199„„ Amtlicher Ceil. Bekanntmachung. Verſteigerung von Frühzwetſchgen. im Mittwoch, den 12. Auguſt 1925 vor⸗ nags 9 Uhr werden im Sitzungsſaale des thauſes die Zwetſchgen vom Berlichsgraben gert. Betreff: Erhebungen über die Lage der Land⸗ wirtſchaft. Nächſten Mittwoch, den 12. Auguſt 1925 nachmittags 5 Ahr findet unter Lei⸗ ung des Direktors des Landwirtſchaftsamts Heppenheim Herrn Dr. Schül ein Gemarkungs⸗ rundgang mit Beſichtigung der hier angelegten Verſuche ſtatt. Zuſammenkunft iſt am Rathaus. Intereſſenten ſind hierzu willkommen. Aufruf! Invaliden, Unfallrentner, Witwen und Kleinrentner. 5 Die Verſammlung in der Götheſchule am 2. Auguft 1925 hat M, g 48 einſtimmig beſchloſſen, bel der Bürgermeiſterwahl einzutreten für die zu allen Gelegenheiten 15 Kandidatur Lamberth. 5 1 a 1 Der Voꝛſtand macht dieſerhalb den Mitgliedern zur dring. Pflicht, nchbandiung reſtlos zu wühlen und die Stimme nur dem altbewährten Bürger⸗ Viernheimer Anzeiger. meiſter Lamberth zu geben. Schwarzer Desgleichen beſchloſſen die Groß⸗ und FKleinallmentierten am Gehrock⸗ 9 Aug. 1925 im Löwen, einſtimmige Wahl des Vorge⸗ nannten. Auch dieſen Mitglledern wird die Pflicht auferlegt, ihre Stimme faſt neu, für mittlere Figur, reſtlos dem billig zu verkaufen. Kandidaten Lamberth Von wem, ſagt der Verlag. Aan k In daadn delenerhel! In der Zeit von 6, bis 17. August s gebe ich auf meine bekannt billigen Preise % Rabatt 10˙% Rabatt Beispielsweise kosten dann 5 Pantoffel Paar—.90 Herrenarbeitsstiefel von Mk. 8.20 Knabenarbeitsstiefel von Mk. 5.95 Herrensonntagsstiefel v. Mk. 8.00 Schuhhaus Jakob Hook Ecke Rathaus- u. Wasserstraße. Viernheimer Tageblatt Glernbener irger- Blr.— Blernl Eeltsbla weint alle ui Ausnahme der En und Jaierrane mizuagprene mana. 1.50 mark fret ing[Anzeigzenpreiſe. Pie einſpaltige Petitzelle kostet 25 Pig 7 Wars zebrachh.— Gratisdelagen: wöchentl. Samszags das achtſeitige ußtrierte Sonntagsblatt„S g 5. 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Schütz(Kom.), der dem Vizepräſi⸗ dent zurief: Alter Schieber!“ wurde unter dem Lärm der wieder herbeieilenden Kommu⸗ 15 und Sozialdemokraten zur Ordnung ge⸗ rufeu. Bas Ergebnis der Auszählung war die Anweſenheit von 238 Abgeordneten. Das Haus war alſo nicht beſchlußfähig, da neun Abgeord— nete an der Mehrheit fehlten. Vizepräſident Gräf beraumt eine neue Sitzung um 12 Uhr an. Nach Wiedereröffnung der Sitzung fragte Vizepräſident Gräf, ob der Abg Schütz (Kom.) ſich zu dem Zuruf aus der erſten Sitz⸗ ung bekenne:„Sie alter Schieber da oben!“ Es ſtellte ſich heraus. daß der Abg. Schütz ſich überhaupt nicht im Saal befand. Vizepräſident Gräf erklärte: Die von dem Abgeordneten Schütz gegen den Präſidenten gemachte Be— ſchimpfung ſei ſo grob, daß ein Ordnungsruf nicht genüge. Er ſchließe daher den Abg. Schütz für den Reſt der Sitzung aus. Abg. Stöcker(Kom.) beankragt mit Rück⸗ ſicht auf die überlange Dauer der Sitzungen, daß den überanſtrengten Arbeitern. Angeſtell⸗ ten und Beamten des Reichstages eine einma⸗ lige Zulage von 300 Mark und während der nächſten Tage bis zum Schluß des Reichstages ein warmes Mittageſſen gewährt werden mö⸗ ge. Abg. Fehrenbach(3.) erklärt, die de⸗ magogiſche Abſicht des Antrages ſei ſo durch— ſichtig, daß er in dieſem Augenblick nicht an⸗ genommen werden könne. Der Abg. Koch(Dem.) beantragte, dieſe Angelegenheit dem Aelteſtenrat zur Beratung zu überweiſen. Der kommuniſtiſche Abg Stöcker legte gegen das Vorgehen des Vizepräſidenten ge⸗ genüber dem kommuniſtiſchen Abg. Schütz ſchärfſten Proteſt ein und verlangte, daß ſich der Aelteſtenrat ſofort mik dieſer Angelegen⸗ heit befaßt. Er ſprach zu der Rechten gewandt: „Wenn Sie den Antrag ablehnen, ſo überneh— men Sie die ganze Vantwortung für...“ (Scharfer Proteſt rechts und in der Mitte, ſo⸗ daß die letzten Worte veilheen gingen). Vizepräſident Gräf erklärte, daß er keine Unterbrechung der Sitzung u lazen werde. Sodann wurde die Ausſprache eröffnet. Zu dieſer erhielt als erſter Redner das Wort der ſozialdemokratiſche Abg. Schmitt⸗Köpenick. Der Redner wandte ſich gegen die in der Vor⸗ lage enthaltenen Agrarzölle, die den kleinen und mittleren Landwirten angeſichts der durch den Zoll verteuerten Produktionsmittel keinen Vorteil bringen könnten. Er begründete den großen Antrag der Sozialdemokratie, die eine Herabſetzung und Beſeitigung der induſtriellen Zölle will, die die landwirtſchaftliche Produk⸗ lion belaſten. Nach dieſer Rede erklärte Vizepräſideut Gräf, er habe bemerkt, daß der ausgewieſene Abg. Schütz den Saal betreten habe. Er for⸗ derte Schütz zum Verlaſſen des Saales auf. Abg. Schütz kam dieſer Aufforderung nicht nach. Vizepräſident Gräf unterbrach darauf die Sitzung auf 10 Minuten. Nach Wieder⸗ eröffnung ſtellte der Vizepräſident feſt, daß der Abg. Schütz dyrch ſeine Weigerung, den Saal zu verlaſſen, ſich automatiſch auf acht Sitzungs⸗ tage ausgeſchloſſen habe. Von den Kommuni⸗ ſten wurde laut gerufen:„Sie haben nicht einmal den Aelteſtenrat einberufen.“ Dieſe Rufe ſteigerten ſich, als der Vizepräſident den N, Abg. Schütz aufforderte, nunmehr den Saal bünen noch immer geräumt ſeien. für die Einberufung des Aelteſtenrates ſei in as pflichtmäßige Ermeſſen des Präſttenten gestellt. Da Abg. Schütz auch der zweiten Auf⸗ forderung nicht folgte, erklärte der Vizepräſi⸗ dent, er habe ſich damit auf 20 Sitzungstage ausgeſchloſſen. Er werde jetzt den Abg Schütz gewaltſam aus dem Saal entfernen laſſen. a Nachdem auf Veranlaſſung des Pröſidenten 915 ene mi e geräumt waren und 5 en geordneten den Saal verlas hatten, betraten b een 5 acht Polizeibeamte in Zivil den Saal, die von den Kommuniſten mit Lärm empfangen wurden. Sie traten auf den Abg. Schütz zu, der auf ſeinem Platze ſaß, und der Führer redete auf ihn ein. Man beobachtete einen kurzen Wortwechſel. Dann wurde der Abg. mit Gewalt aus dem Saal ge⸗ bracht. Als Vizepräſident dann wieder den Saal betrat, riefen einige Kommuniſten:„Da kommt der Hausknecht.“ Abg. Stetter(Kom.) proteſtierte in einer Geſchäftsordnungsrede gegen das Auftreten der Beamten, den den Abg. Schütz, der ſich ih⸗ rer Aufforderung gar nicht widerſetzt habe, brutal und viehiſch behandelt hätten. Offen⸗ bar hätten ſie entſprechende Inſtruktionen er⸗ halten. Die Kommuniſten begleiteten dieſe Ausführungen mit Entrüſtungskundgebungen. Vizepräſident Gräf erteilt dem nächſten Redner zur Sache, dem Abg. Putz(Kom.) das Wort.„Da wieſen die Kommuniſten durch erregte Zwiſchenrufe darauf hin, daß die Tri⸗ ne Der Vize⸗ präſident erklärte, die Oeffentlichkeit fel wies der hergeſtellt. Die Kommuniſten beſtritten das in lärmenden Zwiſchenrufen. Ein Kommuniſt rief:„Schämen Sie ſich, Herr Präſident!“ Darauf wies der Vizepräſident den Abg. Weber aus dem Saal und unterbrach, als Weber der Aufforderung nicht folgte, wiede— rum die Sitzung. Als in der Pauſe der Vizepräſident auf ei⸗ nen Moment den Saal betrat, wies Abg. Neubauer(Kom.) auf die noch immer ge— ſchloſſenen Tribünentüren und rief:„Herr Präſident, Sie haben die Unwahrheit geſagt.“ Andere Kommuniſten riefen:„Lügner.“ Nach etwa fünf Minuten wurden die Tribünenbeſu— cher wieder eingelaſſen. „Vizepräſident Gräf betrat von kommuni⸗ ſtiſchen Pfui⸗Rufen empfangen, den Saal wie— der und erklärte, er habe in der Zwiſchenzeit feſtgeſtellt, daß nicht Abg. Weber, ſondern der Abg. Torgler(Kom.) den Zuruf„Schä⸗ men Sie ſich!“ gemacht habe. Die Ausweiſung treffe alſo den Abg. Torgler. Mehrere Kommuniſten riefen: Das haben Sie ja auch nicht einwandfrei feſtgeſtellt.