Viernheimer Anzeiger —% 1 Hiernheimer Nachrichten) beer kung Viernheimer Tageblatt Siſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis mo eus gebracht, aa re wöchentl. W das achtſeltigt Mutter Pane Eterne uus Blumen“, balblähelich einen Fahrplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Erſte und ülteſte Zeitung am Platze. Benſprecher 117.— Paſiſcheckkenty Nr. 21577 Amt Frankfurt g. N (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe. Die einſpaltige Petitzetle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederho abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und igen vormittags 8 Uhr, 11 17 Artikel 1 Taß vorher.— Inſerate müſſen bel Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lid, Rechnung ſtehen Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 38 a 15 e Betidamast 130 em breit. 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Die ganze Welt muß das Vertrauen in die deut⸗ ſche Politit verlieren, wenn Monate nach Abſen⸗ dung des deutſchen Memorandums unter zwei deutſchen Miniſtern und ihren Parteien ein Streit über die Verantwortlichkeit an dieſer Politik ent⸗ ſteht. Man wird im Auslande ſagen, ein Ver⸗ trauen auf die deutſche Regierung iſt unmöglich, da ein Teil der Regierungskoalition einfach wie⸗ der erklären könnte: Wir haben von der ganzen Angelegenheit nichts gewußt und ſind nicht ver⸗ Man hat beim Eintritt der Deutſchnationalen in die Reichsregierung immer darauf hingewie— ſen, das ein Sicherheitspakt, der von einer Rechtsregierung abgeſchloſſen iſt, im Ausland vertrauensvoller aufgenommen wird als eine Verſtändigung, die gegen den Willen der Rechts⸗ parteien zuſtande gekommen iſt. Wenn dieſer Satz gültig ſein ſoll, dann müſſen die Rechtsparteien aber auch zu den Schritten der Regierung ſtehen, und dürfen ſie nicht hinterher desavouieren. Nicht aus innenpolitiſchen Gründen, ſondern um unſere Außenpolitik vor Schaden zu bewah— ren, iſt daher eine völlige Klarlegung dieſer gan— zen Angelegenheit zu verlangen. Nachdem nun einmal durch allerlei Erklärungen und Veröf— fentlichungen das In- und Ausland von dem be— dauerlichen Streitfall zwiſchen zwei Miniſtern Kenntnis erhalten hat, geht es nicht an, die ganze Sache zu vertuſchen und hinter verſchloſ⸗ jenen Türen die Einigkeit wieder herzuſtellen. Wer an einer Regierung beteiligt iſt, muß auch die Verantwortung für die ganze Politik der Regierung tragen, oder er muß austreten. Dieſe Klärung ſcheint uns notwendiger als die„ſtaatspolitiſche Notwendigkeit der Erhaltung der Aktionsfähigkeit des Kabinetts Luther“, von der die„Kreuzzeitung“ ſpricht. Mag die„Kreuz⸗ zeitung“ den Weiterbeſtand des Kabinetts Luther parteipolitiſch für notwendig halten, ſo iſt Klar⸗ heit der Außenpolitik denn doch noch wichtiger. Die Rechtspreſſe ſucht die Oeffentlichkeit durch Angriffe auf die Sozialdemokraten und Demokra— ten abzulenken. Mit Unrecht. Es mutet gerade— zu komiſch an, wenn die„Kreuzzeit,ung“„die zialdemokraten“ als Urſache der Kriſe anſieht. Geradezu naiv iſt es, Herrn Streſemann zu ta— deln, weil ſein Fell nicht genügend dick ſei, um die verſchiedenen Angriffe der Deutſchnationalen und Völkiſchen zu ertragen. Das iſt denn doch etwaszu viel verlangt, wenn man Herrn Streſe⸗ mann zumutet, er ſolle die Angriffe über ſich er⸗ gehen laſſen, nur damit die Deutſchnationalen nach außen hin ihre Oppoſition gegen die Sicher⸗ heitspolitit fortſetzen können, ohne jedoch aus der Regierung auszutreten.“ Die Zollfrage. Berlin, 10. Juli. Zu dem geſtein verbreite⸗ ten Gerücht über eine Einigung zwiſchen den Re⸗ gierungsparteien in der Zollfrage will das„Ber⸗ liner Tageblatt“ erfahren haben, Jaß die Nach⸗ richt in dieſer Form unrichtig ſei. Es ſei ſelbſt⸗ verſtändlich, daß die Regierungsparteien ſich über das Schickſal der Zollvorlage untereinander aus⸗ geſprochen haben, von einer Einigung könne aber noch keine Rede ſein. Im Zentrum beſtünden noch ſehr ſtarke Meinungsverſchiedenheiten über die Geſtaltung der Zollvorlage. Das Zentrum beabſichtige keinesfalls der Zollvorlage in ihrer letzigen oder in einer abgeänderten Form zuzu⸗ ſtimmen, wenn nicht vorher von der Regierung Sicherungen für den bisherigen Kurs der Aus⸗ landspolitit gegeben werden. Unzutreffend ſei ferner die Meldung des Berliner Blattes, daß an den ſogen. Kompromißverhandlungen über die Zollvorlage auch die Demokraten und Sozialde⸗ mokraten beteiligt ſeien. Es ſei daher noch nicht vorauszuſagen, wie ſich die ganze Angelegenheit geſtalten wird, zumal das Zentrum erſt noch in mehreren Fraktionsſitzungen zu der einzuleitenden Zollvorlage Stellung nehmen wird. Schließlich teilt das Blatt noch mit, daß für die Beratung der Aufwertung im Plenum des Reichstages ein größerer Anſturm der Auſfwertungsorganiſatio⸗ nen auf die Tribünen zu erwarten ſei. Für einen richtigen Verlauf der Aufwertungsſitzun⸗ gen ſeien bereits Maßnahmen getroffen worden. Nach der Aufwertungs debatte dürften in den letzten drei Tagen der nächſten Woche keine Sitz, ungen ſtattfinden, damit den Ausſchüſſen erneut Velegenheit gegeben wird, ihre Arbeiten zu be⸗ Samstag, den 11. Juli 1925 4 Die Neparationszahlung im Monat Juni Berlin, 10. Juli. Der Junibericht der Gene— ralagentur für Reparationen in Berlin über die auf Reparationslonto ein- und ausgegangenen Zahlungen weiſt eine Einnahme von 40076934 71 Goldmark gegen ein Ausgabe von 61 730 982,49 Goldmark auf. Die Einnahmen aus der deulſchen Auslandsanleihe belaufen ſich allein auf über 40 Millionen Goldmark. D., zum 30. Juni ſind für Rechnung der erſten Annuität im ganzen 780 202 011,43 Goldmark eingegangen und 754 291 883,12 Goldmark ausgegangen. r 85 Zum Fall Höfle. Die Plädoyers im Hoefle⸗Ausſchuß. Berlin, 9. Juli. Im Hoefle⸗Unterſuchungs⸗ ausſchuß des Landtages ſtanden am Donnerstag die Plädoyers der Parteien auf der Tagesord— nung. Als erſter nahm das Wort Agb. Heil— mann(Soz.), der u. a ausführte: Die Verhaf⸗ tung Hoefles ſei nicht gerechtfertigt geweſen. Dringender Tatverdacht der Untreue und der Schädigung der Poſtverwaltung habe nicht vorge— legen. Der Verdacht der paſſiven Beſtechung ſtehe auf ſehr ſchwachen Füßen. Sein Mandats— verzicht bekunde, daß er nicht habe fliehen wollen. Mit der Ueberführung in das Unterſuchungsge— ſängnis bezw. in das Unterſuchungslazarett habe dann die Zermürbungstaktik begonnen. Das Verfahren des Staatsanwaltsrates Dr. Peltzer in dieſem Zuſammenhang ſei unerhört geweſen. Die Staatsanwaltſchaft habe die Gutachten her— beigeführt, die auf Seloſtmord Dr. Hoefles hin- ausgingen. Später habe man das umgedeutet. Der Redner kritiſierte im einzelnen das Verhal⸗ ten Dr. Thieles. Beſonders widerſpruchsvoll ſeien die Ausſagen des Oberſtuatsanwalts Linde geweſen. Das Krankheitsbild ſei außerordentlich eniach. Dr. Hoefle ſei herzleidend und lungen— kran, geweſen. Er habe unter ſeeliſcher Depreſ— ſion gelitten. Völlig unbegründet ſei auch die Behauptung, Hoefle habe ſich zum Zweck der Selbſttötung ein Depot auſgeſammelt. Die Mo— tive der Tortur und der Inquiſition, wie ſie bei Dr. Hoefle angewandt worden ſeien, hätten mit einem reprublikaniſchen Staat nichts zu tun. Für die Deutſchnationale Volkspartei nahm das Wort Abg. Quaatz-Faslen, der die Staats— anwaltſchaft und die Gerichtsärzte verteidigte. Abg. Riedel(Dem.) erklärte, die Verhaftung Dr. Hoefles wäre nicht notwendig geweſen. Die Art der Verhaftung und der vorausgegangenen Hausſuchung wären äußerſt illoyal. Die verſchie— denen Arreſtverfahren und die Meineidsverfah— ren mit ſeinen merkwürdigen Begleitumſtänden geſellten zu der körperlichen noch die ſeeliſche Mar— ter. Noch nach dem Tode wäre das Verhalten der Staatsanwaltſchaft in dem Ermittelungsver— fahren wegen der Todesurſache ſehr zu beanſtan— den. Gewiß ſei Dr. Thiele ſchuldig. Sein leicht— fertiger Umgang mit Narkotika und ſeine wenig gründliche Behandlung des Kraknen hätten zu Hoefles Tode geführt. Nachdem noch der Abgeord— nete Dr. Böhm(D. Ppt.) im Sinne der Staats⸗ anwaltſchaft geſprochen hatte, wurde die Sitzung auf Freitag vertagt. Kleine Nuslandsnachrſchten. Jugſlawiſche Unſtimmigkeiten wegen der Hußfeier Prag, 9. Juli. Die Abreiſe des päpſtlichen Nuntius anläßlich der Teilnahme der Regierung bei den Hußfeierlichkeiten hat unter den links— ſtehenden und den nationaliſtiſchen Parteien eine große Erregung hervorgerufen, die ſich in Ver— ſammlungen und zahtreichen Zeitungsartikeln Luft macht. Die ſozialiſtiſchen Parteien fordern den Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zum Vatikan und die sofortige Einbringung einer Ge— ſetzesvorlage über die Trennung von Staat und Kirche. Dieſe Forderung enthält auch eine von den deutſchen Sozialiſten im Abgeordnetenhauſe eingebrachte dringliche Interpellation, über deren Behandlung ſich die tſchechiſchen ſozialiſtiſchen Parteien bereiten eine ähnliche Interpellation vor, während die oppoſitionellen Slowaken mit den deutſchen Chriſtlichſozigten in einer dringli— chen Interpellation gegen die Aushängung der Hußfahnen auf dem Wohnſitz des Präſidenten der Republik mit Rückſicht darauf proteſtieren wer⸗ den, daß 80 Prozent der Levölkerung römiſch⸗ka⸗ tholiſch ſind. Auch in der Slowakei hat der Vor⸗ fall große Erregung hervorgerufen. Inſpettionsreiſe des engliſchen Kriegsminiſters un giheinland. London, 9. Juli. Kriegsminister Evans wird heute zu einer Inſpektionsreiſe nach dem Rhein⸗ land abfahren und ſeine Reiſe bis nach Solingen ausdehnen. Deutſcher Reichstag. Berlin, Juli. Der Reichstag beſchäftigte ſich in ſeiner heutigen, erſt um 3 Uhr nachmittags beginnen⸗ den Sitzung zunächſt mit einem kommuniſti⸗ ſchen Antrag auf Einſtellung des Strafver⸗ fahrens gegen die kommuniſtiſchen Abgord⸗ neten Heckert und Pfeiffer. Der Ge— ſchäftsordnungsausſchuß des Reichstages hatte die Annahme dieſes Antrages empfohlen. In der heutigen Sitzung blieb zunächſt die ein⸗ fache Abſtimmung über den Ausſchußbeſchluß zweifelhaft. Es mußte Auszählung erfolgen, die dann die Annahme des Antrages mit 176 gegen 143 Stimmen bei einer Stimmenthal— tung ergab. Der Reichstag wandte ſich dann der erſten Leſung des Geſetzentwurfes über die Erhöhung der Bier- und Tabakſteuer zu. Es handelt ſich betanntlich bei dieſem Geſetz— entwurf um den Kompromißbeſchluß der Re— gierungsparteien, der ſeinerzeit im Ausſchuß an die Stelle der urſprünglich ſehr viel wei— tergehenden Regierungsvorlage geſetzt wor— den war, Abg. Sim on-Schwaben(Soz.) ſprach ſeine Verwunderung darüber aus, daß auch die Bayeriſche Volkspartei dieſen Geſetzes⸗ antrag mitunterzeichnet habe, der doch die Bierſteuer um 50% erhöhe, während man in Bayern auf die preußiſchen Steuermachen ſchimpfe. Der Redner lehnte den Geſetzentwurf entſchieden ab. Im weiteren Verlauf der Debatte ſprach ſich der Vorſitzende Neubauer gegen die Vorlage aus. Abg. Büll(Dem.) verurteilte zwar die Erhöhung dieſer Verbrauchsſteuern, erklärte ſich jedoch mit der Ueberweiſung der Vorlagen an den Ausſchuß einverſtanden. Abg. Horlacher(Bayer. Pp.) betonte, daß die Stellung ſeiner Fraktion bei der Be— ratung und abgelehnte Regierungsvorlage nicht richtig be— kannt geworden ſei. Die Bayeriſche Volkspar— tei habe zwar die geſamte Vorlage nicht ab— lehnen wollen, weil ſie eine Reihe von Ver— günſtigungen für Bayern enthält, hätte aber die darin enthaltenen Tarife