e ee 15 58 (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) FPulellersuαεν[ allen Meralttæeilen 7 72 Maunmnfieim An elen Planlcen lerüheimer Zeitung— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Tageblatt Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Neklamezeile 60 Pfg., bel Wiederholung „ W en: wöchentl. Samstags das achtſeltſge illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vormittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag uud Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich vorher.— Inſerate müſſen bel Aufgabe bezahlt werden, mit Ausnahme derjenigen, die in lfd. Rechnung ſtehen. Fluee Hlesse- Angebote auler Garen In allen Abtelungen Einfarhige Mleiderstoffe Wollbatist und Popeitae, reine Wolle, in vielen 1 75 mod. Farben, ca. 80-85 em br., Mtr. 2.60, 2.35, 1. 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Der kommuniſtiſche Redner Dr. Rodenberg glaubte die Feſtſtellung machen zu müſſen, daß Hindenburg durch ſeine Haltung ſein Anſehen verwertſchaftet habe. Sogleich erhob ſich der Juſtizminiſter Marx, der entſchicben gegen dieſe Aeuße⸗ rungen Einſpruch erhob und erklärte, daß das Reichskabinett volle Verantwortung für die Entſcheidung des Reichspräſidenten über⸗ nehme. Marx machte darauf aufmerkſam, daß der Reichspräſident lediglich nach Pflicht und Gewiſſen zu handeln hat, wenn er ſich ent⸗ ſcheide, ob er einem Geſetz die Unterſchrift geben will oder nicht. Dieſes Eingreifen des Juſtizminiſters u. ehemaligen Reichskanzlers Marx machte umſo tieferen Eindruck im Hauſe, weil ja Marx der Mitkandidat bei der Reichspräſidentſchafte⸗ wahl war. Die vornehme Geſinnung, die Marx ſtets auszeichnete, und die er jetzt wie⸗ der an den Tag legte, hat ihn zum ritterlichen Verteidiger des oberſten Beamten des Reiches werden laſſen, und Marx gab damit ein Bei— ſpiel muſterhafter Pflichtauffaſſung, an dem viele etwas lernen könnten. Im übrigen das Duellgeſetz in der neuen Faſſung in ein⸗ facher Abſtimmung durch den Reichstag end— gültig verabſchiedet worden. Ein Zwiſchenfall im Reichstag. Energiſche Verwahrung der Zentrumsſraktion Aus dem Reichstag wird uns mitge— teilt: Bei der Duelldebatte in der Donners⸗ tagsſitzung des Reichstages hat ſich während der Ausführungen, die der ſtellvertretende Vorſitzende der Zentrumsfraktion, Herr von Guerard, der Duellfrage abgab, ein Regjierungsvertreter namens der Geſamtfraktion zu fortgeſetzt höhniſche Bemerkungen er⸗ laubt. Der Vorfall iſt in der Zentrumsfraktion ſehr peinlich vermerkt worden, er wurde auch von den Abgeordneten anderer Parteien be⸗ obachtet. Es hat ſich herausgeſtellt, daß es ſich um einen badiſchen Aſſeſor handelt. Herr v. Guerard hat ſofort namens der Zentrumsfraktion energiſche Be⸗ ſchwere bei der Reichsregierung erhoben und eine Stellungnahme der Reichsregierung ver⸗ langt. Es iſt übrigens nicht das erſtemal, daß ſich ſolche Dinge im Reichstag ereignen. Wie⸗ derholt haben wir in der letzten Zeit ſolche Zwiſchenfälle und Szenen ſeſtſtellen können, f gewiſſer Kreiſe ihre Ab— neigung gegen das Zentrum oder über politi⸗ ſche Aeußerungen von Zentrumsrednern Aus⸗ druck gegeben haben. Das ſind Dinge, die wir uns unter keinen Umſtänden gefallen laſſen können und weiter gefallen laſſen. Im Lande wird man es nur auf das lebhafteſte begrü⸗ ßen und billigen, daß die Zentrumsfraktion den oben erwähnten Vorfall zum Anlaß zu einer energiſchen Abwehr genommen hat. Die ganze Zentrumswählerſchaft im Lande ſteht in voller Geſchloſſenheit hinter dieſer Abwehr. Abbruch der Friedensver⸗ handlungen in Marokko. Wiederaufnahme des Rifkrieges. w. Paris, 30. April. Am Quai d'Orſay erklürt man offen, daß die Konferenz von Udſchda geſcheitert ſei. Infolgedeſſen iſt ſchon morgen nach Ablauf des Waffenſtillſtandes mit der Wiederaufnahme der Feindſeligleiten zu rechnen. Verzögerte Aufnahme der Feindſeligkeiten. Paris, 1. Mai. Wie aus Marokko gemel⸗ det wird, iſt der Beginn der Feindſeligkeiten noch um einige Tage verſchoben worden. Briand, der geſtern mit Painleve längere Zeit über Marokko konferierte, hat Preſſevertretern gegenüber erklärt, daß die den Rifleuten ge⸗ währte Friſt bis zum Montag, den 3. Mai, laufen werde. An der Konferenz mit Painleve nahm auch Marſchall Petain teil. Eine engliſche Zweckmeldung. w. London, 30. April.„Mornig Poſt“ 5 einer der vertrauteſten militäriſchen atgeberabd el Krims ſei in einer Sonder⸗ 0 in London eingetroffen. Im Welt⸗ 1 8 habe dieſe Perſönlichteit den Nachrich⸗ ndienſt in Meſopotamien gemacht. Nach dem Montag, ben 3. Der Rumpf um die Fürstenabfindune. Das Reichskabinett greift ein. w. Berlin, 30. April. Nach Schluß der heutigen Plenarſitzung fanden in der Frage der Fürſtenabfindungen keinerlei Verhand⸗ lungen der Regierungsparteien mehr ſtatt. Indeſſen trat das Reichskabinett zu einer Abendſitzung zuſammen, in der es ſich mit der durch die Deutſche Volkspartei angeregten Frage beſchäftigte, ob das Reichskabinett ſelbſt akltiv in die Verhandlungen über die Fürſtenabfindung eingreifen ſolle. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, hat ſich das Kabinett entſchloſſen, einen eigenen Geſetzentwurf einzubringen. gierungsentwurf bereits am Dienstag dem Reichsrat vorgelegt werden. Berlin, 1. Mai. Zu dem in der geſtrigen Sitzung des Reichskabinetts gefaßten Be— ſchluß der Reichsregierung erfahren wir noch u. a., daß das Reichsjuſtizminiſterium beauf— tragt worden iſt, einen Entwurf auszuarbei— Möglicherweiſe wird der Ref — Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamts Viernheim Schriftleitung, Druck und Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 1— K;: ũ Xmnmnnntt᷑ñ?;k 1926 ten, der ſich in den Bahnen hält, die Kompromißverhandlungen und den von Preußen geltend gemachten Wünſchen Rechnung trägt. Die Entwicklung dürfte dahin führen, daß der bisherige Ent⸗ wurf der Regierungsparteien von der Regie— rung aufgenommen wird und als Regie⸗ rungsvorlage dem Reichsrat zugeleitet wird. Bevor der Entwurf dem Reichsrat zu— geht, wird er natürlich noch einmal vom Ka— binett verabſchiedet werden. Die materiellen Verhandlungen des Kabinetts dürften aber geſtern abend abgeſchloſſen worden ſein. Es iſt immerhin möglich, daß im Reichstag dann die Zweidrittel mehrheit zu erlan⸗ gen ſein wird, natürlich nur mit Hilfe der Sozialdemokraten, da die Deutſchnationalen als Fraktion kaum geneigt ſein werden, die Vorlage zu unterſtützen. die durch gegeben ſind Blatt habe der Betreffende erklärt, er ſei einer von den 40 europäiſchen Offiziere, wo— von einige Engländer und viele Deutſche ſeien, die die militäriſchen Operationen an der Front leiteten. Das deutſchfeindliche Blatt behauptet weiter. die Perſönlichkeit hätte er— klärt, die ganze Rifartillerie würde von deut— ſchen Artilleriſten befehligt. Abd el Krim habe den Wunſch, daß eine europäiſche Macht an der Regelung mit den Franzoſen und Spa— niern teilnehme. Unterzeichnung des franzöſiſch amerikanisch Schuldenabkommen⸗ w. Newyork, 30. April. Mellon und renger unterzeichneten den Tilgungspakt für die franzöſiſche Schuld an Amerika, nachdem ihn Briand auf dem Kabelwege gutgeheißen hatte. Der Pakt ſetzt die Geſamtzahlungen Frankreichs auf 6874 Dollarmillionen feſt, 627 Dollarmillionen mehr, als das Caillaux⸗ Angebot und ungefähr ebenſoviel weniger, als die Vereinigten Staaten im September v. Is. forderten. Somit ſind von den Ge⸗ ſamtſchulden an Amerika von England 78 Prozent, von Italien 26 Prozent und von Frankreich 50 Prozent zu zahlen. Der fran⸗ z ſiſche Durchſchnittszins betrügt 1,58 Pro⸗ zent. Die Sicherheitsklauſel kommt in Weg⸗ fall, doch behält ſich Frankreich während der erſten 5 Jahre eine dreijährige Stundung vor, falls es nicht imtande ſein ſollte, die Jahresraten zu bezahlen. Es muß aber rück⸗ ſtündige Beitrüge erſt begleichen, ehe eine Stundung möglich iſt. Die Aufnahme in Paris. w. Paris, 30. Avril. Die Senſation des Tages für die Pariſer Morgenpreſſe der Abſchluß des franzöſiſch-amerikaniſchen Schuldenabkommens. Die Nachricht iſt aller— dings ſo ſpät in der Nacht hier eingetroffen, daß noch kein Blatt einen Kommentar dazu bringt. Aus den etwas kühl gehaltenen Ueber— ſchriften kann man aber herausleſen, daß das Abkommen in Paris keine Begeiſte⸗ rung hervorgerufen hat.