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Die Parteiführer ſind heute mittag zum Reichs⸗ kanzler gebeten worden, und zwar zunächſt die⸗ jenigen Parteien, die in der Regierung vertreten ſind, dann auch die wirtſchaftliche Vereinigung. Das Zentrum wurde dabei vom Fraktionsvor⸗ ſitzenden Fehrenbach vertreten. Das Reichskabinett hat ſich jetzt endgültig da⸗ zu entſchloſſen, dem Reichstag ſowohl für den Vertrag von Locarno, als auch für den Eintritt in den Völkerbund ein einheitliches Geſetz vorzu⸗ legen. Am Montag wird die Debatte mit einer großen, umfaſſenden Rede des Reichskanzlers er⸗ öffnet werden. Der Reichsaußenminiſter wird erſt im Laufe der Ausſprache das Wort nehmen. In den Wandelgängen des Reichstages wird davon geſprochen, es ſei möglich, daß das Kabi⸗ nett einer anderen parlamentariſchen Kombina⸗ tion Platz machen werde, ſobald der Vertrag von Locarno in London am 1. Dezember unterzeich⸗ net ſei. Dies könnte durch den Rücktritt oder eine Erweiterung des Kabinetts geſchehen. Im übrigen ſcheint es, als ob die formale Seite, in welcher Weiſe das Locarnogeſetz eingebracht wer⸗ den ſoll, noch auf Schwierigkeiten ſtößt. Die parlamentariſche Lage iſt noch völlig offen. Heute haben die Parteiführer noch keine Gelegen⸗ heit gehabt, über die Regierungsumbildung oder Neubildung mit der Regierung zu verhandeln. Dennoch iſt klar, daß eine Annahme des Ver⸗ tragswerkes von Locarno nur noch mehr auf den Parteien von der Sozialdemokratie bis zur Deut⸗ ſchen Volkspartei beruhen kann. An ſich aber ſind dies Parteien, deren Kombination als große Koalition bezeichnet zu werden pflegt. Fraglich iſt aber, ob es gelingt, dieſe Mehrheit ohne Ver⸗ wicklungen und mit Umgehung einer Auflöſung zu einer Regierung zuſammenzuſchließen. Außer⸗ dem iſt fraglich. unter welcher Führung eine ſolche Kombination ſtehen ſollte, den Parteien die poli⸗ tiſche Zuſammenarbeit zuzuweiſen, die Locarno annehmen und zur Grundlage threr Politik ma⸗ chen wollen. Das Zentrum ſteht auf dieſem Standpunkt und iſt entſchloſſen, ihn zu vertreten. Leider ſcheinen weder die Deutſche Volkspartei noch die Sozialdemokraten das rechte Verſtändnis dafür zu haben, daß die ſachliche Politik eine ſol⸗ che Regierungskoalition verlangt. Die Volkspar⸗ tei möchte am liebſten die bürgerliche Arbeitsge⸗ meinſchaft der Mitte unter Hinzuziehung der De⸗ mokraten herſtellen. Die Sozialdemokraten ſind bisher einer Beteiligung an der Regierung im gegeld wärtigen Augenblick noch abgeneigt. Es hieße aber nach unſerer Auffaſſung dem natürlichen Sinn der Politik Gewalt antun, wollte man dem uns durch die Mehrheitsverhältniſſe zugewieſenen Weg nicht die politiſchen Konſeguenzen für die verant⸗ wortliche Leitung der Staatsgeſchäfte folgen laſſen. Kein Austritt Dr. Frenkens aus der Regierung. Berlin, 20. Nov. Ein Berliner Mittagsblatt will erfahren haben, daß Neichsfinanzminiſter Dr. Frenken noch vor der bevorſtehenden Umbil⸗ dung des Reichskabinetts aus der Regierung aus⸗ zuſcheiden beabſichtige. Amtlicherſeits wird dazu mitgeteilt, daß bisher von derartigen Abſichten nichs bekannt ſei. Die Deulſchnationalen für Ablehnung der Locaruo⸗Geſetze auf jeden Fall. Berlin, 21. Nov. Ueber die geſtrige Frak⸗ tionsſitzung der Deutſchnationalen erfahren wird, daß in der Sitzung alle Möglichteiten der augenblicklichen Lage eingehend erörtert wurden. Beſchlüſſe ſind nicht gefaßt worden. Die Fraktion iſt aber nach einer von der Preſſeſtelle der Fraktion herausgegebenen Mit⸗ teilung einig darüber, alle parlamentariſchen Mittel, auch die von Mißtrauens voten, anzu⸗ wenden, um die Locarno⸗Vorlage zu Fall zu bringen. Als Redner der deutſchnationalen Reichstagsfraktion über Locarno ſind in erſter Linie Graf Weſtarp und Staatsminiſter Wallraf in Ausſicht genommen. Innerhalb der deutſchnationalen Reichstagsfraktion iſt man immer noch der Auffaſſung, daß zur An⸗ nahme der Locarno⸗Verträge eine Zweidrittel⸗ mehrheit notwendig ſei, wenn auch ein Be⸗ ſchluß in dieſer Frage nicht gefaßt wurde. Eine demokratiſche Rede zu den Auswirkungen g von Locarno. Ludwigshafen, 21. Nov. In einer öfſent⸗ lichen Verſammlung des Demokratiſchen Ver⸗ eins ſprach geſtern abend Abg. Juſtizrat Dr. üller⸗Lupwigshaſen über Locarno und ſeine Bedeutung für das deutſche Volk“. Nach einer ausführlichen Darlegung der Vortelle, die die Abkommen von Locarno für die allge⸗ meine deuiſche Politik, ſowie für das beſetzte Gebiet mit ſich bringen, beſchäftigte er ſich auch mit den Fragen, die in Locarno nicht geregelt worden ſeien: die Herabſetzung der Beſat⸗ zungsfriſten, eine frühere Abſtimmung im Saargebiet, die Beibehaltung der Militärkom⸗ miſſionen uſw. und kam zu dem Reſultat, daß Locarno das beſetzte Gebiet zweifellos ein großes Stück vorwärts bringe. Die wirtſchaft⸗ lichen Vorteile ſeien unverkennbar. Der Weg der Abrüſtung ſei beſchritten und mache Fort⸗ ſchritte. Das wichtigſte aber liege in dem Geiſt von Locarno, der als der Geiſt der Zukunft und des Zuſammenlebens der Kulturnationen Europas vezeichnet werden müſſe. Eine Ab⸗ lehnung von Locarno würde einen neuen Block gegen Deutſchland ſchaffen und wir würden der deutſchen Freiheit und Wirtſchaft ſelbſt das Grab ſchaufeln. In der Frage der Innenpolitik hielt der Redner die große Koa⸗ lition allein für geeignet, das Werk von Lo⸗ carno fortzuſetzen. Zum Schluß bemerkte der Redner, daß Locarno keinen Grund zum Ju⸗ belieren gebe, aber ein guter Rahmen ſei, in den ein ſchönes Bild erſt hineinkommen ſolle. Die Ausführungen des Redners wurden mit Beifall aufgenommen. Eröffnung des Reichstags Die erſte Sitzung nach den Ferien. Berlin, 21. Nov. Nach einer Pauſe von genau einem Vier⸗ teljahr nahm der Reichstag heute ſeine Bera⸗ tungen wieder auf. Das Haus war mäßig be⸗ ſetzt. Am Regierungstiſche ſah man nur den Außenminiſter Dr. Streſemann. Gleich nach dem erſten Klingelzeichen ge⸗ dachte Präſident Löbe in einer kurzen An⸗ ſprache derjenigen Abgeordneten, die während der Ferien geſtorben ſind und zwar der Zen⸗ trumsabg. Dr. Beuſch und Dr. Spahn, der ſozdem. Abg. Helling, Laufkötter und Frau Barthels. Das Haus hatte ſich während der ehrenden Anſprache von den Plätzen erhoben. Präſident Löbe würdigte ins⸗ beſondere das 51 Jahre währende Wirken des Seniors des Reichstages Dr. Spahn und gedachte ſchließlich auch des zwar dem Reichs⸗ tag nicht angehörenden, aber als Schöpfer der Reichsverfaſſung um Reich und Staaten außerordentlich verdienten Reichs miniſters a. D. Dr. Preuß. Dieſer habe in den ſchwer⸗ ſten Tagen mit feſter Hand zugegriffen, um das Fundament zu legen, auf dem das deut⸗ ſche Staatsgebäude errichtet werden konnte. Nach der Anſprache Löbes trat das Haus in die Tagesordnung ein und erledigte zu⸗ nächſt ohne Ausſprache verſchiedene ſozial⸗ demokratiſche und kommuniſtiſche Anträge auf Erhöhung der Erwerbsloſenunterſtützung und Aufbeſſerung der Beamtengehälter durch Ueberweiſung an die zuſtändigen Aus⸗ ſchüſſe. Die erſte und zweite Leſung des deutſch⸗italieniſchen Handelsvertrages wurde