Der Kumpf je Ortsmeiſterſchaften liegen hinter uns! Ein Iden gadnlecee⸗ den Viernheimer ort treibenden Vereinen noch lange im Gedächtnis bleibender Tag iſt abgeſchloſſen! Den Mitgliedern und Anhängern aller Vereine, den Zuſchauern überhaupt wurden Kämpfe und Leiſtungen gezeigt, die alle Erwartungen übertrafen, was man ſich unter dem Begriff Ortsmeiſterſchaften vorſtellte. Ein ſelten ſchöner Tag zeigte ſich ſchon in aller Frühe, als die Vorbereitungen für den Staffellauf „Rund um Viernheim“ getroffen wurden und mit einem großen Aufatmen gingen die ge⸗ ſchäftigen Hände des feſtgebenden Vereins an die Arbeit, um es jedermann ſo angenehm wie möglich während der Kämpfe zu machen. Die ganze Veranſtaltung kann in dieſer Hin⸗ ſicht nur als voll und ganz gelungen bezeich⸗ net werden. Dies bewies der Maſſenandrang nachmittags zu den Hauptkämpfen und erſt recht der ungeheure Beſuch zur italieniſchen Nacht. Die Verſchönerung des Tages bewirk⸗ ten die Darbietungen der Muſik und einiger Geſangvereine, die ihre Lieder in die dunklen Kiefern und Tannen hinein klingen ließen. Die Stimmung unter allen Gäſten war eine ausgezeichnete, man ſah trotz der Schwere der Tage und Verhältniſſe frohe Mienen und lachende Geſichter: man fühlte ſich, mit einem Wort geſagt, wohl und zufrieden. Und als dann noch zu ſpäter Stunde die blitzſchnellen Raketen durch die Luft ſauſten, ſprühender Feuerregen und ſchnell kreiſelnde Sonnen ihre Feuerſtrahlen über das Dunkel der hereinbrechenden Nacht warfen, da mußte Jedermann mit dem Gebotenen zufrieden ſein. Und man war es auch! Die Sportvereinigg. Amicitia 09 bewies mit ihrer Veranſtaltung erneut, daß ſie es verſteht, Feſte zu feiern. Dabei darf bei der geſtrigen Veranſtaltung nicht der regen Anteilnahme ſämtlicher hieſiger Turn-, Sport⸗ und Athletenvereine vergeſſen werden, welche zu den Ortsmeiſterſchaften ihre ſämtlichen Kräfte aufgeboten hatten, um vor allem für die große Idee des Sportes einzutreten: für Erziehung und Ertüchtigung der Jugend, zur Pflege des Körpers und der Geſundheit, zur Stählung des Geiſtes! Die Früchte aus dem abgelaufenen Sportwerbetag dürften von allen Vereinen gut zu verwerten ſein, damit im nächſten Jahre ein noch größeres Intereſſe beſteht und noch beſſere Leiſtungen erzielt werden a f Die ſportliche Veranſtaltung begann mit dem Staffellauf„Rund um Viernheim“. Es waren 5 Mannſchaften am Start: Turnerbund, Turngenoſſenſchaft, Deutſche Jugendkraft, Verein für Sport⸗ und Körperpflege, Sport⸗ Vereinigung. Vom Start weg geht es in flottem Tempo durch den Ort, voran Sport⸗ Vereinigung, welche bis Marktplatz führt. Dort geht DK. vor, an zweiter Stelle Turnerbund, dichtauf Turngenoſſenſchaft. Am Denkmal iſt Turnerbund mehr aufgerückt, um die Ortsmeiſterſchaften. S. J. K. Sieger! Kiß, Karl, 13 Sek. 2. Preis Helfrich, Aug. verliert jedoch in der Waſſerſtraße wieder. Als Sieger durchläuft DK. das Ziel, zweiter mit 30 m Abſtand Turnerbund, weitere 20 m zurück Turngenoſſenſchaft als Dritter und Sportvereinigung als Vierter. Die Zeit des Siegers betrug 10 Minuten 12 Sekunden. In den Einzelkämpfen lauten die Reſul⸗ tate nach erbitterten Kämpfen wie folgt: Jugend klaſſe: 1.50 m Lauf. 1. Preis— Ortsmeiſter— lfrich, Aug., 610 Sek. 2. Preis Hanf, il. 2. 100 m Lauf. 1. Preis— Ortsmeiſter— He Em 3. Preis Georgi, Gg. 3. 200 m Lauf. 1. Preis— Ortsmei⸗ ſter— Kiß, Karl, 262/ Sek. 2. Preis Brech⸗ tel, Nikl. 4. 400 m Lauf. 1. Preis— Ortsmei⸗ ſter— Brechtel, Nikl., 12/0 Min. 2. Preis Bugert, Hans. 3. Preis Ebert, Frz. Alters klaſſe: 5. 50 m Lauf. 1. Preis— Ortsmeiſter — Helfrich, Hans, 6,1 Sek. 2. Preis Buſalt, Hans. 3. Preis Falter, Peter. 6. 100 m Lauf. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Buſalt, Hans. 2. Preis Helfrich, Hans. 3. Preis Gölz, Jak. 7. 200 m Lauf. 1. Preis— Ortsmei⸗ ſter— Hanf, Adam. 2. Preis Buſalt, Hans. 3. Preis Effler, Hans. 8 400 m Lauf. 1. Preis— Ortsmei⸗ ſter— Winkenbach, Jak., 102 Min. 2. Preis Pfenning, M. 3. Preis Mandel, Karl. 9. 800 m Lauf. 1. Preis— Ortsmei⸗ ſter— Winkenbach, Jak. 2. Preis Träger, Ed. 3. Preis Effler, Hans. 5 10. 1500 m Lauf. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Hanf, Adam. 2. Preis Winkenbach, Jakob. 3. Preis Träger, Ed. Alters klaſſe: 11. Weitſprung. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Helfrich, Hans, 5,70 m, Sogg. 09. 2. Preis Gölz, Jakob, 5 67 m, Sogg. 3. Preis Wieland, Jak., 5,62 m, Turng. 4. Preis Falter, Peter, 5,55 m, Turng. 12. Hochſprung. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Buſalt, Hans, 1,57 m, Turng. 2. Preis Bugert, Hans, 1,52 m, Turnerbd. 3. Preis Zwanziger, Hans, 1,47 m, Turner⸗ bund. 13. Kugelſtoßen. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Gölz, Jakob, 8,80 m, Sogg. 09. Hanf, Peter, 8,68 m, Sogg. 09 Seib, Franz, 8,42 m, Turnerbd. 14. Steinſtoßen. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Vonderheyd, Willi, 6,52 m, Sogg. 09. 2. Preis Gölz, Jakob, 6,50 m, Sogg. 09 3. Preis Dit ſch, Valt. Sogg. 09. 15. Schleuder ball. 1. Preis— Orts⸗ meiſter— Gölz, Jak., 48 m, Sogg. 09. 2. Preis Lenz, Karl, St. u. Rgk. 3. Preis Helf⸗ rich, Hans, Sogg. 09. eule Kalnatn. Viernheim, 14. Jull. * Nadſport. Seine früheren Sieges trophäen konnte der Rabſahrel⸗Merein„Eintracht“ am letzten Sonnteg wieder auffeiſchen. Es war ihm gegönnt, anläßlich des 25jährigen Stiftungs⸗ feſtes der Radfahrer Bereinigung Wallſtadt im Korſofahren in Klaſſe A den 1. Preis zu erringen. Im 40 km. Mannſchafts fahren konnte eine Mannſchaft in Klaſſe A unter ſtarker Konkurrenz den 5 Preis und eine weitere Mannſchaßf in Klaſſe B den 2. Preis erringen. Mögen dieſe ſchönen Erfolge den Mitgliedern ein Anſporn ſein, das Aufblühen und die Elnigkeit im Verein zu fördern, daß dadurch dem Verein noch weitere Erfolge beſchieden ſein mögen. Gemein deratsſizung am 17. Juli 1925 abends ½8 Uhr mit folgender Tagesordnung: 1. Antrag der Zentrumsfraktlon auf Zurück⸗ ſtellung der Beratung des Voranſchlags der Gemeinde, des Gaswerks und der Elektrizi⸗ tätsverſorgungs⸗Anlage für 1925. Geſuch des Lorenz Neff 2. hier, um Er⸗ teilung der Ausnahmegenehmigung zur Er⸗ ſtellung eines Wohnhauſes an der Ringſtr. Geſuch des Mich. Hofmann 8, ſowie des Nik Hanf 7. um Ueberlaſſung eines Bau ⸗ platzes an der verlängerten Neuhäuſerſtraße. Beſtimmung des Nachfolgers für den zurück⸗ getretenen Gemeinderat Winkenbach. Neubildung der Wohnungskommiſſion. Gewährung eines Baudarlehens an Johann Bauer 10 Wwe ſowie an Jak. Ringhof 6. Bekämpfung der Wohnungsnot; hier An⸗ kauf des Anweſens Peter Heilmann. Bereitſtellung eines Spielplatzes an dem Wieſenweg. Benennung von Straßen. Der Viernheimer Waldrezeßvertrag; hier Beſtimmung über die Verwendung der Mittel. Neuwahl des Bürgermeiſters der Gemeinde Viernheim. 12. Sparkaſſengeſuche. 13. Verſchiedenes. 1 Vw Weltſpiegel. märker⸗Marburg den in der Heilanſtalt beobachtet hat „: Pockengefahr in Baden. Vom badiſchel Miniſterium des Innern wird darauf aufmerkſau gemacht, daß von Kehl aus die Pocken dag Karlsruhe eingeſchleppt worden ſind. Es beſt⸗ deshalb dringende Gefahr, daß die Pocken weiten verſchleppt werden. Sobald fieberhafte Erſchei⸗ nungen unklaren Charakters vorkommen oder Bläschenbildung beobachtet werden, ſollte ſofort ein Arzt zu Rate gezogen werden. Deutſche Ferienkinder in Eſthland. Ein Transport deutſcher Ferienkinder iſt in Reval eingetroffen, außerdem eine Gruppe Wandervögel nus Kaſſel, die eine Studienfahrt durch Eſtland unternehmen und das Grab des Dichters Max Flex au Oeſel beſuchen wollen. 2 22 Limburg, 18, Jak. Aus dem Gutachten 5 Sachverftändigen, die ſich bis in die ſpäten Abend ſtunden hinzogen, ſei erwägnt, daß Prof. Jahr, Angeklagten mehrere Wochen und zu den Ergebnis kam, daß bei Angerſtein während del Tat keine Geiſtesgeſtörtheit vorlag. Es liege auch kein Grund vor, Sadismus anzunehmen elbſt wenn die Großmutter im Irrſinn geſtor⸗ en ſei, ſo ſpreche das nicht für eine erbliche Bee aſtung Angerſteins, der auch keine Zwangsnen. oſe gehabt habe. Dem Angeklagten ſei die gene. elle Verantwortung für ſeine Tat nicht ab zu prechen. Ebenfalls haben bei der Bluttat keine ämmerzuftände vorgelegen. Der ſtraſausſchlie; ßende Grund des§ 51 liege nicht vor. Gleicher Anſicht iſt Prof. Raecke⸗Frankfurt, der mit Be. ſſtimmtheit verneint, daß der ſtrafausſchließende Grund des 8 51 vorliege. Höchſtens könne bei Beginn der Tat von einem lebhaften Affektaus⸗ druck die Rede ſein. Der Pſychopat Pro. Her bertz⸗Bern kam in ſehr gelehrten Ausführungen zu dem Schluß, daß bei Angerſtein pfychopa hi ſcher Sadismus anzunehmen ſei. Seine Darle⸗ gungen löſten bei den anderen Sachverſtändigen Entgegnungen aus, die ſich grundſätzlich gegen die Ueberſchätzung des ſexuellen Moments ver⸗ vahrten. Auf Antrag der übermüdeten Vertej⸗ higung und des Staatsanwalts fällt heute Sams⸗ ag die Sitzung aus. Montag früh beginnen die unklage⸗ und Verteidigungsreden. Das ürfte genen Abend zu erwarten ſein. Arteil Das Todesurteil. Um 7 Uhr verkündete der Vorſitzende, Land. gerichtsrat Roth, nachdem er eine einſtündige Begründung vorangeſchickt hatte, das Urteil über Angerſtein. Es lautet: Angerſtein wird in 8 Fällen der Tötung wegen Mords Smal zum Tode verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Nachdem das Urteil verkündet war, erhob ſich Angerſtein und ſagte:„Ich nehme da; Urteil an.