8 e . (Biernheimer eitung— Biernheimer Nachrichten) * erscheint täglich uu Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ib 5 1 wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte N ae U—OSratisbeil 50 EA blaes, dalbſährüls einen fahrplan ſowie einen andkalender.— Annahme von Abonnements täglich e Viernheimer Tageblatt . 8 1. eee N N . 2 5 2 75. e„ 5 f (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Noti en vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Anzeigenpreiſe: Die ae Petitzelle koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Fernlpreches 117.— Poftſcheclento Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Seſchäftsſtelle: Rathaus ſtu. 88 usnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. 1 1 6 Montag, den 1. Februar 1926 0 Deutſch⸗feindliche Rom, 30. Jan. Geſtern veranſtalteten Studenten und Schüler deutſchfeind⸗ liche Kundgebungen vor der deutſchen Bot⸗ ſchaft in Rom. Ganze Stöße deutſcher Zei⸗ tungen wurden von den Studenten verbrannt. Wie die faſchiſtiſche Preſſe berichtet, zogen die Demonſtratnen von der deutſchen Botſchaft zum Chigi⸗Palaſt. Dort brachten ſie Muſſo⸗ ini ihre Huldigungen dar. Wie erklärt wird, ſei es zu keinem Zwiſchenfall gekommen. Ein großes Aufgebot von Karabinieri und Natio⸗ nalmiliz mußte für die ſtundenlangen Kund⸗ gebungen aufgeboten werden. Die„Tribuna“ begründet ihre neuerliche Stellungnahme gegen die Kundgebungen da⸗ damit, daß an dem Tage, an dem Deutſch⸗ land von lärmendem Geſchwätz zu Taten übergehen ſollte, Italien ruhig und energiſch, ohne Worte und ohne Demonſtrationen mit Taten antworten werde.“ 8 Studentendemonſtrationen. Eine deutſche Darſtellung über die Feind⸗ f ſeligkeiten. Rom, 30. Jan. Von deutſcher Seite wird der Verlauf der geſtrigen Studentendemon⸗ ſtrationen in Rom ungefähr folgendermaßen geſchlidert: Die gewöhnlichen Patrouillen wurden bereits am Vortage verſtärkt, ſodaß angenom⸗ men werden muß, daß den italieniſchen Be⸗ hörden die Demonſtration bekannt war. Um 11 Uhr vormittags wurden die Gitter des Botſchaftsgartens geſchloſſen. Karabiniere u. Miliz nahmen vor dem Garten in doppelter Staffelung Aufſtellung. Der erſte Kordon wurde von den Studenten durchbrochen. Die zweite Kette hielt ſtand. Einer der Studenten bemühte ſich vergeben. eine Rede an den deut⸗ ſchen Botſchafter zur Verleſung zu bringen. Er wurde verhaftet. Einer anderen Gruppe von Studenten war es gelungen, von der öſt⸗ lichen Mauer des Gartens aus in die Bot⸗ ſchaft zu gelangen. Der Kanzler der deutſchen Botſchaft verhandelte mit den Eingedrunge⸗ nen ſolange, bis die Polizei die Studenten vertrieb. Dann durchzogen die Studenten die Stadt und brachten Muſſolini vor dem Chigi⸗ Palaft Ovationen dar. Muſſolini war jedoch nicht auf dem Balkon erſchienen. In der Zwi⸗ ſchenzeit hatte der deutſche Botſchafter Muſſo⸗ lini telephoniſch in Kenntnis geſetzt. Dieſer ſprach ſein Bedauern aus und entſandte zwei Beamte des Außenminiſteriums in die Bot⸗ ſchaft, um das Bedauern der italieniſchen Re⸗ gierung offiziell auszuſprechen. Die Polizei ſog Befehl haben, jeden Verſuch zu weiteren Demonſtrationen zu unterdrücken. Rom, 30. Jan. Zwei Herren des Mini⸗ ſteriums des Auswärtigen erſchienen geſtern auf der deutſchen Botſchaft und drück⸗ ten ihr Bedauern über die deutſchfeindlichen Kundgebungen in Rom aus. Ein Verbot weiterer Kundgebungen Rom, 30. Jan. Die italieniſche Regierung hat weitere deutſchfeindliche Kundgebungen verboten. Vergeltungsmaßnahmen. Mainz, 30. Jan. Die hieſigen Kunſt⸗ und und Handelsgärtner haben gemeinſam den Beſchluß gefaßt, wegen der Unterdrückung des Deutſchtums in Tirol keinerlei italieniſche Blumen oder Obſt mehr aus Italien zu be⸗ ziehen bezw. feilzuhalten. Staatliche Außenhandels⸗ förderung. Um unſeren Außenhandel auf eine höhere Ziffer zu bringen und damit nicht nur unſere heutige paſſive Handelsbilanz auszugleichen, ſondern auch dem deutſchen Volke wieder höhere Lebensmöglichkeiten zu bieten, werden wir uns im neuen Jahre der Förderung des⸗ ſelben beſonders annehmen müſſen. Zolltarif und Handelsverträge werden die weſentlich⸗ ſten Inſtrumente einer aktiven Handelspolitit ſein, Meiſtbegünſtigung, wirtſchaftliche Ver⸗ kehrsfreiheit, Abbau der Hochſchutzzollpolitit des Auslandes, Bekämpfung des Auslands⸗ Dumpings(Unterbietens auf dem Weltmarkt) und Peſeitigung noch beſtehender Ein⸗ und Ausfuhrverbote die hauptſächlichſten Ziele Kundgebungen in Rom. men der Handelspolitik im Intereſſe der För⸗ derung des Exportes als notwendig erkannt und durchgeführt werden, bleibt ein weiteres zu tun übrig. Der Export muß noch durch be⸗ ſondere Maßnahmen, insbeſondere auch der ſtaatlichen und ſonſtigen Verwaltung, geför⸗ dert werden. Das iſt vornehmlich deshalb notwendig, weil beim deutſchen Außenhandel durch den Krieg und die Ausſchaltungspolitik des Vertrages von Verſailles die meiſten Be⸗ ziehungen zu den ehemaligen Abſatzmärkten verloren gegangen ſind. Auf dieſem Gebiet iſt bisher weder von der Regierung noch von der Wirtſchaft genügend geſchehen. Andere Staa⸗ ten ſind in dieſer Beziehung tätiger geweſen. Denken wir z. B. nur an die Frachtenpolitik im Ausland und bei uns und die hier zu un⸗ ſeren Ungunſten beſtehenden Frachtenunter⸗ ſchiede. Die Denkſchrift des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie zur Deutſchen Wirt⸗ ſchafts und Finanzpolitik“ gibt für das Be⸗ ſtreben des Auslandes, die Ausfuhr dort durch entſprechende Tariferleichterungen zu fördern, einige bemerkenswerte Beiſpiele. So hat in den Vereinigten Staaten von Amerika, in denen doch von jeher das Ver⸗ kehrsweſen als ein privatwirtſchaftliches Ge⸗ ſchäft aufgefaßt wurde, die„Interſtate Com⸗ merce Commiſſion“ die Möglichkeit, in die Tarifhoheit einzugreifen, um auch für ein⸗ zelne Induſtrien beſſere Wettbewerbsmöglich⸗ keiten zu ſchaffen. Nicht anders iſt es in Eng⸗ land, wo das als Behörde aufgezogene Ta⸗ rifamt„Rate Tribunal“ praktiſch eine ſtaat⸗ liche Tarifhoheit ausübt. Die Bemühungen, die Italien macht, um die in Frage kommen⸗ den Staaten bis zu Polen und der Tſchecho⸗ ſlowakei hin für ſeinen Trieſter Hafen zu ge⸗ winnen, ſind bekannt. Wie begünſtigt Eng⸗ lands inſulare Lage nicht das Wirtſchafts leben durch die Tatſache, daß in England kein Ort mehr als 67 Kilometer von der Meeres- küſte entfernt liegt! Dagegen iſt Deutſchland, gefeſſelt durch die Laſten, die im Dawesaut⸗ achten der Reichsbahn auferlegt worden ſind, nicht in der Lage, den deutſchen exvortieren⸗ den Induſtrien in demſelben Ausmaße zu helfen, wie es in den genannten Ländern ge⸗ ſchieht. Neben einer den Auslandsabſatz fördern⸗ den Tarifpolitik bleiben wichtige Mittel öffentlicher Außenhandelsförderung eine ge⸗ ſchickte Propaganda und eine wirkſame Aus⸗ geſtaltung des Auslandsnachrichtenweſens. Beſondere Aufmerkſamkeit verdient in einer Zeit, in der die Kavitalnot das ſtärkſte Hemm⸗ nis zum wirtſchaftlichen Wiederaufbau dar⸗ ſtellt, das Vorgehen der engliſchen Regierung zur Entlaſtung der mit dem Ausfrbrgeſchzk⸗ verbundenen beſonderen Riſiken. Der