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Lie Reichstagsſigung, in der— wie an⸗ getündigt— die Regierung über Genf Bericht erſtatten ſollte, begann unter großer Span⸗ nung der dichtgefüllten Tribünen gegen halb 12 Uhr mittags. Die Erwartungen wurden zunächſt etwas enttäuſcht, da als erſter Redner nicht der Reichsaußenminiſter, ſondern der deutſchnationale Abgeordnete Hötzſch das Wort nahmfum über die Verhandlungen des Ausſchuſſes zum Etat des Auswärtigen Am⸗ tes Bericht zu erſtatten. Man muß ſich erin⸗ nern, daß die Ausſprache über Genf mit der ordentlichen zweiten Leſung des Etats des ee verbunden worden iſt. Kurz nach 12 Uhr nahm Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann das Wort. Der Miniſter erklärte zunächſt, daß er auf die Fragen des Etats in dieſer Rede nicht eingehe, ſondern bei den ſpäteren Ver⸗ handlungen darauf zurückkommen würde. Jetzt wolle er zunächſt lediglich über die Genfer Verhandlungen Bericht erſtatten. Das erſcheine ihm umſo not⸗ wendiger, als die überwiegende Mehrzahl der Parteien beſchloſſen habe, daß keine Erörte⸗ rung der Genfer Vorgänge im Auswärtigen Ausſchuß vorgenommen werden ſollen. Er halte dies auch deshalb für notwendig, weil er mit Bedauern habe ſehen müſſen, daß das größte Landesparlament in eine Beratung der Genfer Vorgänge eingetreten ſei, ohne vorher die ausführlichen Darlegungen der Reichsregierung abgewartet zu haben. Der Miniſter erörterte dann die Vorgeſchichte des Aufnahmegeſuches in den Völkerbund. Er erinnerte daran, daß zunächſt in Verſail⸗ les in Jahre 1919 der damals zum erſten⸗ male von Deutſchland beantragte Eintritt in den Völkerbund von den Alliierten glatt abgelehnt worden ſei. 1924 ſei es dann geweſen, daß der engliſche Premierminiſter Macdonald nach der Londoner Konferenz ſelbſt erklärt habe, daß der Völkerbund die Mitwirkung Deutſchlands nicht entbehren könne. Im weiteren Verlauf habe dann das Kabinett Marx kurz darauf den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund prinzipiell beſchloſſen, aber gleichzeitig auch die Rats⸗ ſitzfrage aufgeworfen. Deutſchland habe ſich an die 10 Ratsmächte gewandt mit der ausdrücklichen Frage, ob dieſe Mächte gegen die Zuerteilung eines ſtändigen Ratsſitzes an Deutſchland Einwände zu erheben hätten. Die Antworten ſeien alle, ſo betonte der Miniſter ausdrücklich mit erhobener Stimme, alle 10 zuſtimmend geweſen. Der Rat ſelbſt antwor⸗ tete im Februar 1925 ebenfalls zuſtimmend und ſtellte als Körperſchaft feſt, daß er mit Deutſchland im Rate zuſammenorbeiten müſſe. Dieſe Antwort kann gar nicht anders gewer⸗ tet werden, als eine ausdrückliche Bindung des Rates als Körperſchaft, Deutſchland in den Rat aufzunehmen, eine Bindung, in der nochmals die 10 einzelnen Antworten erhär⸗ tet wurden. Deutſchland hat darauf die Son⸗ dierung bezüglich der Vorausſetzungen ſeines Eintrittes in den Völkerbund fortgeſetzt und insbeſondere die Frage des Artikels 16 auf⸗ geworfen. Dieſe abwartende Stellungnahme Deutſchlands wurde jedoch von Seiten des Völkerbundes beeinflußt. In dem Februar⸗ memorandum war nicht vom Völkerbunde die Rede. Der darin vorgeſchlagene Sicherheits⸗ pakt wurde aber ausdrücklich in der Antwort⸗ note Brian ds, alſo von den Völkerbunds⸗ mächten, von dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund abhängig gemacht. Deutſch⸗ land hat daraufhin nochmals ſeine Grundſätze bezüglich des Völkerbundseintritts zuſammen⸗ gefaßt und den Alliierten in verſchiedenen Noten übermittelt. Das Ergebnis waren die bekannten Vereinbarungen in Locarno über den Artikel 16, auf Grund deren Deutſch⸗ land dann glaubte, ein Eintrittsgeſuch an den Völkerbund richten zu können. Der Miniſter bezeichnete als ſeltſam, daß kurz nach dem Erſuchen Deutſchlands um Aufnahme in den Völkerbund Mitteilungen auftauchten, die da⸗ von ſprachen, daß eine Rekonſtruktion des Völterbundsrates erfolgen ſolle, daß drei Mächte Anſprüche auf ſtändige Ratsſitze erhe⸗ ben, daß angeblich Verſprechungen in dieſer Richtung gemacht worden wären. Der deut⸗ ſche Reichstag habe in ſeinem Auswärtigen Ausſchuß am 19. Februar eine Entſchließung Reichstagsdebatte Eine Rede Dr. Streſemanns. dahin gefaßt, daß Deutſchland entſprechend den gepflogenen internationalen Verhandlun— gen bei der bevorſtehenden Tagung des Völ⸗ kerbundes Anſpruch auf einen Ratsſitz ohne weitere Aenderungen des Rates habe. Die Stellung der deutſchen Regierung ſei in der bekannten Hamburger Rede des Reichskanz— lers präziſiert und feſtgelegt worden. Ueber die Vorgänge in Genf ſelbſt führte der Miniſter aus: Die Situation beim Ein— treffen der deutſchen Delegation in Genf war folgende: Die Völkerbundsver— ſammlung ſtand allgemein unter den Ein⸗ druck, daß die Aufnahme Deutſchlands das einzige Ziel der Verhandlungen ſei. Gegen die Zuſtimmung zu den bekannt gewordenen Anſprüchen Spaniens, Braſiliens und Polens hatten ſich ſtarke Widerſprüche erhoben. Am ſtärkſten ſchien der Widerſtand in der öffentlichen Meinung Englands ſelbſt zu ſein. Die ſchwediſche Regierung hatte der deutſchen Regierung und anderen Regie— rungen offiziell mitteilen laſſen, daß ſie gegen jede Vermehrung der ſtändigen Ratsſitze ſtim men würde, auch wenn ſie mit ihrem Nein allein bliebe. Angeſichts dieſer Situation und der offiziellen Erklärung der ſchwediſchen Regierung konnte die deutſche Delegation Berlin in dem Gefühl verlaſſen, daß die tat⸗ ſächliche Entſcheidung im Völkerbundsrat gegen eine Aenderung der Konſtruktion des Rates praktiſch in negativem Sinn gefallen ſei. Die deutſche Reichsregierung hat vor ihrer Abreiſe nach Genf von dem Augenblick an, als das Begehren anderer Mächte nach ſtändigen Ratsſitzen bekannt wurde, in allen Staaten auf das Stärkſte gearbeitet und ihren Standpunkt zur Geltung gebracht. In der Diskuſſion in Genf iſt der deutſche Beſchluß mit aller Entſchiedenheit vertreten worden. Die deutſche Delegation hat keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß eine Vermehrung der Ratsſitze in Genf die Zurücknahme des deutſchen Aufnahmegeſuches zur Folge haben würde. Von irgend einem früher bekannt gewordenen Anſpruch auf einen ſtändigen Sitz für Polen konnte nicht die Rede ſein. Bei der Beantwortung des deutſchen Schreibens wäre doch der Augen⸗ blick geweſen, wo dieſe Anſprüche der anderen Länder uns mitgeteilt werden mußten.(Sehr wahr!). Man hat uns mitgeteilt, daß es der Wunſch weiter Kreiſe des Völkerbundes ſei, eine Vergrößerung des Rates herbeizuführen. Wir haben deshalb folgende Fragen auf⸗ geworfen: 1. Soll eine Maximalgrenze feſtgeſetzt werden für die Geſamtheit der Sitze im Völ⸗ kerbundsrat, das heißt, ſoll Klarheit geſchaf⸗ fen werden, aus wie vielen Mitgliedern der Rat beſtehen ſoll? 2. Soll das Verhältnis der Sitze zu den nichtſtändigen Sitzen geregelt werden? Jede Vermehrung der ſtändigen Sitze iſt natürlich eine Vermehrung der Sitze der großen Nationen gegenüber den kleinen. 3. Soll der bisherige Modus über die Wahl der ſtändigen Sitze beibehalten oder geändert werden? 4. Iſt es beabſichtigt, für die nichtſtändi⸗ gen Sitze einen Turnus einzuführen? 