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Volksblatt) Tageblatt Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Neklamezeile 60 Pfg., bei fter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere N 2. vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in kfd. beten. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Annſer echer 111.— Poſtſcheckkomo Nu. 21577 Amt Frankfurt a. M. ö Schriftleitung, Druck unb Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Nathansſtv. 86 März 1926 0 0 43. Jahrgang Der Reichspräſident in Köln. Köln, 21. März. Strahlende Frühlingsſonne ſtieg am Morgen des Hindenburgtages ſieghaft über der Domſtadt auf. Ein klarer blauer Himmel wölbte ſich weit. Unten bewegtes Leben. Durch die engen Straßen der Stadt drängte und ſchob ſich die Menge, wohl an die Hundert⸗— tauſende. Sie bot ein munteres, vielſarbiges Bild. In den Hauptſtraßen hatten die Häuſer faſt alle geflaggt. Schwarz⸗rot⸗gold, ſchwarz⸗ weiß⸗rot, ſchwarz⸗weiß und rot⸗weiß. Das Reichsbanner, daß ſeinen Befreiungstag mit dem Hindenburgtag verbunden hatte, zog den ganzen Tag über durch die Stadt. Am Abend vorher hatte es bereits einen Fackelzug ver⸗ anſtaltet. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit traf der Zug, der die Gäſte nach Köln brachte, auf dem Bahnhof ein. In Begleitung des Reichs⸗ präſidenten befanden ſich der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Dr. Marx, Reichs— Dr. Brauns, Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Curtius, ferner der preußiſche Miniſterpräſident Dr. Braun, die preußiſchen Miniſter Hirtſiefer und Severing, ſowie Staatsſekretär Meiß— ner und Major v. Hindenburg. Auf dem Bahnhof hatten ſich zum Empfang Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Adenauer, Oberpräſi— dent Fuchs, Regierungspräſident Graf Adelmann, Polizeipräſident Zörgie— bel u. a. eingefunden. Nach einem kurzen traten die Gäſte aus dem Bahnhof heraus, von der draußen harrenden Menge ſtürmiſch begrüßt. Gegen 11 Uhr begab ſich der Reichs- präſident mit ſeinem Gefolge zum Rat— haus. Daran ſchloß ſich eine Rundfahrt durch die Stadt zum Meſſegelände. Oberbürgermeiſter ooncnter führte u. a. aus: Wir ſind der Geſchichte, wir ſind uns ſelbſt in dieſc hiſtoriſchen Stunde Offenheit u. Wahrheit ſchuldig, damit die ganze Welt es erkennt: Beſetzung durch eine fremde Macht iſt niemals ein Inſtrument des Friedens und der Verſtändigung, ſie hindert die Verſöhnung und Zuſammenarbeit der Völker. Darum: Wenn Ihr der Sache des Friedens in Europa dienen wollt, räumt das ganze Rheinland! Ob der Weg über London, Locarno, Genf zum Wiederaufſtieg Deutſchlands, ob er zur Be⸗ friedung und Wohlfahrt Europas führen wird, nur die Zukunft kann es erweiſen. So— weit auch die Rückwirkungen von Locarno auf das beſetzte Gebiet hinter unſeren Erwartun— gen zurückgeblieben ſind, das eine ſteht feſt: ohne London, ohne Locarno würden wir dieſe Feier noch nicht begehen können. Die Räu⸗ mung der Kölner Zone iſt ein Ereignis von hiſtoriſcher Tragweite. Sie bedeutet die end— gültige Verneinung jener Rheinlandpläne, die über unſer Land unſägliches Elend gebracht und Europa im Laufe der Zeit mit abſoluter Notwendigkeit in einen neuen Krieg geſtürzt haben würden. Auch an dieſem Freudentage vergeſſen wir nicht, daß ſo viele Deutſche das Löſtliche Gut der Freiheit entbehren müſſen. Seid verſichert, rheiniſche Landsleute, daß wir Bewohner des befreiten Gebietes uns immer ſo eng mit Euch verbunden fühlen werden, wie in den vergangenen gemeinſam durchge⸗ kämpften Jahren, wir werden zu Euch ſtehen, komme, was kommen mag! Nach Dankesworten an den Miniſterpräſi⸗ denten Braun und beſonders an Miniſter Dr. Marx, dem im Rheinlande die Aufopfe⸗ rung und Sorge, die er als Reichskanzler der Lage des beſetzten Gebietes gerade in deſſen ſchwierigſter Zeit bewieſen hat, unvergeſſen bleiben wird, wandte ſich Pr. Adenauer an Hindenburg: In dankbarer Verehrung heiße ich Sie, Herr Reichspvräſident, im Na⸗ men der ganzen Bürgerſchaft, im Namen des ganzen Rheinlandes willkommen im freien Köln. Schmerzlich haben wir Ihre Anweſen⸗ heit entbehren müſſen bei unſrer Jahrtauſend⸗ feier; umſo froher begrüßen wir Sie am heu⸗ tigen Tage in unſerer Mitte. Der jubelnde Willkomm, der Ihnen aus dem Munde unge⸗ zählter Tauſender heute entgegenſcholl, ſagt mehr, als meine Worte vermögen. Er galt nicht allein Ihrer hohen Würde, er galt auch dem Manne, dem Treue und Hingabe an Vaterland und Volk in guten und ſchlechten Tagen die erſte und vornehmſte Pflicht iſt, dem Herold und Künder wahrer Vaterlands⸗ liebe, wahrer Volksgemeinſchaft. Als zweiter Redner ſprach der preußiſche Innenminiſter Severing: Der Oberbürgermeiſter hat eben darauf verwieſen, daß die Treue ſich nicht nur in gu⸗ ten Tagen zu zeigen hat. Im Unglück erſt er⸗ probt ſich der Kämpſer, und die Rheinländer waren Kämpfer von 1918 an bis zum 31. Januar 1926. Für dieſe Treue danke ich den Kölnern und Rheinländern ganz beſonders. Der Oberbürgermeiſter hat hervorgehoben, daß die Stadt Köln ſelbſt vom Geſpenſtt des Separatismus verſchont blieb, aber an dem Tage, an dem dieſe ſchöne Halle hier einge— weiht wurde, vermiſchte ſich mit dem Jubel ein wehmütiges Gefühl. als die Nachricht kam, daß es den Separatiſten wo anders ge— lungen war, ſich öffentlicher Gebäude zu be— mächtigen. Die Rheinländer haben damals er— kannt, daß die Abtrennung ihrer Provinz von Preußen der erſte Schritt zur Löſung aus deutſchem Staatsverbande überhaupt wäre. Ein deutſcher Frühlingstag iſt da, doch wiſſen wir, daß noch Froſttage kommen können. Auch der Weg zum Völkerfrieden und zu einem wahren Völkerbund iſt nicht ohne Etappe zu erreichen. Es gibt unter uns viele, die den Völkerbund bekämpfen und ihn als unvoll— kommenes Inſtrument hinſtellen. Da möchte ich doch ſagen: Sie haben heute recht. Wir könnten uns in Deutſchland heute mit noch viel größerem Recht über die Vorgänge in Genf mokieren, wenn wir es fertig gebracht hätten, Vorausſetzungen für den Völkerbund zu ſchaffen. Im Völkerbunde werden natio— nale Verſchiedenheiten nicht aufhören. Wir ſollen als Deutſche ſpöter im Völkerbund deut— ſche Sitten, deutſche Kultur, deutſche Sprache, deutſche Literatur und Kunſt pflegen und im deutſchen Volksbund ſoll auch jeder nach ſei— ner beſonderen politiſchen Facon ſelig werden. Wir wollen im Wettbewerb innerhalb des Rahmens der politiſchen Parteien das Beſte für das ganze deutſche Volk einſetzen. Das iſt die Vorausſetzung, wenn wir unter uns zu einer Verſtändigung kommen wollen. Zum Schluß ſeiner mit anhaltendem Beifall aufge— nommenen Ausführungen erinnerte der Mini⸗ ſter daran, daß das Rheinland vor nicht zu langer Zeit das Opfer von Naturereianiſſen geworden iſt, und verſprach namens der Staatsregierung, daß, ſoweit die Finanzen des preußiſchen Staates es ermöglichen, hier geholfen werden wird, und daß auch beſon— ders für die Winzer ſchon in den nächſten Tagen die in Ausſicht geſtellte Hilfe einſetzen wird. Mit ſtürmiſchem, faſt endloſem Beifall wurde dann der Reichspräſident begrüßt, als er, kaum gebeugt von der Laſt der Jahre, auf da“ Podium ſtieg. Reichspräſident v. Hindenburg: Laſſen Sie mich zunächſt Ihnen, Herr Oberbürgermeiſter, herzlich danken für die freundlichen Worte des Willkommens, die Sie namens der Stadt Köln an mich gerichtet ha— ben. Ebenſo danke ich von Herzen warme Begrüßung. die mir auf dem Wege bisher von allen Teilen der Bevölkerung in ſo reichem Maße zuteil geworden