9200, Marx 14 800, Thälmann 790. Kreis Kreuznach: Hindenburg 18 300, Marr 21 300, Thälmann 2000. Gelſenkirchen:H indenburg 36 299, Marx 45 300, Tbälmann 13 300. Bremen(61 Bezirke: Hindenburg 30 300, Marx 33 600, Thälmann 3200. Kreis Baumholder: Hindenburg 7700, Marx 4 800, Thälmann 580. Kreis Berncaſtel: Hindenburg 7700, Marx 13 100, Thälmann 148. Kreis Cochem: Hindenburg 2300, Marx 13 600, Thälmann 193. Kreis Simmern: Hindenburg 11 700, Marx 7700, Thälmann 80. Bremen Stadt): Hindenburg 30 277, Marx 35 696. Landkreis Aachen: Hindenburg 9 491, Marx 48 124, Thälmann 7662. Aachen„Stadt): Hindenburg 12 049, Marz 52 236, Thälmann 3628. Solingen(Stadt): Hindenburg 8742, Mar 10 785, Thälmann 7315. 9 0 5 „Trier(Stadt): Hindenburg 6715, Marx 15 987, Thälmann 631. 8——ů—— Teilergebniſſe aus Bayern. Bamberg 2: Hindenburg 6481, Marx 3917 Thälmann 209.. 5 i 5 Ramberg 1: Hindenburg 72 Thälmann 61. 5 9 g 7244, Marx 3457. „Ansdach⸗Stadt: Hindenburg 8339, Marx 1861, 1 19. N ns bach ⸗Bezirk: indenbur 16 844, Mar 986, Thälmann 40. 5 8. 1 Erlangen: Hindenburg 7752, Marx 7688. Thälmann 199. München ⸗Stadt vorläufig amtlich): Hinden⸗ burg 195 334, Marx 114 020. Thälmann 13 575. Oberbayern⸗ Schwaben(amtlich, Ender⸗ ergebnis): Hindenburg 630 254, Marx 306 067, Thäl⸗ mann 26 509. 2 3 Teilergebniſſe aus Baden. Der Wahltag in Mannheim. 0 Mannheim, 26. April. Der Wahltag ſtand im Zeichen des Gottes Pluvius. Vom Morgen bis in die ſpäten Nachmittagsſtunden ergoß ſich ſtändig ein leich⸗ ter Regen vom Himmel, der auf die Wahlbeteiligung nicht ganz ohne Einfluß blieb. Vom frühen Morgen an durchfuhren zahlreiche Propagandawagen des Reichs⸗ blocks und des Volksblocks fahnengeſchmückt die Stra⸗ ßen der Stadt. Während man an den Häuſern faſt keinerlei Fahnenſchmuck bemerkte, mit Ausnahme etwa der Bellenſtraße, wo eine größere Anzahl Häuſer Pla⸗ katſchmuck für Marx angelegt hatten, ſah man bei der Bevölkerung durch Tragen von Abzeichen regeres In⸗ tereſſe für die Wahl. Der Wahltag verlief im allge⸗ meinen ruhig. Gegen 5 Uhr nachmittags kam es in der Lameyſtraße zu einem größeren Zuſammenſtoß zwiſchen Angehörigen des Reichsbanners und Reichsblocks, wo⸗ bei die Polizei eingreifen mußte. Es dab dabei meh⸗ rere Verwundete. Verhaftungen wurden nicht vorgenom⸗ men. Die Unterſuchung iſt im Gange. Nach Beendigung der Wahl ſammelten ſich große Menſchenmengen vor den Lichtbildvorführungen der Wahlergebniſſe durch die Zeitungen. Mannleim(Stadt und Land): Hindenburg 47 476, Marx 84 320, Thälmann 11 418. Karlsruhe(Stadt und Land): Hindenburg 53 072, Marx 49 838, Thälmann 4869. Schwetzingen(Stadt): Hindenburg 2179, Marx 2101, Thälmann 283. Schwetzingen Bezirk): Hindenburg 9174, Marx 10 984, Thälmann 2021. Kreis Bensheim: Hindenburg 13 336, Marx 17 759, Thälmann 1353. Heidelberg(Stadt und Land): Hindenburg 29 854, Marx 32 048, Thälmann 3452. Konſtanz: Hindenburg 755, Marx 3496, Thäl⸗ mann 34.. Kehl: Hindenburg: 10 332, Marx 4369, Thäl⸗ mann 602. Heppenheim(Kreis): indenbur 573 i Marx 4275 Tbälmann 1178. 8. 5 4 2. Ne e e U 5 l aſen, 26. Der Wahlt verlief ohne jeden Zwiſchenfall. kehr auf den Straßen ein. Die Wahlbeteiligung betrug 70 bis 75 Prozent, bis mittags 12 Uhr hatten eiwa 50 Prozent der Wähler abgeſtimmt. Ludwias hafen ⸗Stadt(Geſamt): Hinden⸗ burg 11 323, Marx 27 118, Thälmann 111.(Entſpre⸗ chende Zahlen vom 29. März 9164, 26 432, 564.) Neuſtadt(Stadt und Land): Hindenburg 11 724, Marx 12 323, Thälmann 1842. Landau⸗ Stadt: Hindenburg 4003, Marx 2841, Thälmann 124. Zweibrücken(Stadt und Land): Hindenburg 11 200„ Marx 6992, Thälmann 1380. Pirmaſens(Stadt und Land) Hindenburg 19 740, Marx 10 774, Thälmann 2695. Haßloch: Hindenburg 1341, Marx 1394, Thäl⸗ mann 638. Bergzabern: Hindenburg 990, Marx 497, Thälmann 6. f e K 25 9 4 7 Bezirk Frankenthal— Grünſtadt(voll- ſtändig bis auf einen Stadtbezirk Grünſtadt): Hinden⸗ burg 7767, Marx 12 640, Thälmann 1222, ungültig 137, zerſplittert 7. Kaiſerslautern(Stadt): 11 336, Marx 13 422, Thälmann 1030. Kaiſerslautern(Land): Hindenburg 6434, Marx 6100, Thälmann 607. 