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Der Miniſter wies zunächſt auf die Paſ⸗ ſivität unſerer Handelsbilanz im Jahre 1925 hin. Während der Ausfuhrüberſchuß an fer⸗ tigen Waren in Höhe von 4,6 Milliarden nur gerade den Einfuhrüberſchuß an Rohſtoffen und Halbfabrikaten deckte, ſtand dem Einfuhr— überſchuß an Lebensmitteln einſchließlich le⸗ bender Tiere in Höhe von rund 3,6 Milliar— den im Jahre 1925 kein Aktivpoſten zum Aus⸗ gleich gegenüber. Dieſe Paſſivität der Handelsbilanz von 3,6 Milliarden hätten wir hauptſächlich durch Aufnahme gro— ßer Auslandskredite und Anleihen gedeckt. Füge man der Handelsbilanz vom Jahr 1925 die Monatsbilanz der Monate Januar und Februar hinzu, ſo ſei zu erkennen, daß ſeit Dezember 1925 eine Paſſivität des deutſchen Außenhandels in eine Adtivität umge⸗ wandelt ſei. Im Dezember habe ſich eine Ak- tivität von 33,6 Millionen, im Januar eine ſolche von 68,1 Millionen, im Februar aber von ungefähr 100 Millionen gezeigt. Dieſer Wechſel beruhe in erſter Linie auf einem ſtarken Rückgang der Einfuhr und erſt in zweiter Linie auf einer geringen Hebung der Ausfuhr. Der Umſchwung ſei auf eine große Voreindeckung vor dem Inkraft⸗ treten der neuen Zölle, auf die Wirkung der Zölle ſelbſt, auf die gute Ernte, leider aber noch mehr auf das Schwinden der Kauf⸗ kraft und auf die akute Kriſe der deutſchen Wirtſchaft zurückzuführen, woraus ſich ergäbe, daß Aktivität der Handelsbilanz nicht not⸗ wendig Blüte der Wirtſchaft bedeute. Von dieſen Tendenzen müſſe man bei der Beſpre⸗ chung der Grundzüge unſerer Handelspolitik ausgehen. Die beherrſchende Tatſache bleibe die ungedeckte Lebensmitteleinfuhr, obwohl die Anſtrengungen der deutſchen Landwirt— ſchaft anzuerkennen ſeien; aber weder in der Gegenwart noch in der Zukunft ſei damit zu rechnen„daß wir uns auf der eigenen Scholle vollſtändig ernähren können. Der Exiſtenz⸗ kampf zwinge uns jedoch ohne jede Rückſicht auf den Dawesplan die Ausfuhr zu ſteigern. Di! Schwierigkeiten, die unſerer Ausfuhr faſt überall in der Welt entgegenſtehen, zu überwinden, iſt das Ziel der erhöhten Aktivi⸗ tät unſerer Handelspolitik. Dreiviertel unſe⸗ rer Ausfuhr bleiben in Europa. Gerade hier aber erwachſen uns beſondere Schwierigkei⸗ ten, denn die europäiſchen Abnehmerſtaaten Deutſchlands: England und Frankreich, über⸗ ſchwemmten uns mit einer ſtark vermehrten Einfuhr, während ſie ſich gegen unſere Aus⸗ fuhr mehr und mehr ſperrten. Es komme alſo vor allem darauf an, auf einen beſſeren Aus⸗ gleich in Europa hinzuarbeiten. Die tatkräf⸗ tige Perfolgung unſerer Handelspolitik ſei auch durch das Valuta⸗Dumping geſchädiat worden. Hier durchgreifende Abhilfe zu ſchaf⸗ fen, liege außerhalb der Entwicklung der Handelspolitik eines einzelnen Landes. Dies dürfte aber eine der dankbarſten Aufgaben für die kommende Weltwirtſchaftskonſerenz ſein. Trotzdem ſeien geſetzgeberiſche Maßnah⸗ men ſchon jetzt notwendig. Für das deutſch⸗ franzöſiſche Wirtſchaftsverhältnis müß⸗ ten Beſtimmungen getroffen werden, die Deutſchlands wirtſchaftliche Lebensintereſſen auch dann ſicherten, wenn eine ſtarke Schädi⸗ gung durch weitere Entwertung der franzöſi⸗ ſchen Währung eintreten ſollte. Hierbei ging der Miniſter auf die in der Preſſe erörterten Eiſenwirtſchaftsverhandlungen ein. Die Nachrichten über das Zuſtandekom⸗ men eines Schienenkartells ſeien zutreffend. Die darüber hinausgehenden Meldungen ſeien verfrüht und irreführend. Aber über eine internationale Quote, ſowie über eine Rege— lung der franzöſiſch⸗luxemburgiſchen Eiſen⸗ einfuhr habe Deutſchland in Verbindung mit der Löſung der Saareiſenfrage verhandelt, aber bisher nur Teilergebniſſe erreicht. Es ſei Vorſorge getroffen, daß ein Abſchluß nicht ohne Genehmigung der Reichsregierung er— folge. Die Reichsregierung werde alle ihr zu Gebote ſtehenden Mittel anwenden, um nöti— genfalls das Inland vor einer wirtſchaftlich untragbaren Ausnutzung durch die Eiſenerzeuger zu ſchützen und andererſeits die deutſch-fran⸗ zöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen nicht durch Eiſenwirtſchaftsverhandlungen ſtören zu laſſen. Zu der Entwicklung unſerer Handels beziehungen zu England. äußerte ſich der Miniſter mit großer Sorge, denn in immer mehr zunehmendem Maße gehe die engliſche Regierung zum Schutz der eigenen engliſchen Wirtſchaft über. Nach den getroffenen Vereinbarungen brauche Deutſch⸗ land auf keinen Fall zu dulden, daß die eng— liſche Zolleinführung gerade für den Handel Deutſchlands abträglich iſt. Gegebenenfalls werde die Reichsregierung von dem Schieds- gerichtsverfahren hiergegen Gebrauch machen. Die engliſche Handelspolitik laſſe außer— dem bei der Behandlung der deutſchen Aus— ſuhr den Grundgedanken des Dawesplanes außer Acht, nach dem die Erfüllung der Zahlungsver— pflichtungen Deutſchlands nur durch Ausfuhr⸗ überſchüſſe möglich ſei. Die Regierung ſei grundſätzlich beſtrebt, die übernommenen Da⸗ wesverpflichtungen loyal durchzuführen, wird aber darüber wachen, daß die Durchführung des Planes nichts Unmögliches erfordere und ſich nicht von deſſen Grundlage entferne. Zu dieſem Grundſatze gehöre die Aufrechterhal— tung einer angemeſſenen Lebenshaltung, ein erträglicher Steuerdruck und die Garantie der dringenden Bedürfniſſe für ſtaatliche Aus⸗ gaben. Eine unmittelbare Gefährdung der deutſchen Handelspolitik durch die Durchfüh— rung des Dawesplanes ſei nicht feſtzuſtellen, dennoch könne man ſich großer Sorge wegen einer Beeinfluſſung unſerer Sozialpolitik nicht entſchlagen, Sorgen, die auch durch Aeußerungen des Reparationsagenten ſelbſt zugegeben worden ſeien. Wenn der Repara⸗ tionsagent auf die weitgehende Bedeutung des Transfer hinweiſe, und feſtſtellte, daß es ſich in immer ſtärkerem Maße notwendig ma— chen würde, eine günſtige Handelsbilanz zu ſchaffen, ſo müſſe von deutſcher Seite entſchie— den betont werden, daß wir einen ſolchen Kurs nur bis zu der Grenze tragen können, wo eine Verelendung des deutſchen Volkes be— ginnen würde. Die Nähe dieſer Grenze ſei ausſchlaggebend nicht nur für unſere Exiſtenz⸗ grundlage, ſondern auch für die Lebensver⸗ hältniſſe in den mit uns konkurrierenden Län⸗ dern. Die handelspolitiſche Einſtellung der Reichsregierung gehe dahin, der deutſchen Wirtſchaft den Abſatz ihrer Produktion durch Beſeitigung der vorhandenen Hinderniſſe, die ſich auf allen Seiten be i der Erhöhung der Zollſchranken ihr entgegenſtellen. Zu dem Aufgabenkreis der Binnenwirtſchaft übergehend, hob der Miniſter zunächſt die vorübergehenden Hilfsmaßnahmen der Reichs- regierung hervor. Eine Sanierung und Un⸗ terſtützung einzelner Unternehmungen ſei nur in ganz beſonders gelagerten Fällen, insbe⸗ ſondere bei außenpolitiſchen Gründen mög— lich. Wirkende Unterſtützung wolle das Reich jedoch notleidenden Produktionszweigen ge⸗ währen. So ſuche die Reichsregierung durch die Finanzierung notwendiger Reichsbahn⸗ aufträge den Abſatz der Eiſenbahnlieferungen anzuregen. Weiter werde die Reichsregierung für die Erhaltung des Saarbergbaues infolge der Fortſetzung des engliſchen Kohlen⸗Dum⸗ ping über den 1. Mai 1926 hinaus weiter be⸗ müht bleiben, Mittel zur Unterſtützung auch des deutſchen Ruhrbergbaues frei zu machen. Ueber die Notſtandsaktion dürften aber die Maßnahmen zur Herbeiführung der Hilfe für die geſamte Wirtſchaft nicht vergeſſen werden. Die am ſtärkſten fühl⸗ bare Schwierigkeit, unter der viele Unterneh⸗ mer zu leiden hätten, ſei das Fehlen des notwendigen Betriebskapitals und der Man⸗ gel langftiſtiger und nicht zu teurer Kredite. Rathaus ſto. 56 ö 43. Jahrgang Erſt allmählich würde durch Sparſamkeit die⸗ ſer Mangel behoben werden können. Die Herabſetzung des Reichsbankdiskonts habe die Wirkung einer Belebung des Kapitalmarktes zur Folge gehabt. Es bleibe zu erwägen, ob die eingetretene neue Geldflüſſigkeit nicht eine neue Herabſetzung des Reichsbank⸗Diskonts mit ſich bringen ſolle, um dieſe Entwicklung weiter zu fördern. Die Aktion zur Verbilli⸗ gung des Zinsſatzes für Pfandbriefe mit der Maßgabe des 10proz. Typs habe Erfolge ge⸗ habt. Weiter ſei es dem Miniſterium in ſtän⸗ diger Zuſammenarbeit mit der Reichsbank gelungen, die Banken zu immer weiterer Her⸗ abſetzung ihrer Zins⸗ und Proviſionsbeding⸗ ungen zu beſtimmen. So hätten neuerdings die Banken ihre Zuſtimmung dazu gegeben, die Zinsſätze, die bisher zwei Prozent über Reichsbankdiskont lagen, auf 1 Prozent über Reichsbankdiskont zu ermäßigen. Der Mini⸗ ſter teilte hierzu noch mit, daß die Vertreter der Banken ihm kürzlich bei Verhandlungen in Ausſicht geſtellt hätten, daß auch die Pro⸗ viſionsſätze, die zur Zeit noch ein Fünftel Prozent pro Monat betragen, auf ein Sechſtel Prozent herabgeſetzt werden ſollen, ſobald die wirtſchaftlichen Verhältniſſe dieſe Ermäßi⸗ gung erlaubten. Zu den im Mittelpunkt des Intereſſes ſtehenden Uebergangsmaßnahmen der Preisſenkungsaktion äußerte der Miniſter: Wir betreiben keine mochaniſche Preisſenkungspolitik, wir ſuchen jedoch einer geſunden Preisbildung die Wege zu ebenen. Der Miniſter äußerte ſich dann ausführ⸗ lich über die Bedeutung der Statiſtik und der Enquete als wichtigſten Teil für die Ergeb— niſſe der Wirtſchaftsſyſteme und ihrer Löſung. Dann ging er auf die Frage der zukünftigen Wirtſchaftsgeſtaltung ein und erklärte, ohne Zweifel mache unſere Wirtſchaft einen Umgeſtaltungsprozeß größten Ausmaßes durch, deſſen Kennzeichen Rationa— liſierung ſei, das heißt, Verringerung der Ver⸗ ſchwendung an Material und Arbeit. Dieſer Umgeſtaltungsprozeß müſſe ertragen werden. Angeſichts des ungeheuren Umfanges der Ar- beitsloſigkeit ſei es ſchwer, zu prophezeihen, Wiederaufnahme und Wiederaufſaugung der Arbeitermaſſen durch die umgeſtaltete Wirt⸗ ſchaft erfolgen kann. Vorausſichtlich würden wir noch eine lange Zeit mit einer erhöhten Arbeitsloſenziffer zu rechnen haben. Immer⸗ hin hat die Erfahrung gelehrt, daß Revolu— tion der Technik und Organiſation ſtets mehr Köpfe und Hände in ihren Kreis gezogen ha— ben als vorher in der Produktion beſchäftigt geweſen ſind. Sollten wir in abſehbarer Zeit nicht dahin gelangen und nach Lage der Weltwirtſchaft beſteben noch keine Ausſichten dazu— müſſen großzügige Anſiedlungen Ar- beitskräfte auf dem Lande aufnehmen. In beſchränktem Umfange würden jetzt entſpre— chend der Ankündigung in der Regierungs⸗ erklärung die Vorbereitungen für ſolche Maß— nahmen getroffen. Der Umgeſtaltungsprozeß ſei in vollem Gange, die Reichsregierung könne aber nur mit kleinen Mitteln belebend und erleichternd wirken und Störungen fern— halten. Ein ſolches kleines Mittel ſeien die Steuererleichterungen. Aber wichtiger ſei die Unterſtützung der Be— ſtrebungen auf Normierung. Typiſierung und Hebung der Wirtſchaftlichkeit. Die beſte Hilſe könne in nächſter Zeit der Staat dadurch ge— ben, daß er ſeine eigene Rationaliſierung vor— wärts treibt. Die Reichsregierung ſei deshalb feſt entſchloſſen, die angekündigte Verwaltungsreform ins Werk zu ſetzen. Es würde hierbei auch Fürſorge zu treffen ſein für richtige Mitwir⸗ kung der Wirtſchaft in den Staatsfunktionen. Dieſe Entwicklung wäre durchzuführen: 1. auf dem Gebiete der Geſetzgebungs⸗ ordnung und durch die Verankerung des Reichswirtſchaftsrates, 2. auf dem Gebiete der Rechtſprechung, namentlich durch das Reichswirtſchaftsgericht, 3. in der Beteiligung der Wirtſchaft au der Verwaltung, namentlich durch Verwen⸗ dung zahlreicher aus der Wirtſchaft ſelbſt ſtammenden Referenten in den leitenden Stel⸗ len der Miniſterien und durch ſtändige Füh⸗ lungnahme des Miniſteriums mit den großen Spitzenverbänden. Ueber die Frage des Kartellweſens äußerte ſich der Miniſter dahin, daß die Be⸗ aufſichtigung der Kartelle und das Eingreiſen gegen Mißbräuchlichkeit in der Kartellordnung geregelt ſeien und dieſe Tätigkeit zu einer der . 5 u, Steuern wie weit und vor allen Dingen wie lange die wichtigſten Aufgaben ſeines Miniſterium 8 gerechnet werden müſſe. Es erfordere aber Sachkenntnis und Feingefühl, hier den rich⸗ tigen Weg zur Wahrung der Staatsintereſſen und zum Schutze der Konſumenten einerſeits ſowie zur Anpaſſung an die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten andererſeits zu finden. Der Miniſter ſchloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die willige, intelligente Arbeit⸗ nehmerſchaft, die energiſche und ſachkundige Unternehmerſchaft, die großen Wirtſchafts⸗ erfahrungen und das techniſche Können, über das Deutſchland verfügt, durch ſachgemäße Umgeſtaltung auch die in der Zukunft gegebe⸗ nen Abſotzmöglichkciten bald durchführen werden. 8 Die Generaldebatte eröffnet der Sozialdemo⸗ krat Simon Franken, der dem Reichswirt⸗ ſchaftsminiſterium zum Vorwurf machte, es habe die ihm geſtellten Aufgaben nicht erfüllt. Na⸗ menilich die Politik des früheren Reichswirt⸗ ſchaftsminiſters ſei für die Wirtſchaft geradezu verderblich geweſen. Die Handelspolitik ſei zu einem großen Fiasko geworden. Eine Erhöhung der Zölle ſei nicht notwendig geweſen. Der Rede ner ſuchte die Schädlichkeit der Handelspolitik“ zahlenmüßig nachzuweiſen. So ſei die deutſche Ausfuhr nach Frankreich, die vor dem Kriege rund 1200 Millionen Goldmark betragen habe, um rund 1000 Millionen zurückgegangen. Das bedeute einen Ausfuhrverluſt an deutſcher Arbeit von mindeſtens 600 Millionen oder die Arbeits loſigkteit von 360 000 Arbeitern. Eine Schuld der deutſchen Regierung liege auch in dem Ver⸗ ſuch, die deutſchen Eiſenzölle im Intereſſe der Schwerinduſtrie aufrecht zu erhalten. Auch der Zollkrieg mit Danzig und Polen habe der deut⸗ ſchen Wirtſchaft ſehr ſchwere Schläge verſetzt. Dasſelbe gelte von Spanien. Die Folge ſei die wachſende Zahl der Arbeitsloſen. Nicht Abbau der Löhne ſei notwendig, ſondern Abbau des teuren Verwaltungsapparates an Banken und Induſtrie. Es folgte der deutſchnationale Abg. von Stauffenberg, der die Zollpolitik der frühe⸗ ren Regierung verteidigte und im Namen ſei⸗ ner Fraktion ſchärfſten Proteſt gegen den An⸗ trag der Deutſchen Volkspartei auf Vereinigung des Reichsernährungsminiſteriumes mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium einlegte. Im weiteren Verlauf der Debatte wies der Abg. Meyer(Dem.) darauf hin, daß die frühere Regierung zwar die Notwendigkeit des Preis- abbaues betont, durch ihre Politik aber das Ge⸗ genteil bewirkt und durch produktionsverteuernde und die neue Zollvorlage die Preiſe geſteigert habe. Der Mißerfolg der Preisabbau⸗ aktion dürfe aber nicht dazu führen, daß nun der umgekehrte Verſuch mit einer Steigerung der Preiſe gemacht werde. Notwendig ſei vielmehr die Wiederinkraftſetzung des alten Grundſatzes: großer Umſatz, kleiner Nutzen. Der Redner verlangte weiter die Beſeitigung der Preistrei⸗ bereiverordnung ſowie ſchärfſtes