dann durch eine kürzere Rede des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann eröffnet, in der er die Vorlage kurz begrün⸗ dete. Es handele ſich bei dem Vertrag um den erſten großen Vertrag, der nach dem Inkraft⸗ treten der Zolltarifnovelle abgeſchloſſen wor⸗ den iſt. Es ſei gelungen, mit den landwirt⸗ ſchaftlichen Tarifen eine zu weitgehende Sen⸗ kung der Schutzzölle für die heimiſche Produk⸗ tion zu verhindern und dem Schutzbedürfnis des notleidenden deutſchen Weinbaues ſei Rechnung getragen worden. Auf induſtriellem Gebiet ſeien die Wünſche der Gegenſeite ein⸗ geſchränkt worden. Deutſchland genieße all die Zollerleichterungen, die Italien in früheren Verträgen mit anderen Ländern zugeſtanden hat. Zum Schluß ſprach der Miniſter die Hoff⸗ nung aus, daß der Vertrag mit Italien dazu beitragen möge, auch auf politiſchem Gebiet Deutſchland und Italien einander näher ku⸗ bringen. Es folgte dann die allgemeine Ausſprache, in der als erſter Redner der Sozialdemokrat Hilferding ſcharſe Angriffe gegen die Methode der Regierung Luther bezüglich ihrer Handelsvertragspolitik richtete. Die Regierung habe ſowohl das Parlament wie die Parteien nur in ganz ungenügender und einſeitiger Weiſe über die Vertragsverhandlungen unter⸗ richtet. Die Handelspolitik des Kabinetts Lu⸗ tder ſei wenig erfolgreich geweſen. So ſei durch die Kündigung des deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertrages die deutſche Wirtſchaft nicht nur ſchwer geſchädigt worden, ſondern es ſei damit auch dem deutſchen Preſtige und dem Vertrauen des Auslandes in die Aufrichtig⸗ keit der deutſchen Politik ein ſchwerer Schlag verſetzt worden, alles aber nur deshalb, weil die Deutſchnationalen dem Weinbau unerfüll⸗ bare Verſprechungen gemacht hätten. Der Wert der geſamten Weinproduktion erreiche nicht im geringſten den Betrag, um den die deutſche Fertigwareninduſtrie durch die Kündigung des deutſch⸗ſpaniſchen Handelsabkommens ge⸗ ſchädigt worden ſei. Abg. Lejeune⸗Jung(Intl.) ſchloß ſich dem Proteſt des ſozdem. Redners gegen die nicht genügende Unterrichtung des Reichs⸗ tages durch die Regierung an. Der Redner verlangte eine ſehr gründliche Prüfung des Vertrages durch den handelspolitiſchen Aus⸗ ſchuß. Schon jetzt ſtehe feſt, daß die Intereſſen der Landwirtſchaft und des Weinbaues durch den Vertrag ſtark beeinträchtigt werden. Abg. Lammers(Zentr.) ſtimmte dem Vertrag zu und wandte ſich dann gegen die Ausführungen des ſozialdemokratiſchen Red⸗ ners über den deutſchen Weinbau. Man dürfe nicht, wie Dr. Hilferding es getan habe, die Bedeutung des deutſchen Weinbaues rein zah⸗ lenmäßig abſchätzen. Im deutſchen Weinbau ſteckten ſehr große ideelle und volkskulturelle Werte, an denen man nicht vorbeigehen kann. Abg. Dr. Schneider(D. Vp.) und Abg. Meyer⸗ Berlin(Dem.) erklären ſich mit dem Vertrag grundſätzlich einverſtanden. Der demokratiſche Redner wies allerdings auf das bittere Gefühl hin, das in ſeiner Fraktion vorhanden ſei angeſichts des Vertragsabſchluſ⸗ ſes mit einer Regierung, die deutſches Eigen⸗ tumsrecht verletze und das deutſche Volk in Südtirol unterdrücke. Solange dieſes italieni⸗ ſche Unterdrückungsſyſtem nicht abgeändert werde, ſei eine Annäherung zwiſchen Deutſch⸗ land und Italien nicht möglich. Die weitere Debatte wurde hierauf ver⸗ tagt. Das Haus überwies noch ohne Debatte einen Geſetzentwurf über die Entlaſtung des Reichsgerichts und eine Vorlage gegen die Schmutz⸗ und Schundliteratur den zuſtändigen Ausſchüſſen. Hierauf vertragte ſich das Haus auf Samstag mittag 1 Uhr. Eindrücke vom Reichs⸗ parteitag des Zentrums. Von Landtagsabg. Nuß, Worms. Kaſſel war für die Deutſche Zentrumspar⸗ tei eine Gewiſſenserforſchung und ein Bekennt⸗ nis. Kaſſel war für uns ein politiſches und moraliſches Erlebnis erſten Ranges. Für jeden von uns Delegierten ein perſönliches Erleb⸗ nis im beſonderen. Wenn ich in einem uns naheſtehenden, ſonſt vorzüglich redigierten Blatte die dickgedruckte Ueberſchrift leſe: „Wirth hat geſiegt!“ ſo bedauere ich dies. Es hat in Kaſſel weder Sieger noch Beſiegte ge— geben. Schofers kluges und wahres Wort: „Es hat weder ein rechtes noch ein linkes Zentrum gegeben, ſondern es gilt nur das rechte Zentrum“, trifft den Nagel auf den Kon. Wir haben uns als Partei ſtart gezeigt. Wir haben vor aller Welt bewieſen, daß wir innerlich und äußerlich ſtark genug ſind, um die in unſerem Lager beſtehenden Meinungs⸗ verſchiedenheiten offen und freimütig zu dis⸗ kutieren und zum Austrag zu bringen. Wir verhandelten in aller Oeffentlichkeit. Selbſt die„Frantfurter Zeitung“ hat den offenher⸗ zigen Freimut der Debatte über die Grund— probleme der gegenwärtigen und zukünftigen Politik rühmend anerlannt. Daß dieſe De⸗ batte, beſtritten von den führenden Geiſtern unſerer Partei, in keiner Minute verflachte u. nicht in einem öden Gezänte ausartete, bewies die geiſtige und ſittliche Höhe der Redner und der auf der Tagesordnung ſtehenden Sache. Ein gutes Wort Dr. Wirths gibt den pſfycholo⸗ giſchen Schlüſſel für dieſe begrüßenswerte Tatſache, um die uns manche Gegner beneiden. Wirth erklärte gegenüber einem ſeiner Haupt⸗ ſpieler:„Ich ſpreche Stegerwald und ſeinen Freunden den guten Willen nicht ab, dann ſind wir leine guten Chriſten mehr, wenn wir das tun Der Geiſt chriſtlicher Nächſten⸗ liebe war es, der von Anfang an die nicht leichten Verhandlungen durchwehte und trug, der ſchließlich auch unſer Parteiſchiff durch manche Klippen und Fährniſſe führte ans ret⸗ 42. Jahrgang tende Land. Noch ſind die geiſtigen Ausein⸗ anderſetzungen, die ſich um das von Dr. Wirth aufgerollte Problem drehen, nicht beendigt. Sie gehen weiter. Aber die Hauptreibungs⸗ flächen ſind infolge der geklärten Situation beſeitigt. Klarheit und Wahrheit haben ſich auf unſerem Parteitage als ethiſche und er⸗ zieheriſche Kräfte erwieſen. Das in Kaſſel ge⸗ öffnete Ventil hat uns und unſerer Sache gute Dienſte geleiſtet. Man hat ſich Auge in Auge ausgeſprochen und iſt in Freundſchaft und chriſtlicher Liebe auseinandergegangen. Ein ſittlicher und parteipolitiſcher Gewinn! Die weitere Diskuſſion in den berufenen Inſtanzen kann jetzt ruhig und ſachlich fortgeführt und zu Ende gebracht werden. Vor Kaſſel wäre dies nicht möglich geweſen. Durch Kaſſel und nach Kaſſel iſt die parteipolitiſche Atmoſphäre gereinigt. Wir atmen wieder reine, alte Zentrumsluft, die auch Deutſchland nutzt und hilft. Und das war gerade da Große und Erhebende unſeres Parteitages, daß alle Gedankengänge und Reden der Füh⸗ rer ausmündeten in die Frage: Was wü tz! dem gemeinſamen Vaterlan de So⸗ wohl Marx als auch Fehrenbach, Brauns“ Stegerwald, Schofer und Wirth lebten und ſtritten offenſichtlich ganz in dem Gedanken an die Zukunft und Freiheit Deutſchlands. So klangen in Kaſſel zwei prachtvolle Melodien zu einem harmoniſchen Akkord zuſammen: die geiſtig⸗überſinnliche Note einer höheren Welt⸗ anſchauung vermählte ſich mit dem Deutſch⸗ landlied zu einem innerlich befriedigenden Ausklang. Es wird nun unſere Sache