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Das Kraftwerk Rheinau teilt mit, daß zur Vornahme größerer Inſtandſetzungsarbeiten am, Sonntag, den 11. ds. Mis, von morgens S 92 r SS SSS PPP Te lieferung unterbrochen wird. Wir bringen dies hiermit zur allgemeinen Kenntnis. Bekanntmachung. Beitr.: Gemein degewerbeſteuer für 1925 Ri. Der Gemeinderat hat mit miniſterieller Ge⸗ nehmigung die Erhebung eines Teiles der Ge werbeſteuer für das Rj. 1925 in Geſtalt eines Zuſchlags von 40% zu den Einkommenſteuervof, auszahlungen beſchloſſen. den Einkommen- und Körperſchaftsſteuervorau⸗ zahlungen und der ſtaatl. Gewer beſteuer fällig und iſt von den Gewerbeſteuerpflichtigen gleichzeitg mit dieſen Steuern an dem für deren Zahlung maßgebenden Termin bei der Untererhebeſtele Vlernheim zu entrichten. Die Zuſteflung eine Steuerbeſcheldes erfolgt für dieſen Teil der Gi werbeſteuer nicht. Mit Rückſicht darauf, daß der Zahlungs termin der Einkommenſteuervoraus zahlungen fllt die Monate April, Mat, Juni 1925 ſchon ein Vierteljahr zurückliegt und jetzt bereits derſenige für die Monate Juli, Auguft und Septembel 1925 bevorſteht, ſoll die Erhebung oblger Ge. werbeſteuer für April, Mat und Juni 1925 f der Weiſe durchgeführt werden, daß für das. Viertelfahr 1925 Rj. 80% ſtatt 40% der zun 10. Oktober 1925 fälligen Einkommenſteuer vol 1925 zu entrichten find. Für das Ill. und. Vierteljahr 1925 kommt nur der Steuerſatz von 40% der Einkommenſteuervorauszahlungen il. Frage. nung und Beitreibung auf Koſten des Schuldner. Betr.: Kirchweih 1925; hier Vergebung der Jupplätze. Auf Grund des Gemeinderats beſchluſſes von 6. ds. Mts. kommt eine Verlegung der Kirchweihe wegen der am gleichen Tage denden Gemeinderatswahl nicht in Frage. Viernheim, den 7. Oltober 1925. Heſſiſche Bür germeiſterei Viernheim f J. V.: Roos. ſtatifin — Die Zeitungsanzeige 95 61 Giernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Erſcheinttäg Pass- und Bahnhildern g 5 5 8 Uhr bis mittags 12 Ahr, die Stron⸗ Die Steuer wird mit auszahlung für Jult, Auguſt und Seprember 1 7 Bel nicht rechtzeitiger Zahlung erfolgt Mah“! hieſtgen date gegen a Inſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 1 2377 Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Aub Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Viernheimer Tageblatt lich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petttzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtuſter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Taß⸗ vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Montag, den 12. Oktober 1925 Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathansſtr. 2 „,; ð?ĩʃ7Q...;5'᷑8—ͤ—ᷣ—«.. TT 42. Jahrgang Vor wichtigen Entſcheidungen. Die Beratungen und Beſprechungen am Freitag. Locarno, 10. Oktober. An dem geſtrigen ſitzungsloſen Tage wurde vielleicht mehr kon⸗ feriert als an manchem vergangenen Tage mit Plenarſitzungen. Die Grundlage für die geſtrigen Einzelkonferenzen bildete die vor⸗ geſtrige Vollverſammlung, die den lebhafte⸗ ſten Charakter, der bisher in einer Vollſitzung zu verzeichnen war, hatte. Hat die geſtrige Sitzung auch noch keineswegs die erſtreben⸗ den Löſungen gebracht oder auch nur vorbe⸗ reitet, ſo hat ſie doch die Atmoſphäre etwas gereinigt, und in dieſer freieren Luft vot ſich heute die gewünſchte Grundlage für die Ein⸗ zelbeſprechungen, die das Programm des Ta⸗ ges bildeten. Ein neues Moment, das man zunächſt als eine Beſchwerung anſehen möchte, das aber vielleicht die ſchließliche Ver⸗ ſtändigung erleichtern kann, bildet die An⸗ weſenheit der beiden Außenminiſter der Oſt⸗ ſtaaten, von denen Skrzynſki geſtern Gelegenheit genommen hat, die Preſſe mit ſei⸗ nen Anſichten vertraut zu machen. Skrzynſki, der einen ſympathiſchen Eindruck machte, bei dem man eben die gute diplomatiſche Schule des Ballplatzes in Wien merkt, aus der er hervorgegangen iſt, brachte zwar nicht viele Momente in die Debatte, wenn man nicht den einen Satz als ſolches anſehen will, daß die Polen nämlich nicht hierhergekommen ſeien, um Forderungen aufzuſtellen, ſondern um auf friedlichem Wege der Verſtändigung zu dienen. Wenn die beiden Miniſter der Oſt⸗ ſtaaten auch noch nicht aktiv an der eigent⸗ lichen Konferenz beteiligt ſind, ſo iſt es im⸗ merhin möglich, daß ſie ſich in einigen Tagen beteiligen können, da ja bei dem zwangsloſen Charakter des Ganzen ihre Zulaſſung durch einfachen Beſchluß der Verſammlung möglich iſt. Graf Skrzynſki ſcheint auch damit zu rechnen, bereits am Montag gehört zu wer⸗ den, denn er hat für dieſen Fall eine Faſſung für den§S 6 des Garantiepaktes vorgeſchlagen, der nach franzöſiſchen Blättern die Garantie eben in dem Falle des umſtrittenen Artikel 16 des Völkerbundspaktes verankern will und der einem Staat, der ſich in Notwehr glaubt, das Recht zur legitimen Verteidigung bietet. In⸗ zwiſchen haben ſich die beiden Miniſter wohl mehrfach mit ihren Kollegen von der Entente⸗ ſeite getroffen, wenn auch dieſe Unterredun⸗ gen nicht öffentlich bekannt gegeben werden, da die in Frage kommenden Herren alle in demſelben Hotel wohnen. Es iſt jedoch heute weniger als an den vorangegangenen Tagen feſtſtellbar, inwieweit man effektiv vorange⸗ ſchritten iſt. Der Eindruck herrſcht jedoch vor, daß auch dieſe geſchilderten Einzelunterredun⸗ gen keine greifbaren Ergebniſſe erzielt haben, mit denen Deutſchland ſich reſtlos zufrieden erklären könnte. Es erſcheint ſicher, daß die deutſche Delegation nicht gewillt iſt, ſich mit freundlichen Worten bezüglich der allgemeinen politiſchen Fragen abſpeiſen zu laſſen, ſon⸗ dern ſie wünſcht Konkreteres in die Hand zu bekommen. Darin beſteht vor allem die Schwierigkeit der Lage. Gegenüber dieſen Dingen treten die Beratungen in den Hinter⸗ grund, denen ſich heute die Juriſten gewid⸗ met haben. Es ſteht im Augenblick noch nicht feſt, wie weit ſie gekommen ſind, beſonders, ob ſie die Grundlage zu einem abſchließenden Gutachten geſchaffen haben. So ſehr alſo auch aus Paris, und London hoffnungsvolle Stim⸗ men hierher gemeldet werden, die ſich ſo aus⸗ nehmen, als ſei man, wenn auch nicht gerade über dem Berg, ſo doch ſchon unmittelbar unter dem Gipfel, ebenſo muß man auch am heutigen Tage vor einer übertriebenen Zuver⸗ ſicht warnen. Noch iſt es zwar, ie Seia⸗ loja geſtern auf dem Preſſeempfang richtig ſagte, nicht verloren, aber auch noch nicht ge⸗ wonnen. Lange kann zwar dieſer Standpunkt nicht mehr dauern und inſofern ſind ſich ſo⸗ wohl die optimiſtiſchen als die etwas peſſi⸗ miſtiſchen Beobachter einig, daß das Ende der Locarno⸗Tage fern del kann. ge nicht mehr allzwern ſein Perſünliche Beſprechungen und Beſuche. 