. h— 7 1 (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Futte gelberübe eingetroffen. 1. K. Ldgbl Zwiebel 10 Pfd. 1.— Mk., Ztr. billiger Heinrich Faltermann Moltkeſtr. Packpapier Bekanntmachung. Betr.: Bürgermeiſterwahl. i Die am 23. Auguſt 1925 ſtattgefundene Bärgermeiſterwahl wurde kreisamtlich beſtätigt. Viernheim, den 7. Sept. 1925. Heſſiſche Bürgermeisterei Viernheim a Lamberth. 7 N im„Freſſchütz“. Zu zahlreicher Betel. ligung ladet ein 5 a f Der Vorſtand. Sport- Verg Amicitia 09 — Walbdſportplatz. Am kommenden Freitag, den 11 ds., abends 8 ½ Uhr mz Lokal wichtige Seschäfts-Eröffnung! 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Genau um 11.15 Uhr beſtieg der franzö⸗ ſiſche Miniſterpräſident Painleve die Tri⸗ büne und begann mit der Verleſung ſeiner Rede, an deren Anfang er ein Gedenkwort für Branting und für den vor kurzem verſtor⸗ benen lettiſchen Außenminiſter, ſowie ein Wort der Begrüßung an Frau Wilſon richtete. Painleve unterſtrich dann beſonders die Ausführungen, 0 wo er von der pitalſten Bedeutung des Sicherheitsproblems ſprach. Er verurteilte dann diejenigen Leute, die aus Peſſimismus von vornherein alles an⸗ ſchwärzen und den Mißerfolg aller Anſtren⸗ gungen zur Bekämpfung der Leiden der Völ⸗ kerv orauskünden, vor allem der ſchlimmſten: des Krieges. Weil der Völkerbund nicht auf einmal alle Kräfte der Zerſtörung, die unſere alte Welt quälen, habe bezwingen können, er⸗ klärten jene mit lebhafter Freude den Tod des Völkerbundes. Darüber aber brauche man ſich gewiß nicht zu beunruhigen, denn der Völker⸗ bund, den ſie getötet haben, befindet ſich dabei recht wohl. Painleve entwickelte ſodann ähn⸗ liche Gedankengänge wie in ſeiner kürzlich hier gehaltenen Rede vor der akademiſchen Jugend und bezeichnete als Hauptaufgave des Völkerbundes,„eine neue Seelenverfaſſung zu ſchaffen, eine neue Moralität unter den Völ⸗ kern.“ Der Völkerbund ſei keineswegs von einer weiterblickenden geiſtigen Elite niederen Maſſen aufgezwungen worden, ganz im Ge⸗ genteil übertrage er nur in eine menſchliche Sprache, was die Völker in ihrem tiefſten In⸗ nern wünſchen und mit ihnen vor allem alle Kriegsteilnehmer. Die Sehnſucht nach einem auf Gerechtigkeit begründeten Frieden, nach einer Welt, in der nicht mehr die Gewalt hberrſche, habe den Pakt des Völkerbundes ge⸗ ſchaffen und gerade den weſentlichſten Teil. den die Artikel 14, 15 und 16 darſtellen. Aber, fuhr Painleve fort, um dieſen Artikel den verſchiedenſten Eventualitäten wirkſam anzu⸗ N paſſen, um eine notwendigerweiſe auf die große Linie beſchränkte Faſſung zu erkämpfen, und die allgemeinen Beſtimmungen im einzel⸗ nen zu präziſieren, ſowie ihnen ihre ganze wirkſame Kraft zu geben, ſeien ergänzende Ab⸗ lommen unentbehrlich. Jetzt ſeien Verhand⸗ lungen im Gange unter den direkt am Sicher⸗ heitsproblem intereſſierten Mächten. Sie ziel⸗ ten auf die Verwirklichung von Schieds⸗ gerichtsabkommen ab, die in Uebereinſtimmung mit dem Völkerbundspakt zur Sicherung und Aufrechterhaltung des Friedens beſtimmt eien. Das Ergebnis dieſer Verhandlungen, wenn ſie zum Ziele führten, würde bedeuten, daß einige Staaten, Mitglieder des Völker⸗ bundes, ſich durch Verpflichtungen binden, ähnlich jenen, die im Friedensprotokoll vor⸗ geſehen waren. Das Sicherheitsproblem ſtehe heute vor der Verſammlung unter Verhältulf⸗ en, die verſchieden ſeien von denen des letzten Jahres. Man müſſe ſich nun fragen, welche Methode dieſer Situation gegegüber angemeſ⸗ ſen ſei. Die Erwägungen über das Sicherheits⸗ 1 koblem erſtrecken ſich auch das Problem der brüſtung. Dieſes werde zweifellos nicht m ganzen Umfang in Angriff genommen wer⸗ en können, ſolange nicht das Sichetheitspro⸗ lem gelöſt ſei. Als Leiter der franzöſiſchen Regierung er der Völkerbundsverſammlung die erſicherung geben, daß, welche Methode ſie auch immer bei der Löſung der Probleme an⸗ wenden werde, ſie auf die unbedingte und vor⸗ behaltloſe Mitwirkung Frankreichs rechnen kunne. Frankreich verleugne keine der Ver⸗ olichtungen, die es im Genfer Protokoll über⸗ ſommen habe. Auf die von Deutſchland zorgebrachten Befürchtungen aus Artikel 16 gabe der Rat in ſeiner Antwort an Deutſch⸗ and an die Gleichartigkeit der formellen Ein⸗ bedingungen in den Völkerbund erinnert, pie ſte im Artikel 1 des Paktes angegeben 07 Nachdem ſich der Rat Mühe gegeben hat, de Beunruhigung der deutſchen Regierung zu erſtreuen, ſprach er den berechtigten Wunſch uus, Deutſchland bald an ſeinen Arbeiten teil⸗ amen zu ſehen. Die Verſammlung, ſagt⸗ gainleve, iſt nämlich einmütig mit dieſem 7 W 10 Painleve verbreitete ſich dann noch über die Stellung der Ver. Staaten zum Völ⸗ kerbund und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Völkerbund und die Ver. Staaten in Zu⸗ kunft immer enger und wirkſamer an demſel⸗ ben zuſammenarbeiten würden. Der Optimis⸗ mus des Völkerbundes ſei keineswegs blind, ſonderner halte das Auge weit offen. Wir ha— ben niemals geglaubt, daß das Ende des Mordens ſofort eine Aera eröffnen könnte, in der der Völkerbund alsbald nur im Frieden nebeneinander leben würde. Aber er gebe dem Wunſche Ausdruck, daß über den Richtlinien dieſer Perſammlung als unſichtbare Deviſe die drei Worte ſtänden: Hoffen, Einvernehmen und Beharren. Die Rede Painleves, die vielfach von Bei⸗ fall unterbrochen wurde, fand am Schluſſe eine ſtürmiſche Ovation in der ganzen Verſamm⸗ lung und auf den Tribünen. Nach der Wahl einer achtgliedrigen Prü— fungskommiſſion wurde die Verſammlung auf 4 Uhr nachmittags zur Vornahme der Pr ſi⸗ dentenwahl vertagt. Der kanadiſche Senator Dandurand Präſident Genf, 7. Sept.(Sonderbericht.) Aus dem Bericht der Mandatsprüfungskommiſſion er⸗ gibt ſich, daß 47 Staaten rechtsgültig vertreten ſind. Sieben Staaten, nämlich Argentinien, Bolivien, Coſtarica, Guatemala, Haiti, Hon⸗ duras und Peru ſind nicht vertreten. In der Nachmittagsſitzung, die Painleve eröffnete wurde der kanadiſche Senator Dan durand mit 41 von 47 abgegebenen Stimmen zum Präſidenten der 6. Völkerbundsverſammlung gewählt. Nach der Wahl begrüßte Painleve den neuen Präſidenten und feierte Kanada als eine Wiege franzöſiſcher und engliſcher Kul⸗ tur. Präſident Dandurand führte daun aus, daß er ſehr bewegt über die freundlichen Worte ſei, mit denen er von dem Vertreter eines Volkes empfangen worden ſei, deſſen Tradition und deſſen Sprache diejenige ber Volksgruppe ſei, der er ſelbſt angehöre. Der Völkerbund habe ſeit 5 Jahren unleugbar Fortſchritte gemacht und ſelbſt die größten Skeptiker ſeien jetzt gezwungen, anzuerkennen, daß ſich viele ſeiner Anſtrengungen auch als fruchtbar erwieſen haben. Beſonders die An⸗ regung, von der Präſident Motta im letzten Jahre geſagt habe, daß ſie dazu beſtimmt ſei, „die materielle Kraft der Waffen durch die moraliſche Kraft des Rechtes zu erſetzen“. Das Schauſpiel der Delegierten, die jedes Jahr aus den vier Enden der Welt hier zuſammen⸗ kommen, habe in einer Regelmäßigkeit bereits etwas Außergewöhnliches und Beruhigendes. Es zeige bereits die Neuorientierung der Gei⸗ ſter und der Herzen an. Dandurand gab der Verſammlung dann Kenntnis von dem Tode des früheren franzöſiſchen Miniſterpräſidenten und Völkerbundsmitgliedes Viviani und ſprach der franzöſiſchen Deletzation ſowie dem Völkerbund das Beileid aus. Painleve dankte im Namen der franzöſiſchen Delegation, Dann wurde die Verſammlung einige Zeit unterbrochen, um die Wah der Vizepräſiden⸗ ten vorzubereiten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung gab Präſident Dandurand be⸗ kannt, in welcher Weiſe die 25 Punkte der Ta⸗ gesordnung an die ſechs Kommiſſionen der Völterbundsverſammlung vergeben werden. Dieſe ſechs Kommiſſionen werden ſich morgen vormittag konſtituieren und ihre Präſidenten wählen, die dann zugleich Vizepräſidenten der PVerſammlung ſind. Ferner werden noch wei⸗ tere ſechs Vize⸗Präſidenten dazu gewählt. f Wie wir erfahren, hat man ſich in Kreiſen der Völkerbundsverſammlung auf folgende Staaten für die Kandidatur der ſechs Vizeprä⸗ ſidenten geeinigt: Italien, Frankreich, Japan. Rumänien, Perſien und einer der ſüdamerika⸗ niſchen Staaten, 1 5 den ſich dieſe untereim⸗ er zu einigen haben. 