“ Abg. Torgler (Kom.) rief:„Sie haben gelogen, als Sie behaupteten, die Oeffentlichkeit ſei wieder her⸗ geſtellt. Abg. Torgler blieb im Saal und die Sitzung wurde noch einmal unterbrochen. Nach dem Wiedereintritt des Vizepräſiden— ten Gräf riefen die Kommuniſten:„Sie ver— letzen ja andauernd die Geſchäftsordnung!“ Vizepräſident Gräf rief:„Ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß ich, wenn Sie nicht Ruhe geben, nicht davor zurückſchrecken werde, unter Umſtänden die ganze kommuniſtiſche Fraktion auszuweiſen.“ Darauf antworteten die Kommuniſten mit lauten Proteſtrufen. Der Vizepräſident wies die kommuniſtiſchen Abgeordneten Neubau- er, Geſchke, Neddermeyer und Kreuzburg aus dem Saal. Die Abgeord— neten blieben im Saal. Nach der Unterbrechung und Wiedereröff— nung der Sitzung ſtellte der Vizepräſident feſt, daß die Abgeordneten noch im Saale ſind. Er unterbrach nochmals die Sitzung und ließ die Tribünen räumen. Etwa 17 Polizeibeamte vollzogen dann den Ausſchluß ohne gewaltſam werden zu müſſen. Die Kom⸗ muniſten riefen:„Wir weichen der Gewalt. Das iſt die Zollpolitik der Luther-Regierung!“ Vizepräſident Gräf beobachtet den Akt von der Reichsratseſtrade. Die Kommuniſten rie⸗ fen:„Er lacht noch dazu, der Henker!“ Bei Wiedereröffnung teilte Vizepräſident Gräf mit, daß er nunmehr den Aelteſtenrat auf 3 Uhr einberufen habe unter der Voraus⸗ ſetzung, daß bis dahin die Zwiſchenfälle auf⸗ gehört haben. Abg. Putz(Kom.), der dann das Wort zur Sache erhielt, wandte ſich zunächſt gegen den Vizepräſidenten. Auf der Fahrt von Hamburg Uu verlaſſen. Er erklärte darauf, der Zeitpunkt Abgeordnete ſich laut unterhalten und geſagt: „Unſer Gräf hat die Oppoſition totgepeitſcht, und peitſcht ſie weiter. Notwendig ſei ein tüchtiger General, der von den Kerls 200 bis 300 an die Wand ſtellt.“(Rufe bei den Kom⸗ muniſten:„Mördergeſindel“). Abg. Putz ſuchte dann nachzuweiſen, daß die Zollvorlage eine unerträgliche Verteuerung aller Lebensmitte! und Bedarfsartikel der arbeitenden Maſſen herbeiführen werde.(Abg. v. Richthofen(D.) Abg. v. Richthofen(D.) verwies auf Ausführungen von Prof. Levy im„B. T.“ in denen nachgewieſen werde, daß Deutſchlands Lage in der Weltwirtſchaft zur Mäßigung in den Zollſätzen nötige. Die Zollvorlage ſei un⸗ annehmbar.. Abg. v. Gräfe(Völk.) wandte ſich in ſcharfen Worten gegen die„Deutſche Tageszei⸗ tung“, deren Schriftleiter Ackermann ſeine letzte Rede in verlogener Weiſe entſtent habe. Die Deutſchnationalen und der Landbund, deſſen Organ die„D. Tztg.“ iſt,(Wideeſpruch bei den Deutſchnationalen), hätten die Pflicht, dieſen ſchwindelhaften Zolldemogogie entgegenzutre— ten. Der Redner geriet bei dieſen Ausführun⸗ gen in einen heftigen Worlwechſel mit dem Abg. Laverenz(Dn.) Abg. Frau Wurm(S.) bekämpfte die Agrarzölle der Vorlage, deren Wirkung nicht eine Intenſivierung der landwirtſchaftlichen Produktion, ſondern der Schutz der techniſch zurückgebliebenen Betriebsformen ſei. Abg. Obendick(K.) bezeichnete die jetzi⸗ ge Regierung und ihre Reichstagsmehrheit als ein Klaſſeninſtrument des Kapitals zur Nie⸗ ſei dafür der beſte Beweis. ſtriezölle der Vorlage. Die Regierungsparteien hätten in ihrer Erklärung mit erfreulicher Of— fenheit zugegeben, daß ſie ſelbſt die Annahme der Zollvorlage als einen Griff ins Ungewiſſe anſähen. Gewiß ſei aber, daß die Zölle auf alle Waren verteuernd wirkten und den inneren deutſchen Markt zum Schaden der deutſchen Wirtſchaft noch mehr beſchränken würden. Abg. Dr. Meyer ⸗ Berlin(D.) ſieht in den Induſtriezöllen der Vorlage eine ſchwere Schä⸗ digung der Fertiginduſtrie, der mittleren Land— wirtſchaft, des Einzelhandels und des deut— ſchen Handwerks.— Abg. Frau Dr. Bäumer(D.) bezeichnete die Begründung der Zollpoſttionen als ganz unzulänglich, ja geradezu verantwortungslos. Abg. Lommer(D.) wandte ſich vor allem gegen die Zölle auf Rohſtoffe für die Fertig⸗ waren. a . Abg. Frau Weber(Soz.) betont, man dürfe den Zolltarif nicht allein vom Konſumen⸗ tenſtaudpunkt aus betrachten, ſondern müſſe das Intereſſe der Geſamtwirtſchaft im Auge haben. Die Zollvorlage ſei mit Ernſt, Sachlich⸗ keit und Gerechtigkeit ſo aufgebaut worden, daß auch die Verbrauchen nicht übermäßig be— laſtet würden. 5 Abg. Dr. Roſenberg(K.) ſucht an ein⸗ zelnen Zollpoſitionen nachzuweiſen, daß ſie keineswegs die deutſche Wirtſchaft förderten, ſondern lediglich die Macht der Großkonzerne ſtärken würden. Nach weiterer ausgedehnter Debatte, die hauptſächlich von den Kommuniſten und So— zialdemokraten beſtritten wurde, wurde gegen halb 10 Uhr die Ausſprache in zweiter Leſung geſchloſſen.. Präſident Loebe teilte unter lebhaften Entrüſtungskundgebungen der Linken zwei An— träge der Regierungsparteien mit. Der erſte verlangt den Uebergang zur Tagesordnung über ſämtliche Abänderungsanträge zu den 88 1 bis 7, der zweite Antrag will die geſamte Zolltarifvorlage in einer einzigen Abſtimmung angenommen haben. Präſident Loebe erklärte dazu nach Ver⸗ leſung der entſprechenden Beſtimmungen der Geſchäftsordnung, er habe ſtets die Geſchäfts— ordnungsbeſtimmungen ſo ausgelegt, daß es unmöglich ſei, ſolche Geſetzentwürfe in einer einzigen Abſtimmung annehmen zu können. Dieſe Auslegung habe auch der Abgeordnete Emminger der Geſchäftsordnung des Aelte— ſtenrates gegeben und ihm, dem Präſidenten, ſei auf dieſe Auslegung nie ein Widerſpruch einer Partei bekannt geworden, Für die Regierungsparteien erklärte Abg. Leicht BVP.), es wäre wohl nach der Ge⸗ ſchäftsordnung möglich, ſo zu verfahren, wie es die Regieruygsparteien in ihren Anträgen nach Berlin hätten mehrere deutſchnationale, derhaltung der Arbeiterſchaft. Die Zollvorlage Abg. Wiſſell(S.) bekämpfte die Indu⸗ Mhtler⸗ Franken wandte ſich gegen dleſes Berzelten der Mehrheitsparteien, das er als elne eyfindliche Vergewaltigung der Min⸗ betten erklärte. 5 In demſelben Sinne äußerte ſich auch der emokrotſſche Abg. Koch-Weſer. Die Kommuniſten verlaſſen darauf den Es kam nunmehr der Abg. Fehrenbach (Z.) zum Wort, der noch einmal für die An⸗ träge der Regierungsparteien eiitrat. Der Demokrat Koch erwiderte ihm, daß ſich die Meinung der Demokraten mit der der Mehrheit nicht in Einklang bringen laſſe. Er, hält daran feſt, daß der Antrag nicht berech tigt ſei. Es ſei eine Mißachtung, auch über die demokratiſchen Anträge zur Tagesordnung überzugehen. Die demokratiſche Fraktion wer⸗ de ſich zum Ausdruck ihres Proteſtes an der Abſtimmung nicht beteiligen. Sie bleibe aber im Saal. 8 Mit den Stimmen der Regierungsparteien wird darauf der Mehrheitsantrag gegen De⸗ mokraten und Völkiſche für zuläſſig erklärt. Mit derſelben Mehrheit wird dann der Mehrz heitsantrag angenommen, wonach die§8 1 bis 7 angenommen und ſämtliche Aenderungsan⸗ träge abgelehnt. Angenommen wird der 8 7 aj wonach die Umſatzſteuer von 1.25 auf 1 Pro⸗ zent ermäßigt wird. Die Zollvorlage wird alſo in zweiter Leſung angenommen. Das Haus vertagt ſich dann auf Mittwoch morgen 10 Uhr. Dritte Leſung der Zollvorlage! Handelsverträge. Ein Antrag von Gräfe (Völk.), die dritte Leſung der Handelsverträge noch nicht auf die Tagesordnung zu ſetzen wird abgelehnt, nachdem Außenminiſter Dr Streſemann ſich dagegen erklärt hatte. Schluß 10,25 Uhr. 1 Der„Hinauswurf“ des Kommuniſten Schütz aus dem Reichstag. Berlin, 10. Auguſt. Der kommuniſtiſche Abg. Schütz hat dem Präſidenten des Reichs⸗ tages folgende Beſchwerde zugeſtellt: „Ich erhebe hiermit ſchärfſten Pro⸗ teſt gegen die Behandlung meiner Perſon bei meinem Hinauswurf aus dem Reichstag. Als die Kriminalbeamten eintraten, verlangte ich von dem Führer derſelben einen Ausweis, wonach er befugt ſei, meine Ausweiſung vor— zunehmen. Als Antwort darauf ſtürzten ſich drei von den Kriminalbeamten auf mich und ſchleppten mich gewaltſam aus dem Sitzungs⸗ ſaale. Ein Kriminalbeamter ſtieß mich ſchon im Sitzungsſaal mit dem Fu⸗ ße in den Rücken. Ein anderer Beamte forderte hierauf ſeine Kollegen auf, feſter zu⸗ zupacken, und ich wurde darauf an den Hän⸗ den geknebelt, ſo daß der Arzt mehrere Fleiſchquetſchungen an den Armen feſtſtellen konnte. Als die Tür zum Sitzungs⸗ ſaale zugemacht wurde, und ich mich mit den Beamten hinter derſelben befand, ſetzten ſofort weitere Miß handlungen ein. Ich wurde auf Kopf und Rücken geſchlagen, außer⸗ dem wurde ich bis an die Portaltreppe mit Fußſtößen traktiert. Beſonders angeſtachelt wurden die Beamten noch dadurch, daß ſich hinter dem Plenarſaal Abgeordnete der Rech— ten und Regierungsvertreter aufgeſtellt hak⸗ ten, die den Beamten fortgeſetzt zuriefen: „Immer feſte druff!