22 2 Teilergebniſſe aus Heſſen. Rege Wahltätigkeit in Mainz. Hindenburg Mainz, 26. April. Wie der Wahltampf fur bie heutige Reichspräſtdentenwahl merklich bewegter war, als zum erſten Wahlgang am 29. März, ſo über⸗ traf auch die heutige Wahlhandlung ſelbſt an Betei⸗ ligung die vorige. Schon in den frühen Morgenſtun⸗ den wurde fleißiger als ſonſt gewählt und um die Mit⸗ tagsſtunde hatten bereits etwa 20 Prozent Wahlberech⸗ tigte abgeſtimmt. Die Geſamtwahlbeteiligung hat ſicher⸗ lich 80 Prozent merklich überſchritten. Am Wahltag ſelbſt machte ſich die Propaganda des Reichsblocks kaum noch bemerkbar, während die Gegenſeite ſehr rührig war. Das Reichsbanner veranſtaltete um die Mittags⸗ ſtunde ein ſtark beſuchtes Promenadenkonzert und mit ſchwarz⸗rot⸗goldenen Fahnen reich beflaggte Autos rie⸗ fen in den Straßen ununterbrochen die Säumigen an die Urne. Groß⸗Mainz(Geſamtergebnis): Hindenburg 10 754(6486), Marx 47 794(43 029), Thälmann 1214 (1269). Darmſtadt, 26. April. Bei der Reichspräſi⸗ dentenwahl wurden abgegeben für Hindenburg 29 103 Kuch die Reſulf 70 55 20 232) Thälmann 874(690). U ie Reſultate vom Land weiſen ſehr ſtarke Zi für Hindenburg auf. e e e Bingen: Hindenburg 1164, Marx 4164, Thül⸗ mann 51. Bingerbrück: Hindenburg 707, Mar 79 Thälmann 32. 8 4 1 1072. Oppenheim: Hindenburg 602 35 Thälmann 19. 0 g 602, Marx 1495, Bad Nauh im: Hindenburg 2882 rx 2488 Thälmann 184. 8 8„Marx 2480, Biebrich: Hindenburg 3609, M Thzt⸗ e H 5„Marx 5013, Thür N.—.——0— Die Anterſuchung der Ponton⸗Kataſtrophe. i Bielefeld, 25. April. Soeben wird das Er⸗ ebnis der von der Bielefelder Staatsanwaltſchaft ge⸗ ührten gerichtlichen Unterſuchung über die Urſache der Ponton⸗Kataſtrophe bekannt. Die Unterſuchung, die 14 Tage lang an Ort und Stelle des Unglücks vorgenom⸗ men wurde und bei der gegen 100 Zeugen eingehend vernommen wurden, hat zu einer Anklage gegen den Oberleutnant Jordan vom Pionierbataillon Minden glücksſtelle verwendete Pontonfähre war noch am Tage des Unglucts abmontiert worden. Mit einer rekonſtru⸗ terten Fähre wurde zweimal die Waſſerüberſetzung an der Unglücksſtelle vorgenommen. Nach dem Urteil de⸗ Sachverſtändigen hätte die aus vier Pon:ons beſtehend⸗ Fähre im höchſten Falle eine Belaſtung von 125 Mann ertragen können, während an dem Unglückstage 167 Mann, von denen 81 den Tod in den Wellen fanden, übergeſetzt werden ſollten. Oberleutnant Jordan hatte zudem noch die Abſicht, noch eine Kompanie auf jähre unterzubringen. Dieſes Vorbaben ſcheitert on in den früheſten 0 Morgenſtunden ſetzte trotz leichten Regens ſtärkſter Ver⸗ ee Totung geführt. Die auf der Un⸗ Die gerich Unterſuchung ſtellte w mäßige Belaſtung der Fähre feſt, ein U weſentlich dae Ferbeiführung des Ungl im Schꝛepptau hätte geführt werden müſſen, war zu⸗ dem b icht nachgekonmmen worden. Die Pontons ſelbſt, die nar in Ermangelung eines beſſeren Materials zun Fährenbau verwendei wurden, waren an ſich nur zur Benutzung beim Brückenbau beſtimmt. 8 Aus Nah und Fern. f Frankfurt, 25. April.(Eine Bluttat.) Eine entſetzliche Bluttat ſpielte ſich geſtern nachmittag gegen 47 Uhr in dem Hauſe Bockenheimerlandſtraße 55 ab. Auf den Nervenarzt Dr. Mar Sichel gab in Otto Kühn ohne jeden Grund einen Revolverſchuß ab, der den Arzt ſofort tötete. Der flüchtende Täter brachte ſich einen Schuß in den Kopf bei und wurde ſterbend ins Krankenhaus verbracht. f Hannover, 25. April.( Bombenfund.) Nach einer Mitteilung der Preſſeſtelle des Oberpräſidlums Hannover wurden geſtern in der Grupenſtraße von einem Polizeibeamten zwei Bomben auf dem Fahr⸗ damm aufgefunden, die ein Gewicht von 7 bis 1 Ki⸗ logramm haben. Die Bomben waren ſelbſtgefertigte Handbomben mit Blechumhüllung, wieſen jedoch keine Sprengkapſeln und keine Zündſchnur auf, ſodaß ſie nicht gebrauchsfertia waren. Hamborn, 25. April.