biernheimer Anzeiger baun Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt Erſcheinttäglich wit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Reichs banner Schwarz ⸗Rot⸗ Gold! — Optsgruppe Viernheim. Bauern⸗Verein W'heim. Die Mitglieder des Bauernvereins, die Tabaksdünger edel haben, werden gebeten, 2, den 10. pri 4b 1 Uhr nitels Borfitzenden des Vereins, Herrn Lorenz Roos, rnheim, gegen Barzahlung abzuholen. rei: für ſchwefelſaures Kali pro Zentner 8.75 Harnſtoff„„ 27.— Bauernverein Viernheim. Bauernverein. Morgen Dienstag früh von 7 Uhr ab werden Jonddgutcha daaltanofl g (Gelbe Induſtrie) werden von Dienstag früh 7 Uhr ab am Staats bahnhef ausgegeben pro Ztr. 4 Mark. Heinrich Faltermann f Kartoffelhandlung Molkteſtraße 15 Todes⸗Anzeige. Geſtern vorm. um 9 Uhr verſchled nach langer ſchwerer Krankhett meine liebe Frau, unſere unvergeßliche Mutter 0 Schweſter, Schwägerin u. Tante, Frau [Anna Mandel 11 Elaladung!! Zu einem am Samstag, den 24. April l. 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Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis zu 90 Mark beſtraft, ſofern nicht nach den Beſtimmungen des Reichsſtrafgeſetzbuches und des heſſiſchen Forſtſtrafgeſetzes höhere Strafen verwirkt ſind. Dieſe Anordnung tritt mit dem Tag ihrer Bekanntmachung in Kraft. Ihre Uebertretung hat außerdem eine zivilrechtliche Haftpflicht den Geſchädigten gegenüber zur Folge. Heppenheim, den 14. April 1926. Heſſ. Kreisamt Heppenheim. gez. Pfeiffer. § 368 des Reichsſtrafgeſetzbuches. Mit Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft: Ziffer 6: Wer an gefährlichen Stellen in Wäldern oder Heiden, oder in gefährlicher Nähe von Gebäuden oder feuerfangenden Sachen Feuer anzündet. Art. 36 d 5 * es Heſſ J kftrafgeſetzes von Mit Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen wird beſtraft: 1) Wer mit unverwahrtem Feuer oder Licht einen Wald betritt oder ſich demſelben in gefahrbringender Weiſe nähert; 2) wer im Walde brennende oder glimmende Gegenſtände fallen läßt, fortwirft oder un⸗ vorſichtig handhabt, 3) wer— in anderen als nach 8 368 Nr. 6 des Strafgeſetzbuches ſtrafbaren Fällen— im Walde oder gefährlicher Nähe desſelben im Freien ohne Erlaubnis der Forſtpollzei⸗ behörde Feuer anzündet, falls ihm die Er⸗ laubnis erteilt iſt, das Feuer gehörig zu beauffichtigen oder auszulöſchen unterläßt oder den bei Erteilung der Erlaubnis ihren vor⸗ n Bedingungen zuwiderhandelt; 4) Wer Waldflächen oder Grundſtücke, welche an Waldungen angrenzen, ohne Erlaubnis der Forſtpoltzeibehörde abbrennt, oder den hierauf bezüglichen Anordnungen der Forſt⸗ polizeibehörde zuwiderhandelt 5) wer bei einem Waldbrande der Aufforderung des zuſtändigen Forſtbeamten oder Orts⸗ polizeibeamten zur Hilfeleiſtung nicht nach⸗ kommt, obſchon er derſelben ohne erheblichen eigenen Nachteil Folge zu leiſten vermag. verbunden mit Geſang, Vortrag und Theater laden wir ſämtliche Mitglieder, insbeſondere alle republikaniſchen Frauen und Männer herzlichſt ein. 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In der Preſſe iſt in der letzten Zeit wieder das Gerücht aufge⸗ taucht, die deutſch⸗franzöſiſchen Luftfahrtver⸗ handlungen würden auf der Baſis eines Ab⸗ kommens verändert werden, in dem den franzöſiſchen Flugzeugen von deutſcher Seite das Ueberfliegen deutſchen Gebietes geſtattet würde und zwar für die franzöſiſche Gegen⸗ leiſtung der Erlaubnis des Ueberfliegens des beſetzten Gebietes durch deutſche Flugzeuge. Demgegenüber wird von zuſtändiger Stelle mit aller Entſchiedenheit erklärt, daß ein Abſchluß der Verhandlungen auf dieſer Baſis auf leinen Fall in Frage kommen kann. Es iſt ganz ausgeſchloſſen, daß die deutſche Regierung für die Erfüllung eines Rechts⸗ anſpruches auf Ueberfliegen des beſetzten Ge⸗ bietes durch deutſche Flugzeuge den Franzo⸗ ſen gegenüber auf den einzigen Trumpf, den Deutſchland bisher in den Verhandlungen in Händen hatte, nämlich die Frage des Ueber⸗ fliegens deutſchen Gebietes durch franzöſiſche Flugzeuge verzichtet. Die deutſche Regierung iſt allerdings bereit, den franzöſiſchen Flug⸗ zeugen das Ueberfliegen deutſchen Gebietes zu geſtatten, jedoch nur für die Gegenleiſtung, daß auch den deutſchen Flugzeugen das Ueberfliegen franzöſiſchen, und nicht, wie es in den verſchiedenen Meldungen heißt, beſetz⸗ ten, alſo deutſchen Gebietes geſtattet wird. Die Reform des deutſchen Polizeiſyſtems.— Um die Beſeitigung der deutſchen Luftfahrt⸗ beſchränkungen. w. Londun, 17. April. Wie der diploma⸗ tiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph“ mitteiſt, beſaßt ſich die Botſchafterkonferenz augenblicklich mit der Reform des deutſchen Polizeiſyſtems. Von deutſcher Seite iſt an⸗ ſcheinend ein Plan für die allmähliche Ent⸗ militariſierung der grünen Sicherheitspolizei und dern Erſetzung durch die blaue Polizei, abgeſehen von großen Städten, ausgearbeitet worden. Das Programm ſei noch nicht end⸗ gültig fixiert. Mean erwarte, daß ſich die Konferenz bald mit der Beſeitigung der Luftfahrtbeſchrüänkungen befaſſe. Vor einer Woche, als man bereits geglaubt habe, vor einem Abkommen zwiſchen zen deutſchen und alliierten Sachverſtändigen zu ſtehen, ſei in 11. Stunde eine Stockung erfolgt. Die alliierten Militärſachverſtändigen 9 hätten eine andere Auffaſſung als die alliier⸗ ten Zivilſachverſtändigen vertreten, meint hätten, die ge⸗ 0„ daß bei der Entwicklung der Luftfahrt wirkliche Kontrollen nicht durchge⸗ führt werden könnten. Die Militärſachverſtän⸗ digen ſeien dagegen, daß Deutſchland Poſt⸗ Nicht geregelt ſei auch die 8 Zahl der Reichswehroffiziere, privater Eigenſchaft in ihren Muſe⸗ ſtunden der Fliegerei widmen dürfen. Frage über die Der Reichskanzler in 22 Die Beſprechungen mit der bayeriſchen Staatsregierung. in München, 18. April. Gelegentlich des Be— ö Ne des Reichskanzlers Dr. Luther und der 1 Müh miniſter Dr. Külz und Dr. Reinhold in n wurden geſtern in einer mehrſtün⸗ 115 Ausſprache mit der bayeriſchen Staats⸗ 4 5 wichtige politiſche Tagesfragen er⸗ 1 Dabei wurden auch, wie amtlich mit⸗ 7105 wird, die Probleme, die ſich aus dem 1 echtlichen Verhältnis zwiſchen dem 5 und den Einzelſtgaten ergeben, vor 0 hend be der grundſätzlichen Seite hin ein⸗ Einzelfr eſprochen. Die Erörterung praktiſcher ö age wird ſich anſchlie ßen. Die erſten Folgen der Reden Muſſo⸗ linis in Tripolis machen ſich bereits be— merkbar. Es iſt ſeinerzeit darauf hingewieſen worden, daß dieſe Reden eine Herausfor⸗ derung für die anderen Mittel⸗ meermächte bedeuten, und daß ſie auf die Dauer eine Gefahr bilden für den Frieden Europas. Nunmehr zeigt ſich das erſte Echo dieſer Reden. Für das Etatsjahr 1926 wer⸗ den von dem franz. Marineminiſter Kredite von 1400 Mill. Franken gefordert. In dem franzöſiſchen Senat wurde bei der Ausſprache des Marinebudgets darauf hingewieſen, daß Frankreich als Mittelmeermacht zur Aufrecht— erhaltung ſeiner Verbindungen mit Nord afrika ein freies Mittelmeer brauche, und zum mindeſten eine gleich ſtarke Flotte wie Italien haben müſſe. Hieraus ſieht man am beſten, daß ſich Frankreich durch Italien mehr denn je be— droht fühlt. Bezüglich der Verſtärkung der franzöſiſchen Seeſtreitkräfte herrſcht im Se— nat weitgehende Uebereinſtimmung. Wenn man nun noch hinzunimmt, daß in der Kam— mer vom Kriegsminiſterium ein Geſetzentwurf eingegangen iſt, Kredite in Höhe von nahezu 40 Millionen Franken allein für eine Reſerve⸗ übung im Juli 1926 zu fordern, ſo ſieht man deutlich, daß ſtatt der vielverkündeten Abrüſtung in Wirklichkeit rings um Deutſch⸗ land herum mehr gerüſtet wird. Wir haben wiederholt ſchon darauf hingewieſen, daß durch die franzöſiſchen Kredite Polen und die Tſchechoſlowakei in Waffeet ſtarren, Italien rüſtet mehr denn je, und nun folgt wiederum Frankreich mit neuen enormen Opfern mit neuen Rüſtungen. 