Bohanntmachung. Den Voranſchlag der Gemeinde Viern⸗ heim für 1925. Der vom Gemeinderat beratene Poranſchlag Gemeinde Viernheim für 1925, Rechnungs⸗ ahr, liegt während einer Woche, nämlich von beitag, den 7. Auguſt bis Donnerstag, den 13. uguſt— beide Tage einſchließlich— auf un⸗ ſerem Büro zu jedermanns Einſicht offen. Die Beteiligten können innerhalb dieſer Friſt den Voranſchlag einſehen und bei uns ſchriftlich oder zu Protokoll Einwendungen gegen den In⸗ halt vorbringen. 5 Bemerkt wird, daß die Erhebung einer Um⸗ age beſchloſſen wurde, zu der auch die Ausmärker jerangezogen werden. C 8 4 empfiehlt duennandlung blernneimer amzelger. eeencncüdeadaadaddddadd 1 Posten reinwollene Arlel- Westen Jedes 7 70 Mark 7 Stück Bernhard er Anzeig Suernheimer Beltung— Bier a leber Relfung—. Siernihetmer Bie Orient Viernheimer Tageblatt(Biernheimer Bürger- Stg.— Viernh. Volksblatt) Srſczeint täglich un Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— 8 8 Sees gebrach,— Grabs beilagen: wöchentl. Samstags dag accent Canned dark kerne enz eigenpvetſe. Die einſpaliige etitzelle koßtet 25 Nfg, die Rekl erholung Un Alam en“, Halö jährlich einen Fahrplan, ſowi 1 ta 1 üſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Nabatt,.— Annahmeſchl e e e ee ee f 1 8 brplan, ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich I vorher.— Inſerate müſſen 25 e c d ain Nasnahme eben geh dhe un il. e en ſtehen U 9 Erſte und 1 f ü Atonſpvecher 117. ae e 5 2 75 eee Oeſſiſchen Bürgermeiſterel und des Polizeiamts Viernheim i 1 Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 88 A 182. 0. 2. Jahrgang eee * Sämtliche Gewürze ſowie Fſt. Weineſſig 1 Liter 40 Eſſia⸗Eſſenz 1 Glas 75 4 Fſi Ital. Rahmkäſe/ Pfd. 50 7 Schweizerkäſe mit u. ohne Rinde Ochſenmaulſalat 1 Pfd.⸗Doſe 80 4 e 1 Stück 20 uſw. Sport⸗Vergg. Amicitia 09 — Waldſportplatz. Am Samstag, den 8. Auguſt, abends 61/ Uhr auf dem Vorwärtsplatz in Mannheim reund Freun e 5 1. Mannſchaft N. F. C. Vorwärte Freitag, den 7. Auguſt 1925 Viernheim, den 5. Auguſt 1925. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim . Lamberth. Steuerterminkalender für Auguſt 1925. Mitgeteilt vom Finanzamt Heppenheim. 5. Auguſt: Lohnabzug für die Zeit vom 21. N bis 31. Juli. Keine Schonfriſt. 6. Auguſt: Drittes Ziel ſtaatliche Sonderſteuer i vom bebauten Grundbeſitz: 80 Pfg. für 100 Mark Steuerwert gegen 9905 60 Pfg., mithin Erhöhung es ſeitherigen Zielbetrages um ¼. Beispiel: Seltheriger Zielbetrag 48 Mark, vom 3. Ziel ab 48 Mark= 16(% von 48)= 64 Mark. Neue Steuerbeſcheide wer⸗ den nicht ausgefertigt. Steuer ⸗ zahlung hat auf Grund des ſeit⸗ herigen, für das Steuerjahr 1924 ausgefertigten Steuerbeſcheides zu 8 erfolgen. Schonfriſt bis 13. Auguſt. 10. Auguſt: Umſatzſteuervoranmeldung und Um⸗ ſatzſteuervorauszahluug der Monats⸗ zahler für den Monat Juli. Schon⸗ Oppenheimer. Jakob Winkenbach Lorſcherſtraße 10— Telefon 88 Suchen Sie Unterhaltung? staunen über unsere grobe Auswahl. Buchhandlung des Viernheimer Anzeiger. r TATA ETA ATZE ITAEfT IEA EASA: Ee za Einmachtöpfe für Gurken und Bohnen ete. empfiehlt Val. Winkenbach Schloſſermeiſter. TT... 225 rin iar Anmeldung und Zahlung bis 17. Auguſt. Anmerkung: Die im Notgeblet zur monatlicken Zahlung verpflichteten Landwirte müſſen für den Monat Juli ebenfalls wieder Voranmel⸗ dungen abgeben u. Vorauszahlungen leiſten. 15. Auguſt: 2. Ziel Grundſteuer und 1. Ziel Gewerbeſteuer vom gewerblichen An⸗ lage⸗ und Betrlebskapftal. Die für das Steuerjahr 1925 entrichteten vorläufigen Zahlungen an Grund⸗ ſteuer werden auf die Grundſteuer angerechnet. Schonfriſt bis 22. Aug. 15. Auguſt: 2. Ziel allgemeine und örtliche Kir⸗ chenſteuer bezw. Kultusſteuer für die Landwirte, ſowie für dle Lohn⸗ und Gehalts empfänger auf Grund der im Mai ds. Js. zugeſtellten Klrchen⸗ ſteuerbeſchelde. Schonfriſt bis 22 Auguſt. f 15. Uuguft: Lohnabzug für die Zeit vom 1. bis 10. Auguſt. Keine Schonfriſt. 15. Auguſt: Zahlung der 2. und 3. Vlerteljahrs⸗ rate der Vermögensſteuer auf Grund des letzten Vermögenſteuerbeſcheldes. Schonfriſt bis 22. Auguſt. 25. Auguſt: Lohnabzug für die Zeit vom 10 bis 20. Auguſt. Keine Schonfriſt. Alle Steuern ſind an die zuſtändige Unter⸗ erhebſtelle, nur die Lohnſteuer iſt direkt an die Finanzlaſſe abzuführen. Galluicken Morgen Freitag frisehe Seefische Kabliau und Bratſchellfiſche LI LI— [Suüss-Bücklinge Matiesheringe, holländ. Vollheringe Bismarck⸗ u. Bratheringe, Rollmöpſe Oelſardinen, weißer Käs Lebensmittelhaus Pair Aoſchauer 1. Mannſchaft Oportvereinigung. Abfahrt ab O. E. G. 55/ Uhr. i Sonntag, den 9. Auguſt, nachm. 4 Uhr auf dem Waldſportplatz großes Ligatreffen 1. Mannſch. F. G. gg Gchwetzinzen— 1 Mannſch. Gportu. Nach dem Spiel Elnweihüng des neurenovierten Lokals mit Konzert. — Erſ. Liga Abfahrt ab O. E.G' 11 n Mannheim Erſ. Liga 08 Lindenhof portvergg. Beginn nachm. 3 Uhr. Uhr.— Dienstag, den 11. Auguſt in Lampertheim 1. Mannſchaft Olympia Lampertheim— 1 Mannſchaft Sportvergg. 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Die Vorlage wurde unter Ablehnung der übrigen Aende— rungsanträge in der Ausſchußfaſſung ange— nommen. Es folgte dann die zweite Beratung des Finanzausgleichsgeſetzes. Das Geſetz beſtimmte nach den Vorſchlä⸗ gen des Ausſchuſſes, daß die Länder dom 1. Oktober 1925 ab von dem Aufkommen an Ein⸗ kommens⸗ und Körperſchaftsſteuern drei Vier⸗ tel erhalten, von dem Aufkommen an Umſatz⸗ ſteuer bis zum 31. März 1926 35 Prozent, dann 30 Prozent. Die Beteilgung der Gemein— den regelt die Landesgeſetzgebung. Nach einem Antrag der Regierungsparteien ſoll den Län⸗ der und Gemeinden für ihren Anteil an den drei erwähnten Steuern in den Jähren 1985 und 1926 eine jährlicher Mindeſtbetrag von 2,1 Milliarden Mark garantiert werden. In der Vorlage wurde weiter beſtimmt, daß der Mietzins ſpäter, am 1. April 1926, die Höhe der Friedensmiete erreicht haben ſoll. Die bisherige Hauszinsſteuer wird nach der Vorlage als Steuer von bebautem Grund u. Boden von den Ländern und Gemeinden er— hoben. Ihr Ertrag wird nur zu einem Teil der Förderung der Wohnungsbautätigkeit ver⸗ wandt und gilt im übrigen dem allgemeinen Bedürfnis der Länder und Gemeinden. Zur Beſprechuna der Vorlage ergriff der f Reichsfinanzminiſter v. Schlieben das Wort: Das Geſetz über Aenderungen des Finanzausgleiches bildet inſofern den Ab⸗ ſchluß der Steuerreform, als hat, das Steueraufkommen zwiſchen dem Reich, den Ländern und Gemeinden zu ver⸗ teilen. Die Reichsregierung hat es vor und nach der Einbringung des Geſetzentwurfes im Reichstage an ernſten Verſuchen nicht fehlen laſſen, trotzdem aber eine Einigung mit den Laudesregierungen nicht erzielen können. Die Reichsregierung iſt nunmehr bereit, noch einen weiteren Schritt zu tun. Sie will den Ländern und Gemeinden bis zur Einführung der Zu⸗ ſchläge zur Einkommeas⸗ und Körperſchafts⸗ ſteuer, das heißt in den Rechnungsjahren 1925 und 1926, Ueberweiſungen an dem Aufkom⸗ men an Einkommens-, Körperſchafts⸗ und Um⸗ ſatzſteuern bis zur Höhe von 2,1 Milliarden Reichsmark garantieren. Dies bedeutet nichts weniger, als daß Länder und Gemeinden das Riſiko inbezug auf dak Geſamtaufkommen der hauptſächlichſten Steuer enthoben ſind und daß dieſes Riſiko allein vom Reich getragen wird. Wenn die Röichsregierung ſich im In⸗ tereſſe der Verſtändigung mit den Ländern zu dieſem Zugeſtändnis entſchloſſen hat, läuft das Reich allerdings doppelte Gefahr: bleibt das Steueraufkommen hinter der geſchätzten Höhe zurück, ſo mindert ſich nicht nur der An⸗ teil des Reiches, ſondern das Reich hat außer⸗ dem den Ländern und Gemeinden die Aus⸗ fälle an ihren Anteilen zu erſetzen. *Der Miniſter ging hierauf auf die Kritik ein, die von Seiten der Oppoſition in der Etats⸗ und Finanzgebohrung des Reiches ge⸗ übt worden iſt. Er begründet insbeſondere die Richtigkeit der von ihm ſchon wiederholt gege⸗ benen Zahlenaufſtellungen und Schätzungen, wies den Vorwurf der Ueberſchußpolitik nach⸗ drücklich