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Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausstr.— 9. März 1926 ie Völleerbundstagung. Brianb doch nach Seuf gereiſt. Paris, 7. März. Briand iſt geſtern abend gegen 8 Uhr mit Chamberlain und der polniſchen und ſüdſlawiſchen Delegation nach Genf gereiſt. Vor der Abreiſe erklärte Briand, daß er vor allem aus Höflchkeitsgrün⸗ den nach Genf gehe, um der Beſprechung mit ven deutſchen und engliſchen Miniſtern beizu⸗ wohnen. Aber er habe keinerlei offizielle Miſ⸗ ſton mehr und werde auch der franzöſiſchen Abordnung beim Völkerbundsrat nicht präſi⸗ dieren, vielmehr ginge das Präſidium auf Paul Boncour über. Im letzten Augenblick wurde Senator Pams zum dritten Delegier⸗ ten ernannt. Briand wird am Sonntag abend wieder nach Paris zurückkehren. Man glaubt im allgemeinen in Paris, daß außer Deutſch⸗ lands Aufnahme in den Völkerbund jetzt in Genf keine weiteren Beſchlüſſe gefaßt würden. Chamberlain lehnte es ab, irgendwelche Er⸗ klärungen abzugeben und ſagte nur:„Je we⸗ niger man in dieſem Augenblick auf Fragen anwortet, deſto beſſer iſt es.“ * Die Beſuche der Staatsmänner in Genf. Genf, 8. März. Geſtern vormittag tauſchten verſchiedene Delegationen mit der deutſchen Karten aus, darunter die franzöſiſche, eng⸗ liſche, italieniſche und javaniſche. Eine auf 12 Uhr vormitta angeſetzte Beſprechung zwi⸗ ſchen der deutſchen Delegation und Briand, Chamberlain. Scialoja und Vandervelde wurde mit Rückſicht auf die verſpätete An⸗ kunft Vanderveldes auf 3 Uhr vertagt. In der Zwiſchenzeit fanden Beſprechungen swiſchen Chamberlain, Briand und Scialofja ſtatt. Die erſten Beſprechungen. Genf, 8. März. Geſtern nachmittag 3 Uhr fanden im Hotel„Beau Rivage“. wo Cham⸗ berlain ahgeſtiegen iſt, die erſten Begegnungen des engliſchen Außenminiſters mit dem fran⸗ zöſiſchen Miniſterpräſidenten Briand, dem hel⸗ giſchen Außenminiſter Vandervelde, dem ita⸗ lieniſchen Delegierten Sciaſoja und den deut⸗ ſchen Delegierten Dr. Luther u. Dr. Stre⸗ ſemann ſtatt. Die Unterredung dauerte etwa 3 Stunden, einſchließlich einer halb⸗ stündigen Teevauſe. um 6.35 Uhr nachmittags kamen Briand und Dr. Luther, hinter ihnen Dr. Streſemann mit Seialoig. danach Van⸗ dervelde mit Emile Loroy. die Hoteltrevpen herab in die Halle, mo eine ungeheure Menge Journaliſten die Miniſter erwartete. Nach den üblichen Blitzlichtaufnokmen begaben ſich die Führer der deutſchen Delegation in das Hotel Metrovole. während ſich Chamberlain in das Hotel des Derquues begab, wo er ſo⸗ fort den ſponiſchen Botſchafter Quinones de Leon empfing. Der amtliche Rericht über die Beſprechung. Genf, 8. März. Nach der Unterredung murde ein von den heiden Delegationen ver⸗ einbartes Kommunique ausgegeben, das folgenden Wortlaut hat: Die Vertreter der Staaten, die ſich in Lo⸗ carno zum Abſchluß des Rheinlandpaktes ner⸗ einigten, haben ſich zum Austauſch ihrer Mei⸗ nungen über die ſchwebenden Fragen in Genf verabredet. Sie haben ſich in einer Verſamm⸗ lung zuſammengefunden, in deren Verlauf man nach Mßalichkeit die gegenwärtige Si⸗ tuation aufklärte. Auf dieſen Gedankenaus⸗ tauſch ſoll in einer weiteren Sitzung eine zweite Unterhaltung folgen. Beim Verlaſſen des Hotels erklärte Dr. Luther den ihn bedrängenden Jaurnali⸗ ſten:„Ja marche!“(Es geht voran!) Wie man hört, ſoll ſich der geſtrige Ge⸗ dankenaustauſch im weſentlichen darauf be⸗ ſchränkt haben, daß jede der 5 Delegationen ihren Standpunkt zur Ratsfrage darleate, daß dagegen in der Tat, wie aus dem Kommu⸗ nique auch hervorgeht, noch keinerlei Be⸗ ſchlüſſe gefaßt wurden. Briand, der geſtern abend nach Paris zurückkehrte, ſoll. wie es heißt, erklärt haben, am Dienstag wieder nach Genf zu kommen. Inzwiſchen wird morgen nachmittag die Vollverſammlung mit dem Verfahren der Aufnahme Deutſchlands beginnen, das heißt, ſie wird die zwei Kommiſſionen wählen, von denen die eine ſich mit der Budgetfrage und anderen auch mit der Erhöhung der Kredite für den Neubau des Verſamnilungsgebäudes, und die andere lediglich mit dem deutſchen Aufnahmeantrag befaſſen wird. Die letztge⸗ nannte Kommiſſion wird auch die Aufgabe haben, den den Vertretern der deutſchen Dele⸗ 0 0 vorzulegenden Fragenkomplex aufzu⸗ K Genf, 8. März. Von deutſcher Seite er⸗ fahren wir zu den geſtern nachmittag zwiſchen den Mitgliedern der fünf Großmächte, die den Rheinlandvakt abgeſchloſſen haben, ſtattge⸗ fundenen Beſprechungen noch folgendes: Die ganze Zeitdauer der Verhandlung war ausgefüllt durch eine Diskuſſion über die Kernfrage, die jetzt im Völkerbund aus An⸗ laß des Eintritts Deutſchlands erwogen wird. Von Seiten der anderen am Rheinlandpakt beteiligten Mächte wurde der Standpunkt dargelegt, der ſie veranlaſſe, von der Mög⸗ lichkeit einer Erweiterung des Rates gerade im gegenwärtigen Augenblick Gebrauch zu machen. Von deutſcher Seite wurde dagegen mit aller Entſchiedenheit der Standpunkt ver⸗ treten, der durch die einſtimmige Kundgebung des deutſchen Reichskabinetts und die Rede des Reichskanzlers Dr. Luther in Hamburg bekannt iſt. Dieſer Standpunkt ſteht feſt und an ihm müſſen die Vertreter der deutſchen Re⸗ gierung auch feſthalten. Es läßt ſich daher heute noch nicht ſagen, welche Ausſichten und Möglichkeiten einer Löſung ſich angeſichts der Verſchiedenheit der beiden Standpunkte bieten können. Die Verhandlungen werden ſehr ſach— lich geführt und die maßvolle Darlegung des deutſchen Standpunktes iſt auf der Gegenſeite nicht ohne Eindruck geblieben. Da Briand mit einer raſchen Löſung der Kabinettskriſe zu rechnen ſcheint, beſteht die Möglichkeit, die geſtern begonnenen Verhandlungen bald fort— ſetzen zu können. Obwohl der Termin der nächſten Beſprechung noch nicht feſtgeſetzt iſt. wird in der zweiten Beſprechung eine Löſung geſucht werden. Die am Rheinlandpakt betei⸗ ligten Mächte bilden ja nur einen Ausſchnitt aus dem Völkerbundsrat und ſie ſind allein auch nicht in der Lage, eine endgültige Löſung zu finden. Dieſe muß der Völkerbund ſelbſt ſuchen. Es wird auch von deutſcher Seite eine Fühlungnahme mit denjenigen Mächten ſtatt⸗ finden, die auf Ratsſitze Anſprüche zu erheben ſollen glauben. Die Tatſache, daß die Zahl derjenigen Mächte, die ſich um einen ſtändigen Ratsſitz bewerben, wächſt, zeigt bereits klar, wie es mit dem Verlaſſen des Mächte-Grund⸗ ſatzes, daß nur Großmächte einen ſtändigen Ratsſitz zugeſtanden erhalten haben, ſteht. Das Programm der Tagung wird übrigens durch die Beſprechungen der am Rheinland⸗ pakt intereſſierten Mächte in keiner Weiſe be⸗ rührt. Vertagung der Konferenz? Paris, 8. März. Havas meldet aus Genf, es werde immer wahrſcheinlicher, daß, wenn das Programm der offiziellen Sitzung des Rates nich' geändert werde— und das würde nicht der Fall ſein—, die nebenher gehenden Verhandlun— gen, insbeſondere betreffend die Erweiterung des Rates, vorläufig aufgehoben werden würden. Das ſei die in den Kreiſen des Völkerbundes an— geblich vorherrſchende Anſicht. Briand würde die auswärtige Politik Frankreichs nicht feſtlegen können und deshalb trügen die geſtrigen Beſpre— chungen keinen anderen Charakter als den eines allgemeinen Meinungsaustauſches ohne ſofor⸗ tige praktiſche Schlußfolgerungen. Mehrere Pa⸗ riſer Blätter berichten übereinſtimmend aus Genf, daß die Frage einer Erweiterung des Ra⸗ tes vorausſichtlich vertagt wird, da Briand jede Bindung für Frankreich