72 neue Schiffseinheiten ſind im Bau begriffen und 32 neue Einheiten werden in den Dienſt eingeſtellt. Das zeigt am beſten ein großes Schiffsbauprogramm, das den Abrüſtungsvorſchlägen in Waſhington direkt Hohn ſpricht. Man ſpricht vom Geiſt von Locarno, von der Befriedung Europas, man redet in theoreti⸗ ſchem Pazifismus, in Wirklichkeit kommt alles in der Praxis auf das eine hinaus, das iſt das große Mißtrauen gegeneinander, das in einem großen Wettrüſten ausläuft. Vergleichen wit dazu den Friedensvertrag, der zunächſt die Abrüſtung Deutſchlands forderte, um dann auch die Abrüſtung des übrigen Europa in Ausſicht zu ſtellen, ſo ſehen wir immer wieder wie ſich Theorie und Praxis ſcharf von ein⸗ ander unterſcheiden, und wir erkennen deut⸗ lich, daß das ganze nur darauf hinausläuft, Deutſchland ohnmächtig, ſich aber möglichſt ſtark zu machen. Cc * Diensiag, ben 20. April 1926 0 1 43. Jahrgang — Muſſolini, der Störenfried. Die erſten Folgen der Reden in Afrika. Die europäiſchen Staaten, die ſämtlich Schuldner von Amerika ſind, wollen drüben Glauben machen, daß ſie am Ende ihrer Zah— lungskräfte ſind. Dem widerſprechen aber die Ausgaben für Rüſtungs⸗ zwecke und Amerika hat ſchon einmal durch blicken laſſen, daß es nicht geneigt iſt, irgend etwas von den europäiſchen Schulden zu ſtun päiſchen Mächte und beſonders Frankreich durch die Tat beweiſen, daß ſie auch in den Rüſtungsbeſchränkungen auf Erſparniſſe hin zielen. * Die engliſch⸗italieniſchen Abſichten auf Abeſſinien. Frankreich äußert ſich. w. Paris, 17. April. Zu den Preſſenach⸗ richten über etwaige italieniſche Abſichten und die Landung italieniſcher Truppen in So— mali⸗Land ſchreibt der„Quotidien“, daß es ſich bei der angeſchnittenen Frage nicht um eine Aufteilung Abeſſiniens zwiſchen England und Italien handele, ſondern lediglich nur um eine„Bewäſſerung“ des engliſch beſetzten Nordens, um den nordabeſſiniſchen See Zſana. Abeſſinien habe Verträge mit Eng⸗ land, Italien und Frankreich abgeſchloſſen. Frankreich hätte alſo auch ein Wort mitzu⸗ reden. Die Pariſer Preſſe hat die Meldungen in dieſer Frage meiſtens kommentarlos wieder— gegeben. * Sauerwein über Italien. Paris. 19. April. Der Chefredakteur des „Matin“, Jules Sauerwein, ſchließt heute die ſeinem Blatte aus Rom übermittelte Artikel⸗ ſerie mit einer Reihe von Richtlinien für eine nach ſeiner Anſicht für Frankreich notwendige, feſtumriſſene und konſequent durchzuführende Italien⸗Politik. Wenn Italien unter dem Vorwand, daß es einen größeren Geburtenüberſchuß als Frankreich habe, fran⸗ zöſiſche Kolonien fordere, ſo werde es auf ein waffenſtarrendes Frankreich zu deren Ver⸗ teidigung ſtoßen. Dagegen künne eine Neuver⸗ teilung der afrikaniſchen Mandate ins Auge gefaßt werden und es wäre ein Akt großer Klugheit von ſeiten Englands und Frank⸗ reichs, wenn ſie dieſe ganz oder teilweiſe Ita⸗ lien und dem mit ſeinem ſtarken Bevölke⸗ rungszuwachs in gleicher Lage befindlichen Deutſchland überließen. Sauerwein ſchließt mit der Mahnung an die Faſchiſtenführer, ein wenig mehr Vorſicht zu zeigen, falls ſie auf eine Freundſchaft Frankreichs Wert leg⸗ ten. CPF ͤ—PV——̃ ²˙·»ꝛ.t é pkk ̃]⅛— u.. ˙ 5 Während der Beſprechungen, die im Mi⸗ niſterium des Aeußeren ſtattfanden, und gegen 8 Uhr abends beendet waren, verſuchten etwa 8 Kommuniſten in das Miniſterium Einlaß zu erhalten, lizei am Betreten des Hauſes gehindert. Abendeſſen und Empfang beim Miniſter⸗ präſidenten. 1 München, 18. April. Samstag abend folg ten der Reichskanzler und die Reichsminiſter Dr. Külz und Dr. Reinpolh mit den Herren ihrer Begleitung einer Einladung des Mini⸗ ſterpräſidenten Dr. Held zu einem Abendeſſen im Palais des Miniſterpräſidenten. Daran ſchloß ſich ein Empfang im Hauſe des Miniſterpräſidenten, der neben den Gä⸗ ſſen des Abendeſſens eine große Zahl von Vertretern der Politik, Wiſſenſchaft, Kunſt u. der Wirtſchaft, ſowie eine Reihe von Reichs⸗ Staats⸗ und Kommunalbehörden und Kör⸗ perſchaften vereinte. Bei dem Empfang begrüßte Dr. Held den Reichskanzler und die der Reichsregierung und betonte, daß es für die bayeriſche Regierung eine beſondere Freude ſei, die Vertreter der Reichsregierung auf Münchener Boden begrüßten zu können. anderen Serren Dr. Held führte weiter aus: 75 um zu dem Reichsminiſter den Innern zu gelangen. Sie wurden durch Po- „Wir legen das größte Gewicht darauf, ſo ſehr wir uns als Deutſche fühlen und ge— meinſam arbeiten wollen, als Bayern im deutſchen Reich anerkannt zu werden und auf einer Reihe von Gebieten im Staats- leben, beſonders aber in der Kultur, unſere Eigenart auch im großen deutſchen Vater⸗ land zu wahren. Ich habe die Vertreter des Reiches zu mir geladen, um ihnen Ge— legenheit zu geben, mit den Trägern baye— riſcher Kultur gegenſeitige Ausſprache zu halten. Ich habe die Ueberzeugung, daß der Reichskanzler anerkennen wird. daß dieſe Träger unſerer Kultur ein Recht haben, ſich im deutſchen Vaterland zur Geltung zu bringen, und ich bin weiter der Ueberzeu⸗ gung, daß dieſe Ausſprache zum Wohle der Geſtaltung unſerer inneren Politik beitra— gen wird.“ Darauf ergriff Reichskanzler Dr. Luther das Wort. der für die Begrüßung dankte u. ſeiner aufrichtigen Freude darüber Ausdruck gab, daß ihm Gelegenheit geboten worden ſei, im Kreiſe von Vertretern der bayeriſchen Kultur ſprechen zu dürfen. Er ſetzte dann ein⸗ gehend auseinander, was er eigentlich unter Kultur verſtehe und würdigte dabei beſonders die kulturelle Bedeutung des deutſchen Sü⸗ dens. Alles ku, urelle Leben erfüllt ſeinen Zwock nicht, wenn nicht auch die andere Seite den oder zu exlaſſen, ſolange nicht die euro⸗ unbedingt; des Lebené, die Tat und das Handeln darüber ſteht. Das politiſche Zuſammenfaſſen unſeres geſamten Volkslebens iſt die eigent⸗ liche Aufgabe jeder deutſchen Kultur. Worum kämpft das Volk? Es kämpft um das Geſamt⸗ bild ſeiner Anſchauungen, ſeinen Glauben. ſeine Einſtellungen zu den Dingen der Wel, alſo letzten Endes um ſeine Kultur. Das tun auch wir, wenn wir unſer politiſches Handeln darauf einſtellen, einſt in der Welt das zu be⸗ deuten, was wir beanſpruchen können, zur Entwicklung der geſamten Menſchheit nach unſcren Fähigkeiten beizutragen. Nur die vollſtändige Ausnutzung der inneren Kräfte kann uns wieder zur außenpolitiſchen Geltung verhelfen. Wir wiſſen, daß die Länder als Träger deutſcher Volkskultur ganz beſonders große Leiſtungen vollbracht haben, und ich ſtehe nicht an, hier aus zuſprechen, daß das Schwergewicht der kulturellen Entwicklung da, wo es bisher war, bleiben muß und bleiben ſollb bei den Ländern, daß über alles kul⸗ turelle Streben im einen Ziel dienſtbar ge— macht werden muß, daß wir alle Kräfte zu— ſammenfaſſung unter Ausnützung jeder leben— digen Möglichkeit, um ein ſtärkeres, in ſich geſchloſſenes deutſches Volk und deutſches Reich darzuſtellen, das ſich in der Welt be⸗ haupten kann in jeder Freiheit und jeder Macht, auf die wir ein natürliches Recht ha⸗ ben. München, 18. April. Heute vormittag 9 Uhr ſind Reichskanzler Dr. Luther und Reichs⸗ finanzminiſter Dr. Reinhold mit dem bayer. Miniſterpräſidenten Dr. Held nach Chiemſee und nach Marquardſtein auf Einladung des bayeriſchen Finanzminiſters abgereiſt. Abends 8 Uhr findet, wie bereits gemeldet, beim bay⸗ riſchen Miniſter ein Abendeſſen ſtatt. 