e eee N n een e n e — 3 — 985 „it Rückſicht auf ſeine Nachkommenſchaft die erung zu ziehen, die ſtrenge ſittliche Pflicht. i ergibt ſich dieſe Pflicht als unmittelbare Folgerung aus dem Gebot der chriſtlichen Näch⸗ ſtenliebe. Dieſes Gebot hat nicht nur Geltung für die Zeitgenoſſen, ſondern erſtreckt ſich auch en kommende Geſchlecht, die Nachkommen⸗ cl Daß ferner bei unſerer Lebenshaltung nicht dem Triebleben die beſtimmende Rolle zu⸗ fallen ſoll, ſondern nur der Gedauke maßgebend fein darf, ſich geſund zu erhalten und ſeine Ar⸗ beitskraft zur Erfüllung der Aufgaben, für die uns Gott der Herr auf dieſe Erde geſetzt hat, zeiftngsfähig zu geſtalten, iſt ebenfalls ein: un⸗ mittelbar aus dem theozentriſchen Gedanken des Chriſtentums und dem daraus abgeleiteten Gedanken des Gehorſams gegen Gott folgende Pflicht. Ferner ſteht der Gedanke der Selbſtbe⸗ herrſchung, daß wir beim Eſſen und Trinken und der Verwendung von Genußmitteln uns ebenfalls nicht vom Triebleben, ſondern von dem Gedanken an die Erhalung und Erhöhung un⸗ ſerer Arbeitskraft leiten laſſen ſollen, im eng⸗ ſten Zuſammenhang mit den Zielen der chriſt⸗ lichen Aſzeſe. Zur Geſunderhaltung gehört eine ganz beſtimmte Auswahl nach Menge und Art der Nahrungs⸗ und Genußmittel. Der Grund⸗ gedanke der chriſtlichen Aſzeſe iſt nicht Selbſt⸗ kaſteiung— wie man vielfach fälſchlich glaubt — ſondern Selbſterziehund und Selbſtbeherr⸗ ſchung. In der katholiſchen Literatur beſitzen wir über die Frage der Leibespflege ein ſehr ſchönes Werk aus der Feder des Münchener Theologie⸗Profeſſors Franz Walter„Der Leib und ſein Recht im Chriſtentum“(Auers Verlag, Donauwörth). Es iſt das eine grundſätzliche Unterſuchung über das Verhältnis der moder⸗ nen Körperkultur zur chriſtlichen Ethik und Aſzeſe. Was die übrige Körperpflege angeht, loweit es ſich um die Verwertung von Licht, Luft und Waſſer handelt, ſo dürfte ſchon aus dem Umſtande, daß vor mehreren Jahrzehnten bereits ein katholiſcher Geiſtlicher, wie Pfarrer Kneipp, die Verwertung dieſer Gottesgaben im Dienſte tholiken dieſen Dingen ſicher nicht ablehn gegenüberſtehen, ſoweit dieſe Heilfaktoren 155 Rahmen der christlichen Sitte zur Anwendung gelangen. ö Ich ſchließe dieſe kurzen Ausführungen mi den Worten, die der hochwürdigſte Herr Biſcho Chriſtian Schreiber von Meißen kürzlich in einem Aufſatz in der Zeitſchrift„Jugend führung“ ge⸗ ſchrieben hat:„Richtig iſt, daß die geſunde Kör⸗ perkultur in ſich und erſt recht im Hinblick auk unſer geſundheitlich verkümmertes deutſches Volk jegliche Förderung verdient. Sie ift in den durch die Vernunft und das ſittliche Gewiſ⸗ ſen bezw. durch das Chriſtentum gezogenen Gren⸗ ze ſogar eine ſittliche Pflicht. Das iſt von jeher die Lehre der katholiſchen Kirche geweſen. Das haben ſogar die großen Ordensſtifter anerkannt und durchgeführt wie Lockington⸗Kübe in ſeiner Schriſt„Dur.) Körperbildung zur Geiſteskraft“ nachgewieſen hat. Das iſt aber auch die Stel⸗ lungnahme der deutſchen Biſchöſe, indem ſie im erſten Leitſatz ihrer bekannten Kundgebung zu den verſchiedenen modernen Sittlichkeitsfragen ausdrücklich erklären:„Eine geſunde Körper⸗ pflege iſt nicht nur mit den Lehren des Chriſten⸗ iums vereinbar, ſondern geradezu geboten.“ Für jeden gläubigen Katholiken beſteht aber auf alle Fälle die ſtrenge Pflicht, die Leitſätze und Wei⸗ ſungen, wie ſie von der Fuldaer Biſchofskonferenz ausgegangen ſind, nach Geiſt und Inhalt gewiſ⸗ ſenhaft zu erfüllen, da die Beobachtung dieſer Weiſungen nicht bloß eine religiöſe und ſittliche Angelegenheit, ſondern geradezu eine Schickſals⸗ frage des geſamten deutſchen Volkes iſt.“ Dieſe! Worte haben auch ihre Bedeutung für die geſam⸗ ten Veranſtaltungen der Reichsgeſundheitswoche Wir Katholiken haben gegenüber unſerem Va⸗ terlande und dem Volksganzen die Pflicht nicht allein auf dem letztgenannten Gebiete, ſondern auch gegenüber der einſeitigen Ueberſchätzung rein körperlicher Fähigkeiten, wie ſie vielfach in der modernen Sportbewegung hervortritt., die rechte Syntheſe zwiſchen den Forderungen des Geiſtes und des Leibes zu finden, eingedenk der der Geſundheit gepredigt und auf dem Gebiete der phyſikaliſch⸗diätiſchen Theorapie bahnbre— bend gewirkt bat, ein Beweis ſein, daß die Ka⸗ bibliſchen Auffaſſung, daß unſer Leib ein Tem— pel des Geiſtes iſt! 6 Lokale Nachrichten. „ Biernbeim, 20 April. „Kath. Kaufm. Verein. Morgen, Donnerstag ½9 Uhr, Vereinsabend(Spielabend) im Lokal. Die Mitalteder werden gebeten, ſich recht zahlreich einzufinden. e Vilgerzug nach Einſiedeln. Der badiſche Caritas verband veranſtaltet am 4. Juni eſnen Pilgerzug nach Mariä Einſiedeln, der um ½8 Uhr von Karlsruhe mit Ayſchlußzug von Manyheim abgeht. Die Hinfahrt geht über Zürich am ZStiricherſee entlang und der Helmweg über Brunnen— Blerwaldſtädterſee— Luzern. Die Koſ⸗ ten ſind Außerſt niedrig gehalten: Logis und Ver⸗ pflegung 1. Klaſſe 22.50 Mk., 2. Klaſſe 16 Ml. einſchl. Bedienung. * Mehr Häuſer in Heſſen als 1910. Im Heſſenlande ſind heute mehr Häuſer vor⸗ handen, mach der Zahl der Bevölkerung berech⸗ net) als im Jahre 1910. Es muß doch ernſtlich zu denken geben, wenn heute Wohnunsgmangel berrſcht, obwohl mehr Wohnungen vorhanden find In Darmſtadt kommen z. B. 1910 auf 14 Bewohner(ohne Militär) ein Haus 1925 kommen auf nur 12,5 Einwobner ein Haus, wo⸗ bei die Kaſernen miteinbegriffen ſind. » Auterirdiſche Telegrapheulinien plant man im Orte herzuſtellen. Ein diesbezügl. Lageplan liegt auf die Dauer von 4 Wochen im Poſtamt Viernheim zur Ginſicht der Jater⸗ eſſenten aus. * Die Frühjahrsmeſſe in Maun⸗ heim beginnt am Sonntag, den 2. Mat und endigt am Dienstag, den 11. Mai. * Schwetzinger Spargelmarkt. In- folge der kühlen Witterung war die Zufuhe ſehr gering. Die Preiſe gingen demzufolge in die Höhe und koſtete der Spargel 1. Sorte 1.—1 20, 2 Sorte 0,60 0,80. Sport. Die D. J. K. Viernheim war am verfloſſenen Sonntag zu einem Propaganda⸗ ſplel nach Niederbrechen bei Limburg eingeladen, welches auch ſeinen Zweck nicht verfehlt hatte. Präzis ½3 Uhr eröffnete der Unparteilſche auf dem herrlich gelegenen Sportplatze das Spiel. Niederbrechen, eine techniſch ſpielſtarke Mann⸗ ſchaft, gehn ſtark in Form, wobei die Blauen noch ſo zaghaft waren und ſich nicht zuſammen⸗ fanden. Die Folge hiervon war, daß der Tor⸗ mann in den erſten ſieben Minuten zweimal den Ball paſſteren laſſen mußte, Hterauf ſtell⸗ ten die Blauen ihre Mannſchaft vorteilhaft um. Von jetzt ab beginnt ein ſchönes und abwechs⸗ lungsreiches Spiel, wobei beide Tore öfters in Geſahr gerieten; aber ein Erfolg iſt auf beiden beiden Selten ausgeblieben.— Es iſt immerhin eln großer Fortſchritt, venn wer das Spiel gegen Vereinigung 09 geſehen hat, kann das zweifellos beſtätigen. Zu bemerken ſſt noch, daß N'brechen die dortige Ligamannſchaft angeblich mit 7: 0 niederzuringen vermochte.— Die 3. Mannſchaft ſchickte ihren Heppenheimer Gegner mit 6:0 nach Hauſe. M erhalten Sie den, Viernheimer Anzeiger“ gratis, wenn Sie denſelben ab 1. Mat abonnieren. Beſtellungen werden in un⸗ ſerer Geſchäftsſtelle und von unſeren Austrägern täglich entgegen genommen. Im Wege der öffentlichen Ausſchreibung ſollen die Rohrverlegungs⸗ und Grabarbeiten für die Gashochdruckleitung vom Waſſer⸗ werk Käfertaler Wald bis zum Gaswerk Weinheim(zum größten Teile an der Nord⸗ ſeite des Lampertheim— Weinheimer Bahn⸗ körpers von Klm.⸗Stein 9,175— 12,325 ſowie an der Nordſeite der Oberrheiniſchen Eiſenbahn von Klm.⸗Stein 11,4 bis 13,2, ſonſt im Wald und auf Feld⸗ und Gemeinde⸗ wegen liegend) vergeben werden. Die Leitung wird in Stahlmuffenröhren mit Schweißmuffen 200 mm 1 W. aus⸗ geführt. Die Unterlagen für die Vergebung können in unſerem Verwaltungs- Gebäude K. 7. 1/2, Zimmer 414, in der Zeit von 8 bis 2 Uhr eingeſehen bezw. gegen eine Gebühr von Mk. 5.— bezogen werden. Die Angebote ſind bis ſpä⸗ teſtens 30. April 1926 vorm. 11 Ahr verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bei uns einzureichen bezw. im Zimmer 502 abzugeben. Die Zuſchlagsfriſt beträgt 3 Wochen. Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H. Mannheim, K. 7 102. 