5. Iſt es möglich,, daß ſich Gruppen zu⸗ ſammenſchließen, die als Gruppe eine Vertre- tung haben oder ſoll die Vertretung im Rate lediglich die freie, von keiner Richtung beein⸗ flußte Vertretung des einzelnen Staates ſein? Der Miniſter ging dann auf die in Deutſchland geübte Kritik an den Verhandlungen in Genf ein und wies zunächſt die Kritik zurück, die am deutſchen Vorſchlag geübt worden iſt, eine Kommiſſion zu bilden, die die grundſätzliche Frage der Vermehrung des Völklerbundsrates prüfen ſollte. Es hat in der deutſchen Oeffentlichkeit auch den Anſchein erweckt, als wenn manche Kreiſe von uns hochmütig auf jene Staaten herabſehen, die in anderen Erdteilen liegen und mit unſerer Ziviliſation wenig bekannt ſind. Das halte ich aber für einen großen außenpolitiſchen Fehler. Der Völkerbund muß in ſeiner wahren Geſtalt ein Weltvölkerbund ſein und der Auſpruch großer Kontinente, in ihm zur Mitarbeit vertreten zu ſein, wird von uns am allerwenigſten beſtritten. Nachdem wir erklärt hatten, daß wir außerſtande wären, irgendwie den Standpunkt zu akzeptieren, daß ſchon jetzt eine Vermebruna der Zabl der ſtändigen über Genf. Ratsſitze ſtattfände, wurde Eng landes Stel⸗ſ was bezüglich ſeiner logiſchen Rückwirkung in lung dahin präziſiert,, daß, wenn Deutſchland auf ſeinem Standpunkt beharre, England be⸗ reit ſei, gegen Spanien, Braſilien und Polen und für Deutſchland zu ſtimmen. Nunmehr komme ich zu der zweiten Frage. Man erklärte uns— natürlich als ganz große Konzeſſion—, von jeder ſtändigen Vermehrung der Ratsſitze außer dem deut⸗ ſchen abzuſehen, aber es wurde uns zur Stel⸗ lungnahme ein Vorſchlag überreicht, der aus jener allgemeinen Einſtellung des Völkerbun— des heraus eingegeben war, gegen die wir ſchwer prinzipiell Sturm laufen konnten. Der Vorſchlag ging dahin: Deutſchland erhält einen ſtändigen Ratsſitz im Völkerbund, aber es wird die Schaffung einer Neukonſtruktion des Rates erwogen in dem Sinne, daß die nichtſtändigen Sitze vermehrt werden. Auch dieſen Vorſchlag haben wir prinzipiell be⸗ kämpft. Was uns in dieſer Situation zu Vor⸗ würfen veranlaßt hat, das war der fortgeſetzte Verſuch, in dieſen Fragen die ganze Verant⸗ wortlichkeit auf Deutſchland zu wälzen.(Sehr wahr!). Es war bekannt, daß Schweden mit uns übereinſtimmte. Der Völkerbund bedarf aber der Einſtimmigkeit. Es war deshalb das Gegebene, ſich erſt zu verſichern, ob überhaupt die Einſtimmigkeit zuſtande käme und erſt dann an Deutſchland heranzutreten, anſtatt ſo zu tun, als ob Deutſchland der Vormund Schwedens ſei. Jetzt kam die dritte Phaſe der Gen⸗ fer Verhandlungen. Die ſchwediſche Delega tion iſt zu der Ueberlegung gekommen, ob nicht der Wunſch nach Schaffung eines neuen Sitzes durch ein Opfer Schwedens erfüllt werden könne. Schweden wollte ſeinerzeit auf ſein Mandat verzichten. Wir haben den ideel⸗ len, den rein idealen Geſichtspunkt Schwe⸗ dens, eines Mannes wie Unden, durchaus gewürdigt, aber als Schweden in dieſer Si⸗ tuation uns gefragt hat, wie wir zu einer ſolchen Geſte ſtehen würden, haben wir nach einiger Bedenkzeit nicht gezögert, ihm zu ſa— gen, daß dieſes Opfer vergeblich ſein würde und zwar von dem Geſichtspunkte aus, daß unzweifelhaft Deutſchland zwar ein formelles Einſpruchsrecht gegen die Niederlegung des Mandats nicht zuſtehe, daß aber, wenn der Ausgang ein ſolcher iſt, anſtelle des neutra⸗ len Staates ein der Entente naheſtehender Staat gewählt würde, der politiſche Charak— ter des Völkerbundes, ſoweit er von Gruppen— bildungen beſtimmt würde, ſo geändert würde, daß das für uns praktiſch die unerfreulichſte Löſung ſein würde in der Geſamtgeſtaltung des Völ— kerbundsrates. Glauben Sie mir, dieſe Stel— lung einzunehmen gegenüber Schweden und gegenüber dem Völkerbunde, ging uns unge⸗ fähr bis an die Grenze deſſen, was Deutſch⸗ land in dieſer Situation an Verantwortung noch auf ſich nehmen konnte. Auf Grund die⸗ ſer neuen Erklärung der deutſchen Delegation, daß auch dieſes Opfer vergeblich ſei, kamen jene allgemeinen Ausſprachen, die Löſung könne gefunden werden in der Form, daß anſtelle der Tſchechoſlowakei eine in demſelben Verhältuis zur Entente ſtehende Macht zurücktritt. Man ſpricht in der deutſchen Oeffentlichkeit von einem Umfall der deutſchen Delegation, man ſpricht davon, daß Deutſchland mit dem Hute in der Hand 10 Tage in Genf antichambriert habe. Dem⸗ gegenüber muß man doch als Tatſache an⸗ erkennen, daß die deutſche Delegation bis zur üußerſten Starrheit an den Grundſätzen ſeſtgehalten hat, mit denen ſie nach Geuf ging. Was hätte denn irgend eine andere Delega⸗ tion nach Anſicht derer, die jetzt Kritik üben, mehr tun können? In dieſer Situation kam die Mitteilung des braſilianiſchen Vertreters. Damit war überhaupt der Ausgangspunkt der ganzen Stellung Deutſchlands zerbrochen, denn dieſer Ausgangspunkt war die Zuſtim⸗ mung der 10 Ratsmitglieder zu dem ſtändigen deutſchen Sitz. In der Rede von Mello Franco in der letzten Sitzung war ein viel keachteter Satz, der dem Sinne nach hieß: Es ſteht doch nicht ſo, daß der Völkerbund wegen der Locarno⸗Mächte da iſt und ſich nach ihnen zu richten hat. Er dürfe nicht eingebaut wer⸗ den in das Locarno Werk, ſondern das Lo⸗ carnowerk müſſe eingebaut werden in den Völkerbund. Die ganze Frage des Paktes war damit ins Ungewiſſe gelanat und auf das. Ausſicht ſtand, insbeſondere bezüglich der Räumung der Rheinlandzone und der Neduk⸗ tion der Beſatzungstruppen. Wenn alſo der deutſche Antrag hinaus⸗ geſchoben war, bis zum September oder noch weiter, ſo entſtand die Frage, was ſoll nun aus dieſen Dingen werden? Da iſt nun ſo⸗ wohl von franzöſiſcher als auch von engliſcher Seite uns gegenüber die prinzipielle Frage der Aufrechterhaltung der Locarnoverträge jedenfalls bejaht worden. Wir freuen uns, daß die Auffaſſung aller beteiligten Mächte dahin ging, dieſe Politik fortzuſetzen. Wir haben uns ferner darüber geeinigt, was aus dem deutſchen Geſuch wegen Aufnahme in den Völkerbund werden ſoll. Wir ſind uns klar geweſen, daß ein Fortbeſtehen des Ge⸗ ſuches nur möglich wäre, wenn eine Entſchlie⸗ ßung des Völkerbundes ſelbſt gefaßt wäre, die zum Ausdruck brachte, daß der Eintritt Deutſchlands zwar jetzt nicht vollzogen wer⸗ den könne, aber doch bei nächſter Gelegenheit. Dieſer Antrag iſt von Briand geſtellt wor⸗ den und hat die einmütige Zuſtimmung des Völkerbundes gefunden. Das iſt die Darſtellung deſſen, was ſich in Genf zugetragen hat. Laſſen Sie mich nach dieſer Darſtellung nun das Ergebnis wilrdi⸗ gen. Der Ausgang der Verhandlungen iſt nach den verſchiedenſten Geſichtspunkten hin tief zu bedauern. In erſter Linie iſt der Völkerbund ſelbſt Leid⸗ tragender. Wer in dem Völkerbund eine Ver⸗ einigung der Völker unter dem alleinigen Ge⸗ ſichtspunkt der Erreichung aller humanitären Ideale ſieht, wird die allerſtärkſte Reaktion er⸗ fahren haben von einer Tagung, in der ſich deutlich zeigte, wie ſtark und brutal ſich das eigene Intereſſe geltend machte.(Lebhaftes Hört! hört! rechts und Bewegung.) Wenn der Völkerbund ein Ziel haben muß, dann muß es das Ziel der Univerſalität ſein. Die deut⸗ ſche Delegation hat das eine erreicht, daß bei Auseinandergehen des Völkerbundes von allen denen, die von Schuld ſprachen, ö niemand von einer Schuld Deutſchlands ſprach. Deutſchland ſteht jetzt vor der Entſcheidung, ob es angeſichts der Kriſe des Völkerbundes ſeine grundſätzliche Einſtellung gegenüber dem Völkerbunde ändern ſoll oder nicht. Wir haben nicht die Abſicht, uns irgend einer Mächtegruppe im Völkerbunde anzuſchließen. Wir ſind moraliſch nicht geſchwächt aus Genf hervorgegangen. Es war unſere Hauptaufgabe, die Lovarnopolitik nicht in den Abgrund fan zu laſſen. ö Was will dieſe Politik? Die Locarnopolitik wird meiner Meinung nach viel zu ſehr immer unter dem Geſichtspunkt der ſogenannten Rückwirkungen betrachtet, gewiſſer Erſeichre⸗ rungen für die Bevölkerung des beſetzten Ge⸗ bietes. Dadurch, daß dies in den Vordergrund geſchoben wird, wird die große hiſtoriſche Be⸗ deutung von Locarno vermindert. Wenn es fortan eine Gebundenheit deutſcher Politik iſt, jede Aggreſſivität gegen Frankreich und Belgien aufzugeben, ſo folgt daraus, daß auch dieſe keine aggreſſive Politik gegenüber Deutſchland treiben, und damit iſt 18giſch die andauernde weitere Beſetzung der zweiten und dritte Zone nicht zu vereinbaren. Nach Artikel 431 können wir eine Abkürzung der Beſatzungsfriſten beantragen, wenn wir unſere internationalen Vepptlichtungen et⸗ füllt haben.