zurück und verſicherte, daß er der erſte ſein werde, der für eine weitere Steuerherab⸗ ſetzung eintrete, wenn tatſächlich wegen Beſſe⸗ rung der allgemeinen Wirtſchaftslage höhere Steuerbeträge eingehen würden als zur Ba⸗ lanzierung des Etats erforderlich ſeien. Der Miniſter fuhr dann fort: Der Haupt⸗ einwand der Länder gegen die geplante Rege⸗ lung des Finanzausgleichs richteten ſich da⸗ der Sitzung des Reichstages kommens beteiligt ſein ſollen. Die Länder oder mindeſtens ein Teil von ihnen wollten dem Reich Schritt für Schritt die Einkommens⸗ beſteuerung wieder abnehmen. Dieſen Zielen glaubt die Reichsregierung entgegentreten zu ſollen, wenn der Reichshaushalt, noch bevor die im Londoner Abkommen übernommenen Verpflichtungen ſich in ihm voll auswirken, Fehlbeträge aufweiſt und wenn dieſe Fehl⸗ beträge die Folge davon ſind, daß das Reich ſich von der Einkommens- und Körperſchafts⸗ ſteuer, das heißt, den Steuern, die die ſtärkſte Entwicklungsmöglichkeit in ſich tragen, zurück⸗ hält, ſo können daraus in ihrer Folge nicht iberſehbare neue politiſche Verwicklungen her— vorgehen. Auch aus wirtſchaftlichen und ſteuer⸗ politiſchen Gründen kann die Herabſetzung des Reichsanteils nicht vertreten werden, weil ſonſt der Geſetzgebung und der Verwaltung des Reiches auf dem Gebiete der Steuer die Baſis entzogen wird. Bei der Schwere des derzeitigen Steuerdrucks aber kann die ein— heitliche Geſetzgebung und Verwaltung durch das Reich nicht entfernt werden. Bei alledem iſt zu bedenken, daß es ſich gegenwärtig nur um eine vorläufige Regelung des Finanzaus⸗ gleiches handelt. Die Reichsregierung erblickt die endgültige Löſung des Finanzausgleichs darin, daß die finanzielle Selbſtverantwortung der Länder und Gemeinden durch Einführung des Zuſchlagsrechts zur Einkommens⸗ und Körperſchaftsſteuer beſtärkt wird. Die Ausſchuß— beſchlüſſe nehmen für die Einführung des Zu⸗ ſchlagsrechtes den 1. April 1927 in Ausſicht. Die Regelung die nunmehr zu treffen iſt, hat demgemäß nur für 1½ Jahre Geltung. Die Zwiſchenzeit ſoll zur Beſchaffung der Unter⸗ lägen benützt werden, die für die endgültige Regelung der Verhältniſſe der Steuern und für die Geſtaltung des Zuſchlagsrechtes not⸗ wendig ſind. Der Reichsregierung liegt hier nichts ferner, als ſich durch die Beſchaffung ſolcher Unterlagen Kontrollrechte oder gar eine Einmiſchung in die den Ländern obliegende Aufſicht über die Gemeinden anzumaßen. Zum Schluß betonte der Miniſter erneut, daß es die Reichsregierung nach wie vor beſonders begrüßen würde, wenn es gelänge, mit den Läudern auf der allgemeinen Grundlage der Beſchlüſſe des Steuerausſchuſſes zu einer er zum Ziele! Verſtändigung zu kowpien. n Varauf erhielt der preußiſche Finanzminiſter das Wort. Er begründete zunächſt den von deu Ländern im Reichsrat zu der Vorlage einge— nommenen Standpunkt. Die Mehrheit der Länder habe ſich damit abgefunden, daß auf dem Gebiete der Einkommen- und Körper⸗ ſchaftsſteuer dem Keiche die Verwaltung bleibt, aber ſie müßten als Ausgleich für die Herab⸗ ſetzung dieſes Anteils an dieſen Steuern eine Erhöhung des Anteils an der Umſatzſteuer von 35 auf 40 Prozent verlangen. Die in dem Kompromiß gebotene Geſamtgarantie nehme den Ländern die Hoffnung der Beteiligung an dem Mehraufkommen aus der Einkommen— und Körperſchaftsſteuer. Die Länder hätten aber an einer ſolchen Beteiligung das größte Intereſſe. Sie würden ſich mit der beſchloſſenen Herabſetzung des Anteils abfinden, wenn ihnen 500 Millionen aufkommen aus der Um⸗ ſatzſteuer garantiert werden. Im anderen Fall würden die Länder gezwungen ſein, auf die Erfüllung notwendiger Aufgaben zu verzich— ten. Die Mahnung von Sparſamkeit ſei von den Ländern ſchwerer zu erfüllen als es dem Reich möglich war. Das Reich habe ſeine größ— ten Verwaltungen abgebaut. Bei den Ländern ſei ein Abbau viel ſchwerer möglich. Bei der Schupo werden ſie nicht abbauen wollen. Die Zahl der Strafgefangenen hat ſich von 40 000 auf 60 000 erhöht. Da iſt ein Abbau der Ju⸗ ſtizverwaltung nicht möglich. Ein Abbau der Schulverwaltung ließe ſich auch nicht verant⸗ worten.»Mit wenigen Ausnahmen iſt das Gros der Gemeinden in einer bitteren Not⸗ lage. Das Reich überſchätze die Einnahmemög⸗ lichkeiten der Länder und Gemeinden. Die Ueberſchüſſe aus dem Etat Preußens ſind zu Gunſten der Landwirtſchaft und des gewerb— lichen Mittelſtandes verwandt worden. Die Länder hoffen auf eine Weiterentwicklung der Einkommen⸗ u. Körperſchaftsſteuer. Sie wollen ſich ihren Anteil daran nicht nehmen laſſen. Mit Unitarismus und Föderalismus hat das nichts zu tun, höchſtens mit Zentralismus u. Dezentralimus. Der Vermittlungsvorſchlag der Länder geht ſchon an die Grenze des mög⸗ lichen Entgegenkommens. Wird dieſer Vor⸗ ſchlag, der einmütig von allen Ländern ge⸗ macht wird, abgelehnt, ſo wären die Länder 1 1 gegen, daß ſie in der Einkommens⸗ und Kör⸗ berſchaftsſteuer nur mit 75 Prozent des Auf⸗ leider in die Notwendigkeit verſetzt, gegen die Beſchlüſſe des Reichstages Einſpruch Reichsrat zu erheben. Bayeriſcher Geſandter v. Preger er⸗ klärte, die bayeriſche Regierung habe immer eine reinliche Scheidung zwiſchen der Finanz⸗ wirtſchaft des Reiches einerſeits und der Län⸗ der und Gemeinden andererſeits erſtrebt und darum auch der Erzbergerſchen Finanzreform widerſprochen. Der Finanzausgleich komme dieſem Standpunkt Bayerns wenig entgegen. Als der Geſandte dann den Vorſchlag der Länder vertrat und in ähnlicher Weiſe wie der preußiſche Finanzminiſter die Notlage der Länder ſchilderte, riefen der Abgeordneten der Linken zur Rechten hinüber:„Warum rufen Sie jetzt nicht: Sparen!?“ Geſandter von Pre— ger ſchloß ſich durchaus dem Standpunkt des Vertreters Preußens an. Sächſiſcher Finanzminiſter Reinhold betonte unter dem Beifal der Linken, es ſei erſt neueren Datums, daß die jetzigen Regie⸗ rungsparteien das Streben nach größerer finanzieller Selbſtäubigkeit als Schwerverbre— chen betrachten. Die Tatſache, daß das gerade— zu fanatiſch reichstreue Sachſen in der vorlie— genden Angelegenheit mit den übrigen Län⸗ dern durch ein Eingehen auf ihren Kompro⸗ mißvorſchlag die Notwendigkeit einer ſtärkeren Anſpannung der Realſteuern zu erſparen. Die Folge einer ſolchen Anſpannung würde eine neue Preistreiberei und würden neue Lohn— und Gehaltserhöhungen ſein. Abg. Junke erklärte, ſeine Freunde wären Gegner des für ſpäter angekündigten Zuſchlagsrechts der Länder und Gemeinden. Wenn jetzt noch das Zuſchlagsrecht in der Vor— lage fehle, ſo ſei das bei den Regierungspar— teien der Mangel an Mut, auszuſprechen, was ſie wollen. Inzwiſchen haben faſt alle Abge— ordnete den Saal verlaſſen. Es ſind nur noch die Abgeordneten der Sozialdemokraten an⸗ weſend. Abg. Ludwig(Soz.) beantragt, die Sitzung nach dem Tiergarten zu verlegen, wo die Rechtsparteien ſäßen, die die Geſetze ma— chen.(Vizepräſident Bell rügt dieſe Aus⸗ drucksweiſe.— Zurufe bei den Sozialdemo— kraten:„Es iſt aber ſo!“) Abg. Ludwig wie— derholte ſeinen Antrag auf Vertagung. Vize⸗ präſident Bell ſetzte die Abſtimmung auf einige Minuten aus. Als durch die Alarmvor— richtungen des Reichstages eine erhebliche An- zahl von Abgeordneten der Rechten in den Saal gerufen ſind, wurde der Vertagungs— antrag gegen die Stimmen der Sozialdemo— im kraten und Kommuniſten abgelehnt. Aba. Dr. Roſen berg.