eng⸗ liſche Staat übernimmt in weitem Umfange die Ausfallbürgſchaft für Exportkredite und ermöglicht damit ſeinen Exporteuren die Ge⸗ währung von langfriſtigen Zahlungszielen zu verhältnismäßig günſtigen Bedingungen. Es muß mit Beſchleunigung gevrüft werden ob und inwieweit auch Deutſchland dieſen Weg beſchreiten kann. Als ſerneres Endziel einer von großen Geſichtspunkten getragenen, den Wiederauf⸗ bau der geſamten Europa ins Auge faſſenden Haudelsvolitik aller Staaten winkt die euro⸗ päiſche Zollunion. Es iſt aber notwendig, den Gedanken nicht nur zu verfolgen. ſondern auch Unterſuchungen darüber anzuſtellen, ob und inwieweit eine europäiſche Zollunion in abſehbarer Zeit geſchaffen werden kann. Nicht nur die privaten Organiſationen, ſondern auch die mit der Förderung der Wirtſchaft be⸗ faßten ſtaatlichen Inſtanzen haben hier als aufmerkſamer Beobachter tätig zu ſein., Deutſcher Reichstag. Berlin, 30. Januar. Im Reichstag machte ſich geſtern nach den Aufregungen des vorhergehenden Tages eine gewiſſe Entſpannung geltend. Die wie üblich um ½3 Uhr beginnende Sitzung war nur ſpärlich beſetzt und die Debatte bewegte ſich vorerſt in ruhigen Bahnen. Als erſter Punkt der Tagesordnung kam der vom Reichsrat bereits behandelte und daher bekannſe Geſetz⸗ entwurf zur Abänderung des Mioeterſchutzgeſetzes zur Beratung. Die Vorlage enthält verſchie⸗ einer ſolchen darſtellen müſſen. Auch wenn die vorgenannten Maßnah- Hauseigentümer dene Beſtimmungen, die dem Intereſſe der mehr als bisher entgegen⸗ — kommen. Bei gewerblichen vraumen beſeitigt die Vorlage u. a. die Zubilligung eines Er⸗ ſatzraumes, nur in ganz dringenden Fällen müſſe eine ſolche noch beigebracht werden. Auch dem Hauswirt wird die Kündigung und die Räumungsklage bei Zahlungsverzug des Mieters erleichtert. In der Ausſprache wandte ſich der Abg. Silberſchmidt gegen die Geſetzes⸗ vorlage, da ſie ſeiner Meinung nach eine ſchwere Schädigung der Mieterintereſſen be⸗ deute. Die Wohnungsnot ſei jetzt noch viel größer als im Jahre 1923. Weite Volksſchich⸗ ten würden beſtimmt durch den ſo weſentlichen Abbau des Mieterſchutzgeſetzes in ſchwerſter Weiſe beunruhigt zu werden. Im weiteren Verlauf der Debatte lehnte der ſozialdemokratiſche Redner die Vorlage als eine Schädigung der Mieterintereſſen ab, während der Deutſchnationale Dr. Stei⸗ ninger und der Volksparteiler Beythier den Geſetzentwurf als einen Schritt auf dem Wege zum Abbau der Zwangswirtſchaft be— grüßte. Reichsarbeitsminiſter Brauns wandte ſich gegen die Ausführungen des ſo⸗ zialdemokratiſchen Redners. U. a. wies er da⸗ rauf hin, daß die Vorlage in einer Zeit aus⸗ gearbeitet worden ſei, als die Notlage noch nicht ſo groß war wie heute. Bei den Aus⸗ ſchußberatungen werde die gegenwärtige Not⸗ lage berückſichtigt werden müſſen. Am 1. April 1927, wenn den Ländern und Gemeinden das ſteuerliche Zuſchlagsrecht wiedergegeben wird, werde auch eine Reviſion der ganzen Woh⸗ nungszwangswirtſchaft⸗-Geſetzgebung eintre— ten können. Der vorliegende Geſetzentwurf dürfe nicht iſoliert betrachtet werden, ſondern im Zuſamenmhang mit den übrigen ſtaat⸗ Dr. lichen Maßnahmen zur Vermehrung des Wohnungsraumes. Nachdem Abg. Höllein(Kom.) ſich, wie zu erwarten war, gegen die Vorlage ausgeſprochen hatte, gab Abg. Büll für die Demokraten folgende Erklärung ab: Die demokratiſche Fraktion hält im gegenwärtigen Augenblick aus wirtſchaftlichen und ſozialen Gründen eine Aufhebung des Mieterſchutzes noch nicht für möglich. Solange der auch jetzt noch vorhandene ungeheure Woh⸗ nunasmangel nicht beſeitigt iſt und ſolange die Frage der Mietzinsentwicklung ein noch ungelöſtes Problem iſt. ſolange bedarf die Mieterſchaft eines wirkſamen Schutzes gegen die ſonſt entſtehenden ſchweren Unzuträalich⸗ keiten. Wie der Hausbeſitzer gegen böswillige Mieter geſchützt werden müſſe, ſo muß die Geſamtheit der Mieterſchaft die Gewöhr ha⸗ ben, daß ſie bei den gegenwärtigen noch völ⸗ lig abnormen Verhältniſſen nicht ſchutlos ge⸗ laſſen wird. Dieſe Frage werde der Ausſchuß eingehend prüfen. Die demokratiſche Fraktion behält ſich ibre endgültige Stellunanahme bis zum Ergebnis der Ausſchußberatungen vor. Im weiteren Verlauf der Debatte bezeich⸗ nete der Wirtſchaftsparteiler Lucke den vor⸗ liegenden Geſetzentwurf als völlig unzurei⸗ chend. Eine weſentliche Beſſerung am Woh⸗ nunasmarkt könne erſt geſchakfen werden durch die völlige Beſeitigung der Zwangs- wirtſchaft. Abg. Tremmel(Zentrum) wies auf die immer noch große Wohnungsnot hin, die beſonders die Arbeiterfamilien in verhäng⸗ nisvoller Weiſe treffe. Gegenwärtig ſei ein cewiſſer Mieterſchutz noch nicht zu entbehren. In ben Ausſchüſſen müſſe daran gearbeitet werden, daß die Intereſſen der Mieter ge— ſchützt werden. Damit ſchloß die Ausſprache. Die Vor⸗ lage wurde dem Ausſchuß für Wohnungs⸗ weſen überwieſen, ſowie oleichzeitig Rechtsausſchuß ein Geſetzentwurf zur Ab⸗ änderung der Reichsverfaſſung in der Zeit zwiſchen zwei Tagungen des Reichstags und der Landtage, die die Immu⸗ nität der Präſidenten und der Mitalieder, die an in dieſer Zeit tagenden Ausſchüſſen teil⸗ nehmen, gewahrt wiſſen will. Dann vertagte ſich das Haus auf Mitt⸗ woch nächſter Woche nachmittags 3 Uhr. * Deutſchnationale Anträge im Reichstage. Berlin, 30. Jan. Im Reichstag iſt folgen⸗ dee Antrag von Freytag⸗Loringho⸗ ven und Hugenberg(Dutl.) eingegan⸗ gen:„Der Reichstag wolle beſchließen, im Hinblick darauf, daß bei der in weiteſten Kreiſen herrſchenden Not und der immer mehr um ſich greifenden Erwerbsloſigkeit die Veranſtaltung großer in der Oeffentlichkeit vielbemerkter Feſte, Bölle und dergleichen in kraſſem Widerſpruch zu unſerer Lage ſteht u. in hohem Maße verbitternd und aufreizend wirkt, daß unter den gegenwärtigen Verhält⸗ dem 43. Jahrgang Reichs- und Staatsbeamten, ie ſich in ſolchen Feſten äußert, wenig angebracht erſcheint, wird die Reichsregierung aufgefordert, zu er⸗ wägen, ob und inwieweit die für ſolche Re⸗ präſentationszwecke zu verwendenden Gelder anderen(der heutigen Lage angemeſſenen) Zwecken zuzuwenden ſind.— Dem Reichstag iſt eine entſyrechende Vorlage zugegangen: auch die Landesregierungen ſind zu einem gleichen Schritt anzuregen. Weiter iſt im Reichstag folgende deutſch⸗ nationale Anfrage eingegangen: Die volniſche Regierung hat bis in die letzte Zeit eine Reihe von Maßnahmen ge⸗ troffen, die neben den dadurch verurſachten ſchweren Schödigungen des Deutſchtums eine bewußt feindliche Haltung erkennen laſſen (Agrarreform, Liquidation, Ausweiſungen, Einreiſe⸗-Erſchwerungen uſw.). Kann die Reichsregierung angeſichts dieſer Tatſache die Weiterführung der Handelsvertragsverhand⸗ lungen mit Polen verantworten? Aus den Ausſchüſſen. Einberufung des Aelteſtenrats des Reichs⸗ tages. 