1 0 1515 Ein politiſcher Mord. Wien, 18. April. Wie der„Tag“ aus War⸗ ſchau meldet, wurden geſtern auf den früheren polniſchen Finanzminiſter im Kabinett Witos und derzeitigen Direktor der Poſtſparkaſſe in Lodz, Hubertus Linde, auf offener Straße ein Attentat verübt. Ein Wachmeiſter der polniſchen Nemee nahmens Smielowski feuerte auf Linde drei Revolverſchüſſe ab. Linde brach zuſammen und verſchied nach wenigen Mi⸗ nuten. Der Attentäter konnte kurz nach der Tat verhaftet werden. Er verweigerte jedoch jede Auskunft über die Gründe ſeiner Tat. Gegen Linde ſchwebte ſeit 14 Tagen ein Pro— zeß wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt. Er ſoll als Direktor der Poſtſparkaſſe von Lodz bei der Gewährung von Krediten an Handelsfirmen parteiiſch vorgegangen ſein und werde deshalb von der ſozialiſtiſchen Preſſe heftig angegriffen, bis ſchließlich ein Verfahren gegen ihn eingelei— tet und Linde vor einen beſonderen Senat ge— ſtellt wurde. Am Samstag hätte das Urteil ge⸗ gen Linde verkündet werden ſollen, doch vertagte der Diſziplinarſenat ſeine Entſcheidung auf Mon⸗ tag. Als Linde das Gerichtsgebäude verlietz, um ſich in ſeine Wohnung zu begeben, trat ihm auf der Straße der Wachtmeiſter entgegen und ſtreckte ihn mit drei Revolverſchüſſen nieder. Dr. Streſemann in Stuttgart. Stuttgart, 19. April. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hielt auf der Landesver⸗ ſammlung der deutſchen Volkspartei Würt⸗ tembergs nach einer Rede des Abg. v. Rhein⸗ baben über die die weltpolitiſche Lage Deutſchlands nach der Genfer Tagung eine Rede, in der er ſich zunächſt mit den Gegnern des Völker— bundes auseinanderſetzte. Streſemann be— tonte, daß nach Auffaſſung der am Rheinpalt beteiligten Mächte die Lage ſo aufzufaſſen ſei. als wenn Deutſchland bereits dem Völker⸗ bund angehöre, woraus ſich die Rechtsgrund⸗ lage und die Beziehungen zu den Weſtmächten ergäben. In erſter Linie habe Deutſchland die Souveränität auf dem ganzen Reichsgebiet anzuſtreben. Dann kam der Miniſter auf die deutſch⸗ruſſiſchen Verhandlungen zu ſprechen und erklärte unter anderem, es ſei ſchwer, ſich über ſchwebende Handelsver⸗ tragsverhandlungen zu äußern. Niemals habe die Reichsregierung über die ſchweben⸗ den Verhandlungen die ausländiſche Preſte zuerſt informiert. Die Informierung der Weſtmächte ſei erfolgt und es empfehle ſich durchaus die Gegenſeitigkeit eines ſolchen Syſtems. Die deutſch⸗ruſſiſchen Verhandlun gen bedeuteten keine Abkehr von der Locarnopolitik und auch die Locarno⸗ Verträge ſeien keineswegs gegen Rußland gerichtet. Auch andere Staaten hätten ihren Verträgen gegenüber Rußland die Grung⸗ gedanken des künftigen deutſch⸗ruſſiſchen Ver trages zugrunde gelegt. Die deutſche Politi müſſe darauf eingeſtellt ſein, unter Anerken⸗ Mung deutſcher Gleichberechtigung eine wirt⸗ ſchaftliche Befriedung Europas herbeizufüh⸗ ren. Der Vertrag mit Rußland bilde die natürliche Ergänzung zu Locarno. Deutſchland habe das größte Intereſſe, die friedliche Entwicklung nach außen auch künf⸗ Aghin zu verfolgen. Der erzielte Fortſchritt ſtelle nur seine Lockerung der uns angelegten Feſſeln daͤr. Zur Verwirklichung des Zieles müſſe der einheitliche Wille des ganzen deut⸗— ſchen Volkes vorhanden ſein. Die Deutſche Volkspartei ſei nicht gegen eine Verbreiterung der Baſis der gegenwärtigen Regierung. Streſemann ſchloß mit den Worten, es dürfe keine große Partei in Deutſchland geben, die micht in der Regierung vertreten ſei. Deutſches Reich. Der 200 Millionen⸗Baukredit der Reichs⸗ regierung. München, 17. April. Vielfach hat die Nachricht von der Bereitſtellung eines Kre⸗ dites von 2200 Millionen Mark für den Woh⸗ nungsbau durch die Reichsregierung zu der Auffaſſung geführt, als ob es ſich hier um Gewährung von Baudarlehen in Form von ſtaatlichen Baudarlehen für weitere Woh— nungsbauten handeln dürfte. Dieſe Auffaſ— ſung iſt nicht richtig. Durch die Bereitſtellung dieſer Mittel ſoll lediglich herbeigeführt wer⸗ den, daß die von den Hypothekenbanken für Darlehnsbauten bewilligten erſten Hypotheken ſchon bei Baubeginn und während der Bau— ausführung zur Auszahlung gelangen, wäh⸗ rend ſonſt bekanntlich Bankhypotheken erſt nach Fertigſtellung des Rohbaues oder nach Fertigſtellung des ganzen Baues ausbezahlt werden. Die Reichsmittel dürften daher auch nur als kurzſriſtige Kredite auf höchſtens neun Monate hinausgegeben werden. Beginn des Hitlerprozeſſes gegen das„B. T.“ München, 17. April. Am Montag beginnt vor dem hieſigen Amtsgericht der Prozeß Hit— lers gegen das„Berliner Tageblatt“. Der Kläger erblickt eine Beleidigung des genann— ten Blattes in der Art und Weiſe, wie das Blatt über die Behauytung berichtete, die Hit— lerbewegung werde durch franzöſiſche Gelder Unterſtützt. Der ſchwediſche König bei Hindenburg. Berlin, 17. April. Der geſtern in Berlin eingetroffene König von Schweden machte geſtern nachmittag dem Reichspräſidenten von Hindenburg einen Beſuch und nahm um 5 Uhr den Tee bei ihm ein. Am Abend reiſte der König mit dem fahrplanmäßigen Zuge im Salonwagen nach Stockholm weiter. Das iſt der erſte Beſuch eines ausländiſchen Sou— veräns bei dem deutſchen Reichspräſidenten. Vor den deutſch ſpaniſchen Verhandlungen. Berlin, 17. April. Nach einer Agentur⸗ meldung wird die deutſche Delegation für die deutſch⸗ſpaniſchen Verhandlungen in deu nächſten Tagen nach Madrid abreiſen. Ueber die Stellungnahme des Reichskabinetts, die erſt in den letzten Tagen nach eingehenden Beratungen festgelegt worden iſt, iſt nichts bekannt geworden. Einen der Kernvunkte bil— det nach wie vor die Frage der Weinzölle. Entſchädigung für Gutknecht und van Senden. . 1* w. Verlin. 18. Au. Die„Poſſiſche Ata.“ will erfayren haben, daß die Staatsanwalt⸗ ſchaft ihre gegen das freiſprechende Urteil gegenüber den Hauptleuten Gutknecht und v. Senden im Fememordprozeß Pannier ein legte Berufung zurückgezogen habe. Das Ge⸗ richt habe ferner beiden für die unſchuldig ver⸗ büßte Unterſuchungshaft eine Entſchädigung ſugebilliat. Große Zollhinterziehung. ; Kehl a. Rh., 17. April. Die deutſche Zoll⸗ verwaltung in Kehl iſt dieſer Tageg roßen Zollhinterziehungen einer elſäſſiſchen Auto⸗ mobilfirma auf die Spur gekommen. Es ſind bereits mehrere Verhaftungen erfolgt. Die Schädigung des deutſchen Zollfiskus ſo ſich auf mehrere Millionen Mark belaufen. ö Femeprozeſſe vor dem Reichsgericht? w. Berlin, 13. April. Nach Mitteilung einer Berliner Gerichtskorreſpondenz ſcheint die Entſcheidung darüber, ob der Landsberger Fememordprozeß an das Landsberger Schwurgericht zurück oder an das Reichs⸗ gericht zurückverwieſen werden wird, dahin gefallen zu ſein, daß ſich nach Aufhebung des Staatsgerichtshofes das Reichsgericht mit dieſen wie mit allen noch ſchwebenden Feme⸗ prozeſſen beſchäftigen wird. Die Reichs⸗ anwaltſchaft ſei bereits mit den Ermittlungen über die in den Fememoedanklagen enthalte⸗ nen Tatbeſtandsmerkmale des Hochverrats be— ſchäftigt, u. a. habe geſtern der Reichsanwalt im Berliner Unterſuchungsgefängnis den Oberleutnant Schulz verhört, um eine Unter⸗ lage für eine zu erwartende Hochverrats— anklage zu erhalten. Heſſiſcher Induſtrie⸗ und Handelskammertag. Mainz. 