(Eine Bluttat.) Geſtern nachmittag wurde auf der Rheinwieſe die Ehe⸗ frau eines Bergmannes aus Hamborn durch drei Meſ⸗ ſerſtiche tödlich verletzt. Nach der Tat verſuchte ſich der Mörder im Rhein zu ertränken, wurde aber von Paſſanten gerettet und in Haft genommen. Buer, 25. April.(mit dem Queue tot⸗ geſchlagen.) Ein Zuſchauer beim Billardſpiel, der verſehentlich von dem Quee eines Spielers ge⸗ troffen wurde, geriet mit dieſem in einen Wortwechſel, in deſſen Verlauf der Spieler den Zuſchauer derart mit dem Qeue über den Kopf ſchlug, daß der Ge⸗ troffene beſinnungslos niederſtürzte und kurze Zeit darauf verſtarb. Der Täter wurde verhaftet. Bochum, 25. April.(Zwei Schüler er trunken.) Drei Schüler aus Bochum wurden bei einer Ruderpartie aus unbekannter Urſache mit ihrem Boot die Ruhr hinabgetrieben. Ueber ein etwa ein Meter hohes Wehr ſetzte das Boot hinweg, ohne um⸗ zuſchlagen; dann aber trieb es inſolge der reißenden Fluten gegen einen Pfeiler einer Brücke und ſchlug um. Zwei Schüler ertranken, während der dritte ſich durch Schwimmen retten konnte. Die Leichen ſind noch nicht geborgen. Eſſen, 25. April.(Wieder ein ſchweres Ung rück.) Ein ſchweres Unglück ereignete ſich in der katholiſchen Schule 25 in Eſſen⸗Altendorf. Zwei Kinder, die mit ihren Spielgeführten an dem Schul⸗ tor ſchaukelten, wurden von einem plötzlich zuſammen⸗ brechenden Teil begraben. Das eine Kind war auf der Stelle tot, während das andere ſchwerverletzt in das Krankenhaus geſchafft werden mußte. „ 3 Kleine Chronik. „Ein Sittlichkeitsattentäter erſchoſſen. In Ber⸗ kin wurde die Hausangeſtellte Selma St., die noer das Tempelhofer Feld ging, von zwei Männern über⸗ fallen, die ein Sittlichkeitsattentat auf ſie verſuchten. Auf ihr Hilfegeſchrei ergriffen die Männer die Flucht. Es gelang zwei Polizeibeamten, die beiden, nachdem ſie ein paar Schreckſchüſſe abgegeben hatten, feſtzuneh⸗ men. Als die Beamten die Männer nach der Wache bringen wollten, ergriff am Schwarzen Weg einer der beiden die Flucht. Da der Flüchtige auf Anruf nicht ſtehen blieb, ſchoß einer der Beamten auf ihn und traf ihn ſo ſchwer, daß er tot zuſammenbrach. Es konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden, wie der Erſchoſſene heißt,. Ein revidiertes Urteil. Der Kalkulator Pleß⸗ ner, der vor Jahresfriſt in Nikolasſee bei Berlin ein Revolverattentat auf den Prokuriſten der Firma Sie⸗ mens u. Haske verübt hatte, weil er auf ihn ſeine Entlaſſung zurückführte, war ſeinerzeit vom Schwurge⸗ richt zu 13 Monaten Gefängnis und 6 Wochen Haft verurteilt worden. Dieſes vom Nebewläger angefoch⸗ tene Urteil wurde geſtern in einer weiteren Verhand⸗ lung unter Verſagung mildernder Umſtände in 4 Jahre Zuchthaus wegen verſuchten Totſchlags umge⸗ wandelt. GTodesſtrafe für einen Gattenmörder. Vor dem Stettiner Schwurgericht wurde gegen den Fleiſcherge⸗ ſellen Franz Stolzenburg verhandelt, der unter der Anklage ſtand, ſeine 39jährige Frau ermordet zu ha⸗ ben. Der Angeklagte bequemte ſich erſt nach der Ur⸗ teilsverkündung auf Drängen des Vorſitzenden zu einem Geſtändnis. Das Urteil lautete wegen Mordes auf Todesſtrafe. „A Fliegerabſturz. Auf dem Weimarer Flugplatz iſt eines der ztzrzeit dort ſtationierten Flugzeuge der ö Hüffnerwerre in Paderborn infolge Verſagens des Mo⸗ tors abgeſtürzt. Der Pilot Fink und der Gymnaſtik⸗ lehrer Dalberg⸗Anderſen konnten ſich zwar durch Ab, ſpringen retten, erlitten aber erhebliche Verletzungen. Das Flugzeug wurde ſtark beſchäd igt. Aus Heſſen. 120 Darmſtadt, 25. April.(Flugbetrieb in Heſſen.) Die Heſſiſche Flugbetriebs⸗A.⸗G.