5 5 Die ſechs oe nen des Völkerbunds⸗ paktes werden ſich wie folgt beſchäftigen: Die erſte mit juriſtiſchen Fragen, die zweite niit dem Bericht der techniſchen Organiſation des Völkerbundes, die dritte mit Abrüſtungefea⸗ gen, die vierte mit dem Budget, die fünfte mit den Beratungen des Völkerbundes über Opiumſchmuggel, Kampf gegen den Mädchen⸗ handel und die ſechſte mit politiſchen Fragen, auch eventuell mit Geſuchen um Aufnahme in den Völkerbund. Danzigs Proteſt beim Völkerbund. Danzig, 7. Sept. Der Senat der Freien Stadt Danzig hat in Genf dem Rat des Völ⸗ kerbundes einen Proteſt gegen das Gut⸗ achten der Sachverſtändigenkommiſſion über die Abgrenzung des Danziger Hafens für die Zwecke der polniſchen Poſt im Hafen überreichen laſſen, in dem er folgendes bean⸗ ſche des Rates einverſlanden. trat: 5 — Mittwoch, den 9. September 1925 Eröffnung der Völkerbundstagung. Vr Nat des Völkerbundes möge in Ab⸗ weichung von dem Sachverſtändigenbericht entſcheiden: Als Hafen von Danzig im Sinne des Artikels 29 des Verfailler Vertrages iſt das Gebiet anzuſehen, innerhalb deſſen der Ausſchuß für den Hafen und die Waſſerbecken die Verwaltung zu führen hat. Innerhalb die— ſes Gebietes ſind diejenigen Teile durch räum— liche Abgrenzung auszuwählen, innerhalb deren wirkliche poſtaliſche Intereſſen für den Verkehr mit Polenv orhanden ſind. Eine Re— gelung der Kontrolle der Reichsgrenze, des polniſchen Poſtdienſtes, ſowie die Frage der Währung, der Sprache, der Anwendung der Zollgeſetze und der Steuerpflicht der polniſchen Poſtverwaltung müſſe getroffen werden. In der Begründung dieſer Forde— rungen wird geſagt: Die von den Sachverſtän⸗ digen vorgeſchlagene Löſung iſt keine Löſung innerhalb der beſtehenden Verträge und des Haager Gutachtens, ſondern ſie iſt ein Vor⸗ ſchlag, der alle Verträge ausſchaltet und ledig⸗ lich bemüht iſt, Wünſche polniſcher Intereſſen⸗ ten auf Benutzung der polniſchen Poſt in wei⸗ teſtem Umfange zu verwirklichen. Die Dan⸗ ziger Regierung erklärt: Nicht Wünſche und angebliche Intereſſen Polens bilden die Grenze der polniſchen Poſt, ſondern das aus⸗ drückliche Recht der Verträge. Der Einſpruch des Haager Gerichtshofes: Eine Schädigung der Danziger Intereſſen durch polniſche Poſt⸗ rechte kann nicht das Recht der Verträge än⸗ dern, gilt in gleichem Maße gegenüber Polen. Polens Wünſche und Intereſſen haben dem Rechte zu weichen, wobei auf Seite 34 des Haager Gutachtens hingewieſen wird. Fritjof Nanſen fliegt nach Gen.. München, 8. Sept. Der Nordpolfſorſcher Fritjof Nanſen hat ſich geſtern mit Linem Junkersflugzeug der Transeuropa⸗Union ven München zur Völkerbundstagung nach Genf begeben. N Ende der Völkerbundstagung am 5 Berlin, 8. Sept. Die gegenwärtige Völ⸗ kerbundstagung dürfte am 25. September ihr Ende nehmen. Painleve und Vander⸗ velde werden am 9. September Genf ver⸗ laſſen. Die Außenminiſter der kleinen Entente Beneſch, Duca und Nintſchitſch be⸗ rieten geſtern über die gemeinſame Haltung ihrer Regierung während der weiteren Sicher— heitsverhandlungen. 25. 25. Sent? Stand der Sicherheitsfrage Die Mitteilung der Alliierten in Deutſchland. Berlin, 7. Sept. Nach einer Drahtung des Genfer Korreſpondenten der Voſſ. Itg.“ wer⸗ den ſich die Alliierten ſofort nach der Bericht⸗ erſtattung der franzöſiſchen, engliſchen und belgiſchen Teilnehmer an der Londoner Ju— riſtenkonferenz über die Form ihrer an die deutſche Regierung zu richtenden Mittei⸗ lung einigen Der Korreſpondent will erfah⸗ ren haben, daß es ſich in dieſem Schreiben nicht um eine direkte Einladung, handeln wird, ſondern vielmehr um die Mit⸗ teilung. daß die Alliierten ihrerſeits nunmehr bereit ſeien, die Paktbeſprechungen auf politi⸗ ſcher Grundlage mit der deutſchen Regierung fortzuſetzen.. Eine Konferenz unter Teilnahme Deutſchlands? London, 7. Sept. Nach einer Drahtung des „Daily Telegraph“ ſteht es nach den Beſpre— chungen der alliierten Außenminiſter ſo gut wie feſt, daß Deutſchland an einer Kon⸗ ferenz teilnehmen wird, an der England, Frankreich, Belaien und auch Italien vertreten ſein werden. Man nehme jedoch an. daß die Konferenz kaum vor dem 10. oder 15. Oktober ſtattfinden könne, da die alliierten Außenmini⸗ ſter nach der Völkerbundstagung erſt in ihre Hauptſtädte zurückzukehren beabſichtigten. Die Meinungsgleichheit der Alliierten. Paris, 8. Sept. Nach einer Meldung des „Petit Journal“ hat der belgiſche Außen⸗ miniſter Vandervelde in einem Inter view mit dem Vertreter des Blattes noch ein⸗ mal die vollkommene Meinungsgleichheit der Alliierten in der Sicherheitsfrage betont, ſich aber im Gegenſatz zu anderen Alliierten dafür ausgeſprochen, daß die geplante Zuſammer⸗ kunft mit Dr. Streſemann auf neutralem Gebiete ſtattfinde. Ueber den von einigen deutſchen Kreiſen geüußerten Wunſch. die Be⸗ ſprechungen zu erweitern und ſie zu einer Kon⸗ ferenz der Regierungschefs zu machen, befragt, erwiderte Vandervelde dem Interviewer:„Ich ſehe für mein Teil kein Hindernis dafür, daß die Beſchlüſſe, die gefaßt werden ſollen, von mehreren deutſchen Miniſtern anſtatt von einem unterzeichnet werden. a 8 e 8 8 3 Zentrum und Sozialpolitik Rede des Reichstagsabg. Andre aus Stuttgart auf dem Südweſtdeutſchen Zen⸗ trumskongreß in Ludwigshafen. Den Parteifreunden der Pfalz zunöächſt ein herzliches ſchwäbiſches Grüß Gott! Bm danken den pfälziſchen Zentrumsleuten, wies den Zentrumsanhängern in dem großen In⸗ duſtriegebiet für ihre vorbildliche Parteitreue. Heute iſt die ſoziale Politik aufs ſchärfſte umſtritten. Zahlreiche einflußreiche Unternehmerorgane, und vor allem die Syn⸗— dikuſe der Unternehmerverbände, reden an— dauernd von den ſozialen Laſten, die unſerer Wirtſchaft auferlegt ſind. Sie vergeſſen aber die ſozialen Pflichten, die mit der Induſtrie⸗ entwicklung verbunden und verwachſen ſind. Die Sozialpolitik hat den Zweck, die Volks— geſundheit zu fördern und die Exiſtenz breite⸗ ſter Arbeitnehmerſchichten in den Tagen der Krankheit u. des Alters, der Invalidität, der Erwerbsloſigkeit wenigſtens einigermaßen ſicher zu ſtellen. Die breiten Maſſen ſind be— unruhigt wegen der Unſicherheit ihrer Exiſtenz und der mangelnden Verſorgung ſür die Tage der Arbeitsunfähigkeit und des Alters. Nicht die Sozialverſicherung, ſondern die Inflation hat den Sparſinn weitgehend ertötet und die angeſammelten Spargelder zerſtört. Seit dem Krieg iſt Deutſchland immer mehr induſtriali⸗ ſiert worden. Unſer Volkskörper ſetzt ſich im⸗ mer mehr aus unſelbſtändigen Exiſtenzen zu⸗ ſammen. Angeſichts dieſer Entwicklung ſtellt die Sozialpolitik eine Bürgſchaft für den inne- ren Frieden dar. Sie hat weiterhin eine pro⸗ duktionsfördernde Wirkung. Nur ein in ſich leiſtungsfähiger Volkskörver iſt imſtande, die Konkurrenz aus dem Weltmarkte aushalten; und Höchſtleiſtungen erzielen zu können. So⸗ zialverſicherung iſt auch der hauptſächlichſte Träger der großen Krankenhäuſer der Lungen⸗ heilſtätten und Erholungsheime. Ohne So⸗ zialgeſetzgebung hätte der deutſche Volkskörper die 4½ Kriegs-Jahre viel weniger überſtan⸗ den. Die Zentrumspartei war vor dem Kriege in erſter Linie der Träger praktiſcher geſetz⸗ licher Sozialreform. Sie hat ſich auch nach dem Kriege als die trepeſte und beſte Stütze einer geſunden Sozialpolitik erwieſen. Die Zen⸗ trumsfraktion hat mitgeholfen, die Arbeiter⸗ und Angeſtelltenvertretungen innerhalb der Betriebe auszubauen. Sie hat mit dem Reichs⸗ arbeitsminiſterium die Sozialverſicherung ge⸗ rettet, den Arbeiterſchutz ausgebaut, den Ar⸗ beitsgemeinſchaftsgedanken gepflegt, die Tarif⸗ verträge durch die Geſetzgebung geſchützt, das Schlichtungsweſen auf neue Grundlage geſtellt und die Sozialverſicherung wieder zu einem zweckmäßigen Inſtrument vorſorglicher deut⸗ ſcher Wirtſchaftspolitik ausgeſtaktet. Alle geſetz⸗ liche Regelung hilft aber nicht allein, es kommt auch darauf an, daß die Verwaltungsbehörden und die breiteſten Volksſchichten von ſozialem Geiſte erfüllt ſind und neben den ſozialen Rechten auch die ſozialen Pflichten erkennnen, um das Ganze zu retten. Die Zentrumsfrak⸗ tion hat es abgelehnt, Agitationsan⸗ träge zu ſtellen, ſie hat ſich auf das notwen⸗ digſte und zweckmäßige beſchränkt. Sie hat von der Reichsregierung auf dem Gebiete des Ar⸗ beiterſchutzes erhöhte Aufmerkſamkeit ge⸗ fordert und veranlaßt, daß die zur Durchfüb⸗ rung berufenen Organe einheitlich zuſammen⸗ arbeiten und ſich gegenſeitig ergänzen(Ge⸗ werbeaufſicht, Aufſichtsoraane der Berufsge⸗ noſſenſchaften und Betriebsräte.) Sie iſt für eine reichsgeſetzliche Regelung des Bau⸗ arbeiterſchutzes eingetreten. Die Zen⸗ trumspartei hat in einem beſonderen Antrag die reichsgeſetzliche Arbeitsloſenverſi⸗ cherung unter Gewährung weitgehendſter Selbſtverwaltung der beteiligten Kreiſe gefor⸗ dert, ſie iſt für eine Herabſetzung der Höchſt⸗ grenze für die Beitraasvpfſicht der Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf 2 Prozent eingetreten. Sie hat durchgeſetzt. daß im neben Reichsetat 130 Millionen Mark ur Unterſtützung der Er⸗ werbsloſen und 40 Millionen Mark zur Föc⸗ derung der produktiven Ermerbsloſenfürſorge eingeſetzt worden ſind. Sie iſt für eine unver⸗ züaliche Erhöhung der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung eingetreten und ſie hat die Be⸗ grenzung der Höchſtarenze für kinderreiche Ja- milien programmatiſch gefordert. Sie hat die Gleichſtellung der weiblichen Erwerbsloſen mit den mönnlichen durchgeſetzt und ſie ift weiter⸗ hin in einem beſonderen Antrag dafür einge⸗ treten, daß die Erwerbsloſenfürſorge im he⸗ ſetzten Gebiet eine anderweitige Regelung in dem Sinne erfährt. daß die Dauer der Unter⸗ ſtützung über 26 Wochen hinaus bis auf ein Jahr verlängert iſt, eine permehrte Zuweiſung öffentlicher Aufträge und die Bereitſtellung ausreichender Notſtands arbeiten im beſetzten Gebiete erfolgt und daß ein Zuſam⸗ menwirken der Regierungen der beteiligten Länder ſichergeſtellt wird. damit dieſe in der e Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. U Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäfteſtelle: Rathausſtr. 26 42. Jahrgang Lage ſind, den Gemeinden ter des n Ge bietes diejenigen ausgeſteuerten Arbeitsloſen, die die Wohlfahrtspflege in Anſpruch nehmen, eine wirkſame Führung zuteil werden laſſen können, 0 Ein weiterer Zentrumsantrag forderte die Schaffung eines Arbeitsgerichtsgeſet⸗ e 8. Die ſeitherigen Gewerbe⸗ u. Kaufmanns,; 11 5 und Bergegewerbegerichte erfüllen re Aufgabe deshalb ungenügend, weil nur in Teil der Arbeiterſchaft unter ihre Zuſtän⸗ digkeit fällt, da die Landarbeiter Gemeinde⸗ und Staats arbeiter der Sondergerichts barkeit micht unterſtehen und auch die Arbeiter in den kleinen Gemeinden größtenteils der letzteren entbehren. Der neue Arbeitsgerichtsgeſetzent⸗ wurf ſieht nun die Schaffung von Arbeitsge⸗ richten, Landarbeitergerichten u. eines Reichs⸗ arbeitsgerichts für alle Arbeitnehmer- und Ar⸗ eitgeberkreiſe vor. Redner verbreitete ſich hier⸗ uf über die Fragen der Arbeits zeit. Die entrumspartei hat ſich grundſätzlich auf den oden des Achtſtundentages geſtellt, ſie lehnt edoch eine einſeitige Schematiſierung desſel⸗ ben ab. Sie tritt ein für das Waſhingtoner bkommen über die Arbeitszeit und will, daß er Zuſtand, wonach die Schwerſtarbeiter die ängſte Arbeitszeit haben, beſeitigt wird. Die rbeiterſchaft darf auf dem Wege der ver⸗ ängerten Arbeitszeit nicht zum Lohnſklaven es internationalen Kapitalismus gemacht verden. Auf dem Gebiet der Lohnpoliti! fer Redner die Stellung der Unterneh⸗ mer und Arbeiterorganiſationen zu den (Zwangstarifen den Schiedsſprüchen und der erbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen. Das Reichswirtſchaftsminiſterium darf nicht auernd unter Ablehnung eigener Verantwort⸗ lichkeit der beteiligten Kreiſe zum Prügelkna⸗ ben auf dem Gebiete der Lohnpolitik gemacht werden, Angemeſſene Löhne fördern die Kauf— kraft des inneren Marktes u. wirken produt⸗ pat oe u Die ſoziale Belaſtung der Wirt— ſchaft hängt mit der Lohnhöhe in urſächlichem Vergleiche mit den Verhält iſſen der Vorkriegszeit laſſen ſich nicht ziehen, weil wir heute eine größere Zahl der Verſi⸗ ſcherten, andere Geld⸗ und Preisverhältniſſe aben und weil die ſozialen Verſicherungsträ— ger durch einen Vermögensverluſt von zirka 4 Millionen Goldmark durch die Inflation ge⸗ ſchwächt worden ſind. Dem Reichsarbeits— miniſter Dr. Brauns und der ſachgemäßen Politik der Zentrumspartei verdanken wir a Familienſtandes. Die Gemeinlaſt bei der Wo⸗ mungen für die Erſatzkaſſen müßten fallen. Fiche bezeichnet das neue Unfallver⸗ gzicherungsgeſe tz Hals a die bedeutſamſte Errungenſchaft⸗ dersletzten Jahrzehnte. Redner legt im Einzelnen„ die Verbeſſerungen dar (Verbeſſerung“ der Unfallverhütung, Herein⸗ nahme von Berufskrankheiten und der Unfall⸗ ſchutz, Zurücklegung des Weges zur Betriebs- als Betriebstätigkeit, Einführung von Verbeſſerung der ſtätte Pflege, Berufsfürſorge, e Krankenbehandlung, Wegfall der Drittelungs⸗ grenze bei Feſtſetzung des Jahresarbeitsver⸗ dienſtes, Erhaltung der Kleinrenten, Gewäh⸗ rung von Kinderzulagen, Verbeſſerung der Hinterbliebenenverſorgung, Aufwertung der Altrenten uſw.). Redner beſpricht kurz den Ausbau der Invaliden⸗ u. Angeſtell⸗ tenverſiche rung über die Friedenslei⸗ ſtung hinaus. Die Verbeſſerungen entſprechen in den weſentlichen Punkten Zentrumsanträ⸗ gen. Die Kommuniſten hätten bei der Sozial⸗ geſetzgebung vollkommen verſagt. Mit den So⸗ zialdemokraten war ein Zuſammenarbeiten löglich, ſolange eg jetzt ſtellen die! 275 5 ſache nur noch Agitati verſuche während ſie früher gleichfalls eine rückſichts⸗ loſe Agitationspolitik betrieben habe. Nicht ein blinder Räditausmus von rechts un; links verbürge den ſozialen Fortſchritt, ſon dern die ſachliche, ruhige, ſtaatserhaltende uni volksrettende Arbeit der Deutſchen Zentrums! partei. Sie habe ſich als chriſtliche Volkspartei bewährt, ſie vertrete den Gedanken einer wah ren Volksgemeinſchaft, wo ein Stand den an deren ſtütze und trage. Nur auf dieſer Grund⸗ lage könne das deutſche Volk und die deutſche Wirtſchaft gedeihen, darum iſt die Erhaltung der Zentrumspartei eine volks⸗ und ſtaats⸗ rettende Tat. . Politiſche Umſchau. — Das bergiſche Jungzentrum und der Fall Wirth. Das bergiſche Jungzentrum Windthorſt⸗ bund, dem neben der Stadt Düſſeldorf das ge⸗ ſamte bergiſche Land angehört, hielt geſtern in Düſſeldorf eine überaus ſtark beſuchte Vertreter⸗ verſammlung ab. Die Verſammlung faßte zum Fall Wirth eine Entſchließung, in der es u. a. heißt: Die ſtaatspolitiſche Haltung der Mehrheit der Reichstagsfraktion des Zentrums faad in