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In dieſer Ueberzeugung entbieten wir ſchon heute herz⸗ lichen Gruß und Handſchlag. Dittmann, Erkelenz, Fiſcher, Spieker, Stephan, Vockel. Empfang in Berlin. Berlin, 28. April. Wie das Berliner Ta⸗ geblatt“ erfährt, iſt vom Volksblock beſchloſſen worden daß ſich je ein Vertreter der Parteien des Volksblocks zu dem Präſidentſchaftskandi⸗ daten der republikaniſchen Parteien Marx be⸗ gibt, um ihm auch mündlich den Dank dieſer Parteien abzuſtatten. Die Vertreter der Par⸗ teien werden Marx, der ſich auf der Rück⸗ reiſe von Sigmaringen nach Berlin befinden mird, in Stutgtart begegnen und dann die Weiterfahrt nach Berlin mit ihm zuſammen machen. Bei der Ankunft in Berlin wird auf dem Bahnhof von ſeiten des Volksblocks für Marx ein feierlicher Empfang bereitet werden, bei dem in einem entſprechend großen Rah⸗ men noch einmal anſchließend des Wahlkam⸗ pfes gedacht und vor allem die Kampfgemein⸗ ſchaft der treu im Volksblock vereinigten Par⸗ teien in ihrer bisherigen und künftigen Bedeu⸗ tung gewürdigt werden ſoll. Ein Wormſer Brief an Marx. Unſer Parteivorſitzender hat in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied des Reichs varteivor⸗ ſtandes des Zentrums folgenden Brief an Marx gerichtet: Worms, 27. April 1925. Herrn Reichskanzler a. D. Wilhelm Marx f Berlin. Hochzuverehrender Herr Reichskanzler! Es drängt mich von ganzem Herzen, Ihnen Dank zu ſagen für die treue, aufopfe⸗ rungsvolle Hingabe an das Ihnen von dem Volksblock übertragene Mandat einer Präſi⸗ dentſchaftskandidatur. Wenn durch beſtimmte Gründe dieſe Kandidatur nicht zum erhofften Siege führte, ſo trifft Sie hieran keine Schuld. Nach wie vor folgen wir, namentlich im beſetzten Gebiete, wo Sie ja eine höchſt impo⸗ nierende und bezeichnende Mehrheit cr zielten, Ihrer Führung. Ihre Freunde wiſſen, daß bei Ihrer ethiſchen Einſtellung die ehrenvolle Nie⸗ derlage gegenüber einem Hindenburg Sie nicht aus dem ſeeliſchen Gleichgewicht bringt. Mit dem Ausdruck unveränderter Ver⸗ ehrung und mit herzlichem Parteigruß! Jhr ergebener i Rechtsanwalt Nuß, M. d. L. Die Regierung und Hindenburg. Telegramm des Reichskanzlers an Hindenburg Berfſn, 27. April. Reichskanzler Dr. Lu⸗ ther hat an Hindenburg folgendes Tele⸗ gramm geſandt: Als Erwählten für das höchſte Amt, das das deutſche Volk zu vergeben hat, Sie zu begrüßen, iſt mir als Reichskanz⸗ ler eine beſondere Ehre. Voll Dankbarkeit und Verehrung gedenke ich all deſſen, was Ihre Perſon und Ihr Name für unſer Vaterland in Zeiten höchſter Kraftauſtrengung und tief⸗ ſter Not bedeutet haben. Ich gebe der aufrich⸗ tigen Hoffnung Ausdruck, daß unter Ihrer Reichspräſidentſchaft das deutſche Volk durch wachſende Einigkeit im Innern erſtarken und daß auch ſein Wideraufſtieg im Kreiſe der an⸗ der Pölker auf den Bahnen friedlicher und gerechter Entwickelung entſcheidende Fort⸗ ſchritte machen wird. 5 Dr. Luther bei Hinvenburg. Berlin, 28. April. Reichskanzler Dr. Lu⸗ her bat ſich geſtern abend nach Hannover Dort wird heute ein Höflichkeits⸗ beſuch bei Hindenburg und eine vorläufige erſte Ausſprache über die politiſche Lage ſtatt⸗ finden. Wie der„Berl. Lok.⸗Anz.“ wiſſen will, ſoll dabei auch eine inoffizielle Fühlungnahme darüber erfolgen, wie die im Zuſammenhang mit der Neuwahl ſtehenden Fragen, z. B. die Art und Weiſe der Vereidigung und die Art des Einzugs in Berlin, die Beſetzung des Po⸗ ſtens des Staatsſekretärs uſw. geregelt wer⸗ den ſoll. Das Blatt glaubt, daß die Wahl Hindenburgs auf eine Perſönlichkeit aus den Kreiſen ſeiner bisherigen Umgebung fallen werde. Hindenburg in Potsdam? Berlin, 27. April. Die„Deutſche Zeitung“ behauptet in einem Artikel über Hindenburg, daß zwar noch nicht endgültig feſtſtehe, wo der neue Reichspräſident wohnen werde, aller Vorausſicht nach werde er in Potsdam ſei⸗ nen Wohnſitz nehmen, wo er bisher immer ge— weilt habe, wenn er nach Berlin kommen mußte. Hier würde auch eine des Reichspräſi⸗ denten würdige Unterbringung nicht ſchwierig ſein. Vielleicht denkt das alldeutſche Blatt da⸗ ran, den Präſidenten des Rechtsblocks in einem der Potsdamer Schlöſſer unterzubringen, wo er als Statthalter der Monarchie reſidieren könnte. Das wird aber doch wohl nicht eintre⸗ wirk⸗ lich Präſident ſein will, ſo wird er auch im Hauſe des Präſidenten, wo ſein Vorgänger gewohnt hat, Wohnung nehmen und arbeiten müſſen. 4 Die Aufnahme in den Völkerbundskreiſen. Cenk, 27. April. Die Beurteilung, die die Wahl Hindenburags zum Reichspröſidenten in den Völkerbundskreiſen findet, geht im allge- meinen dahin daß mit einem Peitritt Deutſch⸗ lands zum Völkerbund auf geraume Zeit kaum zu rechnen ſein dürfte, doch fehlen nicht ganz auch ſolche Stimmen, die meinen, die Reichs⸗ regierung einde nun eine beſonders verſtän⸗ digungsbereite Auslandspolitifß treiben, um die Befürchtungen, die die Präſideufſchakt der Generalfeldmarſchalls naturgemüß wachrufen werde, möglichſt zu zerſtreuen. Selhſt wenn das geſchehe, werde man jedoch mit einem ſtarken Mißtrauen des Auslandes gegenüber Deutſchland für längere Zeit zu rechnen haben. Immerhin hofft man vielfach, daß der Sieg Hindenburgs mehr als verſönſicher, enn ass ſolcher einer neuen nationaliſtiſch-militariſti⸗ ſchen Entwicklung Deutſchlands anzuſehen ſei. Man rechnet dabei auf die Uneinigkeit in den Rechtskreiſen, wie ſie ſogar während des Wahlkampfes wiederholt offenbar geworden iſt und auf ein beſſeres Zuſammengehen der republikaniſchen Parteien in der Zukunft. Die Preſſe und die Wahl. Berliner Preſſeſtimmen. Die„Germania“ ſagt, die Tatſache des Erfolges des Reichsblocks ſolle man aner⸗ kennen. Die Republik habe die Schlacht ver⸗ loren, ihre Anhänger aber hätten keinen Geund, entmutigt zu ſein, da der Vorſprung des Siegers vor den Unterlegenen äußerſt ge⸗ ring ſei. Das„Berliner Tageblatt“ ſieht in der Wahl Hindenburgs den Sieg der poli⸗ tiſchen Unreife, betont aber, daß der Sieg des Reichsblocks fragwürdig ſei, da er nur der Perſon Hindenburgs und nicht der Sache des Reichsblocks zu verdanken ſei. Für den„Vorwärts“ bedeutet die Wahl Hindenburgs keine Aenderung der repu⸗ blikaniſchen Verſaſſung, die die Mehrheit des Reichstages für ſich habe. Hindenburg ſei mit der Hilfe der Kommuniſten gewählt worden, und für die Sozialdemokratie ſei die nächſte Aufgabe die Abrechnung mit den Kommuni⸗ ſten. Die„Deutſche Zeitung“ führt aus, daß mit der Reichspröſidentſchaft Hinden⸗ burgs eine neue Zeit für Deutſchland begin⸗ nen und Würde und Ehre an die Stelle der Unterwürfigkeit treten würden. Die„Deutſche Allgemeine Zei⸗ tung“ betont vor allem die ſtärkere Wahl⸗ beteiligung und hebt hervor, daß das Partei⸗ kalkül des Volksblocks die Imponderabilien aus dem Spiel gelaſſen habe, die mit dem Namen Hindenburgs verknüpft und die ent⸗ ſcheidend ins Gewicht gefallen ſind. Auslandsſtimmen. Die franzöſiſche Preſſe. Paris, 27. April. Die Wahl Hin den⸗ bur gs wirp von der hieſigen Preſſe verſchie⸗ den, je nach der politiſchen Richtung, beurteilt. Die linksſtehenden Blätter ſind augenſcheinlich ſtark enttäuſcht, betonen jedoch, daß die Zahl der für Marx und Thälmann abgegebenen Stimmen die Zahl der Stimmen, die Hinden⸗ burg auf ſich zu vereinigen vermocht habe, überſteige, und daß das Wahlergebnis alſo nicht als Ausdruck einer monarchiſtiſchen Stimmung in Deutſchland gelten könne. Dem linksrepubl. Paris Soir“ er⸗ ſcheint die geſtrige Wahl als ein Zwiſchenfall in dem Kampf des demokratiſchen Deutſchland gegen die Reaktion. Der Erfolg Hindenburgs ſei ziemlich mager. Die Haltung der Kom⸗ muniſten, die ungeachtet der Ratſchläge Moskaus ihren eigenen Kandidaten beibehal⸗ ten hätten, habe viel zu dieſem, vielleicht nur ephemeren Sieg beigetragen. Das Blatt hat trotzdem Vertrauen in das demokratiſche Deutſchland, deſſen Tatkraft durch die Gefahr nur geſtärkt werden könne. Die„Information“ glaubt, daß die Wahl Hindenburgs keineswegs die deutſch⸗ franzöſiſche Annäherung und die Wiederher⸗ ſtellung der normalen Zuſtände in Europa fördern werde. Der Name allein, ſchreibt das „bedeute ein Programm, das der Nicht⸗ In dem Eintritt Deutſchlands in Völkerbund habe man einen Weg zur 2 erverſöhnung finden wollen, aber die Deutſchnationalen ſeien gegen dieſe Politik, die Deutſchland zu einer nochmaligen Anerken⸗ nung des gegenwärtigen Status in Europa führen würde. Alle Hypotheſen ſeien erlaubt, aber es ſei nunmehr das Sicherheitsproblem, das in erſter Linie die Politik Frankreichs, Belgiens, Polens und der Tſchechoſlowakei beſtimmen werde. Die rechtsſtehende Preſſe dagegen verbirgt kaum ihre Freude. Sie ſtellt mit Befriedigung feſt, daß die Annäherungspolitik nunmeh endgültig zuſammengebrochen ſei. Man müſſe die Wahl Hindenburgs nicht allzu tragiſch neh⸗ men, ſchreibt der„Intranſigeant“, der Sieg Marx würde auch nur halbwegs beruhi⸗ gend wirken, da auch Marx daraus keinen Hehl gemacht habe, daß er für eine Reviſion des Verſailler Vertrages und für die Anglie⸗ derung Oeſterreichs eintrete. Die Wahl Hin⸗ denburgs bedeute eine Klärung der Lage. Es komme vor allem darauf an, welche Stellung Hindenburg zu den Tagesproblemen einneh⸗ men werde. Der„Temps“ bezeichnet die Wahl Hin⸗ denburgs als eine Herausforderung an die Alliierten, an Europa und Amerika. Die Lage ſei nunmehr geklärt. Deutſchland habe ſich ſelbſt die Maske heruntergeriſſen, die manche an die Aufrichtigkeit ſeiner republikaniſchen und demokratiſchen Gefühle habe glauben laſ⸗ ſen. Hinter dieſer Maske ſehe man jetzt das Antlitz Hindenburgs, das davon zeuge, daß Deutſchland ſich ſelbſt treu geblieben ſei und ſeine kriegeriſchen Inſtinkte und ſeinen Willen 3 Macht nicht verleugne. Belgien. Brüſſel, 27. April. Die Wahl Hinden⸗ burgs hat die belgiſchen Freunde einer Ver⸗ ſöhnung mit Deutſchland ſehr niedergedrückt, die Nationaliſten dagegen zu ſcharfen Ausfäl⸗ len gegen Deutſchland ermuntert. „National Belge“ ſchreibt: Zwei⸗ fellos gibt es in Deutſchland vernünftige Leute, die die Idee der Wiederaufrichtung der Monarchie mit allen ihren Fehlern und den Unzulänglichkeiten ernſthaft abſchreckt. Aber diefe Minderheit iſt heute geſchlagen und eine unwiderſtehliche Anziehungskraft wird ihre Trümmer in die Arme der Mehrheit werfen, die Hindenburg gewollt hat, weil ſie den Kai⸗ ſer will, weil ſie den Krieg will. Sie hat heute ihren Hindenburg, wie ſie morgen ihren Kai⸗ ſer und ihren Krieg haben wird. Der linksliberale„Derniere Heure“ ſchreibt: Das Ereignis an ſich hat keine ent⸗ ſcheidende Bedeutung. Aber es wir Deutſch⸗ land in außergewöhnliche Verwirrung ſtürzen. Dann weiſt die Zeitung darauf hin, daß Hin⸗ denburg ſich für Friede und Republik habe er⸗ klären müſſen. Tſchechoſlowakei. N. b, 27. April. Die geſamte tſchechoſlo⸗ wakiſche Preſſe bezeichnet heute den Sieg Hin⸗ denburgs als einen Sieg der deutſchen Reak⸗ Wahl werde tion und als ein Ereignis von unüberſeh⸗ baren außenpolitiſchen Folgen. In dieſer Tonart machen weder die bürgerlichen noch die ſozialdemokratiſchen Blätter einen Unterſchied. Polen. Warſchau, 27. April. Ein Teil der pol⸗ niſchen Preſſe nimmt bereits zum Ergebnis der Reichspräſidentenwahl