17. April. Zur Beſprechung der Wirt⸗ ſchaftslage iſt heute der Heſſiſche In du⸗ ſtrie⸗ und Haudelskammertag ſeit 1913 zum erſten Male wieder zuſammengetreten. Der Tagung wohnten Staatspräſident Ulrich, Arhoitsminiſter Raab und Finanzminiſter Hen⸗ rich bei, ferner der Leiter der wirtſchaftspoliti— ſchen Abteilung im Miniſterium für die beſetzten Gebiete ſowie Vertreter der ſtaatlichen und ſtäd— tiſchen Behörden. Der zweite Vorſitzende der Handelskammer Mainz, Landtagsabgeordneter Scholz, gab in ſeiner Begrüßungsrede der Hoffnung Ausdruck, daß die Auswirkungen des Geiſtes von Locarno noch weſentlich anders werden, denn Deutſch— land habe von den Vertragskontrahenten noch vieles zu ſordern. Zum Wiederaufſtieg könne nur eine freie Wortſchaft führen, und dieſe Frei⸗ beit fordere man. Staatspräſident Ulrich be⸗ tonte, daß alle Erlebniſſe der Vergangenheit er- freulicherweiſe nicht gehindert hätten, daß alle Erlebniſſe der Vergangenheit erfreulicherweiſe nicht gehindert hätten, daß alle Kräfte ſich zum Wiederaufbau zuſammenfänden. Die Parole für dieſe Arbeit müſſe lauten:„Vorwärts“. Ober⸗ bürgermeiſter Kuelb- Mainz wies auf die be⸗ ſonders traurige Lage des beſetzten Gebietes hin, deſſen Handel heute noch in ungeahntem Ausmaße unter den Folgen des Rhein-Ruhr⸗ kampfes leide. Ueber die heutige Wirtſchaſtslage und die S idergebiete Sozialpolitik und Bezeuerung ſprachen in längeren Ausfüh⸗ rungen die Herren Schenk-Darmſtadt, Meyer⸗ Mainz und Prof. Mombert-Gießen. Der letz⸗ tere Redner forderte nach dem Beiſpiel der In⸗ duſtrie Rationaliſterung der Verwaltung. Die Steuerpolitik müſſe wieder den Grundſatz be⸗ folgen, die Quellen der Einnahmen zu ſtärken und die Leiſtunasfähiakeit der Wirtſchaft au er⸗ höhen. Es droge die Gefahr, daß der Staat im Sonst überernährt werde, während der Pri⸗ vathaushalt darbe. i 10 Aus den Ausführungen und der Debatte ſprach trotz der Betonung der großen Schwierig⸗ eiten und bei Unterſtreichung der Tatſache, daß ioch keine ernſtlichen Anzeichen von einer Ueber⸗ windung der Wirtſchaftskriſe vorhanden ſeien, doch Zutrauen zu der Kraft der deutſchen Wirt⸗ ſchaft und zur Zukunft. 1 eerst Die Friedensverhand⸗ lungen in Marokko. Paris, 17. April. Wie Havas aus Uſchda meldet, ſind zwiſchen General Mougin und den Bertretern Abd el Krims Vorbeſprechungen ein⸗ geleitet worden. Von ihrem Ergebnis werde es abhängen, ob ſich General Simon morgen zu Verhandlungen in die Nähe von Taurirt bege⸗ ben werde. Friedenshoffnung. London, 18. April. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Rabat wird die Frie⸗ denskonferenz zwiſchen Spanien und Frankreich auf der einen und Abd el Krim auf der anderen Seite am Montag beginnen. In Rabat erhofft man den baldigen Abſchluß eines Friedens. Man nimmt an, daß die Friedensverhandlungen unter dem Druck der militäriſchen Vorbereitungen Spaniens und Frankreichs nur kurze Zeit in in Anſpruch nehmen werden. Der„Daily News“ zufolge haben die ſpani⸗ ſchen Behörden am Vorabend der Friedensver⸗ handlungen mit Abd el Krim um Tanger herum eine Zollgrenze errichtet. Obwohl dieſes Vor⸗ gehen in voller Uebereinſtimmung mit dem Tangerſtatut ſei, ſo handle es ſich doch um einen Schritt, um eine Abänderung der internationa⸗ len Abmachungen zugunſten Spaniens zu errei— chen.— Nach einer Meldung des„Daily Tele— graph“ wird Italien als eine Folge der abeſſini⸗ ſchen Verhandlungen das Recht für ſich in An⸗ ſpruch nehmen, an der endgültigen Regelung ver Verhältniſſe in Marokko teilzunehmen. An der Beſprechung im Lager Berteaux wer— den im ganzen drei Franzoſen, drei Spanier, drei Rifleute, außerdem ein franzöſiſcher Major als Ueberſetzer teilnehmen. Man iſt überzeugt, daß vielleicht in einigen Stunden die Vorbeſpre— chungen in Berteaux beendet ſein werden und daß ſich die neuen Delegierten und der Dolmet— ſcher noch am heutigen Sonntag im Auto wer⸗ den nach Udjda begeben können. Die Feindſe— ligkeiten werden heute an der ganzen Front ein- geſtellt werden. Franzöſiſche Vorbedingungen. Paris, 18. April. Der franzöſiſche Delegierte für die Friedensverhandlungen in ÜUdjda, Gene— cal Simon, erklärte einem Sonderberichterſtatter des„Matin“, daß als Vorbedingung für die Verhandlung eine Verſchiebung der franzöſiſchen Linie um ſieben Kilometer über die jetzige Stel⸗ lung hinaus erfolgen würde. Die Dauer der Friedensverhandlungen ſchätzt der General auf etwa zwei Wochen. jedoch iſt er der Ueberzeu— gung, daß ſie zu einem befriedigenden Ergebnis führen würden. Selbſt in der ſchwierigen Frage der Entfernung Abd el Krims habe Frankreich ein Druckmittel gegenüber den Rifkabylen, da es ſeine Truppen auf den erſten Befehl zur Offen ſive übergehen laſſen könne. 5 Die Wirren in China. Tſchangtſolin hat Peking beſetzt. w. Paris, 18. April. Wie die„Chicago Tribune“ aus Peking meldet, hat Tſchangt⸗ ſolin trotz der dem Wohlfahrtsausſchuß gege⸗ 0 benen gegenteuigen Zuſagen geſtern die Stadt beſetzt. Die Beſetzung ging in Nuß und 75 Ordnung vor ſich. In Maueranſchlägen teilte die Beſatzung mit, daß ſie die Stadt zum Schutze gegen die Kommuniſten beſetzt habe und Leben und Eigentum der Bürger beſchützen würde. Der proviſoriſche Präſident Tuan Schi Nut ver⸗ öffentliche ein Manifeſt, in dem er betonte, daß er und das Kabinett wegen bolſchewiſti⸗ ſcher Bedrohung ihre Funktionen weiter ver⸗ ſehen müßten, daß ſie jedoch bereitſeien, zu ⸗ fückzutreten, ſobald die militäriſchen Macht⸗ habe eine reaiär⸗ Zentralregierung einge- richtet hätten. Der chineſiſche Premierminiſte⸗ hat in einem Kabinettsrat mit der Begrün dung, da durch ſeine Nachläſſigkeit der kürz liche Staatsſtreich erfolgt ſei, ſeine Demiſſior bekannt gegeben. a Ausland. Spanien beharrt auf ſeinem Ratsſitz. w. Madrid, 19. April. In einer Rede er⸗ klärte der ſpaniſche Außenminiſter Panquas. Spanien beſtehe auf ſeinem Anſpruch auf einen ſtändigen Ratsſitz im Völkerbund. Des weiteren unterſtützte Vanguas die Kandidatur Braſiliens, erwähnte aber dabei Polen nur ganz kurz. Ein ſenſationeller Turfſchwindel. Berlin. 