(Abg. v. Graefe Völk.) ruft: Ta⸗ ſchenſpieler-Kunſtſtücke!) Dr. Streſemann fort⸗ fahrend: Ich verbitte mir dieſe Unverſchämt⸗ heiten.(Große Erregung bei den Vökkiſchen und Zurufe.) Präſident Loebe ruft den Abg. von Graefe zur Ordnung und fügt hinzu: Die Antwort, die der Miniſter dem Abg. v. Graefe gegeben hat, war ebenfalls nicht parlamenta riſch. Streſemann fortfahrend: Die ganze Po— litik von 1919 bis zur Gegenwart iſt eigent- lich nichts anderes geweſen als der Verſuch, daß Deutſchland endlich ſein Recht zuerkannt wird. Welche andere Außenpolitik ſoll denn Deutſchland treiben? So wenig Locarno eine einſeitige Option nach Weſten bedeutet, ſo wenig können wir andere Optionen auf uns nehmen, wenn ſie einſeitig ſind. Die Zeit liegt noch nicht weit zurück, wo wir uns fragten, ob die Abſchnürung von Rhein und Ruhr zu ertragen iſt. Düſſeldorf und Duisbura wurden „die erſte Rheinlandzone iſt wiedergewon( mißtrauen der Deutſchnationalen gegen Lutper 25 und ein Mann, der den Dingen ſo ſkep⸗ uſch gegenüberſtand wie Oberbürgermeiſten nauer, hat ſich geſtern dazu bekannt, daf die Befreiung Kölns ohne dieſe Politik nicht gekommen wäre. Weit entfernt, dieſe Fort! Schritte als etwas Großes hinzuſtellen— denn sie ſind nichts weiter als die Verminderung der deutſchen Bedrückung— meine ich, daß die Außenpolitik nichts anderes bringen kann als die deutſche Bedrückung immer weiter herab⸗ zumindern. Wir müſſen verſuchen, von uner⸗ träglichen Verhältniſſen zu erträglicheren zu kommen. Wir ſind noch nicht ſo weit, von voll⸗ kommener Freiheit ſprechen zu können. Aber das Ziel iſt richtig: Es iſt die einmütige Abſicht der deutſchen Reichs⸗ regierung, die bisherige Politik auf dieſer Bahn fortzuführen. Lebhafter Beifall und Händeklatſchen allen Regierungsparteien.) bei Nach dem Miniſter folgte der deutſchnationale di es den deutſchen Intereſſen, Abgeordnete Graf Weſtarp, nachdem der zu⸗ erſt auf der Rednerliſte ſtehende ſozialdemokrati⸗ 1 Abgeordnete Dr. Breitſcheid ſich in letzter inute hatte ſtreichen laſſen. Graf Weſtarp lam zunächſt auf die Beſrei⸗ ungsfeier in Köln zu ſprechen und dankte den rheiniſchen Brüdern für ihre Opfermütigkeit, mit der ſie die Fremdherrſchaft erduldet haben. Die Räumung Kölns ſei ein klarer Rechtsanſpruch geweſen, den man uns über Jahr und Tag trotz Locarno und Völkerbund vorenthalten Deshalb dürfe man die Räumung Kölns auch nicht auf das Konto Locarno buchen. Wir lehnen, erklärte Graf Weſtarp, mit aller Schärfe den Op⸗ iimismus ab, der den Verſuch macht, das, was in Genf geſchehen iſt, zu beſchönigen. für die Auffaſſung des Außenminiſters Verſtändnis. Mit Empörung fühlen wir, Deutſchland in Genf zugefügt worden iſt, eine Demütigung empſinden wir es, jedes was ten und dann unverrichteter Dinge zurückkehren mußten. Der Völkerbund iſt ein Inſtrument feindſeliger Niederhaltung des Deutſchen Rei⸗ ches. Das Ergebnis der Genfer Verhandlungen ift die Folge der ureigenſten Politik der Herren Dr. Streſemann und Dr. Luther. Jeden Ver— ſuch, das Schickſal und die Verantwortung dieſer beiden Vertreter zu treunen, lehnen wir ab. Der Redner beſprach dann in ausführlicher und lang- gezogener Weiſe die Vorgänge in Genf, wobei er der deutſchen Delegation ausdrücklich vorwarf, daß ſie ſich einer Illuſionspolitk hingegeben habe. Für das Zentrum ſprach der Abg. Dr. Kuas. Der Redner warnte zunächſt vor der Befriedigung, die aus der Rede des Grafen Weſt— arp über das Fiasko in Genf herausklinge. Dieſe, Warnung ſei durchaus begründet, wenn man ſehe, wie Tardieu und Poincare aus dem Gen— fer Mißerfolg Hoffnung ſchöpften, daß die Zeit für iyre Machtpolitik bald wiederkehren werde. Man dürfe auch nicht den Genfer Mißerfolg als auch als Meiſter der Tat erweiſen werde. kung des Locarno⸗Geiſtes noch ſpüren. habe. Uns ſehlt im großen und ganzen als daß die ſchen Un ändler zehn Tage in Genf war N 0„0 1 n Falten wnterg z 5 dende Kraft erhielten, denn dieſe Verträge ſeien ein Stück des Befreiungskampfes, ein Fiasko des Völkerbundes umdeuten. Die Grundurſache des Genfer Mißerfalges ſei, daß man in Locarno bereits hinter Deutſchlands Rücken mit Polen heimliche Händedrücke tauſchte und ihm einen Platz im Völterbundsrat zuſagte. Dieſe fragwürdigen Künſte ſtehen in peinlichem! Gegenſatz zu den Beteuerungen, mit denen man; ſich ſeinerzeit auf den Geiſt von Locorno feſtge⸗ legt hat. Der Redner verwies die Vermutung, Daß die katholiſche Konfeſſionalität Polens, Spa— niens und Braſiliens gewiſſe Mächte zu ihrer Unterſtützung gegen Deutſchland veranlaßt hät⸗ ten, in das Reich der Fabel. Dieſe Fabel werde auch nicht wahrſcheinlicher, wenn ſie durch Herrn Lloyd George aufgelegt würde, der mit zuneh— mendem Alter und wachſender Bedeutungsloſig⸗ keit auch an Geſchwätzigkeit zu leiden ſcheine. Ebenſo töricht ſei die Meinung, daß hinter dem Braſilianer Mello Franco der Schatten Muſſo— linis geſtanden hätte. Deutſchland habe alles Intereſſe daran, daß zwiſchen ihm und Italien nicht neue Mißverſtändniſſe entſtünden. Dem 2 Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (39. Nortſetzung.) Einige Tage ſpäter. Ich wollte den Brief, der faſt zum Buch geworden iſt, abſchicken, aber ich kam nicht da⸗ zu. Tagelang hat er unvollendet auf meinem Schreibtiſch gelegen. Heute füge ich noch die letzten, ſchmerzlichen Ereigniſſe hinzu. Am Nachmittag wurde ich zu meinem Vater gerufen, deſſen Befinden ſich in letzter Zeit verſchlechtert hatte. Er ſaß mit Kiſſen ge— ſtützt in ſeinem Bett. Eine merkwürdige Ver⸗ änderung war mit ihm vorgegangen. Sein Geſicht ſah verfallen und wachsgelb aus. Als er meinen Schritt hörte. wandte er den Kopf, mit dem mir ſo wohlbekannten, horchenden Ausdruck zur Seite. Der Schimmer eines Lächelns ging über ſeine geliebten Züge. N Ich kniete neben ſeinem Beit nieder. Der Doktor ſaß an der anderen Seite und hielt die Hand des Kranken. An dem Ausdruck ſeines Heſichts ſaß ich, daß mein Nater einen zweiten Nervenſchlag erliften haben mußte, und ſein Leben in Ge— fahr ſei. „Helfen Sie uns!“ bat ich leiſe, indem ich meine Liyven auf die falten, bewegungsloſen Finger des Kranken drückte. Doktor Hardt zuckte die Achſeln, als wenn er ſagen wollte:„Dem Tode gegenüber iſt meine Kunſt machtlos.“ „Monika. was wird aus Monika, wenn ch ſterbe?“ ſtöhnte mein Vater.„Kind ver⸗ erich n Was folgen ſollſe, weiß ſch nicht. Denn Doktor Hardt legte ſeine Hand auf die ur⸗ ruhig zuckenden Ringer des Sterbenden. „Ich verſyreche Ihnen. für Monika zu ſorgen, Herr Profeſſor,“ ſagte er mit Nach⸗ druck.