(Hefag) wird im Laufe des Monats Mai den Flugbetrieb mit einem Verkehrs⸗ und vier Sportflugzeugen aufnehmen. Die Sportflugzeuge werden von ehemaligen Kriegspilo⸗ ten geführt, die dem Heſſen⸗Flieger⸗Verein für Luftfahrt angehören. ö Darmſtad:, 25. April. 1 eſſen und die Internationale polizeiliche Aus⸗ ae Karlsruhe.) Wie die Länder des Reiches und zahlreiche ausländiſche Staaten wird ſich auch Heſſen an der im Juni dieſes Jahres in Karlsruhe ae großen Internationalen polizeitechniſchen usſtellung offiztell beteiligen. Unter dem Vorſitz des gierungskommiſſar für die heſſiſche Abteilung der Au. lung beſtell olizeidirektors Dr. Uf. 19 5 woltteldn armfadt N Der Vor ſchrift, nach der ein Ponton als Rettungsboot 5 der Sprechſtunde der offenbar geiſteskranke Arbeite zeiämter, Vertreter von Induſt 1 bn der Anſicht, daß 90 dere fei e Ae ürſe und daß insbeſondere ſeine für die Ausſtellung 1 Welracht nenden hoch entwickelten Induſtrie⸗ und Gewerbezweige ſich nach Möglichkeit beteiligen ſoll⸗ 10 Groß⸗Gerau, 25. April. Großfeuer.) Ge⸗ ſtern vormittag 4 Uhr brach im Sägewerk Lämmermann Großfeuer aus. Das Sägewerk mit großen Holzvor⸗ räten ſowie die Tiſchlerei ſind vollſtändig niederge! brannt. Auch das Wohnhaus wurde erheblich in Mit⸗ leidenſchaft gezogen. Der Schaden iſt beträchtlich. Die Urſache des Feuers iſt noch unbekannt. Mainz, 25. April.(Auch ein Rekord.) Von Bingen kommend trafen in Mainz drei unternehmungs⸗ luftige Turner des Turnvereins 1895 ein, die ein gro⸗ zes Faß mit der Aufſchrift:„Wir wollen rund um Veuſchland e zogen. Einer Wette über 3000 Mark zufolge haben ſich die drei am 2. April in Krefeld auf⸗ gemacht, um das impoſante, 540 Pfund ſchwere Faß über eine Strecke von 8200 Kilometer bis zum 1. Ja⸗ nuar 1928 um das Reich zu rollen. Im allgemeinen ſchlafen die modernen„Walzbrüder“ auch in dem mit einem Bett ausgeſtatteten Faß, mit dem ſie rheinauf⸗ wärts bisher etwa 350 Kilometer zurückgelegt haben. Ihren Lebensunterhalt beſtreiten ſie durch freiwillige Spenden. Ihr Weg führt ſie über Frankfurt, Nürnberg unächſt nach München. . Malug, 25. April.(Aus weiſe mitneh⸗ men.) Ihren Leichtſinn mußten geſtern wiederum 58 Perſonen büßen, die ohne die erforderlichen, leicht zu beſchaffenden Ausweispapiere im beſetzten Gebiet betrof⸗ ſen worden ſind. Sie erhielten vom hieſigen Militär⸗ polizeigericht Geldſtrafen bis zu 50 Mark. Die Zahl der Verurteilungen wegen Paßvergehens nimmt trotz aller Warnungen gerade in der letzten Zeit erſchreckend zu. Faſt allwöchentlich werden vor dem Militärpolizei⸗ gericht in Mainz 50 bis 100 Fälle verhandelt. Worms, 25. April. Eine wildernde Katze brachte das 1½ jährige Kind einer Familie in der Speyern⸗ ſtraße in ernſtliche Gefahr. Die Eltern hatten das Kind in den Kleingarten in der Vorſtadt mitgenommen und in den Raſen geſetzt. Eine wildernde Katze ſprang in einer unbewachten Zeit auf das Kind und brachte ihm ernſtliche Kratzwunden bei, ſo daß ärztliche Hilfe in Anſpruch genommen werden mußte. Lampertheim, 25. April.(Zur Warnung.) Hier traf auf der Rückreiſe nach Deutſchland ein junger verheirateter Kaufmann aus Braſilien ein, eine wei⸗ tere hieſige Familie iſt drüben ſchon eingeſchifft und weitere ſolgen ebenfalls heimwärts. Sie haben alſo nicht das erhoffte ſchnellere Vorwärtskommen geſunden, ſondern bitteres Erleben koſten müſſen und ſtehen jetzt, nach Verkauf von Hab und Gut vor einem Nichts. Offenbach, 24. April.(Wildernde Hunde.) In den Geflügelhof am Erlenbruch drangen in einer der letzten Nächte wildernde Hunde ein und richteten unter dem wertvollen Geflügel ein ſchweres Blutbad an. Nicht weniger als 30 Zuchtenten und zehn Zucht⸗ gänſe wurden getötet, andere erheblich verletzt. Als die Hunde in ein anderes Gehöft eindrangen, wurden ſie von dem Hofbeſitzer abgefangen. Die Hundebeſitzer haben ſich bisher nicht gemeldet. Gießen, 25. April.