“ Vorſttzender: Ich weiſe Sle darauf hin, daß es hler kein Zurück mehr gibt, daß Sie damit auf die Rechte verzichten. Jh mache Sie ferner darauf aufmeikſam, daß, nach⸗ dem Sie Smal zum Tode verurteilt werden, Sie auf eine Begnadigung nicht zu rechnen haben. Darauf ſagte Angerſtein:„Ich nehme die Strafe an. Meine Tat kann nur durch Blut geſühnt werden.“ zum Gerichts ſchreiber:„um 7 Uhr 02 Minuten das Urtell vom Angeklagten anerkannt. Ich ſchließe die Sitzung.“ Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr: Verſteigerung von zuchtuntauglichem Faſel⸗ vieh. Freitag, den 17. ds. Mts., vormit⸗ tags 11 Uhr werden im Sltzungsſaale des Rat⸗ hauſes an die Meiſtbietenden folgende gutgemäſtete Faſeltlere verſteigert: 1 Aelece, 2 Eber und 1 Ziegen bock. Vlernheim, den 13. Juli 1925. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Gemeindekaſſe. Mittwoch⸗Vormittag von 10— 12 Uhr gelangen die Militär⸗Zuſatzrenten pro Juli 1925 zur Auszahlung. Viernheim, den 14. Jult 1925. Winkenbach Reichsbanner Schwarz ⸗Not⸗Gold Ortsgruppe: Viernheim. Mittwoch, den 15. Juli l. J., abends halb 9 Uhr im Gaſthaus„Zum Freiſchütz“ Mileder,Verſammlung wozu alle Mitglieder dringend eingeladen werden. f Der Vorſtand. Turnerbund. Heute abend halb 9 Uhr Uebungsſtunde ſämtlicher Jugendturner für das Jugend⸗Turnfeſt in Lützelſachſen. f 55 Ben Die Turnwarte. Odenwald⸗Klub Ortsgruppe: Viernheim. Dienstag, den 14. Juli 1925 Kegel⸗Abend im Freiſchütz. Zu recht zahlreichem Beſuche ladet freundlichſt ein Der Vorſtand. Zu jeder Bedarfszeit ſämtliche Guürten⸗ u. Feldſämereien Joh. Karl Kempf Gärtnerei und Samenhandlung Telefon 66. Waſſerſtraße 45. Telefon 66 Wer Far erteilt einem Anfänger in f Französisch u. Englisch 10 Pfund 75 Pfg. weiteren Unterricht in zu verkaufen beiden oder in einer der bei⸗ Peter Belz den Sprachen. off nit An Luiſenſtraße 56. Off. mit Ang. d. Honorartz an die Geſchäftsſtelle d. Bl. kann abgefahren werden. Das Korn Haus Stumpf von einem Acker (Erle 2. Gewann Nu 21) Waſſerſtraße 38 früher Waldluſt. Das Korn Jakob Winkler 4. von einem alten Weid⸗ Welnheimerſtr. 47. fück(11 Ar) auf dem Zahle Halm zu verkauſen. Beſtellung werden ſie auch im Hauſe abgeholt. 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Caillaux ſei durch ein eigen⸗ artiges Geſchick gezwungen worden, der Ur— heber der parlamentariſchen Eheſcheidung der Radikalen und der Sozialiſten zu werden. Die Verhältniſſe hätten ſich ſtärker erwieſen als Partei⸗Kombinationen. Die Sozialiſtiſche Par⸗ tei könne keine Regierungspartei ſein. 118 Annahme des Budgets. Paris, 13. Juli. Kammer und Senat ha— ben die ganze Nacht hindurch bis 6.15 Uhr früh getagt. Nachdem Miniſterpräſident Pain [zezvze in der Kammer die Vertrauensfrage hinſichtlich des ſozialiſtiſchen Antrages auf Be⸗ freiung des Lebensmittelhandels und der Um⸗ ſatzſteuer geſtellt hatte, wurde zur Abſtimmung geſchritten. Der Antrag der Sozialiſten wurde mit 325 gegen 245 Stimmen abgelehnt. Schließlich ſchritt die Kammer zur Geſamtab⸗ ſtimmung über das Budget. Es wurde mit 421 gegen 150 Stimmen der Soziali⸗ ſten und der Kommuniſten angenommen. Abg. Blum erklärte für die Sozialiſten: ſeine Partei habe ſeit ihrer Gründung gegen das Budget geſtimmt. Nur während der Regierung Herriot ſei ſie dafür eingetreten, um die Ma⸗ növer der Reaktion zu durſtkreuzen. Jetzt habe die Regierung nichts mehr von dieſer Seite zu befürchten. Daher hätten die Sozialiſten wie— der ihre Handlungsfreiheit erlangt. Der Budgetentwurf ging nicht an den Senat zurück. Verhandlungen zwiſchen den beiden parlamen⸗ tariſchen Körperſchaften führten nicht zu einer »Verſtändigung über einige noch ſtritige Poſi⸗ tlonen. Um 6 Uhr früh war dieſe Erklärung erzielt. Nachdem Kammer und Senat das Bud— get angenommen hatten, wurde das Parla⸗ fen durch ein Dekret der Regierung geſchloſ— en. Die Marokkokredite bewilligt. Paris, 13. Juli. Der Senat hat heute vormittag um 4.30 Uhr einſtimmig mit 281 Stimmen die Marokkokredite im Be⸗ trage von 183 Millionen Franken bewilligt. Vertagung des franzöſiſchen Parlaments. Paris, 13. Juli. Die Kammer und der Senat haben ſich heute morgen 6 Uhr in die Sommerferien vertagt. Nachdem der Senat um 5 Uhr der Kammer das Budge t; zum fünften Male zugeſtellt hatte, hat die Kammer dieſes mit einigen Abänderungen mit 415 gegen 140 Stimmen genehmigt Das Budget ging darauf von neuem an den Senat zurück, der es zum ſechſtenmale durchberiet. Dieſer nahm diesmal keine Aenderung mehr vor, ſondern genehmigte die Kammerfaſſung mit 270 gegen 6 Stimmen. Darauf ging das Bud⸗ get zum ſechſtenmale an die Kammer, wo aber keine Abſtimmung mehr ſtattfinden mußte, da der Senat die Kammerfaſſung nicht abänderte. Die Kammer nahm lediglich vom Abſtim⸗ mungsergebnis im Senat Kenntnis und hörte darauf die Verleſung des Schlußdekrets an. Die Ruhrräumung. Gelſenkirchen, 13. Juli. Seit geſtern iſt die fran zöſiſche Beſatzung damit beſchäftigt, vier Schulen, die bisher den Franzoſen als Maſſen⸗ quartiere gedient haben, zu räumen. Ungeheure Maſſen von Waffen, Geräten und Kleidungs⸗ ücken werden durch Autos den Transportzügen zugeführt, von denen die beiden erſten in der ver⸗ gangenen Nacht in der Richtung Frankreich abge⸗ fahren fend. Der Abzug der Gelſenkirchener Gar⸗ aiſon dürfte immerhin erſt um den 17. oder 18. Juli erfolgen. Recklinghauſen, 13. Juli. Die Vorbereitungs⸗ maßnahmen zu der in dieſer Woche erfolgenden dene der erſten Zone des Ruhrgebiets, die den Bereich der Bochumer und und Recklinghau⸗ ener Diviſion untfaßt, ſind in vollem Gange. Ju der Gegend von Recklinghauſen finden zur 5 Truppenkonzentrationen ſtatt Anſcheinend bearden die Truppenteile des Ruhrgebiets in das eſetzte Gebiet abtransportiert. Dafür ſprechen lich nach Ludwigshafen, Landau und Mainz, die n Hattingen, Witten und Bochum gemeldet rden. In Recklinghauſen, Gelſenkirchen, Viernheimer Tageblatt mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins f (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe Die einſpaltige abgeſtufter Rabatt.— Annahme chluß vorher.— Inſerate müſſen bei Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., für Inſerate und ni n vormittags 8 ufgabe bezahlt werden, mit — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim bel Wiederholung Uhr, größere Artikel einen Taß usnahme derjenigen, dle in lfd. Rechnung ſtehen Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 38 . Mittwoch, den 15. Juli 1925 Limburg, 13. Juli. Der Schlusakt der Tragödie von Haiger begann heute vor— mittag 1 OUhr mit der Anklagerede des Ober— ſtaatsanwaltes Dr. Baemeiſter: Er werde ſich in ſeinen Ausführungen auf die Dinge beſchrän⸗ ken, die ſich vor dem Mordtage ereigneten. Das ſeien Taten, die nicht entfernt ſo ſchwer ſeien, als die ſpäteren. Sie ſeien aber von großer Wichtig— keit, da ſie den Schlüſſel zu den Bluttaten bräch⸗ ten. Dem Angeklagten ging es wie allen ande— ren Verbrechern, daß der Fluch der böſen Tat fortzeugend Böſes gebären mußte. Die Unter— ſchlagungen konnte der Angeklagte nur durch falſche Buchungen verdecken. Das Märchen von den großen Schweigegeldern iſt von A bis Z er⸗ logen. Noch bis jetzt hat Angerſtein keine Na— men genannt. Er hat das gute Recht zu lügen, aber zu glauben ſei ihm die ganze Geſchichte nicht. Angerſtein war nicht in der Lage, die Unterſchla— gungen zu decken. Seine Einnahmen konnten außerdem ſeinen koſtſpieligen Haushalt nicht decken. Märchen ſind ferner die Erzählungen von dem Lotteriegewinn und den reichen Verwand— ten in Amerika. Als einziger Ausweg blieb ihm ſchließlich die Tat übrig, daß er die Bücher ver— brannte. Nach den Ausſagen des Sachverſtändi— gen kommt der Paragraph 