Stellung. So er⸗ klärt die nationaldemokratiſche„Gazetta Poranna“: Das deutſche Volk habe be ſchloſſen, mit ofſenen Karten zu ſpielen in der Ueberzeugung, ſo raſcher zum Ziele zu gelan⸗ gen. Vom Standpunkt der polniſchen Intereſ⸗ ſen aus geſehen, ſei die Wahl Hindenburgs nicht als Kataſtrophe aufzufaſſen, da nunmehr; ohne Zweifel die Weſtmächte eine Politik der rundf bisherigen grundſätzlichen Reviſion ihrer Haltung erwägen würden. In der wanſka“ ſchreibt Profeſſor Wendung Deutſchlands zur mit allen die wichtigſte Erſcheinung Deutſchland habe ſich in Stronſki: Dieſe Vergangenheit des das im letzten Jahre und vor allem in den letzten Monaten ſich entwickelt habe, das aber nun ins Stocken gekommen ſei. Im volksparteilichen„Echo zawfka“ heißt es: Für Polen ſei die Hindenburgs im Gegenſatz zu der von Marx ein freudiges Ereignis. den letzten Zeiten unter Warce⸗ Fat der Gefahr des Ga⸗ rantiepaktes gelebt. Nun würden die Verbün⸗ 1 deten verſtehen, daß im Weſen der Dinge ſich in Deutſchland ſeit dem Sturze Wilhelms 2. nichts geändert habe. Infolgedeſſen werde ſich im Weſten kein nüchterner Politiker finden, der ſich mit Hindenburg über den Garantiepakt un⸗ terhoſten werde. Der radikale ſchreibt: Der ſturzes in „TDurier Poranny“ n könnten noch nicht überblickt Die durch ſechs Jahre befolgte Politik ſächte ſtehe am Grabe ihrer trügeri⸗ ffnungen auf ein demokratiſches, repu⸗ 1 likaniſches und paziſiſtiſches Deutſchland. Amerikaniſche Stimmen. Die„New Pork World“, die unter den Newhorker Blättern als deutſchfreundlich⸗ wird, ſchreibt: Die Welt wird die 1 bezeichnet ö Wahl Hindenburgs als einen Sieg des Kriegs⸗ gedankens anſehen. Deutſchland ſtehen nun⸗ mehr zwei Wege offen: entweder es wählt zwiſchen dieſer Auslegung durch das Ausland und vermehrt ſeine inneren Schwierigkeiten, oder es vermeidet beides durch eine unmißver⸗ ſtändliche Feſtſtellung ſeiner Loyalität gegen⸗ über den republikaniſchen Prinzipien.“ Der Chefredakteur der Hearſtpreſſe, Artur Brisbane, rican“:„Hindenburg iſt ein herrlicher, alter Krieger, der ſo gut für die Führung einer mo⸗ dernen Republik geeignet iſt wie Tutancha⸗ mon. Er kandidiert als ein Vertreter der Hohenzollern.“ Der Handelsredakteur desſel⸗ ben Blattes erklärte, daß Deutſchland der An⸗ gelpunkt alles europäiſchen Geſchehens ſei, u. 1 daß die Wahl Hindenburgs für Amerika im⸗ mer unverſtändlich bleiben werde und die all⸗ gemeine europäiſche Geſchäftslage ungünſtig beeinfluſſen müſſe. Die ö blatt), die ſich mit der Haltung der amerika⸗ niſchen Bankiers befaßt, ſchreibt:„Es müßte ſchon ein ganz Bankier ſein, der Hindenburgs abwarten würde.“ In Leitartikel heißt es:„Deutſchland macht einen Kopfſprung ins Waſſer“ und erklärt die Wahl Hindenburgs damit, ten laſſen und nicht von ſeinem Verſtand.„Ein Reif wird dadurch auf die europäiſchen Hoff⸗ nungen fallen. Die Schwierigkeiten der eng⸗ liſchen Regierung, f den geſicherten Frieden zu finden, finanzielle und induſtrielle Geſundung Euro⸗ pas gearbeitet haben, werden nunmehr durch eine Periode der Rückſchläge und Zweifel an dem Gelingen gehen müſſen. Es wird nicht nötig ſein, daß die amerikaniſchen Bankiers extra bekannt geben, daß nun keine deutſchen Anleihen in Amerika aufgelegt werden.“ ö Die New Hork Herald and Tri⸗ bune“ bringt auf ihrer erſten Seite ein gro⸗ (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt Die elaſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung 15 für Inſerate und malten vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen 9 chriſtlich⸗nationalen„Wars za⸗ ſhren Eroberungsbeſtrebungen ſe! Augenblicks. nichts geändert. Die ſe 1 das deutſche Spiel erſchweren, Habe Polen doch in geſtrige Tag ſei ein Tag des internationalen Situation. ſchreibt im„New Pork Ame New York Times“(Handels⸗ verwegener amerikaniſcher 1 nicht die Folgen der Wahl einem daß das deutſche Volk ſich dabei von ſeinem Enthuſiasmus habe lein⸗ eine paſſende Formel für 3 werden ſich verdoppeln. Das franzöſiſche Mißtrauen gegen Deutſchland wird wachſen. Alle, die für eine beabſichtigt waren. ſtrengen Maßnahmen der Militärbehörden. 1 K rr g g N F es Bud Hindenvurgs mit der allpreußiſchen Pickelhaube und der deutſchen Ueberſchrift: „Hoch der Tag“. In dem Leitartikel erklärt das Blatt, Deutſchland wende ſich erneut zum Widerſtand und zu einer politiſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Fſolierung,„die letzten Endes nur Deutſchland ſelbſt ſchädigen wird.“ Deutſch⸗ land habe durch ſeine Wahl ſeine wirklichen inneren Gedanken enthüllt und habe den Mächten, die den Verſailler Vertrag unter⸗ zeichneten, gezeigt, daß ſie auf ihrer Hut ſein müßten. Die Wahl iſt nach dem Blatt eine Herausforderung an die Republik und eine Billigung der Politik der Nichterfüllung. ö Die„Chicago Tribune“ überſchreibt die Nachricht ihres Berliner Korreſpondenten von der Wahl Hindenburgs:„Deutſchland hat die Monarchie gewählt“, und bezeichnet Hindenburg als den Mann, der„den Stuhl für die Hohenzollern anwärmen ſoll“. Schwere Zuſammenſtöße in Durlach. Durlach, 27. April. Anläßlich der Präſi⸗ dentenwahl kam es am Sonntag in Durlach ju ſchweren Zuſammenſtößen. Im Laufe des Vormittags und Nachmittags durchfuhren Wagen mit Anhängern der rechtsſtehenden Irganiſationen und ſchwarz⸗weiß⸗roten Fah⸗ ten die Stadt. Bereits in Götzingen erfolgte in Angriff ſeitens des Reichsbanners. Als ie beiden Werbeautos auf der Rückkehr von karlsruhe wieder nach Durlach fahren woll— en, wurden ſie mit Pflaſterſteinen beworfen. Hierdurch wurde ein 17jähriger junger Mann otgeworfen und 8 Perſonen ſchwer verletzt. Einer der jungen Leute gab von dem Auto rei Schüſſe ab, durch die ein Gewerkſchafts⸗ ſekretär einen Unterſchenkelſchuß erhielt. Politiſche Umſchau. — Die Regierungskriſe in Belge. Die bel⸗ giſche Miniſterkriſe hat bis jetzt noch keine Fort ſchritte auf eine Löſung hin gemacht. Der Kö— nig beſprach mit verſchiedenen Politikern die po— litiſche Lage, ohne eine neue Entſcheidung zu treffen. Am Sonntag war der ehemalige Mini— ſterpräſident Graf de Broqueville, die Hoffnung der katholiſchen Reaktionäre, zum König berufen worden. Am Montag war es der liberale Ju— ſtizminiſter Maſſon und der Katholik Renkin. Die Liberale Partei hat ſich noch einmal ausdrücklich in einer Sitzung ihres Nationalrats gegen jeg— liche Regierungsbeteiligung feſtgelegt und auch die von katholiſchen Politikern»orgeſchlagene Hereinnahme außerparlamentariſcher Liberaler abgelehnt. — Neue Verhaftungen in Bulgarien. Die „Neue Freie Preſſe“ meldet aus Sofia: Die Unterſuchung des Attentats in der Kathedrale führte auch zur Entdeckung der Kanäle, durch die den agra⸗kommuniſtiſchen Verſchwörern die Geld— mittel zufloſſen. Es wurden drei bekannte Per— ſönlichkeiten der Finanz und Induſtrie, der Di⸗ rektor der Generalbank Kordovi, der Direktor der Balkanbank Lege und der Direktor der Baum- wollfabrik Finzi, verhaftet. Durch das Geſtänd⸗ nis zahlreicher Mitſchuldiger der Verſchwörer er— gab ſich, daß von den Agrarkommuniſten mehrere andere Attentate, teils in Sofia, teils in der Provinz, beſonders gegen das Parlamentshe⸗ bäude und das Hauptpoſt⸗ und Telegraphenamt, Der Plan ſcheiterte an den Die Kreditgewährung der Deutſchen Golddiskontbank. Berlin, 28. April. Die Deutſche Golddis⸗ ſontbank. die bekanntlich ſeit Ende Oktober vorigen Jahres ihre Kredite allmählich liqui⸗ diert und ihren damaligen Beſtand von Kre⸗ diten von etwa 14 Millionen auf nunmehr 3,2 Millionen Pfund Sterling herabgemindert hat, wird jetzt die Gewährung von Krediten an deutſche Exportintereſſenten wieder aufneh⸗ men. Für die neuen Geſchäfte ſind im allge meinen die alten Formen und Bedingungen maßgebend. Darüber hinaus werden auch Wechſel mit einer Laufzeit von mehr als drei Monaten angekauft werden, wenn es ſich um unmittelbar auf das Ausland bezogene reine Geſchäftswechſel handelt. Das Gleiche gilt für auf das Ausland lautende Wechſel mit nach⸗ gewieſener Unterlage von feſten Exportaufträ⸗ gen in ſolchen Fällen, in denen vom auslän⸗ diſchen Bezieher Akzept nicht zu erlangen iſt. Die Kredithöhe richtet ſich nach dem verein⸗ barten Zahlungsziel. Ueber 6 Monate wird aber in der Regel nicht, über 9 Monate über⸗ haupt nicht hinausgegangen werden. Die Kre⸗ ditgewährung der Bank erfolgt unter den Ge⸗ ſichtspunkten der Reichsbank. Die franzöſiſchen Schulden an England und Amerika. Paris, 27. April. Alle Anzeichen laſſen da⸗ rauf ſchließen, daß die gegenwärtige Regie⸗ rung entſchloſſen iſt, die Auslandsſchulden an England zu konſolidierren. In dieſem Zuſam⸗ menhang wird wahrſcheinlich Caillaux eine Reiſe nach London unternehmen und mit dem britiſchen Schatzkanzler Churchill Be⸗ ſprechungen haben. franzöſiſchen Schulden in England gelöſt ſein wird, ſoll ſich eine franzöſiſche Abordnung mit Caillaux an der Spitze nach Waſhington bege⸗ ben, um auch dort mit der amerikaniſchen Re⸗ gierung über die Schuldenfrage zu verhan⸗ deln. Im übrigen ſoll der Beſuch des franzö⸗ ſiſchen Botſchafters de Fleurian der Auf⸗ tatt zu franzöſiſch-engliſchen Beſprechungen ſein, die ſich auf die Entwaffnung Deutſch⸗ lands und die Räumung Kölns beziehen wer⸗ den. Man iſt der Anſicht, daß dieſe beiden Probleme zuerſt gelöſt werden müßten, bevor die Sicherheitsfrage Gegenſtand von inter⸗ nationalen Verhandlungen werden könnten. Aus Nah und Fern. Vom weſtlichen Odenwald, 27. April. Die Heidelbeerſträucher an den Bergab hingen ſtehen in voller Blüte und verſprechen eine reichliche Heidelbeerernte. Albersweiler, 27. April. Am Freitag ereignete ſſch hier ein ſchweres Autounglück. Das Auto des Rechtsanwalts Dr. C. Feibelmann aus Lan⸗ dau konnte infolge zu raſenden Fahrens die Kurve vor dem Hauſe Gieger nicht nehmen. Durch den Anprall und zu raſches Halten brach das eine Vorderrad und ſo überſchlug ſich der Wagen. Zwei Perſonen kamen unter die Trüm⸗ mer des völlig zerſtörten Wagen zu liegen, wäh⸗ rend eine dritte in hohem Bogen weggeſchleu⸗ dert wurde.. Schwerverletzt wurden die Verun— glückten durch die Sanitätsauto in das Kranken⸗ haus Landau gebracht. Düſſeldorf, 27. April. Seit einiger Zeit wur⸗ den in Düſſeldorfer, Kölner, Duisburger und Mülheimer Banken falſche amerikaniſche 100 Dol⸗ lar-Noten in Zahlung gegeben. Es handelt ſich um Noten der Serie 1922 mit dem Bild Bentons auf der Vorderſeite. Bei einer Düſſeldorfer Bank, der eine falſche Dollarnote zum Umwechſeln vor⸗ gelegt wurde, wurde dieſelbe als falſch erkann! und die Falſchgeldſtelle benachrichtigt. Die ſofor! eingeleiteten Ermittelungen ergaben, daß als Her. ſteller dieſer Noten der Kaufmann Franz Hange ſen. und der Kaufmann Franz Hange jun., beide nn ee Das 7 Das wandernde Licht. Von Auguſte Groner Copyright 1924 by Greiner u. Comp. Berlin W. 30. 1 Hatte er Leidenſchaften?“ Er war ein Büchernarr. Wir haben eine große Bibliothek im Hauſe. Der Großvater meines Schwagers hat ſie mit dem Schloß kauft. Sie können ſich denken, was für uralte Schmöker dabei ſind. Neues wurde wenig an⸗ geſchafft.“ „Da hat ſich Zantner alſo in die alten Schmöker vertieft?