90 Locarno, 9. Ott. Chamberlain hat 1555 nachmittag den Reichskanzler Dr. L u⸗ 10 b im Hotel Eſplanade beſucht. Die Unter⸗ Wi ung danerte einige Zeit und ihr Ergebnis 10 in allen Kreiſen mit lebhafter Spannung ib da es von großer Bedeutung ſein Reichskanzler Dr. Luther hat am Abend por 7, Uhr de liſchen Außenminister 1 1 Chamberlain im Grand-⸗Hotel einen Gegenbeſuch abgeſtattet, der nur wenige Mi⸗ nuten dauerte. Locarno, 10. Okt. Geſtern vormittag 11 Uhr hat im Grand⸗Hotel eine Unterredung zwiſchen Streſemann und Briand be⸗ gonnen, die über eine Stunde dauerte. Briand hat danach franzöſiſchen Journaliſten erklärt, daß der begonnene perſönliche Meinungsaus⸗ tauſch fortgeſetzt werden müſſe. Das läßt da⸗ rauf ſchleeßen, daß die Dinge wohl weiter gefördert, aber noch keineswegs zu Ende ge⸗ führt ſind. Am Mittag ſpeiſten im Park-Hotel Außenminiſter Dr. Streſemann mit eini⸗ gen deutſchen Herren und etwas ſpäter kom⸗ mend der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch. Nach Tiſch ergab ſich die Gelegen⸗ heit, daß beide Herren durch gemeinſame Be— kannte einander vorgeſtellt wurden. Sie plau⸗ derten kurze Zeit miteinander und verließen dann getrennt das Hotel. Berlin, 10. Okt. Der„Vorwärts meldet aus Locarno: Am Abend veranſtaltete Dr. Streſemann ein Eſſen für die Mitglie- der der engliſchen und amerikaniſchen Preſſe und zog ſich dann zuſammen mit Reichskanz⸗ ler Dr. Luther und Staatsſekretär von Schubert zurück, um die endgültige Stel— lung feſtzulegen, die Deutſchland heute auf der Konferenz zu Art. 16 vertreten wird. Für Samstag wird in Locarno der deutſche Ge— ſandte in Bern, Adolf Müller, erwartet. Der belgiſche Außenminiſter Vander⸗ velde beſuchte heute im Verlaufe des Nach— mittags zwecks einer Beſprechung den deut— ſchen Staatsſekretär v. Schubert. Ein Abänderungsvorſchlag für Artikel 162 Bern, 10. Okt. Aus Locarno läßt ſich der„Berner Bund“ berichten, es werde erwo— gen, die Schwierigkeiten bezüglich des Ein⸗ tritts Deutſchlands in den Völkerbund dadurch zu beſeitigen, daß die Alliierten dem Völker⸗ bund eine für alle entwaffneten Länder gel— tende Reviſion des Artikels 16 empfehlen. Zu den noch nicht ausgeglichenen Mei⸗ nungsverſchiedenheiten über den Art. 16 iſt noch zu bemerken, daß dieſer Artikel nicht nur die Verpflichtung zu kriegeriſchen Maßnahmen und zum Durchlaſſen des Völkerbundsheeres bei Sanktionen einſchließt, der Artikel umfaßt auch noch die Verpflichtung, gegen einen Frie⸗ densbrecher wirtſchaftliche und finanzielle Maßnahmen zu treffen. Solche würden zwei⸗ fellos von dem Betroffenen als unfreund⸗ licher Akt angeſehen werden und dürften den Kriegszuſtand zwiſchen beiden Ländern zur Folge haben. Dem Riſiko eines Krieges kann ſich aber das entwaffnete Deutſchland unter keinen Umſtänden ausſetzen. Am Scheidewege. Locarno, 9. Okt. Der italieniſche Dele— gierte Senator Scialoja, hat heute den Preſſevertretern folgende Eindrücke über die Lage der Konferenz mitgeteilt: Wir ſind an einem Scheidewege angelangt, indem wir den ſchwierigſten Teil des Paktes ange⸗ ſchnitten haben. Vorläufig liegt aber nichts Abſchließendes vor. Ein großer Schritt iſt ge⸗ tan, indem jeder ſeine Geſichtspunkte über die Frage dargelegt hat. Die Tatſache, daß die Sitzung auf Samstag vertagt wurde, möge alſo beweiſen, daß kein Beſchluß gefaßt wurde, ſondern die Diskuſſion erſt begonnen hat, und daß die Hoffnung, etwas zu errei⸗ chen, im Geiſte bei allen Teilnehmern jort⸗ beſteht. Ueber die beſondere Haltung Italiens betonte Scialoja, es werde einen allgemeinen Pakt unlerzeichnen.„Wir beſinden uns in der gleichen Lage wie England, ſowohl gegenüber dem Rheinpakt als gegenüber den öſtlichen Schiedsverträgen im Unterſchied zu den Vor⸗ verhandlungen mit den alliierten Miniſtern in Genf, als wir uns die vorläufige Beobach⸗ tung ausbedungen hatten.“ Streſemann befriedigt. Berlin, 10. Okt. Der Sonderberichterſtat⸗ ter der Voſſ. Zig.“ in Locarno berichtet, daß die Konferenz in der Donnerstagnachmittag⸗ Sitzung ſich vorübergehend an einem außer⸗ ordentlich kritiſchen Punkt befunden habe. Das gehe daraus hervor, daß Seialoja in der ge⸗ meldeten Preſſebeſprechung erklärt habe, wenn die Schwierigkeiten unüberwindlich erſchienen wären, würde die Konferenz am Donnerstag beendet geweſen ſein. Der Berichterſtatter des Blattes führt übrigens die zahlreichen in den letzten Tagen in der italieniſchen Preſſe er⸗ ſchienenen Indiskretionen auf ein Mitglied der italieniſchen Delegation zurück, das, wenn es nicht Grandi heiße, jedenfalls Grandi ſehr naheſtehe. Grandi ſei dem feinſinnigen und kommiſſar beigegeben. Das Blatt glaubt, daß, wenn nicht un⸗ vorhergeſehene Ereigniſſe eintreten, am heuti⸗ gen Samstag die Verhandlungen über den Weſtpakt beendet werden, ſodaß am Mon⸗ tag die Beratungen mit Skrzynſki und Be— neſch beginnen könnten, über deren Formel noch keinerlei Beſchlüſſe gefaßt ſeien. Briand ſoll ſich nach einer wenne ren Meldung des Blattes aus Locarno über ſeine geſtrige Unterredung mit Streſemann ſehr befriedigt erklärt und in beſtimmter Form geſagt haben, alle ſchwebenden Fragen befän⸗ den ſich in einer Bearbeitung, die ihre end⸗ gültige Löſung ſicher erhoffen laſſe. Auch Dr. Streſemann ſoll ſich in einem kleinen Kreiſe mit Wärme über die Beſprechung ausgeſpro⸗ chen haben. Er ſei von dem Eindruck der Per⸗ ſönlichkeit Briands auf das Angenehmſte be⸗ rührt geweſen, und habe gleichfalls verſichert, daß die Hoffnung auf ein befriedigendes Er⸗ gebnis in den ſpringenden Punkten gegeben ſei. N Georg Bernhardt glaubte geſtern nach den Unterredungen der Staatsmänner, das künftige Bild beſtätigt zu finden, das er in den letzten Tagen über den Stand der Kon— feronz entworfen habe. N Auch auf engliſcher Seite ſoll ſich der Op⸗ timismus geſteigert haben. Eine der engliſchen Regierung ſehr naheſtehende Seite habe den Eindruck der geheim gehaltenen Detailausfüh⸗ rungen Chamberlains vor den Vertre⸗ tern der europäiſchen und amerikaniſchen Preſſe geſtern morgen dahin präziſiert, daß die Sache außerordentlich gut voran gehe. Die optimiſtiſche Ueberzeugung Chamberlains, daß man auf der Konferenz das geſteckte Ziel erreichen werde, habe ſich eher noch geſteigert. Der kritiſche Punkt ſei bei Erörterung des Artikels 16 eingetreten. So einig ſich die alli⸗ ierten Staatsmänner darüber ſeien, daß ſie den Artikel 16 nicht abändern wollten, ſo einig ſeien ſie ſich darüber, daß niemand wiſſe, was dieſer Artikel eigentlich bedeute; jeder faſſe nämlich ſeine Bedeutung. anders auf. Der Papſt und Locarno. Locarno, 10. Okt. An der Konſerenz von Locarno nimmt auch der Vatikan das aller— größte Intereſſe. Der Papfſt hat in einem beſonderen an den Biſchof von Lug a no gerichteten Schreiben ſeinen Gedanken über die Bedeutung dieſer Konferenz für die Her— beiführung eines wirklichen Friedens in der Welt Ausdruck verliehen, und den Biſchof be— auftragt, in einer eigenen abendlichen An⸗ dacht in der altberühmten Locarneſer Kirche St. Antonio den Segen des Himmels auf die arbeitende Konferenz herabzuflehen. Dieſem Auftrag kam der Biſchof von Lugano nach, und zwar wurde eine eigene Segensandacht unter Ausſetzung des Allerheiligſten in der Kirche St. Antonio veranſtaltet. Das Gottes⸗ haus war von Einheimiſchen und Fremden überfüllt. Für die Mitglieder der Delegatio— nen, an die beſondere Einladungen ergangen waren, hatte man in der Nähe des Chores mehrere Bänke bereitgehalten, doch hatten auf dieſen nur die Deutſchen Platz genommen. Als Vertreter des Reichskanzlers war Staats- ſekretär Kempner zugegen, ferner Herr v. Stockhauſen von der Reichskanzlei und Dr. Schwendemann von der Preſſeabtei⸗ lung des. Auswärtigen Amtes. Der Gottes⸗ dienſt ſelber vollzog ſich in den feierlichſten Formen. Kurz vor der Erteilung des allge⸗ meinen Segens rief der Biſchof in einem be⸗ ſonderen Gebete den Himmel um ſeine Hilfe an. Allen Teilnehmern wird dieſe gottes⸗ dienſtliche Veranſtaltung in Locarno, mitten in einer überwältigenden Umwelt und aus⸗ geſtattet mit dem Glanze, den nur der katho⸗ liſche Ritus bieten kann, unvergeßlich bleiben. Beſprechungen Skrzynſtis mit Chamberlain, Briand und Vandervelde. Locarno, 10. Okt. Der polniſche Außen⸗ utiniſter Skrzynſki hatte geſtern Beſpre⸗ chungen mit Chamberlain, Briand und Van⸗ dervelde. Beneſchs Entwurf. Locarno, 10. Okt. Die von uns bereits klugen Politiker und Juriſten Scialoja nach! bolſchewiſtiſchem Muſter als Ueberwachungs⸗ 9— vor