5 Berlin, 30. Jan. Der Aelteſtenrat des Reichstages wurde für geſtern nachmittag 4 Uhr einberufen, um die Beratung des Reichs⸗ haushaltsplanes für 1926 vorzubereiten und einen Arbeitsplan aufzuſtellen. Die erſte Le⸗ ſung des neten Etats findet bekanntlich am nächſten Mittwoch ſtatt: ſie wird mit einer Rede des Reichsminiſters Dr. Reinhold eingeleitet Zuſammentritt des Auswürtigen Ausſchuſſes. Berlin, 30. Jan. Der auswärtige Aus⸗ ſchuß des Reichstages iſt für Samstag vor⸗ mittag einberufen worden. In dieſer Sitzung wird Reichsgußenminiſter Dr. Streſe⸗ mann die von ihm in ſeiner Donnerstag⸗ rede angekündigten näheren Mitteilungen über die Rückwirkungen von Locarno machen. Die Sitzung wird wie immer, vertraulich ſein. Beratung des Etats des Reichswehr⸗ N miniſteriums. Berlin, 29. Jan. Im Haushaltsausſchuß des Reichstags wurde der Etat des Reichs- verkehrsminiſterſums für das Rechnungsjahr 1926 in Verbindung mit dem Geſetzentwurf über die Verſorgung der Polizei⸗ beamten beim Reichswaſſerſchutz beraten. Reichsverkehrsminiſter Krohne er⸗ klärte, daß die allgemeinen Verkehrsziele in eingehender Ausſprache anläßlich r Etat⸗ beratung ſeines Miniſteriums bebandelt wor⸗ den ſeien. ſo daß ſich jetzt ein Eingehen auf dieſe Probleme erübrige. Was die Perſonal⸗ politik betreffe, ſo ſei die Reichsregierung der Auffaſſung, daß unter allen Umſtänden die Aufſtellung never Beamtenſtellen im Etat vermieden werden müſſe. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) ſtellte ſich auf den Standpunkt, daß von der Ver⸗ mehruna des Beamtenetats keine Rede ſein könne. Der Reichswaſſerſchutz mit über 1000 Köpfen könne verſchwinden. Das Perſonal von der Schupo übernommen werden. Abg. Becker⸗ Arnsberg(Zentrum) er⸗ ſuchte die Reichsregierung, im Haushaltplan für 1927 die nötigen Mittel anzufordern zum Bau des Lippe⸗Seitenkangls von Hamm bis Lippſtadt.. teichstagsausſchuß für Volkswirtſchaft. Berlin, 30. Jan. Der Reichstagsausſchuß für Volkswirtſchaft begann heute unter dem Vorſitz des Abg. Simon ⸗Franken(Soz.) die Beratung des Antrages Koch-Weſer⸗ Bü ll(Dem.) und Gen. auf Anderung der Gewerbeordnung in der Richtung, daß die Bahnßbofsverkaufsſtände, Selters waſſer⸗ bäuschen, Automaten etc. in die Beſtimmun⸗ gen über Sonntagsruhe und Ladenſchluß ein⸗ bezogen werden:„Als dem unmittelbaren Reiſebedürfnis dienend ſind je ein Wirt⸗ ſchaftsbetrieb und ein Zeitungsbetrieh auszu⸗ nehmen.“ Nach längerer Debatte wurde der Antrag angenommen. Reichstagsausſchuß für die Unterſuchung der Fememorde. Berlin, 30. Jan. Der Reichstags aus ſchuß für die Unterſuchung der Fememorde hat ſich jetzt gebildet und zum Vorſitzenden den Abg. Dr. Schetter(Zentrum) gewählt. Auch der parlamentariſche Beirat der Zentrale fſir Hei⸗ matdienſt hat ſich konſtituiert und zum Vor⸗ ſitzenden den Abg. Dr. Schreiber(Zentr.) beſtimmt, zu Stellvertretern des Vorſitzenden die Abg. Mumm(Dutl.) und Sollmann niſſen eine Repräſentation ſeitens der hohen (Soz.) . o * e eee e e ö Politiſche Umſchau. die Kölner Zone am 31. Januar geräumt ie Botſchafterkonſerenz hat der deutſchen Regie ung mitgeteilt, daß die Räumung der Kölner Zone am 31. Januar um Mitternacht beende ſein wird. — Abzug der engliſchen Rheinflottille. Wie aus Straßburg gemeldet wird, hat die engliſche ARheinflottille den Straßburger Hafen verlaſſen, um die Rückfahrt nach England fortzuſetzen. Da in den franzöſiſchen Kanälen die Fortbewegung der Schiffe mit Hilfe der eigenen Maſchinen nicht möglich iſt, werden die Flußboote durch Pferde gezogen werden. Auf dieſe Weiſe rechnet man damit, daß die Boote in etwa 8 Tagen in Naney und in etwa einem Monat in Paris eintreffen werden. — Zwiſchenſall im thüringiſchen Landtag. In der geſtrigen Nachmittagsſitzung des Polizeiun⸗ terſuchungsausſchuſſes kam es zu einem Zwi⸗ ſchenfall. Der völkiſche Abg. Wünſche ging gegen den ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Kahn ſtätlich vor. Wünſche wurde aus der Sitzung ausgeſchloſſen. ( Deutſchland hat die Abrüſtung erfüllt No Meldungen aus Paris hat ſich Chamberlain i! Paris britiſchen Preſſevertretern gegenüber in ungefähr dem gleichen Sinn geäußert, wie au den bisherigen Meldungen hervorgeht. Auf eine direkte Frage, ob Deutſchland alles tue, was mög lich ſei, um ſeine Abrüſtungsverpflichtungen zu erfüllen, antwortete Chamberlain:„Ja alles.“ —„Echo de Paris“ und„L' Avenir“ behaupten daß geſtern ſchon im Prinzip die Herabſetzung der Truppen in der zweiten und dritten Zone auf 45000 Mann beſchloſſen worden ſei. D GBeſitzänderung bei der Kreuzzeitung. Die Firma„Neue Preußiſche(Kreuz) Zeitung“ Gmbh. iſt auf Beſchluß der Geſellſchafterverſammlung vom 27. Januar aufgelöſt worden. Das im 28. Jahrgang erſcheinende Blatt geht auf die„Deut⸗ ſche Tageszeitung“ über, die die Aktienmehrheit erworben hat. Muſſolini uber das Schuldenabtommen be. friedigt. Zum Abſchluß des Schuldenabkommens mi! England erklärte Muſſolini dem Reuter⸗Ver⸗ treter in Rom, er ſei von der Vereinbarung ſehr befriedigt und hoffe, daß ſich daraus eine noch größere Uebereinſtimmung in der Auffaſſung der engliſch⸗italieniſchen Probleme im Intereſſe bei⸗ der Länder ergeben werde. — Kabinettsneubildung in Japan. Der ja⸗ paniſche Premierminiſter Wakatſuki hat ein Kabi⸗ nett gebildet, dem alle bisherigen Miniſter ange⸗ hören. Wakatſuki behält das Miniſterium. Das Kabinett wird heute vereidigt.. Der Banknoten⸗Skandal in Ungarn. Schwere Angriffe gegen Bethlen. Vudapeſt, 30. Jan. Die Sozialdemokraten be⸗ zeichneten in der geſtrigen Sitzung der National⸗ verſammlung den Burgfrieden als durch Bethlen rechen Dadurch kam es zu ſtürmiſchen Sze⸗ nen. Die ſozialdemokratiſchen Redner wandten ſich beſonders gegen die Erklärung Bethlens, daß das Kabinett ſolidariſch ſei. Die Frankenfälſch— ungen werden als eine praktiſche Folge der Re— gierungspolitik hingeſtellt. Nicht eine, ſondern mebrere ſtaatſiche Stellen würden aufs ſch e Ute bloßgeſtellt. Nicht eine, ſondern mehrer ſtaatliche Stellen würden aufs ſchwerſte bloßgeſtellt, beſon— ders der Innen- und der Außenminiſter. Der Abg. Farkas forderte die Regierung auf, abzu⸗ danken. Als Bethlen antworten wollte, ſetzte ein gewaltiger Sturm ein. Bethlen erklärte, wenn die Sozialiſten behaupteten, daß er von den Fälſchungen gewußt habe, hätten ſie auch mitteilen mögen, welche Schritte der Miniſterprä— ſident zur Verhinderung des Verbrechens hätte unternehmen müſſen. Mit ausländiſchen Blät⸗ ern wolle er keine Polemik fübren s Ueber den Gang ver Unterſuchung wird noch gemeldet, daß Nadoſſy erklärt hat, er werde vor dem parlamentariſchen Ausſchuß jede Ausſage verweigern. Die Geſamtoppoſition der Linken hat geſtern einen Beſchluß gefaßt, in dem erklärt kwird, daß die Regierung Bethlen das hauptſäch⸗ lichſte Hindernis dafür bilde, daß in der Natio⸗ nalverſammlung eine überparteiliche Einheits⸗ front entſtehe, um der Wahrheit zum Siege zu ſerbelfen. 