(Das iſt ſchon be— greiflich und letzten Endes iſt es auch ſchwer zu verlangen, daß man mit„Begeiſterung“ ans Schuldenzahlen geht. Die Red.) Gegenwartsaufgaben der deutſchen Landwirtſchaft. Eine Rede des Reichsernährungsminiſters. Vor dem Bezirksverband gebiet“ des Weſtfäliſchen ſprach am 29. April der Reichsernährungs⸗ miniſter Dr. Haslinde über die Gegen— wartsaufgaben der deutſchen Landwirtſchaft. Die fundamentale Bedeutung der deut⸗ ſchen Landwirtſchaft für Volk und Staat und vor allem für die zukünftige Entwich ig un⸗ ſerer Geſamtwirtſchaft ſteht für die Reichs⸗ regierung außer Zweifel. In Anbetracht die⸗ ſer Tatſache hieße es, in zielbewußter Arbeit und vor allem durch die Sanierung unſerer Landwirtſchaft und Wiederherſtellung ihrer Rentabilität den inneren Markt wieder ge⸗ ſund und aufnahmefähig zu machen und ſo „Induſtrie— Bauernvereins einen feſten Boden zu ſchafſen für unſere Na-! ſchen Oſten und Weſten zu ſchaffen. de, der landwirtſchaftlichen Entwickelung bildet Konkurrenz eine möglichſt weitgehende Anpaſ tionalwirtſchaft. Die bereits eingeleiteten u. noch geplanten Maßnahmen zur Kreditregu— lierung, zur Stützung des Roagenpreiſes und zur Hebung der landwirtſchaftlichen Produk— tion und des Abſatzes für einheimiſche Pro— dukte würden mit allem Nachdruck fortgeſetzt. Er werde dafür Sorge tragen, daß bei Durchführung dieſer Maßnahmen und bei Verteilung die vorgeſehenen Mittel auch die mittleren und kleineren Betriebe zu ihrem vollen Rechte kämen. Im übrigen müſſe man immer wieder davon ausgehen, daß unſere Volksmirtſchaft und vor allem un⸗ ſere Landwirtſchaft ein verbundenes Ganzes darſtelle. Es komme darauf an, in Produktion und Abſatz einen vernünftigen Ausgleich zwi— Für den Weſten liege der Schwerpunkt neben anderen Aufgaben vor allem in der Vermeh⸗ rung und Verbeſſerung unſerer Viehzucht und der daraus gewonnenen Edelprodukte. Milch Butter, Käſe, Eier, Fleiſch; dieſe Produkte ſeien es hauptſächlich, deren erhöhte Bereit— ſtellung für unſere Volksernährung unerläß⸗ lich ſeien, und für deren Beſchaffung alljähr— lich hunderte von Millionen deutſchen Geldes ins Ausland flößen und unſere Handels— bilanz belaſteten. Allerdings dürfe man ſich nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die geſteigerte Quantität allein uns nicht vorwärts bringe, wenn nicht gleichzeitig die Qualität eine Verbeſſerung er⸗ fahre. Auch die geſchickteſte Propaganda wied nur dann einen nachhaltigen u durchſchlagen⸗ den Erfolg haben, wenn hinter ihr eine wirk— lich gute, in jeder Hinſicht einwandfreie Ware ſtehe. Neben einem ausreichenden Zollſchutz, den wir vorläufig nicht entbehren können, ſei die beſte Abwehr gegen die ſtarke ausländiſche ſung im Anbau und in der Verarbeitung, wie auch in der Ausleſe und Verpackung an den Bedarf des Inlandsmarktes. Beſonders bei den landwirtſchaftlichen Edelprodukten ſei ein Hauptaugenmerk auf die Herſtellung erſtklaſſi ger Markenartikel zu richten. Im übrigen gebe er ſich der Hoffnung hin, daß es durch zweck entſprechende Rationaliſierung, durch Verbil— ligung der Produktion und durch Herabſet— zung der vielfach noch zu hohen Händlerſpan— nen gleichzeitig gelingen werde, die Preiſe für Lebensmittel auf der ganzen Linie für den Konſumenten ſo zu geſtalten, daß ſie der Kaufkraft unſeres in weiten Freiſen verarm— ten Volkes angepaßt ſeien. Die mangelnde Kaufkraft eines aroßen Teiles unſerer Bevöl— kerung ſei mit ein Grund für die derzeitige Abſatzkriſe. Der Miniſter wies dann weiterhin nach— drücklich auf die Schickſalsverbundenheit der verſchiedenen Zweige unſerer Volkswirtſchaft, insbeſondere wiſchen den Hauptträgern un⸗— ſerer Wirtſchaft, Induſtrie und Landwirt— ſchaft, Handel und Gewerbe hin. Es ſei nur freudig zu begrüßen. wenn jetzt gerade vom Weſten aus die Verſuche zu einer engeren Fühlungnahme zwiſchen Induſtrie und Land— wirtſchaft in die Wege geleitet würden und es ſei zu hoffen, daß Hand in Hand hiermit auch wieder eine vertrauensvolle Verſtändi⸗ gung zwiſchen der Landwirtſchaft und der ſtädtiſchen Bevölkerung, inſonderheit auch der Arbeiterſchaft erfolge. 43. Jahrgang Deutſches Reich. Der Reichskanzler in Darmſtadt? Darmſtadt, 30. April. In der kommenden Woche findet hier in Darmſtadt die Tagung des Landwirtſchaftsrates ſtatt. Nach dem „Darmftädter Tageblatt“ hat der Reichskanz⸗ ler die Abſicht, wenn es ſich mit ſeinen Dieuſt⸗ geſchäſten irgendwie vereinbaren läßt, an die⸗ ſer Sitzung teilzunehmen und in ähnlicher Form, wie er es auf dem Induſtrie- u. Han⸗ delstag getan hat, über die Zuſammenhüng⸗ der allgemeinen Wirtſchaft mit der Landwirt- ſchaft zu ſprechen. Eine Rundfunkrede Streſemanuns. Berlin, 30. April. Wie wir erfahren, witer am morgigen Samstag, den 1. Mai abends 7.50 Uhr Reichsaußenminiſter Dr. Streſemamm im Rahmen des Programms der Berliner Inn halten einen Vortrag über den Berliner Vertrag alten. Verſchlechterung des Berliner Arbeitsmarktes. Berlin, 30. April. Der Berliner Arbeits⸗ markt hat auch in der letzten Woche wieder eine Verſchlechterung erfahren, wenn diefe auch nicht ganz ſo ſtark iſt, wie in der vorher ⸗ gehenden. Es waren 249 889 Perſonen bei den Arbeitsnachweiſen eingetragen gegen 245 507 der Vorwoche. Die Zahl der männ⸗ lichen Stellungſuchenden hat um 190 abge- nommen, während die Arbeitsloſigkeit der Frauen um 552 weibliche Perſonen zunahm. Bei Notſtandsarbeiten waren am Stichtage, dem 29. April, 3964 Perſonen beſchäftigt. Erklärungen des Exkronprinzen. Berlin, 30. April. Nach einer Londoner Mel⸗ dung der„B. 3.