einigen Tagen gebrachte Meldung, de Dr. Beneſch einen fertigen Entwurf 58 einem deutſch⸗tſchechiſchen Schiedsgerichtsden⸗ trag mitgebracht habe, wird jetzt beſtätitz Miteplich ſoll ſich dieſer Entwurf an dan kſcherviſch⸗polniſchen Schiedsvertrag an lehren Um die Handelsverträge. Zum gegenwärtigen Stand der deutſchen Handelsvertragsverhandlungen erfahren wir von zuſtändiger Seite u. a. folgendes: Han⸗ delsvertragsverhandlungen ſchweben gegen⸗ wärtig mit Frankreich, Italien, Spanien, Po⸗ len und Rußland. Was die Verhandlungen mit Rußland anbetrifft, ſo ſind dieſe bekanntlich ſo gut wie abgeſchloſſen. In den letzten Tagen wurden in Moskau nur noch einige Fragen ganz unter⸗ geordneter Natur beſprochen. Es iſt anzuneh: men, daß bereits heute oder morgen die Nach⸗ richt von der Erledigung dieſer Punkte ein⸗ treffen wird, ſo daß der Vertrag ſchon in den nächſten Tagen endgültig unterzeichnet wer⸗ den kann. Was die Verhandlungen mit Frank⸗ reich betrifft, ſo würden dieſe vorausſicht⸗ lich Mitte Oktober auf der Baſis des vergan⸗ genen Jahres weitergeführt werden, aller⸗ dings mit gewiſſen Vereinfachungen. So hat Frankreich u. a. ſeine bekannten vier Waren⸗ liſten auf drei verringert. Ferner dürfte die Hinzuziehung von Sachverftändigen zu den Verhandlungen, die noch im Laufe des Som⸗ mers außerordentlich ſtark geweſen iſt, we— ſentlich eingeſchränkt werden Nach der letzten mündlichen Verhandlung zwiſchen den beider⸗ ſeitigen Delegationschefs hat Frankreich von Deutſchland neue Vorſchläge erbeten. Dieſe Vorſchläge ſind jetzt überreicht worden. Die franzöſiſche Antwort wird in den nächſten Ta⸗ gen erwartet. Hinſichtlich Italien beſteht ein mo⸗ dus vivendi, der am 31. Oktober abläuft. Es iſt zu erwarten, daß es noch vor Ablauf des Proviſoriums gelingen wird, den endgül⸗ tigen Vertrag abzuſchließen. Jedenfalls be— ſteht bei den beiden Delegationen hierzu der ernſte Wille. Was die Verhandlungen mit Spanien betrifft, ſo läuft bekanntlich der jetzt gekün⸗ digte gegenwärtige Vertrag am 16. Oktober ab. Es iſt anzunehmen, daß es bis dahin ge— lingen wird, zu irgendwelchen neuen Verein⸗ barungen zu kommen. Die deutſche Wirtſchaft muß ſich deshalb darauf einſtellen, daß vom 16. Oktober ab ein vertragsloſer Zuſtand mit Spanien eintritt. Ganz ungeklärt iſt die Polens. Nachdem Polen Beſprechungen die Abſicht kundgegeben hat, zu den ſchon beſtehenden Zollſchranken noch neue erhebliche Zollerhöhungen vorzunehmen, dürfte es für Deutſchland kaum zweckmäßig erſcheinen, von ſich aus neue Schritte zu tun, um die Verhandlungen fortzuſetzen. Die Nachricht, daß vor etwa 3 Wochen eine pol⸗ niſche Delegation nach Berlin abgereiſt ſei, um auf der Baſis der früheren deutſchen Vor- ſchläge zu verhandeln, iſt nach den Informa⸗ tionen der deutſchen amtlichen Stellen in Warſchau unrichtig. Neue Verhandlungen ſind in dieſem Win⸗ ter zu erwarten mit der Schweiz, mit Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei, Niederlande, Umgarn, Finnland und Schweden. Von größter wirtſchaft⸗ licher Bedeutung ſind dabei die Verhandlun⸗ gen mit der Tſchechoſlowakei, die Mitte No⸗ vember in Berlin ihren Anfang nehmen dürf⸗ ten. Wichtig ind auch die Verhandlungen mit Oeſterreich, die zur gleichen Zeit beginnen dürften. Allerdings iſt mit Oeſterreich bereits in den letzten Tagen ein Separatabkommen abgeſchloſſen worden, das der Ausfuhr öſter⸗ reichiſchen Alpenviehs gewiſſe Exleichterungen gewährt. Mit der Schweiz beginnen die Ver⸗ handlungen in dieſen Tagen, nur handelt es ſich zunächſt um ein kleines Proviſorium, das verhältnismäßig ſchnell zum Abſchluß kom⸗ men wird. Erſt nach deſſen Erledigung dürfte bei Gelegenheit in größere Verhandlungen mit der Schweiz eingetreten werden. Auch in den Verhandlungen mit den Niederlanden handelt es ſich vorerſt noch um geringfügige Fragen. U. a. haben die Niederlande bei der deutſchen Regierung um Einfuhrerleichterun⸗ gen für holländiſche Gemüſe nachgeſucht. Nachdem die deutſche Regierung ſich hierzu bereit erklärt hat, wird eine holländiſche Dele⸗ gation in den nächſten Tagen in Berlin ein⸗ treffen. Wann die Verhandlungen mit Finn⸗ land. Schweden und Ungarn beginnen wer⸗ Lage bezüglich bei den letzten den. ſtebt noch nicht feſt. politische Umschau. Gegen die Verlängernug des deutſch⸗ſpa niſchen Vertrages. Die preußiſche 2 0 100 kSkammer hat ein Schreiben an die maßge⸗ Lnzen amtſichen Stellen gerichtet, in dem ſie . ruch erhebt gegen die Beſtrebungen geiniger Intereſſenten vertretungen des Außenhandels, ein Verlängerung des am 16. Oktober ablaufenden deutſch⸗ſpaniſchen Vertrages mittels eines Provi⸗ ſortums herbeizuführen. Auf keinen Fall dürſe einer vermeintlichen Förderung der deutſchen Voltswirtſchaft zuliebe das deutſch⸗ſpaniſche Ab⸗ kommen in ſeiner zetzigen Fornt über den 16 Oktober hinaus verlängert werden.“ 1 0 8 1 .— Reichsminiſter a. D. Dr. Preuſt ge btben. Der Schöpfer der Weimarer Verfaſſung, Reichs⸗ miſter a. D. Dr. Preuß iſt geſtern nacht um Uhr einem Schlaganfall erlegen. Am Donners⸗ nachmittag hat er noch an eier Ausſchuß⸗ ung des preußiſchen Landtages teilgenommen nd fühlte ſich durchaus geſund. Der demstrati e Führer iſt 65 Jahre alt geworden. 9 „ Hergt in Verlegenheit. Aus Elbevfeld hört man, daß eine dortige deutſchnationale Ver⸗ ammlung recht ſtürmiſch wurde. Die Verſamm⸗ ung war auch von zahlreichen Völkiſchen beſucht, arunter dem Abgeordneten Henning, der den edner Hergt mehrmals in unliebſamer Weiſe unterbrach. Henning ſoll gefragt haben, wo igentlich ein Punkt der Politik ſei, an dem ergt nicht umgefallen wäre, und er ſoll Hergt vorgeworfen haben, er treibe die nämliche Erfül⸗ lungspolitik wie Erzberger und Rathenau. Die Unruhe wurde ſchließlich ſo groß, daß Hergt ſeine Rede abbrach. Er ſoll übrigens erklärt haben, daß die Deutſchnationalen aus dem Kabinett austreten würden, ſobald die Regierung der Sicherheitspakt unterzeichne, ohne die deutſchna tionalen Vorbehalte zu berückſichtigen. — Beleidigungsklage gegen Hitler. frühere Mitglied der Nationalſozialiſtiſchen deüt⸗ chen Arbeiterpartei, Abg. Drechsler, hat ge⸗ en Adolf Hitler Beleidigungsklage erhoben Der Sühneverſuch iſt geſcheitert. Die Klage wurde erhoben wegen einiger Aeußerungen, die Adolf Hitler wärhend einer Sitzung der völkiſchen Landtagsfraktion im Zuſammenhang mit dem Meineidsbruch Ehrensperger gemacht haben ſoll Ehrensperger wurde damals wegen Meineids zu einer Zuchthausſtrafe verurteilt und Hitler gal hierfür Drechsler die Schuld und bezichtete ihn der Lüge.— et — Caillaur für ein Proviſorium in der Schul, deufrage. Auf der Rückreiſe nach Le Havre er—⸗ klärte der Finanzminiſter Caillaur gegenüber einem Vertreter des„Petit Pariſien“, daß er den Regierung die Annahme des amerikaniſchen Vor⸗ ſchlages über ein Proviſorium in der Schulden⸗ frage empfehlen werde. Das Abkommen hat für Frankreich den Vorteil, daß es die Handels- und die Kriegsſchulden vereinheitlicht und dadure Frankreich u. a. der Notwendigkeit enthebt, im Jahre 1929 400 Millionen Dollar für die ameri⸗ kaniſchen Kriegsvorräte zu bezahlen. Er erklärte weiter, daß er von dem Verſöhnungswillen des ameritaniſchen Schatzſekretärs Mellon und ſeiner Kollegen überraſcht geweſen ſei. ö — Belgiſche Sanierungsanleihe in Amerika. Die Schritte der belgiſchen Regierung zum Ab⸗ ſchluß einer Sanierungsanleihe für den Franken werden lebhaft fortgeſetzt. In offiziellen Kreiſen würd beſtätigt, daß die Anleihe ſich auf 150 Mil⸗ Zonen Dollar beläuft, die der Zurückziehung del 3. Milliarden Franken dienen ſollen, die del Smat der Nationalbank noch ſchuldet. Preisſenkungs⸗ problem. 