iſt. Ich em— pfinde in den freudigen Zurufen der Kölner Bevölkerung und des Volkes am Rhein nicht ſo ſehr die Ehrung meiner Perſon als viel— mehr das jubelnde und laute Bekenntnis zum Reich und die Aeußerung der Genugtuung darüber, daß die Rückkehr in die Freiheit heute gemeinſam mit den Vertretern des Rei⸗ ches und des preußiſchen Staates, Bayerns, Badens und Oldenburgs in vaterländiſcher Feier begangen werden kann. So grüße ich denn in dankender Erwiderung für dies Will— kommen das Rheinland und insbeſondere das große, heilige Köln, die altehrwürdige und machtvolle Stadt, die ſoviel geſchichtliche Er⸗ innerung, ſoviel Kunſt und ſoviel tatkräftigen Bürgerſinn in ſich vereint, mit dem Wunſche, daß ihr nach den Jahren der Not und des Niederganges eine Zukunft beſchieden ſei, die den ruhmreichen Jahren ihrer Vergangenheit ebenbürtig iſt. Für jedes Deutſchen Herz war es ein bitteres Gefühl, das urdeutſche Land am Rhein, dieſe Wiege deutſcher Geſchichte und deutſchen Volkstums, durch künſtliche Schran⸗ ken körrperlich und geiſtig von uns getrennt in Händen fremder Beſatzung zu wiſſen. Uns allen iſt der Rhein ein Sinnbild großer deut⸗ ſcher Vergangenheit, ereignisreicher deutſcher Geſchichte. Im Rahmen der Geſchichte er⸗ ſcheint der Rhein uns als unſer Schickſals⸗ ſtrom: oft iſt er ein leuchtendes Sinnbild deut⸗ ſcher Kraft und Größe, oft aber auch ein dunk⸗ des Bild deutſchen Leides, dann nämlich, wann unſer alter Erbfehler, die Uneinigkeit, die deutſche Stärke leähmte. So fühlt ſich jeder Deutſche, welchen Stammes er auch ſein mag, für die in Herz und Gemüt mit dem Rhein engver⸗ bunden, und was Ihnen in den letzten Jah— ren hier geſchah, haben wir alle als nationa— les Unglück mit Ihnen getragen und in tief— ſter Seele mit Ihnen empfunden. Wenn wir, die berufenen Vertreter des Reiches, des preußiſchen Staates und anderer deutſcher Länder mit Ihnen, den Bürgern der Stadt Köln und ihren Gäſten aus dem Lande heute gemeinſam unſere Freude darüber be kunden wollen, daß nun einem Teile des Rheinlandes die Freiheit wiedergewonnen wurde, ſo fordert doch zugleich in uns mah— nend die Erinnerung an das deutſche Leid jüngſter Vergangenheit ihr Recht. Schmerzlich bewegt gedenken wir unſerer Brüder im übri⸗ gen Teiled ieſes ſonſt eine ſtolze Einheit bil— denden Landes, die noch weiterhin die Laſt fremder Beſatzung tragen müſſen; wir grü⸗ ßen Sie treuen und dankbaren Herzens in der Hoffnung, auch mit ihnen bald in Freiheit wieder vereint zu ſein. Warmen Herzens und in unauslöſchlicher Dankbarkeit gedenken wir in dieſer Stunde aller, die in der ſchweren Not der vergangenen Jahre Leben, Freiheit und Heimat hingaben oder aufs Spiel ſetzten, um nicht dem Vaterland und ſeiner Ehre un— treu zu werden. Auch das ſoll unvergeſſen bleiben, daß das Rheinland in Stunden eige— ner bitterſter Not die Reichsregierung immer wieder gebeten hat, die politiſchen Entſchei— dungen ohne Rückſicht auf das beſetzte Gebiet nur nach Maßnagbe der Geſamtintereſſen des Reiches und im Hinblick auf Deutſchlands Zu⸗ kunft zu treffen. Alle dieſe Opfer ſind nicht vergeblich gebracht worden; ſie haben der Welt gezeigt, daß das Volk am Rhein feſt und unbeugſam ſeine Volksgemeinſchaft behauptet; ſie haben die Vaterlandsliebe des ganzen Rheinlandes im Feuer der Not geſtählt und gehärtet, und ſie haben durch ihre vorbildliche Geſchloſſenheit in Kampf und Gefahr die Einigkeit, die uns allen ſo nottut, gefördert und geſtärkt. In dem ſchweren Erleben der letzten Jahre hat uns der waffenloſe Kampf, den deutſche Männer und Frauen an der Ruhr wie am Rhein um ihr Deutſchtum, um ihr Recht und ihre Freiheit kämpften, die tiefe Ueberzeugung gegeben, daß Deutſchlands Sendung noch nicht erfüllt iſt und ſein Weg nicht im Niedergang endet. Wie ſie, die dieſen Kampf ſo tapfer beſtanden, wollen wir uns alle zu dieſem Glauben an deutſche Zukunft bekennen, die das Land am Rhein wieder in Freiheit mit dem übrigen Deutſchland kraft⸗ voll verein. Und weiter laſſen Sie uns hoffen, daß das deutſche Volk auch über den inneren Zwiſt und die Fehde des Tages hinweg durch einen neuen Geiſt brüderlichen Verſtehens em⸗ porgetragen werde zur brüderlichen Einigkeit und zu einem ſtarken Empfinden ſeines Volks tums. Nach Hindenburgs Rede trugen das Städtiſche Orcheſter und die beſten Chöre Kölns Beethovens Finale mit Schlußchor aus Schillers Ode, An die Freude“ aus der 9. Symphonie vor. Damit fand die überaus wir— kungsvolle Feier ihr Ende. Nach dem Feſtakte formierten ſich die 65 000 Reichs bannerleute auf dem Rheinparkgelände mit ihren Fahnen zu einem Feſtzuge, der ſich zum Neumarkt be⸗ wegte, wo er in der Mitte des Platzes an dem Bundesbanner und dem Bundesvorſitzenden Hörſing vorbeimarſchierte. Dann löſte ſich der Zug, der über 1½ Stunden in Achterreihen gedauert hatte, in die einzelnen Abteilungen auf. die mit klingendem Spiel zu ihren Quar- tieren zogen und ſich von dort zum Bahnhof zur Rückfahrk begaben. Im Zuge wurden zirka 1800 Fahnen und zahlreiche Muſikkapel⸗ len und Tambourkorps mitgeführt. Den Schluß der Feier bildete ein Feſt eſſen, das die Stadt Köln abends im hiſtori⸗ ſchen Gürzenichſaal gab. Dr. Adenauer begrüßte in einem Trinkſpruch den Reichspräſidenten und die übrigen Gäſte in dem Hauſe, in dem ſeit mehr denn 500 Jahren die ernſten und freudigen Ereigniſſe, die Kölns Bürgerſchaft bewegte, ihren Widerhall und Ausklang fanden. Dann ergriff der A ichsminiſter der be⸗ ſetzten Gebiete Dr. Marx das Wort und führte u. a. folgendes aus: Gerade in dieſen Weiheſtunden denken wir nicht bloß an die Vergangenheit, ſondern auch an die Zukunft und ihre ſchweren Pflichten. Ich bin ja Reichs⸗ miniſter für die beſetzten Gebiete, nicht für die geräumten Gebiete. Ungeheure Not laſtet auf dem beſetzten Gebiet, nicht bloß politiſche Not, auch wirtſchaftliche Not aller Erwerbszweige in großem und teilweiſe ſehr großem Aus⸗ maße. Ein vielſtimmiger Chor von Hilferufen ertönt deshalb von dem beſetzten Gebiet zu der Reichsregierung hin. Wir ſind auf dem Poſten. Nicht mit den Lippen allein, mit dem innerſten Herzen verſpreche den unerlöſten —— ͤ ͤ—2—mlV—— Brüdern und Schweſtern, daß wir ſhiten den fen werden, ſo gut es die angeſpannteſte Kra ermöglicht. Aber jede Regierungshilfe müß nutzlos bleiben, wenn ſie nicht durch kräftig Selbſthilfe unterſtützt wird. Ich bin überze daß die Volksgenoſſen am Rhein und f Moſel dieſe Selbſthilfe nicht fehlen laſſen wer⸗ den. Die Bevölkerung des geräumten Gebie⸗ tes aber bitte ich, uns dabei behilflich zu ſein das ganze deutſche Volk für die Bedürfniſſe und die Nöte des beſetzten Gebietes zu er⸗ wärmen. Ja, das ganze deutſche Volk brau⸗ chen wir, um dieſe Not zu lindern und die baldige völlige Befreiung zu gewinnen. Ueber die tiefen Gegenſätze hinweg, die unſer Voll zerklüften, müſſen wir es in dieſem Werte zu⸗ ſammenfaſſen, wenn es gelingen ſoll. Mah⸗ nend ſollen vor unſerem Geiſte ſtehen die Worte unſeres herrlichen Landmannes, des Feuergeiſtes Joſef v. Görres, der 1814 ſchrieb:„Wo der Staat nur in Wenigen lebt, da führt ihr Verderben ihn auch leicht zum Untergang und ſinkt er und ſteigt mit ihnen. Wo die Geſamtheit aber ihm ihre Teilnahme zugewendet hat, da lebt er ein unverwüſt⸗ liches, immer ſich verjüngendes Leben.