„Wenn ſie meine Bitte erhört, iſt ſie in und Streſemann fehle die fachliche Begründung. Allerdings hätte die Regierung vor ihrer Abreiſe nach Genf ſich vielleicht erſt volle Klarheit darüber verſchaffen müſſen, ob Polen ein Ratsſitz zuge⸗ ſtanden war. Es wäre vielleicht auch zweckmäßi⸗ ger geweſen, wenn die deutſche Bereltwilligkeits⸗ erklärung zum Feſthalten an der Locarno⸗Politit erſt in einem ſpäteren Zeitpunkt nach Verſtändi⸗ gung mit den deutſchen Parteien erfolgt wäre. Dieſe Kritik im Einzelnen ändere aber nichts daran, daß die Haltung der deutſchen Delegier⸗ ten den deutſchen Intereſſen und der deutſchen Würde entſprochen habe. Wenn feierlich von den Entente⸗Vertretern verſichert wurde, daß die Locarno-Politik fortgeſetzt würde, ſo ſei zu hof fen, daß ſich Briand, der Meiſter des Wortes, Im beſetzten Gebiet ſei freilich eine tatſächliche Wir⸗ ſehr wenig zu Unter keinen Umſtänden dürfe die deut⸗ ſche Regierung daher ihre Souveränitätsrechte im Weſten weiter über die in London vereinbar⸗ ten Grenzen hinaus beſchränken laſſen. Was die Kriſe des Völkerbundes betreffe, ſo entſpreche wenn Deutſchland nicht untätig warte, ſondern tätig an der Auflö⸗ ſung der Kriſe mitarbeite. Allerdings müſſe der zweite Gang nach Genf durch Garantien gedeckt ſein, die in bindender Form derartige Möglich- keiten ausſchließen, wie ſich dieſe beim erſten Gang zeigten. Der Redner lehnte zum Schluß die vom Graſen Weſtarp empfohlene Machtpolitik ab und wies darauf hin, daß auf dem Wege zur Befreiung Kölus die Namen von Wirth. Rathenau, Marx und Streſemann ſtanden und die Gräber von Rathenau und Erzberger lagen, die auf ihren Schild die Geduld ſtatt der natio⸗ nalen Phraſe geſchrieben hätten. An dieſer Be⸗ freiungspolitik werde das Zentrum ſeſthalten. Der Redner der Deutſchen Volkspar⸗ tei, Abg. Frhr. v. Rheinbaben, ſprach ſich zuſtimmend über die Haltung der deutſchen Delegation in Genf aus. Beſonders betonte er das deutſche Intereſſe da⸗ ran, daß die Locarno-Verträge bald rechtlich bin⸗ den Deutſch— lan? führe. Gegenüber den Deutſchnationalen bemerkte der Redner, daß ihre vorjährige grund den Völkerbund ſchlecht mit der heutigen Rede des Wenn; Deutſchland vor der Reiſe nach Genf die polni⸗ ſche Frage aufgeworfen hätte, ſo wäre der End“ ſätzliche Bereitwilligkeit zum Eintritt in Grafen Weſtarp zu vereinbaren ſei. effekt wohl kaum anders als jetzt. Dann übte er ſcharfe Kritik an dem Weſen des Bundes, wie er jetzt beſteht. Wenn Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund überhaupt noch einmal in Frage vorkamen. Auch die Deutſche Volkspartei halte den Völkerbund in ſeiner jetzigen Farm für einen Hort der Scheinheiligkeit und der Intrigen. Der Redner bedauerte ſchließlich, daß es noch immer nicht möglich ſei, eine außenpolitiſche Einheits— front im Reichstag herzuſtellen. Abg. Stöcker(Kommuniſt) begründete das Mißtrauen ſeiner Fraktion gegen die Regierung ausführlich und no ddem er für ein Kompro— miß mit Sowjetrußland Propaganda ge— ö macht hatte, beſtieg der Abg. Graf Bernſtorff(Demokrat) die 9100 ö na nertribüne. Er bezeichnete das Streben Völkerverſöhnung als die Quinteſſenz der deut⸗ ſchen Außenpolitik. Selbſt, wenn Deutſchland kriegsluſtig wäre, könnte es gar keinen Krieg führen. Der Redner dankte dem Miniſter dafür, daß er die Linie ſeiner Außenpolitik bis 1919 zurückführte, alſo auch bis zur Politik Rathe⸗ naus. Von einer deutſchen Niederlage in Genf könne nicht geſprochen werden. Wer eine Nie— derlage erlitten habe, ſei nur der Völkerbund. Der Völkerbund ſei bisher als Machtinſtrument würde ſich aber dern. der Siegerſtaaten. den Völkerbundsſatzungen ein. bemerkte der Redner. daß tatſächlich ein wenigen Wochen meine Frau. Sie brauchen ich über das Geſchick Ihrer Tochter nicht zu⸗ beunruhigen. Ich liebe Monika ſchon lange.“ Ueber die weitgeöffneten blickloſen Augen des Kranken ſanken die ſchweren Lider. „Dank... Dank...“ ſtammelte er. Seine Hand taſtete nach meiner, wie, wenn er ſie mit der des Doktors vereinigen wollte. Ich zuckte zurück. Hardt bemerkte es und nahm meine wi— derſtrebende Hand. „Hier, Herr Profeſſor, Monikas Hände.“ Ein glücklicher Ausdruck glitt über meines Vaters gequältes Geſicht. Ich verbarg ſtöh— nend den Kopf in den Kiſſen. Wie im Traum hörte ich Hardt reden. Was erzählte er mir alles von dem vielen Geld, das er durch das Sanatorium verdiene. Welch ſchönes Leben er mir damit verſchaffen könne. Das Haus in Weimar wolle er für mich kaufen. Dort würden wir den Sommer verleben und eine Ausſtellung der ſämtlichen Bilder des Profeſſors veranlaſſen. Mein Vater bemühte ſich, Aber ich merkte nur zu wohl, daß es ihm ſchwer wurde, aus weiter Ferne ſchien er ſeine Gedanken heranzuholen. Mit Grauen empfand ich es, daß ſich eine Kluft zwiſchen uns auftat. Der Sterbende, der vor der Ewigkeit ſtand, hatte nichts mehr mit den Lebenden zu ſchaffen, die mit allen Fäden noch hier auf Erden wurzelten. Kein Laut, kein Abſchiedswort kam mehr von ſeinen Lippen. Das namenloſe, körperliche Elend ließ ſein Herz, das ſo feſt an mir, ſei⸗ nem einzigen Kinde, gehangen hatte, matt und gleichgültig ſchlagen. Der Doktor beugte ſich über ihn.„Der Herzſchlag ſetzt aus, ich muß eine Kampferein⸗ ſpritzung machen.“ Aber ich ſtieß ſeine Hand zurück,„Nein, laſſen Sie ihn in Frieden ſterben.“ Gegen Mitternacht verlor mein Vater das Bewußtſein und fing an zu röcheln. ö Eine lange fürchterliche Nacht, der ein ſind meine und aufzupaſſen, die Fehler der erſten Konferenz ſich nicht wieder⸗ gefährlich geweſen Das mit Deutſchlands Eintritt än⸗ Oarum trete auch die Demokratiſche Par- tei für Deutſchlands Mitwirkung an der Reform Zur Ratsſitzfrage Ver! Rnauensverſprechenspruch gegenuber Deutſchlan„ 1 wenn nicht ein Vertrauensbruch begangen worden ſei. Das könne gar nicht deutlich genug den Länd en gegenüber betont worden, die im Kriege ſo oſt erklärten, ſi? ſeien gegen Deutſchland in den Kampf gezogen für die Heiligkeit der Ver⸗ träge. Zum Schluß betonte der Redner noch⸗ mals, daß Deutſchland in ſeinem eigenſten In⸗ tereſſe nicht von der Verſtändigungspolitik ab⸗ gehen könne. Deshalb ſei und bleibe der Ein⸗ tritt in den Völkerbund notwendig. nationalen wandte. oder ihre Teilnahme an der erſten Regierune Luther ſei ihm immer unverſtändlich geweſen Die Deutſchnationalen ſeien damals die ſtärkſte Regierungspartei geweſen und hätten doch vor Locarno die Außenpolitik ſo wenig beeinfluſſe können, daß ſie das Ergebnis nachher ablehne mußten. Unter Politik müſſe man rechtzeitige Eingreifen verſtehen, nachher zu tadeln habe kei⸗ men Zweck. Wenn etwas fertig iſt, müſſe man damit rechnen. Redner erklärte, ſeine Fraktion habe die größten Bedenken gegen eine deutſche Beteiligung an der Kommiſſion zur Aenderung der Völkerbundsſatzungen. Dem Neichs tante! müſſe man es zutrauen, daß er in die Kommiſ ſion gehe und uns wieder vor fertige Tatſachen ſtelle, wie in Locarno. Deutſchland müſſe jetzt abwarten, wie der Völkerbund ſeiner inneren Schwierigkeiten Herr werde. Ein Eintritt könne erſt in Frage kommen, wenn wir wiſſen, wie der Völkerbund ſich weiter entwickele. Als letzter Redner des heutigen Tages ſprach der Abg. Graf Lerchenfeld(B. Ppt.), der das Ergebnis von Genf einen ſchweren Schlag für alle beteiligten Staatsmänner und auch für den Völkerbund nannte. In Genf habe man die alte, angeblich längſt überwundene Politik der Sonderintereſſen und Intrigen weiter verfolgt. Man hätte beſſer getan, beim erſten Auftreten von Meinungsverſchiedenheiten zeitlich und räum⸗ lich getrennt von Genf eine Bereinigung zu ver⸗ ſuchen. Es bleibe auch noch zweifelhaft, ob nicht hinter Braſilien eine europäiſche Macht geſtan⸗ den habe. Was die Haltung der deutſchen De— legation betreffe, ſo ſeien die Herren Luther und Streſemann wohl etwas zu optimiſtiſch. Ihre Hoffnung auf eine gradlinige Erfüllung der Lo⸗ corno-Abmachungen habe ſich jedenfalls nicht er⸗ füllt. Wenn die Bayeriſche Volkspartei trotz dieſes offenſichtlichen Mißerfolges der Billigungs⸗ formel zuſtimme, ſo tue ſie es, weil ſie eine Au⸗ ßenpolitik wünſche, deren Ziel ſei:„Los von Perſailles auf friedlichem Wege, Herſtellung und Wahrung von Freiheit und Gerechtigkeit, Aus⸗ 4 5 merzung des Begriffs„beſiegte und unterdrückte komme, dann nur nach feſten Sicherungen gegen 0 eine Wiederholung ſolcher Dinge, wie ſie in 1 Völker“. Wenn die Regierung zum zweiten Male nach Genf gehe, ſo müſſe man verlangen, daß olen. 5 Um halb 7 Uhr wurde die Weiterberatung auf Dienstag vormittag 11 Uhr vertagt. ö E Der Billigungsantrag der Regierungsparteien. Berlin, 22. März. Im Reichstag iſt der Bil ligungsantrag der Regierungsparteien eingegan⸗ gen anſtelle des urſprünglich geplanten Ver trauensantrags. Der Antrag, der nach 9 Meldung des„Vorwärts“ auch die Zuſtimmung der Sozialdemokratie finden wird, hat folgenden Wortlaut: ö „Der Reichstag billigt die Erklörung der Re⸗ gierung und die Haltung der deutſchen Abord— nung in Genf. Er bedauert den den berechtigter deutſchen Erwartungen nicht entſprechenden Ausgang der Genfer Verhandlungen. Er erwar⸗ tet von der Reichsregierung die alsbaldige Er⸗ wirkung von Garantien dafür, daß die Rückwir⸗ kungen des Vertragswerkes von Locarno insbe ſondere im beſetzten Gebiet mit größter Beſchleu nigung einer den berechtigten deutſchen Ford rungen Rechnung tragenden Löſung zugefüh und daß die nach dem ergebnisloſen Verlauf der Verhandlungen in Genf vereinbarte Erklärung über die Beibehaltung und Fortführung der Locarno-Politik wirkſam werde. MNT WANN noch fürchterlicherer Tag folgte. Beängſtigun⸗ gen, ſchweres Atmen, Erbrechen trat ein. Mit Mühe verſtand ich noch wenige Worte. „Monika... verſorgt... meine Bilder meine..“ Das war das letzte Aufflackern. Der Sprache beraubt, ſeufzte er nur noch tief oder ſchrie erſchütternd auf. Einige Minuten vor 5 Uhr nachmittags tat er den letzten Atemzug. Draußen ging ge⸗ rade die Sonne unter. Er hat ſie nicht mehr geſehen. Jetzt zittert der roſa Schein über das bleiche Duldergeſicht, mit den blinden Augen. Der Doktor drückte die gebrochenen Lider zu. Ich vermochte es nicht. Ich lag auf den Knien vor dem Bett und weinte. als ſolle meine ganze Seele ſich in Tränen auflöſen.. Ich würde ihn gern nach Weimar brin⸗ gen, meinen geliebten Toten, und ihn dort auf dem ſtillen Kirchhof, nicht weit von der tannenumrauſchten Fürſtengruft beiſetzen. Viele Roſen ſollten ſein Kreuz umziehen, und Veilchen würde ich über den Hügel ſtreuen. Er liebte die Blumen, die Sonne, die grün dämmernde Stille... Aber es geht nicht. Er wird auf einem Berliner Friedhof beſtattet werden, an dem die Eiſenbahnen in unabläſſiger Eile vorbei⸗ raſen. Nicht einmal die Toten genießen in der ewig hetzenden, lärmenden Weltſtadt unge⸗ ſtörte Ruhe. Freilich, er hört nichts mehr davon. Nichts ſtört ſeinen tiefen, traumloſen Schlaf. Heute kann ich nicht anders denken als: Läge ich neben ihm und ſchliefe auch ſo ſanft und feſt, während draußen die Sonne ſcheint und die Menſchen kalt und gleichgültig aneinander vorbeihaſten. Behalte mich lieb, Käte— ich bin ſo einſam geworden. Deine Monika, 19 Der Sommer ging zu Ende. Müde ſchlich er ſich ſort. Septemberſonne! In mattem blaugrün ſpannte ſich der Himmel über Berlin. Alles Licht war gedämpft. Die Schatten hatten einen ſilbernen Ton. Das Laub der Linden wurde am Samstag für die Notlage des Wei erfahren wir aus parlamentariſchen Kreiſen noch Vom Winzerausſchuß. Ueber die Sitzung des Reichstagsaus 1110 Alt folgendes: Der Ausſchuß hat am Freitag ſein Beratungen in der erſten Leſung beendet. Da Hauptthema bildete die Abſatzfrage. Es wurde verſchiedene Projekte erörtert. Im Mittelpun ſtand dabei der Vorſchlag, daß mit Unterſtützun des Reiches ſeitens des Weinhandels und de Es folgte der Wirtſchaftsparteiler Dr. Bredt, der ſich zunächſt gegen die Deutſch⸗ Die Politik der Deutſchna⸗ tionalen in den Völkerbunds⸗ und Locarnofragen Weinbaues eine ſtarke Propaganda für den de ſchen Wein eingeleitet werden ſoll. Die Reich regierung iſt bereit, ſich an dieſer Propagand mit Mitteln aus der Weinſteuer zu beteilige und zwar zunächſt mit einem Betrag von 200 Reichsmark. Ferner wurde die Anregung erör⸗ tert, ob nicht das Reich, wie es Frankreich ſei dem Jahre 1908 tut, der Reichswehr eine Zuſatz bekößigung in Form eines beſtimmten Tages⸗ qua zums an Wein gewädren kann. Die Ab geor den Kerp(3.) und Hofmann⸗Ludwigs⸗ hafen(Z.) ſprachen ausführlich über den Plan die Winzergenoſſenſchaften zu einer großen zen“ tralen Weinvertriebsgenoſſenſchaft zuſammenzu⸗ ſchließen. Zunächſt ſoll dieſer Genoſſenſchaft aus Reichsmitteln ein Kredit von 5 Millionen Marl zur Verfügung geſtellt werden. Beſchlüſſe hal der Ausſchuß nicht gefaßt. Damit hat der Ausſchuß ſein Arbeitspro⸗ gramm in erſter Leſung beendet. Die nächſte Sitzung findet am kommenden Dienstag ſtatt. Vorher wird, wie wir erfahren, das Reichska⸗ binett zu dem Beſchluß des Ausſchuſſes auf Aufhebung der Weinſteuer Stellung nehmen? Der Reichsfinanzminiſter wird im Reichskabi⸗ nett zu dem Beſchluß des Ausſchuſſes auf Auf⸗ hebung der Weinſteuer Stellung nehmen. Der Reichsfinanzminiſter wird im Reichskabinett die Auffaſſung vertreten, daß die Beſeitigung der Weinſteuer vom Standpunkt der Reichsfinanzen nicht möglich ſei. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß das Kabinett der Auffaſſung des Reichsfinanz⸗ miniſters beitreten wird. Ob auch noch der Steuerausſchuß mit der Frage der Weinſteuer beſchäftigt wird, iſt noch fraglich. Der Ausſchuß für die Notlage des Weinbaues hat dagegen Widerſpruch erhoben. Sicher iſt, daß vor der Beſprechung dieſer Frage im Plenum des Reichs⸗ tages der Haushaltsausſchuß und der Reichsrat dazu Stellung nehmen werden. Jedenfalls wird von den Abgeordneten der Weinbaugebiete, die nach wie vor auf der reſtloſen Beſeitigung der Weinſteuer beſtehen, darauf gedrungen werden, daß das ganze Problem zur Behebung der Not⸗ lage des Weinbaues noch vor dem 1. April im Reichstags⸗ Plenum verabſchiedet wird. ——— Die Düngerbelieferung der Landwirtſchaft. Ueber alles Erwarten hat die deutſche Land⸗ wirtſchaft trotz des Aufrufes des Reichs⸗Land⸗ bundes, für die diesjährige Ernte keine Dünge⸗ mittel zu beſtellen, große Mengen, vor allen Din⸗ gen an Stiekſtoffdünger abgerufen. Beträge reichten hierfür nicht aus. ſen ſtockte die Belieferung ganz plötzlich. ſong der Woche 2500 Wagen drückendes Material. Die den ſollte. tag im Plenum und dann zur Behandlung. Der HBerichterſtatter, Dr. Graß vom Zentrum, wies darauf hin, die Nichtbelieferung der Landwirtſchaft den noch ausſtehenden Düngemitteln verurſachen würde. Die Folgen delsbilanz und für 82 bereiſs gelb, das der Buchenflammend rot. Auf den Raſenplätzen der Anlagen glänzten die Aſtern in ſaftem Violett und müdem Blau. Blaſſe Roſen ſenkten in wehmütigem Sterben ihre Kelche erdenwärts. Die goldenen Fächer der Kaſtanien tanzten in der mildbewegten Luft. In dem ſchlanken Ahornbaum vor dem Sanatorium ſchatterten die gezackten Blätter vom lichten Orange