“ „Arme voll hat er ſich hierhergetragen und bis ſpät in die Nacht hinein geleſen. Na, ich weiß, wie viel Licht er verbraucht hat.“ „Hat er geſpielt? Hat er Schulden ge⸗ habt?“ „Nein, nein, er war im großen und gan⸗ zen ein recht braver Menſch.“ „Er iſt alſo nicht entlaſſen worden? Sel⸗ ber iſt er gegangen? Und nur auf Urlaub?“ „Ja, auf einen vierwöchigen Urlaub. Er hat es hier nicht mehr ausgehalten. Wie er ſich von mir verabſchiedete, machte er unter ande⸗ rem die Bemerkung, daß es Situationen gäbe, in denen man ſich am liebſten dem Teufel ver⸗ ſchreiben möchte. Seltſam, nicht wahr?“ „Sehr ſeltſam. Wann iſt er denn abge⸗ reiſt?“ „Am 12. Oktober nach Prag, wie er zu meinem Schwager ſagte.“ „So, nach Prag? und in Wien wurde er am 3. November ermordet.“ Noch einige Fragen wurden geſtellt und einige Antworten gegeben, dann erhob ſich der Detektiv mit der Frage:„Sonſt kann ich alſo hier nicht smehr über Zantner erfahren?“ Das Fräulein ſchüttelte den Kopf. Müller griff nach ſeinem Hut. 4 „Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein, für die erhaltenen Auskünfte.“ Wien fahrenden Zuge. Es wäre ihm lieber ge⸗ „Wollen Sie nicht eine Kleinigkeſt bei uns Wenn das Problem der Düſſeldorf verhaftet dieſe Noten in ihren Woh graphen Georg Schänzler f ge wobei letzterer ſein techniſches Können entfaltete Vorgenannte wurden von dem ſtellenloſen Bank⸗ beamten Joh. Hofmann aus Köln auf dieſe Idee gebracht, der ſpäter aus geſchaltet wurde, aber in, folge ſeiner Mitwiſſerſchaft Vorteile hatte. Hof⸗ mann und Schänzler wurden in Düſſeldorf in Gemeinſchaft mit Beamten der Kölner Falſchgeld⸗ ſtelle in Köln verhaftet. Die Falſikate wurder beschlagnahmt. 52 5 Weltſpiegel. :: Die Karriere eines Wunderkindes. Wi. aus Rom gemeldet wird, hat ein ſiebenjäh⸗ riger Knabe, Pietro Mazzini, nach einem Konzert in der königlichen Ohilharmoniſchen Aka⸗ demie das Ehrendiplom als Akademi ker erhalten. Italieniſche Zeitungen vergleichen ihn mit Mozart und bemerken, daß Mozart es vor 155 Jahren erſt im Alter von vierzehn Jah⸗ ren zur Würde eines Muſikakademikers gebracht hat. 1 :: Ein Rieſen⸗Schulknabe. Ein Rieſen ſchulknabe wurde aus der Volksſchule ſeine Heimatgemeind e entlaſſen. Der 13jährig⸗ Schüler beſitzt die erſtaunliche Größe von 1,7. Meter und man wird kaum fehlgehen, wenn man ihn als Deutſchlands größten Schul⸗ maben von heute bezeichnet. :: Die Witwe Zolas geſtorben. Die Witwe des berühmten franzöſiſchen Schriftſtellers Emile Zola iſt geſtern im Alter von 86 Jahren ge⸗ ſtorben. :: Ein„Titanic“ ⸗Ueberlebender in einem Tüm⸗ pel ertrunken. Der Engländer Oskar Palm: quiſt, ein Geretteter der„Titanic“⸗Kataſtrophe, wurde kürzlich durch Fiſcher in einer Waſſer lache tot aufgefunden. Man glaubt, daß er dez Nachts daran vorbeiſpazierte und hineingefallen iſt. :: Die größte Zeitung der Welt. Vor kurzem gaben die„Newyork Times“ die größte a itunas nummer beraus. die jemals die Motationsdruckmaſchinen verließ. Sie ſtellt m. ihren in 12 Sektionen eingeteilten 192 Seiten großen amerikaniſchen Formats faſt ein Lexikon dar. Die Auflage von 565 000 Exemplaren wiegt 875 000 Kilogramm. 5 Der Einbrecherſchreck von Bottrop. f Vor dem erweiterten Schöffengericht in Eſſen hatte ſich eine vielköpfige Einbrecher⸗ bande zu verantworten, die geraume Zeit hindurch die Bevölkerung in Bottrop und der Umgegend in Angſt und Schrecken gehalten hat. Der Anführer der gemeingefährlichen Ge⸗ ſellſchaft war der Fuhrmann Roolofs, ein mehrfach vorbeſtrafter Menſch, der in der Ver⸗ handlung den ſtupiden Mann zu ſpielen ſuchte. In der Hauptſache hatten es die Einbrecher auf die Ausplünderung der Geſchäftshäuſer abgeſehen. Von den zahlreichen nächtlichen Einbruchsdiebſtählen, die der Bande zur Laſt gelegt werden, ſeien hier nur einzelne er⸗ wähnt: Bei dem Kolonialwarenhändler Go len⸗ beck in Bottropp ſchnitten die Einbrecher ein Stück aus der Schaufenſterſcheibe und erbeu⸗ teten einen Poſten Speck, Schmalz und andere len einen Einbruch 1 a- li. lich die Kriminalpolizei ihnen auf die Spur kam. Auf vertraulichem Wege wurde der Po⸗ lizei hinterbracht, daß der Bergmann Kraizik nächtliche Diebesfahrten unternehme. Eine bei ihm vorgenommene Hausſuchung förderte aber Belaſtungsmaterial nicht zutage. Im Zu⸗ ſammenhang damit lenkte ſich der Diebſtahls⸗ verdacht auf den Bergmann Johann Happ, der verhaftet wurde. Allmählich wurde dann das ganze Einbrecherneſt bloßgelegt. Die Ein⸗ bruchsdiebſtähle hatten ſie zumeiſt in kleineren Gruppen verübt. Das Gericht verurteilte Roo⸗ lofs zu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehr⸗ verluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht, Kraizik zu 2 Jahren Gefängnis, Johann Happ zu 1 Jahr Gefängnis, König zu 7 Monaten, Bugla und Piha zu 1 Jahr 3 Monaten. War⸗ nuza zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverluſt und Matcaikzik wegen Beihilfe zu 1 Monat Gefängnis. Die Witwe Wagner und der Bergmann Heinrich Happ er⸗ zielten mangels Beweiſes Freiſprechung. Der wichtige Fund von Ur. Bei den Ausgrabungen, die von einer gemeinſchaftlichen engliſch⸗amerikaniſchen Ex⸗ pedition an der Stätte des alten Ur in Chal⸗ däa vorgenommen werden, hat man jetzt einen Fund ans Licht befördert, der wichtigſte, der bisher überhaupt gemacht iſt. Wie der Leiter der Grabungen, C. L. Woollmy, in der„Ti⸗ mes“ mitteilt, iſt es ein 5 Fuß breites und etwa 15 Fuß hohes Denkmal, eine Stele, die auf beiden Seiten mit einer Reihe von ge⸗ ſchichtlichen und ſymboliſchen Reliefbildern bedeckt iſt, die in horizontalen Reihen von un⸗ gleichen Höhen angeordnet ſind. Das Monu⸗ ment trug eine lange Inſchrift, die aber nur fragmentariſch erhalten iſt und auf der der 1 1 ö ö 0 Name des Königs fehlt. Glücklicherweiſe aber fand man auf einem Steinſtück, das die Ge⸗ wanddraperie einer ſonſt verlorenen Figur zeigt, den Namen von Ur⸗Engur eingemeißelt. und ſo konnte der Schöpfer dieſes Denkmals a. der Begründer der dritten Dynaſtie und als der Erbauer des großen Turmes von Ur, der berühmten Zigeen Die Trümmer, die für Stück unter deß Nin⸗Gak, der Gen vorgeholt wurden ö zen Denkmals. Ke überlieferten Verze ſind völlig verſchnh nur unzuſammen Aber im ganzen rühmten Geier⸗S Ueberreſt ſumeriſcht geworden iſt. Die König Ur⸗Engur e der Anlegung des Lande? ſich in de Jau der ung We un der If bringt ihr dasſelbe Opfer dar. Lebensmittel. In einem anderen Falle wollten 5 1 ſie nachts dem Schuhwarengeſchäft Lan d⸗ 1 Leiſt i ſcheidt am Oſtring in Bolkrop einen Be. Dien üer den ſuch abſtatten. Der Einbruch mißglückte. Die N 55 1 Burſchen hatten die Blendladen aufgeriſſen, 1100 e 0 als der Hund anſchlug, worauf die Einbrecher be den e die Flucht ergriffen. Einen weiteren Einbruch jetzt die Hausfrau erwachte. Müller verbeugte ſich. „Ich will mit dem nächſten Zug nach Wien zurück, und muß daher für Ihre Gaſtfreund⸗ ſchaft danken.“ Eine Stunde ſpäter ſaß er in einem nach weſen, wenn er im Abteil allein geweſen wäre. Aber diesmal hatte er einen Reiſegefährten, der ſehr geſprächig war. Es war ein Guts⸗ beſitzer aus der Gegend. Das intereſſierte Mül⸗ ler ſehr wenig. Etwas mehr Aufmerkſamkeit widmete er dem Plaudernden, als dieſer er⸗ wähnte, daß ſein Gut ganz nahe bei Brünn liege, daß er ein Nachbar des Fabrikanten Fellner ſei, in deſſen Familie er oft die Win⸗ terabend zubringe. f Und ganz teilnahmsvoll wurde Müller, als der gemütliche Herr das Waldſchloß als einen jener Familienbeſitze ſchilderte, die ſchon zu Maria Thereſias Zeiten in Blüte ſtanden und eine Heimſtätte wirklicher Vornehmheit waren. Der Siebenjährige Krieg hatte— ſo hörte Müller— die erſten Beſitzer des Waldſchloſſes hinweggefegt und eine Adelsfamilie aus Weſt⸗ falen hatte von da an im Waldſchloß gehauſt. Von dieſer, den Kolpings, ſei das Waldſchloß dann auf den Großvater des jetzigen Beſitzers übergegangen. Al sder Gutsbeſitzer bei dieſer Stelle ſei⸗ ner Erzählung angelangt war, griff Müller nach ſeinem Paletot, in den er raſch hinein⸗ fuhr, nach ſeinem Hute, den er eilig aufſetzte, und nach ſeiner Reiſetaſche. Der Gutsbeſitzer ſah ihn verwundert an. „Wollten Sie nicht nach Wien fahren?“ ſagte er. „Ja, freilich, aber ich ſteige hier ſchon aus. Ich muß eilen, der Zug hält ſchon.“ Damit war Müller ſchon draußen. „Das muß ein Narr ſein!“ murmelte der redſelige Gutsbeſitzer und ſchaute dem Davon⸗ ſtürmendem kopfſchüttelnd nach. Der Name Kolping, der ſoeben in Verbin⸗ genießen?“ ſagte das alte Fräulein. in der war, hatte Müller veranlaßt, die Fahrt nach Welche Lektüre Wien aufzugeben. Igeſagt haben mage Um die Zeit der Dämmerung ſtand er Gleich danach tig wieder vor der derzeitigen Herrin des Wald⸗ käſten heran, in ſchloſſes und ſagte:„Jetzt, gnädiges Fräulein, nach koſtbaren Büch bitte ich um Ihre Gaſtfreundſchaft, bitte ſogar, die andern frei auf daß Sie mir geſtatten, im Hauſe bleiben zu Bemerkung des Fl dürfen— und zwar über Nacht in der Biblio⸗ Ganz ſentimen thek. Ich finde vielleicht dort die Fortſetzung Einmal fand die Ihres Berichtes über Ulrich Zantner.“ wordenen Almanac Die alte Dame war erſtaunt, erfüllte aber Das hatte die Müllers Bitte. e eee rich Mie be Ats Als er nach einer Stunde in dem großen e enter dane Bibliothelzimmer allein war, bemerkte er mit par er ſehr ernſt. A e 1 j ür lich ihre Bedeutung B w ausmütterlich für ihn geſorgt f ee ti lich 1 0 1 ae Almanache alf war. re c eh N Im altertümlichen Kachelofen brannte ein 117 70 0 9101 mächtiger Holzklotz, die elektriſchen Lichter er⸗⸗ Hinler den hellten den ſchönen Raum bis in die fernſten dem Müller ſt 1% Winkel, auf einem Nebentiſch befand ſich ein oldene Titel n Samowar, der nur in Funktion geſetzt zu wer⸗ 5 ct 1 Münte den brauchte, und eine Zigarrenkiſte. Auch ein I nah 8 7 2 4 2 1 Bien gab 15 mit Kiſſen 1 0 ſchlug es auf. Als Müller dieſes betrachtete, dachte er! parc ese e will ich mir erſt die alten Schmöker der Kol⸗ geſchrieben: Als pings genau anſehen. Vielleicht hat einer von Freundin Albine ihnen dieſem unſeligen Zartner den Weg in liebenden Annette, ihr Wiener Familienhaus gewieſen. f elben Schrift: 9. Kapitel.„In unſeren Tagebüchern ſteht s In dieſer Nacht durfte ſich Müller über] Du, mein Albinchen, lange ſchon geſchrieben, Mangel an Phantaſie nicht beklagen. Er ſah] Gleich, wie in unſeren Herzen, daß wir ſtets den, den er als Toten kannte, jetzt als Leben.