“„Haut ihn!“,„Das gan⸗ ze Geſindel müßte man an die Wand ſtellen!“, „Faßt doch richtig zu!“,„Die Bande verdient es nicht anders!“ uſw. Man hatte mir nicht Zeit gelaſſen, meine Aktentaſche, die ſich an meinem Platz im Sitzungsſaale befand, mit⸗ zunehmen. Als im Portal 2 einen Beamten erſuchte, daß man mir meine Taſche bringen ſolle, gab man mir zur Antwort, ich könne noch ein paar in die Freſſe bekommen. Ich glaube kaum, daß der Reichstag ſich mit ſolchen Be⸗ handlungsmethoden ſeiner Abgeordneten ein⸗ verſtanden erklären kann, und fordere vom Herrn Präſidenten die ſofortige Ein⸗ leitungeiner Unter ſuchung mit dem Ziel, eine Beſtrafung der Schuldigen herbeizu⸗ führen. gez. Schütz.“ l Daß der Abg. Schütz im Sitzungsſaale des Reichstages während ſeiner Ausweiſung durch Polizeibeamte grob behandelt wurde, haben alle Augenzeugen des Vorganges be⸗ merkt. Sollte außerhalb des Sitzungsſaales wirklich in der von ihm geſchilderten Weiſe mit ihm verfahren worden ſein, ſo müßte aller⸗ dings gegen die beteiligten Beamten energiſch eingeſchritten werden.. * 875 vorgeſchlagen haben. Der Sozialdemokrat i Die Zuſammenkunft in London. 14 Briand in England. 5 r Paris, 10. Aug. Der Miniſter für Auswär⸗ bugs Augtlegenbeilen Briand iſt in Begleitung des Generalſekretärs beim Außenminiſterium Berthelot, des Kabinettschefs Leger ſowie des Sachverſtändigen Fromageot nach London abgereiſt. In Pariſer polikiſchen Kreiſen erklärt man, daß, obwohl der franzöſiſche Außenmini⸗ er bereits a mMontag abend in London ein⸗ trifft, die eigentlichen Beſprechungen zwiſchen ihm und Chamberlain am Dienstag vormittag beginnen werden. In der erſten Sitzung nehmen teil auf engliſcher Seite Chamberlain und Sir William Tyrell, ſtändiger Unterſtaatsſekretär im Torei n Office, auf franzöſiſcher Seite Briand ˖ Herthelot. Vielleicht werden ſchon bei dieſer Welegenheit die juriſtiſchen Sachverſtändigen des Foreign Office un! des Quai d'Orſay, Hurſt u. romageot, hinzugezogen werden. Man erklärt in Paris, daß vorausſichtlich die Zuſammenkunſt zwiſcren Briand und Chamberlain nicht länger als 48 Stunden dauern wird. Trotzdem man von offizieller Seite immer wieder betont, daß Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Paris und London namentlich auf dem Gebiete des Sicher⸗ heitsvertrages nur ſehr geringfügiger Natur ſeien, erklärte heute morgen der„Petit Pariſien“, aß man noch gar keine Aahaltspunkte dafür habe, ob die Londoner Konferenz überhaupt zu einein fruchtbringenden Ergebnis kommen werde da ein fundamentaler Unterſchied zwiſchen den Londoner und Pariſer Geſichtspunkt gegenüber dem Sicherheitsvertraa beſtehe. Durch die deut⸗ ſche Note ſei dieſer Uaterſchied noch weſentlich vergrößert worden. Caillaur reiſt erſt ſpäter nach London. London, 10. Aug. Wie der„Obſerver“ mel⸗ det, iſt die Reiſe Caillaux's nicht aufgehoben, ſondern nur aufgeſchobhen worden. Caillaux habe nach wie vor die Abſicht, nach London zu kom⸗ men, um eine endgültige Regelung der Schulden⸗ frage herbeizuführen. Es ſei zu erwarten, daß er ſich in dieſem Herbſt, bevor er im März nach Amerika gehe, nach London begeben werde. Cail⸗ laur habe die Abſicht, dieſes Problem mit Eng⸗ land vor den Verhandlungen mit Amerika zu löſen, da er auf eine günſtigere Löſung mit Eng— land a; Amerika hofft und dann die mit Eng⸗ land gefundene Löſung in den amerikaniſchen Verhandlungen benutzen möchte. * Heute morgen die erſte Unterredung. London. 11. Aua. Heute vormittag 11 Uhr indet die erſte Unterredung Briands mit Thamberlain ſtatt, der auf franzöſiſcher Seite Berthelot uad auf engliſcher Seite Sir William Tyrell beiwohnen werden. Briands Entwurf für eine Antwortnote an Deutſchland iſt bereits der engliſchen Regierung zugegangen. Dieſer Enlwurf ſoll den Hauptgegenſtand der Erörterungen bilden. Wie verlautet, ſollen bei der heutigen Unterredung auch die nicht unmit⸗ telbar mit dem Sicherheitspakt zuſammenhängen⸗ den Fragen geſtreift werden. Engliſcherſeits wird beſonders hervorgehoben, daß die Verhandlun⸗ gen nicht formeller Natur ſeien und daß Deutſch⸗ land keineswegs vor eine vollendete Tatſache ge⸗ ſtellt werden ſoll. Das Ergebnis der Unterre⸗ dung zwiſchen Briand und Chamberlain ſoll nach engliſcher Anſicht zu zwangloſen perſönlichen Er⸗ örterungen mit einer maßgebenden deutſchen Perſönlichkeit, vermutlich auf der Septemberta⸗ gung des Völkerbundes in Gnef führen. tan glaubt in London, daß damit der Schwerpunkt der Sicherheitsverbandlungen nach Genf verlegt würde. Die franzöſiſche Note werde, wie man in London annimmt, im großen und ganzen verſöhnlich gehalten ſein. Grubenunglück in England. London, 10. 9 97 J neiner Kohlengrube in Wallſend ſind durch ein ſchlagendes Wetter ünf Arbeiter getötet worden. r e 4 20 Zum Grubenkonflikt in England. London, 10. Aug. Der Sekretär der Gruben⸗ arbeitergewerkſchaft hielt am Sonntag Nachmit⸗ tag in Burham eine Rede, wobei er u. a. er⸗ klärte: Dre Sieg, den wir über die Grubenbe⸗ ſitzer errungen haben. iſt der größte in der aan⸗ en Induſtriegeſchichte Englands. 1 55 die Lehre ziehen, daß die Ar nigt und ſtark ſein müſſen, um ihr gut uberommen. Die Erfahrungen, die wir im Jahre 1921 gemach haben, und ſomit nicht um⸗ ſonſt geweſen. Dieſes Jahr waren die Gruben⸗ arbeiter nicht mehr allein, um zu kämpfen; wir haben Alliierte in den übrigen Gewerkſchaften gefunden und uns dadurch den Sieg geſichert. eee Der Marokko⸗Krieg. Abd el Krim e 1 f Paris, 10. Aug. Dem„Paris Soir“ zuſolge ſcheint man in den Kreiſen des Quai d' Orſay und des franzöſiſchen Kriegsminiſteriums ſegliche Hoffnung auf einen friedlichen Ausgleich mit Abd el Krim aufgegeben zu haben. Bei der Be⸗ ſprechung mit den Emmiſſären Abd el Krims ſei die Lage unverändert. Das Blatt glaubt ſogar zu wiſſen, daß Abd el Krim ſich weigere, noch einmal mit Frankreich und Spanien in Fühlung zu treten. Da die friedliche Löſung wenigſtens für längere Zeit ausgeſchloſſen ſei, bleibe nur noch die Eventualität einer militäriſchen Aktion. Man rechne mit einer ſolchen an zuſtändiger Stelle in Uebereinſtimmung mit Marſchall Nau⸗ lin ſehr ernſtlich. Wenn dieſe militäriſche Aktion aber Erfolg haben ſolle, müſſe ſie vor der Regen⸗ zeit, d. h. vor dem 15. Oktober, eintreten. Die Optantenfrage. Berlin, 11. Aug. In der von dem polniſchen Geſandten überreichten Note der polniſchen Re⸗ gierung heißt es u. a., daß die polniſche Regie ⸗ rung alle jetzt noch auf polniſchem