bis zum dunkleſten Braunrot. ö Monika ſaß in tiefe Trauer gekleidet, am Fenſter und ſah auf die Straße herunter. Ein plötzlicher Auflauf entſtand. Ein mageres, ab⸗ getriebenes Pferd vor einem hoch mit ſchwe⸗ ren Steinen beladenen Wagen war hingefal⸗ len; nicht ausgeglitten, ſondern vor Schwäche zuſammengebrochen. Unföhig, ſich wieder auf⸗ zuheben, blieb das arme Tier, trotz der grau⸗ ſamen Peitſchenhiebe, auf dem Fahrdamm lie⸗ gen. Der Verkehr ſtockte. Die elektriſchen Bah⸗ nen klingelten wie raſend. Fluchen, Schreie, klatſchende Peitſchenhiebe drangen herauf. Monika wandte ſich angewidert ab. Sie drückte die Hand vor die Augen, um nichts mehr zu ſehen und zu hören von all dem Häßlichen um ſie her. Eine lähmende Unluſt, eine nieder⸗ ziehende Traurigkeit beberrſchte ſie ſeit dem Tode des Vaters. Ihr Leben ſchien ihr jetzt, ſeines Mittelpunktes beraubt, keinen Sinn u. Zweck mehr zu haben. Mechaniſch verrichlete ſie ihre Arbeit im Sanatorium. Vergebens ſuchte Doktor Hardt ſie aufzurichten: aber je⸗ des ſeiner Worte tat ihr weh, wie die Berüh⸗ rung einer ſchmerzbaften Wunde. Sie hätte am liebſten auch keinen Beiſeidsbeſuch der Patienten des Sanatoriums angenommen, oder auf die vielen Kondolenzbriefe aus Wei⸗ mar geantwortet. Das waren ja alles nur Worte, leere Worte. Nirgends ein Verſtehen, ein Begreifen ihrer herz zerſchneidenden Ver⸗ zweiflung. Denn aus all den teilnehmenden Reden glaubte ſie deutlich herauszuhören. daß jeder den Tod des Profeſſors Hie eine Erlö⸗ ſung für ſie anſah. Niemand verſtand ihre Sehnſucht nach dem Verſtorbenen, ihre ſee⸗ liſche Einſamkeit ohne dieſen kranken Vater, deſſen einzige letzte Lebensfreude ſie geweſen war. 15(Fortſetzuig folgt.) Die zur Er⸗ gänzung der Frühjahrsdüngung bereitgeſtellten Infolgedeſ⸗ Dieſe Stockung konnte bei längerer Dauer nicht nur für die Landwirtſchaft, ſondern auch für die Arbei⸗ terſchaft verhängnisvoll werden, waren doch An⸗ Stickſtoffdünger bahnſtehend, die infolge der Kreditſtockung nicht rollen konnten. Der Zentrumsabgeordnete Petry unterbreitete der Zentrumsfraktion hierüber er⸗ Fraktion brachte einen Antrag ein, der die beſtehenden Schwierigkeiten auf dem Wege der Ausfall-Bürgſchaft überwin⸗ Der Zentrumsantrag kam am Frei⸗ im Hauptausſchuß Abg. daß mit einem Ernteausfall von 10 Prozent der geſamten Exnte für die Han⸗ die allaemeine Volkswirt⸗ * * wan und aus dieler Bay erſichnich. In einer Wotan zwiſchen dem Landwirtſchafts⸗ miniſter Steiger, dem Präſidenten der Preußiſchen Zentral⸗Genoſſenſchaftskaſſe, dem Staatsſekretär 5 Landwirtſchaftsminiſteriums, dem Staats⸗ ſekretär des Finanzminiſteriums und den beauf⸗ liagten Abgeordneten wurden die zu dieſer Materie vorliegenden Anträge zu einem gemei⸗ ſamen Antrag vereinigt, der beſagt, das Staats⸗ miniſterium ſoll die Ausfallbürgſchaft gegenüber der Preußiſchen Zeutral⸗Genoſſenſchaft in Höhe von 15 Millionen übernehmen, um die bis zum 1. Juni noch abgerufenen Düngermengen zur reibungsloſen Lieferung zu bringen. Da die Sache große Beſchleunigung erfordert, wird ſich der Bürgſchaftsausſchuß ſofort mit dieſer Frage beſchäftigen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſer ſich dem einſtimmigen Beſchluß des Hauptausſchuſſes anſchließen wird. Der tiwe des Zentrums iſt es zu verdanken, daß eine große Gefahr wieder einmal von der Landwirt⸗ ſchaft abgewandt wurde. Dieſe war umſo grö ßer, da gerade die Mehrzahl der kleinen mittleren Landwirte zu den letzten Beſtellern der fraglichen Stickſtoffmenge gehörten. Zur Annahme gelangte weiter ein deutſchnationaler Antrag, der die Reichsregierung erſucht, an eine Nachprüfung der Stickſtoffpreiſe heranzugeher Die Meinung iſt weit verbreitet, daß die Stick⸗ ſtoffpreiſe um 20 Prozent zu hoch ſind. Di Reichsregierung hat die Pflicht, im Intereſſe der Volkswirtſchaft und der Volksernährung dieſe jezt auf das notwendige Maß zurückzufüh⸗ ren. Dem Landtag ſoll über das Ergebnis be⸗ richtet werden. ee eder: Politiſche Umſchau. — Das Volksbegehren in Heſſen. Nach dem vorläufigen Ergebnis des Eintragungsverfahrens zum Volksbegehren wurden im Volksſtaat Heſſen insgeſamt 327 756 Eintragungen vollzogen, das ſind nach der Zahl der Stimmberechtigten beim zweiten Wahlgang der Reichspräſidentenwahl 405 28 Prozent. Die Marxziffer war 366 321. — Das Befinden Fehreubachs verſchlimmert f ſich dauernd. Während des geſtrigen Tages war der Kranke ſtändig ohne Bewußtſein. — Reichshilfe für den Kölner Dom. Bei der Anweſenheit Hindenburgs in Köln konnte dieſer dem Erzbiſchof von Köln, Kardinal Schulte, die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Reichs⸗ regierung 100 000 Mark als Hilfe für den gefähr⸗ deten Dom bereitgeſtellt habe. — Das Ergebnis der Arbeitszeitkonferenz. Die„Financial Times“ ſchreiben, das Wichtigſte bei den Vereinbarungen auf der Londoner Ar- beitszeitkonferenz ſei die Tatſache, daß man die Notwendigkeit allgemeiner internationaler Ver— einbarungen auf dem Gebiet induſtrieller Tätig“ keit erkannt habe, wenn das Geſchäft unter ge— winnbringenden Bedingungen fortgeführt wer— den ſolle. — Niederlaſſen des Exkaiſers in der Schweiz? Nach einer Meldung der Pariſer Preſſe aus Zü⸗ rich ſoll der frühere deutſche Kaiſer über den An⸗ kauf des Schloſſes von Trevono bei Lugano ver— handeln, da er die Abſicht habe, ſich in der Seh weiz nicbetzulaſſen. Die Kämpfe in China. London, 23. März. Wie aus Peking gemeldet wird, zieht ſich die chineſiſche National⸗-Armee an der Eiſenbahnlinie in nordweſtlicher Richtung von Peking zurück, während die mandſchuriſche Kavallerie bis auf 50 Kilometer öſtlich von Pe⸗ king vorgedrungen iſt. In Peking erwartet man ſtündlich das Eintreffen von Tſchangtſolin und Wupeiſus zwecks Bildung einer aktionsfähigen Zentralregierung. Paris, 22. März. Nach einer Meldung der Agentur Indo-Pacifie aus Peking ſind infolge der Erſchießung von Studenten und der Demiſ— ſion des Kabinetts vom Chef der Exekutivgewalt energiſche Maßnahmen getroffen worden. Die eplanten Kundgebungen wurden verboten. Die Führer der Proteſtbewegung haben ſich in das Geſandtſchaftsviertel geflüchtet. Paris, 22. März. Wie die Agentur Indo⸗ Pacific aus Peking berichtet, hat die Mukden⸗ armee Lang⸗ſchau und Tong⸗ſchau eingenommen. Die auf dem Rückzug befindlichen Truppen Fengs organiſieren ſich in Latſei, Tſchangtſolins zum Stehen zu bringen. Marokko. Neue Friedensverſuche Abd el Krims. London, 22. März. Wie der Korreſpondent der„Britiſh United Preß“ aus Rabat meldet, werde jetzt in offiziellen Kreiſen zugegeben, daß im Verlauf der letzten Wochen mehrere Emiſſäre Abd el Krims in der Generalreſidenz vorſprachen, um ſich über n. die Friedensbedingungen Frank⸗ reichs und Spaniens zu unterrichten. Dieſe Emiſſäre befänden ſich bereits wieder auf dem Wege nach dem Rif. Sie ſeien im Beſitze von Dokumenten, in denen die Bedingungen für die Einſtellung der Feindſeligkeiten niedergeleg ſeien. Aus Nah und Fern. Bingen, 22. März.