——— ä———— Aus der kath. Frauenwelt Tagung der Reichsgemeinſchaft kutholiſcher Ju⸗ gendleiterinnen, Kindergärtnerinnen und Hort⸗ nerinnen. Am 9. und 10. April fand im Werthmannhaus Freiburg 1. Br. die zweite Mitgliederverſamm⸗ lung der Reichsgemeinſchaft kath. Jugendleite⸗ rinnen und Hortnerinnen ſtatt unter Beteiligung von über hundert Berufsgenoſſinnen aus allen Teilen Deutſchlands. Auch die dem kathol. Leh⸗ nerinnenverband angeſchloſſene Gruppe kathol. Kindergärtnerinnen Bayerns hatte durch Ent⸗ endung von Vertreterinnen die innere Gemein⸗ ſchaft mit den kathol. Berufsgenoſſinnen der üb⸗ rigen Länder zum Ausdruck gebracht. Die gei⸗ ſtige Führung der Tagung lag in Händen des Hochw. Pater Dr. Schöteler, S. J. von der kath. Schulorganiſation(Düſſeldorf) und von Frau Dr. phil. Marie Bode(Berlin). Pater Schröteler zeigte in ſeinem Referat„Weltan⸗ ſchauung und Erziehung“ den Weltanſchauungs⸗ grund, auf dem die katholiſche Erziehungsarbeit aufbaut, aus dem ſie ihre Kräfte ſchöpft und durch den für ſie eine klare Einſtellung gegeben iſt zu den Erziehungsproblemen der Gegenwart. Frau Dr. M. Bode ſprach in zwei Referaten über Friedrich Fröbel, in denen ſie einführte in die philoſophiſche, religiöſe und pädagogiſ Gedan⸗ kenwelt Fröbels und eine kritiſche Auseinander- ſetzung mit ſeiner Pädagogik vom Standpunkte der tatholiſchen Weltanſchauung aubahnte. Die katholiſche Erzieherin bejaht Fröbel als Führer in der Erziehungsarbeit am Kleinkind, aber ſie unterbaut und durchdringt dieſe Erziehungsar⸗ beit über das von Fröbel methodbiſch Gegebene hinaus mit der katholiſchen Weltanſchauung.— Der zweite Tag diente in kleineren Arbeitsgrup⸗ pen der Erarbeitung von Richtlinien für die Ar⸗ beitsmethoden in den verſchiedenen Einrichtungen der Kinderfürſorge. Die Tagung ſtellte ein le⸗ bendiges Zeugnis dar für die blühende Entwick⸗ lung, deren ſich dieſer berufsſtändiſche Zuſam⸗ menſchluß innerhalb weniger Jahre erfreuen darf. Auskunft über die Reichsgemeinſchaft ka⸗ tholiſcher Jugendleiterinnen, Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen erteilt das Referat Kinderſür⸗ ſorge beim Deutſchen Cariatasverband, Freiburg 1. Br., Werthmannhaus. Kaſperletheater. Es regnete in der grauen, großen Stadt. Ganz trübſelig und fein und unendlich müde. Jugendwo ſtand mein Freund, Fritz Wortel⸗ mann, und ließ trotz alledem ſeine bunten Pup⸗ pen tanzen. Er verſtand das meiſterhaft, und die bemalten Kleider und oft melancholiſch ſtarrenden Geſichter ſeiner Zauberer, Ritter, Poliziſten und vor allem ſeines Kaſperls erhöhten ſehr den Reiz der bunten Geſellſchaft. Die Kinder ſtaunten. So wie ſchmutzige Groß— ſtadikinder ſtaunen können, welche das auruhig— andächtige Publikum bei dieſer Vorſtellung in der Hauptſache bildeten. Mitten in der böſen Szene aber— ver Ka— ſper hatte ſich ungemein häßlich aufgeführt— entfiel ihm ſein ſchöner Stock, mit dem er ſämt⸗ liche Widerſacher kurzerhand zu erſchlagen pflegte, ſodaß ſie matt wie ſchlappe Mehlſäcke in unnach⸗ ahmlicher Ergebenheit nachher über der Brüſtung lagen. Der Stock war weg! Kinder lachten, zeigten mit dem Finger auf ihn, wie er da hockte, nachdenklich und verzweifelt, und freuten ſich diebiſch, daß es nun einmal anders als bisher gekommen war. Laut wehklagte er und rief die Kinder um Hilfe an, aber es nutzte nichts— ſie licherten und ſtrampelten vor Vergnügen mit den Beinen. Die Wie es ihm aber doch zu übel ging und der Teufel und andere Böſewichter ſchon langſam näherrückten, um wurden ſie allmählich ſtill und nachdenklich, gar trotzig. In ihre kleinen Herzen ging ein großer Kampf vor ſich, was nun geſchehen ſollte. Wie klagte der arme Kaſpar! i N „Das ſchadet ihm nichts“. und„er ſoll ſich ſelbſt helfen“, meinten einige Jungen, und die Mädel, denen die beiden wurſtähnlich gedrehten Zöpſchen ſteil abſtanden, ſahen mit zur Seite ge⸗ neigtem Kopfe nachdenklich und träumeriſch auf bab böſen Kaſper. Sie mochten wohl Mitleid aben. „Aber wer wird mir denn helfen?“ wehklagte das Männchen in heller Angſt und ſchluchzte da⸗ bei ganz gott. jämmerlich. „Such doch ſchnell Deinen Stock——“ „Lauf weg, Kaſperle——“ „Kaſper, Kaſper— ſie kommen ſchon——“ Da war es ganz ſtill. Ein grauſames Schick⸗ ſal mußte jetzt den Kleinen treffen. Mit glotzen⸗ den, ſchwarzen Glasaugen, bewaffnet mit einem langen Spieß rückte der böſe Zauberer immer näher. Noch einmal, faſt verſtand man garnichts mehr, flehte der Todgeweihte um Rat und Hilſe. Niemand wußte, was geſchehen ſollte. Hier und da weinte ein Mädel mit, ſodaß die anderen auch begannen, ihren Augen mit dem rot⸗ oder blau⸗ karierten Schürzenzipfelchen auszuputzen. Eine tiefe, atemloſe Stille——! Da ſchrie ein ganz winziges Bürſchchen, bar⸗ fuß, und mit blankem Schopf, wie es auf der Bank neben der großen Schweſter ſtand: hm den Garaus zu machen, ſtößt „— Aber laß er doch den lieben Gott bitten, der kann ihm doch helfen—!“ —. Und das war die Löſung, in die alle begelL ſtert und plötzlich froh geworden, einſtimmten. Das Bürſchchen verkroch ſich ängſtlich hinter ſei⸗ nes Schweſterchens großer Schürze, als habe es nun wirklich nichts für ſein vorlautes Stimmchen gekonnt. Aber hier ſah ich zum erſten Male, wie mein Fritz, der hinter den Kuliſſen ſtand, vor Rüh⸗ rung nicht weiter konnte, und er war doch ein Mann, welchen das Leben mehr als einmal ſeine Stürme hatte koſten laſſen. Aber nachher ging es wieder———. Walter Vollmer. —— Der prachtvolle Hieſel. Von F. Schrönghamer- Heimdall. Ich kann mir nichts Schöneres vorſtellen als ſolch einen ſtämmigen, friſchlebendigen Bauern⸗ burſchen, wie der Hieſel einer war, den ich ſelbi⸗ ges Mal auf der Lallinger Kirchweih kennen lernte. Ein Prachtſtück war er, ein Kunſtwerk unmit- telbar aus Gottes Hand. Ich ſeh' ihn heute noch vor mir: Rank und ſchlank, dabei Beine wie Buchenſtämme, einen Bruſtkaſten wie ein Moſtbangen, Arme wie Pflug⸗ bäume und ein Köpferl wie gedrechſelt. Ueber den alleweil lächelnden Lippen ein blondgewir— beltes Schnurrbärtlein, darüber eine gerade, fein— rückige Naſe, um die ihn Fürſten beneiden konn— ten, und ein Augenpaar, ſo blau und froh wie nochmal ein bayriſcher Sommerhimmel. Das Hutel hat er jägeriſch ins Genick gerückt, erſtens weil es hübſch warm macht, und zwei— tens, weil er wohl Jägeriſches im Sinn hat heut'. Dies deutet auch der Adlerflaum im ſteiergrü— nen Hutband, der über den Köpfen des dichtge— drängten Kirchweihvolkes weht... O prachtvoller Hieſel! Sieh', jetzt ſchwebt ſein Adlerflaum ſchneller durch die Scharen und hält hinter einer Käſe— bude. Hat der Jäger ſein Wild entdeckt? Es wird wohl ſo ſein, denn der Adlerflaum „magſt einen Käſe, oder eine Salamiwurſt, oder flattert ein paarmal heftig auf und nieder, wie bei einem wirklichen Adler, der auf ſeine Beute Die Beute iſt aber nicht ein Rebhuhn oder ein junger Haſe, ſondern ein bildſauberes junges Madel, das geſchämig hinter der Käſebude auf den Hieſel gewartet hat. Und wer in Volks⸗ kunde und Kirchweihweſen Beſcheid weiß, der kann ſich leicht ausdeuten, warum der Adler⸗ flaum ein paarmal ſo heftig auf⸗ und abgewippt hat. Hinter der Marktbude iſt's menſchenleer und weltverſchwiegen— gerade das rechte Oer⸗ tel für ein paar geſchwinde Buſſel, die dem Paare von Herzen vergönnt ſind. a Jetzt ſchwebt der Adlerflaum wieder kühn über den Köpſchen und ſtauert geradewegs einer Bierhalle zu. Und hinter ihm weht ein ſchwarz⸗ ſeidenes Kopftuch Ich laſſe mir die Gelegenheit nicht entgehen, denn ich liebe das Volk über die Maßen, beſon⸗ ders die Prachtkerle wie den Hieſel und die ge⸗ ſchämigen Bauerndirnlein wie die Lieſel. a Ganz hinten in der Halle finden ſie ein freies Eckplätzel. Dieweil dem Dirnlein noch die Gluten von den Buſſerln in den Wangen brennen und es ſtillſelig daſitzt wie ein frommes Lämmlein, wir⸗ belt der Hieſel ſein Steirerhutl durch die Luft, tut einen Juchezer, daß die Säulen zittern, und wirft den Mulkanten einen Taler auf den Tiſch. O prachtvoller Hieſel! ö So was muß man ſelber erleben und mitma⸗ cen, damit man weiß, was es um das richtige Volkstum iſt. a „Was magſt jetzt, Lieſel“, fragt der Hieſel, einen gebackenen Liſch? Wird dir alles ſeltſam ſein, denn bei Euch draußen in den Vorbergen gin: es die guten Sachen nicht ſo wie bei uns im Wald. Weißt, wir Waldbauern, wir haben noch Holz, und wenn wir alle Jahr' bloß ein Tagwerk abhauen, ſpürt's das Holz nicht, und wir haben alle Tag' ſchier Kirchweih— und Biergeld grad' genug...“ Die Lieſel wehrt geſchämig ab und ſagt:„Ich hab noch ein Weckenbrot im Körbel, das tut's ſchorr für mich... Ich bin's nicht anders ge⸗ wöhnt „Was?!“ begehrt der Hieſel auf.„Wär' nicht aus! Du, alte Wetterhex'“— ſchreit er ein Hau⸗ ſierweiblein an—„da geh' her und gib uns einen gebackenen Hecht, den größten, den Du haſt, und der Koſtenpunkt iſt Nebenſach'... So iſt's recht ... Und das andere kriegen wir ſchon— alles nacheinander...“ Der Hieſel ißt junger Waldſtier, ein Lercherl. O prachtvoller Hieſel! Wir geht das Herz auf über dieſen Urtypus eines Bajuwarenrecken. Aber an) über die Lieſel: Die ſitzt da wie ein Heideröslein, duftig, zart. Sie iſt ein klein wenig vom gebackenen d iſch, nimmt ein Schnitt⸗ chen von der Salamiwurſt und ein Bröcklein Käſe— bloß damit ſie den Hieſel, ihren Herzens⸗ ſchatz, nicht beleidigt. Sie ſchaut nicht auf, und um und iſt in allem das Gegenteil von dem ſriſch⸗ lebendigen Hieſel! „Das gibt einen ſchönen Zuſammenſtand 209 bei den zweien. Die paſſen zuſammen, als ob ſie die Tauben zuſammengetragen hätten“, ſagt ein alter Bauer neben mir, und der muß es wiſſen — bei ſeinem Alter, ſeiner Erfahrung. Der Mann ſpricht mir wirklich aus der Seele, und ich ſtimme ihm mit vollem Herzen zu. 5 „Eine ganz häusliche Bäuerin wird die Lie⸗ ſel“, ſagt der Bauer wieder.