( Verurteilung.) We⸗ gen Vergehen im Amte bzw. Unterſchlagung von Dienſt⸗ geldern wurde vom Schöffengericht der ehemalige Stadt⸗ ſekretär Wahl in Alsfeld zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Stellung bat er ſchon vorber verloren. Berghauſen, 20. Apr,(Den stop zu⸗ ſammengedrückt., Heute vormittag ereignete ſich in der Ederſchen Ziegelei ein ſchwerer Unglücks⸗ fall. Der 45 Jahre alte verheiratete Friedrich Ring⸗ wald kam aus Unvorſichtigkeit mit dem Kopfe in den Hauſer hier von m fremden Pferde totget Der Vater des Kindes iſt ein Sohn des im ganzen badiſchen Lande bekannten Ge⸗ noſſenſchafters und Viehzüchters Franz Joſef Hauſer. ö Edingen, 25. April.(Tödlicher Unfall.) Das dreijährige Töchterchen des Hauptlehrers Hugo Konrad fiel in einen mit heißem Waſſer gefüllten f und erlitt ſo ſchwere Brandbunden, daß es ſtarb. Lauda, 25. April,(Erſtickt.) Das 8 Monate alte Söhnchen des Blechnermeiſters Eugen Munding hatte eine Glaskugel von etwa 3 Zentimeter Durch⸗ meſſer in den Mund genommen und trotz der ſofort von den Eltern und dem Arzt vorgenommenen Ent⸗ fernungsverſuchen verſchluckt. wodurch das Kind erſtickte Kaiſerslautern, 25. April.(Die Hinrich⸗ tung es Raubmörders Engelhardt.) Der am 20. Januar wegen der Ermordung des Archi⸗ telten Karl Sprenger in Kaiſerslautern zum Tode ver⸗ urteilte Emil Engelhardt aus Kaiſerslautern wurde früh 7 Uhr auf dem Hofe des hieſigen Amtsgerichts⸗ gefängniſſes hingerichtet. Die Verurteilten, der den Zuſpruch des Geiſtlichen in Anſpruch genommen und die Kommunion empfangen hatte, benahm ſich ſehr ru⸗ hig und gefaßt. Kurz vor 7 Uhr wurde ihm von der Staatsanwaltſchaft mitgeteilt. daß die Stunde der Voll⸗ ſtreakung des Urteils gekommen ſei. Er wurde darauf von dem Scharfrichter und ſeinen Gehilfe zum letzten Gang gekleidet und zur Richtſtätte geführt, wo er an einem kleinen Tiſch, auf dem eine Kerze und ein Kru⸗ zifir ſtanden, Platz nahm. Der Gerichtsſchreiber ver⸗ las darauf die entſcheidende Stelle des Urteils, worauf die Hinrichtung auf ein Zeichen des ſtellvertretenden erſten Staatsanwaltes vollzogen wurde. Nach wenigen Sekunden meldete der Nachrichter, daß die Handlung beendet ſei. Das Fallbeil war für die Hinrichtung aus München beſonders überwieſen worden. Während der Hinrichtung wurde die aus Zweibrücken herübergebrachte Armſünderglocke geläutet. — 0—— Wiriſchafts⸗Nückblick. Konjunkturfragen und Geſundungsprozeß. Die Abhängigkeit von Amerika. Es iſt eine alte Erfahrung, daß gerade dann, wenn eine Wirtſchaftskriſe die ſchwerſten Erſcheinungen zei⸗ tigt, der Umſchwung, der Geſundungsprozeß ſich nähert. Die jetzige Kriſis in Deutſchland iſt im weſentlichen eine Kriſis des Zahlungsverkehrs, eine Auswirkung der Ka⸗ pitalknappheit, kompliziert durch eine falſche Geſchäfts⸗ politik weiter Kreiſe des Großhandels. Die wirtſchaft⸗ liche Lage an und für ſich iſt durchaus nicht ſo ungün⸗ ſtig, wenngleich der Geſchäftsgang unter den Folgen der ſchlechten Zahlungsweiſe leidet. Das Exportgeſchäft iſt ungünſtig, weil die Geſtehungskoſten der deutſchen Wa⸗ ren noch immer zu hoch ſind und weil ein Konjunktur⸗ rückſchlag in Amerika die Aufnahmefähigkeit des Welt⸗ marktes ungünſtig beeinflußt. Auf der anderen Seite iſt es Tatſache, daß die Arbeitsloſenziffer in Deutſch⸗ land langſam zurückgeht und daß in einzelnen Indu⸗ ſtrien, ſo in der Eiſeninduſtrie, die Beſchäftigung aus⸗ reichend, zum Teil gut iſt. Als bemerkenswert verdient hervorgehoben zu werden, daß die Großbanken die Wirtſchaftslage durchaus nicht ſo ungünſtig beurteilen, wie es dem Peſſimismus entſpricht, der vielfach in Ge⸗ ſchäftskreiſen herrſcht. Nachſtehend eine Zuſammenſtel⸗ lung von Aeußerungen von Großbanken über die Wirt⸗ ſchaftslage. Deutſche Bant:„Eine wirkliche Verſchlechte⸗ rung unſerer wirtſchaftlichen Lage kann nicht feſtgeſtellt werden“.