abgelehnt. Die neue Vorlage der Regierungsparteien bringe volle Steuerfreiheit für die kleinen Braue— reien. Was noch zu verbeſſern ſei, müßten die Ausſchußberatungen erbringen. griff niemand das Wort. die Vorlage ausgeſprochen hatten, wurde der Entwurf na chmehr als 2ſtündiger Beratung dem Steuerausſchuß überwieſen. Das Haus ſetzte dann die geſtern abgebro— chene allgemeine Ausſprache über den Etat des Miniſteriums für die beſetzten Gebiete fort. Abg. Eſſer(Zentrum) teilte mit, daß er ſeinen Antrag zurückgezogen habe, bei der 3. Leſung des Etats für die Kriegslaſten die an— genommenen Entſchließungen mit zu erwäh— nen, weil dieſe Entſchließungen an anderer Stelle erwähnt ſeien. Seine geſtrigen Bemer— kungen über dieſe Angelegenheit, die ſich gegen den Berichterſtatter Abg. Borrmann richteten, ſeien daher gegenſtandslos. Abg. Frau Schiffgang(Soz.) ſetzte ſich für eine ſoziale Entſchließung ein, die von der Regierung die ſofortige Zurverfügungſtel— lung der erforderlichen Mittel für die im Bau— programm der Regierung vorgeſehenen Woh— nungsbauten zur Bekämpfung der Wohnungs— not im beſetzten Gebiet fordert. Abg. Dr. Ellenbeck(Dntl.) wünſchte, daß die politiſchen Gefangenen im beſetzten Gebiet bei der bevorſtehenden Räumung nicht vergeſſen werden. Abg. Mollart(Wirtſch. Vrg.) trat vor allem für eine Herabminderung der unerhörten Steuerlaſt ein, die auf der Bevölkerung der beſetzten Gebiete laſte. Abg. Jakob Hagen(Soz.) betonte, daß man mit ſchönen Worten der Not der Er⸗ werbsloſen im beſetzten Gebiet nicht ſteuern könne. Der Redner ſchildert Einzelheiten ber die Notlage dieſer Bevölkerungsſchicht und be⸗ gründete dann einen ſozialdemokratiſchen An⸗ trag, derv on der Regierung ausreichende Mit⸗ tel zur Behebung der Erwerbsloſennot for⸗ dert. Damit wurde die allgemeine Ausſprache geſchloſſen. In der Einzelberatung wandte ſich Abg. Dorſch⸗Heſſen(Dnutl.) gegen die Zwangs- einquartierungen im beſetzten Gebiet, die zu den größten Unzuträglichkeiten führten. Die Einzelberatung wurde dann bald erledigt und ten der 3 des. für die beſetz⸗ f at. 33 5 1 1 Abſtimmung über die ſeinerzeit e Dann tuat das Haus in bie Beratung ui Etats des Reichstages eln. Zu dieſen„dot hat der Ausſchuß eine Reihe von E igen zur Annahme em pfohlen. Ver! un u. a. neue geeignete Arbeitsräume, ung von Freifahrtklas⸗ ten für die Abgeordneten auf Poſt⸗, Auto⸗ u. Dampferlinien, ebenſo auf Klein⸗ und Lokal⸗ bahnen und mehr als bisher Zuſchüſſe zur Be⸗ untzung von Schlafwagen. Der Reichstag will ſich auch ein Auto kaufen und hat für dieſen Zweck 20 000 Mark bewilligt. Nach Erledigung einiger kleiner Vorlagen wurde eine volks⸗ parteiliche Entſchließung angenommen, in der die Reichsregierung erſucht wird, bei der Reichsbahn dahin zu wirken, daß die See⸗ häfenausnahmetariſe der Vorkriegszeit zur Ausfuhr über die deutſchen Häfen wieder ein⸗ geführt werden und daß auch bei den Fracht⸗ ſätzen eine Annäherung an die Vorkriegszeit erfolge. Dann beſchäftigte ſich der Reichstag mit der Beratung eines Geſetzentwurfes über die Ausübung des Rechtes zum Tragen einer Militäruniform.. Der Entwurf will dem Reichspräſidenten das Recht geben, die Ausübung des Rechtes zum Tragen einer Militäruniform den Per⸗ ſonnen zuzugeſtehen, die ſchon vor Bildung der Reichswehr aus dem Militärdienſtverhält⸗ nis ausgeſchieden ſind. Dieſes Recht ſoll er⸗ löſchen, wenn der Berechtigte wegen eines Verbrechens rechtskräftig verurteilt worden iſt. Abg. Kuhnt(Soz.) die Vorlage. Reichswehrminiſter Geßler unterſtrich die rechtliche Schwierigkeit der Materie. Das Recht zum Tragen der Uniform des alten Hee— res beruhe eigentlich ſchon auf alten Verord⸗ mingen. Artikel 129 der Verfaſſung von Wei⸗ mar ſchütze dieſes Recht. Um ganz klare Ver⸗ hältniſſe zu ſchaffen, mußte das vorliegende Geſetz dem Reichstage zugehen. Es ſei der verſtorbene Reichspräſident geweſen, der die Regelung dieſer Angelegenheit durch Geſetz gewünſcht habe.(Hört! hört! rechts.) Der gegenwärtige Reichspräſident habe mit dieſem Geſetz noch nichts zu tun gehabt. Nach der Rede des Reichswehrminiſters beantragten die Sozialdemokraten die Verta— gung des Hauſes. Nachdem Vizepräſident Bell(Zentr.) bereits feſtgeſtellt hatte, daß die einfache Abſtimmung eine Mehrheit für dieſen wandte ſich gegen Von den übrigen Regierungsparteien er⸗ Antrag ergeben habe, wurde das Büro des Nachdem noch ein Genen ban den dei. 3 Polber fete Sozialdemokrat und ein Völkiſcher ſich gegen Gegenprobe wiederum über das vorher feſt⸗ Hauſes bei der von der Rechten geforderten geſtellte Ergebnis zweifelhaft. Die Linke nahm dieſes Verhalten des Präſidiums mit unge— heurem Lärm auf und beſtand auf der bereits feſtgeſtellten Vertagung. Präſident Bell ver⸗ tagte dann die Sitzung um drei Minuten. In der wiedereröffneten Sitzung ſetzt der Lärm auf der Linken jedoch wieder mit ſo ſtarker Heftigkeit'ein, daß dem Präſidenten nichts an⸗ deres übrig blieb, als unter Gegenkundgebun— gen der Rechten die endgültige Vertagung auf Freitag ½3 Uhr auszuſprechen. Heſſiſcher Landtag. Finauzausſchuß des heſſiſchen Landtags. Darmſtadt, 9. Juli. In der geſtrigen, durch den Präſidenten des Ausſchuſſes, Abg. Blank geleiteten Sitzung gab der Finanzminiſter Hen⸗ riſch eine Ueberſicht über ganz weſentliche Ver⸗ ſchiebungen des Finanzausgleichs zwiſchen Reich und Ländern, die für Staat und Kommune das Schlimmſte befürchten laſſen.— Die Ergänzung zu dem Finanzgeſetz wurde genehmigt.— Weiter wurde die Vorſtellung des Bürgermeiſters der Gemeinde Bretzenheim bei Mainz, betr. Aufſſtel⸗ lung der Gemeindevoranſchläge 1925, Aufl. des Fehlbetrages im Staatshaushalt 1925, ſowie die Vorſtellung des Vorſitzenden des Heſſiſchen Landgemeindetages in gleicher Sache durch die Annahme des Finanzgeſetzes für erledigt erklärt. Der Antrag Birnbaum, der eine Entſchä⸗ digung an Beamtinnen, die durch Heirat aus dem Staatsdienſt austreten, vorſieht, wird in einer durch den Abgeordneten Kaul vorgeſchla⸗ genen Aenderung angenommen.— Der Antrag Hattemer⸗Häreus, der eine ſtärkere Heran⸗ ziehung weiblicher Lehrkräfte wünſcht, wird durch die Regierung dahingehend beantwortet, daß ſie im Sinne der Antragsſteller verfahre und künftig noch mehr in dieſer Hinſicht tun werde.— Der Antrag der akademiſchgebildeten Lehrerinnen auf Vorſtellung in gleicher Angelegenheit wurde dem 8 2. Ausſchuß überwieſen.— Der Antre, Rol, eine Aenderung der jetzigen Beſoldungsordnung und eine Erhöhung der Bezüge der Beamten und Staatsarbeiter zu beſchlleßen, nahme, weil das Beſoſdungsſperrgeſetz 22 dieler 42. Jahrgang findet keine An⸗ Motoria ruſlicaua oòer der F NN SAA S= N * beſtraſte Neid hamme! Zumoreslte, beobachtet in der Sommer friſche von Heinrich vom Malòe m Ende des Dorfes, wo das Waldſträßlein nach Unterhackelbach abzweigt, ſteht der Hinterbichlerhof. Es iſt ein ſchönes, wohl⸗ häbiges Anweſen. Aber der alte Hinterbichler gehört keines⸗ wegs zu den angenehmen Zeitgenoſſen. Er iſt ein gut bayeriſch gerundeter Fünfziger, der mit ſeinen Hängebacken einem in guten Verhärtniſſen lebenden Hamſter ungemein ähnlich ſieht. Er iſt der bedeutendſte Neidhammel des Ortes und führt im Gemeinderat das große Wort. Da es ſeine Mitbürger in unbegreiflicher Verblendung ablehnen, ihn zum Bürgermeiſter zu wählen, ſteht er in ſchärfſter Oppoſition zur Dorfregierung. In der Inflationszeit ſind ihm einige Geſchäftchen gelungen, ſolche von der Sorte, die man nicht gerne der Neugierde der Behörden ausſetzt, deshalb iſt er der tiefſten Ueberzeugung, daß ihm„net leicht oaner anko“ und daß er ſomit zu jedem Unternehmen ohneweiters befähigt iſt. Seine Alte iſt ein ruhiges, braves Weiberl, wenn ſie auch kein beſonderes Gewicht darauf legt, daß ſich die in die Stadt gelieferte Milch durch hohen Fettgehalt auszeichnet oder in der But⸗ mee. r ter einige Fliegenbeine mehr oder we⸗ a niger ſind. Da iſt jetzt beim Nachbar, dem Huber⸗ bauern, ein neuer Knecht eingeſtanden, ſo einer von den ganz Modernen. Der hat ein Rad mitgebracht und fährt jeden Tag damit zur Arbeit aufs Feld, dem Hinterbichler grad an der Naſe vorbei. Eine Zeitlang ſchaut der zu. Aber weil er eben ein waſchechter Neid⸗ hammel iſt, ärgert es ihn grimmig, daß cin Kuecht ſo„noblicht“ zur Arbeit fah⸗ ren kann, während er, der Hinterbich⸗ ler, dazu auf ſeinen eigenen Plattfüßen ausrückt. i 5 Endlich einmal, wie die Hinterbich⸗ leriſchen bei der Abendmilch ſitzen, brummte er eine Zeitlang vor ſich hin. Dann haut er plötzlich mit der Fauſt auf den Tiſch, daß die Milchſchüſſel einen erſchrockenen Hupf macht und ſchreit:„J kauf mec a oans!“ Seine Alte läßt den Löffel fallen und fragt ganz verdattert:„Jeſſe na, ja was denn?“—„Und juſtamend kauf i mer a oans, ſo a Kniaradl, ſo a bamiſchs.“ „Bal's weiter nix is, denkt ſich die Alte. Aber ſagen tut ſie nichts, denn dann wird der Hinterbichler ganz bock⸗ beinig, das weiß ſie. Dem Seppl, dem Sohn, wär's ſchon recht, wenn ſo ein Fahrmöbel ins Haus käme, da könnte er bequemer zu der Seinigen nach Unterhackelbach kommen. Der Alte rä⸗ trachtet. Die Alte findet zuerſt einen Ausdruck für ihre Gefühle, „No, da werd ſi der Doktor aber freu'n,“ meint ſie gelaſſen. Der Kuhmagd iſt der Zuſammenhang zwiſchen der Maſchine des Bauern und dem Doktor vollkommen ſchleierhaft. Der Seppl macht ein langes Geſicht. Mit dem Ding kann er nicht nach Unterhackelbach fahren. Erſtens kennt er ſich damit nicht aus und dann— ſo eil Motor macht einen fürchterlichen Spektakel und das iſt beim Fen⸗ ſterln nicht gerade ſehr zweckmäßig. Gleich am nächſten Morgen tritt der Hinterbichler ſeinen Triumphzug an. Er hat ſich das ſchon fein zurechtgelegt. Zuerſt! der Länge nach durch das Dorf bis zum untern Wirt, da kommt er! beim Bürgermeiſter vorüber und bei faſt allen Gemeinderäten, dann durch die Hintergaſſe zurück, damit ihn auch die miſera plebs, die Kleinhäusler und ſonſtige Fretter, ſehen muß. Und wenn er daun! abends ins Wirtshaus kommt, wird er die neidvolle Bewunderung ſeiner Zeitgenoſſen einheimſen und ihnen beweiſen, wie hoch er als dee e Ae ener Mann des Fortſchritts über ihnen allen, den Bürgermeiſter mitgerechnet, ſteht. Die Maſchine wird noch einmal ge⸗ füttert und daun geht's los. Das ganze Haus, einſchließlich einiger Schweine und des ſtets neugierigen Hühnervolkez gibt dem Hinterbichler das Geleite. 66 ſieht aus wie ein Abſchied zu einer Amerikareiſe. Der Knecht macht daz große Hoftor auf. Die Maſchine wird! in Gang geſetzt und mit jugendlicher Elaſtizitat ſchwingt ſich der Bauer in den Sattel. Weil er aber ſcharf auf das Tor zielt, bemerkt er einen ee nicht früher, als bis das Vorderrad, durch ihn abgelenkt, einen erſchrockenen Sprung zur Seite macht. Der Hinter- bichler iſt aber ſchon einmal im Schuß — alſo geht die Reiſe etwas neben dem Tor vorbei. Der Staketenzaun iſt nicht mehr neu. Einige Holzlatten fliegen hinter der Maſchine herum und det Triumphator rattert die Straße hin⸗ unter. Die Abſchiedsgruppe betrachtel mit offenem Mund den geweſenen Gar⸗ tenzaun.„Tuifl,“ meint der Groß knecht,„a guats Köpfl hat er ſcho, del, Bauer. Is nur guat, daß net anſtall n' Zaun a Mauer dort war, ſinſt waar dö a no hin.