25 7 CCC. Aus der katholiſchen Welt Jubiläum der Oblaten von der unbefleckten ö Jungfrau Maria. ö e Oblaten⸗ Am 17. Februar ds. Js. begehen die O Miſſionare(Mutterhaus der deutſchen Provinz in Hünfeld) den 100jährigen Gedächtnistag der Gutheißung ihrer Regeln und Satzungen. Der Stifter der Genoſſenſchaft iſt der gottſelige Eugen von Mazenrod, der ſich mit ſeinem Freunde Hein⸗ rich Tempier vom 11. April 1861 in der Nacht vom Gründonnerstag auf Karfreitag für immer dem Gekreuzigten durch Ordensgelübde weihte und das Kreuz als Abzeichen der Genoſſenſbaſt wählte. Die erſten zehn Jahre hatte die junge Genoſſenſchaft vielſaches Kreuf und Lid im In⸗ nern ſowie Verfolgung und Stürme von außen zu ertragen. Am 17. Februar 1826 erteilte der Hl. Vater, Papſt Leo 13., der neuen Gründung die kirchliche Genehmigung und ſeinen apoſtoli⸗ ſchen Segen. Aus der Dominitaner⸗Miſſion in China. Von Rom kommt zu Jahresanfang die erfreu⸗ liche Nachricht, daß zum erſten Apoſtoliſchen Prä⸗ fekten der Miſſion der deutſchen Dominikaner in China Pater Egbert M. Pelzer ernannt wor⸗ den iſt. Derſelbe iſt geboren zu Iſſelburg im Rheinland am 23. Juli 1882, trat in den Orden ein zum Venlo 1903 und wurde am 1. Auguſt 1909 zum Prieſter geweiht. Mit den erſten deut⸗ ſchen Miſſionaren kam er im Jahre 1914 nach China, wo er ſeitdem ſegensreich wirkte, beſon⸗ ders in der Stadt Wuping. Möge die Apoſtoli⸗ ſche Präfektur Tingchow unter ſeiner Leitung aufblühen und gedeihen! Bund chriſtlicher Arbeits⸗ invaliden, Wie es in der Gewerkſchaftsbewegung mehrere Richtungen gibt, ſo auch in der Organiſation der Arbeitsinvaliden und Witwen. Ob es notwen⸗ dig war, die Arbeitsinvaliden zu organiſieren, darüber kann man gewiß geteilter Meinung ſein. Ein Bedürfnis ſcheint aber vorhanden zu ſein, denn ſonſt würde es dem ſozialdemokratiſchen „Zentralverband der Arbeitsinvallden und Wit⸗ wen Deutſchlands“ nicht gelungen ſein, 200 000 Mitgliedr zu werben. Auch die pfälziſchen Dör⸗ fer ſtellen eine groß Anzahl dieſer Mitglieder, darunter auch katholiſche Dörfer. Von Burrwei⸗ ler z. B. wurde berichtet, daß dort die Arbeits⸗ invaliden und Witwen reſtlos in dieſem ſozialde⸗ mokratiſchen Verband organiſiert ſind. Dieſe Tatſache iſt uns zufällig bekannt geworden. Es beſteht kein Grund, anzunehmen, daß es in an⸗ deren Dörfern anders beſtellt iſt. Wie es in die⸗ ſem ſozialdemokratiſchen Verband zugeht, darüber belehrt uns ein Bericht aus einer Weihnachts⸗ feier in Frankenthal. Ein Teil der Feier wi. würdig und recht, es wurden Gaben verteilt, das Lied„Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde ge⸗ ſungen. Im weiteren Teil folgte jedoch ein Ge⸗ dicht, anſcheinend aus dem„Pfaffenſpiegel“, in welchem in der bekannten Art Geiſtliche und Schweſtern mit Schmutz beworfen werden. Es iſt ganz die Art, die wir in der ſozialdemokrati⸗ ſchen Gewerkſchaftsbewegung geſehen haben. Un⸗ ter dieſen Umſtänden kann natürlich für chriſtliche Arbeitsinvaliden und Witwen der Zentralver⸗ band nicht in Frage kommen. Sie ſollen ſich hin⸗ wenden zum„Bund chriſtlicher Arbeitsinvaliden, Witwen und Waiſen Deutſchlands“ mit dem Sitz in München, Leohaus, Peſtalozziſtraße 1. Auch unſere katholiſchen Arbeiterſekretäre ſtehen gerne zt Rat und Auskunft zur Verfügung.. — Vieles wird über Neudeutſchland geſp. chen. Aber ſo viel man auch darüber redet, 5 iſt wan ſich doch nicht klar, was Neudeutſch land iſt, was es will und wie und was e arbeitet. Eine kleine Reihe laufender Auf ſätze ſollen die katholiſchen Eltern über dies. Frage aufklären. Zunächſt will ich einen kur, zen Ueberblick über das 5 Weſen und Sein katholiſche Jugendbewegung, zu der ſich Schſ. 1 e Lehranſtalten zuſammengeſchloſ ſen haben, um eine kräftige Stoßtruppe für die katholiſche Sache heranzubilden, um ganze Männer in die Welt zu ſtellen, die der ſeeli⸗ ſchen Unnatur unſerer heutigen Welt in der Tat entgegentreten. Ueber die Entſtehung und Entwicklung des Bundes. Im September 1919 war es, als der nur ö verſtorbene Kardinal Hartmann vor Köln, der die Notwendigkeit eines auf Tat katholizismus eingeſtellten Bundes klar er⸗ kannte und nicht rechts noch links ſchauend, zu allen Opfern bereit, auf ſein klares Ziel los, ging, ein kühnes Wageſtück unternahm, dit wenigen katholiſchen Schülerzirkel, die in einigen Städten Deutſchlands beſtanden, zu einem Bunde zuſammenzufaſſen. Durch dit heiße Liebe edler Männer zur Jugend und durch den gewaltigen Idealismus von unge; fähr 1500 Jungens, wuchs bald der feſte Glauben an dem guten Erfolg der Sache. Auch Gottes Segen blieb nicht aus. Raſch bildeten ſich neue Gruppen, und als man an Weih nachten 1919 in Köln zu der erſten Neudeut ſchen Bundestagung ſich verſammelte, de konnten 10000 Mann in über 100 Gruppen gezählt werden, die erfüllt von der Flamme der Begeiſterung in die„Organiſation katho⸗ liſcher Schüler höherer Lehranſtalten“ einge⸗ treten waren. 300 Vertreter aus allen deutſchen Gauen waren auf dem 1. Bundestag in der aſten Stadt zu fame ngoſträmt und gaben in einen glänzenden Beweis von ihrer Arbeits und Opferfreudigkeit. Obwohl man ſich übe! viele Einzelheiten noch nicht klar war, ſo wan aber doch die große Einſtellung zum Höchſte da. Es war kein Strohfeuer, was in den Her- zen der Jungens angefacht war. Entſchloſſe zur Tat, Kampf gegen Schund⸗ und Kitſch⸗ das war was man ſich für das neue Trotz der, Verluſte, die man beim Kampfe um die Er⸗ reichung der geſteckten Ziele hatte— manche geblieben— ſtolz und ſiegesbe⸗ wußt, jubelnd und froh, daß ſich gute Weg⸗ und treu dem Ver⸗ ſprechen, alles Unſittliche zu meiden und zu bekämpfen, das ſie der Kir he gegeben hatten, den beſchwerlichen Weg zu Zen Höhen hinan. Neue Jungens wurden hinzugenommen und ſtellten ſich in die Reihen der mutigen Streiter literatur, gegen ſchlechte Theater! im weſentlichen, Arbeitsjahr vorgenommen hatte. waren müde am Wege liegen ſtürmten doch Tauſende führer gefunden hatten, ein. Aber die Hauptſache, die man erkämp hatte, das war die Reinheit und die abſolu Wahrhaftigkeit. Heil dir, neudeutſche Jugen Als man im Auauſt 1920 auf der zweiten bus Huus Hunnheimer. Roman von F. Kaltenhauſer. (26. Fortſetzung.) Als er heimkam, war Herrle da. N Ums Gevatterbitten. Regina Herrle hatte ihren Mann mit einem Töchterchen beſchenkt. Da lichtete es in den Zügen Waldemar Mannheimers, und ſeine Augen hafteten eine Weile zärtlich auf Mary Ann. Und das Geſicht der jungen Frau wurde unter dieſem zärt⸗ lichen Anſchauen purpurn. Chriſtoph Herrle hatte den Blick wahr⸗ genommen. Er lachte froh auf und ſagte dann ſpitzbübig:„Alſo, ich darf auf dich rechnen, Schwager, und— ſo du mir, ſo ich dir! Es wird ja kein zu langer Zeitraum dazwiſchen ſtehen, ſo daß ich dein jetziges Amt noch in meinen Gedanken in Uebung habe, ſo du mich rufſt.“ Er rückte ſeinen Stuhl und ſtand auf. „Ich muß wieder heim zu meiner Fruwe und zu der ſchreienden kleinen Heidin.“ Waldemar begleitete den Schwager vors Tor. über ein Jahrhundert lang als erſtes Tuch⸗ haus dageſtanden hat, wenn Vater und Ur⸗ großvater mit Tuch gehandelt haben, dann wirft man das nicht ſo leicht hin bei Seite u. deckte ſich vielleicht mit Riemen ein.“ „Wer ſpricht von leichthin, Schwager?“ ſagte Herrle ernſt.„Aber Not hat ihr Gebot, hungert nicht bei dem einen, wenn man ſich bei etwas anderem ſatteſſen kann. So denke ich und—“ „Und wenn du nun ſelbſt deine Bäckerei aufgeben müßteſt—?“ unterbrach ihn Mann⸗ heimer. Stelle dir das vor!“ „Wohl, das käme mich ſchwer an,“ gab Herrle zu.