l i Bekanntmachung. a 5885858585808 Betn: Den ſtaatlichen Schutz der Sonntagsruhe und Sonatagsheiligung. Da vielfach Sonntags Feſtlichkeiten abgehal⸗ ten werden, ohne daß dabei auf den Sonntags⸗ gottesdſenſt die gebührende Rückſicht genommen wird, geben wir hlermit bekannt, daß gemäß Artikel 229 des Heſſiſchen Polizeiſtraf⸗ geſetzes bis nach beendigtem Nachmittags⸗ gottesdienſte Scheibenſchießen, Treibjag⸗ den, öffentliche Spiele und andere geräuſchvolle öffentliche Luſtbarkeiten verboten und ſtrafbar ſind. Das Heſſiſche Miniſterium des Innern eee eee viernheimer Anzeiger Viernheimer Tageblatt Erſcheinttäglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Felertage.— Bezugspreis monatl. 1.50 Mark frei ins Haus gebracht.— Gratis beilagen: wöchentl. Samstags das achtſeitige illuſtrierte Sonntagsblatt„Sterne und Blumen“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wandkalender.— Annahme von Abonnements täglich 1 Glucke 0 mit 12 Jungen 9 ler enam zu verkaufen. a Annaſtraße 41. 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Martin, Geſchäftsſtelle: Rathausſtr. 36 1 105% Neuwahl des Zentrums⸗ frantionsvorſtandes. Berlin, 5. Mai. Wie die„Germania“ mitteilt, wurden in der geſtrigen Sitzung der Zentrumsfraktion des Reichstages zi. Mit⸗ gliedern des Vorſtandes der Fraktzon folgende Herren gewählt: Bell„Eſſer, Gies berts, Herold, Jovs, Klöckner und Ulitzka. Bell, Nachfolger von Marx? Berlin, 5. Maj. Aus Zentrumskreiſen er⸗ fahren wir, daß der Wechſel im Reichsjuſtiz⸗ miniſterium und die Erſetzung des Reichs juſtizminiſters Marx durch den Abg. Bell als ſicher gilt. Der Wechſel dür! te wahrſcheinlich Ende Mai vollziehen. )„% Hindenburg in Hamburg. Ein Voltsfeiertag. Hamburg, 4. Mai. Reichspräſident von Hin⸗ denburg iſt heute mittag mit dem fahrplanmäßi— gen Zug von Berlin kommend auf dem Damm— tor-⸗Bahnhof eingetroffen. Zum Empfang Hin— denburgs waren der Präſident des Senats, Bür— germeiſter Dr. Peterſen und die Vertreter der Reichs- und Statsbehörden erſchienen. Nach der Begrüßung ſchritt der Reichspräſident die Ehren— lompagnie der Küſtenwehrabteilung Cuxhaven ab, die vor dem Bahnhof Aufſtellung genommen hatte. Unmittelbar darauf begab ſich der Reichs— präſident in Begleitung des Statsſekretärs Meiß— ner und des Hamburger Geſanden, Senator Dr. Strandes, ſowie des Bürgermeiſters Dr. Peter— ſen in das Rathaus, wo eine feierliche Begrü— ßung durch den Senat und das Präſidium der Hürgerſchaft vorgeſehen iſt. Der Hindenburg-Tag trägt alle Zeichen eines Volksfeiertages. Schon in den Morgenſtunden hatte der Straßenverkehr ein ungewöhn— ches Gepräge. Im Hafen hatten alle Schiffe, ſremde wie deutſche, geflaggt. Von allen Ge— bäuden auf den Werften mit ihren zahlloſen Kranen flatterte das bunte Tuch und auf dem Strom ankerten zu vielen Hunderten prächtig ge— ſchmüctte Privatdampfer, um die Staatsyacht „Hamburg“ zu geleiten, mit welcher der Reichs— präſident um 2.30 Uhr eine Hafenrundfahrt un— ternahm. Aus der Provinz brachten ſchon die Morgenzſge unendliche Scharen von Beſuchern, die ſich noch vor der Sperre Plätze in den Stra— ßen zu ſichern ſuchten. Um 12 Uhr begann der Aufmarſch der Verbände. Vor dem Empfang auf dem Platze vor dem Dammtor-Bahnhof nahm eine Ehrnkompagnie der Cuxhavener Küſtenwehr Aufſtellung, neben ihr ſtudentiſche Verbindungen. Am Eingang ds Bahnhofes vor den Empfangs— räumen hatte die ehemaligen in Hamburg an— ſäſſigen Generale und Admirale einen Ehrenplatz. Im Rathaus erfolgte die Vorſtellung der Mit glieder des Senats und des Präftoiums ſowie der Bürgerſchaft und ſchon um 2,15 Uhr wurde die Fahrt nach den Landungsbrücken angetreten und zwar war eine zweiſtündige Hafenrundfahrt vorgeſehen. Hamburg, 5. Mai. Am Nachmittag zog ſich der Reichspräſident für einige Stunden in das Repräſentantenhaus des Senats zurück. Abends gegen 7 Uhr folgte er einer Einka— dung des Senats und der Bürgerſchaft zu einem Fechmahle im Rathauſe. Auf die Be— grüßungsanſprache des Bürgermeiſters Pe terſen erwiderte der Reichspräſident u. a. folgendes:„Mit Recht haben Sie daran erinnert, daß der deutſche Geiſt bei Ihnen keine Erſcheinung der letzten Jahrzehnte iſt, daß Hamburg und ſeihe hanſeatiſchen Schwe— ſterſtädte vielmehr in ihrer ehrenvollen Ge— ſchichte ſtets von dem deutſchen Gedanken be— ſeelt waren. Die hanſeatiſche Politik war im⸗ mer eine deutſche Politik, getragen von dem Send an das ganze Deutſchland und ſeine Sendung in der Welt. Mit Anerkennung und Bewunderung kann ich es heute ausſprechen, daß der zähe Wille und der Mut, mit dem Hamburg an den Wiederaufbau ging, für ganz Deutſchland ein glänzendes Beiſpiel da⸗ für war, was deutſche Kraft und deutſche Tüchtigkeit zu leiſten vermögen. Dieſer Geiſt, der den Wagemut des See— fahrers mit dem tatkräftigen Willen des welt⸗ erfahrenen Kaufmannes verbindet, iſt han— ſeatiſche Eigenart, iſt der Charakter Ham⸗ burgs. Auf ihm beruht die Geſchichte Ihrer Stadt, er verkörpert ſich auch in Ihrem Wil- len zum Feſthalten an der ſtaatlichen Selb⸗ ſtändigkeit, den Sie, Herr Bürgermeiſter, eben beſonders betonten. Ich kann es nachempfin⸗ den, daß ſie auf dieſe eigene Staatlichkeit ſtolz ſind und in ihr die Hauptwurzel Ihrer Kraft erkennen. Hamburg hat auch in Zutunft die große Aufgabe zu erfüllen, für Deutſchland ein Mittler im Weltverkehr zu ſein, und ich glaube mit Ihnen, daß es in der ſtaatlichen Form, die es ſeit Jahrhunderten hat, dieſer Aufgabe auch künftig am beſten gerecht wird.“ Donnerstag, den 6. Mai 1926 * — eee— Der engliſche Generalſtreik. 5 Millionen im Ausſtand.