“ Die Bäuerin iſt ſprach⸗ los, zum erſtenmal in ihrem Leben. Wie ein Eildampfer auf hoher Ser zieht der Hinterbichler eine gewaltige Rauchſäule hinter ſich her, denn er hal natürlich die Maſchine geſchmiert wie ſoniert immer weiter. Endlich meint Traute Zwieſprache 5 einen Miſtwagen. Die Straße iſt leet die Bäuerin in aller Ruhe:„Haſt ſcho recht, Hinterbi chler, aber gelt, ſagſt Liebhaberaufn. von P. Fiſcher, Ludwigohafen a. Nh. ma's allweil, wo hinfahrn tuſt, woaſt, daß i di nachher zſammklaubn ko.“—„Was, zſammklaubn,“ begehrt der Hinterbichler auf,„moanſt, was a ſo a herglaufener Knecht ko, des bring i net a zſamm? Is ſchon a rechte Kunſt des Auffiſetzen und mit die Haxen trampeln, und nachher gehts dahi.“ ö Am nächſten Tag wandert der Hinterbichler durch die Stadt. Der. Verkäufer im Fahrradgeſchäft zeigt ihm eine ganze Reihe von Radln, redet ihm ein Loch ums andere in den Bauch und führt ſchließlich auch ein Motorrad vor.„So was iſt halt doch das Prak⸗ tiſchſte,“ ſagt er,„das fahrt ganz von- ſelbſt, da braucht man ſich nicht zu plagen.“ Der Hinterbichler ſchaut ſich das Ding von allen Seiten mißtrauiſch an. Freilich, ſo eine Maſchine eröffnet die be⸗ gründetſte Ausſicht, daß der Bürgermeiſter in abſehbarer Zeit vor Neid und Gift platzt. Aber er ſchüttelt immer mit dem Kopf, obwohl der Verkäufer in immer leuchtenderen Farben malt.„Woaßt,“ meint der Hinterbichler endlich nach langem Sinnieren,„des waar alls ſcho recht. Aber, bal's von ſelber fahrt, wia waar's denn nacher, bal des Luader grad fahren will und i mag net— nacher ko i eahm nachrenna.“ Der Verkäufer läßt nicht locker und macht ihm begreiflich, daß ein gewöhnliches Fahrrad vielleicht für einen Knecht ausreichend ſei, daß aber ein Grundbeſitzer unbedingt nur mit einem Motorrad ſich in der Oeffentlichkeit zeigen könne. Das leuchtet dem Hinterbichler ein. Daheim ſagt er nichts von ſeinen Plänen. Es ſoll eine Ueber⸗ f raſchung werden. Jeden Tag fährt er in die Stadt, um ſich dort auf der Uebungsbahn im Schweiße ſeines Angeſichtes zum Sports⸗ mann ausbilden zu laſſen. Das Ding iſt doch nicht ſo einfach, wie er geglaubt hat, aber nach einer beträchtlichen Zahl von Purzel⸗ bäumen, die infolge ſeiner natürlichen Polſterung meiſt ziemlich elaſtiſch ausfallen, fühlt er ſich der Sache gewachſen und eines Tages kommt denn auch die Maſchine wohlverpackt daheim an. Im Glanze ihrer vernickelten Schönheit wird ſie im Heuſtadl ein⸗ quartiert und vom ganzen Haus mit Ehrfurcht und Mißtrauen be⸗ leider, aber der Lärm des Motors ſorſl ſchon dafür, daß die Aufmerkſamkeit de Dorfes erregt wird und an allen Fenſtern zeigen ſich weiße Punlte, die an die Scheiben gedrückten Naſen der ſtaunenden Eingeborenel Bis zum untern Wirt geht die Geſchichte ganz gut. Mit einen Geſicht, wie es etwa ein römiſcher Imperator beim Triumph übel die Perſer aufgeſetzt haben mag, ſitzt der Hinterbichler auf ſeinen „Stinkwerkl“. Programmäßig ſoll beim untern Wirt ein Schnap⸗ genommen werden. Ja— aber das verfluchte Radl will offenbal keinen Schnaps. Und dabei fällt es dem Hinterbichler einfach nich. mehr ein, wie man die Maſchine abſtellt. Dem Hinterbichler with ſchwül. Er probiert an allen Handgriffen, die er nur findet, abel das Satanszeug läßt ſich nicht dadurch imponieren. Im Gegenteil es geht immer ſchneller. Am untern Wirt iſt er ſchon längſt vor bei, ſein Hut iſt irgendwo auf der Straße einſam zurückgeblieben, „Joiſes,“ denkt der Hinterbichler,„jetztn is des Luader richti ſchen worn.“ f. 1 Der Hinterbichler ſchwitzt. Wie ſchon gar nichts mehr helfe will, verſucht er's gewohnheitsmäßig mit Zureden.„Brrrrrr ö6566h1“ Wie er's in ſolchen Fällen immer macht, reißt er an Zügel, was aber nur die Folge hat, daß die Maſchine einen elegant ten Bogen über den nächſten Schotterhaufen macht und im übrige unbekümmert weiter raſt.— Schon tauchen hinter dem nächſten Hügel die Häuſer von Tipfelsberg auf. Sonſt braucht man zwe Stunden dorthin— der Hinterbichler macht das im abgekürzten Verf ahren. f . Weiten im Dorf breitet ſich der Teich aus. Die Straße führt knaſ daran vorüber. Eben kommt ein ſchön beladener Miſtwagen im ge mütlichen Ochſentempo des Weges. Der Knecht, der ihn führt lutſcht an ſeiner Pfeife und döſt vor ſich hin. Für den Hinterbichl handelt es ſich hier um eine Exiſtenzfrage. Er reißt vor dem Wage ſeine toll gewordene Maſchine zur Seite— und im nächſten Momen befindet er ſich in der Lage eines Unterſeebootes vor dem Angriff Wie er wieder ſeine fünf Sinne geſammelt und ſeine Knochen 80 ſammengeſucht hat, ſieht er ſich in Geſellſchaft einiger Enten u 1 — Schweine, die den unerwarte⸗ ten Zuwachs mit Geſchrei ableh⸗ f a a 1 nen, Das Waſſer 19. reicht ihm bis Blick auf St. Giorgio(Venedig) e . 1 verſchwunden. Sakra noamal, denkt er nach einiger Zeit,„jetztn waar i ſchieri derſoffa. Er ſchaut ſich um ſein Rad um. Richtig, da, nicht bon ihm, funkelt etwas unter dem Waſſer. Ein Gefühl bos⸗ . Freude keimt in ihm auf. Jetzt iſt das„damiſche Luader“ doch ernunft gekommen. Und nun weiß er auch noch ganz genau, er hätte tun ſollen, um die Maſchine zum Stillſtand zu bringen. ürli, i hab's ja eh gewußt— muaß grad was brocha gwefn ſein, 1 gar net hat ſtehn bleibn wolln.“ Sein ſtark gedämpftes Selbſt⸗ 1 richtet ſich bei dieſem Gedanken wieder auf. Da ihm aher Waſſer ſogar ſchon durch ſeinen Bauernloden geht und die ganze 15 doch eigentlich nicht zu längerem Verweilen ermuntert, t er ſich auf, um den Schauplatz ſeiner ſportlichen Leiſtung zu ſen. Mittlerweile hat ſich die halbe Einwohnerſchaft von leberg um den Teich verſammelt. Dem erſten Erſtaunen folgt chadenfreude. Denn nichts kitzelt edle Seelen mehr, als wenn lieben Nächſten das Waſſer an den Hals geht, während man im Trockenen ſitzt. Der Hirſchwirt iſt auch unter den Zu— ern, mit dem er ſchon lange einen Span hat.„Jeh, grüaß 17 er über den Teich herüber,„biſt a weng baden kemmarzu 4 Das intenſive Grinſen der Verſammlung bringt das ein⸗ ge Vergnügen aller deutlich zum Ausdruck. lr Aſſiſtenz einiger Samariter wird der Hinterbichler und ant zum Stiefelwirt verfrachtet. Dem Radl iſt es egal, aber Uu. flucht, daß die Dorfköter vor Entſetzen den Schweif en. Nachdem die hochgehenden Wogen ſeiner Gemütsver⸗ i durch einige Maß Bier und noch einiger Schnäpſe wieder geglättet ſind, erwacht die Sorge um das Befinden ſeiner ne. Unter ſeiner kundigen Leitung muß ſie der Hausknecht Panorama von Venedig zuerſt ſchön abtrocknen und dann mit Bürſte und Striegel alles ent⸗ fernen, was von feſten Beſtandteilen des Dorfteiches daran hängen geblieben iſt. Trotz des verſchnupfenden Bades geht das Radl, ob— wohl der Motor unverkennbar den Schluckauf hat. Nach den erſten zwei Kilometern aber hat das Radl endgültig genug und beteiligt ſich nicht mehr aktiv an der Luſtfahrt. Der Hinterbichler muß alſo das Ding nach Haufe ſchieben, was in Anbetracht der reſpektablen Entfernung und der häufigen Steigungen ein ziemlich ſchweiß— treibendes Unternehmen iſt. Da der Hinterbichler dabei das Blaue vom Himmel gründlich herunterflucht, beginnt es zu regnen. Naß, wie ein eben aus dem Trog gezogenes Hemd erreicht er endlich den untern Wirt in ſeinem Dorf. Die Verhältniſſe ver— langen gebieteriſch nach einem Schnaps. Im Wirtshaus ſitzen nur wenige Gäſte, darunter ein reiſender Mechaniker. Wie der hört, daß die Maſchine des Hinterbichler in den Streik getreten iſt, er⸗ bietet er ſich, dieſelbe wieder in Ordnung zu bringen, was dem Hinterbichler im Intereſſe ſeines ſportlichen Anſehens ſehr will⸗ kommen iſt. Im Stall des Wirtes geht denn auch die Reparatur vor ſich und eine halbe Stunde ſpäter kommt der Mechaniker mit der frohen Botſchaft, daß das Radl wieder Vernunft angenommen habe. Er müſſe es nur noch ausprobieren, ob alles in Ordnung ſei. Er läßt den Motor anlaufen und ſchwingt ſich auf, wobei der Hinter— bichler mit Kennerblicken zuſieht. N Es war ein Abſchied für immer, denn„Roß und Reiter ſah man niemals wieder“. 1 Und damit-war auch die erfreuliche Ausſicht ge— ſchwunden, den Bürgermeiſter vor Neid und Galle platzen zu ſehen. e wegen unerlaubten Badens kam auch noch dazu. Seitdem iſt ſeine Sportbegeiſterung auf den Gefri. fallen und Mo⸗ 5 955 8. torräder heißen beim Hinterbich⸗ ler nur mehr „damiſches Stadtglump, ſtinkerts“. W G 8 rr n AA Irrer ** Jahrmarkt auf dem Markusplatz in Venedig 1 a 0 e Unter dem Säulenbogen von G. Markus in Venebig —— ——— 8 8 nden Von E. Orinneberg, Maunßheim J Indien findet man in den alten rieſenhaften Steintempeln der Hindus im Süden, und der Kaiſerpaläſte und großen Moſcheen im Norden die ſteinernen 0 Zeugen einer hohen Kultur vergangener hinduiſtiſcher und islamitiſcher Herrſcher⸗ geſchlechter. reicher figürlicher Plaſtik geſchmückten Tempel brahmaniſtiſcher Epochen im Süden erregen das beſondere Intereſſe des Kenners euro⸗ pälſcher und aſtatiſcher Kunſt. Die geſchicht⸗ Beſonders die großen, mit liche Entwicklung Indiens zeigt uns, daß dieſe Bauwerke, deren hervorragendſte Schöpfungen in den Tempelſtädten Madura, Trichinopoly und Tanjore zu finden ſindd von einem Volke geſchaffen wurden, deſſen eigentliche kulturelle Werte erſt durch die geiſtige Befruchtung fremder, das heißt ariſcher Völker des Nordens geweckt wurden. Dieſe Einfliſſe fremder Art finden wir in manchen Bauwerken früher Perioden in Zentral⸗Indien, wo deutlich die Ver⸗ ſchmelzung nordiſchen, d. h. ariſchen Weſens mlt dravidiſchem Stil⸗ und Formenempfindens zu beobachten iſt. Der hinduiſtiſche Tempel im Süden dient einem in ſich vielſeitig geglie⸗ derten Religionskult, über deſſen eigentliche Form und beſonderen Beſtandteile es dem Laien ſchwer faͤllt, ein klares Bild zu gewinnen. Als die in dieſen Tempelſtätten hauptſächlich verehrten Hauptgötter der Hindus bezeichnet man Shiva und Vishnu. Häufig ſind die rell⸗ giöſen Vorſtellungen und Anſchau⸗ ungen, beſonders in den unteren Schichten des Volkes, recht mannig⸗ faltig und ſpielt die Lebensanſchauung und perſönliche Fantaſie des Gläu⸗ bigen eine große Rolle. Viele ſuchen ihren Gott außerhalb des Tempels in geheimnisvollen Höhlen und alten Baͤumen; andere wleder bilden ihn ſelbſt aus Lehm, Stein oder Holz, auf welche Weiſe oft recht groteske und interreſſante Gebilde von origineller Geſtaltung geſchaffen werben, deren man beſonders viele in Dörfern und Hütten finden klann. Auch genießen gewiſſe Tiere, die eine ſymboliſche Verkörperung gewiſſer Gottheiten bedeuten, göttliche Ver⸗ ehrung und ſtehen in ſorgſamſter Pflege und unter beſonderem Schutze des Hindus. Im allgemeinen beſtehen die Tempelan⸗ 1 + lagen des Südens aus den rieſigen, mit figürlicher Plaſtik gerabezu überladenen Tempeltürmen und den hohen Umfaſſungs⸗ mauern, die den Tempelhof und die Ge⸗ baude der Heiligtümer in ſich einſchließen. Das Heiligtum des Tempels befindet ſich meiſt für das Volk der niederen Kaſte unzugänglich hinter verſchloſſenen oder vergitterten Türen in unterirbiſchen, geheim ⸗ nisvollen Gaͤngen und Hohlen, in denen im myſtiſchen Halbduntel die Statuen unb Bilder Die odarfrau(Südindlen) küßt den eo erten Süsel um von der Seele 85 eee Gatten zu nehmen untergebracht ſind. Prieſter der Brahmanenkaſte verſehen den Dienſt und verharren betend und opfernd in müh⸗ ſamer Haltung und Geberde an dieſem unheimlichen Ort. In den Vorhöfen, die dem Vote offenſtehen, und in denen tagsüber buntes Ceben berrſcht, liegen die Tempel. teiche don oft gewaltigem Ausmaß, in denen die Gläu⸗ bigen, ehe ſie in den Tempel treten, die rituelle Waſchung ihres Körpers vornehmen können. Oft dient das ſünden⸗ tllgende Waſſer dieſer Teiche auch zu minder relliglöſen Zweden, indem es dem Der Bauhn ſchwarzen Turban⸗ Schmuck eines indiſchen Fürſten aul ſchiedb Maharadſahs von Bltanſa 85 reiche der Götter und Göttinnen Wallfahrer, großen taſtbarer Glaubwürdigkeit. ſchon anglo⸗amerik i Heute 2 Blätter(s Seiten) Kreuz und Quer. — Allexweltsplauderei von Ernſt Hilarion. Mitten im Sommer.