Gebiet be⸗ findlichen deuͤtſchen Optanten als Ausländer an⸗ ſehe, die ſich unberechtigt auf polniſchem Staats⸗ gebiet aufhalten und deshalb allen Maßnahmen unterliegen, die nach internationalem Brauch ſolchen Perſonen gegenüber vorgeſehen ſind. Die auf dieſe polniſche Note geſtern überreichte deut⸗ ſche Antwort ſtellt zunächſt feſt, daß von unge⸗ fähr 20000 Optanten bisher 17000 die Grenze überſchritten haben. Den Reſt bilden zum weit⸗ aus größten Teil die Optanten, denen auf Grund der Vereinbarungen ein Aufſchub zugebilligt worden iſt. Die polniſchen Optanten in Deutſch⸗ land, deren Zahl zu Begian dieſes Jahres noch 14—15 000 betrug, ſeien bisher nur in einer Stärke von 3500 Perſonen abgewandert. Daran trage beſonders die polniſche Regierung die Schuld, weil die Ausſtellung der Optantenliſten durch die polniſchen Behörden den Beſtimmungen der Wiener Konvention nicht entſprochen hätten. Der Hauptteil der polniſchen Optanten befinde ſich alſo noch illegal auf deutſchem Boden. Dann wird in der Note darauf hingewieſen, daß die deutſche Geſandtſchaſt in Warſchau bis in die letzte Zeit hinein verſucht hat, mit der polniſchen Regierung zu einer Verſtändigung zu gelangen und daß Zwangsmaßnahmen deutſcherſeits im⸗ mer nur als Antwort auf polniſche Zwangs⸗ maßnahmen gegen die deutſchen Optanten ange⸗ d wendet worden ſind und auch in Zukuaft ange⸗ wendet werden. Es liegt in der Hand der pol⸗ niſchen Regierung, für den Reſt der Optanten den früheren deutſchen Anregungen ſtattzugeben und der Welt eine zweimalige Wiederholung der Maſſenausweiſungen zu erſparen. Lediglich der polniſchen Regierung fällt die moraliſche Veraat⸗ wortung für die Folgen derartiger Maßnahmen zu. 9 Spenden für die Optanten. Schneidemühl, 10. Aug. An Spenden für die Optanten im Schneidemühler Lager ſind 30 000 Mark der Stadt Berlin, 2000 Mark vom Deut⸗ ſchen Roten Kreuz, 1000 Mark von der Kronprin⸗ zeſſin Cäcilie, 1000 Mark von der Bundesleitung des deutſchen Offiziersbundes, 500 Mark vom Landesverband des preußiſchen Roten Kreuzes und 500 Mark vom Hauptverband der vaterlän⸗ diſchen Frauenereine. Die Spenden des Roten Kreuzes und der vaterländiſchen Frauenvereine ſind für die Klein-Kinderpflege beſtimmt. Politische umſchau — Eine Sonderentſchädigung für die Reichs⸗ tagsbeamten, Bezüglich des von den Kommu⸗ niſten geſtellten Antrages auf Gewährung einer Entſchädigung vo 300 Mark für di Reichstags⸗ beamten als Entgelt für ihre anſtrengende Tä⸗ tigkeit in der letzten Zeit erfahren wir. daß ſich Dunkles Bolivien— ein verborgenes Paradles. 9 Hundert Juhre Republit. Dieſes Land gehört zu den reichgegliedertſten der Erde. Die Kordilleren, welche es in mächtiger Breite durchziehen, bewirken. große Gegenſätze in Klima und Bodenprodurtion, In der Hochkordillere, 5000 Meter über dem Meere, herrſcht die ſogenannte Pung prava rauhes Klima, bei einer mittleren Temperatur von 6 Grad, ſpärlicher Pflanzenwuchs, aber eine 7 8 geſuchte Tierwelt: Vicuna, Alpaca Chinchilla und der Kontor. In den abſteigen⸗ den Kordilleren, in einer Durchſchnittshöhe von 2800 Metern, iſt ein mildes Klima mit einer mittleren Temperatur von 16—18 Grad und großer Fruchtbarkeit. Die am Fuße der Kordille⸗ ren ſich ausdehnenden unermeßlichen Ebenen ünter 1000 Meter haben eine mittlere Tempera ⸗ tur von 23 Grad und weiſen in den jungfräuli⸗ chen Wäldern eine überaus üppige, faſt tropiſche Natur auf. Hier ſchöpft man die Reichtümer von Gummi, Kaffee, Kakao, Baumwolle u. dal! Wohl in keinem Lande der Erde kann man N das Indianerleben in ſeiner mannigfachen Stammeszugehörigkeit, ic ſeinen verſchiedenen Kulturſtufen und in ſeiner naturtreuen Urſprünglichkeit ſo gut kennenlernen wie in Bolivien, wo a a 40 bis 60 verſchiedenartige Stämme mit ebenſovielen Sprachen leben und überhaupt 85 Prozent der Geſamtbevölkerung der indiani⸗ ſchen Raſſe angehören. Bolivien führt in ſeinem Wappen den erzſchwangeren „Silberberg von Potoſi und will damit ſehr trefflich auf ſeine immenſen Reichtümer in den Eingeweiden der Erde hin⸗ weiſen: Gold, Silber, Zinn, Kupfer, Antimon, Wismu u. dergl., führt ſein Boden. In bezu guf ſeine Silbergewinnung ſteht es an dritte 5 5. er geei⸗ 0 17 en tagsbeamten eine Höhe 10 ere en zuſprechen wollte. Präſident Loebe hat aber von ſich aus bereits vor einigen Tagen dar ce pie er um einen Betrag von 12000 Mark für dieſen Zweck nach⸗ geſucht und auch die Genehmigung des Finanz⸗ hoſes erhalten.. — Attentatsverſuch gegen den König von Spa⸗ nien. Havas berichtet aus Henslaye, man melde von der ſpaniſchen Grenze, daß die Behörden ſich ſeit einiger Zeit infolge häufiger Attentatsver⸗ ſuche gegen den König von Spanien ziemlich be⸗ unruhigt zeigten. Die militäriſchen Behörden hätten jüngſt der Preſſe mitgeteilt, daß an der Küſte von Garraf ein Attentatsverſuch unter⸗ nommen worden ſei. Vor einigen Tagen habe der König den Kurſaal von St. Sebaſtian be⸗ ſucht, und es habe ſich ein neuer Zwiſchenfall er⸗ eignet, der zu der Verhaftung eines Anarchiſten geführt habe. Der Verhaftete ſei nach Madrid transportiert worden, und es ſeien im ganzen Lande weitere Verhaftungen vorgenommen wor⸗ den. Obwohl man erkläre, es handele ſich um einen Geiſtesgeſtörten, werde die Aufmerkſamkeil der Staatsbehörden durch dieſe Verfolgungen, denen der König ausgeſetzt ſei, in Anſpruch ge⸗ nommen, die, nachdem ſie einige Zeit ausgeſetzt wurden, nunmehr ſeit gewiſſer Zeit ſich wieder bemerkbar machten.„ 7 1 J Die Kandidaten der badiſchen Zentrumspartei. Karlsruhe, 10. Aug. Die Zentrumspartei hat im 7. Badiſchen Landtagswahlkreis(Heidelberg⸗ Mosbach) als Kandidaten für die Landtagswahl aufgeſtellt: 1. Prälat Dr. Schofer, 2. Juſtiz⸗ oberinſpektor Schneider, 3. Landeskommiſ⸗ ſarrat Sack, Tauberbiſchofsheim, 4. Gewerk⸗ ſchaftsſekretär Hartmann, Heidelberg, 5. Land⸗ wirt Heck, Gerichtſtetten, 6. Medizinalrat Dr. Fiſcher, Sinzheim, 7. Oberlokomotivführer Mettenberger⸗ Lauda. Weiter weiſt die Liſte folgende Namen auf: Ratſchreiber Schwarz⸗ Mosbach, Landwirt Aedelmann⸗Kulsheim, Land⸗ gerichtsrat Rügerl Heidelberg, Bürgermeiſter Koh⸗ ler, Windiſchbuch, Hauptlehrer Hügler, Giſſig⸗ heim, Caritasſekretärin Helm⸗ Heidelberg, Stein⸗ metz Joſeph Beck⸗Freudenberg, Bürgermeiſter Otto Link⸗Mudau und Finanzrat Kirchgäßner⸗ Heidelberg. Heſſiſcher Landtag. Der Sechſerausſchuß. Darmſtadt, 10. Aug. Der Sechſerausſchuß des Landtags trat heute unter Vorſitz des Abg. Rei⸗ ber(Dem.) zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen. Zum ſtellverretenden Vorſitzenden wurde Abg. Kindt(Dtn.), zum Schriftführer Abg. Kaul (Soz.) und zu deſſen Stellvertreter der Abg. Hofmann⸗Darmſtadt(Ztr.) gewählt. Der Ausſchuß, deſſen Aufgabe nicht, wie in der Preſſe verbreitet wurde, die Herbeiführung eines weite⸗ ren ſchematiſchen Beamtenabbaues ſein ſoll, ſon⸗ ern die Durchberatung der Fragen. wie eine Vereinfachung, der Verwaltung und Behörden und eine dadurch zu erzielende Einſparung, insbeſondere an höheren Stellen erzielt werden kann, wird ſeine eigentliche Arbeit erſt Mitt Sopiember in Angriff nehmen. Heute nahm der Ausſchuß Stellung zu der durch die Annahme des Antrages Scholz(DV.) entſtandenen Be⸗ förderungsſperre bei den Zentralbehörden unk beſchloß, als Zentralhehörde im Sinne des An⸗ trages Scholz die Miniſterien, das Landesamt für das Bildungsweſen und die Oberrechnungs⸗ kammer aufzufaſſen. Weiterhin wurde entſchie⸗ den, daß Fälle des Aufrückens in andere Gehalts⸗ ſtufen unter Verbleib auf derſelben Dienſtſtelle ebenfalls unter