e —— e ee e EEE r Es geht durchs Land der Frühlingswind Von Johanna Weistirch. Nun geht durchs Land der Frühlingswind Mit Singen und mit Klingen In Nächten, drin die Sehnſucht ſpinnt, In Nuͤchten, die voll Wunder ſind, Weil alle Knyſpen ſpringen. Und junge Liebe geht einher, Als wüchſen ihr nun Schwingen, Und glaubt an leinen Winter mehr, Und hört vom ble un Himmel her Die Englein alle ſingen. Braucht die Frau Urlaub? Braucht der Mann einen Urlaub? Da iſt gar nicht lang zu fragen; der Urlaub iſt in jedem An⸗ Rellungsvertrag und in jeder Dienſtvereinbarung geſetzlich feſtgelegt. Und dann hat der Mann erſt noch eine Menge von Sonn- und Feſttagen, die ſo etwas wie ein kleiner Urlaub ſind. Die Kin⸗ der teilen ihr Leben nach den Ferien und dem Warten auf die Ferien ein. Nur bei der Haus⸗ frau, der Mutter, erſcheint das nicht als etwas Notwendiges. Hier wird auf die Notwendig⸗ keit körperlicher und geiſtiger Ausſpannung nicht geachtet. Man iſt das ſo gewohnt, daß die Frau immer da iſt, ſtändig tätig iſt, daß ſie jahraus, jahrein ohne Pauſe ihrem Beruf nachkommt, das Haus inſtand hält, die Kinder betreut. Es iſt do ſelbſtverſtändlich. Man denkt ſich dabei gar nichts. Wird nun auf die Ungerechtigkeit dieſer Sache hingewieſen, iſt man wirklich überraſcht. Es iſt ja auch ſo bequem— für die anderen. Der Beruf des Mannes iſt zuweilen, bei ge⸗ rade geſteigerter Tätigkeit, körperlich und geiſtig anſtrengender. Das pauſenloſe, ſtets durch neue Pflicht weitergeleitete Leben der Hausfrau iſt auf die Dauer nervenverbrauchender. Von Tag zu Tag geht das weiter, kaum von einigen Stunden Pauſe am Sonntag unterbrochen. Und dieſe vielen Aufregungen und kleinen Argereien tag— aus, tagein. Aerger, weil die Milch ſauer wurde, Aerger, weil das Dienſtmädchen ſchnippiſche Ant⸗ worten gab, Aerger, weil die Wäſche wieder arg zerriſſen wurde, Aerger, weil der Mann nicht rechtzeitig heimkommt; Aerger, Aerger... Und dann denke man, um nur ein Beiſpiel heraus⸗ zugreifen, an die unaufhörlichen Nervenaufre⸗ gungen, denen eine Mutter kleiner Kinder aus⸗ geſetzt iſt, wo dieſes fällt und das ſich ſtößt, und dieſes etwas verſchüttet und das Zeichen von Krankheit zeigt und dieſes nicht genug bekommt und das überhaupt nicht ißt uſw. bis ins Un⸗ endliche, das heißt bis in die Nacht hinein, wo Daß kranke Kind gepflegt und verſorgt werden muß. Auch der Arzt, dem in Krankheit viele nervenſtarke Menſchen zu Geſicht kommen, die ſich durch Schmerzen und Nervenqual nicht bre— chen laſſen, wundern ſich über nichts mehr als üb die Nervenkraſt einer Mutter, die bei Haus— halt und ſonſtiger Tätigkeſt immer noch guten Mutes und fröhlich auf die ununterbrochune In⸗ anſpruchnahme durch ihre Kinder eingeht. Aber 1 10 hat auch das ſeine Grenzen. Der Menſch braucht Ausſpannung, Hoffnung auf Ahwechſlung. Das iſt in ſeiner Natur gelegen. Das iſt natürlich keine rechte Ausſpannung, wenn die Frau etwa irgendwo in einer Sommerfriſche den Haushalt weiterführt. Das heißt vielfach, den bequemen Haushalt daheim mit einem un⸗ bequemen vertauſchen. Die Frau ſoll wirk⸗ lich ausſpannen. Eine Veränderung der Umgebung erleichert die nervöſe Umſtellung aufs vorzüglichſte. Wo das irgend durchführbar iſt, ſollte es auch bei finanziellen Opfern nicht ver⸗ fäumt werden. Wo aus wirtſchaftlichen oder an⸗ deren Gründen keine Reiſe möglich iſt, genügt auch die gänzliche Befreiung vom Beruf zum Hauſe. Eine Verwandte, eine Freundin, eine Bekannte wird aushelfen, vielleicht nicht ſo gut, aber ſicher erträglich. Mit neuer Kraft und neuer Lebensfreude wird die Frau dann an ihr: Arbeit, in ihren Beruf zurückkehren. Es iſt ſicherlich richtig: im Haus iſt die Frau der ruhende Pol, an deſſen Stetigkeit Aenderun⸗ gen im weſentlichen ſpurlos vorübergehen. Aber man darf ihn nicht dauernd überlaſten. Auch d.. Frau braucht Urlaub! Ja, aber wer zahlt's? Der Mann: er wird ſonſt noch mehr zahlen müſſen, wenn die Frau erkrankt und noch mehr draufzahlen, wenn ſie a. Ueberreiztheit etwa Neigung hat, ſich zur Kanthippe zu entwickeln. Es iſt übrigens auch für den Mann ganz gut, wenn er eine Weile allein iſt. Wenn die Frau au, Urlaub iſt, iſt es die erſten Tage ja ganz an⸗ genehm, ein unbeweibter Ehemann zu ſein. Man braucht ſic) nicht zu zanken, ſich alſo auch nicht zu verſöhnen; die ganze, ſonſt ſo wild bewegte Wohnung iſt plötzlich idylliſch geworden. Merk⸗ würdig: es braucht nur die Frau wegzufahren, und ſofort erkennt man, was für ein gemütliches Heim man eigentlich hat... Das Mittageſſen im Gaſthaus ſchmeckt einem ausgezeichnet uſw. Lange dauert es freilich nicht, dann geht ein Brief an die Gattin auf dem Lande ab, der etwa folgendermaßen lautet:„Liebſtes Weiberl! Kehre zurück, ich verzehre mich in Sehnſucht nach Dir! Ich bin ein ganz anderer Menſch geworden und ſchätze Dich mehr denn je. Ich will nicht über das Gaſthauseſſen jammern, denn um das alles aufzählen zu können, hätte ich ein eigenes Ma⸗ genbeſchwerdebuch führen müſſen. Das allein iſt ek auch gar nicht, denn Du weißt, ich mache mir ſehr wenig aus dem Eſſen, wenn für mich an⸗ ſtändig gekocht wird. Die ganze Einrichtung des Strohwitwertums heißt nichts. Ich werde auch nie mehr zugeben, daß Du mich ſo lang allein läßt. Was ich Dir ſagte, bevor Du von mir fort⸗ gingſt, das hat ein ganz anderer Menſch geſagt, als der, der ich heute bin. Wenn man die Gat⸗ tin für eine Weile los werden will, ſo tut man es offenbar ganz unbewußt nur deshalb, um ſich nach ihr ſehnen zu können. Siehſt Du, mein liebes Kind, dieſer Wechſel von Ueberdruß und Sehnſucht, von Auseinander und Zueinander, das iſt wohl das innerſte Geheimnis jeder wahr⸗ haften und glücklichen Ehe.“ Mütterlichkeit. Fraulichkeit iſt wie das Aufgehen der morgen⸗ lichen Sonne. Mütterlichkeit wie das Untergehen des Tagesgeſtirns. Dort ſammelt ſich alles wach⸗ ſende Licht zum Blühen, hier iſt es ein alum⸗ faſſendes Glühen. Mütterlichkeit, das iſt ſolch ein Gluten. Mütterlichkeit: das iſt die tiefſte Empfindung und tiefſtes Verſtehen. Das iſt ein hohes, hei⸗ liges Muttertum, dem wir alles anvertrauen können: unſer unſicheres Heute wie unſer be— ſchämendes Geſtern. Die Mutter iſt der Gott unſeres äußeren Lebens, die Perſon, an die wir uns mit allen Kleinigkeiten und allen größeren Wünſchen wenden können und die Gewißheit haben: wir werden verſtanden. Mütterlichkeit, das bedeutet Zufluchtsort: Seelengeheimniſſe verlieren ihre Rätſelhaſtigkeit vor den Augen einer Mutter. Noch immer empfinden wir die Bilder, die uns Mutter und Aind behe als mit bie ſchön⸗ ten, weil es Symbole ſind des Schutzes und es Vertrauens. 1.. Mütterlichkeit: das bedeutet Heimat. Wir haben nur ſolange eine Muter, ſolange wir uns als ihr Kind 15 len. ift etwas Großes um die Mütterlichkeit. So ganz in ihrem Schoße geborgen ſein. Ob es ein kleines, ängſtliches Kind beim Gewitter iſt, das ſein a er Mutter in den Arm legt. Oder ein Sohn, von der Welt hart angefahren, ſeiner alten Mutter, 8 11555 das Spätſilber der Erfahrungen krönte, e et. 5* Es iſt ein eigen Ding um die Mütterlichkeit. Sie iſt die Quinteſſenz unſeres Lebens. Alles im Leben könnte einfacher, geruhſamer, anders und freundlicher ſein, wenn wir alle, Frau wie Mann, Mütterlichkeit, nämlich die Mütterlichkeit der Geſinnung hätten. Alle Schärfen und Wi⸗ derwärtigkeiten unſeres Lebens fielen fort. Mütterlichkeit: das iſt Jugend. Mütterlich⸗ keit altert nicht und wenn die Mutter auch alt und grau wird. Uns alle ſchützt dieſe Mütter⸗ lichkeit. Sie iſt unſer Pannier. Erſt wenn wir dieſe Mütterlichkeit in uns ſpüren, werden wir die Dinge um uns und in uns leichter begreifen können, denn aus der Mütterlichkeit kommt uns jene Kindlichkeit, die da gläubig macht Gerhard Krauſe. — 2— Alte Spitzen. Von Dr. Erna Buſchmann. Auf dem Gemälde des v. d. Goos, das die Anbetung der Hirten darſtellt, ſehen wir auf den Schultern der Männer eine ſchöne Durch⸗ brucharbeit, die ſich weiß und klar von ihrem Untergrund abhebt. Das ausgehende Mittelalter hat in dieſer Darſtellung eine Form von Nadel⸗ arbeit der Geſchichte überliefert, die das Zwi⸗ ſchenglied zwiſchen der bunten Hemdborte auf Dürers Selbſtbildnis und den ſpitzenartigen Kragenzacken auf dem Porträt der frauzöſiſchen Prinzeſſin Claudia v. Clouet in der Münchener Pinakothek bildet. Um Spitze im eigentlichen Sinne des Wortes handelt es ſich dabei noch nicht; ſie war dem Mittelalter, das die Stickerei zu hoher Blüte entfaltete und in der Nadelma⸗ lerei Kunſtſtücke von höchſter Qualität geſchaffen hat, fremd. Zwar war ſie längſt„erfunden“ und lebte in der Heimat aller Textilkunſt, dem Orient, ein kräftiges Leben; aber im mittelalter⸗ lichen Geſchmack fand ſie keinen Platz. Die aus⸗ ſchließliche Freude an der farbig beſtickten Fläche mußte ſich erſt verringern, das Gefühl für ſtoff⸗ liche Qualität und der plaſtiſche Sinn erſt ſeine volle Durchbildung erfahren, bevor ſie zu ihrem eigentlichen Rechte kommen konnte. So wurde ſie das echteſte Kind in der Renaiſſance. Vom 16. Jahrhundert an beginnt ihre Geſchichte, die eng verknüpft iſt mit der Entwicklung der Mode und die ihre innere Linie von der langſamen Wandlung der Stile empfängt. Die Spitze iſt international. Zwar tragen ihre einzelnen Arten beſondere Namen. Wir kennen die ſpaniſche und die venitianiſche Spitze, die Valenciennes und die Alencon, die Argan⸗ tan und die Genueſer, die Mailänder, Brüſſeler Spitze uſw. Doch ſind dieſe Artbezeichnungen weit davon entfernt, etwas über den Entſtehungs⸗ ort verraten zu wollen. Als die ſteife ſpaniſche Hoftracht mit den un⸗ förmlichen Krauſen, die wie große