— Jackie Coogans Konkurrenz. Der Streit um den Nordpol.— Ein neuer Streik.— Ehe ⸗ 5 ſcheidungsrekorde.— Wertloſee Krempel. Daß 0 ſchon längſt verblüht iſt und wir ſchon einige Wochen in den vollen und ſatten Sommer ein⸗ 1 ſind, iſt uns dieſes Jahr eigentlich noch gar nicht o recht zum Bewußtſein gekommen, und erſt jetzt, nachdem mancherorts bereits in die Kornernte eingetreten wurde und verſchiedentlich die Kornhaufen wie ausgerichtete Sol⸗ daten auf den Aeckern ſtehen, werden wir uns dieſer Wand⸗ lung in der Jahreszeit bewußt. Nach der Periode des Keimens und Sproſſens kommt nun die Zeit der Ernte, in der der Himmel in voller Pracht auf die Erde hernieder⸗ lacht. Noch kurze Wochen und allenthalben zeigen ſich Stoppeläcker dem Auge, und wenn erſt einmal der Hafer unter dem Schnitt des Mähers gefallen iſt, dann mutet es faſt ſchon herbſtlich an. Doch bis 10 wollen wir uns noch an der ſommerlichen ee erfreuen und die Hoff⸗ nung auf eine gute un 1 0 iche Ernte ordentlich 1 Johr Denn der wettermachende Petrus meint es ja dieſes Jahr ausnahmsweiſe gut mit uns armen Menſchenkindern und wenn er nach der treibhausähnlichen Witterung des zurück- liegenden n nun einen ebenſo günſtigen Sommer bringt, ſo haben wir auch berechtigte Hoffnung auf einen farbenprächtigen, trockenen Herbſt, der die Trauben brät und die Hackfrüchte ordentlich geraten läßt zu Nutz und Frommen von Menſch und Vieh und nicht zuletzt auch von demjenigen, der einen guten Tropfen edlen Rebenſaftes zu ſchätzen weiß. Weil die ganze Woche über ſo viel von Politik die Rede lſt, von Reichstagsſitzungen und Sicherheitspakt, von Ma⸗ rokko und China und ſonſtigen Problemen, welche immer auf Umwegen und von der verkehrten Seite in Angriff genommen werden, will ich ſie lieber umgehen und mich mit anderen Dingen befaſſen und hier vor allem die Mitteilung bringen: Charlie Chaplin iſt Papa geworden! Chapli Chaplin, der amerikaniſche Filmſtar, Charlie Chaplin mit dem wundervollen Hut, den Siren ſchlotternden Hoſen und den„prächtigen“ Schuhen, Charlie Chaplin, der durch ſeine Heirat mit der jugendlichen Lita Grey ſo manches Frauenherz zum„greynen“ gebracht und gebrochen hat! harlie Chaplin iſt Vater eines ſtolzen Knäbleins geworden und ſeine hoe Frau muß als jugend⸗ liche Mutter infolge der rückſichtsloſen amerikaniſchen Ge⸗ be ebung noch die— Schule beſuchen. Hätte er da nicht eſſer getan, ein anderes Jungfrauenherz zu beglücken oder 1 noch einige d age u warten? Denn auch Jackie dogan, der kleine Jackie, der ſo niedlich mit dem Finger in der Naſe bohren kann und der bei ſeinem europäiſchen Beſuch in Berlin mit größeren Ehren empfangen wurde, als ſie beiſpielsweiſe einem Poincaré oder Clemenceau dort Wo geworden wären, auch Jackie Coogan iſt bedrückt! enn mit dem Erſcheinen von Charlie Chaplin Nr. 2 iſt die Möglichkeit gegeben, daß ihm ein Nachfolger, eine Kon⸗ kurrenz entſteht. Zwar paßt dem kleinen Chaplin noch nicht der Hut von Papa Chaplin und auch die belen und die Schuhe 9992 noch viel zu 900 und zu weit, aber wenn auch dieſes Werk von Charlie Chaplin mit derſelben Sorgfalt wie ſeine Filme„entwickelt“ wird, ſo hat der kleine Jackie allen Grund, ebenfalls wie die vielen gebrochenen Herzen zu„greynen“. 4 5 Und dann der Nordpol! Amundſen iſt ja glücklich zu⸗ rückgekehrt und zwar ohne den Pol iger erreicht zu haben. Aber trotzdem iſt jetzt um ihn ein heftiger Streit entbrannt, denn die Möglichkeit iſt 5086 gegeben, daß der ſagenhafte ruhende Punkt in der Erde ewigem Schwung erreicht wer⸗ den kann, ſo daß die Frage brennend geworden iſt: wem wird er eigentlich gehören? Vorerſt ſtreiten ſich Canada und die Vereinigten Staaten von Amerika um das 910% recht am Nordpol. Ich muß ſagen, dieſe Art von Polti iſt mir zu hoch; denn was der Beſitz des Nordpols eigentlich an Wert darſtellen ſoll, kann ich mir nicht gut vorſtellen, da er doch kaum als Sommeraufenthalt in Frage kommen als Bier⸗ oder Eiskeller nicht praktiſch genug kann und au 5 u erteichen iſt. Höchſtens das könnte mir als möglich er⸗ ö einen, daß man dort ein feſtes Haus mit Gummizellen 4 möchte, wo man bedeutende Politiker, die bei den ntwirrung ſchwierig 1 Probleme etwas zu ſtarl von der Sonne angegriffen wurden, zur Abkühlung ihrer Nerven hinbringt und zwar zu Nutz und Frommen der unpolitiſchen Menſchheit. e, ee, In der letzten Woche iſt die Streik Chronik um eine Reuerſcheinung bereichert worden: die Börſen haben ihre Pforten geſchloſſen. Freilich nur für einen! a denn einen Dauerſtreik verträgt dieſes früher ſo 9 7 che Ge⸗ werbe nicht. Die Börſenonkel ſind überhaupt bedauerns⸗ werte Geſchöpfe: Während ſie ſich in den Inflationsfahren mit vollgeſpickter Brieftaſche von den Strapazen des rufs und der heißen Jahreszeit in kühlen Seehüdern erholen tonnten, müſſen ſie ſich jetzt nach der Decke ſtrecken. Die Börſe will nicht mehr in b ſie brg kommen. Die Kurſe ſind lau, flauer, am flaueſten, ſie bröckeln ab wie der Putz von en No ffohtban, und ſchon mancher hat davon etwas auf den Kopf bekommen Aber hat die Börſe Ruhe, 150 Europa noch keine und die verſchiedenen Gegenden rund um Europa herum haben ſie auch nicht. Es iſt ſogar eine ziemlich hochgradige Un⸗ ruhe überall in der Welt zu bemerken. Als ob wieder mal was in der Luft läge. Unſere Mutter Erde, die doch ge⸗ rade keine ſchwachen Nerven hat, iſt nervös wie eine Naive vom Theater, wenn ſie zum erſten Mal eine größere Rolle 1 0 885 ſoll. Sie zittert, ſie bebt. Die gelehrteſten der elehrten zerbrechen 5 die Köpfe, was mit ihr los iſt, euer. Un während ſie ganze Städte zerbricht, als wären es Porzellan⸗ taſſen. Für ihre Jahre hat die alte Dame noch entſchieden u viel darunter haben dann andere zu leiden. ufs Menſchliche übertragen, nur ein Beiſpiel: die hundert⸗ undvier Jahre alte Amerikanerin, die ſich jetzt vergeblich von ihrem ſiebenten Mann ſcheiden laſſen will, weil er ihr zu— kühl iſt! So wird uns wenigſtens von jenſeits des ſeiches gemeldet, und was uns von dort gemeldet wird, und beſonders in den Hundstagen, iſt ja von unan⸗ Aber vielleicht gibt es auch Jahre, von denen, wie bei den deutſches geh daß die lit dem fleventen Gatten tonnte es ja trotzdem ſtimmen, da es drüben ſchon beinahe Ehrenſache geworden iſt, Ehe⸗ ſcheidungsrekorde aufzuſtellen Bei unſerem kräftig entwickelten Nachahmungstrieb iſt zu fürchten, daß unſere Holden auch dieſe Verrücktheit aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten nachahmen werden. Aber das Reſultat unſerer Volkszählung wird hoffentlich als Dämpfer wirken. Das Plus an Weiblich⸗ keiten iſt in deutſchen Landen 19 ſo beträchtlich, daß jede glückliche Beſitzerin eines Mannweſens das ihrige zu ſchätzen wiſſen und ſich nicht nach der Eheſcheidungsmühle ſehnen wird. Weswegen die Männer aber nicht übermütig wer⸗ den ſollen. Auch ſie ſollen feſthalten, was ſie haben, denn beim Tauſchen iſt man oft der Getäuſchte.. Oft, nicht jedesmal! Hätte ich meine rotgeſtempelten Braunen— ich rede jetzt von Banknoten— rechtzeitig ge⸗ gen andere Werte umgetauſcht, und wäre es ſelbſt eine Schornſteinhypothek geweſen, wäre mir bedeutend wohler. a Was nützen einem Werte, die keinen Wert haben?, Was ſoll ich mit den braunen Scheinen, Die mir ſo teuer einſt geweſt? Ich könnte voller Wehmut weinen— Zu kümmerlich iſt dieſer Reſt. Es grinſt mich an der rote Stempel, Wie ich ihn drehe auch es r Als ſpräche er:„Wertloſer Krempel! O Menſchenskind, wie warſt du dumm!“ Aus dem badiſchen Lande. Mannheim, 10. Juli..( Verhaftungen.) Wegen Konkursverbrechens wurde der Tabaklwarengroß⸗ händler Eugen Rüder, wegen Betrugs der Tabakhänd⸗ ler und Zigarrenfabrikant C. A. Ringwald feſtgenom⸗ men. Heidelberg, 10. Juli. Wie groß die Wohnungsnot auch am hieſigen Orte iſt, geht aus der Tatſache hervor, daß zur Zeit der Bür⸗ gerſaal des Rathauſes für eine Familie, die ihre Woh⸗ nung wegen Reparaturen räumen nung dient. Oberwolfach, 10. Juli.(Durch Stark⸗ ſtr om getötet.) Der Lichtmeiſter Fridolin Echle, der Sohn des Bürgermeiſters Echle, kant bei der Be⸗ ſchäftigung an einer Leitung mit dem Strom in Berüh⸗ 9 Er trug ſchwere Verletzungen davon, denen er erlag. Eugen, 10. Juli.(Eine wider natürliche Mutter.) Die 24jährige Fabrikarbeiterin Schaf⸗ heutle von Duchtlingen wurde an ihrer Arbeitsſtätte in Singen wegen Kindstötung von der Gendarmerie verhaftet und nach einem unterwegs unternommenen ergebnisloſen Fluchtverſuch in das hieſige Amtsgefäng⸗ nis eingelieferk. Die widernatürliche Mutter hat ihr anfangs Juni geborenes Knäblein erwürgt und im teller ihres elterlichen Anweſens verſcharrt. Die Ver— haftete war bereits früher wegen Sittlichkeitsverge— jens beſtraft worden. 8 Singen, 10. Juli.(SṼ m Tode des Er⸗ rinkens gerettet.) Das etwa 3½ Jahre ilte Kind des Schlachthofmaſchiniſten Fritz Sprenger iel in den Fabrikkanal der Spinnerei und wurde von dem Portier derſelben vom Tode des Ertrinkens ge⸗ ettet. f 997 F 11 8 Aus Heſſen. f Darmſtadt, 10. Juli. Der Bu biko pf.) Zwei Backfiſche kehrten dieſer Tage mit abgeſchnittenen Zöpfen nach Hauſe und erklärten den erzürnten Eltern, ſie ſeien auf der Landstraße einem Zopfabſchneider in die Hände gefallen. Als aber der Vater ſehr ener⸗ giſch nach den näheren Begleitumſtänden forſchte, ſtellte es ſich herau, daß die beiden Sünderinnen ſich die Zöpfe gegenſelng abgeſchnitten hatten, weil ihnen die Mutter das Tragen eines Bubikopfes nicht wollte. WBorkomm nis.) Vorgeſtern nacht bemerkten pa⸗ lrouillierende Schutzleute, daß in den Räumen eines Bankhauſes plötzlich ein Licht aufflammte. Da ihnen die Sache verdächtig vorkam, ſchellten ſie den Haus⸗ neiſter heraus und ſtellten nun feſt. daß durch einen Heſert an ver Waäſſekleitung eine Ueverſchwemmung im Innern des Hauſes erfolgt war. Das Waſſer hatte als „guter Leiter“ die Verbindung des elektriſchen Lichtes hergeſtellt und die Lampen zum Brennen gebracht. Mainz, 10. Juli.(Die tödliche Ohr⸗ feige.) Der 20jährige Taglöhner Friedrich Meßler aus Finkenbach(Pfalz), wohnhaft in Monsheim iſt der Körperverletzung mit tödlichem Erfolge angeklagt. Ende März war der Angeklagte mit Flaſchenbier nach Worms gefahren. In der Wirtſchaft von Schneider wurde er von einem Gaſte, dem 43jährigen Erdarbeiter Johann Schlöſſer beleidigt. Am 5. April kam Schlöſſer mit zwei Bekannten per Rad nach Monsheim. Der Ange⸗ klagte brachte dies in Erfahrung und beſchloß nun ſich an dem Schlöſſer zu rächen. Er wartete mit ſeinem Bruder in der Nähe des Rathauſes auf die Rückkehr des Schlöſſer. Da Schlöſſer ſich inzwiſchen betrunken hatte, konnte er nicht mehr auf ein Rad ſteigen und drückte dasſelbe. Als er in die Nähe des Angeklagten kam, rief ihn dieſer an, worauf beide in einen Wort⸗ wechſel gerieten, in deſſen Verlauf Schlöſſer wiederholt ſagte:„Gib mir doch eine, wenn Du Courage haſt!