„Aber„Bäckerei“ oder„Frau und Kind“, das iſts. Und ich würde ſagen— ſagen wir wie du vorhin— mit Rüben handeln, um Frau und Kind ordentlich zu ernähren.“ Mannheimer ſah ihn gerührt in die Augen.„Guter Menſch!“ ſagte er und legte dem Chriſtoph die Hand auf die Schulter. „Gut, daß du es nicht zu tun brauchſt.“ „Oho!“ meinte Herrle jetzt.„Kann nicht auch bei mir einer kommen, ſich mir vor die Naſe ſetzen und einen Betrieb eröffnen, der größer iſt als der meine und billigere Waren abſetzen kann?! Sieh, und darum denk ich „Siehſt nicht gut aus,“ ſagte Herrle da. Jetzt im Freien unnötig.“ „Nein, das nicht. Die Anzeichen mer.„Ich wollte, ich täuſchte mich. ken.“ Herrle ſtand in tieſem Beſinnen. legte er eine Hand auf Mannheimers Arm „Schwager, ich würde mich an deiner Stelle nicht lange beſinnen, und ſobald ich klar vor der Tatſache ſtünde, würde ich den bisherigen Kram beiſeite ſchieben und anderes beginnen Ob mit Tuch oder anderem, aber Gewinn muß es tragen.“ „Jawohl, das muß es. Aber wenn mar Chriſtoph merk ichs erſt. Machſt dir ſchwere Sorgen, gelt? Aber viel⸗ leicht ſorgſt du dich zu früh, wohl gar noch des Sſßturmes ſind ſchon da,“ geſtand Mannhei⸗ Aber ich müßte blind und taub ſein, um nichts zu mer⸗ Dann auch, nicht ſtehen zu bleiben, wo ich eben ſtehe, ſondern weiterzu gehen. Jetzt hat mich bisher die Sorge um meines Weibes Ergehen gelähmt, nun ich darüber hinaus bin, gehe ich demnächſt daran, meinen Betrieb in einen Großbetrieb umzugeſtalten, Meine Frau hat ja einiges mitgebracht, und ihr Vater iſt be⸗ reit. mir mit den Seinigen beizuſpringen und ſo wird ſich die Sache machen laſſen. Ihr wie geſagt, Schwager, verlier den Mut nicht waret eben ungeſchickt. Schwager, du und An⸗ ſorge. Ihr hättet vielleicht genügend Kapital „aufgebracht. um ſelbſt eine kleine Fabrik ein⸗ zurichten. Dann hätte ſich dieſe größere gegen die ihr nun nicht mehr ankommt, nicht hier⸗ her zu ſetzen getraut. Freilich, nun ſitzt dieſe „bald feſt, und ihr ſteht im Hintertreffen. Aber iſt ja gleich— bei„Rübenhandel“ brauchte ſich das Haus Mannheimer nicht im Anſehen herabzuſetzen.“ Es klang zuletzt lachen, da ja ſowohl Herrle als auch Mannheimer nicht an einen „Rübenhandel“ dachten, ſondern dies nur bildlich meinten. „Leb wohl!“ ſagte Herrle nun, gab dem Schwager nochmals die Hand und ging dann. In Mannheimers Sinn aber liefen Herr⸗ les Worte noch lange herum. Etwas anderes — ja, ja, es wäre noch alles recht und gut, man müßte ſich eben über die lange Tradition hinwegſetzen— aber was? Was—? Es war nicht ſo leicht, auszudenken, was guten Ge⸗ winn tragen konnte. War doch bereits alles in der Stadt vertreten, was Geſchäft hieß. Als er oben wieder zu Mary Ann eintrat, fragte ſie ihn:„Was haſt du mit meinem Bruder noch geſprochen, Waldemar? Ihr wa⸗ ret ſo lange beiſammen.“ Und um den Mund des Mannes glitt ein ſchmerzliches Lächeln, halb verdeckt von dem braunen, ſeidigen Schnurrbart. Ueber das Haus Mannheimer und deſſen Zukunft.“ „Und deſſen Zukunft—?“ Mary Ann wiederholte es— der Blick ihrer grauen Augen glitt an dem Mann vorüber und blieb abſichtslos an einem Bild an der Wand gegenüber haften. Auch ihr griff die Sorge ſchwer ins Gemüt, da ſie den Mann oft ſo grübeln ſah. Und was ſie manchmal ſchon in Erwägung gezogen, das überdachte ſie jetzt mals, um dann erſt zu fragen:„Waldemar, ſag, warum brauchſt du dieſes große Lager⸗ haus, das iſt doch nicht für die Tuchhandlung gebaut worden? Denn ſoviel Tuche habt Ihr ja nie aufgeſtapelt, um das zu füllen. Du haſt „Gewiß.“ anderes Geſchäft betrieben haben und ſinne dir etwas rechtes aus, damit du 1 zu rechter Zeit umſatteln kannſt. Auch— auch ſie ſonſt ein ſo großes Lagerhaus?“ katholiſchen Jugendbewegung. Neudeutſchland.. Von Karl Rohr. 7 Neudeutſchen Bundestagung in Fulda zufam der des Neudeutſchen Bundes geben. Es iſt ein B war,, 15 menkam, um neue Arbeitspläne auszuarbei ten, hatte man das Ziel erreicht. 5000 Jun gens in neuen Gruppen waren da hin zugeworben worden. 700 Vertreter waren an Grabe des hl. Bonifatius zuſammengeſtröm, um ihm Treue zu geloben, und um ſeine Für bitte bei Gott zu bitten. Während dieſe To gung an Schwung der vorhergehenden nich ganz gleichkam, ſo war ſie dieſer doch an in nerer Zielklarheit bei weitem überlegen. Ta katholizismus war die Parole. Wir müſſe ſelbſt katholiſch ſein und der Kirche dienen; ſ helfen wir am beſten im inneren Aufbau un ſeres deutſchen Vaterlandes. Drei Sterne be leuchten von da an die Wege der Bundesbri der: Jugend heißt der eine, Jugend, di rein und fromm iſt. Vaterland heißt de andere, Vaterland, das wir lieben, das wi kennen lernen, dem wir dienen in innige Gemeinſchaft mit der ganzen katholiſchen, ver eint mit der geſamten deutſchen Jugen! Kirche heißt der dritte Stern. Zu dieſe wollen wir uns mutig im öffentlichen Lebe, bekennen, deren Wahrheit und Gnadenmitte wir immer tiefer theoretiſch und praktiſch er faſſen wollen. Daß die hier geſtellten hohen Aufgaben gelöſt worden ſind, das zeigte un die 3. Neuddeutſche Bundesbeſprechung in Freiburg i. Br. die im Auguſt 192¹ ſtattfand Eine Neudeutſche Heerſchau möchte man ei nennen; denn ungefähr 2000 Mann kamer aus allen Marken und Gauen al sder Vertre, ter der etwa 25 000 Mitglieder. Hier entſtan den 3 Richtungen. Die einen betonten dil Bedeutung des Gemütes, andere wieder meh die des Verſtandes, andere wieder anderes Der hl. Vater, der Kunde von dieſer Tagung erhalten hatte, ſandte in einem Telegramm die beſten Glückwünſche zur Tagung und der apoſtoliſchen Segen für alle Bundesmitglie⸗ der. An Weihnachten 1922 fand eine Führer tagung auf der neudeutſchen Burg Normann ſtein ſtatt. Damals wurde feſtgeſtellt, daß alle i Vorarbeiten getan ſind. Nun konnte man ar Wohmut und Wagemut haben wir Tugend zum Ziel geſteckt. Einige aber ſind vor allem notwendig, um echt neu⸗ deutſch, echt katholiſch zu ſein. 85 Da iſt zunächſt die Herzens rein heit. Alle müſſen nach ihr ringen in heißen Käm⸗ pfen. Sie iſi der Siegespreis für den Kam⸗ pfesmut. Wahrhaftigkeit iſt die zweite Forderung, um echter Neudeutſcher zu ſein, Uin als ſolcher einer innerlich tauſendfach unwayten Kultur und Sitte, mit dem feſten ſtraffen Willen, Erneuerung zu bringen, ent⸗ gegenzutreten. Deshalb muß er ſelbſt ganz wahr ſein in Wort und Tat, nach innen und außen. Dann folgt auch von ſelbſt die Ein⸗ fachheit und die Natürlichkeit. Bekennermut ohne Menſchenfurcht iſt eine weitere Forderung und Folge der Wahrhaftigteit. Aber in dieſer charakterloſen Welt, in der die meiſten von uns leben, ſich öffentlich zu unſerer Kirche zu bekennen, da gehört doch wohl auch eine anſehnliche Doſis Mut dazu. Aus dieſen drei Punkten folgt ganz von ſelbſt ein bierter, den man Freude nennt. Freude heißt er, nicht Vergnügen. Und dieſe wahre Freude ſchlägt noch tiefere Wurzeln in der tiefſten Glaubensüberzeu⸗ gung auf dem Boden der heiligen Geheim⸗ miſſo, hoſonders der hl. Gucharifti« Sie it niſſe, beſonders der yi. Euchariſtie. Sie ist noch tiefer befeſtigt durch das Bewußtſein, daß wir alles Schöne, Edle und Frohe in