5 den 8— 2 5 N* 2 e. 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Martin, Geſchäftsſtelle: Rathaus ſtw. 26 0 Donnerstag, den 22 April 19268 1 93 Das Volksbegehren zur Fuürſtenabfindung. w. Berim, 2 Aprül, te wic bon zuſtändi⸗ ger Seite erfahren, hal der eichswahlleiter am 19. Apr dem Reichstunenminiſter Dr. Külz nun⸗ mehr amtlich Mitteilung von dem Ergebnis des Voltsbegehrens gemacht. Der Reichsinnenmini⸗ ſter hat daraufhin eine entſprechende Vorlage für die Einbringung eines Geſetzes an den Reichstag dem Meichskabinett zugeleitet. Der Abſindungsentwurf verfaſſungsändernd! w. Berlin, 21. April. Nach einer halbamt⸗ lichen Auslaſſung hat das Reichskabinett entge⸗ gen anderslautenden Preſſenachrichten einſtimmig dahln erkannt, daß der Entwurf in der Abfin⸗ dungsfrage verfaſſungsändernd ſei. Der Inhalt des Ruſſen⸗ vertrages. Der deutſch⸗ruſſiſche Vertrag. Paris, 21. April. Auf Grund von Berliner Informationen glaubt der„Temps“ mitteilen zu können, daß die deutſch⸗xuſſiſchen Verhandlungen folgende vier Hauptpunkte betreffen: 1. jede der beiden Mächte werde für den Fall neutral bleiben, wo eine von ihnen eine dritte Macht angreift, z. B. Rußland Polen, 2. wenn Deutſchland in dieſem Falle aufge⸗ ſordert würde, den Artikel 16 in Anwendung zu bringen, werde es ſich auf die Beſchränkungen berrfen, die ihm von den Vertretern der Weſt⸗— mächte zugebilligt worden ſeien, 8. jede der beiden Mächte werde für den Fall neutral bleiben, wo eine von ihnen Gegenſtand eines nicht provozierten Angriſſes einer dritten Macht ſein würde, z. B. England gegen Rußland, 4. Deutſchland und Rußland würden, um die in Rapallo geknüpften freundſchaſtlichen Bande zu entwickeln, in Zutunft in gemeinſamem Ein⸗ vernehmen die Angelegenheiten behandeln, die ein gemeinſames Intereſſe böten. England und der deutſch⸗ruſſiſche Vertrag. w. London, 21. April. Die Beſorgniſſe in Londoner politiſchen Kreiſen über den bevor⸗ ſtehenden Abſchluß des deutſch⸗ruſſiſchen Ver⸗ trages ſcheinen im Wachſen begriffen zu ſein. Bekanntlich exiſtieren zwei politiſche Lager in England, die eine verſchiedene Einſtellung zum Ruſſenproblem haben. In engliſchen Induſtriellenkreiſen tritt ſo etwas wie Kon⸗ kurrenzueid hervor. Man glaubt dort, daß jetzt die deutſche Induſtrie wichtige Vergün⸗ ſtigungen in Rußland erhalten werde. In die⸗ ſen Kreiſen fordert man eine engliſche Aktion zur Verzögerung der deutſch⸗ruſſiſchen Ver⸗ ſtändigung. Im rußlandfeindlichen Lager ſpricht man von einer ſeeliſchen Untreue gegenüber Locarno, weil der unter Opfern durch England eingegangene Locarnopakt für England an Wert verliere. Die Friedensverhand⸗ lungen in Marokko. Die erſten Verhandlungen. Paris, 20. April. Havas veröffentlicht aus Udſchda eine offizielle Erklärung der Riſunter⸗ händler über die erſten Verhandlungen. Es heißt darin, die Annahme der von den Franzoſen und Spaniern geſtellten Bedingungen, nämlich: der Gefangenenaustauſch und Beſetzung beſtimmter Stellungen durch die franzöſiſch⸗ſpaniſchen Trup⸗ pen vor Beginn offizieller Verhandlungen, könne nach ihrer Anſicht nicht erwogen werden. Eine Annahme ſolcher Bedingungen vor den eigent⸗ lichen Verhandlungen ſeien unlogiſch, da die Rif⸗ kabylen, wenn man ſich nicht einigen würde, ge⸗ täuſcht ſein würden; ſie müßten erſt mit Abd el Krim Rückſprache nehmen. Die Unterhänd⸗ ler ſelbſt glauben, daß die Bedingungen niemals angenommen werden würden, wenn von den Partnern nicht Konzeſſionen gemacht werden. Um das Schickſal Abd el Krims. London, 20. April. Die engliſchen Blütter be⸗ fürchten, daß die Bedingung Frankreichs und Spaniens, wonach Abd el Krim aus ſeinem Lande verbannt werden ſoll, die ernſteſten Fol⸗ gen haben könnte. Nicht nur ſei es für Abd el Krim unmöglich, das Odium auf ſich zu laden, 10 Vaterland um einer Summe ſchnöden Gel⸗ 15 willen zu verraten, ſondern die viel größere Klabe läge darin, daßß nach dem Fortgang Abd Krims, der allein die Autorität habe, um den dalcden zu garantferen, das Rifland in Anarchie erfahen künne fndat einnoftliches Norhandeln Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. Man kann gelegentlich immer wieder hören, eine politiſche Vertretung des katholiſchen Volksteiles ſei heute nicht mehr ſo notwendig wie früher, weil ſich ſeit der Revolution die Lage ſo weſentlich ge— ändert habe, daß die Exiſtenz der Zentrums⸗ partei heute nicht mehr ſo unmittelbar gege- ben ſei, und daß man die Wahrung der katho— liſchen Intereſſen ohne ſie ſchützen könne. Man hört ſolche Ausführungen namentlich oft in Kreiſen rechtsgerichteter Katholiken, denen die heutige Zentrumspolitik angeblich zu de⸗ mokratiſch iſt und die gewiſſe gefühlsmäßige Neigungen insbeſondere für die Deutſch⸗ nationalen bekunden. Es iſt doch gut, daß von Zeit zu Zeit immer wieder Dinge paſſieren, die dieſen Irrtum klar erweiſen und die gerade durch ihre Art geeignet ſind, immer wieder ein Milieu zu beleuchten, das anſcheinend ebenſo unſterblich iſt, wie der Charakter des deut— ſchen Volkes. Man ſollte es nicht für möglich halten, aber es iſt einwandfret erwieſen, daß ein aus dem Rheinland ſtammender katholi⸗ ſcher Regierungsaſſeſſor, der an ein Landrats⸗ amt im Oſten verſetzt wurde, bei ſeiner Mel⸗ dung vor dem deutſchnationalen Landrat nach ſeiner religiöſen Ueberzeugung in der ungehörigſten Form befragt worden iſt. Ja, der Landrat hat mit den ungehöriger Fragen gleichzeitig auch einen geſellſchaftli⸗ chen Boykott angedroht, um damit den genannten Aſſeſſor mürbe zu machen. Die preußiſche Regierung hat dem Landrat die ernſteſte Mißbilligung ausgeſprochen, hat deu Aſſeſſor wieder nach dem Weſten zurückgenom— men, und das Staats. miniſterium ſeinerſeits hält dieſe Dinge für wichtig genug, um zum Ausdruck zu bringen, daß es jeden Beamten in ſeiner religiöſen Ueberzeugung, in ſeiner Verfaſſungstreue und ſeiner politiſchen Mei⸗ nungsfreiheit, ſoweit ſie ſich taktvoll im Rah⸗ men des für den Beamten Erlauben bewege, ſchützen wolle. Warum wir dieſen Fall noch näher kom⸗ mentieren müſſen? Weil er typiſch iſt für die Vergeßt es nicht, Katholiken! 3. Hahrgang nur ja nicht, daß die Macht der Bürokratie heute geringer ſei als früher! Im Gegenteil, ſie iſt mächtiger geworden, als vor der Re⸗ volution! Und dieſe Bürokratie iſt auch in Preußen noch immer in weiteſtem Sinne mit Elementen durchſetzt, die vollkommen in der Vergangenheit wurzeln werden. Ihre tiefe innere Abneigung gegen den Ka⸗ tholizis mus verſtehen ſie im allgemeinen vortrefflich zu verbergen. Aber es gibt Situa⸗ tionen, in denen ſie die Karten aufdecken und ihr wahres Geſicht zeigen. Der Fall liegt hier vor und beweiſt, wie vollkommen vogelfrei der deutſche und preu⸗ ſiſche Katholizismus wären, wenn ihnen nicht das Machtinſtrument der Zentrumspartei zur Verfügung ſtünde. Es iſt ja nur deshalb heute beſſer geworden— und dieſer Fall würde na⸗ türlich im alten Syſtem dem Landrat nicht nur keinen Tadel eingebracht, ſondern unter der Hand würde man ihm wohl ſeine beſon— dere Eignung für höhere Aemter zugeſprochen haben— weil der Einfluß des Zentrums im parlamentariſch regierten Preußen Dank ſei— ner klugen Politik heute natürlich viel ſtärker iſt als früher. Dann ereilt ſolche Kreiſe des oben geſchilderten deutſchnationalen Land⸗— rates mit ſeiner tiefen Katholikenſeindlichkeit ſehr raſch das Geſchick. würden dieſe Kreiſe, wenn ſie heute noch die Macht hätten nicht nur politiſch, ſondern auch vor allem geſellſchaftlich, mit den unglücklichen Katho liken des Weſtens im Oſten umſpringen! Die ſer Fall bedeutet natürkich für Dutzende von Geſinnungsgenoſſen des deutſchnationalen Landrats ein ernſtes Menetekel und vorläu— fig wird man wohl wieder knirſchend den Haß gegen Zentrum und Katholizismus wie— der verſchließen und auf beſſeue Tage war— ten. Die deutſchnationale Preſſe, die ſich ſonſt mit jeder kleinen Einzelheit des„Syſtems Severing“ beſchäftigt, hat dieſem Fall gegenüber natürlich die Sprache verloren und ſchweigt ihn ſyſtematiſch tot. Uns lann das nicht hindern, erneut die Feſtftellung zu ma⸗ chen: Ohne ein