Anzeiger (Suernbeimer gelung Olernhetmer Nachrichten) Viernheimer Tage blatt(Viernhetmer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) giſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Fetertage.— 3 ö e eee gr. ussprets monatl. 1.50 Mark frei ins[ Anzeigenptetſe. O1 rholine ͤͤ ͤ. 1 er Abet 8 4— Inſerate müſſen üfgabe bezahl werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen Erſt. eitung am Platze.— Amtsblatt der chen Bür ern ermeiſterei gernſpvechen 117.— Poſtſcheckkonte Nr. 21577 Amt Frankfurt a. N f N 3 ee e Direktion: Gebrüder Mark. Der Sirkus fler 3000. Deulschlanus r sster, vornehmste ung schönster Z-Masten-NMesen-Joll-Cirhus. Irifft heute Montag mittels Extrazug hier ein und gibt morgen Dienstag, den 28. Juli, Der Eirkus der 2000. 1 abends 88ů auf dem Sportplatz hinterm Baswerk seine grosse ö d Gala- Eröffnungs- Vorstellung Die Direktion. —— 7 21 III Rätler die betriebssichersten Touren- — und Gebirgsmaschinen.— Das weltberühmte Scoutmodell sofort lieferbar. Ersatzteile. 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Das erſte betrifft eine neue Grenzregelung zwiſchen der franzöſiſchen und der ſpaniſchen Zone, das zweite ſieht eine gemeinſame mili⸗ färiſche Zuſammenarbeit in Marokko vor. Ueber den Inhalt der neuen Abkommen wer⸗ den folgende Angaben gemacht: Die franzöſi⸗ ſchen und ſpaniſchen Truppen erhalten das Recht, auch in der anderen Zone zu operieren, ohne daß dadurch das Gebietsſtatut abgeän⸗ dert würde. Auch die Flieger dürfen das an⸗ dere Gebiet überfliegen. Ferner ſollen ſich beide Länder verpflichtet haben, nicht getrennt „Frieden zu ſchließen. Gemeinſame ſpaniſch⸗franzöſiſche Offenſive. Paris, 26. Juli. Der„Matin“ meldet aus Paris, daß General Primo de Rivera am Montag in Tetuan eintreffen werde. Dort werde er ſofort eine neue Offenſive von Te⸗ tuan und Larache aus organiſieren. Das Ziel fei, die Rifkabylen aus der Tangerzone zurück⸗ zudrängen, während die Franzoſen ihrerſeits gleichfalls die Offenſive eröffnen. Es werde auch verſucht werden, das Gebiet der Gueznaja zu beſetzen, um den Marokkanern, die in dem Tal der Uegha operieren, in den Rücken zu fallen. Spanien habe bisher noch nie einen ſo großzügigen Plan ins Auge gefaßt. „Der franzöſiſche Optimismus. Paris, 26. Juli. Der„Petit Pariſien“ meldet, daß General Petain bereits nächſte Woche nach einer vorübergehenden Unter— redung mit Primo de Rivera von Te⸗ tuan nach Paris zurückkehren werde, um Painleve über dieſe Unterredung und Über die Lage in Marokko Bericht zu erſtatten. Es ſei wenig wahrſcheinlich, daß der General nach Marokko zurückkehre. General Naulin chat geſtern an die Marokko⸗Armee einen Ta⸗ gesbefehl erlaſſen, in dem er die Ankunft be⸗ deutender Verſtärkungen beſtätigt, ſowie große Operationen ankündigt. In dem Schlußſatz des Befehls gedenkt er der Gefallenen mit den Worten:„Wir werden ſie in Kürze rächen!“ Kommuniſtiſche Kundgebungen. für geſtern nachmittag in der Nähe von Cor— beil eine Proteſtverſammlung gegen den Ma— rokkofeldzus einberufen. Die Kundgenbung wurde vom Innenminiſterium verboten. Als die Kommuniſten gleichwohl verſuchten, die Verſammlung abzuhalten, wurden ſie durch ein ſtarkes Polizeiaufgebot daran verhindert. Einige Manifeſtanten wurden feſtgenommen. Erfolge der Franzoſen. Paris, 26. Juli. Es wird folgendes in Jez vom 25. Juli ausgegebenes Kommunique veröffentlicht: Im Verlaufe des 24. Juli, iſt eine franzöſiſche Truppe von Ain Aicha ab⸗ gegangen, um das Uergha-Tal gegen Weſten vom Feinde zu ſäubern. Dieſe Operation hat Erfolg gehabt. Der Feind hat ſich in Unord⸗ nung in das Gebiet nördlich von Uergha un⸗ ter Zurücklaſſung von Gefangenen urückgezo⸗ gen.„Seine Verluſte ſind ſehr ſchwer. Die franzöſiſche Truppe hat an Oued Ali ihr La⸗ ger aufgeſchlagen. Die Poſten des Detache⸗ ments von Bab Murudj ſind verproviantiert worden, nachdem drei mobile Gruppen hier energiſch mit dem Feinde aufgeräumt haben. Weiter berichtet Havas aus Fez: Der Oberkommandierende der Marokkotruppen. Ge⸗ neral Naulin, hat einen Armeebefehl er⸗ laſſen, in dem er erklärt:„Nach den ununter⸗ brochenen Kämpfen der letzten drei Monate, während deren es der Beharrlichkeit und der Unerſchütterlichkeit der franzöſiſchen Truppen Lelungen iſt, alle Verſuche des Feindes in der Richtung auf Taza und Fez vorzudringen, zu vereiteln, beginn it eine neue Aera. Bedeu⸗ dente Reſerven werden aus Frankreich und Sertzr eintre'fen. Ich rufe deshalb allen oldaten zu: Mut u. Vertrauen! Die Stunde nabt, in der mir übe f Uönnen.“ r alle Mittel e Die Stichwahlen in Frankreich. w Paris, 27. Juli. Geſtern fanden die Stich⸗ wahlen für die Generalräte ſtatt, die in 199 Kantonen notwendig geworden waren. Bis 411 Uhr abends lagen die Ergebniſſe von ungefähr 50 Wahlbezirken vor, jedoch läßt ſich 2 Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 88 Dienstag, den 28. Juli 1925 42. Jahrgang Die Debatte uper den icherheitspaut Chamberlains Antwort an Briand. London, 26. Juli. Die geſtern von der enaliſchen Regierung ihrem Pariſer Vertreter überwieſene Antwort auf die Mitteilung Briands, die vorausſichtlich von Lord Crewe am Montag in Paris überreicht werden wird, iſt unformell, trägt alſo nicht den Charakter einer Note. Ueber ihren Inhalt iſt folgendes zu ſagen: Chamberlain erklärt ſich mit zwei Punkten der Briandſchen Aufaſſung einverſtanden, nämlich 1. damit, daß gegen⸗ wärtig von einer Aenderung des Regimes im Rheinlande keine Rede ſein könne und 2. daß Zeutſchlands Vorſchlag einer Garantie gegen Sanktionen im Falle von Nichterfüllung von Reparationen nicht in Betracht komme, da die Frage vor einem Jahr durch das Dawes— abkommen geregelt worden ſei. Chamberlain ſtimmt weiter mit Briand darin überein, daß Deutſchlands Einwände gegen Art. 16 des Völkerbundsvertrages kaum Gegenſtand einer Konferenz ſein könnten. Dagegen könne ſich Chamberlain nicht der Auffaſſung anſchließen, daß dieſe Frage überhaupt nicht zu erwägen ſei. Um die Schiedsgerichtsverträge, die pol— niſchen Garantien, ſowie die ſelbſtändigen Sanktionen geht Chamberlain eigentlich ſehr vorſichtig herum und betont allerdings, daß England nur einen Pakt gutheißen werde, mit dem die ganze engliſche Nation einverſtanden ſei. Der engliſche Botſchafter ſoll ferner Briand erklären, die gegenwärtige franzöſiſche Stellungnahme könne kaum auf die Unter⸗ ſtützung des engliſchen Volkes rechnen. Dieſe letzten Wendungen ſind zweifellos am bemer— kenswerteſten. * Erklürungen Chamberlains. f London, 27. Juli. Der britiſche Außen- miniſter Chamberlain erklärte in einer Rede in Birmingham u. a., er ſei eigentlich etwas enttäuſcht darüber, daß die deutſche Antwortnote weitere ſchriftliche Meinungs— äußerungen erfordere, anſtatt, daß ſich die Vertreter der beteiligten Länder zu einer per⸗ ſönlichen Ausſprache verſammelten. Die Note ſei aber von dem Wunſche beſeelt, die weiteren, Verhandlungen zu fördern. Die Regelung der Sicherheitsfrage werde eine fühlbare Erleich— 7* Paris, 26. Juli. Die Kommuniſten hatten terung in der ganzer Welt ſchaffen, wenn andere Mächte dem der Beiſpiel der curopäiſchen Möchte