“ Die dem neuen dienen und dem alten anbängen, ſie ſollten ſich hier als ein Brudervolk bewäh⸗ hren, wo eine wirkliche nationale Aufgabe ge— ſtellt iſt. Hierauf ſprach Miniſterpräſident Braun, der die mit großem Beifall aufgenommene Mitteilung machte, daß die preußiſche Staats⸗ regierung in der Erkenntnis, daß der Staat dem Rheinlande gegenüber beſonders ver⸗ pflichtet ſei, 300 000 Mark dem Oberpräſiden⸗ ten der Rheinprovinz zur Verfügung geſtellt babe mit der Beſtimmung, mehreren tanſend Kindern aus der befreiten Zone und dem noch beſetzten Gebiete in den kommenden Sommer⸗ monaten jeweils eine 6wöchiige Erholungs⸗ fürſorge zu ermöglichen. Unter rieſigem App⸗ laus überreichte der vreußiſche Miniſterpröſi⸗ dent dem Kölner Oberbürgermeiſtet eine Ge⸗ denkvaſe, die von Künſtlerband in der Staatlichen Porzellan zanufaktur in Berlin hergeſtellt worden iſt. Sie zeigt auf der Vor⸗ derſeite die figürliche Darſtellung des Vaters Rhein und der Concordia, die ſteßend ein⸗ ander die Hände reichen und ſich auf einen Schild ſtüten, auf dem der Kölner Dom zu ſehen iſt. Die Rückſeite träat die monumen⸗ tale Anordnung unter dem Landeswappen der Republik Preußen und unter dem Datuttt des Pefreiungstages die Inſchrift: Der treuen Bevölkerund der erſten Rheinlandzone gewid⸗ met von der vreußiſchen Staatsregierung. Am Abend verſammelten ſich die ſtudentt⸗ ſchen Verbände zu einem Fackelzug, der am alten Markt ſeinen Abſchluß fand. Der Befrei⸗ unstag in Köln iſt ohne jede Störung völlig harmoniſch verlaufen und ſtand von Anbeginn his zum Schluß unter dem Zeichen des Peichs⸗ banners Schwarz-Rot-Gold. Deutſcher Reichstag. Berlin, 22. März. Im Reichstag am Samstag wurde in — Fortſetzung der zweiten Leſung des Reichswirtſchaftsminiſteriums Zoll und Kartellfragen erledigt. Auf den deutſchnationalen Vorwurf des Abg. Neuhaus hin, das Wirtſchaftsminiſterium verſchleppe die Handelsverträge mit Frank⸗ reich und Polen, ergriff Reichswirtſchafts⸗ minicher Dr. Curtius noch einmal das Wort. Er führte aus, daß die Vorarbeiten für die neue Zollgeſetzgebung reichlich gefördert würden, der neue Tarif aber in dieſem Jahre nicht mehr vorgelegt werden könne. Die Not⸗ lage der Landwirſchaft ſolle durch Verſchaf⸗ fung langfriſtiger Realkredite gemildert wer⸗ den, dagegen müſſe es die Regierung ableh⸗ nen. die Preiſe der Agrarprodukte durch hohe Zölle über die Sätze der letzten Zollvorlage, hinaus hochzuhalten. Mit den Spitzenverbän⸗ den des Handwerkes und Gewerbes ſoll in engſte Zuſammenarbeit getreten und Prü⸗ fungsſtellen bei den Handwerkskammern ein⸗ gerichtet werden. Die Preisabbauverordnun⸗ gen müſſen bis zur Verabſchiedung des Ge⸗ ſetzes aufrecht erhalten werden. Die Abg. Drewitz(W. Brg.), Dr. Wienbeck(Dn.), Nientung(Zentrum) und Havemann (D. Vyp.) bemängeln die Härten des Entwurfs! gegenüber dem Handwerk. Abg. Lammers(Ztr.) verlangte engſte Zuſammenarbeit aller Reſſorts, damit ein Ausgleich der Einzelintereſſen herbeigeführt würde.. Abg. Leib(B. Vp.) wünſcht größere Rückſichtnahme auf die beſonderen Bedürfniſſe des Handwerkes auf dem platten Lande. Damit iſt die allgemeine Ausſprache be⸗ endet. Schließlich erwies ſich das Haus am! Schluß als beſchlußunfähia. —— —— 3— 3 — Politiſche Umſchau. —— 8— Wiederwahl Barthous zum Vorſitzenden er Repfo. Die Reparationstommiſſion hat den ranzöſiſchen Delegierten Louis Barthou zum zräſtdenten und den italieniſchen Delegierten arquis Salvago Raggi zum Vizepräſidenten gewählt. Darauf beſchäftigte ſich die Repara⸗ fionskommiſſion mit Tagesfragen. „— Die Königin⸗Witwe von Dänemark geſtor⸗ ben. Im Alter von 75 Jahren ſtarb am Sams⸗ ſag abend an den Folgen einer Lungenentzündung im Kopenhagener Schloß Amalienborg die Kö⸗ nigin⸗Mutter Louiſe von Dänemark, Witwe des Rönigs Frederik 8., und Mutter des jetzigen Königs Chriſtian 10. Rücktritt der chineſiſchen Regierung. Rücktritt des chineſiſchen Kabinetts. Peking, 21. März. Das chmeſiſche Kabinett hat aut Grund eines Telegramms Feugs, in dem er den Miniſtern Vorwürfe wegen des kürzlichen Zwiſchenfalls machte, bei dem eine Anzahl Stu⸗ denten getötet wurden, beſchloſſen, zu demiſſio— nieren. Das Demiſſionsſchreiben wurde dem Chef der Exekutive überreicht. ſofor! Feng auf Wege nach Rußland? London, 21. März. Nach einem Telegramm der Rritiſh United Preß aus Peking ſoll Feng ein Hauptquartier verlaſſen haben, um ſich mit r Karawane von 27 Automobilen nach Ruß— land zu begeben. Die Kub-⸗Min⸗Tang⸗Partei an Deutſchland. ö Kauton, 21. März. Die Leitung der Kuo— Men⸗Tang⸗Partei in Kanton hat, wie aus chi⸗ neſiſcher Quelle verlautet, ein Telegramm an den deutſchen Reichstag gerichtet, das gegen den deut⸗ ſchen Beitritt vom Waſhingtoner China⸗Abkom⸗ men proteſtiert und den Reichstag warnt, nicht in des imperialiſtiſche Fahrwaſſer zu verfallen Fapans Forderungen. Totio, 21. März. Japan fordert, wie bekann w. in dem an China gerichteten Ultimatun neben formeller Entſchuldigung der chineſiſcher Regierung ſowie des für die Zwiſchenſälle ver antwortlichen Kommandanten in Taku und ne— ben Beſtrafung der Schuldigen eine Entſchädi— gung für die verwundeten Japaner in Höhe vor 80000 Pen. Newyork, 21. März. Dem Newyork Herald zufolge hat Japan in den letzten Monaten fün 15 Millionen Dollar Gold nach den Vereinigten Staaten ausgeführt. Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 19. März. Rede des Abg. Hoſſmann⸗Alzey zum Etat des Statspräſidenten. Die Nachmittagsſitzung bringt neben der De enbdigung der Debatte über das Landestheater die Beratung zu Kapitel 19: Staatspräſident, (in Einnahme 10 Mk., in Ausgabe 149 976 Mk.) liegen nicht weniger wie 15 Anträge zu die— ſem Kapitel vor, die faſt ſämtlich den Abbau des Staatsminiſteriums zum Ziele haben. Darunter ſind einige reine Agitationsanträge, wie ein An⸗ trag des Abg. Dr. Werner, die geſamten Auf, wandsentſchädigungen für den Herrn Staatsprä— ſidenten und die anderen Miniſter zu ſtreichen und der Antrag des Abg. Angermeier(K.), das ganze Kapitel 19, hinwegfallen zu laſſen. Natür⸗ lich kann ſich auch die Zentrumsfraktion nich dem Zwang auf Vereinfachung innerhalb dieſes Reſſorts verſchließen, bringt aber nur ſolche An— träge, die zwar auch weſentliche Erſparniſſe er⸗ geben würden, aber auch wirklich durchführbar ſind. Es liegen folgende beiden Anträge des Apa. Haffmann vor; *** Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (38. Fortſetzung. Aus Unvorſichtigkeit, vielleicht aus Eitel⸗ keit, befeſtigte er das Schmuckſtück an ſeinem Armband, ſtatt es unter der Uniform zu ver⸗ bergen. Der Hergang ſpielte ſich dann ab, wie der Doktor berichtete. Die Geſchichte ging da⸗ mals durch alle Zeitungen. Die ruſſiſche Preſſe war voll von dem„Skandal in hohen ruſſi⸗ ſchen Kreiſen“. Der Doktor iſt kein Erfinder, aber ein Dichter iſt er auch nicht. Denn er ver⸗ ſtand nicht, in der Seele der gequälten Frau u leſen. Sie liebte Romanzow und Wollte ihn retten. Darum gab ſie nicht zu, ihm den Schmuck geſchenkt zu haben. Denn auf dieſes Zugeſtändnis bin würde ihr Mann den jun⸗ gen Offizier ſofort gefordert haben. Und trotz ſeines Alters war Uroſoff der beſte Schütze. Er traf das Couleur-Aß in einer vorgehalte— nen Spielkarte ſo ſicher wie das Herz eines ihm gegenüberſtehenden Feindes. Möglichkeit, mit Romanzow ich auszuſprechen. mit ihm zu dorreſpondieren, wurde Vera abgeſchnitten. Man hielt ſie wie eine Gefangene. Sie herte nur, da dem jungen Offizier nichts bewieſen werden könne, die Sache ſtünde gut. Eine Verſetzung würde die ſchwerſte Straſe ſein, die ihn treffen könne. 1 Sie glaubte daran, bis ihr Mann ihr mit höhniſchem Triumph mitteilte,„der Brillan⸗ tenliebhaber ſei aus dem Heere ausgeſtoßen worden, da man ihm leider ſeinen Diebſtahl nicht beweiſen könne, ſonſt hätte man ihn wohl nach Sibirien abgeſchoben.