4 1 ie 10. Okt.„Am Freitag, den 9. Oktober 1 ier weinen wird, im Reichswirt 1 0 ine einge ö über das Zuſammenwirken bon, Neis. u 80 Das desregierungen auf d i ert em Gebiete. der i ſtatt. Die Landesreaierungen Meben a a 2 druc rvringen r daß Reichs regierung nachdt 5 ziehung unterſtützen würden.. linien für die Zuſammenarbeit zwi und Ländern erörtert, die den Landes reg Meinung war vorherrſchend, daß für die Auf hebung der zwangswirtſchaſtlichen Geſetzgebun der augenblickliche Zeitpunkt ungeeignet ſei. Es beſtand Einigkeit darüber, daß die zur Erfüllung der ſtaatlichen Aufgaben auf dem Gebiete des Preis⸗ und Kartellweſens geſchaffenen Stellen, die die Vorgänge auf dem Gebiete beobachten und Mißſtänden ſchnell und wirkſam entgegentre⸗ ten follen, arbeitsfähig erhalten werden müſſen Grundſätzlich ſprachen ſich die Vertreter für die Beſeitigung iller Preisbindungen durch Verbände oder einzelne Unternehmungen, insbeſondere der⸗ jenigen Bindungen aus, die die Preisſtellung der nachfolgenden Wirtſchaftsſtufe einſchränken. All; gemein und mit beſonderem Ausdruck wurde die Beſeitigung der Mißſtände in der Preisgebah⸗ rung der örtlichen Kohlenhändlerverbände und die Beſeitigung des dieſen Preisfeſtſetzungen von den Syndikaten, insbeſondere den Braunkohlen⸗ ſyndikaten, durch Sperrmaßnahmen gewährten Preisſchutzes verlangt. Das Recht, zur Feſt⸗ ſetzung von Richtpreiſen werde vielfach miß⸗ braucht und führe zu überſetzten Forderungen einzelner Kreiſe des Gewerbes, ein Zuſtand, deſ: ſen man nur durch Beſeitigung dieſes Rechtes Herr werden könnte. * Marokko und Syrien. Paris, 9. Sept. Nach Meldungen aus Fe: hat Abd el Krim in der Gegend Ain Ka⸗ mara, 13 Kilometer weſtlich von Ajdir, 15 004 Krieger zuſammengezogen. Man rechnet mit einem Angriff gegen die Spanier in Ajdir, oder gegen die Franzoſen nördlich von Kiffa. Dort wird dei franzöſiſche Vormarſch fortgeſetzt in der Abſicht vor Eintritt der Regenperiode noch das ganze Gebiet öſtlich der Linie Ain Kamara zu beſetzen Abd el Krim habe ſeinen bisherigen Ratgeber As Bikan, hinrichten laſſen. Madrid, 9. Okt. Hier werden die Operatio nen in der Bucht von Alhucemas als be; endet angeſehen. Ein Plan zum Bau eines neuen Hafens iſt ſertiggeſtellt. Die Beſchießung von Tetuan durch das 10,5 Zentimetergeſchütz dauert ſeit einigen Tagen an. Die Geſchoſſi ſchlagen hauptſächlich in der Nähe des Palaſtes des Oberkommiſſars ein. i Coolidge über die Aufgabe Amerikas. 5 Bei der Tagung der amerikaniſchen Le⸗ gion hielt Präſident Coolidge eine Rede in der er u. a. ausfühte: Die Größe dez Dienſtes, den Sie dem Lande und der ganzen Menſchheit während des Weltkrieges geleiſte haben, kann gar nicht hoch genug eingeſchätz werden. Sie haben die Zivilaſition vor einem ungeheuren Schaden gerettet. Niemand kanr jetzt ſagen, daß die Amerikaner nicht zu käm⸗ pfen wiſſen. Es waren mancherlei Gründe die unſer Volk dazu veranlaßten, in den Rie Fenkampf einzugreifen. Uns bewog nicht jahr, Hundertalter Streit, dem Raſſeneiferſucht und Raſſenhaß zugrunde lagen; uns bewog auch nicht Handelsneid, noch begehrten wir der Gewinn neuen Landes. Aber es kam die Zeit da wir gezwungen wurden, Recht und Leber unſerer Bürger zu ſchützen. Wir waren der Meinung, daß es ſich um die Frage handele ob ein Volk dieſer Erde herrſchen oder be herrſcht werden ſolle. Wir waren der Mei nung. daß wir mithelfen ſollten zu entſche! . Der Ring der Huramaja Roman von Käthe von Beeker. (35. Fortſetzung.) 5 Sie machte eine unſichtbare Bewegung, wie umzukehren; dabei kippte der Wagen, nur eine Kleinigkeit, ohne irgendwelche Gefahr für das Kind, aber genug, um Alex einen kleinen Schrei zu entreißen, bei dem Frau von Leba⸗ zuſammenfuhr und haſtig zuſprang. Sie hatte in Marias Blick das erſchreckte Erkennen nach Hans Heinrich hinübergeſehen, ihr Erblaſſen und Erröten hatte zu gleicher Zeit ſein unbe⸗ wußt leidenſchaftlichintereſſiertes Hinſtarren erfaßts.z Die Beiden kannten ſich, wiſchen ihnen beſtand eine Beziehung, eine, die ſie eben verleugneten; denn Seſenburgs Hand, die, wie ſie wohl bemerkt hatte, unwillkürlich herabgeſunken, während ſein Blick ſich blind für alles andere, in das erblaßte Geſicht bohrt. „Um Gotteswillen, ſeien Sie doch vorſich⸗ tig,“ fuhr ſie unbeherrſcht heftig, wie ihre Klugheit es ſonſt nie zuließ, auf das junge Mädchen los.„Halten Sie Ihre Augen auf die Pflichten gerichtet, für die Sie angeſtellt find, anſtatt ſie herumſchweifen zu laſſen. Sie bringen mit Ihrer Unachtſamkeit das Kind in Lebensgefahr! Haſt du dich erſchreckt, Alex?“ Der wehrte„geduldig ihre Hand ab. „Laß doch! Du ſollſt Maria nicht ſo anſchreien. Es iſt ja nichts geſchehen; geht doch weiter, de in Ruhe! Maria, bitte, ſei nicht e 4 Durch deren Körper lief ein Zittern; Röte und Bläſſe wechſelten auf ihrem Geſicht. Wie eine Macht behandelt vor ihm, der ihr Freund hatte ſein wollen, entwürdigt vor ihm, und er reg, ſich nicht zu ihrem Schutze. Es hatte ja Hans Heinrich gepackt mit einer Gewalt, die ihn taub und beſinnungslos machte. Wie ſie da plötzlich vor ihm ſtand, in dem weißen Kleide, mit dem verwirrten Blick der wunderbaren Augen,, in der Hand die bt [Stoß, der unter als Rundſchreiben der beiden Wirtſchaftsreſſort des Reiches noch ſchriſtlich zugeſtellt! N hervorging, nach dem Gebote der Redlichkeit l gen ſollen. Von all den Leiden, die die alte Welt eulen, iſt die Furcht der Staaten vor⸗ mardet heute offenbar nicht mehr ſo groß. Offensichtlich iſt ein deutlicher Fortſchritt in der Politik der friedlichen und ehrlichen Bei⸗ worden. Wir haben den Verſuch gemacht, ung rie des Rüſtungswettbewerbs berauszuhelfen. Friede und Sicherheit ſind wohl weit eher das Ergebnis von aufrichtigen und ehrlichen Beſtimmungen gegenſeitiger Abkommen zur Beſchränkung der Rüſtungen als durch irgend⸗ welche Verſuche im Wettſtreit mit Bataillonen und Schwadronen zu erzielen. Ich bin der letzte, der etwa die militäriſche Tätigkeit Na abſetzen will; ſie iſt eine ehrenwerte und patriotiſche, ſie iſt vielmehr eine höchſt ehren⸗ werte und patriotiſche Tätigkeit, aber ich kan keinen Vorteil in der unnötigen Ausgabe von Geld erblicken, um Menſchen zu dingen, di Flotten bauen und Flinten tragen, wenn zu⸗ gleich internationale Abkommen es geſtatten, dieſe Mittel für den Bau guter Straßen, beſ⸗ ſerer Häuſer, für die Förderung der Erzie⸗ hung und für die Wohlfahrt der Menſchheit zu verwenden. Die glückliche Lage unſeres Landes unter den Völkern bringt es mit ſich, daß wir berechtigt und verpflichtet ſind, in dieſer Richtung voranzugehen. Unſer Volk; das alle Kriegsſteuern und jede Kriegslaſten kennt, wünſcht ſeine Zuneigung zu unſeren alten friedlichen Politik zum Ausdruck zu bringen. Eine Demobiliſierung in geiſtigen Beziehung iſt ebenſo notwendig wie die m litäriſche Demobiliſtierung. Während des Kri ges waren wir gezwungen, alles das zu b 5 tonen, was unſerem Nationalſtolz entſpra und andere Völker herabzuſetzen. Damals wurde Groll und Haß ſo eifrig gepflegt, daß alle Völker der Welt davon ergriſſen wurden Wir können Anierika zum erſten Lande im wahrſten Sinne des Wortes nur machen durch die Pflege des Geiſtes der Freund⸗ ſchaft und des guten Willens, durch Betätigung in den Tugenden der Geduld und der Vergebung, durch reiche Uebung in der Darmherzigkeit, durch Fortſchritte daheim, u. durch Hilfsbereitſchaft nach außen als ein leuchtendes Beiſpiel im wahrſten Dienſt an der Menſchheit. Aus dieſen Gründen erſcheint es klar, daß die Lehren des Krieges verloren