„Schaut nur hin, wie ſie die Brotkrümlein mit dem Finger auf⸗ tupfſt. Kein Bröſerl geht verloren. Das wird ein Weiherl für den Hieſel wie gewunſchen.“ „So“, frage ich dawider,„haben ſie denn wie ein Dreſcher, ſauft wie ein und juchzet zwiſchendrein wie ſchon ausgehängt und von der Kanzel verkündet ⸗ Jetzt freue ich mich doppelt, denn 1 3 8 5 ſchon, es könnte eine ausſichtsloſe Liebſchaft ſein — etwa wie bei einem armen Knecht und einer ſteinreichen einzigen Hofbauerntochter, wie man in Volksgeſchichten öfter leſen kann. waren ſie ihrem Ziele und der Erfüllung ihres tuung war, teils wegen des Paares ſelbſt, teils auch wegen des Nachwuchſes, der bei einem ſol⸗ chen Prachtpaare nicht fehlſchlagen konnte. Wie werden die kleinen Hieſeln und Lieſeln auf dem Anger vor dem Hofe ſpringen— in ein paar Jährlein ſchon b Der große Hieſel denkt gewiß auch an ſein künftiges Glück, weil ihm die Taler nur ſo aus der Taſche ſpringen. Und ſein Geſicht iſt ein ein⸗ ziges breites Lachen. Der Adlerflaum aber wippt bald nach vorn, bald nach hinten, denn mit dem Hütleinrücken wird der Hieſel gar nicht fertig. Man merkt's ihm an, daß er ſein Glück mit vollen Zügen genießt— und die Zukunſt erſt zaubert ihm Bilder vor, die er auch ſchon mitge⸗ nießt als ein rechter Lebenskünſtler. Die Lieſel aber ſitzt beſcheiden und geſchämig da wie nochmal ein Vergißmeinnicht, ſchaut nicht rechts und nicht links, tupft die Brotbröslein zu⸗ ſarimen und läßt ſich nichts anmerken von dem hellichten Glück, das dem Hieſel aus Mund und Augen lacht. O prachtvoller Hieſel! O prachtvolles Lieſel! Uebers Jahr kam ich wieder auf die Lallinger Kirchweih— weil es ſo iſt, daß man auf Kirch⸗ 11 8 das Volkstum am allerbeſtan kennen ernt. Den Hieſel und die Lieſel hatte ich im Trubel der Zeit vergeſſen, aber jetzt, wie ich den Kirch⸗ weihplatz wieder überſah, erinnerte ich mich ihrer und hoffte im Herzen, ſie wiederzuſehen— als wohlbeſtalltes, im Glück ſchwimmendes Ehepaar. Und richtig— kaum hatte ich den Gedanken gefaßt, da ſab ich über der Menge ſchon einen weißen Adlerſlaum, aber wie mir ſchien, war er in der Mitte geknickt, weil der obere Teil ſo trau rig zur Seite neigte. Hoffentlich war dieſer geknickte Adlerflaum kein Vorzeichen für das Eheglück meines pracht— vollen Hieſel...? Ich ſteuerte dem Paare ſofort nach, und ich wunderte mich ſehr. daß diesmal die Lieſel vor⸗ ausging, und der Hieſel, den Kopf zwiſchen den Schultern. hinterdrein. Vor einem Jahre war's doch umgekehrt? Feſten Schrittes, einen großen Marktkorb am Arm, biegt ſie in die große Bierhalle ein, in der ich mich im Vorjahre ſo königlich über das prachtvolle Paar gefreut hatte. Der Hieſel ſchleicht hinterdrein wir ein halber Leichnam. Hieſel— Kopf hoch! Während„ſie“ nach links und rechts grüßt und ein Weſen hat, als wäre die Kirchweih nur für ſie, ſchaut„er“ nicht auf und um, und tut, als ob ihm die Hühner das Brot geſtohlen hätten. Auf der letzten Bank hinten nehmen ſie Platz. an dem gleichen Fleck, wo ſie voriges Jahr auch geſeſſen— im hellſten Glück, wenigſtens der Hieſel. Heute aber iſt's umgekehrt. Der Hieſel bringt den Kopf nicht zwiſchen den Schultern hervor. herunter wie Chineſenzöpfe, und der Adlerflaum iſt richtig geknickt, ein trauriges Wahrzeichen ver⸗ ſunkener Herrlichkeit. Armer, prachtvoller Hieſel! „Sie“ beſtellt eine Maß und nimmt einen fe⸗ ſten Zug. Dann ſchiebt ſie den Krug dem Hie⸗ ſel 1 und mahnt ihn, des Guten nicht zu viel zu tun. ſchou bald Hochzeit?“ „In vier Wochen“, beſcheidet der Alte.„Sind Für ſich beſtellt die Lieſel einen Emmenthaler, für den Hieſel eine Roßwurſt.. Die da frei sind. Roman von Henriette v. Meerheimb (Gräfin Margarete von Bünau). Nachdruck verboten.) (Schluß.) „Ein Schmetterling— ein Schnee cling.“ Das Kind jauchzte laut auf. Ein verſpä⸗ teter Falter, ein ſchillerndes Pfauenauge, war durch das offene Fenſter ins Atelier geflogen. „Sei ganz ſtill, dann kommt er vielleicht zu dir,“ ſagte Monika. Sie hielt den Kleinen auf ihrem Schoß. Das rote Weinlaub hing in graziöſen Ran⸗ fen um das offene Fenſter, an dem ſie ſaß. Im Garten blühten die letzten bunten Aſtern und graugrünen Reſeden. Der weh⸗ mittig ſüße Duft der leiſe welkenden Blumen zog ſchmeichelnd herein. Weiße Marienfäden ſchwebten durch die Luft. Der kleine Junge beobachtete mit geſpannter Aufmerkſamkeit den farbenfrohen Falter. Vorſichtig drückte er ſeinen Handrücken auf das Fenſterbrett und richtig, der Schmetter⸗ lina wandelte langſam über den kleinen Ro⸗ ſenfinger bis zur Mitte des warmen Händ⸗ chens, wo er ruhig ſitzen blieb und die zit⸗ ternden Flügel bald öffnete, bald ſchloß. Monika und das Kind ahnten nicht, welch reizendes Bild ſie darboten. Beide waren kieft in ih Spiel mit dem Schmeterling ver⸗ tieft. Jetzt hob das Kind die Hand. Ein Son⸗ neuſtrahl fiel darauf. In ſanftem Fluge ent⸗ ſchwebte der kleine, buntſchillernde Gaſt. Sie ſahen ihm nach. Da hing er noch mit ſchlaffen Flügeln. taumelnd im Kelch einer tiefhlauen Aſter. Monika hatte das Zufallen der Gitter⸗ tür nicht beachtet, ebenſowenig die Fußtritte, die durch den Garten herankamen und vor dem Atelier ſtillhielten. Erſt als ein Schatten durchs Fenſter hereinfiel, ſah ſie auf. Ein zartes Rot lief über ihr Geſicht. „Henry, du!“ ſagte ſie leiſe und langſam: nicht wie ein Ruf der Ueberraſchung klang es, ſondern als ob fie ſein Kommen längſt er⸗ wartet habe, .„Monika!“ g Er trat raſch vor: dir hinein?“ Sie ſtreckte ihm durch das niedrige Fen⸗ ſter die Hand entgegen.„Ich habe immer ge⸗ glaubt, daß du kommen würdeſt,“ ſagte ſie „Du haſt mich lange warten laſſen, einfach. Henry.“ 2 17 „Wie ein armer Sünder ſtand ich im Gartenund wagte nicht näher zu treten. Da⸗ zei beobachtete ich dich, das Kind und den 5 Ihr ſahet reizend aus, alle rei„ ede be feler Machſt du wieder Studien?“ drohte ſie. Ein Lächeln zuckte um ihren Mund. Mit einem kühnen Satz ſprang er durch das tiefe Fenſter ins Atelier und umſchlang ſie und das Kind, das erſchrocken aufſchrie. „Ja, du Schöne, Hold, Gute. Er bedeckte ihre Hände mit Küſſen.„Kunſt iſt der Ausdruck für das Unausſprechliche in uns. Meine Liebe kann ich nicht in armen Worten ausdrücken. Vielleicht ſpäter, viel ſpäter einmal in einem Bilde, das dich ſo wiedergibt, wie du biſt. Kannſt du mir verzeihen, Monika?“ „Ja,“ ſagte ſie einfach. „Alles. Vielleicht war auch ich nicht ohne Schuld.“ Ihr zartes Gewiſſen fühlte ſich be⸗ ſchwert durch ihr leiſes Abirren von ihm an jenem Abend, als ſie Hardt zum letzten Male geſehen hatte. Sie ſchwankte, ob ſie ihm davon erzählen ſollte. Aber dann ließ ſie es lieber. Er würde ſie nicht ganz verſtehen können. Er wurde nicht müde, ihr ſeine Reue, ſeine ſchlechten Erfahrungen mit Frau Hanſen ſchildern. Liebesworte, Bitten. Verſprechun⸗ gen. Zukunftspläne, alles ging in ſeiner leb⸗ haften Art kraus durcheinander. Sie hörte mit ſanftem Lächeln zu. Ueber ihrem ganzen Weſen lag etwas müdes, Abge⸗ klärtes,, das ihm fremd, aber eigentümlich anziehend erſchien. Die ſchweren Stürme und Seelenkämpfe der letzten Zeit hatten Monika innerlich viel mehr verändert, als ihn, der immer raſch wie⸗ der hochſchnellte „Und was tun wir mit dieſem jungen Herrn?“ fragte Henry, als der erſte Sturm „Darf ich denn noch zu gen vorüber war. „Lagern Anſorges ſeiner Selbſtanklagen und Liebesverſicherun⸗ denn immer bei uns ab? Dann ſehe ich ſchon, muß ich mich mit der zweiten Stelle in deinem Herzen begnü⸗ gen.“ Monika drückte das Kind an ſich, das ſich feſt an ſie klammerte. „Ein paar Monate darf ich ihn behalten, vielleicht noch länger. Das Kind hat mich ge⸗ ſund gemacht. Sein holdes Lachen iſt die ſchönſte Muſik und wirkt ſo anſteckend, daß ich mitlachen muß., wenn ich noch ſo traurig ge⸗ ſtimmt bin. Mit ſeinen kleinen Händen putzt er ſchnell immer wieder allen Staub von der Seele herunter.“ „„Haft du nie Sehnſucht nach mir gehabt, Monika? Alle die langen Monate über nicht?“ fragte Henry ein wenig eiferſüchtig. „Zuerſt gar nicht, weil ich dir böſe war,“ geſtand ſie offenherzig. Aber zuletzt, als ich Käte und ihren Mann zuſammen ſah, wurde mir oft weh ums Herz. Hugo brach ſeine große Konzertreiſe ſofort ab und kam zurück, als ich ihm ſchrieb. wie ſchwerkrank Käte geweſen ſei. Wie er da an ihr Bett ſtürmte, davor niederkniete und ſie ſeinen Kopf mit den ſperrigen blonden Haa⸗ ren ſelig an ſich drückte... da freilich mußte ich ſtill beiſeite gehen.“ „Monika, ich liebe dich ebenſoſehr wie Anſorge ſeine Käte,“ beteverte Henry leiden⸗ ſchaftlich. b „Vielleicht.“ Sie ſah ihn etwas zweifelnd an. „Aber zwiſchen die beiden iſt niemals etwas Störendes, Hößliches getreten; das iſt doch ſchöner als bei uns. Hugo will eine ihm angebotene, gutbezahlte Kapellmeiſterſtelle in Deſſau annehmen. Er bringt Käte zuliebe das Opfer, damit ſie nicht mehr zu unterrichten braucht. Denn das rieb ihre zarte Geſundheit vollkommen auf.“ „Monika. ich will auch unſer Leben nach deinen Wünſchen ändern,“ verſprach Henry. Wir wollen vorläufig hier in Weimar wohnen bleiben. Ich kann auch hier malen, ja ſogar beſſer als in München, das mir durch meine letzten Erfahrungen ganz verleidet iſt. Dort wäre és auch ſchwer, ſich auf ciumal zurück⸗ zuziehen und ganz einfach zu leben. „O, Henry, das willſt du wirklich tun?