“ In dieſer Nacht wurde das Haar über der Stirn der „herzloſen Frau“ weiß. Sie fing an, ſich zu betäuben, bis man ſie ins Ausland ſchickte, um ſie von ihrem Laſter zu heilen. Auf An⸗ trag des Gatten iſt ihr jede Selbſtandigkeit Die des beſetzten Gebietes unter unter dieſen Abbaumaßnahmen leiden dürfe. miniſteriu! bei dem am wenigſtens er habe auch ſeine Beamtenzahl ö Der Ausſchuß iſt der Auffaſſung, daß im Staatsminiſterium z. Zt. eine Reihe von Fragen itbearbeitet werden, die auch in den Einzelmi⸗ niſterien erledigt werden könnten. Eine Aend. rung dieſes Zuſtandes mit dem Ziel auf Verein⸗ fachung der Verwaltung kann erſt durchgeführt 11 55 bei einer neuen Regierungsbildung. Im⸗ erbin exſucht der Ausichuß die Reaierung. bei vakanten Stellen dieſer Auffaſſung Rechnung v tragen.“ „Ich beantrage, daß der Dispoſitionsfond: des Staatspräſidenten in der weitaus größten 19 5 für wohltätige Zwecke zu verausgaben t. In dem Ausſuß fanden beide Anträge die Zu⸗ ſtimmung der geſamten Rechten des Hauſes. Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 4 Uhr 30 Min. Abg. Scholz(D. Ppt.) polemiſiert gegen die Beteiligung der Regierung an der Reichsbanner⸗ tocung in Mainz. Er fordert die Beibehaltung des Herrn von Biegeleben als heſſiſchen Geſand⸗ ten in Berlin. Abg. Dr. Leuchtgens(Bauernbund) erläutert ſeine Abbauanträge. Abg. Kindt(Dnatl.) verlangt den Abbau des Staatsminiſteriums, wobei aber die Betreuung keinen Umſtänden. Abg. Kaul Soz.) führt aus, daß das Staats⸗ gerade dasjenige Miniſterium ſei, geſpart werden könne; ſeit 1914 nicht mehr vermehrt. Er begrüßt es, daß die heſſi⸗ ſche Regierung die Männer, die ſich im Reichs- banner zum Schutze der Republik zuſammenge— unden haben, auszeichne. Abg. Hoffmann(3Ztr.) jhrt ungefähr folgendes aus: Das Kapitel Staatsminiſterium gibt Veran— oſſung, zunächſt einige Wünſche 1 für das beſetzte Gebiet erzutragen. Vor allem iſt beim Reiche dahin u wirken, daß die noch laufenden Entſchädi— ungsverfahren möglichſt daues im beſetzten Gebiet noch weit mehr Be⸗ ſchtung geſchenkt werden. Nach den Ausführun— zn des Miniſters lan für 1926 den Ländern bereits zugegangen; „i Baukredite müſſen den Gemeinden nun aber zuch ſchleunigſt zugeführt werden. Die heſſiſche negierung kann übrigens einer Reichsbeamten— pürokratie gegenüber nicht vorſichtig genug ſein, damit wir bei der Verteilung für das beſetzte Gebiet auch nach unſeren beſondeeren Verhält— niſſen berückſichtigt werden. Es wird immer wieder der Verſuch zurückzuweiſen ſein, uns als „läſtige Ausländer“ zu behandeln. Hierfür ein Beiſpiel: Die durch die Räumung der dritten Zone frei gewordenen, vom Reiche für Beſatz⸗ ungszwecke errichteten Gebäude wurden für das verbleibende beſetzte Gebiet zur Verfügung ge— ſtellt. Drei Mainzer Familien melden ſich,— Antwort: Es kommen nur Wohnungsſuchende aus Köln, Aachen und Bonn in Betracht!— Es iſt zu fordern, daß die Beſatzung, die ſich na⸗ mentlich im heſſiſchen Gebiet zuſammenballt, her abgeſetzt und daß die Gebäude geräumt werden die im Frieden nicht den Zwecken der Heeres— verwaltung gedient haben. Bedauerlicherweiſe haben einige induſtrielle Unternehmungen ihre Betriebe im beſetzten Ge— biet geſchloſſen und ins unbeſetzte Gebiet verlegt. Dies iſt beſonders ſchädigend, weil wir ohne dies ſchon unſere Arbeiter in die Nachbarſchaft von Heſſen ſchicken müſſen, wobei dann bei Ar⸗ beitseinſtellungen natürlich zuerſt dieſe heſſiſchen Arbeiter entlaſſen werden. Wir bitten die Re- gierneg mit den Wirtſchaftsorganiſationen des beſ Gebietes weitere Schließungen induſtrieller Be— triebe zu verhüten und zu verſuchen, geſchloſſene Betriebe wieder in Gang zu bringen. Junsbe— ſondere muß ſich die Regierung für die bei der Firma Himmelsbach zur Entlaſſung gekommenen 100 Arbeiter verwenden. 2 n 77CCFFC( ˙ A ³ ECC AA genommen; ſie wird behandelt wie ein un— mündiges Kinde. . So, Herr Wegner, nun haben Sie auch die pſuchologiſche Geſchichte des Romans erfahren. Wiſſen Sie einen beſ— ſeren Schluß, dann ſchreiben Sie ihn. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, um das verfehlte Leben und unglücklichen Heldin zurechtzurük⸗— ken, ſo nennen Sie mir das Mittel!“ „Durch ein offenes Bekenntnis,“ antwor— tete Doktor Hardt ſtatt des Dichters. „Ein offenes Bekenntnis in Rußland, wo jeder Richter voreingenommen iſt!“ lachte Fran von Baſſilewitſch bitter auf,„und nur ein Schuldgeſtändnis erpreſſen will,. um dem hochgeſtellten Ehemann gefällig zu ſein. Was ſollte das nützen? Und wer würde heute noch daran glauben?“ „Sehr viele. Es gibt nicht nur Schurken in der Welt, ſondern beim ruſſiſchen Gericht gibts Ehrenmänner,“ rief Doktor Hardt leb⸗ haft.„Die Ehre des Offiziers könnte doch wieder hergeſtellt werden.“ Aber Frau von Baſſilewitſch ſchüttelte troſtlos den Kopf. „Für den gibts nur noch eins. Eine Kugel mitten ins Herz. wenns einmal gegen den Feind geht im Kriege. Die Kugel wäre barm⸗ herziger als die Zunge der unſeligen Frau, die ihn verraten und verleumdet hat, aus wahnſinniger Angſt um ſein Leben.“ Wir waren alle ſtumm geworden. Keiner wagte Frau von Baſſilewitſch anzuſehen. Wir hörten nur ihr dumpfes Schluchzen, das mehr wie ein Röcheln klang. Doktor Hardt beugte ſich zu ihr und ſtreckte ihr die Hand hin.„Frau von Baſſile⸗ witſch, Gräfin Pera,“ ſagte er mit einem herz⸗ gewinnenden Klang in der Stimme,„Mut, Mut.. noch kann alles gut werden. Gleich morgen ſetze ich ein Schriftſtück auf, das Sie unterzeichnen werden... ihr Bekenntnis. Das geht nach Rußland. Der Prozeß wird nocheinmal aufgenommen werden und ſoll anders zu Ende gehen. Wenn Ihr Mann nicht an Ihre Unſchuld glaubt, ſo mag ers laſſen. Will er darauf hin geſchieden werden bald erledigt werden. ferner muß der Förderung des Wohn ungs⸗ 5 für die beſetzten Gebiete— derrn Dr. Marx— iſt der Bautenverteilungs-⸗ gut. Sie ſind jung und talentvoll. Sie könnten mit beſonderer Beſorgnis ſehen wir der Ent⸗ wicklung des Weinbaues im beſetzten Gebiet ent: gegen. Sollten nicht das Reich und Heſſen durch Ankauf von Wein, etwa für die Reichswehr, die Not mildern können? Sicherlich wäre eine ſolche Maßnahme 1 ſeren Winzern ſympathiſcher als 15 Gewährung von Unterſtützungen und Kredi⸗ Auch bezüglich der Reichsbahn haben wir einige ſehr dringende Wünſche. Die Reichsbahn führt den Abbau der auf Wartegeld geſetzten Be⸗ amten in einem Umfang durch, der nicht unbe⸗ denklich erſcheint. Zweifellos wird formal rich⸗ tig verfahren: Die Beamten werden ärztlich un⸗ terſucht und dann in den Ruheſtand verſetzt. Wenn es aber richtig iſt— wie die betroffenen Beamten behaupten—. daß die Unterſuchungen nür geſchähen, um der Form zu genügen, geſſen werden! 13 7 Dieburg—Oberroden, und von Bensheim nach Worms, endlich bezügl der Anſchlüſſe nach Frankfurt. 