die Beförderungsſperre fallen, doch ſoll bei Gruppe 2 bis 6 die Sperre nicht in Anſpendung kommen. Der Ausſchuß vertagte ſich ſodann auf Mitte September. Aus der kathol. Welt. Der Prüſident des Deutſchen Katholikentages. Stuttgart, 10. Aug. Zum Präſidenten des Deutſchen Katholikentages iſt der bekannte Frei⸗ herr Fr. v. Cramer⸗Clett gewählt worden 8. Studentiſche Ehrung für Marx. Die K. V. Korporation Semnoniae haf an den Reichskanzler a. D. Dr. Marx ein Schrei ben gerichtet, in dem es heißt: 5 FCC 00cCbPbbbG0G0Gb0GbPbPPbGbPbTPPPpcGcbcöcccGcccccGccccccccccccccc gt hat, der heile in ät Bonn die akademiſche Be an ene Univerſitäten Deutſchlands Ihnen verdiente we Ihres Wirkens ausg. 5 85 hat, glaubte der hohe C. C. Semnon es ſel eine E ie pin daß Ihnen auch von ſt dentiſcher Seite durch die Vergebung der ſten Würde, die einem A. H. zuteil werden kann Wees t würde, einer wie großen ung un; Verehrung Sie ſich in weiten ſtudentiſchen Kreil ſen erfreuen. Deshalb, und in dem Bewu ſein, damit nicht nur den Gefühlen unſeres klei nen Kreiſes 4 05 denen weitere Schichten der Hauben und insbeſondere unſeres lieben Kartellverbandes Ausdruck zu verleihen, hat der hohe C. C. beſchloſſen, Ihnen anzutragen, Eh⸗ renphiliſter Semnoniae zu werden, und hat er uns beauftragt, Sie herzlichſt zu bitten, die Ehrenphiliſtierung annehmen zu wollen. Es ziemt uns nicht, als Korporation Stellung zu nehmen zu Ihrem politiſchen Wirken und Ihren politiſchen Erfolgen, wenn wir auch des Glaubens ſind 11 das Jahr Ihrer Kanzler⸗ ſchaft für Deulſchland einen entſcheidenden Schritt auf dem Wege einer ruhigen Aufwärtsentwick⸗ lung darſtellt. Was uns als junge katholiſche Akademiker ſtets begeiſtert und angeſpornt hat, war das leuchtende Vorbild, das de uns, hoch⸗ verehrter Herr Reichskanzler, allezeit gegeben ha⸗ ben durch Ihre ſelbſtloſe Hingabe an den Dienſt für unſer unter den Folgen von berieg, Nieder⸗ lage unnd Revolution ſchwer ringendes Volk und Vaterland und durch Ihre gerade in heutiger Zeit ſo eee ſozigle Einſtellung und Be⸗ tätigung Dieſe drei Grundſätze, verkörpert in der Geiſteshaltung Ihrer lauteren Perſönlichkeit, bilden auch für uns jungen Semnonen das Leit⸗ motiv und begründen unſeren herzlichen Wunſch, Sie als Ehrenphiliſter in unſeren Reihen zu ſehen. zumal wir glauben, daß Sie, nicht zuletzt die Kraft für Ihr Handeln aus den hohen Leit⸗ ſätzen unſeres Verbandes geſchöpft haben, durch deſſen Schule Sie als Student in Bonn gegan⸗ gen ſind, und dem Sie ſtets, mochten auch die ſchwerſten und verantwortungsvollſten Aufgaben auf Ihnen laſten, treue Anhänglichkeit bewahrt haben. Nicht zuletzt hatten Sie— das konnten wir hier in Berlin oft erfahren— ſtets ein offe⸗ nes Herz beſonders für die geiſtigen Nöte der katholiſchen akademiſchen Jugend. So dürfen wir Sie, aus den Reihen unſeres lieben Kartellverbandes hervorgegangen, ſtets einen der unſrigen nennen.“ Kirchliche Ernennungen. Es wurden ernannt Pfarrverwalter Effler in Nieder⸗Roden zum Pfarrer daſelbſt; Kaplan Becker in Bürſtadt zum Pfarrer in Hofheim, Pfarrverwalter Schäfer daſelbſt als Kaplan in Lampertheim, Kaplan Winter daſelbſt zum Kaplan in Bürſtadt, Kaplan Kaufmann in Kirſch⸗ hauſen zum Kaplan an St. Martin in Dar m⸗ ſtadt, Kaplan Fendel daſelhſt zum Domkaplan in Mainz: Kaplan Duttenhöfer an St. Lud⸗ wig in Darmſtadt zum Pfarrkuraten in Gries⸗ heim, Kaplan Chriſtgen in Bodenſeim zum Kaplan in Heuſenſtamm, Kaplan Hohenadel in Heuſenſtamm zum Kaplan in Büdesheim und Raplan Eduard Müller 2. in Büdesheim zum aplan in Bodenheim, Pfarrer Zillinger on Alsheim zum Pfarrer von Nieder⸗Olm. Lokale Nachrichten. Viernheim, 12. Auguſt. * Evangeliſche Gemeinde. Am Don⸗ nerstag, den 13. Auguſt abends 8½¼ Uhr finbet im Saale der Kinderſchule eine Männerverſamm⸗ lung ſtatt. Tagesordnung: Kirchenſteuern— Beſichtigung der beiden neuen Glocken— Glocken⸗ weihe. Alle Männer der evangeliſchen Gemeinde ſind herzlichſt eingeladen. Wer Wert darauf legt, in allem unter⸗ richtet zu ſein, lieſt den „VBiernheimer Anzeiger“. 77 8 der Welt. Kokaſtrauch uſw. meter jungfräulicher Boden, Ackerbau und Viehzucht. welt, mit Bergrieſen, die zu den nahe einzig in ſeiner mannigfachen Flora die heutige Zeit herüberragt; dieſes Land feierte am 6. Auguſt ſeinen hundertſten Geburtstag als Republik. nicht ohne gewiſſe nationale Befriedigung, älteſte Geſchichte des Landes mit dem ſagenumwobenen Inkareich, 4 ſche Hochland erſtreckte. 1021 der ründete ſo die Dynaſtie ſönlichen Rechte gab. 1533 wurde das Reich ten Inkakönig Entdeckern in ein ſpaniſches Vizetönigreich umgewandelt..„ Steue unter auen iiber produzierenden Landern Faſt unerſchöpflich, weil ſie ſich immer ws der erneuern, ſind Boliviens Waldesreich⸗ tümer, Quebracho. Gummibaum. Fieberrinde Für den Auswanderungsluſti⸗ gen winken außerdem noch unzählige Quadratkilo⸗ der ſich ſehnt nach Dieſes Land mit ſeiner romantiſchen Gebirgs⸗ höchſten der Erde gezählt werden, unerforſcht in einem gro⸗ ßen Teile ſeiner immenſen Urwälder, unermeßlich reich in ſeinen verſchiedenen Bodenſchätzen; bei⸗ und Fauna; verheißungsvoll und verlockend wegen an vielverſprechenden Zukunftszonne; intereſ⸗ ant wegen ſeiner Verwandtſchaft mit dem klaſ⸗ ſiſchen Inkareiche, das mit ſeinen Ruinen bis in Die Geſchichtsſchreiber Boliviens e le das ſein Zentrum in der benachbarten peruani⸗ chen Stadt Cusco hatte, das ſich aber über den Titicaca⸗See hinüber in das heutige boliviani⸗ Unter den Stämmen, die in jener Gegend wohnten, warf ſich im Jahre Manco Capac, aus dem hochſtehenden Stamme der Inka, zum Herrſcher auf und be⸗ nkas und das Inkareich, ein wahrer Kommuniſtenſtaat, wo es keinen persönlichen Beſitz gab, weil es keine 95 na 500jährigem Beſtand durch Hinrichtung des letz⸗ n tahualpa von den ſpaniſchen Während des dreihunder e, en. der ſpaniſchen Herrſchaft machten Kultur zeitgemäße Fortſchritte. aber auch die Grundlage Freiheitstheorien ſelben Ausrufung der Unabhängigkeit vom var ten befreit hatte, Bolivia zu nennen. Die Geſchichte der erſten hundert Jahre ſeines Beſtehens ſchrieben. Spater war es müjſen eanble. des Landes, die Halbtultur verhetzte Indianerblut, dene Militärs, liberale Profeſſoren, an igelhaste pech spff damit „ Ingelhafte Re ege, und deshalb wenig einflußreiche Klerus bisherigen. kam. Von den 9 ihre vierjährige nur ſehr wenige Ruhe und zum nen, mordet. begehrt. tiſchen doch der endgültigen Sanferun Land dienen trotz zeitweiliger dem Ideale einer Volksgemeinſchaft nähern, Nation. Wenngleich f 3 von Zeit zu Amtszeit Allem von iſt der den Au Di Weſtehens liſallon u. aber die Vermi⸗ ſchung der ſpaniſchen Raſſe mit der eingeborenen ſchuf eine neue, die der Cholos. Dadurch war a für den Unabhängig⸗ leitsgedanken gegeben, der durch die franzöſiſchen derſelben Zeit allmählich zur ſpaniſchen Mutterlande zunächſt in Peru(1821), dann in Bolivien(1925) führte, beſchloß, das Land zu Ehren des kolumbianiſchen Generals Boli⸗ der die nördlich von Peru liegenden Staa⸗ hat die junge Republik zum Teil mit Blut ge Anfänglich waren es die noch immer zahlreichen Anhänger der ſpaniſchen Krone, die man mit Verfolgung und Tod bekämpfen 2 immer wieder die mangelhafte Schulbildung, das leicht wallende und oftmals ehrgeizige und unzufrie⸗ Ueberfluß zuſammenhängende der wenig gebildete und 5 d, daß es zu zahlreichen Revolutionen e e ſuigen Präſidenten haben . 