„Die Umſatztätigkeit zeigt, daß die wirtſchaft⸗ liche Entwicklung weiter fortſchreitet. Die Kreditoren ſind weiter geſtiegen, ſie erreichten Ende März mit 1100 Millionen Mark die Hälfte des Standes von 1913“. Darmſtädter und Nationalbank:„Wir befinden uns in einem Geſundungsprozeß, der aber bei weitem nich 1 0 00 t t der Dollarwährung eng mit der En amertianiſchen Wiriſchast zulammen. Es sah als ob der Rückſchlag in Amerika ſchneller über wird, als nach der Heftigkeit des Preisſturzes amerikaniſchen Rohſtoffmärkten anzunehmen war. amerikaniſche Rohſtoſſimport nimmt bereits wieder die Einſchränkung der Roheiſenproduktion und die ſchwächung der amerikaniſchen Roheiſenpreiſe hält aber der Stahltruſt arbeitet mit 90 Prozent ſeine ſtungsfähigkeit. Andererſeits freilich arbeiten die am rikaniſchen Banken darauf hin, die Wirtſchaft d knappe Gelddispoſitionen zu einem weiteren Preisab zu drängen, während die amerikaniſche Induſtrie Exportausdehnung weiter forciert. Aber die Kriſi Amerika nach dem Zuſammenbruch der„Wiederau hauſſe“ ſcheint doch ſchon wieder abzuebben und erweckt auch für die deutſche Induſtrie einige Hoſſun gen, wenngleich der internationale Wettbewerb ſich wa ter verſchärft. Der Klärungsprozeß in der intern nalen Wirtſchaft würde durch Beſchleunigung der delsvertragsverhandlungen gefördert werden. Noch wendiger iſt ein Fortgang des Steuerabbaues zur abminderung der Produktionskoſten. Milderung Steuer⸗ und Tarifpolitik erſcheint um ſo eher a bracht, als das Budget von 1924, wie ſich jetzt herg ſtellt, den Steuervoranſchlag um mehr als zwei M liarden überſtiegen hat. Man könnte der Wirtſch ruhig eine Milliarde an Steuern weniger heraus ſen. Dadurch würde auch die Kapitalneubildung damit die Zinsverbilligung gefördert werden, die ſo notwendiger iſt, als allem Anſcheine nach die ame rikaniſche Bankwelt eine gewiſſe Zurückhaltung gege über neuen Krediten an die deutſche Wirtſchaft an d 7 len nicht glatt vonſtatten, weil der 1 0 im Einzelhandel noch nicht beendet iſt, während Großinduſtrie dieſen finanziellen Geſundungspro doch ſchon zum größten Teile hinter ſich hat. W̃ dieſe Geſundung der finanziellen Baſis überall du geführt ſein wird, dürfte ſich auch die Produktion höhen, was eine Verbilligung der Preiſe und me Steigerung des Exportes im Gefolge baben wür Nun bietet uns die Natur einen reinen Süßſtoff, durch ſeinen hohen Gehalt an Traubenzucker bei gänzlichem Mangel an Stickſtoff am leichteſten ins Bg übergeführt wird— den Bienenhonig. Man gebe her den Kindern oft und ausgiebig Honig. Warme, u Honig verſüßte Milch und gutes Brot bilden das beg Frühſtück für Kinder. Während Brot und Milch de Körper nähren, erwärmt der Honig den Körper die Atmungsorgane und fördert Verdauung und Sie wechſel. Honig und Hausbrot fördern die Geſundhe der Kinder mehr als künſtliche Nährmittel und Extro — Ein Beitrag zur Umſatzſteuer. Selten gen kann man ſich eine Vorſtellung von der hohen Bel ſtung unſerer Bedarfsartikel durch die Umſatzſteuer chen. Aus dem Berichte des Arbeitsausſchuſſes 8 Reichswirtſchaftsrates über die Leder⸗Enquete iſt be ſpielsweiſe die erhebliche Belaſtung der Schuhwar durch die Umſatzſteuer zu erſehen. Die Belaſtung trägt bei ſolchen Schuhwaren, die der gewöhnlichen ſatzſteuer(es ſind 2 v. H. zugrundegelegt; in der ſchenzeit iſt bekanntlich die Umſatzſteuer auf 14 ermäßigt) unterligen, 10,86 v. H. auf den Kauf des Verhrauchers. Darin iſt beim Landwirt und Viehhändler zu entrichtende Umſatzſteuer für Felle nicht enthalten. Für die Ausfuhr von Schuhen, der die letzte Stufe umſatzſteuerfrei iſt, betrug die B laſtung immerhin noch 6,16 v. H. Bei Schuhen, der Luxusſteuer unterliegen, und das iſt der Fall ſch bei einem großen Teil des Bedarfs auch der mind bemittelten weiblichen Bevölkerung, ſteigt die Belaſtu auf 25,26 v. H. beim Einkaufspreis des Kleinha und auf 21,40 v. H. beim Kaufpreis des Verbrau Daß prozentual die Belaſtung des Kaufpreiſes des 750 Copyright 1924 by Greiner u. Comp. lich lächelnd.