ablehnen wird. Auch der„Temps“ ſpricht von dieſer Möglichkeit, be⸗ tont aber andererſeits, daß der Gedanke einer Vertagung zahlreiche Gegner habe. Zum Rücktritt Briands. Die entſcheidende Kammerſitzung. Paris, 6. März. Die Zurückſtellung des Artikels über die Zahlungsſteuer bei der Beratung in der Kammer erfolgte mit 274 gegen 221 Stimmen. Nach der Verleſung des Abſtimmreſultats verließ Briand ohne weitere Erklärung mit den Miniſtern den Sitzungsſaal. In einem Nebenſaal verſam⸗ melte ſich das geſamte Kabinett und redigiert das Demiſſionsſchreiben. Dann begab ſich bie Regierung nach dem Elyſee, um dem Staats⸗ präſidenten Doumer die Demiſſion zu über⸗ reichen. Um die Nachfolge Briands. Paris, 8. März. Nach den letzten hier vor⸗ lingenden Meldungen hat Caillaux immer noch die meiſten Ausſichten, mit der Kabinetts⸗ bildung betraut zu werden. Als weitere Kan⸗ didaten kehren die aus früheren Zeiten be⸗ kannten Namen wieder: de Monzie, Re⸗ nould, Laval, Peret und Poincare deſſen Namen angeblich in den Wandelgän⸗ gen des Senats mit großer Beharrlichkeit ge⸗ nannt wurde. Einige Politiker ſollen ſich ſo⸗ gar für eine Beteiligung Briands und Her⸗ riots an einem Kabinett Poincare einſetzen. In der Geſamtpreſſe des Linksblocks befür⸗ wortet man ein neues Kabinett Briand. Je⸗ denfalls werden die Beſprechungen über die Nachfolge Briands erſt nach deſſen Rückkehr aus Genf mit Doumergue beginnen. Briand iſt mit Doumergue in Dijon zuſammengetrof⸗ fen. Im Falle einer Regierungsbildung durch Caillaux würde dieſer das Finanzminiſterium übernehmen, während Briand das Außenmi⸗ niſterium behalten würde. Bei der Schnellig⸗ keit, mit der Caillaux ſeine Entſchlüſſe zu faſſen pflegt, könnte in dieſem Falle das neue Kabinett bereits morgen oder übermorgen gebildet ſein. Ueber die vielbemerkte Briands mit Caillaur kale„Volonté“ erfahren haben, daß Briand mit Caillaur oder umgekehrt das Kabinett bilden. gemeinſam das von Briand geförderte Werk fortſetzen und die finanzielle Sanierung Frankreichs durchſetzen können, mit der Briand begonnen hat. Das Blatt glaubt aus der Tatſache, daß Caillaux als einziger Par⸗ lamentarier von Briand empfangen worden iſt, eine Löſung der Kriſe in dieſer Richtung vermuten zu können.— Der Quotidien“ mel⸗ det aus Lvon, Herriot habe zum Sturz des Kabinetts Briand erklärt, wenn er geahnt hätte, daß die Dinge in der Kammer eine der- artige Wendung nehmen könnten, würde er Paris nicht verlaſſen haben und auf ſeine Po— ſten geblieben ſein, bis die fehlenden 53 Stim⸗ men zuſammengebracht worden wären. Dr. Wirth über Gegenwartsfragen. Mannheim, 7. März. Im überfüllten Nibe- lungenſaal ſprach heute auf Einladung der Orts— gruppe Mannheim der Deutſchen Zentrumspartei der frühere Reichskanzler Dr. Wirth vor Tau- ſenden von Zuhörern. Einleitend ſagte er, das Wort„Maſſe“, deſſen Inbegriff von den frühe— ren Fürſten oft mit Verächtlichkeit behandelt wurde, ſei immerhin in ſeiner Bedeutung nicht zu unterſchätzen. Es werde ſich zeigen, daß es auf die Maſſe bei der bevorſtehenden Entſchei— dung über die Abfindung der Fürſtenhäuſer ſehr wohl ankomme. Der Redner legte Stellung zum Zentrum dar, aus deſſen Reichs- tagsfraktion er bekanntlich vor einiger Zeit aus— getreten iſt. Er entwickelte zunächſt den Begriff reaktionäre und fortſchrittliche Kräfte, um dann zu betonen, daß die deutſche Republik ſo ſein werde, wie ſie von den Republikanern gewollt werde. Die Parteien ſeien dabei das Inſtrument zur Erzielung des Fortſchritts. Eine Partei, die nicht das Dichterwort„Stirb und werde“ verwirkliche, ſei nicht wert, mitzuarbeiten am ſozialen Fort⸗ ſchritt. Dr. Wirth ſagte hang: ehrlich und mit Treue gedient habe und ſo auch weiter dienen werde. Es gilt aber auch für die anderen Parteien, nämlich die links- und rechts- politiſch gerichteten Kräfte. Ich möchte nicht einer Partei angehören, die nur auf dem Boden der Verfaſſung ſteht, ſondern ich möchte eine Partei vor mir ſehen, der ich ſelbſt treu dienen könnte. In ir muß der große Gedanke der Erneuerung Wurzel ge'nßt haben. Das Pendel der Deutſchen Zentrumspartei darf dabei aber weder nach links noch nach rechts ausſchlagen, wie dies dem Zen⸗ trum oſc zum Vorwurf gemacht worden iſt. Eine ſolche Tendenz könnte nicht mein Ideal ſein. Dr. Wirth ſagte weiter, es gelte, um die großen ſo⸗ zialen und politiſchen Probleme der Gegenwart in Angriff zu nehmen, am Alten zu rütteln, da⸗ ini: man merke, daß neue Aufgaben vor uns ſtehen. Sie anzugreifen, ſei die Pflicht aller deutſchen Staatsbürger, insbeſondere aber der ſozialpolitiſch gerichteten deutſchen Katholiken. Redner betonte dann, er wolle die deutſche Re- publik, in der ſich der ſozial und religiös geſinnte Menſch wohlfühlen könne. Die Ausführungen, die der Altreichskanzler an dieſes Bekenntnis knüpfte, geſtalteten ſich zu einer Abrechnung mit den Rechtsparteien und der Sozialdemokratie. Er⸗ ſtere hätten neben„national“ auch das Wort „liberal“ auf ihre Fahne geſchrieben. In Wirk⸗ lichkeit aber ſei von Liberalismus nichts zu mer⸗ ken, wohl aber habe man dort den Dienſt am Materiellen zur Gottheit erhoben. Die Sozialde⸗ mokratie habe durch wiederholtes abwegiges Ver⸗ halten dazu beigetragen, daß die deutſche Repu⸗ blik in den letzten anderthalb Jahren innerpoli⸗ tiſch drei große Schlachten verloren habe. Er habe ſich deshalb die Aufgabe geſtellt, in allen republi⸗ kaniſchen Lagern diejenigen Männer aufzurüt⸗ teln, die willens ſeien, gemeinſam die großen Aufgaben der Gegenwart zu löſen. Uebergehend zum Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund erörterte Dr. Wirth die Politik der vorausgegangenen Jahre, die ſchließlich in ihren weiteren Auswirkungen zu dieſem Schritt geführt habe. Er bemerkte, daß die rechtsgerich⸗ teten Parteien, die beiſpielsweiſe unter ſeiner Kanzlerſchaft ſich gegen die Verſtändigungspolitit wandten, unter dem Zwang der Verhältniſſe zu einem großen Teil ihr zuſtimmen mußten. Der deutſchen Völkerbund⸗Delegation wünſchte er zu ihrer ſchweren Aufgabe den beſten Erfolg. Unterredung will die radi⸗ dann ſeine. in dieſem Zuſammen⸗ „Dies gilt auch für meine Partei, der ich Kritiſche Gedanken zum Volksbegehreu.? In der Zeit vom 4.—17. März liegen laut amtlicher Bekanntmachung die Liſten auf für das Volksbegehren, nach dem die ehemals re⸗ gierenden Fürſten entſchädigungslos enteig⸗ net werden ſollen. Da gilt es für jeden An⸗ hänger des Zentrumsgedankens einen klaren Kopf zu behalten und ſich nicht durch Schlag⸗ worte betören zu laſſen. Dieſe Gefahr beſteht und deshalb ſei es geſtattet, einige Gedanken hier folgen zu laſſen, die geeignet erſcheinen, die ſchwerwiegenden Fragen von verſchiede— nen Seiten zu beleuchten. Es iſt zweifellos richtig, ſo ſchreibt die „Neue Pfälz. Landesztg.