ba er ſich eien Rückenmustelſchmerz zugezogen Den Hochſprung ließ ſich der Weltrekord⸗ mann Osborne mit 1,94 Meter nicht entgehen. aas Meilenlauſen gewann 9 95 den Finnen Ritolg, dem die Oſſt 0 2 l 2* in 4:17 gegen Keine Auſenthaltsverlängerung für Honben. 92— N00„reer—* Da Houben von der deutſchen Sportbehörde nur Erlaubnis für drei Starts erhielt, hat en infolge der vielen ihm zugegangenen Einladun⸗ gen um die Erteilung der Erlaubnis für einige weitere Starts nachgeſucht. Mit Rückſicht auf di kin poston N gutkochende Gbernhelmer Sela— Uiernbelmer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt(Wiernheimer Bürger- Stg.— Viernh. Volksblatt Grſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins 0 Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bel Wiederholung Weiß. während der engliſche Gehermeiſter God* N 8 Heute Abend 5 Au Freitag, ben 12. Februar, abends General⸗Verſammlun Weizenmeh!„5 0 hatte. Harry Hinkel(Rewyorker A. C.) gewann Kuth. Kirchenchor Cieilia. i uun in 21:2%%2 gegen ſeinen Landsmann Ma 5. win nur dritter werdet konnte. N 40 e Ne. 1 175* g l bee Einglunde 1 5 f 9 1 5 i Der Dirigent. Hut N 1000* 5 Uhr finden im kleinen Sälchen im f N empfehle! Freiſchütz unſer diesjährige ſtatt, wozu wir unsere werten Ehren⸗, paſſiven und aktiven Mitglieder freundlichſt einladen. D. Vorſtand. 22. bracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Senntagsblatt„Sterne abgeſtuften Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag e 5 1 einen 0 1 0 1 1555— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. andkalender.— Annahme von Abonnements täglich Amateurbeſtimmungen, die nur einen 21tägigen Aufenthalt im Ausland vorſehen, konnte di Sportbehorde Houbens nachgeſuchte Erlaubui nicht erteilen. Der deutſche Meiſterläufer wir deshalb bereits am 15. Februar die Rückreiſ naſt Jeutſchland antreten. 935 0 e 9915 5 N 5 8 4 5 1 Zum Boxkampf Breitenſträter— Diener. Bekanntlich ſoll am 10. Februar der in Ber liner Sportkreiſen mit größtem Intereſſe erwar tete Kampf Breitenſträters gegen Die ner ſtattfinden. Breitenſträter hat nun erklärt daß der Kampf nicht ſtattfinden könne, weil e einen Nervenzuſammenbruch erlitten habe. Noch am gleichen Abend beſuchte eine Kommiſſion den neugegründeten oberſten Sportbehörde Deutſch⸗ lands Breitenſträter. Man ſoll entſchloſſen ſein ſalls er nicht als nervenleidend befunden wird mit den ſchärſſten Maßnahmen, auch mit Dis qualifikation, gegen ihn vorzugehen. Breitenſtrüter kampfunfähig. Die Aerzte des deutſchen Fauſtkämpferverban des haben bei der Unterſuchung des deutſcher Schwergewichtsmeiſters Hans Breitenſträ⸗ ter deſſen Kampfunfähigkeit feſtgeſtellt und ſich dabin geäußert, daß er einige Wochen raſte! müſſe. Da der große Titelkampf zugunſten Brei tenſträters ſeit vielen Monaten immer wiede verſchoben wurde, iſt wohl damit zu rechnen. daf demnächſt Diener und Samſon⸗Körne um die deutſche Meiſterſchaft kämpfen werden. 0 15 655 Intereſſante Auſſchlüſſe über das phyſiſc Stärkeverhältnis der beiden Gegner für dei Kampf um die Meiſterſchaft im Schwergewicht Breitenſträter und Tieuer, am 10. Februar gib folgende Tabelle: Alter Größe: Breitenſträter Diener 28 Jahre 23 J. j 182 em. 188 em. Gewicht: 166 Pfund 178 P. Reichweite: 190 em. 195 em. Oberarm: 38„ 38„ Unterarm: 34„ 33„ Handgelenk: 19„ 20 Bruſtumſang(ausgealuiet) 102„ 104„ Bruſtumfang(eingeatmet) 111„ 115„ Hiernach hat Franz Diemer bedeutende Vor teile in Bezug auf Jugend, Größe und Gewich und in der bei Boxkämpfen ſo ungeheuer wichti gen Reichweite. * 5 Samſon Körner kampfunfähig. Wie aus Magdeburg gemeldet wird, hat ſic Samſon⸗Körner beim Training eine Muskelzer rung zugezogen, ſo daß er den in Magdeburg ge planten Kampf gegen Pierre Charles nicht aus en kann. 1 e . Lolale Nachrichten. * Ein Maikäferjahr? Vorboten des naßenden Frühlings wurden ung geſtern wieder auf den Redaktionstiſch gebracht. Diesmal ſind eß aber keine Schmetterlinge, ſondern gleich drei lebensfrohe Malläfer. Bei Wieſenarbeiten hat ſie ein hieſtger Arbeiter gefunden. Dieſer meinte noch, daß wir dieſes Jahr mit einem Malkäfer⸗ jahr rechnen könnten. » Falſches Gerücht. Seit mehreren Tagen iſt hier und in der Umgegend das Gerücht im Umlauf, der Mörder von Mörlenbach ſel feſt. genommen worden. Nach unſeren Erkundigun⸗ gen handelt es ſich um ein leeres Geſchwätz. An den maßgebenden Stellen iſt nicht das ge⸗ ringſte davon bekannt. ö 8 ——— * Statiſtit über Kraftfahrzeuge. Im Volks- ſaat Heſſen beirug die Zahl der zum Ver⸗ kehr zugelaſſenen Kraftfahrzeuge 1925: 3339 (1924: 1835) Krafträder ohne Kleinkrafträder, 9(2179) Perſonenwagen und 1548(1130) Laſt⸗ kraftwagen. Die meiſten Krafträder waren zuge⸗ laſſen in Starkenburg(1703), an zweiter Stelle erſcheint Rheinheſſen(842), dann Oberheſſen (794); die meiſten Perſonenwagen(1265) und Laſtwagen(749) in Rheinheſſen, an zweiter Stelle Starkenburg(1211 und 588), dann Oberheſſen 9 8 215 15.„ Worms waren zugelaſſen 2 zrafträder, 322 Per und 163 Laſtwagen. ee * Die neue Kältewelle. Die neueſte Kälte⸗ welle iſt auf einen mächtigen Druckanſtieg in Nordeuropa und Nordrußland zurückzufüh⸗ ren, wo das Barometer ſeit einer Reihe von Tagen bereits 785 Millimeter überſchritten hat und Temperaturen von 30 Grad und da⸗ runter aufgetreten ſind. Da nun auf dem Atlantiſchen Ozean ein niedrigerer Luftdruck herrſcht und die kalten Winde von Oſten nach Weſten ziehen, ſo iſt auch bei uns die Tem⸗ peratur, wenn auch lanaſam. ſo doch merklich geſunken. Die Grenze der falten Luft hat be⸗ reits den Rhein erreicht und wird auch noch Veie vorgehen. In der gon'en öſtlichen Hälfte Deutſchlands waren heute Temperaty⸗ ten zwiſchen 5 und 9 Grad zu verzeichnen und in Sachſen und Schleſien gab es bereits Schneefälle, die ſich auch in den nächſten Ta⸗ gen wiederholen werden. Für das Rieſen⸗ ies und für die mittleren deutſchen Ge⸗ rde iſt ebenfalls Schnee zu erwarten. Auszugsmehl 00 via. 25 lische steyf. Eier 0 St. 1.45, 1.55, 1.65 lägl. frische holl. Butter amerik. Sbhweineschmal: pfü. 98, Margarine— Cososſett . offen und in Tafeln Backöl Liter 90 4 Salathl Liter 90 9 Salato! N. 10 Lier 1.05 Tafelöl Nr. 20 le: 1.20 Sesam-Tafelol er 1.30 feinstes Tafelol in Flaschen unübertroffene Oualität 9905 eee Olwend!! ee fl. 1.40 Schreiber! Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Jagd⸗ und Fiſchereiverpachtung. Freitag, den 12. Februar 1926, vormittags 11 Uhr wird die Gemeinde⸗Jagd u. Fiſcherei im Rathauſe daher öffentlich an die Melſtbietenden auf 6 Jahre verpachtet. Das Jagdgelände beſteh! in Feld, Wieſen und Wald mit zuſammen 1925 ha. Die Jagd kommt im ganzen und in drei Bezirken zum Ausgebot. Pachtliebhaber, deren Qualifikatlon hierzu nicht bekannt iſt, wollen ſich rechtzeitig vor der Verpachtung bei der unterzeichneten Behörde aus⸗ weiſen, die jede weitere Auslunft erteilt, und wo⸗ ſelbſt Plan und Pachtbedingungen eingeſehen werden können. Betr.: Erhebung der Hundeſteuer; hier Einführung von Hundemarken. Dle Finanzkommiſſion hat in ihrer Sitzung vom 81. Auguſt 1925 die Einführung der Hunde⸗ marken beſchloſſen. Für die berelts angemeldeten Hunde werden die Marken am Freitag, den 12. Februar 1926 nachmittags auf dem Rathauſe— Zimmer 21— ausgegeben. Wir fordern daher alle dlejenigen, die ihre Hunde angemeldet haben, auf, die Marken am genannten Tage bei uns abzuholen. Bei einer demnächſt ſtattfindenden Kontrolle werden ſämtliche Hunde, die nicht am Halsbande oder Maulkorb eine von der Bürgermelſterel aus⸗ gegebene Nummermarle tragen, eingefangen und höchſtens 3 Tage aufbewahrt. Erfolgt eine Ab⸗ holung innerhalb dieſer Friſt durch den Eigenttzmer nicht, dann werden die Hunde veräußert od. getbtet. Wir empfehlen daher, die Hunde rechtzeitig anzumelden und nicht ohne Nummermarke umher⸗ laufen zu laſſen, damit empfindliche Strafen für Steuerhinterzjehung vermieden werden. Betr.: Beitreibung der Gemeinde Ausſtände, Mit Räckſicht auf die außerordentlich zahl⸗ reichen Friſtgeſuche beſchloß die Flnanzkommiſſton, Zinſen und unter der Bedingung zu genehmigen, daß Zahlung der Rückſtände bis ſpöteſtens 1. April 1936 zu erfolgen hat. Viernheim, den 9. Februar 1926. Heſſ. Bürgermeiſterel Viernheim Lambert). Juſerieren hat Erfolg! Befriſtungen nur gegen Zahlung der bankmüßigen Aar. Jünglings⸗Godalitat. der Weihnachtsfeier des Kath. Arbeiter⸗ Verein mitgewirkt haben, werden zu einer Beſprechung auf morgen Donnerstag abends 8 Uhr in der„Harmonte“ ein⸗ geladen mit höchſt angenehmer Tages⸗ 75 Odenwald ⸗Klub N 1 Ortsgruppe Viernheim. n 2 Mittwoch, 10. Februar 1926 abends s uhr orventliche 7 80 Mitglieder⸗Verſammlung im„Löwen“. Um vollzähliges Er⸗ ſcheinen bittet Der Vorſtand. Sämtliche Theaterſpieler, welche bei! Waeftebchnen f e Fernsprechen 117.— Poſtſchsckonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 20 dem aussergewöhnlich dingen Preise von 15. per Pfund fst. Allgäuer Stangenkäs 7 Pfund 17. bei Ab Fabre, Achtung! Nammgar.Jwone in vielen Farben per Pfd. Vertreter geſucht. Für alle Veranſtal⸗ tungen leiht man die Koſtüme gut und billig bei N Adler mannheim 25 11 Tel. S688. 1. Die Steuernot. Theater⸗u. 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Ringklub 1896 — Lokal Stern —— Freitag abend halb 8 Uhr im Lokal zum Stern floheder- dersammlunbp Das Erſcheinen aller Kollegen it dringend erforder- ud. der Borfand. Violin⸗Saiten Mundharmonikas Trillerpfeifen Kindertrompeten Aaſſeln, Bälle, Puppen uſw. uſw. billigſt zu haben in der Vice Vierih. Anzeiger. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus gw. 80 222 ——ͤ—— Streſemanns Berlin, 10. Febr. Die Sitzung begann um 2.15 Uhr nach⸗ mittags. Starker Andrang zu Publikums⸗ und Preſſetribünen zeigte das Intereſſe der Oeffentlichkeit an dem Beratungsgegenſtand des Hauſes. Die Diplomatenloge war nicht ſo gut beſetzt, allerdings bemerkte man den engliſchen Botſchafter Lord d'Abernon mit Gattin, ſowie alle drei Vertreter der italieni⸗ ſchen Miſſion. Am Regierungstiſch waren kurz vor Beginn der Sitzung außer Außen⸗ miniſter Dr. Streſemann noch die Mini⸗ ſter Marx, Dr. Curtius und Dr. Külz erſchienen. Das Haus ſelbſt war zu Beginn der Sitzung nur dreiviertel beſetzt. Nach einigen kürzeren geſchäftlichen Mit⸗ teilungen erteilte der Reichstagspräſident Löbe ſofort das Wort dem Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, der folgendes ausführte: Die Ausführungen des italieniſchen Mi⸗ niſterpräſidenten in der Samstagsſitzung der italieniſchen Kammer greifen tief ein in das Verhältnis Italiens zu Deutſchland. Sie rol⸗ len darüber hinaus die Geſamtlage auf, die mit dem Abſchluß der Verträge von Locarno und mit dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund in Verbindung ſtehen. Der rethoriſche Aus⸗ bruch des Herrn Muſſolini gebe Ver⸗ anlaſſung, ihm in der gleichen Weiſe zu ant⸗ worten. Die deutſche Regierung muß es jedoch ablehnen, der mehr auf Maſſen⸗ verſammlungen als auf die Ausſprache mit anderen Nationen berechneten Tonart zu fol⸗ gen. Wir wollen vielmehe in aller Sachlichkeit die vorliegenden Fragen unterſuchen. Die Tatſache, daß Südtirol Italien zugeſprochen worden iſt, wird von uns an⸗ erkannt. Die italieniſche Souveränität in dieſem Gebiet iſt von uns ſtets reſpektiert worden und wird immer reſpektiert werden. Dieſe Achtung vor dem italieniſchen Souve⸗ ränitätsrecht erſchöpft aber nicht die Ge⸗ ſamtſituation, auch nicht vom italieni⸗ ſchen Geſichtspunkt aus geſehen. Gerade bei Schließung der Friedensverträge haben wir die Worte gehört, daß es nicht nur ein internationales Recht, ſondern auch eine internationale Moralität gibt. Unter lauten Hört!⸗Hört!-Rufen verlas der Minſter dann die verſchiedenen feierlichen Verſicherungen des Königs von Ita⸗ lien und der amtlichen Stellen Italiens, in denen bei der Beſitzergreifung Südtirols durch Italien der deutſchen Bevölkerung jenes Landes die Wahrung ihrer Kultur und des deutſchen Schulweſens in Südtirol zugeſagt wurde. Im Gegenſatz zu all dieſen Zu⸗ ſicherungen hat das faſchiſtiſche Regime eine bewußte Italieniſierung und Ent⸗ deutſchung vorgenommen. Ueber dieſe nicht zu leugnende und auch von Muſſolini nicht geleugnete Tatſache iſt die Oeffentlichkeit unterrichtet. Sie iſt nur verwirrt worden durch unwahre und entſtellte Einzelnachrichten, wie die von einem Verbot der Weihnachtsfeier und der geplanten Reſeitigung des Wal⸗ ther⸗Denkmals in Bozen. Die deutſche Re⸗ gierung hat dieſe falſchen Nachrichten, denen ſie vollkommen fernſteht, außerordentlich be⸗ dauert und die Preſſe zu größter Vorſicht er⸗ mahnt. Es iſt auch die Vermutung geäußer worden, daß ſolche falſchen Nachrichten ab⸗ ſichtlich von Provokateuren verbreitet würden. Dieſe bedauerlichen falſchen Nachrichten ündern aber nichts an dem Tatbeſtand der Italieniſierung Südtirols. (Sehr wahr!) In München iſt in der Tat von wenigen Privatleuten eine Bewegung zun Boykott Italiens eingeleitet worden. Hinter dieſer Bewegung ſtehen weder die Bayeriſche Regierung noch deutſche amtliche Stellen. Ich halte es für durchaus unangebracht, wenn einige Dutzend Leute glauben, auf dieſe Weiſe deutſche Außenpolitik machen zu können. Dieſe reine Privatbewegung von unverantwort⸗ lichen Leuten hat den italieniſchen Miniſter⸗ vräſidenten veranlaßt, dem deutſchen Botſchafter gegenüber zu erklären, daß er amtlich die Einfuhr deutſcher Waren Uerbieten und zum Boykott Deutſchlands auffordern würde, wenn derartige Beſtrebungen nicht aufhören. Donnerstag, den 11. Februar 1926 Das deutſche Volk einig in der Abwehr. (Rufe: Unerhört!) Ich halte es für ein un⸗ mögliches Vorgehen, die von der Regierung mißbilligte Bewegung unverantwortlicher Kreiſe mit dem Bruch internationaler han⸗ delspolitiſcher Abmachungen behandeln zu wollen. Auf ſolcher Baſis iſt ein internationales Zuſammenleben nicht möglich. . Wie an andere Staaten, ſo iſt auch an uns die Frage gerichtet worden, wie wir uns zu einer Reviſion der Brenner Grenze ſtellen. Unſere Antwort war ſelbſtverſtändlich die, daß wir für eine ſolche Frage nicht die richtige Adreſſe ſind. Oeſterreich, nicht wir, grenzt an Italien. Wir achten das Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker und wir haben nur den Wunſch, daß unſeren und Oeſterreichs Wünſchen, die auf dem Selbſt⸗ beſtimmungsrecht der Völker beruhen, nicht in die Ewigkeit hinein die Hinderniſſe entgegen— geſetzt werden, die wir ſeit 1919 erfahren haben. Wir können uns auch nicht der Mei— nung anſchließen, daß es zweierlei Grenzen in Europa gibt, ſolche, die vertraglich garan— tiert, und ſolche die labil ſind. Das was hier der deutſchen Politik an Crpanſionsbeſtrebun— gen unterſtellt wird, iſt vollkommener Unſinn. Die deutſche Oeffentlichkeit hat in den letzten Jahren Italien große Sympathien entgegen— gebracht. Das hat ſich erſt geändert, als die Nachrichten über die Unterdrückung der deutſchen Bevölkerung Südtirols ſich immer mehr verſtärkten. Wenn Herr Muſſolini meint, dieſe veränderte Haltung der deutſchen Preſſe ſei auf Befehl der Regierung zurückzuführen, ſo vergißt er, daß man in Berlin nicht wie in Rom die Freiheit der Preſſe willkürlich beſchräuklen kann.(Sehr gut!) Wir können und wir wer— den auch der deutſchen Preſſe nicht verbieten Sympathie zu empfinden und einzutreten fü! ein Land und Volk, das ſeit vielen Jahrhun— derten deutſch geweſen iſt und der deutſchen Kulturgemeinſchaft weiter angehört. Wenn aus der Unterdrückung eines Vol— kes die Gefahr einer Störung des Frie- dens entſteht, iſt der Appell an den Völkerbund gegeben.(Lachen rechts und bei den Kommu⸗ niſten.) Das Reichskabinett hat geſtern den Eintritt in den Völkerbund beſchloſſen und iſt darin beſtärkfnt worden durch die Muſſolini⸗ Rede. Dieſe Rede fordert nicht nur die Ent— deutſchung Südtirols, ſondern ſie ift in der ganzen Welt als eine Kriegsdrohung gegen Deutſchland und Oeſterreich aufgeſaßt worden. Derartige Drohungen ſind mit dem Geiſte des Völkerbundes ſchlechthin unvereinbar. Unver— einbar mit ihm iſt der ganze Ton, die Ueber— heblichkeit und Maßloſigkeit von Muſſolinis Ausführungen, die kein Ausdruck innerer Kraft zu ſein brauchen.(Lebhafte Zuſtim⸗ mung.) Was Muſſolini über Walter von der Vogelweide ſagte, verkennt das Weſen dieſes deutſchen Dichter. Nicht ſeine Bedeutung in der Weltliteratur, ſondern das Deutſchtum Walters von der Vogelweide zeugt davon, daß Bozen innerhalb der deutſchen Kulturge— meinſchaft liegt.