“ Zum erſtenmale ſeit langer Zeit legte ſie 5 25 die Arme um ſeinen Hals und küßte ihn. „Nun wird doch noch alles gut. Von dem Gelde, das ich zurückbehielt, können wir Va⸗ ters Haus kaufen. und hier in dieſem Atelier, in dem er mit letzter Kraft gegen ſein Ver⸗ hängnis ankämpfte, wirſt du mit neuem Mut ſchaffen. Jetzt wird auch unſerer Ehe der Segen nicht meyr fehlen, denn durch die Hilfe un⸗ ſeres lieben Toten, durch ſeine endlich er⸗ kannten Werke bauen wir unſer Leben neu Wie glücklich und ſtolz würde ihn das machen!“ ee 5 ö Er nickte nur ſtumm und üßte ihre feuch⸗ ten Augen. 0 54 r aer beg 1 217, neuen Pinakothek in München mo der⸗ In der hel hängt ein wunderſchönes Bild eines nen Malers. 58 Der kürzlich verſtorbene Profeſſor Grätz ner, dem es gehörte, beſtimmte es in ſeinem Teſtament der Pinakothek. 5 ... An einem offenen Fenſter das wil⸗ der Wein umrankt, ſitzt eine junge ſchöne Frau, die ein Kind auf dem Schoß hält. Der Kleine läßt einen Schmetterling auf ſeinem Händchen auf und abmarſchieren. Der weiche, ſehnſüchtige Ausdruck in dem ſchönen Frauengeſicht. dos ſtrabſende Lächeln des reizenden Kindes iſt ebenſo meiſterbaft wiedergegeben, wie die ſanfte Melancholie die über dem herbſtlich gefärbten Gärtchen liegt. von dem man einen kleinen Ausſchnitt durch das offene Fenſter ſieht, auf ein Aſternbeet von dunklem Violett und müdem Blau. Alles mit einer ſchlichten zurückhaltenden Anmmt und Keuſchheit gemalt. 1 Das Bild zeigt eine vollendete Technik. 5155 und feiner Schönheitsſinn führten den nſel. 1 1 5 Meiſter iſt Henry Dubois, und dieſes Werk verſetzt ihn nach Ausſpruch aller Kunſtſachverſtändigen in die Reihe der erſten lebenden Mo) Nun aber Glückes ſo nahe, daß es mir ſelber eine Genug⸗ 1 Die Bartſpitzen, die ſelbiges Mal ſo keck aufgewirbelt waren, hängen traurig und Blumen“, halbjährlich einen ſelbſt entſtammte und der ſeine Lebensaufgabe im größeren gehörte. losließen. Problemſtellung der konfeſſionellen Schule u. ihre Feſtigung im neuen Preußen u. Deutſch— land. letzten Jahren iſt ohne ſeine Mitarbeit gelöſt worden. ö veröffentlichen werde. Die Veröffentlichung hält einer ſehr unangenehmen Lage Auch die offenſichtliche Abkehr Südſlawiens von dem eungliſchen Standpunkt an, nung auch eine Ehrung des Apoſtol. Stuhles Freude bereitet, ſowohl wegen der edlen Ge⸗ ernheimer Anzei Viernheimer Tageblatt (Sternheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samsta 8 das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins ahrplan ſowie einen andkalender.— Annahme von Abonnements täglich ger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, großere vorher.— Inſerate müſſen bei Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, 90 7 Artikel einen Tag die in lfd. Rechnung ſtehen. Erſte und älteſte Zeitung am Platze.— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 Fernſprecher 117.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M. 1 96 ð Rudolf Wildermann 7. Berlin, 23. April. Der Zentrumsabg. des pteußiſchen Landtages, Domkapitular Wilder mann, iſt heute morgen an den Folgen ſeiner Krankheit im katholiſchen Krankenhaus zu Lörrach bei Baſel geſtorben. In Münſter 1864 geboren, hat er in Recklinghauſen nicht weniger als 27 Jahre als Religionslehrer an dem dortigen ſtädti⸗ ſchen katholiſchen Gymnaſium gewirkt. Wenn auch die parlamentariſchen Aufgaben ihn ſtän⸗ dig mehr in Anſpruch nahmen, ſo blieb er doch mit ſeinem eigentlichen Wirkungskreis in engſter Verbindung. Erſt die Berufung ins Domkapitel der Kathedrale in Münſter gab ihm eine neue Tätigkeit. Aber ſein Wirken liegt in der Hauptſache in ſeinen parlamentariſchen Arbeiten. Es war natürlich, daß ſic dieſe vor allem auf die Probleme der Schule erſtreckten. Mit be⸗ ſonderer Vorliebe wandte er ſich ſtets den Fragen zu, die ſein engerer Berufskreis um- faßte, den Fragen der höheren Schule, der er Aber darüber hinaus waren es die vielfachen Fragen, die die nach— revolutionäre Zeit aufwarf, die ihn nicht Insbeſondere die entſcheidende Keine der wichtigeren Fragen in den Vor Veröffentlichung des Ruſſenvertrags. London, 24. April. In hieſigen diplomati— ſchen Kreiſen erklärt man, unterrichtet zu ſein darüber, daß Deutſchland in der kommenden Woche den Text des deutſch⸗ruſſiſchen Vertrages man in London für die beſte Antwort an Be— noeſch, der ſich dann nach Londoner Auffaſſung in befinden werde. Meneſch hat hier meiſt Befriedigung hervorgeru— fon. Belgrad ſchließt ſich nach hieſiger Auffaſſung und dieſe Tat⸗ ſache habe Beneſch auch gezwungen, als er auf ſeine Alliierten hinwies, ſich ſo gewunden aus⸗ zudrücken, wie er es getan habe. Briefwechſel zwiſchen Hindenburg und Gaſparri w. Berlin, 23. April. Reichspräſident v. Hindenburg hat dem Kardinalſtaatsſek⸗ retär Gaſparri in Anerkennung der Ver⸗ dienſte der Kurie und des Kardinalſtaatsſek⸗ retärs um die deutſchen Kriegsgefangenen die Große Denkmünze für Kriegsgefange⸗ nenfürſorge überreichen laſſen. In dem bei⸗ liegenden Schreiben ſpricht der deutſche Reichspräſident dem Kardinalſtaatsſelkretär warmen Dank aus für die unermüdliche und wirkſame Sorge zu— gunſten der deutſchen Militär- und Zi⸗ vilgefangenen und beſonders für die un⸗ abläſſigen Bemühungen, um in den Gren— zen des Möglichen die Leiden der Kriegs- gefangenen und das große Elend zu lin⸗ dern, das ſich nach dem Krieg in Deutſch⸗ land einſtellte. Die hohen Verdienſte Ew. Eminenz und Ihre auch um den Preis von Opfern ausgeübte karatative Tätig⸗ keit werden im Gedächtnis des deutſchen Volkes unaufhörlich weiterleben. Kardinalſtaatsſekretär Gaſparri ant⸗ wortete mit einem herzlich gehaltenen Schrei⸗ ben. Er ſieht in der ihm gezollten Anerken⸗ und ſagt, die Denkmünze habe ihm große hle, die der Reichspräſident damit ausge⸗ drückt habe, wie auch als Zeichen der Dank⸗ barkeit, die er im Namen des deutſchen Vol⸗ 5 darbringe. Aufrollung der Kriegs⸗ ſchuldfrage in Amerika. Borahs Kampf um die Rückgabe. 0 w. Berlin, 24. April. Nach einem New 9 Funktelegramm des„L. A.“ wird der erilaniſche Kongreß erſtmals im Herbſt im w. Berlin, 24. April. Wie bereits gemel⸗ det, wird der Rechtsausſchuß des Reichstages die Beratung über den Kompromißentwurf zur Fürſtenabfindungsfrage weiter fortſetzen. Die Lücke, die über 8 2 entſtanden iſt, ſoll zu⸗ nächſt offen gelaſſen werden. Die Beſprechun⸗ nen mit den Sozialdemokraten und Deutſchnationalen haben ergeben, daß bei beiden Parteien noch ſehr ſtarke Be— denken gegen das Kompromiß vorhanden ſind, ſo daß man die Erzielung einer Zwei⸗ drittelmehrheit nach wie vor im höchſten Grad als unſicher betrachten muß. Die Sozial- demokratie verlangt vor allen Dingen unbeſchränkte Rückwirkung auch auf ſolche Vereinbarungen, die bereits als Geſamtkom— plex zwiſchen den Ländern und den Fürſten⸗ häuſern endgültig entſchieden ſind, ferner er— heben ſie die Forderung auf Abänderung der Zuſammenſetzung der Reichsſondergerichte u. Beſeitigung der Rechte der Fürſten, das Ge— richt anrufen zu können. * Die Ausſprache zwiſchen dem Reichslkanz ler, dem preußiſchen Miniſterpräſidenten und dem preußiſchen Finanzminiſter hat zu einer Verſtändigung geführt. Es ſind in dem dritten Kompromiß entwurf, der zwiſchen dem Kanzler und den Koalitionsparteien vereinbart worden war, Aenderungen vorgenommen worden, die die Vertreter der preußiſchen Regierung zu der Erklärung veranlaßten, daß ſie mit der jetzt vorliegenden Faſſung des Geſetzentwurfes über die Fürſtenabfindung einyerſtanden ſeien. Die zwiſchen der Reichsregierung und der preußiſchen Regierung vereinbarten Aen derungen werden heute in der Form eines von Demokraten und Zentrum unterzeichneten Antrages dem Rechtsausſchuß vorgelegt wer— den. Die Deutſche Volkspartei hat es abgelehnt, dieſen Antrag mitzuunterzeichnen, wird ihn aber tolerieren, alſo für ihn ſtim men. Das Fürſtenabfindungsgeſetz wird alſo mit den Sozialdemokra⸗ ten durchgebracht werden. Die Sozialdemo⸗ kraten haben geſtern noch Einwendungen er— hoben, die endgültige Entſcheidung aber der Fraktion vorbehalten. Nach der letzten Auffaſſung des Geſetzent— wurfſes werden die Hohenzollern in Preußen 156000 Morgen und der Staat Preußen 244 000 Morgen Land erhalten. Der 1925 zwiſchen Preußen und der Krone ge ſchloſſene Vertrag ſicherte den Hohenzollern 290 000 Morgen, dem preußiſchen Staate nur 110 000 Morgen. Ferner ſoll das Haus Ho⸗ henzollern nach dem Vergleich an Barabfin⸗ dung 24 Millionen Mark bekommen. Dieſe Summe wird durch das Geſetz auf 12 Mil⸗ lionen verringert. Es iſt ferner eine Aenderung des 8 6 vereinbart worden, wo⸗ nach bei Teilauseinanderſetzungen das Son⸗ dergericht ſtatt mit Zweidrittel⸗ mit einfacher Mehrheit die Außerkraftſetzung des bereits ergangenen und rechtskräftig gewordenen Ur— teils beſchließen kann. Man braucht kein Peſſimiſt zu ſein, um ger iſt davon unterrichtet worden, daß man ſeinen Bericht im Ausſchuß über ſeine Reſo⸗ lution entgegennehmen werde, die die Schaf— fung einer internationalen Kommiſſion zur Feſtſtellung der Kriegsſchuld fordert. Berger iſt entſchloſſen, ein großes Zeugenaufgebot vorladen zu laſſen, ſodaß eine ausführliche Debatte wahrſcheinlich iſt. Wie weiter aus New⸗Nork gemeldet wird, hat Senator Borah erklärt, er habe den Plan Mellons über die Rückgabe des beſchlagnahm⸗ Um das Fürſtenabfindungs⸗ kompromiß. Auf dem Wege zur Einigung?