im Lande ſein, die knoſpenden Früchte von Kaf⸗ ſel zur Reife und Entfaltung zu bringen. f Der„mutige“ Muſſolini. Maßnahmen zur Sicherung ſeiner Perſon. London, 20. Nov. Es iſt immer noch nicht entſchieden, ob Muſſolini zur Unterzeich⸗ nung des Locarno-Vertrages uach London kommen wird, da er faſt unannehmbare Be⸗ dingungen für die Sicherung ſeiner Perſom geſtellt haben ſoll. Von engliſcher Seite war für die Unterbringung der italieniſchen Dele⸗ gation zuerſt ein halbes Stockwerk in einem Hotel angeboten worden. Muſſolini verlangte darauf, im zweiten Stockwerk eines Hotels zu wohnen, der für ihn vollſtändig frei gemacht werden müſſe. Das Stockwerk über ihm und das Stockwerk unter ihm müßten während ſeines Aufenthaltes vollſtändig unbewohnt ſein. Als dieſe Forderung mit Bedauern ab⸗ gelehnt wurde, erklärte Muſſolini, er werde in der italieniſchen Botſchaft Wohnung neh⸗ men, wenn italieniſche Kriminalbeamte ſich überzeugt hätten, daß ſein Leben dort genü⸗ gend geſichert ſei. Gleichzeitig erſchien eine große Zahl italieniſcher Kriminalbeamter bei der Londoner Kriminialpolizei, die das italie⸗ niſche Viertel in London unterſuchten. Von dem Inhalt eines Berichtes von dieſer Seite will Muſſolini ſeine endgültige Entſcheidung abhängig machen. Die Gewerkſchaften und Muſſolini. Berlin, 21. Nov. Wie der„Vorwärts“ aus London meldet, wird am Donnerstag nächſter Woche der Vorſtand der Labour⸗Party mit Vertretern der Gewerkſchaften über Maß⸗ nahmen zum Boykott Muſſolinis für den Fall einer Reiſe Muſſolinis nach London beraten. Das Blatt glaubt, daß ſowohl das engliſche als auch das franzöſiſche Eiſenbahn⸗ perſonal die Bedienung des Zuges, der Muſ⸗ ſolini nach London bringen würde, ablehnen werden. Er verzicht⸗ Rom, 21. Nov. In unterrichteten politi⸗ ſchen Kreiſen verlautet, daß Muſſolini ſich nunmehr entſchloſſen hat, nicht nach Lon⸗ don zu gehen. Die italieniſche Delegation wird aus Scialoja und dem Mitglied der italieniſchen Locarno⸗Delegation Del Vas⸗ cello beſtehen. Neue Ausſchreitungen in der italien. Kammer. Rom, 21. Nov. Während der geſtrigen Kammerſitzung konnten durch einige ältere Abg. nur mit Mühe neue Tätlichkeiten verhin⸗ dert werden. Faſchiſtiſche Abgeordnete bedroh⸗ ten den Populari⸗Abgeordneten Ca pp a. Be⸗ ſonders tat ſich hierbei der berüchtigte Gene⸗ ralſekretär der Partei Farrinacci hervor. 8 politiſche Umſchau. heit ſtarb am Donnerstag Abend Oberboſtrat Cor⸗ nelius Hamecher, ein treuer Anhänger des Zentrums. Der Verſtorbene war am 17. Novem⸗ ber 1872 in Hochfeld bei Duisburg geboren. 1899 im Poſtdienſt als Poſtaſſiſtent und ⸗ſekretär tätig, wurde er nach dem Kriege in das Reichs⸗ poſtminiſterium berufen. Der Wahltreis Köln⸗ Land hatte ihn im Jahre 1907 in den Reichstag gewählt, dem er bis 1912 angehörte. wird beſonders bei ſeinen Parteifreunden unver⸗ geßlich bleiben. — Ein ſchwediſcher Offizier zur Reichswehr kommandiert. Der ſchwediſche Infanteriehaupt⸗ mann Kocken iſt zur Reichswehr abkommandiert und zur 5. Kompagnie des 16. Infanterie-Regi⸗ ments in Hannover zugeteilt worden, das die Tradition des ehemaligen Füſilier- Regiments Ge⸗ neralfeldmarſchall Prinz Albrecht von Preußen (Hannover) Nr. 73 fortführt. Hauptmann Kocken iſt der erſte fremdländiſche Offizier, der nach dem Kriege zur Dienſtleiſtung bei der kommandiert wird. — Der neue Der als Nachfolger des bisherigen ſchwediſchen Geſandten Baron Ramel ernannte Geſandte af Wirſen wird Samstag vom Reichspräſidenten zur Entgegennahme ſeines Beglaubigungsſchrei— bens empfangen werden. — Die Frage der Abſchaffung der Unterſee⸗ bopte. Als eine Folge der jüngften Beſtrebungen, die Unterſeeboote abzuſchaffen, wird in London angenommen, daß dieſe Frage wieder Gegen— ſtand von Unterhandlungen der nächſten Abrü— ſtungskonferenz in Waſhington ſein werde.— Wie der„Daily Telegraph“ erfährt, iſt dieſes Problem letzt mehr moraliſcher als marinetechniſcher Na— tur und die Bedeutung der Unterſee-Boote als riegswaffe ſei unter den heutigen Verhältniſſen auf ein ganz geringes Maß beſchränkt. Auf der ſonferenz würde dann ſicherlich die Ungeheuer— lichkeit zur Sprache kommen, die darin beſtehe, daß Deutſchland keine Unterſeeboote beſitzen bürfe, während andere Länder mit dem Bau von Unterſeebooten fortfahren, da ſie bisher die Klau— ſel nicht ratifiziert hätten, die die Verwendung dieſer Boote gegen Neutrale verbietet. Die Tat- ſache, daß Deutſchland bald Völkerbundsmitglied ſein werde. werde eine neue Lage ſchaffen. — Die engliſche Königin⸗Mutter geſtorben. Die engliſche Königin-Mutter Alexandria iſt ge— ſtern nachmittag 5 Uhr 30 im 81. Lebensjahre ge— ſtorben. Alle Feſtlichkeiten uſw. wurden abgeſagt. — Belgiſches Einfuhrverbot für deutſche Koh⸗ len. Der belgiſche Miniſter für Induſtrie und Arbeit hat, wie nach Meldungen aus Brüſſel be⸗ kannt wird, beſchloſſen, die bis jetzt noch beſtehen— den Einfuhrverbote für deutſche Kohlen im freien Handel vorläufig aufrecht zu erhalten. Auf die Vorſtellungen der Kohlenimporteure hin wird die belgiſche Kohleneinfuhrſtelle fernerhin jedoch für die Einfuhr unbedingt notwendiger deutſcher Koh— len für Induſtriezwecke beſorgt ſein. — Das neue polniſche Kabinett. Der Präſi⸗ dent der polniſchen Republik hat geſtern Nachmit⸗ tag ein Dekret unterzeichnet, wonach folgendes Ka— binett gebildet wird: Präſidium und Außenmini⸗ ſterium Graf Skrzynski(parteilos), Innenmini⸗ ſter Raeczkiewiez(parteilos), Kriegsminiſterium Diviſionsgeneral Majefski(parteilos), Kultusmi⸗ niſterium Stanislaus Grabski(nationaler Volks⸗ verband), Induſtrie und Handel Sejmvizemarſchall Kuſiecki(Piaſt⸗Partei), Landwirtſchaftsminiſterium Kienik(Piaſt⸗Partei), Miniſterium für Agrarre⸗ form proviſoriſch Radwan(parteilos), Juſtizmi⸗ niſterium Zieniercki(Soz.), Finanzminiſterium Zdziechowski(nationaler Volksverband), Arbeits⸗ miniſterium Noraczewski(Soz.), Eiſenbahnmini⸗ terium Cheudynski(nationale Arbeiterpartei). Die Rückwirkungen. Eine neue Verordnung der Rheinlandkommiſſion. Berlin. 20. Nov. Nach hier vorliegenden Mel⸗ U Schwere Ketten. Erzählung von F. Argefeldt. f(19. Fortſetzung.) Er machte noch einen Verſuch.„Tun Sie, was Sie nicht für ſich, nicht für mich tun wol⸗ len, um Ninas willen. Das Kind überwindet den Gram nicht, Sie ins Unglück geſtürzt zu haben.“ Wieder entſtand ein Schweigen.„Tröſten Sie Nina“, ſagte Hertha dann,„nicht ſie hat mich ins Unglück geſtürzt.“ Richard ward es immer unheimlicher, ihre ſchlimmſte Anklägerin war Hertha ſelbſt. „Wiſſen Sie, daß man Sie verhaften will?“ fragte er. Sie nickte. „Noch wäre es Zeit, dieſem Schickſal zu entgehen. Sprechen Sie ein Wort!“ Sie ſchüttelte verneinend den Kopf. „Hertha, Sie wiſſen nicht, was es bedeu⸗ tet, im Gefängnis zu ſein!“ mahnte er. l„Ich weiß, was es heißt, Ketten zu tra⸗ gen!