151 nicht in Frage. Staatsanwalt Dr. Hofmann hielt ſodann eine längere Anklagerede, die in folgendem Schluß ausklang: Sie, meine Herren Geſchwo— renen, ſind heute Volksrichter und Sie müſſen genau prüfen, welche Taten der Angeklagte be— gangen hat und welche Strafe darauf beruht. Ich halte die Anklage in bezug auf die Tötung der acht Perſonen vollſtändig aufrecht. Anger— ſtein hat ſie getötet mit Vorſatz und Ueberlegung. Der Staatsanwalt läßt ſodann den Nachweis er— bringen, daß er die Taten mit abſoluter Ueberle— gung ausführte. Der Angeklagte ſei ein ganz ge⸗ riſſener Verbrecher, der genau weiß, um was es ſich dreht. Er lüge, er lüge aber ſo plump. daß man es ſofort merkt und er ze iich durch ſein Lügen in gewaltige Widerſprüche. Daß der Mörder mit voller Ueberlegung handelte, geht daraus hervor, daß er das Waſſerbaſſin auslau— ſen ließ, die einzelnen Perſonen in verſchiedenen Zimmern abſchlachtete und mit verſchiedenen Per— ſonen, die nach dem Morde zu ihm kamen, in ſehr vernünftiger Weiſe redete. Für uns iſt die Frage nun die, hat er die acht Perſonen umge— bracht? Und dieſe Frage iſt zu bejahen. Aus allen dieſen Gründen beantrage ich daher, daß Angerſtein, der ſchlimmer als ein Tier hauſte, der ein ganz gemeiner, verſtockter Verbrecher iſt, wegen achtfacher Morde acht Mal zum Tode verurteilt wird. Außerdem beantrage ich die üblichen Nebenſtrafen. Rechtsanwalt Dillmann-Limburg äußerte Bedenken gegen die Auffaſſung des Staatsan— walts und meinte, daß man wegen einer Unter— ſchlagung acht Menſchen nicht töten könne. Durch die Melancholie ſeiner Frau habe ſich Angerſtein einer ſolchen Spannung bemächtigt, die zur Ex⸗ ploſion führen mußte. Die Erkrankung Auger— ſteins liege in ſeinem Seelenleben, eine Erkran— kund. die uicht meßbar ſei. Vielleicht erſt in Jahren. Angerſtetn ſel ein Phantaſt und zeige Spuren von Infantilismus. Die Tatſache, daß er Flammen nicht ſehen könne, laſſe gewiſſe Schlüſſe zu. Dieſe Tatſachen ent⸗ baute kli uten noch Paris, 13. Juli. Dem„Temps“ wird aus Brüſſel gemeldet: Es wird jetzt offiziell beſtätigt, daß die belgiſchen Truppen zwiſchen dem 15. und 25. Juli das beſetzte Gebiet verlaſſen werden. Die Räumung wurde nach der Unterredung zwi⸗ ſchen Vandervelde und Briand im Miniſterrat beſchloſſen. In Kreiſen der belgiſchen Regierung wird erklärt, daß Düſſeldorf ebenfalls vor Ende Juli geräumt werden ſoll. Für Duisburg und Ruhrort iſt der Tag noch nicht feſtgeſetzt. In den Verhandlungen zwiſchen Paris, London und Brüſſel ſoll darüber beſchloſſen werden, ob die Räumung jetzt gleich erfolgen ſoll oder erſt dann, ad der Reſt der rheiniſchen Zone geräumt rd. eee ee kleine Nuslands nachrichten. Die Beſprechung Rakowskis mit Chamberlain. London, 14. Juli. Von ruſſiſcher Seite werden über den Verlauf der Unterredung Rakowski⸗Chamberlain, die geſtern abend er⸗ folgte, keine Augaben gemacht. Das Ergebnis wird ale befriedigend bezeichnet. Londoner mittel. ——————— ernennen zufalae babe Chamberlin 8 Das Urteil im Angerstein-Prozeh. 8 mal mit dem Tode beſtraft. r ſpringen einem Motiv, das im Unterbewußtſein des Angeklagten ſchlummerte und zu einer explo⸗ ſiven Entladung führte. Angerſtein habe für ſeine Tat bisher kein Empfinden gezeigt. Sie war die eines Geiſteskranken. Es ſei genau zu prüfen, ob der Angeklagte nicht freizuſprechen ſei. Rechtsanwalt Dr. Herzbe rg⸗Eſſen erklärte, daß die Tat nicht mit Ueberlegung ausgeführt ſei. Angerſtein habe ſeine Opfer im Affekt erſchlagen. Der Redner verwies auf das ungeheure Mißver— hältnis der Tat zum Motiv und kam zu dem Schluß, daß hier ein unglückliches Zuſammen⸗ treffen von Momenten den Angeklagten zu den Affekttaten hinriß, die durch nichts zu begründen ſeien. Man ſolle den Angeklagten nur wegen Totſchlags verurteilen. Zum Strafmaß laſſe er ſich nicht aus. Aber er betonte, daß der tieſſte Urſprung aller Taten in der übertriebenen Liebe des Angeklagten zu ſeiner Frau gelegen habe. Wenn man davon ausgehe, daß Liebe das Motiv war, ſo werde man zu anderen Schlußfolgerungen aus der Tat wie der Staatsanwalt kommen. Staatsanwalt Dr. Hofmann betonte in ſei⸗ ner Erwiderung, daß Bedenken gegen die Zurech— nungsfähigkeit nicht vorlägen. Aber ſelbſt denken würden nicht ausreichen, ſondern das Reichsgericht verlange das Vorhandenſein eines begründeten Zweifel. Dr. Herzfeld betonte Nochmals mit Nach druck, daß im Fall Angerſtein ein Impulsknall jahrelang aufgeſpeicherter Motive die Tat aus⸗ löſte. Die Motive fehlten aber, und das Rätſel Angerſtein werde ein Rätſel bleiben und niemals gelöſt werden. 15 Als nach den Plädoyers der A ngeklagte das letzte Wort erhielt, erklärte dieſer, daß er erſt nach der Urteilsverkündung ſprechen würde. Dieſe fand punkt 7 Uhr ſtatt. Be⸗ Die Urteilsverkündung. r Angeklagte wurde wegen Mordes in acht Fällen achtmal zum Tode verurteilt. Die bür⸗ gerlichen Rechte werden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Die bei der Tat gebrauchten Waf⸗ fen werden eingezog ebn. Be⸗ zinglich des Meineids und der Brandſtiftung, der Urtunden⸗ füälſchung und der Unterſchla⸗ hung wird das Verfahren nach 8 154 des Strafgeſezbuches vor⸗ läufig eingeſtellt. E De Der Angeklagte wird gefragt, ob er das Urteil annehme. Er antwortete: Ich nehme das Urteil an. Er wird von dem Vorſitzen— den darauf oufmerkſam gemacht, daß nach dieſer Verzichtleiſtung das Urteil nicht mehr ange kor ten werden kann und daß er, nachdem er die Tat vollbracht hat, nicht viel Ausſicht auf Gnade bei einem evtl. Gnadengeſuch hat. Vorſ.: Sind Sie ſich deſſen klar?“ Angekl.:„Ja, die Tat kann nur durch mein Blut geſühnt werden.“ Der Seuutsanteult uno be Aunettugte bperzich⸗ ten dadurch auf die Einlegung weiterer Rechts Das Urteil iſt ſomit rechts- kräftig geworden. Rakowski mit aller Deutlichkeit erklärt, welche außerordentliche Beunruhigung die anti⸗eng⸗ liche Propaganda in Aſien hervorgerufen habe. In Londoner politiſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß die neueſte Erklärung der Studen— ten⸗ und Arbeiterräte in Schanghai beweiſen, daß man zurzeit ohne Preisgabe der eng⸗ liſchen Würde in China nicht verhandeln könne. In dem Manifeſt der Studenten wer⸗ den die acht engliſchen Verbrechen gegen China aufgezählt. An erſter Stelle ſteht die Einfüh⸗ rung des Opiums in China, dann folgt die Beſitznahme von Hongkong. Begnadigungen. Paris, 13. Juli. Anläßlich des nationalen Feſttages am 14. Juli wird die Regierung 465 Begnadigungen vornehmen. Seit dem 17. April ſind bis jetzt 602 Begnadigungen erfolgt. Englands Haltung in der Marokkofrage. London, 14. Juli. Chamberlain teilte geſtern im Unterhauſe nochmals endgültig mit, daß England unter keinen Umſtänden 42. Jahrgang Weshalb Barmat und nicht Stinnes? Von Reichstagsabg. Adam Röder. Mehr wie jede andere Epoche wird die unſrige von Wahn vor ſtell ungen be⸗ herrſcht: Raſſen-Wahn, Maſſen⸗Wahn, Indu⸗ ſtrie-Wahn, Zentraliſations-Wahn. In Berlin iſt man ordentlich unglücklich darüber, daß die Reichshauptſtadt noch nicht mal 5 Millionen Einwohner hat; das hatte man doch ſicher er⸗ hofft. Die Berliner haben wirklich Pech, noch immer ſind London und Newyork größer. 1870 war Deutſchland noch ein einfaches Land. Die Mehrheit der Nation beſchäftigte ſich mit der Landwirtſchaft; in den Städten gab es eine reich gegliederte Induſtrie mit ſelbſtändigem Handwerk und ſelbſtändigen Gewerbetreibenden. Da kamen die 5 Milliar⸗ den franzöſiſcher Kriegsentſchädigung ins! Land, für damalige Verhältniſſe eine unge⸗ heure Summe. Leopold Sonnemann, der Gründer der„Frankfurter Zeitung“, die da⸗ mals ein föderaliſtiſches Organ war, und gegen berliniſchen Zentralismus kräftig auf⸗ trat, wollte gerne wiſſen, wohin die 5 Milliar⸗ den gekommen ſeien. Nun erhielten ja Staats⸗ leiter und Generäle ganz erkleckliche Summen viel zu groß und die Reparatur der Kriegskoſten nahm viele Hunderte von Millio⸗ nen in Anſpruch. Aber es blieb doch noch ein bedeutender Reſt übrig. Ueber den wollte Sonnemann Auskunft haben. Er verklauſu⸗ lierte aber ſeine Frageſtellung mit allerhand Angriffen auf die Reichsregierung, die ihn, wenn ich nicht irre, auf ein paar Wochen ins Gefängnis brachten. Die Machthaber jener Zeit ließen nicht wie die heutigen, mit ſich ſpaſſen. Jene 5 Milliarden gaben in Deutſchland den Anlaß zur Aufmachung der einſeitigen großkapitaliſtiſchen Entwicklung. Das Kapi⸗ tal ſuchte Anlage. Und weil ihm— ge⸗ nau wie ſeinerzeit in England— 3 bis 3½% nicht genug waren, wurde die Induſtrialiſie⸗ rung eingeführt. Induſtrie