— Notwendige Folgerungen. Lkönnen. Montag, den 26. April 1926 bezüglich des Abfindungskompromiſſes ſeiner weiteren und parlamentariſchen Behand— lung zum mindeſten ſtarken Skeptizismus zu zeigen. Ja, wir ſind ſogar der Auffaſſung, daß unter Umſtänden aus der Frage dem Fürſtenkompromiſſes und ſeiner Erledigung durch die verfaſſungsmäßigen Organe ſich ſehr ernſt zu nehmende politiſche Schwierigkeiten entwickeln können. Daran ändert auch obige Berliner Telegramm nichts. Auf keinen Fall ſcheint man ſich des Ernſtes der Lage auf der Rechten und Linken bewußt zu ſein, wo nach unſerem Empfinden entweder be— das Feuer ſpielt. ö Nicht minder bedenklich wäre es, wenn das Parlament angeſichts der ſchwierigen und nicht entwirrenden Lage ſich mit Hilfe varlamentariſchen Mechanismus vor Ueberraſchungen zu ſichern ſuchte oder glaubte, die Schwierigkeiten entweder um— gehen oder auf die lange Bank ſchieben zu Man darf niemals vergeſſen, daß 121% Millionen Menſchen in Deutſchland ſich in der ernſteſten Weiſe und mit ganz beftimm— ter Richtung bereits feſtgelegt haben. Es ſtecken alſo hinter dem bekannten Volksent— ſcheid unter allen Umſtänden politiſche Ener— gien, die dem Verſuche der Meiſterung durch die parlamentariſche Maſchinerie einfach ſpot— ten würden. Dieſe ganze Frage kann heute nur noch von leicht zu des großen Geſichtspunkten und mit unbedingter Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit behandelt werden. Alles andere würde nur das Gegenteil von dem erreichen, was man wil, nämlich den Abſchluß des Kompromiſſes, für das eine öwoßhrheit geſucht werden müßte. Aber wie ſich an der Frage des Fürſten— kompromiſſes die politiſchen Energien auf der Linken geſammelt und entzündet ha— ben, ſo ſind auf der anderen Seite nicht minder doktrinär geleitete Abwehrmaßnah— men aufgepeitſcht worden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die radikalen Ae 0 Vergewaltigung des anderen denken. Das iſt die Lage, über deren Ernſt man ſich vollkommen klar ſein ſollte. Es bedarf da— her der größten Beſonnenheit, um das Kom— promiß mit einiger Ausſicht auf Erfolg durch— zulaverieren. Das iſt natürlich nur dann möglich, wenn mit der Ueberſpitzung gewiſſer Forderungen, insbeſondere bezüglich der ver— faſſungsmäßigen Anſprüche an das Geſetz Schluß gemacht wird. Man kann nicht mit Paragraphen eine ungeheure Volksſtimmung abtakeln, zumal wenn die ſittlichen Anſprüche auf die undſtpwvy fahVpupkan Damen. dſtin und die Berechtigung dazu zweifelhaft und ſo umſtritten wird, wie das bezüglich der Be— handlung des Kompromiſſes durch manche Forderungen im Reichskabinett geſchehen iſt. durch die Vorlage die Lage komliziert werden, ſo würde auch er gegen die Vorlage ſein. Sein einziges Ziel ſei, den ganzen Skandal ſchnell aus der Welt zu ſchaffen. Amerika habe weder ein geſetzliches noch ein moraliſches Recht, auch nur einen Cent deutſchen Eigentums wegzunehmen, ſelbſt wenn Deutſchland ſeine Zuſtimmung durch den Verſailler und den Berliner Vertrag unter Zwang erteilt habe. Uebrigens iſt es wahrſcheinlich, daß der Senat über die Rückerſtattung des beſchlag— uuswärtigen Ausſchuß die Krlegsſchuldfrage krörtern. Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Ber⸗ ten deutſchen Eigentums im Senat zu erzie⸗ len. Sollte infolge der letzten Entwicklung 43. Jahrgang Die Friedensverhand⸗ lungen in Marokko. Eutſpannung in Marokko. Paris, 23. April. Nach einer Meldung aus Üdſchda ſind die Kaids Eadu und Cheddi im Flugzeug wieder nach dem Rif zurückgekehrt. Sle⸗ werden heute dort zurückerwartet. Die Stim⸗ mung war im allgemeinen optimiſtiſch, beenden deshalb, weil auch Cheddi nach dem RNifgebiet zurücktehrt. Dieſer gilt als der einflußreichſte Delegierte. Ein anderes Anzeichen der Entſpau⸗ nung iſt auch die Aufhebung des Verbots, das den landwirtſchaftlichen Arbeitern unterſagte, nach Algier als Saiſonarbeiter auszuwandern. Von dieſer neuen Erlaubnis haben nach einer wußt oder unbewußt mit einem or eichen; Meldung aus Oran bereits wieder zahlreiche Neifktabylen Gebrauch gemacht. Letzte Meldungen. Deutſchlands Vertretung für die lommiſſion. Berlin, 23. April. Die deutſche Vertretung in der vorbereitenden Völkerbundskommiſſion iſt amtlich noch nicht bekannt geworden. In 1 Völkerbunds⸗ richteten Kreiſen heißt es, der deutſche Botſchaf⸗ ter in Paris, Herr v. Hoeſch, ſei als deutſcher Delegierter in Ausſicht genommen. Ihn werde als Berater für juriſtiſche Fragen Miniſtorfal⸗ direktor Gau; begleiten. 1 Kündigung des Mietvertrages für gewerb⸗ liche Räume. ö Berlin, 23. April. Der Reichstagsausſchuß für Wohnungsweſen beſchloß heute eine Ab⸗ änderung des§ 4 des Mieterſchutzgeſetzes da⸗ hingehend, daß bei gewerblichen Räumen eine Aufhebung des Mietsverhältniſſes auf An⸗ trag des Vermieters dann eintreten kann, wenn der Vermieter einen zu gewerblichen Zwecken vermieteten Raum für eigene ge⸗ werbliche Zwecke dringend braucht. Bei der Kündigung muß der Tatſache Rechnung ge⸗ tragen werden, daß der Mieter unter Umſtän⸗ den bauliche Veränderungen auf ſeine Koſten in dem betreffenden Raume vorgenommen hat. Der Vermieter iſt auch zur Kündigung nur dann berechtigt, wenn er den Nachweis erbringen kann, daß er den betreffenden Raum tatſächlich für eigene gewerbliche Zwecke un— bedingt benötigt. Dantit wird endlich einem dringendem Bedürfnis der Wirtſchaft Rech⸗ nung getragen und die Beſeitigung zahlreicher Uebelſtände angebahnt. Karlsbad proteſtiert gegen Truppenbelegung. Karlsbad, 24. April. Die tſchechiſchen Behör⸗ den haben vom Stadtrat die Geſtellung von Räumlichkeiten für eine vollſtändige Garntiſon innerhalb 24 Stunden gefordert. Trotz der Pro- icſte ſoll die Garniſon bereits in dieſen Tagen Elemente auf beiden Seiten an die rief ſich in ſeinem Proteſt darauf, daß es ſich in der jahrhundertelangen Geſchichte Karlsbads noch nie ereignet habe, daß dort eine Garniſon untergebracht werde. Der Charakter eines Welt⸗ bades gebe Karlsbad einen völkerrechtlichen Schutz, deſſen er durch die Errichtung einer ſtändigen Garniſon verluſtig gehen würde. Der üſterreichiſch-deutſche Anſchlußwille. Breslau, 23. April. Oberſchleſien hatte in dieſen Tagen freudig begrüßten Beſuch aus Deutſch-Oeſterreich. Eine Abordnung von Mänt⸗ nern und Frauen der Steiermark weilte in Glei— wing und die herzliche Aufnahme, die ſie gefunden hat, wird den deutſchen Brüdern gezeigt haben. wie man im deutſchen Oberſchleſien, ungeachtet der eigenen Not, den Anſchlußgedanken pflegt. Geſtern Abend fand eine öffentliche Kundgebung vor dem Gleiwitzer Rathaus ſtatt, bei der der Anſchlußwille auf beiden Seiten mächtigen Aus⸗ druck ſand. Franzöſiſches Kriegsgericht Landau. Landau, 24. April. Nach ſechsſtündiger Ver⸗ handlung wurden geſtern vom Kriegsgericht der franzöſiſche Joſt des Diebſtahls an Militärgut und Zollbe⸗ für ſchuldig mitangeklagten der Aufforderung zum Zollbetrug erklär“. Die Schuldfrage des Beſancon wurde verneint. Das Urteil lautete für Sarda auf 100 Mark Geldſtrafe und für Joſt auf zwei Jahre Gefängnis mit Bewährungsfriſt. Beilegung des engliſchen Grubenkonflikts? m. London, 24. April. Die geſtrigen Beſpre— chungen Baldwins mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben wiederum kein Ergebnis gehabt. Es ſcheint ſich jedoch ein Ausweg an⸗ zubahnen. Es handelt ſich um einen Plan, wo⸗ nach die Regierung der Kohleninduſtrie eine Au— leite gewährt unter der Bedingung, daß die ganze Induſtrie reorganiſiert wird und unren— table Schüchte geſchloſſen werden. w. Nürnberg, 24. April. Bei Gemünden am Main entgleiſten geſtern Vormittag vier Perſo⸗ neuwagen des beſchleunigten Perſonenzuges nahmten Eigentums eine Unterſuchung ein⸗ leitet. Frankfurt Nürnberg ⸗ München; 12 Perſonen wurden teils ſchwer, teils leicht verletzt. in Karlsbad errichtet werden. Der Stadtrat be⸗ franzöſiſchen Adjutant Eugen trugs, der Uhrenfabrikant Sarda aus Beſancon ehemaligen franzöſiſchen Offiziers Roumejon aus Aus Heſſen. Die Rechte will Landtagsauflöſung durch Volksentſcheid. Darmſtadt, 23. April Heute nachmittag fand in Darmſtadt eine gemeinſame Beſpre⸗ ung der Landtagsfraktionen des Bauern⸗ bun des der Deutſchnationalen und der Deutſchen Volkspartei unter dem Vorſitz des Abg. Dr. v. Helmolt ſtatt, die das Thema Landtagsauflöſung durch Volksent⸗ ſcheid zum Gegenſtand hatte. Die Fraktionen einigten ſich dahin, ihre Landesvorſtände in in den nächſten Tagen einzuberufen. Danach ſſoll eine gemeinſame große Konkerenz ſtatt⸗ finden, zu der die Vertreter aller Wirtſchafts⸗ verbände geladen werden ſollen. Man hofft nämlich, dieſe Verbände auch für die Unter⸗ zeichnung des gemeinſamen Aurufes an die Bevölkerung zum Volksbegehr auf Landtagsauflöſung gewinnen zu kön Nen. Die Frage. ob eine gemeinſame Liſte zur Landtagswahl aufgeſtellt werden ſoll, konnte noch nicht entſchieden werden. Eine wichtige Feift verlängerung für Rentenempfänger. Wir haben bereits einmal darauf hinge⸗— eſen, daß auf Grund des Artikels 2 deß 3. Feſetzes zur Abänderung des Reichsverſor⸗ gungsgeſetzes und anderer Verforgungsgeſetze vom 8. 7. 