“ Und immerdar uns treulich lieben. den vor ſich, ſah ihn hier nach Büchern ſuchen, 5 a 5 nach einer Ablenkung von dem nüchternen Le-—Dieſe Verſe waren zwar keine Meiſter⸗ ben, dem er ſich tagsüber hinzugeben hatte, keiſtung, aber gaben ein richtiges Bild der der ein großer Mann hatte werden wollen Zeit, in der ſie entſtanden waren und in der und es nur zum Fabriksbuchhalter gebracht die Empfindeler ſich nich genug tun e hatte, er, der ſich nach Reichtum und Ljebe] Natürkich aus Tagebüchern hatte Zantner ſehnte und Beides nicht erlangen konnte. Er Kenninis von dem Heimlichketten der beiden ſah ihn, die Arme voll von Büchern, in ſein—— 70 deren Beſuch ihm ſo teuer zu ehen 8 kam. 106 e NF dung mit dem Naodſchlaß genannt worden TTT J%%C/õ—it Zimmer gehen und nächtelang leſend, fremdes Alſo nach Handſchriſten habe ich zu. Leben mitleben, weil ſein eigenes ſo arm V reizlas ma W be 10 bit ne, die auf beiden Seiten Stele erſcheint, ſcheint verſchiedene Male f der Liſte wiederholt worden zu ſein, wo⸗ auf der bei vielleicht immer ein Engel jeden der Haupt kanäle verſinnbildlichen ſollte. Jedenfalls iſt dieſe ganze Darſtellung für uns e Rei, u. die wundervolle Geſtalt des Engels iſt einzigartig in der meſopotamiſchen Kunſt. Andere Reliefbilder enthalten Opferſzenen, ſo z. B. zeigt eine zwei Männer, die einen Stier auf ihrem Rücken tragen, ſowie einen dritten, der den Kopf eines Geisbocks abge⸗ ſchnitten und, während er den Körper in 902 nen Armen hält, das Blut vom Halſe auf eine kleinere Geſtalt, wahrſcheinlich die eines Got⸗ des träufeln läßt. Andere Opfernde gießen Jaſſer vor einem pfeilerähnlichen Altar aus. Auf einem anderen Relief ſchlagen zwei Män⸗ ner luſtig auf eine große Trommel, auf einem dritten ſieht man eine Reihe von Gefangenen, wahrſcheinlich die Verherrlichung eines Sie⸗ ges von Ur⸗Engur. Am intereſſanteſten aber ind die Bilder, die den Bau des großen Turms darſtellen. In der oberſten Szene die⸗ ſer Abteilung des Denkmals ſieht man den Mondgott Nannar, der auf ſeinem Throne ſitzt und das Opfer des Herrſchers empfängt, der Waſſer auf eine mit Palmblättern verzierte ſchlanke Vaſe gießt. Auf der linken Seite, die⸗ ſer Darſtellung entſprechend, ſitzt die Gattin des Mondgottes Nin⸗Gal und der Herrſcher Beide Male ſteht hinter dem König eine Göttin, die ihm bei dem Opfer hilft. Nannar hält in ſeiner linken Hand eine Spitzhacke, und in ſeiner ausgeſtreckten rechten Hand hat er Meßſtab und Meßſchnur des Baumeiſters. Ur⸗Engur em⸗ pfängt ſo in einer Viſion von dem Gott ſelbſt den Befehl, ihm ein Haus zu bauen. In einem anderen nur fragmentariſch erhaltenen Relief führt einer der kleinen Götter den König vor Nannar, der dem Mondgott ſeine Bereitwil⸗ ligkeit zur Errichtung des Tempels erklärt. Der Herrſcher trägt auf ſeiner Schulter Spitz⸗ hacke und Korb, Zirkel, eine Maurerkelle aus Holz und den Löffel für den Mörtel, wie wenn er ſelbſt den erſten Stein für das Wert legen wollte. Hinter ihm kommt ein glatt⸗ rafterter Prieſter, der dem König die unge⸗ wohnte Laſt tragen hilft. In der Reihe darun⸗ ter war der Bau der Ziggurat ſelbſt darge⸗ ſtellt. Man ſieht auf einem Fragmente die Mauer des Turmes, gegen die Leitern ge⸗ ehnt ſind, auf denen Menſchen auf i nan nicht, ſo oft die Feuerung e Ho dächer? Zwar in den finſtern Wagen, die nur hie und da matt vom verglimmenden S ein der Deckenlampen beleuchtet waren, erſcholl das laute Singen, Schreien, Streiten der entlaufenen oder kurzerhand entlaſſenen Soldaten. Aber grollte und tobte in dem Lärm nicht auch eine dumpfe und grauenvolle Klage mit, die man nur übertönen konnte, wenn man recht aus vollem Halſe grölte? Es war lange nach Mitternacht, der Zug hätte ſchon ſeit Stunden in Ho enſtein ſein mü en. 0 er 18 hüllt un war immer nus eine trſib beleuchtete, winzige Station, noch 0 enhielt Har nicht e Weftalt? Sah f der Maſchine aufgeriſſen wurde, in dem lodernden roten Schein die unförmigen 1 ſich regen? Drückte nicht ein Berg von Enttäuſchung, fnungsloſigkeit und Erbitterung auf die knirſchenden Wagen⸗ e geben, den Anweſenden einige vergnügte Stunden zu bieten, Auch iſt den jungen Leuten Gelegenheit geboten, das Tanzbein zu ſchwingen. Alſo, wer die größten Keller Vlernheims noch nicht geſehen hat, der komme, ſehe und ſtaune! Auch wird ihn dort ein kühler Trunk von unſerem Brauereibeſitzer erwarten. Drum auf am 14. Juni zum ſchönen Kellerfeſt. Gemeinderatsſitzung zu Viernheim am Dienstag, den 28. April 1925. Die Tagesordnung der Gemeinderatsſitzung vom geſtrigen Abend umfaßte insgeſamt 10 Punkte, die eine verhältnismäßig flotte Erledi⸗ gung fanden. 1. Das Wappen der Gemeinde Viernheim. Vom Kreisamt liegt ein neuer Entwurf des Viernheimer Ortswappens vor: Oberes Feld heſſiſcher Löwe, unteres Feld links Mainzer Rad, rechts die goliſche Vier. Die ſeither ſich im Wappen befindliche Krone iſt fortgelaſſen. Dem Entwurf wird zugeſtimmt und dem Kreisamt die Ausführung überlaſſen. 2. Benennung von Straßen; hier Geſuch der Bewohner der Ernſt⸗Ludwig⸗ ſtraße um Beibehaltung des ſeitherigen Straßen⸗ namens. Bekanntlich wurde in der letzten Sitzung beſchloſſen, die Ernſt⸗Ludwigſtraße in Ebert⸗ ſtraße umzutaufen. Es liegt nun ein von den Bewohnern der Ernſt⸗Ludwigſtraße unterzeichnetes Geſuch vor um Beibehaltung des ſeitherigen Namens. Die vorgebrachten Gründe werden ſeltens des Gemeinderats als nicht ſtichhaltig angeſehen und der frühere Beſchluß aufrecht er⸗ halten mit der Maßgabe, die Straße ſtatt Ebertſtraße„Friedrich Ebert⸗Straße“ zu be⸗ nennen. 3. Geſuch des Geſang vereins Sängerbund hier um Erlaß der Luſtbarkeitsſteuer anläßlich ſeines 25jährigen Stiftungsfeſtes. Um die Richtlinien der aufgeſtellten Luxus⸗ ſteuer nicht zu durchbrechen, ſoll der Geſangverein Sängerbund mit der Zahlung einer Pauſchal⸗ umme abgefunden werden. Da ein ähnliches h des Männergeſangvereins vorliegt, ſo beſtimmt, daß bei ausgeſprochenen Känſtler⸗ 3 die Steuer entſprechend reduziert oll. Ausführung der im Wirt⸗ (splan für 1924 vorgeſehenen uren. die Aufforſtung des Waldgeländes am follte bekanntlich unterbleiben. Es iſt u Nachtragskredit von 300 Mk für 1924 pilligen. Im übrigen wird die Erledigung Angelegenheit ſelbſt noch bis zum Rech⸗ ahr 1926 zurückgeſtellt. „Sandgewinnung in der Ge⸗ de Viernheim. Plätze zur Sandgewinnung waren in der lache ſeither am Tivoli und an den ttsbückeln. Es ſteht der Gemeinde aber koch das Recht zu, an dem Fabrikgelände Firma Mönania Sand abzufahren. Die haltung der ſeitherigen Plätze wird gutge⸗ „auf die dritte Gelegenheit der Sandbe⸗ ng wird die Einwohnerſchaft aufmerkſam ht. Man möge ſich jeweils mit der Werk⸗ g wegen der Zeit, da man Sand abzufahren 1 verſtändigen. Der Viernheimer Waldre⸗ (rag von 1786. die Bürgermeiſterei hat Fühlung mit um⸗ den Orten wie Lorſch, Bürſtadt genommen. gerhältniſſe ſind dort in der Hauptſache h gelagert wie in Viernheim, nur ſind die ſtellen Objekte ſelbſt nicht ſo bedeutungsvoll as des Viernheimer Waldrezeſſes. eue Schritte können ein neues Aufwertungsgeſetz herauskommen wird. Aus dieſem Grunde will man auch vorerſt noch nicht den Landtag angehen. Es wird beſchloſſen, die Angelegenheit auf die übernächſte Sitzung zurückzuſtellen, da man hofft, daß bis zu dieſem Zeitpunkt das neue Aufwertungsgeſetz verab⸗ ſchiedet ſein wird. 7. Die Vermögensſteuerveran ⸗ lagung in der Gemeinde Viernheim. Auch dieſer Punkt iſt noch nicht ganz ſpruch⸗ reif und muß bis auf weiteres zurückgeſtellt werden. 8. Erbauung eines Polizei; amtes in Viernheim. Dieſer Punkt machte eine ſehr lange Debatte notwendig. Sofern die Gemeinde den alten Schulhausplatz ſowie einen Bauzuſchuß zur Er⸗ bauung eines Polizeiamtes zur Verfügung ſtellen will, iſt der Staat gewillt, es an dieſer Stelle zu errichten. Das Projekt iſt an ſich nicht ungünſtig. In das Polizetamt ſoll neben den Arreſtzellen auch eine Herberge für durchreiſende Wanderer eingebaut werden. Außerdem bekäme die Ge⸗ meinde mit dem verhältnismäßig geringen Zu⸗ ſchuß von 3000 Mark eine neue Wohnung zur Verfügung geſtellt. Auf der anderen Seite ſind die Bedenken, daß das Polizeiamt zu ſtark an die Peripherie geſchoben wird und nicht mehr zentral gelegen iſt, nicht zu zerſtreuen. Es iſt der Gedanke nicht ohne weiteres von der Hand zu weiſen, daß ein Ausbau des Spritzen⸗ hauſes zu einem Polizeiamt viel Raum ſchaffen würde, zumal die neuen Spritzen nicht mehr gut in der ſeitherlgen Remiſe untergebracht werden können. In dieſem Zuſammenhang wird auch der Erwerb von weiterem Baugelände von Gebr. Sternheimer diskutiert. Es zeigt ſich ſchließlich immer mehr, daß die Materie noch viel zu kompliziert iſt, und man beſchließt da⸗ her, einen Beſchluß erſt nach Rückſprache mit Herrn Baurat Ploch⸗Bensheim zu tätigen. Zu der Beſprechung mit Herrn Baurat Ploch ſoll auch die Baukommiſſion hinzugezogen werden und bei dieſer Gelegenheit alle Projekte noch⸗ mals in Erwägung gezogen werden. 9. Der gemein heitliche Faſel⸗ ſt all. Die Kommiſſion legt dem Gemeinderat eine Rentablitäsberechnung des Faſelſtalles vor. Der Gemeinderat nimmt hiervon Kenntnis und be⸗ ſchließt, Sorge tragen zu wollen, daß das vor⸗ handene Defizit ſich in Zukunft vermindern läßt. 10. Verſchiedenes. Die O. E. G. gibt Kenntnis, daß ſte bis 110 ihr Gelände am Bahnhof einfriedigen wird. Ein Antrag des Kinobeſitzers Fieger um unentgeltliche weitere Ueberlaſſung des Ver⸗ fügungsrechtes über die Plakatſäulen auf ein Jahr wird mit der Maßgabe zugeſtimmt daß der Ablauftermin alf den 1. Januar 1926 ver⸗ legt wird. Die Schulbehörde bittet um Inſtandſetzung der Schulhöfe in der Schillerſchule. Der Ge⸗ meinderat ſtimmt dem Antrag zu und überweiſt ihn zur weiteren Bearbeitung an die Bau⸗ kommiſſion. Von den Angrenzern des Mutter⸗Gottes⸗ Denkmals iſt ein Antrag eingegangen um Er⸗ neuerung der Einfriedigung durch die Gemeinde. Auch dieſer Antrag wird gutgeheißen. Damit ſich fahrendes Volk in Zukunft nicht mehr an der Bahnſtrecke am Wieſenweg herum⸗ treibt, ſoll dort eine Tafel mit den entſprechen⸗ den Anweiſungen angebracht werden. Damit war die öffentliche Sitzung erledigt. Schluß der öffentlichen Sitzung um ½11 Uhr. Mannheimer Gaſtſpiel der Hartung⸗Bühne. Wochenſpielplan: Samstag, 2. Mai: Premiere(Premieren⸗Abonnement); hohe Preiſe:„Der haarige Affe“ ein Schauſpiel alten und neuen Lebens in 8 Bildern von Eugene G. O'Neill, Anfang 8 Uhr Sonntag, 3. Mat:„Der haarige Affe“; hohe Preiſe, Anfang 8 Uhr en ſo? Es b lieder der ich mag.“ aus der Garniſon ſo brav geſchoſſen! häufiger freies Feld oder magerer Kiefernwald. Zuweilen blitzten und krachten die Gewehrſchüſſe trunkener Soldaten aufs Gerate⸗ wohl in die Nacht hinaus. Dann folgte wildes Gelächter und angſtvoller Aufſchrei aus Frauen⸗ und Kindermund. In einem der überfüllten Wagen vierter Klaſſe wollte gerade ein Soldat, der wie die Mehrzahl der andern einen aus weißem Papier geſchnittenen polniſchen Adler an der verſchoſſenen Feld- mütze trug, in dem unter den Stößen des Zuges hin und her wogenden Gedränge einen Streifen mit fünf Patronen in die geöffnete Kammer ſeines Gewehres einführen. Indeſſen kam er nicht dazu. Aus einer Ecke griff eine breite, ruhige Hand nach den Patronen und nahm ſie an ſich. Eine gelaſſene Stimme ſagte dazu:„Kamerad, es iſt nun genug, oder ich werf dich ſamt deiner Knarre aus dem Fenſter.“ Im Nu ſchäumte eine wilde Woge der Entrüſtung auf, viele Stimmen ſchrien polniſch und deutſch durcheinander, geballte riſſig Fäuſte fuchtelten dem ruhigen Mann, der die Abzeichen eines Sergeauten am Kragen der Feldbluſe trug, vor den hell⸗ blauen 1 615 herum. Der aber ſagte gelaſſen:„Was ſchreit ihr eibt doch bei dem, was ich geſagt habe. Hier ſitzt eine Frau, die ihren Mann aus dem Lazarett in Warſchau holen will, da drüben hockt eine andere mit zwei Kindern, ſie kommen ſchon aus Lothringen her und liegen die dritte Nacht auf der Bahn. Gebt Ruhe und laßt vor allem das Knallen ſein. Ihr habt doch draußen genug ſchießen können, ſo daß es reicht.