ſtarkes Zentrum wäre in 1 Wie ganze Situation unter der deulſche latholiſche Beamte auch heute noch leben. Man denke N C ͤ ² U- y eee* Preußen und Deutſchland der Einfluß des Katholizismus gleich Null! N unmöglich würde. Dadurch würde die Riffrage zu einer gefährlicheren, als ſie bisher geweſen ſei. Die Forderungen der Rifleute, Paris, 21. April. Wie aus Marokko ge⸗ meldet wird, erklärte die Delegation Abd el Krims geſtern vor der Preſſe, ſie wolle die öffentliche Meinung der Welt zum Zeugen der wirklichen Friedensgeſinnung der Rif⸗ ſtämme machen. Sie verwürfen jede Geheim— diplomatie und ſchlügen vor, daß die Frage der Entfernung Abd el Krims zurückgeſtellt werde. Eine Entſernung aus dem Lande des Islam komme nicht in Frage. Die alliierten Regierungen müßten ſich die Frage vorlegen, ob die ſofortige Entfernung möglich und wün⸗ ſchenswert ſei. Im Falle der Entwaffnung der Stämme müßten dieſe eine regelrechte Miliz bilden können. Der Austauſch der Ge⸗ fangenen dürfte erſt nach dem Friedensſchluß erfolgen. Wenn ein dauerhafter Friede er⸗ reicht werden ſolle, müßten die Verhandlun⸗ gen ſich im Rahmen dieſer Forderungen be wegen. Die deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertrags verhandlungen Neue Entſendung eines deutſchen Regierungsvertreters. Berlin, 20. April. Ueber den Stand der deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertragsverhand⸗ lungen erfahren wir von zuſtändiger Seite folgendes: Bekanntlich hat die Reichsregie⸗ rung auf Grund der Berichte der deutſchen Berlin zurückkehrte, ſehr eingehende Beratun⸗ gen unter Hinzuziehung von Sachverſtändigen über das ganze zur Debatte ſtehende Problem gepflogen. Dieſe Beratungen ſind jetzt zum Abſchluß gekommen. Die Reichsregierung hat den Stagtsſekretär Hagedorn vom Reichs⸗ Handels delegation, die kurz vor Oſtern nach — ernährungsminiſterium beauftragt, in einer beſonderen Miſſion nach Madrid zu reiſen, um dort zu verſuchen, mit Spanien zu einer möglichſt baldigen Einigung zu kommen.„Die deutſche Regierung hat zu dieſem ungewöhn— lichen Mittel gegriffen, um Spanien zu zei⸗ gen, welch außerordentlichen Wert Deutſch⸗ land den Verhandlungen beimißt. Ein höhe⸗ rer Beamter des Reichswirtſchaftsminiſte⸗ riums wurde gerade deshalb mit der Miſſion beauftragt, um Spanien die außerordentlich ſchwierige Lage des deutſchen Weinbaues mit der größten Anſchaulichkeit zur Kenntnis zu bringen. Das Ziel der Verhandlungen bleibt für die Reichsregierung, einen Ausgleich zu finden, der ſowohl dem deutſchen Weinbau ermöglicht, weiter zu exiſtieren, und anderer⸗ ſeits die deutſche Induſtrie in die Lage ver⸗ ſetzt, für den ſpaniſchen Markt weiter zu ar⸗ beiten. Deutſches Reich. Um die Landtagsauflöſung in Heſſen. Darmſtadt, 20. April. In der heutigen Landtagsſitzung wurde von verſchiedenen Rednern der Rechten ein Volksbegehren auf Landtagsauflöſung angekündigt. Da auch die deutſchvolksparteiliche Preſſe in der letzten Zeit in dieſer Richtung hingearbeitet hat, lann nunmehr an dem gemeinſamen Vor⸗ gehen der rechten Oppoſt! N mehr gezweifelt werden. Die Beſchäftigung der Erwerbsloſen in Heſſen. Darmſtadt, 20. April. Zur Beſchäftigung der Erwerbsloſen hat die heſſiſche Regierung 328 Arbeitsmaßnahmen unterſtützt. Dabei wa ren beſchäftigt 11094 Nofſtandsarbeiter, die 658 833 Tagewerke vollbrachten. An Zuſch! ſen wurden gewährt: 1834766 Mark. an Darlehen 290 416 Mark, —— zuſammen 2134964 Mark. Von jeder Sum trägt das Reich die Hälfte. Ehrung Hindenburgs. Aachen, 20. April. Der Ring der katholiſchen deutſchen Burſchenſchaſt, der in dieſen Tagen in Aachen ſeine Jahresverſammlung abhielt, ſandte eine Drahtung an den Reichspräſidenten von Hindenburg, worin dieſem als dem vor⸗ bildlichen Führer des deutſchen Volkes ergebeufle Grüße geſandt und treue Geſolgſchaft geloht wurde. Außerdem wurde eine Entſchließung ge⸗ faßt, nach der die Mitglieder des Ringes für ein ben be deutſches Programm verpflichtet worden. Ein Geſetzentwurf über die G. m. b. H.“. Berlin, 20. April. Wie verlautet, wird vom Reichsjuſtizminiſterium gegenwärtig ein Geſetz⸗ entwurf ausgearbeitet, durch den die Vorſchrif⸗ ten und geſetzlichn Beſtimmungen über die Ge⸗ ſellſchaften mit beſchränkter Haftung auf den Sta⸗ tus der Vorkriegszeit zurückgeführt werden ſol⸗ len. Das Kapital einer jeden Geſellſchaft ſoll wieder 20000 Mark als Mindeſtgrenze betragen, während bisher die Mußgrenze auf 5000 Mark feſtgeſetzt war. Separatiſtenprozeß. w. Frankenthal, 21. April. Vor dem bie⸗ ſigen Schwurgericht beginnt am 4. Mai der Prozeß gegen den Separatiſtenführer Irm⸗ ſcher, der bei den Separatiſtenkämpfen in Lambrecht einen dortigen Einwohner erſchoſ⸗ ſen hat und ferner zwei der„Spionage“ ver⸗ dächtige Separatiſten in Schifferſtadt ums Leben brachte. Für die Verhandlung gegen den nach Spanien geflüchteten Separatiſten⸗ führer, der erſt vor kurzem auf Antrag der Staatsanwaltſchaft ausgeliefert wurde, ſind mehrere Tage erforderlich. Ausland. Die engliſche Beſatzung in Königsſtein im engliſchen Parlament. London. 21. April. Auf eine Anfrage Pon⸗ ſonbys teilte geſtern der engliſche Kriegsminiſter im Unterhauſe mit, die enoliſche Beſatzung in Königſtein beſtehe aus 27 Offizieren und 72 Un⸗ teroffizieren und Maunſchaften. Im ganzen ſe ien acht Privathäuſer und acht Wohnungen beſchlag⸗ nahmt worden. Vier Offiziersfamilien und 27 Unteroffiziersſamilien befänden ſich in König- ſtein. Es würden alle Anſtrengungen gemacht, die Wohnungsforderungen zu reduzieren, aber infolge der verſchiedenen Dienſtverhältniſſe der britiſchen und franzöſiſchen Truppen könne et nicht den Grundſatz annehmen, daß das britiſche Heer nicht mehr Räumlichkeiten beanſpruchen als das franzöſiſche. Auf die weitere Frage, ob irgend ein Grund dafür beſtehe, daß eine große Garniſon eine ſo kleine Stadt beſetze, erklärte Waſhington Evans, dies ſei eine Frage der ge⸗ eigneten Verteilung der Truppen. Auf die For⸗ derung Wedgewoods auf Herabminderung der Beſatzungsſtärke antwortete der Miniſter, eine ſolche ſei bereits erſolgt. Amerikaniſche Kritik an Muſſoscui. London, 20. April. Wie aus Waſhington gemelde wird, erklärte der demokratiſche Se⸗ nator Walſh im amerikaniſchen Senat, Muſ⸗ ſolnis Fahrt nach Afrika ſtrotze von kriegeri⸗ ſcher Prahlerei. Selbſt der Kaiſer habe nie⸗ mals in ſolcher Weiſe mit ſeinem Schwerte geraſſelt. Wilhelm 2. hötte ſein Schwert im⸗ mer gegen eingebildete einde geſchwungen. von denen er einen Angriff zu erwarten glaubte. Muſſolinis Trompetengeſchmetter ſei aber ein Ruf zur Eroberung und zum Angriff. Eine Annahme des Schuldenabkommens mit Italien würde ledialich Nuſſolini helfen. die italieniſchen Finanzen in Ordnung zu brin⸗ gen, ſodaß er einen Krieg vom Zaune bre⸗ chen könnte. f Das Schickſal des Freigabegeſetzes. Das deutſche Eigentum in Amerila. Waſhington, 21. April. Schatzſekretär Mel⸗ lon verteidigte geſtern in energiſcher Form den Freigabegeſetzentwurf. Trotzdem dürfte aber nach der Auffaſſung unterrichteter volitiſcher Kreiſe der Entwurf in dieſer Seſſion des amerikaniſchen Kongreſſes kaum mehr erledigt werden. Die geſamte Preſſe verhält ſich entweder ſcharf ablehnend oder neutral, weil der Geſetzentwurf nunmehr zu einer innerpolitiſchen Streitfrage ge⸗ worden iſt, zu der entſcheidende Stellung zu neh⸗ men jede Partei zu vermeiden ſucht. Angeſichts der unausbleiblichen Vertagung der Bi ige iſt ſicher anzunehmen, daß bei ihrer nochmaligen Einbringung im Repräſentantenhauſe ein ganz neuer Geſetzentwurf zuſtande kommt. —— — 7 2 e eing geſte Hin Uhr der im iſt f verk 7CCͤͥͤͥĩ ðjubT00T0ß0T0T0T0T0T0T0T0TTb ——— 3 Vo meli deut nüäch die erſt Ber eka det Ent Heſſiſcher Landtag. Darmſtadt, 20. April 1926. Die Generaldebatte zum Kapitel„Arbeit und Wi ft“ wird nach längeren Ausführungen verſchiedener Redner der ſozialdemokratiſchen, demokratiſchen, deutſchnationalen Partei und des Bauernbundes beendet und ſofort anſchließend in die Spezialdebatte eingetreten. Durch die Dar⸗ legungen der Berichterſtatter über die Anträge zu den einzelnen Kapiteln werden Letztere ohne jegliche Ausſprache