(Kom.) erklärt,! man könne aus der Finanzaffäre nur durch eine radikale Neuregelung der Ausgaben her— auskommen. Die Länder ſeien der überflüſ⸗ ſigſte Luxus, den der deutſche Staat ſich leiſte. Abg. Koch⸗Weſer(Dem.) betonte, daß die Behauptung, der Abg. Dr. Fiſcher habe mit unrichtigen Zahlen gearbeitet, durch die Rede des Finanzminiſters keine Beſtätigung gefun⸗ den habe. Intereſſant ſei, daß die Rechtspar⸗ teien heute geſchloſſen für die Erzbergerſche Steuerreform eintreten. Der ganze Streit gehe darum, wie die Erzbergerſche Steuer zu hand— haben ſei. Sie ſoll jetzt in einem bürolratiſchen Sinn gehabt werden, der unerträglich iſt. Es wird kaum einen Finanzminiſter der Länder geben, der ſo fahrläſſig mit den Branntwein⸗ ſteuern umgegangen ſei wie das Reich. Der Reichsfinanzminiſter hat es nicht für notwen⸗ dig gehalten, auf die Reden von Vertretern dreier großer deutſcher Länder zu antworten. So könne man auf die Dauer ein großes Volk nicht regieren. Abg. v. Graefe(Völk.) war der Anſicht, daß das, was die Länder in ihren letzten Vor⸗ ſchlägen anbieten, durchaus geſund und an— nehmbar ſei. Das Kompromiß, wie es jetzt vorliegt, müßten die Völkiſchen ablehnen und ſie würden darüber namentliche Abſtimmung beantragen. N 7 5 In der Einzelberatung begründete Abg. Silberſchmidt(Soz.) die ſozialdemokra— tiſchen Anträge zur Mietzinsſteuer. Ein neuer Antrag der Regierungsparteien will in der Beſtimmung das Wort ‚mindeſtens' ſtreichen. Abg. Dr. Külz(Dem.) vezeichnete die Hauszinsſteuer als eine Notſteuer, die jetzt noch nicht entbehrlich ſei, aber den Anforde— rungen einer gerechten Steuer nicht genüge. Zu§ 27a der Vorlage zum Finanzaus⸗ gleich heißt es: Die Reichsregierung ſetzt mit Zuſtimmung des Reichsrates die Mindeſt⸗ höhe der geſetzlichen Miete im Reich einheitlich feſt. Am 1. April 1926 muß die Miete min⸗ deſtens 100 Prozent der Friedensmiete erreicht haben. 0 en e Abg. Tremmel(Zentrum) begründete hierzu den Aenderungsantrag, der das Wort zmindeſtens“ ſtreichen und den beſonderen Verhältniſſen kinderreicher Familien Rechnung tragen will.. 1 ö Abg. Seiffert(Völt.) lehnte die Haus⸗ zinsſteuer ab. 5 f In der Abſtimmung wurde zum Finanz⸗ ausgleich der Antrag der Regierungs parteien angenommen, der den Ländern aus den Auf⸗ kommen an Einkommen-, Körperſchafts⸗ und Umſatzſteuern 2,1 Milliarden Reichsmark ae rantiert. 1 8 Zur Hauszinsſteuer wurde ein Antrag! Tremmel(3.) angenommen, während die übrigen 47 Abänderungsanträge abgelehnt wurden. Die Vorlage fand ſchließlich in der! Ausſchußfaſſung ihre Annahme. Kurz nach 9 Uhr vertagte ſich das Haus auf Donnerstag nachmittag 3 Uhr. Interpellation und Anträge 888 der aus Polen ausgewieſenen Optan⸗ en. 8 Berufene Wortführer. In welch ſtandalöſer Weiſe die Vorgänge in Sehneidemühl zur parteipolitiſchen Hetze miß⸗ braucht werden, zeigen folgende Tatſachen: 1 Die„Deutſche Zeitung“ läßt ſich aus Schneide⸗ mühl berichten, daß die Völkiſchen Schneide⸗ mühls die einzige vaterländiſche Organiſation ſind, die die Flüchtlinge offiziell begrüßte und ſich ihrer Sorgen und Wünſche annahm. Leiter; und Inſpirxator der ganzen Aktion gegen Mini⸗ ſter Severing iſt der völkiſche Führer in Schnei⸗ demühl, Herr Wilhelm Köhler. Sein Adlatus iſt der abgebaute Stadtrat a. D. Martin, Das Berliner Tageblatt“ teilt nun über dieſe beiden Wortführer der Völkiſchen folgendes mit: „Sehr bedenklich aber ſcheint es uns, daß; gerade Herr Wilhelm Köhler ſich der Op⸗ tanten annehmen will. Denn dieſer Herr, der jetzt in Schneidemühl als Apoſtel ſittlicher er neuerung und Reinigung auftreten will, kommt geradewegs aus dem Gefängnis. Er hat ſoeben eine Gefängnisſtrafe von ſechs Wochen wegen Vergehens gegen den§ 175 des Strafge⸗ ſetzbuches verbüßt. Seine Verhaftung war eis nerzeit in der Wohnung ſeines Freundes, des Stadtrates a. D. Martin, erfolgt. Trotzdem empfinden dieſe beiden Herren das Bedürfnis entſcheidend in die preußiſche und deutſche Poli⸗ tik einzugreifen. So hatten ſie dann am Freitag Abend eine Verſammlung in der Stadt Schmsi⸗ demühl einberufen, zu der ſie die Inſaſſen des Optantenlagers Schneidemühl eingeladen haben Dieſe Verſammlung war ein völliger Fehl⸗ ſchlag. Der Einladung folgten etwa zwanzig Perſonen. Um ihrer politiſchen Aktion ein beſ⸗ ſeres Relief zu geben, haben die Veranſtalter, Köhler und Martin, die Zahl der Optanten kuür⸗ zerhand mit 25 multipliziert und im Namen die⸗ ſer„Fünfhundert“ ihre Telegramme in die Welt geſandt. Außer Ludendorff, dem„Schirmherrn der völtiſchen Verbände“. wurde auch Reichspräs ſident v. Hindenburg und die Reichsregierung mit ſolchen Kundgebungen bedacht. Martin und Köhler— die Führer der Völkiſchen, die einzi⸗ gen, die ſich„der Optanten. ihrer Sorgen und Wünſche“ annehmen. Treffend überſchreibt die „Deutſche Zeitung“ ihren Bericht über dieſen kandal:„Die Schande von Schneidemühl“. ſehen die„Einzi aus, die ſich in riebenen annehmen. 1 Severing berichtet dem Reichspräſidenten über Schneidemühl. Berlin, 6. Aug. Wie wir erfahren, empfing tern Reichspräſident v. Hindenburg den preußiſchen Innenminiſter Severing, der ihm Über ſeinen Beſuch im Schneidemühler La⸗ ger und über die von der preußiſchen Regierung, für die Unterbringung der Optanten getroffenen Maßnahmen Bericht erſtattete. N Berlin, 6. Aug. Zur Klärung der Schuld⸗ frage zan dem Schneidemühler Flüchtlingselend ſind die Führer der beteiligten Reichsreſſorts und des preußiſchen Innenminiſteriums zuſammenge— kommen, um den Tatbeſtand einwandfrei feſtzu⸗ ſtellen, Das Ergebnis dieſer Unterſuchung wird demnächſt veröffentlicht werden. Der Maroklo⸗Krieg. Die Bedingungen für Abdel Krim. 0 Paris, 5. Auguſt. Die von Spanien und Frankreich feſtgelegeen Frie dens bedin⸗ gungen für Abdel Krim werden heute in einem aus Tetuan datierten Telegramm ver- öffentlicht und ſollen, wie in dieſer Nachricht nochmals hervorgehoben wird, Abdel Krim bereits mitgeteilt worden ſein. Sie ſind die folgenden: 8 1. Abdel Krim erkennt die religiöſe Ober⸗ hoheit des Sultans von Marokko, Mulay Juſ⸗ ſuf oder ſeines rechtmäßigen Nachfolgers an. 2. Frankreich und Spanien erkennen die Verwaltungsautonomie des Rifgebietes an. 3. Die Mächte geſtatten i i eine genügende Polizeitruppe zu unterhalten, um die Ruhe ſicherzuſtellen. Frankreich wir e e Cadres für dieſe Organiſation 3. n. K 4. Die vergrößerten Zonen von Ceuta u. Melilla werden Spanien als Eigentum duer⸗ kanntz 7 5 —— 8 a!) die Zone von Ceuta hat folgende Gren⸗ zen: nördlich die Meerenge von Gibraltar, ſweſtlich die Zone von Tanger, ſüdlich den Weg von Tanger nach Tetuan, öſtlich das Mittel⸗ meer von Ued Martin bis Ceuta; bh) die Zone von Melilla wird folgende Grenzen haben: im Weſten von Ued Kert, öſt⸗ lich dem ſüdlichen Fluß des Mar⸗Chica, ſüdlich eine Linie, die die Gruben einſchließt, die jetzt ausgebeutet werden. Dieſe Gruben bleiben auf ſpaniſchem Gebiet. i 5. Die Grenzen des autonomen Rifgebiets ſind die folgenden: weſtlich eine Linie, die vom Oſten der Eiſenbahnlinie von Tanger nach Fez führt in einer Minimalentfernung von 20 Kilometer; im Süden werden die Grenzen durch den Uergha und den Lukos be⸗ ſtimmt. Dieſe beiden Flüſſe werden durch eine ſheoretiſch noch feſtzuſetzende Linie miteinan⸗ der verbunden. 6. Die Küſtenzone zwiſchen dem At⸗ lantiſchen Ozean und der Linie die 20 Km. öſtlich der Eiſenbahn von Tanger nach Fez u. dem Lukos führt bis zum Süden, wird die Zone von Tanger eingegliedert und ſoll zur Hälfte zu der Zone von Tanger, der die Nord⸗ partie zugeteilt werden ſoll, und der franzöſi⸗ ſchen Zone, die den ſüdlichen Teil erhält, auf— geteilt werden. 05 Dieſe Neuordnung wird unter die Kon⸗ trolle des Völkerbundes geſtellt. 5 Später wurde gemeldet, daß man die Antwort Abdel Krims bis zum 15. Auguſt er— wartet. London, 6. Auguſt. Der diplomatiſche Be⸗ richterſtatter des„Daily Telegraph“ erklärt, daß die in der franzöſiſchen Preſſe bekannt gegebenen Friedensbedingungen für Marokko ſo weittragender Art ſeien, daß ſie ohne Zu⸗ ſtimmung einer Anzahl Länder, vor allem Englands, Amerikas und Italiens, gar nicht zur Durchführung gelangen könnten, daß ſie alſo nicht von Frankreich und Spanien allein, ſondern nur auf einer internationalen Konfe— renz beſchloſſen werden könnten. 2 Regere Tätigkeit Abdel Krims. Paris, 6. Auguſt. Der„Temps meldet aus Tanger, daß im Laufe der Konferenz, die in Algier ſtattfand, die Scha i ch s der Stämme der Dſcheballas und Andjeras, ſowie der Bou⸗ lana beſchloſſen haben, die Souveränität A b⸗ del Krims anzuerkennen und den Kampf ſofort nach ihrer Rückkehr zu ihren Stämmen wieder aufzunehmen. Nach einer Havasmeldung aus Marokko verſtärkt ſich der feindliche Druck an der Front von Melilla.