“ ſtöhnte ſie auf und ſchloß ſogleich wie⸗ der, heftig erſchrocken, den Mund, als habe ſie bereits zu viel geſagt. Sie wandte ſich ab u. ſetzte Richards Vorſtellungen und Bitten ein hartnäckiges Schweigen entgegen. Der Eintritt des Kriminalbeamten machte dem für beide Teile gleich peinlichen Beiſam⸗ menſein ein Ende. Er erklärte Hertha, daß er ſie verhafte, daß der Wagen, der ſie mit ihm nach der Stadt bringen ſolle, bereit ſtehe, und daß ſie ihm zu folgen habe. Ohne Zögern erhob ſie ſich und erklärte ſich dazu bereit. „Bedenken Sie, was Sie tun!“ warnte Richard den Beamten, und erhielt von die⸗ ſem die gelaſſene Antwort: „Herr Baron, ich kenne meine Pflicht und übe ſie.“ Nach kurzer Zeile verließ der Wagen, in dem die Beamten mit Hertha nach Hallſtadt fuhren, Schloß Wendenburg; in einem zwei⸗ ten folgte der Medizialrat. 2 23* 1 — 5 1 anannten Erle — Cornelius Hamecher. Nach längerer Krank⸗ Hier war öffentlichung überwieſen wird. kommiſſion wird die Befugnis haben, nach der Entſcheidung der gerichtlichen Kommiſſion das im beſetzten Gebiet erſcheinen. 1 Veröffentlichungen, die im unbeſetzten Gebiet er⸗ e E unt geben, in der ichterungen für das beſeg in juriſtiſcher Formulierung zuſammenfaßt. „Zu- nächſt iſt für das beſetzte Gebiet bedeutungsvoll, daß die jetzigen Perſonenausweiſe für den Ver⸗ Seit lehr am unt, mit dem beſetzten Gebiet mit ge⸗ ringfügigen Aenderungen auch weiterhin beſtehen bleiben. Dasſelbe trifft für die Vorſchrift zu, wo⸗ nach die Einreiſe von deutſchen Heeres⸗ und Ma⸗ eineangehörigen nur mit beſonderer Genehmigung der alliierten Militärbehörden erfolgen darf. Wei⸗ ker werden die Vorſchriften für die ne e Die Aenderung auf dieſem Gebiete beſteht— neben der Beſeitigung der Verbote durch die Kreisdele⸗ gierten— in der Einführung einer vorherigen Falls die⸗ in der Verordnung heißt,„das Weitererſcheinen einer periodiſchen Veröffentlichung für die Sicher⸗ heit und das Anſehen der hohen Kommiſſion oder der Beſatzungsarmee bezw. die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung gefährdend wirkt, er⸗ Reichswehr miſſion, der auch ein deutſcher juriſtiſcher Beamter ſchwediſche Geſandte in Berlin. angehören kann und velcher die beanſtandete Ver⸗ nennt die hohe Kommiſſion eine gerichtliche Kom⸗ Die Rheinland⸗ Verbot der Veröffentlichung für einen Zeitab⸗ ſchnitt von höchſtens einem Monat auszuſprechen. Dieſes Verbot wird nur ergehen, nachdem der Leiter oder Chefredakteur der beanſtandeten Ver⸗ öffentlichung Gelegenheit gehabt hat, von der ge⸗ richtlichen Kommiſſion vernommen zu werden. Im Rückfall kann das Verbot in der gleichen Weiſe und unter denſelben Bedingungen für einen längeren Zeitraum als einen Monat auf unbe⸗ ſtimmte Zeit verhängt werden“.— Dieſe Beſtim⸗ mungen gelten jedoch nur für Druckſchriften, die Für periodiſche ſcheinen, bringt die Verordnung keine Aenderung der Verbotsmöglichkeiten. Der Abbau der Delegierten iſt im übrigen in der vorliegenden Verordnung noch nicht ausge— ſprochen. Man erwartet im beſetzten Gebiet nun⸗ mehr mit beſonders großer Spannung die Ver⸗ handlungen der Rheinlandkommiſſion mit dem deutſchen Reichskommiſſar. Mainz, 20. Nov. Im Anſchluß an die Londo⸗ ner Verhandlungen waren bekanntlich im Sommer 1924 faſt ſämtliche während des paſſiven Wider⸗ ſtandes von den Mainzer und Wiesbadener fran⸗ zöſiſchen Militärpolizeigerichten zu teilweiſe lang⸗ jährigen Freiheitsſtrafen verurteilte Eiſenbahner unter Gewährung von Strafaufſchub auf freien Fuß geſetzt worden. Unter der Bedingung des Wohlverhaltens hat die Beſatzungsbehörde in⸗ folge der Auswirkungen von Locarno jetzt den Strafauſſchub in endgültigen Straferlaß umge— wandelt. Um die Handelsverträge. Paris, 21. Nov. Der Senator Serrer interpellierte geſtern im franzöſiſchen Senat über die Höhe der deutſchen Zölle für franzö⸗ ſiſches Obſt und franzöſiſche Trauben. Der Senator verlangte die gleiche Behandlung Frankreichs mit Spanien und Italien bei der Einfuhr franzöſiſcher Erzeugniſſe nach Deutſch⸗ land. Der Handelsminiſter erklärte im Namen der Regierung, daß die deutſchen Zölle für Weintrauben gegenüber Frankreich wie Pro⸗ hibitivzölle wirkten. Die deutſche Regierung habe ſich dadurch ein Aaustauſchobjekt für die künftigen Zollverhandlungen ſchaffen wollen. Sie müſſe ſich deſſen bewußt ſein, daß die po⸗ Ordnung iſt u. a. geſagt, daß Grabinſchriften, die der Würde des Friedhofes nicht angevaßt ſind, werden dürfen und beſtehende von g Tie Urſache zu dieſem Erlaß war ein Sevparatiſtenfüh⸗ ö litiſchen Abkommen in der Harmonie der wirt⸗ ſchaftlichen Intereſſen das feſteſte Bindemittel ſeien. Die deutſch⸗franzöſiſchen Zollverhand⸗ lungen müßten beſchleunigt werden. Eventuell müßte ein bearenztes Abkommen getroffen eee i We 815 Die Nacht wich allmählich dem Morgen. Richard von Wendenburg hatte nicht daran gedacht, ſein Schlafzimmer aufzuſuchen oder nur die Kleider zu wechſeln. Fröſtelnd ſaß er am Bette der kleinen Schweſter, zu der man ihn gerufen. und hielt die fieberheiße Hand des Kindes in der ſeinen, das ſich im unruhi⸗ gen Halbſchlummer umherwarf und nach Her⸗ tha, der geliebten Hertha ſchrie. Nach Hertha, die unter ſchwerer, erdrücken⸗ der Anklage im Gefängnis war.——— „Herr Baron, müßten wir nicht das gnä⸗ dige Fräulein benachrichtigen?“ fragte gegen Mittag des anderen Tages der Verwalter zö⸗ gernd ſeinen jungen Herrn. Der Mann ſcheute ſich offenbar, ihn an etwas zu erinnern, was ſchon lange hätte geſchehen ſollen und nun nicht länger zu verſchieben war. Richard von Wenden ſchlug ſich mit der Hand vor die Stirn.„Mein Gott, daran habe ich nicht gedacht, warum erinnerten Sie mich nicht früher? Laſſen Sie auf der Stelle einen Boten nach der Telegraphenſtation reiten! Er ſoll dort auf Antwort warten, wann wir den Wagen für meine Schweſter nach der Bahn ſchicken können. Wie ſchrecklich! Helene amüſiert ſich, während ihr Vater ermordet auf der Bahre liegt!“ Er warf haſtig einige Worte mit Bleiſtift auf ein Blatt Papier und empfahl die größte Eile, Der ganze Morgen war unter Aufregun⸗ gen der mannigfachſten Art vergangen. Nina ſchrie und jammerte in herzzerreißender Weiſe nach ihrer Lehrerin und wollte ſich nicht tröſten laſſen; ſie folgte in ihrem Kummer und in ihrer Verlaſſenheit dem von allen Seiten be⸗ ſtürmten Bruder wie ſein Schatten. Der junge Baron empfand es endlich als eine Wohltat, als Frau Eichler ſich erbot, das kleine Mädchen zu ſich in Obhut und Pflege zu nehmen, bis wieder für eine paſſende weib⸗ liche Aufſicht für ſie Sorge getragen ſei. Zur frühen Stunde erſchien eine Gerichts⸗ kommiſſion mit dem Gerichtsarzt, der die Ob⸗ duktion der Leiche vorzunehmen hatte. Die⸗ 18 ſchrant ihres Schlafzimmers Dienſtſtelle gelegt. Prinzip der meiſtbegunſtiaten Ratione rückkommen müſſe, da mit dem jetzigen Zoll. ſyſtem unüberwindliche Schwierigkeiten ent⸗ daß er in den nächſten Tagen neue Verhand⸗ lungen anknüpfen wolle. Eine von einigen franzöſiſchen Senatoren unterzeichnete Tages⸗ ordnung verlangt die gleiche Behandlung Frankreichs mit Italien und die Beſchleuni⸗ gung der Unterzeichnung eines deutſch⸗franzö⸗ zen ſiſchen Handesvertrages. Verwarnung der inkriminierten Druckſchrift und von Verhandlungen mit den Leitern. ſes Verfahren nichts nützt und, wie es