abſtimmungsreif gemacht. Es iiſt anzunehmen, daß die Geſamtberatungen über den Staatsvoranſchlag noch im Laufe dieſer 800855 auch in zweiter und dritter Leſung beendet werden. Auf Einzelheiten ſoll nach Abſchluß in zuſam⸗ menfaſſenden Betrachtungen werden. U 3 Landesſteuern 1926. In dieſen Tagen beginnt die Zuſtellung der Steuerbeſcheide über Landesſteuern für das Rech— mungsjahr 1926. In dieſen Beſcheiden ſind ſtaat⸗ liche Grundſteuer, Gewerbeſteuer und Sonder- Gebäudeſteuer zuſammengefaßt. Die näh⸗ ere Prüfung der Beſcheide wird ergeben, daß die GKrundſteuer gegen das Vorjahr un ver⸗ ändert geblieben iſt(zerlegt im Vorjahr in 4 Raten, künftig in 6 Raten). Die Gewerbeſteuer wurde bisher nur zum Teil auf Grund von Steuerbeſcheiden erho— ben; dazu kamen noch weitere Zahlungen in Form von Zuſchlägen zur Einkommen- bzw. Kör⸗ perſchaftsſteuer. Dieſe verſchiedenartigen Anfor- derungen fallen künftig weg. Für das Rech⸗ nungsjahr 1926 ergibt ſich die Gewerbeſteuer— ſchuld einzig und allein aus dem Steuerbeſcheid. Die Höhe der Gewerbeſteuer iſt insgeſamt gegen das Vorjahr benfalls unverändert. Die Sonder⸗Gebäudeſteuer iſt im, Zuſammenhang mit der Heraufſetzung der Mie— ten erhöht worden. Außerdem aber iſt zu beach— ten, daß ein Teil dieſer Steuer von dem Ge— meindeſteuerbeſcheid auf den Staatsſteuerbeſcheid, übernommen worden iſt, und zwar aus folgen— dem Grunde: Bekanntlich wird ein gewiſſer Teil des Auflommens aus dieſer Steuer zum Woh— nungsbau verwendet. Bisher wurden dieſe Bau— gelder zum Teil durch den Staats- und zum Teil durch den Gemeindeſteuerbeſcheid angefor— dert; vom 1. April 1926 ab erſcheinen ſie jedoch nur noch auf dem Staatsſteuerbeſcheid und zwar, auch inſoweit, als ſie bisher in der Gemeinde— ſteuer enthalten waren. Dementſprechend iſt be— ſtimmt, daß die Gemeinden mit Kreis und Pro— in, zuſammen ab 1. April 1926 höchſtens einen Sonderſteuerſatz von 69 Pfennigen beſchlie— ßen dürfen, während zuletzt die Gemeinden al— dein 80 Pfennige oder mehr erhoben. In den, Gemeinden, die die Sonderſteuer in dem bisher zuläſſigen Maße ausſchöpften, wird die Gemein— de⸗Sonderſteuer für das Rechnungsjahr 1926 eilſo niedriger ſein als im Vorjahr. Schließlich ſei mitgeteilt, daß die für den 1. Juli 1926 in, Ausſicht ſtehende Einführung der vollen ben ſoll. Aus Nah und Fern. Hd. Alzey, 20. April.(Pferdemarkt.) lezte. Pferdemarkt erſreute ſich eines außerordent lich guten Beſuches ſowohl von Seiten kaufluſti ner Intereſſenten als auch von den Pferdehänd lern ſelbſt. Es waren ca. 100 Pferde aufgetrie hen und es erfolgten auch eine größere Anz— Abſchlüſſe.—(Autounglück.) Am Bahnübergang ſllzen- Albig platzte einem Autohändler aus Main: in Reiſen ſeines Wagens, wobei ſich das Aute berſchlug und der Schwager des Autohändlers chwer verletzt in das Krankenhaus eingeliefert berden mußte. Der Autobeſitzer ſelbſt kam mit mbedentenden Verletzungen davon. ö 1 0 zurückgekommen Frie⸗ densmiete keine Erhöhung der ſtaatlichen oder der Gemeinde-Sonderſteuer mehr im Gefolge ha-, 1 Den Abg. Gelegentlich der Beratung des Etats des Mi⸗ niſteriums für Arbeit und Wirtſchaft machte Herr Abg. Schreinermeiſter Lauten bacher⸗Die⸗ burg folgende Ausführungen über ſchwebende Handwerkerfragen:. Eine der größten Sorgen in wirtſchaftspoliti⸗ ſcher wie politiſcher Beziehung, die uns heute be⸗ ſchöftigen, iſt die Frage: Wie ſchaſſen wir Abſatz⸗ möglichkeiten für unſere Induſtrie und unſer Gewerbe? Wie kann die Ausfuhr vermehrt und der Inlandsmarkt belebt werden? Alle Verſuche in dieſer Richtung können nur dann von Erfolg ſein, wenn das Preisniveau für den deutſchen Lebensbedarf geſenkt werden kann, d. h. wenn mit demſelben Geld mehr gekauft werden kann, um ſomit die Lebenshaltung und den Kultur⸗ ſtand zu erhalten, den ſich das deutſche Volk er⸗ rungen hat. Die Preisſenkungsaktion der Reichs⸗ regierung war eine unbedingte Notwendigkeit, darüber darf man wohl Einſtimmigkeit aller Kreiſe feſtſtellen, mit der Art ihrer Durchführung konnte man ſich aber nicht befreunden. Dies gilt im beſonderen für das Handwerk, und zwar aus den Gründen, weil man die Be⸗ tufsorganiſationen des Handwerks mit den Syn⸗ dikaten und Kartellen auf eine Stufe zu ſtellen derſuchte. Deshalb wandte ſich das Handwerk gegen eine derartige Durchführung der Preisab⸗ „aumaßnahmen wie ſie vom Reichsminiſter von Schlieben vorgeſehen war, mit aller Entſchieden⸗ heit und ſelbſt der deutſchnationale Herr Dr. Wienbeck bezeichnete dieſe Abbaumaßnahmen als ein„Scheuſal“. Auch hier im Hauſe mußte ich geſtern feſtſtellen, daß die Auffaſſung beſteht, zwiſchen den beiden Wirtſchaftsgruppen beſtehe ein Unterſchied. Im übrigen war ich überraſcht, daß geſtern der Herr Dr. Müller ſo glatt am Handwerk vorbeigehen konnte, ohne ihm minde⸗ ſtens ein paar Rippenſtöße zu verſetzen, denn der Bauernbund hat ſich an der Vrhetzung gegen das das Handwerk wirklich was koſten laſſen. Ich erachte es deshalb als meine Pflicht, die Unterſchiede zwiſchen den Handwerkerorga⸗ niſationen und den Syndikaten und Kar⸗ tellen klar zu ſtellen! Abg. Weber hat geſtern betont, daß die Zwaugs⸗ innungen Preiſe feſtſetzen, an die ihre Mitglie⸗ der unter Straſe gebunden ſind. Nach§ 100 zu der Gewerbeordnung iſt es den Innungen ver⸗ boten, überhaupt Preiſe vorzuſchreiben. Ich gebe aber zu, daß in der Preiswirtſchaft des Hand⸗ werks noch manches zu ordnen iſt, daran iſt aber und ſeine Berufsorganiſa⸗ nicht das Handwerk tion ſchuld, ſondern beim Handwerk ſind eben auch die gewaltigen wirtſchaftlichen 5 Umwälzun⸗ gen die Urſache mancher Dinge, die wir als Hand⸗ unſere ganze Kraft einſetzen, daß das Handwerk zu einer werkerführer bedauern. Wir werden geſunden Preiswirtſchaft kommt. Was verſtehen wir nun unter einer geſunden Unter einer ge— verſtehen wir, daß jeder Meiſter durch die Aufklärung ſei⸗ Preisgebarung im Handwerk? ſunden Preisgebarung der Innung ö ner Berufsorganiſation in die Lage verſetzt wird „ jedes Stadium der Produktionskoſten zu erken⸗ Lauterbacher(Ztr.) über Handwerkerfragen. 7 gleichzeitige Anwendung rationeller Betriebs⸗ führung die Produktion ſo zu geſtalten, daß ſie ich der Kaufkraft des Voltes anpaßt. Das 10 die Aufgaben der Berufsorganiſation des Hand⸗ werks, die ſie erfüllen muß, wenn ihre Mitglie⸗ der in dem heutigen Wirtſchaftskampf nicht zu⸗ grunde gehen wollen. durchführen zu können, muß das Handwerk die Berufsorganiſation fördern. Sie unterſcheiden ſich alſo ganz weſentlich von den Zielen, die die Kartelle und Syndikate ver⸗ folgen, indem ſie nicht pon ihren Mitgliedern die Einhaltung der von ihnen feſtgeſetzten Preiſe fordern. Bezüglich der berechtigten Klagen über die Preisſpanne zwiſchen Erzeuger und Verbraucher wäre es eine Aufgabe der Regierung, zu prüfen, ob hier nicht Einſchränkungen bei der Erteilung von Gewerbeſcheinen angebracht waren, denn ge⸗ rade im Handelsgewerbe machen ſich Elemente breit, die oftmals mit der Arbeit auf dem Kriegs⸗ fuße ſtehen und hier glauben, ein angenehmes Leben führen zu können. Nach meiner Auffaſ⸗ ſung müßte bei Anmeldung von Gewerben un⸗ bedingt darauf geachtet werden, daß die Betref⸗ ſenden abſolut keinen Anlaß zu bedenken geben und auch die nötige Gewähr für die reelle Füh⸗ rung eines Gewerbes erbringen. Das Handwerk iſt ſich ſeiner großen Aufgaben wohl bewußt, es kann ſie aber nur durchführen, wenn es dabei auf behördlicher Seite die notwendige Unterſtützung findet. Wir fordern da z. B., daß die im Woh⸗ nungsbauprogramm 1926 angenommenen An⸗ träge auch alsbald zur Durchführung kommen, damit das Baugewerbe nicht noch ganz zugrunde gerichtet wird. Wir verlangen ferner, daß bei Vergebung von Arbeiten tatſächlich der angemeſſene Preis be⸗ rückſichtigt wird, und wenn wirklich das Mindeſt⸗ gebot den Auftrag erhält, daß dann aber unter allen Umſtänden die Arbeiten nach den Verge⸗ bungsvorſchriften ausgeführt werden. Der Staal darf nicht die Hand dazu bieten, etwa mit un⸗ lauteren Mitteln arbeitende Handwerkerelemente zu unterſtützen und ſich dadurch ſelbſt zu ſchä—⸗ digen. Der Abhilſe bedürfen auch manche Zuſtänd⸗ bei den Kreisämtern; ich denke dabei vor allem an Oberheſſen, wo die Behandlung handwerk, licher Angelegenheiten abgelehnt oder mit allen möglichen unzuläſſigen Mitteln hintertrieber wird. Notwendig wäre auch, daß an den Kreis änitern nicht gerade immer die jüngſten Beam, ten mit den Gewerbereferaten betraut werden dieſe Beamten wechſeln ſehr oft und ſind darum kaum in der Lage, ſich in die ſchwierige Materi, hmeinzuarbeiten. Beſonders wäre noch darauf hinzuweiſen, daf die Verkaufszeiten wenigſtens in dei Sommerzeit in den ländlichen Bezirken verlän. gert werden, denn oftmals kommen die Leute erf nach 7 Uhr nach Hauſe zurück und haben ſo kein, nen, wahl.) Unſere letzte Bürgermeiſterwahl war be— klanntlich von Seiten der freien rheinheſſiſchen Bauernſchaft angefochten und für ungültig er— klärt worden. In der nunmehr am Sonntag tattgefundenen zweiten Wahl wurde Herr Joh Blodt 1. wieder mit 344 Stimmen gewähr der Kandidat der Freien Bauernſchaft erbiet! tur 315 Stimmen. N ö Hd. Jugenheim, 20. April.