—„Jourlan“ meldet, daß die Abdel Krim zur Bekanntgabe ſeiner Antwort zugebilligte Friſt wahrſcheinlich nicht den 15. Auguſt überſchreiten werde. Der Korreſpondent des„Matin“ in Fez berichtet, Abdel Krim verfüge über vollkom⸗ men friſche Truppen aus Tſchechau und habe ſich bei Dſchebal Amergu eine äußerſt ſtarke Stellung geſchaffen, die ein richtiges Adlerneſt ſei und von Feſtungsanlagen aus dem 16. Jahrhundert umgeben ſei. Es würden die franzöſiſche Artillerie und die franzöſiſchen Tanks gegen dieſe Stellung eingeſetzt werden, das deutſch⸗ſpaniſche Handelsabkommen ſind ins Stocken geraten. Nach der Kündigung hatten beide Parteien verſucht, ſich durch Vorſ e zu nähern. Dann hatte man telegraphiſch Berlin um Entſcheid gebeten. Die Antwort iſt jetzt ein⸗ getroffen und den Spaniern vorgelegt und von dieſen als nicht annehmbar bezeichnet worden. Berlin iſt von der deutſchen Delegation davon un⸗ terrichtet worden, daß Spanien grundſätzlich kei⸗ nem Staat, auch England nicht, die Meiſtbegün⸗ ſtigung bewilligt. Gibt Deutſchland in dieſer theoretiſchen Frage nicht nach, ſo bricht am 16. Oktober der Handelskrieg aus. Inzwiſchen ſind die Verhandlungen abgebrochen. Die deutſche Delegation verläßt am heutigen Don⸗ nerstag Madrid. ease — Der Befreiungstag der Republik Bolivien. Die Republik Bolivien feiert am 6. Aug. die 100. Wiederkehr des Tages ihrer Befreiung. Der deutſche Geſandte in Bolivien, v. Stengl iſt 155 dieſen Tag zum außerordentlichen Bot⸗ ſchafter in beſonderer Miſſion ernannt worden, um das deutſche Reich auf der amtlichen Feier der Republik zu vertreten. Englands Steuerpolitik. Halbamtlich wird bekannt gegeben, daß Cch urchill die Abſicht habe, um die Unkoſten für die Kohlen⸗ ſubſidien aufzubringen, eine Steuer von ein Penny zu der bisherigen Bierſteuer hinzuzuer⸗ heben. Dieſe Steuer würde nach der veröffent⸗ lichten Schätzungen ungefähr 20 Millionen Pfund Sterling bringen, oder, wenn man einen Rückgang des Konſums in Betracht zieht, ein wenig darunter. Es wird erklärt, daß eine Steigerung der direkten Steuer zur Tragung der entſtehenden Unkoſten nicht möglich ſei, daß vielmehr auf indirekte Steuern zurückgegriffen werden müſſe.— Das Weiß buch, das ſich mit den Einzelheiten der Subſidien, die die Regierung der Kohleninduſtrie zu gewähren verſprochen hat, beſchäftigen wird, dürfte recht— zeitig zu der Donnerstagdebatte im Unter— haus veröffentlicht werden. — Die japaniſchen Marineausgaben. Nach trage von 270 Millionen Ven ge er 221 Millionen für 1925 vor. Notlage im rheiniſchen Induſtriegebiet Eine Denkſchrift. Die Induſtrie- und Handelskammer und die Großinduſtriellenverbände des rheiniſch-weſtfäli— ſchen Induſtriebezirks von Aachen bis Mün- ſter haben in einer dem Reichskanzler und den Reichsbehörden unterbreiteten Denkſchrift, die von der Induſtrie- und Handelskammer Düſ— ſeldorf verfaßt iſt, eine Reihe von Maßnahmen begründet, durch die der ärgſten Notlage der Wirtſchaft einigermaßen Rechnung getragen wer— den könnte. Die Denkſchrift richtet nach Auffüh— rung unanfechtbarer Zahlen und Tatſachen das dringende Erſuchen au die Reichsregierung, ſo— fort, wenn nötig durch Vermittlung der Länder— regierungen, Maßnahmen zu treffen, die geeig— net ſind, ö 1. die Gemeinden zu der unbedingt not⸗ wendigen Sparſamkeit, beſonders bei ihrer Bautätigkeit, anzuhalten. 2. einer Lohnpolitik entgegenzuwirken, die mit der ſchwierigen Wirtſchaftslage nicht im Einklang ſteht. Die Denkſchrift geht in der Begründung auf die man früher für uneinnehmbar gehalten habe. 9 Ein neuer Kalif für Spaniſch-Marzpttlo. Madrid, 5. Aug. Es wird mitgeteilt, das an J. Auguſt der 15jährige Sohn des Kalifen Mulei Nehedi, Mulei el Haſſan, in die Würde tines Kalifen der ſpaniſchen Zone eingeſetzt werden wird. Dieſer Poſten war ſeit dem Tode des letzten Kalifen unbeſetzt geblieben. die ſehr beden ichen Folgen der erßeblichen Er— göhung der Bauarbeiterlöhne ein und weiſt da— rauf hin, daß in Zukunft jede weitere Lohner— Jöhung in der Induſtrie zwangsläufig zu weite— ren Arbeiterentlaſſungen führen werde. Es wird dann dargelegt, wie die Notlage der Induſtrie trotz allen Mahnungen der öffentlichen Körper— ſchaften beſonders die Städte, die Landgemeinden und Kommunalverbände, die zurzeit die größten Auftraggeber im Bauweſen ſeien, nicht ausgiebig Rechnung getragen hätten. Auf dieſem Gebiete ſei allerdins in den letzten Wochen eine Aende— rung eingetreten inſofern, als ein bene Großſtädte dann darauf ternehmungen gelaufenen Ge arbeiten konnten. 15 000 arbeitsloſe Bergarbeiter u Ruhekevie amt Weſtfalen und Lippe, Abt. Bergbau, in Bochum mitteilt, betrug am 15. Juli 1925 die Zahl der arbeitſuchenden Bergarbeiter bei den öffentlichen Arbeitsnachweiſen des rheiniſch⸗ weſtfäliſchen Darunter befanden ſich 6703 Hauptunterſtüt⸗ zungsempfänger, 2976 Ledige und 6143 Ver⸗ heiratete. feſtgeſtellten Zahl iſt eine Erhöhung der Ar⸗ beitsloſigkeit innerhalb der Bergarbeiterſchaſt um 44 Proz. eingetreten, die Zunahme der Entlaſſungen auf die verminderten anderweitigen Unter⸗ bringungsmöglichkeiten zurückzuführen iſt. Zu beacten iſt, daß in der vorher genannten Zahl noch nicht die ab 15. Juli 1925 zur Entlaſſung gekommenen Bergarbeiter enthalten ſind. Zählt man die bis zum 31. Juli 1925 einſchließlich infolge Betriebseinſchränkungen und Betriebs⸗ ſtillegungen von Zechen arbeitslos gewordenen unter Abzug der wahrſcheinlich inzwiſchen an⸗ derweitig wieder in Arbeit gekommenen die 9 der arbeitsloſen Bergarbeiter im Ruhr⸗ bezir 15 000 Mann ſtellen. Verſchlechterung der rheiniſch-weſtfäliſchen Steinkohlenbergbaus iſt mit Sicherheit im Monat Auguſt zu erwarten, da bisher zum 15. Auguſt d. J. Entlaſſungen in einem Ausmaße von rund 13000 Mann an— gekündigt worden ſind. einer Meldung aus Tokio ſieht das japaniſche ö 9 5 H 725 Marineminiſterium für 1926 Ausgaben im Be⸗ Beamtenabban in ehen. duſtrie gerade des beſetz hingewieſe 5 dig 19555 die in des n Juni g chäftsſahr 19% mit Gewin Eſſen, 5. Auguſt. Wie das Landesarbeits⸗ Induſtriegebietes 9119 Mann. Gegenüber der am 15. Juni 1925 was einmal auf und ſodann und Kokereibetrieben hinzu, ſo dürfte ſich Anfang Auguſt ſchätzungsweiſe auf Eine weitere erhebliche Arbeitsmarktlage des C. St. In der kommenden Woche(am Mon— tag) tritt der Sechſerausſchuß des Landtags zu— ſammen, um zu prüfen, an welchen Beamtenſtel— len in Heſſen geſpart werden kann. Es hat ſchon einmal monatelang ein Ausſchuß ſich mit dieſen Fragen befaßt und überzählige Stellen ſind, wo es eben nur ging, abgebaut worden. Aber auf die vielen Anträge hin, die von den beiden Nechtsparteien, den Deutſchnationalen und dem Bauernbund(letzterer iſt ja eigentlic) nichts an⸗ deres wie ein Glied der deutſchnationalen Frak— tion) tritt nochmals dieſer Ausſchuß zuſammen. Die Preſſe des Bauernbundes ſowohl wie die der deutſchnationalen Partei ſtößt ja ſchon ſeit langer Zeit in das Horn: Es ſind in Heſſen mehr Beamte wie 1914 unter dem Großherzog. Das wird den Leſern dann Tag für Tag vorge— kaut. Man bringt die vollſtändigen Reden der Bauerndbundabgeordneten, aber man ſagt den Leſern nicht, daß die Redner der beiden Fraktio— nen noch immer widerlegt worden 1095 An die⸗ ſer Methode wird die Preſſe der beiden Rechts⸗ parteien wohl auch in Zukunft feſthalten. Wo es nur eben angeht, iſt die Zentrums⸗ fraktion für einen vernünftigen Abbau eingetre— ten. Aber einen ſchematiſchen. wie er von den Rechtsparteien verlangt wird, kann das Zentrum im Intereſſe des Staates nicht ſtattgeben. Man ſollte es nicht für möglich halten, daß vernünf⸗ tige Menſchen Anträge ſtellen, die einfach einen 50rrozentigen Abbau verlangen. das iſt ein Unding. Wir bezweifela ſehr ſtark, daß dieſe Anträge nicht vorliegen würden, wenn die Deutſchnationalen in der Regierung ſäßen. Da das aber nicht der Fall iſt, riuß man vor dem Lande immer und immer wieder den Vergleich ziehen: 1914 waren es ſoviel Beamte und 1925 ſind es ſoviel mehr. Weiterhin ſchmettert man in die Lande hinaus, die Koalitionsparteien altig. Erſtens hat der Staat he Politiſche Umſchau — Abbruch der deutſch⸗ſpaniſchen Handelsver⸗ krags ver Die Verhandlungen über eee ee eee 1 im Weſten, an der Spitze Düſſeldorf und Eſſen, den Weg größter Sparſamkeit zumal in der Zu— rückſtellung der dringend nötigen größeren Bau— ten beſchritten hätten. die ins Ungeheure gewachſene e wollten ihre Leute unterbringen. Wie das beim Zentrum der Fall iſt, dem man auch dieſen Vor⸗ wurf gemacht hat, haben wir in dem Artikel der Unverändert bleibe aber] vergangenen Woche bewieſen. Wir hätten ange— te ganz ander Aufgaben wie 1914 und zweitens erfordern Der heſſiſche Staat kann aber auch gut jeden Vergleich beſtehen, ſelbſt mit Inſtituten, die von den Rechtsparteien beherrſcht werden. Wir wer⸗ den das an folgendem beweiſen. 