— Ruhiger Verlauf des erſten Tages. Solidarität der Arbeiter⸗ Internationale. Der amtliche Bericht. London, 4. Mai. Der durch Radio ver— breitete amtliche Bericht ſtellt übereinſtimmend mit Privatmeldungen die Lage in Schottland und Wales als völlig ruhig dar. Island iſt vom Streik nicht betroffen. Die Lebensmit— telverſorgung iſt normal. Der Milchpreis wurde erhöht. Die Arbeiterführer wirken, wie der Bericht betont, auf die Streikenden ein, die Ruhe und Ordnung zu wahren. Die Werbebüros der Techniſchen Nothilfe in Lon⸗ don und in den Provinzen ſind ſehr erfolg reich beſchüftigt. Der Geſamteindruck iſt zur Zeit der, daß es ſich um einen großen Sym— pathieſtreik, aber nicht um einen Generalſtreik handelt, der zwar Unbequemlichkeiten, aber keine ernſten Störungen des wirtſchaftlichen Lebens bedingt. Auf der Eiſenbahn werden Milch⸗ und Nahrungsmittelzüge gefahren und in London ausgefahren. Die Nordlondoner Vorortsbahn nach Harrow, Uxbridge, Rich mansworth nahm den Verkehr wieder auf, ebenſo die wichtige Oſt— Weſtlinie der Unter— grundbahn. Auf faſt allen Eiſenbahnlinien ſind einige Fernzüge im Betrieb, die ohne Störungen mit Verſpätung die Reiſe vollen den. Die Kanalüberfahrten ſind auf eine Fahrt Dover— Oſtende, Dover Calais, ſowie Folkeſtone— Pliſſingen beſchränkt. findet heute die Streikabſtimmung der liſchen Seeleute ſtatt. Durch königlichen Erlaß haben die Polizeibehörden die Befugnis erhalten, ohne Hausſuchungsbefehl jedes Gebäude zu betreten, in dem aufreizende Druckſchriften hergeſtellt werden. Der Betrieb in den Läden und Warenhäuſern i“ faſt normal. Das Per⸗ ſonal iſt faſt vollſtändig erſchienen. Die Büros der City und Börſe arbeiten in ſchwächerer Beſetzung bei ſtark eingeſchränktem Geſchäft. Baldwin erſtattete heute vormittag dem König Bericht über die Lage. Darauf fand ein Kabinettsrat ſtatt zwecks Er⸗ laß neuer Notverordnungen. Die Arbeiterpar⸗ tei wird heute im Unterhaus ankündigen, daß ſie vorlüufig nur an Sitzungen teilnimmt, in denen die Kriſe oder andere wichtige politiſche Fragen beraten werden. Der Prinz von Wale morgen von Biarritz in Par! abends nach London weiter. zeug⸗ neſellſchaften haben ihren Dien An kt, for⸗ dern aber gleichzeitig dopnelte Preiſe für die Ueberfahrt Paris— London. Nach einer Meldung aus dem Haag hat ſich die Kgl.„ itſchiffahrtgeſellſchaft in Anbe⸗ tracht des engliſchen Streikes veranlaßt ge eng vam heute dug ſehen, zwei meitere Maſchinen morgen in die ſterdam folgendes Telegramm gerichtet:„Bei Fahrt nach London einzuſtellen. Der Dienſt; van; der engliſchen Poſtdampſer von Hoek Holland nach Harwich iſt ſtillgelegt worden; dagegen hofft die Geſellſchaft, die die Dam pferlinie zwiſchen Vliſſingen und Tolkeſtone unterhält, den Dienſt aufrecht erhalten zu können. 5 Millionen Ausſtändige. London, 4. Mai. Neben den über 1 Mil lion zählenden Bergarbeitern, die ſeit geſtern ſtreiken, ſind geute die Eiſenbahner, die Me— tallarbeiter, Typographen, ſowie die Trans⸗ port und Bauarbeiter, zuſammen 3,6 Millio- nen organiſierte Arbeiter, in den Ausſtand ge treten, ſodaß ſich Millionen Arbeiter im Streik befinden. Zur Sicherung der Hafenplätze ſind Kriegsſchiffe herbeigeholt worden. Zwei Schlachtſchiffe ha— ben auf der Rhede von Liverpool Anker ge— worfen. Ein Truppentransportſchiff hat zwei Bataillone Infanterie in feldmarſchmäßiger Ausrüſtung mit Stahlhelmen in Liverpool gelandet. Nicht weniger als 6000 Freiwillige haben ſich heute in den Zentral-Rekrutierungs— büros eintragen laſſen. Alle lebenswichtigen Betriebe ſtehen ſtill. London, 4. Mai. Im Augenblick ſtehen in England alle Räder ſtill. Es liegen zur Zeit noch keine Anzeichen für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwiſchen Regierung und Gewerkſchaftskongreß vor. Die Regierung be⸗ müht ſich mit Hilfe der Techniſchen Nothilfe, den Verkehr wenigſtens notdürftig aufrecht zu erhalten. Der Aufruf zur Freiwilligenmel⸗ dung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Betriebe hat einen ſtarken Widerhall gefunden. In Dover gegenwärtig ungeführ 5. Auch die Eiſenbahngeſellſchaften glaubten einen regelmüßigen Betrieb, wenn auch in großen Abſtänden, einrichten zu können. Trotz dem macht ſich die Stillegung des Verkehrs außerordentlich bemerkbar. In den Straßen der City ſpielten ſich heute unbeſchreibliche Szenen ab. Die Hauptverkehrsſtraßen ſind mit Fahrzeugen aller Art überfüllt und voll⸗ kommen verſtopft. Auch im Land ſind die le— benswichtigen Betriebe ſtillgelegt. Insbeſon— dere in Mancheſter und Weerlen ruht der Eiſenbahn⸗ und Straßenbahnverkehr vollkom— men. Um ſich gegen die Gefahren von Un— ruhen zu ſchützen, hat die Regierung ihre Werbeoffiziere geſtern ins Kriegsminiſterium beordert, um ihnen Anweiſung für den Not— fall zu erteilen. Nach den beſonders bedrohten wichtigen Punkten ſind militäriſche Verſtär— kungen entſandt worden. Die Beurlaubungen in der Armee ſind eingeſtellt worden. In South⸗Newſam(Nord⸗Cumberland) haben Bergarbeiter und deren Frauen einen Sturm auf die Vorräte an Haushaltskohlen auf dem Güterbahnhof unternommen, die für ſie be— ſtimmt maren, aber erſt nach der Stillegung der Schächte eingetroffen ſind. Sympathie der Transportarbeiter Interna lionale. London, 4. Mai. Nach einer Meldung aus Amſterdam hat der Vollzugs-Ausſchuß der Transportarbeiterinternationale ein Te legramm an die Transportarbeiterverbände der einzelnen Länder geſandt, in dem dieſe erſucht werden, ihren Mitgliedern das Ver— laden von Kohlen nach England zu verbieten. Asquith für die Regierung. London, 5. Mai. Im Oberhaus ergriff Asquith bei der Beſprechung des Streiks die Partei der Regierung und ſtellte ſich da mit in Gegenſatz zu den Erklärungen Lloyd Georges im Unterhaus. Die Liberale Partei iſt alſo wiederum geſpalten. verhaftete kommuniſtiſche Abg. Saklatvala iſt geſtern gegen Kaution wieder freigelaſſen worden. Offenbar rechnet die Regierung auf die tiative der Arbeiterverbände»ur Her“ rung einer Verſtändigung. Abgeſehen von kleineren Zuſammenſtößen iſt der erſte Streik tag ruhig verlaufen. Daun Der oni iii 95 Die Arbeiterinternationale an den Internat. Gewerkſchafts bund. Zürich, 5. Mai. Das Sekretariat der So zialiſtiſchen Arbeiterinternationale hat an den Internationalen Gewerkſchaftsbbund in Am— Ausbruch des größten Gewerkſchaftskampfes, den die Welt bisher geſehen hat, iſt das ſozia liſtiſche Rroletariat aller Länder einig in dem heißen Wunſche. daß das ſchwere gefahrvolle Ringen der enoliſchen Arbeiter zum ſiegrei chen Erfolge führe, und einig in dem ent ſchloſſenen Willen, alle Kraft aufzubieten, itm ſeine internationgle Solidarität moraliſch u. materiell zu bekunden. Die beiterinternationale iſt entſchloſſen. dieſe tion zu führen im ſſeſten Einvernehmen mit dem internationalen Gewerkſchaftsbund, der die internationale Strategie des gewerkſchaft lichen Kampfes zu beſtimmen hat.“ Ak Fremdenverkehr in Paris. Paris, 4. Mai. Infolge engliſchen Generalſtreiſes hat ſich der Reiſeverkehr von London nach Paris geſtern außerordentlich gehoben. Zahlreiche Engländer ziehen es offenbar vor, die Streikzeit im gaſtlicheren Paris zu verbringen als in Enbdand, wo alle möglichen Unannehmlichkeiten drohen. Lebhafter des Amerikaniſche Befürchtungen. Newyork, 4. Mai. In den Kreiſen der Wallſtreet iſt eine allgemeine Nervoſität zu beobachten. die auf die Befürchtung zurückzu— führen iſt, daß England auch bei kurzer Streikdauer nicht im Stande ſein wird, den Goldſtandard aufrecht zu erhal ten. In der Geſchäfaswelt erwartet man ernſte Einwirkungen auf die Rohſtoff- und Baumwollausfuhr, da England faſt 21 Pro zent der geſamten Ausfuhr Amerikas auf⸗ nimmt. Die nicht engliſchen Linien erwägen die Ausſchaltung engliſcher Häfen, die Wa— ſhingtoner Voſtbehörde erließ bisher aber keinerlei Verfügung betreffend der Poſtbe handlung. reden hätten. Dann heißt es wörtlich: Sosialiſtiſche Ar- I. 43. Jahrgang Flaggenänderung? Eine Flaggen verordnung.