wörtlich Die Lage in Syrien. Paris, 20. Nov. Nach einer Meldung des„Pe⸗ tit Pariſien“ aus Beiruth werde Syrien von ſechs Abteilungen Aufſtändiſcher unſicher gemacht. Die erſte unter Führung von Randian Schalaſcha ope⸗ riere in der Gegend von Baalbeck, die zweite un⸗ ter dem Befehl von Neſſib Bakri ſtehe dicht vor Damaskus. und rüſte ſeine Leute ſelbſt aus. Er ſtrebe dar⸗ nach, möglichſt König von Syrien zu werden. Eine Diamanten, die er einem Geſchäftstollegen ie dritte Abteilung unter Haſſan Scharat ſtehe auch in der Gegend von Damaskus, habe aber weniger Bedeutung. Die erſte Gruppe werde von der Fa⸗ milie Atreſch geleitet, von der bereits zwei Mit⸗ glieder gefallen ſeien. Bei Suſſak ſtehe eine fünfte Abteilung, die ſechſte werde ſchließlich von Said el Atraſch geführt, der kürzlich die Erfolge am ſüd⸗ Alle Abteilungen entfal⸗ lichen Libanon erzielte. ten eine lebhafte Tätigkeit, im ganzen zählten ſie etwa 2500 Mann, doch verſtärkten ſie ſich bei ihren Streifzügen. Der Korreſpondent des Blattes meint, daß die militäriſche Lage ohne große Verſtärkungen bald riieder hergeſtellt ſein werde, die politiſche Lage bleibe aber ungewiß. Seit 1919 hätten die Mu⸗ ſelmanen die Initiative ergriffen. Man dürfe ſich in Syrien nicht nur um die etwa 840 000 Chri⸗ ſten kümmern, das Mandat erſtrecke ſich vielmehr auch auf die 2 Millionen Muſelmanen. Nur ſo werde man die Ordnung wieder herſtellen. f —— Aus Nah und Fern. 1 Hofheim, 20. Nov. Unter eifriger Mitwirkung der kath. Bürger iſt es gelungen, den Bau eines neuen Schweſternhauſes unter Dach und Fach zu Auch in der ſchweren Zeit iſt uns die⸗ ſes große Werk gelungen. bringen. Bensheim, 20. Nov. Ein 19 Jahre altes Dienſtmädchen hat im Laufe des vorrden Monais heimlich geboren und das Kind auf den Kleider⸗ in der damaligen Als Anfangs dieſer Woche dem neueintretenden Dienſtmädchen ein ſonder⸗ barer Gruch auffiel, wurde die Polizet benach⸗ richtigt, welche die bereits in Verweſung überge⸗ gangene Leiche des völlig ausgewachſenen Kindes fand. Die Mutter wurde feſtgenommen. Weinheim, 20. Nov. Geſtern wuroe bei einer Treibjagd im Diſtrikt Hohenweide des Schries⸗ heimer Gemeindewaldes, der ſeit Oktober ver⸗ mißte 61 Jahre alte Arbeiter Julius Volk er⸗ hängt aufgefunden. Alzey, 20. Nov. Die große Rattenplage und der durch dieſe Tiere verurſachte große Schaden veranlaßt die hieſige Stadtverwaltung mit Gas gegen die Ratten vorzugehen. Rüſſelsheim, 20. Nov. Eine neue Friedhofs⸗ ordnung wurde vom Gemeinderat erlaſſen inter Zuſtimmung des Kreisamtes Groß⸗Gerau und des Miniſteriums des Innern. In der neuen N 4 et tern, 20. 5 Schanzer Mühle bei ſtehen würden. Handelsminiſter Vincenz ſtern 5 teilte dann noch mit, daß er den deutſchen Botſchafter um einen Beſuch gebeten habe, und Neſſib verfüge über ſehr viel Geld 18 Kaiſerst. f ütſchenhauſen wurde ge. rn der in einer Sandgrube mit ſchäfuigte 1 lahrige Hermann Schwarz hen zer Hof durch abſtürzende Erdmaſſen begraben und ſo ſchwer verletzt, daß er nur meh zu Tage gefördert werden konnte. i Leiche Weltſpiegel. 2: Bombenattentat auf ein Kinv. Ge ü wurde in Dublin das A e benen dem der engliſche Kriegsfülm„Ypern“ vorgeführ wird, durch eine Bombenexploſion vollſtändig zer. ſtürt. Zwei Poliziſten wurden, als ſie den Bom. benwerfern den Eintritt verwehren wollten, er. ſchoſſen. Das Kinemathographentheater iſt ſchon früher einmal von bewaffneten Republikanern überfallen worden, dabei wurde der Kriegsfiln geraubt. Der Eigentümer hatte jedoch ei Film erhalten. jedoch einen neuer 2: Unterſchlagene Diamanten. Ein Dia⸗ manthändler in Paris meldete der dortigen Polizei den Verluſt eines kleinen Beutels mii Probe gezeigt hatte. Einige Zeit, nachdem er deſſen Haus verlaſſen hatte, bemerkte er ſeinen Verluſt, kehrte um, fand aber die verlorener Edelſteine nicht wieder. Der Geſchäftsfreund gab an, nichts von den Steinen zu wiſſen. In: zwiſchen aber war an ein anderes Polizeibürc ein verſiegeltes Paket gekomnen, das 18 unge ſchliffene Diamanten und einen anonymen Brief enthielt. Der Schreiber des Briefes gat an, die Steine gefunden zu haben; ſie ſeien aus einem grauen Automobil gefallen. Zwei der Steine habe er als Finderlohn für ſeine Frau behalten. Der Wert der deponierten Steine wurde von Sachverſtändigen auf 6000 Franken geſchätzt. Ein Graphologe erkannte auf Grund einer Schriftprobe ben Geſchäſts— freund als den Verfaſſer des anonymen Brie—⸗ ſes. Dieſer gab daraufhin an, daß er ſich die Steine angeeignet habe. Er wird ſich vor Ge— richt zu verantworten haben and mute die zurückgehaltenen Steine herausgeben. :: Wirbelſturmkataſtrophe in Südindien. Wie aus Bombay gemeldet wird, iſt Südindien vor einer ſchweren Wirbelſturmkataſtrophe heimgeſuch worden. 800 Perſonen ſind dabei ums Leben ge⸗ kommen. Die Küſtengegend von Malabar hat be ſonders ſtark gelitten. :: Neuentdeckter Komet. Ueber einen am Dienstag früh an der Perkes⸗Sternwarte in Wis⸗ konſin in Nordamerika von Profeſſor van Bies broek entdeckten neuen Kometen teilt die Landes ſternwarte auf dem Heidelberger Königsſtuhl mit Der Komet iſt achter Größe, läuft zur Zeit auf di, Gruppe der Berenice hin und beſitzt einen kurzen Schweif. Am 19. November früh befand er ſicg in 179 Grad Aufſteigung und 34 Grad nördlichen Abweichung. Seine tägliche Bewegung iſt ei Viertel Grad in Aufſteigung nach Oſten und ein Drittel Grad in Abweichung nach Süden. De 2 e„àʒöigz⸗ Enidetler iſt ein 7 ine und war, mn Jahre 19 1906 in Heidelberg als Aſſiſtent tätig. :: Schiffsuntergang bei Havanna. Der aus Haiti ſtammende Dampfer„Ville des Gayes“, der über 200 Arbeiter für die Zuckerpflanzungen von Santiago an Bord hatte, iſt am Donnerstag mit⸗ tag geſunken. Ein Ingenieur und zwei See⸗ leute wurden von einem britiſchen Schiff gerettet. Zehn Flugzeuge des amerikaniſchen Flottenſtütz⸗ vbunktes Guantanamo ſuchen zurzeit nach weiteren Ueberlebenden des Unglücks. 1 5 worden. nach den letzten Meldungen ren nicht erſchienen 0 von 20 bis 200 Mark.— Wegen Nichtbefolgung der Paßvorſchriften wurden 13 Einwohner aus Frankfurt, Heidelberg und Mannheim zu Geld⸗ Hauptfunkſtation nicht angebracht Inſchriften unter Androhung einer Strafe 150 Mark ſofort entfernt werden müſſen. 