(Tödlich verun— lückt.) Bekanntlich war vor einigen Wochen auf, 'r Straße bei Jugenheim die Leiche eines Mo— durch dieſe Erkenntnis die Betriebskoſten uf das Mindeſtmaß herabzuſetzen und durch Gelegenheit mehr, die notwendigen Bedürfniſſe einzukaufen. i Wertgegenſtände mehr bei ſich trug. gründete ſich der Verdacht Um aber die Aufgaben melbetten“. zu verantworten haben. Weges weiter. ö ihre gefühlsrohe Tat wegen fahrläſſiger Tötung Die Beraubung des Geſtürzten muß in der Nacht von anderen Paſ⸗ ſanten vorgenommen worden ſein. od. Ginsheim, 20. April.(Kindsmord.) Den Bemühungen der Polizei iſt es nunmehr gelun⸗ gen, die Kindesmörderin feſtzuſtellen, die ihr neugeborenes Kind vor einiger Zeit im Altrhein ertränkt hatte. Die 24jährige Tochter einer hie⸗ ſigen Familie hat die Te. eingeſtanden und wurde darauf in das Unterſuchungsgefängnis Broß ⸗Gerau verbracht. f 915 Fee ole 19. April.(Lebens ü de. rhängte ſich in ſeiner Wohnung im ſüdlichen Stadtteil der ledige 35 Jahre alte Inſtallations⸗ gneiſter Nikolaus Schardt. j w. Pirmaſens, 19. April.(-Das Nacht⸗ quartier auf der Straße.) Am Sams⸗ tag wurde aus einer Wohnung eine Familie zwangsweiſe auf die Straße geſetzt. Die Fa⸗ milie ließ ſich häuslich auf der Straße nieder und übernachtete auch daſelbſt in ihren„Him Am anderen Tage entfernten die Polizei dieſen Zuſtand. Köln, 19. April.(Schwerer Unfall.— 2 Tote.) Im Hafen der Zeche Recklinghauſen I in Recklinghauſen ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Ein großer Teil der auf einer Schüt⸗ telrutſch liegenden Kohlen ſtürzte plötzlich ab. Vier Bergarbeiter wurden verſchüttet; zwei von ihnen konnten nur als Leichen geborgen werden. Sie waren unter dem Kohlenſtaub erſtickt. Die beiden anderen wurden unverletzt geborgen. Pirmaſens, 19. April.(Der Ranbüber⸗ fall am Pirmaſenſer Exerzierplatz.) Zu dem Raubüberfall am Exerzierplatz teilt die Polizei amtlich mit, daß der 71jährige Bote von Rodalben an dem bewußten Mittag in der Nähe des Hotels„Schwan“ von einem der Burſchen. angepackt, über das Drahtgeländer auf den Ra des alten Mannes zu Boden drückte ſen geworfen wurde, daß der Burſche den Kopf und ihm dabei die Aktentaſche mit 8300 Mark Exwerbslo⸗ ſengeldern entriß. Durch Zeugen wurde feſtge⸗ ſtellt, daß einer der Täter nach dem Ueberfall auf einem Fahrrad fortgefahren iſt. Verſchie⸗ dene Umſtände deuten darauf bin, daß der Ue⸗ Hd. Eſſenheim, 20. April.(Bürgermeiſter⸗ torradfahrers gefunden worden, der keinerle i Hierauf eines Raubmordes der ſich aber durch die eingeleitete Unterſuchung nicht beſtätigte. Vielmehr konnte nun feſtgeſtelll werden, daß der Motorradfahrer, der mit voller Beleuchtung fuhr, von den Fuhrleuten eines ihm ohne Beleuchtung entgegenkommenden Pferde— juhrwerkes durch Zurufe ſo erſchreckt wurde, daß er vom Motorrad ſtürzte und ſchwer verletzt lie⸗ zen blieb. Die beiden Fuhrleute kümmerten ſich im den Norunalückton nicht 2 „nn fithron Leo Ein Blick „ Senüst 5 mr krloig U Lund beten baben sd die Steherbelt der Erlabrunz g, Ame, zicher u vleder. dle Sle zum Kochen und backen e D Oetbel abrilaaten 1 br Oer: bellebtes Rezeptbuch ee Fee Venilla. 1 ö l ein e der Ihnes zeltt, wie ab Seen 2 iber, 1 esreich Ihr Küch zelbst bel klei · nem Haushaltungsfeld seln kann. Dabel tind aber eee J. uchen und Speisen steis fehallvoll und schmack f .— Nit 84 ezepſen, aach denen Sie prächtige uchen und Torten, kleines Backwerb, Schmalz back„ Eier. und Mich Ppuddi remes und Sagspe nen. Klohhe ond Sollen b e. 0 werdes Ste die gonze Fomilie begeistern. Verlangen Sie Dr. Oeſher's R les ia den wenn veriellfen, durch Postharte von Dr. A. Oetker, Bielef * Cena Die dla frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). (Nachdruck verboten.) (61. Fortſetzung.) Mehrere Wochen dem kleinen Gaſthaus. enthalt. Sein Kopf war durch Fieber lang lag er krank in Ein trübſeliger Auf⸗ ſo benommen, er derart geſchächt und apathiſch, daß er ſich nicht entſchließen konnte, an Mo⸗ mika zu ſchreiben. Er ſchämte ſich auch, ihr den Bruch mit Frau Hauſen, die Gründe der aufgegebenen Reiſe ſetzen. Mündlich ging das leichter. ſchriftlich auseinanderzu— Noch recht matt und elend trat er endlich die Rückreiſe nach München an. Daß ihn Mo⸗ mika nicht auf dem Bahnhof derte ihn nicht weiter. mußte das erſte Wiederſehen ſtattfinden. Langſam ſtieg er die Treppe hinauf. Drin⸗ nen im Hauſe war alles grau und ſtill. Lärm und Sonnenlicht blieben draußen. Die Kühle und Ruhe tat ſeinen gereizten Nerven wohl. * Mit einem Drücker öffnete er die Tür zu tiefes Schweigen. Er ſtieß die Tür zum Salon auf ſeiner Wohnung. Auch bier überall und rief Monikas Namen. Niemand antwortete. Die ganze Wohnung Durch die geſchloſſenen Läden fiel ein feiner, golde⸗ ner Sonnenſtrahl in den verdunkelten Raum. durcheinanderſpielender Stäub⸗ chen ſtand ſchräg im Zimmer. Erſtaunt ſah er ſich um. Jetzt bemerkte er erſt die verhangenen Bilder und Kronleuchter, die zugedeckten, ge⸗ rade an die Wand gerückten Möbel. Der inten⸗ der den zuſammengeroll⸗ nahm ſchien leer und ausgeſtorben zu ſein. Eine Wolke ſive Kampfergeruch, ten Teppichen und Kelims entſtrömte, ihm faſt den Atem. Langſam ging er durch empfing, wun⸗ Nach ihrem Abſchied ohne Zeugen E die ganze Woh⸗ nung. Ueberall dasſelbe Bild der Verödung. [Wie betäubt ſtand er, ſeinen Handkoffer neben ſich, mitten im Zimmer und ſah ſich ratlos um... Der Portier hatte ihn die Treppe hinaufgeyen hören und kam ihm eilig nachge⸗ laufen, um die anvertrauten Schlüſſel abzu⸗ geben. „Iſt meine Frau verreiſt?“ fragte Henry, indem er mechaniſch das Schlüſſelbund in Empfang nahm. Die gnädige Frau iſt bald nach Ihnen abgereiſt, Herr Dubois. Mir gab Sie die Schlüſſel, die ſollt ich behalten, bis Sie wie⸗ derkämen.“ Der halb neugierige, halb mitlei— dige Ton, in dem der Portier zu ihm ſprach, ärgerte Henry. ö „Gut, geben Sie her.. Briefe für mich da?“ „Nein, nichts.“ Wo ſind denn die Dienſtboten?“ „Die wurden alle entlaſſen. Soll meine Frau kommen und die Zimmer für Sie zu— rechtmachen, Herr Dubois?“ „Nein. Danke, ich brauche nichts.“ Der Hauswirt verließ ihn nach kurzem Zögern. Was kümmert es ihn am Ende, ob der Herr in ſeinen verſtaubten, unbehaglichen Zimmern bleiben wollte! Ein Schauer des noch nicht ganz über⸗ wundenen Fiebers ſchüttelte Henry. Ohne an Auspacken zu denken, warf er ſich auf das Ruhebett und zog die Decke um ſich. Denn trotz der Hitze draußen fröſtelte ihn in den un⸗ gelüfteten Räumen, die nach Moder und Staub rochen. So blieb er liegen. Gedankenlos beob⸗ achtete er durch die halbgeſchloſſenen Lider das Vorrücken des Sonnenſtrahls. der durch die Ritzen der JJalouſien ſpielte. Jetzt gleißte ein goldener Bilderrahmen an der Wand, dann wieder ſprühte irgend ein Metall glit⸗ zernd auf. In der Vorhalle tickte leiſe raſchelnd die alte Standuhr mit den ſchweren Gewichten. Der Portier mußte ſie wohl einmal aufgezo⸗ gen haben, ſonſt hätte ſie nicht mehr gehen kön⸗ nen. Der Gedanke, wie oft er Monika vor dem alten Gehäuſe hatte ſtehen und mit dem ver⸗ Sind keine ſehen, nahm ihm den letzten Reſt ſeiner Selbſt⸗ beherrſchung. Er ſchluchzte plötzlich aus Ent⸗ täuſchung und Sehnſucht nach ihr wie ein Kind 1 9 8 1 tt„: ln Trotzdem konnte er auch in den nächſten Tagen nicht den Entſchluß faſſen, ihr zu tele⸗ graphieren, oder zu ſchreiben. Er kannte zwar ihren Aufenthaltsort nicht, aber Profeſſor Grätzner hier oder Anſorges in Berlin wür⸗ den ihn ſicher wiſſen und ſeinen Brief vermit⸗ teln. Nicht nur ein törichter Stolz hielt ihn zu⸗ rück, um ihr Wiederkommen zu bitten, ſondern vor allem die krankhafte Avathie und Mut⸗ loſigkeit, dern er immer noch nicht Herr wer— den konnte. 