— Das Reichs⸗ kabinett einverſtanden? Berlin, 4. Mai. In einer ihrer letzten Nummern brachte die„Frkf. Ztg.“ die Nach⸗ richt, daß eine Verordnung der Reichsregie⸗ rung in Vorbereitung ſei, durch die der Flag gengebrauch der Deutſchen Miſſionen und Reichsbehörden im Auslande in der Weiſe neu geregelt werden ſoll, daß neben den offi⸗ ziellen ſchwarz⸗rot⸗goldenen Reichsfarben auch die deutſche Handelsflagge ſchwarz-weiß⸗rot mit der ſchwarz⸗rot⸗-goldenen Göſch auf den betreffenden Gebäuden von nun gehißt wer⸗ den ſoll. In parlamentariſchen Kreiſen wird ſehr beſtimmt behauptet, das Reichskabinett habe ſich mit der Verordnung bereits ein⸗ verſtanden erklärt. Von den Berliner zu⸗ ſtändigen Stellen iſt keine genaue Auskunft zu erhalten. Es wird zwar zugegeben, daß ſich die Reichsregierung mit der Flaggenfrage für die Auslandsmiſſionen beſchäftigt habe. Da, von, daß das Kabinett die Verordnung be— reits gebilligt habe, ſei jedoch, ſo wird er— llärt, nichts bekannt. Im Reichstag bzält man demgegenüber allgemein an der Auffaſſung feſt. daß die Verordnung tatſächlich bereits vom Kabinett ausgearbeitet und auch gebilligt morden iſt. Die Reichsregierung habe ſich auf Drängen der Auslandsmiſſionen und der Auslandsdeutſchen hin zu dieſem Schritt ent⸗ ſchloſſen. Sie ſei auch der Anſicht, daß bei die⸗ ſer Maßnahme eine Verfaſſungsünderung nicht vorliege, da die Handelsflagge geſetzlich feſtgegelt iſt und die Beſtimmung der Dienſt⸗ flaggen Sache der Anordnung tung iſt. Es handelt ſich alſo nur um einen Verwaltungsakt, der vom Reichspräſidenten vorgenommen werden kann und nur vom Reichskanzler gegengezeichnet werden muß. Scharfe Ablehnung der „Germania“ Berlin, 5. Mai. Die„Germania“ wen— det ſich in außerordentlich ſcharfer Weiſe gegen die bevorſtehende Flaggenverordnung. Das Blatt weiſt darauf hin, daß die Beweiſe da— für fehlen, daß der größte Teil der Auslands- deutſchen gegen die jetzige Reichsflagge den. Außerdem könne ſich niemand auf den Stann⸗ punkt ſtellen, daß die 65 Millionen Heimats⸗ deutſcher in der Flaggenfragge nichts mitzu⸗ ſagt oft, es fehle den Leuten die Zivilcourage, unſerer gegenwärtigen Reichsregierung dieſen Vorwurf nicht machen können. Wir finden im Gegenteil, daß für eine auf ſchwachen Füßen ſtehende Minderheitsregierung ein erſtaunlicher Mut dazu gehört, in den gegen wärtigen kritiſchen Zeiten ohne einen beſon— ders dringenden Anlaß in das Weſpenneſt der Flaggenfrage zu greifen: wir ſagen mit Vor— bedacht, in den gegenwärtigen kritiſchen Zei ten.“ Auch die Demokraten gegen die Verordnung. Mai. Auch eine Auslaſſung des „Domokratiſchen Zeitungs dienſtes“ wendet ſich in ſchärfſter Weiſe gegen die geplante Ver ordnung. Es heißt darin wörtlich: Es will ſcheinen, als ob Kräfte am Werk ſind, die auf kaltem Wege die ſchwarz-weiß-rote Flaage N Berlin, 5. zuziehen. Auch diejenigen Demokraten, d früher für die Beibehaltung der ſchwarz weiß⸗ roten Flagge eingetreten ſind, hegen den jetzigen Plan die ſchärfſten Bedenken. Die Demokraten werden mit allen parlamen— gehen.“ mitgliedern. Noch in der 11. Abendſtunde ſprechung zwiſchen dem mehreren Mitgliedern des Kabinetts und den Fraktionsvorſitzenden der Demokraten und des Zentrums ſtatt. Die Beſprechung währte bis Mitternacht. Wie wir erfahren, wurde vereinbart, über die Flaggenangelegenheit heute noch einmal im Kabinett und in den Fraktionen Beſprechungen abzuhalten.— Es iſt ein ſeltener Fall in der politiſchen Ge⸗ ſchichte parlamentariſch regierter Staaten, daß einem einmütigen Kabinet!sbeſchluß eine ebenſo einmütige Ablehnung zweier Regie⸗ rungsparteien folgt. fand eine der Verwal⸗ Man der Mut in der Politik. Wir finden, daß wir geradezu wieder einführen wollen. Das können die De⸗ mokraten nicht zulaſſen. Dann iſt ſchon weit eher der klare Weg der Volksentſcheidung vor die gegen tariſchen Mitteln gegen die Verordnung an— Beſprechung zwiſchen Kanzler und Kabinetts ⸗ Reichskanzler Beratungen über die Fürſtenabfindungsfrage. Berlin, 4. Mai. Der Rechtsausſchuß des Reichstages trat heute wiederum zuſammen, um die Fürſtenabſindungsfrage zu beraten. Vor Eintritt in die ſachliche Beratung erklärte ö Abg. Schulte(Zentrum), es erſcheine erwünſcht, zunächſt die Frage zu klären, ob die Anträge der demokratiſchen Fraktion und des Zentrums mit einfacher oder Zweidrittel— mehrheit angenommen werden müßten, um neben das Volksbegehrungsgeſetz geſtellt wer— den zu können. ö Abg. Roſenfeld(Soz.) erklärte, die ſozdem. Fraktion habe der Ueberweiſung des Geſetzentwurſes für das Volksbegehren und derv on den Demokraten und dem Zen trum zu dieſem Geſetzentwurf geſtellten Ab änderungsanträge an den Rechtsausſchuß lediglich deshalb zugeſtimmt, weil die Bera tung im Ausſchuß von zwei großen Fraktio— nen des Reichstages gewünſcht wurde, nicht aber, weil ihr eine Beratung im Ausſchuß aus ſachlichen Gründen als erboten erſchien. Die Antröge der Demokraten und des Zen trums ſtellten außerdem ſo weitgehende Aen derungen des Volksbegehrens dar, daß durch ſie das Volksbegehren auf Enteignung der Fürſtenvermögen in einer Weiſe umgeſtaltet werden würde, die den Wünſchen der 121% Millionen, die das Volksbegehren gefordert haben, in keiner Weiſe entſprechen würde. Bei dieſer Sachlage werde die Sozialdemokratie ſich bei der Beratung des Rechtsausſchuſſes die äußerſte Beſchränkung auferlegen,„ in die Debatte nur eingreifen, wenn irgendwelche unvorhergeſehene Erörterungen ſtattfinden ſollten. und alles tun, umſo ſchnell als mög lich die Beratung des Ausſchuſſes zu Ende zu führen und das Volksbegehren durchführen zu laſſen. Auch die Vertreter der übrigen Parteien ſtimmten darin überein, daß jetzt mit aller größter Beſchleunigung beraten werden müſſe mund langwierige Verhandlungen vermieden werden ſollten. i Alsdann wurde die Frage beraten, ob zu einem Geſetzentwurf, der als weiterer Ent wurf neben den unſprünglichen Volksent ſcheid⸗Geſetzentwurf in der Volksabſtimmung geſtellt werden ſoll, eine