(Winzertag.) Die Raiffeiſen. verbände Koblenz, Frankfurt 95 M. 0 Lud⸗ wigs hafen mit den ihnen angeſchloſſenen Win⸗ zerorganiſationen in Heſſen, Heſſen⸗Naſſau, der Rheinpfalz, an der Moſel, Saar und Ruwer, im ganzen Mittelrheingebiet, an der Nahe und Ahr hatten geſtern in Bingen eine gemeinſame große Winzertagung, der etwa 1000 Vertreter der Win⸗ zergenoſſenſchaſten der genannten Gebiete bei⸗ wohnten. Der Vorſitzende des Raiffeiſenvereins Ludwigshafen, der auch Heſſen, und dabei Rhe heſſen einbezieht, Dr. Nolden, leitete die Ta⸗ gung. Verbandsdirektor Caſpers(Koblenz) ſprach über die verſchiedenen Kredite, die der Land⸗ wirtſchaft ſeit 1924 zuteil wurden. Ueber Steuer⸗ ſragen des Weinbaus ſprach dann Generalſekre⸗ tär Philipp, Ludwigshafen, der zunöchſt auf die Weinſteuer näher einging. Ueber Fragen des Weinabſatzes der Weinpropaganda ſprach Ver⸗ bend deiekor e e Nach Schluß der harmoniſch verlaufenen Verſammlung wurden Entſchlleßungen angenommen. die ſich die be⸗ Init! Koch fuhr trotz Autoſignals in ein Perſonenauto des Autos, Radio und erzählte l beide im ſelben Apparat. König empfangen wurde. um den Vormarſch bisherigen Villa„Raffaele“ ſich als zu klein er⸗ kannt Nyrperungen— ver Winzer zur eigen ma! en. Zum Schluß heißt ez: Die wahre Hilſe für egenwart un 1 8 9 5 liege: a) in der Auf“ hebung der Weinſteuer; b) in der Abwehr de usländiſchen Wnines und dem Schutz des deut⸗ ſchen Weines. Dieſe beiden Forderungen erhebt die Perſammlung als die Haupt⸗ und Angel⸗ punkte für die Erhaltung und Sicherung des deutſchen Winzerſtandes. Heidelberg, 22. März.(Ein Schwindler.) Hier wurde ein Chineſe feſtgenommen, der Porzellan waren fälſchlich als echtes chineſiſches Erzeugnis angeboten und verkauft hat. 5 Speyer, 22. März.(Schwerer Unfall.) Am Freitag abend kurz vor 7 Uhr ereignete ſich hier beim Tafelsbrunnen ein Verkehrsunfall mit töd⸗ lichem Ausgang. Speyer fahrender Ein von Berghauſen nach Radfahrer namens Albert der Schwartz'ſchen Brauerei. Der Radfahrer wurde zu Boden geſchleudert und ſein Rad völ⸗ und lig zertrümmert. Der Autolenker brachte den Wagen auf kaum 30 Meter zum Stehen, aber inzwiſchen war durch den Anprall die Schutz⸗ glasſcheibe zerſplittert und dadurch der Inſaſſe der faſt 70 Jahre alte Oberlehrer Zitt⸗Speyer an der Stirne ſo ſchwer verletzt worden, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung ins Diakoniſſenhaus ſtarb. Der Radfahrer, den nach dem Bericht der Augenzeugen allein die Schuld trifft, hat einen Armbruch und Quetſchungen er⸗ litten. rende erlitten nur geringe Schürfungen. Das Auto iſt teilweiſe demoliert, aber noch fahrbereit. Cobhams e quer durch frika. Begrüßung in den Lüften. Am 13. März nachmittags um 4 Uhr 20 Min. ö landete Alan Cobham, der Kairo— Kapſtadt— Kairo— London-Flieger, auf dem Flugfeld von Croydon, wo ihn eine vieltauſendköpfige Menge; Am 13. März erwartete, um ihm zuzujubeln. morgens war er aufgeſtiegen. In Lyon machte er eine kurze Zwiſchenlandung, Als die drahtloſe Station ungefähr vierzig engliſche Flieger auf, um ihm bis zur Küſte entgegenzufahren. Begleitet von dieſer gewaltigen Eskadrille erſchien Cobham in Croydon. Nach der Begrüßung auf dem Flug⸗ ſelde beglückwünſchte Philipp Saſſoon, der Un⸗ terſtaatsſekretär für das Flugweſen, den kühnen ßiloten. Abends wurde Cobbam in London eine Huldigung dagebracht und um halb 11 Uhr nachts dankte er ſeinen Bewunderern durch das ihnen einige Einzelheiten über ſeinen Flug. Eigenartig war das Wiederſehen Cobhams mit ſeiner Frau. In einem der Aeroplane, die ihm zur Küſte entgegenflogen, befand ſich ſeine Gattin, und als Cobhams Apparat in Sicht kam begab ſich dieſes Flugzeug an die Spitze der Eskadrille. An Cobham vorbeifliegend winkte die Frau ihrem Gatten zu und Seite an Seite flogen beide nach Croydon. Eine Stunde nach ſeiner Ankunft auf dem Flugfelde ſtieg Cobham mit ſeiner Frau wieder auf; diesmal ſaßen Sie begaben ſich nach London, wo Cobham im Buckinghampalaſt vom Der Flieger über⸗ brachte die ſchriftlichen Grüße des Grafen von Athlene, des Gouverneurs von Südafrika, eines Verwandten des Königs, und blieb mehr als eine Stunde im Königspalaſt. Cobham hat eine Strecke von 25 000 Kilome⸗ ter zurückgelegt. Er iſt von den erreichten Re⸗ ſultaten ſehr zufrieden. Nach ſeiner Meinung wird in der Zukunft eine Hauptluftlinie von Kairo nach dem Aequator über Kenya, Uganda und Tanganyika laufen. Am beſten ſind für dieſen Zweck Seeflugzeuge zu verwenden, weil ſie unter allen Umſtänden auf dem Nil und auf den großen Seen im Innern Afrikas landen können. Der heißeſte Teil ſeines Fluges war der über den Sudan, aber ſeine luftgekühlten Motoren hielten ſich auch dort prächtig und er⸗ Ausdruck kommt. Der Autolenker und der dritte Mitfah⸗ aber von dort aus flog er ohne Unterbrechung bis nach London. auf dem Eifelturm meeldete, daß er ſich über Paris befinde, ſtiegen kämpfung dringend erforderlich machen. wieſen ſich für jede Temperatur geeignet. Cob⸗ ham ſtieg zum Rückflug in Kapſtadt am 26. Febr. auf, benötigte alſo zur Strecke Kapſtadt London fünſzehn Tage. Weltspiegel. 2: Kampf mit einem Adler. Wie aus Paris zemeldet wird, wurde ein Pächter im Schloſſe don Fontainebleau auf dem Wege nach Remour nötzlich im Walde von einem Königsadler an⸗ gegriffen. Erſt nach heftigem Kampf gelang ez ihm, das Tier be den Fängen zu packen und zu Boden zu ſchlagen. Der Adler, der nachher getö⸗ 11 wurde, hatte eine Spannweite von anderthalb Meter. 5 im Jahre 1922 gewährten Darlehen. Zzirksſparkeſſe Weinheim verlangt für ihre gegebenen Darlehen einen größeren Aufwertungsbetrag. Die Sparkaſſe hat ſich nun nach mit ihr geführten Verhandlungen bereit erklärt, einen geringen Be⸗ trag zu nehmen, wenn derſelbe gleich, d. h bis Enge des Jahres 1926 in bar bezahlt wird. wieſen. die Druder ind wegen wyres ganzem Auftretens und wegen der unkadeligen Führung ihres Erholungsheims allgemein geſchätzt, was auch in ihren Beziehungen zu behördlichen Ste“ len Luganos geiſtlicher und weltlicher Art zunt Der Neubau wird ebenfalls unter der Bezeichnung„Villa Raffaele“(Pen⸗ ton„Edelweiß“) geführt und iſt zum Teil ſchon bezogen. — Anwachſen der Kleinſtädte in Heſſen. Die Bevölkerungszunahme in Heſſen drüg ſich vorwiegend in den Kleinſtädten aus. Wal rend im Jahre 1910 noch 32,53 Prozent der B. bölkerung in Gemeinden von 2000 bis 20 00 Einwohiern wohnten, iſt nach der Volkszählun vom Juni 1925 der Anteil der in Gemeinden dieſer Größe wohnenden Bevölkerung auf 36,14 ßeſtiegen. In Städten von 20 000 aufwärts iß die Bewegung umgekehrt. Hier iſt ein Rückgang von 27,98 Prozent im Jahre 1910 auf 26,57 Pro⸗ ent jetzt eingetreten. In Gemeinden von 1000 dis 2000 Einwohnern iſt der Prozentſatz etwa zleich geblieben und zwar 1910 mit 14,62 Pro⸗ jent und 1925 mit 14,28 Prozent. In den klei⸗ ſerene Gemeinden bleibt der Prozentſatz zurück. zr betrug in Orten bis 100 Einwohnern 1910 27 Prozent, 1925 0,26 Prozent. Bei 100 bis 500 Einwohnern 1910 9,48 Prozent, 1925 8.87 prozent. Bet 500 bis 1000 Einwohnern 1910 5,12 Prozent und 1925 13,92 Prozent. 3,92 Aufwertungstermine. zur Anmeldung von Hypothekenan- hinſichtlich der perſönlichen Forde- zung höher als mit 25 Prozent aufzuwecten ind, alſo z. B. Anſprüche aus Beteiligungsver⸗ hältniſſen, aus Gutsüberlaſſungen, Auseinander— ſetzungen, Unterhalts berechtigung, Abfindungen, Kaufgeldanſprüchen und Anſprüchen, die durch eine Sicherungshypothek geſichert ſind, abgeſehen bon Darlehensforderungen, zur höheren als nor— malen Aufwertung, läuft bis 31. ds. Mts., und hat bei der Aufwertungsſtelle des Amtsgerichtes zu erfolgen. Ferner müſſen bis 1. April 1926 bon Gläubigern, deren wirtſchaftliche Lage es dringend erfordert, die Feſtſetzung von nicht ver⸗ zinbarten Tilgungsraten beantragt werden, wenn das belaſtete Grundſtück keiner Zwangswirt⸗ chaft unterliegt. Lokale Nachrichten. e Biernheim, 24 März. Gemeinderatsſitzung vom 23. März. Dle geſtern, Dienstag abend, ſtattgefundene Sitzuug der Gemeindevertreter wurde um ſteben⸗ einhalb Uhr von Herrn Bürgermſtr. Lamberth eröffnet. Punkt 1 der Tagesordnung betr. den Viern⸗ heimer Waldrezeßverrag von 1786. Der Ge⸗ meinderat nimmt Kenntnis von den Schlußfolge⸗ rungen des Gutachtens von Geh.