“ Der Angeklagte verſetzte nun dem Schlöſſer eine kräf⸗ lige Ohrfeige, wodurch der Angetrunkene hinterrücks zu Boden ſtürzte. Mit voller Wucht ſtürzte er mit dem 9 05 auf den Randſtein, wo er bewußtlos lie⸗ gen blieb. Es wurde der im Orte wohnende Arzt her⸗ beigeholt, der einen Sprung der Schädeldecke konſta⸗ tierte und die ſofortige Ueberführung des Verletzten ins Krankenhaus nach Worms anordnete. Dort ver⸗ ſtarb Schlöſſer nach 3 Stunden. Der Staatsanwalt Schröder beantragte 7 Monate Gefängnis. Das Schwur⸗ eticht verurteilte den Angeklagten zu 4 Monaten Ge⸗ ängnis, abzüglich 3 Monate Unterſuchungshaſt. ainz, 10. Juli.(Deutſche Roſenſchau.) Der für Sonntag in Ausſicht genommene große Blu⸗ menkorſo durch die Stadt iſt nun in allen Einzelheiten geſichert. Bis je dazu über 200 Kraſtſahrzeuge 1 5 8 ö* 1 17 a mo eee eee 28 ere n,) Jahre alte Töchterchen des Gaſtwirts M., Ecke Main⸗ ( Wohnungsnot.) mußte, als Woh⸗ erlauben . 1. Mainz, 9. Juli.(Ein eigentümliches zeichen: Gewöhnliches, minderwertiges onenwagen, 20 beſondere a an 200 Motorräder. alle in reichem Blumenſchmuck. Aus vetrrievstechm⸗ ö ſchen Gründen und um allen Unglücksfällen vorzubeu⸗ gen, ſind nur Motorwagen und Motorräder zugelaſ⸗ ſen; eine Beteiligung von gewöhnlichen Fahrrädern iſt innerhalb des Zuges deshalb nicht geſtattet. Worms, 9. Juli.(Nationale Kundge⸗ bungen im beſetzten Gebiet.) Ein Son⸗ derfall gibt Veranlaſſung, erneut darauf hinzuweiſen, daß das Singen vaterländiſcher Lieder innerhalb des beſetzten Gebietes verboten und von der franzöſiſchen Beſatzungsmacht unter hohe Strafe geſtellt iſt. In der letzten Zeit wurden auf Vergnügungsdampfern auf dem Rhein und in Autobuſſen patriotiſche Lieder durch Aus⸗ flügler trotz des Verbotes geſungen. Die J. R. K. erblickt hierin eine Provokation gegen die Beſatzungs⸗ mächte. Sie hat angedroht, im Wiederholungsfalle nicht nur die örtlichen Behörden zur Verantwortung zu ziehen, ſondern auch die Fahrten in das beſetzte Ge⸗ biet für Autobuſſe und auf dem Waſſer zu verbieten. Die Bevölkerung des unbeſetzten Gebietes erweiſt den Bewohnern der beſetzten Gebiete mit derartigen Kund⸗ gebungen keinen guten Dienſt. a Biebrich, 10. Juli.(Ein Kind totgefah⸗ Geſtern um die Mittagsſtunde wurde das 3½ zer⸗ und Wilhelm Kalle⸗Straße, von einem Auto über⸗ fahren und ſo ſchwer verletzt, daß es ſoſort tot war. Das mit franzöſiſchen Staatsangehörigen beſetzte Auto befand ſich auf dem Wege von Wiesbaden nach Mainz und nahm wegen Sperrung der Rathausſtraße ſeinen Weg durch die Andreas⸗ und Wilhelm Kalle⸗Straße. An der Unfallſtelle hielt der Autolenker an, um ſich nach der Wegrichtung zu erkundigen. Während er hielt, liefen zwei Kinder vor dem Auto über die Strafe. Dieſen wollte die kleine M. ebenfalls in dem Augen- blick folgen, als das Auto gerade wieder in Bewe— gung geſetzt wurde. Dabei wurde das bedauernswerte Kind von dem Vorderrad gefaßt und ſo ſchwer am Kopfe verletzt, daß der Tod alsbald eintrat. Marburg, 10. Juli.(Lom Zug erfaßt.) In der Nähe von Ungedanken fuhr der Mittags zug von Wabern nach Bad Wildungen in einen Transport des bekannten Zirkus Blumenfeld. Die Lokomolive erfaßte den Wohnwagen und zertrümmerte ihn voll⸗ ſtändig. Wie durch ein Wunder kamen acht in dem Wagen ſitzende Muſiker mit dem Leben davon doch wurden ſie mehr oder minder ſchwer verletzt. Der In⸗ halt des Wagens, beſonder ſämtliche Muſikinſtrumente wurde vollſtändig vernichtet. Der Bahnübergang, an dem ſich der Unfall zutrug, hat keine Schranken und iſt wegen einer ſcharfen Kurve völlig unüberſichtlich. Alle Bemühungen der nahen Ortſchaften um Herrichtung von Schranken fanden bei der Reichsbahnverwaltung bisher keine Beachtung. 5 Lokales und Allgemeines. — Fahrräder auf der Eiſenbahn. Die Abfertigung der Fahrräder auf der Eiſenbahn geſchieht, ſofern das Rad nicht als Gepäckgut aufgegeben wird, dadurch, daß dem Beſitzer eine Fahrradkarte ausgehändigt wird. Dieſe beſteht aus 2 Teilen, welche dieſelbe Nummer tragen. Die eine Hälfte wird am Rad befeſtigt, die andere behält der Beſitzer des Rades. Es iſt nun faſt allgemein die Meinung ver⸗ breitet, der Beſitzer hätte nun ſeine Pflicht getan und eine Garantie für die Rückgabe des Rades aus dem Packwagen, wenn er im Beſitz des Kartenabſchnittes ſei. Dem iſt jedoch nicht ſo, denn die Vorſchriften verlangen, daß die Abgabe des Rades in den Packwagen vom Eiſenbahnperſonal quittiert werden muß. Erſt dann tritt die Haftung der Bahn in Kraft. Es wird auf dieſe Vorſchrift erneut hin⸗ gewieſen, da verſchiedene Prozeſſe in der jüngſten Zeit durch Außerachtlaſſen der beſtehenden Vorſchrift zu Gunſten der Bahn entſchieden worden ſind. i — Schulausflüge für Dienſtgeſchäfte. Wie wir hören, iſt eine Aenderung der Reiſekoſtenverordnung vom 24. Mai 1922 dahingehend geplant, daß fortab auch Schulausflüge als Dienſtgeſchäfte zu betrachten ſind. Ausflüge von nicht mehr als drei Stunden gelten als Dienſtreiſen nach nahe⸗ gelegenen Orten; für ſolche Ausflüge ſollen Tagegelder Lehr vergütet werden. Der einen ſolchen Ausflug leitende Lehrer 15 lediglich Anſpruch auf Erſatz ſeiner Fahrtaus⸗ lagen. Bei Schulausflügen von mehr als drei Stunden Dauer werden Tagegelder für höchſtens einen vollen Tag gewährt; Uebernachtungsgebühren werden nicht vergütet. — Wee a den Die Beſtimmung, daß für Liebesgabenpakete aus dem Auslande, die von der Zoll⸗ berwaltung als ſolche anerkannt und zollfrei gelaſſen werden, die Verzollungspoſtgebühr nicht zu erheben iſt, iſt mit Wirkung vom 1. Juli an aufgehoben worden. — Falſche Rentenbankſcheine zu 5 Rentenmark. Nach einer Mitteilung der Deutſchen Rentenbank ſind von den Rentenbankſcheinen zu 5 Rentenmark Falſchſtücke aufge⸗ taucht, deren Merkmale folgende ſind: Papier- und Waſſer⸗ apier von glänzen⸗ dem Ausſehen. Das Waſſerzeichen iſt auf der Rückſeite durch Schabung nachgeahmt. Stoffauflauf und Faſern: Der Stoffauflauf auf dem rechten Teile der Vorderſeite iſt durch Uebertünchen mit einem gelblichen Klebemittel vor⸗ getäuſcht, worauf die Faſern eingeſtreut ſind. Vorderſeite: Ein den echten Scheinen ſehr ungenau nachgebildetes Unter⸗ ö 1 An Stelle der bei den echten Scheinen ſich reuzenden Wellenlinien zeigt das Falſchſtück nur die von oben rechts nach unten links laufenden Linien deutlich; die in der entgegengeſetzten Richtung laufenden Linien ſind da⸗ egen nur ſchwach erkennbar. Bei der Beſchriftung fallen ende die unregelmäßig gezeichneten Bu ſtaben auf, auch die Einfaſſung und Anterſchriften ſind unklar und verſchmiert. Rückſeite: Die Rückſeite zeigt ein ſehr unſau⸗ beres und verſchwommenes Bild. Im Worte„Zuchthaus ſteht ſtatt des„u“ ein„n“. b — Gerichtsſerien. Mit dem 15. Juli nehmen die Ge⸗ richtsferien ihren Anfang und endigen mit dem 15. Septem⸗ ber. Während dieſer Zeit werden die Geſchäfte bei Gericht unverändert weitergeführt, nur die Verhandlungen in Zivilſtreitigkeiten erleiden für dieſe Zeit eine Unter drechung. Hier bilden die Prozeſſe mn Meſſe⸗ und Marktſachen, Miet⸗ und Lohnſtreitigkeiten, limentationen, Scheck⸗ und Wechſelſachen eine Ausnahme. Prozeſſe dieſer Art kommen auch während der Fegzef 7 Verhandlung. Weiter können auch e rozeſſe dringender Natur vor den Amtsgerichten auf dae als Ferienſachen be⸗ eichnet und verhandelt werden. Sitzungen i chen linden wäprend diser geit unt W Vermiſchtes. 8 0 der Krieg der Enkente heute noch koſtet. Von dem 195 des amerikaniſchen Induſtriever andes iſt ein vorläufiger Bericht, d. h. eine Studie über das interalllierte Schuldenproblem herausgegeben worden. Dieſe Studie eigt, was den Alliierten der Weltkrieg noch heute koſtet. m Jahre 1924, ſechs Jahre nach dem Waffenſtillſtand, mußte England von ſeinem Einkommen 23 Prozent, Frank⸗ reich 20,9 Prozent, Italien 19,2 Prozent, Belgien 17 Prozent und die Vereinigten Staaten 11,5 Prozent an Kriegskoſten W Juan. Don Juan iſt die ſagenhafte Geſtalt der Romanen, ein in maßloſer Genußſucht zugrunde gehender Die Sage von Don Juan knüpft an die Perſon eines Wüſt⸗ lings Juan de Tenorio in Sevilla an, der den Komtur von Sevilla erſtach, weil dieſer ihn an der Entführung ſeiner Tochter hinderte. Als er ſpäter das Standbild des Kom⸗ turs zum Gaſtmahl einlud, wurde er von dem wirklich er⸗ ſcheinenden ſteinernen Gaſt der Hölle überliefert. Die Sage iſt ſowohl in Spanien als auch in ganz Europa, auch in Deutſchland vielfach dramatiſch behandelt worden. Briefmarken der Luſtpoſt. Von Emil Kaiſer. Als im Auguſt 1910 Mr. Graham White mit ſeinem Doppeldecker zum erſten Male Briefbote ſpielte, zum erſten Male Flugpoſt beförderte, da brach auch in der Philatelie eine neue Zeit an: die Romantik der Luftpoſtmarken. Die einfachen Sterblichen, die jetzt auch die neuerſtandenen Markenvögel in den Bereich ihres Sammeleifers zogen, mußten ſich mit Dutzendware zufrieden geben, wie es ja immer nur wenigen vorbehalten bleibt, in den höheren Sphären der Poeſie, der Romantik zu verkehren. Roman⸗ tiſches, Abenteuerliches aber boten die Luftpoſtmarken in reichlichem Maße, denn ſie hatten Beziehungen zu allen drei Elementen, zum Land, zum Aiehen und zur Luft. Wieviel intereſſante Vorkommniſſe ließen ſich da zuſam⸗ menkombinieren. Die Zahl der beſonders berühmten Flug⸗ poſtmarken iſt daher auch recht ſtattlich. Zuerſt ließen ſich natürlich die kleinen bedruckten Fetzen Papier nennen, die als erſte fliegende Briefe und Karten beförderungsberech⸗ tigt gemacht waren, jene vom Auguſt 1910. Ein Preis von 200 Mark für eine Preh Marke wird von Liebhabern gern gezahlt. Hoch im Preis 5 55 auch Marken, die, be⸗ deckt von den Trümmern eines Poſtflugzeuges, aus allen Himmeln geſtürzt, gar zu nahe Bekanntſchaft mit der Erde gemacht haben. Als die Luftfahrt dann dazu überging, ſich den Ozean zu erobern, traten neue Naritätenmöglichkei⸗ ten auf. Briefmarken, 8 die erſte Reiſe im Flugzeug und im Luftſchiff über den Ozean mitgemacht haben, aſſen ich dieſes Monopol mit hübſchen Preiſen, die ſich um tau⸗ end Mark herum bewegen, bezahlen. Eine koſtbare Selten⸗ heit ſind auch einige Marken aus Neufundlands Flugpoſt. Als ein dortiger Flieger den Verſuch machte, den Atlan⸗ tiſchen Ozean zu überfliegen, trugen die Briefmarken in dem Poſtſack, den er mitnahm, die Worte:„terial Atlantic Mail— J. A. R.“ J. A. R. ſind die Anfangsbuchſtaben f des Namens des damaligen neufundländiſchen Generalpoſt⸗ direktors, der ſich die Mühe genommen hatte, höchſt eigen⸗ händig den Ueberdruck auf den Marken herzuſtellen. Für eine derartige Marke zahlte man kürzlich auf der Londoner Auktion das hübſche Sümmchen von 100 Pfund Sterling, alſo rund 2000 Mark. Nicht ganz ſo hoch, aber immerhin auch in der Nähe von tauſend Mark bewegt ſich der Preis für Briefmarken neufundländiſchen Urſprungs, die jenen denkwürdigen Flug im Mai 1919 mitgemacht b als Mr. Hawker verſuchte, von St. Johns nach Irtand zu flie⸗ gen, aber mitten im Atlantik heruntergeher mußte. Sein Flugzeug trieb dann längere Zeit auf dem Meere. Später gelang es, den Poſtſack daraus zu retten, und dieſe Briefe und Marken, vom Seewaſſer befleckt und beſchmutzt, bilden ein ſehr begehrenswertes Sammelobjekt. Den Vogel aber, in Bezug auf die pekuniären Opfer, die von Liebhabern dargebracht werden, ſchießt ein richtiger kleiner Taugenichts ab. Amerikaniſche Flugpoſtmarken aus der allererſten Zeit ihres Aufkommens ſind es, die in der Mitte des Marken⸗ feldes einen Druckfehler aufweiſen. Dreitauſend Mark zahlt man willig und gern für dieſe Pikanterie und beweiſt damit, daß der Humor bei den Menſchen immer noch höher im Preiſe ſteht als die größte Berühmtheit, Abenteuerlich⸗ keit und Senſation. f i Kleine Chronik. ab Ein Filmgeſchenk der amerikaniſchen Zahnärzte. Das zurzeit in Berlin weilende„American Stomatological Educational Committee for f hat den zum erſten Male in Deutſchland gezeigten Unterrichtsfilm„Hygiene des Mundes“(Ulotropſie) dem Reichsverband der Zahn⸗ ärate mit der Maßgabe überlaſfen, daß der Film bei der Menſch, dem der Dr. Jau der Germanen gegenüberſteht. 