5 Es handelt ſich um die Landwirtſchaftskammer, deren Leitung faſt ganz im Fahrwaſſer des Bauernbundes(Ableger der Deutſchnationalen Partei) iſt. Wir wollen vorausſchicken, daß wir nicht Gegner, ſondern Freunde der Berufskam⸗ mern ſind. Wogegen wir uns wenden iſt dies: dieſe Berufskammern find wirtſchaftliche und nicht politiſche Inſtitutionen, zu denen ſie vom Bauernbund, wie die Reden der verſchiedenſten Abgeordneten bewieſen haben, gemacht worden ſind. Aber darüber wollen wir uns ein andermal unterhalten. Heute wollen wir nur dasſelbe machen wie die Rechtsparteien, nämlich Ver⸗ gleiche anſtellen zwiſchen 1914 und 1925. Das allein gibt ſchon intereſſante Bilder. Der Voranſchlag der Landwirtſchaftskammer betrug 1914 793 223 Mark. Heute 1925 betrögt er 1239 809 Mark. Das iſt eine Steigerung von 57 Prozent, wohingegen bei der„Luder- und Mißwirtſchaft“ der Koalitionsparteien der Staats- voranſchlag nur eine Steigerung von 46 Prozent erfahren hat. Noch ſchlimmer liegt es bei der Umlage. Die Staatsſteuern ſind ſeit 1914 um 68 Prozent in Heſſen geſtiegen. Bei der Landwirt⸗ ſchaftskammer, in der doch die ſparſamen Bau⸗ ernbündler ſitzen, iſt die Umlage um 120 Prozent geſtiegen. Die Koalitionsparteien können alſo einen Vergleich ruhig aushalten. Aber anch einen Vergleich mit den„vielen Be⸗ amten“, der„teuren Verwaltung“ kann der Staat aushalten. 1914 hatte man in der Land⸗ wirtſchaftskammer acht akademiſche Beamte, da⸗ von war einer in Gruppe 12: die übrigen 7 in Gruppe 10 und 11. Im Jahre 1055 hat man 9 akademiſche Beamte, davon einen in Gruppe B. 1, 5 in 67 und 3 in 11. 1914 waren 10 mitt⸗ lere Beamte vorhanden, die alle in den Gruppen 5 und 6 beſoldet wurden. Im Jahre 1925 hat man deren 21; davon 3 in Gruppe 10, 6 in Gr. 9. 6 in Gr. 8 und 6 in Gr. 7. Hierbei muß man bedenken, daß auch die öffentlichen Körperſchaſ⸗ ten an die ſogenannte Sachſtellung bei der Ein⸗ gruppierung der Beamten gebunden ſind. Aber das ſtört die ſparſamen Herren vom Bauernbund gar nicht. Sie gehen ruhig bedeutend weiter wie Reich, Gemeinden und Staat. Da iſt es wirklich erfreulich, daß der Landtag einen An⸗ trag angenommen hat, der vom Abg. Blank(.) herſtammt, daß die Landwirtſchaftskammer dem Landtag Rechnung zu legen hat. Auch die Be⸗ förderungen ſind bei dieſem unter Leitung des Bauernbundes ſtehenden Inſtitut großartig. Man hat dort ſogar Abteilungsvorſteher gemacht, di⸗ keine Abteilung haben. Es iſt wohl ſehr zu bhe⸗ zweifeln, daß etwas derartiges noch ſonſtwo in Deutſchland zu verzeichnen iſt. Das eine geht aber aus den angeführten Zaß⸗ len deutlich hervor, daß der heſſiſche Staat,'n deſſen Leitung die Koalition von Zentrum, De⸗ mokraten und Sozialdemokraten ſitzt, ruhig einen Vergleich mit der Landwirtſchaftskammer, in der die Leiter faſt durchweg Bauernbündler ſind, ſtandhalten. Auch wir wünſchen Erſparniſſe beim Staat, aber nur da, wo es möglich iſt. Es iſt ſehr leicht, Agitationsanträge zu ſtellen und damit Beifall bei den Landwirten zu finden. Der verantwortliche Politiker muß aber auch dem Staat geben, was er zu ſeiner Exiſtenz notwen⸗ dig hat, ſonſt läuft er Gefahr, daß die Politik als unverantwortlich bezeichnet werden muß. Auch hier ſprechen wir die Erwartung aus, daß die Bauernbundpreſſe dieſe Zahlen ihren Leſern vorſetzt, denn dieſe haben doch auch ein großes Steuerbelaſtung der nommen, daß dieſe Zahlen auch den Leſern der F 8 F777 ͤ VVV ĩ ami lertet den Tod kennen. Von Helene Pagés. Ju Helene Pages' anni-Büchern ſtreiten Kindereinfalt und Lebensernſt um den Beſitz des Leſers. Wohl kein Mädchen wird es geben, das dieſe innig und tief bewegen— en Erzählungen nicht mit in die reifenden Jahre hinein— mimmt. Das folgende Kapitel ſtammt aus„Großmutters Ingendland“ Herder, Freiburg i. Br.; geb. G.⸗M. 2.70). Im nächſten Frühling ſaß Klein-Nanni als Schulmädchen uf der Schulbank. Sie war gleich zu dem zweiten Jahrgang ekommen, und das machte ſie ordentlich ſtolz. Aber die Freude an der Schule wurde dem Kinde ſehr ge— ämpft, weil Vaters Hals wieder viel ſchlimmer geworden war. Er ſprach nur wenig und immer ganz leiſe. Er konnte nicht nehr erzählen und nicht mehr ſingen. Doch er griff faſt an edem Tag einmal nach der Geige und ſpielte und winkte und tickte ſeinen Kindern zu, ſie ſollten munier und friſch heraus— ingen, und dann miſchte ſich auch Klein-Nannis Stimme unter ill die andern. und wenn Lehrer Dörr in die Kinderaugen hineinſah, dann aßte er den Geigenbogen feſter. Es war, als ſchöpfe er aus hnen Kraft, weiterzuwirken und auf ſeinem Poſten auszu⸗ halten. Aber dann, eines Morgens ſtand Klein-Nanni ganz allein ind weinte leiſe, leiſe in ſich hinein. Der Vater hatte wieder weggehen müſſen nach Bad Ems. Beim Abſchied war bei dem Mägdlein keine Träne gefloſſen, ſie ſah nur immerfort ſtill auf den Vater. Der Vater zog ſie nah an ſich heran und flüſterte:„Mach der Mutter Freude!“ Die Mutter war mit dem Vater gegangen. Sie kam erſt am Abend zurück. Lenchen, Nanni und Johann ſollten ſo lange bei Wolfs bleiben und mit Wolfs Kindern ſpielen. Klein⸗Nanni aber war nicht aufgelegt zum Spielen. Sie chlich allein in den Garten und ſuchte Troſt bei Vaters äumen. Die Bäume blühten. Wie Röslein lachten die Pfirſichblüten, die Aprikoſenblüten ſaßen noch teilweiſe in den braunroten Schuppenſteckbettchen, und die Kirſchzweige ſahen aus wie Ranken von einem ſchönen Brautkranz: ſchneeweiß mit hell⸗ grünen Blättlein, zart und duftig. Aber das Kind hatte einen Kränenſchleier vor den Augen und ſah gar nicht, wie ſchön das alles war. 4 Habe ſie fröhlich in die Hände und rief.„Wenn der Adiederkommt, ſind die Aprikoſen reif, das hat er geſagt.“ Das die Blüten müßten verwehen und vergehen, damit Früchte Intereſſe daran, zu erfahren, wie eine Erſparnfs im Staate ausſehen würde. wenn die Bauern Nun kam Lenchen geſprungen. Sie hatte die kleine Schweſter geſucht und war froh, als ſie gefunden war. Vor den Bäumen i Vat Vater tröſtete auch Nanni. Lehrer Dörr war noch keine acht Tage in Ems, da ſchlug das Wetter um. Der Wind wehte rauh. Die Blüten wurden arg zerzauſt, und bald waren alle Blättlein abgezupft und auf die Erde geworfen, und Nanni konnte ſie nicht einmal ſammeln, denn der Regen klatſchte gleich darauf und machte ſie ſchmutzig und nahm ſie mit fort. Klein⸗Nanni trauerte ihnen nach, aber die Mutter ſagte ihr, brauchten ihn ja wachſen könnten. Und als es aufhörte zu regnen, bog ſie ein Kirſchzweiglein herab und zeigte dem Kind den Anſatz zur Frucht, der an ſchwankem Stiel wie eine winzig grüne Perle ſaß und ſich vom Winde ſchaukeln und wiegen ließ. Die Mutter ſtand noch im Garten, da kam die Magd aus dem Pfarrhaus und berichtete, der Pfarrer habe ſich bei dem Witterungsumſchlag erkältet und ſei plötzlich ſchwer krank ge⸗ worden. Das Fieber wäre hoch, und der Schmied Michel hole den Arzt aus Stahlhofen herbei. Das war ſchlimme Kunde, und das ſorgenbeladene Herz der Lehrersfrau erzitterte. Schon am Abend war der Pfarrer bewußtlos, und nach drei Tagen ſchloß er die Augen für immer. Als er aufgebahrt war, nahm die Mutter Lenchen und Nanni bei der Hand und ging mit ihnen zum toten Freund des Vaters, den er ſo ſehr geliebt hatte. Sie knieten zu ſeinen Füßen, und die Mutter ſprach ein Gebet und hieß die Kinder ihr nachſprechen:„Das ewige Licht leuchte ihm. Herr, laß ihn ruhen im Frieden.