Vorgehen gegen die Preisdiktatur der Kartelle und der Landbund⸗ genoſſenſchaften. ö Abg. Deſſauer(Ztr.) hielt es für falſch, die gegenwärtige Wirtſchaſtskriſe als eine Kre⸗ dit⸗ und Kapitalkriſe zu bezeichnen, denn das ſeien nur Symptome der ganzen Krankheit. Die Wirtſchaft müſſe als Ganzes betrachtet werden, und deshalb dürfe man auch nicht an der ſchweren⸗ Notlage der Landwirtſchaft vorübergehen. Der; Redner bezeichnete es als eine Illuſion, wenn man an die Möglichteit einer ſchnellen Beſeiti⸗ gung der Kriſe durch Regierungsmaßnahmen glauben wollte. Eine Heilung ſei nur möglich durch ein verſtändnisvolles Zuſammenwirken aller Glieder der Weltwirtſchaft. Deshalb ſeien, die geplante Weltwirtſchaftskonferenz, die Lon⸗ doner Arbeitszeitkonferenz und die übrigen in⸗ ternationalen Wirtſchaftskonferenzen als geſunde Aufbauſymptome zu begrüßen. Abg. Könen(Kom.) trat für die radikale Sozialiſierung der Wirtſchaft ein. Nach einer Rede des Völkiſchen Henning nahm für die Deutſche Volkspartei Abg. von Raumer das Wort, um ſich namenttich für die Zuſammenlegung des Reichsernährungsmini⸗ ſteriums mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium einzuſetzen. Die Trennung beider Verwaltun⸗ gen ſtöre die Agitation derjenigen Kreiſe, die den Landwirten die Verſolgung egoiſtiſcher Son⸗ derintereſſen vorwerfen. Gerade wegen der gro⸗ ßen Bedeutung der Landwirtſchaft für die Ge⸗ ſamtwirtſchaft ſei eine einheitliche Verwaltung aller Wirtſchaftszweige einſchließlich der Land⸗ wirtſchaft notwendig. g Die Beratung wurde darauf abgebrochen. Das Haus bewilligte noch ohne Debatte den Haus⸗ halt des Reichstages und vertagte ſich auf Sams⸗ tag Mittag 12 Uhr. Annahme des 48⸗Stundentages. London, 20. März. Nach dem geſtern veröffentlichten Bericht über die Londoner Arbeitszeitkonferenz iſt man übereingekom⸗ men, die umſtrittenen Begriffe und Beſtim⸗ mungen des Waſhingtoner Abkommens fol⸗ gendermaßen zu interpretieren: Von der 48⸗Stundenwoche ſollen nur ge⸗ wiſſe Betriebe ausgenommen ſein, in denen ausſchließlich Mitglieder derſelben Familie beſchäftigt werden, und die Angeſtellten vom Poſt, Telegraph und Telephon. Zu Artitel 2 Wird feſtgeſtellt, daß die Arbeitszeit die Zei! ift, in der ein Arbeitnehmer zur Verfügung des Arbeitgebers ſteht unter Abzug der ver⸗ einbarten Ruhepauſen. Es wird die Anwend⸗ barkeit des Artikels 5 des Waſhingtoner Ab⸗ kommens für das Baugewerbe feſtgeſetzt. 31 Artikel 6 wird feſtgeſetzt, daß der Begriff Ar⸗ beitszeit„mit Unterbrechungen“ nur Anwen⸗ dung finden ſoll auf Arbeitskräfte, die nicht unmittelbar an der Porduktion beſchäftigt ſind, wie Wärter, Wächter, Werksfeuerwehr und ähnliche Kategorien. beitszeit über die 48⸗Stundenwoche hinaus ſoll durch die nationale Geſetzgebung feſtge— legt werden. Für die Arbeitszeit Stunden hinaus iſt in fünf Schichten pro Woche oder 11 Schichten ausgeſetzt, daß die durchſchnittliche Arbeitszeit 48 Stunden beträgt. Die Eiſenbahnbetriebe fallen unter das Waſhingtoner Abkommen. Ueberſtunden ſind jedoch auf Grund des Ar— tikels 6b zuläſſig. gebung geſtatte, daß der Arbeitsausfall durch Tagen ausgeglichen wird, ſtundenlohn gezahlt werden. neten Länder verpflichten ſich, den Artikel 14 des Waſhingtoner Abkommens in ihre Aus⸗ führungsodeſetze zum Waſhingtoner Abkom— men aufzunehmen. Mit einem engliſchen Vorbehalt ſtellen die Unterzeichner der Schluß⸗ folgerungen ſeſt, daß Art. 14, der die Außer⸗ kraftſetzung der 48 Stundenwoche regelt, nur Anwendung finden darf bei einer Wirtſchafts⸗ kriſe, die die Exiſtenz des ganzen Volkes aufs Spiel ſetzt, aber nicht bei Kriſen innerhalb beſtimmter Gewerbezweige. Politiſche Umſchau. — Zentrum und Fürſtenabfindung. Die Zen⸗ trumsfraktion des Reichstags beſchäftigte ſich geſtern abend nach Schluß der Plenarſitzung au⸗ ßer anderen Fragen mit der Lage, wie ſie aus den bisher vorliegenden Zahlen des Volksbegeh— rens zur Fürſtenabfindung geſchaffen iſt. Als allgemeine Auffaſſung der Fraktion kann mitge⸗ teilt werden, daß ſie feſt entſchloſſen iſt, den un⸗ ter den Regierungsparteien vereinbarten Kom— promiß möglichſt bald, und zwar noch bevor der Volksentſcheid in Gang kommt, im Reichstag zur Erledigung zu bringen. Sie wird ſich von dieſer Abſicht auch nicht durch etwaige Verzögerungen der übrigen Parteien abbringen laſſen. — Verſchlechterung im Befinden Fehrenbachs, Das Befinden des erkrankten ehemaligen Reichs— kanzlers Fehrenbach zeigt inſofern eine Ver— ſchlechterung, als der Kräftezuſtand abnimmt. Der Kranke iſt zeitweilig ohne Bewußtſein. — Die Präſidentenwahl in Griechenland. Die Wahl des Präſidenten der Republik iſt auf der 4. April feſtgeſetzt. Durch Verordnung ſind die Kandidaturen von Venizelos, Zaimis und Co⸗ culodis verboten unter dem Vorwand, daß dieſe Politiker in„zu vorgerücktem Alter“ ſtünden. Der bisherige Staatspräſident Conduriotis hat bereits ſeinen Rücktritt erklärt. — Penſivnierte Mörder. Die ruſſiſche Regie— rung hat aus Anlaß des Jahrestages der Er— mordung Alexander 2. durch die Nihiliſten im Jahre 1881 eine Feier veranſtaltet und beſchloſ— ſen, daß alle Perſonen, die an der Ermordung beteiligt waren und noch am Leben ſind, eine en Penſion von 225 Rubeln erhalten ſol— en. Die ungariſche Frankenfälſchung Budapeſt, 19. März. In der Nationalver— ſammlung ſprach geſtern Graf Apponyi aur Frankenfälſchunasaffäre. Der arönte Teil Die da frei sind. Roman von Henriette v. Me erheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (37. Fortſetzung.) Der ſtarke Duft ſchien eine ebenſo berau⸗ ſchende, aufregende Wirkung auf ſie auszu⸗ üben wie der Genuß ihrer ſo heiß begehrten ruſſiſchen Zigaretten, mit denen Doktor Hardt ihr gegenüber ſo ſparſam war. Ich glaube, er bemerkte Frau von Baſſilewitſchs Erregung. Er tut dann immer ſo, als ob er die Kranſe gar nicht beachte und doch entgeht ihm kein Zucken, keine Veränderung der Miene oder Haltung. Anſcheinend befand er ſich ſelbſt in beſter Laune. Dieſe Heiterkeit verdankt ſtets irgend einem gefaßten Entſchluß ihren Ur- ſprung. Obne Frau von Baſſilewitſch ins Geſpröch zu ziehen, wandte er ſich den Herren zu. Erſt fragte er Rankau. na chſeinen Arbeiten und dann Herrn Wegner,„wie er mit ſeinem neuen Drama vorwärts komme.“ „Gar nicht, Herr Doktor. Hiſtoriſche Stoffe liegen mir nicht. Mir fehlt die Fähigkeit, ſie zu geſtalten.“ „Hm.. vielleicht eignet ſich ein moder⸗ ner Stoff beſſer,“ entgegnete der Doktor nach⸗ denklich.„Ich kann Ihnen einen vorzüglichen Entwurf liefern.