1105 Guarayos!tMiſſionen Beſten des Landes führen kön⸗ Zehn von ihnen wurden geſtürzt, vier er⸗ Trotzdem iſt die Präſidentſchaft ſo ſehr Anſchein nach 95 15 1 905 rſchütterungen vergangener Zeiten a 1 5 rug Volk und 1 8 0 ene roßen, geſchloſſene 1105 Ruhm einer die leidige Politik das Wirt⸗ Nate dae Ung bes Landes n inder 1 1 7 10. ſind im Jaßre 0 1923224 auf 40 wtiuionen geſtiegen. 40 Millionen Ausgaben gegenüber. 61 Prozent mehr als im Jahre 1921. Faſt alle Induſtrieartilel müſſen noch eingeführt werden. Um einen Wettbewerb rung eine Zentenar⸗Ausſtellung in der Hauptſtadt hervorragende größten Haudetsyaufer tnneyatten. Bolivien wird, 0 abſehen, ranzöſiſchem Geiſte beeinflußt. Man hat in humoriſtiſcher Weiſe ganz auf drei dem bolivianiſchen Gaumen ſehr z gende Dinge zu deuten geſucht: rot ſei die Farb niſcher Pfeffer, Kraucht wird; gelb die Farbe änkes, Chicha, Maisber; des Nationalkaumittles, des Koka. vianer ihre Unabhängigkeit Wilhelm Kowanda. Unregelmäßigkeiten in der Zustellung unserer Zeitung wollen uns sofort gemeldet werden. Viernheimer Anzei 76 1 Dhnen ſtehen Die Ausfuht betrug 1923 die Summe von 107,5 Millionen, um unter den einzelnen Ex⸗ port⸗Ländern herzuſtellen, veranſtaltet die Regie- La Paz, 4 dievo nn allen Induſtrieſtaaten beſchickt wird. Das Deutſchtum nimmt in Handel und Import eine tellung ein. Es gibt keine Stadt in Bolivien. in der nicht die Deutſchen die Das geiſt ge wenn wir von den tere Aagannmmmmnmgmamnmnndnngnmtunannnnmannummaan 1 die drei Farben der Nationalfahne pee 0 des bolivianiſchen Nationalgewürzes, Aji, ſpa⸗ der in allen Speiſen ſtark ge⸗ des Nationalge⸗ grün die Farbe In Wirk⸗ lichkeit haben die drei Farben doch eine erhaben Bedeutung: rot iſt das Blut, mit dem die Boll zu verteidigen be⸗ in ſtrebt ſein werden; gelb deutet auf die goldene Reichtümer der Mineralſchätze; grün auf die un“ geheuer reichen Produkte der Wälder Boliviens. — : O., 10. Aug. ches Un glück bat ſich in dem Dörfchen Aſchbach be Wald⸗ michelbach ereignet. Der Steinarbeiter Johann chork aus Hartenrod war mit einem zweiten ibeiter damit beſchäftigt, die Sprenggeſchoſſe zu entladen. Als dabei ein Schuß verſaate, woll⸗ ten die beiden das Loch ausbohren und wieder friſch mit Sprengſtoff füllen. Da auf einmal ging die alte Ladung los und Schork. der auf dem Steine ſaß, wurde in die Luſt geſchleudert und true viele und ſchwere Verletzungen davon. Mit einem Auto wurde der Aermſte ſoſort in die Klinik nach Heidelberg gebracht, wo er alsbald verſtarb. Der zweite Arbeiter erlitt zwar keine nennenswerten Verletzungen, war aber im Ge⸗ ſichte ganz ſchwarz verbrannt. Von der Bergſtraſſe, 10. Aug. Die Ausſichten ſür einen auten Traubenherbſt werden täglich günſtiger. Wenn nicht noch ganz Außergewöln⸗ liches dazwiſchenkommt. gibt es nach Menge und Güte einen ſelten guten Traubenherbſt. Die Stöcke, beſonders die der jungen Weinberge, hängen„gerüttelt“ voll. Die Entwicklung der Trauben iſt ſo weit fortgeſchritten, daß in be⸗ vorzugten Lagen die Trauben bereits zu reifen beginnen. Bensheim a. d. B., 10. Aug. In der Gegend von Gernsteim haben ſich etwa W bis 30 Bä⸗ renführer mit ebenſovielen Bären zu einem„Bä⸗ renkongreß“ zuſammengefunden. Man ſaat, daß ſie in großen Städten täglich bis zu 2 Zentner Kleingeld ſammeln. Ludwigshafen, 10. Aug. Geſtern Nachmittag erlitt beim Baden in der großen Blees in Mun⸗ denheim der 19 Fahre alte Schulmacher Auguſt Maier aus Meßenheim einen Schlaganfall und ertrank. Die Leiche wurde geländet. Mannheim, 10. Aug. Drillinge Würden heuke einer Arbeiterfamilie in Waldhof beſchert. Die Empfindungen des Vaters waren ſehr gemiſcht; denn damit iſt die Zahl ſeiner Kinder auf zehn geſtiegen. Die Familie lebt in größter Dürftig⸗ keit, es fehlt ſozuſagen an allem. Waldfiſchbach, 10. Aug. Der 15 Jahre alte Sohn des Jakob Knieriemen aus Clauſen ſtürzte, infolge Bruches eines dürren Aſtes von Kirſchbaum ab direkt auf den Kopf. Verletzte wurde durch ſeine Kameraden in ſeine elterliche Wohnung gebracht, wo er nach kurzer Zeit ſtarb. einem Steinbach a. D., 10. Aug. Am Sonntag er⸗ eignete ſich hier vergnügten ſich auf einer Schiffſchaukel. Mädchen unter das nebenan etlich! ſtillſtehende Schiff, wobei bruch erlitt. Mosbach, 10. Aug. Im ſpielte ſich geſtern abend eine Tragödie ab. die ein Menſchenleben koſtete, ein zweites ſchwer verletzte. Die Landwirtsleute Ludwig gerieten in Streit, in deſſen Verlauf Ludwig befindliche dab und ſich durch einen zweiten ſelbſt entleibte. Die Frau wurde in das Bezirksſpital nach Mos⸗ hach gebracht. Lebensgefahr beſteht nicht. Dresden, 10. Aug. Geſtern ich der Schloſſer Mühlpſort aus Dresden vom Turmte des Rathauſes aus einer Höhe von un⸗ zefähr 80 Meter af das Dach herab und blieh dort mit zerſchlagenen Gliedern tot liegen. Die Urſache des Selbſtmordes iſt in ehelichen Zwiſtiakeiten zu ſuchen. Düſſeldorf. 10. Aug. Am Sonntag hat der 22 Jahre alte Hilfsmonteur Wilhelm Polz ſeinen Bruder mit einem Hammer erſchlagen. Seit län⸗ Polz Strei⸗ Auch am Sonntag batte wieder ein; derer Zeit beſtehen in der Familie tiakeiten. böſer Auftritt ſtattgefunden. Als am Sonntag morgen in aller Frühe Wilhelm Polz nach Hauſe am, nahm er einen Hammer, ging in das Schlaf⸗ zimmer ſeines Bruders und verſetzte dem Scha- ſenden mit einem Hammer auf den Konpf, ſodaß ihm trümmert wurde. Der mehrere Schläge die Schädeldecke zer⸗ Schwerverletzte der Brudermörder wurde feſtgenommen. ber Hann ohne Algen von Hanns F. Froſch. Detektivroman Copyright 1922 by Robert Lutz. Stuttgart, Hölderlinſtraße 32a. (31. Fortſetzung.) 5„Geſtatte, Chriſta,“ begann der Profeſſor in ſeiner unbefangenen Art, daß ich dich mit dem Herrn—— Herrn Cordes bekannt mache. Darf ich Sie Platz zu nehmen bitten——“ Womit er Cordes einen ſteiflehnigen Ma⸗ hagoniſtuhl hinſchob, deſſen Rohrgeflechtſitz in⸗ folge raphlreich ihm ſchon anvertrauter Ge⸗ wichte beulig und eingeriſſen aus ſeinem blan⸗ 0 ſelber überließ Thuns derv orderen Leiſte eines in ken Holzrahmen herniederging. Sich allen Gelenken knackernden Schaukelſtuhls. „Sie müſſen ſchon verzeihen,“ fuhr noch ehe Cordes das Wort nehmen freundlich fort,„wenn erfahren könnte——“ Hier unterbrach ihn Cordes. Profeſſor,“ ſagte er verbindlich. uns tatſächlich noch nicht, Name als Wiſſenſchaftler bekannt iſt. Grund, der mich zu Ihnen führt——“ Er verſtummte, blickte zu der Gattin des als erwarte er von dorther ein aufmunterndes Wort, und benutzte dieſe Ge⸗ legenheit klüglich, ſie mit größerer Aufmerk⸗ ſamkeit zu betrachten: Schmal und faſt mäd⸗ chenhaft war deren Antlitz. Ihre anfangs ſo aufgerichtete Haltung war bereits zu einem müden Lehnen geſchwunden. Und dieſe weiße Rechte, durch deren feine Finger jetzt in läſſi⸗ gem Spiele Franſen eines Kiſſens glitten, die alſo hätte vor weniger als 48 Stunden ſich 1 J ruckartig ſie pbebend und auch ſchon den Drücker abgezogen Profeſſors, eiſenfeſt um die Piſtole gelegt, Fall von ſchwarzen Pocken vorgekommen iſt. Alle Der ſchwer Lelte Meble. 1 ö 0 1 0 18 ein bedauerlicher Unglücksfall. Zwei hier zu Beſuch weilende Mädchen aus Kai⸗ ſerslautern im Alter von etwa 9 und 12 Jahren daſelbſt aufgeſtellten Beim Ausſteigen geriet eines der noch es einen Schädel⸗ nahen Nüſtenbah aus Saarbrücken folgende Meldung: auf ſeine Frau aus ſeinem Jagdgewehr einen Schuß ab⸗ rer Schöppler nach München zu verſchlep⸗ pen und ſein Organ, den„Neuen Saarkurier“ 1 10 in die Luft zu ſprengen. Der Plan wurde vor⸗ mittag ſtürzte zeitig verraten und als in der Samstag auf Sonntag vier Mann der Rechts⸗ des Ratskeſlers ee er eindrangen, wurden ſie von der Krimlinalpoli⸗ f 5 wurde us Kronkenhaus verbracht, wo er mittags ſtlarh. konnte, ich mich Ihrer im Augenblicke nicht deutlich entſinne. Mein Ge⸗ dächtnis für Namen iſt nämlich ebenſo ſchlecht wie mein Phyſiognomiegedechtnis. Wenn ich 5„Diesmal trügt Sie Ihr Gedächtnis keineswegs, Herr „Wir ſahen nur daß mir Ihr Der Schw ocken am Niederrheiß. Aus Camp Lintfort wird gemeldet, daß dort ein ſanitären Maßnahmen ſind getroffen, um ein Umſichgreifen der Seuche zu verhüten. 