(Lebhafter Beifall.) Muſſolini wendet ſich gegen die deut⸗ ſchen Touriſten und ſpricht von Miß⸗ brauch italieniſcher Gaſtfreundſchaft, droht aber gleichzeitig Repreſſalien an für einen etwaigen Reiſeboykott Italiens durch Deut⸗ ſche. Wenn die Zahl der deutſchen Touriſten in Italien zurückgeht, ſo dürfte das nicht die Folge deutſcher Maßnahmen, ſondern die Folge der Muſſolini⸗Rede ſein.(Lebhafte Zu⸗ ſtimmung.) Muſſolini hat einſt anders über Deutſchland geſprochen. Noch 1920 rühmte er den Wert der deutſchen Kultur und der deut⸗ ſchen Arbeit für den Wiederauſbau Europas. Muſſolini hat für ſeine große Aktion die Landtagsrede des bayeriſchen Miniſterpräſi⸗ denten Held als Vorwand genommen, ohne den Wortlaut dieſer Rede erſt abzuwarten. Miniſterpräſident Held hat ganz klar nur von der kulturellen Freiheit der Deutſchen Süd⸗ tirols geſprochen. Mir erſcheint es allerdings wünſchenswert, daß auswärtige Politit nur von den Reichsſtellen und im Reichstag gemacht wird. (Lebhafter Beifall links.) Man ſollte nicht durch Interpella zen die Miniſterpräſidenten der Länder in die Zwangslage bringen, über Außenpolitik zu ſprechen. Die Verantwortung für die Außenpolitik trägt jedenfalls nur die aller Anteilnahme Reichsregierung. Wir laſſen uns das Recht nicht nehmen, für die kulturellen Rechte der deutſchen Min⸗ derheiten im Auslande einzutreten, wie wir auch die Rechte der in unſeren Grenzen woh— nenden nationalen Minderheiten wahren wollen.(Beifall.) Die Anteilnahme des deut⸗ ſchen Volkes an den Menſchen deutſchen Blu— tes jenſeits unſerer Landesgrenzen iſt ein Na⸗ turrecht, das wir uns nicht beſtreiten laſſen. (Lebhafter Beifall.) Wir werden im Völker— bund für die nationalen Minderheiten eintre— ten. Wir haben keine Gegenſätze zum italieni⸗ ſchen Volke und wollen mit ihm in Frieden leben, aber zur Grundlage des Friedens ge— hört auch jene Selbſtachtung, ohne die ein Volk nicht beſtehen kann. Aeußere Machtloſig⸗ keit iſt nicht gleichbedeutend mit dem Verluſt innerer Kraft. In dieſem Gefühl weiſe ich die gegen Deutſchland gerichteten Drohungen mit aller Entſchiedenheit zurück.(Lebh. Beifall.) Nach der Rede des Außenminiſters gab Abg. Dr. Scholz(D. Vp.) im Namen der Regierungsparteien eine gemeinſame Erklärung ab, in der die Beleidigungen und Drohungen Muſſolinis als eine Rückkehr zur Gewalt⸗— politik zurückgewieſen werden. Die Rede Muſ⸗ ſolinis ſei geeignet, den Frieden Euro⸗ pas zu bedrohen. Weder die deutſche Re⸗ gierung noch irgend eine andere Stelle hätten eine Parole gegen Italien ausgegeben. Wenn in der Preſſe gegen die Unterdrückung der Minderheit in Südtirol Proteſt erhoben wor— den ſei, ſo komme ein Einſchreiten dagegen nicht in Frage, da keine rechtswidrige Hand⸗ lung vorliege. Gegen das Unrecht in Südtirol müſſe vor aller Welt lauter Einſpruch erhoben werden. In der Beurteilung dieſer Vorgänge wiſſe ſich das deutſche Volk einig mit den Ge⸗ Htdenkenden aller Nationen. Der Redner oß mit einer Sympathieerklärung für den zutſchen Stamm in Südtirol, der ſeine Pflicht gegen den deutſchen Staat erfüllt habe. Abg. Stampfer(Soz. ſtimmte den Ausführungen des Miniſters zu. Er erklärte ſeine Sympathie für den von Muſſolinis Werkzeugen ermordeten Sozlaliſten Mat⸗ teotti. Muſſolini dünke ſich ein Cäſar und ſei doch nur ein Caligula. Mit dem angeblaſenen Hochmut des Emporkömmlings ſpotte er jetzt über die Leute, die primitive Kleidung tra— gen. Als er füher ſelbſt ſolche Kleidung trug, ſei er Sozialiſt geweſen. Wenn die Nationali⸗ ſten einen Führer brauchten, müßten ſie im⸗ mer warten, bis ein Sozialiſt verrückt gewor— den ſei. Weil die deutſche Sozialdemokratie, Italiens Freund ſei, wünſche ſie dem italieni⸗ ſchen Volke., daß es ſich bald aus der faſchiſti⸗ ſchen Zwangsjacke befreien möge. Abg. Dr. Spahn(Dutl.) begründete zu⸗ nächſt ausführlich die deutſchnationale Inter⸗ pellation über Südtirol. Die Deutſchnationa⸗ len könnten die Ausführungen des Außen⸗ miniſters zur Völkerbundsfrage nicht unter⸗ ſchreiben, ſo ſehr ſie auch zuſtimmten in. der Zurückweiſung der Drohungen Muſſolinis. Abg. Stöcker(Komm.) zog die Völker⸗ bundsfrage zum Vergleich heran. Mo⸗ nate nach Locarno zeige es ſich, daß der Geiſt von Locarno Schwindel und Betrug ſei. Mit einer Rede des Abg. Grafen Re⸗ ventlow(Völk.) wurde die Debatte über die Interpellation geſchloſſen. 0 Präſident Löbe ſtellte folgendes als ihr Ergebnis feſt: Der Reichstag weiſt die ſachlich ungerechtfertiaten und in der Form beleidi⸗ genden Angriffe und Ausfälle Muſſolinis mit Nachdruck zurück. In der ganzen Welt gilt die rechtliche Auffaſſung, daß das Schickſal von Minderheiten von ihrem Mutterlande mit a verfolgt und ihr Ringen um das eigene Volkstum unterſtützt wird. Obwohl das deutſche Volk nichts anderes wünſcht, als im friedlichen Zuſammenwirken mit den anderen Völkern ſeinem eigenen Auf⸗ bau zu dienen, wird es ſich doch nicht davon abhalten laſſen, für die deutſchen Minderhei⸗ ten unter fremder Staatshoheit eine gerechte Behandlung zu beanſpruchen. Dieſe Rechte werden wir uns am allerwenigſten durch be⸗ leidigende Angriffe und ſinnloſe Drohungen beſchränken laſſen. Es folgte die zweite Leſung entwurfes über das vorläufige Wirtſchaftsabkommen zwiſchen D 110 und Spanien. Abg. Hagg(Dutl. trat für die Intereſ⸗ ſen des deutſchen Weinbaues ein, die in dem Drei des Geſetz⸗ letzten Handelsabkommen mit Spanien nicht genügend gewahrt worden ſeien. Abg. Kerp(Zentrum) wies darauf hin, daß ſeine Freunde ſchon wiederholt auf den Schaden dieſes Proviſoriums für unſeren Weinbau aufmerkſam gemacht hätten. Des— wegen ſei ſeinerzeit die Zentrums rsſtion zum größten Teil gegen die Ratifikation des Han⸗ delsvertrages mit Spanien geweſen. Die da⸗ maligen Zollſätze hätten nicht genügt, um dem Weinbau den Wettbewerb mit dem Aus⸗ land zu ermöglichen. Die jetzigen Sätze im Handelsproviſorium ſeien verbeſſert worden. Es ſeien große Mengen minderwertiger ſpa— niſcher Weine, die nicht einmal den Anforde⸗ rungen unſeres Weingeſetzes entſprechen, nach Deutſchland hereingebracht worden, um mit deutſchen Weinen verſchnitten zu werden und dann unter dem Namen deutſcher Weine zu gehen. Das Zentrum ſtehe auch dieſem Han⸗ delsproviſorium ſkeptiſch gegenüber und könne dafür nur unter der Bedingung der Ausſchuß⸗ entſchließung ſtimmen, wonach Spanien nicht mehr gewährt wird, als Italien zugeſtanden wurde. Die deutſchen Winzer ſeien arm und bekämen keine Erwerbsloſenunterſtützung. Sie müßten deshalb durch Schutzzölle einen Aus⸗ gleich für ihre Produktionskoſten gegenüber dem Ausland erhalten. Eine große Demon— ſtrationsverſammlung an beiden Ufern der Moſel habe die Not der Winzer zum Ausdruck gebracht. An einer ſolchen Kundgebung von 20000 Mann könne man nicht vorübergehen. Der Redner erklärte, er wünſche, man hätte hier in Berlin dieſe 20000 Leute ſehen kön⸗ nen. Mau müſſe zwar zu einem endgültigen Handelsvertrag mit Spanien kommen, aber auf den Grundlagen der Zollſätze, die man mit Italien abgeſchloſſen habe. Die Zen⸗ trumsfraktion könne nicht geſchloſſen für das Handelsproviſorium ſtimmen, ein Teil werde dagegen ſtimmen. Abg. Hörnle(Kom.) lehnte das Pro⸗ viſorium ab. Abg. Schneider(D. Vyp.) ſprach ſic namens der großen Mehrheit ſeiner Frak i für die Annahme des Handelsproviſoriums aus und wies die kommuniſtiſchen Vorwürfe zurück, daß Deutſchland Dumping⸗Ausfuhr betreibe. Dies müſſe im Intereſſe auch der Gedeih und Verderb mit dem deutſchen Ex⸗ port verbunden ſeien. 0 daß die Mehrheit ſeiner Fraktion für die Vor⸗ lage ſtimmen werde. a Abg. Rauch⸗München(Bayer. Vp.) er⸗ klärte, daß ſeine Fraktion geteilt abſtimmen werde. Die Mehrheit werde für das Proviſo⸗ rium eintreten. Beim Abſchluß des endgülti⸗ gen Handelsvertrages müßten allerdings die Winzerintereſſen energiſch geſchützt werden. Der Reichstag dürfe nicht mit dieſem Abſchluß wieder von der Regierung überrumpelt wer⸗ den. Abg. v. Gräfe(Völk.) lage ab. Das Proviſorium wird hierauf in zwel⸗ ter und dritter Leſung in einfacher Abſtim⸗ mung mit knapper Mehrheit angenom⸗ men. Alle bürgerlichen Parteien ſtimmten ge⸗ teilt. Gegen den Vertrag ſtimmten geſchloſ⸗ ſen die Völkiſchen und Kommuniſten, für den Vertrag geſchloſſen die Sozialdemokraten. kurzer und unweſentlicher Debatte wurde auch der Zuſatzvertrag dum deutſch⸗ niederländiſchen Handelsabkommen geneh⸗ migt. r Um halb 8 Uhr vertagte ſich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Beratung des Etats für 1926 mit der Einführungsrede des Reichsfinanz⸗ miniſters, außerdem die Anträge über die Hochwaſſerſchäden. lehnt die Vor⸗ 4 N ach Mu olini in der römiſchen Preſſe 9. Rom, Febr. Daß auch in Berlin lebende Italiener von der Rede Muſſolinis im erſten Augenblick überraſcht waren, beweiſen die T legramme der Berliner Korreſpondenten des. tino“ und der„Stampa“, die über die Berl Zeitungsberichte melden, daß ſie den Red; wohl etwas„geändert“ ha Im üs eigen ſind die hieſigen 3 Rede ſehr einverſtanden.