und Induſtrialiſie⸗ rung ſind zweierlei. Induſtrie muß ſein; ſie iſt jene Form der Hervorbringung von Ge— brauchswerten, die an einen großen Apparat von Maſchinen gebunden iſt. Man kann Eiſen⸗ bahnſchinen und Lokomotiven nur in großen Unternehmungen herſtellen. Induſtrialiſterung, iſt aber die un notwendige Großform einer Erzeugung, die ihrem natürlichen Charakter nach auch in mittleren und kleineren Betrieben vorgenommen werden kann. Aber das anlageſuchende Kapital wollte hohe Verzinſung haben. Und ſo wurde bei uns, wie ein Menſchenalter vorher in England, die Großinduſtrie„gegründet“; auch England ruinierte ſeine Landwirtſchaft, weil die Zer⸗ zinſung des Kapitals(3½ Prozent) zu gering war Ein weſentlicher Teil jener von Leopold Sonnemann geſuchten 5 Milliarden ſchuf is Deutſchland die moderne großkapitaliſtiſche Betriebsform. Alles Gerede von„innerer Not wendigkeit der Entwicklung“ iſt Larifari. Das Kapital wollte eine hohe Rente und ſo wurde die deutſche gewerbliche Produktion induſtria⸗ liſiert. Die einſeitige induſtrialiſtiſch-kapitaliſtiſche Hochentwicklung mit ihrer planlos⸗dummen ernten ctoftanbiger altenzenm Tinos T- ben, Freiheit, Kraft und Bildung vermitteln⸗ den Mittelſtandes erzeugte jener Konzentra⸗ tionswahn des Beſitzes, wie er in der Erſchei⸗ nung des Hugo Stinnes einen klaſſiſchen Aus⸗ druck fand. Dieſer Mann kaufte alles, was dem Anlage ſuchenden Kapital empfehlens⸗ wert ſchien. Denn wenn ſchon die Konzentra⸗ tion, die Maſſierung, die Anhäufung„natür⸗ lich“ iſt— die Menſche. ieren ſich ja auch immer mehr in Großſe und Welt“-Städ⸗ ten— warum ſoll nicht en Hugo Stinnes ſei⸗ ne Rieſenhand nach allem Beweglichen und Un beweglichen ausſtrecken? Er konnte dies umſo unaugefochtener, da er ja kein Jude war. Wäre er ein ſolcher geweſen, dann hätte ſich vermutlich ein intenſives Geſchrei auf der Seite der geiſtig Enterbten erhoben und ver⸗ ſchiedene wild emporgeſtreckte Zeigefinger würden auf Ungeheuerliches hingewieſen ha⸗ ben und tauſende von bierheiſern Stimmen hätten die Auspowerung durch„Fremdſtäm⸗ mige“ mit kreiſchenden Obertönen zum Zeu⸗ trum einer die„Völkiſchen“ die Sache duldend ertragen, denn gegen„germaniſches Blut“ kann man ſich, wenn es auch ausbeutet, nicht ereifern. Und in der Tat: Hugo Stinnes hat wie ein raffgieriger Trödler alles zuſammen⸗ gekauft: Induſtrien, Aktien, Häuſer, Berg⸗ werke, Schiffe, Hotels und Zeitungen. Truppen nach Tanger entſenden werde. — 8—— un den Naub- un Die letzteren waren beſonders wichtig: ſie ntliches ae e ae dabei die kalen Seiten anklingen laſſen. 905 5 gut und der deutſche Spießer merkt dicht, wie ihm die Haut über die Ohren gezo⸗ en wird. Welche Fülle von„nationalen“ Zei⸗ Angsſchreibern! Wie ſtanden ſie da plötzlich ie„rechts“ an ſalbungsvoll von jativen Belangen“. enge hate Hugo Stinnes allmählich„Sach⸗ Verte“ im Betrage von 3000 Millionen„kon⸗ zentriert. Der privatkapitaliſtiſche ſo eminent ſortſchrittliche Entwicklungsprozeß“ hatte einen glänzenden Höhepunk terreicht; es war eine Luſt, zu leben. Aber Hugo Stinnes ſtarb. Erbſchaftsſteuer haben ſeine Nachfahren in erheblichem Maße nicht bezahlt. Aber trotzdem ergaben ſich Schwierigkeiten. 5 Es iſt erſtaunlich, wie geringe Teilnahme ber ganze Vorgang erregt! Der kleine Oſtjude Julius Barmat mit ſeinen par lächerlichen Milliönchen hat die ganze nationaliſtiſche Ko⸗ tona echter und ſchauſpielender Blödlinge auf die Beine gebracht. Im Falle Stinnes Schwei⸗ den auf der ganzen Flur. Kein Wunder: Die nationaliſtiſchen u. neukonſervativen Schmocks in der zuſammengekauften Stinnes-Preſſe ha- ben es ja kontraktmäßig, daß in ſolchen Fäl⸗ len Schweigen Gold iſt... *** Ueber den Fall„Stinnes“ veröffentlicht der„Bayeriſche Kurier“(Nr. 180, 2. Juli 25) folgende zutreffende Zuſchrift: Die letzten Vorgänge im Hauſe Stinnes geben den Wirtſchaftskreiſen Deutſchlands wie— der einmal zu denken. Die Börſe reagiert mit einer Deroute, das Ausland mit Mißtrauen, Einſchränkung der Geldhergabe und mit Kün— digung bereits hergeliehener Gelder. Und wie ſtellt ſich zu dieſen Ereigniſſen die deutſche Preſſe? Ihre Stellung iſt eine uneinheitliche und beeinflußt von der Abhän— gigkeit von den Großinduſtriegruppen im all— gemeinen und vom Stinneskonzern im beſon— deren. Iſt doch der Stinnes-Konzern auch ein gar bedeutender Zeitungsbeſitzer! Es nimmt daher nicht wunder, wenn in den letzten Tagen einzelne Blätter anderen Vorwürfe machten, durch freimütige Kritik der Stinnesvorgänge eine Diſfziplinarloſigkeit be— gangen und eine Verſchlechterung unſerer Wirtſchaftslage, beſonders im Ausland, her— beigeführt zu haben. Hier wird Urſache und Wirkung in geradezu bedenklichem Umfang berwechſelt. Ganz abgeſehen davon, daß ſich Zahlungsſchwierigkeiten, bei denen es um Dutzende oder Hunderte von Millionen Gold— mark geht, ſich nicht vertuſchen, ſich nicht einmal beſchönigen laſſen, handelt es ſich um einen Rieſenkonzern, der ſeit dem Jahr 1919 ſchon ſehr von ſich reden machte und man ſprach ihm nicht immer Gutes nach. Ganz beſonders darf bei Beurteilung der jetzigen Vorgänge nie— mals vergeſſen werden, daß Stinnes der größte Nutznieſer der Inflation war, jener Geldentwertung, die unſeren Mit— zelſtand ruinierte, unſeren beſcheidenen Rent— ner an den Bettelſtab brachte. Stinnes erwarb und gründete in der In— flationszeit mit den von Havenſtein ziemlich leicht hergegebenen Geldern nicht nur Indu⸗ ſtrieobjekte, die zu dem angeblich notwendigen „vertikalen“ Ausbau ſeiner Stammwerke viel— leicht erforderlich waren, ſondern kaufte zu⸗ ſammen, was ſich bot: Kolonialwaren, Wolle, Baumwolle, Vieh, Fleiſch- Würſtfabriken, Ho— tels, Gerbereien, Wälder, 1 Zei⸗ tungen. Er erwarb Moflopolſtellungen für Kunſtdünger er handelte überhaupt mit allem, er kaufte alles. was ſich mit erborgtem Gelde nur kaufen ließ und zahlte ſeine Schulden mit entwerteter Papiermark zurück. Aber er kaufte und gründete mit ſoſchen Geldern nicht immer nur in und für Deutſchland. Für ſeine Oel— felder in Rumänien und anderswo ſind eben— falls deutſche Mark verwendet und noch ſchlech— tere zurückbezahlt worden. Die Depiſenſpekula— abei die natio⸗⸗ Das macht ſich geſchilderter Grundlage an⸗ gehäufte Rieſenbeſitz iſt nunmehr wacklig ge⸗ lebensfähig. Deshalb und nur deshalb ſind die Börſe und erſt recht das Ausland mißtrauiſch geworden, denn die internationalen Finanz⸗ leute haben eine gar feine Witterung für Vor⸗ gänge von der Art, wie ſie ſich im Stinnes⸗ konzern augenblicklich abſpielen. Die Bericht⸗ erſtattung der deutſchen Preſſe trägt an den Auswirkungen der Stinnesvorgänge alſo keine Schuld, ſie ſind eine zwangsläufige Folge⸗ rung. Hingegen wird die Berichterſtattung der unabhängigen deutſchen Preſſe über die Stin⸗ nesvorgänge vor eine gar ernſte Aufgabe ge⸗ ſtellt. Der Stinnesrieſenbeſitz iſt zum größten Teil mit dem verloren gegangenen Geld der kleinen Sparer erworben worden und ſoll nunmehr abermals mit Sparergeld geſtützt werden. Für dieſe Annahme ſpricht die Stüt⸗ zungsaktion der Großbanken in Gemeinſchaft mit der Reichsbank. Es iſt für die Sparer ein unerträglicher Gedanke, zu wiſſen, daß ihre Svargroſchen nur ſchwer oder gar nicht dem Mittelſtand und der Landwirtſchaft nutzbar gemacht werden können, hingegen aber einem gewaſtigen Induſtriekonzern zufließen ſollen, der bisher alle kleineren Leute niedertrampelte und auch in Zukunft niedertramveln muß. Die Banken und die Preſſe haben die ernſte Pflicht, dafür zu ſorgen, daß ſich das „Unglick Stinnes“ nicht zu einer zeuen deut⸗ ſchen Kataſtrophe auswächſt. Politiſche Umſchau — Noch kein Zolltompramiß. Der Reichs⸗ fanzler hatte in der Beſprechung mit den Füh⸗ rern der hinter der Regierung ſtehenden Parteien in der vorigen Woche angeregt, bis zum heuti⸗ gen Dienstag ein Kompromiß in der Zollfrage zuſtandezubringen, der den Wünſchen aller ge— recht werden könnte. Dieſe Verhandlungen und aber bis heute noch zu keinem Abſchluß gekom⸗ men. Sie haben auch den Sonntag über ge— dauert, ſollen nun aber erſt am Mittwoch weiter⸗ geführt werden. Daraus ergibt ſich, daß bisher noch keine Einigung über die endgültige Verab— ſchiedung des Zolltarifs zuſtandegekommen iſt. Die Frage der Mindeſtzölle iſt auch immer noch nicht geklärt. Im Vordergrunde ſteht weiter die Frage der gleitenden Zölle anſtelle der Mindeſt⸗ zölle. — Deutſch⸗polniſche Verhandlungen. Wie die „Tägliche Rundſchau“(Nr. 296) erfährt, iſt man in Kreiſen der polniſchen Handelsdelegation ge— willt, mit Deutſchland zu einer Verſtändigung