1925 Beſchä digen, die nach 8 104 RG. aus der Rentenverſorgung ausgeſchie— den und nicht wieder reutenberechtigt geworz den find, eine einmalige Enutſchädiaung in Höhe von 50 Mark gezahlt werden. Es han— dell ſich bier im ollgemeinen um ſolche Kriegsbeſchädiato, die eine Rente von 20 Prozent noch den Vorſchriften des Reichsverz ſoraungsgeſetes bezogen haben und im Jahre 1923— alſo zur Zeit der Hochinflation— gean eine einmalige Abfindung ausgeſchieden wurden. Im Hinblick auf die kataſtrophal fort⸗ ſchreitende Geldentwertung im Laufe des Jahres 1923 konnte die Abfindung ihren Zweck— Kapitaliſierung der Reute— nicht erfüllen. Aus dieſem Grunde ſollte auf Grund, des erwähnten 3. Abänderunagsgeſetzes zum Reicheverſorgungsgeſetz uſw. die den erwähn⸗ Kriegsbeſchädigten zugefügte Härte bis zu einem gewiſſen Grage gemildert werden. Leider iſt an die Gewährung der fraglichen 50 Mark noch die weitere Bedingung geknüpft, daß das durchſchnittliche Monatseinkommen der ehemaligen Rentenempfänger 200 Mark nicht überſteigen darf, wobei als Monatsein- kommen der Betrag anzuſehen iſt, der nach Abzug der ſozialen Zulagen und der Verſiche— rungebeitragsanteile verbleibt. Bei Todes— fall des Beſchädigten konnte unter gewiſſen Vorausſetzungen auch der Antrag bis Ende Februar 1926 von den Hinterbliebenen geſtellt werden. Es ift erfreulich, daß nach einem kürzlich ergangenen Erlaſſe dieſe Friſt bis zum 31. Mai 1926 verlängert wurde, ſodaß zahlreiche Kriegsbeſchädigte, die die ehemals feſtgeſetzie Friſt für die Stellung des Antrages verſänmt haben, noch nachträglich den notwendigen An— wmaa auf Gewübrung der Entſchädigung von, Worms, Markt 30 Unten jeder Art Wockst 5.4, ö ö 1 0 ö Tann von Schöllenbach. Ein Börſenroman von Barr⸗-Runkel. (Nachdeuck verboten.) 1. Kapitel. Kurz nach neun Uhr morgens ſtieg der junge Graf Tann von Schöllenbach ſehr langſamen Schrittes die Haupttreppe ſeines Hauſes am Pariſer Platz hinunter. Der junge Herr ſah faſt zu tadellos aus. Jede Einzelheit ſeines An⸗ zugs, von dem glänzenden Zylinder bis zu den ſpiegelblanken Stiefeln, war ſo comine mil taut, daß der Graf Gefahr lief, für das Modell eines jener wunderſchönen Modekupfer gehalten zu werden, wie ſie die Schaufenſter der ton⸗ angebenden Kleiderkünſtler in Berlin zieren. Er war offenbar ein Menſch, der nichts zu tun hatte, und praktiſche Leute würden gewiß ſagen: warum ſollte er auch, da er über ein Einkommen von mehr als zwei Millionen jührlich verfügte. Der etwas blaſierte Geſichts ausdruck, die matt geſenkten Augenlider, die läſſig anmutige Art, wie er ſich bewegte, ließen den ſcharfen Beobachter erkennen, daß Graf von Tann alles genoſſen und ſchließlich herausgefunden hatte, Daß man ſich auf der Welt über nichts auf⸗ zuregen braucht. Er war augenſcheinlich eine Perſönlichkeit ohne jede Begeiſterungsfähigkeit, denn ſelbſt die tadelloſe Vollkommenheit ſeiner Kleidung mochte mehr der Sorgfalt und dem Nachdenken ſeines Schneiders entſpringen, als einer tatkräftigen eigenen Ueberlegung. In der Tat ließ ſeine ſchlaffe Haltung Ausdrücke wie tatkräftig oder energiſch garnicht aufkommen. Seine Freunde fanden es ſchwierig, wenn nicht unmöglich, intereſſieren. Selbſt Pferderennen und Hazard⸗ ſpiele ließen ihn kalt; denn er beſaß ſo viel mehr Geld als er brauchte, daß Gewinn oder Verluſt auch nicht die leiſeſte Erregung in ihm wachruſen konnte. Wenn er trotz alledem ein kluger Menſch war, wie ſeine allerintimſten Freunde zu munkeln pflegten, 10 hatte err) bis jetzt noch keine Beweiſe dafür geliefert. Er den Grafen für irgend etwas zu! Frankreichs Außenpolitik. Erkikrungen Briands in der Kammer.— Frankreichs Politik gegenüber Italien.— Völkerbundsfragen. f Paris, 23. April. In der heutigen Kam⸗ merſitzung ergriff Miniſterpräſident Briand das Wort und ſprach ſeine Erwartung dahin ans, daß die Angelegenheit der ungariſchen Banknotenfälſchung von den ungariſchen Be⸗ hörden in befriedigender Weiſe geahndet werde: andernfalls würde Frankreich die An⸗ gelegenheit einem internafiongſen Schſeds⸗ gericht unterbreiten. Zur franzöſiſchen Politik gegenüber Italien betonte Briand: Frankreich unterhalte die beſten Beziehun⸗ gen mit Italien. Italien ſei unter beſonders ſchwierigen Bedingungen durch ſeinen Erhal⸗ tungsinſtinkt veranlaßt worden, ſich einem beſonderen Regime zuzuwenden und habe dieſes freiwillig gewählt. Das ſei ſeine An⸗ gelegnheit. Frankreich würde einen ſchweren Fehler begehen, wenn es anderen Völkern über die Art, wie ſie ſich regieren müßten, Vorſchriften machten wollte. Der kommuniſtiſche Abg. Derjot ein:„Und Rußland!“ Briand erwiderte: Ich fordere Sie auf, irgend eine Intervention der franzöſi⸗ ſchen Regierung in der inneren Politik Sow— jetrußlands zu nennen.— Briand fährt dann fort: Das italieniſche Volk wächſt in ungeheu⸗ wirft rem Ausmaße und kann ſich ſchwer innerhalb; der Grenzen halten. Durch freundſchaftliche Mittel und im Geiſte der Verſöhnung ſuche Italien mit ſeinem Führer ſeine berechtigten Beſtrebungen zu verpirklichen. Das habe man aus den Worten der unmittelbaren Mitarbei⸗ ter Muſſolinis feſtſtellen können, die den Willen Italiens, den Frieden Europas nicht zu beeinträchtigen, beſtätigt hätten. Zwiſchen Italien und Frankreich gäbe es keine un⸗ ü ber windlichen Intereſſenge⸗ genſätze. Briand nennt dann die Italie⸗ ner Raſſenbrüder, die ihr Blut mit dem franzöſiſchen Blut auf den Schlachtfeldern ver⸗ miſcht hätten. Er ſchließt, indem er erklärt, daß er die Möglichkeit der Zuſam⸗ menarbeit zwiſchen Frankreich und Ita— lien in der Zukunft ſehe, und indem er die Verſicherung gibt, daß dieſe Zuſammenarbeit die Aufmerkſamkeit nicht ausſchließen werde. Hierauf richtete der ſozlaliſtiſche Abg. Spinatſe eine Anſeage an den Miniſter⸗ präſidenten über den CCC ĩ˙; CT—TbT0T0T0T0T0—T—T— tigenfalls gegen Deutſchland Verlauf der letzten außerordentleichen Völkerbundstagung. die allgemein Enttäuſchung und zum Teil ſo⸗ gar Befürchtung hervorgerufen habe. ö Er drückte den Wunſch aus, daß inner⸗ halb des Völkerbundes keine Hierarchie ge⸗ ſchaffen werde, ſondern daß der demokratiſche Geiſt gefördert und zur Geltung gebracht werde. Briand gab insbeſondere die Erklärung iiber die Zulaſſung Deutſchlands ab. Anläßlich der letzten Völkerbundsſeſſion ſei ein übertriebener Peſſimismus zutage ge⸗ treten. In der Welt habe man gegenwärtig die Augen auf Frankreich gerichtet. Man habe es Frankreich zum Teil als illoyal angerech— net, als es verſucht habe, Nolen und Spa⸗ nien gleichzeitig mit Deutſchland in den, Völkerbundsrat eintreten zu laſſen. Frankreich habe gleichwoh L ſeine Abſicht nicht verſteckt gehalten, Polen zu einem Sitz zu verhelfen, und zwar ſei dieſes Vorgehen Frankreichs ganz im Geiſte von Locarno gehalten gewe⸗ ſen. Wenn Polen nicht aufgenommen würde, ſei es die Aufgabe Frankreichs, Polen nö⸗ 8 u verteidigen. Durch die Aufnahme Po- lens könne der Weltfriede nur gewinnen. Die Deutſche Delegation hätte immer die voll⸗ kommene Loyalität Frankreichs in dieſer An⸗ gelegenheit anerkannt. Wenn ſie Grund gehabt hätte, Frankreichs Abſichten anzuzweifeln, ſo hätte ſie gewiß nicht die neue Beſtätigung des Locarner Vertrages in Genf unterzeichnet. Briand erklärte, er bewahre ein vollkommenes Vertrauen in die Zukunft des Völkerbundes. Er ſei überzeugt, daß die Herbſtſeſſion die ſo⸗ lange gewünſchte Löſung bringen werde. Frankreich beſtehe darauf, daß es nicht große und kleine Nationen geben könne, ſondern nur gleich berechtigte Nationen. Die Ergebniſſe der letzten Völkerbundsſeſſion hätten dieſen Geiſt der Glelchberechtigung nicht zerſtört. Zum Schluß gab Briand frage des Sozialiſten Renaudel rene haet* 1 or auf eine An⸗ noch Erklä⸗ Marokko ab. Er ſagte, daß es Frankreichs ſeſter Wille ſei, in Marokko Frieden zu ſchließen und ſo raſch wie möglich zu offiziellen Friedens— unterhandlungen zu kommen. e eee 50 Mark ſtellen können. Wir machen daran aufmerkſam, daß die nunmehr bis zum 31. 8. 1926 laufende Friſt unbedingt inne geha werden muß, da ſpäter eingehenden Autrücen auch im Wege des Härteausgleichs nicht mehr intſprochen werden kann. Die einſeitige Zuſammenſetzung des Berliner Kunſtausſchuſſes. N Von einer beſonders kunſtpe? wird uns geſchrieben: * Unterſtützt von Landtagsabgeordneten des Zentrums, der Deutſchnationglen Volkspartei und der Deutſchen Volkspartei hat Abg. Prof. Dr. Faßbender bei der Beratung des Haus- baltes für das vreußiſche Miniſterium des Innern einen Entſchließungsantrag einge— Seitt Sportsmann. Wenn es Zeit war, ging er ein wenig auf die Jagd, während der Saiſon hielt er ſich in Berlin auf, ging auf Reiſen, wenn die jährliche Wanderung ſtattfand; kurz er tat ſtets das, was die Sitte erforderte, aber er tat es weder ſo hervorragend gut, noch ſo hervorragend ſchlecht, um irgendwie aufzufallen. Man konnte ihn geradezu als menſchliche Ver⸗ körperung des Gedankens anſehen:„Nichts auf der Welt lohnt ſich wirklich der Mühe.“ Einen ganz auffallenden Gegenſatz zu ihm bildete der Mann, der unentſchloſſen mit einem Fuß auf der niedrigſten Stufe ſtand, die zum Hauſe des Grafen hinaufführte. Er mochte ungefähr ebenſo alt ſein, wie der junge Edel— mann, aber ſein Aeußeres war ganz anders. Ein billiger Anzug, ein ſchief ſitzenber ſchwarzer Schlapphut erinnerten an den fernen Weſten Amerikas oder an Südafrika. Seine Stiefel waren plump und unfein, aber das Geſicht mußte jedem auffallen: glatt raſiert, feſte, kraft⸗ volle Züge, die tief von einer heißeren Sonne gebräunt ſchienen. Das auffallendſte an ihm waren die tiefen ſprühenden Augen, deren Blick durchdringend, entſchloſſen und herriſch war. Graf von Tanns zarte Oberlippe wurde von einem ſeidenweichen, ſehr gepflegten Schnurrbart beſchattet, ſeine Augen ſchienen matt und müde und wären wohl nie imſtande geweſen, ſolche Blitze zu ſchießen, wie ſie ihn eben aus jenen Augen trafen. „Verzeihen Sie,“ ſprach der Beſucher jetzt, „ſind Sie Graf Tann von Schöllen bach?