— Der Rorza“ ſpricht als Organ Y. oli deſſen Tonart von„Verrückten unk in München und Wien, gegen die un gedangen werden müſſe. Auch die off buna“ wird ſehr ſcharf gegen Oeſterzeic) und warnt die Wiener Regierung, la keine Höſfnungen 43. Jahrgang Antwort an Muſſolini deutſchen Arbeiter feſtgeſtellt werden, die auf Abg. Meyer⸗Berlin(Dem.) teilte mit, — —— ... ͤ ͤ ͤ——— auf den Völkerbund und Locarno zu ſetzen, denn beide hätten mit dieſer rein italieniſchen Frage nichts zu iun. Das Blatt kommt auch auf die Beſuche ögerreichiſcker Politiker in Berlin zu ſpre⸗ chen und meint, man ſolle ſich in Wien davor hü⸗ ten, in das Schlepptau Deutſchlands zu geraten, denn Oſterreich müſſe ſich klar machen, daß en dann als erſtes ein Opſer der Auseinanderſetzuntz zwiſchen Deutſchland und Italien werden würde. d'Annunzio ſchießt Salut. Mailand, 10. Febr. Gabriele d'Annunzio hat Muſſolini zu ſeiner Rede beglückwünſcht und durch ſein Motorboot eine Freudenſalve von 57 Schüſſen auf dem Gardaſee abfeuern laſſen. Politiſche Umſchau. die deutſche Note in Genf angekündigt. Der Generalſekretär des Völkerbundes erhielt geſtern vormittag den Beſuch des deutſchen Generalkon⸗ ſuls Dr. Aſchmann, der ihm mitteilte, daß die Note der deutſchen Regierung, die das Aufnahme⸗ 1 5 geſuch Deutſchlands in den Völkerbund enthält, heute, den 10. Februar, übermittelt werden wird. Infolge dieſes Schrittes hat der Generalſekretär im Auftrage des derzeitigen Präſidenten des Völ— terbundsrates Seialoja den Völkerbundsrat zu einer außerordentlichen Tagung nach Genf auf Freitag, den 12. Februar, nachmittags 3 Uhr, ein- berufen. — Empfang beim Reichsminiſter Marx. Der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Marx und Frau haben geſtern in den Räumen des Ju⸗ ſtizminiſteriums einen Empfangsabend veranſtal⸗ tet, um dem Reichskommiſſar für die beſetzten Ge— biete, Freiherrn Langwerth v. Simmern Gelegen— heit zu geben, ſich mit maßgebenden Politikern in zwangloſer Weiſe über die dringendſten Fra— gen in den beſetzten Gebieten zu unterhalten. Aus Politik und Wirtſchaft insbeſondere waren die namhafteſten Perſönlichkeiten bei dem Empfange vertreten, die an den Lebensfragen der weiterhin beſetzt bleibenden Gebiete in irgend einer Weiſen, intereſſiert ſind. ö — Dr. Wirth in Maunheim. Wie ſchon kürzlich mitgeteilt, ſindet am Sonntag, den 21. Februar, nachmittags 3 Uhr, im Nibelungenſaal in Mann- heim eine große öffentliche Verſammlung der Zentrumspartei Mannheim ſtatt, in welcher Reichskanzler a. D. Dr. Wirth ſprechen wird. Dr. Wirth wird auch zur gegenwärtigen politi«⸗ ſchen Lage Stellung nehmen, um gleichzeitig aber auch von höherer Warte aus der deutſchen Poli- tik Wege und Ziele in der gegenwärtigen politi— ſchen und wirtſchaftlichen Bedrängnis zu weiſen. — Einigung über die Kurzarbeiterunterſtützung. Im ſozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichstages kam geſtern bezüglich der Kurzarbeiterunterſtützung eine Einigung aller Parteien dahin zuſtande, daß vorgeſchlagen werden ſoll, die Kurzarbeiterunter⸗ ſtützung für den 3., 4. und 5. Tag der Arbeits— ruhe zu zahlen, die von der Regierung beabſich—⸗ tigte Differenzierung zwiſchen Ledigen und Ver heirateten fallen zu laſſen und die Frage zu prü⸗ fen, ob in Betrieben, bei denen die Kurzarbeit! nach Tagen nicht zu berechnen iſt, eine ſtunden— weiſe Umrechnung erfolgen kann, wobei die be— ſonderen Arbeitsverhältniſſe der Angeſtellten be rückſichtigt werden ſollen. 8 — Gegen Duell und Menſur. Im badiſchen Landtag behandelte der Ausſchuß der Rechtspflege und Verwaltung in ſeiner geſtrigen Sitzung den Zentrumsantrag über Bekämpfung von Duell und Menſur. Nach dem Antrag ſoll die badiſche Re- gierung erſucht werden, bei der Reichsregierung darauf hinzuwirken, daß der Entwurf zu einem neuen deutſchen Strafgeſetzbuch die Studentenmen— ſur mit geſchliffenen Waffen unzweideutig unter den Doppelbegriff ſtellt und damit zugleich den unklaren Begriff„tödliche Waffe“ detlich macht. Nach längerer Ausſprache wurde der Antrag mit 15 gegen 4 Stimmen der Deutſchen Volkspartei CCC ͤ ͤ Vc Berlin, 9. Febr. Im Rechtsausſchuß des Reichs⸗ und der Bürgerlichen eee gerlichen wereinigung angenommen. Vermögenswerten den . Türkiſche Beſeſtigungen. Wie gemeldet wirb, befeſtigen die Türken die wichtigſten Häfen an Schwarzen und Mittelmeer mit von müßlind ge⸗ lieferten Materialien. Syrien und Marokko. de Jouvenel in Angora. Beiruth, 9. Febr. Oberkommiſſar de Jouvenel iſt aus Damaskus zurückgekehrt und wird heute nach Angora fahren. Als Programmpunkte füt die dortigen Beſprechungen werden die türkiſch⸗ Ne Grenzzwiſchenfälle, die Bagdadbahn und der Konſulardienſt genannt. ö Nordweſtlich von Aleppo ſind fränzöſiſche Trup⸗ pen im Gefecht mit den Aufſtändiſchen. Weitere Verſtärkungen werden erwartet. In Damaskus wurde ein armeniſcher Arzt entführt und das Wohnhaus des Unterrichtsminiſters geplündert. Die franzöſiſch⸗ſpaniſche Uebereinkunft. Paris, 9. Febr. Laut„Temps“ iſt bei den geſt⸗ rigen Beſprechungen zwiſchen dem Marſchall Pe⸗ tain und Primo de Rivera eine vollſtän⸗ dige Einigung in dem Sinne erzielt worden, daß beide Mächte in Marokko bis zum Einſetzen beſ⸗ ſerer Witterung ihre Propaganda⸗Politik bei den noch nicht unterworſenen Stämmen el Krim zu bewegen. gen würden die franzöſiſch⸗ſpaniſchen Truppen ihre Aktionen wieder aufnehmen und ſo durchführen, daß ein Teil der Truppen noch vor der ſtarken Sommerhitze zurückgezogen werden könnte. Schürſere Tätigkeit der Riftabylen. 7 ris, 9. Febr. Bibane und er Remich ſeien von Diſſidenten wieder beſetzt worden, nachdem die franzöſiſchen An der Uer⸗ Truppen ſich zurückgezogen hätten. gha Front ſei alles ruhig. Die Fürſtenabfindung. Generaldebatte im Rechtsausſchuß. tags wurde heute die Generaldebatte über die Fürſtenabfindung fortgeſetzt. Vor Eintritt in die Tagesordnung richtete der Abg. Dr. Roſenfeld (Soz.) an die deutſchnationalen Abgeordneten die Frage, ob es wahr ſei, daß ſie in den letzten Wo⸗ chen mit dem ehemaligen Kronprinzen über die Frage der Auseinanderſetzungen mit den Hohen⸗ zollern verhandelt haben, insbeſondere auch über die Taktik, die einzuſchlagen iſt, um das ſog. Hohen⸗ zollernvermögen vor reichsgeſetzlichem Eingriff zu ſchützen.— Abg. Dr. Barth(dDn.) bezeichnete das als„ungehörige Frage“; er könne aber erklä⸗ verſtärken werden, um möglichſt dieſe zum Abfall von Abd 0 In den erſten ſchönen Ta⸗ juriſtiſche redaktionelle Verbeſſerungen vorgenom⸗ men. Die Regierungsparteien als ſolche ſeien auch Nach einer Meldung aus Fez ha“ ſich der Druck der L'efleute wieder verſtärkt. ren, daß die deutſchnationalen Mitglieder des Rechtsausſchuſſes mit Seiner Kaiſerlichen Hoheit dem ehemaligen Kronprinzen nicht irgendeine Ver⸗ handlung gehabt haben.— Abg. Dr. Roſenfeld (Soz.) bleibt demgegenüber dabei, daß vor einiger Zeit im niederländiſchen Palais und bei Hiller Verhandlungen ſtattgefunden haben, an denen teilgenommen haben: der ehemalige Kronprinz, die Vertreter der Hohenzollernvermögensverwal⸗ tung und deutſchnationale Abgeordnete. Unmit⸗ telbar nach dieſen Beſprechungen iſt der ehemalige Kronprinz nach Holland gefahren. Angeſichts des Falles e bel der 0„ungehörig“ zurückgewieſen werden für die Frage, die entſchei-Chriſtentum und Patriotismus. end dafür iſt, ob die Deutſchnationalen hier Für⸗ e 9 ö ſtenintereſſen und nicht Volksintereſſen vertreten. Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten. In der Fortſetzung der Generaldebatte nimmt das Wort der Abg. Freiherr v. Richthofen(Dem.) Das dem Ausſchuß vorgetragene Material habe die Notwendigkeit einer reichsgeſetzlichen Rege⸗ lung der Abfindungsfrage klar bewieſen. lichen Familien ein Landbeſitz von 500 000 Hektar, alſo ein Gebiet faſt ſo groß wie der Freiſtaat Ol⸗ denburg, zugeſprochen worden iſt. Für eine reichs⸗ geſetzliche Regelung ſprächen auch außenpolitiſche FFFCFFCFCFCFCCTCCCCTCTCTCTPTbTCbTbTbCTCTCTGTGTPTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbVTbTbTbTCbCbTbTbCbTbTCTCbCTbTbTbTbTbTTbTTbTbTTbTT 2 Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheim b (Gräfin Margarete von Bünauh. (Nachdruck verboten.) (2. Fortſetzung.) 2 Profeſſor Ehlers blieb vor dem Schau— fenſter des neu eingerichteten Bilderladens in der Frauentorſtraße ſtehen. Hinter der breiten Spiegelſcheibe waren die Gemälde einiger in Weimar lebender Künſtler zum Kauf ausgeſtellt. Landſchaften, Seeſtücke, ein paar Studienköpfe. Auch zwei ſeiner eigenen Bilder, Landſchaften aus dem Weimarer Park„Auf dem Webicht“, dem reizenden klei⸗ nen Gehölz zwiſchen der Reſidenz und Tie⸗ furt, in dem er feine, maleriſche Wunder ent⸗ deckt und mit tiefer Andacht des Naturgefühls wiederzugeben verſtanden hatte, waren dort zur Schau geſtellt worden. Heute fehlten beide Bilder. Sollten ſie endlich verkauft ſein? Seit Monaten wartete er mit fieberhafter Span⸗ nung darauf. Er hätte gar nicht mehr an dem Laden vorübergehen mögen. Jetzt betrat er ihn eilig. ö Der Beſitzer erwiderte ſeinen Gruß flüch⸗ tig: denn er war ſehr eifrig beſchäftigt, eini⸗ gen Herrn ein paar keck hingeworfene Skizzen in protzig breitem Goldrahmen vorzulegen. Proſeſſor Ehlers ſetzte ſich beſcheiden in Line Ecke, um den Handel nicht zu ſtören. Mit Heſpannter Aufmerkſamkeit hörte er den An⸗ veiſungen des Verkäufers zu. Die Schlag⸗ Porte:„Brillante Technit, breite Pinſelfüh⸗ Fung, maleriſche Effekte, moderne Genre“ Entlockten ihm ein flüchtiges Lächeln. Er warf Auch einen neugierigen Blick auf die Skizzen; ſah aber ärgerlich gleich wieder fort. Ihm, 18 der mit phraſenloſem Ernſt immer wieder die intimen Schönheiten ſeiner en un Hei⸗ gat verkündet hatte, grellen waren ſole, bemerkte Profeſſor Ehlers bitter. dem feinen, ſtimmungsvollen Landſchaftsma⸗ S 0 N Effekthaſchereien ein Greuel. Aber den beiden Käufern ſchienen die Skizzen ſichtlich zu ge⸗ fallen. In kurzer Zeit waren die Bilder für einen ſtattlichen Preis verkauſt, und Herr Grimmig komplimentierte die Herren höflich zum Laden hinaus. Na, das wäre geglückt.“ Schmunzelnd ſteckte er an jeden der breiten Goldrahmen einen Zettel:„Verkauft“. Er nahm die zwei Bilder und ſtellte ſie wieder in die beſte Ecke des Schaufenſters. Endlich entſann er ſich des wartenden Profeſſors:„Was beliebt?“ Profeſſor Ehlers zuckte zuſammen. Seine feinfühlige Natur empfand die leicht gönner⸗ hafte Pertcaulichkeit des Verkäufers, der ſich ſeiner Wichtigleit bewußt war, wie eine bit⸗ tere Kränkung. „Sind meine Bilde er verkauft?“ Ehlers, ſtatt jeder anderen Antwort. f Herr Grimmig wandte ſich etwas ver⸗ legen ab.„Verkauft? Ach nein, Herr Profeſ⸗ ſor, die ſind nicht vaukauft.“ „Ich ſehe ſie aber doch nicht mehr im Schaufenſter?“ ö „Die Auslagen im Fenſter müſſen wech⸗ ſeln. Die Bilder haben ſehr lange vergeblich dort geſtanden. Ich mußte ſie endlich heraus⸗ nehmen.“ „Wo ſtehen ſie denn jetzt?“ Herr Grimmig ſah ſich um. „Suche mal die zwei Landſchaften„Auf dem Webicht“ von Herrn Profeſſor Ehlers heraus“, rief er dem Ladenjüngling zu, der ſofort im Hintergrunde des Ladens zwiſchen Rahmen, Staffeleien und Bildern herumzu⸗ gramen begann. Wenn Sie meine Bilder in eine flinſtere Ecke ſtellen, in die Staubregion, wohin nie die ſuchende Hand des Verkäufers hinkommt, oder einen Blick des Kaufluſtigen trifft, dann habe ich feilich wenig Ausſicht auf Erfolg,“ fragte ein feingeſchnittener, bartloſer Mund zuckte. „Die Landſchaften ſcheinen in der Tat nichts fürs Publikum zu ſein,“ beſtätiate Herr Grimmig ruhig.„Ausgeſtellt waren ſie lange Das ergäbe ſich zudem aus der Tatſache, daß den fürſt⸗“ recht peinlich ſein dürfte, wäre aus der Rede des Reg.⸗Rates Koch zu vermerken: wenn ein Katho⸗ lik in die Deutſchnationale Volkspartei eintrete, ſchaftlichen Vereinigung gehöre, hätten ihn ge⸗ Gtunde: Wenn tunen ſo große gewährleiſtet werden. 8 Mittel ter Fürſtenfamilien überläßt) ſo könnte im Auslande leicht ein A Urtelk über die finanzielle 1 die dn e deut⸗ ſchen Volkes entſtehen. Die von den Kommuni⸗ ſten und Sozialdemokraten beantragte vollſtändige Enteignung hielten wir Demokraten nicht für die richti,; Entſcheidung, ſie würde nicht die Beruhi⸗ gung bringen, die wir brauchen. Die Demokraten hätten den Kompromißantrag unterſchrieben, weil ſie eine Verſtändigung unter den Parteien für notwendig halten. Befriedigung empfänden ſie aher nicht über den Kompromißentwurf: er be⸗ dürfe in vielen Punkten der Verbeſſerung und Verſchärung. Nach dem Kompromiß ſollte den fürſtlichen Familien eine würdige Lebensführung 0 Damit ſei nicht gemeint, daß ſie ihre frühere Lebensweiſe fortſetzen können, ſondern auch ſie werden der ſtarken Verminderung der allgemeinen Lebenshaltung im deutſchen Volke Rechnung tragen müſſen. Als Mangel empfinde man in Kompromißentwurf das Fehlen der Rück⸗ wirkung.— Abg. Dr. Barth(Dntl.) lehnte da⸗ rauf im Namen der deutſchnationalen Mitglieder des Rechtsausſchuſſes den Entwurf ab.— Abg. Dr. Schulte(3tr.) wies in einer kurzen Erklä⸗ rung die in der Preſſe ausgeſprochene Meinung zurück, daß der Kompromißentwurf ein Entwurf der Regierung oder der Regierungsparteien ſei. Die Regierung ſei mit dem Antrage nicht befaßt worden, das Reichsjuſtizminiſterium habe ledig⸗ lich auf Wunſch der Antragſteller ſeinerzeit einige wessdan., was eigentlich d bedeuten kann, als daß eine ſcher, papſttreuer Geſinnung in nalen Partei unterſagt iſt. Für chriſtlichen Geiſt im Wirtſchaftsleben. Die„Frankfurter Zeitung“(Nr. 12 vom 6. 1 1926) berichtet über intereſſante Vorgänge in England: „Die Induſtrial Chriſtian Fellowſhip, wel cher der Erzbiſchof von Canterbury präſidiert veröffentlicht zwei intereſſante Aufrufe, die eln Bekenntnis zum Chriſtentum und die Auffor⸗ derung enthalten, den chriſtlichen Gedanken im induſtriellen Leben durchzuführen, um den Materialismus zu bekämpfen. Das Ziel ſei an alle Streitfragen der Induſtrie. Politik und überhaupt des ganzen politiſchen Lebens im Geiſte der Verſöhnlichkeit heranzutreten. Einer dieſer Aufrufe trägt die Namen zahlreicher führenden Induſtriellen, während gleichzeitig 150 Namen führender Labourpolitiker, und zwar eine Anzahl der radikalſten, daneben vertreten ſind. Außer Macdonald, Clynes, Henderſon, Snowden ſchließen ſich dieſer Er⸗ klärung Radikale wie Purcel, Lausbury, Be⸗ vin, Cook und Tillet an.“ Wie vorteilhaft unterſcheiden ſich doch dieſe ingliſchen Gewerkſchafter und Arbeitsparteiler nicht die Täter des Antrages, ſondern die Unter⸗ zeichner, zu denen auch ein Mitglied der Wirt⸗ bildet war. Nach längerer Geſchäftsordnungsdebatte beſchloß der Ausſchuß, am Donnerstag und Freitag die⸗ ſer Woche Sitzungen abzuhalten. ſtellt, als die neue Regierung noch gar nicht ge⸗ don ihren deutſchen freigewerkſchaftlichen und ſo⸗ tinliſtiſchen Kollegen, trotzdem ſie mit dieſen durch nternationale Beziehungen verbunden ſind! Aber gerade dieſes Andersſein der engliſchen Ge⸗ verkſchaften und der engliſchen Arbeitspartei iſt der beſte Rechtfertigungsgrund für das Beſtehen 1 60 chriſtlichen Arbeiterbewegung in Deutſch⸗ and. Aus Nah und Fern.„ „Hie Rom— hie potsdam!“ In Elberfeld wurde dieſer Tage die Grün- dung einer proteſtantiſchen Akademi⸗ kervereinigung vorgenommen, wobei Reg. Rat Koch aus Düſſeldorf die Feſtrede hielt un⸗ ter ſchändlichſter Verunglimpfung des Zentrums. Wie maßlos der Mann in ſeinen Verleumdun⸗ gen war, mag man daraus erſehen, daß er ſich zu der ungeheuerlichen Bezichtigung verſtieg: „Hinter der ganzen Separatiſten be we⸗ gung ſtand die diplomatiſche Kurie, um die abgetrennten Gebiete unter ein großdeutſches ka⸗ tholiſches Wittelsbacher oder Habsburger Kaiſer reich zu bringen.“ Man kann es der„Bergiſchen Tageszeitung“, der wir dieſen Satz aus der Rede des Herrn Reg.