einfache oder eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag erforderlich iſt. E Dr. Die Vertreter der Rechtsparteien waren der Anſicht, daß für die Annahme eines Zollsbegehren-Geſetzentwurfes Zweidrittel— mehrheit notwendig ſei, weil ein ſolches Ge— ſetz einen verfaſſungserweiternden Charakter habe. Dagegen führte Abg. Freiherr v. Richt— bhofen(Dem.) aus, daß es doch logiſch nicht zu rechtfertigen ſei, dem zehnten Teil der Ab ſtimmungsberechtigten das Recht zuzuſprechen jederzeit durch ein Volksbegehren irgend einen Geſetzentwurf, und ſei ker noch ſo verſaſſungs— ändernd, durch Volksentſcheid zur Abſtim mung zu bringen, aber der Mehrheit des Neichstages dieſes Recht nicht zuzuerkennen. Ablehnung aller Abänderungsanträge. Bei der Abſtimmung wurde nach längerer Debatte der kommuniſtiſch-ſozialiſtiſche Geſetz entwurf über die entſchädigungsloſe Fürſten enteiguung mit 17 gegen 10 Stimmen abge— lehnt. Dafür ſtimmten nur die Sozialdemo raten und Kommuniſten. Abgelehnt wurde ich der demokratiſche Abänderungsantrag, uur den nur die Demokraten ſtimmten. Ferner cr inn N wurde mit 21 gegen 6 Stimmen apgelehnt der Abänderungsgeſetzentwurf des Zentrums. Für dieſes ſtimmten nur das Zentrum und die Demokraten. Es bleibt in der Fürſtenab⸗ findung nur noch der Regierungsentwurf übrig, der erſt dem Plenum vorgelegt werden muß, nachdem der Reichsrat ihn erledigt hat. Reichsratsberatungen. Der Geſetzentwurf der Reichsregierung, der einen Volksentſcheid in der Frage der Aufwertung verhindern will, iſt jetzt von den zuſtändigen Ausſchüſſen des Reichsrates be⸗ handelt und faſt einſtimmig angenommen worden. Ei ſteht bereits auf der Tagesord— nung ber Vollſitzung des Reichsrates am morgigen Donnerstag. Der Regierungsent— wurf zur Frage der Fürſtenabfindung macht noch längere Verhandlungen in den Ausſchüſ⸗ ſen des Reichsrats notwendig. Er kann daher nächſten Vollſitzung des Reichsrats nock t erledigt werden, ſondern wird erſt in der ung des Reichsrates vom 11. Mai zur Abſtimmung kommen. in der — Zum Tode Pfeiffers D München, 4. Mai. ie Bayeriſche Volkspat— lei-Körreſpondenz widmet dem verſtorbenen Ge- zandten Dr. Pfeiffer einen Nachruf, in dem es u. a. heißt: Dr. Pfeiffer war ein echter Sohn ſeiner pſälziſchen Heimat, die auch auf ihn ſtolz ſein kann und ſtolz iſt. Am 21. Dezember 1874 hat er zu Rheinzabern das Licht der Welt er— blickt. Die Eigenſchaften, die den Pfälzer aus— zeichnen, geiſtige Beweglichkeit, Schlagfertigkeit, geiſtvoller Humor hatten ſich in dem Dahingeſchie— denen zu einer beſonders ſtarken Begabung zu— ſammengefunden, die ihn von ſeiner Studienzeit an allüberall!, wo er zum Wirken beruſen wurde, ſchnell über die Maſſe hinaus trieb. Schon vor dem Jahre 1907, wo er als 32jähriger als Ver— treter des Wahlkreiſes Kronach-Lichtenſels in den Reichstag gewählt wurde, hatte er ſich durch ſeine publiziſtiſche und redneriſche Tätigkeit im katholiſchen Vereinsleben und in der Zentrums— partei einen geachteten Namen erworben. Im Dezember 1924 ernannte ihn der Reichspräſident zum außerordentlichen Geſzudten und bevoll— mächtigten Miniſter des Deutſchen Reiches bei der Bundesrepublik Oeſterreich. Die Eigenſchaf— teu, die Dr. Pfeiffer als Perſönlichkeit und als Menſch auszeichneten, haben ihn beſonders ge— eignet gemacht ſür den Wiener Poſten. So hat er ſich auch in den Jahren, in denen er auf ver— antwortungsvollem Poſten zum Segen der deut— ſchen Intereſſen wirkte, eine hochgeachtete Stel— lung im Wiener politiſchen und geſellſchaſtlichen, Leben errungen. Die Trauer um den Dahinge- ſchiedenen an der Stätte ſeiner Wiener Tätigkeit iſt nicht geringer als in ſeiner Heimat. Die„Bayeriſche Staatszeitung“ ſchreibt u. a.: Der Tod Dr. Pſeifſers iſt ein Verluſt in viel— ſacher Beziehung: ein Verluſt für ſeine Familie, deren Mitgliedern er nach dem frühen Tode ſei— nes Vaters eine ſtarke Stütze war, ein Verluſt für das Deutſche Reich, das er auf dem verhält— nismäßig ſchwierigen Wiener Boden geſchickt vertreten hat, ein Verluſt für die Zentrumspar— let, der er lange Jahre hindurch angehört hat, und ein Verluſt für das ganze deutſche Volk, dem er auch als Abgeordneter des Reichstages in treuer Liebe zugetan war. Ebenſo groß wie der Kreis war, dem Dr. Pfeiffer gedient hat im Laufe ſeines Lebens, ebenſo groß iſt auch der Kreis der Trauernden, die heute an ſeiner Bahre ſtehen. Auch die Speyerer Zeitungen und andere Blätter der Pfalz gedenken des Verſtorbenen in varmen Worten und betonen beſonders Pfeiſ— ers Familien- und Heimatſinn. f eee ere Deutſches Reich. Vor Abſchluß der Luftfahrtverhandlungen-⸗ Berlin, 4. Mai. Wie wir aus gut unterrich⸗ teten Kreiſen erfahren, ſtehen die Pariſer Luft⸗ fahrtverhandlungen endlich vor dem Abſchluß. Mit irgendeiner Verſchlechterung der deutſchen Stellung der Verhandlungen beſtimmt nicht zu rechnen. Das Ergebnis der Verhandlungen ſoll burch ein gemeinſames Kommunique der Ver⸗ handlungspartner gleichzeitig in den alliierten Pere und in Berlin bekannt gegeben werden. ö 1 Reichskanzlerbeſuche im Weſten. Berlin, 4. Mai. Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, wird der Reichskanzler in der nächſten Zeit im Weſten drei größere Reden hal⸗ ken. Am 7. Mni ſpricht der Reichskanzler vor der rheinheſſ. Landwirtſchaft in Darmſtadt, am 3. Mai in der Düſſeldorſer Geſolei und am 12. Mai in Köln, das der Reichskanzler zum erſten Male ſeit der Befreiung beſuchen wird. Geſteigerte Einnahmen der Reichſßbahn. Berlin, 4. Mai. Während die Einnahmeziſ— fern der Reichsbahn im Zuſammenhang mit der Wirtſchaftskriſe Ende vorigen und zu Beginn des neuen Jalres eine erſchreckende Abnahm, gezeigt hatten, iſt erfreulicherweiſe jetzt wieder ein Ansteigen zu veachten. Iym Tagesdurchſchuit: wurden im April 15,17 Millionen Mark gegen 3,06 Millionen im März vereinnahmt. Auf den Monat April umgerechnet hat ſich alſo die Einnahme um 45 Millionen Mark vermehri. Bei dieſen Aprilziſſern darf allerdings nicht der außergewöhnlich ſtarke Oſterverkehr vergeſſen werden. Allerdings betragen auch hier die Ge— ſamteinnahmen infolge der Bevorzugung kurzer Fahrten etwa 10 Prozent weniger als die ſrühe⸗ ren Oſterziffern. Ein Jeſuitenkolleg in Frankfurt. Köln, 4. Mai. Wie die Kölniſche Volkszei— tung meldet, hat der Biſchof von Limburg, Dr— Kilian, mit dem Deutſchen Jeſuitenor— den einen Vertrag geſchloſſen, wonach der Dr den in Zukunft die Ausbildung der Theobo— gen des Bistums ab 1. Juli ds. Js. in einer Lehranſtalt übernimmt, die zurzeit in Frank- furt a. M. errichtet wird. lungen eingeleitet ſein, dieſes Jeſuitenkolleg nach dem Muſter von Innsbruck als volle theologiſche Fakultät an die Frankſurter Univerſität anzu— aliedern. Religiöſe Tagungen des Akademikerperbandes in der Pfingſtzeit. 