“ Der Angeredete blieb auf den oberen Stufen ſtehen und erwiderte in ſchleppendem Ton: . „Mein Name iſt Peter Keller. Herr Jo⸗ hannes Hazel hat mir einen Empfehlungs⸗ brief für Sie gegeben und mir geſagt, ich würde Sie vorausſichtlich um dieſe Zeit zu Hauſe treffen. Es ſcheint, er hat Ihre Leiſtungs⸗ fähigkeit unterſchätzt, denn Sie ſind bereits unterwegs, wie ich ſehe.“ Es lag etwas wie mühſam zurückgehaltener Groll in dem ungeduldigen Ton, deſſen ſich Keller bediente. Er hatte offenbar von dieſem modernen Vertreter einer ſehr alten Familie einen ziemlich ungünſtigen Eindruck gewonnen. war kräftig und groß, aber durchaus kein an bracht, der eine Avanderung in Zuſam⸗ menſetzung des Kunſtausſchuſſes liner Polizeipräſidium verlaugt. da deſſen gegenwärtige Geſtalt die Aufgabe. die ethiſche und äſthetiſche Auffaſſung aller Bevölkerungs— kreiſe zu vertreten, nicht erfülle. Zunächſt hat die Berliner Linkspreſſe dieſen Antrag, ſowie ein Schreiben des Präſidenten der Arbeits— der gemeinſchaft für Volksgeſundung, Gebeimrats Dr. Kahl, an den preußiſchen Miniſter des Innern in aleicher Sache Gefährdung der Kunſtfreiheit“ derkehren. Sodann hat der Kunſtausſchuß ſelbſt eine Erklärung veröffentlicht, in der s Verlangen der Landtagsabgeordneten als un— gerechtfertigt erklärt und nachdrücklich behaup⸗ jet wird, der Kunſtausſchuß in ſeiner jetzigen Zuſammenſetzung umfaſſe tatſächlich»alle eee—.— aber ſein Zweck nötigte ihn, ſeine Abneigung zu unterdrücken, wenn er auch nicht taktvoll genug war, ſich das Vergnügen zu verſagen, ihr in Ton und Worten leiſen Ausdruck zu geben.. 1 Wenn der andere die Anſpielung über— »upt verſtanden hatte, ſo war er doch viel zu wohlerzogen, um ſich auch nur das geringſte merken zu laſſen. Die Meinung„iwer Mit⸗ menſchen war ihm ja auch ſo vollſtändig gleich⸗ gültig. Ein liebens würdiges Lächeln bewegte den weichen Schnurrbart. 1 „Oh.“ meinte der Graf,„Hans unter⸗ ſchätzt ſtets meine guten Eigenſchaften, es lohnt ſich alſo gar nicht erſt, ſeinen Empfeblungsbrief zu leſen. Außerdem kann man doch auch nicht gut einen Brief auf der Straße leſen.“ „Ich wüßte nicht, warum nicht“, verſetzte der andere ſcharf.. „Mein Vater“, begann Keller, ohne ſich mit irgendwelcher Einleitung aufzuhalten,„iſt Bankier. Die Firma heißt Keller& Sohn, der Sohn bin ich.“ „Sie ſehen gar nicht aus wie ein Börſen⸗ makler, das heißt, nicht ſo, wie ich mir dieſe Leute vorgeſtellt habe, geſehen habe ich noch niemals einen.“ „In Wirklichkeit bin ich auch Bergwerks⸗ Ingenieur.“ „Ja, lieber Herr, Sie ſagten doch eben, Sie ſeien Börſenmakler!“ „Ich ſagte, das ſei Vaters.“ „Sie ſagten, die Firma heiße Keller& Sohn und Sie ſeien der Sohn.“ „Gewiß, ich bin Teilhaber der Firma, aber trotzdem bin ich Ingenieur. Es iſt immer mit großen Schwierigkeiten verbunden, eine richtige Schätzung von auswärtigen Bergwerken zu erhalten. Und mein Vater arbeitet darin. Deshalb ließ er mich Ingenieur werden, und ehe er ſich mit ausländiſchen Bergwerksaktien einläßt oder ſeinen Mandanten empfiehlt, zu kaufen, ſchickt er mich hin.“ „Ich verſtehe“, unterbrach der Graf, und etwas wie Verſtändnis blitzte in den matten Augen auf.„Ihr Vater ſcheint ein ſchlauer Mann zu ſein. Er ſichert ſich und ſeine der Beruf meines Mandanten, verſchafft ſeinem Sohn einen beim Ber⸗ lohnenden Beruf, maßgevenden Vervande fur Jugendſchuß un Volkserziehung und vertrete jede ethiſche und äſthetiſche Aufſaſſung der Bevölkeruna.“ Ferner erblickte der Kunſtausſchuf eine Be⸗ leidigung in der Behauptung des Reichstags, abgeordneten Geheimrats Kahl, daß in ſe inen! gegenwärtigen Zuſammenſetzung die Objekt:: vität durch die Beteiliaung ſogar wirtſchaft, lich an den Berliner Theaterverhältniſſen in tereſſierter Kreiſe gefährdet ſei. Gegen dieſe volksbundes Gerſt in großen Parteien. und Volkserzie⸗ zwar verſchiedene LJinks⸗ weil ihm aus geſprochen Ebenſo babe Geheimrat Kahl durchaus Recht mit der Behauptung, daß in der Bühnenabteilung des Kunſtausſchuſſes die Sachverſtändigen zum Teil auch Vertreter von Fachintereſſen ſind, wie dies zumal bei der ſeinerzeit gewünſchten aber nicht erfolg⸗ ten Befaſſung dieſer Abteilung mit den be anſtandeten Revuen zum Ausdruck gekommen ſei, bei der der Verfaſſer der am ſchärfſte beanſtandeten Revue als Mitglied des Kunſt ausſchuſſes Richter in eigener Angelegenheit hätte ſein müſſen. Der Antrag der drei Fraktionen, ſowie die Freigabe des Geheimrats Kahl gingen von der Erwägung aus, daß die Praxis des Berliner Polizeipräſidenen gegenüber den Entartungserſcheinungen des Theaters zu nachſichtig ſei und daß der Kunſtausſchuß be⸗ rufen ſein müßte, insbeſondere bei Konzeſ ſionserteilungen ſchärfere Maßnahmen durch⸗ zuſetzen. Da die Mehrheit des Kunſtausſchuſ— ſes dieſer Auffaſſung nicht ſtattgegeben habe. ſo beantragt die Minderheitserklärung des Generaldirektors Gerſt eine Weiterbehand— lung der Frage in der Miniſterialinſtanz. Ganz im Sinne dieſer Erklärung nimm ein Teil der Berliner Preſſe zu der Angele⸗ genheit Stellung, ſo vor allem die„Tägliche Rundſchau“, die u. a. ſchreibt: „Es wir ſo dargeſtellt, als ob ſämtliche im Kunſtausſchuß ſitzende Vertreter der am Theaterweſen intereſſierten Or— ganiſationen in der Unvoreingenom— menheit ihres Urteils ſo weiß wie eine Lilie ſeien. Im übrigen zieht ſich die Erklärung auf das rein formale zurück und ſagt, aus dem Amtsdeutſch in die knappere Sprache des Bürgers überſetzt: Gegen das, was man am ja überhaupt nichts machen. Es liegt in derſelben Richtung. daß Polizeipräſi⸗ dium und Kunſtausſchuß daran, wie die Dinge in Wirklichkeit ſind ſcheu vorübergehen. An der Tatſache nämlich, daß auf dem größten Teil der Berliner Bühnen unter den Augen des zum Gegenſtand ſcharfer Anariffe erhoben, in denen die alten Phraſen„Muckervorſtoß“,„verfapyte Zenſur“, ſtändig wie- Mildes Abführ mite! pol Rick, BRANT L rer pillen Sehen 1 AlL EMW ADO TMENKE N. er 7. e⸗„„en ene, zer en * Fee e e d e nd das alles auf Koſten anderer. Vorzüglich! Fahren Sie fort!“ Zum erſtenmal glitt ein Lächeln über Peter Kellers Züge. „Ja,“ ſagte er,„mein Vater iſt ein ſehr kluger Geſchäftsmann. Aber nun iſt er doch einmal reingelegt worden, und die nächſten paar Stunden müſſen es zeigen, ob er das, was er in einem langen Leben erworben, mit einem Schlage verlieren wird oder nicht. In der Tat“— und er zog ſeine Uhr—„wird ſich das in acht Minuten entſcheiden. Es hängt ganz davon ab, ob ich Ihr Intereſſe gewinnen kann oder nicht.“ „Fahren Sie fort!“ „Im Anfang dieſes Jahres kam eine Ge— ſellſchaſt von ſieben fähigen, aber nicht ſehr ſtrupulöſen Finanzmännern zu meinem Vater, um ihm ein Stück Land in Südweſt-Afrika anzubieten, das den Namen„die Roten Felder“ führt. Die Geſchichte, die ſie erzählten, machte einen ſehr unwahrſcheinlichen Eindruck; denn ſie behaupteten, das Gold läge direkt an der Oberfläche und überſtiege an eingeſchätztem Wert um das Tauſendfache die Summe, in deren Höhe die Gründung erfolgen ſollte. Sie wünſchten, daß mein Vater für zwei Milli⸗ onen Garantie übernehmen ſollte und daß die Aktien nicht auf den öffentlichen Markt geworfen, ſondern privatim von den Mandanten meines Vaters gezeichnet werden ſollten. Später, wenn der hohe Wert des Grundſtücks nach⸗ gewieſen ſei, werde eine ungeheure neue Emiſſion erfolgen, und mein Vater ſollte dann Anteil an dem koloſſalen Gewinn haben.“ „Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche: wenn es wirklich ſo war, wie die Leute be⸗ baupteten, warum ſchickten ſie denn nicht je⸗ mand mit einem Korb hin, um das Gold auf⸗ zuleſen? Sie brauchten doch gar keinen Bankier, mit dem ſie teilen mußten?“ ö „Dasſelbe ſagte ſich mein Vater auch, aber außerdem glaubte er natürlich kein Wort von der Geſchichte. Dennoch begriff er, daß die Leute keine Minenbeſitzer im eigentlichen Sinn des Wortes waren; ſie waren einfach Geld⸗ leute, Spekulanten, die nicht Luſt hatten, die volle Ausbeutung des Grundſtückes abzuwarten. Sie wollten bloß die Sahne abſchöpfen. Auf Erklärung des Kunſtaus. ſchuſſes hat der Generaldirektor des Bühnen einer Minderheits. erklärung Stellung genommen. Er führt aus das Verſangen der Abgeordneten von dre ö die gegenwärtige Zuſan menſetzung des Kunſtausſchuſſes abzuändern, ſei durchaus berechtigt, weil der Kunſt⸗ ö dausſchuß tatſächlich nicht alle maßgebenden Verbände für Jugendſchutz hung umfaſſe. Redaktionsmitalieder gerichteter Berliner Zeitungen angehören, da⸗ gegen kein Schriftleiter einer Zeitung, die auf dem Boden der drei proteſtierenden Fraktio nen ſtehe. dem reiſenden Berliner Theaterweſen rügt, können wir wunſt meſauſes elt. Jahre und Tag eine f iche Verwilderung und ein eee von volks verderblichen Praktiken eingeriſſen ſind, die ſich ſo⸗ wohl in der Auswahl der Stücke wie in ihrer Regie und Ausſtattung aus⸗ ioben und faſt allabendlich das ethiſche Gefühl aller noch geſunden Kreiſe, die den Hauptreiz der dramatiſchen Dich- tung nicht in der dete ſehen wollen frech verletzen.“ Neun Gebote für den Bahn⸗ verkehr. Im Geiſt einer neuen Zeit bat vor kur, 9 5 Reichsbahndirektion Köln neue ichtlinien für Bahnbeamte im Verkehr mit Publikum aufgeſtellt. Kurz zu⸗ mmengefaßt wird ihnen dabei Nachſtehen⸗ s zur Pflicht gemacht: Ratet, helft den ahnfahrern auch in den allerkleinſten Din⸗ en. Tut dies ſtets ſo, als ob ihr ſelbſt ſolchen at und Hilſe begehrt. Zerſtreut mit freund⸗ cher Anrede alle Befangenheit Hilfloſer aßt niemand unnütz oder länger al nötig. harten. Zeit iſt anderen ſo viel wert als uch die eure. Laßt wartende ſitzen, auch wen! hr mit ihnen verhandelt. Wendet alle Beſtim. ungen nicht in ſtarrem Sinne des Buch. us an. Weiſt jeden ohne viel Umſtände or die rechte Tür und und gebt ihm dahin as Geleit. Er ſoll nicht erſt in Unmut nach er zuſtändigen Amtsſtelle ſuchen. Zwingt mit nheit jede Aufregungen dei eiſenden nieder. Erledigt mit Höflichkeit u Klarheit und ohne Verzug jeden Schriftwech— ſel mit dem Publikum.