Mühlräder den Hals ihrer Träger umſchließen, ihre Trium⸗ phe feierte, da erlebte die Spitze ihre erſte Blüte⸗ zeit. Sie taucht in klaren, gleichmäßig wieder⸗ holten geometriſchen Formen an Kleidern und Wäſche, an Altartüchern und Kelchdecken und an allem auf, was Anſpruch auf Schönheit und Feinheit erhebt. Unzählige Müſterbücher helfen die neue Kunſt verbreiten. Je weniger man echte Farben tent, um ſo lei r w enden Erlen c ech noc mals die Kragen 1 ſyden(Seide) durchzog, hat haben mülſſen mit fle n waſchen deß ger Tete ker überheb 1 dies alles die (derweil) es uß(aus) K(flachſene Faden gemacht iſt die loug weſchen(Laugen wol erlyden(erleiden) mag“ heißt es in dem äl⸗ teſten deutſchen Muſterbuch von 1561. Zu Ende des 17. Jahrhunderts löſt ſich die Klarheit und And dle der Muſterbücherformen allmählich auf und die Plaſtik der venetianiſchen Reliefſpitze mi ihrem ſchönen Blumen⸗ und Rankenwerk und der durchgehenden Linienführung wird beliebt. Faſt alle dieſe Spitzen ſind Nähſpitzen; wenn man auch die Klöppelſpitze, die ſo gut wie die Nähſpitze ihre Heimat in Italien hat— ſchon kannte, ſo ſind doch die ſchweren, kräftigen Mu⸗ ſter des Barock ihrer Verbreitung nicht günſtig. Spitzenlieferantin der vornehmen Welt iſt die eleganteſte Stadt Europas, die Beherrſcherin des Handels und der Mode, die reiche Dogenſtadt Venedig. Jedoch nicht mehr lange; denn in Frankreich ging damals das Geſtirn des Son⸗ nenkönigs auf, dem der Geiſt und die Energie Golbberts zur Verfügung ſtand. Er hat die Herrſchaft Venedigs in Sachen der Mode gebro⸗ chen. Vergebens wehrte ſich der venitianiſche Staat gegen die gefährliche Konkurrenz und ſetzte die Todesſtrafe auf die Auswanderung ſeiner Spitzenarbeiterinnen. Das franzöſiſche Gold lockte unentwegt neue Scharen nach dem Norden, und bald deckte Frankreich mit den geſchickten Händen der Italienerinnen in Alencon und Ar⸗ gentan, in Lille und Arras, in Aurillac und Se⸗ dan, in Dijon, Auerre, Tulle uſw. den Spitzenbe⸗ darf des aufnähmefähigen europäiſchen Marktes. Die Spitze dieſer Zeit bindet ſich nicht mehr an die Muſterbücher. In immer freieren For⸗ men beginnt die Phantaſie ihr Spiel, immer leichter und bewegter werden die Linien; immer mannigfaltiger wechſelt Abſtraktion und Natura⸗ lismus in den 1 um den Höhepunkt der Duftigkeit und Zartheit in den Jabots und Man⸗ ſchetten, den Schuhbeſätzen und Shals der Roko⸗ kozeit zu erreichen. Das 18. Jahrhundert iſt im wahrſten Sinne des Wortes das Jahrhun⸗ dert der Spitze. Ihre hauchzarte Grazie hat ſich die Welt erobert. Ihr feiner Schleier legt ſich über jede Wirklichkeit, und ihre reizvolle Anmut iſt der ſanfte Schein, hinter dem ſich die Schwere des Daſeins verbirgt. Unter Ludwig 16. und Marie Antoniette jedoch beginnt allmählich frem⸗ des Licht durch ihr dünnes Gewebe zu zucken, und als ſich die„galante Zeit“ zum Sterben neigt, ſinkt die Spitze mit ihr ins Grab. Ihre Geſchichte war an den Glanz und die Pracht von Verſailles gebunden; mit dem franzöſiſchen Kö⸗ nigtum iſt auch ihre große Zeit dahin. Zwar hat Napoleon ſie wieder zu beleben verfucht; die klaſſiziſtiſche Spitze, die die Stadt Brüſſel dem alten Blücher nach der Schlacht bei Water⸗ loo überreichte, zeigt die zierlichen Stäbchen und Kränzchen des Empire in vollendeter Schönheit. Auch das 19. Jahrhundert hat noch herrliche Ge⸗ bilde hervorgebracht: in Decken und Shals, in Fächern und Schirmen, in profanen und kirch⸗ lichen Beſatzſtücken. Aber die Glanzzeit der Spitze gehört unwiderruflich der Geſchichte an und hat nur äußerlich durch die Erfindung der Maſchine ihr Ende gefunden. Wenn wir heute mit dem Reſpekt von der handwerklichen Spitze in den zeitgenöſſiſchen Chroniken leſen, daß die mondäne Toilette der Rokokodame wohl 1000 Meter von dieſer Koſtbarkeit aufnehmen konnte, ſo vernehmen wir es mit dem Staunen des Kindes, das zum erſtenmal von den Wundern aus 1001 Nacht hört und begreifen ſchwerlich, daß nicht 1500, ſondern nur 150 Jahre ſeither vergangen ſind. ab (Biernheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) mer 8 Die vielseitige Verwendung von Vortellkaftester Bezug in großen Origlnalliaschen zu NM. 6.50 Hehtung auf unversehrten Plombenverschiuft. 1 N J Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (57. Fortſetzung.) Um die Krauke nicht aufzuregen, tat Mo⸗ nika ihr den Willen. Sie kam kaum zur Be⸗ G ii Men Ist mancher Hausfrau noch unbekannt. Nieht nur Supnen aller kn, Sondern auch Gemüsen, Soden und Salaten verleiht ein kleiner Zusalz feinen, Kräftigen Mohlgeschmack. dann rufen Sie mich ſtets bereit finden.“ jenes Briefes, den Käte ihr damals vorent⸗ halten und erſt am Hochzeitstage abgeliefert] den Hals ſah. hatte. Wenn ſie ihn jetzt rief? Kurbel. ſinnung, denn ſie mußte faſt alles allein tun. 12 Die phlgematiſche Aufwärterin erwies ſich als ziemlich unbrauchbar. Um fünf Uhr ging ſie ganz fort, da ſie noch eine andere Stelle zu beſorgen habe. Das Kind ſchlief endlich. Mo⸗ nika trug das kleine Bett in den Salon, 51„Hier Doktor Hardt.“ mit Käte ganz ungeſtört blieb. Aber Kranke warf ſich, trotzdem jetzt lautloſe Stille herrſchte, ruhelos herum. Sie klagte über hef⸗ lige Schmerzen, wußte aber nicht mehr anzu⸗ geben, wo die ſäßen. Das Fieber ſtieg. Gegen Abend ſchien ſie nicht mehr bei klarem Bewußtſein zu ſein. Die trockene, brennende Hitze ihrer Haut, die ſtar⸗ ren verglaſten Fieberaugen ängſtigten Monika entſetzlich. Sie hätte durchaus ſen. Die unfreundliche Portierfrau ſich gewiß weigern, nute. Sie wußte ja gar nicht, „Mein Gott, was Monika rang die Hände. . einen Arzt haben müſſen. Aber wen ſollte ſie jetzt ſchicken? Die Aufwärterin war fort; ſie ſelbſt konnte die leichterung Kranke und das kleine Kind nicht allein laſ⸗ ö nach 9 Uhr noch Boten⸗ gänge zu tun. Ihre Angſt ſtieg mit jeder Mi⸗ was Käte eigentlich fehlte. Wenn die plötzlich ſtürbe? „Amt.“ „Bitte Nummer 776.“ Sekunden. „Monika Dubois.“ „Sie wünſchen, gnädige Frau?“ unvergeſſene Stimme an ihr Ohr drang. „Meine Schwägerin, ſchwer krank.“ „Was fehlt ihr?“ tenwohnung.“ „Ich komme. Schluß.“ hing Monika Doktors vor dem Hauſe ſoll“ ich anfangen? kleine Wohnung. Er machte Monika Gab es denn keinen Menſchen in dieſer] gung, ohne ihr die Hand zu reichen. großen Stadt, der hier helfen konnte? ſie wirklich niemand? Hatte „Wo iſt die Kranke?“ Wie ein Lichtſtrahl fiel plötzlich die Er⸗J Hardt beugte ſich über das Bett. innerung an Doktor Hardt in ihre Seele. »Wenn Sie einmal in Not ſein ſollten, nika brachte das Verlangte. und Sie werden mich Sie a So lautete der Schluß Mund öffnete, mit dem Stil des Löffels die Zunge vorſichtig herunterdrückte und ihr inf unrecht? Mit laut klopfendem Herzen hielt ſie den Apparat an ihr Ohr. Es dauerte nur wenige] nehmen.“ Monikas Herzſchlag ſetzte faſt aus, als die Frau Anſorge iſt Ich weiß es nicht. Sie hat hohes Fieber. Ich bin allein bei ihr. Uhlandſtraße 147, Gar⸗ „Hier.“ Monika ſchob den Schirm beiſeite, „Licht und einen Löffel,“ befahl er. Mo⸗ leuchtete, „Diphtheritis,“ ſagte er kurz. die Hände wuſch. „Ja.“ „Sie müſſen Er gab ihr ſchnell maßregeln. Kin rin völlig abſperren.“ Kleinen ebenfalls.“ rium ſchicken.“ hoffnungslos.“ ſektion nicht erfunden?“ während Hardt Kätes Mechaniſch gehorchte Monika allen ſeinen „Pflegen Sie die Kranke ſelbſt?“ fragte Hardt, nachdem die Seruminjektion beendet an Tieren war und er ſich hinter dem Schirm ſorgfältig ſich vor Anſteckung in Acht] vor. „Für mich fürchte ich nichts, aber das d. „Das Kind müſſen Sie mit einer Wärte⸗ „Das geht nicht mehr. Ich werde Ihnen ein zuverläſſiges Mädchen aus dem Sanato⸗ Reiſe?“ „Wie ſoll ich Ihnen danken, Herr Dok⸗ Mit einem ſchluchzenden Seufzer der Er⸗ tor?“ den Apparat an. 5 Hardt ließ ſie alſo nicht im Stich, trotz allem, würde] was ſie ihm angetan hatte. „Ich komme.“ Klar und ruhig drang das an ihr Ohr. Jedes Wort wie eine Tat ſo feſt.] ten Nach kurzer Zeit hielt das Automobil des Sie riefen und ich kam, wie ich verſpro⸗ c und er betrat die zuckende Licht chen hatte. Legen Sie ſich jetzt ein paar Stun⸗ den hin. Ich bleibe bei der Kranken ſitzen, um eine leſchte Verbeu⸗ die Wirkung des Serums abzuwarten.“ „Es iſt ein ſchwerer Diphtheritisfall. Aber ſeit der Erfindung des Serums iſt man auch bei den ſchwerſten Erkrankungen nicht mehr einer kleinen Weile fielen ihr die müden „Und das Serum hätte man ohne Vivi⸗ „Schwerlich!“ oder wiſſenſchaftlicher Neugier, dahin geändert haben. einer notwendigen Uebel, „Glauben Sie das wirklich?“ andermal ſprechen wir „Erlaubte „Mein Mann weiß nichts davon.“ ihr Geſicht. Bett; ſie verſuchte, wach im Schein der Trotz ihrer Gewiſſensbiſſe empfand ſi Augen von ſelbſt zu. (Gonhennns leut) Monika ſeufzte.„Alſo tat ich Ihnen doch Sie quälten ncht aus Grauſamkeit ſondern das Mitleid mit den kranken Menſchen bewog Sie Ich mache eine Serumeinſpritzung. Alles] dazu!“ Der Moment, wo ſie ihn brauchte, war nötige habe ich bei mir.“ da. Ohne ſich länger zu beſinnen, ging ſie an das Telephon, das neben Anſorges Schreib-] Anweiſungen. tiſch angebracht war. Die Nummer des Sana⸗ toriums wußte ſie noch. Schnell drehte ſie die Ein weicher Ausdruck flog über ſein Ge⸗ ſicht. Es iſt ſchön, wenn Sie Ihre Auffaſſung Ueberigens kann ich jetzt verſtehen, daß die mediziniſchen Verſuche zartempfindenden Frau Grauen und Abſcheu erregen. Aber aus allem aus allem Entſetzlichen ringt ſich immer allmählich etwas Gutes her⸗ Das iſt die ſittliche Ordnung der Welt, die uns auch mit den traurigſten Vorgängen einige Verhaltungs⸗ verſöhnen muß.