1. Benediktinerabtei Ettal in Religiöſe Tagung vom 19. bis 23. Mai. Außei liturgiſchen Vorträgen zur Einführung in die Gottesdienſte wird eine Reihe von Vorträgen ſtattfinden über das Thema: Der Heilige Geiſt ſeinem Weſen und Wirken nach die Ruhe und Sicherheit der katholiſchen Weltanſchauung. An der Tagung können auch Damen teilnehmen, Preis 24.— Mark. 2. Exerzitienhaus Marienthal bei Hamm an der Sieg. Exerzitien für Akademikerinnen von 25. bis 28. Mai. Preis 22.— Mark. Anfragen und Anmeldungen bis zum 10. Ma an die Kanzlei des katholiſchen Akademikerver bandes, Köln, Viktoriaſtraße 15. An den Ta gungen können auch Nichtmitglieder und Nicht⸗ alademiker teilnehmen. Oberbayern 1 Aus Nah und Fern. Bensheim, 4. Mai.(Vertilgun Naikäfe ö„4. Mai. g der Mailäfer.) Um der Maikäſerplage zu ſteuern, beſchloß 971 Stadtrat, für jeden abgelieſerten Eimer Käfer 20 Pfennig aus der Stadtkaſſe zu vergüten. ſchafſen und ſie ſo über die ganze Erde ver— Tann von Schöllenbach. Ein Börſenroman von Barrx-Runkel. (Nachdruck verboten.) „Aber ich bitte Sie, Keller, was geht denn das mich an? Dieſe fleißigen Männer ſtehen doch im Dienſt des frommen Schwarz. Wenn es dieſem ſchlauen Finanzmann gefällt, eine große Schar Arbeiter zu engagieren, um mein Erz für mich zu gewinnen, dann, meine ich, müßten Sie trotz Ihres Vorurteils gegen ihn zugeſtehen, daß er wirklich der wohltätige Menſchenfreund iſt, als den ich ihn immer hin— geſtellt habe!“ „Aber— aber— aber—“ ſtotterte Keller, „wenn die Mannſchaft entdeckt, wie ſie zum Narren gehalten worden iſt, dann werden die Leute meuternl“ „Kein Gedanke! Wenn ich den Kapitän und die Leute in Warnemünde entlaſſe, ſo habe ich den Hauptleitungsdraht abgeſchnitten, um ein Beiſpiel aus Ihrem Sie ſo ganz in Anſpruch nehmenden Beruf zu wählen. Die Verbindung zwiſchen jenen armen betrogenen Bergleuten und dem liebenswürdigen Syndikat in Berlin wird auf dieſe Weiſe getrennt. Der Kapitän weiß vermutlich nichts von Schwarz, er war im Dienſt ſeiner Reederei. Wenn er nun in Warnemünde entlaſſen wird, ſo wiro er ſich dort nach einem andern Schiff um⸗— ſehen; und findet er keins, ſo liegt die Ge— fahr nahe, daß er nach Hamburg zu ſeinen alten Chefs fährt. Aber wenn ich den Kapitän auch entlaſſe, ſo will ich doch nicht, daß er ſtellungslos wird. Ich habe bereits Schritte getan, um ihm ein beſſeres Boot als den „Rajah“ zu verſchaffen, und der ſo zufrieden- geſtellte Mann wird von irgendeinem Hafen abſegeln, wie ſich's grade trifft. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß der Kapitän, die Offiziere und die Mannſchaft wiſſen, was für eine Be— wandtnis es mit dem Erz hat, das ſie trans— portieren; aber ich werde trotzdem daſür ſorgen, vaß der Draht nicht nur teilweiſe, ſondern ganz zerſchnitten wird. Ich werde ebenſo wie für den Kapitän auch für Offiziere und Mann⸗ ſchaſten Stellungen auf andern Schiffen ver— hat, keine Meldungen von ſtreuen, und zwar hoſſe ich, daß ſie nicht all— zubald zurückkehren.“ „Aber wenn Schwarz aus dem ausländi. ſchen Hafen, nach dem er den„Rajah' beordert dem Dampfier er— hält, ſo wird er ſich an die Reeberei wenden!“ „Ich zweifle daran!“ „Warum?“ „Weil er für ihr Schiff verantwortlich iſt.; Er muß entweder den Dampſer zur Stelle ſchaffen oder ihn von neuem chartern. Das erinnert mich daran: auf wie lange war denn der ‚Rajah' gemietet?“ „Vorerſt auf drei Monate mit dem Vor— recht, ihn weiter mieten zu können.“ „Nun, wenn die Zeit beinahe abgelaufen iſt, wird Schwarz ſich ſchriftlich an die Firma wenden und den Dampfer auf weitere drei Monate mieten. Er wird nicht zu den Leuten gehen, weil er unangenehmen Fragen über ſeinen Aufenthalt wird entgehen wollen.“ „Schon recht, aber die Reeder werden ihm einfach antworten, daß ſie den Dampfer an den Grafen Tann verlauft haben, und werden ihn an den neuen Eigentümer verweiſen.“ „Bravo, Peter! Sie fangen endlich an zu ahnen, in welches Dilemma der gute Schwarz geraten wird. Ich hatte bereits begonnen, daran zu zweifeln, daß ich Ihnen dies jemals würde klarmachen können.“ „Dennoch verſtehe ich nicht, warum Sie den Leitungsdraht abſchneiden, wie Sie ſich ausdrücken, wenn Sie andere Verbindungs- drähte unverſehrt laſſen! Sie geben ſich die größte Mühe, den Kapitän und die Mann⸗ ſchaft davon abzuhalten, mit Schwarz zuſammen— zutreffen; denn noch tun Sie nichts, um das Unvermeidliche zu verhindern. daß Schwarz von den Nea ihrt, wer der neue Eigen⸗ tümer des Scha ee t. Oder ſoll ich die Leute zur Geheimhaltung verpflichten?“ „Aber durchäus nicht! Im Gegenkeil, ich ſehe einer Unterredung mit dem teuren Herrn Schwarz mit dem größten Vergnügen ent⸗ gegen! Denken Sie ſich einmal in die heikle Lage eines Mannes hinein, der wegen eines Dampfers mit mir verhandeln muß, den er braucht, um mir mein eigenes Gold zu ſtehlen! W ene Nee Es ſollen Verhand- Dieburg, 4. Mal.(Die Gefahr der Prügel Rrafe.) Ein ſchauerlicher Unfall ereignete ſich 5 ſtern in der hieſigen Volksſchule. Die Hand⸗ arbeitlehrerin Kaiſer ſchlug während des Unter⸗ richts der 11jährigen Schülerin Hock auf den Hin⸗ terkopfl. Das Mädchen hatte eie Stricknadel in der Hand, die ſich in der Schulbank ſeſtſteckte und infolge des Schlages dem Kinde zwiſchen Auge und Naſe in den Kopf drang. Trotz ſofortiger ärztlicher Hilfe ſtarb das Mädchen noch in der Nacht. Die Handarbeitslehrerin iſt ſeit geſtern verſchwunden. Ludwigshafen, 4. Mai.(Schwerer Betriebs⸗ unfall.) Geſtern vormittag verunglückte bei Gebr. Sulzer ein lediger 25 Jahre alter Arbeiter von Schwegenheim dadurch, daß er von einem um⸗ fallenden Schwungras im Gewicht von etwa 20 Zentnern getroffen wurde. Er erlitt einen kom⸗ plizierten Oberarmbruch und ſchwere Verletzungen im Unterleib. Es beſteht Lebensgefahr. Der Verunglückte war während der Arbeit auf ein Holz getreten, das als Unterſchlag für das hoch— geſtellte Schwungrad diente und brachte dieſes dadurch zum Umkippen. Mannheim, 4. Mai.(Selbſttötungsverſuch.) Geſtern nachmittag brachte ſich in einem Hauſe der Seckenheimerſtraße ein 20 Jahre alter Kauf— mann in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, einen Schuß in die linke Bruſtſeite bei. Schwer verletzt wurde er mit dem Auto in das Allgem. Krankenhaus verbracht. Es beſteht Lebensgefahr. Der Grund zur Tat iſt unbekannt. Mannheim, 4. Mai.