gehen werden, und daß wir nur in eine neue Zeit der Vorbereitung für weitere Streitig⸗ keiten eintreten werden, wenn wir nicht im ſtande ſind, den Raſſenſtreit, die Furcht, den Haß, den Argwohn zu demobiliſieren und To⸗ leranz in die öffentliche Meinung der Völker zu bringen. Wenn unſer Land irgend eine führende Stellung einnehmen will, ſo glaube ich, ſollte es in dieſer Richtung geſchehen, und der Ort, an dem der Anfang gemacht wer⸗ den ſoll, iſt unſer eigenes Land. Laßt uns unſeren Haß wegwerfen, laßt uns ehrlich un⸗ ſere Friedensverträge und Friedensverpflich⸗ tungen annehmen. Wir wiſſen, und jedermann weiß, daß das alte Syſtem der Feindſchaft u, des Vertrauensauf die Gewalt zuſammen⸗ gebrochen iſt. Wenn wir unſere Ziviliſation erhalten und vervollkommnen wollen, wenn wir der übrigen Menſchheit von irgendwel chem Nutzen ſein wollen, ſo müſſen wir uns unſeren inneren und äußeren Angelegenheiten dem Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit fol“ mobil machen! legung internationaler Streitigkeiten erzielt ſelbſt und den andern Völkern aus der Theo⸗ letzt. Wir müſſen das Gewiſſen 3 Aus Nah und Fern. Fp. Nierſtein, 9. Okt. Eine unbekannte w iche Leiche wurde von dem Krahnenführer 1 told geländet. Die Geländete mag etwa 50—6 Jahre alt ſein und war mit ſchwarzer Bluſe und benſolchem Rock und Halbſchuhen bekleidet.— die Leiche des am Montag tödlich verunglückten Juhrmannes Rudolph Hoffmann wurde nach ſei⸗ ier Heimat Grünſtadt überführt.— Die Kauf. uſt für Trauben iſt etwas geſtiegen und werder für die Eiche 25—82 Mark bezahlt. . 15 Groß⸗Gerau, 9. Okt. Marder im Hühner tall haben einem Landwirt zin Büttelborn emp findlichen Schaden zugefügt. Em Marder haf dort in kurzer Zeit 15 Hühner totgebiſſen und zum Teil angefreſſen. Fp. Raunheim, 9. Okt. Eine weißliche Leicht wurde im Main unterhalb der Schleuſe geländet. Es handelt ſich vermutlich um eine aus Sindlin⸗ gen gebürtiges und in Höchſt a. M. beſchäſtigtez e das ⸗ſeit etwa 14 Tagen vermißt ird. Darmſtadt, 9. Okt. Geſtern Mittag um 12 Uhr hat ſich der 9jährige Sohn einer Familie am Dorn⸗ heimer Weg aus noch nicht feſtgeſtellten Gründen im Keller der elterlichen Wohnung erhängt. Der 0 war kurz zuvor mit den Eltern mit Aus⸗ machen von Kartofſeln beſchäftigt. Wiede bungsverſuche waren 16 1 75 „Mannheim, 9. Okt. Geſtern abend zwiſche. und 9 Uhr ſind 4 Bewohner en 1 ehemaligen Gefangenenlagers in die Wohnung eines anderen eingedrungen und haben dieſen miß handelt, weil ſie ihn für einen Denunzianten hielten. Es kam zu einer Schlägerei, in deren Verlauf zum Meſſer gegriffen wurde. Dabei a0 hielt ein 26. Jahre alter Arbeiter einen Stich i den Unterleib, was ſeine Aufnahme in das 15 Krankenhaus und eine ſofortige Operation not wendig machte. Der Täter iſt feſtgenommen. Ludwigshafen, 9. Okt. Etwa 60 bis 70 nord! deutſche Maurer und Zimmerleute e ſtern abend gegen 10 Uhr vor dem großen Tan der Anilinfabrik in Streit. Bei der entſtehenden „Schlacht“, bei der man von Latten, Stecken und Flaſchen eifrig Gebrauch machte, erhielt ein 19jäh⸗ riger Zimmermann einen Meſſerſtich in den Rü ken. Er mußte ins Krankenhaus verbracht wen den. Mehrere der Beteiligten wurden dur Stockſchläge weniger ſchwer verletzt. Beim Ein ſchreiten der Polizei ergriffen die meiſten del Beteiligten die Flucht. ö e Weltſpiegel. :: Ein griechiſcher Dampfer untergegangen. Nach einer Meldung aus Kapſtadt iſt 100 grie chiſche Dampfer„Marguerita“, der mit einer 1 ladung von Südafrika auf dem Rückweg war, mit Mann und Maus untergegangen. 2: Exploſion auf einem Dampfer. Durch eint Exploſion auf einem portugieſiſchen Dampfer, del 4 ſich auf dem Wege nach Cezinbra befand, wurden 1 5 Matroſen getötet und 7 ſchwer verletzt. „: Fünf Streckenarbeiter getötet. fuhr zwiſchen Oetzſch und dem Leipziger Stadt teil Conewitz eine Lokomotive bei dichtem Nebel in eine Kolonne von Streckenarbeitern. Fünf Mann wurden getötet, ein ſechſter ſchwer ver N U abgeſchloſſen. :: Ein Riefenameiſenhaufen befindet ſich ba Er iſt etwa Wolfratshauſen in Oberbayern. Meter hoch und mißt über 3 Meter im Durch meſſer. Er iſt immer noch im Anwachſen. Zw Bäume. die in ſeiner Mitte ſtehen, bilden dar nicht ganz— nur noch eine Sekunde Ueber⸗ legung und Nachdenken, dann würde er es ge⸗ wußt haben, wo er ſie ſo ſchon einmal ſah, ge⸗ nau ſo—! Und gerade in dieſem Augenblick kippte der Wagen, und die harte ſcheltende Stimme Frau von Lebanoffs fuhr in ſeine Gedanken hinein wie ein ſcharfes Schwert, das alles zerſchnitt und verjagte, was ſich eben feſtigen wollte. Zerflattert war die Erinne⸗ rung, zurückgedrängt in die geheime Gedächt⸗ niskammer und hinter ihr die ſchwere Pforte der Vergeſſenheit wieder ſo feſt zugefallen, vaß kein Anklopfen und Rütteln ſie öffnen konnte. Qualvoll war das. Da lag etwas, das in ſein tiefſtes Leben eingriff, die Löſung eines Rät⸗ ſels; ganz dicht hatte ſie vor ihm gelegen u. nun war ſie wieder verweht und dahinge⸗ ſchwunden und das peinigende Grübeln fiel wieder über ihn her und zermarterte ihn. Was Frau von Lebanoff geſgat, war nur als Laut an ſein Ohr gedrungen, ohne Auf⸗ nahme der Worte. Die ganze Augenwelt war ja für ihn verſunken geweſen, nur der Name, m. dem Alex ſie nannte, fiel in ſein Bewußt⸗ ſein— Maria! Maria! Mechaniſch trat er einen Schritt vor und hob die Hand nach ihr — da hatte Frau von Lebanoff ihre Selbſt⸗ beherrſchung und Ueberlegung wiedergewon⸗ nen. Mit einer ſchnellen, geſchickten Bewegung ſchob ſie ſich zwiſchen ihn und das wortloſe, zitternde Mädchen. „Fahren Sie weiter, Fräulein, aber nicht auf die Promenade. Das iſt nichts für Alex, er braucht Ruhe. Bleiben Sie nicht zu lange aus! Sie ſind überhaupt viel zu ſpät ausge⸗ fahren.“ „Das iſt meine Schuld, Mama: 1—“ or⸗ „Schon gut, fahren Sie nur weiter, wärts!“ Sie gab ſelbſt dem Wagen einen kräftigen Umſtänden hätte gefährlicher werden können, als das vorherige ſchwache Kippen, und der Maria zwang, ihm raſch nachzueilen. Sie tat es ohne Gruß, ohne Wort und Blick, nur in dem Beſtreben, aus der 1 71 weite die 5 Mannes zu kommen, vor dem — Gedächtnis,“ lächelte ſie mit leiſe ſpöttiſch ge⸗ meines Jungen nicht heraus. Denn natürlich eee und ſie 150 00 kindlich mehr ſehen, nichts hören! Dabei war die gelbe Tulpe ihrer Hand entglitten und vor ſeine Füße gefallen. Er bückte ſich haſtig, er wollte ſie aufheben und ſie ihr nachbringen, ihr ein Wort ſagen— aber ſchon ſtand Frau von Lebanoffs Fuß auf der Blume. Er trat ſo energiſch auf die glänzen⸗ den Blätter, daß dieſe ganz in den feuchten Boden gedrückt wurden. „Sie wollten doch die fortgeworfene Blume nicht aufheben?“ fragte ſie erſtaunt u. ungläubig.„Alex hatte ja ein ganzes Bün⸗ del davon. Mein armer, kleiner Junge! Kann⸗ ten Sie ihn ſchon?“ 1 „Ja,“ ſagte er mechaniſch und zog die Stirne kraus, wie in ſchmerzlichem Nachden⸗ ken.„Ich traf ihn einmal, tiefer in den An⸗ lagen, ganz flüchtig.“ i „Und haben ihn gleich in der Erinnerung behalten? Das ſpricht für ein großautiges färbten Ton und ſah mi einem Gemiſch von Genugtuung und Zorn, wie ihm das Blut in die Wangen ſtieg und er verwirrt den Blick niederſchlug.„Aber Sie wußten nicht, daß er zu uns gehört? Eigentlich ſonderbar, daß wir ihn nie trafen, wenn wir zuſammen waren“, lenkte ſie liebenswürdig ab.