“ ſoll ſich der ehemalige Kron⸗ prinz einem Vertreter der Daily News“ gegen- über geäußert haben, daß er in Bezug auf die republikaniſche Regierungsform alles annehmen werde, was der gemeinſame Wunſch des deut⸗ ſchen Volkes ſei. In der Frage der Fürſtenab⸗ findung erklärte er, daß er den Wünſchen des Volkes auf eine gerechte Regelung durchaus Verſtändnis entgegenbringe. Ueber den Ruſſen⸗ vertrag äußerte der Kronprinz ganz unterbind⸗ lich, ſeine Anſicht gehe dahin, daß dieſer Vertrag der ehrlichſte ſei, der in den letzten Jahren ge⸗ ſchloſſen wurde. Aus Heſſen. Eine heſſiſche Denkſchrift. w. Darmſtadt, 30. April. Wie bekannt, hat die heſſiſche Regierung vor einiger Zeit den Antrag in Berlin geſtellt, bei der Verte ⸗ lung der auf die Länder entfallenden Ein⸗ künfte beſſer geſtellt zu werden, da es durch die Beſetzung eines großen Teiles des heſ⸗ ſiſchen Staatsgebiets Mindereinnahmen habe. Der Antrag wurde durch eine ausführliche Denkſchrift begründet. Dieſe Denkſchrift iſt dem Reichsfinanzminiſterium zugegangen. Gutacht⸗ liche Ausführungen der zuſtändigen Referen⸗ ten ſind bereits erfolgt. Es iſt anzunehmen, daß die Denkſchrift mit dem Gutachten ſchon an das Kabinett weitergegeben iſt. Eine Auf⸗ nahme von direkten Verhandlungen zwiſchen 1. dem Reich und Heſſen iſt noch nicht erfolgt. Ausland. Die Bedingungen Frankreichs in der Abrüſtungsfrage. w. Paris, 30. April. Nach dem Matti werden die franzöſiſchen Delegierten für di (brüſtungskonferenz folgende Theſen in handlungen vertreten: Die Entwaffnung kann nur it durchgeführt werden. 2. Die Elemente der Kriegführung müß⸗ ten beſtimmt werden, das heißt die Abrüſtung oh. Gefährdung der Sicherheit muß abhän⸗ gen von der wirtſchaftlichen, induſtriellen u. militäriſchen Kraft, die ein Land gegebenen⸗ falls nutzbar machen kann. 3. Dies rt zu dem Gedanken, daß die Bewaffnung ein Ganzes bilde. Daher ſei keine Unterſcheidung zwiſchen der Bewaffnung zu Lande und zu Waſſer möglich. ö in der 5. deutſchen Jurtrages in Paris. zaris, 30. April. Die Pariſer Polizeidirek⸗ tion hat der Frau Adele Schreiber nahegelegt, den unter dem Protektorat der Frauenvereini⸗ gung des Tribune libre des femmes für morgen abend in Paris angekündigten Vortrag über das Thema„Ict eine deutſch⸗franzöſiſche Verstand gung möglich?“ angeſichts der gegen wär! Zeitumtände und der Spannung der Gemüte in Paris abzuſagen, da die Polizei leine Gewök dafür übernehmen könne, daß der V durch ſaſziſtiſche Ausſchreitungen g Frau Schreiber hat daraufhin den Vor geſagt. — — — * ——— 22 ꝗ?!!!!!—ͤ— damals, als ich jung war, wir dergleichen kaum. Wir waren eben geſund in Seele u. Gemüt und hatten auch noch den extiſtierte, wußte noch lange nicht jeder Back⸗ fiſch. Inzwiſchen hat ſich das Leben von ſei⸗ beinahe ſo wie in jener Zeitung, die auf der erſten Seite m'“ flammenden Worten vor der Vergnügungsſucht warnte, um dann im An⸗ zeigenteil ſpruchloſes Leben und in beſonderen Natfäl⸗ wehe, wenn er vor ſich den Hof und Palaſt. in denen einſt Spricht alles von Vereinigten Staaten. ſo als Grund ſtein ſeiner ſchen Tſchechen und Vereinigten Sigaten der Wochenplauderei. Zurück zur Natur.— Schickſalswege der Weltpolitik.— Beneſch und der Slauvenblock. — Wirtſchaftliches Umlernen.— Ein ſtarkes Deutſchland. Ueber die Reichsgeſundheits⸗ woche will ich nichts mehr ſagen. Kein Zweifel, daß es eine wohltätige Veranſtal⸗ tung war. Aber wenn alles noch ſo wäre wie dann bedürften geſunden Menſchenverſtand. Es gab noch nicht an allen Straßenecken Bonbons zu kaufen. Man rauchte mit 12 Jahren noch keine Zigaretten. Noch hatten Krieg und Inflation die Nerven nicht ruiniert, und daß eine Börſe nen geſunden Naturgrundlagen weiter und weiter entfernt, und ſo muß man von Ge⸗ ſundheit reden, während doch ringsum der Welt alle Gifte feilgeboten werden. Das iſt zwei volle Seiten von Vergnü⸗ gungsanzeigen zu bringen. Rückkehr zur Na⸗ ur, Schaffung geſunder Wohnungen, an⸗ len ein Gläschen Leberthran oder eine Taſſe Wermutstee, das iſt die Hauptſache. Aber man Leben durch Reden und kranke Glieder durch Maſchinen erſetzen ſoll. Während wir nun ſtillfriedlich für unſere dieſundheit ſorgen, geht die Weltpolitik ibren Schickſals weg. Herr Beneſch. der Dreipimktebruder von Prag, ſucht mit ſeinen drei Fragen die Kabinette der Locarnomöchte zu beunruhigen. Trüb müſſen die Waſſer ſein, ſollen Beneſchs Sterne ſcheinen. Wenn er vom Hradſchin zur Moldau binunterſchaut, ſiebt Wallenſtein ſeine igen Luftſchlöſſer baute. natürlich auch der neue Prätendent von Böh— men, der ſchon den vereinigten Slavenblock künftigen vollaeſchicht⸗ lichen Größe betrachtet. Mit einer Ehe zwi⸗ Polen hat es angefangen. Die Braut iſt zwar bankrott und er ein alter Witwer mit mehreren recht widerſpenſtigen Kindern, als die man die unterdrückten Natio⸗ nen der tſchechoflowakiſchen Republik anſehen mag— aber beide lieben die Muſik. Und die . Staven, das iſt wahrlich herrliches Orcheſter— ſolange Frankreich das Narkett finanziert. Muſſolini hat Arbeit in Afrika bekommen und ſoll auch wohl die Kaſtanien von Moſſul aus dem Neuner bolen. Alles natürlich im Locarno— geifte. Abd el Krim tanzt inzwiſchen einen Dimlomaientanz zwiſchen den franzöſiſchen Innenfronten, und man weiß noch nicht, wer flärker ſein wird, ob die Pazifiſten oder die Generale. Rußland hat zur ſchlechten Ernte, dem eigentlichen Grund ſeiner Finanznot, den Martkerott ht Ching und muß Hilfe ſuchen, wo mmer ſie ſich bietet. Ueber dem ſtillen Ozean aber liegt noch die drohende, dunkle Wolke, u. Amerkla baut als Vorbereitung auf die künf⸗ zice Abrpſtungskonferenz Schiff um Schiff. Das iſt die Welt von heute, und wer gehofft hat Stoff zum Nachdenken. Noch hat der Wille der überwältigenden Zahl von Frie⸗ densfreunden die alten Syſteme einer Poli⸗ tik voll Liſt, Gewalt und Geſchäft nicht nieder reißen können. Dieſer Tage ſaßen mir zufällig im Speiſe⸗ wagen gegenüber ein Deutſcher aus Süd⸗ amerika und einer aus Indien. Beide waren ſie geradezu betroſſen über die inneren Verhältniſſe in Europa. Dieſe Klein⸗ lichkeiten allenthalben. Wie viel Päſſe und Viſa braucht der Menſch, wenn er auch nur ein paar Stunden reiſen will, etwa von Ber⸗ lin nach Prag, dann nach Wien, nach Belgrad oder nach Trieſt. Und welche politiſchen Ge⸗ genſätze, welche wirtſchaftlichen Schwierigkei⸗ ten in all dieſen Ländern and Ländchen. Wie⸗ viel Kraft geht da verloren, die wir auf Rück⸗ eroberung der verlorenen Handelsgebiete wenden müßten. Der Deutſche in der Heimat begreift kaum, wie da draußen alles anders geworden iſt. Amerika hat von uns gelernt. Es produziert nicht mehr wie früher bloß Ramſchwaren. Es hat das Geheimnis der Qualität begriffen. Es hat die ſüdamerikani⸗ ſchen Märkte erobert. Man denke nur an den Fordwagen. der überall unſere Konkurrenz darſtellt. Ein paar Typen nur produziert Ford und dieſe mit fabelhafter Billigkeit. In Dorf und Stadt hat er ſeine Reparaturwerk⸗ ſtätten. Wie leicht auch eine ſolche Einrichtung, wenn man mit ſo wenig Erſatzſtücken aus⸗ kommt. Bei uns hat jede Fabrik nicht nur einen, ſondern mehrere Typen. Schon dadurch leidet die Billigkeit. Die Reparaturwerkſtätten können nicht einheitlich ſein. Alles iſt um⸗ ſtändlicher und koſtſpieliger. Man müßte ſich zuſammenſchließen, ſich auf wenige Muſter einigen, kurzum, von Ford lernen— ſolange es noch Zeit iſt. Mag es mit dem Locarnogeiſt noch ſo ſchwer ſein, eine größere Einheit muß und wird auch kommen. Eines iſt freilich ſicher. Mit Abſtraktionen ſchafft man keine Realitäten. Ein gewiſſer Wettkampf wird immer in der Weltgeſchichte bleiben. Niemals dürfen wir Verſtändigung ſo verſtehen, daß wir darin den Gedanken an deutſche Kraft untergehen laſſen. Im Gegen— teil. Und da komme ich doch noch einmal auf die Reſchsgeſundheitswoche. Nur ein geſun⸗ des, ſtarkes Volk wird in jenem Wett⸗ kampf beſtehen können. Solange man einen Deutſchen in der Tſchechoſlowakei und in Südtirol behandeln darf wie Freiwild, kann es kein geeinigtes Eurova geben. Nur freie und ſtarke Nationen werden es ſchaffen. Da⸗ rum ſollten wir alle dieſe endloſen inneren Kämpfe beiſeiſe laſſen. Dafür iſt jetzt keine Zeit. Jeder Nerv u. jede Muskel hat ſich zu ſpannen für die eine Aufgabe, daß wir wie⸗ der im Kreiſe der europäiſchen Nationen die uns zukommende Stellung einnehmen. Nicht nur um der Macht willen, ſondern zur Her⸗ ſtellung der natürlichen Verhältnkſſe, auf denen das innere Gleichgewicht Europas be⸗ ruht. Heute iſt dies Land wie ein Hampel⸗ mann, dem die Bleikugel, die unten ſein ſoll, hatte, ſte ſei ſelt geſtern anders geworden. der damit er aufrechtſtehe. ich weiß nicht wohin erutſcht iſt. So kommt es denn nie auf die ine. Nur Geduld und mutige Ausdauer. Gegen die Natur kämpft man immer vergeb⸗ lich. Auch der unſinnige Kampf gegen deut⸗ ſche Geltung wird einmal den natürlichen Lebensbedingungen weichen müſſen, die für Europa und die Welt ein ſtarkes Deutſchland verlangen. Aus Nah und Fern. Bingen, 29. April.