nachfolgen. Schon die bloße Tatſache der deutſchen Initiative habe die Spannung verhindert. Nach Erfüllung der Entwaffnungsforderungen würde die Räu⸗ mung Kölns in die Wege geleitet werden. Die Unterſtützung Englands ſei notwendig, um die ſchwebenden Verhandlungen zu einem erfolg— reichen Abſchluß zu bringen. Es müſſe betont werden gegenüber der Auffaſſung Anderer, daß eine Unverletzbarkeit der franzöſiſch-bel⸗ giſch-deutſchen Grenze die Grundlage auch des engeren Schutzes Großbritanniens bilde. In einem Vertragswerk, an dem England nicht mitwirke, könne zwiſchen dieſen drei Natio⸗ nen nicht ein ſolches Maß von Vertrauen ge— ſchaffen werden, wie es für das Friedens⸗ abkommen erforderlich ſei. 1. Eine Rede Baldwins. London, 26. Juli. Baldwin hielt ge⸗ ſtern in Liverpool vor der konſervativen Par— noch kein Ueberblick über die Verteilung auf die einzelnen Parteien gewinnen. Die Wahl⸗ beteiligung ſoll auch diesmal kaum ſtärker ge— weſen ſein als bei der Hauptwahl. t Moor⸗ und Waldbrände. Berlin, 27. Juli. Wie aus Schneidemühl in der Grenzmark gemeldet wird, drennen ſeit Samstag Vormittag längs der deutſch-polniſchen Grenze etwa 4000 Morgen Wald Wie bereits gemeldet, hat der Waldbrand ſeinen Herd in Po⸗ len. Vorübergehend beſtand für einige Gehöfte des Dorfes Schneidemühl⸗Hauland höchſte Ge⸗ fahr. Verſchiedene Ortſchaften befinden ſich noch jetzt in Gefahr. Auf polniſcher Seite ſind nur 80 bis 100 Morgen Wald verbrannt. Ver Scha⸗ den auf deutſcher Seite geht in die Millionen. Die Rettungsarbeiten waren erſchwert wegen des völligen Mangels an Verkehrsſtraßen. Nach den letzten Meldungen iſt die Gefahr einer weitere“ Ausbreitung beſeitigt. Nach Meldungen aus Hannover iſt durch den geſtern einſetzenden Regen der Brand in der Heide bei Reſſe gleichfalls abgelöſcht worden. Der zumal; tei dieſer Stadt eine Rede. Er dementierte die Gerüchte, daß innerhalb der konſervativen Partei ernſte Meinungsverſchiedenheiten über die verſchiedenen aktuellen politiſchen Fragen beſtünden. Die gegenwärtige Regierung brauche ſich über ihre politiſche Arbeit der letz⸗ ten 10 Monate nicht zu ſchämen. Er hoffe, daß alle Parteiführer mit der Regierung in den inner- und außenpolitiſchen Fragen zuſam— menarbeiten würden. Baldwin ſprach auch über die Sicherheitsfrage. Es dürſe keine Zeit verloren gehen und die Verhandlun— gen müßten ſofort eröffnet werden, es bleibe noch ein langer Weg zurückzulegen, bis Europa wieder zu geordneten und normalen Verhält⸗ niſſen zurückkehre. Er erkenne die verſöhnliche Abſicht der deutſchen Note an. England und Frankreich wünſchten, daß Deutſchland ſobald als möglich in den Völkerbund eintreten würde. Wenn es einmal Mitglied des Bun⸗ des auf der Grundlage völliger Gleichberech⸗ tigung ſei, würden alle vor uns liegenden Probleme eine neue klarere Geſtalt annehmen. Es ſei wahr, daß Deutſchland noch immer mißtrauiſch ſei, wenn es von einer Gefahr ſpreche, eine entwaffnete Nation inmitten be— waffneter Nachbarn zu ſein. Aber Deutſchland habe das Recht, über dieſe Dinge gehört zu werden, wenn es Mitglied des Völkerbundes ſei und könne dann den Großmächten gegen⸗ übertreten, damit dieſe ohne unnötige Ver⸗ zögerung dazu übergingen, die Frage der Ab— rüſtung, die einen Teil der Völkerbundsſat— zung ſelbſt bilde, zu erwägen. * Die Haltung Italiens. Rom, 26. Juli. Der offizielle„Popolo d'Italia“ umſchreibt die italieniſche Stellung— nahme zur deutſchen Note über die Sicher— heitsfrage wie folgt: In diplomatiſchen Krei— ſen glaubt man, die Antwort Frankreichs auf die deutſche Note über den Sicherheitspakt bilde einen neuen Ring der Kette, die nach den Beſtrebungen der Reaierung zu einem direkten Abkommen zur Stabiliſierung der Lage in Europa führen ſolle. Dazſich nach dem Stande der Dinge die Tragweite des Abkom⸗ mens nicht abſehen läßt, bewahre die italie— niſche Regierung ihre abwartende Haltung u. verfolge mit Sympathie alle Bemühungen von Männern guten Willens, die auf irgend eine Weiſe einen wahrhaften Frieden unter den Völkern zu ſichern ſuchen. * Reiſt Dr. Streſemann nach Genf? Berlin, 26. Juli. Die engliſch-franzöſiſchen Beſprechungen über die weitere Behandlung der Sicherheitsfrage ſcheine nach den Blätter⸗ meldungen einer Entwicklung euzutreißben, in der es unerläßlich erſcheinen wird. mit Deutſch— land direkt über einige unklare Punkte zu ver handeln. Nicht ohne eine gewiſſe Abſicht wird daher ſeit einigen Tagen in der Preſſe der Alliierten das Gerücht über gemeinſame Be— ſprechungen der Außenminiſter Deutſchlands, Frankreichs und Englands verbreitet. Von Berliner zuſtändigen Stellen wird erklärt, daß bisher eine Einladung an Reichsaußenminiſter Schaden iſt ebenfalls ſehr hoch. Dr. Streſemann zur Teilnahme an ir⸗— gendwelchen Beſprechungen nicht ergangen iſt. Ein neuer Moorbrand wird aus dem großen Moorgelände bei Meckelſtädt in der Gegend von Stade gemeldet. Dort wurden auch Getreide— felder von dem Brand vernichtet.— Endlich iſt noch ein Heidebrand zwiſchen Hamurbg und Bre⸗ men in der Nähe des Ortes Rothenburg ent— ſtanden, der aber inzwiſchen ebenfalls eingedämmt werden konnte und eine Fläche von etwa 25 Morgen vernichtete. b Ein neuer Waldbrand bei Stettin. Stettin, 26. Juli. Ein Waldbrand, der eine gewaltige Ausdehnung angenommen fat, entſtand in dem umfangreichen Trebbiner Gutsforſt des Herrn v. Puttkammer. Dis Feuer griff mit ra⸗ ſender Schnelligkeit um ſich, obwohl ſämtliche Feuerwehren der Umgegend und die Gutsarbei— ter mit Löſcharbeiten beſchäftigt waren. Gegen abend wurde die Baetower techniſche Nothilſe voll eingeſetzt, die mit einem Extrazug an die Brandſtätte eilten. Gegen Morgen ſchien die Gefahr beſeitigt. Doch brach kurze Zeit ſpäter bei Dobeckow das Feuer von neuem aus und griff wieder ſchnell um ſich. Zur Zeit ſind etwa 2000 Mann mit Löſcharbeiten beſchäftigt. Bisher find zuſammen 5000 Morgen Wald vernichtet. Deut Reich eutſcher Reichstag. Berlin, 26. Juli. Die Sanmtstagsſitzung des Reichstages wurde von Präſident Loebe bei äußerſt ſchwachbeſetztem Hauſe um 1.15 Uhr eröffnet. Die Novelle zur Verordnung über den Verkehr mit Vieh und Fleiſch wurde zunächſt ohne Debatte an den volkswirtſchaft⸗ lichen Ausſchuß zurückverwieſen. Im Anſchluß daran wurde die Novelle zum 5 Wehrmacht-Verſorgungsgeſetz in zweiter Leſung beraten. Im Ausſchuß iſt das Geſetz in 8 11 dahin abgeändert worden, daß die Inhaber des Zivildienſtſcheines An⸗ wartſchaft haben ſollen auf Anſtellung als Be⸗ amte oder Angeſtellte auf Privatdienſtvertrag bei den Reichs⸗, Landes⸗ und Kommunal⸗ behörden und bei ſonſtigen öffentlichen Kör⸗ perſchaften. Den Militärdienſtanwärtern ſollen höchſtens 50 Prozent der zu beſetzenden Stel⸗ len vorbehalten werden. 