“ von Gold und Edelſtin fordert, und ſich dem Abbau der Beamtenzahl und „Ich glaube es nicht, ſondern ich weiß es aus eigener Erfahrung. Und nun legen Sie ſich hin. Sie ſehen völlig 11 29 5 weiter über dieſes „Es hat keine Wärterin. Ich beſorge den Thema. Wann kamen Sie heute an?“ „Ganz früh. Ich fuhr die Nacht hindurch.“ Ihr Mann dieſe überhaſtete Ein abweiſender Ausdruck legte ſich über Der Doktor fixierte ſie eine Se⸗ „Danken! Wofür? Jeder Arzt muß dem Ruf an ein Krankenbett folgen, wenn er nicht kunde ſcharf, ſagte aber nichts weiter. gewiſſenlos ſeine Pflicht vernachläſſigen will.“ „Aber daß Sie gerade meine Bitte erhör⸗ dem Schirm, Monika legte ſich in ihren Kleidern aufs zu bleiben. Hinter brennenden Lampe ſah die Doktor Hardts Profil. Das lief über ſein völlig ergrautes Haar. Die Stirn durchzogen tiefe Falten. War er ſo gealtert aus Gram über e e 5 e ein wholtuendes Gefühl des Geborgenſeins, als ſi ihn ſo ruhig am Krankenbett ſitzen ſah. Nach haben ſollte, Augsburgs Abwehr ö me ber Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins ai ee i 35 wöchentl. Samstags das achtfelithe illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich Feruſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Rr. 21577 Amt Frankfurt a. M. %o 1 Deutſchland und Rußland. Die Friedensverhand⸗ lungen in Marokko. w. Paris, 16. April. Wie aus Madrid gemel⸗ det wird, hatten geſtern die franzöſiſchen Dele⸗ gierten für die Friedensverhaudlungen mit Ge⸗ neral Primo de Rivera und den ſpaniſchen De⸗ 5 legierten eine längere Unterredung. Verzögerung der Friedensverhandlungen in Marolko. „aris, 16. April. Nach den letzten Nachrichten aus Uoſchda iſt mit einer Verzögerung der Frie⸗ densvechandlungen zwiſchen den franzöſiſch⸗ſpa⸗ niſchen Vertreternund Abd el Krim zu rechnen. Die aus Fez kommenden Meldungen, daß Abd el ö Krim von mehreren Stämmen nicht mehr als ihr Führer anerkannt werde, haben in Bevölkerungs- kreiſen große Bewegung hervorgerufen, da man es in vieſem Falle für notwendig hält, von den abge⸗ ſollenen Stämmen neue Bevollmächtigte entſenden zu laſſen. Heute vormittag haben zwei Emiſſäre Abd el Krims Beſprechungen mit General Simon ge⸗ habt, jedoch wurde nicht bekannt, ob es ſich um Bevollmächtigte oder um Verbindungsagenten handelt. Italien und die marokkaniſchen Friedens⸗ 5.85 verhandlungen. Rom, 16. April. Die italieniſche Regierung hat ihren Botſchafter in Paris beauftragt, Briand führe Anſicht über die beabſichtigten Friedensver⸗ handlungen mit Abd el Krim bekannt zu geben. Italien ſei nach wie vor willens, ſich jeder Ein⸗ miſchung in die franzöſiſche Einflußzone in Ma⸗ gokko zu enthalten. Es müſſe aber ebenſo, wie es gegen die Nichthinzuziehung Italiens zum Tan⸗ ger⸗Statut proteſtiert habe, ſich freie Hand vorbe⸗ halten für den Fall, daß das Gebiet von Tanger irgendwie als Kompenſationsobjekt während der ö i herangezogen werden jollte. Onzwiſchen machen ſich die erſten Auswirkungen der Tripolisſahrt Muſſolinis bemerkbar. Italien hat eine militariſche Expedition nach dem nördli⸗ cher Sohali⸗Land eingeleitet, um im Gebiet von Nogal die unmittelbare italieniſche Herrſchaft berzuſtellen. Die Vermutung liegt nahe, daß ſich damit Italien eine Baſis ſchaffen will für eine neue militäriſche Expedition gegen Abeſſinien. Die Lage in Peking. London, 17. April. Wie wir erfahren, ha⸗ ben die Truppen Tſchangtſolins bis jetzt noch nicht den Verſuch gemacht, in Peking einzu⸗ marſchieren. In der Hauptſtadt herrſcht Ruhe und Ordnung. Der Hauptteil der mandſchuri⸗ ſchen Truppen verbleibt in Tungtſchau. Die Kuo⸗Min⸗Schun⸗Truppen ſind nach Kulgan abtransportiert worden. Weiter wird aus Pe⸗ king gemeldet, daß am 17. April in Peking die Generale zuſammentreten werden, um über die augenblickliche Lage zu beraten. Polniſche Sanierungs⸗ beſtrebungen. w. Warſchau, 16. April. Das von den Sozia⸗ liſten aufgeſtellte Sanierungsprogramm, das die Eenziehung der Vermögensabgabe in voller Höhe und eine Stützung der Währung durch Abgabe an die Bank von Polen der Beamtengehälter widerſetzt, wird von den bür⸗ gerlichen Patrien der Koalition energiſch abge⸗ dllehnt. Die Sozialiſten werden am 20. dieſes Mo⸗ nats zur Lage Stellung nehmen und vermutlich ue balition ſprengen, falls nicht vorher ein t. Kompromiß zuſtande kommt. Dunkle Phantaſien. Zu den Gerüchten über die Loslöſungs⸗ g beſtrebungen von Bayern. ö w. Augsburg, 16. April. Die„A ug sb. Poſtzeitung“ nimmt unter der Ueber⸗ ſchrift„Dunkle Phantaſie“ in einem längeren Artikel Stellung zu den Gerüchten üb i Loslöſungsbeſtrebungent d Augsburgs und Schwabens im Zuſammenhang mit 55 Frage der Staatsvereinfachung. Sie erklärt, diefe dunkle Geſchichte von den Loslöſungsbeſtre⸗ bungen ſei eine Erfindung, die den Zweck gegen die rhalb zeitig Vereinigung mit Oberbayern Bayerns den ase diskreditieren und f 0 Feinden Bayerns Stoff zu Pole⸗ Fin zu liefern. Das Blatt ſchli mit dem ole, daß man es in Augsburg nicht für leine dig halte, dieſen dunklen Phantaſien haben dontung beizumeſſen, die ſie nicht 15 10 1 5 e 9 1 5 Beſſeres zu 5 n na ochverrätern zu lachen die e nich at 5 . Viernheimer Tageblatt (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petltzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 Montag, den 19 April 1926 43. Jahrgang Eine neue Etappe der deutſchen Außenpolitik. Die Fage der deutſch⸗ruſſiſchen Beziehungen iſt wieder einmal zur in⸗ ternationalen Debatte geſtellt. Das geſchieht im Auslande wie ſchon ſeinerzeit in Rapallo in der Weiſe, daß man Deutſchland Zwie⸗ ſpätigkeit in ſeiner Außenpolitik vorwirft, in⸗ dem man ihm unterſtellt, daß es nach der einen Seite Verſtändigung, nach der anderen Seite hin„Rückverſicherung“ betriebe. Demgegenüber haben wir ſolgendes feſt⸗ zuſtellen: An dem großen und einheitlichen Ziel der deutſchen Außenpolitik, das den europäiſchen Frieden unter Verſtändigung mit allen Nachbarvölkern erſtrebt, wird nicht das Geringſte geändert. Das deutſche Volk iſt bei ſeiner politi⸗ ſchen Ohnmachtſtellung nicht in der Lage, zwi⸗ ſchen dem Oſten und dem Weſten zu optieren, das heißt alſo, ſich für die eine oder gegen die andere Seite zu erklären. Dieſe Auffaſ⸗ ſung iſt immer wieder im Reichstag von Re⸗ gierungs⸗ und Parteiſeite zum Ausdruck ge⸗ bracht worden. Wenn nun Deutſchland mit Rußland auf Grund langer Vorverhandlun⸗ gen, nicht erſt aus Anlaß jüngſter Ereigniſſe, etwa der Genfer Vorgänge, zu politiſchen Vereinbarungen zu kommen ſucht, ſo ſteht das keineswegs im Widerſpruch mit der Lo⸗ carnopolitik, ſondern bedeutet lediglich eine Kräftigung dieſer Politik, alſo der Politik des Friedens und der Verſtändigung. Selbſtverſtändlich kann dieſer deutſch⸗ruſſiſche Pakt nicht als ein Locarno-Pakt nach dem Oſten und nicht als eine Ergänzung des weſtlichen Lo⸗ carno-Paktes angeſehn werden. Es handelt ſich vielmehr um einen eigenen und be⸗ tonten Staatsakt zwiſchen Deutſch⸗ land und Rußland, der ganz auf der gleichen Linie der auswärtigen Politik des deutſchen Reiches wie die Vereinbarungen nach dem Weſten ſteht. Es iſt vorauszuſehen, daß dieſe neue tungen und vielleicht auch ſchweren Angriffen turgemäß keiner der auswärtigen Mächte, ein⸗ mal, weil die wiedererwachende außenpolitiſche Aktivität des deutſchen Reiches mancherorts mißgünſtig angeſehen wird, zum anderen aber auch, weil— und das iſt das wichtigſte— gewiſſe politiſche Zirkel durch Deutſchlands ſelbſtändiges Vorgehen geſtört und manche, Deutſchland ſicherlich nicht allzu⸗ ſehr gewogenen Abſichten zerſtört werden. Vor allem wird es Polen, unterſtützt durch Frankreich ſein, das hier ſcharſe Oppoſition machen wird, und es iſt wohl möglich, daß nunmehr Polen auf Frankreich einzuwirken verſucht, um eine Erweiterung der tatſächlich ſchon beſtehenden franzöſiſch⸗polniſchen Ab⸗ machungen zu erlangen. Aber weder Polen noch Frankreich haben das Recht, Deutſchland etwas zu verbieten oder doch verübeln zu wollen, was ſie ſelber für ſich ſo reichlich in Anſpruch genommen haben. Der deutſch⸗ruſſiſche Vertrag wird be⸗ ftimmt kein Geheimvertrag ſein, er wird in allen ſeinen Einzelheiten, die übrigens ſehr kurz und knapp gehalten ſind, der Weltöffentlichkeit übergeben. Es wird ſich aber auch nicht um einen Rückverſicherungs⸗ vertrag im Sinne des in der kaiſerlichen Zeit beſtehenden Vertrages handeln, da dafür ja die politiſchen Vorausſetzungen garnicht gegeben ſind. Dieſe Abmachungen dienen der Sicherung des europäiſchen Friedens in dem gleichen Maße, wie die mit den Weſtmächten getroffenen Vereinbarungen und gerade dieſe Weſtmöchte ſollten, ſtatt die gegenwärtigen Verträge mißgünſtig anzuſehen, dieſe Hal⸗ tung der deutſchen Regierung begrüßen, und ſie als ein ſicheres Unterpfand für den ſeſten Willen und die ausdrückliche Bereitſchaft des deutſchen Reiches anſehen, dem Frieden Europas und damit dem Frieden der Welt Etappe der deutſchen Außenpolitik Mißdeu⸗ zu dienen. 