9 Königs Salomo hat in Paläſtina bis vor Volkszählung ſtattgefunden. Erſt im Jahre 1929 hat man die Statiſtik wieder in ihre Rechte eingeſetzt. damals in folge de 83 794 Juden. Heute beträgt die Ge⸗ amen infolge der Einwanderung 108 000. Chattanooga im Staate Tenneſſee ſind zwei bekannte Pro⸗ hibitionsapoſtel von ihren Gegnern auf das Land ver⸗ ſchleppt und dort auf einem N Erſt nach Tagen konnten ſie gefunden und befreit werden, als ſie ſchon halb verhungert und verdurſtet waren. gemeldet: chtigt di richtung der erſten beweglichen Radiopolizei, die die Welt kennt, und wird im kommenden Winter vom Kongre Bewilligung von 125 000 Dollar zu dieſem Zwecke fordern. Bisher beſteht nur ein Gerippe einer ſolchen Polizeiorga⸗ niſation für das Radio, eingerichtet hat. Hoovers Wunſ das Race Land auszudehnen. Wirkl. Aufgabe iſt es, aufzupaſſen, daß die Luftſtraßen von Ver⸗ kehrsſtockungen freigehalten Uebermittlun von Beſchwerden über Radioempfangs⸗ und Uebermitt⸗ lungsſtörungen laufen ae in der Radioabteilung des Handelsminiſteriums ein, un 0 genügend Radiopoliziſten zur Verhinderung der Störungen. Livadia in Sommerſitz diente, iſt nunmehr als Kurort für erholungs⸗ bedürftige und kranke Bauern eröffnet worden. Der Ge⸗ ſundheitskommiſſar Somaſchko hielt die Eröffnungsrede, in welcher er darauf hinwies, daß Sowjetrußland das einzige Land ſei, wo 1 die Höfling nur den Vergnügungen der Monarchen un holungsheime für Bauern und werden könnten. dem fchlok gebißt. Schulzahnpflege gezeigt werden. Ab Eine Köpenickiade in der S erhaftung des Obernotars Alfred Kolek, der hat er ü an das Rektorat der Uniperſität e gewandt, ihn zum Doktor der ar Volkszählung in Palästina. Seit der Regierung des wei Jahren keine Es lebten ie Rache der Durſtigen. Nach einer Meldung aus aum angebunden worden. ar Radiopolizei in Amerika. Aus Waſhington wird Das Handelsdepartement beabſichtigt die Ein⸗ die die der Handelsminiſter Hoover iſt es, dieſe Polizei über er Radiopoliziſt wird in eit der Schutzmann für Luftverkehr ſein. Seine ich werden, die die ſorgfältige von Radiowellen beeinträchtigen. Tauſende das Miniſterium hat nicht i Das Zarenſchloß als Bauernkurort. Das Schloß er Krim, welches den ruſſiſchen Zaren als ihrer Höflinge gedient hätten, in Er⸗ roletarier umgewandelt Darauf wurde die rote Sowjetflagge auf N eee eee Seufzern an ſeinen la frence: Hier schneide ſch ab. damit du nicht ⁊u hoch steigen läßt! FCC 5— Die Hühnerkirmes. Märchen von Wilhelm Matthießen. Im Herderſchen Verlag in Freiburg iſt unter dem Titel„Das alte Haus“ ein Märchenbuch erſchienen, das wegen ſeiner meiſterhaft kindlichen Sprache die größte Beachtung verdient. Seit Hoffmanns„Struwwelpeter“ iſt wohl kein Kinderbuch mehr geſchrieben worden, das ſo natürlich auf den kindlichen Vorſtellungskreis und auf das kindliche Denken eingeſtellt iſt wie dieſes. Mit freund- licher Erlaubnis des Verlages geben wir nachſtehend eine Probe wieder.(Preis des Buches geb. G. M. 4.50; kolo⸗ rierte Ausgabe 6 G. M.) Dem Text von Wilhelm Mat⸗ thießen ſind 25 Bilder von Adolf Schinnerer beigegeben. Mitten im Walde hat der böſe Steinmarder gewohnt. Und an einem Abend, da hat der Steinmarder tief in ſeiner Höhle geſeſſen, hat die Pfeife geraucht und hat im Kalender geleſen. Und auf einmal hat er mit der Fauſt auf den Tiſch gehauen und hat geſagt:„Ei, heute iſt ja Hühnerkirmes im alten Haus! Ich will ſofort zum Hauſe laufen, will auf den Heuſpeicher kleilern und die Hühner von der Großmutter totbeißen!“ Das hat aber ein kleiner Zwerg gehört, der iſt 0 an der Höhle vom böſen Steinmarder vorbeigegangen. Und eins, zwei, drei iſt der kleine Zwerg zum alten 6 gelaufen und hat an der Haustür geſchellt. Da iſt die Großmutter die Treppe heruntergekommen und hat ihm aufgemacht.„Liebe Groß⸗ Heuſpeicher die Hühnerkirmes. Und der böſe Steinmarder will auch auf die Hühnerkirmes kommen und deine ſchönen Hühner aber hen—„Ei, ei“, hat die Großmutter gerufen,„das iſt aber ſchön, daß du mir das geſagt haſt, kleiner Zwerg!“ Und die Großmutter iſt gleich in die Küche gegangen und hat den alten Hund geweckt, der 105 hinter dem Herd. Und te hat zum alten Hund geſagt:„Baut, alter Hund, lauf do 2 boſe e den ee da iſt heute Hühnerkirmes, un böſe freſſen.“ Da hat der alte Hund geſagt:„Grozmutte unſere Kirmes an. teinmarder will kommen und meine ſchönen 9 ö eine im Di . 9185 1 7 1 Ronats iſt die ſeit langem fällige Note * Ende vorigen l der e e nz über die Baubeſchränkungen der 01 905 1 5 akei wird geſchrieben: Größtes Aufſehen erregt ier die durch mehrere Jahre in Duna⸗Szerdahedy ſein Amt aus⸗ übte und deſſen Name mit den nationalen Draufgängern eng verknüpft war, denn er ließ in der letzten Zeit unge 93 50 Leute wegen Spionage anzeigen und verurteilen. Es hat ſich herausgeſtellt, daß der Herr Obernotar ein ehe⸗ maliger Leichenwäſcher iſt, der einem Direktor Kolek die e ge und damit ſeine Hochſtapeleien begangen 5 75 Preßburg 15 der Bit 8 Rechte promovieren zu wollen. Seine Verhaftung benahm ihm die Möglichkeit, dieſe Promotion durchzuſetzen. i deutſchen Zivilluftfahrt in Berlin bei der Neichsregierung eingetroffen. Der Text der Note beſagt, daß zwar einige eringe techniſche Erleichterungen zugeſtanden werden, denen jedoch weitgehende n e Bindungen gegenüberſtehen. Der deutſche Luftverkehr hat in unendlich ende Aufbauarbeit langſam ſig, eine einflußreiche Stellung geſchaffen— was deutſch e leiß und Tüchtigkeit leiſteten, fol jetzt durch neidiſche Konkurrenten unter Bei⸗ jeiteſchiebung des Verſgiller Vererages durch Diktat wieder vernſchtet werden! Mit allen Mitteln gilt es, dieſen ſchänd⸗ lichen Plan zu durchkreuzen! Man darf von der Reichs⸗ regierung erwarten, daß ſie ſich ihrer großen Aufgabe gegenüber der Zukunft unſerer Jivifiuftfahrt voll bewußt lit und daß ſie den kataſtrophalen Forderungen den Wi⸗ derſtand entgegenſetzt, den das deutſche Volk von ihr er⸗ wartet! Dabei muß ihr das ganze deutiche Volk treueſte Stütze ſein, ganz gleich welcher e e welchen Standes! Die deutſche Zivilluftfahrt iſt eine allgemein⸗ deutſche Sache! Dieſe iſt bedroht, viel ernſter bedroht als große Teile unſeres deutſchen Volkes glauben. Stehen wir einmütig zuſammen in der Forderung, die Ae Luft⸗ fahrt frei wie die anderen Völker schaffen zu aſſen als Gleicher unter Gleichen! Stehen wir ebenſo einmütig zu⸗ ſammen in der Ablehnung ungeheuerlicher Bedingungen, die die deutſche Luftfahrt endlich und endgültig zu Boden werfen ſollen. Der Verſailler Vertrag iſt nicht nur für uns bindendes Recht! Weg daher mit allen neuen Ver⸗ ſtlavungsmaßnahmen, die des Vertrages ſpottenn! „ 790 ELitz angerstein. ia, lago ron lerchenſe Vom Schnaps und ſeinen Folgen. Neulich hat der Erzähler einen guten Bekannten auf⸗ geſucht, und der hat ihm ein Glas Schnaps eingeſchenkt und hernach noch eins, und da iſt ihm völlig rauſchig geworden wie er heimgegangen iſt. eil er halt den Alkohol nimmer recht gewohnt iſt, der Erzähler, und er hat ſich ordentlich gal an e müſſen, daß er auf der Gaſſen nit hat an⸗ gefangen zu kikeln und kakeln, ſo anders iſt ihm ſchon ge⸗ weſen inwendig von dem biſſel Branntwein. Und weil er ein alter Mann iſt und weit herumgekommen in der Welt, hat er daheim dann in ſeinem 0 n ob er nit was findet, ſo zu dieſer Begebenheit paſſen und ſelbe lehrreich machen kunnt, zum erſten für ihn ſelber, zum zweiten aber für den geneigten Leſer, ſintemalen er ſchon lange vorgehabt hat, über das Schnapstrinken einmal mit ihm zu reden. War bald gefunden, das Geſchichtel, und wird etzt erzählt. Liegt da ein Städtlein im Lande Irgendw. Und iſt berühmt in der ganzen Welt dadurch, daß einer, wann er zu dem einen Stadttor hineinſchaut, auch 19 005 zum andern wieder hinausſchauen kann. In ſelbiger Stadt hat ein Schuſter gewohnt, der auch lieber auf der Bierbank geſeſſen iſt als auf ſeinem Dreibein. Bemeldetem Pechrat war eines Nachts ſo, als ob er Bauchgrimm hätte oder doch bald müßte kriegen, hat alſo zu ſeinem Weib ge⸗ fagt„ſteh auf und hole mir die Flaſche mit Schnaps, ich glaub, mir iſt nicht ganz recht“. Als wonach ſein Weib iſt aufgeſtanden und ihm das Verlangte ins Bett gebracht hat. Und wie er am 1 0 auf 5 ſo um neune, und ſich mit chuſtertiſch will ſetzen, da kommt ein reiſender Schuſtergeſell zu ihm und fragt an, ob der Meiſter keine Arbeit hätte. Na, der war nit ſchlecht froh. Hat ſelben Geſellen gleich eingeſtellt, ſeine Arbeit und das Drum⸗und⸗ Dran gezeigt und dann zu ſeinem Weib geſagt,„mir iſt noch immer nicht Sch extra im Magen, ich muß ins Wirtshaus gehen, einen Schnaps trinken, leicht wird mir dann beſſer“. 0 dann gegangen, und weil er dort ſeine Saufbrüder ge⸗ unden hat, iſt er gleich ſitzen blieben bis zum Abend.— Bös, wenn der Schnapsteufel einen Menſchen ſo in die Krallen kriegen kann, da 1105 ſein Geſöff lieber iſt und mehr wert iſt als ſeines Hauſes Zucht und Ordnung. mir erſt geſchwind meine Zähne ſchleifen!“ Da hat die Groß⸗ mutter dem alten Hunde die Zähne geſchliffen. Und nun waren ſie ſo ſcharf wie Meſſer. Und dann iſt der alte Hund die Treppe hinuntergelaufen, iſt in den Stall vom alten Hauſe ſegangen, iſt auf das Heu geklettert, und da hat er die Hühner⸗ irmes geſehen. Feine Buden hatten die Hühner ſich gebaut, und in den Buden konnte man Hampelmänner und Zucker⸗ 5 und kleine ie mar e und alle ſchönen Sachen aufen. Und ein buntes 0 0 iſt 811 auf der Hühner⸗ kirmes geweſen, darauf ſind die kleinen Hühner immer herum⸗ gefahren. Und eine Kaſperbude iſt da geweſen und eine Waffel⸗ bäckerei. Da 0 ſich die Hühner und die Mäuſe und die Ratten und alle, die auf der Hühnerkirmes waren feine friſche Waffeln. Und die Hühnerkinder ſind mit den Mäuſen durch die Kirmes ſpaziert und haben ſich Luftballons gekauft und Trommeln und kleine Trompeten. Das alles Hund geſehen, und er hat ſich gefreut, daß die Hühnerkirmes ſo ſchön und ſo luſtig war. g d Auf einmal aber, da hat es am Heuſpeicher vom alten Hauſe gekratzt und gekrabbelt. Und da hat der alte Hund die Augen noch einmal ſo weit aufgemacht. Und da iſt ein warzes Tier auf die Hühnerkirmes gekommen, das hat einen önen Pelzmantel angehabt.„Was iſt das für ein 1 ier?“ haben die Hühner geſagt.„Schönes Tier, willſt du auch auf unſere Kirmes gehen?“—„Ich bin nur das liebe „Kaninchen“, hat das ſchöne Tier geſagt,„und ich möchte ſo mutter“, hat der Zwerg geſagt, heute abend iſt ja auf deinem i da. ern einmal auf eure Kirmes.“ Und das war gar nicht das iebe Kaninchen, es war der böſe Steinmarder. Und wie der alte Hund hörte, daß der Steinmarder die Hühner belogen hat, da 70 er in ſeiner Ecke gewaltig geknurrt. Und der Stein⸗ marder hat das Knurren gehört und hat die Hühner gefragt: 99 8 hat denn da 5 0 0 1 1 5 550 77 8 5 ben e Hühner geſagt,„das ewiß nur der Buhmann, der irgendwo in einer bunklen Edle auf dem e 15 da, li a Ae en, a hat der alte ich gefreut au r Kirmes, weil der böſe FF Die haben geleuchtet in der Ecke auf dem Heu.