2 N der ſich aus Teilnahme für Richard zu dem traurigen Werke ebenfalls eingefunden hatte. Der Stoß war mit einem ſpitzen Inſtrument von hinten gegen den Kopf des Barons ge⸗ führt worden, wobei ihm die Mütze Kopfe gefallen war. Die Spitze hatte den Nak⸗ ken an der Stelle durchbohrt, wo das Rückgrat in den Kopf einmündet, und den Tot beinahe augenblicklich zur Folge gehabt. Der Park und namentlich die Stelle, an der man den Ermordeten gaufgefünden, ward auf das genaueſte unterſucht, aber nirgends fand ſich eine Spur, die zur Entdeckung des Täters führen konnte. Der Boden war dicht mit welkem Laub bedeckt, das der Regen und Sturm des vergangenen Tages von den Bäu⸗ men gefegt hatte. Es war nicht möglich, eine Fußſpur aufzufinden, auch wenn dieſe nicht durch die Tritte der Suchenden nachher ver⸗ wiſcht worden wäre. Der Parkwächter ſchwur hoch und teuer, des ſchlechten, trüben Wetters halber ſchon um 4 Uhr nachmittags die nach der Landſtraße führende, kleine Pforte ge⸗ ſchloſſen zu haben. Er gab damit freilich auch zu, daß er ſich ſelbſt um dieſe Zeit in ſeine am großen Parktor belegene Wohnung zurückgezo⸗ gen und nicht darauf geachtet habe, was drau⸗ ßen vorgehe. Wederv on dem Inſtrument, mit dem der Mord vollführt war, noch von einer Habſelig⸗ keit des Mörders fand ſich das geringſte An⸗ zeigen. Schon wollte man gänzlich unverrich⸗ teter Sache zurückkehren, da fiel das Auge des die Kommiſſion begleitenden Gerichtsdieners auf einen an den Nadeln einer Zwergtonne hängenden ſchwarzen Fetzen. Er löſte ihn ab und brachte ihn ſeinem Vorgeſetzten, der ihn aufmerkſam betrachtete. Es war ein Stück von einem ſchwarzen Schleier und daran hing ein langes blondes Frauenhaar. Richard, der ſich mit der Kommiſſion an Ort und Stelle bege⸗ ben hatte, erbleichte und mußte ſich an einem Baum halten, um nicht umzuſinken.—— Es war ein Stück von Herthas Schleier. Er ſelbſt hatte ihn ihr vor einigen Monaten von einer! vom, :: Schiffszuſammenſtoß. —.——8— q́ꝛ¹ẽůũͥZ.——— ſelbe beſtätigte die Angabe des Medizialrates, Reiſe mitgebracht. Hätte er aber dabei noch einen Zweifel hegen können, ſo war er in Be⸗ treff des Haares ausgeſchloſſen. Im Bereiche von Wendenburg und noch viel viel weiter im Umkreiſe gab es nur sine Frau, der dieſes Haar zugehören konnte, und dieſe war Hertha. Biß dem nochmals mit allen Hausgenoſſen angeſtellten Verhör ward auch dieſer neue ſchwere Belaſtungsbeweis gegen die Gouver⸗ nannte bald erkannt und der Schleier herge⸗ bracht, an dem das Stück fehlte. Dagegen leugnete die kleine Nina hartnäckig, was ſie geſtern ausgeſagt, und weder Schmeicheleien und Bitten, noch ſelbſt Drohungen vermochten ihr Verhalten zu ändern. Das arme Kind hoffte, auf dieſe Weiſe den Schaden, den ſie der geliebten Erzieherin zugefügt, wieder gut zu machen. Es half ihr nicht, man ſchenkte ihrer erſten Ausſage Glauben, nicht der Zu⸗ rücknahme derſelben. Eine genaue Beſichtigung des eiſernen Schrankes im Zimmer des Baron zeigte lei⸗ nerlei Verletzung der ſehr kunſtvollen Schlöſ⸗ ſer. Die Schlüſſel trug der Baron aber ſtets bei ſich, ſie waren ſogar bei der Leiche gefunden worden. An ein gewaltfames Oeffnen des Schrankes war nicht zu denken, und doch ent⸗ deckte man beim genauen Nachſehen, daß die ganze Summe von 30 000 Mark, die dem ver⸗ ſtorbenen Baron vor wenigen Tagen einge⸗ gangen war, fehlte; auch die 5000 Mark in Papiergeld, die vorhanden geweſen, waren verſchwunden. g Nochmals fand eine Durchſuchung Herthas Effekten ſtatt, aber das dapiergeld kam nicht zum Vorſchein. Es war nicht denk⸗ bar, daß der Baron das Gold mit in den Park geſchleppt hatte. Es war ebenſowenig anzunehmen, daß der Raul, während der Ba⸗ ron dort ermordet ward, in ſeiner Wohnung ausgeführt worden war, und doch mußten beide Verbrechen im engſten Zuſammenhang ſtehen, und es war nicht mehr daran zu zwei⸗ feln, daß Hertha Hedelund dabei die Hand im Spiele gehabt hatte. 1 FTortſetzung folgt.) 15 Der von See kom⸗ mende engliſche Dampfer„Norkſhire“ rammte ge⸗ ſtern den franzöſiſchen Paſſagierdampfer„Croix“ und zwar ſo ſchwer, daß die Schiffswand aufge⸗ riſſen wurde und das Vorderſchiff voll Waſſer nen Stempel auf. gerade die Höbe von Anen 10 Wie aus M meld ö ain schweres Abend brach in einem Wohnwagen eines Dreſſur⸗ Unternehmens, das zum Weihnachtsmarkt auf dem Bahnhof in Landſtuhl eingetroffen iſt, Feuer aus, dadurch, daß ein Affe die Petroleumlampe umwarf, die in Trümmer ging und das brennende Petroleum Kleider und andere Sachen in Brand ſetzte. Zum Glück war ſofort Hilfe bei der Hand, ſodaß ein größerer Brand verhütet wurde. Der Urheber des Unglücks— der Affe— ging ange⸗ ſichts des Feuers mitſamt dem Stuhl, an den er angebunden war, durch das Fenſter ins Freie und verbarg ſich unter dem Wagen. 7: Der Tod im Starnberger See. Wie chon früher gemeldet, beging ein Ehepaar im ztarnberger See Selbſtmord. Wie jetzt be⸗ aunt wird, handelt es ſich um ein Ehepaar us Braunſchweig. Es hatte ſich nach Unter⸗ chlagung von 15 000 Mark nach München be⸗ eben und von hier aus nach Feldafing, wo ſeide im Starnberger See den Waſſertod fan⸗ hen. inſtalt für die letzten zehn Jahre über Hagel⸗ petter in den bayeriſchen Gemeinden wurden ils die ſchwerſten Jahre die Jahre 1917, 1922 und 1924 bezeichnet. Ueber 2000 Gemeinden ind in dieſen 3 Jahren durch Hagelſchlag ge⸗ ſchädigt worden. Im allgemeinen ſind es die Frühgewitter, die den größten Schaden ver⸗ ürſachen, während die Gewitter der Erntezeit die ſchwerſten Hagelſchäden bringen. :: Eine neue heſſiſche Kinderheilſtätte. Der Vorſtand des Heilſtättenvereins für Heſſen hat beſchloſſen, bei der Eleonorenheilſtätte in Win⸗ terkaſten eine Kinderheilſtätte zu er⸗ richten, in der Formen der Tuberkuloſe, ins⸗ beſondere ſchwer erkrankte Kinder und ſolche die chirurgiſcher Behandlung bedürfen, auf genommen werden Besen Vorarbeiten für einen Bau mit 60 Bettensſind im Gange. :: Großfeuer im Arſenal von Toulon. Sei Donnerstag ahend 10 Uhr wütet im Arſenol, en Töülön ein Großfeuer, das beänaſtigende Di⸗ enſionen anzunehmen ſcheint. Das Feuer iſt noch nicht einge⸗ dämmt. Man befürchtet, daß es auf das Pul⸗ vermagazin übergreift. Die Matroſen der Kriegs⸗ marine findz alarmiert worden, um bei den Ret⸗ tungsarbeiten mitzuhelfen. Um 11 Uhr wurden die Glocken geläutet, um auch die Hafenarbeiter und die Beamten zu Rettungsarbeiten aufzubieten. Wiesbadener Militärpolizeigericht. Wiesbaden, 20. Nov. Autorkobilbeſitzer aus Mainz hatten verſäumt, bei der Muſterung ihre Kraftwagen vorzuführen. Vom Militärpolizeige- richt wurden nunmehr 17 freigeſprochen. zwei wa⸗ und 10 erhielten Geldſtrafen ſtrafen verurteilt. Der deutſche Eifelturm. Am Donnerstag vormittag fand die Ein⸗ weihung des neuen Funkturmes der in Köngswuſterhauſen im Der Reichs⸗ u. Staats⸗ Beiſein von Vertretern behörden ſtatt. Wie die großen über 200 Meter hohen Funkmaſte von Nauen dazu beitragen, den Namen„Nauen“ populär zu machen, ſo prägt der neue Funkturm der Hauptfunkſtation ſei⸗ Iſt er doch das zweit⸗ höchſte Bauwerk der Erde, nur noch um 12 Meter durch den 300 Meter bohen Eiffelturm übertroffen. Mit einer Geſamthöhe von 288 Metern überragt der Königswuſter⸗ hauſener Funkturm das böchſte Bauwerk Ame⸗ rikas, das Woolworth⸗Bwildina, noch um 38 Meter. Wenn man die Peterskirche in Rom zweimal aufeinanderſtellen könnte, ſo wird des Sendeturms erreicht. Nicht ganz zu Unrecht bezeichnet man den ein⸗ geweihten Funkturm als den„Deutſchen Eiffelturm“. Der Funkturm präſentiert ſich dem Be⸗ ſchauer als ein Gitter rieſiger Ausmaße. Die drei Füße des Turmes liegen ſe 60 Meter aus⸗ einander. Jeder Fuß iſt durch einen zentner⸗ ſchweren Morzellaniſolator, der in Beton ein⸗ gemauert iſt, vor Berührung mit der Erde ge⸗ cher. Erſt 35 Meter über der Erde vereinigen 0 die drei Rüße und tragen den eigentlichen