“ „Du haſt uns nicht mehr zu befehlen“, ſchrie eine grelle Stimme ihm ins Geſicht,„das iſt nun vorbei! Ich ſchieße f „Junge“, erwiderte der Sergeant und lachte lautlos,„bleibe mir lieber vom Leibe! Mir ſcheint“, fuhr er fort,„du biſt nicht erausgekommen. du nur draußen m übrigen habe i habe nur geſagt, daß der erſte, der noch einmal mit der Knarre ſpielt, ſamt ihr zum Fenſter hinausfliegt.“ Es war ein drohendes Murren in ſeiner Stimme, trotzdem 1 bbnnen augenblicllch in der Sache nicht unternommen werden, da demnächſt Die Anfrage des Reichswahlleiters. Berlin, 27. April. Die Geſamtzahl d abgegebenen gültigen Stimmen be 0 362 393. Davon entfallen auf Hindenburg 14 648 773, Marx 13 760 089 und Thälmann 1 931635 Stimmen. Zerſplittert waren 21 896 Der Reichswahlleiter richtete be⸗ ceits heute an Hindenburg brieflich die Fra ob er die Wahl zum Reichspräfidenten an nehme, fall sder Reichswahlausſchuß die Wah anerkennt. f 9 f N Die Regierungserklärung Brauns. Berlin, 28. April. Heute wird im preu ſchen Landtage bekanntlich die Regierung erklärung des wiedergewählten Miniſterpräſi denten Braun abgegeben werden. Dem Ver⸗ nehmen nach wird Braun ſich auf eine verhält nismäßig kurze Erklärung beſchränken, an di ſich dann eine Debatte und die Abſtimmung über die Vertrauensfrage anſchließen werden Von den Beratungen in den Fraktionen wir es abhängen, ob die noch vorliegenden Auf löſungsanträge der Deutſchnationalen bezw der Kommuniſten auf eine der nächſten Tages ordnungen kommen und ob im Anſchluß ay ein etwaiges Mißtrauensvotum für Preußen die Parlamentsauflöſung und die Neuwahl herbeigeführt werden. 1 Vertagter Beleidigungsprozeß. Leipzig, 28. April. Die für heute in Aus ſicht genommene Prozeßverhandlung vor dem Staatsgerichtshof gegen Frhr. v. Forſt net u. Gen. wegen Beleidigung des verſtorbenen Neichspräſidenten Ebert iſt vertagt worden Ein Termin dafür iſt noch nicht feſtgeſetzt. Ebenſo ſteht noch nicht feſt, wann die Nach tragsverhandlungen zum Rathenauer Mord prozeß gegen den früheren Oberleutnant Brandt und den Fabrikbeſitzer Küchen meiſter ſtattfinden wird. Vertrauenserklärung für Raditſch. 5 Belgrad, 27. April. Der Zentralausſchu der kroatiſchen Raditſch⸗Partei billigte geſterſ in Agram die von Paul Raditſch im Po lament abgegebene Loyalitätserklärung, drück Raditſch ihr Vertrauen aus, ſagte ſich jedoch formell von der bäuerlichen Internationale loß 1 15 Wetterbericht. Meiſt wolkig bis bedech »eitweiſe Niederſchläge, Winde aus vorherrſchend weſtlichen bis nördlichen Richtungen, kühl. 7 2 0 5 44 Waren und Märkte. Mannheimer Produktenbörſe. 5 Die neuen Rückgänge an den amerikaniſcher Terminbörſen haben die etwas günſtigere Stim mung wieder zum Erliegen gebracht. Der Markt verkehrte in größeren Umſätzen. Einiges Inte reſſe erhielt ſich für Hafer, weil ſolcher vo Bayern und Württemberg für Exportzwecke ver kauft wird und man hier die feinen amerikani⸗ ſchen Haferarten dagegen kauft. Man verlang für die 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 24, ausl. 28 bis 30,5: Roggen inl. 23 big 23,5, ausl. 23.5 bis 24; Hafer inl. 19 bis 205 ausl. 19 bis 22,5; Braugerſte 27 bis 20; Futter gerſte 19 bis 22; Mais mit Sack 21 Mark. Daß Mehlgeſchäft blieb weiter klein. Verlangt wur den für die 100 Kilo Weizenmehl Spezial 0 36, bis 37,75; Brotmehl 27,50 bis 28,75; Roggen mehl 30,5 bis 31,5. Bei öffentlichen Serkäufen wurden für die 100 Kilo Weizenmehl bezahl 35,5: Roggenmehl 27,60 Mark, Weizenbrotmeh 22,40 und 22,80 Mark. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Mannheimer Viehmarkt waren zugef und wurden per 50 Kilo Lebendgewicht geht delt: 215 Ochſen 30 bis 57, 91 Bullen 42 bis 557 Kühe und Rinder 10 bis 58, 500 Kälber bis 80, 2141 Schweine 50 bis 61, 26 Schafe oh. Notiz. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelm ßig, geräumt; mit Kälbern ruhig, langſam ge⸗ räumt, mit Schweinen ruhig, kleiner Ueberffand 1 ihm. oviel. nichts zu befehlen. Ich „Einer hat die Notbremſe gezogen Wagenwände. Andreas Jung ballt⸗ die Ja Frauen aufſchrien. Aber auch die Soldaten, die noch im waren, ſchienen jetzt ernüchtert. Lei N i etroffen werden konnen, meinten ſie, und überhaupt ſei d chießen ein Unfug.. A i ſie ſehr ruhig blieb. Die Schreier wurden unſicher. Einer rief auf polniſch:„Spart nur die Patronen bis zur Abrechnung mit dem preußiſchen Hundeblut!“ 1 Der Sergeant wendete angewidert den Kopf ab und ah durch die zerſchlagene Fenſterſcheibe in das eintönige Land hinaus. Zuweilen leuchtete draußen der bleiche Stamm einer Birke auf, ein Licht erglomm trübe in der Ferne. Irgendwo krähte ſchon ein Hahn. Da wurde er aus ſeinem Nachſinnen von einem johlenden Gelächter aufgeſchreckt. 5 F, 70 ſagte die Frau neben Der junge Soldat, dem der Sergeant erher den Patronen ſtreifen fortgenommen hatte, ſah ſich triumphie rend um, als die Lokomotive einen langen Pfiff ausſtieß une on Bremſer anzogen. Er hatte, gleich zwei Kameraden, den Torniſter auf⸗ gehängt, bereit zum Ausſteigen. Er rief in das zuſtimmende Lachen der übrigen:„ „Soll der Zug anhalten, wenn ich will! Von hier bin ich in zehn Minuten zu Hauſe, von der Station iſt es eine Stunde Auf Wiederſehen, Hundsblut!“ johlte er Andreas Jung, dem Sergeanten, zu, als der Zug mit einem Achzen hielt. Der Ser⸗ geant wendete gleichgültig den Kopf ab. Draußen liefen die Schaffner hin und her. aus. Man hörte Schimpfen und. b flüchtig durchs Fenſter hinein und ſagte entſchuldigend zu dem Sergeanten:„Es iſt nichts mit ihnen anzufangen, ſie ſind a Rand und Band.“ Wie aber der Zug ſchon wieder anfuhr, knallten drauß in ſchneller Folge einige Schüſſe. Eine 18 5 dee ee ie drei Soldaten ſtiegen ſchwerfäll luchen, ein Bahnbeamter ft 1 Dei 8055 äuſte, in di gel 17 Leicht hätte einer von ih zes Bild Hindenvurgs ickelhaube und „Hoch der Tag“. das Blatt, Deutſchland wende ſich erneut zum Widerſtand und zu einer politiſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Isolierung,„die letzten Endes nur deutſchland ſelbſt ſchädigen wird.“ Deutſch⸗ land habe durch ſeine Wahl ſeine wirklichen inneren Gedanken enthüllt und habe den Mächten, die den Verſailler Vertrag unter⸗ zeichneten, gezeigt, daß ſie auf ihrer Hut ſein müßten. Die Wahl iſt nach dem Blatt eine Herausforderung au die Republik und eine Billigung der Politik der Nichterfüllung. Die„Chicago Tribune“ überſchreibt die Nachricht ihres Berliner Korreſpondenten von der Wahl Hindenburgs:„Deutſchland hat die Monarchie gewählt“, und bezeichnet Hindenburg als den Mann, der„den Stuhl, für die Hohenzollern anwärmen ſoll“. der deutſchen Ueberſchrift: Schwere Zuſammenſtöße in Durlach. Durlach, 27. April. Anläßlich der Präſi⸗ dentenwahl kam es am Sonntag in Durlach u ſchweren Zuſammenſtößen. Im Laufe des Vormittags und Nachmittags durchfuhren Wagen mit Anhängern der rechtsſtehenden Irganiſationen und ſchwarz-weiß⸗roten Fah⸗ len die Stadt. Bereits in Götzingen erfolgte in Angriff ſeitens des Reichsbanners. Als ie beiden Werbeautos auf der Rückkehr von karlsruhe wieder nach Durlach fahren woll⸗ en, wurden ſie mit Pflaſterſteinen beworfen. dierdurch wurde ein 17jähriger junger Mann otgeworfen und 8 Perſonen ſchwer verletzt. Einer der jungen Leute gab von dem Auto zrei Schüſſe ab, durch die ein Gewerkſchafts⸗ ſekretär einen Unterſchenkelſchuß erhielt. Politiſche Umſchau. — Die Regierungskriſe in Belg. n. Die bel⸗ giſche Miniſterkriſe hat bis jetzt noch keine Fort⸗ ſchritte auf eine Löſung hin gemacht. Der Kö⸗ nig beſprach mit verſchiedenen Politfkern die po— litiſche Lage, ohne eine neue Entſcheidung zu treffen. Am Sonntag war der ehemalige Mini⸗ ſterpräſident Graf de Broqueville, die Hoffnung der katholiſchen Reaktionäre, zum König berufen worden. Am Montag war es der liberale Ju— ſtizminiſter Maſſon und der Katholik Renkin. Die Liberale Partei hat ſich noch einmal ausdrücklich in einer Sitzung ihres Nationalrats gegen jeg— liche Regierungsbeteiligung feſtgelegt und auch die von katholiſchen Politikern worgeſchlagene Hereinnahme außerparlamentariſcher Liberaler abgelehnt. — Neue Verhaftungen in Bulgarien. Die „Neue Freie Preſſe“ meldet aus Sofia: Die Unterſuchung des Attentats in der Kathedrale führte auch zur Entdeckung der Kanäle, durch die den agra⸗kommuniſtiſchen Verſchwörern die Geld— mittel zufloſſen. Es wurden drei bekannte Per⸗ ſönlichkeiten der Finanz und Induſtrie, der Di⸗ rektor der Generalbank Kordovi, der Direktor der Balkanbank Lege und der Direktor der Baum wollfabrik Finzi, verhaftet. Durch das Geſtänd⸗ nis zahlreicher Mitſchuldiger der Verſchwörer er— gab ſich, daß von den Agrarkommuniſten mehrere andere Attentate, teils in Sofia, teils in der Provinz, beſonders gegen das Parlamentshe⸗ bäude und das Hauptpoſt⸗ und Telegraphenamt, beabſichtigt waren. Der Plan ſcheiterte an den ſtrengen Maßnahmen der Militärbehörden. 1 0 Die Kreditgewährung 5 der Deutſchen 5 Golddiskontbank. Berlin, 28. April. Die Deutſche Golddis⸗ (bontbant. die bekanntlich mit der altpreußiſchen In dem Leitartikel erklärt ſeit Ende Oktober borigen Jahres ihre Kred mä diert und ihren damaligen Beſtand diten von etwa 14 Millionen auf nunmehr 3,2 Millionen Pfund Sterling herabgemindert hat, wird jetzt die Gewährung von Krediten an deutſche Exportintereſſenten wieder aufneh⸗ men. Für die neuen Geſchäfte ſind im allae meinen die alten Formen und Bedingungen maßgebend. Darüber hinaus werden auch Wechſel mit einer Laufzeit von mehr als drei Monaten angekauft werden, wenn es ſich um unmittelbar auf das Ausland bezogene reine Geſchäftswechſel handelt. Das Gleiche gilt für auf das Ausland lautende Wechſel mit nach⸗ gewieſener Unterlage von feſten Exportaufträ⸗ gen in ſolchen Fällen, in denen vom auslän⸗ diſchen Bezieher Akzept nicht zu erlangen iſt. Die Kredithöhe richtet ſich nach dem verein⸗ barten Zahlungsziel. Ueber 6 Monate wird aber in der Regel nicht, über 9 Monate über⸗ haupt nicht hinausgegangen werden. Die Kre⸗ ditgewährung der Bank erfolgt unter den Ge⸗ ſichtspunkten der Reichsbank. ö Die franzöſiſchen Schulden an England und ö Amerika. Paris, 27. April. Alle Anzeichen laſſen da⸗ rauf ſchließen, daß die gegenwärtige Regie- rung entſchloſſen iſt, die Auslandsſchulden an England zu konſolidierren. In dieſem Zuſam⸗ menhang wird wahrſcheinlich Caillaux eine Reiſe nach London unternehmen und mit dem britiſchen Schatzkanzler Churchill Be⸗ ſprechungen haben. franzöſiſchen Schulden in England gelöſt ſein wird, ſoll ſich eine franzöſiſche Abordnung mit Caillaux an der Spitze nach Waſhington bege⸗ ben, um auch dort mit der amerikaniſchen Re⸗ gierung über die Schuldenfrage zu verhan⸗ deln. Im übrigen ſoll der Beſuch des franzö⸗ ſiſchen Botſchafters de Fleurian der Auf⸗ tatt zu franzöſiſch-engliſchen Beſprechungen ſein, die ſich auf die Entwaffnung Deutſch⸗ lands und die Räumung Kölns beziehen wer⸗ den. Man iſt der Anſicht, daß dieſe beiden Probleme zuerſt gelöſt werden müßten, bevor die Sicherheitsfrage Gegenſtand von inter⸗ nationalen Verhandlungen werden könnten. Aus Nah und Fern. Vom weſtlichen Odenwald, 27. April. Die Heidelbeerſträucher an den Bergab hungen ſtehen in voller Blüte und verſprechen eine reichliche Heidelbeerernte. Albersweiler, 27. April. Am Freitag ereignete ſſch hier ein ſchweres Autounglück. Das Auto des Rechtsanwalts Dr. C. Feibelmann aus Lan⸗ dau konnte infolge zu raſenden Fahrens die Kurve vor dem Hauſe Gieger nicht nehmen. Durch den Anprall und zu raſches Halten brach das eine Vorderrad und ſo überſchlug ſich der Wagen. Zwei Perſonen kamen unter die Trüm⸗ mer des völlig zerſtörten Wagen zu liegen, wäh⸗ rend eine dritte in hohem Bogen weggeſchleu⸗ dert wurde. Schwerverletzt wurden die Verun⸗ glückten durch die Sanitätsauto in das Kranken⸗ haus Landau gebracht. Düſſeldorf, 27. April. Seit einiger Zeit wur⸗ den in Düſſeldorfer, Kölner, Duisburger und Mülheimer Banken falſche amerikaniſche 100 Dol⸗ lar⸗Noten in Zahlung gegeben. Es handelt ſich um Noten der Serie 1922 mit dem Bild Bentons auf der Vorderſeite. Bei einer Düſſeldorfer Bank, det eine falſche Dollarnote zum Umwechſeln vor⸗ gelegt wurde, wurde dieſelbe als falſch erkann und die Falſchgeldſtelle benachrichtigt. Die ſofor eingeleiteten Ermittelungen ergaben, daß als Her, ſteller dieſer Noten der Kaufmann Franz Hange ſen. und der Kaufmann Franz Hange jun., beide nn * Von Auguſte Groner a Copyright 1924 by Greiner u. Comp. 05 5 Berlin W. 30. Hatte er Leidenſchaften?