„Mein Sohn aus zweiter Ehe hat leider nicht den kräftigen Körper und die Geſundheit ſeiner Stief⸗ geſchwiſter; er iſt gelähmt, ſehr nervös und krankhaft reizbar; er muß ſehr geſchont wer⸗ den und ich halte ihn deshalb auch gerne vom lebhaften Menſchenverkehr fern. Es regt ihn alles auf und natürlich muß ſeine Wärterin doppelt aufmerkſam und vorſichtig ſein. Leider wurde die erprobte, alte Perſon, die ich ſeit Jahren bei ihm hatte, unterwegs abberufen und ich mußte in aller Eile dieſes junge Ding engagieren. Das hat nun ein ſo hübſches Ge⸗ ſichtchen, und ſo eine gewiſſe Art, daß ihm alle Kellner und Hotelbedienſtete nachlaufen und da komme ich aus der Sorge um das Wohl ſehr vielſagend, ſe Fräulein Maria ſagen; kleine Prinzeſſin! auf der Erbſe, ſieht ſo etwas gar nicht, und ich nicht——“ ee ee e etwas tue oder ſage, ſo t gegen du mir cht verſtändnisvoll und entſchuldigend, und ſah mit Befriedigung, und ein vielleicht vorhandenes gefährliches Intereſſe des neben ihr Enttäuſchung niedergedrückt hatte. ganz blaß geworden und preßte die Lippen hart aufeinander, wie in unterdrückter Pein furchte. daß ſie ihren Zweck erreicht Gehenden durch tiefe Er war während ſich ſeine Stirne Doch Frau von Lebanoff hatte nicht mit kannſt du nicht von die iſt doch wie eine Weißt du, die Prinzeſſin wie die Zofe ſie nennt. Die glaube auch ihrer Tochter gerechnet. „Aber Mama, das Weiter ließ Frau von Lebanoff ſie nicht kommen.„Liebling, das ſind Sachen, die ſich deiner Beurteilung entziehen. Frauen unſeres Standes können ſich in die hältniſſe ſolcher Mädchen nicht 2 Die Kleine da hat wirklich ein ſehr geſchickten Benehmen und gute Formen, ſonſt hätte lch ſie auch nicht angeſtellt; aber ſelbſtverſtändlich fühlt ſie ſich zu dem Kreiſe, Geburt gehört, hingezogen. ſtunden geht ſie Arm in Arm mit Mann ſpazieren und daher habe Berechtigung für eine gewiſſe Beſorgnis. Ver⸗ liebte Zofen und Fräuleins ſind nicht einwandfrei zuverläſſig. Entſchuldigen das Thema, Herr Baron; ſonſt nicht um Dienſtbotengeſchichten; lange dem Mädchen das Wohl meines anvertraut iſt, ö. Herzen und regt mich auf. Man iſt ja leider von ſeinen Dienſtboten ſo pan abhängig.“ Und ſie führte das immer wieder an, denn es ſchien ihr ſamſte Mittel gegen ein etwaiges das entſchieden vorhanden war. Gefühle und Ver⸗ gut verſetzen. in den ſie durch In ihren Muſe⸗ einem jungen ich auch wohl mehr Sie ich kümmere mich aber ſo Sohnes liegt mir ſo etwas doch aut ort Dienſtboten“ das wirk⸗ Intereſſe, Oben in ihrem Zimmer brach Frau von Ebba aus.„Wenn ich es ſich nicht, daß und Partei ergreiſſt für rteile!“ iderſprichf Geſtern fr Die amtliche Unterſuchung iſt noch nich Gedanken verlaſſen. ren. Sie gedreht, 5 vom Fenſter aus an dem Strick heruntergelaſ⸗ ſen. Dieſer zerriß und die Frau ſtürzte mit dem ausgeſpreizten eiſerne Einfriedigung auf, oberhalb ſchlagen wurde. Die Frau brachte man ſofort ins Krankenhaus, ſchwebt. Als der 35 der Polizei in worden war, hängen. der wurden dem Kinderheim zugeführt. ö 4 2 2 Rom. In Rom fand dieſer Tage in Anweſen⸗ heit Muſſolinis, ſowie zahlreicher ter aus Italien und nung des Ralariakrankheiten ſelbſt das Wort zu einer Begrüßungsanſprache und unterſtrich die wiſſenſchaftliche Forſchung zur Bekämpfung der Malaria, guten Erfolg wünſchend. 15 :: Die Bekämpfung des Kropſes. Da in Kandern hat die Bekämpfung des Kropfes vorzunebmen hatte ſieben Bettücher n r renpreiſe, d wendig l, die mit ihrem Ehe/ ihren etwas nerpöf 1 ihren etwas nerpöſen Ehemann zu Jetzt wollte ſie n e auh a r zu einem Strick n und ſich dann Wenn in Frie aneinandergebund Mähen aufzuwenden linken Arm auf eine rich stal nichts nach. ſo daß ihr der Arm des Ellenbogengelenkes glatt abge⸗ wo ſie in Lebensgefahr Jahre alte Ghemann von der Angelegenheit vernommen verübte er elbſtmord durch Er⸗ 3 Kin⸗ Stilen. Die zur Familie gehörenden unterworfen und Internationaler Malariakongreß in auf Fachgelehr⸗ dem Ausland die Eröff⸗ Internationalen Kongreſſes für ſtatt. Muſſolini ergriff des ägyptiſchen dem Kongre 0 0 nue die weſentliche die Kropfkranſheit ſehr verbreitet iſt, Gemeindeverwaltung beſchloſſen, eine Lokale Nachrichten. Bellage der Firma Fiſcher⸗ Riegel, Mann⸗ heim, Paradeplatz, bei. mit viel betrifft die Herbſt⸗ Moden und legt be⸗ redtes Zeugnis dieſes altbekannten geehrten achtung. Am ſüddentſchen Tabakmarlt geht der Einkauf von neuen welter. Auf der badiſchen Haardt und in Fried⸗ richstal wurden zwiſchen 80—90 Mk. pro Zentner geboten. uam Dache war in letzter Zelt gut; der feuchter Witterung dürften die gur Abhä es weiterhin ruhig geblieben; ſind kein einem, vom herſteller der auf den Zuſammenbruch zen der Zigarreninduſtrie hinweiſt, wovon eine Reihe alter betroffen wurde, ergibt ſich, daß die Zigarren⸗ induſtrie billiges Angebot um jeden Preis aufrecht zu er⸗ halten, die Grenzen des Aberſchritt letzten Wochen nicht nur eine Srhöhunz teiiſchen Einſtellung Flettners dleſe Unſerer heutigen Auflage liegt elne ſollte jeder Deutſche über die geplanten Donau laſſen uns die ihre Vollendung Dieſe vornehme und en Abbildungen ausgeſtattete Beilage ab von der Leiſtungsfähigkeit Hauſes. Wir empfehlen den ßland und die Beilage eingehender Be von Rußland und d Damen der uns von Sandblättern ſchleppend wir geführt. luzulliſchen Genüſſe ſeinen gebratenen T Das Wetter für den Tabak bei eintreten⸗ Sandblätter In alten Tabaken iſt auch in Rippen e weſentliche Verkäufe erkolgt. Aus Relchsverband deutſcher Zigarten⸗ ſeine Mitglieder verſandten Brief, zahlrelcher Exiſten⸗ ſelbſt hochangeſehener Unternehmungen den Schweinen, auderes mehr. ngung kommen. prächtige Werk auf der an läßt. jedem, der Wert au ſchlagewerk legt, ra wenlgſten bei bindlich genau anzu Verhältnis zu dem die Anſchaffung des telten ermögllcht iſt. in ihrem Beſtreben, den Abſatz durch wirtſchaftlich Tragbaren en hat und daß nunmehr, nachdem die 166/ prozentige ſondern auch eine des Einfuhrzolles, 4, die der Brief elsdar elt bezeichnet, gerecht werden muß. drichstal obiger Preis ſo würe auch unſern ſolcher nur zu göanen. jm Dabakbau ſehr viele Was Qualität an⸗ Ware der in Flied⸗ im Handel getätigt wurde, hieſigen Landwirten ein Man weiß doch, daß langt, ſteht die hler gebaute vielen tauſend Jahren gelebt Bild zeigt uns einen ganz mo dem Brauhaus Weimar, den Mund hineinfliegen, mit recht eigenar 1 U ſind. Neues vom Büchertiſch. Die wechſeluden Lannen der Länder und Völker äußern ſich am klarſten in ihren An der Stilentwicklung erkennen wir die Moden, denen ſich die verſchledenen Zeitalter die Kultur, die ſie fich errungen haben. In der ſoeben erſchlenenen achten Lieferung des„Kleinen Brockhaus“ finden wir zwei Tafeln, denen die wpiſchen Moͤbelſtile aller Zeiten und Völker abgebildet ſind. Den Anfang der Serie macht ein wundervoller mit Blattgold und bunten Einlagen verzierter Seſſel aus der Zeit Königs Tut⸗ench⸗Amun, der vor Das letzte dernen Stuhl aus der in ſeiner Silhouette Dazwiſchen knegen all die vielen Spfelarten der anderen Stile, die das Blühen und Sterben großer Kulture⸗ pochen verſtnnblldlichen. Heftes werden wir immer von neuem von ſeiner Relchhaltigkeit und der völlig unpar⸗ allerfüngſten Ereigniſſe. Eine anſchauliche Erklärung über Rotorſchiff gibt uns Verſtändnis für neueſte Ausnutzung phyſikallſcher Geſetze. Die Ueberſichten Reichsverfaſſung und Schulweſen Eine Karte Kanäle zwiſchen Rhein und dle ungeheuren Vorteile ahnen, Die neuen Grenzen zeigt uns die vorzügliche Karte Etne Abbildung Sven Hedin beſtens bekannten Burg von Schigatſe gewährt uns Einblick in tihetiſche Baukunſt. Auch ins Märchenreich werden Ein alter Holzſchnitt zeigt uns die des Schlaraffenlandes mit die dem Schläfer in den eßbaren leben⸗ tigen Aepfeln und Und blättern wir in der Lieferung weiter, da flattern uns plötzlich Schmetterlinge entgegen, welſen, daß auch in der