⸗Rat. Profeſſor Dr. Heinzheimer⸗Heidelberg. Das Kollegium be⸗ ſchließt deshalb in Gemeinſchaft mit den übrigen in Betracht kommenden Gemeinden dem Miniſte⸗ Die Friſt rüchen, die rium der Finanzen, Abteilung Forſt⸗ und Kame⸗ ralverwaltung in Darmſtadt, die Verhältniſſe darzulegen. Zur mündlichen Rückſprache wird gleichzeitig eine Kommiſfton beſtimmt, die ſich aus den Herren Bürgermſtr. Lam berth, Klee, Brechtel und Schneider zuſammenſegßt. Bel Punkt 2 handelt es ſich um die Ver⸗ läungerung der Pachtzeit der Gemeindejagt Der Gemeinderat lehnt eine Verlängerung der Pacht⸗ zeit auf 9 Jahre ab. Es bleiben die ſeitherigen Bedingungen mit einer Pachtzeit von 6 Jahren beſtehen.— Dle Mäuſeplage hat ausgedehnte Formen angenommen, die eine umfaſſende Be⸗ Herr Bürgermſtr. Lamberth verſpricht Beſchleunigung der zu treffenden Maßnahmen. Punkt 3 betr. Elektriſierung der Gemeinde. 0 Die Gemeinde hat hier Aufwertungsverpflichtungen der Bezirksſparkaſſe Weinheim gegenüber für Die Be⸗ Der Gemeinderat erktärt ſich mit einem dlesbe⸗ zügl. Vergleichs vorſchlag einverſtanden. Bei Punſtt 4, Erlaß einer Polizeiverordnung die Aufſicht der Hunde in der Gemeinde betr., enwickelte ſich eine ausgedehnte Debatte. Wleder⸗ Die öſterreichiſche Auswanderung 1925. (D. A. J.) Die welche in den Jahren 1919—1922 zuſammen 20764, im Jahre 1923 allein 15 497 und 1924 2650 Perſonen betrug, iſt im Jahre 1925 wieder auf 4627 geſtiegen. Unter den Berufen iſt die Land⸗ und Forſtwirtſchaft, einſchließlich Gärtnerei mit 1046 am ſtärkſten vertreten, es folgt die Indu⸗ ſtrie mit 775. Die Angehörigen der Auswan⸗ derer(Frauen und Kinder) ſtellten 1681 Perſo⸗ nen. Unter den Zielländern überwiegt Braſi⸗ lien mit 2610 Einwanderern, es folgen die Ver⸗ einigten Staaten mit 758, Argentinien mit 703, Paläſtina mit 107, Aegypten mit 51, Mexiko mit 42, Niederländiſch⸗Indien mit 27. Unter den Herkunftsgebieten iſt Wien mit 1050, Oberöſter⸗ reich mit 960, Steiermark mit 865, Niederöſter⸗ reich mit 714, Burgenland mit 601, Kärnten mit 177, Vorarlberg mit 118, Tirol mit 100, Salzburg mit 42 Perſonen beteiligt. Im ganzen ſind ſeit 15 43 538 Porſonen aus Oeſterreich ausgewan⸗ e Von den deutſchen Franziskanern in Lugano. ( D. A. J.) In Lugano, alſo vor den Toren Italiens, haben die deutſchen Franziskanerbrü⸗ der aus der Diözeſs Trier, welche alle Fährniſſe der Kriegs⸗ und Nachkriegszeit zu überwinden wußten, einen Neubau ihres Erholungsheims mit 50 Zimmern erſtellt, nachdem die Räume der öſterreichiſche Auswanderung, holte Klagen aus der Bürgerſchaft veranlaſſen die Pollzeiverwaltung wie die Bürgermeiſterel, eine diesbezügl. Verordnung vorzubereiten, die das in letzter Zeit ſtark in Erſcheinung tretende und die Sittlichkeit äußerſt gefährdende Umher⸗ irren herrenloſen Hunde unterbinden ſoll. Der Gemeinderat erkennt die Notwendigkelt geeigneter Maßnahmen an und beſchließt, für jeden aufge⸗ ariffenen und eingelieferten Hund 1 Mk. Fang⸗ geld auszuſetzen. Zu Punkt 5, Geſuch des Magnetopathen Friedertcle⸗ Käfertal um käufliche Ueberlaſſung von Baugeläude am Mannheimerweg zwecks Er⸗ bauung eines Luft-, Licht- und Sonnenbades, faßt der Gemeinderat den Beſchluß, die Vorlage einſtweilen zurückzuſtellen. Herr Friederlcie hat dem Gemeinderat in einem Schreiben ſeine Ver⸗ hältniſſe klargelegt, woraus hervorgeht, daß Ge⸗ ſuchſteller im Augenblick nicht über die Mittel verfügt, die zur reſtloſen Durchführung ſeines ge⸗ planten Projektes notwendig ſind. Der Gemein⸗ derat will demzufolge erſt dann endgültigen Be⸗ ſchluß faſſen, ſobald Herr Frledericie die Durch⸗ führung ſeliner Pläne ſinanziell gewährlelſten kann. Punkt 6, Sparkaſſengeſuche, betr. kommen in gehelmer Sſtzung zur Beratung. Der 7. Punkt beir. Vergebung det Ge⸗ meinde⸗ und Leichenfuhren rs 1920. Die Vergebung fand am Samstag vormittag in einer offentlichen Verſteigerung ſtatt. Wenigſtbietender waren für die gemeinheitlichen Fuhren der bis⸗ herige Leichenfuhrmann Herr Peter Werle 1. mit 10 Mk. pros Tag, zweiter Herr Philipp Grab mit 10.40 Mk. ſchließt demgemäß, die Uebertragung der Gemelnde⸗ fuhren an dieſe beiden Intereſſenten. Seither wurde pro Tag etwa 15.— Mk. bezahlt. Für die Leichenfuhren gab Herr Kaſpar Buſalt mit 2 90 Mk. das Mindeſtgebot ab, die ihm dann auch übertragen werden. Dem ſeitherigen Fuhrmann, Herrn Georg Martin, zollte Herr Bürgermeiſter Lamberth warme Anerkennungs⸗ Der Gemeinderat be⸗ ö worte, doch können ihm, da ſei Gebot weſentlich höher liegt, die Arbeiten nicht wieder übertragen werden. Punkt 8 betr.: Auszahlung elner Winter⸗ beihilſe(2 Rate) an die Erwerbsloſen. Hierzu hat der Staat zinsloſe Kredite zur Verfügung geſtellt. Der Gemeinde iſt ein Betrag von 5300 Mk. überwieſen worden und hat die Aus⸗ zahlung der Beihilfe in Höhe einer Wochenunter⸗ ſtützung bereits vorigen Samstag ſtattgefunden. In der Debatte wird allgemein an den Gepflogen⸗ heiten des Kreisamtes Heppenhelm, welches für dringliche Angelegenheiten wenig Verſtändnis habe, ſtarke Kritik geübt. Der 8. Punkt befaßt ſich mit Kapitalauf⸗ nahme durch die Gemeinde zwecks Fertigſtellung der angefangenen Bauten des Bauvereins„Selbſt⸗ hilfe“ am Tivoli. Die Bürgermeiſterel hat ſich um die Beſchaffung der notwendigen Gelder be⸗ müht, daß ein Darlehen von 30000 Mark von der Gemeinde aufgenommen werden kann. Die Fertigſtellung der Bauten iſt ſomit geſichert und werden die Arbeiten der Gemeinnützigen Bau⸗ genoſſenſchaft übertragen. Nachdem die Tagesordnung ſelbſt durchbe⸗ raten war, kommen noch zwei kleine Anfragen zur Erledigung. So wird einem Geſuch des Unternehmers Münch, an beiden Oſtertagen ein Fltegerkaruſſel auf dem Marktplatz aufſtellen zu dürfen, ſtatigegeben. Der Unternehmer entrichtet ein Standgeld von 80 Mk.— Ein Antrag, der die Inſtandſetzung in ſchlechteſtem Zuſtande ſich beſindlicher Feldwege beſürwortet, findet allſeitige Zuſtimmung. Der Gemeinderat kann ſich dleſer Notwendigkeit nicht verſchließen und begrüßt da⸗ her die Eröffnung des Herrn Bürgermeiſters, daß die Baukommiſſton ſchon demnächſt in einer Sitzung ſich mit dieſer Angelegenhelt beſchaͤftigen wird. Die Verſteigerung des Gemeinde⸗ Anweſens, Moltkeſtraße Nr. 4, findet morgen Donnerstag, den 25. März, nachm. 5 Uhr, auf dem Wege des Meiſtgebots im Sitzungsſaale des Rathauſes ſtatt. Die näheren Bedingungen können auf der Bürgermeiſterei erſehen werden. * Ein gutes Bett wollen alle haben. Zur Zeit iſt eine auswärtige Bettfedern⸗ Reinigungs anſtalt hier im Hauſe Schind⸗ ler, Annaſtr., im Betrieb. Die Hausfrauen ſollten dieſe günſtige Gelegenheit, ihre Federbeiten gründlich reinigen zu laſſen, nicht unbenutzt vor⸗ über gehen laſſen. Man beachte den Inſeratenteil. * Verſteigerung eines Faſelochſens. Heute vorm. 11 Uhr wurde im Sitzungsſaatl des Rathauſes ein gutgemäſteter Faſelochſe verſteigert. Der Faſelochſe wiegt ca. 12½ Zentner und war mit 600 Mark angeſetzt. Unter 14 Intereſſenten ging Herr Joh. Gg. Heckmann als Meiſtbietender mit 630.— Mark hervor. Die Verſteigerung wurde von der Faſelkommiſſton, die anweſend war, genehmigt. 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