“ Die Mutter ſtand auf und ſah dem Toten ins Geſicht. Leuchen bedeckte ſich das Geſicht mit den Händen und wendete ſich ab, ſie fürchtete ſich. Nanni ſah die Mutter fragend an, ob ſie ſich wohl auf den Schemel ſtellen dürfe, um beſſer zu ſehen. Die Mutter nickte. Und das Kind blickte mit ernſten Augen in die ihm ſonſt ſo vertrauten Züge, die nun ſo viel Fremdes hatten. Wie ruhig war da alles, kein Hauch bewegte die Lippen, kein Lächeln umſpielte ſie. Der Mund war ein wenig geöffnet, aber nicht, als ob er ſprechen wolle, ſondern wie ein kleines Tor, aus dem das Leben entflohen und in das nun eine große unendliche Stille eingegangen iſt. Die Lider lagen über den Augen: Alleluja! dann war es gut, Tod. ſchloſſen ſie nicht gauz, ein Spalt war da, aber der Birk ſay Klein-Nanni nicht an und kein Ding. Er war weit und leer, aus dieſer Welt hinausgerichtet in eine andere, ferne, die ſich ihm beim letzten Atemzug aufgetan hatte. In den wachsbleichen Händen ſtand der Goldkelch. So oft hatten ſie ihn beim Hoc est enim corpus meum zum Himmel gehoben, jetzt vermochten ſie ihn nicht mehr zu halten. Sie auch nicht an den Waſſern der ewigen Quellen, wo ſie nun ſchöpfen durften. Das Meßgewand aus weißer Seide und ſchweren Gold⸗ borten umfloß den Toten. Es war mit Engelsköpflein beſtickt, die ſangen und mit goldnen Flügeln ſchwebten. Klein⸗Nanni hatte von allen Meßgewändern dieſes am aller⸗ liebſten. Sie wußte noch genau, daß es bei der feierlichen Oſtermeſſe gebraucht worden war. Die Flammen der hohen Kerzen rings um die Bahre zuckten auf und ab, ihr Widerſchein ſpielte in den Falten der ſchweren Seide, und da war es, als bewegten ſich die Engelein und umflögen den Toten und ſängen ihm ein frohes Alleluja, Klein⸗Nanni graute es gar nicht. Sie ſah nur groß und fragend f das Fremde vor konnte, flüſterte ſie zur Mutter hingeneigt:„Mutter, wo iſt das, was ihn lebendig gemacht hat?“ „Bei Gott, mein Kind.“ f Da ſtieg das Kind vom Schemel, faßte wieder der Mutter Hand, und ſie gingen ſtill heim; die Mutter mit müden Schritten, Lenchen ſorglos, Klein⸗Nanni mit 11 0 Zuverſicht: Wenn das beim lieben Gott ſein durfte, was lebendig macht, ſich, und da ſie es nicht faſſen dann brauchte ſich keins zu fürchten vor dem Aber der Tod kam dem kleinen Mädchen noch viel näher. Er nahm ihm den heißgeliebten Vater. 72 Am gleichen Tag, da der Mutter eiligſt nach Ems gerufen worden. Sie kam zum letzten Stündlein ihres Mannes. Seine Krankheit hatte ſich plötzlich verſchlimmert. Er fand kaum noch Kra Troſtes und der Hoffnung. Dem Freund ließ er den letzten Gruß beſtellen. In einem Briefe empfahl er ihm ſeine Familie und ahnte nicht, daß er ihm ſchon vorangegangen war in das Land, wo keine 5 und Sorge mehr iſt. a a Und die Lehrers g 55 ö Troſt, den er im Glauben fand, der Freund werde künftig den Seinen Helfer und Berater ſeir 3. farrer beerdigt wurde, war die zu einem Wort des t au hielt ſeine Hand und 5 den d B ewigen Anfragen der Deutſchnationalen nach Statiſtiken uſw. einen Beamtenapparat für ſich. 5 einem Radfahrer angehalten, i und in den Straßengraben geworfen. 8 5 hinzukommender Radfahrer verſcheuchte den Täter s b ü Richtung nach Framersheim weiter und entkam nergeſelle in Haft genommen, bächtig iſt. die Tat begangen zu haben. Der hielt die Richtung auf einen kleinen Dam⸗ bpirbelnden Knäuel von Menſchen und beweg— Das Miniſterium für die beſetzten Gebiete. Aus dem Reichstag wird uns geſchrieben: Fortgeſetzt erſcheinen ſeit einiger Zeit in den Preſſe Nachrichten von der Wiederſtellung eines eigenen Miniſters für die beſetzten Gebiete, und zwar wird neuerdings der Zentrumsabgeordnete Geheimrat v. Guerard als ausſichtsvollſten Miniſterkandidat 1“: dieſes Miniſterium genannt Wir können dazu ſolgendes feſtſtellen: Richtig iſt, daß im Reichshaushaltsplan die Stelle eines Miniſters für d' beſetzten Gebiete wieder ge⸗ ſchaffen orden iſt. Das iſt vorwiegend auf Ver anlaſſung anderer Parteien als der Zentrums, partei geſchehen. Lie Zentrumspartei legt ſicher lich den allergrößten Wert auf die Wahrneh⸗ mung der Intereſſen der Bevölkerung der beſetz ten Gebiete und tut alles, um eine enge Verbin dung zwiſchen dieſen Gebieten und den Reichs, ſtellen zu ſchaffen. Es liegt nahe, daß für das Amt eines Miniſters für die beſetzten Gebiete in erſter Linie an»inen Abgeordneten der Zen— trumspartei gedacht wird als derjenigen Partei die in dieſen Gebieten die ſtärkſte Anhängerſchaſ beſitzt. Es ſind zeitweiſe zwei Perſönlichkeiter für das Amt eines Miniſters für die beſetzten Gebiete genannt worden, und zwar Prälat Dr Kaas, der aber erklärte, daß ee einer Beruſung auf dieſen Poſten nicht ſtattgeben könne, und ſo— dang Herr von Guerard. Herr von Guerard iſt als geborener Rheinländer und als ſeit langen Jahren im Rheinland tätiger höherer Beamter ſehr eng mit den Wünſchen und Intereſſen des Rheinlandes verknüpft. Ein Beſchluß der berufenen Inſtanzen der Zentrumspartei zu dieſer Frage iſt aber im ge⸗ genwärtigen Augenblick noch nicht gefaßt. Daß bei der Natur der Dinge der Vorſtand der Frak— tion ſich mit dieſen Fragen eingehend beſchäftigt, iſt klar. Indeſſen iſt eine Stellungnahme noch nicht erfolgt. Es ſind Fründe, die das Zentrum zu einer Zurückhal— tung in dieſer Frage nötigen. Die Stellung eines dritten Miniſters im Kabinett würde eine Akrtcre politiſche und parlamentariſche Bindung on die Regierung Luther bedingen, als wie ſie urſprünglich vorgeſehen war. Ob der Zeitpunkt für eine derartige engere Gemeinſchaft im jetzi⸗ gen Augenblick gegeben iſt. wird verſchieden, in der Haurtſache aber verneinend beurteilt. Jeden⸗ fells ſind alle dieſ: Dinge noch vollſtündig im Fluß, und man wird gut tun, auch dieſen Nack⸗ richten der gegneriſchen Preſſe gegenüber mit äußerſter Zurückhaltang zu begegnen, da in ihnen »vielſach die Tenden; obwaltet, das Zentrum in einer Richtung ſeſtzulegen, von der ſich gewiſſe Tendenzen auf der Gegenſeite beſtimmten partei⸗ politiſchen Nutzen verſprechen. Aus Nah und Fern. Fp. Framersheim, 5. Aug. Am Nachmittag zwiſchen 6 und 7 Uhr wurde die 19jährige Si⸗ bhlla Rupp von Framersheim auf der Chauſſee von Gau⸗ Heppenheim nach Framersheim von am Halſe gewürgt Ein ge⸗ und befreite das Mädchen. Der Täter fuhr ſogleich auf einem Damenrad in der unerkannt. In Oſthofen wurde ein dortiger Wag⸗ der dringend ver— Fp. Lampertheim, 5. Aug. Ein umfangreiches [Schadenfeuer entſtand in dem Anweſen des — ek Fann ahne Augen Detektivroman von Hanns F. F oſch. Copyright 1922 by Robert Lutz. Stuttgart, Hölderlinſtraße 32a. (27. Fortſetzung.) Solange der Weg durch die Stille der menfchenleeren oberen Straßen führte, hatte die Droſchke, die Cordes und Haslau vom Jaſchtklub zum Hafen beförderte, die hierzu⸗ lande jagende Geſchwindigteit gehabt. Aber ſeit ſie aus der ſiebenten Slobodskaja auf den Verladeplatz gebogen war, kam ſie kaum noch von der Stelle. Cordes hielt es ſchließlich nicht mehr aus „Marten Sie, bis ich zurückkomme mit dem Wagen!