Natur und Kunſt nicht nur genießen dürſen, ſondern daß es auch Chriſti Wunſch iſt, dieſes echt und innig zu erleben. Ja, er ſelbſt freut ſich mit uns als Freund und Bruder. Aber wahrer Reichtum liegt nicht nur im Beſitze der einen oder anderen Tugend, ſon⸗ dern in der harmoniſchen Ausbildung aller Seelenkräfte und in der Synheſe aller wert⸗ vollen Strebungen, die der Schöpfer in unſer Herz gepflanzt hat. Beides haben wir ins Auge gefaßt. Die harmoniſche Ausbildung haben wir als das notwendigſte erkannt. We⸗ der der Verſtand noch das Gemüt dürfen ein⸗ ſeitig ausgebildet werden. Erſterer muß ge⸗ pflegt werden in philoſophiſcher Schulung, Klarheit, Schärfe und Gewandtheit erlangen, bei Ausſprachen aller Art und auch bei der Lektüre immer neue Ideen aufnehmen. Der Wille ſoll durch ehrliche Erziehungsgemein⸗ ſchaft und Selbſtzucht geſtählt werden. Das Gemüt wird zart und tief, aber dennoch ſtark zu Treue, Opferliebe und Gemeinſchaft auf der Wanderung, in den Gruppenabenden, bei edler Muſik und edlem Lied— Salon⸗ Unſer zweiter Dienſt gilt der Familie. Sott hat uns in ſie hineingeſetzt, und uns die Eltern gegeben. Gerade in dieſer Zeit der Hoffnungsloſigkeit und allzu rückenden Sorge iſt es unſere Pflicht, treue und arbeitsfreudige Entſagung, die Erfolge unſerer Arbeit zu zei⸗ gen und praktiſch anzuwenden. Eine zweite Familie iſt unſere Gruppe. Hier darf es nicht heißen: Was bietet mir die Gruppe?“ ſondern„was biete ich der Gruppe?“ Uned nur der, welcher trotz man⸗ ſer Mißerfolge und unüberwindlich ſcheinen⸗ den Hinderniſſen, immer wieder friſchen Mut faſſend, mutig die Bahn, die zu dem Ziele führt, weiterzieht, hat den echten neudeutſchen Geiſt erfaßt und trägt Geiſt vom Geiſte 9105 in ſich. 5 er Name„Neudeutſchland“ ſaat auch ſchön: Dlenff eit Wörte ff Wöterfäng. Ci iſt unſere tiefſte Ueberzeugung, daß uns kein Bund an wahrer tief innerlicher Liebe über⸗ trifft. Allerdings liegt es uns— und das ſei Gott gedankt— weit entfernt, uns in leeren und faulen Phraſen, und in Chauvinismus zu ergehen, der uns nur lächerlich macht und entzweien kann, wie es in ſo vielen partei⸗ politiſchen Jugendbünden der Fall iſt. Auch hierin ſchlicht und grundecht! Treu zu allen Opfern bereit ſein, die das Vaterland von uus fordert, das iſt neudeutſch, das iſt katho⸗ liſch. Soziales Volksempfinden und karitative Arbeit. Gerne ſtellen ſich neudeutſche Jun⸗ gens in den Dienſt der Karitasbewegung. All dies muß aus echter Heimatliebe, aus 12 moraliſchem Pflichtbewußtſein erwach⸗ en. CCC Aus Nah 118 1 0 Alsfeld, 29. Jan. Ein Fallſchirmabſprung in Pfuhlloch, der ſich im nahen Allendorf zu⸗ trug, wird viel belacht. Ein Burſche von 18 Jahren ſprang mit aufgeſpanntem Regen; ſchirm aus dem zweiten Stockwerk. Er wollte ae de die Tragfähigkeit eines aufge n Regenſchirmes pörbleren, kant Abet . a 325 if die Erde, ſondern landete 1 1 1000 Spt fer loch Ein Patent wird dei erballen. 1 12 5 5 15 A en oben 15 Heppenheim a. Bergſtr., 29. Jan. Wer 1e ährige Kleinknecht der Odenwaldſchule i! Oberhambach iſt beim Rodeln derart ſchwe verunglückt, daß er den erlittenen Verletzun ja jetzt auch nur wenig Tuch darin, wie du mir geſagt haſt. und benutzt es doch haupfſäch⸗ lich für unſee Getreidevorräte. Nicht ſo ß“ „Aber es müſſen deine Vorfahren doch ein oder noch eines zum Tuchgeſchäft dazu. Wozu brauchten die ſpcziellen Aufgehen gehen. dann draußen in allen Gauen mit 15 Jubel aufgenommen wurde, das war, rkoren hat. Unter ihrem Schutze und Entſcheidend für die Bundes war klar erkannte man, Damals wurde unſer Ziel den ganzen konnte. konnt: Vollreife des inneren Menſchen. allen Ausſprachen voll ft den.. 10 Reichtum und Zielſetzung d. 1 des Neudeutſchen mußte en. im Vaters betrieb einen ausgedehnten Holzhan⸗ del, ſo viel ich weiß.“. „Dacht ich es doch!“ Mary Ann nickte be⸗ friedigt.„Und nun will ich dich fragen, biſt du geſonnen, dieſen Handelszweig deiner Vor⸗ eltern aufs neue aufzunehmen?“ „Den Holzhandel—? Ich—? Nein, Kind, davon verſtehe ich zu wenig,“ wehrte Mannheimer ab. „So, dann will ich es tun.“ Mannheimer laſtte hell auf.„Du? wirſt es noch weniger als ich verſtehen.“ „Nein!“ ſagte Mary Ann energiſch. Ge⸗ wiß nicht. Oder weißt du nicht, daß meines Vaters Bruder, der Müller und Sägemeiſter Heider geweſen iſt, der eine Stunde außerhalb außerhalb der Stadt fein Anweſen hatte?“ „In der Tat? Das wußte ich wirklich nicht, Mary Ann.“ j „Nun ſieh, ich und Bruder Chriſtopf wa⸗ ren oft dort zu Beſuch, und wir beide intereſ⸗ ſieren uns ſehr für die Holzarten, wie ſie da in der Säge herumlagen. Der Vetter gab uns ſteſt⸗dſresemßg wſt. Aum⸗ fſt r tn bereitwillig Auskunft und erklärte uns alles. Vor einigen Jahren, bevor er ſtarb, ſind wir noch oft bei ihm draußen geweſen. Und ich meine, ich habe da draußen ſo manches ge⸗ lernt. Auch Chriſtoph. Da hab ich mir nun überlegt: wenn du ſelber nicht den Handel anpacken willſt, ſo tu ich es. Auf meine eigene Rechnung und Gefahr. Und zwar werde ich dein Lagerhaus hierzu benutzen und meinen Gartenteil, den ich dort in der Nähe von mei⸗ nen Eltern her beſitze.“ 5 Aber Mannheimer hatte keine Freude an dem Vorſchlag, man ſah es ſeinem Geſichts⸗ ausdruck au.„Dann werden die Leute ſagen ich verdiene zu wenig und darum müßteſt du das Geſchäft anfangen. Das wird mein Ge⸗ ſchäft vor vornherein in Mißkredit bringen und es braucht nicht erſt die Fabrik ihre An⸗ geln auszuwerfen, um meine Kundſchaft zu ködern und fortzulocken. Die werden von ſel, ber wandern beim Anblick deines Geſchäftes. Du „Du haſt recht, der Urgroßvater meines“ (Fortſetzung folgt.) a Was auf dem Führertreffen erkannt und frohen! daß mon die Mutter Gottes als tee 0 ihrer n Hilfe konnte man ſicher die Arbeit fortſetzen ganze äußere Entwick lung und die innere Einſtellung des ganzen die Normannſtein⸗Tagung an“ Pfingſten 1922. Sollen wir Verein, Jugend. pflege oder Jugendbewegung werden? Aber daß man ſchon ſo weit fortgeſchritten war, daß nur die Verbindung der beiden letzteren Punkte das 1 e ſein 5 ar er katholiſchen Jungen in uns heranzubilden und heran zu wachſen zut Das Bild, dem der Neudeutſche gleich ſein muß, iſt in und klar erfaßt wor⸗ Innen⸗ erreicht we, uUeberall bekennen wir und handeln konſequent danach. hüten uns ſehr davor in Scholismus, großen Plänen zu nur ennt, chen. und Schlagermuſik lehnen wir grundſätzlich ab—, nicht zuletzt aber bei Familie und der wahren Freundſchaft. Hunderte von Mitteln tragen dazu bei, übernatürliche Vollendung und Heiligkeit zu erſtehen. Feſtigung der dogmatiſchen Grund⸗ lagen in unſern Arbeitsgemeinſchaften, Exer⸗ zitien, Gebet, heil. kommunion, Liturgie, geiſtliche Leſung, Marienverehrung, Seelen⸗ führer und Freundſchaft. Kommt dann noch das Schlichte und einfache des Aeußeren dazu, ſo iſt dann die Harmonie der Seele und der Perſon gefunden. Ich komme nun auf die notwendigen Syntheſen zu ſprechen. Als erſte will ich die Syntheſe innerer Religiöſität und des Lebens innerhalb und außerhalb der Kirche Erwähnung tun. Dies bedeutet für uns: Nicht nur Sonntags in der hl. Meſſe wollen