2: Der 10. Katholiſche Eſperanto⸗Kongreß in Paris findet vom 1g. bis 16. Auguſt falt. Enie Biſchöfe haben ſich zur Uebernahme des Protek⸗ torats bereiterklärt. Das Hauptthema iſt die „katholiſche Preſſe“. Es iſt zweifellos, daß Eſpe⸗ kanto der Preſſe viel nützen kann. : Zunehmender Luftverkehr. Die erfreuliche Tatſache der zunehmenden Volkstümlichkeit des Luftverkehrs erhellt am beſten aus den Statiſti⸗ ken. die monatlich von der Transeuropaunion über ihre nationalen und internationalen Linfen veröffentlicht werden. War es der Transeuropa⸗ Union im; Juni gelungen, bereits 930 Flüge mit 141437 Flugkilometern zurücklegen zu können, ſo zeigt der Juli eine weitere Steigerung um faſt eni Drittel, indem mit 1295 Flügen insgeſamt 155 727 Flugkilometer zurückgelegt werden. Die Zahl der beförderten Paſſagiere auf den nationa⸗ len und internationalen Linien der Transeuropa⸗ union überſteigt um 1200 Perſonen die des Vor⸗ monats und zeigt elne Ziffer von 3965. Bemer⸗ kenswert iſt, daß auf keiner der Luftverkehrsli⸗ nien der Transeuropaunion ein Unfall zu ver⸗ zeichnen war. :: Bryans Teſtament. Das Teſtament des verſtorbenen William Jennings Bryan wurde geſtern geöffnet. Der Geſamtwert des Beſitzes des Verſtorbenen beträgt 850000 Dollar. Für Kirchen und Schulen ſind Legate im Werte von 100 000 Dollar ausgeſetzt. Der Reſt des Ver⸗ mögens fällt der Witwe und den Kindern zu. :: Die Hochzeit des Prinzen Philipp von Heſ⸗ ſen, mit der Tochter des italieniſchen Königs, Prinzeſſin Mafalda von Savoyen iſt auf den 23. September feſtgeſetzt. Die Ehe wird eine Miſch⸗ ebe, da der Prinz— ein Neffe Wilhelms 2.— Proteſtant iſt, doch die katholiſche Kindeverzieh⸗ ung vereinbart. 1 f ä— 1 5*FFFFT Ein neuer Fall von Pockenerkrankung. Berlin, 11. Auguſt. Geſtern wurde in Ber⸗ lin im Stadtteil Moabit ein neuer Fall vom ſchwarzen Pocken feſtgeſtellt. 1 Ein verhütetes Attentat. Berlin, 10. Auguſt. Die Voſſ. Ztg.“ bringt Mitglie⸗ der der rechtsradikalen Organiſationen Wehr⸗ wolf und Oberland und der Deutſchnationalen Jugendgruppen des Saargebietes hatten ei⸗ nen Plan entworfen, den Saarſeparatiſtenfüh⸗ Nacht vom radikalen in die Privatwohnung Schöpplers zei verhaftet. Die Unterſuchungen und Haus⸗ ſuchungen ergaben eine Reihe von Patronen, eine Handgranate, Bomben, Zündſchnüre, Ka⸗ rabiner, Parabellumpiſtolen, Seitengewehre uſw. Die Leute trugen Hitlermützen mit Wehr⸗ wolf und Oberlandabzeichen und Mitglieds⸗ karten der Deüſchnationalen mit ſich. In Ver⸗ folg der Angaben der vier Verhafteten vürden bis jetzt noch drei weitere Verhaftungen vor— genommen. Die Unterſuch engen nehmen ihren Fortgang. Tas Saarland bn ſelbſiverſtänd⸗ lich einmütig ab, ſich mit dieſen Leuten zu iden⸗ tiſtzieren, bei deren Aktionen möglicherweiſe auch Lockſpitzel ihr Weſen trieben. Miniſterempfang beim Reichspräſidente Berlin, 11. Auguſt. Reichskanzler Luther, Reichsfinanzminiſter Dr. Schlie⸗ ben und Reichsjuſtizminiſter Dr. Frenken wurden aus Anlaß der Verabſchiedung der Aufwertungs⸗ und Steuergeſetze geſtern vom Reichspräſidenten empfangen. Erſchienen wa⸗ ren auch die an der Ausarbeitung und Durch⸗ führung der Geſetze beteiligten leitenden Be⸗ amten, denen Reichspräſident von Hinden⸗ burg namens des Reiches Anerkennung und Denk für die große Arbeitsleiſtung ausſprach. Die betreffenden Geſetze erfüllten zwar nicht alle Wünſche, bedeuteten aber, ſo erklärte der Reichspräſident, nach ſeiner Ueberzeugung ei⸗ nen Fortſchritt. Reine Geheimverhandlungen zwiſchen Deuiſch⸗ land und Rußland. Berlin, 11. Auguſt. Zu der Nachricht des Berliner Vertreters des Petit Pariſien, daß in einer Konferenz zwiſchen Streſemann, Brock— dorff⸗-Rantzau und dem ruſſiſchen Botſchafter restinski eine Ergänzung zum Ravallover— trag ausgearbeitet worden ſei, die geheim ge— halten werde und die die Bedingungen der di— pblomatiſchen deutſch-ruſſiſchen Zuſammenarbeit für den Fall des Abſchluſſes des Sicherheits- baktes feſtlege, erfahren wir von zuſtändiger Stelle, daß die Meldung vollſtändig aus der Luft gegriffen iſt. In den deutſch⸗ cuſſiſchen Beziehungen ſpielt ſelbſtverſtändlich die Frage des Sicherheitspaktes und des Bei⸗ tritts Deutſchlands in den Völkerbund eine große Rolle. Beſtimmte Abmachungen ſind aber bisher nicht erfolgt. Die neue Zigarettenſteuer. Berlin, 11. Auguſt. Dem Neichstagsaus⸗ ſchuß für Steuerfragen aing eine Verordnung über die ſteuerliche Beſaſtung der Zigaretten zu und ſetzte die Verhandlung hierüber am Montag fort. Nach längerer Ausſprache, an der ſich Vertreter aller Parteien. gierungsvorlage angenommen. nung bringt eine Herabſetzung der Banderolen teuer von 40 auf 20 Prozent und führt ner die Gewichts- oder Materialſteuer von 9 Marl für das Kilogramm ein. Einiae Bittſchrifter wurden der Regierung zur Berückſichtigung überwieſen. Die Räumung Düſſeldorfs. * Düſſeldorf, 11. Auguſt. Die i N haben in den letzten Tagen eine Reihe von be⸗ ſchlagnahmten Gebäuden ben. Eine als Lazarett dienende wollen ſie innerhalb acht Tagen räumen, zwel werden, Nach den letzten Meldungen ſollen bis zum 20. Aug. die franzöſiſchen Familien Düſſeldorf verlaſſen, ö und dann erſt ſoll die militäriſche Räu⸗ Schulen, die als Kaſernen benutzt bleiben einſtweilen noch beſchlagnahmt. mung beginnen, die bis zum 28. Auguſt ab! geſchloſſen ſein ſoll. ä Miſhandlung deutſcher Abgeordneter in . Karlsbad. 5 rag, 11. Auguſt. Bei einem nationalen Feſt der Egerländer, das geſtern in Karlsbad ſtattfand, wurden die deutſchen Abgeordneten Kallina und Meyer, die in den Farben ihrer akademiſchen Verbindung erſchienen wa⸗ ren, von der Staatspolizei aufgefordert, die Farben abzulegen, und als ſie dies verweiger⸗ ten, ag miß handelt. Abg. Kallina, der erſt vor kurzem eine ſchwere Oporation durchgemacht hat, mußte ſich neuerdings in ärztliche Dehandlung begeben., und einen Meiſterſchuß ters getan——— Ob es das vielleicht war, Qual der Erinnerung, was den jungen Mie⸗ nen ſtarren Tod aufgeprägt hatte als deckende, ſchützende Maske? e e „Und was gibt uns alſo die Ehre?“ ine ſchließlich der Profeſſör etwas beunru⸗ higt. f Cordes Intereſſe war ſogleich wieder bei ihm. N „Es handelt ſich um die Frage einer möglichen Verwendung Ihres Turms als be⸗ helfsmäßige Funkenſtation,“ ſetztie er ausein⸗ ander.„Man trifft ſeitens der Heeresgruppe allgemeine Vorkehrungen für den Fall, daß ſich die Verminderung unſerer Beſatzungstrup⸗ pen auch in den ſtilleren Teilen des Landes gefahrdrohend auswirken ſolkte, und zu dieſen Maßnahmen gehörte, daß die Heeresgruppe bei ſämtlichen Großſtationen Pläne für Hilfs⸗ anlagen einforderte, deren Oertlichkeit ich gegenwärtig in Augenſchein zu nehmen habe. Nun käme im Falle eines Anſchlages auf die hieſige Statlon leider hohe Waſſerturm in der Schoſſeinaja wegen Ungunſt ſeiner taktiſchen Lage nicht recht in Betracht, und es bliebe allein Ihre Wetterwarte als mögliche Behelfs⸗ anlage übrig. Wenn ich alſo auch ſehr be⸗ daure, ſtören zu müſſen——“ Und wieder wandte ſich ſein Blick, um Entſchuldigung bit⸗ tend, der Dame auf dem grünplüſchenen Sofa zu. Auch der Profeſſor ſah jetzt zu ſeiner Gat⸗ tin.