19. April. Die oberſten Renn⸗ ibebörden für Trabrennen ſind einem ſenſatio⸗ nellen Turfſchwindel auf die Spur gekommen. Am letzten Sonntag gewann der bayeriſche Traber Strauß“ das Branitzer Rennen in Mariendorf mit der ſogenannten„halben Bahn Die auffallend niedrige Siegesquote des Pferdes, das mit großen Beträgen vor⸗ gewettet war und als Geheimtips vor dem Rennen die Runde machte, ließ erkennen, daß bier ein wohlvorbereiteter Wettkoup geglück, war. Dem Rennvorſtand gab die leichte Art des Erfolges und der Umſtand, daß der an⸗ neblich ſechsjährige„Strauß“ noch niemals zuvor in Bayern geſtartet worden war., zu denken. Der Vorſtand ließ eine unaufflllige Unterſuchung durch den Tierarzt vornehmen, der bekundete, daß der in Betracht kommende Traber acht- bis neuniährig iſt, alſo mit dem im Trabgeſtütbuch eingetragenen„Strauß“ nicht identiſch ſein könne. Als die Sache am nächſten Tage unterſucht werden ſollte, ſtellte ſich heraus, daß das Pferd zuerſt nach Strau⸗ bing in Bayern abtransportiert und auf dem Transvort getötet worden war. Gegen die Schuldigen iſt Anzeige erſtattet worden. Exploſion cuf dem Flughafen in Tempelhof. Berlin, 18. April. Geſtern mittag gegen 12 Uhr ereignete ſich wührend des Beſuches der mexikaniſchen Göſte auf dem Flughafen in Tempelhof ein Exvpluoſionsunglück. Beim Abſchießen von Leuchtraketen zu Ehren der aus fändiſchen Beſucher explodierte unter furchtbaren Detonationen der Mörſer, ni. dem die Leuchtbombe abgeſchoſſen wurde. Gir Sprengſtück des Mörſers zerriß einem Arbei⸗ ter die Halsſchlanader. Er erlag in wenigen Minuten ſeiner Verletzung. Die fremden Be⸗ ſucher befanden ſich glücklicherweiſe außer Reichveite der Sprengſtücke. Nach Anſicht der Flugligken leitung mar die Munitſon des Mhutons defekt gewyrden. e— Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (59. Fortſetzung.) „Lebt ſie bei ihrem Mann?“ „Nein, dazu konnte ſie ſich nicht euſchlie— ßen: ſie iſt Oberſchweſter in einem Petersbur⸗ ſie vorzüglich leiten ger Krankenhaus, das ſoll.“ „Die haben Sie alſo anzuſehen. digungen der Gordon. Fraun ben * „Ja, die iſt gerettet. Das Verdienſt da— ran will ich aber nicht mir allein zuſchreiben.“ „Und die andere? Frau von Wehls?“ „Heißt längſt Frau von Rantzau. Das beſuche ſie ſeinem Drama einigen Erfolg gehabt. Das reat ihn zu neuem Schaffen an. Herr Werner prozeſ⸗ ſiert zwar noch häufig. Wenn er aber in zwei— ö pflegt er ſich mei- ſagte ſie leiſe. wohl Ihre 0 nächſten Bekannten aus dem Sanatorium ge-auf ihrem blaſſen, reizenden Geſicht. Ehepaar lebt in Lichterfelde: ich ab und zu. Herr Olbrich hat mit ter Inſtanz verloren hat, ſtens zu heruhigen. Das wären weſen?“ „Ja. Herr Doktor!“ Monika beugte ſich näher zu Hardt. Käte lan länaſt wieder in ihrem Bett im um; N de ie g nichts von dem] Antwort ſelbſt.“ Ein verhaltenes Schluchzen ihnen klopfte in ihrer Stimme. Nebenzimmer und konnte hören, was in ſeiſem Tone zwiſchen verhandelt wurde. „Können Sie mir verzeihen? Ich Ihnen bitteres Unrecht.“ „Ihnen habe ich entgegnete er mit freundlichem Ernſt. „Doch ſehr viel. dacht.. meine kopfloſe Flucht...“ 2 Uandelten, wie Sie muß Sie „l wirklich gerettet!“ ſagte Monika bewegt. Sie wagte Hardt nicht t weil ſie ſich ſchämte, den Auſchul— von Baſſile— wiiſchs Vermögen betreſſend, geglaubt zu ha— tat] ters von Anfang an. Daran iſt ſie zerbrochen. nichts zu verzeihen,“ fölliges Ereignis. Die wahren Gründe lagen Einen häßlichen Ver⸗ ten, aus aft. del f ihrer leidenſchaft' chen temveramentvollen Na- ſchilderte ſie ihm Frau Hanſens ſchlechten Ein⸗ ſein? Sehr hart empfand ich freilich Ihre völ— lige Abkehr von mir, Ihr gänzliches Verſtum— men. Aber der große Schmerz um Sie zog mich hinauf und wurde mein Befreier. Jeder große Schmerz iſt der letzte Befreier des Geiſtes, ſagt Nietzſchke, jener lange langſame Schmerz, der ſich Zeit nimmt, indem wir gleichſam wie mit grünem Polz verbrannt werden, der zwingt uns, in unſere letzte Tiefe hinabzuſtei— gen. Ich weiß nicht, ob ſolcher Schmerz uns beſſert oder völlig ändert, aber ich weiß, daß er uns vertieft und unſere Feſſeln löſt. ſodaß wir auf einmal frei ſind durch die ganze Welt. Ich habe mich, ſeitdem Sie mich ver⸗ ließen, ganz meinem Lebenswerk gewidmet. Vorher arbeitete ich wohl auch eifrig, aber ich arbeitete um meines Lohnes willen. Sie ſollten mein Lohn ſein! Ihnen wollte ich alles zu Füßen legen, was ich erwarb. Ich wollte Sie mit Gewalt an mich reißen und ausſchließlich beſitzen wie einen Raub. Sie ſtanden zwiſchen mir und meiner Arbeit; da⸗ rum wurden Sie mir genommen. Das konnte nicht anders ſein. Jetzt iſt mir meine Arbeit nicht mehr Mittel, ſondern der Zweck ſelbſt. Darum habe ich Ihnen keine Vorwürfe zu machen, ſondern nur zu danken.“ f „Ihr Dank iſt kalt, mich friert dabei,“ Seine durchdringenden Augen lagen feſt „Sind Sie glücklich in Ihrer Ehe gewor— den, Monika?“ fragte er nach einer längeren Pauſe. b „Warum fragen Sie das? Sie wiſſen die „Meiner Ehe fehlte der Segen des Va— Das letzte, was ens trennte, war nur ein zu⸗ viel tiefer.“ a „Und worin beſtand das letzte Ereignis, das den Konflikt zum Bruch führte?“ Mit haſtigen. ſich überſtürzenden Worten — Künſtlerneid auf den verſpäteten Ruhm ihres verſtorbenen Vaters.„Dabei war der Verkauf ſeiner hinterlaſſenen Bilder unſere Rettung vor völligem pekuniären Zuſammenbruch,“ ſchloß ſie ſchmerzlich.„Raten Sie mir, was ſoll ich tun? Wie kann ich noch weiter mit einem Manne zuſammenleben, mit dem ich in den tieſſten Fragen des Lebens uneins bin?“ Sie ſah mit ihren wunderſchönen, in Tränen ſchimmernden Augen zu ihm auf. Ein Schauer der Sehnſucht, des alten, ungebändigten Verlangens durchfuhr ihn bei dieſem ſüßen, weichen Blick. Der alte, wilde Schmerz, ſie verloren zu haben, rüttelte noch— einmal an ſeinem Herzen. 5 Ein Sturm der Leidenſchaft ſchien alle die Mauern, bie er gegen ſeine heißen Wün⸗ ſche errichtet hatte, wegfegen zu wollen. Was waren alle kaltnüchternen Entſchlüſſe und Er⸗ kenntniſſe gegen die elementare Leidenſchaft, die immer noch in der Tiefe ſeines Innern wühlte? 0 Mit Entſetzen erkannte er, daß er vor einem Abgrund ſtand, wenn er nicht dieſes wilden Begehrens Herr wurde. Er wandte den Kopf ab. um nicht mehr ihre flehenden Augen zu ſehen. 1 Wie hold und mädchenhaft ſie ausſah in ihem weißen Muſſelinkleid. eine blaſſe Roſe im Gürtel... Der zarte Duft wehte zu ihm herüber... ſchmeichelnd, lockend.. „Was ſoll ich Ihnen raten?“ ſagte er end⸗ lich mit vor unterdrückter Bewegung hart klingender Stimme.„Sie werden ſelbſt wiſſen, daß Ihr Platz an der Seite Ihres Mannes iſt und Sie ihm die Hand hinhalten müſſen, wenn er ſtrauchelt, ſtaktt ihn von ſich zu ſtoßen.“ Ich weiß nur, daß ich elend bin. innerlich zerriſſen und einſam,“ ſchrie ſie ge⸗ quält auf. Helfen Sie mir.“ „Ich kann Ihnen nicht helſen, ich babe genug mit mir zu tun.“ entgegnete er finſter. „Man kann auch keinen anderen helfen. Jeder muß ſeſhſt frei werden.“ „Alſo auch Sie laſſen mich jm Stich? tur heraus. Wie kann ich Ihnen deshalb böſe fluß auf ihren Mann und deſſen kleinlſchen Immer ſtrecke ich die Cönde aus und ziehe ſie leer wieder zurück.“ Hardt ſtand auf. Seine hohe, dunkle Ge⸗ ſtalt warf einen ſchlanken Schatten gegen die helle Wand. Monika ſaß im Stuhl zurückgelehni, ihre Augen immer noch mit vorwurfsvollem Blick auf ihn geheftet. Sein Herzſchlag hämmerte. g f Das Blut raſte durch ſeine Adern, und doch fühlte er plötzlich mit ſieghafter Klarheit. daß ſeine Leidenſchaft für der Entſagung hinaufriß,. 0 ſchweigt, weil er ſie mehr liebte als ſich ſelbſt. Er beugte ſich über ſie und den Hände. ſie in eine Höhe wo alle Begierde ergriff ihre bei⸗ „Ich gehe,“ ſagte er heiſer.