gürm, der ſich nach oben verjüngt. In der . von 230 Metern trägt er eine Plattform, eren Seiten 10 Meter lang ſind. Dieſe Platt⸗ orm trägt außen einen eiſernen Ning zum Anſchluß“ der Luftleiter, der ſechs Atennen, 10 zwiſchen dem neuen Funkturm und den ihn umgebenden ſechs je 210 Meter hohen alten Maſten geſpannt ſind. Ein Maſchinen⸗ haus nimmt das Innere der Plattform ein, birgt einen Senderaum für Kurzwellenver⸗ ſuche und die Anlage für den elektriſchen Auf⸗ zug, der erſt ſpäter eingebaut wird. Gegenwärtig ift der Weiterbau des Tur⸗ nes in dieſer Höhe durch die kalte Jahreszeit eit unterbrochen. Der auf die Plattform auf⸗ juſebende Turm aus gehärtetem Aluminiu 110 aber noch nicht das letzte dar. Die Spit nieſes Turmes wird— in 280 Meter Höhe zuen weiteren Maſchenenraum tragen, de 5 zweiten Kurzwellenſender aufnimmt. udlich wird als äußerſte Spitze eine zuſam⸗ zanſchiebbarer kleiner Funkmaſt von 8 Metet Linge den Abschluß bilden. Zurzeit ermöglicht nur die Wendeltreppe, de rings um den Aufzuafchacht berumführt, N 5 10 N 21 * dem Staate Guerrero dür die Haſenſtadt Zihuataneſo 2: Der Affe als Brandſtifter. Am Donnerstag :: Die Hagelſchäden in Bayern. Aach einer ztatiſtik der Bayer. Landeshagelverſicherungs⸗ Bei allem Glanz des modernen Fort⸗ ſchritts haftet demſelben aber der große Feh⸗ ler an: Die Menſchen werden immer abhän⸗ ziger von den materiellen Dingen. Die Per⸗ lönlichkeit des Menſchen gilt denkbar wenig. Für geiſtige, ſeeliſche, ſittliche und künſtleriſche Antriebe iſt wenig oder gar kein Platz, ſie werden zurückgedrängt hinter das Beſtreben, Güter zu erwerben. Je wichtiger dieſe Güter für die Menſchen ſind, um ſo rückſichtsloſer wird ihre Beſchaf⸗ jung betrieben. Familienzwiſte, Kämpfe der Stände, Kriege der Völker ſind Beweiſe da⸗ für, wie weit die Menſchen gehen, in ihrem Streben nach materiellem Beſgitz. Um mit der fortſchreitenden Induſtriali⸗ ſierung wird die Intenſivität der Arbeit ge⸗ ſteigert, geſteigert bis zum Aeußerſten. Nicht allein. daß das Wort geprägt wurde: Arbeit, nur Arbeit kann uns retten. man geht noch weiter, die Arbeit wird zu einer Art Religion und die Menſchen werden zu Sklaven ihrer eigenen Werke. „Da iſt z. B. in der von Dr. Roſenſtock veröffentlichten Broſchüre„Induſtrievolk“ der Brief eines Unternehmers zu leſen, der ſeine Seelennot in folgenden Worten zu erkennen gibt:„Man iſt der Sklave ſeines Fabrikſchorn⸗ ſteins, man dient in bewundernswerter Weiſe der Fabrik, das heißt, dem umbau der Ge⸗ bäude, der Erneuerung der Maſchinen, der Menge der Produktion. dem Geſchäft. Man dient einem Ding und keiner Sache, die Fabrik iſt Selbſtzweck. Das ganze Unternehmen hat letzten Endes keinen„Sinn“, denn wofür wird gearbeitet? Für einen ſelber nicht. Für die Arbeiterſchaft auch nicht. Man arbeitet für die Materie der Fabrik, für die man die Arbeit der Arbeiter benützt..“ Der Amerikaner Fraſer weiß folgendes zu berichten: ä „Ein Freund nahm mich auf das Büro eines(amerikaniſchen) Kohlenmagnaten mit. Er war ſehr freundlich und liebenswürdig, aber bleich und eingefallen und ſeine Augen waren die matteſten, in die ich jemals ge⸗ ſchaut habe. Was ſteht zu Dienſten? lautete die Frage. O, ſeufzte er, ich bin ſo abgeſpannt, ſo müde, ich fühle mich ſo zerſchlagen, daß ich am liebſten in ein Erdloch kröche und es hin⸗ ter mir verſchlöſſe. Auf eine Bemerkung mei⸗ nerſeits, wie ich ſeine Kontrolle eines ſo rie⸗ ſenhaften Betriebes bewundern müſſe, lächelte er. Ja, meinte, er, ſo fühlte ich auch, als ich jünger war. Aber die Angſt, das Drauflosſtür⸗ zen, die Quälereien ſind jetzt ſchlimmer als je. Nachts kann ich nicht ſchlafen, da mir mein Geſchäft nicht aus dem Sinn kommen will. Ich wünſche, ich wäre ein Taglöhner mit einer einfachen Tagesarbeit, nach deren Erledigung ich mich um weiter nichts mehr zu kümmern hätte.— Er ſaß da und ſtützte ſeinen Kopf auf die Hand.— Ja, ich bin ſo gut als fertig. Ich wünſche, ich könnte mich zur Ruhe ſetzen. mur⸗ melte er wie träumend...“(Aus Frank: Quer durch Nordamerika 1915, S. 57.) (Aus den Sonntagsgedanken der„N. Pf. Odztg.“ 5. 9. 25.) Und auch Hugo Stinnes fühlte ſich nur als Vollſtrecker und Werkzeug eines unperſön⸗ lichen Wirtſchaftsmechanismus.„Hier liegt die Furchtbarkeit der Unperſönlichkeit des mo⸗ dernen Kapitalismus offen zutage, in deſſen Joch ſich Tatmenſchen wie Stinnes einge— ſpannt fühlen und deshalb trotz ihrer enor— men Willenskraft ſich naiv als Sklaven des Rechenſtiftes betrachten. Ein Hugo Stinnes hat ſich durchaus als Diener des gewaltigen wirtſchaftlichen Apparates gefühlt, als deſſen Herr er vor der ganzen Welt galt. Daraus er⸗ klärt ſich auch die naive Amoralität dieſes größten Induſtriellen, den Deutſchland je be⸗ ſeſſen hatte. In ſeiner Eigenſchaft als Diener der wirtſchaftlichen Technik fühlte er ſich in der Ausführung ihrer Befehle durchaus fret von Gewiſſensſkrupeln, auch wenn Hunderte und Tauſende auf den Schienen dieſer Technik unſerer Wi Von J. aan ihren Tod fanden, Hunderte und Tauſende unter die Näder dieſes furchtbaren Mechanis⸗ mus gerieten.“(Das Neue Reich 16. 5. 25.) Man dient dem Erfolg und damit allem und jedem, das den Erfolg zu bringen ſcheint. Nur einem dient man nicht, nämlich ſeinem Herrn und Schöpfer. Ihm dienen?— Nichts ferner als das. Nicht ihm dienen, nein, man will Gott gleich ſein. Die modernen Menſchen gehen von der ihnen, vom böſen Geiſt einge⸗ gebenen, Auffaſſung aus. daß Menſchen, die die Natur und ihrem Geſetze ſich dienſtbar machen, keinem Gott mehr dienen können. Wie ſehr dieſe Menſchen ſich in die Irre führen laſſen iſt aus folgender Tatſache erſichtlich: Vor einigen Jahren iſt in Belgien eine große Aus⸗ ſtellung abgehalten worden und da waren über der großen Halle der modernen techni⸗ ſchen Erfindungen die Worte geſchrieben: „Der Menſch Gott gleich.“(Mitgeteilt durch das Neue Reich, 14. 2. 25.) 1 N Profeſſor Sombart weiß dieſe Dinge in intereſſanter aber auch in ſcharf ablebnender Weiſe wie folgt zu charakteriſieren: In der Welt der Wirtſchaft ſinnloſes. röckſichtsloſes Drängen und Schieben und Obſiegen des „Stärkeren“, das heißt des Stkrupelſoſeren, mit Aufwand von Niedertracht und Gemein⸗ heit: ein Streben. dem kein Ziel geſetzt iſt, ein Verbrauchen beſter Kräfte zur Herbeifüh⸗ rung wichtiger Erfolge; ein Haſten und Jagen nach Reichtum oder Macht, das in ſeiner Un⸗ erſättlichkeit ewig unbefriedigt läßt. In der Technik: ein ſinnloſes Weiterbauen am Turm von Babel, ein Uebereinandertürmen immer kunſtvollerer Werke, deren jedes folgende ſinn⸗ loſer erſcheint als das vorhergehende. In der Alltagswelt des einzelnen: ein verdroſſeltes Kämpfen um das tägliche Brot und der ver⸗ gebliche Verſuch. in ſinnloſen Veranügungen und ſinnloſer Betätigung der Körverkräfte auszuruhen: Sportismus, das heißt Sport ohne geiſtigen Gehalt...“(Das Neue Reich vom 10. 1. 25.) 