9299 Abg. Brünighaus(D. Vp.) bezeich⸗ nete eine geregelte Verſorgung der Zivil⸗ anwärter als eine Lebensfrage des Reiches. Es ſei zu begrüßen, daß die vorliegende No⸗ velle jetzt Ordnung in die in letzter Zeit ganz verfahrenen Zuſtände auf dieſem Gebiete brin⸗ gen wolle. Der Ausſchuß habe ausreichende Kautelen geſchaffen, um zu verhindern, daß durch die Militäranwärter Privatangeſtellte brotlos gemacht würden. Die Regierungspar⸗ teien würden ſelbſt einen Antrag einbringen wonach die Krankenkaſſen nach wie vor von der Verpflichtung zur Anſtellung von Zivil⸗ anwärtern entbunden blieben. Die jetzt brach⸗ liegenden Kräfte von 12—15 000 Militär⸗ anwärtern müßten der Mitwelt nutzbar ge⸗ macht werden. Abg. Paſſehl(Soz.) betonte, es ſe unmöglich, alle entlaſſenen Reichswehrangehö⸗ den als Beamte oder Angeſtellte im Ifent, lichen Dienſt unterzubringen. Sie müßten in größerer Zahl der freien Wirtſchaft zugeführ; werden. In den Berufsſchulen der Reichs wehr werde dazu gut Vorarbeit geleiſtet. Das Reich, die Länder und Gemeinden hätten jetzt ſchon die Möglichkeit, die bisher nicht unter, gebrachten Militäranwärter zu wirklichen Be⸗ ſamten zu machen. Darum ſei es nicht notwen, dig, ihnen einen Anſpruch auf Angeſtellten, poſten zu geben, zumal die Stellenloſigkeit un ter den Angeſtellten jetzt ſehr groß ſei. Die ſo zialdemokratiſche Fraktion beantrage die Ein— fügung der Beſtimmung:„Angeſtellte dürfen nicht entlaſſen werden, um ihre Stellen mis Verſorgungsanwärtern zu beſetzen.“ Abg. Kädel(Kom.) ſah in der Vorlage den politiſchen Zweck der Regierung und den Regierungsparteien, die Behörden und Dit B' mtenſchaft zu militariſieren, indem man! die Stellen in immer größerem Umfange mit ehemaligen Soldaten beſetze. So laufe das Geſetz hinaus auf eine weitere Stärkung der Macht der herrſchenden Klaſſe der Bourgoiſie Abg. Schuldt-Franken betont die Not wendigkeit den Reichswehrangehörigen eine ſichere Ausſicht auf Verſorgung nach dem Ab⸗ lauf ihrer ſchweren 12jährigen Dienſtzeit zu eröffnen. Der. Antrag, daß Angeſtellte nicht entlaſſen werden dürfen, um ihre Stelle mit Perſoraungsanwärtern zu beſetzen, könnte die bedenkliche Wirkung haben. daß ein aus ſach⸗ lichem Grunde entlaſſener Angeſtellter ſich zum Einſyruch berechtigt, wenn ſpäter ſeine Stelle durch einen Verſorgungsanwärter beſetzt wird. Die demokratiſche Fraktion werde dem Geſetz zuſtimmen. Abg. Dietrich⸗Franken(Völk.) erklärte kurz die Zuſtimmung ſeiner Freunde zu der Vorlage. Damit ſchloß die Ausſprache. Einſtimmig angenommen wurde ein An⸗ trag der Regierungsparteien. worauf die Be— ſtimmungen der Retichsverſicherungsordnung durch das Geſetz nicht berührt werden. Im übrigen wurde die Vorlage in der Ausſchuß⸗ faſſung in zweiter und dritter Beratung end⸗ gültig angenommen. Hierauf wurde die erſte Beratung des Uniformgeſetzes fortgeſetzt. 155 a Abg. Dr. Haas(Dem.) war grundſätz⸗ lich mit der Vorlage einverſtanden. Es müſſe aber dafür geſorgt werden, daß die Uniform . 1 5 5 bei Veranſtaltungen, die egen den Staat und d. blik richteten. W f Abg. Sänger betont, daß au die Sozialdemokratie immer anerkannt babe daß im Offizierskorps in den ſchweren 5 Jahren 188 5—— 8 1 3 ln 2 8 3 2. nne des Weltkrieges manche Beiſpiele reſtloſer 5 ullun g ſei es aber, daß e 1 i 98 habe, was auf den g n gicht ermunternd gewirkt hätte. tes vorlage mache einen eigenartigen Ein⸗ bruck. In einer dem General Ludendorff ſehr Naheſtehenden Zeitſchrift werde von der Nürn⸗ berger Tagung des deutſchen Offiziersbundes geſagt, bei dieſen Offizieren ſehe man auf der einen Seite das byzantiſche Gekrieche vor dem ayeriſchen Kronprinzen Rupprecht, der in der eresleitung vollkommen verſagt habe und 1018 nach Holland geflohen ſei. Das in Nürn⸗ berg verſammelte Offizierskorps werde in die⸗ ſer Zeitſchriſt als korrupt und ſittlich tiefſtehend bezeichnet. Die Völkiſchen hätten den politi⸗ ſchen Mord immer in Deutſchland betrieben und verherrlicht. Dabei hauen ſie trotz aller ſchönen Reden gar nichts für das deutſche Volk geleiſtet. Wir können ſtolz auf unſer Wolk ſein, das ſeine Geſundheit dadurch ve⸗ wieſen habe, daß die völkiſche Bewegung ſo ſchnell, ſo erbärmlich und ſchmählich zuſam⸗ mengebrochen ſei. Abg. Kuhnt(Soz.) wies die Angriffe der Rechten gegen ſeine Ausführungen gele— gentlich der Beratung der gleichen Vorlage in der vergangenen Woche zurück. Abg. v. Ramin(Völk.) wandte ſich gegen die Ausführungen des Abg. Sänger. Den Völkiſchen könnte man keinen einzigen Fal! nachweiſen, in dem ſie einen politiſchen Mörder in ihren Reihen gehabt habe. Die So— zialdemokraten aber hätten Adler nicht abge— schüttelt. Den Leuten, die Hitler beim Putſch in München verhaftet habe, ſei nichts geſchehen (Widerſpruch links). Was ſei aber mit den in der Rätezeit Verhafteten geſchehen? Mit Ehr— hardt und Graf Arco hätten die Völkiſchen nichts zu tun. Die Sozialdemokratie zeige nicht einmal den Bekennermut der Revolution. Abg. Sänger(Soz.): Das Recht, an⸗ deren den Bekennermut zu beſtreiten, habe niemals eine Fraktion, an deren Spitze der General Erich Ludendorff ſtehe. Damit ſchloß die allgemeine Ausſprache. Die Vorlage ging an den Rechtsausſchuß wei⸗ ter. Es folgte die Beratung des Berichtes des ſozialpolitiſchen Ausſchuſſes über die Sozialverſicherung im Saargebiet. Der Aus ſchuß erſucht in einer Entſchließung Die Reichsregierung, mit allen ihr zu Gebote Mhenden Mitteln auf eine Beſſerung der Lage Der; Rentenempfänger im Saargebiet hinzu— Wirken. Dr. Brauns erklärte dazu, die Reichsregieruig habe auf die Rentengeſtaltung i Saargebiet keinen unmittelbaren Einfluß, de werde aber mit der Regierungskommiſſion in Verbindung treten. Sollte dieſe einverſtan⸗ Len ſein, die Verſicherten des Saargebietes in engere Verbindung mit der jetzt wieder ge— treten ſich in den letz Offizierskorps ereig⸗ Ka myfgeiſt der Trup⸗ Die Ge⸗ vedneten deutſchen Sozialverſicherung zu laſſen, ſo ſei die Reichsregierung jederzeit agu bereit. Um 5 Uhr vertagte ſich das Haus auf Wontag nachmittag 2 Uhr. Auf der Tages⸗ Ordnung ſteht die zweite Beratung der Steuer⸗ Politiſche Umſchau — Räumung der Sanktionsſtädte zum 15. Auguſt. Die verſchiedenen Anzeichen beſtätigen nun die Londoner und Pariſer Meldungen, daß katſächlich auch die ſogenannten Sanktionsſtädte bis zum 15. Auguſt geräumt ſein werden. So 55 die franzöſiſche Artillerie zum größten Teil ereits Düſſeldorf verlaſſen. Nach und nach wer⸗ den immer mehr wichtige Gebäude geräumt. Die Franzoſen treffen jetzt keine Vorkehrungen für den Winter, wie das in den letzten Jahren der Fall war. „— Um die Ausweiſung der deutſchen Optan⸗ 6 ierur Gruppe der deutſchen Optanten an nicht endgültig ſei und Spielraum zu Verhand⸗ lungen vorhanden ſei, beſtätigt ſich nicht. Die polniſche Regierung wird vielmehr am 1. Auguſt die Ausweiſung gegen die deutſchen Optanten durchführen. Die polniſchen Behörden haben bereits durch Zwangsquartiernahme Unterkunfts⸗ ſtellen für die polniſchen Optanten, die aus Deutſchland eintreffen, zu ſchaffen verſucht. Die 8000 polniſchen Optanten können von dem polni⸗ ſchen Arbeitsmarkt keinesfalls aufgengmmen wer⸗ den und vergrößern ſomit die Arbeitsloſenzahl in Polen. — Bertrauensvotum für Paſitſch. Nach einer langen, teilweiſe ſehr heftigen Debatte über die Erklärungen der neuen jugoſlawiſchen Regierung wurde am Samstag mit erdrückender Uebermacht der Regierung das Vertrauen ausgeſprochen. Für die Regierungserklärung ſtimmten die beiden Koalitionsparteien, die mit 315 Stimmen 201 Stimmen auf ſich