“ Wir horchten alle geſpannt auf und rück⸗ ten näher. Nur Frau von Baſſilewitſch blieb ruhig ſitzen und ſpielte weiter mit ihren roſa Blütenſtengeln. Ich glaube ſie noch nie ſo ſchön geſehen zu haben wie heute abend! Zwei ſchmale, ſchwarze Samtſtreifen hiel⸗ ten ihr ausgeſchnittenes Kleid über den Schul⸗ tern feſt. Den Kopf hielt ſie etwas geneigt. Helles Licht fiel auf ihr loſe geſtecktes, dunkles Die maximale Ar⸗ über 48 der Minimallohn des Waſhingtoner Abkommens für Ueberſtunden obligatoriſch. Eine Einteilung der Arbeitszeit Schichten pro zwei Wochen iſt ſtatthaft, vor⸗ Wo die nationale Geſetz⸗ Feiertage in der 48-Stundenwoche an anderen muß der Ueber⸗ Die unterzeich⸗ ſelner Rebe beſchäftigre nch mit der Frage der Verantwortlichkeit der Regierung. Die politiſche Verantwortlichkeit, ſagte er, iſt nicht bloß in gewiſſen Unterlaſſungen begründet; ſie erſtreckt ſich im allgemeinen auf die öffent⸗ lichen Zuſtände, namentlich auf die Verläß⸗ lichkeit der ſtaatlichen Maſchinerie. Die Regie⸗ rung iſt für jeden Niedergang der öffentlichen Zuſtände verantwortlich. Niemand könne be⸗ haupten, daß für eine ganze Reihe von Un⸗ terlaſſungen die Regierung unverantwortlich wäre, denn in der Frankenfälſchungsaffäre ſind Verfügungen nicht erlaſſen worden, die in einem ſolchen Falle unbedingt notwendig geweſen wären, wie beiſpielsweiſe die Ver⸗ hinderung des perſönlichen Verkehrs zwiſchen den Verdächtigen. Die Frankenfälſchungs⸗ affäre hat jedenfalls den Vorhang zerriſſen, der bisher die geradezu unhaltbare und ge⸗ fährliche innere Lage verhüllt hat. Die revolu⸗ ſation durchſeucht und ſind in alle Organe täten haben das Gebäude der Staatsorgani⸗ ſationd urchſeucht und ſind in alle Organe des ſtaatlichen Lebens eingedrungen. Daß es ſtaatliche Organe in Menge gibt, die ſich den Verbrechern zur Verfügung ſtellten, das läßt auf das innere Siechtum ſchließen, von dem wir um jeden Preis befreit werden müſſen. Es darf keine ſtaatl. Organe mehr geben, die Verpflichtungen übernehmen, die mit ihrer Pflicht als ſtehen. Es darf nicht mehr ſein, daß die Ver⸗ ſſaammlungs⸗ und Vereinsfreiheit und legal tätiger Vereinigungen beſchränkt Staatsorgane in Widerſpruch öffentlicher wird, während zu gleicher Zeit geheime Or⸗ ganiſationen beſtehen können. Es muß eine neue Aera kommen. Iſt die Regierung zur Einführung dieſer Aera nicht fähig, ſo muß ſie ihren Platz verlaſſen. Iſt ſie hierzu fähig, ſſo muß ſie hierfür den Beweis erbringen. Er beantragte, die Beſchlußfaſſung über die Ver⸗ antwortlichkeit der Regierung für die Zeit vorzubehalten, da das Gericht die Angelegen⸗ heit in allen ihren Beziehungen geklärt ha⸗ ben wird. N Die Rede Apponyis wurde von der Op— poſition mit frenetiſchem Beifall, bei den Re— gierungsparteien mit eiſigem Schweigen auf⸗ genommen. ö Coolidge vertagt die maritime Abrüſtungskonferenz. Nach der in gut unterrichteten Regierungs⸗ kreiſen vorherrſchenden Anſicht wird der Zuſam— mentritt des vorläufigen Abrüſtungsausſchuſſes bei dem Völkerbund angeſichts der Verſchiebung der Aufnahme Deutſchlands bis zum September weiter vertagt werden. Die vorherrſchende Stel— lungnahme zugunſten einer Beteiligung Ameri⸗ bas an der Abrüſtungstagung würde nachteilig beeinflußt werden, wenn die Erörterungen der Abrüſtungsfrage noch weiter verſchorben werden. In den Sitzungen des geplanten Abrüſtungs⸗ ausſchuſſes würden weitgehende Meinungsver— ſchiedenheiten unter den europäiſchen Delegier— ten zutagegetreten, was eine Erörterungsdauer von mindeſtens einem Jahre wahrſcheinlich ma— chen würde. Maßgebende Kreiſe in Waſhington halten es für zweifelhaft, ob die Abrüſtungser⸗ örterungen in Europa ein wirkliches volles Er⸗ gebnis zur Folge haben werden. Nicht alle Re⸗ gierungen, die die Einladungen angenommen ha— ben, ſcheinen zurzeit eine Abrüſtung zu wünſchen, ſondern führen nur den Artikel des Verſailler Vertrages aus, der die Signatarmächte Abrüſtungsprogramm verpflichtet, das Deutſchlands Abrüſtung bedingt war, und Deutſchlands Abrüſtung könne nicht länger be— zweifelt werden. Nach Meldungen des„New Pork Herald“ hat Präſident Coolidge beſchloſſen, den Zuſam⸗ mentritt der maritimen Abrüſtungskonferenz borläufig zu vertagen. Im April ſtehe die Ver— offentlichung einer Erklärung des Präſidenten Foolidge über die fortan von Amerika gegenüber Furopa zu befolgende Politik bevor. auf ein Haar. Ein Lächeln lag auf ihrem Geſicht—] Sie erfüllte den Wunſch und ſpielte in ſüß und ſchmerzlich. „Alſo gut— ich beginne,“ fing Doktor Hardt an. Er ſtreifte die Aſche von ſeiner Zi⸗ garette.„Natürlich kann ich die Geſchichte nur in knappen Umriſſen, als rohes Material geben. Die Hand des Meiſters muß ſie for— formen. Verlegen wir der abſonderlichen Ver— hältniſſe wegen das Ganze nach Rußland. Dann wird es gleich wahrſcheinlich. In Ruß⸗ land iſt einfach alles denkbar, was in anderen Ländern unnatürlich wirken würde. Nicht wahr, Frau von Baſſilewitſch.“ Sie hob die Lider. Ein grünliches Licht flackerte in ihren dunklen Augen: Jawohl, bei uns in Rußland iſt alles möglich,“ ſtimmte ſie bei,„brutale Grauſamkeit, unerbittliche Härte und Verlogenheit.“ „Ganz recht. Daraus ſetzt ſich auch mein trauriger Roman zuſammen, im Salon einer ſchönen jungen Frau, die mit einem ſehr viel älteren reicheren Mann, der eine hohe Stel— lung begleitet, verheiratet iſt. Wie er hieß, wollen Sie wiſſen? Namen tun nichts zur Sache. Alſo nennen wir ihn Graf Uroſoff. Die junge Gräfin glänzte als Stern am Himmel der Petersburger Geſellſchaft. Die Ehe war wie tauſend andere auch. Graf Uruſoff zeigte ſeine lange Ordensreihe neben ihren Brillan⸗ ten bei großen Hoffeſten, ſonſt ſahen ſie* ten bei großen Hoffeſten, ſonſt ſahen ſie ſich kaum um. Gräfin Vera...“ Frau von Baſſilewitſch zuckte in ihrem Stuhl hoch, aber Doktor Hardt fuhr ſo gelaſ⸗ ſen und geläufig fort, als leſe er die Ge⸗ ſchichte ab. „Gräfin Vera wurde nicht nur ihrer Schönheit, ſondern vor allem ihres wunder⸗ vollen Klavierſpiels wegen in der Geſellſchaft ausgezeichnet. Am ſchönſten klang ihr eigenartiges, tem⸗ peramentvolles Spiel mit Violinbegleitung. durch Die Kämpfe in China. 1 Chinas befriedigende Antwort. Peking, 19. März. Die Antwort des chineſt⸗ ſchen Auswärtigen Amtes auf das Ultimatum der Mächte wird von dieſen als befriedigen gangeſehen. Geſcheiterte Friedensverhandlungen. Paris, 20. März. Wie aus Beiruth gemeldet wird, iſt der letzte Verſuch, eine zweite Friedens⸗ delegation nach dem Djebel Druſe zu entſenden geſcheitert, da die Druſen ihre alten Forderungen auf Unabhängigkeit Syriens, nationale Regie⸗ rung, Rückgabe Beiruths und Tyrus⸗Diſtrikts au Syrien, Räumung des Landes von den franzö⸗ ſiſchen Truppen, aufrechterhalten haben. Die Druſen erklärten, einen Vertrag mit Frankreich für eine beſtimmte Zeit abzuſchließen, ähnlich dem Vertrage zwiſchen Großbritannien und dem Irak, und ſie verlangten ein Verſprechen, in kur⸗ zer Zeit zum Völkerbund zugelaſſen zu werden. Nunmehr ſoll der Aufſtand mit aller Macht un⸗ terdrückt werden. Japaniſche Forderungen. Tokio, 19. März. Der japaniſche Geſandte in Peking iſt angewieſen worden, von der chine⸗ ſiſchen Regierung eine Entſchuldigung und eine Entſchädigung für die Beſchießung der japani⸗ ſchen Torpedoboote durch die Takuforts zu for⸗ dern. Gleichzeitig wird verlangt, daß die fün dieſen Uebergriff verantwortlichen Perſonen beſtraft werden. ö Heſſiſcher Landtag. f Darmſtadt, 19. März. Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 30 Min. Auf die(geſtern hier mitge⸗ teilte) Kleine Anfrage der Abg. Weckler Heinſtadt, die Beitreibung der Pachtrückſtände bre erteilt die Regierung folgende Ant⸗ vort: Zu 1. Die Nachprüfung der Geſuche um Pachtermäßigung erfordern eingehende Ermitte— lungen durch die Forſtämter. Dieſe Ermittelun⸗ gen erleiden eine gewiſſe Verzögerung durch die z. Zt. im Gang befindliche Holzverwertung, die die Arbeitskraft und Zeit der Amtsvorſtände im hohen Maße in Anſpruch nimmt. Die Forſt⸗ ämter werden aufgefordert, die Ermittelungen beſchleunigt durchzuführen. Zu 2. Die Regierung iſt bereit, in allen Fäl⸗ len, in denen eine Entſcheidung über die Geſuche bis zum 1. 