“, daß ein Teil der deutſchen Fürſtenhäuſer dem jetzigen Vorha⸗ ben der ſozialiſtiſchen Parteien Vorſchub ge⸗ leiſtet hat. indem ſie in früheren Zeiten ganz ähnliche Maßnahmen anderen, im Kampfe überwundenen Fürſten gegenüber ergriffen. Es wird dabei erinnert an das Vorgehen der, Hohenzollern, geführt von Bismarck, nach dem Kriege von 1866, wobei der König von Han⸗ nover von den Hohenzollern auch entſchädi⸗ gungslos enteignet, das heißt, abgeſetzt wor⸗ den ſei. Wer tiefer blickt. den kann dieſer Hin⸗ weis auf das früßere Verhalten der Hohen- zollern anderen Fürſten gegenüber nicht in Verwirrung bringen. Haben nun die Hoheu⸗ zollern für dieſes ihr Unrecht nicht ſchwer ge⸗ büßt? Gerechtigkeit iſt die Grundlage der Staaten und die beſte Gewähr für ihre Exi⸗ ſtenz. Damit ſoll nicht geſaat ſein, daß die zum Teil maßloſen Entſchädigungsforderungen bewilligt werden ſollen. ſind auch der Anſicht. daß eine gründliche Unterſuchung ſtattfinden muß über die Frage:„Was iſt Privateigentum der Fürſten und was Staats⸗ eigentum? Zudem iſt nicht einzuſeben, daß nicht auch die Fürſten mit ihrem Privatver⸗ mögen ihren Teil mittragen Folgen der Infſation, die weite Kreiſe unſe⸗ res Volkes, ja ich möchte ſagen, gerade den wertvollſten Teil, den kleinen Mittelſtand, be⸗ troffen hat. Die ungezählten fleißigen Spa⸗ rer. die ihre letzten Sparpfennige in Kriegs⸗ anleihe opferten, die vielen Kleinrentner, die finanstechniſch zu wenig„geriſſen“ waren, um die Schäden der Inflation von ſich abzuwen⸗ den. wurden ſchuldlos in Armut geſtoßen, ſie mußten opfern für die Allgemeinheit und auch der beſte Wille konnte hei der Aufwertung das offenbare Unrecht nicht völlig gut machen Deshalb erſcheint es nur billig und gerecht, wenn die Inflation auch an den Fürſtenver⸗ mögen nicht ſpurlos vorübergeht. Es erhält ſich zudem hartnäckig im deut⸗ ſchen Volk das Gerücht von Rieſenſummen. die bei der Flucht 1018 durch deutſche Fürſten ins Ausland geſchafft worden ſeien. Ob und bis zu welchem Grade das zutrifft, darüber hat aher das deutſche Voff heute keine der Wahrßheit entſprechende Aufklärung. Kein denttſcher Staatsbürger hat auch nur an⸗ nähernd eine wahrheitsgetreue Vorſtellung Wir von dem derzeitigen Vermögensſtande der in⸗ Frage kommenden Fürſten. Ganz ahgeſeben von dieſen Schwieriokeiten. die von der All⸗ gemeinheit gewöhnlich überſehen werden. wäre aber gerade dieſe Kenntnis die Grund⸗ vorausſetzung dafür, daß ſich die Abſtimmen⸗ den ein wirklich der Gerechtiakeit entſprechen⸗ des Urteil bilden könnten. Eine unerlößliche Varbedinaung für den Nolksentſcheid wäre es alſo geweſen, daß vorher alle die oben er⸗ wähnten Fragen einwandfrei unterſucht und das Ergebnis dem deutſchen Valke zur Kennt⸗ nis gebracht worden wären. Das iſt aber nicht geſchehen und ſo kommt es daß die deut⸗ ſche Oeffentlichkeit nun über Dinge entſchet⸗ den ſoll, über die die meiſten überhaupt nicht. ſehr viele aber nur einſeitia, varteivolitiſch, unterrichtet ſind. Bei dieſer Sachlage das Volk zur Entſcheidung aufrufen über die Frage der Fürſtenabfindung bedeutet demnach nichts anderes. als von einem Gerichtshofe ein Ur⸗ teil erbitten in einem Prozeß. deſſen Akten dem Gerichtshof gar nicht»ugänglich find. Daß ein ſolcher Gerichtshof kein objektives, gerechtes Urteil fällen kann, muß jedem ein⸗ leuchten: deshalb kann auch das deutſche Volk heute bei der mangelhaften Klärung der in Frage ſtehenden Dinge ſelbſt beim beſten Willen kein gerechtes Urteil fällen: deshalb iſt der Weg des Volksentſcheids von vornherein verfehlt. 535 Damit iſt für jeden überzeugten Anhön⸗ ger des Zentrums ſeine Haltung bei der be vorſtehenden Ahſtimmung vorgezeichnet: wollen uns nicht mitſchuldig mache an dem Zuſtandekommen eines Urteils, daz mit Beſtimmtheit ſchon beute als Fehlurte bezeichnet werden muß. und bleiben deshalt von dee Einzeichnung in die aufliegenden Li⸗ ſten ern. a ſollen an den (Siernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bel Wiederholung 1 0 1 ä e „ 8 Es iſt deshalb zu begrüßen, daß in dieſen Tugen auch die Zentrumsfraktion des deut⸗ n Reichstages die Zentrumswähler auf⸗ orderte, ihre Stimmen nicht in die Liſten für das Volksbegehren einzuzeichnen. Damit ha⸗ ben unſer berufenen politiſchen Führer ſicher nach reiflicher Ueberlegung uns die Marſch⸗ route vorgezeichnet. Zu dieſem Aufruf ent⸗ ſchloß ſich die Zentrumsfraktion unter Berück⸗ ſichtigung der oben dargelegten Schwierigkei⸗ ten, denn der Aufruf ſagt:„Die vermögens⸗ rechtliche Auseinanderſetzung mit den Fürſten⸗ häuſern eignet ſich wegen damit verbundenen verwickelten Fragen nicht für den Volksent⸗ ſcheid.“ Damit ſoll jedoch durchaus nicht ge⸗ ſagt ſein, daß die Zentrumspartei geneigt u. gewillt ſei, bei der Abfindung der Fürſten die⸗ ſen Zugeſtändniſſe zu machen, die dem natür⸗ lichen Rechtsempfinden und der allgemeinen Notlage des deutſchen Volkes nicht entſpre⸗ chen. Dieſe Frage iſt zudem auch von außen⸗ politiſcher Bedeutung; das Reparationspro blem hängt auf innigſte damit zuſammen. Von einer deutſchen Republik, die heute den ehema⸗ ligen Fürſten ungezählte Millionen als Ab⸗ findung zahlen würde, würde das Ausland bezw. die einſtigen Kriegsgegner, nicht zu Un⸗ recht entſprechende Summer als Reparations⸗ leiſtung verlangen. Das Zentrum einem eigenen Gerichtshof Nun iſt ja zweifellos richtig, daß das Ver— trauen weiter Kreiſe des Volkes in die Objek⸗ tivitö: der deutſchen Gerichte durch verſchie⸗ will die Fürſtenabfindung überantworten. dene Fehlurteile(Hitlervrozeß, Beleidigungs⸗ prozeß des Kardinals Faulhaber) erſchüttert wurde. Hier erwächſt für die Zentrumsfrak⸗ tion eine große Verantwortung: die Zuſam⸗ menſetzung dieſes Gerichtshofes muß derart geregelt werden, daß die Lebensintereſſen des Volkes keinen Schaden leiden. Die Zentrums— fraktion wird ſich dieſer großen Verantwor- tung der Allgemeinheit gegenüber auch in Zu⸗ kunft ſtets bewußt ſein, dieſes Vertrauen brin⸗ gen ihr die Anhänger des Zentrumsgedan— kens uneingeſchränkt entgegen. Und wir müſ⸗ ſen der Parteileitung Dank wiſſen, für ihre Haltung, denn ſie hat damit eine große Ver— antwortung von dem Gewiſſen ihrer Anhän⸗ ger auf das eigene Gewiſſen übernommen. Deshalb gilt für die Zentrumswähler die Pa— role: Zu Hauſe bleiben! Zu der Frage des Volksbegehrens ſchreibt die Frankfurter Zentrumszeitung, das Organ des Reichstagsabgeordneten Prof. Deſſauer, die„Rhein⸗Mainiſche Volkszeitung“(Nr. 52) u. a. folgendes: „Das iſt alſo jetzt die Frage: ſoll man ſich in die aufgelegten Liſten eintragen oder nicht? Wir raten und empfehlen: Nein. Hier unſere Gründe: Wer ſich in die Liſten einträgt, ſtimmt defür, daß der ſozdemekommuniſtiſche Antrag dem Reichstag vorgelegt und, da er dort beſtimeit nicht durchgeht. zum Volksent⸗ ſcheid geſtellt wird. Die materlelle Frage, ob der Antrag auf entſchädigungsloſe Enteig⸗ nung der früheren Fürſten mit der Reichsver— faſſung und dem Sittengeſetz zu vereinbaren iſt, ſoll hier gar nicht angeſchnitten werden. Adam Röder hat darüber früher und heute in dieſer Zeitung Vortreffliches geſagt. Es ſoll hier auch nicht die politiſche Frage in den Vordergrund gerückt werden, b es politiſch zweckmäßig und ausſichtsreich iſt, ſich dieſem Schritte anzuſchließen. Es mag vielen, denen die Not der Zeit bis zum Halſe geſtiegen iſt ſtimmungsmäßig naheliegen, mit der Eintra⸗ gung in die Liſte ihren Proteſt gegen die maß⸗ loſen Norderungen der Fürſten zu Protokoll ———— 4 . zu geben. Der ſeiner Verantwortung bewußte Polititer hat nicht nach ſolchen Stimmungen, ſondern nach der realen Möglichkeit des Er⸗ folges zu fragen. Die vorgeſchriebenen vier Millionen Eintragungen für das Volksbegeh⸗ ren kommen beſtimmt zuſammen. Daran iſt nicht zu zweifeln. Aber damit iſt noch gar nichts erreicht. Die entſcheidende Frage iſt vielmehr, ob der na) dem Volksbegehren, notwendig kommende Volksentſcheid Ausſicht auf Erfolg hat. Theoretiſch iſt dazu nur eine Stimme mehr als die Hälfte von 20 Millionen erforderlich. In der Praxis aber wird es kei⸗ nem Gegner des Volksentſcheides einfallen, durch Abgabe ſeiner Stimme gegen den Ent⸗ wurf die geſetzlich vorgeſchriebene Wahlbetei⸗ ligung von 20 Millionen zu ermöglichen. Die Gegner werden zu Hauſe bleiben und über⸗ haupt nicht abſtimmen, und die Anhänger des Entwurfs werden die 20 Millionen Stimmen aus eigener Kraft aufbringen müſſen. Einen ſolchen Erfolg halten wir auch dann für aus⸗ geſchloſſen, wenn, wie zu erwarten iſt, viele ö Anhänger der Rechtsparteien ihrer Partei⸗ parole nicht folgen. Der Volksentſcheid wird alſo mit einem Mißerfolg enden. Wenn ſo der letzte Schritt ausſichtslos iſt, dann iſt es nicht vernünftig, den erſten zu tun.