(Standalöſe Vorgänge.) Hente Nacht wurde in den Rheinanlagen, denen gerade in dieſem Jahre ſeitens der Stadtverwal⸗ tung eine beſondere Sorgfalt zuteil wurde, 124 Tulpen von ruchloſer Hand abgeſchnitten. Die Tulpen waren in ſchönſter Blüte und bildeten] t eine Zierde der Anlagen. Groß⸗Gerau, 29. April.(Die Maikäferplage) ſcheint in dieſem Jahre in der Umgegend unſerer Stadt beſonders ſtark zu werden. Größere Schwärme ſind in den letzten Tagen in den be⸗ waldeten Randgebieten feſtgeſtellt worden. Zu Tauſend und Abertauſenden fliegen die Schwär⸗ me abends herum. Da man mit dem Wiederein⸗ treten einer wärmeren Temperatur eine weitere Zunahme der Maikäferplage erwartet, muß da⸗ mit gerechnet werden, daß unſere Waldungen in dieſem Jahre beſonders ſtark entlaubt und abge⸗ freſſen werden. Freinsheim, 29. April.(Gute Kirſchenernte in Sicht.) Infolge der günſtigen Witterung haben ſich die Kirſchen derart raſch zu ſolcher Größe entwickelt, daß ſchon in 14 Tagen die erſten reifen Früchte gepflückt werden können. St. Ingbert, 29. April.(Auffindung einer nicht krepierten Fliegerbombe.) Einen gefähr⸗ lichen Fund machten hier Arbeiter bei der Aus⸗ führung von Erdarbeiten in der Nähe des Gym⸗ naſiumsneubaues. Eine noch nicht krepierte Flie⸗ gerbombe ſtak dort etwa einen halben Meter tief in der Erde. Die Bombe wurde zur Polizeiſta⸗ tion gebracht, die die Entladung durch einen Fachmann veranlaſſen wird. Landau, 29. April.(Beſtrafter Weinfälſcher.) Vor dem Schöffengericht Landau ſtand geſtern der Weinhändler Kriegshäuſer aus Diedesfeld unter der Anklage eines Vergehens gegen das Weingeſetz, in dem er ſeit 1924 Wein nachgemacht und dieſen nachgemachten Wein in den Verkehr gebracht und unrichtige Eintragungen in die Weinbücher gemacht haben ſoll. Das Urteil lau⸗ tete auf eine Gefängnisſtrafe von 3 Monaten und zwei Wochen und einer Geldſtrafe von 2000 Mark oder weiteren 40 Tagen Gefängnis und auf Tragung der Koſten. Der Vorſitzende be⸗ tonte, daß man diesmal noch mit einer verhält⸗ nismäßig geringen Strafe auszukommen ver⸗ ſuchte, daz aber in Zukunft im Intereſſe des kleinen Winzers und des reellen Weinhandels mit weit ſtrengeren Strafen bei Ueberführung vorgegangen werde als bisher. Trier, 29. April.(Schwurgerichtsurteil.) Das hieſige Schwurgericht verurteilte den 28jährigen Zigeuner Seindler, der am 26. November 1925 den Zigeuner Pfiſter bei Gräfendhron im Hunsrück erſchoſſen und zwei andere Zigeuner verletzt hatte, zu 6% Jahren Zuchthaus. Bei der Vernehmung erklärte, wie der Köln. Vztg.“ gemeldet wird, einer der Zigeuner,, Seindler babe im Jahre 1924 in Württemberg einen Landjäger erſchoſſen, als dieſer die Braut Scindlers wegen Diebſtahls verhaften wollte. Scindler behauptete, der Landjäger ſei zwar erſchoſſen worden, aber nicht von ihm, ſondern von Pfiſter. Die Folge der Zengenausſagen wird ein weiteres Ver⸗ w. Saarbrücken, 290. April.(Tö In der franzöſiſchen Saargrube Altenwald wurde ein 2jähriger Bergarbeiter durch niederſtürzende Geſteine tödlich verletzt. Die 1 0 Unfälle in den Saargruben, die in erſter Linie auf die Au⸗ ßerachtlaſſung der bergpolizeilichen Vorſchriſten durch den franzöſiſchen Arbeitgeber zurückzufüh⸗ ten ſind, haben in letzter de 0 5 zugenom⸗ men, daß ſich dr Bergarbeſterſchaft graße Erre⸗ gung bemächtigt. ö München, 29. April.(Eine Autofahrt um die Welt.) Gelegentlich eines Vortrages im Baye⸗ riſchen Automobilklub wurde vor einigen Mona⸗ ten über die ſeinerzeit angekündigte Autoreiſe um die Welt Mitteilung gemacht. Das Unter⸗ nehmen, an deſſen Spitze als wiſſenſchaftlicher Leiter der bekannte Afrikaforſcher Prof. Frobe⸗ nius ſteht, iſt nunmehr ſo weit, daß am Sonn⸗ ag die Abfahrt von München aus ſtattfinden kann. Prof. Frobenius wird die Expedition in Aegypten erwarten. Am Samstag veranſtaltet der Bayeriſche Automobilklub, der an der Expe⸗ dition beteiligt iſt. eine Abſchiedsfeier. Köln, 29. April.(Ausgeſetzte Belohnung.) Kluf die Ergreifung des Arztes Dr. Joſef Brö⸗ cher und der Ehefrau Oberreuter, die wegen Mor⸗ des bezw. Anſtiftung zum Morde an dem Archi⸗ tekten Bruno Oberreuter geſucht werden, hat der Regierungspräſident in Köln eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt, über deren Verteilung er ſich die Entſcheidung unter Ausſchluß des Rechtsweges vorbehält. Trotz eifriger Bemüh⸗ ungen iſt es bisher nicht gelungen, der Flüchti⸗ gen habhaft zu werden. w. Braunſchweig, 29. April.(Großfeuer in einer Pianoforte⸗Fabrit.) Die Gebäude der Pianoforte⸗Fabrik Grotrian⸗Steinway ſtehen ſeit heute morgen in Flammen. Das alte Fabrikge⸗ bäude iſt vollſtändig cusgebrannt. Auch das neue Gebäude iſt bereits von den Flammen er⸗ griffen. Es konnte nur ein kleiner Teil der Kla⸗ viere gerettet werden. Neben den Berufsfeuer⸗ wehren ſind die freiwilligen Feuerwehren tätig. Das Feuer droht in bedenklichem Maße auf die benachbarten Wohnhäuſer überzugreifen. Zwei Feuerwehrleute wurden infolge der Rauchent⸗ wicklung bewußtlos. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht feſtgeſtellt. Die Fabrikanlagen ſind ziemlich ausgedehnt, denn das Unternehmen be⸗ ſchäftigt annähernd tauſend Arbeiter. Berlin, 30. April.(Das Rummelsburger Bauunglück.) Die Berliner Stadtverordneten⸗ verſammlung befaßte ſich geſtern auch mit dem gemeldeten ſchweren Bauunglück im Großkraft⸗ werk Rummelsburg. Bürgermeiſter Böß er⸗ klärte, daß die Urſache des Unglücks ſeitens der Behörden genaueſtens unterſucht worden ſeien. Es habe ſich herausgeſtellt, daß die Unfälle lei⸗ der größtenteils auf die Unvorſichtigkeit der Ar⸗ beiter zurückzuführen ſei. Es habe den Anſchein, als ob die Bauarbeiter in Deutſchland, beſonders aber auch in Berlin, ſeitens der Arbeiter nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt und Sachkenntnis ausgeführt würden, die vor dem Kriege geübt worden ſei. Auf alle Fälle werde man jetzt da⸗ rauf dringen, daß nur gut ausgebildete Fach⸗ leute beſchäftigt würden.— Selbſtverſtändlich end für die Hinterbliebenen ausreichend geſorgt werden. Stettin, 29. April.