vereinigten. Die prinzipielle Oppoſition gegen die neue Regierung iſt auf 58 Abgeordnete zuſammengeſchrumpft, da ſich die bisher oppoſitionell eingeſtellten Parteien zu⸗ nächſt abwartend verhalten wollen. — Anleihe für Polen. Die letzten Warſchauer Verhandlungen des amerikaniſchen Bankhauſes Dillon führten zu einem Vertrag zwiſchen der polniſchen Regierung und dem ſchwediſch-ameri⸗ kaniſchen Zundholztruſt über die Verpachtung des kürzlich vom Landtag angenommenen Zünd⸗ holzmonopols. Die polniſche Regierung erhält auf 20 Jahre eine Anleihe von 5,5 Millionen Dol⸗ lar zu 7 Prozeut und verpachtet für die gleiche Zeit alle Monopoleinnahmen gegen einen Jah⸗ reszins von 5 Millionen Zloty und 50 Prozent Gewinnbeteiligung. Die Anleihe wird zum Kauf der privaten Fabriken durch den Staat verwen— det. Zur Ueberleitung des Monopols wird eine Aktiengeſellſchaft gegründet, die eine Regierungs— kommiſſion kontrolliert. — Die Völterbundskommiſſion in Danzig. Wie wir erfahren, werden die Mitglieder der Kommiſſion zur Abgrenzung des Hafengebiets in der Poſtfrage in dieſen Tagen ihre Anſichten die ſie an Ort und Stelle durch ihre Beſichtigun⸗ gen und Studien gewonnen haben, ſchriftlich niederlegen. Die Tätigkeit der Kommiſſion ſoll am Montag beendet werden. — Die baltiſche Konferenz. Eine Konferenz der baltiſchen Staaten Polens, Eſtlands, Lett⸗ lands und Finnlands, die am 25. Auguſt in Re⸗ val zuſammentreten ſoll, wird ſich mit folgenden Punkten befaſſen: Sicherheitsfrage gegenüber Rußland, Zuſammenarbeit mit dem Völkerbund, Erweiterung des Schiedsvertrages von Helſing— fors. Außerdem ſtehen noch kleinere Fragen zur Beratung. Alle Staaten ſollen durch ihre Au— ßenminiſter vertreten werden. Zur Fortbildungsſchul⸗ frage in Heſſen. Unter dieſer Ueberſchrift tiſcht die Friedberger „Neue Tageszeitung“ ihren Leſern wiederum ſtark geſalzenes Brot auf. Dieſes iſt allerdings ſchon ſo alt, daß man es eigentlich von der Re— daktion nicht verſtehen kann, daß ſie ſolches ihren Leſern vorſetzt. Aber man will dem Zentrum eins auswiſchen. Und da muß ſchon mal alles herhalten, was ſich, wenn auch nur dem Scheine nach, hierfür eignet. Wir ſtellen folgendes feſt: Der Agitations⸗ antrag des Bauernbundes, der undurchführbar war, wenn man nicht die ganze Fortbildungs⸗ ſchule gefährden wollte, wurde abgelehnt. Es wäre alſo nichts für die Landwirtſchaft in dieſer Hinſicht geſchehen, wenn nicht von der Zentrums⸗ fraktion ein Antrag geſtellt wurde, der auch vom Plenum des Landtages angenommen wurde. Nach dieſem wird der Unterricht in den länd⸗ en aus Polen. Die von einem Teil der Preſſe bann ſtolz darauf ſein, keine Agitationsge die Landwirtſchaft und sfr 910 N zu treiben, ſondern ihre Arbeit ganz im Dienſt des Volkes zu leiſten. Wir laſſen nachfolgen! noch eine Stelle aus der Rede des Abg. Blanſ (Zentrum) folgen: „Ein Wort an den Bauernbund! Herr Kol! lege Leuchtgens, Sie ſprechen ſo ſehr von Ihren Tätigkeit bezüglich der Erleichterung der Fortbi dungsſchulpflicht im Sommer für die Landwir ſchaft. Sie haben geſtern oder vorgeſtern in de Friedberger Tageszeitug behauptet, daß Ihne allein es zuzuſchreiben ſei, daß die Fortbildung ſchule im Sommer ausgefallen ſei. Es wird i einem Artikel behauptet, daß es dem Bauern bund zu verdanken wäre. Wenn es auf den Bauernbund angekommen wäre, hätten wi heute genau noch ſo die Fortbildungsſchulpflich wie wir ſie vor vier Wochen gehabt haben. (Sehr richig! in der Mitte und links.) Dan wären wir niemals im Sommer von der Fort bildungsſchule befreit worden. Mit Anträgen, die unausführbar ſind, iſt gar nichts geſchaffen höchſtens für die Agitation draußen. Das haben Sie ja ſchon früher gut ausgenutzt.“ Wege deutſcher Jugend. Wir bringen im Folgenden eine Abhand⸗ lung zum Abdruck, die eine kurze, klare und kritiſche Ueberſicht über die neue Jugend- bewegung in Deutſchland darſtellt. Die Abhandlung iſt der unter der Führung 1 Abg. Joos und Redakteur Elfes ſteher den, in München⸗Gladbach im Volksverein erſcheinenden„Weſtdeutſchen Arbeiterzeitung“ (Nr. 29 vom 19. Juli 1925) entnommen. ö Eine Jugendbewegung ſetzte bei uns ur die Jahrhundertwende ein, getrieben vo zwei mächtigen Impulſen. Ein neues Lebens gefühl brach jäh im Herzen Jugendlicher durch dos die morſchgewordene Ueberkultur und den öden Mechanismus wie ein Dynamit ſpreugte und ein neues zutiefſt und wieder urſprünglich empfundenes Verhältnis zu Menſchen und Dingen ſuchte. Die neue Jugend wollte wieder die lebendige unverfälſchte Wirklichkeit und ihren reinen Rhythmus. Den Weg dazu er⸗ ſchloß die freie Natur; ſo wurde das Wandern zum Sinnbild für die Ueberwindung der Stadtkultur, für den Durchbruch zum Leben⸗ digen und Weſenhaften. Und das andere war die Spannung zwiſchen Jugend und Autori⸗ tät. Eine revolutionäre Geſinnung erfaßte plötzlich den jugendlichen Geiſt, der nichts mehr wiſſen wollte von Alter und ſeiner Auto⸗ rität; er kündigte ihr den Gehorſam und fand das Geſetz in eigener Bruſt: nur das Jugend⸗ liche, das ewig werdende Neue ift wertvoll darum muß ſein Träger aus ſich ſelbſt herau neue Wege gehen, eigenmächtig das Leben ge⸗ ſtalten und ſich ſelbſt Geſetz ſein. a Dieſe beiden Impulſe, die jäh und unmit⸗ telbar weite Kreiſe der Jugend umfaßten, ließen als erſte Bewegung den deutſchen Wandervogel in die Erſcheinung treten! Seine Jungſcharen wanderten hinaus in di freie, weite Natur; dort rauſchten neue Quel len im wandern, ſchauen und erleben. Ein in! niges Bild umſchlang die Scharen, erweckte in ihnen ein neues: nämlich die Gemeinſchaft an Stelle der totbringenden Maſſe und 8 zugleich den Sinn für die Schönheit der deut ſchen Landſchaft und des ländlichen Lebens 1 weckte das Volkslied.— Doch des deutſchen Wandervogels Lebenszeit war kurz; der ju⸗ gendliche Drang ging ins Zügelloſe; damit wurden die alten heiligen Lebenswerte der Religion und des Ethos verneint. Das rächte ſich bald; man ſchwärmte für Lenz und Land⸗ ſchaft, nächtliche Feuer flackerten auf mi lichen Gegenden im Sommer während dreiein⸗ Minnelaua und Maienlied: doch kurz war die Abgelöſt wurde der Wandervogel von dem Freideutſchtum. Aus den ſchwär⸗ menden Scharen des Wandervogels waren Männer geworden, nachdenklich und hart, denen es mit dem Mannestum zugle) auf⸗ Jing, daß nicht Stimmungen ein neues Leben⸗ diges ſchaffen, ſondern tatbereiter Willens⸗ drang, daß nicht ein Fliehen in Romantik u. vanderndes Scholarentum die Zeiten meiſtert, ſondern ein Wirklichkeitsſinn, der durch die Straßen der Wekt zieht, aber dem dennoch die Sterne da droben leuchten. So wolle dieſe ieue Jugend nich taus der Zeit fliehen, ſon⸗ dern in ihr wirken und ſchaffen als das neue ebendige Geſchlecht; ſo kam ſie auf dem Hohen Meißner bei Kaſſel zu einem hochgemuten Feſt zuſammen und gab ſich das Gelöbnis, ihr deben aus innerer Beſtimmung, vor eigener Berantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit“ ju geſtalten.— Der Wille war gut, as er keine zeit mehr, ihn geſtaltend auszuleben. Es a mder Krieg, der mit der alten Kultur kur⸗ jerhand aufräumte und mit ſeinem gewaltigen Erleben die tiefſten Gründe verſchütteten Menſchendaſeins wieder aufriß. 