“ Deutſcher Reichstag. Berlin, 8. März. Locarno gekämpft, Im Reichstag wurde zunächſt die Einzel⸗ den beratung über Reichswehretat zu Ende geführt. Das Haus nahm nur noch f einige Abſtimmungen vor die die Annahme des Etats nach den Ausſchußanträgen erga⸗ ben, und begann dann die Beratung des Etats der Marine. Abg. Hünlich Soz.) berich⸗ tete über die Ausſchußverhandlungen. Danach den durchweg hat der Haushaltsausſchuß auch Ausgaben über den Marine⸗Etat Abſtriche vorgenommen. Allerdings hat der bei Ausſchuß der Neuanforderung von zwei klei, nen Kreuzern, ſechs großen und einem klei⸗ nen Torpedoboot zugeſtimmt. Es liegen wei⸗ tere ſozdem. Anträge vor, die ſämtliche für die Schiffsneubauten in Ausſicht genommene Summen abgeſtrichen wiſſen wollen. Abg. Kuhnt(Soz.) wandte ſich ſcharf! gegen das ſeiner Anſicht nach parteiiſche Ein⸗ greifen des Reichswehrminiſteriums in die Verhandlungen des Unterſuchungsausſchuſſes ö rung habe ſich ſtets bemüht, über die Vorgänge in der Marine während des Weltkrieges. Die Entſendung des in der Affäre der Liebknechtmörder kompromitierten Korvettenkapitäns Canaris ſei eine Provoka⸗ tion des Ausſchuſſes geweſen. Der Redner ſprach den Verdacht aus, daß aktive Marine⸗ offiziere mit republikfeindlichen eine private Marineſchule, auch Elementen in Verbindung ſtünden. In Potsdam 10 gierung auffordert, entſchieden dagegen ein⸗ werde be⸗ hauptet, daß in Wilhelmshaven heimlich Frei⸗ willige ausgebildet werden. Von Sparſamkeit ſei bei der Marine keine Rede. zige Marine habe allein in der Zentralver⸗ Unſere win⸗ waltung etwa 100 Offiziere und über 300 Be⸗ amte. Der Redner lehnte namens ſeiner Par⸗ tei die Mittel für die beiden Kreuzer und? Torpedoboote ab, da ſolche koſtſpielige Neu⸗ bauten unverantwortlich wo Millionen Menſchen hungerten und Hun⸗ derttauſende unwürdig wohnten. Als Schutz unſerer Küſte und Kauffahrteiſchiffe bräuchten wir keine Kriegsflotte. Abg. Treviranus(Intl.) wies da⸗ rauf hin, daß die Schiffsneubauten 18 000 Arbeitern Erwerbsmöalichkeit böten und auch e von denfreien Gewerkſchaften in den Haſen⸗. ſtädten gefordert würden. Der Redner verſucht zum Schluß, den von dem ſozdem. Redner an⸗ gegriffenen Korvettenkapitän Canaris in Schutz zu nehmen. Abg. Brünighaus(D. Vp.) erinnerte daran, daß Polen in letzter Zeit die größten Anſtrengungen mache, ſich eine Flotte zu ſchaffen. Von franzöſiſcher Seite würden dieſe Bemühungen eifrig unterſtützt. 12 der neueſten Torpedoboote würden jetzt an Polen abgege⸗ ben. Der Redner wandte ſich gegen die So⸗ Zialdemokratie, die nicht nur nicht die Mittel für die Neubauten, ſondern auch für die Vol⸗ lendung der bereits angefangenen Bauten ablehnt. Die Sozialdemokraten wollten da⸗ mit aroße Werte einfach verkommen laſſen. ö Ein kommuniſtiſcher Redner lehnte die ge⸗ ford en Neubauten, wie überhaupt den gan⸗ zen Marineetat, ab. Reichswehrminiſter Geß ler ſetzte ſich mit verſchiedenen Fragen auseinander, die im Laufe der Debatte zum Marineetat ange⸗ ſchnitten worden waren. Er erklärte hierbei, die Regierung betreibe eine abſolut friedliche Politik. Es wäre Wahnſinn, eine andere Po⸗ litik zu betreiben. Sie hält ſich aber für ver⸗ pflichtet, alles zu tun, um zu verhindern, daß unſere Heimat Kriegsſchauplatz und Etappe für fremde Heere werde. Darum haben wir in daß ein ſo entwaffnetes Land nicht in den Kampf großer imperialiſti⸗ ſcher Mächte hineingezogen werden darf. Da⸗ rum gehe unſer Bemühen dahin, uns wenig⸗ ſtens ſo ſtark zu halten, daß wir die Neutrali⸗ tät wahren könnten. Wir haben die Verpfich⸗ tung, unſere ganze Kraft hierfür einzuſetzen. Es iſt eine Frage, ob eine Macht, die in einen Krieg verwickelt iſt, ſich noch mit Deutſchland einlaſſen werde.(Hört! hört! links.) Der Mi⸗ niſter befürwortete die Neubauten in der Ma⸗ rine. Der Reichstag werde ſich entſchließen müſſen, ob er das von der Entente zugeſtan⸗ dene Maß maritimer Stärke durchhalten will. Er bezeichnete dies als eine vaterländiſche Pflicht. Daraus ergebe ſich die Erfordernis regelmäßiger Erſatzbauten. Man könne mit der Beurteilung der Mirne im Reichstag durch⸗ aus zufrieden ſein. Zum Schluß wandte ſich der Miniſter gegen die kommuniſtiſche Hetze. Er warnte die Kommuniſten und forderte ſie auf, ihre Haltung preiszugeben. Die Regie⸗ das Heer aus dem politiſchen Kampf herauszuhalten. Soll⸗ ten aber Angriffe auf die ſtaatliche Ordnung erfolgen, ſo müſſe ſie ſich dagegen wehren. ö Der Haushalt der Marine wurde in zwei⸗ ter Leſung angenommen. Damit iſt der Haus⸗ halt des Reichswehrminiſteriums erledigt. Das Haus beſchäftigte ſich darauf mit dem Antrage der Kommuniſten, der die Re⸗ zuſchreiten, wenn von Behörden verſucht werde, das Volksbegehren zur Enteignung der Fürſten zu ſabotieren. Nachdem Reichsinnenminiſter Külz von den Maßnahmen der Regierung, die darauf hiauslaufen, rens durch amtliche Stellen zu Kenntnis gegeben hatte, verhindern, entwickelte ſich eine f längere, unweſentliche Debatte, die ſchließlich jede Sabotage des Volksbegeh⸗ E Amtsantritt Dr. Haslindes. Der Reichs. miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft, 1 Haslinde, der mehrere Wochen krank war, iſt wie wir von unterrichteter 1 0 erfahren, wie⸗ der in Berlin eingetroffen. Er wird am Mon⸗ tag ſeine Amtsgeſchäfte wieder aufnehmen und bereits am Mittwoch im Hauptausſchuß den Etat für Ernährung und Landwirtſchaft vertreten. e Dr, Wirth fährt nach Rußland. Wie aus parlamentariſchen Kreiſen berichtet wird, wird der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth in den nächſten 5999 eine Reiſe nach Rußland antre⸗ ten, von kderſer vorausſichtlich erſt nach Oſtern zurückkehren wird. — Schiele Vorſitzender der Deutſchnationalen? Wie aus parlamentariſchen Kreiſen verlautet, wurde in der Fraktionsſitzung der deutſchnatio⸗ nalen Reichstagsfraktion mit allen gegen vier Stimmen beſchloſſen, der Parteileitung die Wahl 1 des Miniſters a. D. Schiele zum Parteivor⸗ ſitzenben zu empfehlen. Die Wahl erfolgt auf der Parteivertretung der Deutſchnationalen Volks⸗ partei am 24. März. — Zum Fürſtenkompromiß. Bekanntlich iſt kurz vor der Abreiſe der deutſchen Delegation nach Genf in einer Beſprechung mit den Vertre⸗ tern der Regierungsparteien über die ſtrittigen Bunkte in dem Kompromißentwurf für die Für⸗ ftenabfindung zuſtandegekommen. tun) e richt in einer öffentlichen Erklärung, nach⸗ dem die demokratiſche Reichstagsfraktion dem Kompromiß zugeſtimmt hat, die Erwartung aus, „daß die Parteifreunde ſich am Volksbegehren nicht beteiligen, das angeſichts der Unſicherheit terung nur dann zu empfehlen war, wenn eine annehmbare parlamentariſche Regelung nicht er⸗ reicht wurde“. Von den übrigen Regierungspar⸗ Parteiinſtanzen ihren Standpunkt feſtgelegt ha⸗ ben. Von deutſchnationaler Seite wird mitge⸗ teilt,„daß die Kompromißvorſchläge der Regie⸗ frungsparteien mit den deutſchnationalen Grund⸗ ätzen unvereinbar aus nicht annehmbar ſeien“. U Dr. Reinhold über die Wirtſchaftskriſe. Berlin, 6. März. Einem Vertreter des„B. T.