⸗Rates entnehmen, nachfühlen, wenn ſie angeſichts dieſer groben konfeſſionellen Hetze klagt: „Ausgerechnet am Vorabend der endlichen Be⸗ freiung der erſten Rheinlandzone von ſiebenjäh⸗ riger drückender Beſatzungslaſt, ausgerechnet in den Tagen, da das geſamte rheiniſche Volk ſich als eine wahre Schickſalsgemeinſchaſt fühlen ſollte und muß, ausgerechnet in ſolchen Tagen halten es verſchiedene evangeliſche Akademiker für angezeigt, die Volksverbundenheit mutwillig zu zerreißen und einen ſchrillen Kampfruf in die rheiniſchen, in die deutſchen Lande hinauszuſen⸗ den! Und dieſe ſelben Maulwürfe an der deut⸗ ſchen Einheit und am konfeſſionellen Frieden ver richten ihre Zerſtörungsarbeit unter der unſchulds⸗ vollen Schutzfarbe des glänzenden Samtkleides: In verblendeter Ueberheblichkeit glauben dieſe Stö⸗ renfriede des innerpolitiſchen und konfeſſionellen Friedens für ihr volks⸗ und vaterlandsſchäd⸗ liches Tun obendrein beanſpruchen zu können, daß ſie die wahren Hüter, die einzig berechtigten Erb⸗ pächter des nationalen Gedankens ſeien.“ ö Noch ein weiterer Satz, der für die Mitglie⸗ der des Deutſchnationalen Katholikenausſchuſſes 0 müſſe er die Parole bedenken:„Hie Rom— bie FRE 9 folge Verblutens ein.— Zeit erhängte ſich im Walddiſtrikt Tanne ein hieſiger Einwohner. Mainz, 9. Febr. Die vom Miniſterium des! Innern beanſtandeten Beamtenbeſoldungen der Stadt wurden in dreitägigen Verhandlungen durch das Verwaltungsſchiedsgericht zum großen Teil, beſonders in den unteren Gruppen, für be⸗ gründet erklärt und die Koſten des Verfahrens in der Hauptſache der Stadt Mainz aufgebürdet pon den Verwaltungsbeamten wurden 67 in Gruppe 4, 67 in Gruppe 5 und 68 in Gruppe 6 eingeſtuft, 21 Stellen kamen nach Gruppe 9, 15 nach 10, 7 nach 11 und 3 nach 12. Rm. Mainz, 10. Febr. Eine Typhus⸗ epidemie iſt ſeit einigen Tagen in dem Vorort Weiſenau ausgebrochen. Bis jetzt wurden 8 Perſonen in das ſtädt. Krankenhaus eingeliefert. Wie man hört, ſind die Erkran⸗ kungen auf das ſchlechte Trinkwaſſer zurückzu⸗ führen. s Darmſtadt, 9. Febr. Heute vormittag warf ſich ein hieſiger Einwohner in der Nähe des Südbahnhofes vor den Zug. Es wurde ihm ein Bein abgefahren. Der Tod trat in⸗ Etwa zur gleichen In ſeiner Taſchen fand man eine Viſitenkarte, wonach er mitteilt, ſein Mörder ſei in Frankfurt. In beiden Fällen nimmt man an, daß geſchäftliche Verhältniſſe die Beiden in den Tod getrieben haben. Gauersheim, 9. Febr. Oſſenbar aus Furcht vor einer Beſtraſung wegen Miſchfälſchung hat ſich die 68jährige Witwe Maroareta Heck im bieſigen Aids Abführmitfe“ LIN Schweizerpf len N AEN AoE N NN A d,. N 8 genug, angeprieſe wie möglich, aber— meine Bilder ſchlechter gemalt ſind als die zwei Skizzen, die Sie ſoeben den Herren an⸗ ſchmier—— pardon, wollte ſagen, verkauf⸗ ten?“ N 5 feſſor. ich ſie auch ſo viel —“ Er zuckte die Achſeln. „Wollen Sie mir vielleicht ſagen, daß u habe „Ich maße mir kein Urteil au, Herr Pro⸗ Ich bin nur ein einfacher Geſchäfts⸗ bedeuten ſoll, jawohl! hatte man den Geſchmack. Aber jetzt, liebſter, beſter Herr, wer will denn heute ſauber ge⸗ malte Landſchaften an ſeinen Wänden haben? Gibts ja gar nicht. Senſation müſſen die Bil⸗ der machen, verblüffen, Aufſehen erregen; da⸗ vor ſtehen bleiben ſoll das Publikum und den Kopf ſchütteln.“ le. 1 An de was das Geſchmier Eine lila Hexe, die e eee „Und nicht wiſſen, ſie durch nehmen, mann, obgleich, da ich immer mit Künſtlern verkehre, Bilder um mich ſehe, ich wohl auch etwas von der Kunſt losgekriegt haben mag.“ „So—— ſo—— Nun, dann ſagen Sie mir alſo bitte, was an meinen Landſchaften zu tadeln iſt, lieber Grimmig?“ Der Profeſ⸗ ſor zwang ſich zur Freundlichkeit. Der Gehilfe hatte endlich die Bilder her⸗ ausgefunden und vor die Herren auf den La⸗ dentiſch hingeſtellt. Beide Landſchaften zeigten eine maleriſche Poeſie in zurückhaltender, fein abgetönter Stimmung. Der Hauptreiz lag in der klaren Luft, der frohen Helligkeit. „Deutſchmärchenhaft“ hatte einer von Ehlers früheren Schülern die Werke des ver⸗ ehrten Lehrers genannt. Das Wort paßte. Herr Grimmig kratzte ſich den Kopf mit einem Bleiſtift. „Zu tadeln iſt an Ihren Bildern nichts, Herr Profeſſor,“ ſagte er endlich. Er kam ſich ſehr wichtig in ſeiner Rolle als Kunſtkritiker vor:„Aber ſie ſind—— wie ſoll ich mich nur ausdrücken—— Nun, gerade herausgeſagt, die Art, wie ſie gemalt ſind, iſt gewiß bewun⸗ derungswürdig, ſauber, zart—— aber ver⸗ altet. Zu glatt, zu geleckt, zu peinlich ausge⸗ führt. So meinten neulich die jungen Herren von der Kunſtſchule. Ich habe mir die Worte genau gemerkt.“ Prof. Ehlers lachte ſcharf auf.„Die Grün⸗ ſchnäbel! Wenn ſie kaum den Stift führen u. eine leidliche Kopie zuſtandebringen, kritiſie⸗ ren ſie ſchon munter drauf los. Vor fünfund⸗ zwanzig Jahren habe ich bereits Bilder aus⸗ geſtellt, um die ſich die Käufer riſſen, die von Autoritäten gelobt wurden.“ N „Vor fünfundzwanzig Jahren— ja daa durch einen feuerroten Wald mit blauen Ster⸗ nen reitet, oder ſalch Blödſinn, das gefällt!“ fuhr Ehlers auf.„Je idiotiſcher und unver⸗ ſtändlicher, umſo beſſer. Das heißt dann „tief“ und rätſelvoll“, und wenns auch barer Unſinn iſt, bei dem ſich kein vernünftiger Menſch was denken kann. Den Schwindel mache ich nicht mit und wenn er hundertmal Geld einbringt. Das iſt gegen mein Gewiſſen, das blöde, kunſtunverſtändiſche Publikum mit ſolchem Zeug zu verwirren, damit es noch verdummter und urteilsloſer wird: nur, weil die„Nichtskönner“ ihnen ihr Geſchmiere als wertvoll auftiſchen möchten, darum ſollen wir ernſten Künſtler auch verrenkte Leiber u. Fratzen oder Landſchaften malen, auf denen man Kuhherden für Weidenſtüpfe halten und Hirſche mit Sträuchern verwechſeln kaun? Nein, mein Verehrter, ehe ich meine Kunſt ſo herabwürdige, werfe ich meine eigenen Bil⸗ der ins Feuer.“ i „Wäre ſchade drum, Herr Profeſſor. Mir ſelbſt gefallen die Bildchen nicht ſchlecht. Meine Frau hat ſich ſchon lange ein paar Landſchaften in hübſchem Rahmen über dem Sofa in unſerer guten Stube gewünſcht. Wie wärs, wenn Sie mir etwas entgegenkömen?“ „Was nennen Sie„etwas“ entgegenkom⸗ men, Herr Grimmig?“ ö „Die Bilder ſind mit ſechshundert Mark fürs Stück ausgezeichnet, Herr Proſeſſor. Das iſt zu viel! Das zahlt Ihnen keiner.“ 0 Die Landſchaften ſind das Dreifache wert.“ 4 1 5. (Foriſetzung folgt.) 1 innahme von Lyſol ſich das Leben zu 1 1 aber durch ärztlichen Eingriff gerettet werden. i ö Bellheim, 8. Febr. Geſtern nachmittag zwiſchen 3 und 4 Uhr hat der Brauereibeſitzer Karl Silbernagel von hier auf ſeiner Jagd in der Gemarkung Hördt den 21 Jahre alten Tagner Otto Kopf durch einen Unglücklicher Weiſe losgegangenen Schuß getötet. Nach dem Landauer Anz.“ ſpielte ſich das Unalück wie forar av: Stibernaget frettterte Karnſckel, wo⸗ bei ihm einige Leute halfen. Kopf ſtand vor einem Karnickelbau, in dem ein Frettchen eingelaſſen worden war. Silbernagel ſtand in etwa 15 Meter Entfernung, als ein Karnickel herausſprang. Er wollte ſein Gewehr, das er unter dem Arm hatte, in Anſchlag bringen, als der unglückliche Schuß losging. Die ganze Schrotladung ging dem Tagner Kopf in den Rücken. Dieſer ſchrie auf, wankte einige Schritte zurück und ſtarb gleich darauf. Ludwigshafen, 9. Febr. meſſer einen Stich in die Bruſt, der den ſofor⸗ tigen Tod Hallaneys zur Folge hatte. Zwi⸗ ſchen beiden Familien beſtanden ſchon ſeit längerer Zeit Streitigkeiten. Schwetzingen, 8. Febr. Die Ausſchreibung der Arbeiten für die Entſchlammung des Schwetzinger Schloßgartenweihers hat Sub⸗ miſſionsblüten kraſſeſter Art gezeitigt. Das niedrigſte Angebot wurde laut„Schwetzinger! Ztg.“ von einem Hockenheimer Unternehmen abgegeben, der die Arbeiten zum Preiſe von 15000 Mark übernehmen will. Das höchſte Angebot hat ein Unternehmer aus Mannheim eingereicht; er verlangt rund 52 000 Mark. Dazwiſchen bewegen ſich die in großer Zahl eingegangenen Angebote anderer Unterneh⸗ mer. Die endgültige Entſcheidung und der Zuſchlag der Arbeiten wird vom Finanzmini⸗ ſterium erteilt. N Heidelberg, 9. Febr. Seit dem 23. Oktober 1925 wird ein junger Mann aus Heidelberg vermißt, über deſſen Schickſal ſich die Mutter größte Sorgen macht. Polizeiliche Nachfor⸗ ſchungen blieben bis jetzt vollkommen ergeb⸗ nislos. Es handelt ſich um den am 30. 