“ rief er Haslau im Ausſteigen zu, und ſchon drängte ſich ſeine breite ſehnige Geſtalt, ſo ſchnell es gehen wollte, zwiſchen Menſchen, Tieren und Fahrzeugen hindurch. Haslau ſtellte ſich im Wagen auf und mußte bald ſein Dienſtglas zu Hilfe nehmen, wollte er nicht im Gewühle den verſchwinden⸗ den Tropenanzug aus den Augen verlieren. drin. pfer, der gerade hinter dem„General“ liegend, wie deſſen ſtark verkleinerte aber völlig miß⸗ glückte Nachbildung wirkte. Haslau kannte ihn. Es war die„Kolokol“. Ein Herr in der leichterkennbaren Unt⸗ form des entlaſſenen ruſſiſchen Seeoffiziers ſtand am Fuße der Falltreppe. blickte in die tem Gerät umd ſchien„nſchlüſſia, oh er ſich an DVord zurückbegeben oder dem Stadlinnern einen Beſuch machen ſolle. Das war gewiß der„ſehr ſchneidige Offi⸗ zier der alten Zarenmarine“, von dem Cordes in der Odeſſaer Hafenüberwachungsſtelle ge⸗ hört hate, er woſſe die„Kolokol“ bis Sebaſto⸗ vorwiegend politiſche ten. Entweder die t sol. keit um ſich die ehr ſich eſchränken mußte, die ſtark be⸗ Mohten angrenzenden Gebäude zu ſichern. Die Scheune brannte mit allen Erntevorräten voll⸗ tändig nieder. Bei den Löſcharbeiten machte ich Waſſermangel und das Fehlen eigner Waſſer⸗ leitung unangenehm bemerkbar. Die Entſteh⸗ ängsurſache des Feuers iſt unbekannt. ö Groſt⸗Gerau, 5. Aug. Nachſtehender Fall, de das„Groß⸗Gerauer Tagbl.“ mitteilt, dürfte zur Vorſicht mahnen. Die Bären, welche vor einigen Tagen durch mehrere Orte unſeres Kreiſes tanz⸗ ten, kamen auch nach dem Bahnhof Mitteldick, Der dort bedienſtete Fahrdienſtleiter ſchenkte dem unverſchämte Bärenbegleiter noch einen Auſſtri wünſchte. Der Spender verbat ſich nun dieſe Zu⸗ dringlichkeit. Der Bärenführer machte darauf einen Bären frei und wollte ihn zum Angriff hetzen. Der Beamte drohte ſofort mit der Schuß⸗ vaffe und machte von einem ſtarken Prügel Ge⸗ brauch. Intereſſant iſt, daß der gefürchtete Bär ich hinter ſeinem Herrn verſchanzte und nicht zum Angriff überging. Viſchheim, 5. Aug. Geſtern morgen brach an dem Turnhallenneubau ein Teil des Baugerüſtes uſammen. Der Bauunternehmer Heinrich Berg⸗ träßer, der Gehilfe Ludwig Löwenhaupt, beide türzten dabei aus einer Höhe von dreieinhalb Meter ab. Bergſträßer erlitt durch den Abſturz ine Gehirnerſchütterung und ſchwere Verletzun⸗ jen am Hinterhaupt, Löwenhaupt eine Verletzung m Geſicht, während der Gehilfe von Gauer nit dem Schrecken davonkam. e Darnſtadt, 5. Aug. Das 15. Fubiläumsbun ſesſchießen des heſſiſchen Schützenbundes fand ſier ſtatt. Durch die Unbill der Witterung mußte as Schioßen in den Saalbau verlegt werden. die Führer einen halben Laib Brot, zu welchem 5 f zon Biſchheim, und ein Gehilfe von Gauersheim f Feind fi 1 ft 0 8 D. 90 gu neh. 0 enn es mit in am 28. Juli geboren. a Da 1 oe mn an an, da i e n eee ß die Mutter den Tod i Weltſpfege⸗ f :: Eine Ausſtellung„Die alte deutſche Reiche poſt“. Die 13. Frankfurter Kunſtmeſſe wird in der Zeit vom 27. September bis 11. Oktober eine Ausſtellung verafſſtalten, die dieſesmal der von ſo viel Romantik umgebenen alten deutſchen Reichspoſt gewidmet ſein ſoll. Mit der Llusſtel⸗ lung wird eine vollkommene Sau ſämtlicher deutſchen Brieſmarken von der Einführung der Marken im Jahre 1849 bis zum Jahre 1870 ver⸗ ö bunden ſein. Das Thurn und Tariſche Zentrak⸗ archiv in Regensburg, das Reichspoſtmuſeum ja ſeelin, das Verkehrsmuſeum und das German. che Muſeum in Nürnberg, des Frankfurter Ar⸗ hiv u. bedeutende Privatſammler haben bereits llre Mitwirkung zugeſagt; ſehr erwünſcht wäre , wenn die Nachkommen der alten Poſthalter⸗ amilien Erbſtücke aus der Zeit der alten deut⸗ chen Reichspoſt der Ausſtellung zur Verfügung ellen würden.. nicht übers Herz. Er Eine verzweifelte f:: Unaufgeklärter Unglücksfall. Bei del Abfahrt des Zuges 7.14 Uhr von Ueberlingen Purde vorgeſtern morgen ein mit Füßen und Körper ntiach außen liegender Mann bemerkt, dem der Kopf nahezu durch die Räder des letz⸗ en Wagens abgeſchnitten worden war. Es zandelt ſich bo dem Verunglückten um den Bundesmeiſterſchaft von Heſſen errang Leh⸗ er Friedrich Obernauſes müt 88 Ringen. Im zundesgruppenſchießen um den Bundesehrenpreis rhielt Obernauſes mit 126 Ringen wieder die Neiſterſchaft. eee eee, Alsbach, 5. Aug. Eine Tat niedriger Geſin⸗ 1 erübt. zrabſteine umgeworfen der israelitiſche Friedhofsvorſtond hat irmittelung der Täter eine Belohnung von 50 Nark ausgeſetzt. i Grünſtadt, 5. Aug. wrde dem verſtorbenen Reichspräſidenten ein hlichtes Denkmal geſetzt mit der Aufſchriſt: friedrich Ebert 19201925. Albersweiler, 5. Auguſt. Auf der Siebel— inger Straße ereignete ſich geſtern nachmit— ag zwiſchen 4 u. 5 Uhr ein Autounglück. der Viehhändler Weid von Pirmaſens fuhr n Begleitung einer Dame von Landau nach birmaſens. Die Dame, die ſelbſt das Auto enfte, verlor die Steuerun gund fuhr in einen dickrübenacker. Das Auto überſchlug ſich, wo⸗ zrch die Achſe brach. Herr Weid u. die Dame itten bedeutende Armverletzungen. und wur— zen in einem Privatauto zracht. Der Chauffeur dagegen, der hinten im ö to ſaß, blieb unverletzt. J Hamborn, 5. Auguſt. drangen in der Nacht zum 1. Auguſt in die ö Bürpräume der Güterabfertigung des Bahn⸗ bhbofes Hamborn 1 ein, ſprengten mit einer Dypnamitpatrone den Geldſchrank und raubten don den dort aufbewahrten 500 Mark. Als der Naub von einem Nacht⸗ vächter entdeckt wur waren die Büroräume deren Boden infolge der Sprengung der aus zer Schranktür herausgeſchleuderten Schamot⸗ efüllung üßerſät war, noch mit Pulverdampf ſefüllt. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. bereits vor 14 Tagen war im gleichen Raum 11 Einbruch verübt worden, wobei über 159 Rark, die loſe in einer Schublade gelegen hat— en, geraubt worden waren. i Niederwalluf(Rhg.), 0. Aug. In einem hie⸗ gen Gaſthauſe wurde unter einem Tiſch, einge⸗ vickelt in eine alte Decke. ein Kind mit folgen⸗ wußten nichts von der öſterreichiſcherſeits feſt⸗ geſtellten Seuchengefahr auf der„Kolokol“ oder es waren bei ihr über der Unzahl von Verladeanordnungen für die Corecovado“ u. den„General“ onderweitig etwa notwendige Vorkehrungen in Verſäumnis geraten. . Jenem Herrn an der Falltreppe nun galt Cordes nicht geringe Eile. Es ſah aus, als ſei er gekommen, um jemand hier abzuholen, und erkenne nun ſchon ſchmerzlich von weitem, wie ſehr er ſich verſpätet habe. und daß keine Haſt ih mmehr nütze, wüßte nicht zufällig jemand Au öfunft zu geben, wo der Abzuholende ſich bereits hingewandt habe. Gott ſei dank begün⸗ ung wurde hier auf dem israelitiſchen Friedhof Unbekannte Rohlinge haben elf größere und teilweiſe demoliert. für die Im hieſicen Stadtpark, nach Landau ver⸗ Eiſenbahnräuber Stationsgeldern Hahre alten okomotivführer Woch ner, det nit dem Zug von Radolfzell ankam und hier tusgeſtiegen iſt. Wie ſich der Unfall zugetragen at, konnte bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt wer⸗ en. 0 — 2 2.. 5 Sechs wichtige Regeln 227*— für die heiße Zei N* 1. Das Zimmer kühl halten! Fleiß ig ben ten! Fußboden feucht halten! Bei Tage Vor— hänge(und Läden) zu! Bei Nacht Fenſter offen! Das Kind muß das kühlſte Plätzchen haben. Ein über das Bett ausgebreiteter leichter Schleier verhütet, daß Fliegen Krankheiten auf das Kind übertragen und daß es Schnalen ſtechen. ö 2. Das Kind kühl halten! Leichte Kleidung und leichtes Beitzeug(auch im Freien)! Nur keine Federbetten! Bei großer Hitze kann das Kind auch nackt liegen. Täglich, wenn irgend möglich, lauwarm baden oder wenigſtens lau— warm ahwaſchen. 0 4 ** ſten! Unter keinen Umſtänden ſtillt werden. 4. Größte Vorſicht in der Ernührung! nicht überfüttern! Gegen den Durſt gebe man nach Bedarf löffelweiſe dünnen lauwarmen Tee (-encheltee). 5. Kuh⸗ oder Ziegenmilch muß beim Bezug ſofort 3—5 Minuten gekocht und gleich wieder gut gelühlt werden. Die Milch muß immer kalt ſtehen!(Kühltopf oder Kühl⸗ kiſte). 