“ l 587 Der Weltſpiegel. Verbotene Frauenverſammlung. w. München, 24. April. Von der Polizeidi⸗ tektion München wurde die für Freitag Abend bon der Frauenkommiſſion der Sozialdemokrati⸗ chen Partei einberufene Frauen-Verſammlung, n der der praktiſche Arzt Dr. Julian Marcuſe er Geburtenrückgang und ſoziale Fragen ſpre— chen ſollte, verboten. Wie die„M. N. N.“ melden, folgte das Verbot deshalb, weil die Polizei mnahm, daß die Verſammlung zu einer indirek— en Aufforderung zur Verletzung des§ 218 des Straigeſetzhuches führen würde. Selöſthilfe in Bayern. w. München, 24. April. Die„München-Augs⸗ uriger Abendzeitung“ meldet, daß in Weiden auf Veranlaſſung der Deutſchnationalen Volks- partei Vertreter verſchiedener Parteien und va— erländiſcher Verbände zur Selbſthilfe gegen eine Darbietung des von den zuſtändigen Berliner Reichsſtellen freigegebenen Films„Freies Volk“ vorgegangen ſind. Die unternommenen Schritte haben dazu geführt, daß alle Kinobeſitzer in Wei⸗ den von einer Aufführung des genannten Films Abſtand nahmen. Auch in anderen Städten Bayerns ſoll nun dem genannten Blatt zufolge in gleicher Weiſe gegen den Film vorgegangen, verden.(Das Vorgehen iſt dringend zur Nach— ahmung empfohlen.) Ein Nachſpiel zum Hitlerprozeß. München, 21. April. Nach einer Meldung der„Münchener Neueſten Nachrichten“ hat der Redaktionsvertreter des„B. T.“ in Mün⸗ chen, der nach der Urteilsverkündung im Hit⸗ erprozeß durch ſein Lachen einen Zwiſchenfall hervorgerufen hatte, ſich beim Vorſitzenden des Gerichts ſchriftlich entſchuldig, worauf das Verbot des Betretens des Verhandlungs- ales zurückgezogen wurde. ee dieſe Weiſe dachten ſie, ihr Gold nicht aus dem Innern der Erde, ſondern aus den Taſchen des Bürgers zu holen; aber, wie geſagt, mein f Vater glaubte kein Wort von der ganzen Ge— ſchichte. Jedoch ging er inſofern auf die Sache ein, als er ihnen die Bedingung ſtellte, mich zur Unterſuchung der Mine nach Afrika zu chicken. Die ſieben willigten ſofort ein, ſtellten ihm das Geld für meine Reiſe zur Verfügung, und ich dampfte ab.“ „Ich begreife nicht, daß die Leute, wenn le ihren Verſtand beiſammen hatten, gutes Geld hinauswarfen, wo ſie doch wußten, daß es nun herauskommen mußte, wenn ſie ge⸗ e eee „Dasſelbe ſagten wir uns auch, mein Vater und ich. Aber ſei dem, wie(bin olle, es er⸗ folgte keine unliebſame Entdeckung, ſondern ich fand das Grundſtück noch reicher, als ſie ange⸗ geben hatten. Es kommt in der Welt ſo ſelten vor, daß etwas zum Verkauf angeboten wird, Das an Wert den geforderten Preis um ein bedeutendes überſteigt, daß die Gründer ſelbſt 1 waren, als ſie meinen 6 ar ausgemacht worden— und der Kontralt war te d e ich Deutſchland verließ—, daß mein Vater nicht weniger als eine Million und nicht mehr als wei aufbringen ſolle, um eine Expedition hinauszuſchicken, Maſchinen zu kaufen uſw. Nachdem jedoch mein Bericht einge⸗ aufen war, ſchlug das Syndikat vor, die geſellſchaft mit einem Kapital von zwanzig 11 50 ins Leben zu rufen. Mein Vater 1 0 ihnen, es würde ſehr ſchwierig, wenn 2 15 unmöglich ſein, dieſe Summe güſceumen⸗ g 11 ringen, da das Grundſtück in einer Gegend gens, die nicht zu den bekannten Goldreglonen e Außerdem waren, wie geſagt, die 75 akte bereits unterſchrieben und geſtem⸗ N mein Vater, der ein gutes Teil dach pfigkeit beſit, beſtand darauf, daß die e ſo ausgeführt werde, wie ſie zuerſt ge⸗ Maunheim, 22. April.(Die begehrten Bub kopfſchneider.) In dem Bericht des ſtädtiſchen Nachrichtenamtes über die Arbeitsmarktlage in Mannheim im Monat März wird betont, daß dir Nachfrage nach Bubikopfſchneidern ganz beſonders lebhaft war, derart, daß das An⸗ gebot zur Bewältigung der Anforderungen nicht hinreichte. Neuſtadt a. H., 22. April.(Genickſtarre?) Wegen Verdachts der Genickſtarre-Erkrankung wurde der 13jährige Schüler Emil Guerl aus Haßloch ins hieſige Krankenhaus eingeliefert. Neuſtadt a. H., 21. April. Ein fetter Kon⸗ kurs. Die in dem am 29. Januar 1926 eröff⸗ neten Konkursverfahren über das Vermögen der Firma Jean Lang G. m. b. H., Wein⸗ u. Spirituoſengroßhandlung in Neuſtadt a. H. jetzt bekannt gewordenen Maſſeſchulden belau⸗ fen ſich auf insgeſamt zirka 270 000 Mark, Demgegenüber ſtehen an Aktiven nur das Gimmeldinger Anweſen und Waren im Werte von zirka 1600 Mark. Nach Lage der Verhält⸗ niſſe werden nur die bevorrechtigten, das heißt die durch Hypotheken geſicherten Forde⸗ rungen in dem Konkursverfahren berückſich⸗ tigt, während aber alle gewöhnlichen Kon⸗ kursforderungen ausfallen. Landau, 22. April.(Die Haarnadel als Le⸗ bensretter.) Ende Februar dieſes Jahres war, wie ſeinerzeit berichtet, ein 18jähriges Mädchen aus Hagenbach auf einer Radtour im Bienwald, die ſie in Begleitung ihres Bruders unternom⸗ meu hatte, von mehreren Unbekannten überfallen und durch einen Schuß in den Kopf ſchwer ver⸗ letzt worden. Im Krankenhaus zu Karlsruhe iſt das Mädchen nunmehr dieſer Tage operiert wor⸗ den und dabei die Kugel entfernt worden. Da⸗ bei ſtellte ſich heraus, daß das Geſchoß an einer Haarnadel abgeprallt war, wobei ſich ſeine Durch⸗ ſchlagskraft weſentlich verminderte. wäre der Schuß unbedingt tödlich geweſen. Straſtburg, 22. April.(Der Mörder.) Vor in einem Landgut bei Labaroche. Eine im 40. erhängt auf ihrem Speicher vorgefunden worden. Es wurde jetzt feſtgeſtellt, daß ein Mord vor⸗ lag und als Täter der Schwiegerſohn der Frau ſeſtgenommen, der ſein Verbrechen bereits einge— ſtanden hat. Berlin. 22. April.( Flugzeugunglück.) Auf dem Zeppelinflughafen Staaken geriet heute Mor- gen das Sportflugzeug„D“ von der Deutſchen Verkehrsfliegerſchule beim Anſchweben mit ſteh— endem Probeller auf die Landungsbahn an der Nordoſtſeite des Flugplatzes mit den Rädern des Fahrgeſtells in eine Starkſtromleitung. Das Flugzeug ſtürzte zu Boden. Glücklicherweiſe kam der Pilot mit nur unerheblichen Verletzungen, davon, während der Apparat vollkommen zer ſtört wurde. Berlin, 22. April.(Familientragödie) Im Norden Berlins hat heute vormittag der Schloſ— ſer Polzenius, der nicht bei ſeiner Familie wohnt, ſeine 13jährige Tochter und ſeine Schwie— germutter erſchoſſen, ſeine Frau und ſeinen Schwager durch Schüſſe ſchwer verletzt und iſt dann aus dem vierten Stock des Treppenhauſes herabgeſprungen. Er wurde verbracht. Der Ehemann Polzenius trennt von ſeiner Familie. Sittlichkeitsverbrechens, das er an ſeiner 13jäh⸗ rigen Tochter verübt hat, zu einer Geſängnis— ſtrafe von 6 Monaten verurteilt worden und hat dieſe Strafe vor kurzem verbüßt. Seine Frau batte ihm die Wiederaufnahme in die Wohnung vermesgert. Als ihm dies ſeine Frau auch heute. 621515 wveigerte, zog er den Revolver. ö 5 Noch ein Eiſenbahnunglück. Jaris, 23. April. In dem Sch 3 Baris 8 Schnellzug Paris⸗ Aae der, wie bereits gegend der 65 je der franzöſtſch⸗ſpaniſchen⸗Grenze auf einen Hüterzug auffuhr, wobei neben beträchtlichem 20 ſchwer verletzt wurden, befand sich 5 l a„befand ſich auch, jetzt berannt wird, der belgiſche ene Bundervelde, der jedoch unverletzt blieb. für ſeine Mühewaltung erhielt, beſtand in einer ziemlich großen Anzahl von Aktien. Doch ſein Vertrauen zu meinem Urteil war ſo groß, daß er ſich noch darüber hinaus Aktien in bar kaufte und ſeine Mittel dadurch bis aufs äußerſte erſchöpfte. Die Emiſſion ging ſehr gut vonſtatten, denn die Kunden meines Vaters zeichneten auf ſein bloßes Wort hin, daß„Rote Felder“ eine gute Sache ſei. Es wurden nur für eine Million Mark Aktien ausgegeben, da wir es für genügend hielten, die Maſchinen zu kaufen und einen gecharter⸗ ten Dampfer hinauszuſchicken. Er ſollte Bau⸗ material zur Errichtung von Wohnhäuſern und zur Aufſtellung der Maſchinen, ſowie die nötigen Leute an Ort und Stelle bringen. Den Reſt der Aktien behielt das Syndikat. Ich ſollte als leitender Ingenieur für die Mie angeſtellt werden und war nach Hamburg gefahren, um einen paſſenden Dampfer zu ſuchen, als die neue Geſellſchaft plötzlich von verſchiedenen Blättern angegriffen wurde. Das Publikum ſei aufs gröbſte irregeführt worden, auf Meilen in der Runde fände ſich keine Spur von Gold oder irgendeinem andern Mi⸗ neral, und alle, die ihr Geld an die Sache gewagt hätten, würden es verlieren. So⸗ fort warf das Syndikat die Aktien auf den Markt, und ſie fielen rapid.“ „Einen Augenblick!“ unterbrach der Graf. „Ich glaube, ich habe Ihnen ſchon länger als die verſprochenen zehn Minuten zugehört. Bis hierher konnte ich Ihnen folgen. Nun möchte ich ein paar Fragen ſtellen. Wußten ae een A daß ein Verkauf der gehaltenen Aktien eine Baiſſe haben müßte?“ N 17 N05 And 1 ſie das l⸗ 0 5 aus welchem Grunde taten ſie es dann 9 10 Ann e ja ihre eigenen A 105 „„Sie wollten meinen Vater und fei Leute herausdrängen.“ 1 0 ant war. Das yndikat mußte daher vorerſt einen 4 erheben been die Börſen des Publikums ntſchädigung, die mein Vater Wie konnten ſie das, wenn V und leine Freunde nicht verkaufen Nada (Fortſetzung folgt.) 