wir katholiſch ſein, ſondern unſere Berufsauffaſſung, unſer Studium, unſere Tagungen und Gruppenabende, kurz⸗ um unſer ganzes Handeln und Leben ſoll von dem Geiſte der Kirche durchdrungen ſein uns als Katholiken 3 Die Syntheſe zwiſchen der Sorge für den Leib und der Arbeit für die Seele habe ich im 1 letzten: Arbeit für die Seele ſchon beſprochen ! und iſt nur noch die Sorge für den Leib zu behandeln. Auch der Körper muß je nach ſei⸗ nen Fähigkeiten ſtark, kraftvoll gewandt und abgehärtet ſein. Auf Mehlſäcke⸗ und Schmacht⸗ und Waſchlappengeſtalten leiſten mütig Verzicht. wir groß⸗ Als dritte Syntheſe will ich Schwung und reale Einſtellung“ nennen. Wir einen verſtiegenen noch in allzugroße Angſt vor verfallen. Kompromiſſe werden in dieſer Beziehung nicht geſchloſſen, da meiſtens Prinzipien dabei geopfert werden oder ſie unehrlich ſind. 0 Noch eine Syntheſe„Freiheit und Auto⸗ rität“ will ich behandeln. Bei der Tagung ſagte man und das ſoll für dieſen Punkt ge⸗ nügen:„Frei wollen wir ſein und in idealem 1 Drang ſelbſt ſchaffen; aber beugen wollen wir uns auch gerne, wo Gott uns 08 b 0 entgegentritt. Ihm dienen iſt uns Stolz und Ehre, nicht Tnechtſchaft. Mit der Verwirklichung all deſſen kommt bon ſelbſt die Einheit durch das Ziel unſerer Arbeit. Das heißt aber in einer Zeit, die faſt den Egoismus und Individualismus anderen dienen, um ſie glücklicher und froher zu machen. Wir wollen fremder Not dienen durch ſoziales und charitatives Ver⸗ lündnis und Handeln. Dann ſind wir reif, 9 1 197 0 zu ſein. 8 ö nſer erſter und heiligſter Dienſt gehört der Kirche. Wir ſind uns vollauf bewußt, daß es ein Geſchenk Gottes iſt, daß wir ihr an⸗ Aubren, nicht aber zuletzt, daß es auch eine fein c für den Menſchen iſt, katholiſch zu en. Auf die Jugend ſetzt die Kirche ihr Ver⸗ rauen und baut ſie auf. Wir ſind gewillt, die Jelſen zu ſein. Sie ſoll ſich nicht in ihren e ſnungen betrogen ſehen. Wir wollen ſie ekennen und gegen alle ungerechten Angriffe berteidigen, ihre Lehren und Grundſätze er⸗ aſſen und ihr Anerkennung zu verſchaffen der Liebe der „idealer gen erlag. Der bei verlor er an Gewalt über Wucht mit ſeinem Kopf an eine Mauer. r.————————— e ö : Ein deutſches Schwurgericht in Kairo.„Dai⸗ ly Telegraph“ meldet: Am 2. Februar wird vor einem beſonderen deutſchen Schwurgericht in Kairo ein Prozeß gegen zwei deutſche Seeleute, die der Ermordung eines reichen Syrers beſchul⸗ digt ſind, ſtattfinden. Deutſchlands Kapitula⸗ tionsrechte ſind zwar durch den Friedensvertrag aufgehoben, aber nach langen Verhandlungen wieder hergeſtellt worden. Die deutſche Regie⸗ rung hat drei Richter entſandt, und die Geſchwo⸗ renen werden aus Deutſchen der Kolonie in Kai⸗ ro ausgewählt. Es iſt dies das erſtemal, daß ein deutſches Schwurgericht in Aegypten gehalten :: Großer Theaterbrand in Budapeſt. Die größte Varieteebühne Budapeſts, das „Royal“ Opheus⸗Theater, wurde von einem ausgedehnten Bühnenbrand betroffen, der auf bisher noch nicht aufgeklärte Weiſe zum Ausbruch kam. Der Schaden beträgt mehrere Milliarden Kronen. Der Zuſchauerraum und das Veſtibül konnten gerettet werden. : Kälte und Stürme in Nordamerika. Die von heftigen Stürmen begleitete Kälte⸗ welle hat ſich von Kanada kommend über ganz Nordamerika verbreitet. Die Stürme erreich⸗ ten teilweiſe eine Geſchwindigkeit von 84 Meilen in der Stunde. Die Temperaturen ſind bis auf 30 Grad unter Null geſunken. Beſon⸗ ders ſtark ſind die Weſtſtaaten beimgeſucht. Die Kälte wird infolge des durch Kohlenſtreik auftretenden Kohlenmangels beſonders hart empfunden. Die Kahlenpreiſe ſteigen dauernd. Viele Todesfälle werden außerhalb Newvorks gemeldet. Der Sturm iſt in Newyork ſo ſtarh, daß vielfach Fußgänger zu Boden ſtürzten. 8 Letzte Meldungen. Vorbereitungen für den Frühfahrsfeldzug. 1 Paris, 30. Jan. Nach einer Havasmel— dung aus Tanger ſollen ſich ſämtliche Diſſi⸗ dentenſtämme des franzöſiſchen Protektoratz und andere außerhalb desſelben wohnende Stämme unterworfen haben. Nach einem Madrider Bericht haben ſich auch in der ſpa⸗ niſchen Zone mehrere Stämme unterworfen, ſodaß die Verbindungswege zwiſchen Ceute, Tetuan und Tanger nunmehr geſichert ſind. Petit Journal“ meldet, das franzöſiſche Oberkommando bereite alle Maßnahmen für den Frühfabrsfeldzua vor, der am 15. April beainnen ſoll. Mit der Aufſtellung von Ein⸗ geborenenabteilungen ſei bereits begonnen worden. An der Front von Fez ſtänden drei Infanteriediviſionen und an der Tangerfront zwei Diviſionen. wöhrend zwei weltere Di⸗ diſtonen die Reſerve bildeten. 0 gen De Junge beging die leider bein Rodeln häufig zu beobachtende Unvorſichtig keit, ſich längs auf den Schlitten zu legen. Da, n einer abſchüſſigen Stelle die ſeinen Schlitten und rannte mii Lolale Nachrichten. e Vieruheim, 1. Febr. Legendenſpiel:„Netter Till“. Sonntag, den 31. Jaunar. Spielabend der„neudeutſchen“ Jugend im Freiſchätz. Der große Saal gefüllt bis auf den letzten Platz. Spannung auf allen Geſichtern, was da kommen wird. Die Spannung loöſte ſich, als ſich der Vorhang hob und das alte Schenkenbachſche Neiterlied aus dem 16. Jahrhundert ertönte: Vorerſt ſo wollen wir loben Maria die reine Magd. Damit war der Auftakt und das Ziel des Abends gegeben. In Vertretung des leider am Erſcheinen verhinderten Herrn Geiſtlichen Rats Wolf ſprach dann Herr Kaplan Weiß einführend ein paar Worte vom Werden und Wollen der neuen Jugend: Mitarbeiten an der neuen Zeit durch Selbſterneuerung auf Grund⸗ lage der Religion, das iſt das Ziel der neudeutſchen Jugend, der Zweck Neu⸗ deutſchlands. Alſo keine Partei iſt ſte, kelne Politik will ſie, ſte tiſt ein Teil, ein Glied der großen katholiſchen Jugendbewegung. Nach einem friſchen Landslnechtslied: Trum, Trum, der Landaknecht zieht im Land herum, kam dann das bekannte Luſtſpiel von Pocci: „Kasperl als Porträtmaler“ zur Aufführung. Es war ein glücklicher Griff der Leitung, dieſes Spiel, das eigentlich für das Puppen⸗ theater der Kleinen beſtimmt iſt, von den Kleinen ſelbſt, gleichſam lebendigen Puppen und dabei Perſonen in kleinem Format ſpielen zu laſſen. Dadurch wirkte das Ganze beſonders neu und übrrraſchend. Nach einem Muſikſtück: Bauer n⸗ tanz, geſpielt mit Geige und Laute und einem Lied:„Heiho, die Noſen blühn“ gab dann Herr Religionslehrer Dörner, der geiſtliche Leiter dieſer Jugend, eine Einführung in das Hauptſtück des Abends, zum Fauſt der Jugend, zu „Retter Till“. Er behandelte den geſchicht⸗ lichen Kern der Fauſtſage, dieſe ſelbſt, ihre Be⸗ arbeitung durch Goethe und in:„Retter Till“. Was in der Bearbeitung durch Goethe nicht ſo klar zur Geltung kommt, der Gegenſatz zwiſchen dem rein menſchlichen Wiſſen und der gött ⸗ lichen Tugend des Glaubens und der Sieg und die Uebermacht des letzteren über das erſtere, kommt hier ſcharf zum Ausdruck in der Perſon Retters Till. Das Stück ſelbſt wurde gut geſpielt Beſonders die Szene wirkte lebendig: Till im Kreis der Buben. Da vurde das Ziel der Jugendbähne erreicht, daß Spieler u. Zuhörer ſich eins fühlen ſollten, als die Jugend ſelbſt auf die Bühne kam, mit Till tanzte, er erzählte von Fauſt und die Kleinen fragten:„Leb: Fauſt noch?