„Ganz fort. Für immer verſchwinde ich aus Ihrem Le⸗ ben. Auch wenn Sie mich rufen— ich höre nicht mehr. Das iſt das einzige und letzte und auch das Schwerſte, was 5 kann. Fragen Sie mich nichts, ich bin auch nur ein armer, ſchwacher Menſch, ich in dieſer Stunde einſehen müſſen, die alles wieder in mir umſtürzte, was ich in jahrelan⸗ gen Kämpfen und Ringen feſt auſgobant zu haben glaubte.“ i ich für Sie tun das habe Und was wird aus mir?“ f Wie ein Hauch fieſen die Worte von ihren Lippen. Ihre Augen hingen wie gebannt an ſeinem Geſicht. 0 f Stunde ihre Seel an ſich geriſſen hatte, ihren Willen beberrſchte wie nie zuvor, und daß er ihr zitterndes, wundes Herz in ſeinen Händen hielt. i finden, darum ſorge ich mich nicht,“ ſagte er endlich mit ſchwerer Stimme. Er wußte, daß er in dieſer Sie werden den Weg ins Leben zurück⸗ Er nabm ihre beiden Hände und legte ſie eine Sekunde gegen ſeine heiße Stirn. „Leb wohl, Monika...“.„ Gleich darguf war die Tür leiſe hinter ihm ins Schloß gefallen, und ſie ſaß allein in dem ſtillen Zimmer, in das nur die leiſen, regelmäßigen Atemzüge der friedlich ſchlum⸗ mernden Kranken und das Ficken der loſen Weiunranken klang gegen die Glasſcheiben herein⸗ (Fortſetzung ſolgt.) Aus Naß und Fern Zell a. H., 16. April. Eine ganze Fami⸗ It im Ordensſtan d. Proſeſſor Dr. Bern⸗ Pard Barth, Studienrat der vor kurzem aufgelö⸗ teu rhbeiniſchen Ritterakademie Bedburg, iſt als MRohfze in das hieſige Kapusinerkloſter eingetre⸗ ten. Gleichzeitig hat ſeine Gattin in Aachen im Kloſter der Franziskauerinnen den Schleier ge⸗ nommen. Die drei Kinder der Eßeleute hatten vorher ſchon den Ordensberuf gewählt. Heidelberg, 16. April.(Wieder ein Norv licht.) Die Heidelberger Sternwarte meldet: In der Nacht zum Donnerstag iſt von hie) aus ſchon wieder ein Nordlicht beobacht⸗ worden. Schon nach Beginn der Nacht zeig ſich, der Himmel grünlich beleuchtet. Spät erhoben ſich überall leuchtende Strahlen gege oben, die durch ſchwarze Streifen getrenn waren. Die Strahlen wechſelten ſtändig Or und Helligkeit, waren jeweils wenige Minn ten ſichtbar, um zu verſchwinden und neuer Platz zu machen. Das Spiel währte bis nach Mitternacht. w. Speyer, 16. April. Leichenlän⸗ dung. Geſiern wurde im Rhein, in der Gemar⸗ kung Mechtersheim, eine weibliche Leiche gelän⸗ det, die etwa 14 Tage im Waſſer gelegen haben mag. Vermutlich handelt es ſich um ein Mäbchen von etwa 30 Jahren. Die Perſönlichkeit iſt Zoll; kommen unbekannt. Mechtersheim, 16. April. Maikäſerplage Die Maitäſer treten dieſes Jahr wieder ſehr ſtark auf. Des Morgens werden ſie zu Hunderten von den Bäumen geſchüttcelt. Pappenheim, 16, April. Die Schwieger⸗ eltern und ſich ſelbſt erſchoſſen. Der Korbmacher Friedrich Boſcher erſchoß geſtern abend nach kurzem Wortwechſel ſeine Schwieger eltern mit einer Militärpiſtole. Hirauf entleibte er ſich durch einen Schuß. Seine Frau und ſeine vier Kinder waren dem ihnen drohenden Unheil dadurch entgangen, daß ſie vorher die Flucht ergriffen hatten. f Kempten, 16. April. Verſuchter Vater— mord. Das Schwurgericht Kempten verurteilte den 25jährigen Landwirtsſohn Franz Wolf, der ſeinen Vater mit Strichnin vergiſten wollte, zu 110 Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrver— Iuſt. f Düſſeldorf, 16. April.(Große Schwin— weleien.) Wegen umfangreicher Betrügereien in 72 Fällen wurde der Weinhändler Ahrhei— liger feſtgenommen. Er hatte durch Anzeigen in verſchiedenen Zeitungen kurzfriſtige Dar— lehen mit Gewinnanteil und guter Sicherheit geſucht und in den meiſten Fällen 1500 Mark gefordert und erhalten. Den Geldgebern hat. Ahrbeiliger daun 10 Prozent Monatszinſen verſyrochen und ihnen außerdem ſogenannte Antwerpener Neppbriuanten als Sicherheit gegeben. Die Geſamtſumme, die er ſich auf dieſe Weiſe zu verſchaſfſen wußte, wird auf 60 000 Mark geſchätzt. w. Eſſen, 16. April. Betriebseinſchrän⸗ zungen der Firma Krupp. Wie bekannt wird. hat die Firma Krupp ihren Fahrzeugbau 1 ſtillgelegt und den Fahrzeugen 2 einer anderen Abteilung angegliedert, infolge mangelnder Ve— ſchäftigung. Die Ofenbauanlage, Abteilung für Steinſtrahlöſen, wurde an eine auswärtige Ge— ſellſchaft verkauft, die ſie weiterführt. Dadurch ſind hundert Mann abgebaut worden oder wur— den an andere Betriebe überwieſen. Paris, 16. April. Skandalöſe Kokain⸗ ſchie bungen. Die in der letzten Zeit aufge⸗ deckten Kockainſchiebungen ſcheinen ſich zu einem, cieſigen Skandal auszuwachſen. Einer Meldung der„Liberte“ zufolge ſind etwa 20 Pariſer Aerzte angeklagt, Rezepte ausgeſtellt zu haben, auf Grund deren ſich die Kunden aus allen Geſell— ſchaftsſchichten Kokain, Morphium und Opium verſchaffen konnten. Die Verhaftung mehrerer Aerzte ſtehe bevor. Auch ein Advokat ſei in die Angelegenheit verwickelt. Kopenhagen, 16. April. Vier Millonen Kronen für Polarforſchung. Nach einer Mitteilung des norwegiſchen Luftfahrtvereins, der die geſchäftliche Leitung der diesjährigen ſowie der vorjährigen Polarunternehmung Amundſens hat, belaufen ſich die Koſten der Expedition bis zu den Augenblick, wo ſie an Bord der„Norge“ die eigentliche Polarfahrt von Spitzbergen antritt, be— reit? auf 4 Millionen Kronen. eee Gründung eines Reichsmilchausſchuſſes. Berlin, 16. April. Auf Einladung des Reichs⸗ miniſteriums für Ernährung und Laudwirtſchaft trat heute t Vormittags im Plenarſagale des! Reichswirtſchaſtsrates neben Beauftragten der, Landesregierungen Vertreter der Behörden, der laundwirtſchaftlichen Oraaniſationen und der Ver⸗ braucher ſowie der Wiſſenſchaft und Preſſe zur Gründung eines Reichsmilchausſchuſſes zuſam⸗ men. Der Ausſchuß dient der Zuſammenfaſ⸗ ſung der Beſtrebungen, die auf die Hebung des Verbrauchs an Milch gerichtet ſind. Reichs⸗ ernährungsminiſter Dr. Haslinde wies in einer Rede auf die hohe Bedeutung der Milch für die Volkseruährung und Volksgeſundheit und auf der anderen Seite auf die landwirtſchaftliche Produktion hin. Der Milchkonſum in Deutſch⸗ land bleibe erheblich hinter dem Verbrauch zu⸗ dück. Pro Jahr und Kopf könne er durchſchnitt⸗ lich auf einviertel bis einfünftel Liter, in einzel⸗ nen Induſtriegemeinden ſogar nur auf einzehn⸗ tel Liter geſchätzt werden, während er z. B. in ameritaniſchen Großſtädten dreivertel Liter be⸗ trage. Für den Verbrauch an Butter und Käſe, bei denen die Zahlen günſtiger lägen, werde in außerordentlich ſtarkem Maße ausländiſche Ware herangezogen. der Einfuhrüberſchuß an Milch⸗ erzengniſſen habe im Jahre 1925 1637 966 Doppel⸗ zeutner gegenüber 70 500 Doppelzentner im Fah⸗ zesdurchſchnitt 1911⸗13 betra 3 ichung a. gen. Zur Erreichun düse len Zieles käme die Hebung der 5 1 00 0 Bezug auf Qualität und Qantität Milcher t eine Verbilligung der Milch⸗ und ſende Auſchiſſe, andererſeits aber eine umfaſ⸗ iſtlärungs⸗ und Werbetätigkeit in Frage. — Die 11. Kongreß der Chriſtlichen Gewerkſchaften. Dortmund, 17. April. Der 11. Kongreß der Chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften in Deutſchland begann heute vormit⸗ tag ſeine Tagung in der Kronenburg, wozu ſich 300 Vertreter der einzelnen Verbände ein⸗ gefunden haben, darunter von Verbänden aus Holland, Belgien und Oeſterreich. Ferner waren eine Anzahl Ehrengäſte von