zu kommen. Es werden deshalb auch die Verhand— lungen nicht abgebrochen werden. Die polniſche Handelsdelegation iſt noch mit der Prüfung der Fragen beſchäftigt und wird bereits in kurzer Zeit neue Gegenvorſchläge unterbreiten. — Das polniſche Konkordat und Danzig. In Danzig fand vor einer ungeheuren Menſchen— menge eine große Verſammlung der Danziger Katholiken ſtatt, in der von dem Vorſitzenden der Deutſchen Katholikenorganiſation in Danzig, Dr. Schulte, über das polniſche Konkordat mit dem Vatikan referiert wurde. Nach dem Jon— kordat werden bekanutlich dem apoſtoliſchen Nun⸗ tius in Warſchau in der freien Stadt Dannig kir— chenpolitiſche Rechte zugeſprochen. Dr. Schulte ſtellte ſeſt, daß die Danziger deutſchen Katholiken ſich nicht damit einverſtanden erklären könnten, daß ſie deswegen eine Eingabe an den Vatikan richten wollten. Es wurde einſtimmig eine Ent⸗ ſchließung angenommen, in der verlangt wird, daß das Gebiet der freien Stadt Danzig zu einem Exent-Bistum erhoben wird, da ſonſt die Gefahr beſtehe, daß der Nationalentwickelung deutſcher Katholiken in Danzig Abbruch getan werden könne, da Polen das Beſtreben habe, die katholiſche Kirche der freien Stadt Danzig einem tionen des Stinneskonzerns. mit denen ſich worden, vielleicht zum Teil überhaupt nicht 50 ſten und Völkiſchen. Auf dieſe Weiſe wurden Fortſetzung der Debatle. 1 Berlin, 14. Juli. Der Reichstag ſetzte Montag nachmittag halb 2 Uhr die Einzelberatung der Aufwertungs vorlage ſort. Da die entſcheidenden Abſtimmungen erſt nachmittags 6 Uhr ſtattfinden ſollen, war das Haus zu Beginn der Sitzung faſt leer. Man zählte zeitweilig nur etliche 20 Abgeordnete. Die Beratung ſelbſt entwickelte ſich ähnlich der am vergangenen Samstag, das heißt, die Re⸗ gierungsparteien verzichteten faſt gänzlich dar⸗ auf, Stellung zu nehmen und überließen die Diskuſſion den Sozialdemokraten, Kommuni⸗ in der erſten Stunde die Paragraphe 16— 25 durchberaten, ohne daß ſich weſentliche Ge⸗ ſichtspunkte dabei ergaben. Zu§ 25 der Vor⸗ lage, die in der Kompromißfaſſung beſtimmt, daß die Rückzahlung der Aufwertungsbeträge durch den Gläubiger nicht vor dem 1. Januar 1932 verlangt werden kann, begründeten die Sozialdemokraten zahlreiche Abänderungsan⸗ träge, in denen u. a. gewünſcht wird, daß der Gläubiger je ein Viertel ſeiner Geſamtforde— rung am 1. Januar 1927, am 1. Januar 1929, 1931 und 1933 verlangen kann. Grundſätzlich ſollen außerdem Eigentümer berechtigt ſein, ſchon vor dem geſetzlich fixierten Zeitpunkt nach dreimonatiger Kündigung ganz oder zum Teil den Aufwertungsbetrag zahlen. Die Paragraphe 26 und 27, die bei beſon⸗ ders gearteten wirtſchaftlichen Verhältniſſen eine Rückzahlung bis 1. Januar 1938 vor⸗ ſehen, ſollen nach einem weiteren ſozialdemo— kratiſchen Antrag gänzlich geſtrichen werden. 95 weiteren Verlauf der Einzelberatung, N 4 Uhr nachmittags bei Kapitel 29 an⸗ g0 t war, hielt ſich in dem bereits zu Be⸗ ginn der Sitzung geſchilderten Rahmen. Die Debatte wurde faſt ſchließlich von der Oppoſi⸗ tion beſtritten. Bei 8 28, der u. a. beſtimmt, daß der Auf⸗ wertungsbetrag bis zum 1. 1. 1925 unverzins⸗ lich, vom 1. 1. 25 ab bis zum 1. 1. 28 aber von 1,2 bis 5 Prozent verzinslich ſein ſoll, griff auch der bayeriſche Volksparteiler Abg. Em⸗ minger in die Debatte ein. Der Redner ver⸗ teidigte die Vorlage, die immer noch Vorteile für den Gläubiger bringe, obgleich er ſelbſt nicht gerne die Verantwortung für dieſen Paragraphen übernehmen würde. Zum§ 28 begründeten a die Sozialdemokraten einen Antrag, der den Zinsſatz ſchon vom 1. 1. 25 ab auf 5 Prozent erhöhen will. Darauf wurden die Paragraphen 33—46 des Aufwertungsgeſetzes beſprochen, die ſich mit der Aufwertung von Induſtrieobligatio⸗ nen beſchäftigen.§ 33 beſtimmt, daß der Auf⸗ wertungsſatz 15 Prozent betragen.§ 34 ent⸗ hält eine Härteklauſel, die dem Schüldner bei wirtſchaftlich ſchwieriger Lage geſtatten will, eine Herabſetzung der Aufwertung zu verlan⸗ gen.§ 35 beſtimmt, daß die Aufwertung auch nicht ſtattfindet, wenn der Gläubige ſchon eine Leiſtung augenommen und ſich ſeine Rechte vorbehalten hat. Auch zu dieſen Pragraphen begründeten die Sozialdemokraten zahlreiche Abänderungsanträge, in denen u. a. die Er⸗ höhung des Aufwertungsſatzes von 15 Pro⸗ zent auf 40 Prozent verlangt wird. Im Laufe der Ausſprache nahm Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Neuhaus das Wort. Er ging davon aus, daß das Problem der Auf- wertung der Induſtrieobligationen im Aus⸗ ſchuß ſehr eingehend erörtert worden ſei. Trotz⸗ dem halte er ſich für verpflichtet, nochmals auf einige Punkte hier näher einzugehen. Es ſei die Auſicht vertreten worden, daß die Indu⸗ TG Denkſchrift Brink verwieſen wi Schon im Ausſchuß ſei aber den Herren er⸗ klärt worden, daß Juſtizrat Brink in ſeiner Denkſchrift abſolut nicht beweiskräftige Zah⸗ len angibt. Es ſeien kaum 5 unſerer Geſell⸗ ſchaften, die auch bei ſcharfer Zuſammen⸗ legung einen Kurs von 100 Prozent halten könnten. Es ſei weiter behauptet worden, daß die Induſtrie im Vergleich mit der e zeit weſentlich entſchuldet ſei. Das ſei unrich⸗ tig. Nach den ſehr eingehenden Erhebungen des Reichswirtſchaftsminiſterium, die ſich auf die amtlichen Zahlen von 51 großen Indu⸗ ſtriebetrieben ſtützen, ſei feſtgeſtellt worden, daß dieſe Betriebe heute unter Berückſichtigung der Vorſchläge des Regierungsentwurfes insge⸗ ſamt no chmit 70 Prozent ihrer Vorkriegsſchul⸗ den belaſtet ſind. Man vergeſſe leicht, daß heute der Zinſendienſt eine ganz andere Rolle ſpiele als vor dem Kriege. Der Miniſter ver⸗ wies auf die beſondere Belaſtung der Indu⸗ ſtrie durch das Dawes-⸗Abkommen, durch das allein ſchon eine höhere Belaſtung nicht mög⸗ lich ſei. Wenn einer nur die geringſte Ahnung von unſerem Wirtſchaftsleben habe, müſſe er wiſſen, daß die Induſtrie unter allen Umſtän⸗ den in die Lage verſetzt werden müſſe, wieder Dividende verteilen zu können. Denn nur wenn ſie das könne, erhalte ſie Kredite. Gegen 7 Uhr abends nahm das Haus' dann endlich die rückſtändigen Abſtimmungen vor, die alle namentlich waren und deshalb wiederum längere Zeit beanſpruchten. Ein ſozialdemokratiſcher Antrag, der in§ 10 die Unterhaltsberechtigten- und Verpflichteten von der Möglichkeit ausſchließen will, von dem normalen Aufwertungsſatz abzuweichen, wird mit 231 gegen 161 Stimmen abgelehnt. Mit 224 gegen 177 Stimmen bei 4 Stimment⸗ haltungen wurde ein ſozialdemokratiſcher An⸗ trag zu§S 15 abgelehnt, der dem Paragraph eine Beſtimmung anfügen wollte, durch die eine Aufwertung bis zu 20 Prozent dann ſtattfinden ſoll, wenn der Gläubiger vor dem 15. Juni 1922 eine Leiſtung bis 10 Prozent des Goldwertes ſeiner Forderung ohne Vor⸗ behalt angenommen hatte. Annahme, fand gegen die Stimmen der Linken ein Antrag der Wirtſchaftlichen Vereinigung, der die Rück⸗ wirkung dann nicht eintreten laſſen will, wenn ſie für den Eigentümer inſofern eine unbillige Härte bedeuten würde, als er zur Befriedi⸗ gung der Leiſtung ſeinerzeit gezwungen war, Dinge unter ihrem realen Wert zu veräußern. Beim Kapitel Induſtrieobligationen wur⸗ den die völkiſchen und ſozialdemokratiſchen An⸗ träge auf Erhöhung des Aufwertungsgeſetzes von 15 auf 50 bezw. 40 Prozent abgelehnt. Im weiteren Verlauf der Abſtimmungen wurde ſchließlich auch noch ein moderierter An⸗ trag der Sozialdemokraten auf Erhöhung des Satzes der Aufwertung für Induſtrieobliga⸗ tionen auf 25 Prozent mit 226 gegen 175 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen abge⸗ lehnt. Es bleibt alſo bei einer Aufwertung von 15 Prozent für Induſtrieobligationen. Dann ſetzte eine Geſchäftsordnungsaus⸗ ſprache ein, weil der Präſident die Abſichten des Hauſes über die Erledigung der Auſwer⸗ tungsvorlage kennen lernen will. Auf Wunſch der Kommuniſten, die ihren Parteitag abhal⸗ ten, wurde beſchloſſen, in der laufenden Sit⸗ zung keine Abſtimmungen mehr vorzunehmen, und die Sitzung nur bis gegen 10 Uhr auszu⸗ dehnen. Die Kommuniſten erklären ſich als Entgelt damit einverſtanden, daß das Not⸗ geſeſtz zur nochmaligen Verlängerung der Steuernotverordnung um einige Tage nach Beginn der Sitzung⸗Sitzung ohne Debatte in allen drei Leſungen erledigt werden wird. ſtrie es verſtanden habe, in der Inflation ſich polniſchen Bistum zu unterſtellen. ihre Subſtanz zu erhalten. Dabei ſei vielfach Dann wurde die Einzelausſprache bei deu Frage der Aufwertung von Pfandbrie⸗ 5 China Beſchluß zu faſſen. derm dhe füge gendwelche neue Geſichtspunkte erledigt. Die Sozialdemokraten 46 deten neue