“ Den Höhepunkt erreichte das Spiel in der Schlußzene, als Till der Gottes⸗ mutter das Kreuz in die Hand gab, das Mittel der Rettung und dieſe ſprach: Ich will ihn (Fauſt) retten! Die Stille im Saal bewies dies. So konnte der Abend ungeſtört ausklingen in dem Schluß und Abendlied: Wer leuchtet uns in der finſteren Nacht, aller liebſter Jeſu? Das tut der Herr Jeſus Chriſt, der für uns am Kreuz geſtorben iſt! Alles im allem: der Abend war eine Leiſtung, ein Zeugnis für das Wollen der neuen Jugend. 1 Wanderer⸗Ehrungsfeſt im Odenwald-Klub. Zahlreich waren die Mitglieder und deren Angehörigen zu dem 4. Wanderer⸗Ehrungsfeſt der Ortsgruppe Viernheim des Odenwaldklubs im großen Saale des Gaſthauſes zum„Gol⸗ denen Engel“ eine geeignete Stätte für ein Wanderer⸗Ehrungsfeſt— am 23. 1. 26 erſchienen. Die Muſikkapelle Hanf eröffnete mit einem flotten Marſch den Feſtabend und der von Fräulein Lina JFaltermann geſprochene Prolog, gab den richtigen Auftakt zu der Begrüßungsrede des Vorſitzenden, Herrn Dr. med. Blaeß, welcher ganz beſonders die auswärtigen Vertreter unter welchen auch ein Vertreter des Hauptausſchuſſes in der Perſon des Herrn Keller, Weinheim, er⸗ ſchienen war, begrüßte, und Erfreuliches vom Aufblühen der Ortsgruppe berichten konnte. Herr Keller überbrachte die Grüße des Haupt⸗ ausſchuſſes und empfahl Freundſchaftsanbah⸗ nung mit den Nachbarortsgruppen und ſicherte ſeine Mitwirkung zu. Herr Profeſſor Kauf⸗ mann, Vorſitzender der Ortsgruppe Wein⸗ heim, überbrachte die Grüße ſeiner Ortsgruppe, ſowie die, der noch anweſenden Ortsgruppen⸗ vertreter in deren Namen. Herr Profeſſor Kaufmann ſchilderte in ſeiner mit köſtlichem Humor durchtränkten Anſprache, den Natur- zauber, den den Dichter ſo oft in Lied und Gedicht zum Ausdruck bringt. Ganz beſon⸗ ders gedachte er unſerem ſchwer darnieder⸗ liegenden Vaterland und gilt es heute mehr denn je, den Heimatgedanken zu pflegen, denn ohne Heimatliebe, keine Vaterlandsliebe. Auch das Zuſammengehörigkeitsgefühl, das Einnan⸗ dernäherkommen hob er ganz beſonders her⸗ vor. Daß die Zuhörer Verſtändnis für die ſchönen beherzigten Worte hatten, bewies der reiche Beifall. Unter den künſtleriſchen Darbie⸗ tungen des Abends ragten hervor ein Duett „Mielke“„O unſchuldvolle märchenreiche Jugendzeit“ durch Frl. Lina Faltermann und Herrn Hans Bräunling, ſowie ein Duett „Renker“,„Zwei Trotzigen“, ebenfalls durch Borgenannte. Ein Luſtſpiel in 3 Akten von 1„Erſatz 7 e iſt 5 b lungen zu verzeichnen, gan 18 ratgurfteſen. en eee 8 7 5 7 * Desgleichen ein Duett Preil wei Odenwälder Bauern in der Stabt⸗ 12 Herrn Bräunling und Müller, welche zu einer Dreingabe herausgeklatſcht wurden. Ganz beſonders wurden die Lachmuskeln bel einem Lichtbildervortrag„Lokales“ angeſtrengt. Wurden da doch die tiefſten Geheimniſſe der Klübler und Klüblerinnen die ſich im Wander⸗ jahre ereignet haben, in geeigneter Weiſe von Frl. Müller, einer Spezialiſtin auf dieſem Gebiete, vorgetragen. Ihr ſekundierte Herr Lehrer Rettinger als Transparentmaler der wohlgelungenen Bilder. Muſikvorträge wechſelten in bunter Reihenfolge mit Wanderlieder ab. Bei der durch Herrn Keller mit einer weihevollen Anſprache vor⸗ genommenen Wanderer Ehrung, konnte er 19 Mitglieder und einen Jungen mit dem„Gol⸗ denen“ beehren. Herr Zöbelein wurde noch ganz beſonders durch die Ueberreichung des Wanderſtabs geehrt, da es die diesbezüg⸗ liche Bedingung, er war nämlich früher Mit⸗ glied einer anderen Ortsgruppe, erfüllt hatte. Von den„Geehrten“ dankte Herr Lehrer Rettinger und richtete einen Appell an die Mitglieder, nicht neidig auf ſie herabzu⸗ blicken und ſich im kommenden Wanderjahre recht zahlreich an den Wanderungen zu betet⸗ ligen. Den Schluß des erſten Teils bildete ein Einakter„Rekrut auf 8 Tage Urlaub“ durch Herrn Bräunling und Müller. Man kam nicht aus dem Lachen heraus und die alte Feldwebelsfriedensuniform, wirkte wohl⸗ tuend auf die Gemüter der Zuhörer und er⸗ innert an Deutſchlands einſt glückliche Zeiten. Der zweite Teil wurde durch ein flottes Tänzchen ausgefüllt, das die Klübler u. Klüb⸗ lerinnen bei froher Stimmung bis zum frühen Morgen beiſammen hielt. Engel. Weiße Woche bei Schmoller in Mannheim. Bei Schmoller beginnt wieder das bekannte und unwiderſtehliche Feſt der Hausfrauen— die Welße Woche. In heiterer duftiger Pracht, ſozuſagen, bräutlich geſchmückt, präſen⸗ tieren ſich die Räume. Weiß und lla ſind die dominierenden Farben. Weiße Wellen wallen die Decken entlang, feine Krauſen in lila ziehen ſich den Kanten und Leiſten entlang und ver⸗ bergen koſend die ſchlichte Sachlichkeit der Linien. Gardinen und Teppiche hat kundige Hand in die Symphonie aus Weiß und Lila verwoben und ihr warmer Unterton gibt einen trauten Klang. Scharmante Lampen ſchweben über den Gängen— weiße Vielecke mit lila Ginfaſſungen. Raumkunſt in Weiß hat ihre glückliche Einfälle ins Feenhafte umgeſetzt. Die Szenerie wirkt auf die Sinne wie berauſchende Muſtk, macht den winterlich⸗grauen Alltag draußen vergeſſen und beſonders die Fran fühlt ſich durch die künſtleriſch abgellärte Ausſtellung von Stoffen, die von jeher in ihrer Phantaſte eine Rolle ſpielen, ſtakk angezogen. Seit 1901 erſcheint mit jedem jungen Jahr, wie Schillers Mädchen aus der Fremde, die„Weiße Woche“ und ihre Popularität iſt in unſerer Hausfrauen⸗ welt feſt verankert. Alſo hinein in die welße Welt! Die Frau hat gewöhnlich im Kopf, was ſte unmittelbar braucht, aber das Umſchauen bringt Anregungen, denen umſo erſprießlicher nachgegangen werden kann, als die Preiſe bei dieſem außergewöhnlichen Anlaß jeder Börſe Rechnung tragen. Tiſch⸗, Bett⸗ und Leib⸗ wäſche bietet ſich in einer Vollſtändigkeit an, die an jeden Bedarf denkt. Die jüngeren Mütter werden ihr Intereſſe vor allem der Vabywäſche zuwenden. Die Saiſon will gleichfalls nicht überſehen ſein. Die Abtellung Kleider⸗ ſtoffe öffnet ihre verführeriſchen Schätze: Batiſt, Mull, Voll⸗Voile, Popeline, Seidentrikot, Seldenbatiſt, Crepe marocaine, Badeniaſeide, Silkanaſelde, Japanſelde, machen die Wahl ſchwer. Und dann die Strümpfe! Der Attikel ge⸗ hört nach wie vor zur großen Mode und die Dame wird Schmoller auch hler auf der Höhe finden. In vielen Familien denkt die Mutter bereits an Kommunion und Konfirma⸗ tion— die Weiße Woche hat ſchon vorher daran gedacht und an andere Schulfeſte zugleich und tritt mit Angeboten hervor, die den Famillen die Möglichkeit geben, die Ereigniſſe würdig vor⸗ zubereiten. Für ein Haus von dem Umfang Schmollers iſt es aber lelcht, in die Parade der Weißen Woche auch noch andere Abteilungen einzuſtellen, deren Gigenrit nicht in einer Haupt⸗ farbe glpfeln kann. So ſtehen wir im Reich der„Weißen Woche“ bei Schmoller unter dem Eindruck einer ſchönen Einheitlichkeit, die das Auge entzückt und den Sinn aufs an⸗ genehmſte vorbereitet für die praktiſche Seite, die günſtige Einkaufsgelegenheit. Macht davon Gebrauch! 5 4 * 1 3 1 N 1 8 ind noch einige vorrätig Buchhandlung Wernbh. Anzeiger.