“ gegenüber äußerte ſich der Reichsfinanzmini⸗ ſſter Dr. Reinhold über die Ueberwindung der Wirtſchaftskriſe durch den von ihm bekannt gegebenen Sseuerſenkungsplan. Der Miniſter erklärte, die Wirtſchaftskriſe ſei, wenn nicht alle Anzeichen trügten, auf dem toten Punkt ange⸗ langt oder habe ihn überſchritten. Die Arbeits⸗ loſigkeit werde noch lange Zeit als ſchwerer Alp auf der deutſchen inneren und Wirtſchaftspolitil laſten. Aber der Reibungsprozeß ſcheine ſoweit vorgeſchritten, daß mit der teils durchgeführten, teils geplanten Rationaliſierung der Wirtſchaft eine geſunde Grundlage für eine allmähliche Er⸗ holung geſchaffen ſei. Die Löſung des Prob⸗ lems der Realſteuern könne nur im Zuſammen⸗ hang mit dem neuen Finanzausgleich erfolgen, der im Sommer in Angriff genommen werden müſſe und deſſen Hauptſtück die Hebung der finanziellen Selbſtverantwortlichkeit der Länder und Gemeinden ſein werde. Zum Schluß er⸗ klärte der Miniſter:„Wir werden, wenn wir an den Geldmarkt appellieren, eine Anleihe nur für wirklich werbende Zwecke aufnehmen. Ob wir zur Aufnahme einer Anleihe ſchon im lau⸗ fenden Jahre ſchreiten, ſteht noch dahin, vor⸗ läufig iſt ein Anlaß dazu nicht vorhanden. ſtarke Steuerbelaſtung, eine grundſätzliche Vereinbarung Die Demokratiſche Parteilei⸗ des Ausganges und der Bedenken ſeiner Formu⸗ teien iſt eine parteioffiziöſe Stellungnahme erſt zu erwarten, wenn die Reichstagsfraktion und die und vom Rechtsſtandpunkt 5 ſeien in einer Zeit, den kommuniſtiſchen etwas ermäßigt, kiſchen angenommen wurde. 4 Uhr. 1 ee eee eee eee, Fer er Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) 25. Fortſetzung.) „Profeſſor Ehlers ſtieß ſeinen Stuhl zu⸗ rück und taſtete nach der Hand ſeiner Tochter. „Gib mir deinen Arm.“ bat er.„Mir iſt ſchwindlig, alles verſchwimmt vor meinen Augen. Ich ſehe nichts klar.“ 5 Henty Dubois wollte ihn von der ande— ren Seite ſtützen. aber Ehlers wies ſeine Hand heftig zurück. „Sei barmherzig, geh. beſorge uns eine Droſchke,“ bat Monika. Mit einem ungeduldi⸗ gen Seufzer tat er ihr den Willen. Nach kurzer Zeit kam er zurück. Die Droſchke hält vor der Einfahrt. Herr Profeſ⸗ ſor, bitte, nehmen Sie meinen Arm. Seien Sie doch verſtändiga.“ „Errege ihn nicht noch mehr. Gib dem Kellner ein Trinkgeld, der wird ihn führen.“ Der ſchwarsbefrackte Iünalina. dem Henry eine Mark in die Hand drückte, gern zu dem Dienſt bereit. Der Profeſſor fappte unßccher ſchwankend wie ein Blinder. Schwer ſtützte er ſich auf den Arm des Kellners. „Monika, morgen vormittag komme ich zu dir. Wir müſſen uns ſprechen,“ bat Henry leiſe. Er ging auf Monikas anderer Seite. „Wenn ſch kann. will ich dich in unſerer Ponſion allein empfangen und mit dir reden, verſprach ſie haſtig. „O, ſieh nur, ſieh. wie unſicher er geht. Mein armer Vater! An dieſem Anfall ſind wir ſchuld.“ Henry Dubois verſchluckte die Antwort, die auf ſeiner Zuge lag. Den Blick rückwärts wendend, ſtreifte er ironiſch das hohe, bis auf den letzten Tropfen geleerte Glas Abſynth! Er begleitete Monika bis an den Aus⸗ war leiſe aus ſeinen Gedanken heraus vor ſich hin. gang, an dem die Droſchke wartete. Der Kelk⸗ ner hob und ſchob den Kranken in den Wagen. Monika nahm neben ihm Platz. Sie erwiderte Henrys Gruß kaum, denn ſie war ganz damit beſchäftigt, dem Vater alles möglichſt bequem zurechtzurücken. Als die Droſchke ſeinen Blicken entſchwun⸗ den war, ging Henry Dubois in den Ausſtel⸗ lungspark zurück. Auf ſeiner Stirn lag eine böſe, ſenkrechte Falte, in ſeinen Augen ein finſterer Ernſt! „Als Göttin habe ich ſie gemalt,“ ſagte er „Das war verkehrt. Als Märtyrerin am Kreuz hätte ich ſie malen ſollen. An einem Kreuz hängend, an das ſie ſich ſelbſt geſchlagen hat aus Fanatismus und wahnſinniger Selbſt⸗ aufovferung——“ Eine wunderbare Viſion tauchte vor ihm auf. Er ſah nichts mehr von den um ihn ber⸗ umſchwirrenden Menſchen, hörte keinen Ton der lockenden Walzermelodien... Nichts ſah er wie ein hohes ſchwarzes Kreuz, an dem ein zarter, durch Askeſe abgezehrter weiblicher Körper hin. Jede Sehne, jedes Spiel der aus⸗ einandergezerrten Muskeln war deutlich ſicht⸗ bar. Der zur Seite geſunkene Kopf glich der ſchönen Dange. Die Ekſtaſe der Wonne hatte ſich zur Verzückung der Märtyrerin gewan⸗ delt. Schmerz. Qual, Triumph und Wonne lagen in den vergeiſtigten Zügden. Hinter dem Kreuz leuchtete ein roſa Streifen an dem grünlichen Abendhimmel, an dem goldgerän⸗ derte Woffenketzen ſchwommen. Mfſytrote und blaſſe Roſen lagen am Fuß des Kreuzes. 55 9. 15 5 Die Penſion, die der Profeſſor Ehlers bewohnte, lag in der Lützowſtraße, Ein noch älteres, unmodernes Haus war es, mit glat⸗ ter Front, ſteilen Treppen, ohne Licht und mit einem undefinierbaren Geruch auf allen Kor⸗ ridoren: dumpfig, ranzig, feucht, der ſich in den Kleidern und Möbeln feſthing, an ein Eßzimmer erinnerte, indem man eben Kohl gegeſſen hatte, ohne hinterher zu lüften. Wi⸗ derlich! 611 damit endete, daß ein ſozialdem. Antrag, der gegen die Stimmen der Deutſchnationalen und Völ⸗ Heſſiſche Das Haus vertagte ſich dann auf Monlag Landwirtſchaftskammer. Die 4. Hauptverſamm⸗ Darmſtadt, 7. März. lung der Landwirtſchaftskammer wurde Henry Dubois rümpfte die Naſe. Lang⸗ ſam ſtieg er die ſteile, dunkle Treppe, die ein ausgefranzter, abgetretener Kokosläufer be⸗ deckte, hinauf. Es war eigentlich noch keine Beſuchsſtunde, kaum 11 Uhr: aber eine uner⸗ klärliche Unruhe trieb ihn her. Er wollte ja auch keine geſellſchaftliche Höflichkeit mit ſei⸗ nem Kommen beweiſen, ſondern Monika zwingen, über ſein und ihr Schickſal zu ent⸗ ſcheiden! „Kann ich Fräulein Ehlers ſprechen?“ Er drückte dem ihm öffnenden Mädchen ſeine Vi⸗ ſitenkarte in die Hand. „Ich weiß nicht, ob das Fräulein Be⸗ ſuche annehmen kann. Der Herr Profeſſor iſt ſehr krank. Der Doktor iſt bei ihm. Der Herr Profeſſor ſoll noch heute ins Sanatorium ge⸗ bracht werden,“ antwortete das Mädchen. Un⸗ ſchlüſſig hielt ſie die Karte in der Hand. „Gott ſei Dank, endlich!“ Mit Mühe hielt Henry Dubois einen lau⸗ ten Jubelruf zurück. a „Melden Sie mich nur ruhig an. Wenn Fräulein Ehlers meinen Namen ſieht, wird ſie mich ſprechen wollen.“ 8 „Bitte, möchten Sie hier warten.“ Das Mädchen öffnete die Tür zu einem Zimmer und ließ ihn eintreten Der großartig als„Salon“ bezeichnete Raum war ein trübſeliges Berliner Hinter⸗ zimmer, das auf einen engen von den Mauern der Nebenhäuſer dicht umſchloſſenen Hof hinausging. Selbſt an dieſem Frühlingsmorgen mußte eine trübe. rötliche Gasflamme an dem drel⸗ armigen Gasleuchter brennen, ſonſt wäre es ſtockdunkel geweſen. Ein entſetzlich banales Zimmer mit verbrauchten Nußbaummöbeln vollgeſtellt, einer unruhigen, braunen Tapete an den Wänden, nüchternen Vorhängen vor den Fenſtern! Auf dem Kamin leiſtete eine geſchmackloſe Uhr, unter einem Glasſturz, zwei Alabaſtervaſen mit künſtlichen Blumen⸗ buketts Gefellſchaft. g mungsvolles Milieu für die leidenſchaftliche Liebesſzene, die ſich darin abſpielen ſollte! Gerade kein ſehr ſtim⸗ f Henry Dubois fühlte ſich auf einmal nie⸗! dergedrückt und traurig, ohne recht zu wiſſen, weshalb. Eine geraume Weile mußte er war⸗ ten. 6 Endlich näherte: ſich ſchwere Schritt der Tür. Das konnte doch unmöglich Monika ſein. Die trat doch ſo leicht mit ihren hochſpannigen Füßen auf, daß alle geknickten Gräſer und Blüten wieder hochſchnellten, wenn ſie über eine Wieſe lief. Trotzdem war ſie es. Ganz langſam, als ab Bleigewichte an ihren Schuhen hingen, kam ſie herein. Ihr Geſicht ſah ſehr blaß aus. Tiefe⸗ blaue Schatten lagen unter den Augen. „Nonika, Geliebte!