(Schiffsunfall.) Heute früh gegen halb 4 Uhr hat ſich das im Dock der Vulkan- Werft liegende Fährſchiff„Preußen“ plötzlich mit einem ſtarken Krach auf die Seite geneigt. Das Schiff liegt in einem Winkel von etwa 45 Grad. Die an Bord befindliche Beſatz⸗ ung wurde aus dem Schlafe aufgeſchreckt. Vier Mann von ihnen erlitten Verletzungen. Der Unfall iſt vermutlich darauf zurückzuführen, daß der von der Probefahrt aus Swinemünde zurück. kehrende Bäderdampfer„Cobra“ in der e fahren gegen Scindler wegen Mordes ſein. gegen das Dock gelaufen iſt und dieſes beſchä⸗ diat bat. ö 7 duutſchen ler Art ſertigt ſhuell ind preiswert an Bier Ein Börſenroman von Barr⸗Runkel. 1 i Machdruck verboten.) „Was hat denn das damit zu tun? knurrte Keller.. „Weiter nichts, als daß der Rajah mit einer Geſchwindigkeit von ſieben Knoten in der Stunde fährt, und meine große Dampfjacht „Die weiße Dame, die in Bremerhaven liegt und mit den neuſten Turbinen ausgeſtattet iſt, wenn's not tut, fünfundzwanzig macht. Der arme alte Schwarz! Wir werden trotz allem noch unſern Spaß mit ihm haben!“ Der alte Keller blieb in ſorgenvollen Ge⸗ danken zurück, indes Graf Tann von Schöllen⸗ bach langſam aus der Tiefe der Königſtadt, wo das Bankgeſchäft Kellers lag, in die ſonnige Helle der Schloßregion ſchlenderte. Das Schloß mit ſeinem burgartigen alten Teil ſchien ihn lebhaft zu ſeſſeln, wie es ſich mit ſeinen efeu⸗ umſponnenen Mauern im Waſſer ſpiegelte. Tann blieb einen Augenblick ſtehen, dann zief er eine Autodroſchke an, die vorüberfuhr und ſauſte bald die Linden hinunter nach dem Brandenburger Tor. Im Vorüberfliegen warf er einen Blick nach ſeinen Fenſtern hinauf, und der Blick hatte etwas wie große Befriedi⸗ gung, ſogar ein leiſes, ſehr feines Lächeln ſtahl ich ü das vornehme Angeſicht. 55 Aiman auf der Charlottenburger Chauſſee grüßte den Ariſtokraten, denn niemand ver⸗ mutete ihn in einem gemieteten Auto. Er kam ſich vor wie ein Prinz, der inkognito reiſt.— Kurz vor dem Großen Stern ließ er den Wagen halten und ſtieg aus. Es war ein heller Sommernachmittag und der weite Park dicht bevölkert mit Spaziergängern und Reitern. Der Graf ſah ſich aufmerkſam um, bald nach der prachtvollen Hubertusgruppe, vald nach der Tiefe des Tiergartens. Dann umkreiſte er das Rondell, und endlich ging er lächelnd und den Hut tief ziehend auf zwei junge Damen zu, die ihn offenbar erwartet atten. 5„Es iſt ſo liebenswürdig von Ihnen, mein gnädiges Fräulein. daß Sie gekommen ſind 1* Tann von Schöllenbach. Seine Worte richtete er an die größere von beiden, eine dunkle Schönheit mit jenem klaren Profil, das man ſo häufig bei den Mädchen aus dem Norden findet. Große blaue Augen hielten eine ſtille Wacht über den leidenſchaftlich bebenden Naſenflügeln und dem nervös zuckenden Munde. „Ich war ſehr im Zweifel, ob ich Ihrer Bitte nachgeben ſoll. Meine Freundin wollte 4215 alſo Ihnen verdanke ich den Vor⸗ zug 7 Die Freundin, das ſprühende Gegenſpiel der andern, lachte ausgelaſſen, und tauſend Schelme blitzten aus ihren ſchwarzen Augen. „Natürlich!“ antwortete ſie luſtig,„wie ſollen ſich denn zwei Menſchenkinder finden, wenn ſie ſich nicht ſehen? Und Agathe iſt ohne ihr Aennchen ganz hilflos in Liebesſachen.“ „Aber ich bitte Dich!“ Agathe wurde dunkelrot, doch trafen ihre Augen mit einem ſo leuchtenden Strahl das etwas blaſierte Geſicht des Grafen, daß er ver⸗ legen den Blick ſenkte. „Mein teuerſtes gnädiges Fräulein, ich bin wirklich nicht ſchuld an der gewagten Situa⸗ tion, in der wir uns befinden. Seit Wochen bitte ich Sie um die Erlaubnis, Ihrem Herrn Vater meine Aufwartung machen zu dürfen, und immer“ „Ja, Herr Graf, ich muß auch in Zu⸗ kunft darauf beſtehen!“ „Darf ich denn nicht wenigſtens Ihren Namen wiſſen?“ „Name iſt Schall und Rauch.“ „Ich bin vollkommen frei, nach meiner Nei⸗ gung zu wählen..“ „Aber ich nicht! Ich kenne Sie und weiß, daß jede Mühe vergebens iſt. Mein Vater 215 Sie niemals empfangen... PVorur⸗ teile „Die eine treue herzliche Neigung be⸗ ſiegen kann und beſiegen wird.“ Der Graf hatte mit einer Leidenſchaft geſprochen, die ihm völlig fremd war und ihn förmlich erſchreckte. Was wollte er von der jungen Dame? Seit Monaten ſpann ſich zwiſchen ihnen ein zartes, ganz ideales Ver⸗ Neuen Sees begonnen hatte. Er wußte nur, daß ſie Agathe hieß und eine Schönheit war .. Nein, er wußte mehr, er wußte, daß ſie der reinſte edelſte Frauencharakter war, der ihm je begegnet, er wußte, daß ſie eine unge⸗ mein ſorgfältige Erziehung genoſſen und über eine nicht gewöhnliche Bildung gebot Alle ſeine Bemühungen, ihren Namen zu er⸗ fahren, mußten daran ſcheitern, daß er ſein Ehrenwort gegeben, nie nach ihr zu forſchen. Nun hatte er ihr zwar verblümt Herz und Hand angeboten, aber Agathe erklärte ſehr traurig: „Wir werden nie ſiegen. Wir werden uns nur unſägliche Schmerzen bereiten Deshalb.... Es muß heute das letztemal ſein, daß wir uns ſehen!“ g Tann war tief betroffen, das hatte er nicht erwartet. Hier war alſo ſein Rang und ſein Vermögen nichts, hier galt nur die Perſön⸗ lichkeit. „Das können Sie nicht wollen, Agathe, denn dannn.. ja.... dann haben Sie mich auch gar nicht ein klein wenig lieb!“ Sie ſah ihn mit einem Blick an, daß er ſich des Vorwurfs ſchämte.. „Auf mich kommt es nicht an, ich werde nicht gefragt, man verheiratet mich nicht nach meiner Wahl, ſondern wie eine Fürſtentocher nach konventionellen Geſichtspunkten, lieben darf ich nichtl“ Ah, der Graf glaubte auf einmal zu ver⸗ ſtehen.... eine Fürſtentochter... Er kannte doch ziemlich alle heiratsfähigen Damen der hohen Ariſtokratie Agathe lächelte leicht, als ſie ſein Er⸗ ſtaunen ſah. „Nein, mein Freund, was Sie glauben, iſt nicht. Ich bin keine Prinzeſſin, keine von Geburt und keine von Rang. Ich bin ein Bürgermädchen, aber darum ſteht mein Vater nicht weniger ſtreng auf ſeinen Anſchauungen ... Alſo leben Sie wohl!“ „Nicht ſo, Agathe wann ich Sie wiederſehe!“ „Nie, ich werde jetzt nach England reiſen, um dort meinen Verlobten kennen zu lernen.“ hältnis. das auf dem ſpiegelalatten Eis des „So weit iſt es ſchon?“ Der Graf war faſſungslos. Seine künſt⸗ heiner Anzeiger Sagen Sie mir, f lich bewahrte Gleichgültigkeit vrach völlig zu · ammen. 5„Ich wollte Ihnen dieſe Nachricht er⸗ ſparen. aber. 5 „Nein, es iſt gut ſo.... ich weiß jetzt „ was ich 5 „Otto!“ Sie nannte ihn zum erſtenmal beim Vor⸗ namen. ö „Ich werde Sie nie vergeſſen, glauben, Sie mir, daß ich Sie nie vergeſſen werde, daß uauberſteigliche Hinderniſſe uns trennen, und .. H̃eben Sie wohl! geht es nach England.“ „Und ich nach Afrika!“ „Um Gottes willen nicht!“ 2„„6 9 Sie nicht mehr hier ſind?“ 0 „Machen Sie mir das Herz nicht ſchwer!“ „Dann ſeien Sie mutig und überwinden Sie die Hinderniſſel“ 1 „Es geht nicht!“. den Grafen erſt kenntl“ 7 Häßliches geſchehen würde, zertrümmerte. Aber es geſchah nichts. fügen. Leben Sie wohl, Otto!“ „Und ich ſoll Sie nie wiederſehen?“ die das junge Haus verſchicken wird!“ „Ich ſoll Sie Sie gar nicht..“ Traumbild verſchwunden. ermannte er ſich „Alſo nach dem Paramakabul“ 3. Kapitel. Nächſte Woche „Ja, was ſoll ich denn noch hier? Nun „Ach, Agathe, Du biſt dumm, Dein Vater iſt ſo gut, er wird ſicher nachgeben, wenn er Aennchen ſprach mit voller Ueberzeugung. und Tann hatte eine Empfindung, als ob etwas das ſein Ideal „Es iſt alles vergebens. Wir müſſen uns „Sie werden die erſte Einladung erhalten, N Nein... Dann lieben „So weh werden Sie mir nicht tun wollen!