9 FEE... ̃ UB ⁵Ü—̃]ÜvnqJ̃ ̃Ädi:n Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 16. April. Der heſſiſche Landtag ſetzte heute die Etatsberatungen bei dem Kapitel Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft fort. Die allgemeine Ausſprache befaßte ſich hauptſächlich mit den Fragen der Mirtſchaftspolitik. Nur vereinzelt wurde zu beſonderen heſſiſchen Angelegenheiten Stellung genommen. So be⸗ faß ſich der Volksparteiler Schott mit der rheiniſchen Winzernot, begrüßte die Beſeitigung der Weinſteuer und wandte ſich gegen das Ge— meindebeſtimmungsrecht. Der Zentrumsabg. Felder geißelte die Perſonalpolitk der Banken und forderte Arbeits⸗ kammern oder paritätiſche Beſetzung bei den be— reits beſtehenden Berufskammern. Der Demokrat Dr. Büchner trat für einen konſequenten Freihandel ein. Aehnliche Aus⸗ führungen machte der Abg. Scholz(D. V.) Zum Schluß wandte ſich nach Ausführungen des Kommuniſten Galm über das ruſſiſche Wirtſchaftsideal der Zentrumsabgeordnere Weck⸗ ler gegen den Abbau der Landwirtſchaft in der Sehule. Nächſte Sitzung Dienstag vormittag halb 10 Uhr. Deutſches Reich. Zur Romreiſe Nuntius Pacelli. Rom, 16. April. Ueber den Hintergrund der Romreiſe des Berliner Nuntius Pacelli beſtätigt die„Tribung“ in Uebereinſtimmung mit anderen Meldungen, daß es ſich hierbei um die Berichter⸗ ſtattung und um die Einholung von Inſtruktionen über die Frage eines Konkordats mit dem Deut⸗ ſchen Reich handelt. Das Blatt glaubt, daß ein n ee Elnbdernehmen als geſichert erſchei⸗ n kann. Die Frage der Landtagsauflöſung in Heſſen. w. Darmſtadt, 16. April. In einer kleinen Abhandlung über die Frage der Landtags⸗ habe auflöſung, die durch die Preſſe ging, war ge— ſagt, daß das Geſetz, durch das nach Artikel 16 der heſſiſchen Verfaſſung die Volksabſtim⸗ mung geregelt wurde, noch nicht vorliege. Das begegnen wird. So ganz behaglich iſt es 1 Die Baudarlehen. 5 Berlin, 17. April. Von dem zur Förde rung des Kleinwohaungsbaues durch Reichs⸗ geſetz vom 26. März 1926 bewilligten Kredit von 200 Millionen Reichsmark hat der Reichsminiſter der Finanzen die erſten 40 Millionen Reichsmark zu dem Zinsſatz von 6³⁴ Prozent bereitgeſtellt. Keine Beſchlagnahme franzöſiſcher Militär⸗ flugzeuge. w. Berlin, 15. April. Nach einer Meldung eines frauzöſiſchen Blattes ſollen zwei franzöſiſche Min!⸗ tärflugzeug., die bei Säckingen infolge Motor⸗ panne gelandet waren, von den badiſchen Behör⸗ den beſchlagnahmt worden ſein. Wie wir dazu von zuſtändiger Stelle erfahren, ſind die beiden Flugzeuge nach Feſtſtellung des Sachverhalts ſo⸗ fort wieder freigegeben worden. Von einer Be⸗ ſchlagnahme kann daher keine Rede ſein. Ein; derartige Maßnahme kommt ja auch bekanntlich gegenüber den Militärflugzeugen der Beſatzungs⸗ truppen auf Grund beſonderer vertraglicher Be⸗ ſtimmungen nicht in Frage. Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinſchaft der Arbeiterzentrumswähler in Heſſen. Der Vorſtand der Arbeitsgemeinſchaft der Ar⸗ beiterzentrumswähler in Heſſen, beruft hiermit auf Sonntag, den 25. April 1926 in den „Frankfurter Hof“ zu Mainz, Auguſtinerſtr. 55, ihre diesjährige Frühjahrstagung ein. Die Kon⸗ ferenz beginnt vormittags 11 Uhr. Reichstags⸗ abgeordneter Knoll wird über die bolttiſche Lage im Reich und Landtagsabgeordneter Hain⸗ ſtadt wird über die politiſche Lage in Heſſen ſprechen. Nach Erſtattung der beiden Vorträge erfolgt die Ausſprache. Die kath. Arbeiter, Männer, Geſellen, Volks⸗ vereine und Windthorſtbünde von Heſſen werden dringend gebeten, Vertreter zu dieſer Tagung zu entſenden, die jedoch dem Arbeiterſtande und der Zentrumspartei angehören müſſen. Außerdem ſind die Mitglieder des Landesparteivorſtandes, die Landtagsfraktion und die dem Arbeiterſtande angehörigen Abgeordnete in Stadtverordneten⸗ Gemeinde⸗, Kreis⸗ und Provinztagen, ſowie die auf dem Boden des Zentrums ſtehenden Ver⸗ bands⸗, Arbeiter⸗ und Gewerkſchaftsſekretäre in Heſſen beſtens eingeladen. Die Konferenz wird pünktlich beginnen müſſen, damit die nötige Zeit zur Ausſprache vorhanden iſt. Die Reichstagung der Deutſchen Windt⸗ Horſtbunde findet dieſes Fahr in Weſtfalen ftatt. Der Kur⸗ ſus in Speſt, die Reichstagung ſelbſt in Reck⸗ linghaufen. Tagungszeit 28. Juli bis 1. Aug uſt. Tagesplan und ſonftige Mittei⸗ lungen werden durch dieſe Zeitung noch bekaunt gegeben. Aufhebung der Herſteller- und Kleinhandelsluxus⸗ ſteuer und Ermäßigung der Umſatzſteuer. Durch das Geſetz über Steuermilderunen zur Erleichterung der Wirtſchaftslage vom 31. März 1926 iſt der Satz der allgemeinen Umſatzſtener für die Umſätze vom 1. April 1926 au von 1 vom Hundert auf 7,5 vom Tauſend ermä⸗ ßigt, und die Herſteller- und Kleinhandelslurus⸗ ſteuer aufgehoben worden. Darüber, ob ein Umſatz vor oder nach dem 1. April 1926 liegt, entſcheidet nach den in Kürze ergehenden Ueber⸗ iſt, wie die„Darmſtädter Zeitung“ jetzt mit⸗ teilt, falſch. Das Geſetz liegt ſeit vier Jahren vor. Der König von Schweden in München. München, 16. April. König Guſtav von Schweden iſt geſtern abend auf der Durchreiſe von Neapel in München eingetroffen und er wurde vom hieſigen ſchwediſchen Konſul be⸗ grüßt. Nach einem einſtündigen Aufenthalt ſetzte der König die Weiterreiſe nach Berlin fort. Abreiſe der Reichsminiſter nach München. Berlin, 17. April. Wie wir erfahren, iſt der Reichskanzler geſtern in Begleitung des Reichsinnen⸗ und des Reichsfinanzminiſters nach München abgereiſt. Dr. Luther und Dr. Reinhold werden am Montag in Berlin zu⸗ rückerwartet. Verhandlungen über die Sonntag beſtimmungen. Berlin, 16. April. Eine vom Zentralver⸗ band der Angeſtellten einberufene öffentliche Perſammlung nahm nach einem Referat des Mitgliedes des Reichswirtſchaftsrates Ucko über die Sonntagsruhebeſtimmungen und nach längerer Ausſprache eine Entſchließung an, in der gegen den von den Kleingewerbe⸗ treibenden im Reichstag eingebrachten Antrag auf Offenhaltung ihrer Läden an Sonntagen während 5 Stunden und gegen den Entwurf des Reichsarbeitsminiſteriums proteſtiert wurde. Der Leiter der Verſammlung teilte am Schluß noch mit, daß auch der Verband deutſcher Waren⸗ und Kaufhäuſer ſich in einem Schreiben für die Beibehaltung der jetzigen Sonntagsruhebeſtimmungen erklärt gangsbeſtimmungen bei der Verſteuerung nach vereinnahmten Entgelten(Iſteinnahme) der Zeit⸗ vunkt der Vereinnahmung, bei der Verſteuerung nach den Leiſtungen und Lieferungen(Sollein⸗ nahme) der Zeitpunkt der bewirkten Leiſtungen. Die Steuerpflichtigen, die zu monatlichen Vorauszahlungen der allgemeinen Umſatzſteuer verpflichtet ſind, haben daber erſtmals im Mai 1926 für die Umſätze im April, die Steuerpflich⸗ tigen, die zu vierteljährlichen Vorauszah⸗ lungen der allgemeinen Umſatzſteuer verpflichtet ſind, erſtmals im Juli 1926 für die Umſätze vom April bis Juni 1926 die Umſatzſteuer in Höhe von 7,5 vom Tauſend zu entrichten. Dagegen haben ſowohl die Monats- als auch die Vierteljahrszahler bei der Vorauszah⸗ lung der allgemeinen Umſatzſteuer im April 1926. die ſich auf die Umſätze vor dem 1. April 192.7 bezieht, noch eins vom Hundert zu zahlen. Soweit Herſteller⸗ und Kleinhandesluxusfteuerbpflichtige nach vereinnahmten Entgelten verſteuern, haben ſie für alle vor dem 1. April 1926 vereinnahmten Entgelte und nur für dieſe noch 75 vom Hundert Zu zahlen, ſoweit ſie nach Lieferungen verſteuern, haben ſie für alle vor dem 1. April 1926 ausge⸗ führten Lieferungen und nur für dieſe noch 75 vom Handert zu zahlen. Separatiſtenunſug. Cal aus der Geſchichte des Separatismus im ſüdlichen Rheinland bekannter, in Zweibrücken wohnhafter Rechtsanwalt, der bei ſeinen Prokla⸗ mationen mit Vorliebe auf ſeine frühere militä⸗ riſche Vergangenheit anſpielt, hat neuerdings wiederum eine„frohe Pfingſtbotſchaft“ für die Notleidenden der Pfalz erlaſſen, in der er unter Hinweis auf die wirtſchaftliche Not in der Pfalz und den drohenden Zuſammenbruch für die Gründung eines ſelbſtändigen Bundesſtaates Rheinpfalz einſchließlich Provinz Birkenfeld, Kirn, Kreuznach, Bingerbrück, Rheinheſſen mit Bingen, Worms und Mainz im Rahmen des Deutſchen 0 4 Reiches eintritt. die Gründung dieſes neuen Bundesſtgates ſoll durch Schaffung von Aktious⸗ ausſchüſſen zur Vorbereitung einer Volksabſtim, mung erreicht werden. Der Aufruf verſpricht de; men, die an ihn glauben, Rettung durch größte Sparſamteit im Verwaltungsweſen. Der„Pfälziſche Merkur“, dem ein Zufall dieſe vertrauliche Proklamation des Zweibrücker Rechts⸗ anwalts in die Hände geſpielt hat, bemerkt dazu, eine Kennzeichnung der Perſönlichkeit des gerfaſſers überflüſfig und ſeine Denkart zur Ge⸗ nüge bekannt ſei. Die Spekulation, daß das Volk durch die Wirtſchaftsnot zermürbt, eher auf ſſevaratiſtiſche Verſprechungen hereinfallen würde, ſſei noch jedesmal enttäuſcht worden. Dem Se— paratismus fehle jede reale Unterlage. Die Weſt⸗ mark ſti von jeher deutſch geweſen und werde es bleiben, auch wenn ſie um des Deutſchtums willen kämpfen und leiden müſſe. Der durch den Friedensvertrag verſtümmelte Wirtſchaftsbezirk der Weſtpſalz brauche zu ſeiner Lebensfähigkeit folange Unterſtützung, bis die ſtaatlichen Verb“ t niſſe eine Neuordnung erfahren, d. h. bis akte Zuſtand wieder hergeſtellt ſei. Eine Löſung im Sinne des erwähnten Aufrufes komme für die Pfalz nicht in Frage. Vom Luftverkehr. Berlin, 16. April. Am 19. April wird der größte Teil der noch in Vorbereitung befindlichen Luflverteheslinien von der Lufthanſa in Betciſeb genommen werden, darunter die ausgedehuüctteſte und wirtſchetlich wie politiſch bedeutendſte Strecke, Die transkomtinentale Linie London—Ber'eén—Kö⸗ nigsberg— Moskau. In der Organiſation dieſer Luftverbindung bringt die Lufthanſa in dieſem Jahre erſtmalig eine bedeutende Neuerung. näm⸗ lich den Nachtilug Berlin— Königsberg. Der von London(Abflug 8 Uhr früh) nachmittags zwiſchen „und 6 Uhr in Berlin ankommende Fluggaſt wird um 2 Uhr nachts in Tempelhof ſtarten können, landet um 7 Uhr früh in Königsberg, ſteigt dort in die bereitſtehende Maſchine der Deru-Luft und landet um halb 6 Uhr nachmittags in Moskau. Die reine Flugzett beträgt für dieſe gewaltige Entfernung 24 Stunden. In Berlin bleiben dem Paſſagier 8 Stunden zur Erledigung von Ge— ſchäften. Dieſe transkontinentale Weſt-Oſt⸗Luft⸗ verbindung dürfte durch die Neuregelung hinſicht— lich des Nachtverkehts eine der wichtigſten Strek⸗ ken des internationgten Luftverkehrs werden. Taufe der Sübddeutſchen Lufthanſa. München, 15. April Heute Mittag ſand in Anweſenheit von Vertretern der Reichsbehörden, der Landesbehörden und der Stadt München die feierliche Tauſe der Süd deutſchen Luft- bhanſa, die einen Teil der Deutſchen Lufthanſa bildet, ſtatt. Der bekannte Flieger, Major a. D. Hailer, Direktar der Süddeutſchen Lufthanſa, Hielt die Taufanſprache, in der er u. a. hervorhob, daß die gegenwärtigen Luftverkehrsverhandlun⸗ gen in Paris zu der Hoffnung berechtigten, daß auch die letzten Feſſeln im Luftverkehr für Deutſch— land fallen und daß dann Deutſchland werde zei— gen können, was es zu leiſten vermöge. Der Redner dankte der Reichsregierung für ihre bis⸗ berige opferfreudige Unterſtützung des Luftver— kehrs. Hierauf hielt noch der Münchener ecſte Würgermeiſter Scharnagl eine kurze Anſprache Der Sjddeutſchlandflug im Juni. Mannheim, 15. April. Der vom 31. Mai bis 8. Juni 1926 ſtattfindende Süd deutſchland⸗ flug wird, von Mannheim ausgehend, voraus— ſichtlich die folgenden Städte berühren: Karls— ruhe, Baden-Oos, Freiburg, Villingen, Konſtanz, Friedrichshafen, Lindau, München, Ulm, Stutt⸗ gart, Böblingen, Mergentheim, Nürnberg, Würz⸗ burg, Frankfurt a. M. und Darmſtadt. Für die techniſch⸗wiſſenſchaftliche Leiſtungsprüfung der am Wettbewerb teilnehmenden Flugzeuge auf dem Mannheimer Flugplatz ſind fünf Tage vor⸗ geſehen. Der Streckenflug findet am 5. und 6. Juni ſtatt; die dabei zurückzulegende beträgt etwa 2000 Kilometer. vorſchläge, über die heute in der Angelegen⸗ derſetzung zwiſchen den Ländern und den ehe⸗ Zeichenlehrer Strecke, 5 bee Gemeinde übergeben werden. mal, das aus drei großen Findlingsblöcken be⸗ ſteht, iſt von Gemeindemitaliedern unter Mitwir⸗ Das Kompromiß über die Fürſtenabfindung. Die Kompromiß ⸗Vorſchläge. w. Berlin, 16. April. Die Kompromiß⸗ heit der Fürſtenabfindung zwiſchen den Re⸗ gierungsparteien, dem Reichstag und der Reichsregierung eine Einigung erzielt worden iſt, gehen dahin: Der Sondergrichtshof für die Auseinan⸗ woligen Fürſtenhäuſern ſoll außer dem Vor⸗ den aus vier richterlichen und vier nicht⸗ richterlichen Beiſitzern beſtehen. In den Fäl⸗ len, wo eine Geſamtabfindung ſtattgefunden hat, kann nur auf Antrag beider Parteien das Verfahren wieder aufgenommen werden. Bis zum Jahre 1950 dürſen die aus den Entſchä⸗ digungen gewonnenen Mitteln nur zu privat⸗ wirtſchaftlichen Zwecken oder zu wohltätigen oder zu kulturellen Zwecken verwendet wer⸗ den. Ebenfalls bis zu dieſem Jahre darf ein ausgezahltes Kapital nur mit Genehmigung des Landes in das Ausland gebracht werden. Ign der neuen Formulierung wird der Kompromißentwurf am nächſten Dienstag den Rechtsausſchuß des Reichstages vorgelegt werden. Bei dieſer Gelegenheit wird der Reichsinnenminiſter Dr. Külz eine Erklä⸗ rung der Frage des verfaſſungsändernden Charakters des Geſetzes abgeben. Die Erklä⸗ rung ſteht offiziell noch nicht feſt. Weitere Ver⸗ handlungen mit den Reichstagsparteien in der Frage dieſes Geſetzentwurfes ſind nicht vorgehen. 4 Die wichtigſten Kompromiſßbeſtimmungen. Berlin. 17. April. Ueber den Inhalt des Komrpomißentwurfes in der Fürſtenabfin⸗ dungsfrage wird bekannt: Die prozeſſualen Porſchriften der 88 3 und 4 ſind unverändert geblieben. Dagegen iſt der§ 5, der die Ver⸗ teilung der Beweislaſten regelt, in einem wichtigen Punkte abgeändert worden. Im zweiten Abſatz wird nunmehr feſtgeſetzt, was als Staatseigentum zu gelten hat. Der Abſatz lautet: r „Als Staatseigentum gilt, was das Fürſtenhaus oder ſeine Mitglieder er worben haben, a) auf Grund von Hand⸗ lungen, die ſie nur Kraft ihrer ſtaatsrecht⸗ lichen Stellung oder ſonſt auf Grund des Völker⸗, Staats⸗ oder ſonſtigen öffentlichen Rechts mit Ausnahme der unter Zuſtimmung einer VolVksvertre⸗ tung verfaſſungsmäßig zuſtande gekom- menen Geſetze; b) gegen Leiſtungen, die ſie nur kraft ihrer ſtaatsrechtlichen Stel⸗ lung bewirken konnten.“ Der dritte Abſatz dieſes Paragraphen be⸗ ſtimmt nunmehr ferner auch, was als Pri⸗ vateigentum eines Fürſtenhauſes zu gelten hat. Er lautet: „Als Privateigentum des Fürſtenhau⸗ ſes oder ſeiner Mitglieder gilt, was ſie aufgrund eines privatrechtlichen Titels erworben haben, a) mit privaten Mit⸗ teln, b) unentgeltlich( im Erbgang, als Mitgift aufgrund privater Schenkung oder aus ähnlichen Gründen) und auch ohne eine Gegenleiſtung, die nur kraft ihrer ſtaatsrechtlichen Stellung bewirken konnten.“ Der Abſatz 2a legt vor allem die Rechts⸗ lage bei den im Beſitz von Mitgliedern ehe⸗ maliger Fürſtenhäuſer befindlichen Krondar⸗ lehen dar. Sie ſind demnach, alſo z. B. auch das Lehen Oels, im Sinne dieſes Geſetzes unzweifelhaft Staats eigentum. Abſatz 3 beſtimmt, daß Verträge und Vergleiche, die nach der Staatsumwälzung des Jahres 1918 geſchloſſen ſind, auch dann gültig ſind, wenn ſie der in den§§ 313 und 518 des bürger⸗ lichen Geſetzbuches(gerichtliche und notarielle Beurkundung bei Grundſtücksübertragung und gerichtliche und notarielle Beurkundung des! Verſprechens bei Schenkungen) vorgeſchriebe⸗ nen Form nicht genügen. Dieſe Beſtimmung iſt wichtig für den Spezialfall der Vermö⸗ gensauseinanderſetzung zwiſchen dem Lande Heſſen und dem ehemals großherzoglichen Hauſe, das die bereits erfolgte Auseinander— ſetzung ſpüter wegen dieſer Formfehler an- ... FFbbbbTVTbTTbTbTTTbTVTbTTTTTVTTTTTTTTTTT——T—T— Aus Nah und Fern. Darmſtadt, 15. April. Perſonalicn. Er⸗ nannt wurde der Hilfslehrer Dipl.-Ing. Dr. Ing. Peter Feldmann aus Griesheim zum Stu⸗ dienrat an der Laudesbaugewerbeſchule, der Stu— dienrat am Gymnaſium zu Mainz Karl Neu⸗ lummeter zum Studienrat an der Realſchule i. E. in Vilbel, der Seminarlehrer an der Mäd- cheuſchule in Darmſtadt, Georg Schwinn zum Studienrat am Realgymnaſium zu Darmſtadt, der Lehrer Heinrich Schott in Griesheim bei Darmſtadt zum hauptamtlichen Fortbildungs- ſchullehrer an der Fortbidungsſchule daſelbſt, der Guſtav Pfeiffelmann zu Worms zum Studienaſſeſſor. Der Studienrat am Gymnaſium in Mainz, Dr. Friedr. Wiß⸗ mann wurde auf ſein Nachſuchen in den Ruhe⸗ ſtand verſetzt. Hd. Niederflörsheim, 14. April. Am Sonn⸗ tag, den 25. April wird das nunmehr zur Auf—⸗ ſtellung gelangte Denkmal für die im Weltkrieg Gedächtnisfeier del Das Gedächtnis Gebliebenen in weihevoller rung ſamtlicher Vereme ſtiftet. Hd. Dalsheim, 14. Aſril. Am nächſten Sonn⸗ tag findet in unſerer Gemeinde, die durch das Ableben des ſeitherigen Bürgermeiſters Müller notwendig gewordene Bürgermeiſterwahl ſtatt. Der Wahlkampf, in dem ſich die Herren Knell und Müller um den einträglichen Poſten be⸗ werben, iſt in den letzten Tagen in etwas ſchär⸗ ſeren Formen geführt worden. Der Ausgang iſt ungewiß, doch ſieht man demſelben allenthal⸗ ben mit großer Spannung entgegen. ö Hd. Eich, 15. April Bekanntlich war dem hieſigen Bürgermeiſter Leonhard Menger ge⸗ legentlich ſeiner letzten Wahl zum Bürgermeiſter unſerer Gemeinde in dem Augenblick die eigene Scheune angeſteckt worden, als ihm von ſeinen Wählern unter Vorantritt einer Muſikkapelle eine Ovation dargebracht werden ſollte. Da nach! dem Ergebnis der ſtattgefundenen Unterſuchung! nur Brandſtiftung in Frage kam, wurde am 16. Februar dieſes Jahres der 26 Jahre alte Küfer Wilhelm Jakob Eichert aus Guntersblum, auf gelenkt! den ſich der Verdacht der Täterſchaft hatte von dem Bezirksſchöffengericht in Worms! zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Gegen dieſes Urteil hatte Eichert Berufung einaeleat! 5 Bürgermeiſterei i Ds ſofort beginnende Verkauf Prozent. f macht zurzeit der hieſigen Kirche häuslich niedergelaſſen; in der Gemeinde ge⸗ und wurde verſelve nunmeyr vor der großen Strafkammer in Mainz mangels ausreichender Beweiſe freigeſprochen. 5 1 n der es gelungen, an dem Netten⸗ heimer Dammrutſch eine größere 4 Alzever Erwrbsloſer zu beſchäftigen. Zur Zeit ſind dort dreißig Mann mit den Dammrutſcharbeiten be⸗ ſchäftigt.— Der hieſigen Polizei iſt es gelunge drei junge Burſchen, die in letzter Zeit die von der Eiſenbahnverwaltung als Warnungsſignale; auf den Bahnkörper gelegten Knallkapſeln geſtoh⸗ len hatten, feſtzuſtellen. Sie werden einer exem⸗ plariſchen Strafe entgegengehen, da durch die Knallkapſeln bei etwaigem Befahren des unter⸗ brochenen Geleiſes größeres Unglück verhütet) werden ſoll. a Hd. Aus der Pfalz, 15. Aprkl. Allenthalben ſchreiten die Pfälzer Winzergenoſſenſchaften unn⸗ mehr, nachdem die Weinſteuer nicht mehr erhoben wird, zu einer erfreulichen Herabſetzung der Kleinhandelsweinpreiſe. So wird in St. Ma tin, Dieſesfeld, in Neuſtadt a. d. H. und anderen Orten der Viertelliter 1925er Weißwein zu 20 Pfennigen verkauft. Dieſes Beispiel ſei den Ueb⸗ Hd. Alzey, 14. April. Den Bemühung rigen, die noch nicht zu einer Preisreduktion ſich eee konnten, zur Nachahmung empfoh⸗ en. Ludwigshafen, 15. April. Die achtprozen⸗ tige Anleihe der Stadt Ludwigsha⸗ fen a. Rh. Die ſeit einiger Zeit im Gange be⸗ findlichen Verhandlungen wegen Begebung einer Sprozentigen Anleihe der Stadt Ludwigshafen ſind geſtern vormittag zum Abſchluß gelangt. Ein unter Führung der Rheiniſchen Creditbank ſtehen⸗ de? Conſortium badiſch⸗pfälziſcher Banken, dem aur das Bankhaus J. Dreyfuß u. Co. in Frank⸗ furt a. M. angehört, hat die Anleihe im Betrage von 4 Millionen Reichsmark feſt übernommen. erfolgt zu 94,5 Mannheim, 15. April. Verurteilte Stra⸗ ßenräuber. Das große Schöffengericht hatte ſich geſtern mit einem Straßenraub unter er- ſchwerten Umſtänden zu beſchäftigen. Am 15. Januar wurde der Bäckermeiſter Johann Eiſele nach dem Einkaſſieren von Kundengeldern abends