1a rene Ganze Tage verbrachte er in haltloſem Hindömmdrn auf dem Sofa. Wenn die Por- tierfrau ſich nicht von ſelbſt ſeiner angenom⸗ men hätte, er würde weder gegeſſen noch ge⸗ trunken haben, ſo gleichgültig war ihm alles. Ihr regelmäßiges Kommen verdroß ihn ſogar. Er haßte förmlich ihr verdrießliches, faltiges Geſicht unter der zerknitterten, weißen Haube, ihren braunen Rock und das leiſe Auf⸗ ſchlurfen der weichen Filzpantoffeln. Ein paar Goldſtücke hatte er ihr den er⸗ ſten Morgen, als ſie kam, in die Hand ge— drückt, dafür möge ſie ihm etwas kochen, nur ihn nicht mit Fragen quälen. Meiſt wanderte das Eſſen, das ſie brachte, aber völlig unangerührt wieder hinaus oder blieb, von Fliegen umſchwärmt, auf dem Tiſche ſtehen. Kein Menſch bekümmerte ſich um Henry. Seine Bekannten und Kollegen wußten nichts von ſeiner Rückkehr, denn die ewig geſchloſſe⸗ nen Läden verrieten nichts von ſeinem Da⸗ ſein. Klingelte wirklich einmal jemand, ſo blieb Henry verdroſſen in ſeinem Zimmer liegen, ohne die Korridortür zu öffnen, bis die Beſucher, gelangweilt durch das vergeb⸗ liche Warten, endlich unverrichteter Dinge weggingen. Briefe kamen nicht, auch keine Karten von den Reiſegenoſſen aus Italien, noch von Anſorges. Auch er ſchrieb niemand, ſchörkelten Schlüſſel die Gewinde anſwinden die Welt ſchien für ihn ſtill zu ſtehen. das Sogar zum Leſen war er zu ermüdet und meiſte, was in den Zeitungen ſtand, hatte jedes Intereſſe für ihn verloren. den herben Enttäuſchungen der letzten Zeit dur als ten ſchmerzender Widerhaken in feſt. Mo vergangen waren. übe An ſeine Malerei mochte er erſt recht nicht ken. VV 1 41 Seine Kunſt war ihm verleidet durch 115 un ch Monikas bittere Vorwürfe, daß er ſie ſein Modell ausgenutzt habe. Das Körnchen Wahrheit, das dieſen Wor⸗ zugrunde lag, bohrte ſich ihm wie ein ſeinem Herzen Oft, ja bald unausgeſetzt, dachte „Tage ſtiegen vor ihm auf, die längſt Worte kamen zu ihm her⸗ die ſich wie er an. 1 r in der Stille der Nacht, weiche Arme um ſeinen Hals legten und ihn nicht wieder loslaſſen wollten. Auch an Moni⸗ kas verſtorbenen ater dachte er bisweilen. Aber nicht mehr mit Haß und Bitterkeit, ſon⸗ dern mit einer gewiſſen, Jetzt begriff er die Seelenmartern ſcheuen Teilnahme. dieſes ſo lange unbeachteten Künſtlers. Ja, ſogar ſein Laſter, ſich mit Morphium oder Alkohol zu betäuben, um ſein Elend zu vergeſſen, erſchien ihm nun nicht mehr verächtlich, ſondern nur noch bemitleidenswert. Kämpfte er doch ſelber oft gegen die Verſuchung, durch eine verzwei⸗ felte Tat ſeinem Leben ein Ende zu machen, ſogrenzenlos erſchien ihm die Zukunft. Ohne Monika mochte er ſich kein Daſein denken, und ihr völliges Schweigen konnte er nur als Un⸗ verſöhnlichkeit deuten. Wie tief mußte er dies zarte Herz, das doch einſt feſt an ihm hing, verwundet haben, daß ſie ſich ſo völlig von ihm losſagte! an Erſt nach langer Zeit das doch einſt ſeſt ihm hing, verwundet zu haben, daß ſie ſich ſo völlig von ihm losſagte! Erſt nach langer Zeit ging er einmal in ſein Atelier hinüber. Fingerdicker Staub lag auf Möbeln und Geräten.. (Botiſetzung folgt.) * Sie werden ſich nunmehr fir pberfall gut vorbereitet war. In Folge eines unheilbaren Leidens 1 wollen. einen Verbrecher. fektion der einberufene Verſammlung elften, rok mome b iden Fabritan beit 0 nte gegen die beiden Fabrikarbeiter eter Bauer und Karl Woll, beide von Rodal⸗ ſen, verſtärkten ſich im Laufe des geſtrigen Ta, es verart, daß ſie vorläufig ſeſtgenommen und 5 us Unterſuchungsgeſängnis eingeliefert wurden. die Unterſuchung wird eifrig weitergeführt. garbrücken, 19. April.(Bodenſenkun⸗ 177 in Saargruben.) Infolge des rück⸗ chtsloſen Raubbaues in den Saargruben wer⸗ en aus dem Bergmannsort Schnappach erneut ahlreiche Bodenſenkungen gemeldet. Mehrere jäuſer ſind ſo ſtark bedroht, daß ihr Bewohnen git Lebensgefahr verbunden iſt. Berlin, 20. April. Feuer in einer fahrzeugfabrik. Geſtern abend brach us noch ungeklärter Urſache in der Karoſſerie⸗ bteilung der Fahrzeugfabrik Rüterbuſch und ſoſſmann in Charlottenburg ein Feuer aus, ne mit großer Geſchwindigkeit um ſich griff. ſer eniſtandene Schaden iſt bedeutend. —.—— Kühles und regneriſches Wetter! Berlin, 20. April. Das Tiefdruckgebiet, das m Montag über Holland lag, iſt am Dienstag ber dem Skagerrak gelegen und wird am Mitt⸗ ſoch vorausſichtlich nach dem Bosniſchen Meer⸗ iſen vordringen. Ihm folgt ein zweites Tief ach, das am Dienstag über Irland gelegen iſt. 5 wird in Weſt⸗ und Mitteldeutſchland mäßige kegenfälle bringen. Aus Norditalien werden eſtige Stürme gemeldet, die ein Tief verurſacht at, das vorausſichtlich Mittwoch Oſtdeutſchland lit ſtärkeren Niederſchlägen verſehen wird. In anz Deutſchland wird daher kühles und regne⸗ ſſches Wetter erwartet. Handelsmarkt. Die Frankenbaiſſe. Paris, 20. April. Nachdem der franzöſiſche Franken bereits vor einigen Tagen einen Tief⸗ tand von 145 gegen das Pfund erreicht hatte, zurde dieſer nach vorübergehender Intervention or Bank von Frankreich heute mit einem Stand ol. 147 um zwei weitere Punkte unterboten. Der Weltspiegel. Dr. Horion Ehrenvorſitzender der groſſen deu ſchen Kundgebung in Köln. Köln, 19. April. Für die in Köln am 19 Juni ſtattſindende große deutſche Kundgebung ſur Rhein, Pfalz, Saar und Eupen⸗Malmedy, mit welcher bekanntlich auch die Bundestagun⸗ gen des Reichsverbandes der Rheinländer und zes Bundes der Saar⸗Vereine verbunden ſind, hat der Landeshauptmann der Rheinprovinz Dr f Dr. Horion den ihm angetragenen Ehrenvorſitz ibernommen. Internationale Zuſammenarbeit der Pnlizei. Berlin, 19. April. Die Reiſe des Chefs der Nerliner Kriminalpolizei, Regie rungsdirektor Geiß, nach Brüſſel und Paris trägt jetzt weitere Früchte. Jetzt hat ſich auch Holland an die deut⸗ chen Behörden gewandt, um Hand in Hand nit ihnen die Bekämpfung des internationalen berbrechertums vorzunehmen. In dieſem Falle zandelt es ſich hauptſächlich um die Bekämpfung es internationalen Taſchendiebſtahls in den D— zügen, der in den letzten Monaten in erſchrecken⸗ er Weiſe überhand genommen hat. Von Berlin zus wurden Kriminaloperinſpektor Tagtmeve und Kriminalkommiſſar Lobbes nach Bentheir entſandt, wo ſie mit den holländiſchen Beamte eine ausführliche Beſprechung hatten. 5 Vom Luftverkehr. Berlin, 19. April. Seit heute vormittag iſt der planmäßige Luftverkehr in vollem Gange vieder aufgenommen worden. Im Berliner Flughafen gibt es zur Zeit täglich zwölf Starts und Landungen abzufertigen. Zu den bisheri⸗ gen Berliner Flugverbindungen ſind heute die nach Hannover—Amſterdam London, nach Dan⸗ zig— Königsberg—Tilſit, nach Lübeck⸗Kopenha⸗ gen, nach Dresden und Breslau getreten. Der Verkehr nach London wurde heute deutſcherſeits von einem durch den Piloten Brauer geſteuerten dreimotorigen Junkers⸗Großflugzeug eröffnet. In Amſterdam ſteigen die Paſſagiere gewöhn⸗ lich in ein engliſches Flugzeug um. Der Perſo⸗ nenfahrpreis nach London beträgt 210 Mark. Der Kutisker⸗ Prozeß. Zufammenſtoß Kutisker— Holzmann. Berlin, 20. April. Kutisker wiederbolte auch geſtern immer wieder, er habe nichts Unrechtes begangen, für ſeine Handlungen ſei er aber be⸗ reit, volle Verantwortung zu tragen. Umſo eif⸗ riger iſt er bemüht, ſeine beiden Söhne von je⸗ der Verantwortung loszuſprechen. Der 18jäh⸗ vige Max, Direktor der Scharlach⸗Bank, und der 20 jährige Alex, Prokuriſt bei der Steinbank, bät⸗ len ſtets nur das getan, was 9 i beſohlen 80 9 5 er, der Vater, ihnen Den Höhepunkt der Verhandlung bildete dei Zuſammenſtoß zwiſchen den früheren Freunden und jetzigen Feinden Kutisker und Holzmann Die Staatsbank wollte die Michgel⸗Wechſel, die fällig waren, zunächft zurückhaben. Geheimra' Dr. Rühe war bereit, ſich mit Gefälligkeitswech⸗ ſeln zu begnügen. Einer war darunter, den Ku⸗ tisker durch die Vermittlung Holzmanns bekom⸗ men haben will. Holzmann fährt in die Höhe Das iſt nicht wahr!