1 1 es Sechſerausſchuſſes berühren das Staatsminiſterium als es die Feder zu führen hätte bei etwa bevorſtehenden ſtaatlichen Veränderungen. Zunächſt einige allgemeine Worte im Sechſer⸗ Zwei Dingen haben wir ſeit langer Die Vereinfachungsvorſchläge inſofern ſehr nachhaltig, zur Tätigkeit der Zentrumsfraktion ausſchuß., Zeit unſer Augenmerk zugewandt: Beſeitigung des Defizits und Abbau des Steuerdrucks. Wir nach der Stabiliſierung der Bis dahin waren wir all⸗ Alle Parteien haben hinſichtlich der Uebernahme neuer Aufgaben durch den Staat beſtehender haben dieſe Nöte Mark kommen ſehen. zumal Sünder. und hinſichtlich der Vergrößerung Aufgaben Anträge geſtellt. Durch dieſe Ein⸗ an Aufgaben übernommen. Allmählich muß nun ekehrt werden. Nach unſerer Staatsauffaſſung ürfen nicht mehr Angelegenheiten geſetzlicher beiter eingeſchritten werden, als die Heilung von unbedingt nötig macht. Um nicht mißverſtanden Uhu werden: Papſt Leo 13. weiſt ausdrücklich da⸗ rauf hin, daß der Staat nicht nur das Recht, der Arbeiter, vor allem ſeine Würde als ſittliche und religiöſe Perſönlichkeit zu ſchützen, aber doch nur nach ſolcher Regelung, daß dadurch die Selbſtverantwortlichkeit nicht gelähmt wird. Schlimm ſür die Länder iſt insbeſondere, daß die meiſten der zu bewältigenden Aufgaben vom Reiche zudiktiert werden. Das übergeſchäftige Neichsparlament und daneben eine immer mäch⸗ tiger werdende Reichsbeamtenbürokratie über⸗ ſchütten die Länder mit Arbeit. Dieſer Zuſtand iſt ungeſund, dagegen wenden wir uns mit aller Macht, weil wir ſo die Verwaltungsaufgaben zum großen Teil von Berlin vorgeſchrieben bekom⸗ men, deshalb iſt der heſſiſche Verwaltungsappa⸗ rat nur ſchwer zu vereinfachen. Trotzdem haben wir kein Mittel geſcheut, mit dem ehrlichen Wil⸗ len zu ſparen ſind wir an die Aufgabe herange— gangen, mit der feſten Abſicht, nicht nur in den Lokalſtellen, ſondern auch an den Zentralſtellen eir' Vereinfachung durchzuführen— auch nicht Halt zu machen an uns, dem Landtag. Wir wollen uns ſoweit wie irgend möglick ſelbſt helfen— wir lehnen den im Antrag Kauf geforderten Einheitsſtaat ab, wir danken dafür au Berlin ausgeliefert zu werden, deſſen Ver⸗ waltungspraris die Reichsfinanzverwaltung ſe kraß demonſtriert. Die Hälfte des Aufkommens der Einkommenſteuer von Preußen ſoll für die Reichsfinanzverwaltung verbraucht werden! Wit danken auch dafür, an Preußen ausgeliefert zu werden, an einen Staat. der nicht immer in der ſich ein neues Leben aufbauen. Ich will Ihnen ſei dabei helfen. Der erſte Schritt ins neue Leben iſt bereits getan. Mit der Lüge iſt gebrochen.“ f Sie nahm ſeine Hand nicht. Ein ungläu? biges müdes Lächeln zuckte um ihren Mund.“ 1„Sie meinen es vielleicht gut,“ ſagte ſie leiſe.„Ich will tun, was Sie wünſchen, aher Sie kennen Rußland nicht. Rußland iſt groß und der Zar iſt weit. ſagt ein altes Sprich⸗ wort. Das heißt mit anderen Worten: unzäh— lige Grauſamkeiten können geſchehen, ohne daß die irdiſche Gerechtigkeit je davon er— fährt und ſie beſtraft.“ 5„Zugegeben, daß Ihr verſpätetes Ge⸗ ſtändnis dem unglücklichen Offizier nichts mehr nützt, ſo bringt es Ihnen ſelber doch Ge⸗ winn.“ redete Hardt zu.„Haben Sie Mitleid mit ſich. Geben Sie ſich die Ruhe wieder.“ Frau von Baſſilewitſch tand auf. Nie⸗ mand hieſt ſie zurück. Aber jeder— ausge— nommen Miß Gordon natürlich— ſah ihr mit mitleidiger Teilnahme nach. Doktor Hardt atmete tief auf.„Das war vabanque geſpielt mit dieſer exzentriſchen Na⸗ tur,“ meinte er nachdenklich.„Aber ich hoffe. ich hahe gewonnen und ſie iſt gerettet. Ich bitte, nie mehr ein Wort der heutigen Unter⸗ rodung vor Frau von Baſſilewitſch zu erwäh⸗ nen.. Das verſprachen wir alle gern. Ob Herr Wegner dieſen intereſſanten Stoff benutzen wird, bezweifle ich. In Frau von Baſſile⸗ witſchs Zimmer ſah ich noch tief in der Nacht Licht brennen. In den nüchſten Tagen ging wirklich ein umfangreiches Schriftſtück nach Rußland ab. Seitdem iſt ihre Stimmung aus⸗ geglichener. Die furchtbare Ruheloſigkeit ihres böſen Gewiſſens iſt von ihr gewichen. Sie ſpielt uns häufig abends vor— ſogar die Ballade: das Sturmlied der polniſchen Heide, und über ihr Märchen vom kleinen Wſadimir lächelt ſie mit traurigem Selbſtſpott. Der Dol⸗ tor triumphiert. Er iſt wirklich ein Hexenmei⸗ ſter. Seitdem er durch die perſönlichen Unter⸗ haltungen mit den Kranken auch mehr aus ſich herausgeht, muß ich oft über ſeine vielſel⸗ tigen Kenntniſſe ſtaunen. Wirklich. er aibt dap man alſo von vornherein die Abſicht! habe, keinen der Beamten mehr in Dienſt zu nehmen, dann müßten wir ein ſolches Verfahren mißbilligen. In unſerer heutigen Zeit ſollte alles vermie⸗ den werden, was den Glauben ank die Gerechtigkeit des Staates erſchüttern könnte. Ueber dem wirt⸗ ö ſchaftlichen Aufbau darf der morcliſche; nicht ver⸗ Darüber hinaus müſſen eine Reihe von Einzeldingen abgeſtellt, bezw. durch⸗ geführt werden, ſo z. B. bezüglich des Schüler⸗ Motorbootverkehr ei Bingen, Arbeiterzüge Walldorf—Größ⸗Gerau ſtellung der Parteien hat ſich der moderne Staat aber wieder zu normalen Verhältniſſen zurück⸗ egelung unterworfen werden und es darf nicht Mißſtänden oder die Abwehr von Gefahren es ſondern auch die Pflicht habe, die Perſonalgüter Vielleicht können wir drei, und ich in dieſem Sommer dort zubringen.“ der Blick. Ich weiß, was dſeſe harten, ſtahl⸗ blauen Augen von mir erbitten, und will es doch nicht wiſſen.- Geſchichte die Gerechtigreir zum Fundamem ſeiner Exiſtenz gewählt hat. Wir wollen der großen Miſſion eingedenk bleiben, die Heſſen zu erfüllen hat, die Brücke über den Main zu bil- den, den deutſchen Süden mit dem deutſchen Norden zuſammenzuhalten, zu ſorgen, daß die deutſchen Stämme einig und damit ſtark bleiben. Fortſetzung Dienstag Morgen 9 Uhr. Lee Der Biſchof von Trier über die kath. Arbeiter vereine. Gelegentlich der Cinführung des neuernann⸗ en Diözeſanpräſes der Katholiſchen Arbeiterver⸗ ein für die Diözeſe Trier, Dr. Kremer, in der Letzterer über„Wie überwinden wir die Ent⸗ wurzelung unſerer Arbeiterſchaft?“ ſprach, hielt 1 Biſchof Dr. Bornewaſſer eine bedeutſame Rede, in der er zunächſt die Aufgaben eines Ar⸗ eitervereinspräſes in programmatiſcher Form umriß und dabei betonte, die ſoziale Frage iſt eine ſo verwickelte und ſchwierige geworden, daß nur der Präſes einen Arbeiterverein leiten ann, der auch wirklich mit all dieſen ſchweren Problemen ſich beſchäftigt, die heute in der Ar⸗ beitgeber⸗ und Arbeitnehmerſchaft ſo beſprochen werden. Wer keinen tiefen Einblick in die ſoziale Lage der Arbeiterſchaft hat, wer ſich nicht ernſt mit den Nöten und Schwierigkeiten des arbei⸗ kenden Volkes befaßt, der verſteht das arbeitende Volk nicht, der kann ihm auch nicht Führer und Helfer ſein. Wenn aber die Liebe die größte Macht der Welt iſt, dann werden nur aus der diebe heraus wieder glückliche Zeiten für den Arbeiter geboren werden. Daher iſt auch für den Arbeiterpräſes ſelbſtlos opfernde Liebe für ſeinen Arbeiterverein das Erſte und Letzte. Ich ver⸗ lange aber von dem Arbeitervereinspräſes auch, daß er in den Männern des Katholiſchen Arbei⸗ kervereins ſtets ein lebendiges katholiſches Chri⸗ ſtentum wachhält. ö Nachdem der Biſchof dann darauf hingewieſen hatte, daß die katholiſchen Arbeitervereine in der Diözeſe Trier nunmehr 613 000 Mitglieder zähl⸗ ten, von denen ein Viertel der Richtung Sitz Ber⸗ lin angeſchloſſen ſeien, die anderen drei Viertel entweder dem Weſtdeutſchen Arheiter⸗Verband oder keinem Spitzenverband angehörten, erklärte r, der Diözeſanverband ſolle nun das große Dach werden, unter dem die katholiſchen Arbeiterver⸗ eme ſich zuſammenfinden ſollen. Derjenige, der Berlin angeſchloſſen war und bleiben wolle, möge das ruhig tun, aber dieſelbe Freiheit müſſen auch die anderen Arbeitervereine haben, die ſich dem Weſtdeutſchen Arbeiter-Verband angeſchloſſen ha⸗ ben oder anſchließen wollen. Jeder Verein möge es ſo machen, wie er es für richtig halte. Ich kenne keine Richtung, ich kenne nur katho⸗ liſche Arbeiter. Hier muß ich nun den Wunſch ausſprechen, daß nun auch die Chriſtlichen Ge⸗ werkſchaften ſich Mühe geben, daß dieſenigen, die