“ Sie reichte ihm ihre Hand, die er an die Lippen zog. Und wenige Augenblicke ſpäter waren die beiden Damen wie ein ſchönes Tann ſtand noch einen Augenblick und ſah nach den leeren Büſchen hin, die ſie aufgenommen hatten, dann und ſagte trotzig zu ſich ſelbſt: Das Frühſtückszimmer im Hauſe des Grafen Tann am Pariſer Platz war ein außerordent⸗ i — Nofort zur Stelle. ſt geſtern vormittag Pon hier, die Frau des Trainers und Renn⸗ euen und rannte die Kirchſtraße 9 grade recht! 1 N e l 10 ntag, den 2. Maf e Eheleute Hein nk und Frau argareta geb. Beringer das Feſt der ſilbernen zeit. Herzlichen Glückwunſch! b 179 echtheim, 290. April. Dahier wurden ge⸗ ern evang. Kirchenäcker verpachtet. Durchſchnitt⸗ ich pro Morgen 90 Mark und ein Wingert, et⸗ bas über einen Morgen, zu 350 Mark und 14 rozent Grundsteuer noch dazu. Die übrigen ingert bewegten ſich in denſelben Preislagen. kan glaubt fast, daß den Steigerern durch die Inflation die Bedeutung der hohen Zahlen ver⸗ hren gegangen iſt.. Alzey, 29. April.(Gräßflicher Selbſimord.) zeſtern wurde die Leiche eines in den 40er Jah⸗ en ſtehenden Mannes an der Starkſtromleitung zängend aufgefunden. Vermutlich handelt es ich um einen Arbeiter, der an der Bahnlinie Kettenheim⸗Alzey am Bahnbau beſchäftigt war d der nun aus unbekannten Gründen am aſte der Hochſpannung zwiſchen Dietersheim ind Soſſenheim emvorgeklettert war und ſo ſei⸗ em Leben ein Ziel ſetzte. 0 Büdesheim, 30. April.(Firmung,) Von Dro⸗ mersheim kommend traf der Hochw. Herr Biſchof hon Mainz geſtern hier ein. um das heilige Sa⸗ ament der Firmung zu ſpenden. Etwas über 200 Firmlinge hatten ſich an dem Empfang des akramentes beteiligt. Alle Vorbereitungen wa⸗ en getroffen, um dem Hochw. Herrn einen wür⸗ igen Empfang zu bereiten. 5 Darmſtadt, 29. April.(Eiſenbahnunfall.) Ge. ſtern abend um 9.43 Uhr entgleiſten im Haupt. bahnhof Darmſtadt die mittleren drei Perſonen⸗ wagen des einfahrenden Perſonenzuges 2833 von Worms. Der mittlere der entgleiſten Wagen, ein g. Klaß⸗Wagen, legte ſich zur Seite. Sechs Per⸗ enen wurden leicht verletzt; ärztliche Hilfe war 5: Die Urſache der Entgleiſung 10 noch nicht feſt; die Unterſuchung iſt einge⸗ Landau, 28. April. Tödlich verunglückt eine bekannte Reiterin ſtallbeſitzers Birkhahn-Beſt, als ſie in Beglei⸗ ng mehrer Damen vom Spazierritt zurück⸗ ehrte. Am Weſtbahnhof begann ihr Pferd zu heuer hinunter, his die Reiterin kopfüber auf das Pflaſter ftürzte und einen ſchweren Schädelbruch da⸗ bontrug. In hoffnungsloſem Zuſtand wurde ie ins hieſige Vinzentiuskrankenhaus einge⸗ liefert, wo ſie nach einer vergeblichen Opera⸗ on geſtern nachmittag ſtarb. Der Brief des Kronprinzen Rupprecht im Reichstag. w. Berlin, 30. April. In der heutigen um ½3 Uhr beginnen— den Sitzung des Reichstages wurde die Aus che über das Fürſtenenteignungsgeſetz Zunöchſt erartef der baverir“ eſandte v. Preger das Wort zu einer Er una, in der er auf die gegen Bayern ge teton Mendungen in der geſtrigen Rede Sozſaldemofraten Sänger einging it chwerde darſiber füßrte, daß dieſe Aus e vom Reichstaaspräſidenten nicht gerüg, orden ſeien. Er halte es für ſeine Pflicht, namens der bayeriſchen Regierung, die uner⸗ Frten Beſeidigungen gegen den bayeriſchen Staat auf das ſchörfſte ⸗yrückzuweiſon. Sie ichteſen ſich aber von ſelhſt. Auf ſie nöher zugehen, halte er unter der Würde des baverfſchen Staates.(Beifall rechts, Unruhe uf der Linken.) Der Rrief des bayeriſchen Kronprinzen. Nah weiteren unwetentlichen Ausfüh⸗ ungen des Kommuniſton Noſenhera und yrigeſetzt. ſung des des Pßfkiſchen Kube ſprach aſs leber Red⸗ ner der o verſſche Volksporeiler Noibl, der ſich zunſchſt gegen die geſtrigen Bemerkungen des Alg. Sänder üßer einen Prief wandte, den der paveriſche Kronprinz Rupprecht am 19. Kult 1917 an den ehemaligen Reſchskanz⸗ ler Graf Herifing geſchrisben batte. Der Red⸗ ner erklörte hierzu. daß Graf Hertling damals noch nicht Reichskanzler. ſondern bayeriſcher Miniſieryräſident geweſen ſei. Er verlas dann die mörtliche Abſchrift des Briefes, den Kronprinz Ruprecht am 19. 7 an den Grafen Herfling gerichtet hat. Der Kronprinz erklärt in dieſem Schreißen, daß ihm die Entwicklung im Reich und in den Ländern mit großer Sorge erfülle. Er macht dabei eine Schilde⸗ rung der militärſſchen Lege, worin er meh⸗ rere jintereſſante Aufſchſüſſe gab. Es ſei von ausſchließlicher Wichtigkejſt, bis zum Herbe mit Rußland zu einem Frieden zu kommen und zwar unter Versicht auf irgend⸗ weſche Annerionen und Entſchädigungen. Ir⸗ gendwelche bei der Oßerſten Heeresſeitung etwa beſtehenden Nejaungen auf ein; An⸗ nerion Kurlands ſeſen enfſchieden zu beköm⸗ pfen. Das ſei auch die Meinung des deutſchen Hronprinzen. Ob der U-Bootkriea, der bisher Erfolge hatte. weiterhin erfolgreich ſei. wäre zweifelhaft. Die Bombenangriffe gegen London ſeien unerfreulich; ſie for⸗ derten Repreſſalien gegen deutſche Städte heraus und riefe Erbitterung hervor gerade in Kreiſen der engliſchen Arbeiter, die dem Kriege ablehnend gegenüberſtehen. Die ame⸗ rikaniſche Hilfe für die Entente ſei nicht zu unterſchätzen. Das, ſo führte Aba. Loibl aus. ſchriel der bayeriſche Kronprinz zu einer Zeit. ale manche noch mit Achſelzucken über eine ameri⸗ kauiſche Kricasbetefligung ſich hinweaſetkten, Man könne dieſen Brief, ſo erklärte der Red⸗ ner, unmöglich„einen berüchtigten Brief“ nennen. Nach dem Abg. Loibl war die Redner— liſte erſchöpft. Es folgte dann eine Geſchäfts, orbnungsdebatte über die Frage, ob der de— mokratiſche und Zentrumsantrag und das Polksentſcheidsgeſetz dem Rechtsousſchuß wie⸗ der zur Beratung überwieſen werden ſollen. Gegen die Ueberweiſung im Ganzen erklärten ſich nur die Kommuniſten und Völliſchen. mäbrend die Deutſche Volkspartei und die Deutſchnationalen ſich bereit erklärten, den Jentrngantrag dem Ausſchuß zu überwei⸗ ſen, aber eine Ueberweiſung des Enteig⸗ nungsgeſetzes und des demokratiſchen Antra⸗ dbees ablehnten. Es ſoſgten dann die Abſttimmungen. Zu⸗ nächſt wurde gegen die Stimmen der Deutſch⸗ nationalen, der Deutſchen Volksvartei. der die Ueberwei! mit 200 Völtiſchen und Kommuniſten demokratiſchen Antrages gegen 43 Stimmen, beſchloſſen. Mit gleicher Mehrheit wurde die Ueberweiſung des Ent⸗ eignungsgeſetzes und des Abänderungsantra⸗ ges genehmigt. Die Ueberweiſung de ſchen Antrages über die Bank— und Börſen fürſten an den Ausſchuß wurde abgelehnt. Das Haus vertagt e b tag nachmittag. Worms, Markt 13 0 10 Ur Trau-Ringe massiv Gold von Mk. 12.