Abänderungsanträge zu den ver⸗ ſchiedenen Pragraphen. Die Kommuniſten wa⸗ ren nicht mehr anweſend, da ſie ſich zu ihrem Parteitag begeben hatten. Abſtimmungen wur⸗ den, wie vere! baxt, nicht mehr vorgenommen ſondern ſämtlich auf heute verſchoben. Gegen 10.45 Uhr vertagte ſich das Haus auf Dienstag mittag. eee China und die Mächte. London, 13. Juli. Nach einer Meldung aus Peking hat ſich die Lage in Swatow ver⸗ e Fp. 8 trunken iſt nermeiſters Schallus. Der geriet in einen Strudel und ſeiner Arbeit in de einem herabſtürze ſchwere Rippen⸗ mußte ins Krankenhaus Boſtſekretär Koch verkaufte Auna⸗Frankfurt a. M. zum Wönftein, 13. Juli. zuſammengeſchloſſen ſchärft dadurch, weil die Behörden nicht über jenügende Kräfte verfügen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das wird noch deshalb irſchwert, weil das Kommando nicht einheit⸗ ich iſt, ſondern zwei feindlichen Führern an⸗ lehört, die widerſprechende Befehle ausüben. die engliſchen und japaniſchen Waren werden ö eitens Swatows boykottiert. Die Händler veigern ſich, den Engländern und Japanern debensmittel zu verkaufen. In Wukinfu, 8⁰ kilometer von Swatow entfernt, haben chine⸗ iſche Soldaten eine engliſche Presbyter-Miſ⸗ ion angegriffen und zwei Miſſionare, ſowie ine Frau ſchwer verletzt. Für dieſes Attentat hat der engliſche Konſul in Swatow offizielle Entſchuldigungen, auch Bezahlung einer hohen zutſchädigung, ſowie die Beſtrafung der Miſ⸗ etäter gefordert. In Schanghai haben Auto⸗ nobilbanditen die Chineſiſche Bank überfallen ind es gelang ihnen, mit 20 000 Dollar zu ent⸗ ommen. Die Engländer in Tſe Tſchouen ha⸗ en von den engliſchen Behörden Weiſung er— jalten, dieſe Provinz zu verlaſſen, da es zugenblicklich an den nötigen Kräften ſehlt, um beben und Eigentum der Engländer in die— ſer Provinz zu ſchützen. London, 14. Juli. In einer aus Waſhing⸗ on eingelaufenen Information, die ſcheinbar zuf den Londoner Botſchafter Hougthon zurückgeht, wird beſtätigt, daß England ge⸗ willt iſt, gegenüber China unabhängig von den übrigen Mächten der Waſhingtoner Ver⸗ einbarungen vorzugehen. Die britiſche Regie⸗ kung werde alſo an der China-Konferenz nich teilnehmen, die Amerika jedoch nach wie vor entſchloſſen iſt, unter allen Umſtänden zuſam— menzubringen. Staatsſetretär Kellog ver— cht inzwiſchen ſich durch Rückfragen weiter über Englands Haltung zu unterrichten, die offenbar in Waſhington großes Erſtauner hervorgerufen hat. Waſhington, 14. Juli. Der Vorſitzende dei amerikaniſchen Arbeitervereinigung, Green andte an Präſident Coolidge ein Schreiben in dem er den Präſidenten auffordert, ſobald wie möglich eine internationale Konferenz ein zuberufen, um über die Abſchaffung der exter— litorialen Rechte der fremden Nationen in Aus Nah und Fern. Fp. Gimbsheim, 13. Juli. Bei der Verſteige kung der hieſigen, 7400 Morgen umſaſſenden Ge— meindejagd auf die Dauer von 9 Jahren wurden rund 5500 Mark erlöſt. Die Verſteigerung er— ſolgte in drei Bogen und ſteigerten: Bogen Nr 1 Joh. Aug. Balzhäuſer für 1655 Mark, Bogen Nr. 2 Rud. Ohnacker für 1640 Mark und Bogen Nr. Bürgermeiſter Günther für 2200 Mk.— Eine große Freude iſt der katholiſchen Gemeinde Himbsheim jetzt beſchieden. Die langjährigen zemühungen nach einem eigenen Seelſorger ſind der niedrigen Weinpreiſe Darmſtadt, 12. Juli. viehmärkte in Darmſtadt teres wieder ausfallen. Oggersheim, 13. Juli. Bangert, angehängt, wurde. geſtorben. Heidelberg, 13. Juli. zwiſchen 8 und 9 Uhr iſt zog, Krankenhaus geſtorben iſt. ten ſich drei retten. Juli. im offenen Rhein, in der N . Schniering. t werden. ſein Wohnhaus Preiſe von 19050 Mk. Die Winzer haben fie und beabſichtigen, Der 6jährige Volks ſchüler Hans Bangert, Sohn von Metzgermeiſten hatte ſich an das elterliche Fuhrwer! das eben zur Torfahrt Bangert ſprang ab, ſiel ſo unglücklich hin, daf er von einem daherkommenden Auto überfahren Er erlitt einen Schädelbruch und ſon⸗ ſtige Verletzungen und iſt Samstag früh 5 Uh Am Sonntag abend ein lediger 22jähriger Kaufmann von hier auf der Strecke von Neckar— gemünd nach Heidelberg, etwa 200 Meter weſtlich vom Kümmelbacherhof, mit ſeinem Motorrad ge⸗ ſtürzt, wobei er ſich deragtige Verletzungen zu— daß er auf dem Wege Danzig, 13. Juli. Am Sonntag fuhr auf der Radaunebrücke unweit des Kraftwerkes Bolkau ein mit fünf Arbeitern beſetztes Laſtauto gegen das Geländer und ſtürzte von der 8 Meter hohen Brücke in die Radaune. Von den Inſaſſen konn— Ein Arbeiter trug ſchwere Verletzungen davon, denen er auf dem Trans port zum Krankenhaus erlag. ter wurde tot aus der Radaune gerogen. uten m. m Rheine er. der 16jährige Sohn Georg des Wag, junge Mann badete 11 der Ueberfahrt, d ertrank. Seine Leiche konnte noch nicht geländet werden. Schwer 15 unglückt iſt der 21jährige Willi Bei r Zementſabrik wurde er von nden Felsblock getroffen, erlitt und Nierenverletzungen gebracht und infolg den dirkten Verkau ihrer Weine an die Verbraucher durch oder faßweißen Verſand aufzunehmen. warten damit die Erzielung höherer Weinpreiſe Die Zucht⸗ und Nutz müſſen wegen ausge brochener Maul- und Klauenſeuche bis auf wei Flaſchen Sie er herauskam zum Akademiſchen Der fünfte Arbei, Mainz, 13. Juli. punkt. orräder, Autos, Perſonen⸗ onderen Beifall ie Straßen umſäumten. frankfurt und Mainz 05 erein Wiesbaden ſtainz 05. Am Nachmittag ier für Motorräder und ſtern außerordentlichen Beſi Die deutſche Roſenſch am Rhein. n den Straßen der Neuſtadt vo der Zug ſeine Aufſtellung euge, Rotorſchiffe, Roſenburgen uſw. fenden be⸗ durch die Hunderttauſende, die fand der ö der Eintracht je z.beimal und Sport⸗ 6 einmal als Sieger ſah. zanderpreis der Deutſchen Roſenſchau gewann im Rahmen ſſantes Tur⸗ i au m Sportplatz des Turnvereins 1877 ſtatt. Di oſenausſtellung im Stadtpark hatte ſich bereits i Zugleich ierte Mainzer Staſfelauf ſtatt, er Deutſchen Roſenſchau ein intere Am geſtrigen So fand die Deutſche Roſenſchau Mainz 105 in det Blumenkorſofahrt der Kraftfah 0 Reich mit Blumen g boll aufgeputzt hatten ſich m nahm. fand Kraftfahrzeuge iches zu erfreuen. — au rzeuge ihren Höhe— eſchmückt und ſinn⸗ ehrere hundert Mo— und Laſtkraftwagen zuſammengefunden, Roſenflug⸗ Den . ſpiegel 0. Raubüberfälle. Wie die„Neu aus Bukareſt meldet, haßen dieſen 2. Verwege Freie Preſſe“ hage zwei bekannte rumäniſche Räuber, Moncea. tu und Nomeseu auf der Straße einer Sommer⸗ ſriſche zu den Karpathen 18 mit Ausflliglern be⸗ etzte Wagen mit vorgehaltenen Piſtolen angehal⸗ un und die Ipſaſſen zur Herausgabe ſämtlichen (Jertgegenſtände und des Bargeldes gezwungen Rilitär und Gendarmerie wurden aufgeboten um der flüchtigen Räuber, die bereits vor einigen Monaten nach Ermordung ihrer Wächter aue dem Gefängnis ausgebrochen waren, wieder hab— jaft zu werden. 2 Chriſtusdarſteller Anton Lang im Film Wie bekannt, haben ſich die Oberammergauer Paſſionsſpieler und mit ihnen auch Chriſtusdar— teller Anton Lang bisher allen Verlockunger der geſamten Filminduſtrie beharrlich entzogen Erſt dieſer Tage iſt es einer Filmgeſellſchaft ge⸗ ungen, den Chriſtusdarſteller Anton Lang fü ine Fiilmaufnahme zu dem Heimatfilm vom Staffelſee im Ammergau“ zu gewinnen. Der der Film wurde in der Werkſtätte von Antor Lang gedreht. 2: Die Hausbeſitzer bei Hindenburg. Am Mitt: voch, den 8. Juni, mittags 12 Uhr, wurden di— Vertreter des deutſchen Hausbeſitzes, Humar— München, Jörriſſeen-Köln, Hüne⸗Hamburg und Ladendorff-Berlin vom Reichspräſidenten v. Hin denburg zu einer längeren Ausſprache empfan, len. Beſprochen wurde die Geſamtlage des deut— chen Hausbeſitzes, die zutünftige Belaſtung der Jeſetzgebung und die einſchlägigen Beſtimmungen der Zwangswirtſchaft. Beſonders hervorgehoben vurde die große Bedeutung einer freien Woh⸗ iungswirtſchaft ſür die geſamte deutſche Volks⸗ virtſchaft. Die genannten vier Vertreter des deutſchen Hausbeſitzes hatten Gelegenheit, ſich iusführlich jeder einzeln zu äußern und die lusführungen der Vorredner zu ergänzen. ſteichspräſident Erzellenz von Hindenburg erklärte um Schluß, daß ihm die Frage äußerſt intereſ⸗ ent war, daß er aber im Augenblick beſtimmte zuſagen nicht machen könne, jedoch beſtrebt ſein verde, die Anregungen reſſortmäßig prüfen zu aſſen. 1 1 U Delegiertentag der kath. Männervereine. 9 2 77 Synntag, den 19. Juli in Mainz⸗Koſtheim.) zormittags balb 10 Uh i 5 dient Wittags yr gemeinſam Verem ste uſammentunſt der 9 1 der dice 1 und gemeinſamer 30 Kirche.— Uhr Beginn de t 11„Nachmittags 3 Uhr: Rede von Peer Kor, 65 791 05(Kloſter Ilbenſtadt.) 