4. nicht getroffen werden kann, auf Nach⸗ ſuchen der Pächter Stundung bis zur endgül⸗ tigen Erledigung der Angelegenheit zu gewähren. Die Kaſſeſtellen werden in dieſen Fällen ange⸗ wieſen werden, die Einleitung des Beitreibungs⸗ verfahrens ſolange auszuſetzen. Innerhalb der Tagesordnung wird heute zu— nächſt das Kapitel 7: Landestheater zur Beratung geſtellt. Im vorliegenden Vor⸗ anſchlag ſind 1117000 Mark als Betriebsein⸗ nahme und Zuſchüſſe aus privaten Quellen und 1879 800 Mark als Ausgabe eingeſtellt, ſodaß mi einem Fehlbetrag von 762 800 Mark zu rech⸗ nen wäre. Nach dem Vertrag mit der Stadt Darmſtadt hätte der Staat zwei Drittel und die Stadt Darmſtadt ein Drittel zu übernehmen. Aufgrund von Verhandlungen mit der Stadt Darmſtadt hat ſich dieſe bereit erklärt, für die Zukunft 40 Prozent Zuſchuß zu leiſten. Abg. Büchner(Dem.) führt aus, daß das Landestheater, einer der wenigen Aktivpoſten der früheren Fürſtenherrſchaft, auf keinen Fall ſtill⸗ gelegt werden dürfe, einmal aus kulturpoliti⸗ ſchen Rückſichten, weil dieſes Theater in ſeiner Wirkung weit in das Land hinausſtrahle, dann aber auch, weil eine Stillegung die finanzielle HBelaſtung kaum merklich verringern würde. Auch eine Theatergemeinſchaft mit Mainz könne das ö Defizit nicht vermindern. Frau Prof. Hattemer(3Ztr.) erklärt, daß ſie perſönlich zwar für das Kapitel ſei, der größere Teil ihrer Fraktion aber die Mittel für das Lan⸗ und 05 1 einem von einer Großfürſtin arrangierten Konzert, für irgend einen guten Zweck. Ihr Partner, ein muſikaliſch hochbegabter Leut⸗ nant, Romanzow, begleitete ſie mit einer Violine. Auch vor dem Konzert übten ſie oft 5 destyeater verweigern werde.(Auf die Gründz 055 dieſe Stellungnahme wird in einem beſon⸗ eren Artikel 115 ukommen ſein.) Abg. Glaſer(Bbd.) ſpricht im Sinne des Antrages Dr. Leuchtgens, wonach das Landes⸗ theater als Einrichtung des heſſiſchen Staates aufzuheben ſei. Die Fortführung eines Thea ⸗ ters in Darmſtadt mag der Stadt Darmſtadt oder einer ins Leben zu rufenden Aktiengeſell⸗ ſchaft überlaſſen bleiben. Nach der Liquidation ſei die Sorge um das Theater in Meſſſchen nicht mehr in den Aufgabenkreis des heſſiſchen Staates einzubeziehen. Der Bauernbund habe umſomehr Anlaß zu dieſer Stellungnahme, da ja die Landbevölkerung überhaupt keinerlei Nutzen von dem Theater habe. Abg. Kindt(Dnatl.): Bei der gegenwärti⸗ gen Finanzlage des Staates kann die Bezahlung eines Staatszuſchuſſes in der bisherigen Höhe nicht mehr verantwortet werden. Trotzdem werde ich mit gewiſſen Modifikationen für den Voran⸗ ſchlag ſtimmen, was ich aber für meine Fraktion im Ganzen nicht erklären kann. Im übrigen verliert ſich Abg. Kindt im Zuſammenhang mit Ausführungen über die deutſche Kultur in Dar⸗ legungen über die Tragit im Leben Wilhelms 2. der durch ſeinen Uebertritt nach Holland dem Vaterlande das größte Opfer gebracht habe. Abg. Dingeldey(D. Ppt.) fordert, daß der Zuſchuß der Stadt Darmſtadt für den Be⸗ trieb des Landestheaters weſentlich zu erhöhen ſei. Darüber hinaus müſſe alsbald an eine Var⸗ einſachung und Verbilligung des geſamten Thea⸗ terbetriebs in Verwaltung, künſtleriſchem und techniſchem Perſonal herangetreten werden, ins⸗ beſondere dadurch, daß der Betrieb des Kleinen Hauſes nicht mehr als ein Teil des Landesthea⸗ ters fortgeführt werde, ſondern entweder in Ver⸗ pachtung zu geben oder für andere Zwecke zu ver⸗ mieten ſei. Kulturpolitiſch ſei zu bemerken, daß in einer Zeit kulturellen Ueberganges, wie ſie die unſerige darſtellt, auch die Kunſt zwieſpältig ſei, ſodaß man auch mit einem beſonheren Maßſtab der Kritik an das Programm des Thea⸗ ters herantreten müſſe. Allerdings ſei von einer Landesbühne zu fordern, daß ſie nicht einfach die Kunſt hernähme, wo immer ſie ſich finde, ſon⸗ dern daß ſie ſich gewiſſen inneren Bindungen ſchon verpflichtet fühle. Abg. Leuſchner(S. P. D.) fordert, daß das Landestheater in der ſeitherigen Weiſe weiter⸗ geführt werde, unter der Vorausſetzung, daß der Zuſchuß des Staates ſich in den ſeitherigen Grenzen halte, ohne daß die künſtleriſche Höhe des Theaters empfindlich geſchädigt werde. Es ſei zuzugeben, daß das Theater in letzter Zeit künſtleriſch ſchlechter geworden ſei, auch ſei der Spielplan höchſt anfechtbar. Dieſe Umſtände könnten aber kein Grund zur Aufhebung des Landestheaters ſein; für die ſozialdemokratiſche Partei wirke ein Abbau des Theaters, wie für andere Parteien ein Abbau auf dem Gebiet der Kirche. Den Abſchluß der Debatte macht der Abg. Dr. Greiner(Kom.), mit den vorſchriftsmäßi⸗ gen Darlegungen über das kommuniſtiſche Pro⸗ gramm auf dem Gebiete der Kunſt. Weltſpiegel. :: Die Tragödie im Hungerkräfig Der auf dem Münſterplatz in Bonn ſtationierte Hungerkünſtler Sacco 2 hat in ſeinem Käfig einen Zuſammenbruch erlitten und mußte ins Krankenhaus überführt werden. Sein Zuſtand iſt jetzt im allgemeinen zufriedenſtellend. Durch leichte Speiſen wird er allmählich wieder an Nahrungsaufnahme gewöhnt. Der Hunger⸗ künſtler hat es in ſeinem Käfig ohne jede Nahrung 38 Tage und 4 Stunden ausgehal⸗ ten. Der Zuſammenbruch erfolgte dadurch daß man Sacco am 35. Tage ſeines Hungers einen Neuling auf dem Gebiete des Hunger⸗ ſports beigab. Dieſer Anfänger, der angeb⸗ lich noch nie gehungert hatte, hob ſchon am 3. Tage ein mächtiges Lamento an. Das brachte Sacco, den echten Künſtler, aus dem Gleichgewicht und führte ſeinen Zuſammen⸗ bruch herbei. Kavaliers, der lieber zugrunde geht, als daß! er die Ehre der Frau, die er liebt, verrät. Ihm wurde alſo der Prozeß gemacht. konnte nichts werden, aber man entließ ihn mit ſchlichtem Abſchied aus dem Heere. Seine Bewieſen zen Deutſchlands hinaus Flugtag veranſtaltet, ſollte, auf welcher Höhe die heutige Sportflie⸗ Natürlich wurde mit Bitlen, in Wohltätig⸗ keitskonzerten zu ſpielen, überſchüttet. N zuſammen. Der junge Offizier machte Beſuch. Das gemeinſchaftliche Spiel wurde auch nach dem Konzert noch häufig wiederholt. Es ſoll ein eigentartiger Genuß geweſen ſein, dieſe beiden, ſchönen, talentvollen jun⸗ gen Menſchen zuſammen ſpielen zu hören. Wie ein jubelnder Wettgeſang der Leiden⸗ 150 brauſte der Flügel und jauchzte die Geige.. Plötzlich verbreitete ſich ein ſeltſames Ge⸗ rücht in der Petersburger Geſellſchaft, ein Ge⸗ rücht. das zuerſt nur mit ungläubigem Papf⸗ ſchütteln aufgenommen wurde, bis es ſich in eutſetzlicher Weiſe beſtätigte. Gef Ursoſoff hatie an einem Klubabend am Handgelenk des jungen Leutnants Romanzow ein eigentüm⸗ liches Schmuckſtück bemerkt. was er, als ſeiner Frau gehörend, ſofort erkannte Es war tin überaus werzvelles Herz aus Britlanten, das er ihr ſelber zur Hochzeit geſchenkt hatte, und das jetzt in ſeiner ganzen funkelnden Koſtbar⸗ keit an dem Kettenarmband des jungen Offi⸗ ziers klirrte. Zur Rede geſtellt. wie er in den Beſitz des Schmuckes geſangt ſei, verweigerte der junge Offizier jede Auskunft. Die Gräfin behauptete, von nichts zu wiſſen. Das Herz müſſe ihr geſtohlen worden ſein. Die doppel⸗ ſinnige Antwort behinderte leider den Unter⸗ ſuchungsrichter nicht, den Strafantrag gegen den Leutnant Romanzow zu ſtellen. „Und die entſetzliche Frau geſtand nichts ein, um den Unqalücklichen zu retten“ fuhr Miß Gordon dazwiſchen. Ihre Angen trafen wie Nadelſpitzen Frau von Baſſilewitſchs Geſicht. f „Nein, Gräfin Vera blieb ſeſt bei ihrer Behauptung und der junge Offizier ſchwieg — ſchwieg mit dem eiſernen Trotz eines Familie ſagte ſich von ihm los. Seine Kame⸗ raden und Freunde kannten ihn nicht mehr. Gräfin Verat wurde ſehr ervös; ſie ging ins Ausland. Ihr Gemahl hat ſeinen hohen Po⸗ ſten und ſie ihre hohe Apanage behalten. Ihr Zugeſtändnis, daß ſie dem jungen Offizier den Schmuck geſchenkt hatte, würde dem alten Grafen einen Scheidungsgrund gegeben ha⸗ ben. Das mußte vermieden werden. Nun, wie gefällt Ihnen dieſes Motiv, Herr Weg⸗ ner iſt das nicht ein geeigneter Dramaſtoff?