den katholiſchen Arbeitervereinen noch nicht an⸗ geſchloſſen ſind, jetzt in dieſe hineingehen. Ich möchte, daß jeder katholiſche Arbeiter in den Chriſtlichen Gewerkſchaften dem katholiſchen Ar⸗ beiterverein angehöre; denn beide müſſen ſich er⸗ gänzen und durchdringen. Ich habe mich über dieſe Frage wiederholt mit den bedeutendſten Ge⸗ werkſchaftsführern wie Giesberts, Stegerwald u. a. unterhalten, und dabei gingen wir in dem Gedanken einig, daß, wenn der katholiſche Ar⸗ beiter in den Chriſtlichen Gewerkſchaften die Ver⸗ tretung ſeiner materiellen Intereſſen finde, er doch der Mitgliedſchaft des katholiſchen Arbeiter⸗ vereins bedürfe, wo nicht das Materielle in erſter Linie in Frage kommt, ſondern die Erziehung zu echt chriſtlich⸗katholiſcher Auffaſſung der ganzen ſozialen Probleme der Gegenwart und zur Ver⸗ tiefung ſeines relgiöſen Lebens. Wer im katho⸗ liſchen Arbeiterverein ernſt und treu an ſeiner inneren ſozialen und religiöſen Vertiefung ar⸗ beitet, der hat auch der chriſtlichen Gewerkſchaft etwas zu geben. Wenn wir uns nur auf den wirtſchaftlichen Kampf einſtellen, werden wir nie zu dem Ziele eines wirklich glücklichen Arbeiter ſtandes kommen. Der Biſchof ſchloß mit dem Satze, daß er und ſeine Prieſter nicht nur für einen Stand. ſondern EU PPC nen Patienten viel Anregung, Stoff zum Nachdenken, Anteil an ſeinem Wiſſen. if aus verſchiedenen Ländern und Verhält⸗ niſſen des Studiums. Mit wenigen Ausnahmen ſind es alles Höherſtehende, Schickſal die Flügel irgend einer Aufgabe geiſtig aufgerieben, bis die Kräfte verſagten. Auch zuſammengetrömten Kranken lohnen ein hartes oder die ſich in denen knickte Mir ſcheint der Schlüſſel zu der geheimen Macht, mit der der Doktor alle regiert, iſt die Arbeit, zu der er ſie ermuntert, indem er ir⸗ gend ein Intereſſe bei ihnen weckt. bin den ganzen Tag beſchäftigt. könnte ich mich für eine Stunde losmachen u. dich beſuchen. liebſte Käte, obgleich es von der Artillerieſtraße bis zu Eurer Gartenwohnung in der Uhlandſtraße eine iſt— aber ich fürchte mich vor dem Beſuch be“ Euch. ö verlorenes Glück rüttelt wieder an meinem Herzen, wenn ich nur an Deinen kleinen Sa⸗ lon mit den vielen Bilder, Taſſen in der Kommode und Kleidern in der Kiſte denke Du ſchreibſt zwar: nicht bei mir. Er iſt in Rom und ich weiß gar nicht, wann er zurückkommt.“ Aber ich fürchte nicht nur ein Zuſammentreffen, ich fürchte ſo⸗ gar ein Erinnern; ein Aufreißen alter Wun⸗ den. Schon meines Vaters wegen. Sein Ge⸗ ſicht verfinſtert ſich, wenn ich nur von Wei⸗ mar oder der Verganheit überhaupt anfange. Das ſind alles wunde oder tote Punkte zwi⸗ ſchen uns. Ich wollte unſer Haus zum Ver⸗ kauf Doktor riet ab. Auch ich Trotzdem entſetzliches Ende All der verlorene Jammer um mein Decken, Blumen, „Du triffſt Henry ſicher oder Vermieten annozieren, aber der „Erhaften Sie ſich dieſes kleine Paradies. Ihr Vater, Sie einige Wochen In ſeinen Augen lag ein weicher, bitten⸗ Fortſetzung folgt.) 1 Grundſatz habe ihn(den Biſchof) immer geleitet 1 fur alle Stände da ſelen. Es dürſe kein Stand von ihrer Liebe ausgeſchloſſen werden: aber der und folle auch ſeine Prieſter leiten, daß die größte Liebe und Sorge diejenigen erfahren müſſen, die in dem ſchweren wirtſchaſtlichen Kampf der Liebe und Sorge am meiſten bedürfen. Eine Alohyſius⸗Enzyklita. Von beſtinſormierter Seite erfährt die„K. B.“, daß eine Enzyklika des Papſtes anläßlich der zweiten Jahrhundertfeier der Heiligſprechung des bl. Aloyſius bevorſteht. Am Samstag findet in der Benediktionsaula in Gegenwart des Papſtes eine von der Gregorianiſchen Univerſität veran⸗ flaltete feierliche Disputation üher Moraltheo⸗ logie zur Eröffnung der Zentenarſeier der Kano⸗ niſation des hl. Aloyſius ſtatt. e Aus Nah und Fern. Armsheim, 19. März.(Die letzte Bürgermei⸗ ſterwahl), bei der bekanntlich der frühere Bür⸗ germeiſter Feldmann mit nur 5 Stimmen ſeinem Gegenkandidat Beſt unterlegen war und von Anhängern des Unterlegenen angefochten wor— den war, wurde nunmehr vom Kreisausſchuß in Oppenheim für ungültig erklärt. Wann die nächſte Wahl ſtattfindet, ſteht noch nicht feſt. Alzey, 19. März.(Streit) Ein Laſtauto einer Ingelheimer Firma geriet geſtern Abend Berlin mit 261500 Stimmen, Oſt mit Stimmen und Leipzig mit 419 316 Stimmen Geſamtergebnis in der Nähe der Stadt in Brand. Die raſch her- beigerufene Feuerwehr und hilfsbereite Arbeits- loſe konnten durch raſches Engreifen größeren, Schaden verhüten. Natürlich wurde nach getaner, Arbeit auch kräftig dem Saft der Reben zugeſpro⸗ chen, der ja in greifbarer Nähe zu haben war. ls ein das Kommando führender Feldſchütz zum! nern der Volkerſtadt derart in Debatten, daß erf ſchließlich ſchwer verletzt ins ſtädtiſche Kranken- haus eingeliefert werden mußte. Auch mit del nunmehr einſchreitenden Polizei gerieten die Männer vom fröhlichen Weinberg in Streit, ſo— daß die ganze, ſo ſchön begonnene Geſchichte mit einer Gerichtsverhandlung enden wird. Darmſtadt, 19. März.(Vom fahrenden Zug getötet.) Auf der Bahnſtrecke zwiſchen Frankfurt un'“ Darmſtadt wurde bei der Station Egelsbach die 40jährige Handarbeitslehrerin Gerhardt aus Griesheim bei Darmſtadt überfahren und tot aufgefunden. Wie verlautet, ſoll ſie aus dem fahrenden Zug geſtürzt ſein. Gernsheim, 21. März.(Die fliegende Brücke) dahierswird vom 22. ds. Mts. ab wegen nötiger Reparaturarbeiten vorausſichtlich bis 19. April außer Betrieb geſetzt. Die Ueberfahrten erfolgen am Tage bis abends 8 Uhr durch Ruderfähre, die mittelſt Dampfboot geſchleppt wird. ö f J zeckzug blies, kam er mit den ſtreitbaren Män⸗ f der Pfalz 27,9 und im Wahlkreis Leipzig 48,6 1 Darmſtadt, 21. März.(Verfehltes Leben.) Im ö hieſigen Polizeigefängnis erhängt hat nahezu 60 Jahre alte Johann Weiß aus Ludwigs⸗ haſen. Er hat den größten Teil ſeines Lebens hinter Geſängnismauern zugebracht und wurde erſt kürzlich nach einer ſehr langen Zuchthaus⸗ ſtrafe entlaſſen. Wegen eines Diebſtahlsverſuchs wurde er am hieſigen Bahnhof feſtgenommen und hat ſich nunmehr der irdiſchen Gerechtigkeit ſich der 110 der holländiſchen Geſandtſchaft beim Va⸗ tikan entzogen.„ Darmſtadt, 21. März.(Unfall.) Ein Eiſenträ⸗ an einem hieſigen Umbau in der Ernſt Ludwigs⸗ ſtraße zur Seite und traf einen jungen Arbeite derart, daß er ſchwer verletzt in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Man hofft, daß er mit dem Leben davon kommen wird. 1655 Frankenthal, 21. März.(Spatzenbetämpfung⸗) In den nächſten Tagen werden mehrere hieſige Jäge, in Frankenthal und ſeiner nächſten Umge- bung mit Flobert und Zimmerſtutzen Spatzen abſchießen. Es handelt ſich dabei um eine von der Stadtverwaltung durchzuführende Spatzen bektämpſung. 0 ger von 42 Zentner Gewicht ſtürzte am fe :: Goldſunde in Heſſen. Wie aus Gräfen⸗ hauſen(Heſſen) gemeldet wird, wurde bei den Bohrungen des neuen Gruppenwaſſerwerkes da⸗ ſelbſt goldhaltiges Erz gefunden und hat lebhaf⸗ tes Intereſſe für genaue Nachbohrungen überall wachgerufen. Vorläufig wird der Fund im Darm⸗ ſtädter Hof ſolange ausgeſtellt, bis ſich die mine ralogiſchen Inſtanzen mit dem voſitiven Wert des Erzſtückes befaßt haben. :: Der Kurbetrieb in Bad Kreuznach end ültig geſichert. In einer gemeinſckelftlichen Geſpre⸗ chung zwiſchen Vertretern der Stadt Fina un) der Grupbe Ganz iſt eine volle Einigun über die ſchwebenden Differenzen erzielt worden. Der Kurbetrieb wird in vollem Umfange mit fämtlichen Betrieben der Soſtder A.