“ Von einem Erpreſſen werde er keinen Wechſel genommen haben. Holz⸗ mann erktürt, fac habe ihn veranlaſſen en. einen falſchen Wechſel zu girieren Schließlich bezeichnete Holzmann Autister als . di? Verhandlun itt⸗ woch beiſch gen wurden dann auf Mitt Brauereiarbeiterproteſt gegen die Altohol⸗ bewegung. München, 20. April. Eine von der Reichs⸗ N ee Brauereiarbeiter im Zentralverband chriſtlichen Fabrik- und Transvportarbeiter nahm gegen die Anti⸗ nach octeeaung und das Gemeindebeſtimmungs⸗ ellung. Es wurde beſchloſſen, an den gegenwärtig in Dortmund ta 0. genden Kon: dor chriſtlichon ſlomarff haften ein Tote ö I. Ronereb der tunstichen dewertschüften Dortmund, 19. April. In der heutigen Verhandlung ſprach Geſamt⸗ verbandsſekretär Otte über „Deutſche Sozialpolitit in Vergangenheit und Zukunft.“ Er führte aus, die Auffaſſung der Chriſtlichen Gewerkſchaften von Sozialpolitik baue ſich nicht zuletzt ouf dem Glauben an die aus der chriſtlichen Weltanſchauung ſich ergebende chriſtliche Menſchenwürde auf, die für jeden Menſchen die Freiheit der körperlichen und geiſtigen Kräfteentfaltung fordere. Die So⸗ zialpolitik ſei nicht die Fürſorge einer höheren oder vollwertigeren Schicht für eine tiefer⸗ ſtehende, ſondern ſie ſei ein ſelbſtver⸗ ſtändlicher Antſpruch des körperlich ſchaffenden und ſchwer arbeitenden Menſchen auf den Schutz ſeiner Perſönlichkeit. Gegen⸗ über den früheren Verhältniſſen ſei ein gro⸗ ßer Fortſchritt vorhanden. Während es früher für die Arbeiter keine Gleichberechtigung in Staat, Geſellſchaft, Betrieb und Wirtſchaft gab, ſei heute die äußere Gleichberechtigung, wenn auch noch nicht ganz, ſo doch zum gro⸗ zen Teil errungen. Der Redner führte die Betriebsräte und Tarifverträge, das ſtaatliche Schlichtungsweſen und die Wandlung in der Erwerbsloſenfürſorge an. Trotz dieſer Errun⸗ genſchaften könne von einer Gleichachtung der Arbeiter noch keine Rede ſein. Die Sozial⸗ politik der Zukunft müſſe von anderem In⸗ halt erfüllt ſein als die der Pergangenheit. Die zukünftige Sozialpolitik müſſe vornehm⸗ ich beſtimmt ſein von der Achtung der Menſchenwürde) bon dem Gedanken ſittlich ſtarker Verbunden⸗ heit der Volksgenoſſen untereinander. Die Hilfsleiſtungen des Staates ſowohl, wie auch der Volksgenoſſen untereinander müßten im⸗ ner von den ſeeliſchen Grundlagen beherrſcht wverden. Die ſtaatliche Sozialpolitik müſſe ihr Streben dahin richten, in verſtärktem Maße Sozialpolitik mit und durch die Arbeiterſchaft zu betreiben. Dort, wo die Geſetze und Ein⸗ richtungen die Selbſtverantwortung u. Selbſt⸗ berwaltung gewährleiſten könnten, müſſe es neſchehen. Allzugroßer Bürokratismus und Formalismus ſeien dem ſeeliſchen Kontakt gefährlich. Der Redner erörterte ſodann im Einzelnen das ſozialpolitiſche Pro⸗ Jramm der ſchriſtlichen Gewerkſchaften. In der Frage des Arbeitsgerichtsgeſetzes ſtellt ich der Redner auf den Boden des zuletzt er— chienenen Entwurfes. Er verwies in dieſem guſammenhange auf die Notwendigkeit, die schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechtes nehr zu beſchleunigen. Dtte ſyrach den Wenke“ tus, daß endlich einmal, beſonders auch auf Arbeitgeberſeite, zu einer großzügigen Ein— lellung gegenüber der Lohnpolitik gekommen würde. Mit niedrigen Gehältern und Löhnen verde man weder die Spartätigkeit, noch die kaufkraft und damit die Abſatzfähigkeit heben önnen. In der Nachmittagsſitzung ergriff Wohl⸗ abrtsminiſter Hirtſieſer das Wort zu einem Vortrag über Wohnungs⸗ und Siedlungsweſen in Preußen. „Der Miniſter führte aus, die Wohnungs— erhältniſſe befänden ſich zur Zeit in einem: loherganasſtadium Dio Rriahnungszwanas— urumm abzuſenden, in dem auf das entſchiedenſt gegen den Antrag des Bezirkskartells Köln, daf ſich der Kongreß für eine Beſchränkung des Al koholverbrauchs und das Gemeindebeſtimmungs⸗ recht ausſprechen ſoll, proteſtiert und verlangt wird, daß die chriſtlichen Gewerkſchaften eint neutrale Haltung in dieſer Frage einnehmen. Die Verſammlung verpflichtete ſich zum Schluß, energiſch an der Abwehr gegen die Antialkohol⸗ bewegung mitzuarbeiten, um ſo die Vernichtung der Exiſtenz von hunderttauſend Arbeitern und Angeſtellten zu vermeiden. Großbrand in einer chemiſchen Fabrik. w. Magdeburg, 20. April. In der Nacht zum Montag brach in der chemiſchen Fabrik Kalbe an ber Saale ein Feuer aus, das den größten und wertvollſten Teil der Fabrik vernichtete. Das Feuer ergriff das Gelatinelager, in dem über 700 000 Kilo Zwiſchenvräparate und 70000 Kilo ſertige Gelatine laseſten. In wenigen Augen— blicken war der ganze Fabrikkomplex ein einziges Flammenmeer. Es gelang der Feuerwehr in letzter Stunde noch. die großen Keſſel- und Ma⸗ ſchinenanlagen zu vetten, in denen ſich ungeheure Mengen von Säufen und feuergefährlichen Flüſ⸗ ſigkeiten befanden Mit dieſem Werk iſt die größte Gelatineſabrik Deutſchlands vernichtet worden. Der Schaden wird auf 15 Millionen Mark geſchätzt. Im Fahrſtuhl erſtochen. Köln, 19. April. Am Samstag zeigte an der hieſigen Deutſchen Bank ein junger Mann einen Scheck zur Barauszahlung durch ein Scheckbuch vor, das als verlyren gemeldet worden war. Der unge Mann wurde, um ihn unauffällig verhaf⸗ zen zu können, wegen einer angeblichen Unſtim⸗ nigkeit im Scheck zum Bankleiter gebeten. Auf der Fahrt mit dem Fahrſtuhl zog der Schwind⸗ ler plötzlich ſein Dolchmeſſer, ſtürzte ſich auf den Fahrſtuhldiener und brachte dieſem mehrere Stiche im Genick und an den Händen bei. Da⸗ rauf erſtach ſich der junge Mann ſelbſt. Ein verſchwenderiſcher indiſcher Fürſt. Wieder lenkt das Privatleben eines indiſchen Herrſchers die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich. Wie United Preß meldet, iſt Fürſt Mir, der Herrſcher des Staates Khaipur, am Rande des Bankerotts, und zwar infolge ſeiner extra⸗ daganten Lebensweiſe und rieſigen Verluſte, die er beim Rennen in Bombay hatte. Der vor kur⸗ zent neu ernannte Weſir des Fürſten, der ſeine Verſchwendungsſucht bekämpfen wollte, hatte die trößten Schwieriakeiten und, ꝛca ſich den bitteren ſiert. wirtſchaft werde wahrſcheinlich in zunehmen dem Maße gelockert werden können. Der Mi⸗ niſter gab einen Ueberblick über die Woh⸗ nungsverhältniſſe der Vorkriegszeit, die in Stadt und Land höchſt dürftig geweſen ſeien Die Zuſammenpferchung in Mietskaſernen habe einen ſo hohen Stand erreicht, daß in Berlin und Charlottenburg beiſpielsweiſe 77 und 66 Bewohner auf das Grundſtück kämen, dagegen in Bremen nur 8. Der Redner er⸗ klärte, es ſei fraglich, ob man dieſe ſchweren, Mißſtände, wie man es früher getan habe, durch Maßnahmen der Sozialfürſorge behe⸗ ben könne, anſtatt die Quelle des Uebels zu beſeitigen. Kein anderes Gebiet der Güter⸗ produktion ſei durch Krieg und Kriegsfolgen ſo ſehr erſchüttert worden, wie die Wohnungs⸗ produktion, die erſt mit der Stabiliſierung der Währung wieder auf geſunde Grundlage habe aufgebaut werden können. Miniſter Hirt⸗ ſiefer ſchilderte dann die neue Grundlage der Wohnunaswirtſchaft. Zunächſt ſei Bau⸗ land nötig, beſonders für Kleinhäuſer. Auf dieſem Gebiete falle den Kommunen eine außerordentlich aroße Aufgabe zu. Die zweite wichtige Frage ſei die Finanzierung, zunächſt die Beſchaffung von Zwiſchenkrediten und die Beſchaffung von billigen Realkrediten. Als Drittes komme in Frage die Technik der Wohnungserſtellung und die planmäßige Ver; teilung der Wohnungen über das Land, bei der auch die Frage der Umſiedlung aus den übervölkerten Gebieten eine Nolle ſpiele. Wichtig ſei auch die Aufſtellung der Bebau⸗ ungspläne, die eine Neuregelung erfahren ſolle durch das preußiſche Städtebaugeſetz. In möglichſt großem Maße müßte in erſter Linie das Kleinhaus gefördert werden, das dem Mehrfamilienhaus weit überlegen