auf dem Heimwege in der Pappelallee in der Nähe des Barackenlagers des Inhalts ſeiner Geldtaſche im Betrage von 84 Mark beraubt. Mit einem Revolver, den ſie vorher aus einer erbrochenen Schäferhütte geſtohlen hatten, ſuch⸗ telten die Räuber Eiſele vor dem Geſicht herum. Das Urteil gegen ſie, den 20 Jahre alten Philipp Kempf von Ludwigshafen und den 20 Jahre al⸗ ten Zigeuner' Karl Steinbach aus Okriften lau⸗ tete auf eineinhalb Jahr Gefängnis und 3 Jahre Ehrverluſt. f Geinsheim, 15. April. Freund Adebar viel von ſich reden. Ein Storch hatte ſich nämlich auf dem weſtlichen Aan ie Kirchenverwaltung aber ließ durch den Schiefer⸗ decker das Neſt entfernen, da ihr die Verunrei⸗ nigung des Platzes vor der Kirche durch den Storch nicht paßte. Der Dachdecker bekam zugleich Auf⸗ trag, eine Drahtklappe anzufertigen, die dem Turm überzogen werden ſoll, um ſo Adebar den Aufent- halt gründlich zu verleiden. Bis aber die Draht⸗ klappe fertiggeſtellt war, hatte der Storch auf dem ihm liebgewordenen Turm ſchon wieder ein zwei⸗ tes Neſt errichtet, das nun der Schieferdecker abermals entfernen Sußte, um dann ſeine Draht— klappe dem Turm aufzuſtülpen. Nun hat ſich Freund Adebar den öſtlichen Frontturm der Kö e zum Neſtbau ausgeſucht, nachdem inzwi⸗ ſchen ſeine Frau Gemahlin aus dem fernen Sü⸗ en eingetroffen war. Aber auch hier ſollte er keine Ruhe finden, denn am Oſtermontag kamen nich! weniger als ſieben Störche an, die nun einen erbitterten Kampf mit dem alten Inhaber um da“ Neſt auf dem Turm führen. Will man die Störche los haben. ſo wird man auch den öſtlichen Tabletten in allen Apotheken u Drogerien Mk. 1.— indernd, erfriſchend Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheim b (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (58. Fortſetzung.) 22 Monika erwachte von einer leiſen Werüh— rung ihrer Schultern. Hardt ſtand vor ihr. „Leider mußte ich Sie wecken. Sie ſchlie— ſen ſo ſchön,“ ſagte er in bedauerlichem Ton. „ Aber ich fahre jetzt ins Sanatorium zurück. In einigen Stunden komme ich wieder. D herantelephoniert; die iſt mit dem Kinde ins letzte Zimmer trans— Gehen Sie jetzt nicht mehr der Anſteckungsgefahr we— Mädchen babe ich bereits portiert worden. zu dem Kleinen, gen.“ „Alles haben während ich ſchlafen habe...“ Sie ohne mich „Den Schlaf völliger Erſchöpfung. Seien Sie ruhig, für Sie bleibt noch genug zu tun übrig. Es wird eine ſchwere Pflege werden. Außer der Diphtheritis haben wir noch eine Rippenfellentzündung und völlige Kraftloſig⸗ keit zu überwinden. Die Kranke hat nicht viel zuzuſetzen. Wo iſt denn der Mann?“ „Der macht eine große Konzerxreiſe. Bei⸗ nahe in allen größeren Städten Deutſchlands ſpielt er. Soll er herkommen?“ „Nein. Helfen kann er doch nichts. Schrei⸗ ben Sie ihm erſt, wenns beſſer geht. Ich hoffe, ich bringe die Kranke durch.“ Traurige Tage folgten. In der kleinen, ſonnigen Wohnung lag die gedämpfte Schat⸗ Die Welt draußen war wie erloſchen. Jeder Faden zu ihr abgeſchnitten, zußerlich und innerlich. Für Monika gab es nichts, außer dem engen, halb⸗ von ſtrengen Medizinen durchtrönkten Frankenluft weißen Geiicht in den Kiſſen, das tenſtimmung ſchwerer Krankheit. verdunkelten Raum mit der ſchweren, und dem täglich ſchmaler und durchſichtlger wurde. gemacht, pflichtvergeſſenes Geſchöpf ge— Schulter an Schulter kämpfte ſie mie dem Doktor um das teuere Leben. Käte lag meiſt teilnahmslos in der Lethargie des Fiebers da. Sie merkte gar nicht, wenn jen ind herein— kam. Ihr em ging kurz und gequält. Das glattgeſtrichene Haar gab ihrem Geſicht etwas ſonderbar Fremdes. Die Krankheit ſchleppte ſich hin, Tage und Tage... Monika wußte kaum mehr Datum und Wochentage. Das tieſe, feierliche Läuten, das von der Gedächtniskirche hereinklang, regelte ihren Tageslauf. Aber trotz des Druckes, der Anaſt und Sorge, fühlte ſie eine neue geſunde Kraft in ſich wachſen, wenn ſie die hilfloſe Kranke be⸗ diente, zur Ruhe brachte und den zarten Kör— per in ihren Armen ſtützte, wenn die ſchreck— lichen Beklemmungsanfälle eintraten. Ihr Leben war jetzt ausgefüllt. Sie war einem Menſchen notwendig, ja unentbehrlich. Der Doktor lobte ihre Pflege. Seine be— ruhigenden Verſicherungen beſtärkten Monikas ſinkenden Mut immer wieder. Wie hätte ſie ohne ihn, mit einem fremden gleichgültigen Arzt dieſe furchtbare Angſt ertragen ſollen? Hugo Anſorge ſchrieb häufig. Die Briefe lagen alle aufgeſtapelt auf einem kleinen Tiſch. Die zu leſen ſollte Kätes Geneſungsfreude ſein. Monika antwortete ihm: aber ſie ſchrieb immer nur kurze Karten, in denen ſie ihm vortäuſchte, Käte habe ſich die Hand verenkt 11 könne deshalb unmöglich ſelber ſchrei— en. Anſorge ſchien aber ihren beruhigenden Verſicherungen nicht ganz zu glauben. Seine Briefe atmeten ſtets lebhafte Unruhe und Sehnſucht, nach Hauſee zu kommen. Endlich konnte Doktor Hardt Käte außer Gefahr erklären. Unſäglich matt, abgezehrt wie ein Skelett, mit übergroßen, dunklen Augen, aber mit glücklichem Lächeln, lag ſie in ihrem Bett. Seit langer Zeit durfte ſie ihr Kind wie⸗ der einmal bei ſich haben. Der Kleine ſaß ju⸗ belnd und lachend auf ihrem Bete und patſcht aufzufüttern, blieb jetzt ihre größte Sorge. Trotzdem die Gefahr vorüber war, kam Dok— tor Hardt noch täglich. Käte hing mit der dankbaren Verehrung einer dem Tode abgerungenen Kranken an ihrem Arzt. „Was er auch getrieben haben mag, er tat gewiß alles zum Beſten ſeiner Kranken,“ behauptete ſie ganz leidenſchaftlich. Monika widerſprach nicht. „Wenn ich nicht ſo froh wäre, daß du meinen leichtſinnigen Herrn Bruder geheira— tet haſt, ſo könnte ich faſt ſagen, du warſt ein Schaf, daß du den Doktor nicht nahmſt, ſon⸗ dern ihm wegliefeſt,“ beteuerte Käte, deren Uebermut allmählich wieder erwachte. Vielleicht haſt du recht,“ gab Monika klelnlaut zu.„Mir ſcheint ſelbſt, ich mache alles im Leben verkehrt, bin ſtets zu ungedul⸗ dig und unüberlegt in meinen Entſchlüſſen.“ Aber davon wollte Käte nichts wiſſen. Für ſie war Monikas letzter Entſchluß, ſofort Hals über Kopf zu ihr zu eilen, jedenfalls ein Segen geweſen. „Jede Krankenpflegerin würde dasſelbe wie ich geleiſtet haben,“ meinte Monika me⸗ lancholiſch. Dem widerſprach Dr. Hardt, als Käte bei ſeinem nächſten Beſuch, Monikas ſelbſt herabſetzende Aeußerung beklagte. Nein, zur Krankenpflegerin gehört nicht nur Pflichttreue, ſondern wirkliche Liebe, Ta⸗ lent, ja Genie,“ behauptete er.„Wiſſen Sie, wer eine vorzügliche Krankenpflegerin gewor⸗ den iſt?“ Er heftete ſeinen Blick feſt und ernſt auf Monikas Geſicht. „Nun, wer denn?“ fragte ſie voller In⸗ te reſſe. Bisher hatte ſie noch nie gewagt, nach ihren alten Bekannten aus dem Sanatorium zu fragen, weil ſie die Erinnerung ga die letzte Szene wachzurufen ſcheute, obgleich ihr viele Fragen auf den Lippen brannten. „Iſt etwa Miß Gordon zur Krankenpfle⸗ gerin avancdert?“ mit ſeinen Händchen in ihr Geſicht. Monika ſtand mit einer Taſſe Beeftea haneben. Käte „Miß Gordon? O nein!“ Hardt lächelte ein wenig.„Bald nach Ihnen verließ die lie⸗ ſen Japan und Rußland ausbrach, als freiwillige Krankenpflegerin mit. Sie hat die Belagerung von Port Arthur, die langen, fürchterlichen Zuſtände dort ausgehalten.“ junge Romanzow— traurigen Geſchichte— war bei Ausbruch des Krieges wieder als gemeiner Soldat in die Armee eingetreten. Während der Belagerung von Port Arthur wurde er ſchwer verwundet ins Kranhenkaus gebracht. Dort hat ihn Frau pfle Baſſilewitſch mit Hingebung zu Tode ge⸗ pflegt. ben.“ nach Rußland empfangen erkennung ausgeſprochen. Das wiederhergeſtellt. 5 benswürdige Engländerin das Sanatorium. Sie lebt in ihrer Heimat und iſt eine leiden⸗ ſchaftliche Kämpferin für das Wahlrecht der Frauen geworden. Wehe uns armen Män⸗ nern, wenn ſie alle ihre Wünſche durchſetzt!“ „Wen meinten Sie denn?“ „Ich ſprach von Frau Baſſilewitſch.“ „Frau von Baſſilewitſch!“ rief Monika in höchſtem Erſtaunen. „Ja. Als vor vier Jahren der Krieg zwi⸗ ging ſie mit Heldenmut Daran zweifle ich nicht. Bravour hätte ich ihr ſtets zugetraut, nur keine Selbſtauf⸗ opferung.“ „Doch, auch die hat ſie bewieſen. Der Sie entſinnen ſich der „Die Aermſte! Was mag ſie gelitten ha- Sie iſt keine haltloſe Unglückliche mehr, ſondern eine großdenkende, zielbewußte Frau geworden. Unglück reift. Und relf ſein iſt alles. antwortete Hardt ernſt.