„Freuen kann ich mich einſtwei⸗ von dem 19 5 Miniſterium des Innern zum. fragte der Beamte mit Humor, und ſetzte hin⸗ zu: begleiten.“ lee ſogen. Rollergang, wodurch ihm der Kopf Unkenntlichkeit zuſammengedrückt wurde, ſodaß der Tod in kurzer Zeit eintrat. Dettighofen, 25. April.(Von einem Pferde bis zur als beendet angeſehen werden kann, ſondern ſich erſt in feinem Anfangsſtadium befindet. Wenn auch die vor⸗ 15 liegenden Zahlen zu einem gewiſſen Optimismus berech⸗ ö preis der tigen, ſo bleibt doch noch viel au tun.“ e CC.. ĩðV0 ˙ brauches geringer erſcheint als die des Einkaufsp des Kleinhändlers kommt daher, daß in dieſem Händlerzuſchlag enthalten iſt, von dem 5 Umſatzſteuer erhoben wird. — Von Auguſte Groner 5 55 wandernde Licht. Berlin W. 30. „Ach, Herr Kommiſſar!“ ſagte ſie ſchmerz⸗ len darüber nicht, denn zu Schrechliches iſt mit dieſer Auffindung verknüpft. Mich ſchüttelt das Grauen bei dem Gedanken, daß dieſes, mein liebftes Zimmer in dieſem lieben alten Hauſe, jedem, der um dieſe Heimlichkeit wußte, allezeit zugänglich geweſen ift; daß ich, die ich dieſen Raum Jahre hindurch als Schlafzim⸗ wer benutzte, gänzlich ungeſchützt hier blieb.“ „Das iſt allerdings ein peinlicher Ge⸗ danke,“ pflichtete der Kommiſſar ihr bei,„und da Ihnen der Aufenthalt hier quälend ſein muß, geſtatte ich mir, zu bemerken, daß Ihr Hierſein, ſobald dieſe Werte verwahrt ſind, nicht mehr nötig iſt.“. ö Darauf bat die Baronin ihren Mann, das Verdeckte in einen Schrank zu verſchließen. „Den Ohrring nehme ich mit,“ fuhr Horn fört,„die Frau Baronin wird die Güte ha⸗ ben, in der vorhin erwähnten Schrift nachzu⸗ ſehen, was darüber über den Schmuck ver⸗ zeichnet iſt. Es ſcheint, daß ziemlich viel aus der Schatulle genommen worden iſt. Welcher Art es war, das wird uns Ihre Chronik 3 0 5 und uns damit die Nachforſchungen er⸗ rn.“ 3 e ſollen meine diesbezüglichen Noti⸗ Fr. noch.. Herr Kommiſſar. Wir men alſo jetzt gehen? 0 Horn verbeugte ſich zuſtim⸗ mend. g 585 „Nur Sie, gnädige Frau,“ fiel Müller raſchsein,„an den Herrn Baron habe ich noch einige Fragen zu richte“n“· Horn zog ſeine Uhr. i „Mich können Sie wohl entbehren? e en ee „Zur Familie Wehrmann,“ bat die Baro⸗ nin,„dort will ich auf meinen Mann warten.“ Sie ging, wie befreit aufatmend, aus dem grünen Zimmer. Horn folgte ihr. „Welche Fragen haben Sie an mich zu ſtellen?“ wandte ſich der Baron Welz in kal⸗ tem Ton an den Detektiv. Müller ſteckte das Notizbuch, das er ſeiner Rocktaſche entnommen, und deſſen Bleiſtift er ſchon herausgezogen hatte, auf dieſen eiſigen Ton hin wieder ein. 5 J „Ich habe mir die Sache anders überlegt, ſagte er kühl.„Es liegt keine Notwendigkeit vor, Sie heute mit Fragen zu beläſtigen. Auch füllt mir ſoeben ein, daß um 4 Uhr das Ehe⸗ paar Meyer vom Herrn Kommiſſar Horn in ſein Büro beſtellt wurde. Dieſe Leute möchte ich uuch kennen lernen. Ja, richtig, die Dame mit dem gefärbten Haar haben Sie wohl noch nicht ermittelt, Herr Baron?!“ „Nein!“ 4 0 0 Dieſes„Nein“ kam nicht raſch und ſicher heraus. Es war, als müſſe er über ein Hin⸗ dernis gehen. 3 Das war die zweite eigentümliche Wahr⸗ nehmung, die Müller an dieſem Nachmittag bezüglich des Barons Welz machte. Einige Minuten ſpäter beſtiegen der Ba⸗ ron und ſeine Frau ihr Auto. Müller ſchloß ſich dem Kommiſſar an. In Horns, wegen des Sturmes geſchloſſe⸗ nen Wagen, drückte ſich Müller tief in eine Ecke, als ſie das Haus Nummer 2 paſſterten, denn aus dieſem trat ſoeben Severin Feder⸗ lein. 0 Der Mann war zum Ausgehen angeklei⸗ det. Er ging ſehr gemächlich, wie einer, der Beſonderes auf ſeinem Gang erwartet. Trotzdem ſah er nicht harmlos aus. Wie Mül⸗ ler, der aus dem in der Hinterwand des Wa⸗ gens angebrachten Fenſterchen