Farbenllluſtration das Höhe ift. Alles in allem können wir wiederum ſagen, daß der„Kleine Brockhaus“ einen Wiſſensſtoff in ſich birgt, daß er wohl kaum eine an ihn gerichtete Frage unbeantwortet Nichts iſt ihm fremd, und wir können fein wirklich gutes Nach⸗ ten, es ſich beſtellen oder ſeinem Buchhändler einmal unver- Der Preis iſt im daß Werkes auch den Unbemit⸗ hat. Linie betont. bis auf die ſtudiert haben. dereinſt bringen wird. er Türkei. auben, ſehen! Gebotenen ſo gering, Belm Durchleſen des überraſcht elnige farben ⸗ die uns be⸗ tikel ungen auf etw palten Text mit rund 5000 Abbildungen Karten und Plänen im Text; dazu etwa 610 beſondere Bildertafeln(Darunter 96 farbige) und 140 Kartenbellagen, 40 Stadtpläne ſewie 200 Text- und ſtatiſiiſche Ueberſichten Band 2(Bechtel bis Conthey) in Halbleder gebunden 30 M. (Verlag des Biblisgraphiſchen Inſtituts in Leipzig.) Mit Verguügen melden wir auf Grund des uns vorliegenden Stückes das Erſcheinen des von Bechtel bis Conthey reichenden zweiten Bandes der neuen Auflage von„Meyers Lexikon“ Er weiſt die gleichen Vorzäge auf wie ſein Vor⸗ gänger. Stichproben ergeben, daß er mit pein⸗ lichſter Sorgfalt bearbeitet und in ihm ſtets das Neueſte verwertet worden iſt. So iſt das Bur⸗ genland als neues, in ſich geſchloſſenes Gebilde ebenſo mit einem erſchöpfenden Artikel vertreten und darin richtig das erſt jüngſt dazu erhobene Elſenſtadt als Hauptort genannt wie die neuer⸗ lichen Funde in der alten Hethtterſtadt Boghas⸗ köt bereits verzeichnet find. Wie Groß-Berlin auf 16 Tepiſpalten dargeſtellt iſt, ruft geradezu Bewunderung heraus. Selbſtverſt ändlich ſucht man ganz moderne Begriffe wie„Berufseignungs⸗ forſchung“ auch nicht vergebens. Reich vertreten findet ſich die Technik beſonders in den Beilagen „Brücken“,„Bergbahnen“,„Bergbau“,„Buch⸗ druck“ und„Buchbinden“, ferner„Brotbereltung“, „Bierbrauerei“,„Bleigewinnung!. In der 10 Seiten umfaſſenden reich iluſtrierten Beilage „Chemiſche Induſtrie begegnen uns dle inte⸗ reſſanten Prozeſſe der Dechnik. Mit großem Geſchick und Verſtändnis ſind die Textabbildungen ausgewählt. Wie ſchnell belehrt z. B. das Bild im Artikel„Beregnung“ wie nützlich find die zahlreichen Lageplänchen bei Ortsartikeln. Die farbigen und ſchwarzen Sonderbeilagen, unter denen das prächtige Blatt „Eine Seite der Gutenbergbibel“ mit ihren goldenen Initialen herausgehoben ſei, unterrichten und ſchmücken zugleich. Wie natürlich und ver ⸗ lockend wirkt die Offſetdrucktafel„Beerenobſt“! Auch die neue Bucheinbände und moderne land⸗ wirtſchaftliche Maſchinen zeigenden Tafeln bieten Anregendes und Belehrendes in reichſter Fülle. Wohl dem, der ein Werk wie, Mexers Lexikon“ ſeln eigen nennt. Auch für die heutigen Ver⸗ hältniſſe iſt es preiswert, und beruhigend wirkt es, daß der zweite Band trotz der allgemein geſtiegenen Koſten zum gleichen Preis wie der erſte geliefert wird. Zu den Gemeinderatswahlen. Die Kirchweihwahl wirft ihre Schatten vor⸗ aus. Das zeigt ein uns zugegangener Brief, den wir im Intereſſe reinlicher Klärung nachſtehend wortgetren zum Abdruck bringen: Viernheim, den 10. Oktober 1925. Titl. „Vlernheimer 1 N 11 0 Anzeiger“ chaft“ nicht inden. kommen, iſt mir unklar. Im Ipnen bekannt ſein, daß man in ſchaſten daran iſt, die Wahlen unpa führen durch Neugründung von upabhängig von jeder polftiſchen und relig. ſen Auſchauung, denn die Vergantzenheit hat och gezeigt, daß durch die f wirtſchaft eine geſunde fördert werden kann, schiedener Gemeinden, Viernheim daß das wird. Solange dies jedoch nicht Tatſache wird, muß bei den hieſigen Kommunalwahlen nach den Grundſätzen Sie haben ſich in mancher Gehäſſigkeit los die meiſten Ortgeinwohner nicht befriedigt, viel weniger noch die Mitglieder des Volksblocks. Es ſtehl jemanden ſchlecht zu Geſicht, wenn man elnerſeits aus dem Hinterhalt Schläge erteilt. Ich kan Sie in Ihrem elgenem Int reſſe nur warn mit Ihrer Kritik inbezug auf etwas vorfichtiger zu ſein, denn zwelfellos der Volksblock von den beſten Zentrums männern geleitet wird, und auch zweifellos die beſtenn Kandidaten bel der kommenden Gemeinderats; wahl präſendiert. i l 16 Wenn Sie glauben, ihrer Partei ſtehen und fich von„Eigenbrödlern“ nicht irre machen laſſen, 8 ſi ganz gewaltig und die Bürgermeiſterwahl eine genügende Lehre war, denn die Wähler betrachten ſich ihren Mann und nicht die Partei. betreffenden Artikel iſt ſehr nur, daß man die Zeitung Auch ich mache mir Ihren das für heute! 1 nden. te Sie- übrigen d vielen iſch Vereinigungen, Partei⸗ und Wänſtlings⸗ Gemeindepolitik nicht ge⸗ Dieſem Vorgehen der⸗ in auch vernlnftigerweiſe gefolgt, und es wäre zu wünſchen, Streichſyſtem bald wieder eingeführt des Volksblocks gewählt werden Ihrem Lokalartikel zu ſo hinreißen laſſen, die zweifel⸗ deſſen Geld liebt und andererſeits ihm den Volksbloc es dürfte Ihnen zum großen Schaden gerelchen, zumal daß die Wähler fel zu dann irren Ste ſich denke ich doch, daß Ihnen Die Erregung gegen den groß und man hört hinausſchmeiſſen will, Schluß ſatz zu eigen; Hochachtungsvoll Engel, Schriftführer des„Vollsblocks“. Zu dieſem Schreiben haben wir folgendes. zu bemerken: Es hat ſeine Richtigkeit, daß es in dem Samstag ⸗Inſerat des„Volksblocks“ nur „Parteiwtrtſchaft“ geheißen hat. iſt lebhaft zu bedauern, daß die Zentrumspartei in zwei Lager geſpalten ift. ten wir geſehen, wenn eine Ueberbrückung der Gegenſätze noch in letzter Stunde herbeigeführt werden könnte. Für zwei Richtungen zu kämpfe iſt nicht gut möglich. Die Weiſungen der offt ziellen Partei ſind für den Verlag maßgebend, die auch die Verantwortung zu tragen hat. Im übrigen Am liedſten hät Viernheim. Betr.: Volksblock. Ihren inbezug auf den Volksblock gebrachten Lokalartikel in der Nummer 236 veranlaßt mich in meiner Eigenſchuft als Schriftführer desſelben, Ihnen nachſtehendes zu erwidern: Sie ſchreiben unter anderm, daß wir in Weinheim, 10. Okt. Stück; den verkauft das Läufer das Stück von Schweinemarkt. 1 Zugeführt 291 Stück; Milchſchweine wur⸗ Stück von 11—22 Mart; 30-65 Mark. verkauft 256 Zum Zentenar emer verhängnisvollen Kabinettsorder. Zum 17. Auguſt 1925. Im Auguſtheft der„Stimmen der Zeit“(Freiburg i. Br., Herder) entreißt P. Karl Richſtätter 8. J. unter der obigen Überſchrift ein Verbot der Vergeſſenheit, das eine ſchwere Bedrückung und ſchmerzliche Einbuße für den katholiſchen Volksteil im Gefolge hatte. Gerade in der Gegenwart, wo die neue kirchliche Ehegeſetzgebung ſo oft heftig angegriffen wird und wo gleich von Imparität ge⸗ ſprochen wird, wenn ein katholiſcher Bezirk zur Wieder⸗ gutmachung mehr denn hundertjähriger Jurückſetzung des katholiſchen Volksteiles den Anſpruch auf Zuweiſung katho⸗ liſcher Verwaltungsbeamten erhebt, iſt die Lektüre des Nachſtehenden für Freund und Gegner gleich heilſam und nützlich. Viele Jahrhunderte hindurch waren die Erzbiſchöfe von Köln und Trier wie die Biſchöfe von Münſter und Paderborn zugleich Landesherren geweſen, als 1815 ihre faſt ausſchließlich katho⸗ liſchen Gebiete an Preußen fielen. Zehn Jahre ſpäter hielt König Friedrich Wilhelm III. die Zeit für gekommen, die Beſtimmungen über die gemiſchten Ehen, die ſich im Oſten als ein, wirkſames Mittel der Proteſtantiſierung bewährt hatten, auch auf den katho⸗ liſchen Weſten auszudehnen. Eine Kabinettsorder vom 17. Au: guſt 1825 verbot, vor der Ehe Verträge über die katholiſche Kindererziehung abzuſchließen, und gab dem Vater das Recht, die Religion ſeiner Kinder zu beſtimmen. Die Kabinettsorder wurde vom Klerus in ihrer Tragweite ſofort erkannt. Am 7. Dezember