9. 1907 zu Heidelberg geborenen Willi Benſch, der im Oktober vorigen Jahres ſich nach Waldſee bei Speyer begeben und dann bei der deutſchen Reichsmarine eintreten wollte, wo er ſich gemeldet hatte. Er iſt in Waldſee und bei der Marineſtation nicht eingetroffen und ſeitdem ſpurlos verſchollen. Der junge Mann trug Sporthoſe mit Wickelgamaſchen und Schnürſchuhen, blauen Rock und blaue Strickweſte, keinen Hut und hat eine Größe von 1.60 Meter. Wer von ſeinem mutmaß⸗ lichen Aufenthaltsort oder Schickſal etwas weiß, wird gebeten, der beſorgten Mutter, Heidelberg, Kaiſerſtraße 66 wohnend, Mittei⸗ lung zu machen. Landau, 9. Febr. Wegen Schmuggeln von Kaffee, Schokolade und Zigaretten über die lothringiſch⸗dentſche Grenze wurden von der Gendarmerie Schönau ein Kraftwagenführer und ein Friſeur von Fiſchbach und in Landau in Metzger aus Fiſchbach und andere Perſön⸗ ichkeiten aus Winnpeiler ſeſtgenommen.— in der vorigen Woche wurde ein 18jähriges Mödchen aus Ranſchbach von drei Burſcher überfallen und vergewaltigt. Die rohen Täte⸗ ſind erkannt und zur Anzeige gebracht. Köln, 10. Febr. Geſtern morgen endeckt ein Arbeiter in einer Kiesgrube bei Oſſen. dorf nahe bei Köln ein furchtbares Unglück Er ſah aus einer Kiesgrube einen Kinder arm hervorragen und die ſofort benachrichtigt Feuerwehr grub vier Knaben im Alter von 6—10 Jahren aus den Kiesmaſſen heraus, Die Kinder, die ſeit vorgeſtern nachmittag vermißt wurden, ſind wahrſcheinlich dort beim Spielen durch herabſtürzende Sand⸗ maſſen erſtickt. Wemding, 9. Febr. Das„Wemdinger Wochen⸗ blatt“ erzählt: Nicht wenig erſtaunt waren die Paſſagiere des geſtrigen Morgenzuges von Nörd⸗ lingen nach Wemding, als der Zug kurz vor Feſ⸗ ſenheim auf freier Strecke hielt. Sollte ein Un⸗ glück geſchehen ſein— oder konnte gar der Zug nicht in die Staion einfahren? Doch nein! Der Zugführer wurde in Deiningen vergeſſen und jetzt wurde man erſt gewahr, daß er fehlte. Wal blieb anders übrig, der Zug fuhr nach Deiningen zurück und nahm ſeinen Führer mit. 3 9 Weltſpiegel. Die Arbeitsloſigkeit in Darmſtadt. Darmſtadt, 9. Febr. Nach dem Stande vom 7 Februar waren zu verzeichnen: Unterſtützungs⸗ em! fänger in der Stadt männlich 1693, weiblich 188, zufſammen 1873. In der Vorwoche 1934, im Kreis männlich 2493, weiblich 286, zuſammen 2778. in der Vorwoche 3185, Zuſchlagsempfänger in der Stadt 2428, im Kreis 4377. Es iſt ein ſtarker Rückgang zu verzeichnen, der hauptſächlich auf die Einſtellung von Holzfällern zurückzufüh⸗ ren iſt, dann aber auch auf die Ausſteuerung. i Eine Falſchmunzerbande verhaftet. Wie aus . Noburg gemeldet wird, iſt es der Sonneberger Polizei gelungen, eine Falſchmünzergeſelſchaft verhaften, die in den Leiben lee Jab in zahlreichen Ortſchaften der Umgebung falſche Geldſtücke in Umlauf geſetzt hat. Die Werk⸗ ſtätte der Falſchmünzer wurde in Sonneberg aus⸗ 2 Wet% 0 7 5 50 K 1 Mark-, „un Franken fzücke arkſtücke ſowie 90 0 2⸗ : Verurteilte Naktkulturleute. Das Ober⸗ gericht des ſchweizeriſchen Kantons Thurgau hatte 20 Mitglieder der Loge Eden“ in St. . n. die an einem Sonntag bei einem „Febr. verſuchte ortplatz. Sonntag, den 14. Februar, nachmittags ½¼ 4 Uhr N nddenbof os Cy⸗Vgg. A. 09 (Liga) Vorſpiele: Erſatz⸗Liga 2. Jugend Verbandsſpiel gegen Weinheim. J Verbandsſpiel in Heppenheim. Närriſcher reichem Beſuch ladet ein Kappen abeud im Lokal. (Liga) egen Erſatz⸗Liga 08. Spielanfang ½2 Uhr. 0 Anfang 12 Uhr. 1. Jugend Abfahrt 12.43 O. E. G. Abends 811 Uhr Zu zahl⸗ Der Vorſtand. Zum Pe 8 Sonntag abend gegen? Uhr verſetzte der verheiratete 57 Jahre falt Zimmermann Richard Dieringer auf dem Gange ſeiner Wohnung in der Gellert⸗ ſtraße dem arbeitsloſen 23 Jahre alten Tag⸗ löhner Willi Halaney mit einem Küchen⸗ rſonalkonflikt bei der Reichsbahn. Zum Perſonalkonflikt bei der Reichs⸗ bahn, der ſchon ſeit einiger Zeit die Oeffent⸗ lichkeit beſchäftigt, wird der„Neuen Pfälz. Landeszeitung“ von gut unterrichteter Seite folgender Artikel zugeſandt: S. Der Zuſammenſchluß der deutſchen Staatseiſenbahnen wurde am 1. 4. 1920 Wirk⸗ lichkeit. Die im Artikel 92 der Reichsverfaſ⸗ ſung vorgeſehene Umgeſtaltung der Reichs⸗ bahn in ein ſelbſtändiges wirtſchaftliches Un⸗ ternehmen konnte erſt 1923—24 verwirklicht werden. Durch Notverordnung vom 12. Febr. 1924 wurde die Reichsbahn zu einem Unter⸗ nehmen mit eigener Rechtsperſönlichkeit und eigener Finanzwirtſchaft gemacht, ohne daß jedoch aus dieſer Umbildung bereits die nöti⸗ gen Folgerungen gezogen worden wären. Dieſes Ziel ging dahin, die Aufſicht über die Reichsbahn nach wie vor dem Reiche als Trä⸗ ger der Eiſenbahnhoheit zu belaſſen, dagegen die Leitung des Unternehmens in die Hand eines Vorſtandes und eines aus ſachverſtän⸗ digen Geſchäftsleuten beſtehenden unabhän⸗ gigen Verwaltungsrates zu legen. Die haupt⸗ ſächlich von dem verſtorbenen Großinduſtriel⸗ len Hugo Stinnes propagierte Verprivatiſie⸗ rung der deutſchen Reichsbahn iſt leider auch Wirklichkeit geworden. Aber nicht in ange⸗ ſtrebtem Sinne als Beſitz der Großinduſtrie, ſondern als Reparation. Hierin liegt der Angelpunkt des gegenwärtigen und des zukünftigen Streites und nicht allein bei den Vertretern der deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft. i 1. Fragen wir zunüchſt, welche Auswir⸗ kungen hat im Reparations betrieb oder nach dem Volksempfinden geſprochen, ein Betrieb zur Abtragung von Kriegsentſchädigungen? Die Zweckbeſtimmung ſchon ſagt uns das, daß aus dem Betriebe das Aeußerſt Mögliche herausgepreßt werden ſoll. Das kann natür⸗ licherweiſe auf die in einem ſolchen Betriebe beſchäftigten Menſchen nicht ohne Einfluß bleiben. Der gemeine Zweck ſucht das Ziel zu erreichen und wird in Bedrückung oder bei ſchonendem Verfahren in Bedrängung aus⸗ arten, in moderniſierte Sklavenarbeit oder in ſchlechte, wirtſchaftliche Arbeitsbedingungen. Dieſe Arbeitslage iſt heute ſchon gegeben, aber ſie droht in den ſchlimmeren Zuſtand der Be⸗ drückung allmählich überzugehen. Die Bedeu⸗ tung dieſes Zuſtandes beim größten Betrieb der Welt und die Gefahren, die ſich daraus für unſer Vaterland in der Zukunft entwickeln können, geben zu ſchweren Bedenken Veran⸗ laſſung. 2. Gehen wir zu den Urſachen zurück, zur Reparationsfrage, zur Kriegsentſchädigungs⸗ rage. ö 9 die finanziellen Belaſtungen des Reichs⸗ bahnbetriebs ſind in der Satzung der deut⸗ ſchen Reichsbahngeſellſchaft niedergelegt. Sie belaufen ſich folgendermaßen: a) für eigentliche Reparatkonszwecke ſind zu zahlen: im erſten Jahre nach dem Uebergange des Betriebsrechts 200 Millionen Goldmark, 5 im zweiten Jahre 550 Millionen Gold- mark, 5 im dritten Gold⸗ mark, vom vierten Jahre Goldmark: b) ferner wird ſich nach der Begebung von Vorzugsaktien in Höhe von 2 Milliarden Goldmark für die Vorzugsdividende eine wei⸗ tere jährliche Belaſtung von 140 Millionen Goldmark ergeben. 5 Die jährliche Geſamtbelaſtung wird hler⸗ nach bald die Höhe von 800 Millionen Golg⸗ mark erreichen. Bei Errechnung dieſer Belaſ⸗ tung wurde von den Ueberſchüſſen der deut⸗ ſchen Staatsbahnen von 1910 bis 1913— alſo Jahre 550 Millionen * ab 660 Millionen ben für Neu⸗ und Umbauten früher aus dem Anleiheweſen Deckung gefunden hatten, ſo trifft das heute nicht mehr zu; denn die hier⸗ für erforderlichen Mittel müſſen aus den Be⸗ triebseinnahmen aufgebracht werden. Nach Abzug der für Neu⸗ und Umbauten erforder⸗ lichen Aufwendungen, die mit mindeſtens 200⸗ Millionen Mark zu veranſchlagen ſind, muß ein jährlicher Ueberſchuß von 800 Millioner Mark oder zuſammengenommen eine Milliarde Goldmark aus dem Neichs⸗ bahnbetriebe herausgewirtſchaftet werden. Das iſt eine ſo ungeheure Belaſtung, die nur bei der denkbar größten Wirtſchaftsblüte getragen werden könnte. Nun befindet ſich aber die deutſche Wirtſchaft gerade in der denkbar ſchlechteſten Lage, die dem Reichs⸗ bahnbetriebe nicht nur eine bedeutende Ver⸗ minderung der Einnahmen, ſondern durch teilweiſen Leerlauf erhöhte Betriebsunkoſten verurſachen muß. Die deutſche Reichsbahn⸗ geſellſchaft als Betriebsleiterin des Reichs⸗ bahnbetriebes ſteht damit vor einer ſchwieri⸗ gen Aufgabe, die ſie jedenfalls nach dem dis⸗ her verfolgten Verfahren nicht löſen wird. Die Art und Weiſe, wie ſie die Betriebs⸗ unkoſten durch Einſchröänkung der Perſonal⸗ ausgaben verringern möchte, bringt ſie auf den Weg der Bedrückung ihrer Beamten ind Arbeiter. Auf dieſem Weg wird ihr vom gan⸗ zen deutſchen Volke einſchließlich der deut⸗ ſchen Volksvertretung, der Regierungen des Reiches und der Länder ein warnendes Halt! entgegengerufen. Sie ſtaunt und ſtutzt und— will ihren verhängnisvollen Weg wei⸗ tergehen. Halt! Halt! Halt! Dieſer Weg geht über lebende Menſchen, dieſer Weg führt zur mo⸗ derniſierten Sklavenarbeit. Kann das der eigene Wille einer deut⸗ ſchen Reichsbahngeſellſchaft ſein? Nein! Dos iſt ein fremder Einfluß! Das iſt die zwangsläufige Eutwicklung der Reparationsgeißel. Das ſind Auflagen, die der Betrieb der Reichs bahn nicht tragen kann, weil die Vorausſetzungen für die Berechnung dieſer Auflagen noch nicht gegeben ſind. Die Leiſtungs fähigkeit iſt über⸗ ſchätzt worden; die Auflagen müſſen dieſer angepaßt werden. Das rufen wir den Inte⸗ reſſenten als ehrliche Schuldner zu. Wir wol⸗ len leiften, was wir leiſten können. Aber dos Verlangte können wir nicht leiſten, jetzt nach dieſen Verhältniſſen noch nicht. Deshalb Ge- duld! Geduld! ö 3. Die Zeit für die Erklärung des Nicht⸗ erfüllenkönnens der verlangten Sum⸗ men iſt gekommen, für die Reichsbahngeſell⸗ ſchaft aber ſchon ſeit 1. Januar 1926; denn mit den derzeitigen Einnahmen u. Ausgaben ben kann ſie die verlangten Summen nicht bezahlen. Wenn auch der Weg der Perſonal⸗ bedrückung ſie in den Genuß moderniſierter Sklavenarbeit bringen würde, es würde nicht, ausreichen. Es ſoll dahingeſtellt bleiben, ob dieſer Weg nicht noch weniger einbringt. Un⸗ ter der Kuute ſind noch keine Arbeitskräfte gediehen und keine beſonderen Leiſtungen er⸗ zielt worden. Zwangsmaßnahmen, ſelbſt ver⸗ traglich für Nichterfüllung gewährleiſtete, dürfen von klugen Leuten nicht ergriffen wer⸗ den. Für die Wahrheit unkerer ſchlechten Wirtſchaftslage bürgt allein das Millionen- heer der Arbeitsloſen. Der vielverſprechende und vielbeſprochene Geiſt von Locarno muß bei der deut⸗ ſchen Reichsbahn einkehren. Leiſtungen nach Leiſtungs möglichkeit und nicht nach Paragrapheu. Die Beteiligten am Londoner Abkommen müſſen dieſen Geiſt auch in dieſes Abkommen aufnehmen. Der Wille zur Ver⸗ ſöhnung und nicht zur Bedrückung muß die Völker beherrſchen, dann wird auch Friede vor dem Kriege, bei einem blübenden Wirt⸗ ſchaftsleben, ausgegangen Wenn die Ausga- zwiſchen der deutſchen Reichsbahngeſellſchaf! und dem Reichsbahnperſonal werden. U] ͥxũ 8 —— A — Nen Ausflug im Kanton Thurgau völlig unbe⸗ kleidet„Nacktkultur“ getrieben hatten, zu 40 bis 80 Franken veurteilt, mit der Begrün⸗ dung, daß ihr Gebaren öffentliches Aergernis erregt habe. Der gegen dieſes Urteil einge⸗ legte Rekurs wurde von dem Bundesgericht, als unbgründet verworfen.„ : Ein neues amerikaniſches Rieſenluftſchiſf? Wie die United Preß aus Newyork erfährt, wird zur Zeit in Amerika ein Luftſchiff gebaut, das im⸗ ſtande ſein ſoll, den Atlantiſchen Ozean uz wei Tagen zu überfliegen. Es werde 255 Meter lang ſein und dreimal ſo viel Clas en galten tale die„Shenandoah“. Das Luftſchiff werde den Na⸗ men„Goodyear⸗ Zeppelin!“ erhalten. In Friedenszeiten könne es 100 Paſſagiere aufneh⸗ en und in Kriegszeiten 20 Flugzeuge mit Le⸗ ensmitteln verſehen. 5 Lokales. * Kath. Kaufm. Verein Wie ſchon in der Dienstagnummer bekannt gegeben wurde, findet heute Abend ½9 Uhr im Vereinslokal zum Frelſchütz der erſte Vereinsabend in dieſem Jahre mit Vortrag des Geiſtl. Belrats ſtatf. Der Vortrag wird eine aktuelle Frage behandeln: „Um das Vermögen der Fürſten, Volksentſcheid oder Reichs ſondergericht.“ Im Hinblick auf die Wichtigkeit des Themas wird vollſtändiges Er⸗ ſcheinen der Mitglieder erwartet Beſonders die Jugendablellung möge dieſe Gelegenheit zur Sin⸗ führung in das ſtaats bürgerliche Denken nicht verſäumen. Zwangs⸗Verſteiger Die untenſtehend bezeichneten Grund e, die zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs⸗ vermerks auf den Namen des Adler, Joſef der Jweite, Schreiner in Viernheiß im Grundbuch eingetragen waren, ſolle Mittwoch, den 31. März 1926, nachmittags 2½ Uhr durch das unterzeichnete Gericht im Verſtei⸗ gerungsſaale des Ortsgerichts zu Viernheim ee Vaſten ie Verſteigerung erfolgt im Wege de gehe ee 1 5 15 Der Verſteigerungsvermerk iſt am 20 Auguſt 1925 in das Grundbuch eingetragen worden. Lampertheim, den 15. Januar 1926. Heſſiſches Amtsgericht. Bezeichuung der Grundſtücke. Grundbuch für Viernheim Bo. 1 Blatt 8. 1. Flur 1 Nr. 822 2¾% Grabgarten Gewann Pfarrgaſſe 174 qm, Betrag der Schätzung 200 R.⸗Mk. 2. Flur I Nr. 822 24¾0% Hofreite Gewann daſelbſt 424,5 qm. Betrag der Schü 9 N 9 g der Schätzung Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Erhebung der Hundeſteuer; hler Einführung von Hundemarken. Die Finanzkommiſſion hat in ihrer Sitzung vom 31. Auguſt 1925 die Einführung der Hunde⸗ marken beſchloſſen. Für die berelts angemeldeten Hunde werden die Marken am Freitag, den 12. Februar 1926 nachmittags auf dem Rathauſe— Zimmer 21— ausgegeben. Wir fordern daher alle dlejenigen, die lhre Hunde angemeldet haben, auf, die Marken am genannten Tage bei uns abzuholen. Bei einer demnächſt ſtattfindenden Kontrolle werden ſämtliche Hunde, die nicht am Halsbande oder Maulkorb eine von der Bürgermelſterei aus⸗ gegebene Nummermarke tragen, eingefangen und höchſtens 3 Tage anfbewahrt. Erfolgt eine Ab⸗ holung innerhalb dieſer Friſt durch den Eigentümer nicht, dann werden die Hunde veräußert od. getbtet. Wir empfehlen daher, die Hunde rechtzeitig anzumelden und nicht ohne Nummermarke umher⸗ laufen zu laſſen, damit empfindliche Strafen für Steuerhinterzſehung vermieden werden. Betr.: Deutſche Nothilfe; Vertrieb von Wohl⸗ fahrtsbriefmarken 1926. Wie im letzten Jahre ſo gibt auch dieſes Jahr die Reichspoſt, gemeinſam mit der deutſchen Nothilfe Wohlfahrtsmarken aus, die bis 31. März 1926 gültig ſind. Es werden ausgegeben: 10 Pfg.⸗Marken zum Berkaufspreiſe v. 10 Pfg. 7. 77 J 1 Die Marken ſind ohne Einſchränkung im In⸗ und Auslandsverkehr anſtelle gewöhnlicher Briefmarken verwendbar. Die Erträge ſollen auch in dieſem Jahre in erſter Linie zur ergänzenden Fürſorge und für hilfsbedürftige Kinder verwendet werden. Der Betrieb der Marken erfolgt am Sountag, 111 14. Februar 1926 durch ältere Schul⸗ inder. Alle Teile der Bevölkerung werden auf dieſes Liebeswerk aufmerkſam gemacht und herz⸗ lich gebeten, nach ihren Kräften durch den Kauf der Wohlfahrtsmarken an der Unterſtützung unſerer Notleidenden mitzuhelfen. Viernheim, den 10. Februar 1926. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Sport und Spiel. Lindenhof kommt! Das iſt die Parole aller Fußballer und Sportler und das Tages⸗ geſpräch von Viernheim. Zum erſten Male, ſelt 5 Jahren weilt dieſe rühmlichſt bekannt Oberligaelf in unſeren Mauern und gibt hier ihr Deput. Damals war es, das noch jedem Fuß⸗ baller in Erinnerung ſein werdende Spiel Sport⸗ verein— Lindenhof, das letzterer durch„Hand⸗ elfmeter“, den der damalige Verteidiger Mandel Joſ.(Lehrer), unglücklicher Weiſe verſchuldete, gewonnen hat. Inzwiſchen ſpielte Lindenhof dauernd in der oberen Klaſſe, nachdem ſie zuvor die Kreismelſterſchaft des Neckarkreiſes errungen hat. In den letzten Spielen der Bezirksliga be⸗ ſieglen ſie die ſpielſtarken Darmſtädter auf deſſen eigenem Gelände, konnten 2Zmal gegen den ſüd⸗ deutſchen Meſſter V. f. N. unentſchieden(1: 1 und 2: 1) ſpielen und verbuchten Siege gegen Pirmaſens und Neckarau. Wenn nun Linden⸗ hof heute ſeine beſte und ſtärkſte Mannſchaft hierher ſchlct, ſo aus dem Grunde, um die alte Freundſchaft zu erneuern und weil ſie von früher her einen ſehr großen Anhang haben. Viele der hieſigen Sportler haben noch nicht Dolland, den Mittelſtürmer von 08 ſpielen ſehen, der J. B. in dem Repräſentatloſplel in Frankfurt allein 6 Tore ſchoß, ebenſo muß man den zurzeit beſten Mannheimer Torwart Spahr geſehen haben, wle er tobſichere Tore zunichte macht. Alles infallem, es wird ein Fuß balltreffen geben, wie wir es nur uns gegen B. f. R. erinnern können. Hoffen wir, daß unſere einheimiſche Sigaelf gegen dleſe Mannſchaft ein ehrenvolles Reſultat erztelt und erwarten wir einen ſchönen Kampf(s. 9