“ „Nicht übel,“ meinte Wegner, nur der Schluß iſt banal. So im Sande darf die Ge⸗ ſchichte nicht verlaufen.“ „Erdenken Sie einen anderen Schluß. Vielleicht hilft Ihnen Frau von Baſſilewitſch dabei. Als Ruſſin muß ſie ſich doch am beſten in die Seele der Gräfin Pera hineindenken können.“ Frau von Baſſilewitſch legte die roſa Hyazinthenſtengel gegen ihre Lippen. Ihr Geſicht war ſo weiß wie ihr Kleid.„Sie Ja⸗ ben allerdings nur die rohen Umriſſe der Ge⸗ ſchichte gegeben, Doktor,“ ſagte ſie in ihrem harten Deutſch, das doch ſo eigentümlich an⸗ ziehend klingt. Was konnten Sie auch von den Seelenmartern einer Frau wiſſen, die man als halbes Kind noch an einen alten, ungeliebten Mann verheiratet hatte. Daß ſie den jungen Offizier, mit dem ſie muſizierte, lieben lernte, kann ihr niemand als Schuld anrechnen. Das war Naturgeſetz. Das erſte⸗ mal, nachdem ſie das wundervolle Sturmbild der polniſchen Heide, die F Fur⸗Ballade von Chopin geſpielt hatten, ſch. te ſie ihm ur Erinnerüng ihr Herz, und er ſchwor in ſeinem jugendlichen Enthuſiasmus, es immer bei ſich zu tragen. 0 FFortſetzung folgt.) Der Slugtag in Lampertheim. SC. Der Heſſen⸗Flieger⸗Verein für Luft⸗ fahrt⸗Darmſtadt, der unter anderem als einer der tüchtigſten Pioniere durch ſeine gtoßen Erfolge bei den epochemachenden Rhönſegel⸗ flügen der letzten Jahre weit über die Gren⸗ einen glänzenden Ruf genießt, hatte am letzten Sonntag auf der Bonau bei Lampertheim einen Groß⸗ der einmal zeigen gerei ſteht. Die uralte Sehnſucht des Menſchen nach der Höhe iſt zur Wirklichkeit geworden u. feiert Triumphe. Das angekündigte Schau⸗ ſpiel der Lüfte, ſowie das große Intereſſe unſerer Landsleute an unſeren Heſſenfliegern hatte eine unüberſehbare Völkerwanderung von allen Seiten hervorgerufen, die dem ſonſt ſo ruhigen Ort Lampertheim ein„internatio⸗ nales Gepräge“ gab. Autos, Motorräder, un⸗ zählbare Fahrräder, die Eiſenbahn ja ſelbſt er kleiner und dort ſah ich auch den Rhein als ein weißglitzerndes Band mit dem ſchlei⸗ fſenförmigen Altrhein. Es dauerte ein kurzes Motorboote, Segelboote und Ruderboote brachten die Menſchen nach dem großen Ziel des Tages, dem ideal gelegenen Flugplatz auf der Bonau. Von Worms aus machten wir erſt Kurve, wieder den Flugplatz eine ſchöne Rheinfahrt mit einem kleinen Dampfer, der uns faſt bis an die Bonau brachte. Noch ein kleiner Spaziergang von 10 Minuten und wir waren da. Noch auf dem Weg begrüßte uns ein uns entgegenfliegender Sportdoppeldecker mit dem Knattern ſeines Motors, einige elegante Schleifen ziehend. Die Veranſtaltung hatte vünktlich 73 Uhr an⸗ gefangen. Beim Näherkommen fiel einem gleich das Charakteriſtiſche des Flugplatzes auf, wie die abſperrende Poſtenkette, die rie⸗ ſige, den Platz einſäumende Menſchenmenge, die ſchätzungsweiſe 6—7000 betrug, in der Mitte der ausgedehnte Flugplatz. mit ſeinem von Autos und Motorrädern ein⸗ geſänmten Startplatz, auf dem die leichtbe— ſchwingten Vögel der Sportflugzeuge D 471, hoben hatten. Wir flogen. den glücklichſten des Tages. und der Boden ſank immer tiefer. Die Men⸗ D 584 und Heinkel 540 wie gezähmte Raub⸗ vögel ſtanden. Und in der Ferne ſah man das große weiße, Landungskreuz. Ringsherum ein Leben und Treiben ſchauluſtiger Menſchen mit geſpann- ten erwartungsvollen Geſichtern. Die vor— züglich arbeitende Flugleitung(Herr Koll⸗ mann) hatte uns Preſſevertretern den ehe— maligen Marine⸗Oberflugmeiſter Bauer zur genaueren Inſtruktion zur Verfügung geſtellt, der ſeine Aufgabe in vorbildlicher und ent— gegenkommender Weiſe löſte, wofür ihm an dieſer Stelle herzlichſt gedankt ſei. Das Wet— ter, das morgens noch ein trübſeliges und graues Geſicht machte, hatte ſich gegen Mittag etwas aufgehellt und ließ für den Verlauf der Veranſtaltung das Beſte hoffen. Drei Klein⸗ flugzeuge, zwei Doppeldecker und ein Ein⸗ decker, waren vormittaas von Darmſtadt her— übergeflogen, um mit ihren Schau⸗ und Kunſtflügen die oftmals einen verwegenen Anſtrich hatten, das zu halten, was ſie verſprochen hatten. Wunderbar war es mit anzuſehen, wie die kleinen Flugzeuge ſtarteten, um ſich dann, grö— ßere oder kleinere Schleifen ziehend, in den Aether hinaufzuſchrauben, wo ſie in ihrem Element waren. Wie das Spiel übermütiger Vögel mutete es an, wenn dieſe großen Vö— gel, begleitet vom Surren der Motore und den Blicken der begeiſterten Zuſchauer mit ſpielender Leichtigkeit und Eleganz in den Lüften ſich tummelten, ſich überſchlugen, was „Looping“ genannt wird, ſeitwärts abrutſchen ließen, Kurven flogen, daß die Tragflächen ſenkrecht ſtanden, dann wieder ſpiralförmig oder im Sturzflug nach unten ſchoſſen, wie der Sperber auf ſein Opfer, um knapp über dem Erdboden ſich wieder fangen zu laſſen und in elegantem Gleitflug über die Köpfe der verblüfften Zuſchauer hinweg wieder weiterzufnegen. Alles atmete Sicherheit und ſpielende Beherrſchung. Bewährte Piloten wie Buſch, Jährling und Nähring zeig⸗ zen hier die ganze Meiſterhaftigkeit ihres Kön⸗ mens. Buſch und Jährling, der bekanntlich Wormſer iſt, zwei ehemalige Frontflieger, wie Auch Nähring, ein Fungflieger, der zwei Re⸗ korde in Segelfliegen aufgeſtellt hat, ſind drei prachtvolle Menſchen und Meiſter vom Fach. Lebhafte Ovationen und begeiſterte Zuruſe von Seiten der Zuſchauer waren die Anerken⸗ mung ihter hervorragenden Leiſtungen. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich nicht unterlaſſen kurz über meine Empfindungen bei meinem erſten Flug zu berichten, den ich als einziger der anweſen⸗ den Preſſevertreter das Glück hatte mitmachen zu dürfen. Pilot Nähring war mein Führer. Seiner ſicheren Hand hatte ich mich gerne an⸗ vertraut. Ich muß geſtehen, ein Angſtgefühl oder irgendwelche Bedenken hatte ich, nach dem, was ich zuvor geſehen hatte, nicht. Zuerſt wickelte man mir einen dicken Wollſchal um den Hals und ſetzte mir eine Lederkappe mit einer Fliegerbrille auf. Der Doppeldecker „Heinke 540“, der mehr PS. hatte als ich Reichsmark in der Taſche, war für meinen er⸗ ſten Flug in meinem Leben vorgeſehen. Mit elegantem Schwung gings dann in den Sitz bor dem Führerſitz, wo ich feſtgeſchnallt ward. Der Sitz ſelbſt war weich ledergepolſtert und die Bordwand, die am oberen Rande eben⸗ falls eine Lederpolſterung hatte, reichte mir knapp bis an die Schultern und hatte vorn einen Windfang, ſodaß man durch den tiefen Sitz das Gefühl der Sicherheit und Schutz vor dem ſtarken Luftzug hatte. Zwiſchen meinen Beinen war ebenfalls ein Steuerhebel zur Bedienung der Maſchine angebracht und dor mir hing ein Höhenmeſſer, ein Tourenzähler für, den Motor, ſowie ein Geſchmindiakeits⸗ meſſer. Nun ronnte die Fahrt losgehen. Nach einigen Umdrehungen des Propellers ließ der Führer den Motor anlaufen, machte einen kurzen Probelauf zur Prüfung und gab dann Vollgas. Die Maſchine lief mit unheimlicher Geſchwindigkeit über den Boden und die wei⸗ den, ſchwachen Stöße durch die Bodenuneben⸗ heiten, die durch die Abfederung des