“ Er breitete ihr die Arme entgegen, aber ſie ſchüttelte ablebnend den Kopf und ſetzte ſich etwas von ihm entfernt auf einen der verbli⸗ chenen Samtfauteuils. 5 g Sie ſchien ſchwer mit einem Entſchluß zu ringen. Endlich hob ſie die Lider und ſah ihn voll an. Ihr gramvoller Blick tat ihm weh. Er beugte ſich über die Lehne des Stuhles und legte den Arm um ihre Schultern.„Meine ſüße, gute Monika, wenn du deinen armen Vater im Sanatorium gut aufgehoben weißt, dann ſind alle Verwicklungen gelöſt,“ tröſtete er.„So kann es nicht weitergehen. Du reibſt dich vollkommen auf und nützeſt gar nichts. Ein feindſeliger Blick trat in ihre Augen. Sie zuckte unruhig mit den Schultern. Sein Arm glitt herunter. 5 „Mein Vater bekam kurz nach der Szene im Ausſtellungspark einen Nervenſchlag.“ Sie ſprach ruhig und eintönig; ihre Stimme klang ihm fremd in den Ohren, viel tiefer und härter als ſonſt. 3 19 „Das tut mir aufrichtig leid,“ antwor⸗ tete er kühl.„Aber dies Ende war wohl längſt, zu erwarten.“ f „Das weiß ich nicht. Dem Doktor kam: dieſer ſchwere Fall unvermutet. Er ſagte, eine große, ſeeliſche Erregung, eine fürchterliche Aufregung müſſe die Veranlaſſung e ein.“ Wie kann man jemand, der ſo nervös überreizt iſt, vor Erregung ſchützen?“ 1 Fortſetzung folgt.) Samstag unter Vorſitz des Oekonomierates Henſel⸗ einen Vorſtoß gegen das Gebirge von Beni n on Be 5 mar unternommen. 0 Veni Hos bengräben. er wegrußung ver Sach verſtändigen eröffnet, Dem ſtorbenen Oekonomſerat Dr. Wetz wurde ein warmer Nachruf gewidmet, dem ſtellv. Vorſitzen⸗ den Hahn⸗Heßloch zum 70. Geburtstag gratu⸗ liert. In längeren Ausführungen ſprach ſodann der Vorſitzende über die allgemeinen wirtſchafts⸗ politiſchen Verhältniſſe und führte ſchwere Klage gegen die ſozialdemokratiſchen Angriffe im heſſ. Landtag, die er als völlig unberechtigt widerlegt, eber die Tätigkeit der Landwirtſchaftsktammer und die Lage der Landwirtſchaft erſtattet Gene⸗ kalſerretter Dr, Hamann eingehende Berichte. In der Ausſprache ſtellt Abg. Fenchel ſeſt, daß die egierung im vorjährigen Voranſchlag die Zu⸗ chüſſe an die Landwirtſchaftskammer geſtrichen hatte. Abg. Weckler erklärt, daß er jederzeit für ie Zuſchüſſe eingetreten ſei und daß er ſich da⸗ gegen verwahren müſſe, als Zentrumsabgeord⸗ neter von dem Vorſitzenden mit der„Linken“ in einen Topf geworfen zu werden. Es werden verſchiedene Anträge geſtellt, die ſich gegen die ö gegen die Angriffe im Landtag richten, ſtärkeren Schutz der deutſchen andwirtſchaftlichen Produktion, Beſeitigung des ſortbildungsſchulunterrichts für die Landwirte, inſetzung einer Kommiſſion für die Prüſung des Voranſchlags ete. fordern. Sie werden ange⸗ nommen, ein Antrag auf Bereitſtellung von 2000 Mark zur Reblausbekämpfung abgelehnt. Die vorgeſchlagenen Mitglieder zum deutſchen Land⸗ virtſchaftsrat und zum Landeseiſenbahnrat wer⸗ den genehmigt, den Anträgen betr. Entſchädigung für an Anämie gefallene Pferde ſowie betr. Erhe⸗ bung einer Zugtier⸗ u. Fahrzeugſteuer wird zuge⸗ ſtimmt. Die für Herbſt 1926 vorgeſehene Land⸗ wirtſchaſtliche Landesausſtellung ſoll wegen der vielfach herrſchenden Seuche auf 1927 verſchoben werden. Nach längerer Ausſprache wird dann der Ankauf des Kurhauſos une michelttadt zu Zwecken einer Haushaltungsſchule in ſchriſtlicher Abſtimmung mit 29 gegen 12 Stimmen angenom⸗ men. Eine längere Ausſprache rief auch der Vor⸗ anſchlag hervor, der ſchließlich mit verſchiedenen Anträgen en bloc angenommen, der Strich von 170000 Mark an Umlagen, den Abg. Fenchel be⸗ antragt hatte, mit 29 gegen 12 Stimmen abge⸗ lehnt. Dem Antrag auf Einſatz einer Kommiſ⸗ ſion, die den Voranſchlag nochmals auf die Mög⸗ lichkeit weiterer Erſparniſſe prüfen ſoll, wird zu⸗ geſtimmt. Zum Schluß werden noch von verſchie⸗ denen Abgeordneten Rheinheſſens über die Auf⸗ führung des Theaterſtücks berg“ lebhafte Klagen erhoben, da die rheinheſ— ſiſchen Landwirte dadurch beſchimpft delt werden: Syrien und Marokko. Die Lage in Syrien. Paris, 7. März. wird, wurde geſtern Meſſial in der angegriffen. Zurücklaſſung e die franzöſiſche Abteilung Nähe von Ardina bei Damaskus Der Gegner wurde ſchließlich unter von 58 Toten zurückgeſchlagen. Kein Friede mit den Druſen. Faris, 7. März. Wie aus Beiruth gemeldet wird, ſind die Friedensverhandlungen mit den Druſen geſcheitert. Die Druſen forderten in ihren dem franzöſiſchen Obertommiſſar überreich⸗ ten Bedingungen die völlige Unabhängigkeit Sy⸗ riens, die Wiederherſtellung der alten Grenzen des Libanon, ſowie den bebingungsloſen Abzug der Franzoſen aus dem Mandatsgebiet. Die Vorgänge in Marokko. Paris, 7. März Nach einer Havas Paris, 2 avasmeldun us Madrid haben die ſpaniſchen Truppen Beten 0 1 Mit Unterſtützung von Ma⸗ 0 und Luftſtreitkräften erreichten 191 Ublel ungen, das vorgeſehene Ziel und verſchanzten ſich unter ente e e des Gegners in den Schü⸗ 0 Die ſpaniſche Fremdenlegion ſoll Toten und 5 Verwundete und die Segen 3 Tote und 6 Verwundete verloren haben. ierungs⸗ 4* „Der fröhliche Wein⸗ und beſu⸗ morgen gegen 7 Uhr ein Feuer aus, Wie aus Kairo gemeldet! Be 0 90 ſeinen Herd zu lokaliſieren. Letzte Meldungen. Die Beteiligung am Voltsbegehren.. Berlin, 8. März. Die Beteiligung am Volts⸗ begehren war geſtern ſtärker als an den Wochen⸗ tagen. Ueber die Zahl der Eintragungen am Sonntag ließ ſich ein beſtimmtes Ergebnis nicht erzielen. Man ſchätzt die Zahl der bisherigen Ein⸗ 1 in Berlin auf über eine viertel Mil⸗ Franzöſiſch⸗rumäniſcher Militärvertrag? Bulareſt, 8. März. Wie hier verlautet, ſollen in Paris, gegenwärtig Verhandlungen gepflo⸗ den werden, deren Ziel ein dem franzöſiſch⸗tſche⸗ 1110 Militärvertrag entſprechendes Abkommen tagung unterzeichnet werden. 1 Rücktritt Kellogs? Paris, 8. März. Einer Newyorker Mel⸗ dung des„Newyork Herald“ zufolge verlau⸗ tet in unterrichteten politiſchen Kreiſen Wa⸗ hingtons, daß der Rücktritt des Staatsſekre⸗ ärs Kellog bevorſtehe, für den Präſident Coolidge angeblich bereits einen Nachfolger beſtimmt habe. Wetterbericht: Keine weſentliche Aende— fungen. Aus Nah und Fern. Biblis, 7. März. Selbſttötung.) Der Gaſt⸗ t und Händler David Holl von hier warf ſich eſtern in Biebesheim vor den fahrenden Zug und wurde zermalmt. Der Grund zu dieſer ſchreck⸗ lichen Tat iſt in ſinanziellen Schwierigkeiten zu ſuchen.. Groß ⸗Hauſen, 7. März.(Das geſtörte Schlacht. feſt.) Kein Sauglück hatte ein Landwirt in Groß Hauſen, als er dieſer Tage Schlachtfeſt hielt; denn als die Wurſt ſchon lange im Keſſel ſchwamm brach die Decke ein und Metzer, Keſſel und Inhalf ſtürzten in die Tiefe. Dem Metzger iſt glücklicher weiſe nichts paſſiert, aber der wertvolle Inhalt de⸗ Keſſels ging vollſtändg zugrunde. Heidelberg, 7. März.