6. Jedes mit der Flaſche ernähre Kind muß ärztlich überwacht werden! In den Beratungs- ſtellen für Mutter. und Säuglingsfürſorge er— hält jede Mutter und Pflegemutter unentgelt— lich ärztlichen Rat und Auskunft. Bei der geringſten Geſundheitsſtörung das Kind ſo raſch als möglich zum Arzt. darf jetzt abge- friſch ſein, muß en am Rhein liegt, f e Viernheim, 7. Auguſt⸗ Die Geueral⸗Verſammlung des BVerſchönerungs⸗ u. Verkehrs vereins am 2. Auguſt im Gaſthaus zur Vorſtadt war nicht übermäßig ſtark beſucht, aber trotzdem in ihren Beſchlüſſen von nicht geringer Be⸗ deutung. Von den mancherlei Anträgen und Wünſchen, die in nicht zu knapper Zahl vor⸗ gebracht wurden, ſelen nur folgende heraus⸗ gehoben: Verlängerung der Allee am Staats⸗ bahnhof bis zum Wieſenweg. Einreihige Baumpflanzung am Weg nach dem Sportplatz. Bepflanzung der Rathausſtraße am Fürſten Alexander und der Mannheimerſtraße am Haltepunkt. Aufſtellung von 2 Ruhebänken am Kriegerfriedhof. Wenn ſich dieſe Projekte auch nicht alle von heute auf morgen verwirk⸗ lichen laſſen, ſo ſoll doch wie der Vorſitzende Herr Rektor Ma yr betonte, ſchon möglichſt bald, vielleicht mit Hilfe der Gemeinde ein Anfang gemacht werden. Dazu iſt es aber dringend notwendig, daß nicht nur unſere alten Mitglieder uns die Treue halten, ſon⸗ dern daß noch neue Mitglieder in größerer Zahl gewonnen werden und daß die hieſigen Vereine wieder wie früher einen Beitrag leiſten zur Verſchönerung unſ. Heimatgemeinde, Sport und Spiel. Boxen! Das vorletzten Sonntag abgehaltene 1 jährige Stiftungsfeſt des„Vereins für Sport⸗ und Körper⸗ pflege“ brachte eine neue Sportart nach Viernheim: das Boxen. Die Viernheimer Boxabteilung obigen Vereins ſtand derſelben des Athletenklubs 1886 gegenüber. Zwar ſteckt die hieſige Mannſchaft noch in den Kinderſchuhen, wird aber bei weiterem Traſning noch einen guten Gegner abgeben, zumal gute Kräfte vorhanden ſind. Das ſchlechte Ab⸗ ſchneiden der Viernheimer iſt nur auf den zu ſtarken Gegner, den man ihnen gegenüberſtellte, zurück⸗ zuführen; denn 1886 iſt erſte ſüddeutſche Klaſſe. Nach einigen erklärenden Worten des Ringrichters begannen dle Kämpfe. Im Fliegengewicht trafen Beikert-Viernheim und Harm⸗Mannheim zu⸗ ſammen. Beikert legte ſofort ſtark los, mußte aber ö bebe Aden dem beſſeren Mannheimer nach⸗ ee e Site am be. geben. Alsdann kamen Winkler⸗Viernhelm un 3. Bruſtkinder widerſtehen der Hitze am be⸗ Ulmrich 2., ſüddeutſcher Meiſter in dem Ring. Winkler, der ſchon gute Kämpfe liefert und gute Ja 8 gefürchteten Meiſter nicht aufkommen und gab in der 1. Runde auf. Den nächſten Kampf lieferten ſich Faber⸗Viernheim und Stich, 1886. Der Mannheimer ſetzte nicht ſein ganzes Können ein. Balente zum Bonen zeigt, konnte gegen den überall Infolgedeſſen konnte Faber die drei Runden halten, verlor aber nach Punkten infolge einiger Nieder⸗ gänge. Immerhin eine ſchöne Leiſtung. Im Feder⸗ gewicht traten Schwab ⸗ Viernheim und Ganter, Mannheim an. Schwab wäre Punktſieger geworden, mußte aber wegen Verletzung des Auges aufgeben. Knapp Viernheim konnte gegen Auer⸗Mann⸗ heim nichts ausrichten und gab auch in der 1. Runde den Kampf auf. Und nun laßt euch wegen dieſer Niederlage nicht verblüffen ihr tapferen Boxer. Gegen elnen ſolchen Gegner zu verlieren, iſt immer noch ehrenvoll! hieſigen Hafenbehörden Als zu dem haltenden Wagen zurückſteuerte, witterte Haslau ſchon von wei— tem aus jeder ſeine Bewegungen die höchſte Anſpannung aller Sehnen und Muskeln her— aus. Wie eine Katze, die trotz Krummwegen, Kauerns, und Wegſchleichens ſchließlich doch mit einem Satze über ihrem Opfer liegt, ſo mute“ er an zwiſchen den überall hindauern— den Laſtkraftwagen, Pferden und Gepäckballen. Als ſtraffte ſein Wille, aufgepeitſcht den Fall zu bewältigen jeden Nerv und jede Fiber. Und wie er jetzt in Haslaus engeren Blickkreis trat, da waren auch in ſeine Ant— litze Fältungen und Züge, grauſam wie die eines Raubtieres. ſtigte ihn darin das Glück, denn gefüllig wies der Arm des Offiziers in die Richtung, die kurz zuvor von der Geſuchten eingeſchlagen worden war, und dorthin entfernte ſich Cor⸗ des wieder— zunächſt in unverminderter Eile, dann aber, ſobald er meinte, außer Sehweite b zu ſein, erheblich langſamer wer— Das neue Ziel, dem er ſich zuwandte, war der Droſchkenhalteplatz an der Straßenmün⸗ dung irgend einer Slobodskaja. Ein paar Dutzend ruſſiſcher und mogoliſcher Hafen— arbeiter hockten dort, als vielgliedrige Kette faul in den ſchmalen Schattenſtreif eines lang⸗ gen Getreideſpeichers geſchmiegt und behaglich aus alten Konſervenbüchſen ihren„Borſch“, ein bunt zuſammengekochtes Suppengericht, verzehrend. Während er an denen ein Stück entlang ging, und ſie obenhin flüchtig muſterte, wen von ihnen man wohl am eheſten gebrau⸗ chen könne, holte ſeine Rechte aus der ſeit⸗ lichen Taſche des Tropenrocks eine Fauſt voll ſchmieriger Rubelſcheine hervor, was ſie ſofort alleſamt geſpannt aufblicken ließ. Er fragte, ob eine beſtimmte Dame, die er der Kleidung nach genau beſchrieb, von ihnen beobachtet worden ſei, und nachdem er ihre bereitwilli⸗ gen, mit wichtigen Mienen vorgetragenen Ant⸗ worten darüber beſaß, warf ſeine Hand groß⸗ Die Vergnügungsfahrt iſt zu Ende“, lie⸗ ber Haslau,“ ſagte er und blieb, einen Fuß auf dem Trittbrette, neben dem Wagen ſtehen. „Vielleicht lehrt uns nämlich dieſe ſonnenherr— liche Welt in den nächſten Stunden ſchon, daß ſie auch recht gefährliche Teufelsweſen unter ihrem Dache beheimatet. Daher Vorſicht. Wel— cher Art auch die Rolle geweſen ſein mag, die unſere Verfolgte in der Kie per Tragödie hin⸗ ter ſich hat, beſſer wir nehmen an, daß es eine recht erhebliche war, und Sie beſonders ſeien mir eingedenk. Nicht nur Mörderinnen laſſen ſich nicht faſſen wie ein kleiner gelegentlicher Warenhausdieb, auch Mordhelferinnen nicht, und Anſtifterinnen von Morden ebenſowenig ... Nun hören Sie!“ Er holte aus der Taſche etwas hervor und breitete es auf der Kante des zurückgeklappten Wagenverdecks aus. „Die Dame in dem neuen braunen Reiſe— kleid,“ ſetzte er auseineinander, die ſicher Ihre falſche Frau Metſchnikow iſt, hat die„Kolo⸗ kol“ verlaſſen und iſt in die Stadt gefahren; ihr ganzes Gepäck beſtand aus einem winzi⸗ gen, gleichfalls ganz neuen Handkoffer. Der ruſſiſche Seeoffizier gab mir bereitwilligſt Be⸗ ſcheid. Ich deutete ihm an, ſeiner liebenswülr⸗ digen Reiſegefährtin könne leicht Gefahr dro⸗ hen, wenn ich ſie nicht rechtzeitig erreiche, und das war richtig: Ihm hatten es die ſchönen artig die Papierfetzen unter ſie, bewirkte da⸗ pol benützen. Das Schiff in Nikolaſew zu ver⸗ laſſen, erer ctobar keine Schwer rigkei⸗ mit Gebalge, Stoßen und umgekippte Suppen⸗ töpfe... Und auch hier war er wieder davon. Augen der Frau Metſchnikow an dieſem Som⸗ mermorgen genau ſo angetan wie ſie geſtern n danten in Odeſſa, und in der Nacht vom Frei⸗ tag zum Sonnabend einen gewiſſen Leutnant Haslau bezwungen hatten. Aber mehr noch. Dieſe Dame hat ſich, das wieder beobach- teten die Hafenarbeiter, bei einem Kutſcher erkundigt, ob es hier eine Weterwarte oder ein aſtronomiſches Inſtitut oder dergleichen gäbe, und hat ſich ſchließlich nach der Wetterwarte im Spask fahren laſſen.. hierher alſo...“ Und er zeiget auf einen Punkt des ausge⸗ breiteten Stadtplaunes. 1 „Damit ſcheinct es mir ſicher zu ſein,“ fuhr er fort,„daß die falſche Frau Metſchnikow niemand anders iſt, als Frau Chriſta Thuns, geborene Hermſtädt; denn ich ſagte Ihnen ja geſtern Abend ſchon, daß Thuns beim Kiewer Stabe als„Wetterprofſſeor am Schwarzen Meere“ bekannt iſt. Nunmehr liegt wirklich der Gedanke nahe, daß dieſe Chriſta, deren Namen klingt, als ſei er von Englschören entlehnt, ein aufgeſtiegener Unterweltsdämon iſt, der lieblichſtes FTrauenweſen als Gewan— dung wählte. ſchoß ſie ſelbſt nicht dem Vater die kleine Kugel ins Herz, während ſie ihm ins Auge ſchaute— daß ſie mit Schuldgefühl wegen der Tat an Hermſtädt belaſtet iſt, ſcheint fte allzu wahrſcheinlich. Und darum faſſe ich ie jetzt. „Aber wenn ich ſie packe, Haslau, fuhr. fort, und eine flache Hand lag ſchwer und drückend auf dem Kartenbogen, dann wird mein Griff von der Art ſein, daß es für ſie keine Flucht mehr gibt, dann wird ſie ſpüren, daß die Fauſt, die ihren Nacken umſpannt hat, aus Eiſen iſt, daß ihr keine ſchönen Augen mehr helfen können, keine Stimmungen und keine ſetimentalen Märchen. Um dieſen, viel⸗ leicht etwas grauſamen Griff vorzubereiten, brauche ich noch ein wenig Zeit. Ein paar Stunden. Ja. Bis zur Dämmerung. Solange ſoll ſie Freiheit haben. Solange kommen wir auch noch mit Taktik aus. Von da ab wird der Angriff mit ſtrategiſchen Mitteln h 4 2— n tragen.“. 7: 0 8 7 nachmittag den öſterreichiichen ſenkomman⸗ 1. Gortſetung folgt) 5