blickte, ſeſtſtellte, hatte er etwas Schleichendes in ſeinem Gange. Diebſtahls mit 7 Monaten Gefängnis und Ich werde die Frau Varonin hinunter⸗ Jetliche Jahre ſpäter wegen Diehabls an ſei⸗ Kommiſſar Horn erzählte ſoeben, daß Severin Federlein in ſeiner Militärzeit wegen nem Dienſtherrn zu einer Frei fe von einem halben Jahre verurteilt worden war. „So, ſo,“ ſagte Müller nachdenklich. Das Verhör mit dem Ehepaar Meyer för⸗ derte nichts Neues zutage. Die Leute wurden bald wieder entlaſſen. Müller machte ſich. nachdem er mit Johann, des Barons Diener, noch eine Unterredung gehabt, bereit, mit dem Abendſchnellzug nach Brünn zu fahren. Das Beinkleid und die Weſte de? Ermordeten legte er auf den Grund der kleinen Reiſetaſche, mit der er in das alte Landhaus gekommen, und die das Notwen⸗ digſte ſeiner Toilette enthielt. 5 Er fuhr z Dämmerſtunde nach der inne⸗ ren Stadt, wo er beim Hauptpoftamt lach Briefen unter„U. 3.“ fragte. Es war nichts da unter dieſer Chiffre. „Alſo nichts. Auch gut.„Man muß alles verſuchen,“ dachte der Detektiv, als er die Hauptpoſt verließ und wieder in ſeinen Wagen ſtieg, um zu dem Photographen zu fahren, der heute vormittag den Toten photographiert hatte. Hier hatte er Erfolg. Er erhielt ſchon einen deutlichen Abzug des Bildes, das er auch auf ſeine Reiſe mitnehmen wollte. Zur Hauptpoſt war er gegangen, weil er de? Schlüſſelchens gedachte, das er ſamt dem Ring und der Vörſe des Toten bei ſich hatte. Dieſes Schlüſſelchen konnte zu einer Reiſe⸗ taſche oder einem Koffer gehören. Der Un⸗ bekannte konnte zugereiſt ſein, chon vor Wo⸗ chen zugereiſt, das nöchtliche Licht, das ja ganz ſicher mit ihm zuſammenhing, war ja ſchon gegen Mitte Oktober von Meyer bemerkt worden. Und der Unbekannte gehörte zweifel⸗ los den gebildeten Ständen an, war kein ganz Anhangloſer. Er konnte korreſpondiert haben und bei der Abſicht, die er in Wien verfolgte, war es ſehr wahrſcheinlich, daß er ſich Briefe poſtlagernd hatte ſenden laſſen. Als Müller im Zuge ſaß, der ihn gegen Mitternacht nach Brünn bringen ſollte, fand er zum erſtenmale die Ruhe, über den Fall nachzudenken, der ihm heute morgen anver⸗ lraut worden war. Er glaubte durchaus nicht ſo ſicher, daß die Schmuckkaſſotke in der vorigen Nacht zam größten Teile geleert daß bei dieſer Gelegenheit der Mord oder ſchlag an dem Unbekannten verübt worden wie die Baronin und Horn es vermuteten glaubte es deshalb nicht, weil er davon zeugt war, daß der Baron es nicht glau In ſpäter Nacht kam Müller in an. i Am nächſten Morgen ließ er ſich in nem Hotel das Adreſſenbuch der Stadt gen Er brauchte nicht lange nach dem Namen wak zu ſuchen. Er fand ſogar 17 Nowa darunter zwei, für die er ſich inteveſſierte Nowak, Jofef, Schneidermeiſter, und wak, Vinzenz, Herrenkleiderfabrikant. Dieſe zwei Adreſſen ſchrieb Müller auf, nahm dann ſein Frühſtück ein und maß ſich mit dem kleinen Paket, in dem ſich Beinkleid und die Weſte des Toten befan auf den Weg. Nowak Joſef war, wie er beſtimmt a ſagte, nicht der Erzeuger der ihm vorgewieſt nen Stücke. Er wies Müller auch ſofort an große Herrenkkeiderwerkſtätte. ö Dort erfuhr der Detektiv, daß das Keid von der Firma Vinzenz Nowak gelie worden war. Stoff, Machart, Knöpfe, ſtimurte. Aber es war ein Maſſenartikel, dußendweiſe da und dorthin verſchickt auch aus dem oſſenen Geſchäfte verkauft w den. 3 Der ſehr geftzllige, und als Müller in ſeiner Eigenschaft vorgeſtellt, noch e ſo eifrige Geſthäftsführer, brachte die Kund liſte von dem Jahre, in dem der betreffe Stoff verarbeitet worden war, und ſuchte Namen der Kunden, die eid und aus dem bewußten Stoff, der die Jab mer 1623 trug, beſtellt hatten. Dieſe Namen, den Tag der Beſtellung denjeniger der ae 1 05 laut. Er beben bei dem ſiebenten Kundenn 14 da legte Müller ſeine Han das Buch. „Bitte, noch einmal,“ ſagte er. (Fortſetzung folat.)