5 Als dann der Zuſammenbruch und die traurigen Folgen der Niederlage die Maſſen⸗ herrſchaft brachten, fand auch die freideutſche Jugend, ſoweit ſie aus dem Kriege wieder heimgekehrt war, keinen Mut und keine Kraft, den gewaltig veränderten Verhältniſſen und Menſchen ſouverän entgegenzutreten. Doch die Flut verebbte und neue Impulſe brachen durch und ſchufen einen neuen Willen, zuworſt noch zerſplittert und vielfach radikal, bis die tiefſte Not des Vaterlandes des neuen Geſchlechtes Lebenswillen herrlich erſchloß: auf der Ta⸗ zung auf dem Hohen Meißner im September 1923. Der neue Geiſt rang ſich ſeinen Weg. Noch ſuchten alte Führer ihre„Formel“ für den neuen Weg der freideutſchen Jugend und ſchlugen ſich um das„Organiſatoriſche“, als fernab von ihrem Lärm das Leben durchbrach auf der leuchtenden Linie der Religion. Pfar⸗ rer Schafft war der Dolmetſch der Idee; er gab der lauſchenden Jugend nochmals das Miterleben des Freideutſchtums von der Auto⸗ nomie bis zu ihrem jetzigen Wendepunkt: dem jähen Hervorbrechen religiöſer Geiſtigkeit, die ſtill und ernſt die Seelen zwang und ſie band an das Ueberweltliche, das Beſtimmende einer autonomen Religioſität. Im Tal drunten lag Deutſchland in Schmach und Not; hier oben loderte das Feuer der Wende, ein brennender Dornbuſch, aus dem das Ewige zu den Men⸗ ſchen ſprach. Sie hörten des Ewiger Stimme und beteten zu ihm: Du biſt das Leben, das unſerem Volke und Lande wiederkommen muß, ſoll eine Wende werden. Und wir wollen hin⸗ unterſteigen zu unſerem Volk und in das Le⸗ ben und wo wir ſtehen, in Arbeit, Schule und Fabrit, Schatten des Kommenden ſein, an das wir glauben!“ a(Schluß folgt.) ö 55 .. Aus Nah und Fern. Lampertheim, 25. Juli. Mit einem Wander— zirkus ſind vorige Woche zwei 17jährige Jungen von hier durchgegangen. Die Polizei hat ſich auf Antrag der Eltern mit ihrer Zurückbringung befaßt. 1 Fp. Lampertheim, 25. Juli. Einen Wildacker im Gemeindewald zu Lampertheim wird Frei⸗ herr Heyl zu Herrnsheim anlegen. Zu dieſem Zweck ſtellte der Gemeinderat 5 Morgen Wald gegen eine Pachtſumme von 40 Mark pro Mor⸗ gen zur Verfügung.— Die erſte weibliche Ge⸗ meinderätin- in Lampertheim iſt Frau Maria Reiling(Soz.), die in der diesmaligen Sitz⸗ ung in ihr Amt eingeführt und verpflichtet wurde. Ein Die neueſte Senſation aus dem Lande zer Senſation iſt ein regelrechter mit allen fkünſten einer reklamehaften Regie begleiteter Prozeß gegen den Darwinismus. In den bei⸗ den amerikaniſchen Staaten Tenneſſe und Alabama ſind kürzlich Geſetze geſchaffen worden, die das Lehren von Doktrinen, die mit der Bibel im Widerſpruch ſtehen, verbie⸗ ten. Auf Grund dieſes Geſetzes iſt als erſter Mittelſchullehrer Scopes in dem kleinen Städtchen Dayton im Staate Tenneſſee in Anklagezuſtand verſetzt worden, weil er ſeinen Schülern die Darwinſche Theorie über die Abftammung des Menſchen gelehrt hat. Das ſo plötzlich zu hiſtoriſcher Berühmtheit ge⸗ langte Städtchen wird jetzt ſchon vielfach nur noch Monkeyville(Affenſtadt) genannt. Der Prozeß hat dieſer Tage ſeinen An⸗ fang genommen. Aus dieſem Anlaß bringen die Weltblätter ſpaltenlange Berichte, zumteil aus Dayton ſelbſt, die ſehr amüſant zu leſen ſind. Alles an der äußeren Aufmachung des Prozeſſes iſt echt amerikaniſch. Dayton iſt ge⸗ radezu überfüllt. Die Zimmer der drei einzi⸗ ge Hotels, die das Städtchen beſitzt, und die im ganzen Unterkunftsmöglichkeit für 20 Per⸗ ſonen bieten, waren bereits ſchon lange im Voraus von Univerſitätsproſeſſoren mit Be⸗ ſchlag belegt worden. Der Unterbringung der Tauſenden von Beſuchern ſollen u. a. im Freien errichtete Zelte und Schlafwagen der Pullman⸗Geſellſchaft und wenn notwendig die Schule dienen, in der der Angeklagte ſeine nkriminierten Lehren verbreitet hat. Ueber 105 Zeitungsberichterſtatter aus allen Teilen die Befriedigung des der ammerikaniſchen *+. enſationsbedörſniſſes merikas werden für eitungsleſer ſorgen. Zahlreſche Telegraphen.⸗ e imten verbinden das Gerichtsgebäude es ſoll ſogar eine Rundfunkſtation Schilderungen der mir allen Gegenden der Vereinigten Staaten. Ja, errichtet worden ſein. Das Städtchen gleicht nach den Zeitungskorreſpondenten rubigte ſchliezlich die Gemmer, indem er die Geſchworenen bat., doch nur darauf zu achten was zum eigentlichen Fall gehöre. Dann wird in die Zeudenvernehmung eingetreten. Supe— Literariſche Notizen. Wekliſchau des Katholizismus. liche deutſche Ausgabe 15. Heft 1 32 mit zahlreichen Abb.) Tek. 2.—. Verlag Die vatikaniſche Miſſionsausſtellung in Wort und Bild. Amt⸗ 2 Dr. mit ſeinen Zelten ſowie den auf den Prozeß bezüglichen ſchreienden Reklameſchildern und Aufſchriften einer Zirkusſtadt. Vertreter der Anklage iſt eine ſehr bekannte Perſönlichkeit, der frühere Staats ſekretär und Fräſidentſchaftskandidat Bryan, der ſeine Aufgabe als einen entſcheidenden Kreuzzung ür das Chriſtentum auffaßt.„Wenn die Ent⸗ wicklungstheorie in Dayton gewinnt, iſt das Ehriſtentum verloren“, iſt eines ſeiner echt amerikaniſch übertreibenden Dieta. Die Ver⸗ teidigung liegt hauptſächlich in den Händen des berühmten Chicagoer Anwalts und Anog⸗ ſtikers Clarenee Darrow. ſten und Anhängern des ſogenannten Funda⸗ mentalismus beſetzt ſein. Die erſte große Rede hielt Malone. In ſeinen Angriffen auf Bryan ſtellte er der jetzigen Haltung Bryans deſſen Artikel gegenüber, die er vor 20 Jahren ſchrieb und worin er die Religionsfreiheit wärmſtens be⸗ fürwortet. Als Bryan in einem Zwiſchenruf ankündigt, daß er zu gegebener Zeit antwor⸗ ten werde, ertönte ſtarker Applaus. Malone ſchloß mit der Bemerkung, daß die Bibel teil⸗ weiſe Hymne, teilweiſe Allegorie und teilweiſe das Werk von Männern ſei, die an die Erde als Scheibe glaubten und deshalb wiſſen⸗ ſchaftlich unernſt ſeien. Mit Bezug auf Wiſſenſchaft und Glauben zitierte er das Bibelwort:„Gebt dem Kaiſer, was des Kaiſers id. und Gott, was Gotte? iſt“, was großen Proteſt ſeitens der Staats- anwüfte hervorrief. Der vorſitzende Rich“ Die Geſchwore⸗ nenbank ſoll zumeiſt mit Baptiſten, Methodi⸗ Scope gelehrt hätte, die Erde wäre einſtmals ein brennender Körper geweſen, Waſſer und rintendent White, der Vorgeſetzte Seopes, ſagt aus, daß Scope nach einem amtlich ge— ſieferten Lehrbuch lehrte und daß in dieſem Buch die Evolutionslehre enthalten ſei. Scope ſelbſt hätte ihm mitgeteilt, daß er nach dem vorliegenden Buch, das den Titel trägt, Civil Blologie“, nicht anders könne, als die Evolu⸗ tion zu lehren. Auf Anfrage darauf wurde feſtgeſtellt, daß das Buch amtlich geliefert und von der ſtaatlichen Schulbuchkommiſſion ge⸗ neßmigt worden ſei. Allerdings ſeien die Lie- ferungsbeträge bereits 1922 abgelaufen, doch hätte die Kommiſſion inzwiſchen keine neuen Lehrbücher geliefert. Ein 14jähriger Schüler daß berichtet, Land bätten ſich allmählich getrennt, die Zelle ſei entſtanden und daraus ſcyließlich durch die Entwicklung der Menſch. Als andere anwe⸗ ſende Schüler bei dieſer Darſtellung lachten, fragte Darrow nach dem Grunde dafür. Sie erklärten darauf, daß Scope Menſchen mit Katzen, Hunden, Pferden, Kühen, Affen und anderen Tieren in eine