Fahr⸗ geſtells aufgefangen wurden, erweckten in mir das Gefühl, in einem Auto zu ſitzen. Die Zuſchauer einige abſeits ſtehende Bäume flitz⸗ ten nur ſo vorbei. Auf einmal hörten die wei⸗ chen und angenehmen Schwankungen auf und ich dachte mir, daß wir uns vom Boden er⸗ f Ein erhebendes Gefühl ergriff mich und ich ſchätzte mich als Wir ſtiegen in allmählichen Kurven anſteigend immer höher ſchen und die einzelnen Felder wurden im⸗ Weilchen, bis ich, wir lagen gerade in einer entdeckt hatte, auf dem das große, weiße Landungskreuz ganz klein geworden war. Es iſt für den An⸗ fänger nicht leicht, feſtzuſtellen, ob eine Kurve geflogen wird, nur am Schrägliegen der Tragflächen kann man darauf ſchließen. Wir kamen immer höher und der Rundblick, der leider durch das dunſtige Wetter etwas be⸗ grenzt war, wurde immer größer. Direkt nach unten konnte ich wegen der unteren Tragfläche bei gradem Flug nicht ſehen. Da legte der Führer das Flugzeug wieder in eine Kurve und die linke Tragfläche ſenkte ſich, bis ſie vollſtändig ſenkrecht nach unten ſtand, wäh— rend die rechte Tragfläche ſenkrecht nach oben ragte. Ich ſchaute nach unten und ſah die! Menſchenmenge wie einen ſchwarzen Strich u. einzelne Perſonen wie Ameiſen. Im erſten Augenblick war ich mir nicht ganz klar, ob die Anwandlung eines Schwindelgefühls ſich be⸗ in merkbar machte und ich drehte den Kopf lang⸗ auf dem Boden liegende ſam nach oben und das Gefühl verſchwand wieder. Nun konnte ich wieder nach unten ſehen und mich an den ſeltſamen Anblick all⸗ mählich gewöhnen. Ich hatte nicht das Ge⸗ fühl des Herausfallens, ſondern ich ſaß in dieſer wagrechten Lage genau ſo ruhig wie zuvor. Die Schwungkraft in der Kurve drückte einen auf den Sitz. Das Eigenartige war das Empfinden, als ob wir in dieſer ſenk⸗ rechten Lage, die doch nur Sekunden dauerte, ruhig in der Luft hängen würden und der Boden unten wuͤrde ſich drehen. Auffallend war, daß auch nicht die Idee des Gedankens des Abflürzens mich überfiel und ich glaube, daß dieſes Sicherheitsgefühl vom Piloten auf den Paſſagier übergeht. Nach einem ſchönen Rundflug über Lampertheim ging es zu mei⸗ nem größten Leidweſen wieder zurück. Eine kleine Ueberraſchung gab es noch für mich, als das Flugzeug zu einem Sturzflug über⸗ ging. Sapperlot! Irn erſten Augenblick nahm es mir ein bischen den Atem weg. Wir ſauſten wie der Blitz nach unten, das heißt, ich hatte die Empfindung, als käme der Flugplatz mit großer Geſchwindiakeit zu uns herauf. In ele— gantem Gleitflug flogen wir dann über den Flugplatz hinweg. Ich hatte einige Mühe, mich zu orientieren, da ich nicht wußte, wo Norden, Süden, Oſten, Weſten war, bis ich endlich die anderen untenſtehenden Flugzeuge ent⸗ deckte und dicht dabei meinen Preſſekollegen mit ſeiner Frau ſah, denen ich winkte. Nach einer wunderbaren Schlreife ſchritt mein Führer zur Landung. Das Flugzeug ſetzte mit einem unmerklichen Stoß auf und an den ſchwachen und weichen Stößen merkte ich, daß wir auf dem Erdboden hinrollten. Eine kurze Wendung und das Flugzeug rollte bis zu ſei⸗ nem Startplatz wieder zurück. Für mich war es ein wunderſames Erleben und die kurze Zeitſpanne des vom Erdboden Los-Gelöſt⸗ Seins wird für mich eine unvergeßliche Er— innerung bleiben. Meinem Führer, Herrn Nähring ſage ich an dieſer Stelle meinen herz— lichſten Dank. Als Glanzleiſtung des Tages waren zwei Fallſchirmabſprünge eines be— kannten Mitaliedes der Heſſenflzeger vorgeſe— hen. Der Eindecker ſtieg, geſteuert von der Piloten Jährling, mit dem Fallſchirmabſprin⸗ ger, nach ſorgfältigen Vorbereitungen lang- ſam bis zu einer Höhe von etwa 500 Meter. loslöſen und nach unten ſtürzen. Gleich darauf ſchoß von dem Etwas ein weißes, dickes Bün⸗ del in die Höhe, das ſich ſofort zu einem Fall- ſchirm entfaltete. Den Springer konnte man jetzt auch deutlich erkennen, er ſchwebte in der herunterkommend. Luft, langſam zur Erde Stürmiſcher Beifall, Zuwinken und begeiſtertef Zurufe brauſten über den mutigen Flieger hinweg. Der zweite Abſprung ging anfangs nicht ſo glatt wie der erſte. ö Um ein Haar wäre es um den todesmutigen Fallſchirm⸗ ſpringer geſchehen geweſen. Eine Zufälligkeit wie meiſtens, tels einer Leine am Fahrgeſtell des Flugzeu⸗ ges befeſtigt iſt, ſich nicht öffnen und die Leine riß. Der kühne Springer ſtürzte mit Hülle und eingepacktem Fallſchirm immer tiefer. Wir er⸗ warteten jeden Augenblick, daß ſich der Fall⸗ ſchirm entfaltete, aber nichts erfolgte, der Springer ſtürze und ſtürzte, 50, 100, 150, 20 Meter, ſich dabei überſchlagend, pfeilſchnell zur Erde. Es war totenſtill auf dem Platz ge⸗ worden, keiner wagte zu atmen. Da endli ſchoß wieder das weiße. dicke Bündel in di 1 Hohe und der Fauſchtrm entfaltete ſich. Del Springer ſchwehte, er war gerettet. Nur ſeine 1 8 Dann ſah man ein Etwas ſich vom Flugzeug ließ die Hülle, die den zuſam mengepreßten Fallſchirm umgibt, und die mit⸗ große Geiſtesgegenwart hatte den Sprung gelingen laſſen. Im Ab⸗ ſtürzen hatte er das Reißen der Leine bemerlt und den Kopf nicht verloren. Mit beiden Händen riß er ſich die Hülle vom Fallſchirm, der ſich dann entfalten konnte. Ganz allmäh⸗ lich ging ein erleichtertes Aufatmen durch die wie gebannten Menſchen. Umſo größer war ſodann die Begeiſterung. Ein unbeſchreiblicher Jubel bewies, mit welcher Anerkennung die einzigdaſtehende Leiſtung aufgenommen ward. Während des Schaufliegens veranſtaltete das Lampertheimer Schuhhaus„Blaupunkt“ eine Gratisverloſung von 6 Paar Stiefel die⸗ ſer Fabrikmarke durch Abwerfenlaſſen von 2000 Loſe aus einem Flugzeug. Es gewan⸗ nen die Nummern 365, 649, 1166, 1399 und 1848, die noch in der Preſſe bekannt gegeben werden. Den Schluß dieſer hervorragenden Lei“ ſtungen flugſportlichen Könnens bildeten noch einige Rundflüge unſerer Heſſenflieger, die gewiſſermaßen den abſtrömenden Menſchen einen letzten Abſchiedsgruß zuknatterten. Ganz gewiß iſt es, daß die Heſſenflieger, die dem- nächſt auch einen Flugdienſt nach Karlsruhe eröffnen werden, für ihren wunderbaren Flugſport gewaltig geworben haben und da— mit viele neue Anhänger und Freunde gewon— nen haben dürften und wer einmal geflagen iſt, der wird es verſtehen, mit welcher Zähig— keit und Opfern der Menſch es verſtanden hat, ſeine ſehnlichſten Wünſche in Erfüllung gehen zu laſſen. Kurz nach halb 6 Uhr ſtarteten die Heſſen— flieger, um wieder nach Darmſtadt zurückzu⸗ fliegen. Lokale Nachrichten. Viernheim, 22. März. » Primizfeier. Unter großer Anteil⸗ ö nahme der katholiſchen Bevölkerung feierte am geſtrigen Sonntag Herr Neuprieſter Nikolaus Adler in der hieſigen Pfarrkirche ſein erſtes hl. Meßopfer. In feierlichem Zuge wurde der hochw. Herrn Primitziant in ſeiner elterlichen Wohnung von der hochw. Geiſtlichkeit und den katholichen Vereinen mit ihren Fahnen abgeholt. Die Straßen, durch welche ſich der Zug bewegte, waren mit Fahnen und Blumen reich geſchmückt. Ueber den Verlauf ſelbſt werden wir morgen berichten. * Der geſtrige Sonntag wäre ſo ein rechter Frühlingstag geweſen, wenn— es nicht ſo kalt. Wohl war der Himmel ſonnig hell und klar, ein rauher Nordoſt, der pfeifend durch die Gaſſen fegte, und ungeheure Staub⸗ wolken aufwirbelte, ſorgte jedoch dafür, daß die Stimmung nicht allzu frühlingsmäßig wurde. Viele verzichteten auf den obligaten Spaziergang.