„Dann geſtatteſt du wohl, Chriſta,“ ſagte er, beſann ſich noch einmal und fügte un⸗ ſchlüſſig hinzu:„Wenn allerdings Herr Cor⸗ des niorgen ebenſogut Zeit hätte——“ Der mußte leider dieſen Vorſchlag ableh⸗ nen, und was er als Grund dafür angab, bil⸗ bete einen erſten Probepfeil, der hier abge⸗ ſchoſſen werden ſollte. 1 „Es läßt ſich nicht einrichten,“ antwortete er bedauernd.„Meine„Kolokol“ nämlich“— und das ruſſiſche Wort ſprach er mit beſonde⸗ rer Deutlichkeit aus„meine Kolokol, die — in das Herz des Va⸗ Dr. beteiligten, wurde die Verordnung in der Form der Ren Dieſe Verorda Franzoſen freige ge Schule ulerzeicg 125 nes eſthn Schiedsgericht; ve ages. i 1 Berlin, 11. Aug. Durch den deutſchen Außene miniſter und den eſthniſch zn Ae iſt geſtern in Berlin ein deufſch⸗eſthniſcher eds⸗ geriſchts⸗ und Vergleichs ertrag unterzeſchae worden. Er ſieht für Konflikte rechtlicher A ein Schiedsgerichtsverfahr n und für Konflikt politiſcher Art ein Vergleichsverfahren vor. Mannheimer Schlachtviehmarlt. Zum heutigen Schlachtviehmarkt waren zuge⸗ führt 452 Ochſen, 198 Bullen, 518 Kühe und Rin⸗ der, 557 Kälber, 63 Schafe, 1877 Schweine, 1 Arbeitspferde. 48 Schlachtpferde. Es wurden ge⸗ handelt: Ochſen Klaſſe a) 62—64, b) 56—60, 41—45, d) 31—39, Bullen a) 56—60, b) 50 c) 46—48, Kühe a) 62—64, b) 48—52, c) 38—44. gering genährtes Jungvieh a) 26—36, b) 1824 Kälber a) ohne Notiz, b) 86—90, c) 82—85, dJ 78—82, e) 7276, Schafe a) 44—54, b) 4042. e) 36—40, Lämmer ohne Notiz, Schweine a) 90 90, f) 82—85, Arbeitspferde 400—2000, Schlachk⸗ pferde 40—130 Mark. Marktverlauf: mit Groß⸗ vieh mittelmäßig, kleiner Ueberſtand, mit Käl⸗ bern lebhaft, ausverkauft, mit Schweinen lebhaft ausverkauft, mit Pferden langſam. 8 i Mannheimer Produktenbörſe. Bei guter Nachfrage nach Mehl verkehrte der heutige hieſige Produktenmarkt während i Vormittags in gut behaupteter Haltung. Im allgemeinen verhalten ſich aber die Käufer noch immer reſerviert. Man nannte gegen halb 1 Uhr: Weizen inländiſch 26,5, ausländiſch 29,3 bis 31, Roggen inländiſch 22 bis 22,5. auslän⸗ diſch 23 bis 23,5, Braugerſte 25,5 bis 27,5, Fut⸗ tergerſte 21 bis 22,5, Hafer inländiſch ohne An⸗ gebot, ausländiſch 20,50 bis 22,25, Mais mit (Sack 22,75 bis 3, Weizenmehl Baſis 0 41, Brot⸗ mehl 32, Roggenmehl 31,25, Weizenkleie 12,5) Biertreber 18 bis 19, Raps 41 bis 42 Reichsmark. Alles per 100 Kilo bahnfrei Mannheim. a Hörse. Berliner Kursbericht. Mitgeteilt von der Darmstàdter und Nationalbank f(Zweigniederlassung Worms). Deutsche Staatspapiere 9 in Prozent 5. J 6. El. Licht u. Kraft 86,5 Doflarach. n 94,7 9], Elberfeld. Farben] 108 Goldanleihe 90,2090,2 Es. Bad. Wolle 44.0 5 Roichsanleihe 0,1 o, Eschw. Berg w. 117 4 5 2120 0,2 Gelsenberg 45.2 300. 0,2, 0,2 Ges. f. elekt. Unt. 195 Eisenbahn-Axtien undd] Hane Llurd 60,5 Schiffahrt-Werte nö e b. 110 Schantun 1.471,80 Höchster Farbw. Hapag 5 44,5 0 Holzmann Ph. 78, Hlansa Dampt 72,0078,7 Hohenlohe i 11,3 U Norddl. Lloyd 45,1048,5 Kostheimer Cell.“ Kali Aschersleb. 124 Bank-Aktlen Köln Rottweil 84,1 Borlin. Handelsg.] 125 12 Lahmeyer 66,5 Darmstädt. Bank 111 112 Laurahütte 88,5 Deutsche Bank 116 114] Mannesmann 65, Oresdner Ban 100 Mansfelder 87,0 Industrie-Aktien Oberschl. Eis. Bed 986 Adler& Oppenh.] 86,2„ Eis. Ind·(Caro)ſ39, Adlerwerke 50, Phönix Bergbau 580 kein. Stabl werk ö8, 0 Allg. Elektr.-Ges. Oi, 52, 11 Rombacher kütt Aschaff. Zellstoft] 62, Rombacher Hütte 69 0 Rütgerswerk 7,0 Augsb. Abg. Msch. 100 1e Bad. An. u. So. F. 115 Sarotti 112 9 Schuckert Nürnb. 50,5 Becker Stahl— 0 Kohle— Siemens Halske 68,5 Bergmann 67,9 7 Zellstoff Waldb. 8,4 Berl. Karlsr-Msch.] 49,2 Chem. Griesheim] 108 Daimler Motor 39,0 Deutsche Lux. 7.— Enzinger werke 6. Michtamtllch Benz 12 2, 1 Schebera Weiter ka mer nicht. 0 „Kolokol?“ rief der Profeſſor beinahe fröhlich.„Das iſt dasſelbe Schiff, mit dem meine Frau aus Conſtanza gekommen iſt. In⸗ deſſen,“ und was ihm darüber einfiel, ver⸗ mochte er offenbar nicht recht mit dem eben Gehörten in Einklang bringen.„Du ſagteſt doch wohl, Chriſta, dieſe„Kolokol“ hätte wei⸗ ter gar keine Paſſagiere an Bord gehabt?“ Hatte die Dame während Cordes letzter Worte einen gänzlich mißlingenden Verſuch gemacht, ihre vorherige abweiſend aufrechte Haltung wieder einzunehmen, jetzt ſchien es dem Kriminaliſten, als grüben und riſſen ſich plötzlich in ihre Maske beſtimmte, auffallende Züge. Wie zu erſchreckten fragendem Munde öffneten ſich die blaß gewordenen Lippen, u. auf ihren Wangen ſtand rechts und links je ein harter ſenkrechter Streif. „Ganz recht, Ernſt,“ erwiderte ſie, und ihve Stimme klang heiſer und faſt in männ⸗ licher Tiefe.„Wenigſtens bis Odeſſa fuhr ich allein, aber von dort—— ja, jetzt entſinne ich mich auch, den Herrn nachher flüchtig auf dem Schiffe geſehen zu haben.“ So ſchnell hatte ſie ſich in Cordes Lügen⸗ gewebe verſtrickt, daß es bereits Zeit war für ihn, ſeinem erſten Pfeile den zweiten nachfol⸗ gen zu laſſen.„Ich meine ſogar,“ rief er höchſt erfreut,„wir haben auf dem Sonnen⸗ deck ein paar Worte miteinander gewechſelt, und zwar gerade, als über der Küſte ein Flugzeug auftauchte?“ Darauf traten die neuen Züge im Ant⸗ litze der Frau ſo ausgeprägt hervor, daß Cor⸗ des ſie nunmehr ohne weiteres zu deuten ver⸗ mochte; oft genug hatte er ähnliche auf den Geſichtern derer bemerkt, nach denen er ſich an⸗ ſchickte zu„greifen“.— Das war Angſt. „Ja, ich erinnere mich,“ hörte er die zer⸗ ſtreute Antwort der Frau Chriſta.— Doch gewiß wollen die Herren lieber allein?“ fuhr ſie in plötzlicher Frage fort. Und ſie ſtand auf, wollte ſich anſcheinend in ein anderes, eins mich herherführte, fährt bereits——“ der vorhin von Thuns als„nicht menſchen⸗ würdig“ bezeichneten Zimmer begeben. ö T Aber als ſie zwei Schritte gegangen war einen windſchief ſtehenden Korbſeſſel erreicht hatte, verſagten ihre Beine den Dienſt. Ein heftiges Schütteln faßte ihren Leib Glied für Glied. Noch ſuchte ſie Halt an der Seſſellehne Die Kraft ihrer Hände reichte nicht mehr aus. Zur Seite des Tiſches brach ſie lautlos zufam⸗ i men. 8 Im Augenblick waren die Herren bei ihn hatten die Ohnmächtige auf das ſoeben ver laſſene Sofa gebettet, und während dann der ratloſe Thuns, in dem Beſtreben, zu helfen bald in dieſes bald in jenes Zimmer lief, bald Waſſer und Kognak, bald belebende Tropfen oder Riechſalz zuſammenholte, blieb Corde zurück und beobachtete die langſam ſich Erho⸗ lende. Er biß ſich in die Lippen: Wer konnte aber auch ahnen, daß eine Frau von ſolcher Weltgewandtheit u. ſolchem Unternehmungs⸗ geiſte ſo ſchwache Nerven hätte.. Als es Cordes ſchien, daß Frau Chriſta nun ihr Bewußtſein zurückerlangen würde, bat er Thuns, doch noch für Eis ſorgen zu wollen, und war wieder allein mit der Ru⸗ henden. N Daher kam es, daß Chriſta Thuns, als ſte zum erſtenmale die Lider öffnete, ein ſtahl⸗ hartes Antlitz über ſich erblickte und zwei for⸗ ſchende, erbarmungsloſe Augen. Sie entſetzte ſich, ſie wurde erſt ruhiger, als eine leiſe, eindringliche Stimme zu ihr ſprach:„Ich hoffe, Ihr Erſchrecken war grund⸗ los, gnädige Frau,“ hörte ſie von fernher. Gleichmäßig ruhte der fremde Blick auf ihr, ſie fühlte, wie ihr ein Papier, ein Brief oder der⸗ gleichen in die Hand geſchoben wurde. Ihre Hand mit dem Brief bewegte ſich zum Aus⸗ ſchnitte der Bluſe hinauf, verbarg ihn dort. Der Arm glitt wieder herab. Als der Profeſſor gleich darauf eint hielt ſeine Gattin bie Augen immer noch fett geſchloſſen.„ 33(Fortſetzung folg:., i