den letzten Monaten nicht immer die Unter⸗ ſtützung des bergiſchen Jungzentrums. Der Aus⸗ tritt Dr. Wirths aus der Reichstagsfraktion hat die ſchon vorher äußerſt lebhafte Bewegung er⸗ neut geſteigert. Unſere Mitglieder und Freunde ſind der Ueberzeugung, daß wirklich ſegensreiche Politik im neuen Deutſchland nicht von Denjeni⸗ gen gemacht werden kann und darf, welche Nie⸗ ſen Geiſt nicht in ſich haben. Das bergiſche Jungzentrum begrüßt, daß durch den Mahnruf von Wirth— auf ſeine Form kommt es gar nicht an— endlich eine die Maſſen ergreifende Aus⸗ ſprache über Ziele und Weſen der Zentrums⸗ partei im deutſchen Volksſtaat eingeleitet wor— den iſt. Das bergiſche Jungzentrum ſteht zu Dr. Wirth in dem heißen Bemühen, das chriſtliche Volk aus allen deutſchen Gauen in wahrhaft de—⸗ mokratiſchem und ſozialem Geiſt zu einer ſtarker i Enheit zuſammenzuſchweißen. — Der Reichsparteitag des Zentrums. Wie wir erfahren, findet der diesjährige Reichspartei⸗ tag des Zentrums am 16., 17. und 18. November ſtatt. Der Tagungsort ſteht noch nicht feſt. — Der Lohnkonflikt bei der Reichsbahn. Nach⸗ dem ſich nunmehr auch die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft mit der Einlei⸗ tung neuer Schlichtungsverhandlungen zur Beile⸗ 1 allem die Rettung der Sozialverſicherung. gung der Lohnſtreitigkeiten einverſtanden erklär, Bei der Krankenverſicherung fehlten nur noch der Ausbau im Sinne der Berückſichtigung des hat, werden dieſe Verhandlungen vorausſichtlick am Mittwoch dieſer Woche im Reichsarbeitsmini⸗ ſterium ſtattfinden. Die offizielle Einladung da⸗ zu iſt allerdings den Eiſenbahnertarifgewerkſchaf⸗ chenhilfe, zu der alle Krankenkaſſen heran⸗ gezogen werden, müſſe gerechter geregelt, Hem⸗ ten bisher noch nicht übermittelt worden, jedoch rechnet man damit, daß dies im Laufe des heu— tigen Tages geſchehen wird. Die neuen Zölle. Am 1. September ſind von den neuen Zöllen beſtimmte Sätze bereits an Kraft getreten un: zwar die Zölle für Getreide, Mehl, Vieh,'rikche⸗s Fleiſch, Malz und Zucker. Die Sätze, die xor nun ab für die einzelnen Produkte gelten, ſink folgende: 10 6 Mark pro Doppelzentner bis 31. Juli 1926 ab 1. Aug. 192 Roggen 3 Weizen u. Spelz 3,50 Gerſte 3 Hafer 3 Malz 6,80 Mehl 8 Hafermehl 10 Rindvleh 13 Schafe 13 Schweine 14,50 Friſches Fleiſch 24 Schweinefleiſch 2 1 Nu* 11 D D n i Ae 2 2282 0 9 · 182 324511 — 8 7 auf ſozialem Gebiete zu bremſen, na 185 fir eine gewiſſe Spa 30 ind u id de niedrig geſtal panne namentlich auch 1 5 land zu ſchaffen. Bis zum 1. Auguſt nächſten Jahres 0 ie Reſchsregterung die Handelsver, tragsverhandlungen im großen und ganzen ab! 31 6 0 zu haben, ſo daß die endgültigen Sa eſtſtehen. Würde das nicht der Fall ſein, ſo würden die oben angegebenen in Kraft treten. Das ganze jetzige Geſetz ſſſ überdies proviſoriſch und und nur bis zum 1 Auguſt 1927 in Kraft. Bis dahin muß dann der endgültige Zolltarif, der bis in aue Einzelheiten hinein ſpezialiſiert und mindeſtens 4000 bis 50ʃ Poſitionen— gegenüber„nur“ etwa 1000 de e e ee e mit dem Maus gegenwärtigen Uebergangstarifs enthalten wird“ — geſchaffen ſein. Für die Vorberatungen die, ſes Tarifs wird man aher eine viel längere Zeit⸗ dauer in Anrechnung bringen müſſen, als das ge⸗ genüber dem jetzigen Tarif mit dem abgekürzten parlamentariſchen Verfahren der Fall war. Es wird erwartet, daß der neue Entwurf bereits mit dem Etat für das Jahr 1926, alſo im Frühjahr des nächſten Jahres ſchon an den Reichstag ge langen wird. r Marokko und Syrien. Die Offenſive der Rifkabylen. Paris, 7. Sept. Ueber den plötzlichen Angri, der Rifkabylen gegen die franzöſiſche Stellung wird noch gemeldet, daß der Angriff äußerſt, heft tig war. Abd el Krim habe ſeine regulären Truppen gegen die franzöſiſche Stellung einge⸗ ſetzt und es ſei ihm gelungen, Fuß zu faſſen, wenn er auch ſpäter durch Gegenangrifſe zurück⸗ g geſchlagen worden ſei. Mehr als in der franzöſiſchen kommt in der engliſchen Preſſe zum Ausdruck, daß der Angriff Abd el Krims in Frankreich und Spanien große Beſtürzung hervorgerufen habe. Die„Daily Malt meldet aus Tanger: Endlich iſt die Ofſen⸗ ſive eröffnet worden, aber nicht die lange erwar⸗ tete Offenſive der franzöſiſchen und ſpaniſchen Streitkräfte, ſondern ein Angriff der Riftruppen an zwei Fronten, der ſelhſt, wenn er auch nur haben ſollte, nach der hier herr: geringe Erfolge l„nach der 3 ſchenden Auffaſſung jede Möglichkeit einer ent⸗ ſcheidenden franzöſiſch⸗ſpaniſchen Aktion in die⸗ ſem Jahre beſeitigen wird. Die ſpaniſchen Ver: luſte ſind ſchwer. Während der letzten zwei Tage lag die Straße Tetuan⸗Tanoer unter Feuer und der Verkehr iſt eingeſtellt worden. General Primo de Rivera iſt nach Tetuan zu⸗ rückgekehrt und es ſieht ſo aus, als ob die Lan⸗ dungsaktion aufgegeben werden ſoll. Einen ähnlichen Bericht aus Tanger veröffentlicht auch die„Daily News“. Auch dieſes Blatt meint, es ſehe ſo aus, als ob die langerwartete alliierte Offenſive bis zum nächſten Jahre verſchoben wer⸗ den müſſe. f Die Erfolge der Druſen. London, 7. Sept. Nach einer Meldung aus Bagdad iſt eine weitere franzöſiſche Feſtung, die den Sitz der Verwaltung über die Djebel Dru⸗ ſen im Gebiet von Syrien bildet, gefallen.„Die Druſen haben einer, franzöſiſchen Strafexpedition aufgelauert und dieſe überfallen. Es ſollen mehr als 1500 Franzoſen getötet ſein. Ein ganzes Re giment Artillerie wurde mitſamt den Geſchützen gefangen genommen. Die geſamte Lage im Da, maskus iſt äußerſt ernſt. Ein neuer General für Syrien. Paris, 7. Sept. General Gamelion de) zur Unterſtützung des Generals Sarail tach Zu. rien abkommandiert iſt, iſt heute mittag ver Marſeille abgereiſt. chen hielten. Zwei Hauptgeda 0 del eta Mee idebelender erhöhten Sätze Rektor der katholiſchen Univerſität Tokio, ö Hoffmann S. J., Herzog Philipp von Württem⸗ Red ſonders hervorzußg Rich 1 nde e iſt 1 5 fiene ter der 1 aufſtieg der eint and danken. Kapital und Arbeit ſtehen Reich un lig nebeneinander. Ferner der andere Gedaue Wirtſchaft und Chriſtentum dürfen nicht gegen einander ſtehen. Jetzt tut es mehr als je not daß 110 in der wirtſchaftlichen Tätigkeit del Gefühl der Verantwortung vor Gott herrſche Oberbürgermeiſter Bracht betonte das treue Feſſ halten an der Einheit des Reiches und das che löbnis, die n und Gemeinſchaft, die unz ſtark gemacht haben, nie preiszugeben. Er for derte gegenſeitiges Verſtehen und wandte ſich ay die oberen Schichten, die Bamten und Arbeitge ber, den Wünſchen der Arbeiter im Rahmen der Orbnung und des Geſetzes zum Erfolg zu ver helfen. Im Kampfe gegen das menſchliche Flend wollen wir Katholiken in der vorderſten Front zu finden ſein. Katholikentag in Danzig. Danzig, 7. Sept. Am geſtrigen Sonntag ſand hier der zweite Katholikentag der Freien Stadt Danzig ſtatt. gleichzeitig zwei Feſtverſammlungen in den bei⸗ den größten Sälen Danzigs abgehalten. Nach einem Gottesdienſt wurden Jnsze⸗ ſamt waren über 7000 Perſonen zu den Ver⸗ handlungen erſchienen. Als Hauptredner ſprach Kaplan Fahſel aus Berlin über Katholizismis und die Geiſtesſtrömungen der Gegenwart. Dr, Getzeny aus Stuttgart ſprach über die Stellung der Katholiken im Dienſte des Volkes. 