“ Er war ein Büchernarr. Wir haben eine Der Großvater große Bibliothek im Hauſe. 5 meines Schwagers hat ſie mit dem Schloß 5 kauft. Sie können ſich denken, was für uralte Schmöker dabei ſind. Neues wurde wenig an⸗ j geſchafft.“ „Da hat ſich Zantner alſo in die alten Schmöker vertieft?“ „Arme voll hat er ſich hierhergetragen und bis ſpät in die Nacht hinein geleſen. Na, ich weiß, wie viel Licht er verbraucht hat.“ „Hat er geſpielt? habt?“ zen ein recht braver Menſch.“ ber iſt er gegangen? Und nur auf Urlaub?“ HR r KK ſchreiben möchte. Seltſam, nicht wahr?“ reiſt?“ meinem Schwager ſagte.“ am 3. November ermordet.“ hier nicht smehr über Zantner erfahren?“ Das Fräulein ſchüttelte den Kopf. Müller griff nach ſeinem Hut. Nr rr die erhaltenen Auskünfte.“ — Das wandernde Lich. Hat er Schulden ge⸗ „Nein, nein, er war im großen und gan⸗ und „Er iſt alſo nicht entlaſſen worden? Sel⸗ „Ja, auf einen vierwöchigen Urlaub. Er hat es hier nicht mehr ausgehalten. Wie er ſich von mir verabſchiedete, machte er unter ande rem die Bemerkung, daß es Situationen gäbe, in denen man ſich am liebſten dem Teufel ver⸗ „Sehr ſeltſam. Wann iſt er denn abge⸗ „Am 12. Oktober nach Prag, wie er zu „So, nach Prag? und in Wien wurde er Noch einige Fragen wurden geſtellt und einige Antworten gegeben, dann erhob ſich der ſagte er. Detektiv mit der Frage:„Sonſt kann ich alſo „Wollen Sie nicht eine Kleinigkeſt bei uns genießen?“ ſagte das alte Fräulein. in der Wenn das Problem der dieſe N graphen Ge Schänz wobei letzterer ſ eln technisches Können entfaltete Vorgenannte wurden von dem ſtellenloſen Bank; beamten Joh. Hofmann aus Köln auf dieſe Ide⸗ gebracht, der ſpäter aus geſchaltet wurde aber in, folge ſeiner Mitwiſſerſchaft Vorteile hatte. Hof⸗ mann und Schänzler wurden in Düſſeldorf in Gemeinſchaft mit Beamten der Kölner Falſchgeld⸗ ſtelle in Köln verhaftet. Die Falſikate wurder beſchlagnahmt. 0 Weltſpiegel. :: Die Karriere eines Wunderkindes. Wi aus Rom gemeldet wird, hat ein ſiebenjäh⸗ riger Knabe, Pietro Mazzini, nach einem Konzert in der königlichen Ohilharmoniſchen Aka⸗ demie das Ehrendiplom als Akademi⸗ ker erhalten. Italieniſche Zeitungen vergleichen ihn mit Mozart und bemerken, daß Mozart es vor 155 Jahren erſt im Alter von vierzehn Jah⸗ ren zur Würde eines Muſikakademikers gebracht hat. :: Ein Rieſen⸗Schulknabe. Ein Rieſen ſchulknabe wurde aus der Volksſchule ſeine Heimatgemeind e entlaſſen. Der 13jährig⸗ Schüler beſitzt die erſtaunliche Größe von 1,7 Meter und man wird kaum fehlgehen, wenn man ihn als Deutſchlands größten Schul⸗ maben von heute bezeichnet. :: Die Witwe Zolas geſtorben. Die Witwe des berühmten franzöſiſchen Schriftſtellers Emile Zola iſt geſtern im Alter von 86 Jahren ge; ſtorben. f :: Ein„Titanic“ ⸗Ueberlebender in einem Tüm⸗ pel ertrunken. Der Engländer Oskar Pal m⸗ quiſt, ein Geretteter der„Titanic“⸗Kataſtrophe, wurde kürzlich durch Fiſcher in einer Waſſer;! lache tot aufgefunden. Man glaubt, daß er des Nachts daran vorbeiſpazierte und hineingefallen iſt. :: Die größte Zeitung der Welt. Vor kurzem gaben die„Newyork Times“ die größte aeituuaadnummer heraus. die jemals die ototarionsdruckmaſchinen verließ. Sie ſtellt m. ihren in 12 Sektionen eingeteilten 192 Seiten großen amerikaniſchen Formats faſt ein Lexikon 4 dar. Die Auflage von 565000 Exemplaren wiegt 875 000 Kilogramm. Der Einbrecherſchreck von Bottrop. ö Vor dem erweiterten Schöffengericht in Eſſen hatte ſich eine vielköpfige Einbrecher⸗ bande zu verantworten, die geraume Zeit hindurch die Bevölkerung in Bottrop und der Umgegend in Angſt und Schrecken gehalten hat. Der Anführer der gemeingefährlichen Ge⸗ ſellſchaft war der Fuhrmann Roolofs, ein mehrfach vorbeſtrafter Menſch, der in der Ver⸗ handlung den ſtupiden Mann zu ſpielen ſuchte. In der Hauptſache hatten es die Einbrecher auf die Ausplünderung der Geſchäftshäuſer abgeſehen. Von den zahlreichen nächtlichen Einbruchsdiebſtählen, die der Bande zur Laſt gelegt werden, ſeien hier nur einzelne er⸗ wähnt: Bei dem Kolonialwarenhändler Go len⸗ beck in Bottropp ſchnitten die Einbrecher ein Stück aus der Schaufenſterſcheibe und erbeu⸗ teten einen Poſten Speck, Schmalz und andere Lebensmittel. In einem anderen Falle wollten ſie nachts dem Schuhwarengeſchäft Land⸗ ſcheidt am Oſtring in Bottrop einen Be⸗ ſuch abſtatten. Der Einbruch mißglückte. Die Burſchen hatten die Blendladen aufgeriſſen, als der Hund anſchlug, worauf die Einbrecher die Flucht ergriffen. Einen weiteren Einbruch ich ein Engel. der vom Himmel ernie jetzt die Hausfrau erwachte. Müller verbeugte ſich. „Ich will mit dem nächſten Zug nach Wien zurück, und muß daher für Ihre Gaſtfreund⸗ ſchaft danken.“ Eine Stunde ſpäter ſaß er in einem nach Wien fahrenden Zuge. Es wäre ihm lieber ge⸗ weſen, wenn er im Abteil allein geweſen wäre. Aber diesmal hatte er einen Reiſegefährten, der ſehr geſprächig war. Es war ein Guts⸗ beſitzer aus der Gegend. Das intereſſierte Mül⸗ ler ſehr wenig. Etwas mehr Aufmerkſamkeit widmete er dem Plaudernden, als dieſer er⸗ wähnte, daß ſein Gut ganz nahe bei Brünn liege, daß er ein Nachbar des Fabrikanten Fellner ſei, in deſſen Familie er oft die Win⸗ terabend zubringe. 5 Und ganz teilnahmsvoll wurde Müller, als der gemütliche Herr das Waldſchloß als einen jener Familienbeſitze ſchilderte, die ſchon zu Maria Thereſias Zeiten in Blüte ſtanden eine Heimſtätte wirklicher Vornehmheit waren. Der Siebenjährige Krieg hatte— ſo hörte Müller— die erſten Beſitzer des Waldſchloſſes hinweggeſegt und eine Adelsfamilie aus Weſt⸗ falen hatte von da an im Waldſchloß gehauſt. Von dieſer, den Kolpings, ſei das Waldſchloß dann auf den Großvater des jetzigen Beſitzers übergegangen. 5 Al Sder Gutsbeſitzer bei dieſer Stelle ſei⸗ ner Erzählung angelangt war, griff Müller nach ſeinem Paletot, in den er raſch hinein⸗ fuhr, nach ſeinem Hute, den er eilig aufſetzte, und nach ſeiner Reiſetaſche. Der Gutsbeſitzer ſah ihn verwundert an. „Wollten Sie nicht nach Wien fahren?“ „Ja, freilich, aber ich ſteige hier ſchon aus. Ich muß eilen, der Zug hält ſchon.“ Damit war Müller ſchon draußen. „Das muß ein Narr ſein!“ murmelte der „Ich danke Ihnen, gnädiges Fräulein, für redſelige Gutsbeſitzer und ſchaute dem Davon⸗ ſtürmendem kopfſchüttelnd nach. Der Name Kolping, der ſoeben in Verbin⸗ len lich kam. Auf vertraulichem Wege wurde der Po lizei hinterbracht, daß der Bergmann Fraizik nächtliche Diebesfahrten unternehme. Eine bei ihm vorgenommene Hausſuchung förderte aber Belaſtungsmaterial nicht zutage. Im Zu⸗ ſammenhang damit lenkte ſich der Diebſtahls⸗ verdacht auf den Bergmann Johann Happ, der verhaftet wurde. Allmählich wurde dann das ganze Einbrecherneſt hloßgelegt. Die Ein⸗ bruchs diebſtähle hatten ſie zumeiſt in kleineren Gruppen verübt. Das Gericht verurteilte Roo⸗ lofs zu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehr⸗ verluſt und Stellung unter Polizeiauſſicht, Kraizik zu 2 Jahren Gefängnis, Johann Happ zu 1 Jahr Gefängnis, König zu 7 Monaten, Bugla und Piha zu 1 Jahr 3 Monaten, War⸗ nuza zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverluſt und Matcaikzik wegen Beihilfe zu 1 Monat Gefängnis. Die Witwe Wagner und der Bergmann Heinrich Happ er⸗ zielten mangels Beweiſes Freiſprechung. Der wichtige Fund von Ur. Bei den Ausgrabungen, die von einer gemeinſchaftlichen engliſch⸗amerikaniſchen Ex⸗ pedition an der Stätte des alten Ur in Chal⸗ däa vorgenommen werden, hat man jetzt einen Fund ans Licht befördert, der wichtigſte, der bisher überhaupt gemacht iſt. Wie der Leiter der Grabungen, C. L. Woollmy, in der„Ti⸗ mes“ mitteilt, iſt es ein 5 Fuß breites und etwa 15 Fuß hohes Denkmal, eine Stele, die auf beiden Seiten mit einer Reihe von ge⸗ ſchichtlichen und ſymboliſchen Reliefbildern bedeckt iſt, die in horizontalen Reihen von un⸗ gleichen Höhen angeordnet ſind. Das Monu⸗ ment trug eine lange Inſchrift, die aber nur fragmentaäriſch erhalten iſt und auf der der Name des Königs fehlt. Glücklicherweiſe aber fand man auf einem Steinſtück, das die Ge⸗ wanddraperie einer ſonſt verlorenen Figur zeigt, den Namen von Ur⸗Engur eingemeißelt. und ſo konnte der Schöpfer dieſes Denkmals a.? der Begründer der dritten Dynaſtie und als der Erbauer des großen Turmes von Ur, der berühmten Ziggurat, feſtgeſtellt werden Die Trümmer, die von den Ausgräbern Stüc für Stück unter den Mauern des Tempels von Nin⸗Gak, der Gemahlin des Mondgottes, her⸗ vorgeholt wurden, bilden nur Teile des gan⸗ zen Denkmals. Keines der in den Inſchriften überlieferten Verzeichniſſe iſt vollſtändig, viele ſind völlig verſchwunden, von den meiſten ſind nur unzuſammenhängende Stücke vorhanden. Aber im ganzen iſt dieſe Ste“ teben der be⸗ rühmten Geier⸗Stele des ere der koſtbarſte Ueberreſt ſumeriſcher der bisher bekannt geworden iſt. Die ſchildern die Sorge König Ur⸗Engur? een Volk, wie ſie ſich in der Anlegune Kanälen zur Bewäſſerung des Lande a und ſeine Frömmigkeit, die ſich in de: au der großen Ziggurat von Ur, der N ung des Mondgottes, offenbart. W. der Inſchrift erhalten iſt, beſchränkt auptſächlich auf eine Liſte der Kanäle, die i dem Herrſcher angelegt wurden. Dieſe eine Leiſtung iſt in einer ſehr merkwürdigen Zzene über dem oberſten Regiſter des Denk⸗ nals veranſchaulicht. Der König ſteht in einer betenden Haltung vor der ſitzenden Geſtalt es Gottes, und über ſeinem Haupte befindet — F war, hatte Müller veranlaßt, die Fahrt nach Wien aufzugeben. Um die Zeit der Dämmerung ſtand er wieder vor der derzeitigen Herrin des Wald⸗ ſchloſſes und ſagte:„Jetzt, gnädiges Fräulein, bitte ich um Ihre Gaſtfreundſchaft, bitte ſogar, daß Sie mir geſtatten, im Hauſe bleiben zu dürfen— und zwar über Nacht in der Biblio⸗ thek. Ich finde vielleicht dort die Fortſetzung Ihres Berichtes über Ulrich Zantner.