(Schwerer Schaden.) Beim Stellwerk 5 im Perſonenbahnhof hier ent— gleiſten geſtern Nachmittag auf bis jetzt noch un— bekannte Weiſe zwei mit Vieh beladene Güter— wagen und legten ſich zur Seite. Dabei wurden zwei Stück Großvieh derart verletzt, daß ſie auf Anweiſung des herbeigerufenen Tierarztes ſoſort abgeſchlachtet werden mußten. Heidelberg, 4. Mai.(Die erſten reifen Kir— ſchen.) In den hieſigen Geſchäften werden die erſten Kirſchen von der Bergſtraße ſeilgeboten. D Preiſe bewegen ſich zwiſchen 0,80 und 1,00 Mark je Pfund. Frankfurt a. M., 4. Mai.(Große Betrügerei.) In Höchſt am Main iſt von Frankfurter Fahn⸗ dungsbeamten ein großangelegter Betrug zum Nachteil des Reiches aufgedeckt worden, in den nicht allein Beamte des Tabakgewerbes, ſondern auch Reichsbeamte vrwickelt ſind. Gewerbetrei— bende aus der Tabak-Branche hatten es verſtan— den, eine Umpackung von hochverſteuerten, au— geblich minderwertig gewordenen großen Ziga— rettenpoſten in gering verſteuerte neue Packun— gen vorzutäuſchen, um dadurch die Ausbezahlung des ſich ergebenden Tabakſteuer-Differenzbetrages zu erreichen. Einer der Beteiligten iſt bereits verhaftet worden. Es handelt ſich bei den Be— trägen, um die das Reich durch dieſe Manipula— lionen. getäuſcht worden iſt, um ganz erhebliche Summen. Brühl, 4. Mai.(Gemeinſam in den Tod.) Aus unglücklicher Liebe ſind hier der 23 Jahre Bitſch, ſowie die 18jährige Tochter des Landwirts Karl Deutſch gemeinſam in den Tod gegangen. Die Eltern des Mädchens, die nit ihm ihr einziges Kind verloren haben wollten das Verhältnis der jungen Menſcher zueinander nicht dulden. Nördlingen, 4. Mai. Ein ſchweres Autoun— glück hatte ſich in der Nähe von Bopfingen er— eignet. Ein Laſtwagen brachte Bauarbeiter an ihre Bauarbeitsſtelle. Das Auto überholte ein Fuhrwerk und fuhr dann wieder auf die rechte Straßenſeite. Dabei kippte der Aufbau des An— hängers und die Leute wurden auf die Straße geſchleudert. 12 Perſonen wurden mehr oder minder ſchwer verletzt. Tegeruſee, 4. Mai.(Ein dreiſter Diebſtahl.) In den letzten Tagen fuhr ein Münchener Miet⸗ autobeſitzer eine ihm nicht bekannte Dame von München nach Tegernſee. Als ſie dort angekom— men waren, erſuchte ihn die Dame, ein Tele⸗ gramm auf der Poſt für ſie aufzugeben. Als der Leſitzer des Autos von der Poſt herauskam, waren das Auto und die Inſaſſin verſchwunden. Aber fahren Sie jetzt nach Hamburg, und wenn Sie dann mit allem fertig ſind, melden Sie ſich auf meiner Jacht, wo ich Sie erwarten werde! Und dann geht's hinaus in die blaue See und zum roten Blutbad, wenn es ſo ſein muß. Und zum Abſchied von Berlin trinken wir eine Flaſche Sekt, Peter!“ So leicht, wie dem Grafen die Rede vom Munde ging, war ihm keineswegs ums Herz. Die junge Dame, von der er weiter nichts wußte, als daß ſie ſchön war und Agathe hieß, hatte ihn mit ihrem geheimnisvollen Abſchied doch tiefer getroffen, als er anfänglich geglaubt. Aber von Jugend auf daran gewöhnt, alle ſeine Gefühle zu meiſtern, zwang er ſich zur Heiterkeit und ließ ſich von dem Strom tragen, der ihn erfaßt hatte. Sein Verſtand arbeitete unabläſſig und betäubte ſchließſich die Unruhe ſeines Herzens.— So konnte die Sache nicht ausgehen eine ſtille Hoffnung ſagte ihm, er würde Agathe wiederſehen. 4. Kapitel. Der junge Keller vollzog den Ankauf des („Rajah“ in nicht ganz drei Stunden, anſtatt die zwei Tage dazu zu brauchen, die der Graf ihm bewilligt hatte. Der 1-Zug brachte ihn raſch nach Verlin zurück, und er benutzte den Nachmittag dazu, alles einzukaufen, was er zu der bevorſtehenden langen Seereiſe be⸗ nötigte und ließ es, wie der Graf angeordnet hatte, nach Bremerhaven an Bord der Jacht ſchicken. Bei näherer Bekanntſchaft mit dem jungen Edelmann war der Eindruck, den er zuerſt empfangen, doch etwas verbeſſert worden. Keller begann langſam einzuſehen, daß der Graf trotz der leichtfertigen, nonchalanten Art, ſich zu geben und über ernſthafte Dinge zu reden, hinter all dieſer Tändelei, die dem jungen Ingenieur ſo ſehr mißfiel, tiefes Nach⸗ denken und ſtrenge Methode verbarg, und er begann, an ſeiner anfänglichen Theorie zu zweifeln, daß das erfolgreiche Manöver mit dem Syndikat nur durch einen glücklichen Zu⸗ fall gelungen ſei. Der Plan, den Graf Tann 10 ftizzenhaft angedeutet, und durch deſſen Ausführung er ſein Eigentum auf offener See dem wie ihm wolle, auf jeden Fall wiederzuerlangen gedachte, erſchien dem prak⸗ tiſchen Sinn Kellers als ziemlich ausſichts voll. Aber er ſagte ſich auch ſehr beſtimmt: es nützt nicht viel, ſich mit jemand in ein Wortgefecht einzulaſſen, der einen geladenen Revolver in der Hand hält. Deshalb ließ er es ſich an⸗ gelegen ſein, beim Ankauf ſeiner eigenen Aus⸗ ſtattung ein Dutzend Repettergewehre neueſter Konſtruktion mit mehreren tauſend Patronen zu erwerben. Er ließ ſie ebenfalls an Bord der Jacht ſenden, um eine Ergänzung der Jagdgewehre zu bilden, die der Graf für ſeine Förſter und Forſthilfsbeamten an Bord nehmen wollte. Keller war überzeugt, daß dieſe treue, anhängliche, zuverläſſige und fähige junge Leute ſeien, und daß ſie, gut bewaffnet, die hundertundfünfzig zuſammengelaufenen Kerte in die Flucht ſchlagen könnten, wenn es zum Kampf kommen ſollte. Ein Mann, der täglich im vornehmen Weſten ſpazieren geht, hat natürlich keine Ahnung, was am Paramakabu— in Afrika etwa paſſieren könnte. Am ſelben Abend noch fuhr Keller nach Mansfeld, und auf die angeſtrengte Tages⸗ arbeit folgte eine ausgezeichnete Nachtruhe. Um ſieben Uhr am nächſten Morgen finden wir ihn beim Frühſtück in Burgörner, und er machte ſich ſofort ſo gewaltig ans Werk, daß er binnen zwei Tagen alle Anordnungen zum Wiederbefahren der alten Kupfergrube getroffen hatte. Dann nahm er den Zug über Hannover nach Bremerhaven und ließ ſich noch abends hinausrudern, wo„Die weiße Dame“ ruhig und friedlich wie ein Schwan in dem klaren Waſſer vor Anker lag. Keller war erſtaunt, ein ſo großes Schiff vorzufinden. Die Jach; hatte faſt ebenſo viel Tons wie der„Rajah“. aber ſie war viel zierlicher gebaut, und ihre fein geſchwungenen Linien deuteten auf große Schnelligkeit. Dünne Kabel, die ſia von einem ſchlanken Maſt zum andere zogen, zeigten, daß das Boot mit den Einrichtungen für drahtloſe Telegraphie ver- ſehen war; und obgleich Keller daraus er⸗ ſah, daß Tann die neueſten techniſchen Er⸗ rungenſchaften in ſeinen Dienſt gezogen hatte, war er doch äußerſt