— Heute iſt der Himmel wieder bedeckt, die unfreundliche Witterung hält an. Ein baldiger Umſchwung iſt dringend nötig, ſonſt gerät der Bauer wie der Gartenbeſitzer immer mehr in Rückſtand. Arbeiten erfordern ſchönes Wetter. Viele dringliche „Todesfall. Der auch hier beſtens be⸗ kannte Gutsbeſitzer Herr Gaßner in Muckenſturm, iſt am Samstag im Alter von 70 Jahren geſtorben. Sommerlagszug 1926. „Und dreut der Winter noch Mit trotzigen Gebärden, Und ſtreut er Ets und Schnee umher, Es muß doch Frühling werden!“ So dachte wohl geſtern, am Tage des ſo ſehr, Frühlingsanfangs, jeder. Die Welt, die ſich noch Zeit nimmt, ſich ein letztes Mal auf die andere Seite zu wälzen, im ſchlaftrunkenen Winterbett, hat einen riefen Atemzug tun müſſen. Ordentlich gedehnt hat ſie ſich. Ein Sonntag gell und klar. Die Sonne hat die bleichſüchtigen Menſchen hervorgekltzelt, wie der grashalmbe⸗ wehrte Bube die Grillen aus dem Loch. Der etwas rauhe Nordoſt vermochte nicht, unſere hieſigen Bürger und Bürgerinnen ans Haus zu feſſeln. Im Gegenteil, viele ſtrebten aus den heimiſchen Penaten, allerdings im dickſten Win⸗ terpelz, um Zeuge vom Einzug des Frühlings u ſein. f 00 das trockene Wetter war das Ge⸗ lingen des Sommertagszuges von vornherein ge⸗ ſichert. Der Zug ſtellte ſich am„Kalſerhof“ in der Friedrich⸗Ebert⸗Straße auf und ſetzte ſich gegen halb 4 Uhr in Bewegung. Er wurde er⸗ öffnet von einem Herold, dem 2 Herrenreiter folgten. Es folgte eine Gruppe Frühlingsfahrer. Dann kam das Pfeifer⸗ und Trommlerkorps, ſo⸗ wie das Feſtkomitee vom veranſtaltenden Verein, der Turngenoſſenſchaft. Der Feſtwagen,„Der Frühling iſt da“ war in ſeiner Art recht inte⸗ reſſant, machte aber auf den Beſchauer einen etwas ärmlichen Eindruck. Freund Adebar aus dem Süden brachte ſich in empfehlende Erinne⸗ rung. Trotz Winterskälte erfüllt er aufs Ge⸗ wiſſenhafteſte ſeine Pflicht. Im„Gaſthaus zum Ochſen“ herrfſchte Hochbetrieb. Auf ſchwanken⸗ dem Tanzboden huldigten die Gäſte der holden Göttin Terpſtchore mit ſeltener Ausdauer. Der boshafte Reporter erblickt in dleſer intenſtven Körpergymnaſtik eine Reaktion des Wetters. Dle in allen Farben fluoreszierenden Geſichter der Beteiligten lleßen die Meinung aufkommen In zwei Gruppen wurde der Sommer in anmutig ſter Weiſe verfiunbildlicht. Wir konnten ſehen, wie der Bauer im Schweiße des Angeſichts ſein Brot verdienen muß. Der Dreiklang der Dre⸗ ſcher war muſterhaft. Eine auf dem zweiten Wagen aufgeſtellte Windfege gab oft Anlaß zu beſchleunigter Flucht. Das Herbſtmotiv„Weln⸗ leſe in Rüdesheim“ oder„Der fröhliche Wein⸗ berg“ war in launiger Weiſe gelöſt. Es wurde im Weinderg wacker gezecht, wodurch ſich die Fröhlichkeit der Winzer ſteigerte, je länger die Fahrt. In die gute alte Zeit führte uns das Bild„Spinnſtube“. Ja die gute alte Zeit. Da gab es noch gut beſtellte Vorratskammern, wie man ſehen konnte. Der Schlußwagen„Winter“ machte den beſten Eindruck. Auf ſeine Ausſtat⸗ tung war erſichtlich Mühe verwendet worden. Ein großer Wintersmann gab ſeiner Betrübnis Ausdruck, daß ſeine Herrlichkeit nun bald zu Ende iſt. Recht nett waren auch die Gruppen „Schneewittchen“,„Roſenauto“,„Oſterhaſe“ und die Milchverſorgungszentrale für Säuglinge. Der ſtattliche Zug bewegte ſich durch die planmäßig feſtgelegten Straßen, die von einer großen Menſchenmenge geſäumt waren. Mitten im Feſt⸗ zuge marſchierte eine Muſtkkapelle, die Stadt⸗ kapelle Weinheim, die es nicht an der Begleit⸗ muſik für die fröhlichen Kindergeſänge:„Schtrih, ſchtrah, ſchtroh, de Summerdag is do“ u.„Alle Voöglein ſind ſchon da“ fehlen ließ. Am Rat⸗ haus ging ein kleiner Feſtakt vonſtatten. Bürgermeiſter Lamberth begrüßte den Zug. Herr In einer kernigen Anſprache verbreitete ſich unſer Ortsüberhaupt über das Symbol, welches der Sommertagszug darſtellt. Mit einem dreifachen Hoch auf die ſchöne kommende Frühlingszeit und dem ihr entgegenharrenden Viernheim klangen ſerne Worte aus. Nach einer kurzen Standmuſik ſetzte ſich der Zug wieder in Bewegung, durchzog noch einige Straßen und löſte ſich zum Schluß am„Goldenen Karpfen“ auf. Dortſelbſt verblieben die Teilnehmer in ſchönſter Harmonie noch einige Stunden zuſammen. Bekanntmachung. Betr.: Herſtellung der Fußſteige. Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß der Gemeinderat in ſeiner Sitzung vom 2. ds. Mts. die teilweiſe Befeſtigung der Fußſteige in den Hauptverkehrsſtraßen beſchloſſen hat. Die Ausführungskoſten werden entgegen den Beſtimmungen des Ortsbauſtatuts nur zu/ auf die Anlieger umgelegt. Die Koſten für die Anlieger, welche auf Grund des Ausmaßes feſtgeſtellt werden, werden vorlags⸗ welſe von der Gemeinde übernommen und auf 5 Jahresraten verteilt. Es ſteht aber den betreffenden Anliegern frei, ſofort den ganzen Betrag an die Gemeindekaſſe zu entrichten. Betr.: Zeppelin ⸗Eckener⸗Spende. Wir alle wiſſen, wie es vor mehr als einem Jahre war, als Z. R. 3,„Das glückhafte Schiff“ uber Deutſchland flog und wie eine Welt voll Spannung und Bewunderung die Fahrt des Schiffes durch die Lüfte nach Amerika durchlebte. Aus dem armen, bedrängten und gefeſſelten Deutſchland ſtieg eine der größten Kulturtaten frei und leuchtend empor Der Zeppelin und ſein Führer Dr. Eckener hatten eine große Kultur⸗ aufgabe erfüllt. Die Werft in Friedrichshafen will ein Luft⸗ ſchiff bauen. Es geht dabel heute weniger um die Erforſchung des Nordpols, es geht um etwas ganz anderes, um viel größeres, es geht um die Erhaltung des Lebenswerkes des Grafen Zep⸗ pelin für das deutſche Volk. f Wenn die Zeppelin⸗Werft nicht bald in der Lage iſt, ein neues Luftſchiff zu bauen, ſo iſt es unmöglich, den bewährten Stamm von Konſtruk⸗ teuren, Fahrtmannſchaften, Facharbeitern uſw. zu⸗ ſammenzuhalten. Gehen dieſe aber auseinander ſo ſind ſie nie wieder zuſammen zu bringen. Damit ſind 25 Jahre Erfahrung auf dem Geblete der Luftſchifffahrt nutzlos vertan, die Deutſchland der übrigen Welt voraus hat. Die einzige geiſtige Waffe, mit der Deutſchland ſich ſelt ſeinem Zu⸗ ſamenbruch wieder Geltung und Beachtung in der geſamten Kulturwelt verſchaffen konnte, wäre damit endgültig dahin. Um das zu verhindern, wendet ſich der Reichs⸗ ausſchuß für die Zeppelin⸗Eckener⸗Spende an das Deutſche Volk mit der Bitte, wie damals nach Echterdingen, ſo auch heute wieder dazu beizu⸗ tragen, daß der Zeppelin erhalten bleibt und zu⸗ gleich dadurch zu bekunden, wle das deutſche Volk für geiſtige Taten und für die Notwendigkeit einer völligen Einheit Verſtändnis beſitzt. Er wendet ſich an alle Kreiſe des Volkes, in der Hoffnung daß viele Wenig ein Viel einbringen werden, ausreichend, um der Zeppelinwerft weitere Lebens⸗ möglichkeiten zu gewährlelſten, wobei bemerkt ſei, daß das geſamte Erträgnis der Sammlung in eine Zeppelin⸗Eckener Stiftung fließt und von einem Kuratorium verwaltet wird, welches ſich aus Ver⸗ tretern aller Stände und Parteien des deutſchen Volkes zuſammenſetzen, das neue Luftſchiff in Auf⸗ trag geben und dauernd ſeine Verwendung beſtimmen wird. Freiwillige Gaben werden in der Zelt vom 22. bis 27. März 1926 auf unſerem Büro Nr. 27 entgegengenommen. Wir richten an unſere Einwohnerſchaft die herzl. Bitte, ſich nach Kräften an dem vater⸗ läßdiſchen Rettungswerk zu beteiligen. Jede Gabe, auch die kleinſte, iſt willkommen. Gebt ſchnell und ſtellt Euch anderen nicht zurück, denn dies wäre beſchämend. n Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim g N Lamberth.