Behörden, des Reichs und der Länder erſchienen neben Vertretern der evangeliſchen und katholiſchen Kirchenbehörden. Miniſterpräſident a. D. Stegerwald hielt die Begrüßungsanſprache, iv der er auf die Entwicklung der Chriſtlichen Gewerkſchaf⸗ ten im letzten Jahrzehnt hinwies. Durch die ſchwierige Lage in den beſetzten deutſchen Ge⸗ bieten habe die Arbeiterbewegung ebenſoſehr gelitten wie durch die Jahre der Inflation. In dem Kampf gegen den Separatismus hät⸗ ten die Mitglieder der Gewerkſchaften in erſter Stelle geſtanden und viele Mitglieder hätten ihr Feſthalten an dem Deutſchen Reiche mit dem Tode oder mit Kerkerſtrafe bezahlt. Wenn die Franzoſen den Kampf an der Saar ver— loren gegebn hätten, ſo ſei das in erſter Linie dem Verhalten der deutſchen Gewerkſchafts— bewegung zuzuſchreiben. Seit der Inflation ſei die deutſche Arbeiterbewegung wieder ein großes Stück vorwärts gekommen. Die Ar⸗ beitszeit ſei verkürzt worden und man ſtehe vor der Ratifikation des Arbeitszeitabkommens. Löhne ſeien nach und nach etwas gebeſ— ſert. Deutſchlands große Wirtſchaftskriſe dürfte ihren Höhepunkt überſchritten haben. Mitgliederzahl ſeit Ausbruch des Krieges ver⸗ Die Chriſtlichen Gewerkſchaften hätten ihre Mitgliederzahl ſeit Ausbruch des Krieges verdoppelt. Die Lage der deutſchen Arbeiter— ſchaft ſei im allgemeinen heute noch eine un⸗ befriedigende, teilweiſe les bliebe aber noch zu tun. Darauf überbrachten rarebs⸗ Utrecht im Namen der Chriſtlichen Gewerkſchaftsinternationale, die 14 Länder vertritt, Loudon-Amſterdam im Namen der Chriſtlichen Gewerkſchaft Hollands und für die Chriſtlichen Gewerkſchaften in Oeſter⸗ reich Allinger-Wien. Exzellenz v. No⸗ ſtiz⸗ Dresden ſprach für die Geſellſchaft für Sozialreform. Mſgr. Walterbach ſprach für den Verband der katholiſchen Arbeiter u. Arbeiterinnen Deutſchlands, zugleich auch im Namen des erkrankten Mſgr. Dr. Müller für die weſtdeutſchen Arbeitervereine. Der Bericht des Generalſekretärs. Im Anſchluß an die Begrüßungen erſtat— lete Generalſekretär Otto den Bericht des Ausſchuſſes des Geſamtverbandes. Er wies u. a. darauf hin, daß der Mitglieder be⸗ ſtand der Chriſtlichen Gewerkſchaften im Jahre 1922 noch mehr als eine Million be tragen habe, daß er aber 1923 auf 800 000 u 1924 auf etwas über 600 000 geſunken ſei. Im Jahre 1925 habe der Beſtand 603 000 Mitglie⸗ der betragen, womit eine Stabiliſierung des Beſtandes wohl eingetreten ſei. Die ſoziale Reaktion ſei nach Möglichkeit bekämpft wor⸗ den. Ohne die nachlaſſende Tätigkeit des Ge⸗ ſamtverbandes wäre es wohl ſchwerlich mög⸗ lich geweſen, der praktiſchen Lohngeſtaltung eine Entwicklung zu geben, die im Gegenſat zu den Forderungen der Arbeitgeberverbände ſtehe. Auch auf eine gerechte Verteilung der Reparationslaſten innerhalb des deutſchen Volkes ſei von ihnen hingearbeitet worden. Selbſtverſtändlich ſei, daß zur Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz auch chriſtliche Arbeitnehmer geladen werden müßten. Auf dem Gebiete der Sozialiſierung hätten ſich die Chriſtlichen Ge— werkſchaften niemals auf ein beſtimmtes Zeit⸗ maß verpflichtet. Sie könnten nur für eine vernünftige organiſche Entwicklung eintreten. Zwiſchen den Chriſtlichen und freien Gewerk— ſchaften hätten in den letzten Jahren auch die gelben Gewerkſchaften wieder an Boden gewonnen, ohne es aber außer in der Land⸗ wirtſchaft zu einer nennenswerten Bedeutung zu bringen. Am Schluß des Berichts betonte, Generalſekretär Otto, die Meinung, daß eine innere Schwächung der Gewerkſchaften einge- treten ſei, treffe nicht zu. Der Teil der Arbei⸗ terſchaft, derv on wirklichem Standesbewußt⸗ ſein erfüllt ſei, ſei auch heute noch der entſchei⸗ dende Teil der Gewerkſchaften, Die Chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften bekennen ſich zu einem geſunden Berufsgedanken. Auseinanderſetzun⸗ ſeie über Berufs⸗ oder Induſtrieverbände eien deshalb für ſie weniger programmati⸗ ſcher Art. Veränderungen der Induſtrieform könnten allerdings unter Umſtänden auch Veränderungen der gewerkſchaftlichen Orga— niſationsformen bedingen. Verhindert werden müſſe, daß politiſche oder vaterländiſche Or⸗ ganiſationen durch Einrichtung von Arbeits⸗ nachweiſen, Aufſtellung von eigenen Liſten bei Betriebsratswahlen uſw. auf das gewerk⸗ ſchaftliche Gebiet überzugreiſen ſuchen. Bei der Zunahme der Erwerbstätigkeit der Frauen und bei der großen Zahl der Indu⸗ ſtrien, die Arbeiterinnen beſchäftigen, müſſe der gewerkſchaftlichen Erſaſſung und Schu⸗ lung der Arbeiterinnen ein verſtärktes Augen⸗ merk gewidmet werden. Die chriſtliche Gewerk⸗ ſchaftsbeweaung ſtehe innerlich gefeſtigt da eine ſehr traurige. Dank den Gewerkſchaften ſei die Arbeiterſchaft immer wieder auf den augenblicklich verhält⸗ nismäßig beſſeren Stand angekommen. Vie⸗ 5 1 N die Vertreter der; einzelnen Verbände ihre Grüße, u. a. Ser- und ſei ein bedeutſamer Wartor des deutſchem Wirtſchaftslebens geworden. Die Ausſprache über den Bericht. Die Nachmittagsſitzung brachte eine ein⸗ gehende Ausſprache über den am Vormittag erſtatteten Bericht des Geſamtverbandes. 1 Insbeſondere wurde gefordert, daß die Jugendbewegung in den Criſtlichen Gewerkſchaften mehr als bisher gefördert werden ſoll. Es ſoll ein hauptamtlicher Leiter der geſamten Jugendbewegung beſtellt wer den. N Auch die Frauenfrage und die Frage des Verhältniſſes zwiſchen den Chriſtliche⸗ Wewerkſchaften und den konfeſſtonellen Ar beitervereinen fanden weitere Verti⸗ fung. Zum letzteren Punkt wurde ausgeführt! Es ſeien nur äußerliche Gründe für die Miß⸗ ſtimmung in der letzten Zeit vorhanden, von inneren Gegenſätzen könne keine Rede ſein. Die Mißſtimmung habe vielfach ihren Grund in dem fehlenden Konnex zwiſchen den Füh⸗ rern und habe durchaus nicht in dem geſche⸗ henen Maße an die Oeffentlichkeit zu kom⸗ men brauchen. Vom 11. Kongreß der Chriſt⸗ lichen Gewerkſchaften wird erwartet, daß er die Phalanr zwiſchen den Chriſtlichen Ge— werkſchaften und den konfeſſionellen Arbeiter vereinen in alter Macht wieder herſtellt. Beſonderes Intereſſe beanſpruchten die Ausführungen eines Vertreters aus dem Saargebiet, der die ſchwierige Lage ſchilderte, die im Saargebiet durch die Beherrſchung der Induſtrie durch die Fran— zoſen und infolge der Frankenlöhnung ent— ſtanden ſei. Unter dem Regime des Völler— bundes hätten ſich die politiſchen, wirtſchaft⸗ i und ſozialen Zuſtände von allem im erſichernnasweſen ganz einſeitig zu Ungun⸗ ſten der Arbeitnehmer entwickelt. Die Reichs⸗ regierung und die Regierungen der in Be— tracht kommenden Länder müßten erſucht wer⸗ den, den Zuſtänden, unter denen die Franken⸗ reutner und Frankenlohuempfänger litten, entgegenzutreten und in ausreichender Weiſe abzuhelfen. Darüber hinaus müßte die Reichsregierung die reſtloſe Wieder⸗ vereinigung des Saragebietes mit dem Reich und bis zur Erreichung dieſes Zieles eine Angleichung der ſozialen Verſiche⸗ rung des Saargebietes an die des Reiches auſtreben oder die Verſicherungen miteinander verſchmelzen. Zu dem Geſchäftsberickt des Generalſek⸗ retärs Otte lagen Wortmeldungen nicht vor. Dem Geſamtvorſtand wurde darauf Ent⸗ laſtung erteilt und die Sitzung geſchloſſen. Die ſachlichen Beratungen werden morgen ſortgeſetzt. Der Weltſpiegel. Die Unterſchleife beim Reichsvermögensamt Koblenz. Koblenz, 16. April. In der Angelegenheit der Unterſchleife beim Reichsvermögensamt Koblenz hatte ſich vor dem erweiterten Kob⸗ lenzer Amtsgericht der ehemalige Leiter der Beſchaffungsſtelle, Reg.