Klaſſe rangierte und ſie alle als Säugetiere bezeichnet hätte. Auf die Frage, was die Schüler ſich unter Säugetieren vorſtellen, wußte keiner zu antworten. Auf die Frage Stewards, ob die Scopeſche Darſtel⸗ jung in dem Buche enthalten geweſen ſei, ant⸗ ſporteten die Schüler vereinend. a Franz A. Pfeiſſer, München. Der Katholizismus iſt zur Nicht etwa der Eintritt den. in die katholische Kirche, aber das Intereſſe für den Katholizismus, wiſſenſchaftlich, politiſch, ſtiſch. heute. Jahre des Bücher ſchaftlicher Art über da mus vom katholiſchen und N 0 Das ſind Bücher über die Päpſte, punkt. über den Katholizismus Und ſolche Bücher gibt es genug, gar in Jubiläums. Das ſind Bücher wiſſel⸗ s Weſen des Katholigzis⸗ literatiſch, ſogar jut nichtko th ziehen oliſchen Stand⸗ ihte g i i i deutung. Geſchichte und ihre Wirkſamkeit und Bedeut un 0 ſind Bücher ſogar über die Politit der Böp, uſw. Aber es gibt kein Buch und erſt recht kein Zeitſchrift, irche darſtellen würde in 197 b iſt die Weltſcha⸗t die die Geſamtheit einzige ſolche Zeitſchriſ, tholizismus. Sie berich i tholizismus in allen Arten, in allen Wort 1 der fa 10 9 liſchen ind Bild. Die des Ka⸗ zeit modern gewole tet über den ganzen Ka“ Ländern, in ſeinen Arbeiten und Leiden, ſeine Geſchichte aus der Vergangenheit, ſeine Tätigkeit in wart, ſeine Pläne in der Zukunft. ſchrift, die einzige amtlich in deutſcher Sprache, ja len Amtsblatt mit den die einzige amtliche Zeitſchrift Stuhles, liegt nun vor, e vatikaniſ ge 1 abgeſehen vom olf, Geſetzesterten überhaup in ſo prächtiger der Gegen Dieſe Zeit, Zeitſchriſt des röm e ſtattung, daß ſie auch jeden Leſer mit ihren Bil' dern erfreuen, nicht bloß mit ihrem: reſſieren wird. Das Werk erſcheint in 2 ordentlich reich illuſtrierten Heft von je Mk. 2.— und iſt durch all V beziehen. 52 8 2 en zum Juhalt inte 8 außer- Preiſe e Buchhandlun⸗ Aus⸗ ö ö Je ö ber unn ohne fager für aht . September feſt. Etwa notwendig wer⸗ dende Stichwahlen finden jeweils 14 Tage ſpäter tatt.— Eine Bahnhofswirtſchaft wird demnächſi Auf, dem Bahnhof Lampertheim eingerichtet. Karl Schott aus Worms wurde die Führung der Reſtauratſon übertragen.— Der Gemeinderat be⸗ chloß, bei Bedarf neues Baugelände zu erſchlie⸗ zen.— Für die Innenherrichtung der evangeli⸗ ſchen Kirche wurden bereits 9000 Mark bewilligt, 1 0 Nachforderung von 5400 Mark wurde abge⸗ iehnt.. Groß⸗Gerau, 26. Juli. Vom Militärpolizei⸗ lericht in Wiesbaden wurde der Redakteur Hch. Beitſch des Groß⸗Gerauer Tageblattes gleichzei⸗ ig mit dem Schriſtleiter des Groß⸗Gerauer kreisblattes Carl Richard Engel zu 150 Marl Veldſtraſe verurteilt, weil in den beiden Blät⸗ ern vor einigen Wochen eine Lokalnotiz für inen Regimentsappell der Angelörigen eines hemaligen Junfanterieregiments in Hanau pub⸗ iziert war. Das Militärpolizeigericht ſtellte ſich zuf den Standpunkt, daß dieſe Veröffentlichung zinem Aufruf zur Teilnahme an einer im beſetz⸗ en Gebſet verbotenen Vereinigung gleichkomme. Bruchſal, 26. Juli. In der Mordſache Tho— nas fand geſtern der Leichenfundſtelle durch die Lerichtskommiſſion wiederum eine Feſtſtellung tatt. Der des Mordes verdächtigte, in Haft be⸗ indliche Händler Wagner machte in der vergan⸗ jenen Nacht einen Selbſtmordverſuch. Maikammer, 26. Juli. Die in den Ser Jal⸗ en ſtehende Polizeidienerswitwe Damm wurde im Donnerstag Morgen in ihrer Wohnung über— allen, zu Boden geworfen, gewürgt, mit Fauſt⸗ chlägen und Fußtritten tratkiert und mit der Fauſt im Mund am Schreien verhindert. Durch den Tumult aufmerkſam gemacht, drangen Nach— harsleute in das Schlafzimmer ein und vefreiten die Ueberfallene von dem Unhold, der flüchtete, iber ergriffen und feſtgenommen wurde. Er heißt zoeb und iſt am Mittwoch nach einer langen strafe aus dem Gefängnis in Speyer entlaſſen worden. Er ſuchte angeblich den Sohn Hugo der witwe Damm, der ihm einen Geldbetrag ſchulde Haungver, 26. Juli. Fünf Perſonen, darun⸗ er ein junges Mädchen, die ſich beid Baden zu veit in die Elbe hinausgewagt hatten, wurden gon der Strömung fſortgeriſſen und ertranken. Ahlen, 26. Juli. Einen Veweis ſeltener Gei— tesgegenwart und Mut erbrachte am vergangenen Freitag auf der Zeche Weſtſalen ein Bergmann derſelbe war mit dem Auswechſeln eines Stem— dels beſchäſtigt, als plötzlich größere Geſteins⸗ naſſen hereinbrachen. Durch diekelben wurde eine linke Hand derart feſtgeklemmt, daß es ikm licht möglich war, ſich befreien zu können. Von einen Arbeitskollegen konnte er keine Hilfe er— varten, da dieſelben nur durch ſchleunigſte Fluch hrem eigenen Tode entgehen konnten. Die Ge— teinsmaſſen über ihm löſten ſich weiter und der Verunglückte glaubte ſich verloren. Kurz ent— ſchloſſen ergriff er mit ſeiner rechten Hand eine in der Nähe liegende Axt und hieb ſich da— mt ſeine feſtgeklemmte linke Hand a0 b. Mit ſeinem Armſtumpf ergriff er ſchleunigſt die Fluchtx, als auch ſchon weitere Geſteinsmaſ— ſen hereinbrachen, welche ihm zweiellos in ſeiner bedrängten Lage den Tod gebracht hätten. Hamburg, 26. Juli. Den Feuertod in der Scheune erlitten zwei junge Schnitterinnen im Ort Harmshagen in Mecklenburg. Durch noch unaufgeklärte Urſache explodierte plötzlich ein in der Scheune liegender Benzinmotor und ſetzte den mit Getreide angefüllten Raum in Brand ehe die beiden Mädchen das Freie gewinnen 2. Beigeordneten Rom, 26. Juli. einen Brunnen. Er ſowie eilende Arbeiter fanden den Tod. Man nim an, daß aus der Farbit Ammoniakgaſe durch d Waſſerleitungsrohr in den Brunnen gelangt ſind und daß hierdurch die Arbeiter getötet wurden. eee tee Weltſpiegel. :: Erneutes Auftreten der Reblaus. die Reblaus wurden in der Gemarkung Büde⸗ heim bei Bingen wieder erneut Weinberge ve ſeucht und zwar wurden diesmal ſolche in de Lagen„im kleinen Strauch“,„Käferberg“ und „Oſterberg“ davon betroffen. Auch in Winkel! Oeſtrich wurden Reblausherde entdeckt.* :: Neue Kraftpoſtlinie im Nahetal. Auguſt wird eine weitere Kreuznach nach Hüffelsheim⸗Waldböckelheim mi Anſchluß an Sobernheim in Betrieb genommen : Die Opfer des Stuttgarter Stadthallen garter Stadthalle ſchwer verletzten vier Arbei tern iſt einer, der 23jährige Zimmerman Schmuggel aus Mosbach bei Stuttgart ſeinen Verletzungen erlegen. Die übrigen drei ſchwer! verletzten Arbeiter hofft man am Leben erhalten zu können. N :: Eine Wurſtmarktslotterie. Das Miniſterium zes Innern hat die vom Bad Dürkheimer Stadt at gewünſchte Wurſtmarktslotterie genehmigt. zs werden auf dem Wurſtmarkt 100 000 881 zum Preiſe von 1 Mark das Stück verkauft wer ben. ſchen. :: Römiſche Funde bei Erfelden. Bei der Ausführung der Arbeiten zur Riedentwäſſerung in der Nähe der ſogenannten Kammerhoſſchule fanden in den letzten Tagen Arbeiter mehrere römiſche Münzen(Großbroneen und Silberde— nare), ſowie eine Lanzenſpitze aus Eiſen und ein Hufeiſen. Es ſind dies die erſten bekannten rö— miſchen Funde in dieſer Gemarkung. :: Zweihundertjahrfeier der Petersburger Aka⸗ demie der Wiſſenſchaft. Die Feſtlichleiten aus Anlaß des bevorſtehenden 200jährigen Jubiläums der ruſſiſchen Akademie der Wiſſenſchaſt werden in Petersburg vom 5. Sib 10. September und in Moskau vom 