8 Die polniſchen Katholiken Danzigs hatten als Gegenverſammlung ebenfalls zur ſelben Zeit zu einer Kundgebung aufgefordert, die jedoch ſaſt gar keine Beſucher aufzuweiſen hatte. Die Miſſionen auf dem Katholikentag. Die Fragen und Angelegenheiten der batholi⸗ ſchen Glaubensverbreitung nahmen vor dem Kriege auf den Katholikenverſammlungen ſtetz einen großen Raum ein. Die Miſſionsverſamem⸗ lung gehörte zu den glänzendſten Veranſtaltun⸗ gen, wo deutſche Miſſionsbiſchöfe und deutſche Glaubensboten Bericht erſtatteten, ihre Lage dor⸗ legten und zündende Aufrufe erließen. In der Entwicklungsgeſchichte des deutſchen Miſſionswe⸗ ſens ſpielen die Anregungen, die die Katholiken⸗ tage gaben, eine bedeutſame Rolle. Eos war dem Katholikentag 1925 in Stuttgart in einem weiten Diaſporalande, vorbehalten, der katholiſchen Weltmiſſion wiederum die alte Stel⸗ lung auf der Generalverſammlung zu geben. Die beiden Zentralmiſſionsvereine, Franziskus Kabe⸗ riusverein und Werk der hl. Kindheit hatten ſich mit der Superiorenkonferenz der Deutſchen Or⸗ densgeſellſchaften vereinigt, um 5 Kundgebung zuſtande zu bringen. Dies iſt in vollſtem Maße gelungen. Die Miſſionsverſamm⸗ lung am Montag, den 24 Auguſt abends, iſt die gaßte Verſamlung des Katholikentages(abge⸗ ſehen von der Feſtmeſſe) geworden. 15 5 Im Saal ſelbſt entwickelte ſich eine Herrliche Verſammlung. Nacheinander erſchienen auf dem Podium, wo bereits der Klerus, die Provinziale und Vertreter der Orden, Mitglieder der Lokal⸗ komitees Platz genommen hatten, Erzbiſchof Dr. Hombach von Honduras, Biſchof Franziskus Ti⸗ bartius Roche von Tutikorin in Vorderiſidien, Biſchof Fleiſcher von Mariannhill in Südafrika der leider inzwiſchen heimgegangene Weihbiſchof Dr. Hähling von Lanzenauer, mehrere 9 85 177 aAter! eine ſtattliche berg, die fürſtliche Familie von Löwenſtein, Graf Erbdroſte zu Viſchering, und der Präſident des Jahrtauſendfeier der kath. Arbeitervereine. Eſſen, 7. Sept. lande. .— II w* Der Ring der Puramaſa e Roman von Käthe von Beeker. 0(8. Fortſetzung.) 7 1 Von dem fielen unter einem weißen, dün⸗ leicht gelockte Haare über Nacken und Schultern. Sie waren, wie das ganze Bild, ungeſchickt und flüchtig ge— und ſein ganzes Können, ſeine canze Kunſt aufgeſpart und verſchwendet für die bräunlichen Frauen- geſichtes, das dieſe dunklen, langen Haare um⸗ rahmten. Und doch ſah man von dieſem nur wenig. Denn der dünne weiße Schleier, der ſich auch eng um die ſchole, ſchön gewelbte Stirn, ließ nur die Augen frei und ſchmiegte ſich dann verhül⸗ lend um den ganzen unteren Teil des Geſich— tes. In Wirklichkeit ſah man nur die Augen, ſchimmernde Sterne, die mit ſeltſam lebendigem, zwingen— dem Blick, halb traurig, halb lächelnd zu dem Beſchauer herniederſahen, Augen voll wunder⸗ in denen eine leiden⸗ ſchaftliche Frage, eine heiße Sehnſucht ruhte, die gefangen nahmen und nicht mehr losließen, an ſich zogen mit ſüßer Gewalt und Zärtlichkeit. Hans Heinrich ſtand vor dieſen Augen wie ein Welt⸗ entrückter; ihm war, als flöſſe die heiße Sehn⸗ ſucht, die aus ihnen ſprach, in ſein Herz hin⸗ jüber, als rege ſich darin dieſelbe leidenſchaft⸗ liche Frage, die in ihnen brannte, als durch⸗ rieſele ihn warm, wonnig und doch mit leiſem Grauen die ſüße Gewalt und Zärtlichkeit, die nen Schleier ſchwarze, malt Wiedergabe des zart ſich um ihr Haar ſchlang, legte dunkle, in bläulichem Weiß ſam rätſelhafter Tiefe, die in die Seele drangen und dieſe in ihren Tiefen glühte. „Ja, die Augen! Augen! ſchauen.“ Die Augen haben es jedem angetan, der ſie einmal ſah,“ ſagte neben ihm die Stimme des alten Johann.„Das ſind ſündige Hexenaugen, junger Herr, gefährliche Es tut nicht gut, ſie ſo lange anzu⸗ Hans Heinrich war beim Klange der Stimme wie aus einem Traume erwacht; er hörte kaum, was Johann geſagt hatte, er ſah ihn mit leerem verſtändnisloſem Blick an. Der alte Mann ſchüttelte den Kopf und ſhlug heimlich ein Kreuz.„Gott bewahre jeden in Gnaden,“ murmelte er und fuhr dann lau⸗ ter fort:„Hier auf dieſem Fleck hat die Hei⸗ din ihr ſündhaftes Blut verſpritzt, und hier muß ſie umgehen und Unheil bringen ſeit bald zweihundert Jahren.“ „Aber Johann, glauben Sie doch nicht ſolchen Unſinn!“ fuhr der Baron auf, und jetzt lächelte er.„Umgehen und Unheil bringen kön⸗ nen die Toten nicht, das tun nur die Leben⸗ den und wenn nicht anders, dann tun ſie es damit, daß ſie ſolchen Unſinn glauben.“ Der Alte bekam einen verfloſſenen, feind⸗ ſeligen Ausdruck in ſeinem faltigen Geſicht. Das iſt kein Unſinn, mit Verlaub zu ſagen, Herr Baron. Da ſind Dinge, die ſich nicht weg⸗ leugnen laſſen, wenn man ſie auch nicht erklä⸗ ren kann. Jedes Kind im Dorfe weiß es.“ Durch Hans Heinrichs Kopf flogen allerlei Gedanken und Fragen. Die vorherrſchende ſprach er aus:„Iſt denn das Grab noch zu finden, in dem die Fremde ruht?“ „Hm— ja— man ſagt, es ſei droben im Wald auf einem kleinen Hügel— man ſagt, aber niemand weiß es,“ antwortete, der Alte zögernd und anſcheinend widerwillig.„Aber wollen Herr Baron jetzt nicht den Rückweg an⸗ treten? Ich denke, der Imbiß wird fertig ſein.“ Hans Heinrich achtete nicht der Mahnung. „Und jedes Kind im Dorfe kennt die alte Sage, die ſich um den Turm und das Grab knüpft?“ fragte er weiter. „Hm— ja— das wandert von Geſchlecht zu Geſchlecht. Wir ſind hier viel Alteingeſeſ⸗ ſene, da erzählt es der Vater dem Sohne.“ „Nur ich wußte nichts davon und war doch der nuchſtbeteiligte,“ dachte Hans Heinrich u. runzelte die Stirne; dann lächelte er wieder. Natürlich, a hat ihm die Kindheit nicht mit quälenden ſeine kluge, klar blickende Mutter ſteckte er nun mitten darin, zwar mit gereiftem Geiſt und ruhiger Ueberlegenheit, aber im Empfinden merkwürdigerweiſe doch nicht ganz unbeeinflußt von dem, was ſein Verſtand be⸗ lächelte und verwarf. Die Augen dort auf dem Bilde redeten eine ſo ſeltſam überzeugende Sprache. Er wendete ſich zu ihnen zurück. Aber die Sonne war jetzt hinter einen der vor dem Fenſter wehenden Lindenzweige ge— ſchlüpft, und die blickten aus dem Schatten heraus. nun auch ſchattenhaft dunkel und leer. Ihr ſprechender Zauber ſchien mit der Sonne entſchwunden zu ſein. Enttäuſcht glitt der Blick des jungen Man⸗ nes nun über die verſchleierte Unterpartie des Geſichtes. Sie ſchimmerte nun ſehr undeutlich durch den leichten Schleierſtoff. Die Kunſt des Malers hatte auch hier verſagt, oder vielleicht war es ſein Wille. und ſeine Beſtimmung ge⸗ weſen, das Verhüllte nicht erkennen zu laſſen. Nur der Mund leuchtete in ſeltſamer Friſche“ unter dem dünnen Stoff hervor, feine ſchmale Lippen von einem ſo warmen Rot, als wenn ſie atmeten und ſich zum Kuſſe wölbten. Und eben hatte die Sonne zwiſchen den grünen Lindenblättern wieder entdeckt und glitt mit goldenem Gruß noch ein⸗ mal über das ganze Geſicht des jungen Wei⸗ bes. Da war es, als wenn der rote ſchmale Mund plötzlich lächelte, und in den Augen wachte wieder die heiße Sehnſucht, die ſüße Gewalt und Zärtlichkeit auf und glühte her⸗ nieder in das Herz des reglos Staunenden. Nur eines Atemzuges Länge— dann krachte, vom friſchen neckiſchen Frühlingswind getrieben, der aufgeſtoßene Fenſterladen pol⸗ ternd zu, und das ganze Gemach lag plötzlich in tiefem, unheimlichem Dunkel. Zugleich zog es wie leiſes Seufzen und Stöhnen durch den Raum, und wenngleich Hans Heinrich ſich mit dem klaren Verſtande ſagte, daß es der Wind ſei, der zwiſchen den Wänden fangend, in die⸗ ſen geiſterhaften Tönen ſpräche, rieſelte ihm doch ein kalter Schauer über den Rücken, und Phantaſtereien beſchweren wollen. Trotzdem ſeine Stimme klang belegt, als er aus rief: f Aus der katholiſchen Welt 5 Die katholiſchen Arbeiterv. eine von Eſſen⸗Stadt und Land begingen geſter in Eſſen⸗Weſt die Tauſendjahrfeier der Rhein Nach einer Andacht in den drei Pfarrkir eines tatkräftigen Mitwirkens einen Spalt Kathalikentages Baron von Cramer⸗Clett. kurzen Anſprache, ſyrachen Grabiſchof Dr. Hombach. vo „Stoßen Sie den Laden wieder auf, Jo⸗ hann! Man findet ſich ja ſonſt in dieſer Pech⸗ finſternis nicht vor⸗, nicht rück⸗ und vorwärts.