-G. weiter, geführt. :: cin Mörder, der in der Gerichtsverhand lung betet. Der Arbeiter Albert Veil war i der Amberger Gegend mit dem 20jährigen Hilfs irbeiter Jahonn Lehner längere Zeit umher! eſtreift und beide hatten die Gelegenheit benützt Jaubüberfälle auf Bauern auszuführen. Bei einem ſolchen Raubüberfall Veils blieb bes n 115 Verſuch und er mußte detected wieder abziehen. Mit ſeinem Komplizen Lehn traf er ſi“ dann in dem vereinbarten Verſte und dort befiel ihn plötzlich eine Furcht, daß ef don ſeinem Raubgenoſſen der Mitwiſſerſchaft⸗ an den Verbrechen gegenüber der Staatsanwaßtſchaf geziehen werden könnte und kurz Ventſchloſſen zötete er ſeinen bisherigen Verbündeten durch drei Schüſſe. In der in Amberg ſtattgeſunden? Gerichtsverhandlung gebärdete ſich“der Angeklagre außerordentlich fromm, er faltete fartgeſetzt dig Dände und richtete knieend Gebete zum Himmel. Eine Reihe von Zeugen, darunter mehrere Geiſt⸗ fan erklärten den Angeklagten als einen Simu⸗ anten und das Gericht ſprach ihn eines mit eberlegung ausgeführten Mordes ſchi prach das Todesurteil aus. 4 19 :: Erdbeben in Italien. Wie aus Rod (Süditalien) gemeldet wird, wurden heſtige wel lenförmige Erdſtöße feſtgeſtellt, die 40 Sekunden audauerten. Schaden wurde nicht angerichtet In Caſtelroſſo wurde bei einem ſchweren Erdbe⸗ hen eine Perſon getötet und drei ſchwer verletzt Ueber 70 Häuſer ſind zerſtört worden. 5 f Belgrader Studenten veranſtalteten zu Ehren glieder der ruſſiſchen Zarenfamilie bei den Re⸗ die Einberufung der Rekruten im Alter von Außerdem ſollen z: Deutſche Studenten in Belgrave. Die der hier weilenden deutſchen Studenten aus München, Leipzig und Jena, ein Feſteſſen und einen Theaterbeſuch und zeigten ihnen die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der deutſc Geſandte gab anläßlich der Anweſenheit der beutſchen Studenten einen Empfang auf der Geſandſchaft, an dem auch zahlreiche Mitglie⸗ der der Belgrader Studentenſchaft teilnah⸗ men. 1 Letzte Meldungen. Ein vorläufiges Teilergebnis des Volksbegehrens. , 20. März. In den Wahlkreiſen mit 1584082 Stimmen, Düſſeldorf⸗ b, Pfalz mit 157417 530 739 Stimmen, Düſſeldorf⸗Weſt Berlin, wurden nach dem bisher beim Reichswahllei⸗ ter vorliegenden Geſatergebnis in den ge⸗ nannten Wahlkreiſen die Stimmenzahl von 2 953 050 errenicht. Hierzu kommt noch das e 0 des Wahlkreiſes Weſtfalen⸗ Süd mit 586 044 Stimmen, ſodaß die ſechs Wahlkreiſe allein ſchon 3½ Millionen Teil⸗ mehmer am Volksbegehren aufzuweiſen ha— ben. In Berlin haben 53,4 Prozent, in Düſ⸗ ſeldorf⸗Oſt 38,8, in Düſſeldorf⸗-Weſt 24,8, in Prozent der Stimmberechtigten der letzten Reichspräſidentenwahl ſich am Volksbegehren beteiligt. CCC Zentrumspartei-Ausſchuß. Berlin, 20. März. Der Reichs parte i⸗ ausſchuß der Deutſchen Zentrumspartei tritt am Sonntag, 28. März, im Zentrums⸗ fraktionszimmer des Reichstages zu einer Sitzung zuſammen, die ſich mit der politi— ſchen Lage, u. a. auch mit der Frage der Für⸗ ſtenabfindung, beſaſſen wird. ö Für ein Reichsſchulgeſetz. ö Berlin, 20. März. Einem Beſchluß ſeines Schulausſchuſſes folgend hat der Deutſch⸗ evangeliſche Kirchenausſchuß als die Geſamt⸗ vertretung des Kirchenbundes der deutſchen Landeskirche an den Reichsminiſter des In⸗ nein das dringende Erſuchen gerichtet, mit, allen ihm zur Verfügung ſtehenden Mitteln auf die baldige Vorlage und Erledigung eines Reichsſchulgeſetzes hinzuwirken. Eine Niederlage des neuen hollüändiſchen Kabinetts. Amſterdam, 19. März. Die Zweite Kam⸗ mer hat den Regierungsantrag auf Beibehal⸗ i mit 48 gegen 41 Stimmen abgelehnt. Nur die katholiſche Fraktion und die antirevo— lutionäre Gruppen ſtimmten dafür. — Lokale Nachrichten. * Biernheim, 23. März. Nachklünge zur Primizfeier. Der Volksmund ſagt in einem alten Sprich⸗ wort:„Um des Primizſegens teilhaftig zu wer ⸗ den, darf man ſich nicht ſcheuen, ein Paar Schuhe durchzulaufen!“ Wenn dieſes Wort jetzt in der Zeit der Geld- und Wirtſchaftsnot auch manchem allzu kritiſch Veranlagten übertrieben klingen mag, ſo zelgt es uns doch klar dle Auffaſſung, die das im Religlöſen wurzelnde katholtiſche Volk von der Bedeutung des Prieſtertums hat. Beweis dafür, daß auch in unſerer Gemeinde Einen die Keuntnis von dem Wert des Prieſtertums noch lebendig iſt, erhielt man, wenn man am vergangenen Sonntage Gelegenheit hatte, Augen ⸗ zeuge der Primizfeler des Hochw. Herrn Neu⸗ prieſters Nikolaus Adler zu ſein. Schon am Vortage des Feſtes waren viele und rege Hände am Werke, um der Feter auch den äußeren würdigen Rahmen zu geben. Vorplatz zum Gotteshauſe und die Zugangs ⸗ ſtraßen zum Eltern hauſe des Primizianten wurden Der reich mit Guirlanden und Tannen geſchmückt. Wohltuend wirkte auch dabei der Eifer bei der Herrichtung des Fußſteiges vor der Kirche, ein Zeichen, daß auch die Gemeindeverwaltung unter der ſorgenden Leitung des Herrn Bauinſpektors Berberich das Ereignis zu würdigen verſtand. Am Feſttage ſelbſt wurde der Primizlant von der Gelſtlichkeit und den katholiſchen Ver⸗ einen mit ihren Fahnen vom Elternhauſe abge⸗ holt und in felerlichem Zuge zur Kirche geletet. Dort hielt dann der Neuprtefter das Primizamt, unter Aſſiſtenz des Hochw. Herrn Geiſtlichen Rates Pfarrer Wolf und der Herren Rektor Schlett vom Biſchöflichen Konvikt in Mainz und Kaplan Winkenbach, eines Studienfreun⸗ des und Landsmannes des Primizianten. In der Feſtpredigt legte der Hochw. Herr Dr. Stohr, Profeſſor am Prieſterſeminar zu Mainz, ehedem Kaplan in Viernheim und Führer und Wege⸗ leiter des Primizianten auf dem Wege zum Prleftertume, der lautlos und andächtig lauſchen⸗ den Menge den Segen des katholiſchen Prieſtertumes für das Volk dar Mancher, der ſonſt nur aus unberufenem Munde und trüber Quelle und Gaſſen⸗Autoritäten letzten Ranges Aufklärung über die katholiſche Kirche und das Prieſtertum bekommt, mag hier ein ganz anderes Bild von dem katholiſchen Prieſtertum mitgenom⸗ men und ſeine Auffaſſung in manchem revidiert haben. Denn der Prleſter iſt: Licht⸗ und Kul⸗ rurträger in einer höheren Region, im Got⸗ tesreich auf Erden und im Reich der Gnade. Aber all dieſes Licht kommt aus dem Kreuz und Erinnerungsfeiern in Oberſchleſien. Beuthen, 22. März. Zur Erinnerung an den deutſchen Abſtimmungsſieg in Oberſchle⸗ ſien von 5 Jahren fanden in zahlreichen Städten Weſt⸗Oberſchleſiens große Gedenk- feiern ſtatt. Beſonders eindrucksvoll war die in Beuthen veranſtaltete große Kundge⸗ bung, auf der verſchiedene Abgeordnete ſpra⸗ chen und die ein Bild der Leiden entwarf, die das oberſchleſiſche Volk damals hat durch- machen müſſen. 0 Pryteſt der ruſſiſchen Zarenfamilie. Paris, 22. März. Einer Meldung des „Newyork Herald“ zufolge haben die Mit⸗ rungen in London, Waſhington und Paris gegen den für Rechnung der ruſſiſchen Regie⸗ rung getätigten Verkauf der Kronjuwe⸗ len Proteſt erhoben. ö ö ö ö N 0 ö ö Einberuſung der vorbereitenden Abrüßungs⸗ konferenz. London, 22. März. Wie der„Obſerver“ berichtet, iſt die vorbereitende Abrüſtungskon⸗ ferenz für den 10. Mai nach Genf einberu⸗ fen. Auch Deutſchland und Amerika ſeien zur Teilnahme eingeladen worden, dagegen ſei an Rußland keine Einladung ergangen. Die franzöſiſche Heeresreform. Paris, 22. März. Einer, offenbar amtlich beeinflußten, Havaserklärung über die fran⸗ zöſiſche Heeresreform iſt zu entnehmen, daß 21 Jahren, und zwar zu drei verſchiedenen Terminen erfolgen ſoll. Statt wie bisher 77 000 Kapitulanten ſoll die franzöſiſche Re⸗ gierung künftighin 105 000 verpflichten. 