⸗Rat Dr. Gro pp, zu verantworten. Die Anklage warf ihm paſſive Beſtechung vor. Er ſoll in 14 Fällen als Beamter Geſchenke angenommen haben. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 6 Monate Ge⸗ fängnis wegen nachgewieſener Beſtechung in fünf Fällen. Außerdem wurde dem Angeklag⸗ len die Befähigung, öffentliche Aemter zu be⸗ leiden, auf 5 Jahre abgeſprochen. Der Staatsanwalt hatte 2¼ Jahre Zuchthaus be⸗ antragt mit der Begründung, daß ein Menſch, der die Ehre eines Beamtenſtandes in dieſer Weiſe in den Schmutz gezogen habe, exem⸗ plariſch beſtraft werden müſſe. ö 1 Eigenartige Weinpropaganda. Dein Faßroller kſt dieſer Tage 1 it ſei. in Worms eingetroffen. Seine Fuer der 395 Wette um 100 Liter Wein zugrunde liegt dient tem Zweck der Werbung für deutſchen Wein und beutſches Obſt. Entſprechende Aufſchriften trägt uch das Faß. das der Fahroller, Kunſtmaler von Beruf. vor ſich herſchiebt. Die Fahrt begann am 13. März in Köln und muß in ſechs Monaten be⸗ endet ſein. Sie führte bisher über Bonn nach Hainz, bie rauf ins Moſeltal und nach Koblenz Von da ging es nach Bodenheim, Nierſtein Nak⸗ unheim, Oppenheim, Mettenheim und zuletzt nach Bechtheim. Von hier aus wird die Reiſe durch bie Pfalz. nach Ludwigshafen. Mannheim, Hei⸗ delberg, Karlsruhe, Ulm, München Dresden Leipaig, Berlin. Hannover, Köln fortgeſetzt. 5 Sport und Spiel. Sp.“ Mic na!— Vf. R. Erſ.Liga 3:2 1„ 2. 7 85„ 3. 8 4 „ J oren— Bürſtadt 841 „. J. end— Hepper heim(ausgefallen) 5 62 5— Weinheim 11 R Sportbetrteb und gute Platzverhält⸗ n ſſetk zuchnnten den verfloſſenen Sonntag. Das morge ilch Spiel der Bergmann ⸗Mannſchaft gegen d. 3 der Vf. R ſah elnen glänzenden Sieg deſer Mennen 8:4 hieß das das End⸗ reſultat Heppenheims Jugend erwartete man um 1 Uh dersgebens, ein glatter Sieg der Unſe rie Kurz vor 3 Uhr lief der Kampf der Junſoſen gegen Bürſtadt vom Stapel, den die Vierr heimer überzeugend mit 3:1 für ſich ent⸗ ſchteden Un 4 Uhr endlich ſah das zahlreich erſchienene Publikum das Spiel der„Erſten“ bis die Partie auf„remis“ ſteht. Religion und Sekte die andere. gegen bie Reſervemannſchaft des B. f. R. E. Feldüberlegenheit der„Grünen“ ſchoß B. f. R. das Führungstor und es dauert ziemlich lange. V. f. B. geht erneut in Führung, aber der Plapbeſitzet läßt nicht locker und erzwingt bis zum, Schluſſe noch 2 weitere Tore, ſo den Steg ſicherſtellend. Vom ſtegenden Mannſchaftskörper war der hintere Tell überzeugend, während der vordere an einer unheilbaren Krankheit zu leiden ſcheint und das iſt: Man ſchleßt eben nicht, ſelbſt vor dem leeren Tore vergißt man den Schuß. Der chegner war auch nicht auf ſeiner ſonſt gewohnten Höhe, zelgte aber doch ein fleißiges und wohlgefälliges Spiel. R., Was will Kreuz oder Halbmond?“ ſagen? Wie bereits ſchon bekannt gegeben, ſplelt die Marlaniſche Jünglingsſodalität unter dieſem Titel ein Drama aus der Zelt der Maurenherrſchaft in Spanten. Ich ſetzte in nach⸗ folgendem Artikel den in Nr. 87 und 89 er⸗ ſchienenen voraus: Der Satz„Alles iſt im Fluß“ iſt eine alte Wahrheit, die ſchon der Grieche erkannt hat. Es iſt gleichſam ſelbſtverſtändlich, daß eine Kultur der neueren weichen muß, wenn auch erſt nach Jahren hartnäckigſten Kampfes. Ja in unſerer modernen Zeit ſind hunderte ſolcher Vorgänge zu verzeichnen. Das Alter ſträubt ſich regel⸗ mäßig, das Neue anzunehmen. Es iſt eine Tat⸗ ſache, daß noch heute zu Tage alte Frauen mlt keiner Nähmaſchine nähen, ferner, daß man ſich in keiner anderen Stadt als Leipzig in einem führenden Blatt bei Einführung des Gaslichts mit dem lächerlichen Einwand dagegen ausſprach, die Nacht ſei von Gott gemacht und der Menſch dürfe den Frevel, das Gegenteil daraus zu ge⸗ ſtalten nicht begehen. Und heute: dasſelbe in -Grün“. Gegen das Kino, gegen den Radlo, gegen andere techniſche Erfindungen, gegen den Bubtkopf, eben gegen alles was mi“„modern“ geſtempelt iſt. Und wer iſt dagegen? Das Alter, das ſich krampfhaft gegen das Neue ſträubt und mit den lächerlichſten Einwänden die Tradition behaupten will.— Aber was hat den das alles mit„Kreuz oder Halbmond“ zu tun? denkt der Leſer jetzt ganz beſtimmt.— Nun wir haben aus dieſen Worten geſehen, wle ſehr die Kulturen miteinander zu kämpfen haben. Mißverſtändniſſe entſtehen in beiden Lagern. Und doch: Es iſt immer totſicher: Die Tradition muß weichen, und das iſt auch gut; denn die Menſchheit muß ſich weiterentwickeln.„Alles iſt im Fluß“. Ein⸗ geſehen wird allerdings nie etwas; man hat eben im allgemeinen nur ſeinen ſpießigen, konſervativen Quadratſchädel, der nicht weiter denn zur Kirch⸗ turmſpitze zu ſchauen weiß Und wie es nun in den Revolutionen der Verfaſſungen, der Ideen und der Technik iſt, ſo iſt es miteiner einzigen Ausnahme in der Religion. Im Altertum jagte und hente jagt elne Nur ein Volk blieb ſtandhaft und ließ über ſich die Stürme ergehen, ohne zu wanken: Israel. Und dann konnte jene rieſtge Schickſalſtunde kommen, die Runs den Heiland gebar. Und Chriſtus ſtürzte auch dieſe alte Kultur und richtete den neuen Bund zum ewigen Helle der Menſchheit ein. Ich ſage abſichtlich„Zum ewigen Helle“. Das Chriſtentum iſt das einzige Weſen, das keine Trabktion iſt. Jede Religion iſt ver⸗ gangen, vergeht und wird vergehen, weil es eine Zeitanſchauung ift, zu der die zur Zeit geborenen halten, welche aber die Jugend ſtürzt und das Neue dafür einſetzt. Das wahre Chriſtentum, der Katholtzismus iſt ewig, iſt die ſich immer verfüngende Religion. Das iſt der Kern des Stückes, das uns die Marlaniſche Jünglingsſodaltdät bietet. Der Islam, obwohl ſpäter geboren, muß dem ewigen Grün des Chriſtentums weichen. Das will„Kreuz oder Halbmond“ ſagen, wie ſo viele andere Dramen: Keine Reltgion und Sekte hat die Tatſache aufzuweiſen, ſolchen ſchrecklichen Kämpfen und Stürmen in groß und klein widerſtanden zu haben. Denken wir doch an die Chriſten⸗ verfolgungen in den erſten Jahrhunderten der Kirche, an die Stürme des Islams, indem ſich ia unſer Stück abſpielt, an die Zeiten der Staufen der ſogenannten Reſormatlon, der franzöſtſchen Revolution, des deutſchen Kulturkampfes und endlich an die heutige, wo ſich Kathollzismus und falſches Chriſtentum nie mehr bekämpft haben. Und dennoch: Das Blut der Maertyrer iſt der Samen neuer Chriſten.— So auch im kleinen in dieſem Drama. s wird gewütet gegen das Kreuz. Und am Schluß:; Der Sohn eines Fürſten wird Miſſtonar, um hinauszuziehen und den Völkern das Evangelium zu predigen.— Ferner hat keine Religion oder Sekte auf⸗ zuwelſen, in dieſer Weiſe die Religion bewahrt zu haben, vielleicht mit Autnahme des Juden tums. Seit Chrlſtus ſteht die Klrche unver⸗ ändert da, immer das Kreuz hochhaltend, über Freund oder Feind. Die Klrche war ſchon ſchwach, beſiegt aber nie, und wird es in alle Ewigkeit nicht ſein; deun die Pforten der Höll, des Anglaubens werden ſie, die heilige knatholiſche und apoſtoliſche Kirche nicht überwältigen, nie, aie 11 Hans Günther.