überraſcht durch den vor⸗ nehmen, gediegenen Luxus, der überall ſein Auge traf, ſobald er das Verdeck der Jacht be⸗ 1 en anzwirtſchaftsrates 00 6. und 7. Mai in Darmſtadt ſeine 56. Voll⸗ des Deutſchen 1 Vollverſe mmlu „ am 6. und 7. Mai in Darmiſtadt. Der Deutſche Landwirtſchaftsrat veranſtaltet verſammlung. Dieſe Veranſtaltung dürfte nicht nue für Heſſen und die heſſiſche Landwirtſchaft, die durch ihte Kammer den Deutſchen Landwirt⸗ ſchaſtsrat eingeladen die finden. Landesuniverſität in Schutzzollfrage im Lichte der Wiſſenſchaſt“ uueberblick ihr Erſcheinen zugeſagt. verwaltung zu vertreten. ſtattfindenden Vollverſammlungen tenbau und die Vorausſetzungen der Tagung in Darmſtadt geſchaffen hat, ſondern! auch für das geſamte deutſche Wirtſchaftsleben von Bedeutung ſein; haben doch auch bereits mehrere Miniſter ſowie die Spitzen der Behörden Der Deutſche Landwirtſchaftsrat(Verband er deutſchen Landwirtſchaftskammern e. V.) iſt die Spitzenorganiſation der geſetzlichen Berufs⸗ vertretungen der deutſchen Landwirtſchaft. Er iſt im Jahre 1872 gegründet worden, und hat es ſich ſeitdem angelegen ſein laſſen, die Intereſſen der deutſchen Landwirtſchaft und Ernährung in Fragen der Reichsgeſetzgebung und Reichs⸗ Durch ſeine alljährlich gibt er der Gelegenheit, ſich über jeweils aktuellen Fragen der Agrarpolitik und über die Lage der deutſchen Landwirtſchaft und Ernährungswirtſchaft eingehend zu unter⸗ richten. Auf der diesjährigen Vollverſammlung werden die Fragen der Handelspolitik und die damit im engen Zuſammenhang ſtehende Lage des deutſchen Weinbaues beſondere Behandlung Prof. Dr. Lenz, von der heſſiſchen Gießen ſpricht über„Die und das geſchäftsführende Vorſtandsmitglied, Negie⸗ ſrungspräſident i. R. Dr. Kutſcher wird einen über die Entwicklung der Handels— politik ſeit dem 10. Januar 1925 geben. In mehreren Referaten wird die Lage der deutſchen Landwirtſchaft in ihren Hauptbetriebszweigen beleuchtet werden; u. a. wird Landesinſpektor Pfeiffer-Darmſtadt über den Obſt- u. Gar⸗ und Frhr. v. Schorlemer Lieſer zur Lage des Weinbaues ſprechen. Der Präſi— dent des Deutſchen Landwirtſchaftsrates, Ritter— Zutsbeſitzer Dr. Brandes-Altbof. wird die breiteſten Oeffentlichkeit er jubeale Sitz meiner Anzüge ist überall belebt. lch führe seit vielen Jahren nur die Erzeugnisse größter und mallgebender Firmen Deutsch- lands, welche unbedingt hahnbrechend für jede größere Stadt sein dürften. 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Er war mit der Lektüre des neueſten Abend— blattes beſchäftigt, das er auf ſeine Knie legte, als er träge zu ſeinem Ingenieur aufblickte. „Na, Kupfer erledigt, Keller?“ „Jawohl, Herr Graf!“ „Ich hatte Sie erſt morgen erwartet; aber Sie haben vermutlich Ihrer unglaublichen Energie da drunten im Mansfeldiſchen freien Lauf gelaſſen!“ ö „Ich bin nur ſo tätig geweſen, wie Sie es verlangen können.“ „Würden Sie vielleicht ſo gut ſein und auf den elektriſchen Knopf da drücken? Ich kann ihn leider nicht mehr erreichen.“ b Keller tat, wie ihm geheißen, und ſofort erſchien ein Schiffsjunge. i„Geh nach vorn und frage Kapitän Wild, ob er mir gütigſt ein paar Minuten ſeiner Zeit ſchenken will!“ J Kapitän Wild war ein grauhaariger alter Seebär, offenbar von frieſiſcher Herkunft. Mit dem rollenden Gang des Seemanns kam er nach hinten und begrüßte ſeinen Schiffsherrn. „„Alles bereit, Schiffer?“ fragte der. „Alles bereit, Herr! 5„Gut, alſo Anker gelichtet und fort!“ f Der Kapitän beſtieg die Kommandobrücke, und Tann ſprach: 6„Nun, Peter, ziehen Sie ſich einen Stuhl heran und berichten Sie! Und wenn Sie ſich in den Stuhl fallen laſſen, laſſen Sie auch den Titel Graf fallen! Wenn es Sie mal gelüſtet, ganz beſonders reſpektvoll zu ſein, ſo nennen Sie mich„Jerr“, wie der Kapitän; und wenn Sie wollen, werde ich es ebenſo halten!“ Keller berichtete ausführlich, was er wäh⸗ kend der drei Tage geleiſtet, aber er konnte nicht darüber klar werden, ob ſein Gebieter wachte oder ſchlief. Auf jeden Fall unterbrach er die Erzählung mit keinem Wort, ſondern lag die ganze Zeit mit geſchloſſenen Augen in ſeinen Stuhl zurückgelehnt. Dann meinte er, ohne ſie zu öffnen:„Sie haben alles ſehr ſchön be⸗ ſorgt, mein Freund, und zur Belohnung werde ich Ihnen erlauben, einen Punkt im Buſen von Biscaya oder im Atlantiſchen Ozean aus zu⸗ gedehnt,„aber Ihr Breitesir. Karlsruhe Kaiserstr. 52 ſuchen, wo Sie und Munition über Vord geworfen werden!“ „Ah, Sie haben mein Gepück unterſucht?“ rief Keller. „Lieber Himmel, nein!“ entgegnete Tann Lieferant ſcheint ein ziem— licher Eſel zu ſein und nicht verſtanden zu haben, was Sie wollten. Da er aber nicht wußte, wo Sie zu finden waren, und glaubte, Sie hätten in meinem Auftrag gehandelt, telegraphierte er an mich, um zu fragen, welche von zwei Sorten Gewehren er ſchicken ſolle. Da Sie zwölf beſtellt hatten, ſa hatte ich ſchon die Abſicht, zurückzudrahten: Senden Sie ſechs von der einen und ein halbes Dutzend von der andern Sorte!“ Aber ſchließlich überlegte ich mir's und beſtellte zwanzig, zehn von jeder Art und die nötige Munition.“ „Aber weshalb mehr, als ich beſtellt habe, wenn Sie die Waffen doch in den Meerbuſen von Biscaya versenken wollen?“ „Na, dann klatſcht's eben lauter, wenn ſie über Bord gehen!“ „Ich kann das nicht einſehen,“ entgegneie Keller.„Sie haben doch mehr als zwanzig Leute an Bord, und die Gewehre können ſehr gut zu Jagdzweclen benutzt werden!“ „Schön, Keller, beruhigen Sie ſichl“ gab Graf Tann zu.„Die Waffen ſind im vorderen Raum verſtaut, und wir werden ſie nicht über Bord werfen. Schließlich müſſen Sie ja das Land, dem wir entgegendampfen, beſſer kennen als ich, und wer weiß, ob Ihre Schießeiſen uns nicht noch Freunde in der Not werden. Aber ich ſehe den Jungen ſich da vorn herum⸗ treiben, und ich bin überzeugt, er will Sie in Ihre Kabine führen. Wenn Sie den Reiſe⸗ ſtaub von Ihren jugendlich kräftigen Gliedern abgewaſchen haben, dann wird das Gong, das zum Eſſen ruft, die Luft mit ſeinen willkommenen Klängen erfüllen. Ich habe meinen Leibkoch mitgenommen, und ich glaube nicht, daß wir darauf angewieſen ſein werden, von gewäſſerter Milch und Haferbrei zu leben. Und übrigens, Keller, Sie haben doch ſo was wie einen Abend⸗ oder Geſellſchaftsanzug in Ihren Koffern?“ „Abend nzug!“ rief Keller entſetzt.„Zum Kuckuck, ich bin Bergwerksingenieur! Ich habe nicht einmal ein Oberhemd mit geſtärkter Bruſt wünſchen, daß Ihre Gewehre wirtſchaftsporitiſchen 8 Lage der Landwirtſchaſt zi 1. erörterte Belaſtung der Wirtſchaft ztale Geſetzgebung der letzten Reg.