11. bis 14. September ſtattfinden, Es iſt ein beſonderer Feſtausſchuß unter dem Vorſitz von Rykow gebildet worden, der über 600 Einladungen nach verſchiedenen Ländern Europas, Amerikas und Aſien verſandt hat. Man rechnet damit, daß 150 Gelehrte aus dem Aus— lande eintreffen werden. Anläßlich des Jubi, läums ſoll die urſprünglich als ruſſiſche Akade— mie bezeichnete Einrichtung in„Akademie del Union“ umbenaumt werden. :: Großfeuer im Wauſchauer Elektrizitäts⸗ werk. In dem Warſchauer Elektrizitätswerk in Mokotow brach am Samstag durch Kurzſchluf Feuer aus. Das Feuer konnte ſehr raſch um ſich greifen, da zwei Motorwagen der Feuerwehi verſagten. Bei dem Leiterwagen brach die Achſi und beim Spritzwagen der 3. Abteilung verſag ten die Bremſen. Alle Holzteile der Maſchinem halle mit dem Dach ſind vollſtändig niederge— brannt. Nur die Außenmauern blieben ſtehen. :: Ein Nehrungsdenkmal. Auf der bewalde ten Haff Widdens iſt in der vorigen Woche fü die drei hriegsgefallenen Verherrlicher der Kuri— ſchen Nehrung: Ernſt Biſchoff-Kulm, Hans Zeppo. Borſch und Walter Heymann ein Erinne — K T..... ͤ vv Detektivroman von Hanns F. F oſch. Copyright 1922 by Robert Lutz. Stuttgart, Hölderlinſtraße 32a. (18. Fortſetzung.) 6. Kapitel. ten. mende junge Herr in deutſcher Leutnantsuni⸗ form: Sonſt ſchaute er doch gewiß jedem be— Ron In San Benedetto del To⸗ ronto ſtürzte in einer Eisfabrik ein Arbeiter iu drei ihm zu Hilft Dure Am 1 ö Kraftpoſtlinie 0 g Einſturzes. Von den bei dem Einſturz der 0 ö en. Der 1. Preis beträgt 300 Flaſchen 1921e1 Weine, der zweite 200 und der dritte 100 Flas räge abgeſägt un er geweiht worden. Den ſchwarzen in der Mitte ein kobaltblauer in dem die drei Namen t Antiqualettern stehen. mit goldenen Lettie Mebmzen. Die Verfaſſungsfeier. Berlin, 27. Juli. Ein Berliner Monta erfährt über die Vorbereitungen zur Welfen feier, daß, wie früher, ſo auch diesmal ein Feſtakt im Reichstagsgebäude ſtattfinden wird Feier wird im großen S ö ags, deſſen Die künſtleriſche Ausgeſtaltung dem Reichskunſtwart Dr. Redslob übertragen wurde, abgehalten werden Auch Reichsprä 0 5 präſident von bindenburg wird der Feier beiwohnen, ämtliche Mitglieder der Reichsregierung. Nach der Feier wird der Reichspräſident die Front der auf dem Königsplatz aufgeſtellten Chrenkom⸗ bagnie abſchreiten. 1 Rom, 27. Juli. Zur Förderung des inländi— ſchen Getreidebaues hat der italieniſche Miniſter⸗ cat die Einführung von Getreidezöllen und einer Reihe anderer Maßnahmen, wie z. B. die Ver teilung von Prämien für die Urbarmachung un bebauter Landesteile in Süditalien beſchloſſen. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 28. Juli Borromäus⸗ Verein. Die Bücher, die von ur eren Mitgliedern beſtellt worden ſind, ſind eingetroffen und können im Laufe des Mittwochs im Pfarrhaus abgeholt werden “ Rentenauszahlung. Am Mittwoch, den 29. ds. Mts. gelangen die Militärrenten am Schalter des hieſigen Poſtamts zur Aus⸗ zahlung. Die Invaliden und Unfall⸗ renten werden am Samstap, den 1. Auguft gezahlt. Es wird roch beſo ders darauf hin⸗ gewtefen, daß für Javalldenrenten 4 Mark, für Witwen⸗ und Witwerrenten(W. W 5) 2 40 Mk. und für jedes Kind der Waiſen rente(O) 2 Mk mehr gezahlt werden. Die Uafallrenten werden in der ſeitherigen Höhe geza lt. S Ein großer 2⸗Maſter⸗ Zirkus iſt auf den Sportplätzen hinter dem Gaswerk zur Aufſtellung gekommen und gibt heute Dienstag Abend 8 30 Uhr ſeine Gala-Er⸗ öffnungs⸗Vorſtellung. Ueberall wo dieſer Zirkus gaſtiert hatte, fanden die Vor— ſtellungen vor ausverkauftem Hauſe ſtatt. Zirka 100 Künſtler, Künſtlerinnen und Akro— baten werden die Beſucher in Staunen ſetzen. Nütze jeder die günſtige Gelegenheit, denn der Zirkus Mark iſt ein wirklich leiſtungsfähiges Unternehmen. Es verdient, unterſtützt zu werden. Siehe das Inſerat. g » Ginbruch ins Kreisamtsgebäade. Von Freitag auf Samstag haben Einbrecher das Kreisamt mit ihrem Beſuche beehrt. Mit⸗ telſt Nachſchlüſſel, Dietrichen und Stemmeiſen öffneten die Gauner Türen und Schränke. Außer einem kleinen Geldbetrag konnten die Spitzbuben nichts mitnehmen. Es ſcheint, daß man es mit einer internationalen Ein— brecherbande zu tun hat. Wahrlich, ein ſeltſames Bild, das die Hauptſtadt eines zerfallenden und in den Grundmauern erſchütternden Reiches vor fremdländiſchen Gäſten entfaltete. Nur daß nicht alle heut Augen dafür hat— ö Manch einer weniger noch als der wieder ins Sinnen verfallene Kriminaliſt. Zum Beiſpiel jener eben vorrüberkom⸗ 11 zu über die Straße gekommen. Von wei— 1e ferſchend, je nätzer durchbohrender, auf ihm geruht, wohl zu ſagen: Beſſer als drüben vor St. Masmes oder rechts von Villers?“— bis er ſchließlich ſtatt deſſen langſam die dicke Hand an die Mütze führte, feierlich Auch ſolch einer. Keinen Halt innen! Geſtrau⸗ 0 Sitzungssaal des Reichs- ebenſo Wiedereinführung des Getreidezolles in Italien. Sport im Walde. 8 Die große Pauſe iſt vorbel, die meiſten— ob Spleler oder Publikum— werden ſich darüber nur freuen. So notwendig auch die Ruhe wa vielen kam ſie aber doch nicht recht, denn der eingefleiſchte Fußballer kann keinen Sonntag feinen geltebten Sport miſſen. Neue Kräfte ſind jetzt geſammelt, neue Taten warten, neue Lorbeeren ſollen zu den alten geſammelt werden. Die Spieler brennen darauf, von neuem ihre Kräfte zu meſſen und den Gegnern zu zeigen, daß die Sportvergg. eines der gewichtigſten Worte mitzureden haf, wenn es darum geht, den Beſten feſtzuſtellen. An Sieges willen und am Kampfgeiſt fehlt's nicht, auch nicht am Können. Tralning, Ueber⸗ legung, und gegenſeitiges Einarbeiten befähigen die Mannſchaften zu den größten Le.ſtungen, man kann jetzt ruhig das Beſte hoffen. Ia den erſten der nächſten Wochen laufen noch verſchiedene erſtklaſſige Privatſplele. Mitte September wird's dann wilder in die Verbandsrunde gehen um die höchſte Ehre, die Melſterſchaft. Es war der Sportvergg. im vorigen Verbandsjahre verſagt, dieſen Titel zu erringen, wenn diesmal aber das Pech nlcht ſo dick kommt, dann wirds ſicher ge⸗ ö ſchafft Auf jeden Fall iſt der Willen und das Können da.— Am kommenden Sonntag, den 2. Auguſt it die 1. und 3. Mannſchaft der Vergg. zum Rückſpiel gegen Germanla Friedrichs⸗ feld in Frledrichsfeld verpflichtet. Belm s. ztg. Vorſpiel der 1. Mannſchaften hier blleb die Vergg. Steger. Auch diesmal wird ſie ſich wohl nicht ſchlagen laſſen. Wir wünſchen ihr eafaß den beſten E folg. Die Erſatz Liga trägt gegen die 1. des Fpv. Pfeddersheim auf dem hleſigen Platz ein Rückſpiel aus. In den letzten Monaten hot ſich die Erſ⸗Liga einen Namen gemacht, der dem ſportl. Anſehen von Viernheim nur zur Ehre gereicht. Sieg auf Sieg, man iſt es faſtt gewohnt, daß die Eiſ⸗Liga überhaupt nur ſiegk. Der Sportsgeiſt und der Zuſammenhalt ſind nur zu loben und wir wollen wünſchen, daß dies immer ſo bleibt. Vom Gaujugendturnfeſt in Lützelſachſen. Bei dem am Sonntag, den 26. Jult, ſtatt⸗ gefundenen Gaujugendturnfeſt in Lützelſachſen, das mit 600 Teilnehmern beſchickt war, errangen ſich nachſtehende Jugendturner des Turnerbundes fol⸗ dee berſtufe, 9. Kampf: Bauer, Peter mit 133 Pkt. den 11. Preis, Ohneck, 50 5 mit 122 6 1 21. Preis. nterſtufe, 9 Kampf: Beikert, Fran 128 1005 den 29. 