1 1 v 1 27 0 wird gebeten, für zahlreiche Beteiligung u wirken. Kein rheinheſſi; ertreten ſein. ſeinheſſiſcher Verein darf un⸗ Lehte Meldungen. Kein Rücktritt des Reichsaußenminiſters f Dr. Streſemann. 5 5 Berlin, 14. Juli. Z den angeblich bevorſtehe ücktri 0 ang. 15 henden Rücktr ſeichsaußenminiſters Dr. Streſ em a 11 diese Gers d ub chase! mitgeteilt, daf 5 ort„als jeder Gru a e angeſehen werden. 1 Das„B. T.“ bezeichnet in di f. „B. T ieſem Zuſam 1 7 8 als einen der ausſchtsreichſten Nac, diger Streſemanus den früberen Staatsſof: 3. Kapitel. Unter anderem ein Spitzentaſchentuch. „Eine Vermutung von Ihnen, mehr doch ich ihn, Hauptmann zurück.„Wenn Sie allerdings Nä⸗ „Solange er in Kiew ſtationiert iſt, kenne alſo etwa ſeit einem Monat,“ gab der u den Meldungen übe 1 f ö ö ö 1 . 5 94 retar des neueren v. duyrmann, den deutſchen Botſchafter beim Vatikan Bergen. Im übrigen ſei noch alles im Fluß und etwas Beſtimmtes könne vor den Bera⸗ tungen nach der Rückkehr des Reichskanzlers nicht geſagt werden. 1 6 Scheidemanns Rücktritt. Kaſſel, 14. Juli. Geſtern wurde in der außerordentlichen Stadtverordnetenverſamm⸗ lung das am 1. Ottober in leraft tretende Rücktrittsgeſuch Scheidemanns einſtim⸗ mig gebilligt. Gleichzeitig wählte die Ver⸗ ſammlung als Nachfolger den bisherigen Vizepräſidenten der Regierung in Kaſſel, Dr. Hermann Stadtler, als 2. Bürgermeiſter den Regierungsrat im preußziſchen Kultus⸗ miniſterium, Dr. Labmeyer. Maßnahmen gegen den Wohnungshandel. Berlin, 14. Juli. Dem„Amtlichen Preu⸗ ziſchen Preſſedienſt“ zufolge hat der Miniſter für Volkswohlfahrt mit Zuſtimmung des Reichsarbeitsminiſters eine Verordnung erlaſſen, die den Kauf von Wohnungen bezw⸗ die ſogenannten Abſtands zahlungen beim Zu⸗ ſtandekommen von Mietverträgen unterbindet In der Verordnung heißt es, die Gemeinde⸗ behörden ſeien verpflichtet, ſolche Wohnungen oder Teile einer ſolchen Wohnung, für deren Ueberlaſſung Vermögensvorteile irgendwelchen Art neben der geſetzlichen Miete zugunſten des Verfügungs berechtigten oder eines anderen gefordert, vereinbart oder gewährt werden, zu beſchlagnahmen und einem Wohnungsſuchen⸗ den zuzuweiſen. Bei der Zuweiſung hätter die Gemeindebehörden in erſter Linie ſolch⸗ Wohuungsſuchenden zu berückſichtigen, die zun Anmietung der betreffenden Wohnung berech tigt waren, und ſich um deren Erlangung er folglos bemüht haben. Komme zwiſchen den Zugewieſenen und dem Verfügungs berechtigt ten innerhalb einer Woche ein Mietvertrag nicht zuſtande, ſo ſetze auf Anrufung der Ge meindebehörde das Mieteinigungsamt, fall für den Verfügungs berechtigten kein unerläß licher Nachteil der Vermietung an ſich zu be ſorgen ſei, einen Mietvertrag feſt. Hindenburg und die deutſchen Zeitungsverleger 5 Auf ein Telegramm, das der Verein deutſcher Zeitungsverleger von ſeiner Tagung aus Königsberg an den Reichspräſidenten gerich tet hat. hat der Reichspräſident wie folgt geant wortet: Dem Verein deutſcher Zeitungsverleger danke ich herzlich für die freundlichen Grüße vor Ihrer Tagung. Ihr Gelöbnis der Mitarbeit ar der Erringung der Einigkeit unſeres Volkes unk der Erhaltung deutſchen Bodens in der Einhei des Reiches nehme ich mit lebhafter Genugtuung Adee Mit den beſten Wünſchen für Ihr rbeit und freundliche Grü ichspräſi Sünden liche Grüße Reichspräſident v Die Zollvorlage. Berlin, 14. Juli. Ueber die Beſtrebunger in der Zollvorlage zu einer Einigung z gelangen, glaubt der Berl. Lokalanz.“ erfah ren zu haben, daß neuerdings von dem Ge danken der gleitenden Zölle nicht mehr di Rede ſei, ſo daß man der Annahme zuneige die Löſüng der Zollvorlage werde doch in def Feſtſetzung autonomer Zölle mit einer gewiſ ſen Bewegungsfreiheit der Regierung nac unten hin, alſo in einer Anlehnung an das Syſtem der Verhandlungszölle, gefunden wer⸗ den. Die Ausſchußberatungen werden voraus! ſichtlich am 25. Juli beendet werden können ſodaß dann mit der 2. und 3. Leſung die Ple⸗ nardebatte in den letzten Tagen des Monats ſtattfinden könnte. Ende der Woche werden im Ausſchuß wahrſcheinlich die vielum trittene Aararzölle bebandelt werden. 1 — J widerte der Hauptmann,„er unterſtand direkt dem Chef des Feldſanitätsweſens im Großen Hauptquartier.“ wohl nicht?“ fragte Cordes den neben ihm ſtehenden Offizier, während beide unverwandt die regungsloſen Züge des ermordeten Herm⸗ ſtädt betrachteten...„Oder haben Sie ſtich⸗ haltige Gründe für ihre Annahme, es liege hier ein politiſcher Mord vord“ Der Hauptmann ihm zur Seite war der Offizier des deutſchen Sicherheitsdienſtes am Orte, ein Herr von Rüdenau. Im Frieden Staatsanwalt in Königsberg hatte der wohl eine gewiſſe Uebung darin, wo mehrere eines Verbrechens verdächtig erſchienen, den rich— tigen herauszufinden, aber zur Aufnahnie einer erſten Fährte fehlte es ihm an Fähigkeit, ſpüren und wittern zu können. Und als beſon⸗ ders hindernd kam diesmal hinzu, daß er ſich von vornherein durchaus in eine beſtimmte Richtung feſtlegen wollte. Jetzt zuckte er die Achſeln. achtens bedarf es gar keiner näheren Gründe,“ erwiderte er kühl.„Daß den Kiewern Ver⸗ ſchwörern alles, was deutſche Offiziersuniform trägt, verhaßt iſt, wiſſen wir doch ſchon ſeit dem plötzlichen Verſchwinden des Intendan⸗ turrats Schlößner, und noch unlängſt beſtätigte heres über ihn wiſſen wollen: viel kann ich da leider auch nicht berichten. Es war gar zu ſchwer, mit ihm umzugehen, ſo daß ihn die jüngeren Herren überhaupt mieden, wo ſie nur konnten, weil ſie bei der kleinſten Inkorrektheit böſe Worte zu hören bekamen. Dabei ſchien er ſelbſt, ſeinem miltäriſchem Auftreten nach, vor dem Kriege nie Soldat geweſen zu ſein.“ „Er ſieht noch im Tode gefährlich aus,“ ſagte Cordes leiſe und blickte auf die immer noch markanten Züge des Aufgebahrten. „Wenn. ich mir noch ein paar ſtechende Augen in dieſem Geſicht vorſtelle, ſo kann ich mir gut ein Bild machen, wie er geſtern noch ausſah.“ 7 Fr 8 »Ein Familienleben hat es für ihn wohl nie gegeben,“ fuhr der Hauptmann fort,„ich vermag nicht einmal zu ſagen, ob er Witwer oder Junggeſelle war; jedenfalls hat er in den vier Wochen, die wir zuſammen in demſelben Kaſino ſpeiſten, weder Frau noch Kinder er⸗ wähnt.“ „Wo tat er denn eigentlich Dienſt, bevor er nach Kiew verſetzt wurde?“ fragte Cordes wieder. eee Detektivroman von Hanns F. Froſch. Copyright 1922 by Robert Lutz. Stuttgart, Hölderlinſtraße 32a. (7. Fortſetzung.) „Glückliche Reiſe!“ ruft der Oberleutnant loch einmal in den einen hinein. ö gesichter an Kopf gedrängt danken ihm frohe Nur der Unheimliche iſt nicht am Fenſter. 10 hat ſeine dunkle Ecke nicht verlaſſen. Ie un wendet ſich der Adjutant auch zu odes.„Machen Sie's den Herrſchaften bald 155 ſagte er und will Cordes die Hand rei⸗ 5„Dann müſſen doch dort wenigſtens Herm⸗ ſtädts Papiere ſein,“ warf Gorbeß pa f„Theoretiſch ja,“ fuhr Rüdenau fort,„in Wirklichkeit aber ſchein es ſo, als ob man ſie dort auch nicht beſäße.“ f „Wieder entſtand eine Pauſe. Da wurde Cordes ungeduldig. Hauptmann,“ ſagte er formell und ſah den Offizier ſcharf an,„ich habe den Eindruck, daß Sie mir irgend einen wichtigen Punkt verheimlichen, daß Sie mir nicht die Auskunft geben, die ich brauche, wenn ich mit Ausſicht auf Erfolg dieſe in völliges Dunkel gehüllte Affäre bearbeiten ſoll.“ K „Ich erlaube mir,“ fügte er, jedes Wort ſcharf betonend, hinzu, auch darauf hinzu⸗ weiſen, daß ein ſolches Verhalten Ihrerſeits mit den Ihnen gewordenen Befehlen im ſchärfſten Widerſpruch ſtehen würde.“ Die Wirkung, die dieſe Worte auf den Hauptmann ausübten, war überraſchend. In größter Verlegenheit blickte er in Cor⸗ des ſtahlharte Augen. Dann ſah er auf den Toten zurück.„Sie haben recht,“ ſagte er end⸗ = wirbel und Geheul der Ngil. Die Qual dauerte lange; denn die Stiche waren nicht 52 Langſam mußten die Opfer ver. bluten. Nur das jüngſte Weib Bogles fand einen ſchnelleren Tod. Das„Krokodil“ ſchnitt ihr den Hals durch. Man fing das Blut auf, und die Mörder wurden Kannibalen. Reiſig wurde um die Pfähle gehäuft. Die auflodernden Flammen beleuchteten ſchmerzlich zuckende, blutüberſtrömte Körper. Ein Sturmwind fuhr in die Glut, daß die Funken ſtoben. Die Umſtehenden zogen ſich vom Feuer zurück. Da zuckte ein Wetterſtrahl über dem Wipfel eines Urwaldrieſen. Ein kurzer, ſcharfer Knall folgte. Mitten aus dem Unwetter heraus ertönte ins Tal hinein eine Stimme wie Hörnerſchall: „Wehe euch, wehe! Ihr Muttermörder!