“ Die alte Dame war erſtaunt, erfüllte aber Müllers Bitte. e Als er nach einer Stunde i Bibliothekzimmer allein war, bemerkte er mit war. 15 e eee Im altertümlichen Kachelofen brannte ein mächtiger Holzklotz, die elektriſchen Lichter er⸗ Winkel, auf einem Nebentiſch befand ſich ein Samowar, der nur in Funktion geſetzt zu wer⸗ den brauchte, und eine Zigarrenkiſte. Auch ein Ruhebett gab es mit Kiſſen und weichen Decken. 470. Als Müller dieſes betrachtete, dachte er! „Na, vielleicht werde ich dich brauchen. Jetzt will ich mir erſt die alten Schmöker der Kol⸗ pings genau anſehen. Vielleicht hat einer von ihnen dieſem unſeligen Zartner den Weg in ihr Wiener Familienhaus gewieſen. 9. Kapitel. In dieſer Nacht durfte ſich Müller über Mangel an Phantaſie nicht beklagen. Er ſah den, den er als Toten kannte, jetzt als Leben⸗ den vor ſich, ſah ihn hier nach Büchern ſuchen, e ng eee nach einer Ablenkung von dem nüchternen Le⸗ ben, dem er ſich tagsüber hinzugeben hatte, der ein großer Mann hatte werden wollen 115 es nur zum Fabriks buchhalter gebracht atte, er, ſehnte und Beides nicht erlangen konnte. Er ſah ihn, die Arme voll von Büchern, in ſein Zimmer gehen und nächtelang leſend, W ö eigenes ſo arm dunn mit dem Jacdſchlaß genannt worden! Leben mitleben, weil ſe Welche Lektüre ihm wohl am meiſten zu⸗ ſo z. B. bringt ihr dasſelbe Opfer dar. Behagen, wie hausmütterlich für ihn geſorgt hellten den ſchönen Raum bis in die fernſten Zeit, in der ſie entſta die Empfinde der ſich nach Reichtum und Liebe geſagt haben mag? fragte Müller ſich. ö Gleich danach trat er an einen der Glas⸗ käſten heran, in dem die ihrer Ausſtattung nach koſtbaren Bücher ſich befanden, während die andern frei auf Borde gereiht ſind. Eine Bemerkung des Fräulein iſt ihm eingefallen. Ganz ſentimental war er und zerſtreut, Einmal fand die Minka einen ganz nach ge⸗ wordenen Almanach auf ſeinem Waſchtiſch. Das hatte die Dame als Beiſpiel für Ul⸗ rich Zantners Gemütszuſtand angeführt. Müller hatte dabei gelächelt. Jetzt aber war er ſehr ernſt. Dieſe Bemerkung hatte plötz⸗ lich ihre Bedeutung erhalten. eee Almanache alſo las er, der Sentimentale, der Verehrer der Biedermeier⸗Epoche, der Verliebte, der Romantiker. n ee ee Hinter den Fenſtern des Schrankes, vor dem Müller ſtand, flimmerten halb erblindete goldene Titel und Zierleiſten auf hellfarbigem Buchrücken. Müller las die oft ſchwulſtigen Titel. Dann nahm er eines der Bücher Und, ſchlug es auf. e eee 2 Au der erſten weißen Seite des Buches darauf ſeine Augen ruhten, hatte dereinſt eine Frauenhand mit jetzt längſt verblaßter Tinte geſchrieben: Als Andenken an meine geliebte Freundin Albine Kolping von ihrer ſie ewig liebenden Annette, und darunter ſtand in der⸗ ſelben Schrift: 94 25 1 „In unſeren Tagebüchern ſtehts Du, mein Albinchen, lange ſchon geſchrieben Gleich, wie in unſeren Herzen, daß wir ſtets Und immerdar uns treulich lieben. Dieſe Verſe waren zwar keine Meiſter⸗ leiſtung, aber gaben ein richtiges Bild der n waren und in der N let ſich nich! genug tun e Natürkich aus Tagebiſchern hatte Zantn b Kenntnis von dem Heimlichkeiten der beiden 4 5 deren Beſuch ihm ſo teuer zu ſtehen (Norte tu: k Alfo nach Handſchriſten habe ich 1 5 derholt f n, wo⸗ bel vielleicht immer ein Engel jeden der Faupt kanäle verſinnölldlichen fallte. Jevenfals in dieſe 01050 Darſtellung für uns e% net: u. die wundervolle Geſtalt des Engels iſt einzigartig in der meſopotamiſchen Kunſt. Andere Reliefbilder enthalten Opferſzenen, zeigt eine zwei Männer, die einen Stier auf ihrem Rücken tragen, ſowie einen dritten, der den Kopf eines Geis bocks abge⸗ ſchnitten und, während er den Körper in ſei⸗ nen Armen hält, das Blut vom Halſe auf eine kleinere Geſtalt, wahrſcheinlich die eines Got⸗ des träufeln läßt. Andere Opfernde gießen Zaſſer vor einem pfeilerähnlichen Altar aus. Auf einem anderen Relief ſchlagen zwei Män⸗ ner luſtig auf eine große Trommel, auf einem dritten ſieht man eine Reihe von Gefangenen, wahrſcheinlich die Verherrlichung eines Sie⸗ ges von Ur⸗Engur. Am intereſſanteſten aber ind die Bilder, die den Bau des großen Turms darſtellen. In der oberſten Szene die⸗ ſer Abteilung des Denkmals ſieht man den Mondgott Nannar, der auf ſeinem Throne ſitzt und das Opfer des Herrſchers empfängt, der Waſſer auf eine mit Palmblättern verzierte ſchlanke Vaſe gießt. Auf der linken Seite, die⸗ ſer Darſtellung entſprechend, ſitzt die Gattin des Mondgottes Nin⸗Gal und der Herrſcher Beide Male ſteht hinter dem König eine Göttin, die ihm bei dem Opfer hilft. Nannar hält in ſeiner linken Hand eine Spitzhacke, und in ſeiner ausgeſtreckten rechten Hand hat er Meßſtab und Meßſchnur des Baumeiſters. Ur⸗Engur em⸗ pfängt ſo in einer Viſion von dem Gott ſelbſt den Befehl, ihm ein Haus zu bauen. In einem anderen nur fragmentariſch erhaltenen Relief führt einer der kleinen Götter den König vor Nannar, der dem Mondgott ſeine Bereitwil⸗ ligkeit zur Errichtung des Tempels erklärt. Der Herrſcher trägt auf ſeiner Schulter Spitz⸗ hacke und Korb, Zirkel, eine Maurerkelle aus Holz und den Löffel für den Mörtel, wie venn er ſelbſt den erſten Stein für das Werk legen wollte. Hinter ihm kommt ein glatt⸗ raſierter Prieſter, der dem König die unge⸗ wohnte Laſt tragen hilft. In der Reihe darun⸗ ter war der Bau der Ziggurat ſelbſt darge⸗ ſtellt. Man ſieht auf einem Fraamente die Mauer des Turmes, gegen die Leitern ge⸗ lehnt ſind, auf denen Menſchen auf ihren Köpfen Körbe mit Mörtel emportragen. Die Oberfläche des Steins iſt in allen dieſen Frag⸗ menten vortrefflich erhalten, und die Kunſt des unbekannten Meiſters, der ums Jahr 2300 vor Chriſti dies großartige Werk ſchuf, kommt in überwältigender Weiſe zur Geltung. Dieſes. ſchönſte Kunſtwerk der chaldäiſchen Kunſt gibt uns ſo einen Bilderbericht über die Erbauung des großen Turms von Ur, des mächtigſten Baudenkmals aus der Frühzeit von Meſopo⸗ tamien, und ein zeitgenöſſiſches Bildnis des mächtigſten Herrſchers, der den Turm baute. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 29. April. Mannheimer Gaſtſpiel der Har⸗ tung⸗Bühne. Joſef Glelen vom Dres⸗ dener Staatstheater, das ehemalige Mitglied des Darmſtädter Landestheaters unter Hartung, ſpielt bei dem Gaſtſpiel der Hartung⸗Bühne folgende drei Rollen: den„Paddy“ in„der haarige Affe“, den„Vasques“ in, Giovanni u. Annabella“ und den„Krey“ in„1913“. * Kellerfeſt. Der Radfahrer ⸗Verein „Vorwärts“ hat in ſeiner letzten Vorſtands⸗ fitzung beſchloſſen, am 14. Juni ein großes Kellerfeſt zu veranſtalten Dazu flellt Herr J. Kühner, Blerbrauereibeſitzer, ſeine ſchönſten Keller zur Verfügung. Heute ſchon laden wir alle Sportsfreunde, ſowie das ganze übrige Publikum zu unſerem herrlichen Kellerfeſte freundlich ein. Auch machen wir alle Vereine darauf aufmerkſam. Der Verein wird ſich alle ſt den jur elege 50 ten, das Tanzbein zu AUlſo, wer die größten Keller Vlernheims noch nicht geſehen hat, der komme, ſehe und ſtaune! Auch wird ihn dort ein kühler Trun! von unſerem Brauereibeſitzer erwarten. Drum auf am 14. Juni zum ſchönen Kellerfeſt. Gemeinderatsfizung zu Viernheim am Dienstag, den 28. April 1925. Die Tagesordnung der Gemeinderatsſitzung vom geſtrige! Abend umfaßte insgeſamt 10 Punkte, die eine verhältnismäßig flotte Erledi⸗ gung fanden. 1. Das Wappen der Gemeinde Viernheim. Vom Kreisamt liegt ein neuer Entwurf des Viernheimer Ortswappens vor: Oberes Feld heſſiſcher Löwe, unteres Feld links Mainzer Rad,. rechts die gollſche Vier. Die ſeither ſich im Wappen befindliche Krone iſt fortgelaſſen. Dem Entwurf wird zugeſtimmt und dem Kreisamt die Ausführung überlaſſen. 2. Benennung von Straßen; hier Geſuch der Bewohner der Ernſt⸗Ludwig⸗ ſtraße um Beibehaltung des ſeitherigen Straßen⸗ namens. Bekanntlich wurde in der letzten Sitzung beſchloſſen, die Ernſt⸗Ludwigſtraße in Ebert⸗ ſtraße umzutaufen. Es liegt nun ein von den Bewohnern der Ernſt⸗Ludwigſtraße unterzeichnetes Geſuch vor um Beibehaltung des ſeitherigen Namens. Die vorgebrachten Gründe werden ſeltens des Gemeinderats als nicht ſtichhaltig angeſehen und der frühere Beſchluß aufrecht er⸗ halten mit der Maßgabe, die Straße ſtatt Ebertſtraße„Friedrich Ebert⸗Straßk“ zu be⸗ nennen. 3. Geſuch des Geſangvereins Sängerbund hier um Frlaß der Luſtbarkeitsſteuer anläßlich ſeines 25 jährigen Stiftungsfeſtes. Um die Richtlinien der aufgeſtellten Luxus⸗ ſteuer nicht zu durchbrechen, ſoll der Geſangverein Sängerbund mit der Zahlung einer Pauſchal⸗ ſumme abgefunden werden. Da ein ähnliches Geſuch des Männergeſangvereins vorliegt, ſo wird beſtimmt, daß bei ausgeſprochenen Känſtler⸗ konzerten die Steuer entſprechend reduziert werden ſoll. 4 Ausführung der im Wirt⸗ ſchaftsplan für 1924 vorgeſehenen Kulturen. Die Aufforſtung des Waldgeländes am Tivoll ſollte bekanntlich unterbleiben. Es iſt noch ein Nachtragskredit von 300 Mk für 1924 zu bewilligen. Im übrigen wird die Erledigung dieſer Angelegenheit ſelbſt noch bis zum Rech⸗ nungsjahr 1926 zurückgeſtellt. 5. Sandgewinnung in der Ge⸗ meinde Viernheim. Plätze zur Sandgewinnung waren in der Hauptſache ſeither am Tivolt und an den Wingertsbückeln. Es ſteht der Gemeinde aber auch noch das Recht zu, an dem Fabrikgelände der Firma Mönania Sand abzufahren. Die Beibehaltung der ſeitherigen Plätze wird gutge⸗ heißen, auf die dritte Gelegenheit der Sandbe⸗ ſchaffung wird die Einwohnerſchaft aufmerkſam gemacht. Man möge fich jeweils mit der Werk⸗ leitung wegen der Zeit, da man Sand abzufahren gedenkt, verſtaͤndigen. 6. Der Viernheimer Waldre⸗ zeß vertrag von 1786. Die Bürgermeiſteretl hat Fühlung mit um⸗ liegenden Orten wie Lorſch, Bürſtadt genommen. Die Verhältniſſe ſind dort in der Hauptſache ähnlich gelagert wie in Viernheim, nur ſind die finanziellen Objekte ſelbſt nicht ſo bedeutungsvoll wie das des Viernheimer Waldrezeſſes. ach ur 1 ein neues Aufwertungsgeſetz herauskommen wird. Aus dieſem Grunde will man auch vorerſt noch nicht den Landtag angehen. Es wird beſchloſſen, die Angelegenheit auf die übernächſte Sitzung zurückzuſtellen, da man hofft, daß bis zu dieſem Zeitpunkt das neue Aufwertungsgeſetz verab⸗ ſchiedet ſein wird. 7. Die Vermögensſteuerveran; lagung in der Gemeinde Viernheim. Auch dleſer Punkt iſt noch nicht ganz ſpruch⸗ reif und muß bis auf weiteres zurückgeſtellt werden. 8. Erbauung eines Polizei- amtes in Viernheim. Dieſer Punkt machte eine ſehr lange Debatte notwendig. Sofern die Gemeinde den alten Schulhausplatz ſowie einen Bauzuſchuß zur Er⸗ bauung eines Polizeiamtes zur Verfügung ſtellen will, iſt der Staat gewillt, es an dieſer Stelle zu errichten. Das Projekt iſt an ſich nicht ungünſtig. In das Polizetamt ſoll neben den Arreſtzellen auch eine Herberge für durchreiſende Wanderer eingebaut werden. Außerdem bekäme die Ge⸗ meinde mit dem verhältnismäßig geringen Zu⸗ ſchuß von 3000 Mark eine neue Wohnung zur Verfügung geſtellt. Auf der anderen Seite ſind die Bedenken, daß das Polizeiamt zu ſtark an die Peripherie geſchoben wird und nicht mehr zentral gelegen iſt, nicht zu zerſtreuen. Es iſt der Gedanke nicht ohne weiteres von der Hand zu welſen, daß ein Ausbau des Spritzen⸗ hauſes zu einem Polizeiamt viel Raum ſchaffen würde, zumal die neuen Spritzen nicht mehr gut in der ſeitherlgen Remiſe untergebracht werden können. In dieſem Zuſammenhang wird auch der Erwerb von weiterem Baugelände von Gebr. Sternheimer diskutiert. Es zeigt ſich ſchlleßlich immer mehr, daß die Materie noch viel zu kompliziert iſt, und man beſchließt da⸗ her, einen Beſchluß erſt nach Rückſprache mit Herrn Baurat Ploch⸗Bensheim zu tätigen. Zu der Beſprechung mit Herrn Baurat Ploch ſoll auch die Baukommiſſion hinzugezogen werden und bei dieſer Gelegenheit alle Projekte noch⸗ mals in Erwägung gezogen werden. 