1 1 Jeden falls Rot-Gold“. ruſen, die beſtehenden parteipolitiſchen und kon⸗ feſſtonellen Gegenſätze zu überbrücken, und wird zuw Schutze vorſpiel Mitgliedern der Ortsgruppe Weinheim. tlefe Sinn dieſes Prologs machte auf die Ver⸗ ſammelten einen überwältigenden Eindruck. Im Anſchluß ergriff der Vorſitzende der hleſigen Ortsgruppe, Herr Schröder, das Wort zum Feſtvor' rag„Schwarz Rot⸗Gold, ſeine Geſchichte und Schickſale“. ins Krankenhaus lebte ge- Er war wegen eines unſerer heutigen Reichsfarbe. Durch Kümmernis Lokale Nachrichten. * Biernheim, 26 April. Aepublikaniſcher Abend des Reichs⸗ banner„Ichwarz⸗Not⸗Gold“ Viernheim. In welchem Maße der republlikaniſche Ge⸗ danke in weiteſte Volkskreiſe eingedrungen und mit welcher Ueberzeugung und Begelſterung man für die heutige Staatsform eintritt, zeigte der am Samstag Abend von der hiefigen Qrtsgruppe des Reichsbanners durchgeführte Republikaniſche Abend im Gaſthaus„Zum goldenen Karpfen“. Er geſtaltete ſich zu einer impoſanten republi⸗ kauiſchen Kundgebung. Der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal folgte den Darbietungen mit großem Intereſſe und belohnte die Akteure des Übends durch ſpontaue Beifallsäußerungen. Den Auftakt der Veranſtaltung bildete ein f Demonſtratlonsumzug des Trommler und Pfeifer korps. Er bewegte ſich durch die Hauptſtraßen und endete am Karpfen. Dort angelangt wurde mit einem ſchneidigen Marſch der Abend eröffnet. Der Vorſitzende der hieſigen Ortsgruppe, Herr Ober⸗Poſtaſſtſtent Schröder begrüßte die An⸗ weſenden, insbeſon dere die Geſangvereine und die Kameraden der Ortsgruppe Weinheim mit ihrem Vorſitzenden Herrn Dr. Heckmann. Die Gründung des Reichsbanners ſei ſ. Zt. erfolgt, um die heutige Staatsform, die von den reaktlonären rechtsſtehenden Verbänden mit Gewalt beſeitigt werden ſollte, zu ſchützen. Wie ein Mann wird ſich das Reichsbanner erheben, wenn der Beſtand der Republik gefährdet ſein ſollte. einigen Tagen berichteten wir über ein Drama Das Reichs⸗ banner, daß nicht mit dem Schwert, ſondern mit Lebensjahre ſtehende Frau Marie Labarre war der Waffe des Selſtes arbeltet, bekennt ſich ein⸗ mütig für die Farben der Republik„Schwarz⸗ Das Reichsbanner fühlt ſich be⸗ der Republik ſtets einmütig zuſammen ſtehen. Der heutige Abend ſoll dazu beitragen, das republikaniſche Gefühl zu vertiefen und die Llebe zum deutſchen Vaterlande in die Herzen aller zu pflanzen. Hlerauf betrat der Arbeiter⸗Geſangverein„Harmonie“ die Bühne und wuchtig ſchallt„Das heilige Feuer“ von Uthmann durch den Saal. Es folgt das Wethe⸗ „Schwarz⸗Rot-⸗Gold“, aufgeführt von Der Der Redner gab hier einen geſchichtlichen Rückblick über den Leidensweg und Dunkelheit mußte ſich die Farbe„Schwarz⸗ Rot⸗Gold“ den Weg bahnen. Nachdem Reiche⸗ präſident von Hindenburg den Verfaſſungseid geleiſtet, hal der Flaggenkampf einen gewiſſen Stillſtand gefunden. Immer aber ſtehen auch heute noch weite Kreiſe dieſer Farbe, die auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückſchaut, mit großer Abneigung gegenüber. Sie wiſſen nicht, daß„Schwarz⸗Rot⸗Gold“ Jahrhunderte lang die Farbe der deutſchen Könige und Fürſten war. Sie war das Symbol des alten deutſchen Reiches und nicht, wie viele behaupten, ein ſozialiſtiſch⸗ N 1 n jüdiſches Fantaſie⸗Gebllde. Man kann„Schwarz⸗ Sachſchaden fünf Perſonen getötet und etwa Rot-Gold“ als die Farbe der dentſchen Urzeit betrachten. Turnvater Jahn, Fichte, Ernſt Moritz Arndt u. a. die deutſchen Burſchenſchaften, die deutſche Turnerſchaft bekannten ſich zu ihr in heiltgſter Begeiſterung, ſie erblickten in ihr die Farbe der deutſchen Einheit, das Symbol des lauſendjährigen deutſchen Relches. Bis zum heu⸗ t.gen Tage blleb ſie die Farbe unſerer öſter⸗ reechlſchen Brüder und wird hoffentlich dermal einſt auch die Großdeuſchlande. Seit dem Zu⸗ ſammenbiuche November 1918 iſt„Schwarz⸗ Rot-Gold“ in ein neues Stadium getreten. Sie feierte die delte Auferſtehung, hoffentlich die letzte, denn das Reichsbanner ſteht Gewehr bei Fuß, die Farbe zu verteidigen, geſchloſſen zum Schutze der Nepublik einzutreten. Reicher Beifall belohnte den Redner für dieſen hochintereſſanten Vortrag. Der Vorſitzende der Ortsgruppe Wein⸗ heim, Herr Dr. Heckmann fand hierauf herzliche Worte des Dankes für die Aufnahme hierſelbſt und gab ſeiner Hoffnung Ausdruck, daß die guten Beziehungen zwischen den Ortsgruppen Weinheim und Viernheim weitere Pflege erführen. Nun ging das Theaterſtück„Wenn das Reichsbanner wacht“ über die Bühne. Die Hand⸗ lung zeigte, welche Verhältniſſe eintreten würden, wenn das Reichsaanner nicht auf dem Poſten wäre. Die Darſteller, Mitglieder der Ortsgruppe Weinheim, taten ihr Beſtes und gaben ſo der Aufführung eine vollendete Rundung. Der Chor „Fern dem Vaterlande“ von K. Trim, vorge⸗ tragen vom Männer Geſangverein, war elne ſchöne, ausgeglichene Leiſtung. Auch der vom Liederkranz vorgetragene Chor„Ewig liebe Hei⸗ mat“ von Krämer ſtand auf einer demerkens werten geſanglichen Höhe. Im Schlußwort dankte der Borſitzen de allen für den Beſuch, inabeſondere denen, die den Abend durch ihre Mitwirkung verſchönern halfen. Er ſchloß mit einem drei: fachen„Frei Heil“ auf Vaterland, Republik und ihre Farde. Der gemeinſame Geſang des „Deutſchlandlledes“ beendete dleſe ſchöne Feler. —— lingsſodalität. Pünktlich verfammelten ft geſtern morgen die Sodalen bei den Engl. Frau lein und unter Begleitung ihres Trommler ⸗ 5 Pfelferkorps zogen ſte gemelnſam zur Nirche. Herr Kaplan Wels bereitete ſie durch ſeine ſehr ſchöne Predigt würdig für den Empfang der bl. Kommunion vor, mit dem ſchönſten aller Vorſätze, ein echter Mann zu ſein.— Am Mittag marſchierten ſie in derſelben Oidnung wie am Morgen zur Kirche. Dort wurden die 73 Aspi⸗ ranten durch ihren Präſes Herrn Kaplan Hainz unter dem Leltſatz„Ihr ſeid das Licht der Welt“ in das Weſen der Marianiſchen Jünglings⸗ ſodalttät eingeführt, und nachdem ſte gelobt hatten, treu derſelben anzugehören, erhielten ſie das Abzeichen eines nun vollzähligen Mitglieds. Es iſt tatſächlich immer wieder etwas erhebendes, wenn das Gelöbnis ſolch junger Menſchen ſtark zum Himmel ſchallt. Mögen ſie es halten und treue Mitglieder der Sodalität werden. Auch die weltliche Feier am Abend war ſehr ſchön. Ueber ſie wird ausführlich in morgiger Ausgabe berichtet. * Föeſter a. D. Adam Lauth, Käfer⸗ tal 1. Nach kurzem ſchweren Krankenlager zur großen Armee abgerufen wurde der hier deſtens bekannte Förſter a. D., Herr Adam Lauth, Käfertal. Faſt ein Menſchenalter war der Verſtorbene im hieſigen Forſtamt tätig und erfreute ſich in unſerer Gemeinde größter Beliebtheit. Am 7. März d. J. konnte Herr Lauth noch in voller körperlicher und geiſtiger Friſche ſeinen 80. Geburtstag feiern. Ein ſtets pflichtgetreuer Beamter und aufrechter Mann iſt mit ihm dahingegangen. Er ruhe in Frieden! Den Hinterbliebenen bringt man herzliche Teilnahme entgegen. e Titularfeſt der Marian. 1515 * Unveränderte Maimiete. Es iſt, wie wir hören, beabſichtigt, die Miete in Heſſen für den Monat Mai in der gleichen Höhe wie für Monat April feſtzuſetzen. * Die geſtrige Verſammlung der Viernheimer Allmendierten im Gaſthaus „Zum Löwen“ war ſehr ſtark beſucht. Wel⸗ ches Intereſſe man dem Gemeinderatsbeſchluß über die beſſere Verwertung der großen All⸗ mend und der 149 Schlothäcker zuwendet, iſt daraus zu erſehen, daß 28 Anweſende in der Diskuſſion das Wort ergriffen. Nach lebhaf⸗ ter Debatte, in der der Beſchluß des Gemein⸗ derats ſtark mißbilligt wurde, faßte die Ver⸗ ſammlung eine Proteſterklärung. Wir werden über die Verſammlung morgen ausführlicher berichten. Die Kegel- Meiſterſchaftskämpfe von Viernheim haben nun ihren Abſchluß ge⸗ funden. Lange war es ungewiß, wem Fortuna, die Glücksgöttin, die Siegespalme reichen wür⸗ de. Erſt in letzter Stunde klärte ſich die Si⸗ tuation. Geſtern, Sonntag Nachmittag, wurde im Garten des Gaſthauſes„Zum Freiſchütz“ im Namen der Leitung durch Herrn Sattler⸗ meiſter Karl Hook die Preisverteilung vor⸗ genommen. Den Wanderpokal und 1. Preis in der Klub⸗Meiſterſchaft errang die 2. Mann⸗ ſchaft des Kegelklub 1925 mit 10331 Punkten; 2. Pr. Kegel⸗Klub 1925 1. Mannſch.(10198 P.) 3. Pr. Kegel⸗Klub Luſtig(10062 P.); 4. Pr. Odenwald⸗Klub(9998 P.); 5. Pr. Kegel⸗Kiub Bloohut(9967 P.); 6. Pr. Kegel- Klub Eich⸗ baum(9888 P.); 7. Pr. Kegel⸗Klub Fidelio (9863 P.); 8. Pr. Kegel⸗Klub Gemütl. 20er (9632 P.); 9. Pr. Kegel⸗Klub Gut Holz (9590 P.); 10. Pr. Kegel⸗Klub Kegelfreunde 9559 P.) Die Meiſterſchaft der Kegler fiel an Herrn Gaſtwirt Mich. Faltermann, welcher 1174 Punkte erreichte. Die zehn Nächſtbeſten waren: Herr Wachtmſtr. H. Hoffmann(1166), Herr Cornel. Fiſcher(1139), Herr Gg. Schmidt (1109), Herr Ernſt Adler(1103), Herr Hans Klee(1102), Herr Gg. Herſchel(1087), Herr Gg. Kühlwein(1086), Herr J. Weidner(1050), Herr Gutperle(1025), Herr Joh. Joſ. Hoff⸗ mann(1022). Die ſiegreichen Kegel⸗Klubs erhielten Diplome und z. T. Kegler⸗Statuen, während die Meiſter⸗Kegler, wie auch der Schriftführer des Tourniers. Herr H. Schu⸗ macher, ſilberne Nadeln empfingen. Bemer⸗ kenswert iſt die Feſtſtellung, daß die älteren Herren beſſer warfen, als die Jungen. Hoſ⸗ ſentlich eifert man ihnen nach. Die Feuer⸗ wehrkapelle füllte den Nachmittag durch ein ſchönes Konzert aus, ebenſo trug das Hook'ſche Männerquartett viel zum guten Verlauf des Nachmittags bei. Möge das nächſtjährige Kegel⸗Tournier ebenſo harmoniſch verlaufen wie das eben beendete. Verſteigerungs⸗Anzeige. Dienstag, den 27. April 1926, nachmittags 2 Uhr werden in Viernheim am Rathaus nachverzelchnete Gegenſtaͤnde zwangs⸗ weiſe gegen Barzahlung verſtelgert: 1 Ftuchtputzmaſchine, 1 Anſzug, 1 Damenrad, 2 Nähmaſchinen, 1 Divan, 1 Vertikow und ein Kleiderſchrank. Sernzhelm, den 26. April 1926. Litters, Gerichts vollzleher.