23 000 Zivilangeſtellte mehr eingeſtellt werden. In Frankreich ſelbſt ſollen ſich 20 Diviſionen befinden, in Nordafrika 4 und in den übrigen Kolonien ebenfalls 4. Die Herbeiführung dieſer Reform wird eine Neu⸗ organiſation nötig machen, die ſich über eine beſtimmte Uebergangszeit erſtrecken ſoll.— Am Dienstag oder Mittwoch dieſer Woche wird die Kammer über das neue Militärgeſetz abſtimmen. Rademacher ſiegt im Bruſtſchwimmen. Newyork, 22. März. Die beiden deutſchen Meiſterſchwimmer gingen am Samstag in der Automobilſtadt Detroit zum viertenmale in Amerika an Start. Rademacher gewann das 100⸗Yard⸗Bruſtſchwimmen 1:09.8 mit 4 Yard Vorſchrung gegen Don Mae Wellan, dem be⸗ ſten Bruſtſchwimmer aus dem Staate Michi⸗ gan. Der deutſche Rückenmeiſter Guſtav Frö⸗ lich traf neuerlich mit W. Laufer auf Cinei⸗ nati zuſammen, deſſen Ueberlegenheit er zum zweiten Male anerkennen mußte. ö führt unter das Kreuz. Prieſter, auch dann, wenn er hart ins Leben einſchnetdende Wahrheiten verkündet und künden muß. Das war der Gedanke, der wie ein roter Deshalb: Hört den Faden die eindringlich vorgetragenen Worte durch⸗ zog. Weckt Prieſter, beſonders ihr Eltern, durch eine gute religlöſe Kindererziehung und durch einen religiöſen Geiſt im Elternhauſe! Nach dem Hochamte erteilte der Primiziant ſeinen Angehörigen den Primizſegen und wurde dann wieder ebenſo feierlich als zu Beginn in das Elternhaus zutückgelettiet. In der Nachmit⸗ iagsandacht, zu der ſich ebenfalls viele Gläubige eingefunden hatten, erteilte er den Primtzſegen dem geſamten verſammelten Volke. Vlernheim iſt am vergangenen Sonntage nicht reicher geworden an Geld, aber es iſt reicher geworden an Gnaden. Möge es dieſe Gnaden des Glaubens nicht unbenützt ſchwinden laſſen; damit nicht von ihm einmal die erſchüt⸗ ternden Worte gelten, die ein moderner franzö⸗ ſiſcher Schriftſteller von einer Gemeinde feines Walerlandes ſagt:„Ich kenne ein Dorf, das ſeit etwa zehn Jahren ohne Prieſter iſt. In dieſem Dorfe leben die Einwohner wie die Tiere. Sie eſſen und trirken, arbetten und ſchlafen. Wenn ſie zum Himmel ſchauen, ſo tun ſie es nur, um nach dem Wetter zu ſehen, das es morgen geben wird. Sie glauben nicht an Gott, nicht an dle Seele, nicht an ein künftiges Leben. Sie wiſſen gar nicht einmal, was das iſt. Aber ſie glauben an ihre Aecker und an deren Dünger. Die Kinder wachſen heran wie die Heiden, ohne jede Kenntnis von gut und bös. Die Kranken ſterben ohne Belſtand, und wenn ſte tot ſind, ſo ſcharrt man ſie ein wie Tiere, und kein Meuſch betet ſür ſie. Und dieſe Orte ohne Prieſter werden langſam immer mehr. Darum ſteigt aus ganz Frankreich ein einziger Angſtruf empor: Wir brauchen Prieſter! Prieſter für das Volk, aufdaß morgen die Ent; täuſchung über den Wahn von geſtern ſchwindet.“ „ Vom Wetter. Die letzten rauhen Tage haben wärmerem Wetter Platz gemacht. „ Eine Rezeßholz⸗Abgabe wird in heutiger Nummer bekannt gegeben. Die Ge⸗ meindebürger werden hierauf aufmerkſam gemacht. „ Verſteigerung eines Faſelochſen. Morgen Mittwoch, den 24 März, vorm. 11 Uhr, wird im Sitzungssaal des Rathauſes ein gut- gemäſteter Faſelochſe an den Beſtbletenden ver⸗ ſteigert. „Ergebnis. Das Volksbegehren er⸗ brachte 12 Millionen Unterſchriften. „Verpachtung von Kirchengütern. Das biſchöfliche Ordinariat der Diözeſe Malng hat an ſämtliche Pfarreien ſeines Dienſtbezirkes ein Rundschreiben erlaſſen, wonach jede Verpach⸗ tung von Kirchengütern öffentlich zu erfolgen habe. Nach katholiſchem Kirchenrecht dürften zu dleſen öffentlichen Verpachtungen Mitglleder der Kirchenvorſtände und ſolche Perſonen, die mit Kirchenvorſtandsmitalledern im erſten und zwelten Grade blutsverwandt oder verſchwägert ſind, nicht zugelaſſen werden. „»Süddeutſche Diskonto⸗Geſellſchaft. In der am 19. März 1926 ſtattgefundenen Auf⸗ ſichtsratsſizung der Süddeuiſchen Diskonto⸗Geſell⸗ ſchaft A⸗G., Mannheim wurde die Bilanz und Gewinn⸗ und Verluſt⸗Rechnung für das Jahr 1925 vorgelegt, welche einen Reingewinn von Reichs⸗ mark 2289 785,79 ergibt. Auf Antrag des Vor⸗ ſtandes beſchloß der Aufſichtsrat der auf 17. April 1926 einzuberufenden Generalverſammlung vor ⸗ zuſchlagen: eine Dividende von 8% zu verteilen, RM. 668 48109 für Umbauten und Neubauten im Jahre 1925 abzuſchreiben, RM. 144 762,10 dem Beamtenfonds zuzuwelſen und RM. 276542,60 auf neue Rechnung vorzutragen „ Maunheimer Viehmarkt 22. März. Dem geſtrigen Viehmarkt waren zugetrieben und wurden bezahlt(Preiſe für 50 Kg. Lebend⸗ gewicht): 302 Ochſen: 34—54 Mk., 128 Bullen (Farren) 36—49 Mk.; 601 Kühe. Färſen: 26—56 Mk., zuſammen 1031 Stück Großvieh: 544 Kälber: 56—88 Mk., 45 Schafe: 36 bis 50 Mk.; 2148 Schweine: 68-81 Mk.; 121 Arbeitspferde:(pro Stück) 700— 1500 Mk. 75 Schlachtpferde: 60—150 Mk. und 4 Ziegen; zuſammen 3968 Stück. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, langſam, geräumt: mit Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen ruhig, Ueberſtand; mit Arbeitspferden ruhig; mit Schlachtpferden mittelmäßig. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Die Polizeiverordnung über die kon⸗ feſſionellen Feiertage. Auf Grund verſchiedener im vergangenen Jahre eingelaufener Beſchwerden weiſen wir die Reſige Einwohnerſchaft hiermit nachdrücklich auf die Polizeiverordnung obigen Betreffs vom 20. Oktober 1913 und der Bekanntmachung des Kreisamts vom 24. Mai hin. Danach gilt der Karfreitag in der Gemeinde Viern⸗ heim als allgemeiner Feſttag und haben gewerbliche Arbeiten jeder Art zu unter⸗ bleiben. Nach Artikel 229 des Heſſ. Polizei⸗ ſtrafgeſetzes ſind auch am Karfreitag und Palmſonntag öffentliche Luſtbar⸗ keiten jeder Art auch eruſte Aufführungen im Theater oder Kino und Fußballwett⸗ ſpiele verboten. Wir empfehlen die Einhaltung dieſer Be⸗ ſtimmungen bei Meidung von Strafanzeigen. Bekanntmachung. Betr.: Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Nach§ 105 der Gewerbeordnung in der Fafſung von Artikel 1 der Verordnung der Reichsregierung vom 5. Februar 1919, dürfen Geſellen und Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter an Sonn- und Feiertagen nicht beſchäftigt werden. Nach 8 41a der Gewerbeordnung darf deshalb an dieſen Tagen in offenen Verkaufs⸗ ſtellen ein Gewerbebetrieb nicht ſtattfinden. Hiervon ſind für Viernheim folgende Ausnahmen zugelaſſen. ö 1. Bäcker, Konditoren und Metzger dürfen an allen Sonn⸗ und Feiertagen mit Ausnahme der erſten Weihnachts, Oſter- und Pfingſtfeier⸗ tage von 7 bis 9 Uhr vormittags die Läden offenhalten und verkaufen. Außerdem dürfen Metzger in dem Sommerhalbjahr und zwar in der Zeit vom 1. April bis 30. Sept. an Sonntagnachmittagen von 7 bis 8 Uhr ihre Läden offenhalten und verkaufen. 2. Friſeure und Barbiere dürfen in den Monaten April bis einſchließlich September von 7 bis 10 Uhr vormittags und in den Monaten Oktober bis März einſchließlich von 9 bis 12 Uhr vormittags an allen Sonn⸗ und Feſttagen mit Ausnahme der Weihnachts⸗/ Oſter⸗ und Pfingſtfeiertage ihre Läden offen⸗ halten und darin arbeiten. Ein Verkauf von Waren darf in dieſer Zeit nicht ſtattfinden. 3. An den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten, ſowie an Kirchweihſonntagen dürfen alle Verkaufsſtellen von 11 Uhr vormittags bis 6 Ahr nachmittags für den geſchäftlichen Verkehr geöffnet ſein. Weitere Ausnahmen ſind hier nicht zuge⸗ laſſen. Viernheim, den 20. März 1926 Heſſiſches Polizeiamt Viernheim Ludwig. Neuhinzutretende Abonnenten erhalten den Viernheimer Anzeiger bis Ende dieſes Monats gratis Beſtellungen nehmen unſere Geſchäftsſtelle u. Zeltungs⸗ träger entgegen.