„Lieber Buh⸗ mann!“ hat da der böſe Steinmarder gerufen,„geh noch ein bißchen in den Hof und paß auf, daß der Vite und Stein marder nicht kommen, die böſen Kerlel Die beißen die armen ühnerchen tot und die ſchönen Mäuſe.“ Da hat der alte bund wieder geknurrt, und dann hat er ſeine Augen ein ißchen zugemacht.„Siehſt du wohl, liebes Kaninchen!“ ſagten die Hühner,„jetzt ſind die Augen von Buhmann ſort, jetzt iſt er auf den 0 gegangen und paßt auf den böſen Marder auf.“ Da hat der Marder gelacht, üb er mit den Hühnern durch die Kirmes ſpaziert, dat den Hühnern Plätzchen und Waffeln gteuſt hat den kleinen Hühnern Trommeln und a an ekauft und den Mäuſen kleine Zuckerſternchen. Und dann at er geſagt:„Ei, liebe Hühner, wie iſt es doch ſo heiß hier auf eurer Kirmes! Wir wollen doch mal ein bißchen auf das Heu gehen.“—„Ja“, 11 die Hühner,„liebes Kaninchen, das wollen wir tun!“ Und alle Hühner ſind mit dem böſen Marder auf das dunkle Heu gegangen. Und wie ſie auf dem dunklen Heu waren, da hat der Marder geſagt:„Ha, ihr dummen Hühner, ich bin gar nicht das Kaninchen, ich bin der böſe Steinmarder und beiße euch alle tot.“ 5 i Das hat der alte Hund gehört, und wuppl iſt er herbei⸗ geſprungen und hat mit ſeinen geſchliffenen Zähnen den böſen Marder am Halſe 1 055 f 0 f at der böſe Marder geſchrien und ul Un der er der alte Hund hat ihn feſtgehalten und hat ihn der Großmutter gebracht. Und die Großmutter hat den böſen Marder dem kleinen Zwerge geſchenkt; der hat ihn in ſeine agdtedce 55 und hat geſagt:„Danke ſchön, üer! Der liebe Großmukte er Marder hat einen feinen Pelz, davon mache ich mir ein Mäntelchen für den kalten Winter. Dann riere ich nicht ſo im dunklen Wald.“ Dann iſt er fortgegangen, er kleine Zwerg. Und die Hühner auf dem Heuboden baben e ein Ei gelegt. dsa dend debe, wal —————— —.— 2.——.. —. fi. oder Hngewurzeln — W 8 6. — . es 388 . im beſtehend Oas glelnod iſt Gigentum des Eingang zum Tem 11 di i. b ſatlert einen Wert von ca. 8—6 Millſonen Mark 5 zöſſſchen Ko e de Aube 59 Hindumann und auch den Frauen zu mancher Reini⸗ gungsprozedur rein profaner Art dient. So waͤſcht man auch dort die von Schmutz und Unrat ſtarrenden Körper Erwachſener und Kinder und reinigt die Waͤſche ganzer Stadtleile, ohne ſich um den eigentlichen Zweck dieſer hei⸗ ſigen Brauche weiter zu bekümmern. Das Feſt der Waſſerweihe verſammelt oft bviele tauſende von Gläubigen am Strande des Meeres oder in den Teichen der Tempel, in denen nach. 5 dem Glauben der Hindus, 5 die unterirdiſch zufließenden Im Allerhell 7 e gſten des Tempels von Chanda⸗ Waſſer des heiligen Stromes borum(Süd⸗Indien)— Maſſiv gold. Dye ſaude Ganges eine ſegenſpendende und heilende Wirkung ausüben ſollen. Während der Zeit ſolcher religiöſen Feſte finden in den Tempelſtäbten religiöſe Umzüge ſtatt, in denen unter pomphaftem Gepränge die Sakralien der Tempel dem Volke gezeigt und auf grotesk geſchmückten Tempelwagen in der Stadt umhergeführt werden. Unter ungeheurem Jubel und großer bis zum Fanatismus geſteigerten Begeiſterung, be⸗ wegt ſich die Prozeſſion durch die engen Gaſſen, die kaum imſtande ſind die rieſigen Menſchenmengen zu faſſen. Das Feſt ſin⸗ det gewöhnlich ſeinen Ausklang in raſenden Orgien und unerhörtem Sinnentaumel der von ohrenbetäubendem Cärm und gellender Muſik begleitet oft Tage und Nächte hindurch dauert, und mit Religio⸗ ſität wenig gemein hat. Der Norden Indiens atmet im Gegenſatz zu dieſer oft geradezu barbariſch anmutenden, in ſeinen äußeren Formen etwas ans barocke erinnernden Art, eine klaſſiſche Ruhe und Erhabenheit, die ſich nicht nur im Leben des nordiſchen Volkes, ſondern viel mehr in deſſen ein⸗ ſtiger hoher Kultur zeigt. Die großen Paläſte und Moſcheen, denen wir in Delhy und Agra begegnen, bergen hinter den mächtigen Mauern ihrer alten Befeſtigungsanlagen herrliche Kunſtwerke der ruhmreichen Moghulbynaſtien, die als die Nach⸗ fahren früher Chasnavidengeſchlech⸗ ter, dieſe wundervollen Bauten geſchaffen haben. Die Blüte dieſer durchgeiſtigten Knltur erreichte gegen Ende des 17. Jahrhunderts ihren Höhenpunkt, nachdem der Einfluß und die Machtſtellung europäiſcher Nationen in Indien mehr und mehr wuchs, und die eigentlichen geiſtigen und ideellen Werte in den Hinter- grund drängte. Wirtſchaftlich und politiſch bevormundet, verlor bieſes große Reich ſeine Bedeutung, die es nahezu ein volles Jahrtauſend als bedeutende Kulturmacht des Oſtens beſeſſen hatte, und ſo kam es, daß eine rege Fortentwicklung großer Geiſteskrafte eines auf höchſter Kulturſtufe ſtehenden Volkes in ſeinem raſchen Ent, wicklungsgange gehemmt wurde, und ſpäter⸗ hin ganz in ſich zuſammenfiel. Wer das moderne Indien ſieht und dem ſtückweiſen Zerſetzungsprozeß an der Hand geſchicht⸗ licher und känſtleriſcher Beweismomente zu folgen im Stande iſt, wird dieſen Zerfall innerer und äußerer Trabition und Kultur begreifen, und ſchmerzlichſt bedauern müſſen. Inwieweit die beſonders nach dem Weltkriege einſetzenden Unabhängigkeits⸗ beſtrebungen gewiſſer Kreiſe des indlſchen Volkes, Boden gewinnen werden, muß einer ferneren Zeit überlaſſen bleiben. Zweifellos ſind dieſe ſpontanen Regungen jedoch die äußeren Zeichen trabitionellen Empfindens und Denkens eines großen Volkes, das ſeine inneren Werte nicht ver⸗ geſſen hat, vielmehr dieſe unter dem Druck der Verhältniſſe neu erkennen lernt. ge 5 Bilder vom Unglücksplatz bei Hackettsville, wo ein 8 Die Todesfahrt ein die Heimat Sonderzug mit Amerikadeutſchen, die an den Rhein wollten, entgleiſte— 39 Tote ſind zu beklagen Reichskanzler Luther in der Reſidenz ſeiner Amts⸗ 5 vorgänger(Ehurfürſtl. Schloß in Malnz) 42. Dae Feſt der fliegenden Fiſche in Japan Seidenpapier, elner für jedes männliche die er,„ daß 5 10„ das vom 5.. 14 bis 3. 9925 eboren wurde, folgloſe Beru 1—8 pro werben an den Häuſern hochgezogen eli ank, der neue öſterreichiſche 5 4 Fendt in Berlin Sennecke elne n neuen Fernſeher will Herr Aug. Voß⸗Ga Anläßlich der über einen t hat unſere Schri n en Herrn Mi abz den haben— e U . nölgungen eingezogen, Oer erwählte Plſchof von Baſel, Joſef Amblldl l ebuſch erfun gc faden Bericht 1 es gewi 5 ähnlich bleibt hier erſt uwarten i hier nur um bisher er⸗ General beim Berliner Polizeiſportfeſt in Berlin 810 bereiſt Europa im Auftrag der Pekinger Regierung Sennecke wurde am 29. Juni inthroniſiert Einer der großen Verlabekräne 8 Das Mittelbecken des Hafens Vom Karlsruher Rheinhafen Vom Generelkomsul Menz in ger, Karlsruhe Borbemerkung der Schriftleitung: Rheinabwärts machen wir in Karlsruhe Halt. Nicht landſchaftliche Schönheit(obſchon der Altrhein viel„un⸗ bekannte Schönheit“ bietet), ſondern wirtſchaftliche Bedeutung gibt Veran⸗ laſſung, in der Reihe unſerer Rheinartikel Karlsruhe als Hafenſtadt zu würdigen. er Karlsruher Rheinhafen verdankt ſeine Anlage dem Unternehmungsgeiſte der babiſchen Landeshaupt⸗ ſtabt. Er wurde um die Jahrhundertwende gebaut und iſt im Jahre 1901 in Betrieb genommen worden. Die urſprünglichl vorgeſehenen zwel Hafenbecken waren in überraſchend kurzer Zeit beſiedelt, ſo⸗ daß ſie vermehrt werden mußten: 1911 durch ein drittes und 1916 durch ein viertes Hafenbecken. Der Weltkrieg hat bie weitere bauliche Entwicklung naturgemäß verzögert, in nächſter Zeit wird aber das ſchon 1919 beſchloſſene groͤßte, fünfte Hafenbecken begonnen werden.— Die Zahl der Umſchlagsein⸗ richtungen, Kranen, Verlabebrücken, Elevatoren uſw. iſt von 6 im Jahre 1901 auf 28 im Jahre 1925 geſtiegen. Weitere Anlagen ſind in Ausführung und wieder andere beſtimmt in Ausſicht genommen. Die bereits vorhandenen Anlagen ſind zum geringeren Teil in ſtädtiſchem Beſitz, zum größeren Teil Eigen- tum privatwirtſchaftlicher Unternehmen. Ebenſo verhält es ſich mit den zahlreichen Hochbauten im Hafen⸗ gebiet, von denen neben Verwaltungsgebäuden 3 große Werfthallen und 1 Getreidelagerhaus für 120 000 Säcke Schwerfrucht der Stadtgemeinde gehören.— Die zum Amſchlags⸗ und zum Gewerbebetrieb im Hafengebiet verwendeten maſchinellen Anlagen werden in der Hauptſache elektriſch angetrieben. Die erforderliche elektriſche Kraft wird im weſentlichen von einem ſtädtiſchen Elektrizitätswerk geliefert, das am Hafeneingang errichtet iſt und mit dem ſtaatlichen Murgkraftwerk in Betriebsgemeinſchaft ſteht. Der Verkehr des Karlsruher Rheinhafens, der ſowohl dem Handel wie der Induſtrie und der Spedition dient, hat ſich in unvorhergeſehenem Maße entwickelt. Von 134372 Tonnen im Jahre 1901 iſt er auf 1 483 607 Tonnen im Jahre 1913 angewachſen.— Während des Krieges hielt er ſich auf einer durchſchnittlichen Höhe von 1234 929 Tonnen. In ber Nachkriegszeit, beſonders während des Rhein- nd Ruhrkampfes im Jahre 1923, ging der Verkehr unter dem Oruck der politiſchen Behinderungen ſtark zurück, hat aber nach der Befreiung von den färteſten Feſſeln im Jahre 1924 bereits wieber 1 148 888 Tonnen erreicht. Der Betrieb des Karlsruher Rheinhafens wird unter Aufſicht des Stadt- ats ſowſe der ſtaatlichen Waſſerbehörden vom ſläbtiſchen Hafenamt geleitet. Den Eiſenbahnbetrieb im Rheinhafengebiet beſorgt auf eigene Rechnung die geichsbahngeſellſchaft. Zu zoll⸗ und ſteueramtlichen Abfertigungen hat die Reichszollverwaltung im Nheinhafengebiet ein beſonderes Zollamt ein⸗ lichtet. Zur Verkehrsbedienung haben ſich am Karlsruher Rheinhafen bedeutende Schiffahrts⸗ unb Spebitionsgeſellſchaften niedergelaſſen, die teils t Güterbooten, teils mit Schlepplähnen die Beförderung der Güter beſorgen.— Für die Beſichtigung der ausgedehnten Anlagen ſteht in den Fommermonaten ein hübſches, ſtädtiſches Motorboot zu mäßſgen Gebühren zur Verfügung, das fleißig benützt wird ſeit im Mai 1928 die letzten auzöſiſchen Kontrollpoſten aus dem Hafengebiet zurückgezogen worden ſind.— Der Betrieb des Hafens, der vor dem Krieg bemerkenswerte ſeberſchüſſe ergab, hat in den letzten Jahren 3 Der ſchöne Auuchen —— nn, Tiune ſchönes Män⸗! een a 5 i 5 N 2 uſchüſſe gefordert, von denen aber zu hoffen iſt, daß ſie nur eine vorübergehende Erſcheinung ſind · 1. 1 725 2 0 1* 2 Photos von E. Vob, Kerleruhe Beim Strandbad Rappenwörth 0 Forlſetzung folgt.) 1 i J——U6—ͤ—— 5——— —— — AI Weiß zieht und ſetzt in 3 Zügen matt Bilder ⸗Nätſel F — 8 Calcutta(Jaintempel) Nätſel Ich bin ein nutzlos kleines Ding, Der Menſchheit oft ein Graus,— maanmomnmmmobamummommmpduunmmmnnmununmmnmmmmmmmmmmmmmumndmunmdmmmummunpummmmſeeeeunwc Schach⸗Aufgabe Nr. 7 e T. P. Gilben⸗Nätſel 4— à— an— brier— cha chi— dach der— di— e ei— en— fen— gel— gel Trennſt du den Kopf vom Rumpfe mir,— gra— i— kü— ke— EU lud Bleibt nichts— dann iſt es 9900 Auflösung der Schachaufgabe Nr. 6 Schworz 1 2. 1d 4 8 2 10d. 3 erzw. Auflöſung des Umſtellrätſels: Arno Oran Nora Aron Auflöſung des Ariihmogriph: pein— Alpen— Alan— Lupe — Leine— Inn— Nelke— Ce— Klinke— Enkel= Paul Lincke. K. Pl. Auflöſung der Unmſtellaufgabe: „Wie man die Ausſaat hier beſtellt. ſo erntet man in jener Welt“, Die Auflöſungen folgen in nächſter Nummer pan— ne— nel— nie— or— or— pel 0 G.