desſelben Jahres ſchrieb Pfarrer Gottfried Reinerz von St. Diony⸗ ſius in Krefeld an ſeinen Erzbiſchof, Ferdinand Auguſt v. Spiegel: „Was ſoll am Ende aus dem Katholizismus in unſerem Lande noch werden, wenn proteſtantiſche Beamte aus den alten Pro- vinzen wie Bienenſchwärme herüberſchwärmen in die neuen, ſich durch Ehebündniſſe in die angeſehenſten und begütertſten katho⸗ liſchen Familien hineinarbeiten, kraft der Kabinettsorder die Reli ⸗ gion und mit dieſer auch die Güter der Katholiken verſchlingen und ſich dadurch allmählich als die Potenteren des Landes auf⸗ werfen? Die beſte Auskunft liefern nebſt Krefeld die 100 9 den 1 chten Städte Gladbach, Rheydt, Kleve, Emmerich uſw., wo die leider nicht gewachſen. Allerdings war ihre Lage ſehr ſchwierig. klagte wiederholt darüber ſeinem Bruder in Erzbiſchof Spiegel München: „Unglaublich ſtark iſt d in Berlin im Zunehmen; Beſchwerde Wirkungskreis, behörden, aus proteſtantiſche Regierung iſt mehr als — wer ſollte es glauben ausgeartet. Daher die unbegrenzten 10 gemiſchten Ehen Zehn Jahre biſchof war aber nicht Er blieb feſt. Im Abenddunkel des liches Urteil zwei Ja wie ein Verbrecher von und Tritt begleitet. war, ging ein Schrei Tiefe Erbitterung erfaßte Volkes, frommen Erzbiſchof, d Zierde des weſtfäliſchen atholiken gewiſſermaßen vom Gnadenbrot der Prote⸗ ſtanten leben und größtenteils alle Selbſtändigkeit verloren zu haben ſcheinen.“ a Bald ging die preußiſche Regierung in ihren Forderungen noch weiter. Sie verlangte die feierliche kirchliche Einſegnung der gemiſchten Ehen 900 ohne die Garantien der katholiſchen Kindererziehung. Den Wide tand des Klerus ſuchte man dadurch zu brechen, daß man die 1 0 N Pfarrer vor die Krimi⸗ gerichte ſtellte und von den Biſchbfen. gegen ſie ein ur Laſt zu legen. Papſt legte wenige worden, weil er treu an na zuſchreiten. In dem jahrelang ſich hinziehenden ampfe zeigten ſich der clicken Politik Bunſens, des preußiſchen Miniſter, 15 bn Drut be peſchen Beantenſhef b katholiſchen ie Abneigung gegen den Katholizismus ich empfinde es es iſt, im preußiſchen Staate Ich bin in größerer Sorge als jemals da Intoleranz, ich möchte gegen alles Katholiſche in den Rheinlanden die Proteſtanten zuſammengeſetzt, beſtimmt. ſchon zog ſich biſchof Spiegel aus dem Leben Auguſt Freiherr Droſte zu Viſchering, erſah bald aus den Akten, daß ſein Vorgänger ſich nachgiebiger gezeigt hatte, als ihm die Inſtruktion Papſt Gregors XVI. geſtattet hatte. der Mann, der ſich 5 it Er gab ſeinem Klerus den Befehl, ſich bei gemiſchten Ehen genau an die kirchlichen Vorſchriften 0 Regierung, ſelbſt unter verlockenden Verſprechungen, umzuſtimmen. Da ſollte ein anderes Mittel helfen. 30. November 1837 waren in Köln in aller Stille die zum erzbiſchöflichen Palais führenden Straßen militäriſch abgeſperrt worden. haftet und gewaltſam unter 0 ü offizieren nach der Feſtung Minden abgeführt, wo er ohne gericht⸗ hre lang in ſtrenger Gendarmen bewacht und auf Schritt Als man am folgenden Morgen in Köln erfuhr, was geſchehen der Enkrüſtung durch Stadt und Land. ſelbſt die Gleichgültigſten wurden aufgerüttelt. Der Ein⸗ druck des„Kölner Ereigniſſes“ wurde noch geſteigert durch die darauffolgenden Enthüllungen, us Regierung es wagte, ihren Gewaltakt zu rechtfertigen und dem dem erſten Kirchenfürſten Deutſchlands, der Adels,„ſtaatsverbrecheriſche Umtriebe“ Das Lügengewebe zerriß aber ſehr bald. Der Wochen ſpäter d! walttat in feierlicher öffentlicher Anſprache an die Kardinäle dar. Der greiſe Kirchenfürſt war in die f den kirchlichen Grundſätzen feſthielt und die kirchliche Trauung nur dann geſtattete, wenn die katholiſche Kindererziehung geſichert war. der ganzen Welt die Dopp 11 1 Rue gegen nrecht Verwahrung ein. 1 Volles aber gibt Johannes v. Geiſſel, damals noch Biſchof von Speyer, Oberhirten, ſchrieb: fallen, und die ſeit Jahren Kirche iſt in offene tismus, der eine Zeitlang täglich mehr, welche Biſchöf zu ſein für meinen geiſtlichen wohl ſagen, Groll heuchelte, Verwaltungs⸗ Die offen den Krieg erklärt. jemals antikatholiſiert und verſichert wird, deſto liſche Kirche unter zuletzt mit den — in eine evangeliſche Propaganda Forderungen bezüglich der wieder, da er am 9. Februar des folgenden Jahres an den Biſchof von Münſter, den Bruder des ölner „Das Lügengewebe iſt zerriſſen, die Maske der Toleranz ge⸗ ſtille Unterdrückung Verfolgung übergegangen. Gewiſſensfreiheit und Duldſamkeit iſt zu ſeiner angeborenen Natur haretiſcher Bitterkeit und Verfolgungsſucht zurückgekehrt und Je lauter von Berlin das Gegenteil klarer offenbart ſich das das Joch des Staates zu zwingen und ſie Riemen dieſes Joches zu erdroſſeln.“ f der katholiſchen Der Proteſtan⸗ hat der katholiſchen Kirche Beſtreben, die katho⸗ Einen prophetiſchen Blick bewies Klemens Auguſt, als er in der ſchleichende Zwiſt hin, als Erz⸗ 8 i ſchied. Sein Nachfolger, Klemens Geiſtlichen äußerte: jetzt aber“ Der neue hätte einſchüchtern laſſen. Arm.“ Die prophetiſchen füllt, weit mehr noch, waltige leitete die zu halten. Vergeblich ſuchte ihn die Der Erzbiſchof wurde plötzlich ver⸗ Bedeckung von 20 berittenen Unter⸗ über zu dem Haft gehalten wurde, Laurent war Willen dem Reiche die weiteſten Kreiſe des katholiſchen Es darf beſonders aber, als die preußiſche hat dieſe den wahren Grund der Ge⸗ Gefangenſchaft geſchleppt wo ſeit 1910 die Ziffer ehen der katholif Scharf verurteilte der Papſt vor 17 1 inder durch die elzüngigkeit der preußiſchen Diplomatie das dem Kölner Oberhirten zugefügte r. ö Die Stimmung und Auffaſſung des proteſtantiſcher Seite apoſtolat ein wichtiges ſeiner Gefangenſchaft bei dem Beſuche eines 5„Nun iſt die Kirche in Preußen 20 Jahre heimlich verfolgt worden, un — und er klopfte Erz-„wird ſie öffentlich verfolgt, Als man ihm Befürchtungen für die katholiſche Kirche in Preußen nicht verhehlen wollte, meinte er:„Das Gebet hat einen langen Worte des Bekennerbiſchofs haben ſich er⸗ als man damals ahnen konnte. Die ge⸗ Volksbewegung, die das Kölner Ereignis ausgelöſt hatte Wiedergeburt des katholiſchen der proteſtantiſche Monarch ſah ſich dem Fürſten Metternich gegen⸗ ſchweren Geſtändnis Eigenſchaft als Proteſtant einen gro r nie habe der Katholizismus in ſeinen Staaten ſolche Fortſchritte gemacht wie ſeit der unglü derſelben Anſicht. damals,„den Preußen viel zu verdanken, die wider Wiſſen Gottes am müchtigſten dienen. Salutem ex inimieis nostris(Heil von unſern Feinden 955 aber auch nicht vergeſſen werden, die die katholiſche Kirche durch die Miſchehen in den letzten 100 Jahren in Deutſchland erlitten Verluſte auf weit über eine Million berechnet. Die Ver⸗ luſte ſind alſo ſo groß, als wenn die ganze Diözeſe Münſter in den letzten 100 Jahren zum f 0 Die kürzlich erſchienene Soziale Botſchaft der ue Kirche ſtellt mit Befriedigung feſt, e Taufen aus Miſchehen im allgemeinen ein den Normalſtand erreicht, ja übertrifft, „Den Einfluß ſyſtematiſcher Miſchehenpfle ſich von 94,90 au en Kirche in den R iſchehen verloren als vor 15 een er bietet und unt durch den e rbeitsfeld. ihm naheſtehenden d das hat ihr viel geſchadet; von dem Geiſtlichen auf die Schulter— und das wird ihr zum Heile ſein.“ Deutſchlands ein. Selbſt enötigt, er habe in ſeiner en Fehler begangen; denn cklichen Kölner Geſchichte. Biſchof „Wir haben“, ſo äußerte 5 un daß die Verluſte, hat, ganz enorm ſind. Man Proteſtantismus abgefallen wäre. daß der Stand der prot tantiſchen befriedigender iſt und und fährt dann 2 e zeigt das Rheinland, 101,50 gehoben hat.“ Rheinlanden 6—7% tiſcher Mi 5 e 5 1 a