“ Gleich darauf flammte Johanns Kerze auf und beleuchtete deſſes blaſſes und verſtör⸗ tes Geſicht. Der Alte ſchritt eilig, die Flamme mit der Hand ſchirmend, ſo daß ſie nur den knappeſten Umkreis erhellte und kaum der Rand des Bildes ſtreifte, an dem Baron vor⸗ über, der Tür zu. „Aber Johann, Sie ſollen doch den Laden öffnen!“ wollte ihn dieſer aufhalten. „Ich kann nicht, Herr Baron,“ war die heiſere Antwort. Mir zittern die Hände. Herr Baron wollen vereinen. Ich bin ein alter Mann, ich kann ſo etwas nicht durchſetzen. Herr Baron mögen mich gütigſt freilaſſen. Er zitterte wirklich an allen Gliedern, das Licht in ſeinen Händen ſchwankte, und ſeine Augen blickten verſtört. Der arme Alte. Wie verderblich doch der Aberglauben wirkte! Hans Heinrich fühlte ein wirkliches Mit⸗ leid, in dem alles andere, ſogar ſeine Begier, das Bild noch einmal zu ſehen, reſtlos unter⸗ ging. Jetzt war die Hauptſache, den alten er⸗ ſchreckten Mann wieder zu beruhigen. Er legte ſeine Hand ſanft auf die zuſammengeſunkenen Schultern des Dieners und ſagte freundlich: „Ruhe, Ruhe, Johann! Natürlich gehen wir zuſammen. Ich habe geſehen, was ich ſehen wollte. Es tut mir leid, daß Sie ſich ſo auf⸗ geregt haben; aber es war wirklich nicht nötig.“ Dabei hatten ſie beide das Zimmer ver. laſſen. Hinter ihnen flog die Tür krachend ins Schloß. Johann fuhr wie unter einem Schlag zuſammen und ſtrebte mit eilenden Schritten der zweiten Tür zu. Erſt als dieſe von ſeinen noch immer bebenden Händen mit dem großen Schlüſſel wieder feſt verſchloſſen war, atmete er auf. lehnte ſich ſchwach gegen die Mauer 10 Ganges und ſah ſeinen jungen Herrn m angſtvoll fragenden Augen an. f ö Fortſetzung folg!) ö Fürſ Löwenſtein eröffnete die Verſammlung mit e worin er die Notwendigkeit i aller Kreiſe für 1 die Glaubensverbreitung betonte und erläuterte,; Sodann udianern e de che Feſtrede des 5 N 56 lle des erkrantten früheren Aachener Reichs⸗ tagsabgeordneten H. Sittart der Generalſekretär⸗ des Franziskus Xaveriusvereins, Dr. P. Louis Elachen) übernommen. Er huldigte zuerſt dem Jubelbiſchof Dr von Keppler, der den Katholi⸗ kentag in das Sonnenlicht der Liebe geſtellt habe, im Namen derjenigen, die die chriſtliche Liebe über die ganze Erde tragen, und ſchälte dann das Gebet der Liebe im Miſſionsbefehl des Erlöſers zGehet hin in alle Welt“ in längeren von hoher Begeiſterung getragenen Ausführungen heraus Wie das deutſche Volt heute an der Verwirk⸗ lichung des Miſſionsbefehls Chriſti beteiligt ſei, war der zweite Teil der Rede. Mit großer Ge⸗ nugtuung nahm die Verſammlung den Bericht über die reſtloſe Wiedexeinſtellung der deutschen Miſſionare und Schweſtern in die Heidenfront entgegen. Dr. Louis führte ſeine Zuhörer durch die verſchiedenen Erdteile und zeigte ihnen, woß die deutſche Miſſionskraft wieder tätig war. f Der Stuttgarter Katholitentag wird für die miſſionsärztliche Bewegung einen Meilenſtein bedeuten. Denn unter dem Vorſitz des Biſchofs! Dr. Ehrenfried von Würzburg wurden die Satz⸗ ungen für den miſſionsärztlichen Verband end⸗ gültig feſtgelegt. Die Verhandlungen neitete Chefarzt Dr. Gaterseben(Aachen), der auch für die folgenden drei Jahre zum Präſidenten ge⸗ wählt wurde. Der Sitz des miſſionsärztlichen Vereins, der bisher in Aachen war, von wo die miſſionsärztliche Bewegung ausging, iſt jetzt mit dem Inſtitut in Würzburg verbunden, dem Bi⸗ 55 Ehrenfried von Würzburg ein tatkräftiger Förderer geworden iſt. Der deutſche Verein vom heiligen Lande hielt auch wieder eine Verſammlung auf dem Katholi⸗ kentage ab, die u. a. von Erzbiſchof Dr. Homhach und den Aebten von Weingarten und Schweikl⸗ berg beſucht war. Pater Dunkel C. M.(Jer aſa⸗ lem) berichtete als ausgezeichneter Kenner über die Lage im hl. Lande, berührte die Tätigkeit und Ausſichten der Zioniſten und gab ſeiner Freude Ausdruck, daß die deutſchen Katholiken ſich wie⸗ der mehr um die heiligen Stätten zu bemühen begännen. Es ſei trotz allem ein ausſichtsvolles Wirken. f Kleinere Verſammlungen veranſtalteten die Petrus⸗Claver⸗Sodalität und die Miſſionsberei⸗ nigung katholiſcher Frauen und Jungfrauen. So zeigte die Jahresſchau der deutſchen Katholiken auch das katholiſche Miſſionsweſen wiederum in voller Wirkſamkeit, getragen von der unverwüſt⸗ lichen Miſſionsliebe des Volkes. Der Volksverein. Einer der älteſten und bedeutendſten katholi ſchen Vereine iſt der Volksverein für da! katholiſche Deutſchland. Seine Gründung geh zurück auf die hervorragendſten Führer der dent ſchen Katholiken des letzten Jahrhunderts. Ar ſeiner Wiege ſtanden Männer wie Windthorſt Franz Brandts, Franz Hitze, Karl Trimborn Adolph Gröber u. a. Entſtanden in einer Zei ſchwerer wirtſchaftlicher, ſozialer und kultucellen Kriſen, ſieht er ſeine erſte Aufgabe darin, die Na, tholiken deutſcher Zunge zu belehren über die ge waltigen Aufgaben. die ihnen heute im öfſent lichen Leben gegenüberſtehen, ſucht er ſeit ſeinen Beſtehen die Idee des Tatchriſtentums zu ver wirklichen. Wel F Der Volksverein hat am ſtärkſten mitgeacbei— get an der vorbildlichen deutſchen Sozialreform er hat den einzelnen Berufen und Ständen un, ſeres Volkes den Weg gewieſen, wie ſie durch Staats⸗ und berechtigte Selbſthilfe ihren land wirtſchaftlichen und ſozialen Auſſtieg gewinnen lönnten. Dor Volksverein iſt es, der gerade in unſeren Tagen die Katholiken immer wieder da rauf hinweiſt, daß für ſie im Gemeinſchaftsleber unendlich viele Aufgaben zu erfüllen ſind, im die Zerriſſenheit unſeres Volkes zu überwinden, die Familie zu erneuern, einen wahrhaft lebendiger Zuſammenhalt in Gemeinde, Volk und Staat zu gewinnen. Bei den überaus großen Schwierigkeiten, un. ter denen heute unſer geſamtes Wirtſchaftsleben infolge der Kriegs⸗ und Nachkriegsereigniſſe lei det, iſt eine gründliche volkswirtſchaftliche und ſtaatsbürgerliche Belehrung eine der wichtigſter Bildungsaufgaben, die wir mit aller Kraſt zu köſer ſuchen müſſen. Dieſe gründliche und ſach liche Belehrung vermag aber nur ein Verein z bieten, der über den Parteien und den einzel nen Wirtſchaftsgruppen ſteht, der alle Fragen un ter dem Geſichtspunkt der Geſamtheit be trachtet. Nicht das Intereſſe einer einzelner Gruppe darf n eine ſolche Organiſation maß gebend ſein, ſondern das Wohl der Geſamthett Das Ziel des Volksvereins iſt die Heranbildugg eines geſunden Wirtſchafts⸗, eines opferber«iter 90e und eines echt chriſtlichen Gemeinſchaſts 0 es. WIe Aus Nah und Fern. Fu Aus Rheinheſſen, 7. Sept. Die diesjäh rige Zuckerrübenernte verſpricht pich schie einen guten Ertrag. Die letzten Wochen, di genügend Feuchtigkeit brachten, waren für die Entwicklung günſtig. In einzelnen Teilen der Provinz macht ſich, mit Rückſicht auf die geſtei⸗ Aube 1 15 a dle 1100 eine e des e er errüben, wie der Hackfrüchte überhaupt bemerkbar. 7 5 ö Bingen, 7. Sept, Ein ſchwerer Einhru⸗ wurde in die hieſige Bürgermeiſterei auf Bu Klopp verübt., Die Täter drangen über den mie haf ein, erbrachen alle Räume und Behält⸗ niſſe mit Ausnahme des dee des Bürger⸗ meiſters und ſtahlen die vorhandenen Geldbeträge/ 10 Tat ſcheint wohl vorbereitet gewefen zu ſein; enn ſeit zwei Tagen fehlt der Hund der am Voreingang wohnenden Familie. Alle Nachfor⸗ ſchungen waren bisher ergebnislos. Lörrach, 7. Sept. Geſtern wurde anläßlich des Markgräflertäages ein imboſanter Feſtzug abge⸗ halten, zu dem überfüllte Eiſenbahn⸗ und Extra⸗ züge fortwährend neue Menſchenmengen Frachten Der ſtarke Verkehr forderte leider ein Todesopfer! 