9. Der gemeinheitliche Faſel⸗ ſt all. Die Kommiſſion legt dem Gemeinderat eine Rentablitäsberechnung des Faſelſtalles vor. Der Gemeinderat nimmt hiervon Kenntnis und be⸗ ſchließt, Sorge tragen zu wollen, daß das vor⸗ handene Defizit ſich in Zukunft vermindern läßt. 10. Verſchiedenes. Die O. E. G. gibt Kenntnis, daß ſie bis 1 10 ihr Gelände am Bahnhof einfriedigen wird. Ein Antrag des Kinobeſitzers Fieger um unentgeltliche weitere Ueberlaſſung des Ver⸗ fügungsrechtes über die Plakatſäulen auf ein Jahr wird mit der Maßgabe zugeſtimmt daß der Ablauftermin aüf den 1. Januar 1926 ver⸗ legt wird. Die Schulbehörde bittet um Inſtandſetzung der Schulhöfe in der Schillerſchule. Der Ge⸗ meinderat ſtimmt dem Antrag zu und überweiſt ihn zur weiteren Bearbeitung an die Bau⸗ kommiſſion. Von den Angrenzern des Mutter⸗Gottes⸗ Denkmals ift ein Antrag eingegangen um Er⸗ neuerung der Einfriedigung durch die Gemeinde. Auch dieſer Antrag wird gutgeheißen. Damit ſich fahrendes Volk in Zukunft nicht mehr an der Bahnſtrecke am Wieſenweg herum⸗ treibt, ſoll dort eine Tafel mit den entſprechen⸗ den Anweiſungen angebracht werden. Damit war die öffentliche Sitzung erledigt. Schluß der öffentlichen Sitzung um ½11 Uhr. Mannheimer Gaſtſpiel der Hartung⸗Vühne. Wochenſpielplan: Samstag, 2. Mat: Premiere(Premieren⸗Abonnement); hohe Preiſe:„Der haarige Affe“ ein Schauſpiel alten und neuen Lebens in 8 Bildern von Eugene G. O'Neill, Anfang 8 Uhr b Sonntag, 3. Mat:„Der haarige Affe“; hohe Preiſe, Anfang 8 Uhr Das Begräbnis des Haſſes. Unter dieſem Titel gab Franz Herwig bei Herder, Freiburg i. Br., eine oſtmärkiſche Erzählung(gebunden G. M. 3.—) heraus, die genußreich unterhaltend und volks⸗ verſöhnend wirken will. Herwig beginnt ſein Buch mit folgender Stimmungsſchilderung. Ein Bahnzug rollte in der Novembernacht langſam und mühſelig nach Oſten. Das Keuchen der e te das ſchwere Stoßen der Räder. Es ſchien, als keuche ein großes Tier mit der letzten Kraft ſeiner kranken Zungen vorwärts. Frei⸗ lich hatte die Maſchine nicht mehr zu ſchlezpen als zehn oder zwölf eee o aller Art. Aber die Heizröhren waren voll Keſſelſtein, die ie durchgebrannt, die Dich⸗ · ie Zylinder klapperten. Die vier Kriegs⸗ jahre hatten aus dem einſt ſo ſtolzen und blanken Werk einen roſtigen Haufen Eiſen gemacht, der nur mühſam zuſammenhielt und bei 1 Fahrt zuſammenbrechen konnte. Aber war nicht r mitzuſchleppen als ein Zug von zehn oder zwölf Wagen? Lagerte auf ihnen nicht eine ungeheure G man nicht, ſo oft die Feuerung der Maſchine aufgeriſſen wurde, in dem lodernden roten Schein die unförmigen 59105 ſich regen? Drückte nicht ein Berg von Enttäuſchung, fnungsloſigkeit und Erbitterung auf die knirſchenden Wagen⸗ tungen abgenutzt und doch me Ho dächer? Zwar in den fin tern Wagen, die nur hie und da matt vom verglimmenden S ein der Deckenlampen beleuchtet waren, erſcholl das laute Singen, Schreien, Streiten der entlaufenen oder kurzerhand entlaſſenen Soldaten. Aber grollte und tobte in dem Lärm nicht auch eine dumpfe und grauenvolle Klage mit, die man nur übertönen konnte, wenn man recht aus vollem dag grölte? es war immer nus eine trüb beleuchtete, 2 Es war lange nach Mitternacht, der Zu s ſchon ſeit Stunden in Hohenſtein ſein mü ſen⸗ e er 55 billt , winzige Station, noch 0 Sah lieder der ich mag.“ aus der Garniſon ſo brav geſchoſſen! häufiger freies Feld oder magerer Kiefernwald. Zuweilen blitzten und krachten die Gewehrſchüſſe trunkener Soldaten aufs Gerate⸗ wohl in die Nacht hinaus. Dann folgte wildes Gelächter und angſtvoller Aufſchrei aus Frauen⸗ und Kindermund. In einem der überfüllten Wagen vierter Klaſſe wollte gerade ein Soldat, der wie die Mehrzahl der andern einen aus weißem Papier geſchnittenen polniſchen Adler an der verſchoſſenen Feld⸗ mütze trug, in dem unter den Stößen des Zuges hin und her wogenden Gedränge einen Streifen mit fünf Patronen in die geöffnete Kammer ſeines Gewehres einführen. Indeſſen kam er nicht dazu. Aus einer Ecke griff eine breite, ruhige Hand nach ihm. den Patronen und nahm ſie an ſich. Eine gelaſſene Stimme ſagte dazu:„Kamerad, es iſt nun genug, oder ich werf dich ſamt deiner Knarre aus dem Fenſter.“ Im Nu ſchäumte eine wilde Woge der Entrüſtung auf, viele Stimmen ſchrien polniſch und deutſch durcheinander, geballte riſſig Fäuſte fuchtelten dem ruhigen Mann, der die Abzeichen eines Sergeauten am Kragen der Feldbluſe trug, vor den hell⸗ blauen Augen herum. Der aber ſagte gelaſſen:„Was ſchreit ihr ſo? Es bleibt doch bei dem, was ich geſagt habe. Hier ſitzt eine Frau, die ihren Mann aus dem Lazarett in Warſchau holen will, da drüben hockt eine andere mit zwei Kindern, ſie kommen ſchon aus Lothringen her und liegen die dritte Nacht auf der Bahn. Gebt Ruhe und laßt vor allem das Knallen ſein. Ihr habt doch draußen genug ſchießen können, ſo daß es reicht.“ „Du haſt uns nicht mehr zu befehlen“, ſchrie eine grelle Stimme ihm ins Geſicht,„das iſt nun vorbei! Ich ſchieße f „Junge“, erwiderte der Sergeant und lachte lautlos,„bleibe mir lieber vom Leibe! Mir ſcheint“, fuhr er fort,„du biſt nicht erausgekommen. ch uch du nur draußen m übrigen habe i habe nur geſagt, daß der erſte, der noch einmal mit der Knarre pielt, ſamt ihr zum Fenſter hinausfliegt.“ Es war ein drohendes Murren in ſeiner Stimme, trotzdem Neldungen. Die Anfrage des Reichswahlleiter Berlin, 27. April. Die Geſamtzahl d abgegebenen gültigen Stimmen beträ 0 362 393. Davon entfallen auf Hindenbu 14 648 773, Marx 13 760 089 und Thälme 1931635 Stimmen. Zerſplittert waren 21 Der Reichswahlleiter richtete teits heute an Hindenburg brieflich die Fra ob er die Wahl zum Reichspräſidenten nehme, fall sder Reichswahlausſchuß die W anerkennt. f i Die Regierungserklärung Brauns. Berlin, 28. April. Heute wird im preu ſchen Landtage bekanntlich die Regieru erklärung des wiedergewählten Miniſterpr denten Braun abgegeben werden. Dem V nehmen nach wird Braun ſich auf eine verh nismäßig kurze Erklärung beſchränken, an dit ſich dann eine Debatte und die Abſtimmung über die Vertrauensfrage anſchließen werden Von den Beratungen in den Fraktionen wir es abhängen, ob die noch vorliegenden A löſungsanträge der Deutſchnationalen bezu der Kommuniſten auf eine der nächſten Tag ordnungen kommen und ob im Anſchluß 6 ein etwaiges Mißtrauensvotum für Preußen die Parlamentsauflöſung und die Neuwahl herbeigeführt werden.. Vertagter Beleidigungsprozeß. “Leipzig, 28. April. Die für heute in A ſicht genommene Prozeßverhandlung vor Staatsgerichtshof gegen Frhr. v. For ſt u. Gen. wegen Beleidigung des verſtorbenen Reichspräſidenten Ebert iſt vertagt worden Ein Termin dafür iſt noch nicht feſtgeſetzt Ebenſo ſteht noch nicht feſt, wann die Nach tragsverhandlungen zum Rathenauer Mord⸗ prozeß gegen den früheren Oberleutnan Brandt und den Fabrikbeſitzer Küchen me iſter ſtattfinden wird. Vertrauenserklärung für Raditſch. 1 Belgrad, 27. April. Der Zentralausſchu der kroatiſchen Raditſch⸗Partei billigte geſterz in Agram die von Paul Raditſch im Par lament abgegebene Loyalitätserklärung, drüch Raditſch ihr Vertrauen aus, ſagte ſich jedog formell von der bäuerlichen Internationale loß 5 i Wetterbericht. Meiſt wolkig bis bedeckß »eitweiſe Niederſchläge, Winde aus vorherrſchen weſtlichen bis nördlichen Richtungen, kühl. Me e e N 2 3 1 05 5 g VVV Waren und Märkte. Mannheimer Produktenbörſe. Die neuen Rückgänge an den amerikaniſcher Terminbörſen haben die etwas günſtigere Stim mung wieder zum Erliegen gebracht. Der Mark verkehrte in größeren Umſätzen. Einiges Inte reſſe erhielt ſich für Hafer, weil ſolcher von Bayern und Württemberg für Exportzwecke ver kauft wird und man hier die feinen amerikani⸗ ſchen Haſerarten dagegen kauft. Man verlang für die 100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 24, ausl. 28 bis 30,5: Roggen inl. B bi 23,5, ausl. 235 bis 24; Hafer inl. 19 bis 20,5 ausl. 19 bis 22,5; Braugerſte 27 bis 20; Futter gerſte 19 bis 22; Mais mit Sack 21 Mark. Daß Mehlgeſchäft blieb weiter klein. Verlangt wur den für die 100 Kilo Weizenmehl Spezial 0 bis 37,75; Brotmehl 27,50 bis 28,75; Ro mehl 30,5 bis 31,5. Bei öffentlichen Serkäu wurden für die 100 Kilo Weizenmehl bezahlt 35,5: Roggenmehl 27,60 Mark, Weizenbrotmeh 22,40 und 22,80 Mark. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Mannheimer Viehmarkt waren zuge und wurden per 50 Kilo Lebendgewicht g delt: 215 Ochſen 30 bis 57, 91 Bullen 42 bis 557 Kühe und Rinder 10 bis 58, 500 Kälber bis 80, 2141 Schweine 50 bis 61, 26 Schafe oh Notiz. Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmä ßig, geräumt; mit Kälbern ruhig, langſam ge räumt, mit Schweinen ruhig, kleiner Ueberſkand 0 oviel. nichts zu befehlen. Ich Der junge Soldat, dem der Sergeant i ſtreifen fortgenommen hatte, ſah ſich triumphf rend um, als die Lokomotive einen langen Pfiff ausſtieß uns die Bremſer anzogen. Er hatte, gleich zwei Kameraden, den Torniſter auf; gehängt, bereit zum Ausſteigen. Er rief in das zuſtimmende Lachen der übrigen:„ „Soll der Zug anhalten, wenn ich will! Von hier bin ich in zehn Minuten zu Hauſe, von der Station iſt es eine Stun Auf Wiederſehen, Hundsblut!“ johlte er Andreas Jung, de Sergeanten, zu, als der Zug mit einem Achzen hielt. Der S geant wendete gleichgültig den Kopf ab. Draußen liefen Schaffner hin und her. Di i aus. Man hörte Schimpfen und Naa ein Bahnbeamter ſah flüchtig durchs Fenſter hinein un g Sergeanten:„Es iſt nichts mit ihnen anzufangen, ſie ſind Rand und Band.“ 245 Wie aber der Zug ſchon wieder anfuhr, knallte drau in ſchneller Folge einige Schüſſe. Eine 16 556 dur 10 Wagenwände. Andreas Jung ballt⸗ de Jã en Frauen aufſchrien. Aber auch die Soldaten, die noch im ſie ſehr ruhig blieb. Die Schreier wurden unſicher. Einer rief auf polniſch:„Spart nur die Patronen bis zur Abrechnung mit dem preußiſchen Hundeblut!“ 1 Der Sergeant wendete angewidert den Kopf ab und fe 5 durch die zerſchlagene Fenſterſcheibe in das eintönige Land hinaus. Zuweilen leuchtete draußen der bleiche Stamm einer Birke auf, ein Licht erglomm trübe in der Ferne. Irgendwo krähte ſchon ein Hahn. Da wurde er aus ſeinem Nachſinnen von einem johlenden Gelächter aufgeſchreckt. 1 „Einer hat die Notbremſe gezogen“ ſagte die Frau neben 1 4 Serher den Patron i Soldaten ſtiegen ſchwerfä ſagte entſchuldigend zu dem äuſte, in waren, ſchienen jetzt ernüchtert. Leicht hötte einer von iht etroffen werden tonnen, meinten ſie, und überhaupt ſei a chießen ein Unfug.* e