— an das Paar beergrf auf Diens. Der falſche Eiſenbahnbaurat. Ludwigshafen, 28. April. Das große Schöffengericht Ludwigshafen hatte ſich 1105 mit dem falſchen Eiſenbahnbaurat Welter zu beſchäftigen, der, wie ſeinerzeit in der Oeffent⸗ lichleit bekannt wurde, durch ſein überzeugen⸗ des Auftreten es meiſterhaft verſtand, ſich als höherer Eiſenbahnbeamter in der Pfalz auf⸗ zuſpielen und dieſe Rolle auch in der vollen⸗ etſten Weiſe längere Zeit durchführte. Der Angeklagte hatte ſich in der Zeit von Ende 1924 bis 27. Oktober 1925 101 Bezirl der Reichsbahndjirektion Ludwigshafen in den verſchiedenſten Bahnhöfen des Bezirks meift unter Vorzeigen eines von ihm gefälſchten Aus weiſes als Baurat der Direktion ausgege⸗ Bahnbeamte wegen angeblicher Unregelmä⸗ ſigkeiten zur Rede, übte auch verſchiedene Kontrollmaßnahmen aus und fuhr ſelbſt auf der Lokomotive, deren Führung er meiſtens ſelber übernahm. Ferner ſuhr er ſehr oft mit einer von ihm ſelbſt ausgeſtellten von ihm fälſchlich hergeſtellten Stempeln der Reichsbahndirektion Ludwigshafen ver⸗ ſehenen Freikarte 2. Klaſſe auf Ludwigshafen— Neuſtadt—Kaiſerslautern— Saarbrücken, und Speyer— Landau Zweibrücken—Saar— kontrollierenden Beamten horzeigte, auf der er ſich Eiſenbahndirektion ausgegeben hatte, Die ganzen Handlungen erfüllen nach der Anklage den Tatbeſtand eines fortgeſetz⸗ en Vergehens der Beamtenanmaßung in Tateinheit mit einem fortaeſetzien Vergehen der Transvortgefährdung, ſachlich zuſammen⸗ reffend mit einem Verbrechen der öffentlichen Arkundenfälſchung und Betrugs. a.Die geladenen Zeugen, meiſtens Lokomo— bführer und Reviſionsbeamte, bekundeten illgemein, daß der Angeklagte ſehr ſicher auf⸗ letreten ſei. Er habe ſich ſtets als Baurat Welker aus Ludwiashafen ausgegeben. Eiſen⸗ hahnoberinſpektor Lindgen-Ludwigshaſen hat iuf Veranlaſſung des Lokomotivreviſors ſeich⸗Ludwigshafen. der dem Angeklagten icht traute, die Feſtnahme Welkers veran⸗ laßt. Auf die Frage des Lindgen, warum e dieſen Schwindel gemacht habe, erklärte de Angeklagte, daß die Liebe zur Lokomotive ihr zu dieſem Schritt veranlaßt habe. Ein an derer als Zeuge geladener Lokomotivführei ſtellte auf die Anfrage des Vorſitzenden, wa⸗ rum er den Angeklagten auf die Maſchine ge— laſſen habe, ohne ſich erſt genau über die Per- ſönlichkeit des Mannes zu orientieren, feſt 1115 1 1 vor den Vorgeſetzten ein un- bedingtes Vertrauen vorausſetze. Einem Lo: f f ſe von Ludwigshafen gegenüben nete un kin en hatte der Angeklagte u. a. geäußert, er ſtehe einem Heer von Lügnern gegenüber, was er ſich verbitten müſſe. Ferner wurde einwand⸗ frei feſtgeſtellt, daß die Beamten zumteil ben komotivführer Fragen des Angeklagten ſtramm daſtanden u, deutet, Eiſenbahndirektion Ludwigshafen die techniſchen Einzelheiten der ſeinerzeitigen Vorgänge ausgelaſſen hatten, erklärte der Pſychiatiker Oberarzt Meier-Groß, Privat⸗ dozent an der Heidelberger Univerſität. daß nach Lage der geiſtigen Verfaſſung des Ange⸗ klagten erhebliche Zweiſel beſtänden, ob der Angeklaate bei Begehung der Tat zurech⸗ nungsfähig war. Der Angeklagte habe die Tat aus reiner Liebe zur Eiſenbabn getan. ben. In dieſer Eigenſchaft ſtellte er mehrere und mit dauungsſtörungen, Appetitloſigkeit, den Strecken 125— verſchwendet wird, ſowie Ludwigshafen—Neuſtadt Nährwert nicht bald auch wie beim Militär grüßten. Ein Schaff⸗ ner hatte ſogar Bedienſteten gegenüber ange- de daß der Baurat ein ganz gefährlicher ſſei, vor dem man ſich in Acht nehmen müſſe. Nachdem ſich mehrere Sachverſtändige der kurz über Jede Renommierexei oder Eigenbrödelei habe dem Angeklagten ferngelegen. Obwohl der Staatsanwalt für alle Straf⸗ ſaten eine Geſamtgefängnisſtrafe von einem Jahr beantragt hatte, kam das Gericht“ nem Freiſpruch. indem es ſich dem Gur ichten des Pfychiatikers anſchloß und ſich auf den Standpunkt ſtellte, daß bei dem Angeklag⸗ en bei Begehung der Tat jede freie Willens⸗ neinung ausgeſchloſſen war„ Die Abwechſlung in der Küche. Wer auf die Dauer gezwungen iſt, einförmige ſtoſt zu genießen, wird ihren üblen Folgen nur ann entgehen, wenn durch ſtarke körperliche Ar⸗ beit die Verdauungstätigkeit derart angeregt wird, daß er nach dem Sprichwort:„In der Not ſrißt der Teufel Fliegen“, mit allem Möglichen porlieb nimmt. Stärkere Eßluſt, raſcherer Blut⸗ umlauf und ein ſtärkerer Magen tun dann das übrige, um die Aufſaugung der Nährflüſſigkeit in das Gefäßſyſtem trotz Eintönigkeit der Nah⸗ kung zu ſichern. Wer aber einförmige Ernäh⸗ rung mit einer ſitzenden Lebensweiſe verbindet, hat ſaſt immer unter den Folgen davon, Ver⸗ dau a chroniſche Leiden und vielleicht Entkräftung 41 1 die wirklich auſgenommene Nahrung größtenteils verſchn 1 das heißt gar nicht in den Organismus übergeht. Schließlich ſtellt ſich wohl gar eine Störung des ganzen menſchli 27—— 5 1 5 brücken in den Nerſonenaßteils, wobei er den lie, anke ſtets die Freikarte als Baurat der baltens ein. Er wird träge, gleichgülti 10 Er wird 5 g, unlu⸗ ſtig, und weiß oft ſelbſt nicht, ebenſowenig wie ſeine Umgebung, was ihm fehlt. ö Es gibt in der Tat keine Speiſe, die man ſich ohne Rüclſicht auf ihren Mohlgeſchmack und N t„überäße“. Wird dagegen öfter zwiſchen einer einfachen, aus einem derben Kericht beſtehenden Küche und einem Speiſezet⸗ tel mit mehreren Gängen gewechſelt, ſo weiß je⸗ der, wieviel mehr er ohne Beſchwerden zu ſich nehmen kann, da der Organismus, der erſten Speiſe überdrüſſig, zur zweiten und dann zur dritten und vierten greifen kann. Man hüte ſich daher, Abwechſlung in den Gerichten für eine leckere Angewohnheit zu halten; es iſt vielmehr eine große Mehrheit, daß nicht allein unſer Geiſt, ſondern auch unſer Körper nach Abwechs⸗ lung lechzt und letzterer ſich ſchwer rächt, ſobald ſein Bedürfnis unberückſichtigt bleibt. Daher iſt Abwechſlung die erſte Aufgabe jeder Küche, die ihren Zweck erreichen will. Mütter und Väter müſſen auch,— das kann nicht ein⸗ dringlich genug betont werden,— das inſtinktive Auswählen der Kinder hinſichtlich ihrer Nahrung mehr berückſichtigen, als es nicht ſelten geſchieht. Wie haben nicht dieſe kindlichen Sympathien und Antipathien oft unendlich mehr Berechtigung als alle Erziehungsweisheit! Gerade„Ich mag das nicht“ des Kindes hat oft, freilich nicht im⸗ mer, den Wert einer echten Naturſtimme, die man nicht bekämpfen, ſondern fleißig ſtudieren ſollte. Doppelt am Platze iſt dann bei ihnen die wechſt Das ſcheinbare launen⸗ bhaſte Hin⸗ und Herſpringen zwiſchen den„Lieb⸗ lingsſpeiſen“ bei geiſtesgeweckten Kindern, deren Nerven und Gehirn ebenſo nach Wechſel und Er⸗ gänzung drängen als bei weniger begabten, fene g nur dem Bedürfnis des Leibesmecha⸗ 18 ER Geräuchertes Fleiſch. ſchützt man am beſten vor Ungeziefer, indem man Gaerzäckchen darüber zieht und es ſo auſhängt. Man kann auch ebenſogut einen gewöhnlichen rei. nen Sack nehmen und das Fleiſch hineinhangen Die Luft dringt hinreichend durch das große Ge⸗ webe hindurch, ohne daß die Fliegen hineinkom—⸗ men können. Eine andere Methode zur Aufbe⸗ wahrung geräucherten Fleiſches beſteht darin do; man eine Kiſte nimmt und mit Holzaſch 27 7 fülli. Die zur Aufbewahrung heſtimmten Rauch waren werden, um ſie vor Schmutz zu bewahren in Papier eingebunden und in die bereitſtehend Kiſte gelegt und gane mit Aſche bedeckt. Hier— auf verſchließt man die Liſte und ſtellt ſie an einen trockenen. luftigen Ort. lich heiterer und gemütlicher Raum, und der junge Edelmann, der es eben betrat, ſetzte ſich zu einer in ſeder Hinſicht tadelloſen und reich⸗ paltigen Mahlzeit nieder, als der alte Kammer⸗ diener ihm in leiſem, ehrfurchts vollem Flüſter⸗ ton meldete:„Herr Peter Keller wünſcht den Herrn Grafen zu ſprechen und beſteht darauf, 17 1 8 6 58 Er ſagt, es handle ſich um eine Sache von der ä Wichtigkeit.“ a be „Zum Kuckuck,“ rief der Graf,„wie dieſe ernſten, gewiſſenhaften Menſchen einem zuſetzen können! Als ob es um dieſe Zeit irgend etwas Wichtigeres gäbe, als ein gutes Frühſtück! Na, ich glaube aber, da gibt's kein Entrinnen. Alſo ich laſſe bitten!