(Unbekannter Toter.) Ge⸗ ſtern nachmittag wurde am ſogenannten Rinders⸗ häuschen in der Nähe der Molkenkur ein bis jetzt noch unbekannter Mann erhängt aufgefunden. Er war im Beſitze einer leeren Geldmappe und eines leeren Geldbeutels. Troſtberg(Bayern), 7. März. 5 5(Fabritbrand.) In der Rieger'ſchen Pappenfabrik brach geſtern a 1 das ſich mit raſender Schnelligkeit ausbreitete. Zahlreiche Feuerwehren aus der Umgebung ſanden ſich am Brandplatz ein. Es gelang den angeſtrengteſten Bemühungen der Feuerwehren, das Feuer suf Das Feuer, das im Trockenraum der Fabrik ausgebrochen war, ver⸗ nichtete dieſen mit allen Vorräten an Maſchinen. Es gelang, das Fabrikgebäude und die in der Nachbarſchaft befindliche Kraft⸗Station der Stick⸗ ſtoffwerke zu retten. Drei Perſonen werden ver⸗ mißt. Man nimmt an, daß dieſe drei Perſonen in den Flammen umgekommen ſind. Das Bündnis ſoll nach der Völkerbunds⸗ Sport und Spiel. Sportverein. Amicltia 09— Olympia Lorſch 12(12). Bei annehmbaren Platzverhältniſſen lieferten ſich am Sonntag in Lorſch beide Mannſchaften einen beiderſeits nicht auf hoher Stufe ſiehenden Kampf, in dem die Platzherren mit Mühe und Not Sieger blieben. Viernheims Sturm zeigte tatſächlich ſehr wenig Siegeswillen, während die Hintermannſchaft aufopfernd ſplelte. Von den Toren wäre das erſte haltbar geweſen, im Ueb⸗ rigen hatte Buſalt einen guten Tag. Das 2. Tor muß man auf das Konto non Hofmenn Das ſpäte Mädchen. Von Cäcilie Henkel⸗Kempf. KLennt Ihr die Einſame, die wie eine vergeſ⸗ ſene, nicht gepflückte Blume im verödeten Garten der Familie ſteht! Habt Ihr ſchon ſyr Geſicht geſehen, das von hohem Opfertum und von Re⸗ ſignation eigentümlich verfeinert iſt? Schaut ge⸗ nau zu— und dann ſeht Ihr auch die Linien um ihren Mund, die das Leid geätzt—— und Ihr ſelbſt manchmal auch die Leere, in die ihre Augen müde ſtarren. Ihr kennt ſie gewiß! Schaut Euch um im Le⸗ ben— hierhin— dorthin! Ueberall gibt es welche! Es iſt die älteſte Tochter der Familie, aus welcher frühzeitig der Tod die Mutter geholt. Und ſechzehn— ſiebzehnjährig., wenn den Geſpie⸗ linnen noch die bunten Hände des Lebens win⸗ ken, ſieht ſie ſich plötzlich auf einen Platz geſtellt, den ſie vielleicht in zehn Jahren vollkommen aus⸗ lee e 16 e ee an ſie ſtellt, elchen ſie ſeeliſch und körperlich noch gar nicht 1 0 iſt. 0 5 0 Doch kommt mit der Bürde nicht häufig ouch die Kraft? Seht, wie ſie arbeitet mit ihren ſchwachen Händen: wie ſie dem Vater Troſt iſt und an den Geſchwiſtern Mutterſtelle vertritt! Wie ſie ihr hartes Geſchick gar nicht erfaßt und wie ſie im Feuer der Opferbereitſchaft bre Sie iſt Frau und Mutter— ohne es wirklich zu ſein. Sie koſtet und trägt alles Mutterleid— ohne daß das große, eigentliche Mutterglück ſie durch⸗ flutet. Und merkt nicht, daß die Queile ihres allerperſönlichſten Lebens nicht geſpeiſt wird, daß dieſe im Laufe der Jahre verſiegt und daß hr W 1 7 er iſt morgens die erſte und müht ſich durch den Tag bis ſpät in die Nacht? Wer iſt es, der die väterlichen Blitze ablenkt, die über einem ju⸗ gendlichen Sünderhaupt zucken? Zu ihr kommen die Geſchwiſter und werfen ihre Tränen, große und kleine Nöte in den Schoß. Ihre Seele iſt wie eine zarte und doch ſtarke l Schale, in die viel Bitterkeit tropft, die alles Leid aalen nd wer iſt es, der ſchmerzhaft und ſtumm 10 di: Erfu ung einer 97 80 250 ver⸗ a tet— Vater und Geſchſwiſtern zulſeb? Nie⸗ * mand ahnt die Kämpſe und den heldenhaften Verzicht, der oft mit egoiſtiſcher Selbſtverſtändlich— keit von ihr geſordert wird. Und wieder freu— dig und neidlos baut ſie den jüngeren Schweſtern das warme Neſt, damit ſie dem Erwählten ihres Herzens folgen können. Die Jahre kommen und verſickern im unend⸗ lichen Meer der Zeit und mit ihnen ſchwindet Jugend und Anmut. Sie iſt ſchon alt, wenn an⸗ dere noch mitten im fraulichen und mütterlichen Glück blühen und prangen. Gar oft muß ſie noch des alten Vaters Eigentümlichkeiten ertragen— bis ſie ſich eines Tages erſchrocken allein ſieht. Und wenn ſie nun nach ihrem Glücke greifen will, merkt ſie, raß es ſchon längſt vorüber gegangen war. a Oft verbittert ſie; tenn Dank finret ſelten den Weg zu ihr. Oft zieht ſie vor— fremdes Brot zu eſſen, weil ſie nicht als überflüſſiges Requiſit in den Familien der Geſchwiſter herumgeſchoben werden will. So ſteht ſie einſam, wie eine ſtille Heldin, von einem Hauch wehmütiger Tragik umzittert. Die Menſchen aber ſagen: ſie hat keinen Mann bekommen! deſto ſchöner“, ſchmeichelte der Südwind. 4 Wie lange ſind die Frauen jung? C. P. Wie lange ſind die Frauen jung?— Die tauſendjährigen Eichen wiſſen es, ihr könnt ſie fragen: Sie ſtehen da und rauſchen, ſchütteln das uralte Haupt und ſprechen zueinander, wenn ſie die herrlichen ſchweren Aeſte bewegen, aus denen alljährlich unzählige kleine rauhe Früchte fallen. Sie ſehen, wie täglich eine ſchöne Frau den dunklen Tannenweg entlang kommt und von den grauen verwitterten Steinen hinunterſchaut in das dunkle Meer.6 Sie hält die ſchmale weiße Hand über die Augen, an der ein roter Rubin leuchtet, wie ein heißer Blutstropfen. „Solange ſie ſchön ſind, ſind ſie jung, und ſo⸗ ange ſie jung ſind, ſind ſie ſchön“, krächzte der alte Rabe, der da meinte, daß er weiſe ſei, weil er alt wie Mathuſalem war und alles beſſer wußt:. Aber die alten Eichen ſchüttelten wieder die tauſendjährigen grünen Häukter.„Sind wir pſingſtgrüne Waldeinſamkeit da oben im Norden. nicht ſchön, trotzdem wir alt ſind?“—„Je älter, 0 ſetzen, der unnstigerwelſe mit dem Ball von der Milte aus vor das eigene Tor lief und hier nicht mehr wußte was er tat, ſodaß der Lorſcher Sturm mit wenig Müte ſein Nr. 2 ſchoß. Kurz zuvor ſchoß der jugend l. Kiß 2 auf Flanke von links das Ehrentor für die„Grünen“. Dir Schiede⸗ richter war eine Glanznummer für ſich und es iſt das Papier zu ſchade, um über ihn zu ſchrei⸗ ben. In Viernheim ſplelte die Grſatz⸗Liga 4:4, während die„Junioren“ ihr 1. Verbandsſplel mit 8:0 gewannen. Die 2. Jugend gewann in Hemsbach 2:0. K. Neues vom Film. Wir weiſen ſchon heute darauf hin, daß ab Samstag und Sonntag(nur 2 Tage) der ſpa⸗ niſche Großfilm„Volk in Tränen“ in den Kalſerhof⸗Lichtſpielen über die Leinwand läuft. Ein wunderbarer Film aus der Zeit des Königs„Karl dem Grauſamen“, der jeden an⸗ geht. Es iſt dies der erſte ſpaniſche Großfilm, der in Süddeutſchland läuft und dürfte daher in Viernheim großen Anklang finden. Wir behaupten, daß dieſes Werk an dramatiſcher Wirkung uner⸗ reichbar daſteht.