— phie— ras— re— ri— ris rund— sche se— sen— sen— sen— si— sto— stuhl the— tho— ti— ton— u— wie— wig. Aus dieſen 52 Silben bilde man 23 Worte, delt Anfangs- und 3. Buchſtaben, letztere von unten nat oben geleſen, ein Zitat ergeben.(ch= ein Buchſtabe Die Worte bedeuten: 1. Frauennamen, 2. Baum, Schwertlilie, 4. Gewürz, 5. Metall, 6. italien. Stab 7. Märchendichter, 8. griech. Gewand, 9. Raublieh 10. Grasfläche, 11. Erdteil, 12. Handwerkszeug, Körperteil, 14. Muſikinſtrument, 15. franzöſiſch Komponiſt, 16. Prieſtergewand, 17. Rechtſchreibul 18. Teil des Hauſes, 19. Kanton, 20. Polarforſchel 21. Edelſtein, 22. türkiſcher Titel, 23. e Ar iihmogriph 12324 5 Waffe 6578 Gebirge in Ruß ſand 9 7 8 10 7 Brettſpiel N 10 28 8 Nationalheld der Schwei 1 5 2 11 Kampfraum im röm. Thel 1 12 2 11 13 2 10 10 7 Blutrache 13 9 211 14 15 i Gift ein beſtimmter Zeitpunkt 13 7 10 6 16 17 13 25 deutſcher Fluß- 8 17 14 5 2 Fluß in Frankreich 18 14 11 12 5 Tell des Armes Ole Anfangs- und dann dritten Buchſtaben der anſie der Zahlenreihen eingeſetzten Wörter, beides von 00 nach unten geleſen, nennen dir zwei bekannte Geſſall eines früheren langwierigen Krieges: Guſtav Adolf——— Wallenſtein FP „ Deutſcher Tiefdruckverlag, G. m. b. H., Karlsruhe. Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Otto Färber. N Sie Billiger Poſten 3.507 2.50, 1. Haus für Damen⸗Moden und Stoffe Kleider Serie! 295 Röcke Serie Kleider serie V18 75 Röcke serie verkaufen ja teilweiſe wie vor dem Kriege ſagen faſt alle die Kunden, welche unſeren iſon⸗Ausverkauf mit ihrem Beſuche beehrten! 1 n Haben auch Sie ſich hiervon überzeugt d dd Wir verkaufen in unſerer Abteilung damen ⸗Ronfektion 1 893 Bluſen serie! 76 Mäntel Serie! 865 Kleider seue 11 4˙Rööcke serie 1. 15 Bluſen Serie l! 155 Mäntel serie l 978 Kleider serie in 790 Röcke serie ul 385 Bluſen sere U 35 Mäntel sene un 165 Kleider serie IW 1255 Röcke serie V 675 Bluſen Serie IV 575 Mäntel seu 2250 „98 Bluſen serie v 98] Mäntel serie y 31.— Kleiderſtoffe Seide Baumwollwaren-Wäſche Poſten 79 Echte Poſten Poſten Batiſte tochech lg Wales de* Handtuchſtoffe 20. e 5 ein Imitat 3,75, 2.25 28, 59, 38, 2.45, 1.95, 125, 9 Poſten g Muſſeline 80 Pai poſten 52 Seidene Schürzenſtoffe f 25 98, 75, 68, 59 9 Crepe Maroquin 3*. 1.75 11 0 69 9 Damenhoſen 1 Bluſe ſt f wundervolle Farben Poſten i uſenſtoffe e n. 1.25, 98, 78 9 Eolienne 8. 5 59. 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Makulatur- Papier wieder zu haben Der Hann onne Augen Detektivroman von Hanns F. Froſch. Copyright 1922 by Nobert Lutz. Stuttgart, Hölderlinſtraße 32a. (4. Fortſetzung.) Oben auf dem Bahnhof herrſchte in Le⸗ ben, dem zuzuſehen eine helle Freude war. Wohl waren in den letzten Tagen noch eine Anzahl Züge von auswärts eingelaufen, aber aus der Stadt heraus war keiner mehr gekommen: die überwiegende Mehrheit der Eiſenbahner ſtreikte Aber wer nun gedacht hätte, der Bahnhof ſtände einſam und verlaſſen, der wäre im Irr⸗ tum geweſen. Die weite Halle war geſtopft voll von einer buntſcheckigen Menge, die nicht nur zwi⸗ ſchen den tot daſtehenden Wagenketten die Plattformen der langgeſtreckten Bahnſteige be⸗ deckte, ſondern die wenigen freien Gleiſe glei⸗ cherweiſe überflutet hatte bis weit außerhalb des Bahnhofsgebäudes. 1 Schiffleute aus Taganrog, Grubenarbeiter aus Charkow, Bauern, Knechte und Mägde aus dem Kampfgebiet hockten auf Säcken und bunten Bündeln, kochten über offenen Feuern, ſchrien, ſchäkerten, ſchimpften, daß es nicht an⸗ ders ausfah, als hätte ein rieſiger Auswan⸗ dererſchwarm ſich zur Raſt niedergelaſſen. Aber ein Zug war doch unter Dampf; auf dem äußerſten rechten Gleiſe ſtand„dicht an der Längswand. 5 Das war der Kurierzug Kiew Breſt⸗Li⸗ dee„ Er ſa on mehr wie ein Panzerzug aus, war beſtückt mit Maſchinengewehren, und von einem angehängten Wagen drohte ſogar ein Jeſchütz heraus. Man fürchtete, es könnte der Jug, deſſen Lokomotive ein paar arbeitswillige 4 5 en bedienten, unterwegs von Streikenden 4 M n e Ne on . er da, und eine ſtarke deutſche Wache, die ihre Handgranaten mit aufdringlicher Deutlichkelt zur Schau trug, kontrollierte ſcharf die Aus⸗ weiſe der wenigen Offiziere und Ziviliſten, die in den paar Wagen befördert werden ſollten. Wer aber die Prüfung überſtanden hatte, und die Erlaubnis bekam, in ein Abteil zu klettern, der ka min fröhlichſte Geſellſchaft. Hatten ſogar die Herren in den beiden Wagen erſter Klaſſe, die für Offiziere vom Hauptmann aufwärts beſtimmt waren, die übliche Steifheit ein wenig beiſeite gelegt, ſo war in dem Wagen zweiter Klaſſe bei den Leutnants des Lachens und Plauderns kein Ende, war man doch in zwei Tagen zu Haus bei der Mutter oder der Frau oder irgend einem lieben kleinen, gar nicht offiziell verbün⸗ deten Mädchen. Man packte die Koffer in die Netze, ſchaute durch das Feuſter auf das bunte Gewoge von Menſchen in den ſeltſamſten Kleidern und dachte, wie anders es ausſehen würde, wenn man erſt in Berlin auf dem Bahnhof Fried⸗ richſtraße oder auch auf der Kleinbahnſtation Zauswitz bei Schönburg ankäme. Es war ein kurzer Durchgangswagen mit vier Abteilen, die gut zu überſehen waren. So!“ ſagte eine hünenhafter Küraſſier ſehr beſtimmt,„jetzt darf niemand mehr her⸗ ein, jetzt iſt der Wagen voll.“ Indem ging aber gerade die Tür auf, und ein ſchmächtiger Unterarzt mit einer großen ſchwarzen Hornbrille wollte noch in den Wa⸗ gen. Er hatte in jeder Hand eine Reiſetaſche, und ein Sanitätsſoldat ſchleppte ihm noch 2 eſenkoffer nach. Ziemlich unglücklich ſah er ſich zwiſchen den fremden Geſichtern um, die ihn vergnügt muſterten.. „Mein Gott, das ſind Sie ja, Stübecke.“ ſagte der Küraſſier und wollte dem Doktor die Hand geben,„aber einen Sitzplatz können Sie mit dem Feldlazarett, das Ihr Burſche Ihnen nachſchleppt, nicht mehr kriegen.“ Stübecke ſetzte die eine Taſche ab und gab menge land!“ ſeinem Bekannten die Fand. Viernheimer Anzeiger. Bitte beachten! „Alec udp! une“ Aocphng usgau L au go ueqebebqv eic I pier zonogzebupjo]l ou aur eee ee ene Wolpahnhe er ziemlich kleinlaut. ſagte mir doch, Heiterkeit aus. „Ja, ſehen Sie mal, Doktorchen,“ ſagte der Küraſſier lachend,„die Kommandantur ar- beite doch jetzt fieberhaft, um den Fall Herm⸗ ſtädt aufzuklären, da wird ſich wohl der Ma⸗ jor in der Aufregung verzählt haben, wie er hier im Wagen die Sitzverhältniſſe unterſucht hat.“ Laute Gelächter antwortet ihm. J wo,“ rief ein kleiner Funker aus dem Nebenteil,„die hat in ihrer Dummheit noch von elnem Acker, ſowle Die Gerſte von zwei Aecker hinter den Zäunen zu verkaufen. Karl Hoock Weinheſmerſtraße. Empfehle billig Hühnerfutter Malzkeime, Malz⸗ Kleie und prima Futtermehl. Daſelbſt iſt auch ein gut. 5—L——P“wäꝛ P AAA Acco erhaltener Zweiſpänner Wagen nebſt Heuleitern zu verkaufen. Michael Dewald 1. Malzhändler, Luiſenſtr. 17. Empfehle: täglich friſchen holländ. Sünlrahm-Tafelhutter Nahma, Blauband Eier, Käse ſowie ſämtliche Kolonialwaren. Id. Flaſchenbier aus der Eichbaumbrauerei. Neue Kartoffeln 10 Pfund 85 Pfg. 6g. Dewald 3. Steinſtraße 26. 9 N Fettleibigkelt Wird durch dle„He- uro Reduktlonspillen beseltigt. Prelsgehrönt mit goldenen Medalllen ond Ehrendiplom. Kein starker Leib, keine starken Hüften, sondern jugendlich schlanke slegante Figur. Keln Hell mittel, keine Geheim- mittel. Garantiert unechàdfiech. Aertſſoh empfohlen. Kelne Dlät. Miele Dank schrelben. Preis 4 Mk. Porto 30 Pf. 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Worms am römischen Kaiser 4. „die Kommandantur es wären ausgegeben, als Sitze vorhanden ſind.“ Aber das hätte er lieber nicht ſagen ſollen, denn hatten ihn die anderen Herren, ſchon als er ſo hilflos in der Tür ſtand, ein wenig ſpöt⸗ tiſ changeſehen, ſo brach jetzt ein Sturm von Empfehle: Heidelbeeren, Johannisbeeren Stachelbeeren, Tomaten, Bauanen Bohnen, Blumenkohl, Gurken Erbſen, Gelberüben, Weiskraut Kartoffel, Rettich, Zwiebel Helilateß⸗ und friſche Wurstwaren ——— Lebeusmittelhaus kter Roſchauer Gas- und Kochberde Masten- und Leiterwagen und deren Erſatzteile, ſowie alle D Erntegeräte wie Prima Seuſen, Gabeln, Erntere empfiehlt ſehr preiswert la. echt türkisch-rot Federleinen in 80, 130 und 160 em breit Doppelt gereinigte Bett- Federn in verschiedenen Qualitäten. Bettuchleinen und Baettuchblber, Bett-Damaste und Bett-Cattune, fertige Kopfbezüge in bester Aus- führung empfiehlt Hans Schumacher Schulstrasse 6. nerantlitz. Eine kühn vorſpringende Naſe gab nicht mehr Karten ihm einen Zug unbeugſamer Willenskraft, und der kleine Mund, deſſen Rot ſich in ſcharfen Linien gegen die gebräunte Geſichtsfarbe und den engliſch geſchnittenen ſchwarzen Schnurr⸗ bart abſetzte, verriet die gleiche Energie. Das Unheimliche in dieſem Geſicht aber waren die Augen. In tiefen Höhlen lagen ſie unter den Wöl⸗ bungen. ihnen aus, und es war, als wohnte ihnen eine magiſche Kraft inne, die ſich gleich einer Meute Jagdhunde auf einen Gegner ſtürzen könnts. — Was aber das Seltſamſte an dieſen Augen war: So tief waren ſie eingebettet, daß von der Seite her waren. Im Profil ſah dieſer Menſch tatſächlich aus, als hätte er überhaupt keine Augen. Faszinierende Strahlen gingen von kaum die Wimpern zu ſehen chen u ſ. w. Pal. Winkenbach, Schloſſermeiſter. . 3 5 e Nein e 17 9 1„114 „Ja, wie iſt es denn aber möglich!“ l . . 8 C ſchnell an den Bolſchewiſten, der den Hermſtädt um die Ecke gebracht hat, einen Extrafahrſchein ausgeſtellt.“ „Aber meine Herren,“ ſagte da ein ſchma⸗ ler Ulan, dem das Monokel in dem feinge⸗ ſchnittenen Geſichte ganz vorzüglich ſtand, ein wenig verweiſend,„wollen Sie doch beden— len Und er warf einen Blick auf die beiden Ziviliſten, die im Wagen ſaßen, als wollte er ſagen:„Sie haben ja recht, aber wir ſind doch nicht unter uns, das iſt doch Kommißangeſe⸗ genheit.“ Von den beiden Ziviliſten ſchien der eine 71 5 die Worte des Ulanen etwas peinlich be⸗ rührt. Er war mit größter Sorgfalt gekleidet, Sitz wie Muſter ſeines dunklen Jakettanzugs zugten von erleſenſtem Geſchmack und verrieten die Nadel des erſten Schneiders. Er hatte bis dahin in einer ruſſiſchen Zei⸗ tung geleſen, Jetzt konnte man ſein Geſicht ſehen, ein Geſicht, das in ſeltſamem Kontraſt zu den fröhlichen, etwas leichtfertigen und nicht ge⸗ and grübleriſchen jungen Soldatengeſichern and. Es tre den Tempel höchſter Intelligenz 1 8 e inne ſchönes Män—⸗ Für eine Sekunde ruhten alle Blicke auf ihm. Da zogen ſich ein paar tiefe Falten faſt ſenkrecht auf ſeiner Stirn zuſammen, und mit einer Bewegung, als wollte er alle Zudring⸗ lichkeit von ſich abſchütteln, ſah er wieder in ſeine Zeitung. Der andere Ziviliſt aber rettete die Situa⸗ tion.„Meine Herren,“ ſagte er, indem er ſich erhob, und ſein breites frohes Geſicht gewann ihm ebenſo die Sympathien wie ſeine ſehnige, in einem enganliegendenTropenanzua ſteckende Geſtalt.„meine Herren, ich glaube, Sie brau⸗ chen auf unſere Anweſenheit keine Rückſicht zu nehmen. Ich ſelbſt bin Reſerveleutnant der fünften Maſchinengewehrabtellung und nur bis auf Weiteres beurlaubt und unſer Mit⸗ reiſender dort bat die zwei Finger ſeiner lin⸗ ken Hand gewiß auch im Dienſte des Vater⸗ landes verloren.“ ö Damit wandte er ſich dem ihm zunächſt“ ſitenden Ofizier zu und ſtellte ſich dieſem mi etwas ſeiſerer Stimme, aber doch ſo, daß e jeder hören konnte, vor. „Cordes.“ 8. e Der Angeredete verneigte ſich gleichfalls und nannte ſeinen Namen. ö 4 (Fortſetzung folgt)