“ Und mit einem tiefen Seufzer brummte er wee 15„Das kommt davon, wenn man ſich in ör a einläßt!“ 6 ee Ver ſtämmige, junge Ingenieur trat ein, und es war, als ob ſeine bloße Gegenwart genüge, das elegante Zimmer gewiſſermaßen in den Schatten zu ſtellen. Im Vergleich zu ſeiner gewaltigen Körperkraft bekam die ganze Umgegbung etwas Kuliſſenhaftes und über⸗ laden Elegantes. Er war noch weniger ſorg⸗ ſah aus, als käme üſterer Groll lag auf feiner Stirn und erhöhte noch den Eindruck brutaler Kraft, der von ſeinem dec e 5 f aus drucksvollen „Ah, guten Morgen, Keller!“ b Graf in dem ders e e Ton, 16 1 00 19 meiſtens zu re en pflegte, und blickte über die Schulter nach ſeinem Beſucher.„Es freut mich außerordentlich, Sie zu ſehen, und Sie kommen Setzen Sie ſich u Sie mit mirl“ 0 che e frühſtücken Ich danke,“ verſetzte jener, und ö Sprechweise war ſo kurz und ſcharf wie 0 8005 anderen affektiert.„Ich habe ſchon vor zwei und einer halben Stunde gefrühſtückt.“ wee et 185 5 nennen Sie es 0 Sache e a do ziehen Sie ſich einen ein, in nicht gekommen, u tafeln, ſondern um 1 geschäfte Ve. ſprechung mit Ihnen zu haben!“ „Das tut mir leid, mein Kopf iſt zu keiner Stunde ſehr klar, was Geſchäfte anbetrifft; aber morgens bin ich ganz beſonders dumm. Wollen Sie nicht mal einen Pfirſich verſuchen? Ich kann ſie ganz beſonders empfehlen.“ Nein, danke!“ „Dann nehmen Sie wenigſtens eine Ziga⸗ rette!“ Der Graf hob den Deckel von einem wun— dervollen Kaſten aus getriebenem Silber und reichte den Behälter ſeinem Gaſte hin. „Sie ſind aus einer beſonderen Miſchung aus Kairo, extra für mich hergeſtellt. Aber viel⸗ leicht ziehen Sie ruſſiſche vor!“ „Es iſt mir vollſtändig gleichgültig“, meinte Keller und nahm ſich eine Zigarette. Der Kam⸗ merdiener drehte einen elektriſchen Anzünder an, hielt ihn dem jungen Ingenieur bequem hin, dieſer nahm ſich Feuer und blies den aro⸗ matiſchen Hauch in das Zimmer hinein. „So ſetzen Sie ſich doch, Keller!“ „Danke, ich bin eilig. Die Zeit iſt augenblick⸗ lich außerordentlich wertvoll.“ „Obgleich ich, wie geſagt, des Morgens be⸗ ſonders dumm bin, ſo merkte ich doch ſofort, als Sie eintraten, daß Sie es ſehr eilig haben. Für wen arbeiten Sie eben. Herr Peter Keller?“ „Arbeiten? Wie meinen Sie das?“ „Ich meine, wem Sie Ihre wertvollen Dienſte widmen, oder ſind Sie ſelbſtändig?“ „Soviel ich weiß, Graf, bin ich in Ihren Dienſten.“ „Ja, warum ſetzen Sie ſich dann nicht, wenn ich es Ihnen ſage?“ fragte Graf Tann mit einem leiſen Lachen. Peter Keller warf ſich hierauf mit ſolcher Wucht und Plötzlichkeit in einen Stuhl, daß das Lachen ſeines Chefs kräftiger wurde. „Ja, ſehen Sie, Peter, mein Junge, es iſt in der ganzen Welt Uſus, daß, wer die Muſik bezahlt, auch die Stücke beſtellen darf. Sie wollen einen Galopp, aber ich beſtehe auf einem Menuett. Wie ſchmeckt Ihnen die Zigarette?“ „„Sie iſt ganz hervorragend.“ g„Ja, ich halte ſie auch für ganz annehm⸗ bar. Sie entſchuldigen doch, wenn ich weiter frühſtücke, und Sie nehmen mir's nicht übel, Frühmahles mit der nötigen Andacht widme. Ich glaube, die Kraft unſerer Nation hängt zum großen Teil von unſerer Langſamkeit bei den Mahlzeiten ab.“ i„Vielleicht. Aber man muß dieſe Langſam⸗ keit nicht auf jede Tätigkeit ausdehnen!“ meinte Peter ſtreng. „Meinen Sie nicht? Nun, vielleicht haben Sie recht, obgleich ich geſtehen muß, daß mir nichts verhaßter iſt, als wenn man mich drängt. Mein Geiſt arbeitet ſehr ſchwerfällig, wenn er ſich überhaupt herbeiläßt, zu arbeiten, und mein Körper fügt ſich dieſer meiner geiſtigen Beſchaffenheit.“ „Sie ſcheinen der Meinung zu ſein,“ fuhr der Graf fort,„daß meine Angelegenheiten im Augenblick den Sporn nötiger haben als den Zügel. Habe ich recht mit dieſer Vermutung?“ „Sicher! Wenn jemals bei einer Sache Eile not tat, ſo iſt es augenblicklich der Fall.“ „Das kann ich nicht einſehen, Keller! Ich kaufe da ein Grundſtück für— na, ſagen wir rund dreiviertel Million Mark. Ich erhalte dann von dem ehrenwerten Schwarz und ſeinen Kollegen einen Scheck über anderthalb Millionen, habe alſo, wie Sie ſagen, ein wert⸗ volles Grundſtück ganz umſonſt erworben, und für die Mühe, es zu übernehmen, hat man mir noch eine Gratifikation bezahlt. Ob nun an der Weſtküſte von Afrika Gold ge— funden wird oder nicht, auf jeden Fall liegen dreiviertel Million Mark in der Bank, über die ich verfügen kann. Ich meine alſo, für einen Menſchen, deſſen Gehirn ſo langſam arbeitet wie das meine, iſt das eine ganz annehmbare Leiſtung, und ich habe Anſpruch darauf, mich jetzt ausruhen zu dürfen; aber da kommen Sie voller Tatendurſt und erklären: Die größte Eile tut not!! Um's Himmels willen, warum denn? Für mich iſt die Sache erledigt!“ „Erledigt,“ ſchrie Keller,„erledigt?“ Lieber Gott, wir haben ja gerade erſt angefangen! Begreifen Sie denn nicht, daß der Rajah“ mit etwa hundertundfünfzig angeworbenen Dieben unterwegs iſt, um ſo raſch wie möglich Ihre Goldfelder zu erreichen, und zwar mit der klar zutage liegenden Abſicht, Sie zu berauben? Begreifen Sie nicht, daß beſagter Dampfer von wenn ich dieſes Zimmer nicht als Stehbier halle anſehe, ſondern mich dem Verzehren meines mir ſelvſt mit allem Erforderlichen beladen worden iſt. mit den neueſten Maſchinen für den Tagbau, mit Vynamit, Vorräten, mit allen Hilfsmittein der modernen Technik zur ſchleunigſten Ausbeutung der Goldlager, und daß Sie dem Halunken Schwarz ſchriftlich beſcheinigt haben, daß er aller Verantwortung lebig ist?“ „Ou, lieber Peter, ich begreife das alles; aber Ihr Ton ſcheint ausdrücken zu wollen, daß ich irgendwie ſchuld an dieſen dedauer⸗ lichen Ereigniſſen ſei. Ich gebe Ihnen die Verſicherung, der Fehler liegt nicht bei mir, ſondern in den Verhältniſſen; warum quälen Sie mich alſo wegen einer Geſchichte, an der ich ſo unſchuldig bin wie ein neugeborenes Kind? Sie wollen mich doch nicht etwa zur Verant⸗ wortung ziehen?“ „Ich habe nicht das geringſte Recht dazu.“ „O bitte, Keller, laſſen Sie ſich in Ihrem gerechten Zorn nicht dadurch beeinfluſſen! Wenn Sie meinen, ich habe durch Nachläſſigkeit ge⸗ fehlt, ſo geben Sie dieſer Meinung Aus druck, erleichtern Sie Ihr Herz ohne Vorſicht in der Wahl der Worte! Nehmen Sie keinerlei Rückſicht auf meine Gefühle! Ich kann Ihnen nur ſagen, ich bin ein großer Freund von kräftiger Ausdrucksweiſe, wenn auch die Gabe nachdrücklicher Rede mir ſelbſt verſagt blieb.“ „Wollen Sie Schwarz nicht gerichtlich be⸗— langen?“ „Belangen? Ja, aber lieber Himmel, wes⸗ halb denn?“ f „Wegen des Streichs, den er Ihnen und meinem Vater geſpielt. Er hat ſich das Schrift⸗ ſtück doch durch Vorſpiegelung falſcher Tat⸗ ſachen erſchwindelt!“ „Aber durchaus nicht! Ich habe gewiſſe Bedingungen geſtellt, die er erfüllt hat. Dann gab ich ihm das Schriftſtück, und damit war für mich die Sache zu Ende. Wäre ich mit dem zweiten Geſicht begabt, ſo hätte wahr⸗ ſcheinlich eine Viſion mir offenbart, daß der ſchlaue Schwarz den, Rajah“ hatte in See ſtechen laſſen, und daß Sie als Gefangener im Schifſs⸗ raum ſchmachteten.“ 8 »Aber Schworz iſt nicht dafür verantwort⸗ lich zu machen, daß ich nicht die Gabe des Sehers habe, oder meinen Sie doch?“ „Sie wollen alſo nichts tun?“ Fortſetzung folgt.)