5 Eine ganz andere ſeeliſche Einſtellung hatten unſere Vorfahren, vor allem das chriſt⸗ liche Mittelalter Auch dieſe Menſchen haben Großes geleiſtet. Wer bei der Jahrtauſendfeier des Rheinlandes in Köln und in Aachen war, der konnte ſich und mußte ſich gerne von die⸗ ſer Tatſache überzeugen laſſen. Die uns ge⸗ bliebenen Werke des Mittelalters ſind von überwältigender Größe und Schönheit. Noch größer und ſchöner aber war das Leitmotiv der Arbeit. So ſollte der gotiſche Dom ein immerwährender Hymnus ſein, ein immer währendes ſurſum corda. Die Menſchheit und Wirtſchaft des 20. Jahrhunderts hat ſich ein anderes Leitmotiv zu eigen gemacht: Der Menſch Gott gleich; non ſerviam, ich will nicht dienen. f Daraus ergibt ſich die Tragik der moder⸗ nen Wirtſchaft. Und das Ergebnis: Eine un⸗ glücklich ſich fühlende Menſchheit. Einerſeits: Unternehmer. die tief unglücklich ſind, weil ſie fühlen, wie ſehr ſie zu Sklaven ihrer Betriebe geworden ſind. Auf der anderen Seite: Arbei⸗ termaſſen, die ſich ebenfalls tief unglücklich fühlen und denkbar unglückliche Menſchen ſind, aus materieller Not und aus ſeeliſcher Not. Sie wiſſen keinen Ausweg und ſie wen⸗ den ſich dem Kommunismus zu.(Die Wablen in Baden und Berlin zeigen wieder ein An⸗ wachſen der kommuniſtiſchen Stimmen.) Wenn die Menſchheit aufgefordert wird, wieder zur Selbſtbeſinnung zu kommen und auch in der Wirtſchaft der chriſtlichen Moral und der chriſtlichen Sittenlehre den gebühren⸗ den Platz anzuweiſen, ſo iſt deren Notwendig⸗ keit erwieſen durch die Tragik der modernen Wirtſchaft. Nicht allein im Intereſſe der Ar⸗ beiterſchaft, auch im Intereſſe des Unterneh⸗ mertums und nicht zuletzt im Intereſſe der Allgemeinheit muß gefordert werden: chriſt⸗ liche Moral und chriſtliche Sittenlehre muß Gable. den Aufſtieg auf über 1000 Stufen. In Abſtan⸗ den von 20 Meter Höhe unterbrechen kleine Plattformen die Wendeltreppe und Laufſtege gegen jedes mal von einer ſolchen Plattform zu den drei Seiten des Turmes, für den Turmwärter beſtimmt. Bei klarem Wetter blickt man nordwärts bis nach Tegel und zu den Nauener Funktürmen, ſieht panorama⸗ artig die Umgebung Berlins von Potsdam bis Strausberg. ſüdwärts die Höhen der Dubrow, dahinter ſchwach erkennbar noch der Anfang des Spreewaldes bei Lübben. Mit einem Geſamtgewicht von 700 Ton⸗ nen— ohne den ſchweren Unterbau aus Be⸗ ton— iſt der Funkturm von Königswuſter⸗ hauſen das ſchwerſte Bauwerk dieſer Art. Letzte Meldungen. 10 Kommuniſten und Reichstag. Berlin, 21. Nov. Die Kommuniſten. haben im Reichstag den Antrag geſtellt. die bei der Zolldebatte im Auguſt ausgeſchloſſenen kommuniſtiſchen Abgeordneten Höllein, Geſchke, Jadaſch. Neddermeyer. Münchenberg. Schi und Torgler zu den Beratungen des Reichs⸗ tages wieder heranzuziehen. Die Abgeordne⸗ ten ſind bekanntlich für 20 Sitzungen ausge⸗ ſchloſſen worden. Seit ihrem Ausſchluß haben aber erſt drei Sitzungen ſtattaefunden, ſodaß e auch gelten im Wirtſchaftsleben. f ſie vorausſichtlich erſt wieder im Januar zu⸗ gelaſſen werden können. e Keine Feſtlichkeiten in London. 55 Berlin, 21. Nov. Einer Londoner Mel⸗ dung zufolge verlautet, daß aus Anlaß des, Ablebens der Köniain⸗Mutter Alexandra ham⸗Palaſt und das Feſteſſen, das Baldwin am 2. Dezember im St. James⸗Palaſt zu Ehren der unterzeichneten Delegierten zu geben beabſichtigte, abgeſagt werden müß⸗ ſen. Die Feierlichkeiten würden ſich wahr⸗ ſcheinlich auf den Unterzeichnungsakt und ein tachfolgendes Frühſtück beſchränken. Um die Viertel sfahres zahlung für die Beamten. Berlin, 21. Nov. Im Reichstag hat der Abg. Morat(D. Vp.) eine Anfrage eingebracht, in der unter Hinweis auf die ſei⸗ nerzeit von der Regierung gegebenen Verſpre⸗ chen gefragt wird, wann die Reichsregierung Zustimmung zur Inkraftſetzung über die vier⸗ teljährliche Gehaltszaßlung denkt und warum dieſe Zahlung entſprechend der vom Reichstag angenommenen Entſchlie⸗ ßung bis zum 1. Oktober noch nicht eingeführk worden ſei. den Haushaltsausſchuß und den Reichsrat um zu erſuchen ge⸗ die Freimaurer. Rom, 21. Nov. Das Geſetz gegen die Frei⸗ maurer wurde geſtern im italieniſchen Senat mit 25e Lien 6 Stimmen angenommen. Als ein Abgeordneter an Muſſolini die Frage richtete, wie der Faſchismus ſeine antilibera⸗ len Grundſätze durchzuführen gedenke, ob mii Provaganda oder mit Gewalt, erhielt er von Muſſolini die bezeichnende Antwort:„Mit beidem!“ Muſſolini wies in der nachfolgenden Debatte die Behauptung zurück, daß das faſchiſtiſche Italien in Europa iſoliert ſei. An⸗ geblich beneide die öffentliche Meinung des Auslandes Italien wegen ſeines faſchiſtiſchen Regimes. 1 1 1 Untergang einer mexikaniſchen Stadt. Mexiko, 21. Nov. Nach einer Meldung, die aus dem mexikaniſchen Staat Guerrero hier eingegangen iſt, iſt die Hafenſtadt Zi⸗ huatanejo durch eine 35 Fuß hohe Meeres⸗ welle, die vermutlich durch ein Seebeben im Ozean hervorgerufen war, zerſtört worden. Wetterbericht: Wolkig bis heiter, Morgen⸗ nebel, doch vielfach Nachtfroſt. — johann Adler 9. Telefon 39. Jakobſtraße 10. empfiehlt: Petkuſer Saat⸗Roggen Heils Dickkopf⸗Weizen Künſtliche Dünger: Kalkſticktoff, Kali, Ammontak, mehl, Kainit. Futtermittel: Welzenkleie, Weizenfurtermehl, Malzkeimen Hühnerfatter. Ferner: Weizen⸗ u. Roggenmehle zum Tagespreis. Thomas . Für alle Feiern und feste st, Werles Kaffee Beste 8 80 5 5 8 99 28 27 4 35 8 ö b 0 2 9 58 P 57 20 22 ist in eigener Rösterei gebrannt und f und daher ausgiebig u. wohlschmeckend Nikolaus Werle Telefon 28. Lokale Nachrichten. * Viernheim, 23. Nov. * Ortsgewerbeverein. Der Meiſter⸗ prüfungskurſus beginnt Dienstag abend 5 Uhr in der Schlillerſchule. Etwaige noch unentſchloſſene Prüflinge ſollten dieſes Entgegenkommen nicht verſäumen, da es unbeſtimmt, ob nächſtes Jahr wieder ein ſolcher hier abgehalten werden kann. Hügelstr. 2. Nächſten Donnerstag abend 8 Uhr findet Mit- gliederverſammlung mit Vortrag über Steuern im Engel ſtatt.(Siehe Inſerat). * Nachkirchweihe. Die Kirmes iſt wieder einmal vorüber, verrauſcht die Tage des Frohſinns und Vergnügens. Von einem Fremdenverkehr am Rachkirchweihe merkte man nicht viel. Der Marktbeſuch war wohl gut, aber leider fehlte melſtens das nötige„Kleingeld“. Die Markendenter haben ſich denn auch in ihren Hoffnungen auf Nachkirchweihe ſtark getäuſcht. wahrſcheinlich das Staatsbankett im Bucking⸗ In den Lokalen ließ der Beſuch gleichfalls nach. Gute Beſetzung hatten die Tanzſäle und die Komiker⸗Veranſtaltungen. das Hauptvergnügen. Zeit ließ man ſich die Fröhltchkeit nicht rauben. Der Tanz iſt immer Trotz der geldknappen In allen Sälen war bis nach 12 Uhr Hoch⸗ betrieb. Ruheſtörungen und Ausſchreitungen waren nicht zu melden. „ Vom Tabakhandel. Aus Heddes⸗ heim ſind Käufe pro Zentner zu 36—40 Mk. zu melden. Man iſt über dieſen niedrigen Preis enttäuſcht. Das gleiche wäre auch für Vlern⸗ heim zu berichten— Der wegen Betrugaver⸗ dacht inhaftierte Rohtabakhändler Franz Regio wurde wieder auf freien Fuß geſetzt. Die Unterſuchung nimmt ihren weiteren Fortgang. Schweinemarkt. Weinheim, 21. Nov. Zugeführt 292 Stuck; verkauft 204 Stück; Milchſchweine wur⸗ den verkauft das Stück von 13—23 Mart; Bäufer das Stück von 30— 40 Mark. 5