(Näheres folgt). Außerdem noch ein auserwähltes Beiprogramm. Eingeſandt. Für Einſendungen unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaltlon außer der preßgeſetzlichen keine Verantwortung. Verſammlung der Arbeitsinvaliden und Kleinrentuner. Eine ſtark beſuchte Monatsverſammlung hat klar und deutlich bewieſen, daß die Einigkeit der Rentenempfänger von einer großen Bedeutung erſcheint. Der Vorſttzende ſchilderte die gegen⸗ wärtige Notlage der Sozlal⸗ und Kleinrentner und der ihnen Gleichſtehenden. Er wies darauf hin, daß ſehr viele nicht wüßten, wo ſie die aller ⸗ nötigſten Mittel nur für ihr tägliches Brot her⸗ nehmen ſollen und kritiſierte ſcharf das unſoziale Verhalten der geſetzgebenden Körperſchaften, die darauf hinausgingen, daß Kreis und Gemeinde die immer ſchwerer werdenden Laſten aufbringen. Dieſe Laſten werden mit der Zeit für die Ge⸗ meinden unausführbar, und man müßte endlich einmal dazu übergehen, den Arbeitsinvallden eine ihrem Lebensunterhalt angepaßte Rente zu be⸗ willigen. Dadurch werden die Gemeinden von ganz erheblichen Koſten entlaſtet und die heute alt und krank gewordenen Invaliden würden nicht mehr bis auf die Armenfürſorge herabgedrückt, denn ſie haben ihre Beiträge zur R. V. O. regel ⸗ recht bezahlt und haben ein gutes Recht auf Rente und nicht auf Unterſtützung. Der Vor⸗ ſitzende kam auch auf die Abfindung der ehema⸗ ligen Fürſten zu ſprechen. Wenn man heute ſteht, wie die Empfänger von Renten um ihre Lebens ⸗ lage kämpfen, verſucht man Einzelnen Millionen in den Schoß zu werfen. Die Anweſenden wurden aufgefordert, ihre Namen in die aufliegenden Liſten einzutragen. Einige Wortmeldungen aus den Reihen der Mitglieder waren derſelben Auf⸗ Folgende Erklarung wurde in der Ver⸗ ſammlung angeregt:„Die in der Geſchichte bel⸗ ſpiellos daſtehenden Forderungen der ehemaligen Fürſten und ihres Anhanges haben in den Krelſen der Rentenempfänger und Sozial hilfsbedürftigen faſſung. Nach Erledigung einiger Organiſations⸗ fragen und örtlicher Angelegenheiter wurden die Mitglieder ermahnt, treu zur Organiſation zu halten und die Lauen der Ortsgruppe zuzuführen, ſchloß der Vorſitzende die gut verlaufene Verſammlg. unter den Opfern des Krieges, ber Arbeit u. der Inflation nicht nur lebhaftes Staunen und Be⸗ ſtürzung, ſondern in noch vlel größerem Maße helle Empörung hervorgerufen. Die beſcheidenen Forderungen der Kriegs- und Arbeltsopfer auf ausreichende Verſorgung, und die Forderungen der Kleinrentuer auf eine gerechte Aufwertung ihrer durch die Inflation aufgezehrten Vermögen und Sparguthaben, die zur Sicherung einer aus⸗ kömmlichen Verſorgung im Alter und bei Arbeits⸗ unfähigkeit dienen ſollten, wurden von der Reichs⸗ regierung und vom Reichstag mit der Begründung zurückgewieſen, die deutſche Wirtſchaft könne die ſozlale Laſten nicht tragen. Not und Elend find ſtändige Gäſte in un⸗ zähligen Familien, der Kriegs⸗, Arbeits ⸗ und Inflatlonsopfer und darüber hinaus leiden weitere große Schichten des Volkes außerordentliche Ent⸗ behrungen. Dleſer Zuſtand iſt auch den ehemalig regierenden Fürſten und ihrem Auhange nicht verborgen geblleben. Trotzdem wagen ſie die Forderungen an die durch die Kriegsfolgen ver⸗ armten deutſchen Länder zu ſtellen die jede Rückſicht auf die Not des Volkes vermiſſe laſſen. Jeder Pfennig, der den ehemaligen Fürſten und ihrem Anhang gegeben wird, fehlt der Reichs ⸗ und Landesgeſetzgebung zur Erfüllung ihrer ſo⸗ zialen Pflichten und trägt zur Verſchärfung der ſozlalen Kriſe und zur Vergrößerung der ſozialen Not bei. Die Männer die im Kriege ihre Geſundheit und ihr Lebensglück dem Vaterlande zum Opfer brachten und Frauen, Kinder und Eltern, die durch den Krieg ihres Ernährers beraubt wurden, die Arbeiter und Angeſtellten, die ihre ganze Kraft der deutſchen Wirtſchaft zur Verfügung ſtellteu, dis ihnen Krankheit oder Unfall ihre Arbeitskraft nahm, die Kleinrentner und Sparer, die ſich durch harte Arbeit eine Verſorgung im Alter und Krankheit geſchaffen hatten, haben tnerſter Linte ein Recht auf Befrie⸗ digung ihrer beſcheidenen Anſprüche. Die Unterzeichnete Organiſatlon proteſtiert gegen das unſoziale Verhalten und gegen die Forderungen der ehemaligen Fürſten. Wir er⸗ warten von der geſetzgebenden Gewalt, die Ab⸗ lehnung der Fürſten anſprüchen, erſt müſſen geord⸗ neten Verhältniſſe in den Reihen aller Renten⸗ empfänger zu verzeichnen ſein, wir werden mit unſerer moraliſchen Kraft an der Durchführung eines Volksentſcheids mitwirken um zu erreichen, daß an Stelle des beabſichtigten ſozialen und moraliſchen Unrechts früherer Fürſten ein ſozialer Rechts zuſtand herbeigeführt wird. Centralverband der Arbeitsinvaliden und Witwen Deutſchlands. Ortsgruppe Viernheim N. Adler, Vorſitzender. Juſerieren hat Erfolg! —ññ— n „Aber nicht die Menſchen, nicht die Menſchen“ ſchrie der alte Togel und ſtrich ſein ſtruppiges Gefieder mit dem grauen Schnabel. Da kam eine junge Fiſchersfrau vorüber, die auf dem Rücken einen ſchweren Korb trug. Ihr Haar war blond und fahl, das braune Geſicht hatte Falten, wie tägliche Sorgen ſie zeichnen. „Sie iſt jung und doch nicht ſchön“, rauſchten die allen Bäume,„und jene iſt ſchön und wir wir wiſſen doch, daß ſie älter iſt.“ Dann kam die, edle Frau mit dem Rubinenring wieder durch den Wald und legte ſich in das grüne Moos. Sie tat die weißen Arme unter den Kopf und ſchaute hinauf in die zackigen Blätter, durch die der Himmel helle Lichtfiguren auf ihr weißes Kleid und das ſüße Geſicht zuberte. Sie dachte an Heinh und je inniger ſie an ihn dachte, deſto ſchö— ner wurde ſie. Wie lange ſind die Frauen jung?“ fragte der weiſe Rabe. Er ſah verwundert die ſchöne Frau an und ſchüttelte den Kopf.„Ich glaube, die Jahre ſind es nicht, die alt machen.“ „Wir wiſſen es nicht,“ rauſchten die alten Eichens Aber der Südwind wußte es, denn er hatte die ganze Welt geſehen, nicht nur die Er war auf der lachenden Inſel Samoa ge— weſen, wo die Schönen ihre Haut in der Sonne baden, und den paradieſiſchen Blütengärten Ja⸗ pans, wo merkwürdige kleine, gelbe Weſen wie Schmetterlinge in ihren bunten Seidengewändern ſchimmern und für alle, die ihnen begegnen, das⸗ ſelbe höfliche Lächeln haben, das ihre leeren See— len verbirgt. Er hatte die treuen, ſtarken Fi⸗ ſchersfrauen an den Halligen geſehen, die in ih⸗ rer ſittſamen Tracht auf ihre Männer harren, die im ſpritzenden Giſcht der aufgepeitſchten Wellen ihr hartes Brot verdienen. Er wehte um die glutäugigen Tänzerinnen Siziliens und er ſah auch die ſtillen Geſichter der weltfremden Nonnen in abgeſchloſſenen Klöſtern, wenn er im dunklen Efeu raſchelte, das die traurigen grauen Mauern 1 verbarg. „Die Frauen ſind ſolange jung, wie ſie glück⸗ lich ſind“, ſagte der Südwind,„und glücklich ſind ſie, ſolange ſie lieben und geliebt werden.“ So⸗ lange ſie lieben dürfen, leuchtet ihnen das Leben Sommer faſt vorüber war. zen Flügel, denn er ärgerte ſich, wind klüger war als er. gen des Schlafs. Mann bei den Deutſchen auszuführen vermag, iſtz zu verkaufen ein Bu wie ein helles Licht, und dieſes Leuchten verklärt ihr Geſicht, wie die Sonne eine ſtille Landſchaft verklärt, ſo daß es ſchön und jung wird. gleich, wen ſie lieben, Mann iſt, oder ein kleines, hilfloſes Kind. Ohne Liebe werden die Menſchen alt Frauen verwelken wie die weißen Nixenblumen wenn der See austrocknet. 5 Es iſt ob es ein ſtarkar, ſtolzer und kalt, die So geht es der armen Fiſchersfrau mit dem müden Geſicht, die von ihrem Manne geſchlagen wird und die für die Zärtlichkeiten ihrer Kleinen keine Zeit hat, weil ihrer ſo viele ſind. Da nickten die tauſendjährigen Baumrieſen und neigten ſich von der Frau im weißen Kleid, die ſchön und jung ausſah, obleich ihres Lebens Der weiſe Rabe ſchlug zornig mit dem ſchwar⸗ daß der Süd⸗ 1 Bücher zu ſchreiben iſt leicht, es verlangt nur Feder und Tinte, und das geduldige Papier. Bücher zu drucken iſt ſchon ſchwerer, weil oft das Genie ſich erfreut unleſerlicher Handſchrift. Bücher zu leſen iſt noch ſchwerer, von we⸗ Aber das ſchwierigſte Wert, das ein ſterblicher Venn es tauft fie nicht gern, das unſträfliche was höflicher leihen O Leihbibliothek, wo, vergleichlich den Droſch ken am Haltplatz, ſchmierig vom vielen Gebrauch, gelb vom verſpritzten Kaffee, Schiller und Goethe ſtehn und des Mieters, des gütigen, harrem welcher am Dichter erſpart, was er verraucht und vertrinkt. 5 Volt der Germanen! Nein, ſie mieten ſie, man nennnt. Felix debn f 22———