ſei. Der Miniſter verſprach, ſich mit allem Nachdruck für weiträumige Bebauung im Flachbau ein⸗ zuſetzen, u. das Mietshaus nur noch zur Aus⸗ füllung der Lücken in Städten zuzulaſſen. Der Redner ging dann noch auf die Baugenoſſen⸗ ſchaften und die Wohnungsfürſorgegeſellſchaf⸗ ten ein, deren Förderung Aufgabe des Staa⸗ tes ſein müſſe. Daneben werde die private Bautätigkeit ihre Bedeutung behalten. Nach Hirtſiefer ſprach Verbandsſekretär Dudey- Duisburg über „Ländliches Siedlungsweſen“. Er erklärte, eine Umſchichtung der deutſchen Bevölkerung von den Induſtriegegenden aufs Land ſei abſolut notwendig. Unſere Land⸗ gebiete könnten auch erheblich mehr Menſchen ernähren. Deshalb ſei eine Beſiedlung des deutſchen Oſtens aus nationalen Gründen dringend erforderlich. Wenn wir vernünftiger Weiſe nicht Menſchen, ſondern Waren expor⸗ tieren wollten, müßte den deutſchen Menſchen Anteil am Boden gegeben werden. Bei der Aufteilung von Gütern und der Familien⸗ umſiedlung von Weſten nach dem Oſten dürf— ten nicht gleichzeitig deutſche Landarbeiter— familien ihrer Exiſtenz beraubt oder aus dem Oſten vertrieben werden. Man miüſſe freie Wohnungen auf freiem vom Arbeitsverhält nis unabhängigen Beſitz an Grund und Bo— den ſchaffen. Das Pachtrecht müſſe moderni— das Reichsheimſtättengeſetz entſchieden durchgeführt werden. Nach längerer Piskuſſion wurde die heu⸗ tiae Sitzung geſchſoſſen Haß des Bruders des Fürſten zu, der Sekre und Schatzmeiſter des Fürſten war. Die Rele⸗ rung hat nunmehr die Abſetzung des Für⸗ ten mit der Begründung beſchloſſen, daß er nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch ſein Land nahezu cuiniert habe, indem er die Steuern ſowie den Staatsſchatz zur Befrie die. Ertrav ganzen aufbrauchte. 8 Aus der katholiſchen Welt Die Anweſenheit Monſignore Parcellis. Rom, is. April 1928. (Eigener Bericht unſeres beſonveren Vertreters.) Die Anweſenheit Monſignore Pacellis in Rom gibt der Preſſe reichlich Stoff zu mehr oder weniger gewagten Vermutungen über den Stand der Konkordatsfrage in Deutſchland bezw. Preußen. Während die einen behaupten, daß der Abſchluß eines Konkordats mit dem Deutſchen, Reiche nunmehr geſichert ſei, wollen die anderen aus beſter Quelle wiſſen, daß die Hoffnung auf ein Konkordat mit dem Reiche aufgegeben wor den ſei, und daß es ſich nunmehr darum handeln könne, ein ſolches mit Preußen abzuſchließen. Auch die Frage der Nachfolgerſchaft Monſignor Pacellis wird wieder lebhaft beſprochen, und das faſziſtiſche Regierungsorgan„Tribung“ will wiſ⸗ ſen, daß Monſignore Pizzardo der Nachfol⸗ ger des Berliner Nuntius würde. In vatikaniſchen Kreiſen beobachtet nan wie immer über beide Angelegenheiten die gewohnte Reſerve. f ine Eine Erinnerungstafel an Bencvitt 15. in der f Univerſität Genua. ö Rom, 18. April 1926. (Eigener Bericht unſeres beſonderen Vertreters.) Dieſer Tage wurde im prächtigen Säulenhof der Univerſität Genua eine Gedenktafel an Be- nedikt 15. enthüllt, zur Erinnerung an den früheren Rechtsſtudenten dieſer Univerſität und ſpäteren Papſt Giacomo della Chieſa. Bekannt- lich war dieſer Genueſe und hatte ſich, bevor er Prieſter wurde, ſich an der Univerſität ſeiner Va⸗ terſtadt Rechtsſtudien gewidmet und den Advo⸗ katentitel erworben. Die Feier geſtaltete ſich zu einer eindrucks⸗ vollen Kundgebung der kaholiſchen Akademiker Genuas. Genua iſt mit Recht ſtolz auf ſeinen roßen Sohn und hat auch eine Straße nach ihn enannt. Fertigſtellung des Palaſtes des Heiligen Offiziums. b Rom, 18. April 1926. (Eigener Bericht unſeres beſonderen Vertreters.) Der von Benedikt 15. 1915 in Angriff genom mene Umbau des Palaſtes des Heiligen Offi⸗ ziums iſt nunmehr beendet. Es handelt ſich da bei um die Inſtandſetzung des berühmten alten Inquiſitionspalaſtes in Rom, von deſſen finſteren 11 in Kolportageromanen ſo gern die Rede „Dieſer Palaſt diente ſeit Jahrhunderten als Sitz dieſer Kongregation, die großes für die Rein⸗ erhaltung des Glaubens geleiſtet hat, und mit der halb ſtaatlich, halb kirchlichen ſpaniſchen In⸗ quiſition wenig Aehnlichkeit hatte. 0 Aus dem engen mittelalterlichen Palaſt ißt nun ein luftiger Neubau entſtanden mit einem herrlichen Säulenhofe, der an einen anderen päpſtlichen Palaſt erinnert, die von Bramante erbaute Canſelleria. Zwei der römiſchen Kongregationen ſind jetzt hier untergebracht: die der Poenitentiare, welche in der Verwaltung des Bußſakramente zuſtän⸗ dig iſt und deren Präfekt Kardinal Frühwirth iſt, und die des Heiligen Offiziums, deren Lei⸗ ter der Kardinal Merry del Val iſt, und deren Konſultoren vielfach dem Dominikanerorden ent⸗ nommen ſind. Einer der Zwecke des Umbaues war es auch, dezente Wohnungen für die Mitglieder des Kar- dinal-Kollegiums zu ſchaffen, die in der Kurie teſidieren. Nur ein Kardinal wohnt im Vatikan, der Staatsſekretär Gaſparri, und nur einige benige von den 27 Kurienkardinälen zienſtwohnungen in päpſtlichen Paläſten. e ererſeits ermöglichen es die nichts weniger als irſtlichen Einkommen— 2500 Mark jährlich!— enſelben nicht, eine ſtandesgemäße Wohnung 1 beziehen, ſodaß ſie meiſtens gezwungen wa⸗ Wan Kollegien und geiſtlichen Häuſern zu Jetzt ſind nur vier neue Kardinalswohnun f n neuen Palaſt geſchaffen worden, DN ne für Kardinal Frühwirth. 3 Lokale Nachrichten. Viernheim, 22 April. ö» Republikaniſcher Abend. Man be⸗ richtet uns: Die Ortsgruppe Viernheim des Reichsbanners„Schwarz⸗Rot⸗ Gold“ hat alle Vorbereitungen getroffen, um den am Samstag Abend im Gaſthaus„Zum goldenen Karpfen“ ſtattfindenden Republikaniſchen Abend zu einer genußreichen Veranſtaltung zu machen. Um 1/8 Uhr iſt ein Demonſtrationsumzug des Tromm⸗ ler- und Pfeiferkorps Hierauf Beginn der Feier um 8 Uhr mit einem Eröffaungsmarſch und Be⸗ grüßrngsanſprache. Sodann folgt ein Feſtſplel in 1 Aufzug„Die neuen Reichsfarben“ als Pro- log. Hierauf Vortrag„Schwarz⸗Rot⸗Gold, eine Geſchichte und Schickſale“. Redner: Herr Ober⸗ Poſtſekretär Schröder. Das Theaterftück„Wenn das Reichsbanner wacht“, ein Drama in 1 Akt mit einem Vorſplel und lebenden Bild, wird wie der Prolog von der Artsgruppe Weinheim auf⸗ geführt. In dankenswerter Weiſe haben die Geſangvereine„Männergeſangverein“, Arb.⸗Geſ.⸗ Verein„Harmonie“,„Liederkranz“ und„Flora“ ihre Mitwirkung zugeſagt. Muſik- und Geſangs⸗ darbietungen ſind eingelegt. Am Schluß gemein⸗ ſamer Geſang des„Deutſchlandliedes“. Zu dieſer vaterländiſchen Veranſtaltung ſind dle Einwohner ⸗ ſchaft und alle Republikaner, insbeſondere unſere Mitglieder herzlichſt eingeladen.(Stehe Inſerat.) * Liederabend. Wir weiſen an dleſer Stelle nochmals auf den am Sonntag, den 25. April im Saale des Gaſthauſes„Zum grünen Laub“(Saftladen) ſtattfindenden Llederabend des hler beſtbekannten„Männer⸗Quartett 1923, Mannheim“ hin. Derſelbe verſpricht ein äußerſt genußreicher Abend zu werden und kann der Beſuch nur aufs Beſte empfohlen werden. W berwelſen auf den Inſeratenteil. f * Die Bankſiliale der Süddeutſchen Dis⸗ konto-Geſellſchaft ſchließt wegen Unrentabilltät in nächſter Zeit ihren hieſtgen Betrieb. Zum Katholizismus übergetreten ſind in den Vereinigten Staaten von Amerika ſeit Beginn dieſes Jahres 224694 Perſonen. Kreis ⸗Arbeitsnachweis pen⸗ heim. Offene Stellen: 1 e 1 Mädchen, perfekt im Kochen. Monatslohn 40— 45 Mk., verſchiedene Schweizer Friſeure, Maler, Schriftenhauer. Stellenſuchende: b jüngere Dienſtmädchen(16—22 Jahre) für Prlvothaus⸗ halt, 1 Chauffeur(Kraftwagenführer), 1 Elektro- Monteur. Lehrſtellen ſuchen: 1 Maurer, 2 Bäcker, 1 Metzger, 2 Gärtner, 1 Wagner. 1 Schuhmacher, 1 Schneider. * Statiſtiſches. Augenblicklich gibt es in Deutſchland 22,3 Millionen Arbeitnehmer, mit Einſchluß der Familtenangehörigen find es rund 48 Milllonen. Man kann ſomit acht Zehntel der Geſamtbevölkerung als Arbeitnehmer betrach⸗ ten. Freie Berufe. Arbeitgeber, Nentmer etc. ins⸗ geſamt zählt man ungefähr 15 Millſonen Per⸗ ſonen. 6 Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 24. April 10. Jfar Wochenabſchnitt: Achare—Kdoſchim Pere! 3. Sabatt-Anfang 700 uhr „„Morgen 80 „ Nachm. 40„ „ Ausgang 82s„ Wochentag⸗Anfang 825 Uhr „ Morgen 630„