7 aus Baſel ſtammender 28 jähriger Prokuriſi erſuchte, als er ſich auf den Heimweg begeben wollte, auf eine in ſtarker Fahrt befindliche Stra⸗ zenbahn aufzuſpringen, wobei er aber zu Full kam und eine Strecke weit geſchleiſt wurde. Im een dale iſt er ſeinen ſchweren Verletzungen eidelberg, 7. Sept. Am Sonntag fiel d 5. Stock eines Hauſes in der Gelbe ehe, olge mangelhafter Befeſtigung ein Blumenkaſten diem A den Gehweg und traf eine mit bhrem Kind vorbeiaebende Frau. ſo daß ſie eine zu zwei Jahren Gefängnis., einer Karlsruher Bierbrauerei reuth wegfuhr, 19 0 fen e; 1 In eibrücke rürteilte die Fabritarbeitert Marta Göttel aus Ramſtein 11 70 Kindesmor ee Karlsruhe, Als ein Laſtwagenzug e ee en 5 0 zwei Knaben mutwil⸗ ligerweiſe auf die 66 des zuletzt angehäug⸗ ten Wagens. Hierbei ſtürzte ein fünfjähriger per ab, kam unter den Wagen und würde ge⸗ 1 5 i 1 5 2 Stade, 7. Sept. J ichbrüches 27. Sept. Infolge eines Deichbruche an der Oſtſee ſind große Landſtriche in der Mu gebung von Stade überſchwemmt worden! De Schaden iſt ſehr groß. Die ganze zweite Hell e 10 10 0 1 in der Gegend von remervörde iſt der De ren Ttelleß 5 Ae 0 ch an mehreren t Lleſ .. f Weltſpiegel. g:: Tagung der heſſiſchen Schuhmacher. Der Heſſiſche Schuhmgchermeiſter⸗Verband hält in die⸗ ſen Tagen in Bingen ſeinen 10. Verbandstag, verbunden mit einer Fachausſtellung ab. Die Ausſtellung wurde am Samstag Vormittag in Anweſenheit der Vertreter der Behörden eröff⸗ net. Die Jahrestagung fand im Mainzer Hof ſtatt. Vorſitzender Rothe⸗Darmſtadt begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere die Vertreter der Nach⸗ barverbände Baden, Württemberg, Heſſen⸗Naſſau, Kurheſſen, den Vertreter der Handwerkskammer Dr. Lindenmann, den Vertreter der Zentralge⸗ noſſenſchaft u. a. m. An die am gleichen Tage in Innsbruck tagenden öſterreichiſchen Fachkollegen kam ein Telegramm zur Abſendung. Die ge— ſchäftsordnungsmäßige Tagesordnung wurde raſch erledigt, der Vorſtand wurde wieder gewählt. Von beſonderem Intereſſe iſt die Errichtung einer Fachſchule in Gießen. Am Montag ſind im Rah⸗ men des Schuhmachertages Vorträge vorgeſehen über Steuerfragen durch Syndikus Dr. Linde⸗ falle und Lehrer Lipp⸗Gießen über die Fuch⸗ ule. f„ F 2: Karlsruher Dentiſtentag. Am Saimstag Abend fand anläßlich der Karlsruher Dentiſten⸗ tagung ein Begrüßungsabend ſtatt. Die Aus⸗ ſenbeſg hatte am Samstag nachmittag einen Maſ⸗ enbeſuch aufzuweiſen. Am Sonntag vormittag wurden die Fachvorträge fortgeſetzt und zwar berichtete Reichstagsabgeprdneter Paul Fiedler⸗ Siegen(Weſtfalen) über Sozialverſicherung und erntete namentlich bei den Ausländern, hauptſäch⸗ lich Amerikanern, reichen Beifall, die mit lebhaf⸗ ter Bewunderung von den deutſchen Einrichtun⸗ gen hörten. Ferner referierte Dr. Meyer⸗Köln über die Pathologie der Pulpa, Schulrat Kim⸗ mich⸗Rottweil über Allgemeinbildung und Be⸗ rufsbildung und der Ehrenvorſitzende des Jeichs⸗ verbandes deutſcher Dentiſten Franz Puppe⸗ Breslau über Cavitäten-Präparation. 15 : Gefahren der Schlachtfelder. Der Paſubio im heutigen Trentino iſt einer jener Berge, die gleich wie der Col di Lana oder der Monte Grappa vom Blute kämpfender Soldaten beider Nationen getränkt ſind. Nun haben ug in den kleinen Gemeinden der Gebiete dieſer Gegenden kleine Oausinduſtrien aufgetan, deren Inhaber ſich mit dem Sammeln der Kvochen der Gefalle⸗ nen beſchäftigen. Die Brüder Thomas und Vik⸗ tor Biſſoffi betrieben 80 ſonderbare Geſchäft mit Schwung auf dem Paſubio: jüngſt gruben ſie wieder einmal mit Beilen nach Knochen, da ſchlug Viktor mit ſeinem Inſtrument auf eine Handgranate, die wahrſcheinlich ſamt dem Toten begraben worden war; dieſe explodierte und riß Viktor Biſſoffi in Stücke. eee,—— Lehte Meldungen. Briand für eine deutſch⸗franzöſiſche Verſtän⸗ . digung. 1 “Berlin, 8. Sept. Der Genfer Vertretet des ſozdem. Preſſedienſtes hatte geſtern eine Unterredung mitt dem franzöſiſchen Außea⸗ miniſter Briand, der die beſtimmte Erwar⸗ tung ausſprach, mit dem deutſchen wenne miniſter Streſemann Ende September zuſammenzutreffen. Als den ſpäteſten Termin betrachtet Briand den Anfang des Monats Oktober. Briand erklärte noch u. a.: Es wäre jetzt an Deutſchland, das entſcheidende Wor zu ſprechen. Er werde auf dieſer Konferenz ſeine ehrliche Friedenspolitik fortſetzen, und lege ſeine Karten offen auf den Tiſch, da er den Frieden zwiſchen Deutſchland und Frank. reich wolle. Um nicht zugrunde zu gehen, müſ⸗ ſen beide Länder eine Löſung findens Dann betonte Briand, daß Frankreich ſeinen guten Willen durch Räumung des Ruhrgebietes und der drei Sanktionsſtädte gezeigt habe, Frank reich ſei dem deutſchen Außenminiſter ent⸗ gegengekommen, um ihm ſeine Politik zu er leichtern. Auf der Konferenz werde man ſich auch über die Frage der Ab rüſtung und Räumung der beſetzten Gebiete einigen, wenn der Sicherheitspakt abgeſchloſſen iſt. Wenn auf der Konferenz auch Dr. Lu! ther erſcheine, ſo werde das den Arbeite einen beſonderen Impuls geben. Wirtſchaft lich ſei die deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigun zum Teil ſchon eingeleitet; auf politiſchen Gebiet werde ſie ſchwieriger, aber möglig 105 Das Schickſal ganz Europas hänge davon a 1 0** 5 2 2 2. e 5 1 7. Sept. Eine Einladung an Deutſchland zu einer Konferenz. 15 Berlin, 8. Sept. Wie der Londoner Ver⸗ treter des„Berl. Lokanz.“ erfahren haben wall, ſoll eine unformelle Einladung an den deutſchen Außenminiſter Dr. Streſemann be⸗ reits ergangen ſein. Dr. Streſemann ſoll ſich perſönlich bereit erklärt haben, der Einladung Folge zu leiſten; er ſoll aber gleichzeitig den Wunſch ausgeſprochen haben, daß ein oder mehrere Miniſter der Reichsregierung ihn be⸗ gleiten. In Londoner diplomatiſchen Kreiſen werde dieſe Konferenz als eine der wichtigſten ſeit dem Tage des Waffenſtillſtandes bezeich⸗ net, nachdem Deutſchland die volle Gleich⸗ berechtigung wiedergewonnen habe. * Das Schwurgericht * Der Herbſt iſt da. Die letzten Tage waren außerordentlich kühl. Die Temperatur geht weit herunter. Da und dort wurde von Relfbildung berichtet. Die Hoffnungen, die man auf den 25er Wein geſetzt hat, müſſen wohl et⸗ was zurlckgeſchraubt werden. Für das Ausvelfen der Trauben wären warme, ſonnige Tage gerade jetzt ſehr vonnbten. Ein Jagdprozeß Das Land ger icht in Darmſtadt verhandelte in dritter Inſtanz die Jagd⸗ pachtangelegenheit der Gemeinde Pfungſtad gegen Frankfurter Pächter. Letztere wollten dle Pacht⸗ ſumme mit 10 960 Mar! nicht zahlen, da die Jagd abgeſchoſſen ſefl. Die Gemeinde erhielt nun 10 000 Mark Pachtſumme zugeſprochen und den Jazdpächtern wurden die Koſten auſerlegt. Erkrankung des Miniſters Raab. Minlſter Raab mußle ſich dieſer Tage einer Dickdarmoperation unterziehen. Wie wir hören, iſt das Befinden des Miniſters zufriedenſtellend Rebhühner- und Faſanenjagd. Die Jagd auf Rebhühner und Faſanen hat am 24. Auguſt begonnen. Die Jäger berichten von guten Ergebniſſen. Der Stand der Hühner iſt gut, der der Faſanen noch reichlicher. Im Jagd⸗ geblet am Rhein treten hier und da ſchon junge Enten auf. Auch die am 1. Oktober beginnende Haſenjagd verſpricht gute Reſultate. » Darf ein Teſtament mit Bleiſtift ergänzt werden? Das Reichsgericht hat dieſe Frage bejaht. In dem zur Beurteilung ſtehenden Falle war das Teſtament rechtsgültig mit Tinte geſchrteben und mit Einhaltung der erforderlichen Formen ein Zuſatz gemacht, dieſer aber mit Bleiſtift geſchrieben worden. * Berliner Kartoffelpreiſe. Amtliche Preisfeſtſetzung: Weiße Kartoffeln 2, rote Kar⸗ toffeln 1,90, Odenwälder blaue 2, Nierenkartoffeln 3,50—4 andere gelbfleiſchige Kartoffeln 2.40. Der Mädchenmord in Darmſtadt. Das Geſtändnis des Mörders. Wie von uns ſchon berichtet, wurde der Student Meon, der die Stütze Anna Gill⸗- mann in Darmſtadt ermordete, in Gotha verhaftet. Dazu werden aus Gotha noch fol⸗ gende Einzelheiten gemeldet: Als Meon Mon⸗ tag früh auf dem Bahnhof zu Gotha eintraf, wurde er von Kriminalbeamten erkannt und ſofort feſtgenommen. Als Meon die Beamten auf ſich zukommen ſah, griff er in die Taſche, die Beamten waren aber raſcher als er und feſſelten ihm die Hände. Bei der Durchſuchung fand ſich in der rechten Hoſen⸗ taſche ein ſchußbereiter Revolver. Meon erklärte ohne Weiteres, daß er die Abſicht gehabt habe, ſich vor ſeiner Feſtnahme zu er⸗ ſchießen. Auf der Polizeidirektion wurde der Ver⸗ haftete zunächſt einem kurzem Verhör unter⸗ zogen. Nachdem er ſeine Perſonalien angegeben hatte, wurde ihm von dem vernehmenden Be⸗ amten die Frage vorgelegt:„Geben Sie zu, die Glllmann in Ihrer Wohnung ermordet zu haben?