„Ihr Vermögen Monika zuckte zuſammen, aber Hardt fuhr gelaſſen fort:„Ihr Vermögen, das der Gene⸗ ral Baſſilewitſch mir übergab, zahlte ich ihr aus, als ſie ſich entſchloß, mit dem Transport Aerzte und Schweſtern nach dem Kriegsſchau⸗ platz zu reiſen. Mit Hilfe des Geldes konnte ſie den Unglücklichen und ſich ſelbſt viele Er⸗ leichterungen verſchaffen. Die Kaiſerin hat ſie bei ihrer Rückkehr und ihr ihre An⸗ hat ihren Ruf (Fortſetzung folgt.) Aus der Dißzeſe Mainz. Horn, hre 1892 die katholiſchen Lehrer zur Ab⸗ i en jonſnigen fur den Storchenneſt⸗ 1 tkappe aufziehen müſſen, wa 1 ſeh 0 vohnzen und originellen Eindruck 1 15. April. Fl bst 0. April. Flugzeugabſturz. f e raggeſithes Flugzeug ſtürzte in der Nähe s Dorfes mit brennendem Motor ab. Von n beiden Inſaſſen war der eine total verkohlt, andere ſtarb auf dem Transport ins Laza⸗ Mosbac, 15. April. Freiſpruch Berg⸗ olls. Der Amerikaner Bergdoll, der während 2s Weltkrieges die Erfüllung der Militärdienſt⸗ ö flicht in Amerika verweigert hatte und nach geutſchland geflohen war und deſſen Name vor nigen Jahren viel genannt wurde, weil amert⸗ zniſche Detektivs ihn auf deutſchem Boden feſt⸗ nehmen verſuchten, ſtand geſtern vor dem hie⸗ n Schöffengericht unter der Anklage eines Attlichkeitsvergehens. Bergdoll hatte ſich Ende 922 mit einem noch nicht vierzehnjährigen Mäd⸗ in Heidelberg verlobt, das Verlöbnis r im folgenden Jahre gelöſt. Das Mädchen ſchuldigte ihn, unzüchtige Handlungen an ihm orgenommen zu haben. Da ſie ſich in der geſt⸗ gen Verhandlung in Widerſprüche ver⸗ bickelte und da auch die Ausſagen zweier weite⸗ er Belaſtungszeugen dem Gericht bedenklich er⸗ chienen, aniſchen Detektiv ausgegangen. München, 15. April. [bſtinentenverſammlung. Einer Ver⸗ aͤmmlung des Arbeiter⸗Abſtinentenbundes im zewerkſchaftshaus, in der zwei Referate über die edeutung der Alkoholfrage für die Arbeiter ge— alten werden ſollten, wurde von den zahlreich ſchienenen Brauarbeitern geſprengt. Es m vor Eintritt in die Tagesordnung zu anhal⸗ nder Unruhe, ſo daß der Vorſitzende die Ver⸗ ſammlung ſchließen mußte. Redner der zurück⸗ bleibenden Brauarbeiter wandten ſich gegen die Abſtinenzbewegung und forderten die Sozialde⸗ ie Partei zu deren Ablehnung auf. Kirchliches. farrer Staubach in Vilbel(Oberheſſen) zum ſarrer in Dorn⸗Aſſenheim, der Rektor des Kna— genkonviktes ilbel Am heutigen Tag vollendet der weithin ber die Kreiſe ſeiner Berufskollegen und ie Grenzen Heſſens hinaus bekannte Rektor oſef Schorn in Mainz ſein 70. Lebens⸗ ahr. Wir ſind ſtolz darauf, auf ihn als einen ohn unſeres Kreiſes hinweiſen zu können, at er doch in Abenheim in urkatholiſcher mwelt den Geiſt in ſich aufgenommen, der hn befähigt, ein ſo wackerer Kämpfer für ie katholiſche Sache zu werden. Im Jahre 875 wurde er auf ſeine erſte und einzige telle nach Mainz als Lehrer geſchickt. Seine anze berufliche Tätigkeit galt der Mainzei ugend. Hier wirkte er als Lehrer und Rek⸗ or bald 50 Jahre lang. Nicht die Meinungen es Tages, die oft alljährlich immer wieder ue, als unfehlbar angeprieſene Wege der ſchularbeit brachten, leiteten ihn, er ſtellte im den Mittelpunkt ſeines Wirkens die ewi⸗ n Ziele und die ſittliche Hebung der Ju⸗ nd. Wenn er auch in der Schultätigkeit ine hauptſächlichſte und liebſte Arbeit ſah, beſchränkte er ſich doch nicht darauf. Er, der eborene Redner, der ſcharfſinnige Denker, der effromme Mann mit dem goldenen Herzen, er unermüdliche Arbeiter widmete ſeine anze Kraft ſeinen Berufskollegen und dem olke. Als am Ende des Kulturkampfes in t Reihen des heſſiſchen Landeslehrerver⸗ 8, der damals alle Lehrer umfaßte, immer itigere Angriffe auf die katholiſche Kirche gten, als der„Schulbote für Heſſen“ immer gehäſſigerer Form gegen alles Ka⸗ liſche zum Angriff überging und ſogar ikel übernahm, deren Abruck kulturkämpfe⸗ ſche politiſche Tageszeitungen wegen ihres meinen Tones abgelehnt hatten, als man n von„katholiſcher Beſchränktheit“ redete, ins Land hinausrief, daß„bekannter ziſe der geſcheiteſte katholiſche Lehrer da an⸗ unge, wo der dummſte evangeliſche aufhöre“, man von der katholſchen Kirche als einer nrichtung ſprach, in der man nur zu glau⸗ u, aber nicht zu denken brauche“, da war es der beim Katholikentag in Mainz im ehr aufrief und den Katholiſchen Lehrer⸗ kein für Heſſen gründete, eine Tat, die ihm, e er wußte, jedes Vorwärtskommen im ut unmöglich machte. Seiner unermüdlichen beit iſt es zu danken, daß der anfänglich ine Verein immer mehr erſtarkte, ſo daß er üte den allergrößten Teil der katholiſchen hrerſchaft umfaßt und eine achtunggebie⸗ Ide Stellung einnimmt. Die Liebe zur Kirche d zum Volke war auch der Grund, daß er Schorn ſein Wiſſen und ſeine Redner⸗ be allen möglichen katholiſchen Vereinen zur rfügung ſtellte, und die katholiſchen Män⸗ und Arbeitervereine ſahen ihn oft in en Verſammlungen als Redner. Daß 5 Rin auch im politiſchen Leben für die ka⸗ iſche Sache eintrat, war nicht anders zu Parten. Nach dem Heldentode des Rechts⸗ Palts Dr. Boxheimer entſandte ihn der 1 Lampertheim in den Landtag, dem gehörte. Hier konnte er beſonders in Kul⸗ dc aber auch als Mitglied des Finanz⸗ chuſſes ſegens reich wirken. Daß einem ſol⸗ wanne im alten Staate ein Vorwärts⸗ ert möglich war, iſt nicht verwunder⸗ rſt die Gegenwart hat gut zu machen 110 was in der Vergangenheit an ihm wist wurde. Endlich war er würdla. wurde Bergdoll freigeſprochen. ie Anzeige gegen Bergdoll war von einem ame⸗ i Sprengung einer Es wurden ernannt: in Mainz zum Pfarrverwalter in und Redakteur Dr. Friedrich Winkler Köln zum Rektor des Knabenkonvikts in Mainz. nach der Revolution noch einige Jahre Die Reichsgeſundheitswoche. Von Dr. Spaether(Duisburg.) 5* Reichsgeſundheitswoche ſtatt. Die Anſichten über die Bedeutung der Veranſtaltung gehen weit ausein⸗ ander und darum wird es unſere Leſer ſicherlich intereſſieren, aus berufener Feder über die Be⸗ deutung der Veranſtaltung unter⸗ richtet zu werden. Der durch ſeine publiziſtiſchen Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialhygiene bekannte Duisburger Arzt, Dr. Spae⸗ ther, hat uns einige Aufſätze über die Reichsgeſundheitswoche zugeſichert, die in zwangloſer Folge erſcheinen werden. Mit dem einleitenden Artikel beginnen wir heute. ö Die Schriftleitung. Die Reichsgeſundheitswoche, die eine großzüügige Aufklärung des Volkes über hy⸗ gieniſche Fragen während einer Woche des April bedeutet, kann ein Dienſt am Volke ſein. Viele— auch in Aerztekreiſen — ſtehen ihr ſkeptiſch gegenüber. Andere ſchreiben ihr eine überſchwengliche Bedeutung zu. Es wird gut ſein, Wert und Bedeutung einer ſolchen Volksaufklärung in hygieniſchen Fragen kurz zu beleuchten. Ich muß geſtehen, es fällt einem Arzt, der die wirtſchaftliche, ſeeliſch⸗körperliche Notlage breiter Proleta⸗ riermaſſen, insbeſondere auch die Wohnungs⸗ not ſieht, ſehr ſchwer, an die hygieniſche Volksbelehrung mit einigem Optimimus her⸗ anzutreten, da vielfach jede Vorausſetzung, ſie in die Wirklichkeit umzuſetzen, in den ärme⸗ ren Schichten fehlt. Als ſolche Vorausſetzung ür eine weſentliche Beſſerung der Volks⸗ ygiene durch Aufklärung ſehe ich insbeſon⸗ dere zwei an: die Löſung der Wohnungs⸗ frage und des Arbeitsloſenproblems. Solange Hunderttauſende kein menſchenwürdiges Dach auf dem Kopfe haben, ſolange noch mehr als eine Million Erwerbsloſe(Mitte Januar 26 134 Million in Deutſchland) um Brot und Arbeit ringen, wird es außerordentlich ſchwer ſein, gerade dorthin hygieniſche Belehrungen zu tragen, wo es am notwendigſten iſt. Und doch darf man die Beſtrebungen der Reichs⸗ geſundheitswoche mit gutem Grunde und Ausſicht auf einen entſprechend einzuſchätzen⸗ den Erfolg unterſtützen. Was auf religiöſem Gebiete eine Miſſionswoche iſt, das kann die Geſundheitswoche auf hygieniſchem ſein. Es iſt nach dem Kriege die frühere ſegens⸗ reiche Arbeit des Deutſchen Vereins für Volkshygiene durch manche offizielle und pri⸗ vate Inſtanz fortgeſetzt worden. Berufene und Unberufene haben in den Vereinen und i. öffentlichen Verſammlungen hygieniſche Vor⸗ träge gehalten. In Schulen und Volkshoch⸗ ſchulen wurde über manche hygieniſche Frage unterrichtet. Zeitinngen und Zeitſchriften wurde immer wieder Lehr- und Aufklärungs⸗ material zugeſandt. Merkblätter wurden von amtlichen und nichtamtlichen Stellen verteilt. Fürſorgeſtellen arbeiten fortgeſetzt im ſelben Sinne. Film und Rundfunk kommen hinzu. Kurz, es geſchah und geſchieht ſchon vieles auf dieſem Gebiete. Aber es war zerſplittert, unzuſammenhängend, in der Wirkung nicht nachhaltig. Eine ſolche hygieniſche Miſſions⸗ woche faßt manches zuſammen und wird ins— beſondere dann Segen ſtiften, wenn ſie ſich auf die Kardinalfrage der Geſundheitspflege beſchränkt und namentlich bei Eltern und Er⸗ ziehern nicht nur hygieniſche Einſicht weckt, ſondern auch den Willen, ſie in die Praris des Lebens umzuſetzen. Gerade diejenigen, Vom 18.—25. April findet die 0 grertor zu werden, und verſah wahrend ſeiner isweiſung das Amt eines Kreisſchulrgtes iy Heppenheim a. d. B. 5 Die Kirche hat ihren treuen S Kir ihre n Sohn und wackeren Kämpfer für ihre Rechte wiederholf geehrt, ſelbſt Seine Heiligkeit der Papſt, in⸗ dert er ihm die ſeltene und hohe Auszeichnung eines Ritters des Gregoriusordens verlieh. Möge es ihm vergönnt ſein, noch recht viele Jahre geſund im Kreiſe ſeiner Familie zu weilen und als Ehrenvorſitzender des Bee Lehrervereins ſeinen Freunden erater und Vater zu ſein! ö ö 5 7 Die Kriſe im engliſchen Bergbau. London, 15. April. Die engliſche Berg⸗ baukriſe hat ſich neuerdings verſchärft. In der geſtrigen Sitzung des Bergarbeitervorſtandes und des Induſtrieausſchuſſes des Gewerk⸗ ſchaftskongreſſes wurde eine Entſchließung gefaßt, in der es heißt: Der Induſtrieaus⸗ ſchuß proteſtiert gegen den Verſuch der Gru⸗ benbeſitzer, nationale Verhandlungen über ein Geſamtabkommen für den Bergbau preis⸗ zu geben und den Verſuch zu unternehmen, 1 in den einzelnen Bezirken Verhandlungen mit den Arbeitern einzuleiten. Das Verfahren widerſpreche dem Geiſte eines verſöhnlichen Ausgleichs und ſei geeignet, 5 j die Ausſichten r eine freundſchaftliche Regelung ungünſtig zu beeinfluſſen. Der Gewerkſchaftskongreß iederholt ſeine Zuſage an die Bergarbeiter, ihnen ſeine vollſte Unterſtützung angedeihen zu laſſen. für die Gewerkſchaften Bergarbeiter die Führung der Verhandlun⸗ gen übernommen und wurde geſtern von Baldwin empfangen, miniſter Steel Maitland Vertreter der Gru⸗ benbeſiser empfing. die erklärten. daß ſie am Der Induſtrieausſchuß hat ſowohl als auch für die während der Arbeits die in der Mitte eines kleineren, oder größel ren Menſchenkreiſes ſtehen, müſſen bei ſolch einer Gelegenheit einmal tief innerlich gepack werden von der Bedeutung der Geſundheit und der Bedeutung der Vorbeugung von Krankheiten und Störungen für das Glü des Volkes. Es iſt gewöhnlich ſo, daß wa vielfach