810 N nterſtufe, 6⸗Kampf: Brügel, Hermann mit 108 Pkt. den 4. Preis, Winkenbach, Mlch. mit 96 Pkt. den 13. Preis. ö Oberſtufe, 3. Kampf: Helfrich, Aug. mit 61 Pk. den 15. Preis, Wex, Otto mit 58 Pkt. den 18 Preis, Bugert, Georg mit 52 Pkt. den 23. Preis. Bugert, Hans mit 51 Pkt. den 255 1511 81 99951 mit 46 Pkt. den „Prei“, Bugert, Iſakob mit 46. 1 28. Preis. 5 e 5 „ Anterſtufe, 3 Kempf: Bugert, Franz mit 87 Pkt. den 2. Preis, Hook, Philipp mit 79 Pkt. den 3. Preis, Stumpf, Fritz mit 55 Pkt. den 25. Preſs, Butſch, Georg mit 42 Pkt den 34. Preis, Stumpf, Georg mit 40 Pkt. den 36. Pre s. Wr gratulieren den Preisträgern zu ihren ſchönen Erfolgen.— Gut Heil! Major von Meerhuyſen war gerade auf m ſchon hatten deſſen Blicke argwöhniſch bis der ſchließlich. anſtatt wie ſonſt „Fein hier in Kiew, was? als Flugzeugen platzten, bevorſtehende Angriff deurs ſo entſetzlich ein? Leutnant! Was ihm wohl geſchehen konnte; oder ſchüchterte ihn der des Herrn Komman⸗ Schöner preußiſcher ob nicht Tapferkeit vor dem Feinde ſolch! kleines Vergehen auslöſchte als wärs nie ge⸗. 10 weſen! War er vielleicht daran ſchuld, daß auß! den Schädel ſenkte und wieder hob: dieſem mißratenen Erdenball hundsmiſerable Frauensperſonen mit den betörendſten Geſich tern herumliefen? 7 1 Der Schwiegerſohn eines Kinderloſen. Bereits kurz vor halb 7 Uhr hatte Cordes bezahlt, nun blickte er, bis Hermſtädts Burſche käme, die letzten wenigen Minuten auf die Straße hinaus. Jetzt, wo die Hitze gar nicht ſo unerträglich war, drängte ſich dort draußen alles, was das Bedürfnis hatte, ſich zu zeigen oder Bekannte zu ſehen. Von jeder Richtung in die andere hinüber floß bunter Menſchenſtrom vor dem Reſtau⸗ kationsgarten ineinander, nur die gerade Vor⸗ übergehenden einigermaßen deutlich laſſend, die freilich an abwechſlungsreichem Leben ge— nung darboten: gruppenweiſe brachte der Schwarm düſtere Geſichter eben zur Entlaſſung gekommener ruſſiſcher Offiziere mit ſich, zwi⸗ chen ihnen voll ſicherer Anmut dahinſchreiten! loſes Weiß junger Frauenſchönheiten. Lauf mädel und livrierte Angeſtellte, die haſtig über holten, was ſich ſäumig verplauderte... Und dieſe Zeit des bewegten anbrechenden Abend: nutzten denn auch die Händler. In die überall ſtockenden Knäuel ſchrieen ſie, ſo oft man ſie ſchon verjagt hatte, die Namen ihrer Zeitun gen und Zigaretten hinein, ſchlängelten ſic mit Alesgewandheit durch das reibende Ge wimmel, und konnten es ſo den behäbige⸗ Blumenſpeibern zuvortun, die breit und die hre fettigen Stimmen aus vielfarbenen Bi chen erhoben, in nutzloſem Verſuche, Kreiſcher und Klingeln der Straßenbahnen, ſchimpfend⸗ ſaßrunde Kutſcher und die hupenden Warn- rufe der Autos zu übertönen. 4 VV e gegnenden Mädchenkopfe friſch ins volle Ge— ſicht hinein, und wich nicht aus, wo ſüdruſſi— ſche Luft zu loſen Liebensabenteuern verlockte. Heute, mit ſolch hängendem Kopfe, brauchte er auf Eroberung weiblicher Herzen nicht weiter zu rechnen. Haslau war es, hinter dem der ſchlimmſte Nachmittag ſeines allerdings noch kurzen Le— bens lag, u. dem trotzdem das Allerſchlimmſte immer noch bevorſtand. Denn an den feierlich breiten Stufen, die zum Dienſtgebäude des Heeresgruppenſtabes wie zu Allvaters Thronhöhen hinaufführten, war er zioar vor zwei Stunden bereits einmal che Akazienallee. Weiter. Irgendwohin. angekommen, aber da hatte ihn irgend eine unbekannte Kraft um 90 Grad zur Seite ge— dreht und weitergeſchoben. Wenn auch ſchwe— ren Herzens, er war weggegangen wie jemand der noch wenigſtens für 5 Minuten ſein Leben herlängern will, ehe er ganz beſtimmt den vaghalſigen Sprung vom Brückenrand in das trömende Nichts tun wird.— Darauf hatte er die fünf kurzen Minuten bis auf weiteres ver— ängert. f Unzählig begegnende deutſche und öſter⸗ eichiſche Soldaten hatten ihn gegrüßt, jedes inzigen Blick aber auch, pfeilartig trefſend, es hm ins Geſicht geſchrien, wie empörend es für inen ordentlichen Krieger ſei, auf Grund des Dienſtreglements einem ſo erbärmlichen Men⸗ chen Ehrenbezeugung erweiſen zu müſſen. Er satte es ertragen, war weitergeſchritten, in der Zinken zu formloſem Knäuel die Lederhand⸗ ſchuhe geballt, war abgebogen in eine ſommer⸗ chelt natürlich!“ f Haslau hatte es aushalten müſſen. Zwi⸗ ſchen immer neuen Häuſerreihen und um viel Ecken herum war er fortgepilgert. Bergauf. Wohl der Bahnhofvorſtadt entgegen. Kohlen— dunſt ſtrömende Gruppen ſtreikender Arbeiter hatten ſich knurrend geöffnet vor ihm, waren wieder zu einander getreten hinter dem Vor— ſergegangenen, ſtanden weiter, ſchalten, geſti⸗ kulierten... Auf nichts achtete er, den feucht⸗ gewordenen Handſchuhknäuel in der Linken, mit der Rechten die Grußbewegung ausfüh⸗ rend zu Kolonnen bergabwärts raſſelnder Ver— pflegungsfahrzeuge... ſo ging er. Irgendwohin... gleichgültig. dieſem Zickzackgewirr von Straßen Von Menſchen fort, denen verwundende Pfeile aus den Augen ſchoſſen! Fern dieſer Stadt, in der die düſteren Kathedralenbauten wie mit Fäuſten hinter ihm drein drohten. Ach wärs doch ein Traum bloß und gleich käme erlöſendes Erwachen unter weichen Hän⸗ den, die ſtreichelten, ohne betrügen zu wollen! Einen haben, der zuhört! Sich tröſten laſſen für all das Durchgemachte, für alles Leid in verwunſchenen Fernen.. Die ihm fehlte war was er freilich nicht wiſſen konnte,— ſeine Mutter. Aber dieſe letzte Stufe auf der Leiter ins Demütigwerden und Verzweifeln hatte ihn auch wieder zur Beſinnung gebracht. Leutnant wollte er ſein?— Pfui Teufel auch! Er kriegte es wohl gar mit der Angſt zu Nur aus heraus! Alſo Haltung! Haltung!!! 1 Und dieſes Wort hatte ihm eine Geſnee vor Augen gebracht, ganz anders als die ſei nes breiten, kurzhalſigen Staffelkommandeurs hier, der aus kleinen boshaft heimtückiſchen Augen blinzelte: Schlank war ſie, hochgewach— ſen und bloß aus Sehnen und Knochen. Ein par glashelle, blaugraue Augen in dem hage⸗ ren Geſichte, die dem jungen Kadetten bis ins letzte, verborgene Gedankenwinkelchen geſpäht hatten. Der Oberſtleutnant von Barnewitz, deſſen Stimme für gewöhnlich knarrte wie gegenwärtig die verroſtete Gartentür vor Has⸗ laus Hauſe, der aber auch brüllen konnte, daß oben auf dem Kadettenhausturme der Wetter⸗ hahn wie ein Ventilator um ſich ſelber ſtürzte. Haltung!!! Wie oft es der kleine Haslau zu hören be⸗ kommen hatte. Noch als Selektaner ſogar. Und Stück für Stück war die ganze enge und doch ſo ſchöne Welt von ebedem wieder erſtanden, Schlafſäle, Exerzierplat, der Unter⸗ richtsſaal... Und Donnerwetter! Hatte d⸗ nicht Barnewitz gelegenlich Fälle wie jetzt den ſeinen vor den Selektanern beſprochen? Were bergeſchichten, Geld-, Pferdegeſchichten, denen übrigens ein junger Leutnant, weil er noch ein ganz beſonders ſchwacher Menſch ſei, grund⸗ ſätzlich auszuweichen habe? Bei derlei heiße es: Zunächſt einen älteren Kameraden um Rat angegangen, nie aber vorſchnelle Verzweif⸗ lungstat!— Darauf hatte ſich der kleine Haslau die nächſte Droſchke herangewinkt. tun, weil im Weſten Schrappnells über den ———.— a (Fortſetzung folgt.) 0 .