“ Die Worte waren in der Sprache der Jaunde gerufen. Nur wenige verſtanden ſie. Und doch waren alle von Schrecken 0 Selbſt die Ngil, die ſich bei jeder 0 d e ihres Ver ehrs mit der Geiſterwelt rühmten, erbebten, da ſie die Stimme her Überirdiſchen zu hören glaubten. Sie wandten ſich an den Broß meiſter.„Rette uns“, viefen ſie,„rette uns aus der Gewalt der böſen Geiſter!“ Geht in eure Hütten, ich werde ſie bannen“. waren ſie von dem laut weinenden Opfer entfernt, da trat der Ngil vor und zog das Tuch herab, mit dem es verhüllt war. Ein Schrei des Entſetzens!... Der Jüngling wich zurück. Das Mädchen, das vor ihm ſtand, war... ſeine eigene Schweſter... „Ahanda, Sohn meiner Mutter, willſt du mich töten?“ ſchluchzte ſie in der Sprache der Jaunde. i „Nie, nie! Das tu ich nicht!“ ſchrie der arme Menſch. „Vorwärts!“ kommandierte der Ngil,„entweder gehorchen oder ſterben!“ 5 i „Sterben, lieber ſterben!“ Er warf das Meſſer von ſich, ſtürzte auf die Gefeſſelte zu, umſchlang ſie mit ſeinen Armen und ſchrie immerfort:„Sterben, ſterben, wenn ich dich retten könnte, tauſendmal ſterben!“ „Schafft ihn fort! Bindet ihn an den Pfahl, ein neues Opfer für den Ngil.“ Die Männer, die den Befehl vollziehen wollten, brachten den Verurteilten nicht von der Stelle. Da trat der„Skorpion“ heran, eine kurze Lanze in der Hand. Mit wuchtigem Stoß heftete er zwei Menſchenleiber an den Pfahl. i Zwei gellende Schreie miſchten ſich in das Heulen der Ngil und das Dröhnen der Trommeln. Dann wurde es ſtill, unheim⸗ lich ſtill. Am Himmel iagten ſchwarze Wolken, windgepeitſcht. Orgien der Ngil. Von Hermann Skolaſter.„Herr Ein Roman aus Kamerun„Im Banne der Ngil“ (Herder, Freiburg i. Br.; geb. M. 4.40) beanſprucht beſon⸗ deres kulturelles Jutereſſe, zumal der Verfaſſer lange Zeit in jenen dunkeln Landſtrichen ſich aufhielt. Eine Probe aus ſeiner Erzählung möge die Verſunkenheit ſo mancher afrikaniſchen Völkerſtämme dartun. Auf ein Zeichen des Großmeiſters begann der Tanz, wenn man dem Raſen, Toben und Wüten, das nun folgte, dieſen Namen noch geben darf. Ein wilder Taumel hatte die Ngil(die Zauberer) ergriffen. Sie jagten wie die Beſtien des Urwaldes um die Opferſtätte, gebärdeten ſich wie Wahnſinnige, ſchyien wie Beſeſſene. Es war, als ob die Hölle ihre Pforten geöffnet und eine Schar Teufel losgelaſſen hätte. Im Scheine des lodernden Feuers erſchienen die Geſtalten geiſterhaft. Die Begeiſterung ward zur Raſerei. Man bereitete ſich vor auf die kommenden Greuel. Endlich winkte der Führer Ruhe. Jetzt ſollten drei Prüflinge zeigen, ob ſie würdig und fähig ſeien, ganze Ngil zu werden. Die„Ratte“ kam zuerſt an die Reihe. Der hat aber noch eine Frage. b Wü 1 ſchwarzhaarige' i Zivi em Wa i puh Ee de Fer gen zweiter Klaſſe, „Der Oberleutnant überlegt.„Nach Aus⸗ 5 ft deſeines Fahrſcheines,“ erwidert er dann, 0 5 ein Diplom⸗Ingenieur und Hauptmann Dispoſition von Nordenflucht.“ „Meines Er⸗ lich langſam. „Jüngling“, ſo hub das„Krokodil“ au,„Jüngling, deſſen Totem die Ratte iſt, bewahre die Geheimniſſe der Ngil vor den Meuſchen, wie die Ratte ſich vor ihren Augen verbirgt. Ver⸗ ſtehſt du mich?“ „Ich verſtehe dich, großer Ngil.“ „Dann kennſt du die Sprache der Ngil. Du wirſt als ein Ngil nach Hauſe zurückkehren oder hier ſterben. Verſtehſt du mich?“ „Ich verſteß dich, großer Ngil.“ „Willſt du ein Ngil werden, gleich uns an Macht und Ein⸗ fluß bei Geiſtern und Menſchen?“ „Ich will es, großer Ngil.“ Nimm dieſes Meſſer und töte das Mädchen, das vor dir ſteht.“ Ber junge Mann ergriff die Klinge, die der Ngil ihm dar⸗ reichte, und näherte ſich der verhüllten Frauengeſtalt. Er zögerte. Noch hatte er nie ſolche Tat vollbracht. Ein angebundenes, wehr⸗ loſes Weib abzuſchlachten, dünkte ihm eine Schande. Der Ngil, der neben ihm ſtand, ließ 155 keine Zeit zum Nachdenken, ſondern ſchob ihn vorwärts. Noch einen Schritt Dicke Tropfen fielen w ſchwere Tränen zur Erde. In der Ferne grollte der Donner. Der Zweite, Janga, zitterte, als er an die Reihe kam. Aber die Liebe zum Leben trieb ihn zum Mord. Er ſchloß die Augen, während er Nyanguakaka den Dolch in die Bruſt ſtieß. Das Weib blieb ſtumm. Jambaſcholl ſah und hörte nichts. Er raſte mit den Raſenden. 17 Die„Schlange“ wurde Muttermörder und beſtand damit die Aufnahmeprüfung. 5 „Eine Schlange habe ich an meinem Buſen genährt, jetzt tötet ſie mich“, ſchrie das unglückliche Weib, bevor es unter gräß⸗ lichen Schmerzen verſchied. Nach beendeter Prüfung 5 ein neuer Tanz. Die Ngil, ihre Schüler und Vertrauten, alle waren mit Meſſern bewaffnet. ährend der grauſige Reigen ſich im Takte der Trommeln be⸗ wegte, ſtieß bald dieſer, bald jener einem Opfer das Meſſer in den Arm, in die Bruſt, in die Seite, wie es eben traf. Das Schmerzgeſchrei der Verwundeten wurde übertönt durch Trommel ⸗ Ein neuer Blitz flammte auf. Sekundenlang erſchien das 1 8 von Feuer überſchüttet. Der Donner machte den Boden erbeben. „Wehe!“ ſo rief die Geiſterſtimme, doch diesmal von der andern Seite und in der Sprache der Banoho,„wehe euch, wehe! Ihr Gattenmörder!“ Jambaſcholl ſtürzte zu Boden. Alles rannte in wilder Flucht, ſich in den Hütten zu verbergen. Aber die Elemente waren ent⸗ feſſelt und entluden ſich in furchtbarer Gewalt. Ins Leuchten der Blitze hinein ertönte zum dritten Mal das geheimnisvolle Wehe, jetzt in der Sprache der Ngumba: „Wehe euch, wehe! Ihr Menſchenmörder!“ 4 gleich irrten die verängſtigten Ngil im Tale. Das blendende Blitzlicht ließ ſie keinen Ausweg finden. Sie rann gegeneinander, ſchrien um Hilfe. Ganze Feuergarben ſchleuderte der 115 herab. Und der dröhnte in den Bergen, als ſtürze das Firmamen ert auf die Erde nieder. Dann praſſelte ein 5 b 5 5 Tal unnd doch di bahn Flammen, die an den ve kohlten Leichnamen emporzüngelten. 1 dab e ld auf welches Reiſeziel lautete der ſahrtausweis?“ fragte Cordes wieder. Merkwürdigerweiſe nur bis Warſchau!“ Nun empfehlen ſich die Herren. „Arme Käte,“ denkt Cordes und drängt 0 durch die bunte, ſchwatzende Menge hinter 5 keuchenden Gepäckträger aus der Bahn⸗ 6 halle heraus in die Siedehitze eines ſchatten⸗ en Sommermittags f Hide der kleine Herr Feldmann hatte J prophezeit, als er vor zwei Stunden es wieder der Mordverſuch an dem Diviſions⸗ geiſtlichen Bruckenau. Wo ſich den Kerlen eine Gelegenheit bietet, benutzen ſie dieſe eben, mag es nun ein Intendanturbeamter, ein Pfarrer oder auch ein Arzt ſein, an den ſie gerade her⸗ ankommen können... Uebrigens,“ fügte er hinzu, iſt das ja mit eine Abſicht des Ter⸗ rors: Es ſoll eben ſchlechthin jeder um ſein Leben zu bangen haben, der beſtimmten Krei⸗ ſen angehört. Schon die Vorgänger der Bol⸗ ſchewiſten, die Anarchiſtenklubs, arbeiteten in zariſtiſchen Zeiten ziemlich wahllos.“ Das war zutreffend, konnte Cordes aber rde verkündete, es würde heute„ſeer heiß“ „Selbſt am Meere war die Hitze ſo uner⸗ llc, daß Frau Meſchnikow meinte, die 0 äſen zerſprängen ihr, als ſie nach der Lan⸗ l der„Himmelfahrt“ in Odeſſa nicht ſoſort Verniummung ablegen konnte. 1 nicht verleiten, gleich dem Staatsanwalte über der einen Möglichkeit ſofort alle anderen aus dem Geſicht zu verlieren. Es entſtand eine Pauſe. „Kannten Sie Hermſtädt oberarzt „Ja, nau fort. Papiere ſve ziellen ſtelle.“ vexſonlich?“ ee fragte ablenkend. 1 Auch das iſt uns nie recht klar geworden,“ entgegnete der Hauptmann und überlegte jedes Wort, das er ſprach, ſeltſame Tatſache, keine Papiere haben.“ ö Cordes ſah den Offizier verdutzt an. ohne ſein Erſtaunen zu verhehlen. „Das will ich Ihnen ſagen,“ fuhr Rüde⸗ Stäben geführt werden, denen die Herren zu⸗ geteilt ſind. ſondernbei der ihnen auf ihrem „Und welche fragte Cordes Ich habe „es beſteht nämlich die daß wir über den General⸗ hier in Kiew beim Stabe abſolut 77 wie iſt denn das möglich?“ fragte er, „Sie wiſſen vielleicht nicht, daß die der Sanitätsoffiziere nchit bei den Dienſtwege vorgeſetzten Befehls⸗ war das für Hermſtädt?“ Ich ſoll Ihnen über alles Aus⸗ kunft geben, was Sie zu wünſchen wiſſen. Ich bin aber in dieſem Falle, wie ich Ihnen ſchon ſagte, feſt davon überzeugt, daß Hermſtädt das Opfer einer bolſchewiſtiſchen Bande ge⸗ worden iſt, und es kommt mir beinahe abſurd vor, die Familienverhältniſſe und Vergangen⸗ heit des Ermordeten aufzurollen. Denn ſchließ⸗ lich giebt es da in jedem Leben dunkle Punkte.“ „Gerade dieſe dunklen Punkte,“ erwiderte Cordes verſöhnlich, aber ernſt,„muß der Kri⸗ minaliſt zu entſchleiern ſuchen, denn ſie ſind es meiſt, die zu den großen Konflikten im Ge⸗ ſchick der Menſchen führen. Darf ich Sie alſo bitten?“ fügte er nach einer Weile hinzu, als der Hauptmann immer noch ſchwieg. 5 mich genau informiert,“ er⸗ 2 1 1 8 Nh ö