“ Meon antwortete ohne Beſinnen: „Ja, ich bin der Täter.“ Meon gab dann weiter an, daß er die Gillmann durch einen Schlag auf den Kopf mit einem Totſchläger getötet habe. Die Leiche habe er dann zufammengeſchnürt und zunächſt in ſeinem Klelderſchrank verborgen. In der Nacht habe er die Leiche dann auf ſeinem Fahrrad an die Stelle gebracht, wo man ſte vor einer Woche gefunden habe. Der Er. mordeten habe er 30 Mark abgenommen und mit dem Gelde ſei er dann flüchtig ge⸗ gangen. Nach der kurzen Vernehmung wurde Meon in das Gerichtsgefängnis gebracht. Dort wurde er entkleidet, da ſein Anzug und ſonſtige Ge⸗ genſtände auf Blutſpuren unterſucht werden ſollten. Dabei erlebte man eine Ueberraſchung: Meon trug vollſtändige Dam enwäſche. Bereits kurz nach der Tat war uns aus Darmſtadt gemeldet worden, daß es in der Wohnung des Studenten Meon in der Allee⸗ ſtraße oft ſehr wüſt zugegangen ſei. Bekannt⸗ lich beſand ſich die Wohnungsinhaberin ſeit Monaten im Kranlenhaus, ſo baß Meon in der Wohnung ſchalten und walten konnte, wie er wollte. Es ſollen nicht nur ſehr viele Damen, ſondern auch Herren bei Meon verkehrt ſeien. Die Unterſuchung erſtrekt ſich jetzt auch darauf, ob irgendwelche ſeyuellen Beweg ⸗ gründe zur Begehung der Tat vorliegen. In der bisherigen Vorunterſuchung konnte man auf dieſem Gebiete nicht weiter kommen, da nicht feſtzuſtellen war, wer bel Meon verkehrte. Jetzt wird es wohl gelingen, die Sache reſtlos aufzullären. Etwas vom Verlöbnis. Ein juriſtiſches Kapitel für die Damenwelt. 1 Von Rechtsanwalt Dr. W. H. Stern⸗Berlin Charlottenburg. „Drum prüfe, wer ſich ewig bindet..“ Wer die Abſicht hat, ſeine goldene Junggeſellen⸗ oder Mädchenfreiheit aufzugeben und den „Sprung ins Ungewiſſe“ zu kun, der muß ſich barüber klar ſein, daß ſich auch tatſächlich das „Herz zum Herzen findet“, will er nicht evtl. an ſeinem Geldbeutel ſpüren, daß kleine Uu ſachen manchmal große Wirkungen haben können. Allerdings kann nach 8 1297 des B.⸗G.⸗B. aus einem Verlöbnis nicht auf Eingehung der Ehe geklagt werden, auch iſt das Verſprechen eine Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, nichtig. Tritt aber ein Ver⸗ lobter von dem Verlöbnis zurück, ſo hat er dem anderen Verlobten und deſſen Eltern(oder anderen Perſonen, die an Stelle der Eltern gehandelt haben) den Schaden zu erſetzen, der daraus entſtanden iſt, daß ſie in Erwartung der Ehe Aufwendungen für Wäſcheausſteuer, Wohnungseinrichtung uſw. gemacht haben oder ſonſtige Verbindlichkeiten eingegangen ſind. Hat der andere Verlobte Maßnahmen getroffen, die ſein Vermögen oder ſeine Berufsſtellung be⸗ rühren, ſo iſt ihm ebenfalls der hieraus er⸗ wachſende Schaden zu erſetzen— allerdings ſoweit nur, als die Aufwendungen und die ſonſtigen Maßnahmen„den Umſtänden nach angemeſſen“ waren Iſt das Verlöbnis von dem einen Ver⸗ lobten durch ein Verſchulden des anderen, das einen wichtigen Grund zur Aufhebung bildet, rückgängig gemacht worden, ſo iſt letzterer für die gemachten Aufwendungen ſchadenerſatzpflich⸗ tig. Liegt aber ein unverſchuldeter wichtigen Grund für den Rücktritt vor, tritt die Erſatz⸗ pflicht nicht ein(§ 1299) i Ein etwas prekäres Kapitel ſchneidet 8 1300 des B.⸗G.⸗B. an. Es gibt nämlich Brautpaare, die etwas feurigen Gemütes ſein müſſen oder bei denen anſcheinend nicht immer Mutter, Tante oder ein ſonſtiger Anſtandswauwau Wache hält. Jedenfalls muß wohl der Geſetz⸗ geber angenommen haben, daß ſo etwas ab und zu vorkommt, denn er regelt eben den 8 1300 B.⸗G.⸗B. für den Fall, daß eine Verlobte— nun wie ſag ichs meinem Kinde?— alſo lieber gleich in der Sprache des Geſetzes: daß eine zunbeſcholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung geſtattet hat“. Trifft dies zu, ſo kann ſie auch hierfür eine„billige Entſchädigung“ in Geld verlangen. Wohlgemerkt: das betref⸗ fende junge Mädchen— das unter Umſtänden gar nicht mehr ſo jung zu ſein braucht— ſie kann auch nach der Rechtsſprechung eine ehr⸗ bare Witwe oder ſchuldlos geſchiedene Frau ſein— muß„unbeſcholten“ ſein, was eben nicht gleichbedeutend iſt mit„Virginität“(Jungfräu⸗ lichkeit). Umgekehrt kann nach der Rechtsſprech⸗ ung des Reichsgerichts eine zweifelsfreie Jung⸗ frau moraliſch„beſcholten“ ſein. Sie hat dann keinen Anſpruch auf Entſchädigung. Dieſer § 1300, der eine ziemliche Aehnlichkeit mit den engliſchen und amerikaniſchen Beſtimmungen über„breach of promiſe“(Verlobungsbruch) hat, iſt denn auch, ähnlich wie in Amerika oft eine Quelle von Erpreſſungen und undelikaten Kla⸗— gen, bei denen die Beſprechung von Dingen, mit denen man ſonſt gern hinter dem Berge hält, eine große Rolle ſpielt. Dieſer höchſt perſönliche Anſpruch aus § 1300 iſt nur dann übertragbar und geht auf die Erben über, wenn er durch Vertrag an⸗ erkannt oder rechtmäßig, d. h. ein gerichtliches Verfahren eingeleitet worden iſt. Endet das Verlöbnis nicht mit der Ehe, ſo kann jeder Verlobte von dem anderen die Herausgabe der Geſchenke, die er ihm zum Zeichen des Verlöbniſſes gemacht hat, verlangen. Alle dieſe vorerwähnten Anſprüche verfäh⸗ ren in zwei Jahren von der Auflöſung der Verlobung an. Ja, ja: der Wahn iſt kurz, die Reu iſt fang. Juriſtiſcher Briefkaſten. Otto S. Wenn Ihr Gegner in elner ſehr wichtigen Angelegenheit fortgeſetzt die Annahme Ihrer Briefe, auch der Einſchreibebriefe, ver⸗ weigert, ſo brauchen Sie den Brief nach 8 132 des Bürgerlichen Geſetzbuches nur durch den Gerichtsvollzieher zuſtellen zu laſſen. Der Para⸗ graph lautet:„Elne Willens⸗Erklärung gllt dann als zugegangen, wenn ſie durch Vermitt⸗ lung des Gerichts vollziehers zugeſtellt worden iſt.“ Verweigert auch dann der Adreſſat die Annahme, ſo iſt der Brief ihm dennoch„zuge⸗ gangen“. Ueber die Zuſtellung und eventuelle Verweigerung nimmt der Gerichts-Vollzieher ein Protokoll auf(Zuſtellungsurkunde). Der Adreſſat hat dann bei Nichtanahme allen etwa enk⸗ ſtundenen Schaden zu vertreten. Herrn J. B. Eine nur unterſlempelte Quittung beſitzt keine Gültigkeit. Jede Beur⸗ kundung muß ſchriftlich erfolgen, alſo eigenhän⸗ dig unterſchrieben werden. Herrn A. W. Ihre Frage gehört zu den alten Streitpunkte im Kaufmannsſtand, liegt aber immerhin ganz klar: Sagt jemand, in ſeiner Branche werde mit z. B. 33/ Prozent gear⸗ beitet, ſo bezieht ſich dieſer Gewinn auf den Verkaufspreis. Es müſſen alſo auf den Ein⸗ kaufspreſss 50 Prozent aufgeſchlagen werden, um 38 Prozent zu verdienen. PPP A das beſttennomierte Warenhaus Geſchwiſter Mayer in Weinheim veran⸗ ſtaltet enen Serlen verkauf, der bis eln⸗ ſchließlich Freitag den 18. Septem⸗ ber dauert. Auf die heute dlesbezügliche Vellage machen wir beſonders aufmerlſam. 185 0 1 1