gewiſſe Kenntniſſe in der Hygiene be ſitzt, daß man aber von deren Wert für ſich und andere innerlich nicht tief genug durch⸗ drungen iſt. Erſt dann, wenn man ſelbſt oder eine geliebte Perſon die Geſundheit verloren hat, erſt dann ſieht man die Bedeutung der Geſundheit für Leben und Glück der Menſchen ein. Aus dieſem Geſichtspunkte heraus ſollte man ſo manchen einflußreichen Menſchen eine Krankheit wünſchen, die ſie glücklich über⸗ ſtehen. Gerade wer von ſchwerer Krantheit geneſen iſt, fühlt in ſich mehr denn je das Bewußtſein aufſteigen, wie groß und not⸗ wendig die Pflicht iſt, an der Geſundheit ſei⸗ ner Mitmenſchen mitzuarbeiten. Einſicht tuts nicht allein, auch der Wille zur hygien. Arbeit, die eine karitative Arbeit im beſten Sinne des Wortes iſt, muß hinzukommen. Nicht immer wird ein Erfolg die Mühe lohnen. Vererbung, Lebensgewohnheiten und Umgebung ſind oft ſtärker als die beſte Arbeit. Es iſt erzieheriſche Arbeit, und oft ſieht man den Erfolg nicht ſofort. So manches Wort von einem rte Menſchen zur Jugend geſprochen, tut oft erſt ſeine Wirkung in ſpäteren Jahren. Auch das Wort kann ſo ein Dienſt am Volle ſein. Was zum Glücke des Menſchen gehört, darüber hat man ſich ſeit den älteſten Zeiten geſtritten. Sind die nötigen Grundlagen ge⸗ ſchaffen, wenigſtens das Exiſtenzminimum, das tägliche Brot, das menſchenwürdige Dach, dann gehört zum Glück des Menſchen ſicherlich eins: die den Kräften entſprechende Arbeit. Ein inneres Muß, der Erhaltungs⸗ und Glückstrieb, treibt den normalen Menſchen zur Arbeit. So hat er ein Recht auf Arbeit. Hunderttauſende Menſchen möchten arbeiten und können es nicht, weil die Wirtſchaft dar⸗ niederliegt. Es ſcheint nunmehr wirklich die Hoffnung nicht unbegründet zu ſein, daß die⸗ ſer Faktor, die wirtſchaftliche Lage, ſich beſſert. Tauſende von Menſchen aber möchten arbei⸗ ten und können es nicht, weil ſie nicht geſund, ſind, weil die Kräfte zur Arbeit fehlen. Ge⸗ hör“ zum Glück des Menſchen die Arbeit, dann gehört zum Glück des Menſchen ganz ſicher, die Geſundheit.„Wie helfen wir uns?“ fragt der Oberbürgermeiſter Guſtav Böß bon Ber⸗ lin in einem leſenswerten Büchlein. Politit und Wirtſchaft gehen ſicherlich voran. Hebt ſich die Wirtſchaft und ſchwindet damit auch die Arbeitsloſigkeit, dann wird auch die finanzielle Grundlage für öffentliche, karita⸗ tive und hygieniſche Fürſorge werden können. Dann wird vielleicht auch in abſehbarer Zeit das Kardinalproblem der Volkshygiene, das Wohnungsproblem gelöſt werden. Nicht an letzter Stelle aber ſteht die Selbſthilfe, das Arbeiten an der Geſundheit von Jugend an. Man erwarte nicht alles von öffentlicher Fürſorge, von oben herab. Di perſönliche Hygiene, die Sorge für die Kräf⸗ tigung der Geſundheit baut in erſter Linie auf auf der Einſicht, dem Wiſſen und dem Wollen des Einzelnen. Hier vor allem ſetzt die Volksbelehrung an, das geſchriebene und geſprochene Wort, das Bild und der Film, Ausſtellung und Muſeum. Es wirkt nicht 1 das öffentliche Wort, mehr noch gilt das Wort und Wirken von Menſch zu Menſch. In dieſem Sinne an uns ſelbſt und in dem Kreiſe zu arbeiten, in den wir geſtellt ſind, dazu will. die Reichsgeſundheitswoche beitragen. morgigen Freitag aus arbeitsrechtlichen Gründen mit 14tägiger Wirkung das bis⸗ herige Lohnabkommen zum 30. April kündi⸗ gen müßten. Ueber die Lohnregelung ſeien ſie weiter bereit, zu verhandeln. Schließlich mach⸗ ten ſie das Zugeſtändnis, daß ſie bereit ſeien, die Grundſätze, die für die Feſtſetzung der Minimallöhne in den einzelnen Bezirken maß⸗ gebend ſein ſollten, in den Entwurf eines nationalen Abkommens zuſammenzufaſſen. Heute wird Baldwin eine Unterredung mit den Vertretern der Grubenbeſitzer und der Bergarbeiter haben. Die Grubenbeſitzer von Südwales haben bereits geſtern das Lohn— abkommen gekündigt. Gerade dadurch iſt die Lage ſehr verſchärft worden und ein Streik erſcheint möglich. —— Die ruſſiſche Wirtſchaftsnot. w. Moskau, 16. April. Bucharin ſoll im Moskauer Arbeiterklub erklärt haben. daß Ruß land vor dem wirtſchaftlichen Banke⸗ rott ſtehe, wenn die Bauernbevölkerung nicht ſofort helfend eingreife, um die Lage zu retten. Maßnahmen zur Linderung der ruſſiſchen Wirtſchaftsnot. Moskau, 15. April. In der von der Sow⸗ jetpreſſe veröffentlichten Reſolution des Ple⸗ nums des Zentralausſchuſſes über die Wirt⸗ . chaftlage wird als Hauptgrund für die. kritiſche Lage der ruſſiſchen Landwirtſchaft n. Induſtrie der ſcharße Gegenſatz zwiſchen die⸗ ſen beiden Wirtſchatszweigen angeführt. Die Reſolution betone vor allem Einführung von Sparſamkeitsmaßnahmen. Die landwirtſchaft⸗ lichen Stenern müßten reformiert, politiſch u. wirtſchafttich nutzbar gemacht werden, die Bauernſchaft von der Beſteuerung befreit und die Steuern der Wohlhabenden verſtärkt wer⸗ den. Der Geldumlauf müſſe, wie aus beſon⸗ deren Ausführungen Rykows zu entneh⸗ La men iſt, vermindert werden, um das Miß verhältnis zwiſchen Geld und Warenmenge zu beſeitigen. Der Notenumlauf habe um 3—4 Prozent verringert. Die Staatsban müſſe durch Kreditgewährung auf dem freie Markt den Privathandel regulieren. ſich nach dem letzten Bericht der e Durch die Tätigkeit der ſchwarzen Börſe habe der Erhöhung der Paßgebühren durch Handelsfirmen ßen Warenmangels Tſchernonetz wieder gelitten und durch die N habe die Aus⸗ gabe von Auslandspäſſen faſt ganz eingeſtellt werden müſſen. Die Handels vertretungen im Auslande ſollten in nächſter Zeit aufgelöſt u. erſetzt werden, um die : Infolge des übergro⸗ ſei mit großen Beſtellun⸗ Ausfuhr zu erhöhen. gen auf Konſumwaren im Auslande zu rech⸗ nen. Grundlegende Aenderungen in der ruſ⸗ ſiſchen Außenhandelspolitik Wirtſchaftspolitik ſeien zu erwarten gender Nachfrage am Getreide- aufgebeſſert meinde demnächſt ver! aſſen, um die wie auch Waren und Märkte. Manheimer Produktenbörſe. Maunheim, 15. April. Bei weiter befriedi⸗ n und Mehlmarkt iſ die Stimmung an der heutigen Börſe dur aus gut behauptet. Man verlangte für die 100 Kilogramm bahnlrei Mannheim: Weizen inl. 29 915 20,50, ausl. 20-33; Roggen inl. 21—21,25; Braugerſte 22—25; Futtergerſte 16,75—17,50; Hafer inl. 20.50— 21,50, ausl. 19,50— 23,75; Mais 125 2725 Mrotmehk 268 f. Spezial Null, 242,25; Brotme 6,50—31; Roggenmehl 29,5 his 30,50; Kleie 10,25—10,50. 199 15 0 Mannheimer Kleinviehmarkt. Mannheim, 15. April. Zum heutigen Vieh markt waren zugetrieben: 43 Kälber, 10 Schafe und 118 Schweine. Notiert wurde der Zentner Lebendgewicht: Kälber 60—80, Schweine 7276, Schafe nicht notiert. Ferkelmarkt ausgefallen. Marktverlauf: mit Kälbern und S weinen i ausverkauft. ch ruhig, der Jean Paul über die Frauen. Frauen zeigen mehr Geſchmack, wenn ſie an⸗ dere, als wenn ſie ſich anzukleiden haben, aber eben weil es ihnen mit ihrem Körper geht wie mit ihrem Herzen: in fremden leſen ſie beſſer als im eigenen. 2 Je weiblicher eine Frau iſt, 1.8 eine deſto uneigen⸗ nütziger und menſchenfreundlicher * iſt ſie. Die Weiber und ſanfte Leute ſind nur zaghaft in eigenen Gefahren und herzhaft in fremden, wenn ſie retten ſollen. * Frau gehorcht vielleicht auch einmal, um befehlen zu können. * Die zehnmal Nie iſt die weibliche 9 Stimme ſchöner als im Tröſten. Lokale Nachrichten. e Biernheim, 19. April. Herr Kaplan Ott wird unſere Ge⸗ Pfarrei Elch in Rhelnheſſen zu üdernehmen. Herrn Kaplan Ott, den die ganze Gemeinde nur mit Wehmut im Herzen ſcheiden ſteht, unſere innigſten Glück⸗ wünſche! Der geſtrige Sonntag ſtand ſo recht im Zeichen des April. Er vereinte alle Launen dieſes wetterwendtſchen Monats in fich. Regen, Son⸗ nenſcheln, Wind, kurzum alle möglichen Phaſen wurden uns beſcheert, worunter naturgemäß der geſamte„Sonntags⸗Betrieb“ außererdentlich litt. Untentwegte, ſo der Odenwald⸗Verein u. a., ließen ſich durch die Witterungsunbilde nicht be⸗ einfluſſen. Sie zogen dem pausbäckigen Knaben Frühling entgegen und konnten ihre verſchieden⸗ artigſten Wanderungen glücklich unter Dach und Fach bringen. Die des öfteren erwarteten„April⸗ Putzer“ blieben aus und ſo ſah man abends die„Klubiſten“ und die Einzel⸗Ausflügler freudig geſtimmt und teilweiſe mit dem erſten Waldes⸗ grün am Hut den helmiſchen Penaten zuſtreben. — In der Kirche fanden neben den gewohnten Gottesdienſten, zu welchen wie immer die Glaͤn⸗ bigen in großer Zahl geeilt waren, die Auf⸗ nahme der ſchulentlaſſenen Jünglinge in die Chriſtenlehre und die damit verbundene alljähr⸗ liche Neuanweiſung der Plätze, ferner eine Ver⸗ ſammlung des chriſtlichen Müttervereins, ſtatt. Am Nachmittag fanden ſich die Mitglieder des Kath. Arbeiter- Vereins zur Monats-Verſammlung im neuen„Kath. Vereinsſaal“ im„Frelſchütz“ zuſammen. Wir kommen hierauf in den nächſten Tagen nochmals näher zurück.— Für dteje⸗ nigen, die am Abend etwas Zerſtreuung ſuchten ſorgten die Lichtſplelhäuſer. 1 1 1 Filme voller Sen ⸗ ſationen vermochten dle Zuſchauer in ihten Bann zu ſchlagen. Ein jeder wird von dem Gebote⸗ nen befriedigt nach Hauſe gewandert ſein. „Rückgang der Arbeitsloſigueit. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der zwei ten Hälfte des Monat März zeigt eine weitere mäßige Beſſerung. Die Zahl der Hauptunter; ſtützungsempſänger iſt um weitere 75000 zurück gegangen. Insgeſamt hat ſich die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger des Reiches im März von 2,056,000 auf 1.942000 vermindert, alſo in einem Monat um 114,000. Weiter ſol Ein 14 jähriger Goliath. In der Schule zu Leherheide kam in een Jahre ein lunger Rieſe zur Eutlaſſung, der wohl als größ⸗ ter Volksſchüler Deutſchlands bezeſchnet werden kaun. Dieſer junge Gollath mißt 1,79 Meter.