⸗Präſident z. D. Graf Berlin behandelt werden. Im Hinblick auf die neuerdings beſonders betriebene Propaganda zur Hebung des Milchverbrauchs dürften die Ausführungen von Oek.-Rat Keiſer-Berlin über die Förderung des Abſatzes der inländiſchen Milch und Milchprodukte beſonderes Intereſſe finden. Auf einer anſchließenden Beſichtigungs rriſe durch die Weinbaugebiete des beſetzten heſ ſiſchen Landes, über die Generaldirektor Ha— nnann von der Landwirtſchaftskamme: Darm— ſtadt zum Schluß referieren wird, iſt Gelegenheit gegeben, die Ausführungen über die Lage des Weinbaues auf der Vollverſamlung durch eigene Anſchauung der lokalen Verhältniſſe zu ergän— zen. Berlin, 4. Mai. der Tagung des Deutſchen Landwirtſchaſts rates, die am Donnerstag und Freitag in Darmſtadt ſtattfindet, erfahren wird noch ſol gende Einzelheiten: Reichskanzler Luther „Allgemeine Wirtſchaftspolitik tung“, ö Reichsbankpräſident Dr. Schacht über „Kreditregulierung u. Erntebergungskredite“ Ernährungsminiſter Dr. Haslinde über„Die Zukunft der deutſchen Landwirt— ſchaft“. Ob der Reichsfinanzminiſter hold an der Tagung teilnimmt, Secugſotgerungen Auch die viel— durch die ſo⸗ Jahre wird durch von Baudiſſin⸗ aus der Ueber das Programm Dr. ſpricht über und Aufwer Rein⸗ noch un Dr — — Nr Wx 8 N AN 2.75 2 4 Handelsmarkt. Frankfurter Getreidebörſe. An der notierten bei heutigen ruhiger Frankfurter Getreidebörſe Tendenz: Weizen 30.25 Roggen 19,50 bis 20: Sommergerſte 22,50 bis 24,75; Hafer inl. 23 bis 24; Mais 18,50; Wei⸗ zenmehl 42 bis 42,75; Roggenmehl 28.75 blis 29: Weizenkleie 9,50 bis 9,75: Roggenkleie 11 bis 11,25, alles in Reichsmark die 100 Kilogr. Mannheimer Maimarkt(Großvieh- und Pferdemarkt.) Zum Maimarkt betrug der Auftrieb 226 Och⸗ ſen, 112 Bullen, 651 Kühe, 989 Kälber, 71 Schaſe, 2320 Schweine, 74 Wagenpſerde, 1037 Arbeits⸗ pferde, 85 Schlachtpferde, 4 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewickt: Ochſen 30 bis 58: Bul⸗ len 34 bis 52; Kühe 15 bis 50; Färſen 43 bis 597 Kälber 48 bis 82; beſter Maſt 100 bis 120; Schafe 10 bis 54: Schweine 56 bis 74; Wagenpferde pro Stück 1000 bis 1600; Arbe ferde 800 bis 1900; Schlachtpferde 60 bis 140; Ziegen 10 bis.— Markttverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, lang⸗ ſam geräumt, heſte ausgeſuchte Tiere aller Gat— ungen über Notiz bezahlt, Kälber ruhig, lang⸗ ſam geräumt, Schweine mittelmäßig, ausverkauſt, gute Arbeitspferde mittelmäßig. Wagenpferde, ruhig. Etwa 80 Prozent des Auftriebes wurde verkauft. 1 0 bei mir. noch viel weniger einen Abendanzug. Ich hatte keine Ahnung, daß ich hier zu einer Tanzgeſeliſchaft komme!“ „Ja, Sie haben ſich um die alltäglichen Dinge des Lebens gekümmert, wie Flinten und Munition, aber die wichtige Frage der Toilette haben Sie ganz vernachläſſigt!“ „Ich werde mit den Leuten vor dem Maſt eſſen!“ erklärte Keller brummig. „O, das iſt nicht nötig! Als Sie neulich mit dem Kopf durch die Tür meines Frühſtücks— zimmers rennen wollten, ſah ich, wie mein Diener Sie kritiſch mit den Augen maß für den Fall, daß er vielleicht Gewalt anwenden müßte, die ich verabſcheue. So habe ich ihm aufgetragen, nach ſeiner Schätzung drei Geſell⸗ ſchaftsanzüge für Sie in verſchiedenen Größen machen zu laſſen. Sie liegen alle drei in Ihrer Kabine.“ „Nun, Herr, wenn Sie etwa erwarten ſollten, daß ich mich jeden Abend hübſch mache—“ „Ach nein, lieber Peter, ich erwarte nie— mals das Unmögliche! Aber Kapitän Wild hält außerordentlich viel auf Formen. Er wird den Vorſitz bei Tiſch im Glanz einer gold— geftickten Uniform führen, die von dem erſten Militärſchneider in Berlin gemacht iſt. Wir müſſen daher verſuchen, es ihm gleichzutun, mein Junge, wenigſtens ſo gut wir können! Dann iſt da unſer erſter Maſchiniſt, auch in Uniform und Ingenieur für drahtloſe Tele— graphie, der ziemlich etepetete iſt, und ſchließlich iſt da noch der Doktor, der von Halle kommt, und wir dürfen der Univerſität die Ehre nicht verſagen. Sie ſehen, Sie und ich ſind in der Minorität und müſſen uns eben fügen!“ Keller begab ſich niedergeſchlagen in ſeine Kabine und fand dieſe ſo geräumig und ſo elegant ausgeſtattet, daß er ein paar Augen— blicke ſtarr vor Staunen auf der Schwelle ſtehen blieb und ſich in dem Raum umſah. Er kam wieder heraus, als das Gong er⸗ klang und betrat den langen, breiten Salon, der die ganze Breite des Schiffes einnahm. Graf Tann führte den Vorſitz und ſtellte Keller Doktor Holden, ſowie dem Elektrotechniker und Telegraphiſten, Herrn Spener vor. Weder der Kapitän noch der erſte Maſchiniſt erſchienen zum Eſſen: der eine wollte die Brücke nicht verlaſſen. bis das Schiff auf offener See ware; der andere beobachtete das Arbeiten der Maſchinen beim Beginn der langen Reiſe 91 Als die Jacht nach Tagen in die Gewäſſer kam, wo ſie nach Kellers Berechnung den „Rajah' hätte einholen müſſen, kam weit und breit lein Schiff in Sicht. Tag für Tag ſtand der junge Ingenieur am Steuer mit einem Fernglas bewaffnet und ſuchte den leeren Horizont nach dem verfolgten Dampfer ab. Die Reiſe war bis jetzt bei ſtets gutem Wetter ziemlich einförmig verlaufen. Nichts war paſſiert, nicht der kleinſte Unfall an der Maſchine, nicht der allermäßigſte Sturm. Graf Tann bemerkte wohl das eifrige Aus⸗ ſpähen ſeines Mineningenieurs, und ein leiſes ironiſches Lächeln ſpielte um ſeine Lippen; aber er ſagte nichts. Enbſich gab Keller es auf, nach dem ‚Rajah' auszuſchauen; denn es war ganz unmöglich, daß der Dampfer bereits die Strecke zurückgelegt hatte, die die Jacht jetzt hinter ſich gebracht. Dennoch war nach ernſten Ueberlegungen bei ihm endlich ein Plan gereift, und er mußte ſeinen Chef zu ſeiner Annahme zu bewegen ſuchen. Als er daher den Grafen einmal ſah auf dem Hinterdeck, der junge Herr ſich in einem Triumph.. räkelte, trat er auf ihn zu. Seine mit ganten Hausſchuhen bekleideten Füße ruhten auf der verſtellbaren Fußbank, und ſeine Tollette war, dem Namen des Schiffes angemeſſen,. ganz weiß. Das Wetter war ſehr warm, wenn auch die Jacht ſo raſch durch das ölige Waſſer glitt, daß eine angenehme Briſe alle auf Deck umwehte. Der Graf legte das Buch, in dem er geleſen, mit dem Rücken nach oben auf das nebenſtehende Tiſchchen und betrachtete ſich den Näherkommenden mit liebenswürdigem Spott. „Nun, Keller,“ rief er, gefunden! „Wen?“ „Nun, den Rajah' natürlich.“ „Woher wiſſen Sie denn, daß ich nach ihm ausſchaute?“ „haben Sie ihn (Fortſetzung folgt.) —